lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • 5 .5

    Nach dem mäßigen Weltuntergangthriller "Carriers" greifen die Pastor-Brüder wieder den Abstieg unsere Zivilisation auf.
    Im wahrsten Sinne des Wortes, denn eine mehr symbolisch als logisch nachvollziehbare Agoraphobie-Epidemie lässt die Menschen in geschlossenen, unterirdischen Räumen hausen. Jeder Schritt in die offene Natur ist mit tödlichen Panikattacken verbunden. Marc, ein Computer-Programmierer, ist das egal. Er will seine schwangere Freundin finden und macht sich auf zu einer Schnitzeljagd durch U-Bahntunnel, Kauf- und Wohnhäusern, in einer gesetzlosen Stadt.
    Mal keine Aliens oder gierige Zombies hausen in der Hölle des Überlebens sondern, wenn überhaupt, geht die Bedrohung von der Menschheit selbst aus. Das Überleben in Abschottung ist allerdings genauso wenig Thema des Films, wie seine angedeutete Reflexion unnatürlicher Lebensweisen der Stadt-Bevölkerung. Die zivilisationskritische Prämisse wird nicht vertieft, ist lediglich der Rahmen für eine hoffnungsvolle und -suchende Odyssee.
    Ist in der ersten Hälfte des Films das Szenario bedrohlich und klaustrophobisch, plätschert der Streifen im weiteren Verlauf vorhersehbar und klischeehaft vor sich hin. Seine dramatischen Elemente verkommen zum Ende hin zu einem verschnulzten, unfreiwillig-komischen Rührstück.
    Das sieht allerdings prächtig aus. Das geringe Budget von 5 Mio Dollar dieser spanischen Produktion wird talentiert benutzt. Setting und Kamera sind oberste Sahne, mit Stilwillen inszeniert, zaubert manch einprägsam-schauriges Bild auf die Leinwand.
    So bleibt am Ende (nur) ein optisch reizvolles Endzeithorrordrama ohne CGI-Krawall übrig. Eher bedächtig und in der Gewaltdarstellung zurückhaltend erzählt, das dem Geschehen ein überraschend optimistischen Blick gönnt.

    23
    • 4

      Vier Männer, mitten in den Vierzigern, feiern ihr Wiedersehen im Haus am Strand. Wollen sich mal wieder jung fühlen. Quatschen über rasierte Muschis, schweifen in ihre gemeinsame Vergangenheit ab, schwelgen in der drogeninduzierten Sau. Denn das abgerichtete, stubenreine (Familien-) Leben ist sooo langweilig, in genau definierten Rollen verhaftet.
      Was als ausschweifende Party und Meditation über Existenzen die ihr Leben an die Wand gefahren haben beginnt, entwickelt sich zu einer Midlife-Crisis-Farce, in dem Idioten idiotische Dinge tun. Im perfiden Hangover-Wahn bekommt ein mit Jugendblut unterschriebene Pakt eine lebensverneinende Mystik.
      Mit reizvollen Bilden und verdammt coolen Score wird Nihilismus gekrönt, bis zum bitteren Ende.
      Nur muss ich mich mit feigen, unreifen, verantwortungslosen Mitvierzigern herumschlagen, die sich in Selbstmitleid suhlen? Verständnis für ihre Lebenslüge aufbringen, besonders dann wenn sie nicht im Ansatz dazu bereit sind sie zu reflektieren, sich lieber mit Tabletten, Alk und Drogen ersaufen?
      "I Melt with you" schreit nach kompromissloser Ver-/Zerstörung in pathetischen Bilden. Die funkelnde, bunte, poppige Oberflächlichkeit wirkt wie eine alte, revolutionäre Platte der Sex Pistols, die längst einen Sprung in der Schüssel hat und in drögen No-Future-Gestiken der 80er verhaftet ist.

      16
      • 6

        Existentialistische Reise in die Dunkelheit, Gewalt und Brutalität des Krieges.
        Vom mittelbegabten Horror-Regisseur Jeff Burr in der ersten halben Stunde als Genre-Hybrid aus Horror und Surrealität inszenierter Low-Budget-Reißer, dessen magischer Realismus und seltsam-ver-(alb-)träumte Stimmung in eine schreckliche Spirale der makaberen Zer-/Verstörung endet. Fern des üblichen Hollywood-Standards raubt der Krieg jegliche Unschuld, in seiner Trauer ruft er nach Erlösung.

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        • 10

          »SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
          #11
          K…wie Krimi
          Der Kriminalfilm thematisiert in der Regel Verbrechen, die den Zuschauer in Spannung versetzen sollen. Oftmals spielt ein rechtschaffender Polizist die Rolle des Ermittlers und findet im Rahmen realistisch dargestellter Handlungsorte und gesellschaftlicher Hintergründe den Täter.

          Ich bin Hotels vertikal herunter gelaufen, in Schluchten gesprungen, habe mich ungesichert über reißendende Flüsse gehangelt, an Felswänden gehangen und aus Flugzeugen gestürzt. Das ist Lebensmüde, unverantwortlich und ratten-geil.
          100 % Adrenalin, wie der Film!
          Auch wenn „Point Break“ offensichtlich ein kruder, absonderlicher Macho-Actioner mit kleinhirniger Krimihandlung ist, er zelebriert das entgrenzte Lebensgefühl, den Kamikaze-Blick im Angesicht des Todes, den Reiz der Gefahr wie kein anderer.
          Bewegungs-Kino, mit Tempo auf der Überhohlspur und einer angetriebenen Inszenierung. In dem ambivalente, überheblichen Figuren und die tragische Konsequenz der Geschichte ohne Wenn und Aber auf den Punkt gebracht werden.
          Selten waren Keanu Reeves und Patrick Swayze so überzeugend, selten wurde Undercover-Tätigkeit so süffisant und heroisch ironisiert.
          Regisseurin Kathryn Bigelow war im Kontext mit ihren (Ex-) Ehemann James Cameron in allen Belangen am Zenit ihres Könnens. Kultige Idealisierung von Extremen, der Actionfilm als spirituelles Erlebnis, 23 Jahre alt und keine Sekunde verstaubt. Hier wird im selben Maß die Geilheit der Geschwindigkeit und Grenzerfahrung entjungfert wie gefeiert. Eingebettet in einer verquasten Romantisierung von Gewalt und Kriminalität, hübschen Liebes-Geschichte und ambivalenten Männerfreundschaft, die vor überheblichen Ritualen und pseudo-revolutionärem Spirit nur so strotz.
          Das ist machoides Körperkino par excellence für Freunde, die auf der adrenalin-getränkten Welle des Subtextes und einem aufbrausenden Sturm hochdynamischer Action mitsurfen wollen.
          [http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]

          32
          • 6 .5

            "Der Teufel hat keinen Schwanz sondern eine Fotze, so groß wie eine Höhle."
            Hochgeschwindigkeits-Quatsch vom Clown des filmischen Wahnsinns Alex de la Iglesia, in dem anarchisch-ätzend, politisch-unkorrekt Geschlechterkampf als kruder Genre-Mix aus Überfall- und Horror-Komödie durch den blutigen Fleischwolf getrieben wird.
            Frauenfeindliche Diebe mit bemitleidenswerten Masochismus treffen auf männerfeindliche Mutter-Hexen, im Land der spanischen Übertreibungen.
            Der heiße Over-the-Top-Dampf bring den Zuschauer am Rande des Nervenzusammenbruchs. Denn so hysterisch-angetrieben und stramm auch die erste Hälfte des Streifens ist, der Hexen-Sabbat des Blödsinns nervt zunehmend und verpufft in Vulgarität.
            Allerdings, und das muss dem Regisseur zu Gute geschrieben werden, er hält sich nie an das Protokoll eines ernst zu nehmenden Films.
            Irrsinn ist hier Programm.

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            • Oh ja, vernetzt eurer Franchise-Systeme, melkt die Zuschauer, verdoppelt und teilt gierig das Geld auf, die breite Masse macht geifernd mit.

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              • Ich weiß, ist auf Youtube schon abgenudelt aber für mich immer noch einer der grandiosesten Tode der Filmgeschichte...
                http://www.youtube.com/watch?v=nAdniWncWu4
                AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH

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                • 3 .5

                  "Ich hab' für Geld mein Volk vergiftet..."
                  Der fremde Ostblock als nicht wählerische Bedrohung...
                  Nervöse Digi-Cam-Wackel-Dackel-Inszenierung wäre wohl eine freundliche Untertreibung für diesen chaotischen Schutt den sich Debütant Andy Fetscher hier geleistet hat. Mit einem massiven Hang zur Übertreibung wird US-Spannungsdramaturgie und Effekt-Schule für irgendein humanitären Lebensmittelskandal missbraucht um (Körper-) Horror mit Backwood-Slasher-Kino zu bombardieren. Bei einer fahrigen Montage, Bebilderung und Figurenzeichnung, mit Logik die Purzelbäume schlägt, schaut der Regisseur gefällig und mit hohem Tempo auf die entsprechenden Vorbilder. Mutiertes Hundefutter als zynische Ernährung für vergessene Straßenkinder des Ostens ist in Ansätzen eine schön-böse Idee. Und die Mittel des hessischen Fernsehens in pseudo- psychologische Dialog-Weisheiten und melodramatischen Unsinn hinein zu buttern ist fast gewagt. Da entsteht deutsches Genre-Dosenfutter für die Not, geschmacksarm und bedingt sättigend. Wenn zum Ende hin allerdings, völlig deplatziert, eine lesbische Sexszene und Kondom-Flaschen-Messer-Schleuder geboten wird, denke ich nur: Bitte, bitte, ihr minder-begabten, deutschen Filmemacher, lasst es sein mit Genre-Filmen, solch ein Scheiß geht auf keine Kuhhaut mehr...
                  Immerhin hat der Filmemacher mit seinem zweiten Film (Urban Explorer) bewiesen das er doch sein Handwerk versteht.
                  Immerhin...

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                  • 3

                    Wenn scharlachrotes, digitales Heldenblut die Ägäis färbt und blubbernd in die Kamera spritzt,
                    wenn der Krieg (für Ruhm und Ehre) Kinder zwingt Männer zu werden,
                    wenn das Wagnis Demokratie wie eine Straßenprügelei in Zeitlupe wirkt,
                    wenn die Verbundenheit von Kriegern aus herum-fliegenden Körperteilen besteht,
                    wenn es die Pflicht eines Mannes ist seine Familie und sein Land, egal was da komme, in der Feuerprobe des Kampfes zu schützen,
                    wenn Opferbereitschaft eine heroische Bürde ist,
                    wenn Sterben für die gerechte Sache ein Gewinn ist,
                    wenn es lauthals "Kämpft für Griechenland! Heil! Heil! Heil!" über die Meere schallt,
                    dann sind wir in einem Kriegsporno, der härter kämpft als er fickt!

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                    • 7 .5

                      Für das Oster-Film-Wichteln 2014 entschieden FilmFreak2K13 und ich uns einen Film aus einem Genre an zugucken welches sonst eher weniger bis gar nicht unser Fall ist…
                      Wenn Telefonsex Erpressung ist, durch kindliche Triebabfuhr gereinigt wird und Puddingbecher freiheitliche Bonusmeilen für die Liebe versprechen sind wir im surrealen Mikrokosmos eines Paul Thomas Andersons.
                      Vulkanartig, mit dem Wumms eines Knock-Outs trifft heillose Romantik auf lynchhafte Alltagssatire. „Punch-Drunk Love“ prügelt verkopft und gefühlvoll auf den Takt von romantischen Komödien ein. Mit einer (fast) naiven Verspieltheit eines Debütfilms wird die Großartigkeit von Liebe zelebriert, die nicht an der Skrupellosigkeit von Gier scheitert. In dem ein autistisch-entfremdeter Biedermann-Forrest Gump der Held ist und der debile Kasper Adam Sandler ihn überzeugend-verhuscht verkörpert.
                      „Manchmal habe ich Weinkrämpfe und ich weiß gar nicht warum.“
                      Schön.

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                      • 6

                        Aus der ursprünglich für weiße Amerikaner beängstigende schwarze Ikone ist ein poppiges Kultur-Gut geworden. Im Stil alter James-Bond-Filme hopst Shaft als ein Art Undercoverkämpfer gegen internationale Sklavenhaltung durch farbenfrohe, exotische Schauplätze. Es gibt böse Bösewichte, aktionhaltige Action und einen potenten Kerl zu bestaunen, der noch sexistischer als sein helles Agenten-Vorbild ist.
                        Ein schwarzer 007 im Blaxploitation-Boom, mit einem coolen Richard Roundtree, der alles nagelt und verprügelt was bis drei nicht auf den Bäumen ist...

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                        • 6

                          Mad-Gott-Gibson als Kamel-Treiber, Methangas-Schweine-Wirt, Vorschulerzieher für Nachkriegs-Hippie-Kommune-Kids, Master-Blaster-Donnerkuppel-Gladiator und Wüsten-Jesus.
                          Dem dritten Teil der Saga gehen sicherlich nicht seine bizarr-kreativen Figuren, Frisuren, Klamotten, Sets und Autos aus. Es ist allerdings reichlich verwunderlich was die Drehbuchautoren dazu geritten hat aus der brutalen Anti-Utopie der Vorgänger einen post-nuklearen Kindergarten zu machen, dessen religiös-verbrämter Stuss nur ratloses Kopfschütteln verursacht.
                          Trash-Gott sei Dank nimmt sich der Streifen aber keine Sekunde ernst, so das genügend Spaß für solch ein Unsinn vorhanden ist.

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                          • Manchmal frage ich mich ob ich hier Angesichts des deutlich jugendlichem Zielgruppen-Publikums mit scheinbar absichtlicher (Facebook-) Verblödungs-Strategie noch als 46-Jähriger auf der "richtigen" Seite bin....
                            Kann mir jemand eine niveau-vollere, vergleichbare Seite empfehlen?

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                            • 5 .5

                              "Wir sind keine Psychopathen, wir sind bloß Kleinunternehmer."
                              Trudelnde Weltenbummler mit rasierten Eiern und Muschis laufen einem armseligen Hillbilly-Brüder-Gespann in die Arme, die ihnen Bleistifte in den Arsch stecken und den Schwanz anzünden.
                              Äh, oder so...
                              Zeitweise herrlich doofe, nett gespielte, leider auch oftmals fade-humorvolle, mit Leerlauf kämpfende Provinzposse im Stil von "Tucker & Dale" made in Australien, die die Wirtschaftskrise als leidlich originelle Genre-Parodie erzählt.
                              Naja, war ok. Die Cairnes-Brüder haben sicherlich noch mehr auf dem Kasten...

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                              • 2

                                Entscheide Dich ob Du bestehen oder scheitern willst. Verwandle Deine (vermeintliche) Schwäche in Stärke, in Aggressionen. Nicht Atmen, nicht Denken sondern Handeln, denn es zahlt sich aus ein Sieger zu sein, in kumpelhafter Freundschaft verankert zu sein.
                                Militär- und Kasernen-Romantik ist die Basis für bärtige Soldaten aus den USA um das bärtige Böse mit Kopftuch zu killen, weil sie Köpfe abhacken und wie Osama Bin Laden aussehen. Leider ist das Moorhuhn-Schießen im afghanischen Wald gar nicht so einfach, denn im Feindkontakt werden sie in ihre Einzelteile verpustet, körperlich zerstört. Den gesichtslosen, unkaputtbaren Seals wird von gesichtslosen Taliban das Gesicht weg geknallt. Das Schlechte ist heimtückisch, unmenschlich und plündert sogar Eheringe. Das Gute ist in Blut und Ehre getaucht, moralisch integrer.
                                Das ist Kino in dem Heldenpathos mit Durchhalte-Weisheiten und Kriegssprache-Parolen hemmungslos propagiert wird. Eingebettet in einer fulminanten, dynamischen Action-Regie. Peter Berg hat seine Hausaufgaben gemacht und einen dicken Gehaltscheck vom US-Militär kassiert.
                                Ego-Shooter-Kriegsgeilheit, in dem Figurenbeschreibungen aus Reaktion und Gegenreaktion bestehen und inhaltlich in Beliebigkeit versinken.
                                Wenn dem Film zum Ende hin auffällt, das er arg einseitig geworden ist, lässt er den Gutmenschen heraus hängen, in dem er (politisch-korrekt) die zivile Bauern-Bevölkerung als aufrichtige, moralisch hochwertige Retter hochstilisiert um seine ausgiebig zelebrierten Feindbilder zu kaschieren. Dabei thematisiert er Krieg als Soldaten-Kanonenfutter, denen in den Rücken geschossen wird. Aus Tätern werden Opfer, weil sie ja für die gerechte Sache kämpfen.
                                Denn Krieg ist Blut, ist Leiden, ist Pathos, ist Überleben, ist Mitleid, ist Hass, ist Aufopferung, ist Nächstenliebe, fördert den revolutionären Geist.
                                Gut, weiter so, ich glaube Euch kein Wort!

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                                • 5

                                  Rio 2 und der Fluch von Fortsetzungen.
                                  Alles muss gedoppelt werden um einen (kommerziellen) Mehrwert zu erreichen. Jetzt gibt es zwei Handlungsorte, zwei Bösewichter, zweimal so viele Musical-Einlagen usw. Nur leider wird der Film dadurch nicht doppelt so gut, im Gegenteil.
                                  Weiterhin ist die Optik knallig-bund und die Animation oberste Sahne.
                                  Die Geschichte ist allerdings unbeholfen erzählt, hangelt sich als Nummernrevue von einem mauen Gag zum nächsten. Wenig aufregend wird durch die semi-gealterte Filmgeschichte geplündert (Avatar, Harry-Potter, Fockers, Madagaskar), originelle Ideen (Fußball als Krieg) fahrig abgearbeitet, mit einer aufgesetzten Moralapostel-Öko-Botschaft und tausendmal gesehenen Zielgruppen-Bedürfnisse (Casting-Show) garniert. Wie an ein Reißbrett entworfen, mit erheblich weniger Charme als der Vorgänger, wird hier wieder Kindern das Geld aus der Tasche gezogen, Erwachsene schütteln nur ratlos den Kopf. Zumindest konnte ich ein paar mal Lachen und meine Tochter hatte ihren schlichten Spaß.

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                                  • 4

                                    Als klaustrophobisches Thriller-Surrogat im Kühlschrank angepriesener Minimal-Krimi, der so ungebraten und ungewürzt fade schmeckt.

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                                    • 6 .5

                                      Die Zukunftsvorhersagen im amerikanischen 70er Jahre Kino waren bewölkt.
                                      Im 23. Jahrhundert lebt der Mensch in hedonistischen, sterilen Kuppel-Städten, die wie ein Supermarktparadies wirken. Wenn ihre Lebensuhr mit 30 Jahren abläuft werden sie unter Beifall, bei einer ritualisierten, bunten Laser-Show pulverisiert um vermeintlich Wiedergeboren zu werden. So genannte "Sandmänner" jagen und eliminieren Typen, die das nicht wollen. Einer von ihnen bekommt Zweifel und flüchtet mit seiner Sex-Eva in die Außenzone, sie lernen das faltige Alter und die Freiheit kennen.
                                      "Logan's Run" ist in seinen Aussichten eine Blaupause des anti-utopistischen Films. Voller Ideen, die bis heute einen aktuellen Bezug haben. Konsumkritik, manipulativ-mediale Gleichschaltung, die Schwierigkeit vom Altern in einer funktionalen, perfekten Gesellschaft usw.
                                      Der Schwachpunkt des Films ist, das er seine Themen arg oberflächlich behandelt und stattdessen mehr dem Actionfilm verhangen ist, ohne dabei eine treibende Kraft zu entwickeln. Der Streifen wirkt so manche male zäh. Aus heutiger Sicht gesellen sich poppig-futuristische Effekte, Klamotten im Plastik-Design hinzu, die seltsam verkitscht und trashig wirken und einen charmanten aber unfreiwillig komischen Kontrast zu der ernsthaften Thematik haben.
                                      Aus nostalgischer Verklärtheit und wegen dem scharfen, zunehmend zerfetzen Kleides der Hauptdarstellerin reicht es aber für einen angenehmen Filmabend.

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                                      • Crowdfunding war (ursprünglich) mal eine gute Idee, jetzt wird sie (nicht überraschend) für Scheiße missbraucht. Na gut, keiner muss Geld dafür hergeben, Gott sei Dank.

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                                        • 6

                                          Über den Lego-Film wird hier sicherlich noch viel geschrieben. Seine baukastenhafte Anleitung oder anarchische Gestaltung von bunten Steinen, unendlichen Hommagen und Parodien auf kulturelle (Helden-) Referenzen, die bis zum kleinsten Detail in Bild- und Sprach-Witz zelebriert werden, das clevere Nutzen von 3D um die plastikartige Räumlichkeit zu verdeutlichen, der Umgang mit kindlichen und ironisch-subversiven, erwachsenen Humor sind ein Blick wert. Das alles ist oberste Sahne, sieht toll aus, hat Schwung in der Bude und macht Spaß.
                                          „Hier ist alle Super“ ohr-wurmt der Film selbstironisch.
                                          Ja, stimmt…
                                          So SUPER, das mich die gewollte, geplante und merchandising-gezielte Lego-Front erschlagen hat. Alles ist klug durchdacht, auf Nostalgie, Meta-Ebene und modernen Kinokonsum gerichtet, so das ich schnell ein Über-Sättigungsgefühl hatte. Meine 8-jährige Tochter rutschte zunehmend bei den immer gleichen Schemata, die der Film abarbeitet, auf den Kinosessel herum. Sie wurde gelangweilt, weil er sich so perfekt aber letztlich herzlos von einem Show-Wert zum nächsten abrackert, in hemmungslos-gewollten Kitsch versinkt. Und bei mir machten sich nach anfänglich, schallenden Lachen über all die Querverweise schnell Ermüdungserscheinungen breit. Ich war am Ende froh das diese Überwältigung der Sinne ein Ende hatte.
                                          Klar, der Film ist nicht schlecht, bin scheinbar aber nicht das Ziel dieser synthetisch generierten Zielgruppe.

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                                          • 8

                                            »SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
                                            #10
                                            J…wie Jugendfilm
                                            Wikipedia definiert den „Jugendfilm“ als eine Projektionsfläche für Menschen zwischen Pubertät und Erwachsensein, die eine (mögliche) Identifikation für das Zielpublikum erlaubt und das emotionale, sexuelle und körperliche Erwachsenwerden, das Ablösen vom Elternhaus, Freundeskreis, Liebe thematisiert.
                                            So gesehen ist „Billy Elliot“ der Inbegriff eines Jugendfilms.
                                            Nicht nur das er auf herzerfrischender Art, mit viel Humor, Sensibilität und freundlichem Pathos die spielerisch-tänzerische Selbstfindung eines jungen Arbeiter-Jungens unter widrigsten Bedingungen beschreibt, es in einen bitteren, sozialen Kontext der Thatcher-Ära einbindet, nein, er ist grundsätzlich ein außerordentlich intensiver, lebensbejahender Streifen über Familie, Freundschaft, Achtung und dem Glaube an sich Selbst. In einem tristen, herb-männlichem Umfeld, das Vorbehalte gegenüber schwulen Ballett hat, dem aber ein tiefes Verständnis für eine veränderbare Motivation inne wohnt, egal welche Bildungsschicht dafür notwendig ist.
                                            Ich könnte hier Seitenlang über die liebevolle und gezielt-kitschige Klaviatur von Gefühlen und ihre treffend wie zweckdienliche, manipulative Wirkung auf den Betrachter philosophieren, über das grandiose Spiel aller Beteiligten, insbesondere des Hauptprotagonisten Jamie Bell. Aber ich spare es mir, denn dieser Film funktioniert nicht mit dem Kopf sondern mit dem Bauch oder mit tanzwütigen Beinen. Er steht außerhalb jeglicher Kritik, weil er so tränen-erweichend sein märchenhaftes Herz am richtigen Fleck hat.
                                            Schnief…
                                            Scheiße ist der gut, ich werde auf meine alten Tage noch sentimental…
                                            [http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver]

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                                            • 8 .5

                                              Erster Wagon:
                                              Anti-Utopie mit Klassen-System in einem Eiszeitzug, die ihr Feld, Abteil für Abteil, Level für Level von hinten aufräumt, dabei gerne selbstironisch über die Stränge schlägt und in ihrer comichaften Ernsthaftigkeit voller durchgeknallter Details steckt.
                                              Zweiter Wagon:
                                              Aufregend-packendes, herrlich frisches Genre-Kino mit Arthaus-Avancen, dem handfeste, magisch choreographierte Kampf-Szenen auf engsten Raum ebenso wichtig sind, wie sein ausufernder Diskurs über düster-dystopischen Film-Motiven.
                                              Dritter Wagon:
                                              Eine spektakuläre Endzeitsaga mit gleichnishafter Gesellschaftskritik, in einem zynischen Ökosystem wo die Schere zwischen Arm und Reich Nutzen für alle Beteiligten hat und es am Ende wenig Gewinner gibt.
                                              Vierter Wagon:
                                              Auch wenn der "Snowpiecer" nicht immer fein abgestimmt ist und sperrig daher-braust, er hat eine ungeheure kantige Kraft, dynamisch-unaufhaltsame Vorwärtsbewegung.
                                              Fünfter Wagon:
                                              Die Grafik-Novel-Zug-Grund-Prämisse ist bereits dermaßen symbolisch überzeichnet und bietet daher offensichtlich die Lesart an, das es hier um ein spielerisch-parabelhaftes, anti-utopistisches Bahn-Model aus dem Genre-Film-Baukasten geht und nicht um die technisch-exakte, realistische Darstellung eines Gesellschaftsbildes.
                                              Letzter Wagon (Abschluss):
                                              Cleverer SF-Film, der beweist das (Blockbuster-)Action-Kino nicht im Stumpfsinn des Bierhimmels versinken muss.

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                                              • 6

                                                Vom Entwicklungskind zur Bad-Ass-Cyborg-Mama.
                                                Die kybernetische Roboter-Zukunft als Cyberpunk-Drama, in dem Stimmung, Figuren wichtiger sind als die am Rande abspielenden Action-Sequenzen. Etwas zu linear und holprig entwickelt das Script eine stilvolle Auseinandersetzung über Menschlichkeit, Unschuld und künstliche Intelligenz.
                                                In kühlen, ikonischen Bildern erzählt Regisseur und Autor Caradog W. James für wenig Geld den klassischen Frankenstein-Schöpfungs-Mythos mit dystopischen Motiven des 70er und 80er Kinos, inklusive Retro-Synthie-Sound und Kalter-Krieg-Motivation. Entstanden ist ein Art Prequel zu BladeRunner im Species-Gewand, das sein Hirn nicht an der Kino-Kasse abgibt und für Fans von etwas anspruchsvolleren SF-Filmen von Interesse sein kann.

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                                                • 6 .5

                                                  Juno Maks Regiedebüt ist eine Chinese Ghost Story im Wohnblocksilo, in dem asiatischer Geister-/Schicksals-/Aberglaube auf leidende Bewohner trifft, die vom Verlust ihrer Angehörigen geprägt sind. In leicht verwebten, episodischen Geschichten wird mit einer schwebenden, formvollendeter Bildgestaltung die parallele Existenz von Leben und Tod eingefangen. Auffallend extravagant und einfallsreich streift die Kamera durch eine pure Computer-Effekt-Fantasie, in deren Flure und Wohnungen befremdliche Kampf- und Gore-Einlagen stattfinden. Diese Todesmelodie aus infernalem Design ist gemäßigt unheimlich, wenig erschreckend und berührt mit seinen klinisch-toten Bildern kaum, fasziniert allerdings in seiner ausschweifenden Optik. "Rigor Mortis", ein digitaler Argento aus Hongkong.

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                                                  • http://www.detailverliebt.de/gar-nicht-detailverliebt-ahnliche-filmplakate/

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