lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • 4
    über Planes

    "Planes" ist ein Spin-Off im Cars-Universum, das in allen Belangen eine Bruchlandung hinlegt.
    Von DisneyToons Direct-to-Video produziert, mit 50 Mio.Dollar für die große Leinwand aufgepimpt, kann es seinen ursprünglichen Heim-Kino-Flughafen nicht verheimlichen. Die urarmerkanische Geschichte um einen Underdog, der seine Ängste überwindet und zum Helden wird ist formelhaft. Ein ohne würzigen Witz, mit stereotypen Charakteren und Vorurteilen gefüllter Klischee-Tank. Fern jeder Detailverliebtheit und Raffinesse der PIXAR-Vorbilder wirkt die Vermenschlichung von technischen Geräten ermüdend und selten originell. Merchandising-Apparat mit flügellosen Ideen. Die Cars-Rezeptur wird einfach umgekehrt, noch mal erzählt, ohne ihr Emotionen oder Persönlichkeit einzuhauchen.
    Mein 9-jähriger Begleiter hat diesen drögen Papierflieger bereits am Ende der Vorstellung gelangweilt in die Ecke gefeuert, enttäuscht vom schalen 3D und lustlosem Lachen.
    Vielleicht funktioniert diese Gelddruck-Maschine bei ganz kleinen Kinderherzen...

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    • 7

      Wold-War-2-Found-Footage filmt mutierte Wehrmacht-Zombies.
      Das semidokumentarische Handkameragewackel entpuppt sich als filmisches Mittel der ersten Wahl des niederländischen Debüt-Filmemachers Richard Raaphorst.
      Nach einer konfusen und polterigen Einleitung lauert hinter jeder Ecke der blutrünstige Durst nach Nazi-Exploitation im modernen Ego-Shooter-Gewand.
      In den grausigen Gängen und Hallen einer zweckentfremdeten Kirche tauchen hirnmanipulierte Mechatronik-Mutanten in Soldatenuniform auf um Kanonenfutterfiguren in ihre Ersatzteillager zu zerlegen. Ein Panoptikum aus aberwitzigen und absurdesten Creature-Design. Die Allmachtsfantasien eines Mad Scientists heben die rechte Hand stramm gen Himmel.
      In seiner böswillig-ironischen Abartigkeit eine ungemein faszinierende Trash-Version von Tsukamoto's "Body Hammer". Körperhorror, der zwischen grandiosen und selten dämlichen Unsinn schwangt, lobotomischer Grusel.
      Das ist verspieltes, hemmungslos-geschmackloses Low-Budget-Kino vom Feinsten. Es macht in seiner ausufernden Phantasie keine Kompromisse.

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      • 6

        Einer von den vielen actionorientierten 2. Weltkriegsfilmen der 60er und 70er Jahre, dessen nostalgisches Szenario Computerspielentwickler heute maßgeblich inspiriert hat.

        Richard Burton als stahlgesichtiger, im resoluten Befehlston schnauzender, bei jedem Schuss treffender, ungeheuer vorausschauend agierender Superagent. Hat immer einen großen Masterplan und eine Tasche voll exakt explodierenden Bomben dabei. Maulwurf, SS und eiskaltes Wasser, kein Problem, die zynisch-kaltschnäuzigen Sprüche sitzen wie seine Frisur. Den Rest seiner Mannschaft degradiert er zu Stichwortgeber. Clint Eastwood und die blonden Frauen werden mit chauvinistischer Coolness in ihre Schranken und an ihre Maschinengewehre verwiesen.
        Diese fintenreiche Mischung aus Agenten- und Kriegsfilm ist tricktechnisch hoffnungslos veraltet, elliptisch, pseudo-clever erzählt und hat einen gemächlichen, überraschungsarmen Drive.
        Ein gruftiges "Wolfenstein"-Schloss in den pittoresken Alpen mit spießbürgerlicher Dorfatmosphäre ist der Hingucker für dieses überlange Actionfeuerwerk, das in seinem 75 (!) minütigen Finale alle bösen Deutschen weggesprengt, die nicht bis 10 auf den verschneiten Tannen sind. Über den abstrusen Handlungsverlauf kann gerne hinweg gesehen werden.
        Krieg und Nationalsozialismus sind abenteuerliche Fassade für Helden, die in ihrer alliierten Überlegenheit der Wehrmacht ohne Bedrohlichkeit so richtig ordentlich in den Arsch treten.

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        • Blockbusterrecycling:
          1. Premiere in den USA, 2. Weltweite Vermarktung des Films, 3. Wiederholung auf dem US-Markt, evt. auch auf dem weltweiten Markt, 4. DVD/BR Prämiere in den USA und dann Weltweit, 4-10. Extended Version, Direktors-Cut, Metallbox, Extrem-Killer-Cut, Super-duuper-Cut von Szenen die im Salzbergwerk gefunden wurden, Unrated , rated, Deluxe-Version, Version mit Rubbel-bildern, 11. Pay-TV-Premiere , 12. Normal-TV-Premiere , 13. TV-Wiederholungen, 14. 3D-Versinon bzw. Version mit neu überarbeitet Effekten, 15-xxx (siehe 1-13).
          Wer den Film bis dahin noch nicht gesehen hat ist doof oder blind....

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          • 5
            über Cyborg

            Ein gekreuzigter Jean-Claude Van Damme mit Fetthaaren als schweigsame, aufopferungsvolle Rache Gottes.
            Dieses Endzeit-Rip-Off mit seinem Industrie-Bruchbuden-Szenario und Barbaren-/Mad-Max-Mottenkistenkostumfundus lässt Eiweißpräparat-mutierte Muskelmänner in ihren über-stilisierten und lächerlichen Männerposen erstarren.
            Regisseur Albert Pyun nimmt diese Schrott-Schachtel schrecklich ernst. Zäh wie ausgelutschtes Schuhleder erkort er hilflose Rückblenden-Techniken und Anschlussfehler zu filmische Mittel. Zeitlupe und graphische Farbgebung wird mit desorientiert-choreographierten Kampfsporteinlagen kombiniert. Zu rinderhaft-debilen Schauspielern grunzt entsprechend die deutsche Synchronisation.
            In seinem bemitleidenswerten Dilettantismus finden sich schaurige Bilder und ein Hang zu einer große Gewalt-Oper, die durch ihre unfreiwillige Komik eine ordentliche 80er Jahre Party feiert.

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            • 5

              "Möge der schlimmste Tag aus eurer Vergangenheit, der beste in eurer Zukunft werden..."
              Zwei Autounfall-Opfer werden von einem nett-komischen Weingut-Pärchen in Obhut genommen. Aber was für seltsame Sachen passieren da in der Scheune?
              Auf anständige und verhaltende Art, mit eingebauten Rückblenden, wird nach und nach das tragische Trauma der beiden Protagonisten aufgearbeitet um es mit den Geschehnissen auf der Farm zu reflektieren. Dadurch entsteht eine mystische Grundstimmung, Neugierde wird beim Zuschauer geweckt.
              Unvermittelt wechselt "Cabin Massacre" in seinen reißerischen deutschen Verleihtitel und es gibt sadistisch-fiese, blutige Folter-Einlagen.
              Da der Terrorfilm von heute noch ein Twist bieten muss, kippt die ganze Chose in ein alberndes Finale um, das wahrlich nicht innovativ ist und unfreiwillig komisch wirkt. Seine provokant-moralischen Fragen werden im christlichen Rahmen thematisiert, die Horror-Klaviatur klimpert ordentlich, mir war die ganze Auflösung zu banal.

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              • http://www.actionfreunde.de/action/die-hard-rip-offs-oder-die-besten-stirb-langsam-varianten/

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                • Der Schaum der Tage ist stark gekürzt (36 ! Minuten).
                  http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=5978

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                  • 6 .5

                    "Eine Frau sollte nur bis zu ihrer Hochzeitsnacht leben. Einmal lieben und dann sterben."
                    Faszinierender Mix aus Giallo, Geisterfilm und grimmigem Humor.
                    Ein Serienkiller mit Mutterkomplex killt Hochzeitsbräute um seinen inneren Dämonen Mord für Mord näher zu kommen. Er verfällt dabei immer plakativer dem Wahnsinn.
                    Im Mittelpunkt steht der kantig-unnahbar wirkende Psychopath selbst. Aus seinem Blick heraus beginnt der Zuschauer mit ihm die (vorhersehbare) Traumareise.
                    Das geschmackvolle Dekor und reizvolle Overdressing wird von Mario Bava ins wunderschöne Licht gesetzt. Elegant umgarnt seine Kamera die luxuriöse Ausstattung, vergisst dabei gerne den Spannungsbogen. So plätschert diese makabere Farce über Eheglück in seinem Stilisierungswahn herum, mit blitzblankem Hackbeil, surrealen Mordalbträumen und fetten Eastman-Color-Bildern.

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                    • Wicker Man bekommt eine 3. Filmversion spendiert, der Regisseur kann nun endlich seine Wunschfassung auf BD präsentieren.
                      http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=5845

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                      • 5 .5

                        Mal wieder läuft ein geheimes Experiment aus dem Ruder. Inselbewohner werden von latent ekeligen, etwas billig aussehenden, CGI-Parasiten penetriert und mutieren zu unangenehmen Wurmfutter.
                        In gerader Linie, ohne große Einleitung und Logik, wird dramaturgisch unaufgeregt Genre-Überraschungen aus dem Wege gestolpert. Für die FSK 16 Abteilung gibt es unerwartet blutige Gewaltspitzen, der Körperhorror-Ekel hält sich aber in Grenzen.
                        Lediglich ein grimmiger Grundton (z.B. wird eine Mutter am Steuer eines Autos zu Tode stranguliert, während ihr Baby auf dem Rücksitz dabei zu schaut) und das sympathisch charakterisierte, nicht nervige Figurenarsenal sind mal anders als bei vergleichbaren Horror-Vertretern.
                        Ein an Höhepunkte bescheidenes, grundsolides Low-Budget-Körperfresser-Thrillerchen, das keinem weh tun will.

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                        • Bin so desinteressiert, so ein unnötiges Remake!

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                          • 5

                            Oy Lord...
                            http://31.media.tumblr.com/bd877ea8db23d5bb86275c4ff7d66f8e/tumblr_msel2xwxGM1rn7bzro1_400.gif

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                            • Wo bleibt der Jugendschutz wenn mann ihn braucht...
                              http://knusprig-titten-hitler.tumblr.com/image/60166410387

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                              • 6 .5

                                Direct-to-DVD/BD galoppiert dieser postmoderne Mash-Up aus Italo-Western, Horror, Fantasy und Action in die deutschen Wohnzimmer.
                                Die Produktionsgeschichte scheint, wie das Endergebnis, ein ähnlich wilder Ritt gewesen zu sein.
                                Ex-PIXAR-Mitarbeiter Jimmy Hayward (Horton hört ein Hu!) übernahm die Endfassung des Films, nachdem die Drehbuchautoren und Regisseure Neveldine & Taylor ihre 126minütige Version den Studiobossen vorgelegt haben. Denen muss die Fresse aus dem Gesicht gefallen sein, sie forderten sofortige Nachdrehs, eine PG-13-Degradierung und die knallharte Straffung auf 72 (!) Minuten.
                                Nutzte nix, trotz ordentlichem Budget (50 Mio.) floppte der Streifen bei den Kritikern und Konsumenten fürchterlich. Nur warum?
                                Geboten wird eine schlichte Rache-Story um einen nah-toten Kopfgeldjäger, die sich im grellen Style der DC-Comicvorlage sonnt. Prominent besetzt und mit ordentlichen Effekten versehen ballert und prügelt sich ein grimmiger Anti-Held durch den staubigen Hauch einer fahrig, fast expressionistisch, erzählten Geschichte. Einzelne Handlungsfäden werden kaum vertieft oder nur verbalisiert aber so verworren wie der Film abgemahnt wird ist er bei Weitem nicht. Im Gegenteil, ein cooler Höllenhund wird losgelassen, das Tempo ist mehr als flott, knapp und stramm bekommt der nicht defizitorientierte Zuschauer ein ordentliches Brett geboten.
                                Meiner Meinung nach ist "Jonah Hex" ein zu Unrecht nieder-gerateter, nieder-gefloppter und nieder-kritisierter Pulp-Western aus dem Comic-Fegefeuer.

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                                • 4 .5

                                  "Wir sind der Krieg, du bist die Beute!"
                                  Wie ein verfieberter Albtraum eines Film-Hochschul-Absolventen erscheint Eckhart Schmidts kurioser Arthaus-Reißer aus dem Jahre 1985.
                                  Mit Stilmittel des Horror-/Splatterfilms und avantgardistischen Verfremdungseffekten möchte "Loft" thesenhaftes Zeit-Kino schaffen. Schauspieler auf grottigem GZSZ-Niveau rezitieren bei ihrem theaterhaften Tod salbungsvoll Gedichte oder verbalisieren im Trockeneis-vernebeltem Neon-Look "No Future"- und Klassenkampf-Parolen, die direkt aus dem 80er Jahre Phrasen-Lexikon gedrescht werden. Enervierende Kinderorgel-Musik und knatternde Sound-Collagen erklären dem Zuschauer den Krieg.
                                  Dieser pseudointellektuell verbrämte Autoren-Exploitation-Streifen ist in seiner radikalen Verkopftheit und sperrigen Inszenierung irgendwo zwischen doof und mutig anzusiedeln.
                                  Die Provokation, der voyeuristische Unterhaltungswert von Sex und Crime bleibt allerdings im überfrachteten Arsch stecken.
                                  Das wirkte damals schon schrecklich peinlich, ist heute in seiner unfreiwilligen Lächerlichkeit kaum noch anzuschauen, kann aber zumindest als stranges Zeitdokument deutscher Genre-Film-Kunst gesehen werden.

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                                  • "Was am meisten fehlt, ist der Humor..."
                                    Hm, fand zumindest den Ausschnitt hier ziemlich humorvoll.

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                                    • Merkel, die "Muschi der Beständigkeit". Hohihi.

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                                        Aufstieg und blutiger Fall eines selbstgefälligen Geldeintreibers.
                                        Rohes Filmgut aus den 70ern, das schön ungeschliffen und dreckig herüber kommt. In knapp gehaltenen 70 Minuten wird kaltschnäuzig eine mafiöse Welt ohne Gewinner beschrieben. Der manchmal steife und geschwätzige Low-Budget-Film-Noir wirkt in der deutschen VHS-Fassung etwas seltsam fragmentarisch. Humoristische Einlagen und die Gema-freie Musik treffen nicht immer den richtigen Ton.
                                        Der raue Charme dieser bitterbösen Gewaltspirale ist aber angenehm.

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                                        • 6

                                          "Das Leben, wie ihr es kennt, ist vorbei. Nichts außerhalb dieser Mauern kann euch einen Funken Hoffnung bringen."
                                          In farblosen Slo-Mo-Bildern beschreibt Debütregisseur Paul Hyett den Alltag eines Bordells, in dem weibliche Opfer des Balkan-Krieges als zugedröhntes Vieh gehalten werden. Dieser Ort des Grauens und der endlosen Vergewaltigungen ist nihilistisch, erbarmungslos und deprimierend. Ein taub-stummer Engel schwebt durch diesen klaustrophobischen Käfig, erträgt die gewalttätige und körperliche Ausbeutung der Frauen.
                                          Nach 50 Minuten Spielzeit wird deutlich, das dies das Vorspiel für einen hyperrealen Terrorfilm ist. Aus dem Prostitutionsdrama wird ein brutaler Rape & Revenge-Film, ein Katz und Maus Spiel, eine Hetzjagd vor den Peinigern. So verflüchtigt sich die intensive, bedrückende Stimmung um Platz für einen nicht unspannenden Thriller zu machen, der alle x-mal gesehene Genre-Konventionen, inklusive unsäglicher Unwahrscheinlichkeiten und Horror-Konstrukten, reichhaltig bedient.

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                                          • 4

                                            Regisseur Riccardo Freda gilt als einer der Urväter des italienischen Genre-Kinos.
                                            Sein Giallo "Die Bestie mit dem feurigen Atem" (Hihihi) ist weit entfernt von begabter Film-Kunst. Schludrig und unentschlossen holpert dieser aberwitzige Whodonit zwischen biederen Krimi, garstig-billigen Splattereinlagen und steifen Dialogen herum. Bis zur Lächerlichkeit inszenierte Standart-Zutaten werden halbgar und konfus präsentiert, funktionieren vielleicht als dilettantisch-unterhaltsame Oma-Gurke. Das tölpelhafte Einführen des Figurenarsenals und viele Anschlussfehler rauben den letzten Nerv. Die gute Besetzung und teilweise stimmungsvollen Bilder retten diesen dürftigen Thriller nicht mehr.
                                            Schlaftablette.

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                                            • 6
                                              über Elysium

                                              District 10.
                                              Die Schere zwischen Arm und Reich spreizt sich bis hin ins Weltall. Ein Märtyrer fliegt in den Himmel um Geknechtete zu heilen.
                                              Die Chance einen visuellen und inhaltlichen Ritt ala "Children of Men" zu schaffen hat Regisseur Neill Blomkamp verschenkt. Aktuelle Gesellschaftskritik ist hier eine platte, kaum nachvollziehbare und logikbefreite Basis für rasantes, herkömmliches Action-Kino. Immerhin wird der Zuschauer nicht mit einem Remake-, Sequel- oder Prequel- Blockbuster über den Tisch gezogen.
                                              Ein blasser, aufgepumpt wirkender Matt Damon-Gutmensch im Metall-Ektoskelett watschelt heldenhaft durch orientierungslos montierte Kampfszenen und dystopische (Anti-)Kapitalismus-Klischees. Trifft in seltsam menschenleeren Upper-class-Wellness-Häusern auf einen fies behaarten Bösewicht und einer blondierten Minister-Zicke.
                                              Passender Set-Design in fantastischen Bilden stinkt gegen einen links-politischen Furz an, der als aufopfernde Heilsgeschichte mit viel Krawall erzählt wird und nicht eine eigenständige Idee zu bieten hat. In SF-Genre-Vorgaben wird hemmungslos gewildert.
                                              Die Nachhaltigkeit seiner inhaltlichen Lösungsansätzen ist gleich null, bis hin zu dösig.
                                              Mögliche kritische Gegenwartsbezüge sind Makulatur um dem Betrachter ein breiiges Schnittgewitter, explodierende Körper und das hohe Budget um die Ohren zu hauen.
                                              Look über Tiefgang, Action über Substanz.
                                              Das hat alles einen guten Flow, grandiose visuelle Effekte, die in die Geschichte eingebunden sind, ist somit chic anzusehen, hinterlässt aber einen schalen, nichtssagenden Eindruck.

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                                                Kick-Ass 2 will der Comic-Helden-Verarschung und Huldigung noch gewalttätiger in seinen pechschwarzen Arsch treten.
                                                Bedürfnisbefriedigung an Fortsetzungen, die mehr bieten möchten aber nur weniger zu bieten haben. Eine kleine Anzahl von Superhelden reicht nicht mehr aus, jetzt gibt es eine ganze Arme. Akzentuierte Gewaltspitzen werden mit splatterigen Kunstbut-Schlitzereien erhöht. Aus frechem Wortwitz wird ein Gossensprachen-Stakato, aus Anarchie ordinäre Fäkalhumor-Situationskomik.
                                                Die clevere Auseinandersetzung des Vorgängers mit nerdiger Comic-Kultur und ernüchternder Flucht aus dem Alltag weicht einer überraschungsfreien Geschichte über den "Ernst des Lebens" ohne Pfiff. Alles wirkt geklaut und seltsam flach in seiner Oberflächlichkeit. Im Klang mal ernsthaft, sarkastisch, überzeichnend, dann frech und rüde oder angepasst-bieder. So richtig weiß der Film nicht was er will.
                                                Schraubt der Zuschauer seine Erwartungs- und Vergleichshaltung zum ersten Arschtritt herunter kommt er auf seine Kosten: Es gibt eine Handvoll großartiger Actionszenen, manch One-Liner lädt zum grinsen ein und die Coming-of-Age-Highschool-Episode macht Spaß auch wenn sie kaum weiter verfolgt wird. Die Crew ist offensichtlich spielfreudig, dem ganze Streifen geht erst im Finale die Luft aus.
                                                Der Esprit des Vorgängers fehlt deutlich, ein zweiter Teil den niemand braucht, trotzdem reitet dieser Shit-Ritt kurzweilig durch das Anti-Super-Helden-Sub-Genre.

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                                                  70er Jahre Nischenkino zwischen leichter Exploitation und beschwerlicher Deutschtümelei, erstaunlich radikal vom Schauspieler und TV-Serien-Regisseur Jürgen Goslar (Der Alte, Derrick), mit nationaler und internationaler Prominenz, in Szene gesetzt.
                                                  Mit groben Bezügen zur südafrikanischen Unabhängigkeitsbewegung versucht der Film friedvolles Leben zwischen Schwarz und Weiß, den negativen Einfluss von kolonialer Unterdrückung anzusprechen um letztlich, wenig politisch, in eine nihilistische Betrachtung über Rache zu enden. Zum Thema Apartheid positioniert sich der Streifen nie, eher ist "Albino" ein kühl inszeniertes Rape & Revenge Drama.
                                                  Seine vorhandenen Härten werden bei weitem nicht so reißerisch ausgespielt wie erwartet, die Hetzjagd durch die Savanne ist mehr ein Italo-Western.
                                                  Horst Frank spielt einen weißen Neger-Terrorist mit Locken-Perücke und Hasengebiss, wirkt in seiner bizarren Lächerlichkeit als Hingucker, ebenso die famose Kameraarbeit, die in expressionistischen Bildern Gewalt und Landschaft einfängt.
                                                  Deutsches Genrekino auf internationalem Standard, nicht immer geschmackssicher aber mit Herz, Mut und Raffinesse in Szene gesetzt.
                                                  1976. Lang ist's her...

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                                                    lieber_tee 31.08.2013, 23:56 Geändert 06.07.2018, 17:05

                                                    "Meine Pflicht ist es Verbrecher zu fangen. Die Aufgabe des Gerichts ist es sie zu verurteilen."
                                                    Willkommen in den politischen und gesellschaftlichen Wirrheiten der 70er Jahre Roms, im Umgang mit ausufernder, urbaner Kriminalität dieser Zeit.
                                                    Hinter dem unsäglichem deutschen Verleih-titel "Das Syndikat" versteckt sich der Urvater des italienischen Kriminalfilms, der hier einen Spagat wagt zwischen verbrecherischem Klima, privater Lynch-Justiz, polizeilicher Gewalt und integren Arbeit eines Kommissars.
                                                    Dieser Prototyp eines "Poliziottescos" nimmt alle wesentlichen Ingredienzien des Genres stilecht auf, ist einer der hervorragendsten Vertreter des Genres, ohne es, wie später, mit selbstgerechten Spinnereien des Action- und Exploitationkinos zu degradieren.
                                                    Nicht immer elegant, oft thesenhaft-steif, werden alle wesentlichen Themen passgenau auf den Tisch gebracht: Wie ist es möglich eine Bevölkerung vorm "Lumpenpack" zu schützen, wenn die staatlichen Regelungen nicht mehr greifen? Wie sieht eine hilflose Reaktion auf die ausufernde Gewalt aus? Todesstrafe, Selbstjustiz, mit dem Ziel die Stadt vom "Schmutz" zu befreien. Was ist eigentlich "moralisch" verwerflich? Prostitution, Homosexualität, Aufwiegeltum? Wo sind die Grenze zwischen Verbrechen und angeblichen Zersetzungserscheinungen einer Gesellschaft? Was kann die Polizei tun, was sollte sie nicht tun?
                                                    In Form eines Krimis findet hier ein Diskurs statt. Nicht übermäßig tiefsinnig, nicht frei von Klischees und Vereinfachungen aber immer bestrebt das komplexe Thema komplex zu behandeln.
                                                    Sympathiefigur ist ein Cord-Hut-Kommissar, der desillusioniert und verbittert für Recht und Ordnung eintritt aber am "System" scheitert. Ein Art Don Quichotte im Kampf gegen die staatlichen und kriminellen Windmühlen.
                                                    Schauspielerisch von Enrico Maria Salerno pass-genau verkörpert, begleitet von einer unauffälligen aber präzisen Regie des Regisseurs Stenos, der später sein Können an Plattfuß-Bud-Spencer Filmen "vergeudet". Jürgen Drews ("Ein Bett im Kornfeld") darf einmal in seinem Leben ernsthaft schauspielern, während Mario Adorf bereits hier zeigt wie profillos-steif er (auch) agieren kann. Eingebettet ist das hohe inszenatorische Niveau in einen einprägsamen und oft kopierten Score von Stelvio Cipriani.
                                                    Diese Art des politischem Kinos gibt es heute kaum noch, obwohl die Themen weiterhin aktuell sind. Um so spannender ist es dieses filmhistorisch-prägende Beispiel zu betrachten. Zu sehen wie packendes, inhaltlich hoch interessantes Polit-Thriller-Kino funktionieren kann ohne angestaubt zu wirken.
                                                    Klasse!

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