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Alle Kommentare von lieber_tee
„Keine Sorge, ich gehe nur mit der Spitze rein.“
Scheinbar denken viele unabhängige Filmemacher, sie müssen im Horror-Bereich das Publikum für dumm verkaufen. Regisseur Mitch Wilson wollte offensichtlich einen Old-School-Slasher erschaffen, der mit einem ikonischen Monster aufwartet. So schickt er biertrinkende Kids an einen verbotenen Ort, lässt sie sehr unkluge Aktivitäten machen, wie das Böse erwecken, und lässt sie dann den blutigen Preis dafür bezahlen. Das sind die typischen Kennzeichen des Subgenres, stereotypisch heruntergenudelt, mit voller Absicht.
"Knucklebones" ist ein minderwertiger Slasher. Seine Herzstücke sind die kreativen, perversen und ekelhaften Tötungen. Der Rest ist Scheiße. Ob nun ein Schwanz abgehackt, oder mit der Motorsäge anal penetriert wird bis alles aus dem Mund wieder raus kommt, je absurder, je gewalt-pornografischer, desto besser. "Knucklebones" ist in seiner bewussten Zurückhaltung ein subtiler Film zu sein beachtlich. Sein Ehrgeiz beschränkt sich konsequent auf die grafische Darstellung von Halbierungen, Flambierungen und Spaltungen. Blutgeile Gewaltfetischisten aus den Ittenbach-Fan-Foren feiern so etwas natürlich ab. Bei beschränktem Intellekt kann so etwas sogar als „unterhaltsam“ empfunden werden. Das Leben ist langweilig, da muss wenigstens die Gore-Luzi richtig abgehen. Auch mein Leben ist manchmal öde und so konnte ich diesem Abschlachtreim durchaus eine gewisse Faszination zusprechen. Nur ich finde auch, dass unabhängige Filmemacher mehr machen sollten, machen müssen, als ihr Metzger-Handwerk zu bebildern, denn es gibt schon genügend Müll von den großen Studios. Und Horrorfans verdienen bessere Filme.
3,5 zerfetzte Stofftiere.
Freie Fahrt für freie Bürger!
Im fünften Gang des 10 Jahre alten Fast and Furious-Sportmobils verlangsamt das Franchise kein bisschen. Im Gegenteil, es übertritt tatsächlich mal den Rand des Mittelmaßes. Es ist schon interessant wie Regisseur Lin, trotz des engen Konzeptes, geschickt manövriert und versucht die Reihe in neues Territorium zu bringen. Das Wir-sind-eine-Multikulti-Familie-von-Außenseitern-Blabla kommt weiterhin aus dem Klischee-Wörterbuch (und hat auch eine homoerotische Intimität zwischen Männern). Die absurden Handlungsabläufe werden zwar immer noch mit ernster Mine vollzogen, die Gesetze der Physik sind weiterhin völlig egal, gehen im CGI-Matsch verloren, aber die frischen Casting-Entscheidungen bringen eine neue Dynamik mit, die nicht nur (aber auch) einen Kampf um den größten Bizeps (= Ego) generiert. Die exotische Rio De Janeiro -Location, wo in den Favelas mit hochgetunten Edel-Rennmaschinen durch die Armut gebraust wird, ist ebenso reizvoll wie pervers. Das spaßerhaltende Spektakel steht im Vordergrund. Wird immer größer und lauter. Dieser Fast-Teil wirkt griffiger, stromlinienförmiger, gerade weil der ermüdende Underground-Rennwettkampf zugunsten eines knackigen Heist-Films ausgetauscht wurde und in eine fulminanten Verfolgungsjagd gipfelt, die modere Actionfilm-Geschichte geschrieben hat.
Eigentlich ist die Fast-Reihe ein bereits zu Tode gelaufener, zu langer Witz. B-Kino auf Steroiden. „Fast 5“ ist hirnlos befriedigend, allerdings stimmt hier die primitive Mischung besser als bei seinen Vorgängern.
6-mal auf den Action-Button drücken.
Staffel 01
Technologischer Fortschritt und ein Mangel an Menschlichkeit.
In einem futuristischen Japan überwacht das "Sybil-System", ein autarkes allgegenwärtiges Überwachungssystem, seine Bewohner. Es kontrolliert Eignung, Potenzial und psychische Gesundheit der Bevölkerung. Mit Hilfe des Psycho-Passes wird ständig der individuelle Stresspegel gemessen und präventive Maßnahmen ergriffen, sobald ein Bürger ein anomales Verhalten, oder die Absicht ein Verbrechen zu begehen, zeigt. Vor diesem Hintergrund folgt die Serie einer Spezial-Einheit, die eine Reihe von Morden untersucht.
Irgendwo zwischen Orwell und Dick lernt der Zuschauer Episode für Episode die einzelnen Mitglieder der Sondereinheit kennen und erfährt die Hintergründe der dystopischen Gesellschaft. Die Hauptfigur Akane macht einen Entwicklungsprozess von einer schüchtern-naiven zur selbstbewusst-cleveren Frau durch. Neben den spannungs- und actionreichen Szenen, besitzt der Anime viele ruhige, dialoglastige Momente. Einzelne Folgen wirken wie Füllmaterial, allerdings gerade diese beinhalten auch einen Diskurs über Kantische Ethik, Max Webers Soziologie der Herrschaft, Sartres Existenzialismus, Foucault, etc. Das wirkt oft etwas steif herüber gebracht, vertieft die Serie aber in seinen Themen wie Verlust der Privatsphäre, Entfremdung in den Stadt und Maßlosigkeit von Menschen. Zwischen nachdenklichen Fragen, brillanter Animation und manch schaurig dargestellter Hybris wird der freie Wille als wesentliches Gut einer Gesellschaft propagiert.
Emotional und anspruchsvoll, eine überraschend schlaue Serie.
7,5-mal in Japans Kornkammern sterben.
„Angst vor seinem eigenen Körper zu haben, ist das Schlimmste was man einem Kind antun kann.“
XXY ist eine angenehm aufregende, unaufgeregt erzählte Coming-of-age-Geschichte über die Selbstfindung. Ohne Voyeurismus, sensibel nähert sich die Filmemacherin Lucia Puenzo ihrer Figur an und erzeugt so ein kraftvolles und deutliches Plädoyer für die Natürlichkeit von Zweigeschlechtlichkeit. In melancholisch-unwirklichen Bildern getaucht, fordert sie die (Wahl-) Freiheit über den eigenen Körper, der eigenen Sexualität und Toleranz gegenüber vermeintlicher Andersartigkeit, die von der Gesellschaft definiert wird. Manchmal wirkt der Film etwas belehrend, ist teilweise in seinen medizinischen Details unklar, wenn nicht sogar falsch, aber der kraftvollen, humanistischen Aussage tut das keinen Abbruch.
7-faches Begehren nach Freiheit.
Regisseur Radley Metzger erlangte Mitte der 70er, zur Zeit des Porno Chics, in Form von visuell außergewöhnlichen und narrativen Hardcore-Filmen, Aufmerksamkeit. Seine Filme sind eine eigenwillige Mischungen aus europäischen Arthaus-Kino und Sexploitation. Der voyeuristische Blickwinkel, der Schauwert, steht im Vordergrund, Dramaturgie und glaubwürdige Charakterisierung ist zweitrangig.
„Little Mother“ ist eine lose Anpassung an Eva Perons Leben. Eine zersplitterte Annäherung an eine Frau, die sich in der Öffentlichkeit als Vertreterin für die Armen inszeniert, während sie privat mit Sex und Mord alles daran tut an der politischen Spitze zu bleiben. Der Film ist ein seltsamer Hybrid zwischen Polit-Drama und Ausbeutungsfilm. Eine Kolportage, die einerseits Korruption anprangert, aber kein realistisches Abbild von Machtprozessen und gesellschaftlicher Realitäten zeigt, andererseits ein psychologisches Porträt ist, wo eine emanzipierte Frau zwischen Heilige und Hure dargestellt wird. In verschwenderischen Dekors schwelgt die ausufernde Kamera gerne in sexuellen Exzessen, die faszinierend anzuschauen sind. Ebenso Christiane Krüger, die erotisch, kühl und berechnend dem Film ihr Stempel aufdrückt.
Aber am Ende bleibt dann doch nur ein typisch "männlicher" Blick auf eine unnahbare Frau, deren Macht ebenso beängstigend wie geil ist.
6 Orgien mit Offizieren.
RIP Radley Metzger
Diese Mischung aus peinlichen Kalauern, etwas Action und etwas mehr Abenteuer habe ich in meiner Kindheit abgefeiert. Fand den fast so gut wie den ersten Indianer Jones-Film, der zur gleichen Zeit in die Kinos kam. Hm. So recht erklären kann ich mir das heute nicht mehr. Wahrscheinlich cineastische Unreife mangels vergleichbaren Erfahrungen oder einfach nur verpeilter, pubertärer Filmgeschmack.
Schon die Prämisse, das vier arbeitslose, geldgierige Arschloch-Glücksritter aus den USA, ohne Training, Kondition oder irgendwelchen spürbare Fähigkeiten, runter in den südamerikanischen Dschungel fliegen um dann ohne Probleme, trotz offensichtlicher Inkompetenz, eine Hazienda eines Drogenbarons ausrauben, ist ziemlich mau. Nun gut, es gibt vergleichbare Action- und Söldnerfilme, die sind auch nicht viel cleverer. Allerdings frage ich mich wie es der Regisseur geschafft hat, dass solch eine prominente Besetzung auftaucht. Nicht das sie dem Film gut tut, dafür sind die Kurz-Auftritte von Ernest Borgnine und James Coburn kaum nennenswert, James Brolin völlig unangemessen ernst und der erschreckend abgehalfterte Anthony Quinn bietet nur eine peinliche Show. Das Skript ist lächerlich, macht alle Figuren lächerlich. Die Hetzjagd durch den Dschungel wirkt kaum bedrohlich, eher wie ein Wandertag durch Bielefelder Wälder und psychisch zerreißend oder gar brutal ist sie auch nicht.
Satisfaction ist ein B-Movie. Offensichtlich. Leichte Kost. Offensichtlich. Dumm wie Knäckebrot. Offensichtlich. Soll vielleicht auch so sein, soll vielleicht eine Parodie auf diese Art von Actioner sein. Soll, soll, ach weiß ich, der war mir einfach zu doof.
Mit vier weißen Pudel unter Arm aus dem Flugzeug springen.
Project Itoh Trilogie: #01
Analysemaschinen, Hirnschreiber und mechanische Menschpuppen.
Die Idee, Steampunk im 19. Jahrhundert auf Cyber-Punk treffen zulassen und so als Allegorie für Fragen / Missbrauch an die modernen Computer-Technologien zu nutzen, ist durchaus faszinierend. Die früh-industrielle Welt kann Leichen wiederbeleben und beutet sie als billige Arbeitskräfte und Soldaten-Vieh aus. Ein junger Wissenschaftler geht auf eine Mission quer durch die Welt. Er will Victor Frankensteins Notizen finden, um den Toten wieder eine Seele einhauchen zu können. Bis dahin ist die Geschichte interessant, mit Humor durchzogen, auch wenn der Zuschauer selten Zugang zu den Charakteren findet. Sie haben alle Namen von berühmten Persönlichkeiten aus Geschichte und Wissenschaft, der Film macht zunehmend Jagd auf Referenzen und Derivaten aus der phantastischen Literatur (von James Bond über Jules Verne zu Frankenstein). Leider geben die Figuren ständig irgendwelche salbungsvolle Monologe von sich, die das Niveau eines philosophischen Essays von Schülern auf einem Gymnasium haben. Bemüht klug gibt es Sichtweisen über persönliche Verantwortung bei der Forschung, Tod und Seele, Ehrgeiz, freier Wille, Krieg und Liebe. Der Film wird zunehmend käsiger, verliert im letzten Drittel komplett sein Gleichgewicht, wenn jegliche Logik mit magischen Kristallen, Zaubersprüchen, Allmachtsphantasien und fetten Pathos der Garaus gemacht wird. Die anfangs anständige Steampunk-Zombie-Prämisse geht komplett den Bach hinunter. Am Ende bleibt nur noch blanker aber schön gezeichneter Unsinn mit reichhaltig Blitz, Rumms und Knall übrig. Schade.
4,5 Lochkarten
Eine Meditation über Zufall und Schicksal.
Anfänglich ist der Film schwer ein zu sortieren. Es treten Fragmente und Figuren auf, die erst im Laufe des Films einen Sinn ergeben. Nach diesem sperrigen Eintritt entwickelt sich die Handlung dann klarer und engagierter, denn es werden drei alternative Lebenslinien des Protagonisten erzählt, die der Frage folgen wie ein Individuum persönlich mit seiner politisch und gesellschaftlich diskriminierenden Umgebung umgehen soll, wie oder ob er handeln soll.
Dafür dass Kieslowski sich niemals explizit für einen politischen Filmemacher hielt, ist „Zufall“ ein sehr politischer Film geworden. Ein cleverer Diskus über die Notwendigkeit zu rebellieren, an etwas zu glauben und für etwas zu kämpfen. Eingebettet in den düsteren Rahmen des sozialistischen Polizeistaates Polens der frühen 80er fragt er uns, ob wir das System, in dem wir leben, bekämpfen, ein Teil davon sein und es von innen verändern wollen. Oder ob es reicht passiv im Leben glücklich zu sein und damit mitverantwortlich an der Misere zu sein. Kieslowski gibt uns keine Antworten, weshalb dieser Film, sowie alle anderen Kieslowski-Filme, die ich gesehen habe, so ehrlich, so lebensgetreu ist.
7-mal in das falsche Flugzeug steigen.
„Stop Making Sense“ wird als einer der besten Konzertfilme aller Zeiten beurteilt. Nun ist solch einem Lob natürlich auch abhängig davon, ob der Zuschauer etwas mit der zu hörenden Musik anfangen kann. The Talking Heads gehörten in den 80ern definitiv zu den prägendsten Gruppen ihrer Zeit. Ihr bekanntestes Album ist bezeichnenderweise der Mitschnitt dieses Live-Auftritts. Aber nicht nur ihre Musik überzeugt, sondern gerade die von Regisseur Jonathan Demme erschaffene Kombination aus Musik und Film. Selten wirkte ein Auftritt (bzw. hier drei Abende, die zusammengeschnitten wurden) so lebendig und brillant in Szene gesetzt. Mit fast schon narrativer Logik erzeugt der Filmemacher eine elektrisierende Stimmung, die zwischen Sportveranstaltung und Kunst-Performance pendelt. David Byrnes Ausgelassenheit, seine Bühnenpräsenz in Kombination mit kreativen Ideen, abstrusen Verrenkungen und musikalischer Kompetenz, reißen den Zuschauer mit, der Film inszeniert sie entsprechend. Die Kamera und Montage zwischen Closeups und Halbtotalen begleitet die Band nicht nur, sie saugen sie ein. Das Publikum wird dabei (fast) außen vorgelassen, aber gerade diese Konzentration auf das Bühnen- Geschehen macht den Film so magisch, so konzentriert. Folgt dem Tempo, dem Klang und der Choreographie, so dass die theaterhafte New-Wave-Show zu Recht zu einen der besten Konzertfilme aller Zeiten wurde.
7,5-mal über die Bühne joggen.
Ruhe in Frieden, Jonathan Demme.
Der lang erwartete fünfte Eintrag im Phantasm-Universum wird toleranten Fans vielleicht gefallen. Zuschauer, die hier einsteigen, werden nur schwallartig Erbrechen. Schon das Original ist purer B-Movie-Wahnsinn, mit käsigen Effekten und kruden Ideen. Ravager versucht offensichtlich den Geist der Serie zu erfassen. Was bedeutet, dass die Charaktere einer inkohärenten „Story“ folgen, von Dimension zu Dimension, von Traum zu Traum geworfen werden. Und es gibt den notwendigen Fan-Service, also fliegen wieder die Gehirn-Bohrer-Kugeln ins Gesicht, Tall-Man Angus Scrimm darf schaurige Sätze aufsagen. Das Budget ist wie gewohnt niedrig. Man merkt dem Film an, dass hier eine ursprüngliche Kurzfilmidee über Jahre mit weiteren Szenen zu einem Spielfilm gestreckt wurde. Ravager wirkt wie ein irres Patchwork aus stilistisch unterschiedlichen Outtakes, das krampfhaft von der Hauptfigur Reggie (Bannister) zusammengehalten wird und durch die Tatsache gerechtfertigt ist, dass dies ein Phantasm-Film sein soll. Die vertrauten Figuren (und stark gealterten Schauspieler) der Reihe kehren alle wieder, was Fans sicherlich schätzen, weil sie so in Nostalgie schwelgen dürfen. Zweifellos versucht Regie-Neuling David Hartman, in Zusammenarbeit mit dem Franchise-Schöpfer, sein bestes. Allerdings hat bereits Coscarelli in den letzten Teilen bewiesen, das er komplett den Überblick verloren hat. Sein Vertreter ist leider ebenso klobig im Umgang mit dem Mythos wie er selbst. „Phantasm 5“ ist kaum anschaubar, so stümperhaft erscheint er. Wirr und ohne Verstand ist das Ergebnis amateurhafter Unsinn, mit irgendwelchen halbgaren Ideen, mit furchtbar billigen CGI-Effekten. Ein befriedigendes Ende der langlebigen Serie ist er ebenfalls nicht geworden. Es muss schon sehr viel Loyalität gegenüber dem Kult existieren um diesen Quatsch schätzen zu können. Nun gut, der Film ist dem verstorbenen Angus Scrimm gewidmet, das ist ehrenvoll, möge jetzt aber die Phantasm- Reihe endlich in Frieden ruhen.
2,5 dilettantische Nachwehen.
Um die Zusammenhänge und Figuren der Fortsetzung von ARMITAGE III zu verstehen, ist es sinnvoll den Vorgänger gesehen zu haben. Es herrschen noch immer Spannungen zwischen Menschen und Robotern, sowohl auf der nach Unabhängigkeit strebenden Marskolonie, als auch auf der Erde. „Dual-Matrix“ thematisiert die Mütterlichkeit von Androiden bzw. überhaupt die Fähigkeit menschliches Leben gebären zu können. Die existenziell-philosophischen Fragen à la Ghost in the Shell geraten allerdings in den Hintergrund, die Action dafür in den Vordergrund. Verpackt in mehr digitaler Animation gibt es, besonders im letzten Drittel, reichlich Kampfeinlagen, sogar mit Klonen verdoppelt. Der vormals eigenwillige und zweideutige Charakter der Titelperson verliert dadurch an Tiefe, wird zur zweckdienlichen, kalt wirkenden Kampfsau mit wahrlich beachtlichen Fähigkeiten. Überhaupt kommt der zweite Teil erheblich glatter und aufpolierter daher, sicherlich auch der Modernisierung des Animation-Stils geschuldet. Am Ende ist der Film „nur“ ein weiterer flotter Thriller, visuell respektvoll, aber nicht in der Liga der anspruchsvolleren Cyber-Punk-Produktionen spielend.
6 brutal niedergeschlagene Aufstände der Roboter.
„Roboter verpisst euch, keiner vermisst euch!“
In ARMITAGE III (1994), eine vierteilige japanische Animationsreihe, werden die Grenzen zwischen Mensch und Maschine, Identitätssuche und die friedvolle Koexistenz zwischen Androiden und Menschen ausgehandelt, verordnet in einem urbanen Mars-Setting. Mit seinen eher schlichten Animationszeichnungen (aber mit einigen ausdrucksstarken Bildern) und etwas (pseudo-) philosophischen Gedanken, dafür mehr Sex & Crime, wirkt „Armitage III“ wie die prollige aber auch greifbarere Vorabversion von „Ghost in the Shell“. Die kurze Serie ist flott und schmissig, schwankt zwischen sanften existentialistischen Betrachtungen, rüden Actionszenen in eine amerikanisiert wirkende Krimi-Handlung, etwas Japan-Humor und Fanservice (also minderjährig aussehende Kick-Ass-Mädels in Lack-und-Leder-Strapse). Leider schwächelt das Finale, wirkt konfus, die Logik macht Sprünge.Trotzdem ist das Anime ein zu Unrecht vergessener Beitrag im Cyberpunk-Film-Universum, strahlt eine angenehme Faszination aus.
6,5 Freiheitsstaturen auf dem Mars.
1001 Movies You Must See Before You Die.
Krieg als paranoide Höllenfahrt.
"Jacob’s Ladder" wird in seiner Art wie er (visuellen) Schrecken erzeugt als Inspirationsquelle vieler Horror-Regisseure und Videospielemacher genannt.
Er erzählt die Mind-Fuck-Geschichte eines Vietnam-Veteranen, der in seiner zurückkehrten Heimat von Phantasie-Gestalten, Albträumen und gruseligen Illusionen heimgesucht wird. Dabei wird zunächst nicht klar ob er irgendwo in verschieden Zeit-Dimensionen gefangen ist, oder einfach nur schizophren ist. Es hagelt verstörende Bilder, vibrierende Köpfe und laszive Dämonen.
So wirkungsvoll der Film auch ist, seine mentale Geisterbahnfahrt ist schwer greifbar, wirkt zunehmend beliebig. Letztlich fällt der eh nicht sonderlich subtile Filmemacher Lyne bei seiner Horrorshow platt auf seine surreale Nase, weil die Aneinanderreihung von Fake-Sequenzen den Zuschauer auf die Dauer ermüden, unfokussiert wirken, so effektvoll sie auch gestaltet sind und durchaus gekonnt das ikonische 80er-Jahre Horror-Kino zitieren.
Es mag sein, das das Drehbuch schwer fassbare psychologische Kriegs-Traumata als religiöse Verstörungen, Zusammenstöße von Gut und Böse, von Engeln und Teufeln thematisieren will. Das Jacob’s Ladder auch als eine Geschichte über Verlust, Isolation und Existenzängsten gedacht ist, irgendwo zwischen Verschwörung und Spiritualität. Das hat im Film Methode, ist auf den schnellen, grellen Reiz inszeniert, hat einige schaurig-stimmungsvolle Spannungssequenzen, endet dann aber doch nur zu einem banalen Finale, wo (SPOILER!!!) alles fiebrige Halluzinationen eines Todeskampfes sind, geprägt von der Vergiftung eines Nervengasexperimentes und der verstörte "Held" das Loslassen erfährt, in das göttliche Licht erlöst wird. Amen.
6,5-mal ordentlich den Kopf durchgeschüttelt.
Fühlt sich so frisch und lebendig an wie verbrannte Gummireifen.
Die beiden Stars der Fast-Saga, Vin Diesel und Paul Walker, sind wieder vereint. Der Rubel wird gerollt, die Logik wird gedehnt und die Schwerkraft wird zu einer Randerscheinung. Fette Emotionen und Beats, heiße Körper und Karren und eine große Dosis von Machismo treffen auf eine Story die per GPS gesucht werden muss. Die Charaktere sind zu Cartoon-Figuren geworden, flach und verstaubt wie eine Autobahn im Hinterland. Street-Racing-Kultur ist die Brutstätte von bunten, multikulturellen Stereotypen, Frauen dürfen nur mit Lippenstift an den Lenker. Die matschigen CGI-Stunts wirken höhepunktlos, die Action brummt dennoch recht ordentlich. Der Regisseur weiß was er tut. Das Franchise hat nichts Neues zu bieten, seinen albernen Stil gefunden, der ab jetzt fleißig kopiert und später multipliziert wird. Und schon 2009 durch Videospiele und Reality-Fernsehen eingeholt und übertroffen wurde. Egal, "Fast 4" ist lautes und dummes Kino, sein männliches, Auto-besessenes Publikum genießt den Fetisch und ich irgendwie auch. Brumm, brumm, brumm.
Durch 5 Tunnel brettern.
Unnachsichtigkeit, Mangelwirtschaft und kleine Akte der Rebellion.
Tiflis 1992. Die Sowjetunion löst sich auf. Die Stadt ist von Lebensmittel-Engpässen, politischer und gesellschaftlicher Unsicherheit geprägt. Zwei unzertrennliche 14Jährige Freundinnen wachsen auf in einem Umfeld aus strenger Männerherrschaft und genießen kurze Momente der Unbekümmertheit. Zwischen Brautraub, Zwangsverheiratung und lachender Autoscooter-Ausgelassenheit beginnt die Zeit des Erwachsenwerdens. Es wird getratscht, die ersten Zigaretten werden geraucht und über alles schwebt die traditionelle Gewalt des Patriarchats, des nahenden Krieges. Die Machos nerven, ihr Pochen auf Jungfräulichkeit ebenso.
Die Kamera folgt lang und ausschweifend den beiden Mädels durch ihren Alltag in der sommerlich-erhitzen Trabantenstadt, in die labyrinthische Enge ihrer Wohnungen. Dialogarm, Blicke und Bewegungen beobachtend, entsteht ein Mikrokosmos unmittelbarer Realität, die trotz Armut und Schmutz eine seltsame, poetische Schönheit hat. Als eine Freundin eine Pistole von ihrem Verehrer geschenkt bekommt, um sich verteidigen zu können, entwickelt sich eine subtile Dramatik, die nicht so endet wie der Zuschauer es erwartet...
„Die langen hellen Tage“ erzählt eine klassische Coming of age - Story in einem ungewöhnlichen, postsowjetischen Setting. Der Film ist präzise und authentisch gespielt, wirkt empfindsam und nah. Zwischen Jugendportrait und gewalt-zersetzter Gesellschaft findet die Filmemacherin Nana Ekvtimishvili (und ihr Partner Simon Groß) einen Blick auf ihre eigene Kindheit, der nie effekthaschend ist. Sie erzählt von jungen, werdenden Frauen, die nach Selbstverwirklichung streben. Wo alte Werte und restriktive Regeln (noch) den Ton angeben, wo aber auch Zeichen des modernen, freiheitlichen Aufbruchs zu erkennen sind.
7 Liebesbeweise der besonderen Art.
Zweitsichtung:
Den habe ich ein wenig heruntergewertet (von 7,5 auf 7). Nicht das ich den Film plötzlich schlecht finde. Im Gegenteil, was James Gunn da im engen Korsett des Marvel-Universums auf die Beine stellt sprüht vor Liebe zu außenseitigen Quatsch. Allerdings, es mag daran liegen das die nerdige Nostalgie-Welle heute zu viele Filme dieser Art in die Kinos spült, wirkt Guardians jetzt auf mich doch teilweise wie ein arg gewollter Angriff auf angesagte Pop-Motive im Disneyfizierungs-Modus.
7 freche Waschbären sind aber weiterhin locker drin.
siehe auch: http://www.moviepilot.de/movies/guardians-of-the-galaxy/comments/1009440
Marvel-Manie...
Vorweg, wer den Vorgänger mochte wird mit dem Nachfolger zufrieden sein. Denn er hat sich auf eine sichere Bank bequem gemacht. Unter dem Motto „höher, schneller, weiter“ ist das zweite Mixtape expansiver und visuell bombastischer. Der Humor ist noch anarchischer und klamaukiger, es hagelt freche One-Liner. Die Weltraumhalunken werden etwas weiter entwickelt, werden zu einer dysfunktionalen Ersatzfamilie mit emotionalen Narben. Sie sind immer noch liebenswert in ihrer Schrulligkeit, gerade weil die Schauspieler offensichtlich Freude an der Sache hatten. Das funktioniert fast so gut wie beim ersten Mal.
Aber bereits dieser Teil offenbart, dass die beginnende Serie nur noch ihre Erfolgsformel bedient. Ihre bewährten Stilmittel kopiert, sie multipliziert. Überraschend ist hier kaum etwas. Teilweise wirkt das alles schon redundant, lärmt zunehmend, ist erzählerisch diffus und zum Ende hin in seinem sentimentalen Pathos-Kitsch und Weltraumexplosionen überladen. Das more of the same-Prinzip mag als Bedürfnisbefriedigung funktionieren. Es gibt zahllose einfallsreiche und witzige Momente, allerdings wirkt der Film dabei manisch überfüllt.
Die Kreativität des Films ist reines Kalkül, das fleißig in der Retrokiste herum wühlt. Jedes „Haha“ wird im Voraus skriptiert. Regisseur James Gunn weiß nicht wohin er will mit seinen zahlreiche (neuen) Figuren, Orten, popkulturellen Anspielungen und versteckten Ostereiern. Fast schon mit gezwungener Attitüde hämmert er seine Frechheiten auf den Zuschauer ein. Es ist natürlich klar, dass er dabei des Öfteren zielgenau trifft. Quietschbunte Optik trifft auf einen All-time-Soundtrack, das macht immer noch Spaß, ist halt nur nicht so clever und frisch wie beim Original.
Letztendlich plumpst die Fortsetzung zwischen zwei Stühlen. Dem Publikum alles recht zu machen und zugleich der Exzentrizität des Filmemachers Freiraum geben. Dadurch haben die Guardians ein wenig an Charme eingebüßt, weil sie dem kreativen Waschbär-Schwanz des Vorgängers im Kreis hinterher jagen. Und es entsteht der Eindruck, dass auch dieses Franchise im austauschbaren Marvel-Universum angekommen ist, in der Wohlfühlzone des nostalgischen Witzes.
6,5 Föhnwellen im 80er-Jahre-Outfit.
Ein Serienmörder hinterlässt eine Schachtel "Sorgenpuppen", die die neuen Besitzer in verschiedenen Arten von Paranoia treiben.
„Worry Dolls“ ist ein kleines Horror-Projekt, das im Prinzip eine nette kleine Idee hat, aber daraus nichts macht. Ist ein Film den man nebenbei schauen kann, wenn das zerknitterte Hemd gebügelt werden muss. Oder wenn das WiFi ausfällt und der Schinken gerade auf der Festplatte liegt. Oder man auf einer Insel gestrandet ist und nur dieser Streifen auf dem Computer ist, dessen Restakkuzeit gerade abläuft. Oder alle Filme auf Netflix gesehen hat, nur den noch nicht. Er ist nicht gut geschrieben, nicht gut ausgeführt, nicht wirklich gruselig, hat kaum Gore und die Geschichte plätschert so vor sich hin. Immerhin schmerzt er nicht beim Zuschauen.
3 Streichhölzer zwischen die Augenlider klemmen, um wach zu bleiben…
Blutgetränkte Hölle.
Unerbittliche Tirade des Schreiens, der Ohrfeigen, des Schießens und des Stechens.
"Asura" ist ein ausgesprochen düstereres, fast bis zur Selbstparodie übertriebenes, südkoreanisches Krimi-Drama, das offensichtlich fasziniert davon ist Männlichkeit in all ihren Formen zu zerstören. Unerbittlich und grimmig erzählt es eine Geschichte aus Blut und Verzweiflung, Korruption und Verrat. Der hohle Zynismus, die hoch-choreographierte Ultra-Gewalt und der selbstgefällige Machismo überwältigt nahe zu den Zuschauer. Mit brutaler und unerbittlicher Direkthit prasselt eine endlose Reihe von Schlägen, Schießereien und kreativeren Tötungen nieder.
"Asura" ist vermutlich nicht für jedermann. Die lang-gestreckte 136-minütige Laufzeit, die Over-the-Top-Gewalt ist abschreckend, der Umgang mit Menschen widerwärtig. Allerdings wer sich auf moralisch verfaulte Typen, die in einem ausufernden Grand Guignol-Finale dramatisch reduziert werden, sich mit Pistolen, Macheten und Beile an die Gurgel gehen, einlassen kann, der folgt der kriechenden Blutspur aus moralischen Verfall gerne bis zum Ende.
Heftiges Teil.
7 Leichen im Bestattungsinstitut entsorgen.
„Keine Sorge, meine Eltern sind keine Rassisten.“
Das Regiedebüt vom Stand-Up-Comedian Jordan Peele gilt als eine der größten Überraschung des Kinojahres 2017. Mit Recht. „Get Out“ ist ebenso witzig wie provokant wie clever. Ist eine subversive Allegorie über „positiven Rassismus“, die eng in einem Genrefilm verwebt wird. Ist eine schlaue und gelungene Mischung aus Psychothriller und Gesellschaftssatire. Gar nicht so beiläufig, eigentlich fast schon über-offensichtlich, wird falscher Liberalismus von „Weißen“ gegenüber „Schwarzen“ als Teil der (US-amerikanischen) Gesellschaft entlarvt. Peele klagt die Ausbeutung der Afroamerikaner und die vermeintlich positiv gemeinten Zugschreibungen der ethnischen Gruppe an, untersucht den Zusammenhang zwischen liberalem Rassismus und weißer Vorherrschaft.
Als Mischung aus „Rat mal, wer zum Essen kommt“ „Die Frauen von Stepford“ und „Rosemaries Baby“ baut die Erzählung ein unangenehmes Gefühl von Paranoia auf, folgt augenzwinkernd den Konventionen des Horrorkinos, mit seinen Klischees und Motiven. Auch wenn manch Idee arg konstruiert wirkt, die Wendungen und der Verlauf für Kenner des Genrekinos eher vorhersehbar wirken, die Spannungsschraube bohrt tief und findet zum Ende die notwendige kathartische, gewalttätige Befreiung.
Manchmal wirken die humoristischen Einlagen wie ein Fremdkörper, sind emotionale Brüche für die angespannte Stimmung. Und die letzten Minuten des Films spiegeln vielleicht nicht die politische Wut wieder die sich im Film anstaut, aber der Streifen funktioniert letztlich tadellos, sowohl als Reto-Horror-Flick wie als satirische Rassismus-Parabel.
7,5-mal per Hypnose vom Rauchen geheilt werden.
Haargel und Abgase.
Willkommen im Getriebehimmel.
In Abwesenheit von Vin Diesel und Paul Walker (und mit holzenden Schauspielern ersetzt) geht die Auto-Porno-Reihe in die dritte Runde. Verlegt seine Hochleistungs-Party für Racing-Junkies in ein Neon-Tokyo, das wie ein gigantischer Spielplatz für zu alt aussehende Minderjährige wirkt.
Spätestens dieser Teil offenbart um was es bislang wirklich in dieser Film-Reihe geht. Nicht nur, das die schnellen Autos trieb-gesteuerte Steuerknüppel männlicher Potenz sind, nein hier geht es um den Wettkampf die heißeste Frau aufzureißen. Sie als Preisgeld, als Siegerurkunde zu besitzen um dann an ihrem Keilriemen herumfummeln zu dürfen. Wie in einer schlechten Karikatur eines Teeniefilms wird pubertäre Männlichkeit zwischen Macho-Wutanfällen, Anerkennung und sexueller Frustration mit dem Durchdrücken des Gaspedals kompensiert und trifft hier exakt den intellektuellen Kern des Zielpublikums. Vielleicht ist Fast 3 der schwächste Eintrag in diesem Franchise, vielleicht in seiner primitiven Selbstoffenbarung der beste, egal, ich bin beim ständigen Driften in den Schlaf gedriftet.
4,5 Umdrehungen.
"Die Geschichte der Schwarzen in Amerika ist die Geschichte Amerikas - es ist keine schöne"
Raoul Pecks visuelle Illustrationen der prophetischen 70er Jahre Prosa von James Baldwin ist mit feuriger Stimme erzählt. Sie ist von der Diskriminierung Afro-Amerikanern in den USA der 60er geprägt und wird von der Freundschaft mit drei ikonischen Personen der „schwarzen“ Gegenbewegung getragen. Intellektuell und mit einer heftigen Dringlichkeit öffnet sie Ohren, Augen und Herzen, besteht aus unangenehmen Wahrheiten. Clever werden Archivmaterial, einzelne Fotos, historische Clips mit Zitaten aus Baldwins wichtigsten Werken verbunden und von Samuel L. Jackson mit deutlicher Sprache vorgetragen (im Gegensatz zum deutschen Voice-Over-Sprecher Samy Deluxe, der unangemessen schnodderig, fast gelangweilt vorträgt). Die subjektive Montage ist schroff, manipulativ und auch nicht frei von Plakativität, lässt aber eine Wut und Deutlichkeit spüren, die dem Thema gerecht wird.
Peck spannt den Bogen von der schwarzen Bürgerrechtsbewegung der 60er bis zur heutigen BlackLivesMatter-Bewegung. Macht mit aktuellen Nachrichtenausschnitten gegenwärtiger Polizeigewalt gegenüber Afro-Amerikanern deutlich, dass die Problematik immer noch aktuell ist. Manchmal schmerzt das Zusehen. Das Politische pulsiert, das Philosophische brennt. „Negro“ ist zorniger Agitprop. Ein anklagendes, parteiliches Essay über rassistische Vorurteile und Hass in Amerika. Zwischen Gegenwart und Vergangenheit wird deutlich, dass dieses Tribut an Baldwins sprachlichen und intellektuellen Genie zeitlos ist. Seine Analyse über die Bigotterie in den USA, sein Offenlegen von Rassismus in Hollywoodfilmen und sein Deutlich-machen, das der Wohlstand von „Weißen“ auf die systematische Ausbeutung der „Schwarzen“ beruht, ist schmerzhaft treffend. Und seine Sorge, dass die Amerikaner im "private Selbst" zunehmend verrohen, sich selbst zerstören werden, ist eine bittere Kampfansage.
7,5 Doris Day-Komödien, in weißen Edel-Kitsch verhangen.
Ich sehe den Artikel zwiespältig. Einerseits macht Rocky richtigerweise auf ein Ungleichgewicht zwischen weiblichen und männlichen Regisseuren in der "westlichen" Welt aufmerksam. Benutzt Divertität als politischen Kampfbegriff, in dem er auf ökonomische, gesellschaftliche und politische Ungerechtigkeiten hinweist. Und fordert auf, das wir User unseren Horizont erweitern. Gleichzeitig hat der Artikel aber auch einen seltsamen Beigeschmack, in dem er die ethnische und geschlechtlich-sexuelle Zugehörigkeit in einen Zusammenhang mit Kunst sieht. Ob durch das schauen der kruden Kriterien, die letztlich mit der künstlerischen Qualität eines Films nix zu tun haben, etwas verändert wird, ob Wahrnehmung oder Handeln, möchte ich mal bezweifeln. Ganz besonders möchte ich den drückenden Schuh der Autorin dieser Seite an diese Seite selbst zurückgeben, denn die diversive Betrachtung (oder Werbung) von Filmen ist hier auf MP nicht (kaum) vorhanden. Wie soll sich denn etwas ändern, wenn die größte Filmseite Deutschlands selbst nicht drauf achtet. Aus kommerziellen Gründen einen Spagat zwischen Kunst und Kommerz versucht, der offensichtlich nach Kommerz (der westlich-weiß-männlich ist) ausschlägt. Da klagt die Autorin, die die Welt provozierend, aber ebenso einseitig betrachtet, das solch eine Top-Liste der männlich-weißen Regisseuren herauskommt... Packt euch mal an eure eigene Nase, das wäre ein Beginn, durchaus ein sinnvoller...
„Das Einzige wozu du taugst, ist in den Arsch gefickt zu werden.“
"Clip" ist die grafische und verstörende Geschichte serbischer Teenager, die mit Sex, Saufen, Selbstbefriedigung auf die Widersprüche der erwachsenen Welt reagieren. Maja Milos fieberhaftes Debüt wirkt in seiner Ästhetik brutal ehrlich. Teilweise wie ein Amateur-Porno, in dem eine mürrische Minderjährige (die erstaunlich authentisch spielende Isidora Simijonovic war nur 14 zum Zeitpunkt der Dreharbeiten) ihr soziales Leben als erniedrigende Selbst-Inszenierung erlebt. Voyeuristisch bis zur Oberkante, scheint die Filmemacherin eine verlorene, würdelose und frustrierte Generation darstellen zu wollen, in der grausame Mädchen sich grausam, fast beiläufig, selbst erniedrigen, ihren körperlichen Marktwert austesten. Wo ein Mangel an Empathie und Höflichkeit dreist weggefickt wird.
Das Leben ist Porno. „Clip“ wirkt so wie er wohl gemeint ist. Ein Arthaus-Sexploitation-Flick, in dem es nicht um die Ursachen, sondern um das deutliche Zeigen geht. Krass-realistisch. So wie die Protagonistin sich ständig selbst filmt (und so überhaupt wahrnimmt), so besessen folgt die Filmemacherin ihr. Frauen sind hier Huren, nennen sich selbst Schlampen und sind stolz darauf von Mackern wie eine Sexpuppe, auf die gewichst wird, behandelt zu werden. Ständige Verfügbarkeit, kein Selbstwertgefühl, nur der Exzess ist wichtig. Anal tut nicht weh, das Zimmer wird nicht aufgeräumt, die Mutter bügelt die Jeans, die Eltern setzen nie Grenzen, sind eigentlich schon tot. Und die Kamera ist immer dabei. Nie distanziert, bis zum kleinsten (Hardcore-) Detail.
Ist so das Frauenbild in Serbien? Ist die Jugend verroht durch Pornografie und Drogen? Hat sie kein Selbstwertgefühl mehr? Steckt in dieser Darstellung von seelenloser Dekadenz nicht auch eine versteckte Moralisierung?
"Clip" schmerzt beim Zuschauen, berührt hat er mich allerdings nicht. Die Geschichte um eine erste Liebe der pervertierten Art zwischen Jasna und Djordje kam bei mir nicht so recht an. Ihre gegenseitige Destruktivität ist der Motor, der ihre Bindung erhalten lässt. Auf jeden Topf passt ein Deckel, hier haben sich zwei Selbstzerstörer gefunden, haben sich einander verdient. Diese Anti-Liebesgeschichte ist ebenso faszinierend wie deprimierend, zumal die Regisseurin keine Erlösung oder Befreiung anbietet. Das ist mutig, wirkt aber auch seltsam bösartig, von einem misogynen Menschenbild durchzogen.
6-mal die Haare beim kotzen halten.
MP macht am Muttertag eine Liste über die faulsten Sitcom-Väter. DAS nenne ich subversiv.
Ich möchte am Vatertag eine Liste der wollüstigsten Mütter in Sitcoms haben!