lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • 5

    Stallones gigantischer Kinoflop beginnt als ein in Verzug geratener, schnörkellos-braver SE7EN-Rip-off. Nachdem in die Trübsal geblasenden Alkoholiker-Tränensäcken vom italienischen Hengst geschaut wird geht es in die Reha-Festung der Studio-Schnee-Kanonen. Therapie unwillige Polizeimarken markieren auf hausfrauenpsychologischer Tiefe ihr Revier. Um klaustrophobische Stimmung im Bullen-Bunker bemüht gibt es das herkömmliche Slasher-Einmaleins im Sonderangebot, leider ohne Gore. Wer der Böse ist, ist scheiß egal. Der Zuschauer verliert eh den Überblick wie, warum und wer hier durch die Gänge stolpert.
    Es ist weniger die hanebüchene Story, sie macht in ihrer dreisten Plumpheit sogar Spaß, sondern das mangelnde Talent des Regisseurs und Cutters, das trotz stimmungsvollem Score und schöner Düster-Bilder kaum Spannung aufkommt.

    16
    • 6 .5

      70er Britploitation aus dem Hause Heritage, die herb-schmuddelige Alternative zu den Hammer- und Amicus-Studios. Ihr offensichtliches Vergnügen war es damals dem englisch-moralischen Anstand an die Schlaghose zu pinkeln.
      "Frightmare" kommt als Vorbote des Slashers und Terror-Films daher, irgendwo zwischen Brian de Palma und dem italienischen Giallo.
      Die Familie ist ein Hort des irren Grauens, sie bohrt sich blutig-grimmig in die damaligen Biedermeier-Wert-Vorstellungen.
      Schwarzhumorig bis in die Koteletten, inklusive nihilistischer Endrasur.
      Mit bösem Blick gespielt und inszeniert wird ein belangloser Hang zu ausgewälzten Dialogen gefrönt. Das langsame Erzähltempo wirkt aus heutiger Sicht angestaubt.
      Genre immanent werden Frauen verachtet, alle Irren sollten lebenslang im Kerker verrecken und Psychoanalyse ist eh nur unnötiges Blabla.
      Die very britische Antwort auf "TCM".
      Seine Tapeten und Innenausstattung generieren noch heute den wahren Horror.

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      • 7

        Die gefahrenreiche Reise blond-brauner, makelloser Norweger auf einem Balsaholz-Floß über den Pazifik ist eine beachtenswerte europäische Filmproduktion.
        Ein wohldosierter, actionorientierter Abenteuerfilm der alten Schule.
        Er nimmt sich für seine Expeditions-Vorgeschichte und dem psychischem Druck auf hoher See Zeit. Hauptaugenmerk ist aber das Ziel einen mit satten Farben idealisierten Männerfilm zu schaffen. Und das gelingt ihm, denn trotz eines konventionellen, wenig überraschenden, fast biederen Erzählstil ist er Dank seiner makellosen Tricktechnik und gewaltigen Kameraarbeit ein Fest für die Augen.
        Empfehlenswert für Menschen, die sich noch eine Sehnsucht nach Abenteuergeschichten aus vergangenen Kindheitstagen bewahrt haben.

        18
        • 6 .5

          Eurotrash oder Kunstkino?
          LSD-Trip, avantgardistischer Horror in Primärfarben, Sadomaso-Rape-Fantasy, Lolita-Sex mit Minirock, Upskirt-Blick.
          Anschlussfehler, Logikfreiheit, statische Kamera und gemalte Bildpoesie, unerklärbares Verhalten der Protagonisten, Nicht-Schauspieler, zelebrieren klassischer Grusel-Motive.

          Plastikgebiss, Schreckschusspistole, Clowns-Kostüme, wallende Gewänder aus dem Theaterkostümfundus, Achselhaare, Mösenbusch, Jungfrauen in Ketten, bärtige Männer, Fledermäuse und Tittenbiss.
          Episodenhaft, am Höhepunkt abbrechend, psychedelischer Synthetik-Rock, assoziative Filmsprache, Handlung wo bist du?
          Nicht-können, zäh, Langeweile, Regisseur der Naturbreit ist, kein Drehbuch, ultra-billig, auf absurd getrimmt, Sumpf aus Kunst und Dilettantismus, Abgesang auf Vampir-Mythos, Gebrauchsanweisung zum Verständnis notwendig oder den Quatsch einfach nur "fühlen"?
          Sexistisch, lesbisch, hetero, unmoralisch, Provokation, Frauenfolter und Softcore-Sex.
          Verstörend-lustig-doof, albern, träumerisch, schlafwandlerisch, männliche Begierde, weibliche Begierde, faszinierend, verwirrend, verloren, verführend und frivol.
          Das alles und viel mehr...

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          • 4 .5

            Südkoreanischer Agenten-Thriller vor einer austauschbaren Hauptstadtkulisse.
            Das weitreichende Handlungs-Geflecht aus Korea-Konflikt, geheimen Bankkonto, Mossad, Waffenrussen, CIA und Döner-Albanern will komplexer erscheinen als es ist. Liebe, Loyalität, Neid, Hass, Überläufer und Maulwürfe.
            Bei einer viel zu langen Laufzeit verirrt sich diese Spionage-Mär in den üblichen Genre-Klischees.
            Die wirre Geschichte wird mit einem peinlichem Frauenbild, dröger Melodramatik und dösigen ethnischen Ressentiments aufgebauscht.
            Lediglich die furiosen Actionsequenzen halten den zunehmend desinteressierten Zuschauer an der Stange, bis er bei dem nie enden wollenden Showdown wegen Teilnahmslosigkeit wegdöst.

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            • 6
              lieber_tee 22.07.2013, 23:07 Geändert 17.09.2016, 13:54

              Transformers trifft auf Godzilla im Neon Genesis Evangelion-Land.
              Attraktionskino das auf Plausibilität hemmungslos verzichtet. Stereotypen werden genussvoll bedient. Mit dem Preis, das erschreckend unmenschliches Krawall-Kino generiert wird. Profillose Figuren ohne Innenleben poltern hektisch durch eine entleerte Geschichte. Vieles wirkt undurchdacht, deplaziert und verschenkt, läuft auf seelenlose Blockbuster-Leere hinaus.
              Der liebevolle Detailreichtum rettet den Film nicht, seine Spektakularität ermüdet.
              Krachen und Dröhnen auf Hochglanz getrimmt. Knallbund, trotz Düster-Dauerregen. Eine ewig wiedergekäute digitale Kaugummiwelt mit wenig analogem Charme. Das Abfertigen banaler Handlungselemente ist mal mit Augenzwinkern versehen aber auch nicht mehr als ein nerdiges Vergnügen auf schlichtem Sandkastenniveau.
              Die Referenzen an Michael Bay sind enorm, das Anbiedern am asiatischen Markt ebenfalls.
              Kindlichkeit ist Trumpf, ist stumpf. Mit entsprechender Infantilität genießbar.
              Diese Art von Mainstream-Überwältigungs-Kino reizt mich nicht mehr.
              Solch einen Flachsinn habe ich von Guillermo del Toro am wenigsten erwartet.
              Siehe auch: http://www.moviepilot.de/movies/pacific-rim/comments/1597004

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              • ...eine geldgierige Diktatorendiva.
                http://www.welt.de/kultur/kino/article118102334/Jennifer-Lopez-und-ihre-Vorliebe-fuer-Diktatoren.html

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                • 4

                  Wenn einer eine Reise macht, hat er was zu erzählen...
                  Teebeutels Film-Reise-Tagebuch 2013
                  #05 – Dänemark, 16.07.
                  Liebes Tagebuch,
                  ich verstecke mich seit über zwei Wochen in den Katakomben einer kleinen, unscheinbaren dänischen Provinz-Kirche.
                  Mit zitteriger Hand schreibe ich diese Worte.
                  Ich kokse meine Nase blutig, fresse die Hostie dem Pastor weg, saufe wahlweise den Wein und das Weihwasser. Im dunklem hockend, zitternd. Vom Leib Christi und seinem Blut ernährend.
                  Durch die rostigen Abflussrohre höre ich die gewaltige Ansprache des religiösen Meisters von oben. Er schwafelt salbungsvoll über Tod und Verlust. Über Schuld und Sühne. Über Finsternis und Vergebung. Ich höre seine falschen Versprechungen, seine Androhung einer göttlichen Strafe. Die Kirchengänger schweigen, wispern und tragen ihren verlorenen Sohn schuldbewusst zu Grabe. Aber Gottes Glaube schützt nicht vor Verfehlungen. Die heuchlerische Familienbande ist in sich zerstritten. Lug und Trug beherrscht ihr Handeln und Denken.
                  Und dann, plötzlich!
                  Schreie, kreischen, stöhnen. Angst und Panik!
                  Die Geräusche von zerfetztem Fleisch und dann ein atemloses Schmatzen.
                  Was ist da oben los?!
                  Ist der Beelzebub in die Beerdigungsgäste gefahren?!
                  Ich schleiche mich gebückt, ganz langsam durch die tief-liegenden Gänge nach oben in das grelle Licht und riskiere einen geblendeten Blick:
                  Was ich dort sehe ist eine vor Angst gefrorene Bebilderung des ultimativen Horror-Satzes: "Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten auf die Erde zurück!"
                  Das jüngste Gericht. Zombies. Keine 28 Tage alt. Ultra-schnell, dynamisch aus den Gräbern entstiegen. Sie fressen den moralischen Verfall der Kirchengäste. Blut über Jesus, Hirnmatsche auf dem Altar, ihr Geifer löscht die Kerzen aus.
                  Ich ducke mich, verstecke mich.
                  Aber ich bin nicht allein.
                  Zwei Männer und ein Kind, blut-überströmt aber ungebissenen geistern ratlos durch den unterirdischen Tunnel. Mich kritisch beäugend, mit Vorhaltungen untereinander beschäftigend, nehmen sie meine Hilfe an. Wir verstecken und verbarrikadieren uns in meinem stillen Kämmerlein.
                  Mist, schon wieder Zombies. Schon wieder sich verbergen. Schon wieder eine Belagerung.
                  Nicht einmal im beschaulichen Dänemark habe ich Ruhe vor den Untoten...
                  Im Gegenteil! Sie kommen!!
                  Ich höre ihr schmatzen, grunzen, schnaufen an der verrammelten Tür. Die Toten riechen die Lebenden, ihre Angst. Sie kratzen und scharren.
                  Sie brechen durch!!
                  Hektik, Reaktion-Gegenreaktion, Kampf!
                  Köpfe von Zombies platzen wie Wassermelonen auf, ihr schwarzes Blut und fauliges Gewebe spritzt mir ins Gesicht. Ich wische es mir mit einer lapidaren Handbewegung aus den Augen. Ducken, mit der Eisenstange zuschlagen, ducken-schlagen, immer wieder...
                  Meine Schützlinge haben da keine Übung. Sie werden gebissen, zerfetzt. Mutieren.
                  Ich kann diesen Scheiß nicht mehr sehen. Immer das selbe. Immer das gleiche Programm.
                  Ich hohle jetzt meine Kettensäge und beende dieses x-mal gesehene Elend.
                  Langsam und schweren Schrittes wate ich durch einen Aufguss aus Körperteilen und Körperflüssigkeiten,
                  bereit für mein letztes Gefecht...

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                  • 5

                    Grob zusammengeflicktes Plottwist-Monster, das durch sein gutes Schauspiel und ausdrucksvollen Bilden zusammengehalten wird.
                    Zwischen rasanter Action, düsterer Film-Noir-Stimmung und großen Emotionen schwankender Rache-Drama-Hybrid, der bei nachhaltiger Betrachtung sich in unscheinbaren Dunst auflöst.

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                    • 7

                      Auf perfekt computergeneriertem Animations-Niveau spaßig-schwungvoll erzählte Vorgeschichte von Monster AG.
                      Dank seiner bezaubernden und knallbunten Figuren verkommt der Film nicht zu einer seelenlosen Klamauk-Nummernrevue.
                      Die Subversivität und Originalität älterer Pixarfilme wird mit Liebenswürdigkeit ausgeglichen, auf Kosten einer voranschreitenden Disneyisierung von Familientauglichkeit.

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                      • 5 .5

                        Unausgewogene Pampe aus Buddymovie, Gerichtselementen und kurzzeitigen Over-the-Top-Actionsequenzen.
                        B-Routinier James Glickenhaus setzt das zahm-grimmige Bild einer drogenverseuchten, korrupten Großstadt auf plakativen Bahnhofkino-Niveau um. Poltert durch eine dünne Krimi-Geschichte ohne Pfiff, deren Flow ständig von einer unpassenden Liebesgeschichte aus-gebremst wird.
                        Der knochentrockene Humor und das leider nicht voll ausgeschöpfte Potential des engagierten Anwalts und Einsamer Wolf-Cop-Duos reicht für einen annehmbaren 80er Jahre Zeitvertreib.

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                        • 5 .5

                          Reaktionärer Action-Heuler aus den 80ern, wo die Welt damals wie heute brav in süße amerikanische Schokolade und dummes russisches Brot aufgeteilt ist.
                          Frieden schaffen durch Waffen, mit Hilfe eines Instinkt getriebenen James Bond-Neandertalers.
                          B-Regisseur James Glickenhaus erzeugt ein zynisch-kaltes Kriegs-Klima ohne Ansätze von durchbrechender Ironie. Lediglich der teilnahmslose Nicht-Schauspieler in der Titelrolle darf die Berliner Mauer mit einem Porsche von West nach Ost (!) durchbrechen.
                          Zuvor werden Blutbeutel, Terroristen-Kinderwagen, Skifahrer und Seilbahnen in Slo-Mo brutal gesprengt, erschossen und abgefackelt.
                          Packend ist das nie, ein unfreiwillig komisches Zeitzeugnis aber schon.

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                          • 7

                            Ein erbarmungsloses Rennen gegen die Zeit, das genussvoll an die genreüblichen Nerven kitzelt.
                            Die empathische Inszenierung beschränkt sich kluger Weise auf drei Bedeutungsräume, welche passend vom überzeugend agierenden Schauspieler-Ensemble, der ruhelosen Kamera und einem präzisem Schnitt gefüllt werden.
                            Der schlichte Plot und die zweckdienliche Logikfreiheit sind verzeihlich, das dubiose Finale weniger.
                            Ein in der ersten Stunde enorm pragmatisch-wirkungsvoller Entführungs-Serienkiller-Thriller, in der Tradition von "Final Call" und "Nicht auflegen!"

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                            • 4

                              Neulich in der Pädagogenfamilie...
                              - Papa, kaufst du mir eine G.I. Joe Actionfigur?
                              - Nein, Töchterlein, Kriegsspielzeug kommt mir nicht ins Haus!
                              - Aber Barbies habe ich auch schon.
                              - Die hat deine Mutter gekauft...
                              - Ich will aber einen G.I. haben!!
                              - Spiel doch mit Ken.
                              - Ne, der ist mir zu schwul...
                              - Ich finde Soldaten-Puppen, die mit MG's herumballern doof.
                              - Ach, Manno. Du sagst immer ich soll nicht mit Barbie-Puppen spielen. Wegen kritiklosem Konsum, traditionellem Frauenbild, unrealistischen Proportionen und so...
                              - Und du meinst G.I. Joe ist besser?
                              - Zumindest ist der nicht rosa!
                              - Stimmt, dafür verherrlicht er das Militär und die Problemlösung durch Waffengewalt.
                              - Hm, du sagst ständig ich soll nicht immer nachgeben und lieb sein.
                              - Erschießen aber auch nicht...
                              - Wenn ich spiele, das der G.I. mit einer Panzerfaust die Bösen zerlegt um den atomaren Weltfrieden zu retten?
                              - Klingt nach einem schlechten Kriegs-Film. Und das ich mal wieder mit deinem Kinderpsychologen reden sollte.
                              - Aber so etwas habe ich vor kurzem im Kino gesehen. So ein Art Superheldenfilm. Mit einem Neger, der mit einem Panzer einen komischen Typen mit Helm weg-sprengen will weil der seinen Freund und den Frieden gekillt hat. Aber man sieht nix, kein Blut!
                              - Neger ist ein Schimpfwort. Sag "Farbiger" oder "Maximalpigmentierter".
                              - Kaufst du mir jetzt einen maximalpigmentierten G.I. Joe?
                              - Ne.
                              - Wenn ich spiele, das der nur Barbie poppen darf wenn er ein Antiaggressionstraining macht und im Haushalt hilft?
                              - Hm.
                              - Der raucht nicht. Trinkt nicht, kifft nicht.
                              - Hm.
                              - Kann auch mehr als Drei-Wort-Sätze...
                              - Hm.
                              - Hat studiert, kann seine Unterhosen selbst waschen und macht die Kackstreifen im Klo weg.
                              - Solch einen G.I. Joe gibt es nicht!
                              - Doch.
                              - Nein.
                              - Doch!
                              - Nein!
                              - Du bist doof!!
                              - Ja, so wie der Film!

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                              • 5 .5

                                "Fahr oder stirb!"
                                Nur durch eine Lobotomie am Kinokassen-Eingang erklärbarer Äktschenhimmel.
                                Wenn sich die hochgepimte V8-Motor-Familie einen selbst-parodistischen und respektvollen Umgang wünscht, Gravitation eine unlogische Komponente wird und zelebrierter Stumpfsinn Vergaserprobleme bekommt, dann retten nur noch totale Amnesie und flatterhafte Actionszenen vor der totalen Voll-Verblödung.

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                                • 4

                                  Der Regisseur der Scientology-Ober-Pflaume "Battlefield Earth" versucht 13 Jahre später ein Comeback im SF-Genre.
                                  "Stranded" ist ein talentfreies Mashup aus Alien, Moon und Pandorum, das mit seiner nicht vorhandenen Originalität zum müden Abwinken einlädt.
                                  Uninteressante Schauspieler eiern in einer uninteressanten Kulisse zu einer uninteressanten Geschichte herum. Die uninspiriert geführte Kamera fängt uninspirierte Bilder ein. Billige Miniaturaufbauten unterstützen den billigen Look des Films. Das unspektakuläre Finale ist so unspektakulär wie der gesamte Film. Die Halluzination-Idee und möglichen ernsthaften klaustrophobischen Ängste auf einer einsamen Mond-Station werden nicht ernsthaft verfolgt. Der Wirts-Mutant mutiert nie wirklich. Die flachen Figuren flachen jeden Spannungsbogen ab.
                                  Jegliche Atemlosigkeit bleibt im luftleeren Raum hängen.
                                  Schnarchkiste.

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                                  • 8

                                    Ein schwarmartiges Kollektiv aus tollwütigem Hochgeschwindigkeits-Wahnsinn überrennt alles. Hier heißt fluchtartige Bewegung überleben. Erst durch den statischen Aug in Aug-Kontakt mit der Bedrohung entsteht Stillstand und die Möglichkeit des langfristigen Überlebens.
                                    Im umgekehrten Rhythmus eines Effekt-Blockbusters wird vom hektischen Schockzustand mittels desorientierten Stakkato-Bildern über eine gigantische CGI-Apokalypse zu einem klaustrophobischen Kammerspiel entschleunigt.
                                    Antreibende Spannung, die überraschenderweise in nägelkauendes Suspense-Kino endet.
                                    "World War Z" ist ein erfrischend anderer Mainstreamfilm, der Aufmerksamkeit für seine makaber-zynischen Details erfordert, nicht alles haarklein ausformuliert und auf dem Silbertablett serviert.
                                    Eine holprige, mit Aussparungen versetzte, Schnitzeljagd eines eindimensionalen Superheldens. Brad Pitt hetzt von einem choreographierten Desaster zum nächsten, ist am falschen Ort zur falschen Zeit, hat aber den richtigen Blick für das Wesentliche.
                                    Die lose Adaption von Max Brooks "Tatsachenbericht" beinhaltet noch marginale Elemente der Vorlage. Sie fühlt sich nach einen Invasion-Katastrophenfilm an.
                                    Trotz unglücklich gesetzter PG13-Schnitte und kritisierbarer Blutarmut ist der Streifen ein Zombiefilm. Er knabbert gerne die ewig wiedergekäuten Formeln des Genres ab. Der popkulturelle Topos des Untotseins wird mal herkömmlich, mal originell bedient.
                                    Krieg gegen den Terror als ein virologischer Weltkrieg ohne die allegorischen Bedeutungsmuster des Zombie-Motivs vertiefend zu nutzen. Machtstrukturen und Humanismus in Ausnahmezuständen werden zeitweise in Frage gestellt um dann doch den Zuschauer in ein dick aufgetragenes Kernfamilien-Heil-Bild zu entlassen.
                                    Es sei denn er sieht das Ende auch als ein Ausblick auf eine neue Gesellschaftsordnung, in dem kranke Menschen und Tote nebeneinander leben werden, sich der Ausnahmezustand zu einer neuen Ordnung generiert.
                                    Angesichts der katastrophalen Produktionsgeschichte und dem ursprünglich wirrem Ende ist "World War Z" der verdiente Überraschungssieger des Blockbuster-Sommers.
                                    Anmerkung zum Kinobesuch:
                                    Da ich zunehmend genervt auf unkonzentriertes, störendes Publikum reagiere muss ich diesmal ein dickes Lob für diese ausverkaufte Samstagabend-Vorstellung aussprechen. Selten so eine hoch-angespannte, anhaltende Stille und Stimmung besonders in den letzten 40 Minuten eines Films erlebt.
                                    Respekt.

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                                    • 6 .5

                                      Dosis #01
                                      Vom Testosteron fremdgesteuerte College-Studenten suchen durch zwiespältige Medizin-Tests den finanziellen Kick. Die pubertierende Party kann im Versuchslabor steigen.
                                      Dosis #02
                                      Wie zu erwarten hat die verabreichte Ration des wunder-heilenden Medikaments an verfickten Teenagern negative Begleiterscheinungen. Das Experiment gerät in Schieflage.
                                      Dosis #03
                                      Obwohl inhaltlich das Ekel-Bodyhorror-Niveau eines Cronenbergs angesprochen, wird die intellektuelle Tiefe nie erreicht. Der zunehmende Scheußlichkeit-Faktor und die klaustrophobisch-isolierte Anspannung im Laboratorium ist vorhersehbar aber effektiv.
                                      Dosis #04
                                      Mehr oder weniger glaubwürdiges Fehlverhalten der Probanden und klassische Ingredienzien eines B-Horror-Films werden mit hohem Tempo, angemessenem Blutzoll und makaber-zynischem Grundton verabreicht.
                                      Dosis #05
                                      Huch, drogen-induzierte Zombies?! Da öffnet der Streifen überraschender Weise die Schublade moderner Interpretationen einer veralteten und ewig wieder-gekauten Schublade. Auch hier, nicht originell aber wirkungsvoll.
                                      Entzug.
                                      "Bloodwork" ufert in ein apokalyptisches, verschwörungstheoretisches, selbstzerstörerisches Finale aus.
                                      Diagnose:
                                      Kanadische Low-Budget-Produktion, die all ihre Zutaten zu einen vorhersehbaren aber unverbraucht wirkenden Thriller-Cocktail mixt und besonders in der zweiten Hälfte ansehnliche Spannung erzeugt. Der übliche spastische Krampf mit Glaubwürdigkeit und Logik können wirkliche Genre-Freunde tolerieren, das ultimative Aha-Erlebnis bleibt allerdings aus.

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                                      • 6

                                        Gute Guerilleros gegen miese Militärs in einem Bananenstaat.
                                        Spät-Söldnerfilm vom Miniatur-Master-Of-Desaster Antonio Margheriti, in dem immer irgendetwas aus pyrotechnischen Gründen handwerklich ordentlich weggesprengt wird. Die üblichen Hackfressen des Genres rumpeln im Karton. Zum Ende hin ersäuft die ganze Chose in eine verkitschte Heilsgeschichte.
                                        Im flackerndem Lichte des exotischen Rebellen-Lagerfeuers und zu ohrenschmerzenden Panflötengedudel von Ennio Morricone wird Widerstand als ein Produkt der kriegerischen Umstände glorifiziert. Der weiße Befreier des geknechteten Volkes darf für die gerechte Sache über Leichen gehen. Er trägt sein Macho-Heldentum mit einem opferbereiten Priester schwülstig herum.
                                        Ich schaue mir solche Dschungelactioner nicht zur tiefgründigen Beschäftigung an sondern aus nostalgischer Jugendverklärung. In Erinnerung an schmutzigem Mündungsfeuer einer grünen Hölle.
                                        Bedürfnis erfüllt.

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                                        • 4 .5

                                          Verpeilte, substanzinduzierte Null-Ficker-Kids mit penetrantem Getto-Gehabe hängen gelangweilt in einem Abriss-Hochhaus herum. Sie quälen zum Spaß Ratten der Lüfte und werden deshalb von einem garstigen Tierschützer im Regenmantel dezimiert.
                                          Klassisch-durchschnittlicher Attack-The-Block-Slasher, der grob gestrickt durch die genre-üblichen Doofheiten prollt. Er stellt einige fiese Szenen, die üblichen Folter-Standards und eine schön ranzig-abgehalfterte Gebäude-Atmosphäre zur Verfügung, verabschiedet sich spätestens aber mit dem blöden Ende aus dem Mittelmaß.

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                                          • 5

                                            Wenn einer eine Reise macht, hat er was zu erzählen...
                                            Teebeutels Film-Reise-Tagebuch 2013
                                            #04 – Schweden / Brasilien, 29.06.
                                            Liebes Tagebuch,
                                            über die konkreten Ereignisse in der kleinen schwedischen Provinzstadt möchte ich hier nichts kund tun. Ich weiß nicht wer dieses Tagebuch noch in die Hand bekommt und etwaige Aussagen könnten gegen mich verwendet werden...
                                            Da es aber für mich notwendig erscheint Schweden schleunigst zu verlassen habe ich mir überlegt in ein Land zu reisen welches kein Auslieferungsabkommen mit Deutschland bzw. Schweden hat.
                                            Zunächst erschien mir ein Direktflug nach Brasilien sinnvoll.
                                            Ich kenne dort einen leicht-korrupten Hotelbesitzer, der in Angra dos Reis, 150 Kilometer westlich von Rio de Janeiro, eine relaxte Ferienanlage hat, in der prominente Fotomodells gerne absteigen.
                                            Bevor ich den Flug gebucht habe faxte ich ihm eine Anfrage über die Situation an der südlichen Küste.
                                            Und da ist mir die Kinnlade heruntergefallen.
                                            Folgendes Telex habe ich bekommen:
                                            +++ Teebeutel komm nicht +++ Kriminelle Banden treibt hier ihr Unwesen +++ Spektakulärer Raubzug in einer Smaragdmine +++ Ort von der Polizei abgeriegelt +++ Berichte über hunderte von Piranhas in den umliegenden Seen gehört +++ Todesfälle bereits bekannt +++ Massive Unwetterwarnung für dieses Gebiet +++ Hurrikan der Kategorie Nummer zwei pustet mit bis zu 200kmh und 70liter Regen über das Land +++ Gruppe von Touristen mit zwiespältigem Hintergrund gilt als verschollen +++ Wasserflugzeug abgestürzt +++ Risse an der Hauptwand des Staudamms festgestellt +++ Vorgelagertes Inselparadies kann überschwemmt werden +++
                                            Da auch im Internet berichtet wird, das in den Gewässern eine, für diese Region, unbekannte Art von Piranhas Badegäste angefallen hat, habe ich mich entschieden entweder einige Tage zu warten oder ein anderes Reiseziel in Betracht zu ziehen.
                                            Ich kenne da noch ein Versteck in einem Leuchtturm nahe der britischen Inseln, muss mal checken wie dort das Wetter und Fischvorkommen ist...

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                                            • 7

                                              Hinter dem reißerischen Titel "Bluthunde vom Teufel zerrissen" versteckt sich die einzige Regiearbeit von Remi Kramer. Eine in Deutschland um 15 Minuten gekürzte VHS-Veröffentlichung.
                                              Er ist ein roher Dschungel-Schmuddel-Actioner aus den 70ern, der sich in seinem entgrenzten Rassismus, Sexismus und Männerheldentum zunächst zu hause fühlt.
                                              In irgendeiner Bananen-Republik wird ein jammerndes, blutsaugendes, weißes Arschloch von einer naiv-studentischen Guerilla-Freiheitstruppe entführt. Zwei schwarz-weiße US-Söldner räumen zur Befreiung im Urwald auf.
                                              Sportlich synchronisiert und mit enthnozentristische Überlegenheit werden die Bäume geschüttelt, bis das letzte "Schlitzauge" von der Palme fällt. An allen groben Ecken und Kanten randalieren schmierige Typen für eine schmierige Sache.
                                              Wenn schon ein fettig-verschwitzter Söldner-Film, dann so verkommen-dreckig wie diese 1976er Produktion, die ihrer Zeit für dieses Sub-Genre weit voraus ist.
                                              Ab der Hälfte des Films wird ein Vietnam-Befreiungs-Szenario erschaffen, das z.B. "Rambo 2" acht Jahre später kopiert. Hier mit entsprechender Ironie und einer bösartig-zynischer Betrachtung, die dem Film Tiefe verleiht, die er nicht hat.
                                              Zum Ende hin ist nichts mehr wie es sein soll. Rechtschaffener Heroismus wird eine zynische Klatsche gegeben. Der Tonfall ist desillusionierend und hoffnungslos.
                                              Schmutziger, kleiner Rohling, der Film.
                                              Direkt in die Fresse.

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                                                Ich stelle mir nach der Sichtung des Streifens folgendes vor:
                                                In einem rein-rassig deutschen Film wird das Kanzleramt in Berlin von einer Ex-Stasi-Terroristen-Einheit, mit militärischen Mitteln aus Luft und blutigem Boden, ultrabrutal angegriffen und in kürzester Zeit besetzt. Fr. Merkel wird mit ihren Ministern im Keller gefangen genommen. Eisenharte Bösewichter verbrennen die deutsche Flagge theatralisch im Gegenlicht der untergehende Sonne des christlichen Abendlandes um geheime deutsche Atomwaffen zu zünden. Ein traumatisierter Til Schweiger klappert zeitgleich durch die Gänge des politischen Machtzentrums. Er steinigt, foltert und schlitzt ultrabrutal. Befreit Kanzlerin, Tochter und Reichsadler aus den Fängen dieser kompromisslosen Bedrohung.
                                                Fr. Merkel findet abschließend, etwas ramponiert, in der Neujahrsansprache, folgende Worte: "Unsere Feinde kamen nicht nur um unser Land und unser Volk zu vernichten, sie wollten unsere Gesellschaftsordnung stürzen, unser Glauben beschmutzen und unsere Freiheit mit Füßen treten. Darin sind sie nicht nur gescheitert, sondern haben uns auch das größte aller Geschenke gemacht: Die Chance für unsere Wiedergeburt! Wir werden uns erneut erheben! Stärker und vereint! Es ist unsere Zeit, unsere Chance zu unseren besten Werten zurück zu finden. Mit gutem Beispiel voran zu gehen, mit Integrität, Würde und Ehre, die das Land aufgebaut haben und es wieder aufbauen werden. Gott schütze uns und Gott schütze die BRD!"
                                                Hm, ein erzürnter und warnender Aufschrei würde durch die (US-) internationale und nationale Presse gehen wegen dieser patriotischen, nationalistischen, an eine Göbbels-Rede erinnernde, Allmachtsphantasie.
                                                Aber "Olympus Has Fallen - Die Welt in Gefahr" ist ein amerikanischer Film.
                                                Der darf das.
                                                Das gehört zum guten heimatverbunden-Ton. Jeder der da Kritik übt wird als antiamerikanischer, linker Gutmensch verachtet.
                                                Oder sagt lapidar, das das für einen Ami-Schinken doch nichts überraschendes ist.
                                                Ja, so sind die Amis, egal, Hauptsache die Action stimmt. Ich will mich nur unterhalten lassen, mein Gehirn ausschalten, nicht über Inhalte nachdenken, die kann man eh nicht ernst nehmen...
                                                Ich spare mir hier meine bösen Worte gegenüber diese heuchlerischen, christlich verbrämten Wir-sind-die-Sheriffs-der-Welt-Propaganda und gehe kurz auf dem Klo kotzen.
                                                Viel spannender finde ich die Frage, was ein Volk für Versagensängste haben muss, dass es solche Filme mit solchen Inhalten braucht um ihr Selbstbewusstsein immer wieder neu aufzupolieren damit es schön glänzt.
                                                Denn weniger die formelhafte Action-Inszenierung, die primitive Narration und das ständige Propagieren moralischer Überlegenheit ist das Interessante an dem Film, sondern seine selbst-entlarvende Angst vor einer Bedrohung von außerhalb, innerhalb ihrer eigenen Landes-Grenzen.
                                                "Olympus" zeigt nach dem 9/11 nicht mehr etwas Unvorstellbares, sondern versucht mit explizit-kalter Gewalt, möglichst realistisch, die vorstellbare Bedrohung in den eigenen Wänden zu bebildern.
                                                Pures Paranoia-Kino der 2010ner Jahre, das jegliche Handhabung von Gewalt gegenüber "Schlitzaugen" legitimiert, basieren auf ein moralisch "richtiges" Bewusstsein, das von integren Politikern und Kampfhelden personifiziert wird.
                                                Dieser "Stirb-Langsam" im weißen Haus ist griffig in Szene gesetzt, funktioniert prächtig als Äktschner, haut allerdings dermaßen seinen politischen Überbau dem Zuschauer in die Fresse, das es mir unmöglich ist das zu ignorieren.
                                                Kim-Jong-il hätte auf den "Olympus" onaniert.

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                                                  92 Mio. Dollar raus-geschleudert und dann doch nur mit dem Charme einer billigen Ostblock-Direkt-To-Produktion...
                                                  Nach einer endlos lang gecrashten Auto-Material-Schlacht ersäuft das langsame Sterben in ein CGI-verstrahltes Tschernobyl-Wasserbecken.
                                                  Papa und Sohnemann McClane sind unverwundbare Super-Familien-Helden, werden nie ernsthaft bedroht. Sie schwafeln und ballern sich durch einen plotlosen Plot.
                                                  Die Regie vom Nichts-Könner John Moore entleert sich in eine konfus-orientierungslosen Materialschlacht mit wenig Sinn und kein Fünkchen Verstand.
                                                  Müde One-liner und peinliche Schweinebacken-Posen sind nur noch öde Selbstläufer. Eine ikonische Figur wird zu Grabe getragen.
                                                  Mit der Original-Reihe hat das alles nichts mehr zu tun.
                                                  Lediglich die fetten Actionszenen am Anfang bleiben im durchgepusteten Hirn hängen.
                                                  Das ist mir aber zu wenig.

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                                                    Ein weiterer postmoderner Actioner eines gealterten und Kassen-vergifteten 80er Heldens.
                                                    Diese irrwitzig-grimmige Gangster-Komödie hat sich Mr. Gibson auf sein Leib geschrieben. Für einen regulären Kino-Start reichte das allerdings nicht mehr. Der Film wurde in den USA nur auf Video-On-Demand veröffentlicht.
                                                    Was schade ist, denn "Get the Gringo" ist ein exzellent gefilmtes Schmuddelfilmchen, das knochentrocken, voller Zynismus eine Tarantinoeske Story erzählt. Es könnte sich auf großer Leinwand zu hause fühlen.
                                                    Ein gut aufgelegter, faltiger Hauptdarsteller prügelt und schießt sich durch ein faszinierend-befremdliches Gefängnis-Kleinstadt-Szenario. Mord, Prostitution und korrupte Hierarchien machen die mexikanische Atemluft aus.
                                                    Als ob Robert Rodriguez einen Neo-Italo-Western auf Grindhouse-Speed gedreht hat.

                                                    Regiedebütant Adrian Grunberg erschafft mit Hilfe eines selbstherrlich-charmanten Mel Gibson, einen clever-geradlinig erzählten Gewaltexzess ohne politische Korrektness und mit etlichen ethnischen Klischees, dessen lakonischer Off-Kommentar oft zum schmunzeln einlädt.
                                                    Unbedingt im O-Ton anschauen und bloß nicht zu ernst nehmen.

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