lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • Ach ja, das 80er Jahre Actionkino ist immer noch eine cineastische Offenbarung.
    http://www.youtube.com/watch?v=pxejKJ9H0sY

    10
    • 5

      Der schöne Körper von Deborah als Speisezettel für den geilen 60er Jahre Zuschauer.
      Fahrstuhlmusik, Leoparden-Mantel, Mini-Rock, mondäne Kulissen, Nachtclubszenen in spaciger Optik und Carroll Baker, die in kaum verhüllter Nacktheit 90 % des Films als unselbständiges und unsicheres Ficki-Ficki-Mäuschen den Mann bedient.
      Mit Dialogen wie "Nicht doch, ich bin schon abgeseift, du rubbelst und rubbelst" oder "lass mich um Gottes Willen nicht allein, sonst komme ich um vor Angst" gibt es eine Stunde lang fade vor sich hin plätschernde Krimi-Kost mit latent-frivolem Flair. Ein Spinnennetz aus Verdächtigungen, Halbwahrheiten und Missverständnissen wird aufgebaut, der Thrill geht dabei baden.
      Da wir hier in einen frühen Giallo sind läuft alles auf einen perfiden Plan hinaus. Die für das Genre typischen Grundmotive und später x-mal verfilmten Plot-Twists verdichten sich in der letzten halben Stunde.
      Leider will das Script vom hoch gelobten Drehbuchmeister des italienischen Krimis Ernesto Gastaldi nicht zünden, seine Auflösung ist so über-schlau, das sie nur dämlich ist.
      Zumindest wird eine Zigarette nach der anderen angezündet,
      Kettenrauchen gegen Langeweile.

      12
      • 6

        SPOILER!
        Slasher meets Home-Invasion meets Torture Porn.
        Die zweite US-Arbeit von Ryûhei Kitamura (Versus, Midnight Meat Train) ist fachkundig inszeniert und wirkt mit seinem knappen 2,9 Mio $ Budget optisch ordentlich.
        Der Geistesblitz des Drehbuchautors einen Serienkiller als Anti-Helden, Arschloch-Kriminelle und eine nervige Blondine mit Stockholm-Syndrom als eindimensionales Schlachtvieh zu benutzen ist (relatives) Neuland im Horror-Einerlei. Funktioniert hat das bei mir nicht, deren Leben oder Sterben ging mir völlig am Popo vorbei. Die zynische Ausführung eines übermenschlichen Killers, der offensichtlich nicht alle Tassen im Schrank hat, psycho-philosophische Machtanalysen von sich gibt und gerne absurd-sadistisch vor sich hin mordet weiß zu gefallen. Das Vertauschen von klassischen Genre-Rollen auch. Nur, blutrünstiges Zerhacken von Idioten ist noch lange kein dramaturgisches Konzept.
        Ein netter Slasher-Pups für finstere Nächte.
        Die deutsche Veröffentlichung wieder einmal meiden, da cut!

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        • 5

          Kunstblut, Wirbelsäule und Innereien feiern eine Party.
          Das Victor-Crowley-Franchise geht in die dritte Runde. Am heimischen Herd darf wieder in der handgemachten Blut-Suppe gerührt werden.
          Regie hat Kameramann BJ McDonnell übernommen, er macht dabei eine annehmbare Figur. Die Besetzung ist ein Who-is-Who zweitklassiger B-Picture-Veteranen, auch Genre-Darling Danielle Harris ist mit dabei. Sie spielt diesmal ihren einzigen Gesichtsausdruck allerdings sehr verkniffen. Der verfluchte Sumpf, in dem Kane Schmodder als mutiert-bepustelter Jason-Hühne sein Unwesen treibt, sieht aus wie ein aufgeforstetes Studio bei der Bundesgarten-Show. Der flach-ironische Humor passt sich den oftmals billig wirkenden Effekten tadellos an.
          So ganz erschließt mir der kultige Ruf dieser Reihe nicht, im Fun-Splatter-Bereich gibt es wahrlich bessere Vertreter. Für eine derb-kurzweilige Gemetzel-Orgie reicht es trotzdem.
          Gorehunde werden wieder vor Freude bellen und sabbern, natürlich nur bei der Uncut-Fassung.
          Wau Wau.

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          • 5

            Interview mit Roland Emmerich zum Deutschlandstart von "White House Down".

            Pilot (P): Ich freue mich, das Sie uns eine kurze Audienz geben und möchte zunächst fragen ob Sie mit der Beschreibung ihrer Person "Master of Desaster aus Sindelfingen" etwas anfangen können?
            Roland Emmerich (RE): (lacht) Irgendwie schon, da mir schon als Kind ständig etwas aus der Hand entglitten ist und ich gerne im Sandkasten Spielkameraden ihre Sandburg zertreten habe.
            P: Da haben sie ihre Kindheit zum Beruf gemacht...
            RE: Ja, hat mir mein Therapeut empfohlen. (grinst)
            P: Muss es immer das Weißes Haus sein?
            RE: Das finden die Amerikaner chic. Ihr Symbol für freiheitliches Denken in Schutt und Asche zu legen um es mit Heldentum wieder aufzubauen kommt gut an.
            P: Aber diesmal hat Ihnen jemand Ihre Idee vorweg geschnappt...
            RE: Wie meinen Sie das?
            P: Nun, wenige Monate vorher kam „Olympus has fallen“ in die US-Kinos. Der hatte mehr Erfolg und erzählt die gleiche Geschichte.
            RE: Ach den Film meinen Sie. Ja, das war ärgerlich, mein Ansatz ist hier aber ein anderer.
            P: In wie weit?
            RE: Ich hatte es leid, das die Bedrohung immer von terroristischen Bartträgern, Russen oder Nordkoreaner kommt. Hier kommt sie von innen. Reaktionäre Spinner aus den eigen Reihen.
            P: Das Prinzip, ein Stirb langsam im weißen Haus, haben Sie auch benutzt.
            RE: Ist ein Schema, das seit Jahrzehnten im Actionkino gut funktioniert...
            P: Glaubwürdig wirkt der Film nicht, in seiner politischen Aussage reichlich naiv, eine angepasste Hofierung an den aktuellen Präsidenten, nur das er hier sogar mit Gold-Uhr-Schutzweste und Turnschuhen nahe zu unverwundbar ist.
            RE: Mag sein. Soll kein realistisches Abbild der politischen (hust) Realität sein sondern zur Unterhaltung dienen.
            P: Gäbe es da nicht andere Möglichkeiten?
            RE: Keine Ahnung, ich kann nur das.
            P: Möglich, Sie waren früher aber mal besser.
            RE: Wie meinen Sie das?
            P: Nun, Ihr Film ist durchschnittlich, schrecklich mittelmäßig, vorhersehbar. Die ganze Inszenierung, die Effekte und die One-Liner, alles schon mal besser gesehen...
            RE: Wenn Sie meinen...(grummel)
            P: Allerdings nehmen Sie zumindest, im Vergleich zu „Olympus has fallen“, die ganze Sache nicht so ernst.
            RE: Mein Ansatz war teilweise parodistische Elemente in das patriotische Selbstbeweihräucherungen-Kino der Amerikaner mit einfließen zu lassen, nahe an einen absurden, überzeichneten Quatsch zu gehen ohne das US-Publikum völlig vor den Kopf zu stoßen.
            P: Ja, der Film wirkt nicht so unsäglich ernst wie "Olympus" und lässt sich daher erträglicher konsumieren.
            RE: ... und konsumieren, ohne viel Sinn und Verstand ist mein Verständnis von Kino.
            P: Keine Interesse daran mal einen Arthausfilm zu drehen?
            RE: Was ist das?
            P: Ich bedanke mich für das Gespräch.

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            • 7 .5

              Fulcis dritter Teil der Gates-of-Hell-Trilogie.
              Losgelöst von Romeos Kaufhaus-Zombie-Subtext öffnet sich wieder eine der sieben Höllenpforten. Im Keller hockt Dr. Freudstein und ihm dürstet es nach maroder Blutwust. Haunted-House auf Untoten-Speed, mit breit ausgespieltem Sadismus vor Kinderaugen. Befreit von jeglichem Ballast wie Narration, sinnvoller Filmsprache und schauspielerischem Know-How wird ordentlich in der gorigen Soße gerührt. Die vorhandenen Handlungsfragmente sind ebenso mysteriös inszeniert, wie sie inhaltlich das Mysterium der Drehbuchautoren bleiben. Es gibt knarzigen Terror auf der Tonspur und Leinwand, gepaart mit Schauderpickel und Würgereiz...
              Zurück-lehnen, Hirn auffressen lassen und Lachmuskeln trainieren.

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              • 7

                Krieg als Abenteuerspielplatz für Männer - eine dubiose Art der Unterhaltung. "Kelly's Heroes" ist trotz sarkastischen Humor in erster Linie eskapistisches Entertainment mit Heist-Movie und komödiantischen Einlagen. Mehr dem Söldnerfilm nahe, eine teilweise respektlose Farce über heldenhaftes Auftreten hinter feindlichen Linien. Nicht der (politische) Befreiungsdrang ist hier Motor für Krieg sondern die Gier nach Reichtum. Ob dies als ironisch-böser Kommentar zum militärischen Einsatz der Amerikaner in Vietnam gedacht ist kann frei hinein interpretiert werden...
                Mit einer enormen Spielzeit von 2,5 Stunden gibt es überraschend wenig Leerlauf bei der Suche nach Nazigold. Deutsche werden wie Schießbudenfiguren weggeblasen, die Zivilbevölkerung schwenkt jubelnd US-Fähnchen, das Oberkommando ist ein aufgeblasener Haufen ohne Plan. Der Grundton des Streifens ist über weite Strecken mit galligem Witz und ironischen Brechungen durchzogen.
                Regisseur Brian G. Hutton bläst gerne zum Kampf auf die Lachmuskeln, traut seinem respektlos-aberwitzigen Drehbuch aber nicht so ganz und bedient ebenso typische Helden-Klischees. Unterstützt wird er von einer spielfreudigen Crew, in der Clint Eastwood überraschend verkniffen herüberkommt, während Telly Savalas den kernig-herzlichen Boss spielen darf. Donald Sutherland sieht es sportlich und performed einen irre-verpeilten Panzer-Hippie bravurös.
                Produktionstechnisch ist der goldige Stoßtrupp eine fette Bank. Ganze Dörfer, Brücken, Schlachtfelder werden in Schutt und Asche gelegt, eine enorm hohe Anzahl von Statisten mit sicherer Hand geleitet. Es explodiert und ballert im Vorder- und Hintergrund. Höhepunkt ist der packende Angriff auf ein kleines französisches Städtchen mit Katz und Maus Spiel zwischen Panzern. Das hat einen gespensterhaften Charakter und wirkt elegant, originell in Szenen gesetzt.
                Ob diese putzmuntere Zerstörungsorgie als Kriegspersiflage gemeint ist wird nicht deutlich, dazu ist sie zu sehr von dem Szenario fasziniert. Ist egal weil sich der Film auch traut unter diesen Oberflächlichkeiten zu schauen.

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                • Ich finde dieses ganze Marketing zum Film peinlich.

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                  • 6 .5

                    Mafia, Maschinengewehre und Motoren.
                    Sechs Drehbuchautoren haben am Streifen herum gewerkelt, dabei verwundert es nicht, das der Tonfall von übertrieben, ernsthaft bis komödiantisch schwangt. Dazwischen gibt es eine etwas müde Geschichte mit Ermittlungs-Krimi, blutigen Schießereien, Schlägereien und Drama. Nicht wirklich der Rede wert, wären da nicht die beiden auffälligen Actionszenen und die deutsche Tonspur. Der Unterhaltungswert steigt enorm durch die Probefahrt mit Totalschaden und hügelig-kurvige Autoverfolgungsjagd. Hinzu schießt eine Rainer-Brandt-Synchronisation locker aus der Hüfte, wenn auch nicht so kalauernd wie gewohnt.
                    Ein auf amerikanisch machender, italienischer 70er Jahre Krimi mit dem höflichen Roger Moore und rüpeligen Stacy Keach, die sich im Stile der TV-Serie "Die Zwei" gegenseitig spaßige Bälle zuwerfen.

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                    • 5

                      Ein verschroben-paranoider Taxifahrer glaubt an irrsinnige Verschwörungstheorien und...hat recht!
                      Puh, wie originell, wie unvorhersehbar.
                      Das Duo Gibson und Donner (Lethal Weapon) funktioniert hier mäßig, trotz Unterstützung von Julia Roberts und Jean-Luc Picard. An den Schauspielern liegt es nicht, selbst wenn ich den Mel schon mal präziser und subtiler spielen gesehen habe, sondern an diesem Gurken-Drehbuch. Nicht nur das es nicht einmal ansatzweise versucht den möglichen Verfolgungs-Wahnsinn des Protagonisten in der Schwebe zu halten, nein es haut voll auf die Zwölf, mögliche Brechungen zum Thema "wir werden von IHNEN irgendwie manipuliert" sind ihm kein Gedankengang wert. Nun gut, stimmt wenigstens die Action? Ne, da gibt es wenig von zu sehen, dafür muss eine dröge Liebesgeschichte Raum einnehmen. Ist der Film trotzdem packend? Ne, die Story ist in ihren aufgepumpten 2 Stunden nur zeitweise anregend, trudelt lieber zwischen humorig-klamaukig und sadistisch-böse, hat mich aber so nicht an der Stange gehalten.
                      Keine Zeitverschwendung, der Film, dafür ist das Handwerk aller Beteiligten zu ok, der Burner aber sicherlich auch nicht. Mittelmaß.

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                      • Irgendwie wirkt Michael Bay auf diesem Foto so als ob er mit einem Maschinengewehr im Krieg ist...
                        http://www.blairwitch.de/wp-content/uploads/2013/10/michael-bay-on-set-transformers-4_1380210571.jpg

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                        • 6

                          Regisseur Ralph Nelson (Das Wiegenlied vom Totschlag) nutzt das Thema Apartheid Mitte der 70er in Südafrika um einen Mix aus Road-/Buddy-Movie und Abenteuer-Film auf die Beine zu stellen. Wird zunächst ein Weißer (Michael Caine) und Schwarzer (Sidney Poitier) in ein Auto gepfercht, die nach und nach mit knackig-bissigen Dialogen ihre Rassenschranken überwinden, gibt es dann eine Schatzsuche um gestohlene Diamanten für den politischen Widerstand. Das ist in etwas trägem Tempo, eher unaufgeregt erzählt, mit zwei hervorragenden A-Klasse-Schauspielen versehen und politisch völlig korrekt.

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                          • Pixar setzt die Angestellten in einer Zweigstelle von Kanada auf die Straße. Ein Zeichen, Symbol für den langsamen Niedergang des einstmals so erfolgreichen Studios?
                            http://www.filmjunkies.de/news/pixar-canada-dicht-53982.html

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                            • 7
                              über Stoker

                              Als ob Hitchcock einen Coming-Of-Age-Giallo in der Neuzeit gedreht hat. Ein märchenhaft-mörderischer Tanz auf den pubertierenden Vulkan der Liebe, des Sexes. Chan-wook Parks US-Debüt ist sicherlich der eleganteste Psycho-Thiller 2013.
                              Wow, was für fließende Übergange von grandiosen Szenenabfolgen, irgendwo zwischen kunstgewerblichem Drama, gespensterhaften Thrill und unterkühlter Erotik. Sex, Gewalt und Mord sind nah beisammen. Der Tod als Orgasmus, Klavierspiel als Beischlaf, eine Femme fatale mit Lolita-Effekt. In einer über-symbolisierten Sprache gibt es den eigenwillig, herb-romantischen Krimi, der elliptisch erzählt, makaber-irritierend alle Genre -Motive bedient und sie zugleich unterläuft. Spannend ist das nie, der Thrill wird gerne ausgebremst aber meine ästhetischen Sinne werden voll bedient.

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                              • 7 .5

                                Wie begründe ich, das ein mit Mängel behafteter Film bei mir so gut eingeschlagen hat?
                                In einem eiszeitlich bedingtem Endzeitszenario ist jede Grippe Bote des Todes. Unterirdisch eingepfercht versucht eine handvoll Menschen mit knallharten Regeln zu überleben, möchten ihre Menschlichkeit nicht verlieren und trauen sich, um Hilfe zu leisten, aus ihren unterirdischen Bunker. Damit setzten sie kannibalische Ungeheuer auf ihre Spur.
                                "The Day after Tomorrow" trifft auf "30 Days of Night" steht fett auf dem Cover dieser Direct-to-Video-Veröffentlichung. Und so schlicht diese Prämisse auch ist, von der Hand ist sie nicht zu weisen. Stark CGI-lastiges, verschneites Katastrophenszenario, in dem zahn-angeschliffene Mutanten die Bedrohung darstellen. Passt schon. 16 Mio Dollar ist diese kanadische Produktion wert und sieht dafür chic aus. Regisseur Jeff Renfroe findet stimmungsvolle Bilder mit seiner eleganten Kamera. Der Spannungsaufbau ist von langsam bis hektisch, von stimmungsvoll zum martialischen Gemetzel. Klar, die Figuren sind stereotyp, die Story einfach. Bisweilen einfallslos. Oder liebevoll gesagt: Geradlinig.
                                Für mich ein kompromissloser Genrefilm ohne Schnickschnack, fern der geglätteten Hollywood-Scheiße, auf den Punkt serviert. Ein B-Picture, das genau mein Ding ist. Klassisch-klasse!

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                                • über Carrie

                                  Heute, in einem edlen Berliner Cafe meinen Latte verschüttet...
                                  http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=6218
                                  Naja...

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                                  • 7

                                    Woody Allen stoppt seinen Film in Indien wegen eingeblendete Anti-Tabak-Werbung.
                                    http://derstandard.at/1379293446133/Anti-Tabak-Werbung-Woody-Allen-stoppt-Film-in-Indien
                                    Ich stelle mir das mal hier zu Lande vor. Bei jeder Szene, in der ein Schauspieler 'ne Fluppe anzündet wird der Streifen kurz unterbrochen und Bilder von amputierten Raucherbeinen und schwarze, durchlöcherten Lungen gezeigt. Irgendwie hat das was, so kommt Schwung in den deutsche Film bzw. generell gibt es surreales Horror-Kino auf breiter Mainstreamlandschaft...:)

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                                    • 6

                                      Hoodie-Schocker, der in seiner farbreduzierten Optik und schleichend-stimmungsvollen Inszenierung genüsslich das konventionelle Bedrohungsschema vor roher Jugendgewalt bedient.
                                      Regisseur Ciaran Foy verarbeitet in "Citadel" seine eigenen traumatischen Kindheitserlebnisse.
                                      Ein, aufgrund brutalen Gewalttaten, unter Panikattacken und Agoraphobie leidender, alleinerziehender Vater, muss sich mit seinen Ängsten auseinandersetzen und sie in einem albtraumhaften Finale überwinden.
                                      In dem apokalyptischen Stadt-Randgebiet, umgeben von gesichtslos-grausamen "Gesocks", versucht der Antagonist Herr über seine Furcht zu werden. Obwohl eine peinlich-klischeehafte Sozialarbeiterin über die sozialen und familiären Missstände der Suburbia-Kids schwadroniert, steht felsenfest fest, diese vernarbten Kapuzen-Zombie-Wichte sind ein (infiziertes!) Krebsgeschwür, das herausgeschnitten bzw. weggesprengt werden muss! Alleine, weil hier die elliptische Angstparabel des betroffenen Regisseurs im Vordergrund, selbst-therapeutisch, steht. Und das macht er aus Genre-Sicht nicht schlecht. Ungewöhnlich einen verletzlichen, schwachen Mann(!) als Opfer zu sehen, der mit typischen Horror-Urängsten konfrontiert wird und (ansatzweise) das Thema umkreist, das gerade aus Angst (auch) Gewalt entsteht.
                                      Das Bedrohungsszenario ist in wahrhaft schaurigen Bildern eingefangen, allerdings wird die Geschichte zunehmend abstruser und findet nur einen vorhersehbaren Abschluss. Schade, so ohne Brüche bleibt bei mir ein seltsam flaues und flaches Gefühl im Magen zurück, ohne Nachhall.

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                                      • 6

                                        "Verglichen mit der Entdeckung die wir machen können, was bedeutet da dein Leben?!"
                                        Der Found-Footage-Stil ist hier ein narratives Mittel, das trotz ambitionierter Inszenierung zeitweise zäh-statisch, nicht-effekthaschend eingesetzt wird.
                                        Zu Beginn mit dramaturgisch geschickten Aussparungen und nicht-chronologischer Abfolge arbeitender Abenteuer-/ Katastrophenfilm im Weltall bzw. auf fernen Monden. Das Raumschiff-Setting sieht chic aus. Bei allem inszenatorischen Schnickschnack (Split-Screen, Indifferenzen im Bild usw.) gibt es nur grobe Figuren-Pinselstriche und eine arg vorhersehbare Geschichte.
                                        "Europa Report" schafft eine stimmungsvolle Psycho-Horror-Atmosphäre, die in ein offensichtliches Mantra auf das Loblied für die Forschung endet. Astronauten die wie Fliegen sterben, lumizierende Lichtquellen und Opferbereitschaft für wissenschaftliche Neugierde. Nichts neues im Genre-Graben fern unser Welt.
                                        Mit nicht zu hohen Erwartungen ein annehmbarer Zeitvertreib.

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                                        • 7 .5

                                          Millionengrab des Kinosommers 2013, Grund für die Scheidung einer der lukrativsten US-Filmproduktions-Ehen, künstlerisches Desaster.
                                          Aber auch geadelt von Quentin Tarantino in seiner Jahresbestenliste und mit vereinzelten positiven Rezensionen.
                                          Ich bin überrascht, ein wenig ernüchtert, durchaus begeistert.
                                          "Lone Rider" ist eskapistisches Kino zwischen B-Picture-Comic-Relief, Indianer-Jones und James-Bond im Abenteuer-Western-Freizeitpark, basierend auf eine längst vergessene TV-Ikone der US-Popkultur.
                                          Entfesseltes Unterhaltungskino, aufgebaut auf den Fundamenten der ekstatischen Liebe zum Kino eines Regisseurs. Eingerahmt in zwei ausufernden, den physikalischen Grundgesetzen enthobenen Zugkatastrophen-Szenarien, die slapstickartiges Buster-Keaton-Stummfilm-Action mit CGI-Tricktechnik und aufwendiger Ausstattung vereint. Eine plakativ-verschmitzte Tour de Magie vergangener Kinozeiten auf 3D hochgepimt.
                                          Dazwischen gibt es 2 Stunden einen Diskurs über Kino- und Western-Mythen. Amerika ist erbaut auf die kapitalistische Gier des weißen Mannes und auf das Super-Heldentum mit Maske. Im verzahnen von Motiven der US-Geschichte und US-Filmgeschichte ergibt sich ein künstliches Surrogat.
                                          Spiel mir das Lied vom Cowboy und Indianer, persifliere, führe es ad absurdum. Gib ihm aber auch die Leichtigkeit, Tragik, das Epische wieder. Weiße, Rothäute, Pferde, Prärie, Duelle, Silber, Salons, Eisenbahn, Sprengstoff, Marschall, Zorro, Bordelldamen, Staub und Raubüberfall. Das Alles und viel mehr, durch den Fleischwolf der Künstlichkeit gedreht. Wie eine Fassade in einer Museumsvitrine, mit einem breitem Lachen dekonstruiert und liebevoll umarmt.
                                          Bei diesem Overkill an Archetypen, Querverweisen, Zitaten, Hommagen bleibt der Erzählrhythmus stecken. Episodisch wird eine kreative Idee nach der anderen am filmischen Lagerfeuer verbrannt, der Flow, die Einheit leidet. Der unentschlossene Tonfall wirbelt zwischen Tragik, Drama, Parodie, Klamauk, Selbstironie und Action-Krawall herum. Ein blasser Schauspieler als Held, ein Fluch-der-Karibik-Verschnitt als Indianer, die Chemie stimmt bei diesem Buddy-Movie nicht so recht.
                                          Unkontrollierter Gigantismus, mal peinlich daneben aber immer mit einer visuelle Kraft versehen, die poetischen Kitsch, Detailreichtum und dynamische Filmsprache zelebriert.
                                          Einer der wenigen intelligenten Blockbuster 2013. Zu unrecht so hart von Kritikern und Publikum abgestraft. Trotz offensichtlicher Mängel einen liebevollen Blick wert, vorausgesetzt es gibt im Herzen des Betrachters noch ein Fünkchen für kindliche Begeisterung an das ausgestorbene Western-Genre.

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                                          • So langsam nervt dieser Angriff auf die Geldbörse kultsüchtige Kinogänger. Entweder behält der Film wenigstens ein wenig den Charme des Vorgängers oder er wird der (schon längst begonnene) Ausverkauf des Grindhouse-Kinos, in seiner überkandidelten Künstlichkeit und Gier nach Kommerzialität. Der Werbeapparat wirkt aufdringlich, nicht nur wegen Gaga-Gaga. Gewollter Trash du bist umzingelt, komm bloß raus. Wir werden sehen...

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                                            • 6 .5

                                              Der von Mario Bava (wegen Geldprobleme des Produzenten) nie fertiggestellte Thriller wurde 20 Jahre später von seinem Sohn beendet bzw. neu überarbeitet.
                                              Beginnend wie ein typischer italienischer Gangsterfilm der 70er entwickelt sich "Wild Dogs" schnell zu einem Psycho-Kammerspiel im Auto, den Akteuren nahe und mit prägnanten, herben Dialogen. Fern des phantastischen Kinos und optischen Spielereien des Regisseurs entsteht ein kaltschnäuzig-mitleidsloser, naturalistischer Terror-Film, ohne expliziten Härten aber dafür grimmiger Pointe.
                                              Ein gut gespielter, ausreichend packender, zeitweise intensiver, klaustrophobischer Raum-Zeit-Krimi.
                                              Ich konnte mich mit dem Leiden der unsympathischen Figuren nie anfreunden, ihr Schicksal war mir egal, wodurch der Streifen keinen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterließ.

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                                              • 4 .5

                                                Kennt jemand noch das Gesellschaftsspiel "Therapie" von MB?
                                                Die Prämisse ist, das sich Fremde oder nahestehende Freunde ihre Wünsche / Einschätzungen erzählen. Flaschendrehen mit Psycho-Ereigniskarten.
                                                Oh, habe ich das früher oft gespielt, etliche Paare sind dadurch auseinander gegangen, ich habe so meine damalige Freundin kennen und lieben gelernt.
                                                Warum erzähle ich das?
                                                "Evil Undead" folgt dieser Grundidee. Eine Gruppe an Hormon-/Drogen-verpeilten Jugendlichen finden in einer alten Villa ein Brett-Spiel, das verlangt seine Vorstellungen, Hoffnungen und Ängste zu offenbaren. Diese materialisieren sich bzw. werden ausgelebt. Ein Witchboard/Jumanji verdrängter Geheimnisse.
                                                Eine gute Basis für einen Cabin-In-The-Wood-Slasher mit Splatter, Titten, Kettensäge und Genre-Darling Danielle Harris ist mit dabei.
                                                Allerdings wird die interessanten Idee nur für Altbekanntes benutzt, amateurhaft abgearbeitet. Es dauert verdammt lang bis der Streifen in Fahrt kommt, die Beschäftigung mit Gruppendynamischen Dämlich-Prozessen über Leute die eh niemand kennen lernen will interessiert nicht. Das ausgedehnte Finale ist unverschämt blutig, nie gruselig, eher albern. Am Ende gibt es dann den üblichen Twist...
                                                Naja, nette Idee, ausreichend funktional umgesetzt aber letztlich dann doch nur dösige Horror-Hausmannskost.

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                                                • Gehört das eigentlich zum Konzept dieser subversiv, verschmitzten News das hier alle "Russen" volltrunken und benebelt wirkend als Doppelgänger interpretiert werden?

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                                                  • 1 .5
                                                    lieber_tee 07.10.2013, 01:17 Geändert 23.01.2015, 12:52

                                                    Der in Deutschland unveröffentlichte Film ist wegen Gewaltverherrlichung nach § 131 StGB beschlagnahmt.
                                                    "Was geht hier in Gottes Namen vor sich?! Das ist kein Ort für blasphemische Spielchen!"
                                                    Ein von kirchlichen Missbrauch und brutaler Ermordung seiner Eltern traumatisierter Michael-Meyer-Verschnitt, mit Krawatte und zerknirschter Maske, übt rücksichtslose Rache an seine Peiniger und seiner verloren gegangenen Schwester.
                                                    Gottloses Gemetzel, Nonnen zerhacken, Priester abstechen, Girlies den Kopf abtrennen, Ergötzen an Foltern.
                                                    Was für eine Dornenkrone viehischer Brutalitäten, die graphische Gewaltdarstellungen ausgiebig zelebriert. Ein misanthropisches Ungeheuer, das kaltschnäuzig Fehlverhalten der Kirche als sadistisches Gerüst für ein Gore-Fest missbraucht. Ohne Hemmungen werden Morde von /an Kindern, prägende Flashbacks mit erigierten Titten-Nippeln unter der Dusche und Scharmlippen-Slip-Perspektiven ausgelebt. Dazu schräbbelt unbarmherzig der schweinische Metalcore.
                                                    "The Orphan Killer" ist ein radikal-reduzierter Gewalt-Porno, der seine Genre-Stereotypen für eine blutrünstige Gotteslästerung benutzt. Inklusive werte-konservativer Ideenlosigkeit, eingebettet in ein, ach so, subversives Film-Verständnis.
                                                    Die deutsche Vollpfosten-Synchronisation bedient dabei treffend das niedrige Low-Budget-Digi-Cam-Niveau.
                                                    Kein Spannungsaufbau, kein dramaturgisches Konzept, immer voll auf die zermatschte Rübe. Zielsicheres Abspritzen von Kunstblut in den offenen Mund gieriger Gorehounds.
                                                    Eine handgemachte Power-Point-Präsentation von latent begabten Spezial-Effekts-Nerds, die in ihrer Freizeit ausschließlich Anatomiebücher lesen oder Metzgereien besuchen. Begleitet von einem Regisseur, der Thrill mit einem Besuch im Schlachthaus verwechselt.
                                                    Mensch Jungens, geht gemeinsam in den Puff oder wichst euren Frust kollektiv gegen die Mattscheibe von Sado-Maso-Pornos. Diese Form von offener Wunde des Horrorkinos ist eine angestaute Gewaltphantasie, die das eigentlich innovative Genre für die Unsicherheit bezüglich ihrer eigenen Person missbrauchen.
                                                    Ich kann mit dieser Form von Nicht-Film nix anfangen, im Gegenteil hier bekommt das Genre einen ärgerlichen, ungerechtfertigten, schlechten Ruf. Bin mir aber sicher, dass nimmer-satte, ultra-harte Splatter-Phantasten ihren Spaß an dem Streifen finden.
                                                    Ich bin da raus, wissend, das mit diesem Text Neugierde und Schaulust geweckt wurde.

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