lieber_tee - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+17 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+16 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning184 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines119 Vormerkungen
Alle Kommentare von lieber_tee
„Seoul Station“ ist kein Prequel oder eine Fortsetzung von TRAIN TO BUSAN des Regisseurs Yeon Sang-ho. Weder wird erklärt wie es zu der Zombie-Apokalypse kam, noch gibt es eine Beziehung zu den Ereignissen oder Charakteren des Realfilms. Das Anime spielt höchstens in einer ähnlichen Zeitlinie. Die Geschichte zoomt auf bestimmte Gruppen von Menschen, die versuchen in der urbanen Pandemie zu überleben. Während die Reisenden im „Train to Busan“ den symbolischen Querschnitt der südkoreanischen Gesellschaft darstellen, sind hier die Charaktere entrechtete Mitglieder einer entfremdeten “Unterschicht“. Zentral (und nicht sonderlich subtil) werden sozialen Fragen als untoter Subtext benutzt. Deutlich grimmiger und unheilvoller als der Realfilm wird das Zombie-Motiv zu einer Krankheit der Gesellschaft, verpackt in einem Standard-Horror-Actioner.
Yeon Sang-ho kommentiert Südkorea als einen Ort der an Leistungsdenken, Egoismus und mangelnder Solidarität krankt. Mit einem „nackten“ Animationsstil, der seine Figuren in harte Linien zeichnet, verstärkt er auch optisch seine politische Prämisse. Gewöhnungsbedürftig und grenzwertig ist allerdings der typisch „asiatische“ Charakterdesign, der stark übertriebene bzw. überzeichnete Figuren beschreibt, die fast an eine Karikatur grenzen und in ihrer pathetischen Gestik (teilweise) lächerlich wirken (zumindest für „westliche“ Augen).
„Seoul Station“ ist ein deprimierender, nihilistische und skeptische Zombie-Film mit einigen kraftvollen Bildern, der aber insgesamt nicht ganz die Intensität des Realfilms erreicht.
6 Hochhäuser voller Musterwohnungen.
Film-Tuning auf Dorfdisco-Niveau.
„The Fast and the Furious“ hat nicht ohne Grund den Ruf, das er (und die Reihe) primitives Prollkino ist, das aus aufgemotzten Muskeln und Machoposen besteht. Aus dem amerikanischen Mythos des Roadmovies, wo Außenseiter den Weg zur individuellen Freiheit finden, wird gepumpter Autofetisch, der durch menschenleere Urbanität braust. Kombiniert mit einer seichten Undercover-Cop-Story, die ein offensichtlicher Aufguss von "Gefährliche Brandung" ist. Ethnisch bunt gemischte Stereotype finden in der Geilheit für adrenalingetankten Grenzerfahrungen eine familiäre Bindung. Das ist so primitiv wie es klingt, allerdings ist die Fetischisierung von Motoren, Mut und Muschies konsequent in sich geschlossen, sich seiner Stylebetontheit bewusst.
Mich faszinieren solche Art von Filmen immer wieder, da sie mir völlig fremde Themen, wie herbe Testosteron-Ausdünstungen und krasse Karren, aus der Realität entfremden. Zu optischen Hochglanz polieren, der so viel Distanz bei mir verursacht, dass ich den fehlenden Tiefgang als charmanten Edel-Trash kompensiere. Die idealisierten und arg verdrehten Werte von Respekt, Freundschaft und Freiheit, in Kombination mit noch mehr verdrehten, pseudo-starken Frauen, die eigendlich doch nur unter den schwitzenden Achseln ihrer Männer schnüffeln wollen, hinterfrage ich dann nicht, sondern ignoriere sie.
6 Lachgaseinspritzungen.
Denis Villeneuves beklemmender und sorgfältig in S/W komponierter Film über einen Amoklauf in einer technischen Hochschule in Kanada vor fast 30 Jahren fühlt sich schockierend und doch irgendwie vertraut an. Zu oft wurden wir Zuschauer (medial) mit dieser Art des Grauens, das wie Horror in die Routine eines gewöhnlichen Tages bricht, konfrontiert. Villeneuves Rekonstruktion des auf realen Ereignissen beruhenden Massakers ist formal, emotional und ethisch eine Herausforderung. Dass der Täter durch Wut gegen den Feminismus motiviert ist und ihm für den traurigen Zustand der modernen Zivilisation verantwortlich macht, ist weit weg vom Versuch „logische“ Erklärungen für die Tat zu geben. Der Attentäter ist hier in dem Film funktional, letztlich nicht erfassbar. Eine anonyme, kalte Mechanik, die das Räderwerk der Alltäglichkeit aufbricht (was die Kamera mit ihren schrägen Perspektiven und detaillierten Einstellungen von Gegenständen unterstreicht). Mit Folgen für die Umgebung, für die Opfer. Villeneuve beschreibt die reine Tat ebenso wie ihre Nachwirkungen aus verschiedenen Blickwinkeln. Ohne zu moralisieren und tief zu psychologisieren, ist er nahe bei zwei Überlebenden, die beide auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Trauma umgehen. Angesichts der extremen Unmenschlichkeit positioniert sich der Film letztlich auf eine humanistische Perspektive, formuliert die Dringlichkeit das Liebe und Hoffnung stärker ist als die Barbarei.
7 Blutpfützen, die sich mit Täter und Opfer vereinen.
Glaube und Psychologie, Exorzismus und paranormale Aktivität treffen auf das gedoppelte Besessenheit-Motiv, tauschen ihre Körper aus, in einer Wirklichkeit die keine ist. Die x-te Blumhouse-Produktion „Incarnate“ versucht aus abgestandenen Horror-Ideen etwas Neues, Eigenständiges zu erschaffen, ist aber nur ein inkohärenter Mashup aus Dämonen-Spuk, Melodram und Pseudowissenschaft, wo die Figuren auf der Strecke bleiben. Fragen der Kontinuität und Logik sind in diesem Genre eh zweitrangig, allerdings tut es schon weh, wie ein durchaus talentiert spielender Aaron Eckhart hier durch ein zusammengeklopptes Kasperletheater pflügen muss. „Incarnate“ ist nur ein sinnloses Stück von fleischgewordener Hackarbeit aus ausgemusterten Horror-Tropen, das höchstens den schnellen, sehr oberflächlichen Reiz-Darm perforiert.
4 gelähmte Therapeuten.
Die Sehnsucht nach einem freien Leben.
Das Land der Wunder ist die Darstellung einer Aussteiger-Familie, die versucht den traditionellen ländlichen Lebensstil in Italien nach ihren eigenen Idealen zu leben. Wehmütig merkt sie, dass dies in der heutigen, globalisierten Zeit nicht mehr möglich ist. Dieses Sterben einer Utopie ist empfindsam und zurückhaltend erzählt. Die Charaktere und Konflikte bestehen aus Andeutungen. Viele Motive werden abgebrochen, spiegeln sich auf der Bildebene, der Zuschauer soll durch bewusste Aussparungen seine eigene Meinung bilden. Ländlicher und rebellischer Alltag trifft auf groteske Absurditäten. Da ist nicht immer eine konsequente Linie zu erkennen, der Film wirkt eher wie eine assoziative und impressionistische Skizze. Das ist von der Filmemacherin Alice Rohrwacher sicherlich gewollt, allerdings bekommen so die Themen (Coming-of-Age der Tochter, die Diskrepanz zwischen Fortschritt und Tradition und das kritische Entlarven von linken, patriarchalischen Denken) eine unfokussierte Beliebigkeit.
6-mal das Lied der Bienen pfeifen.
High-Speed-Hypertalk-Entertainment.
Danny Boyles benutzerfreundliche Regie, seine begnadet-gut agierenden Schauspieler/innen verbinden sich mit Aaron Sorkins Drei-Produkt-Präsentationen-Akt zu einem Dialog-Feuerwerk, das als Kammerspiel in klaustrophobischen Gängen und Hinterzimmern abgefeuert wird.
Jobs ist hier ein nur so vor Stolz und Arroganz prahlender Mensch, der für seine Ideale streitet , aber letztlich nur gegen sich selbst kämpft, um am Ende von der Liebe erlöst zu werden. Boyle demontiert den Guru zu einem skrupellosen Kontrollfreak mit missionarischen und utopischen Visionen. Jobs verspricht mit seiner Marke Philosophie und coolen Lifestyle, schwebt über seine Jünger wie ein Art Über-Vater, aber im privaten Leben versagt er als Vaterfigur. Skript-Autor Sorkin entwickelt diese Charakter-Studie mit funkelnden Witz, Tragik, Esprit und Situationskomik. Getragen wird sie von einem furiosen Michael Fassbender, der als charmant-selbstherrliches Arschloch Mitarbeiter ebenso motivieren wie zerstören kann. Ehrgeizige Wünsche der Weltverbesserung treffen auf Turbokapitalismus, Menschen werden nach ihren Leistungen optimiert. Dabei ist der Film ein Biopic, das sowohl den ikonischen Mythos von Jobs bedient wie er ihn auch zerstört.
Steve Jobs ist ein kluger Film, kein Standard-Biopic. Er lebt von der Gegenüberstellung des öffentlichen und privaten Jobs in einem geschlossenen System, schaut Backstage in die Seele des Gurus. Das ist mit Ehrfurcht und Respekt vor der Person erzählt, verzichtet auf die klassischen Konventionen des Hollywood-Storytellings und findet leider am Ende dann doch nur die pathetisch-platte Läuterung im Privatem.
7-mal unbedingt „Hallo“ sagen.
Regisseur Alexander Aja, der in der Vergangenheit bereits einen Appetit auf wahrhaft verdrehtes Material gezeigt hat, wollte hier wohl Schicht für Schicht eine komplizierte Familiendynamik sezieren. Auf dem Papier (Roman) mag das funktionieren, hier hört man bei jedem Schritt die Drehbuchseiten rascheln, wenn missverstandene Wendungen und halb-gebackene Plotlines präsentiert werden.
Entstanden ist eine merkwürdige Verschmelzung aus übernatürlichen Mystery-Thriller, magischen Realismus und Melodram, die nicht verschmelzen wollen. Der Film wirkt, wie schon bei „Horns“, ständig tonal daneben. Ob nun der 9 Jährige Junge niedlich, witzig oder unheimlich sein soll, ob hier eine dunkle Komödie auf ein bitteres Psycho-Drama trifft, ist letztlich egal, denn die Figuren haben kaum einen Hauch an Sympathie, die übertriebene Sentimentalität nervt.
Aja kann sich nicht entscheiden, wie er seine Geschichte sinnvoll bebildern soll und was er damit sagen will. Sein Durcheinander an (eleganten und hübschen) Stilmitteln und emotionalen Tönen erzeugt nur zunehmende Desinteresse.
Wenn am Ende die Auflösung aus dem komatösen Hut gezaubert wird, dann ist das fern des gesunden Menschenverstandes und arg offensichtlich, weil der Film vorher nicht allzu viele alternative Möglichkeiten geboten hat. Und ist einem letztlich auch völlig gleichgültig, da der interessante Zug bereits vorher abgefahren ist.
Mir ist nicht klar ob „Louis Drax“ bewusst so inkonsistent gemeint ist wie er wirkt, oder nur ein Beispiel für verwirrtes Filmemachens eines ehemals begabten Regisseurs ist. Eines ist aber sicher, Aja ist mit 38 Jahren bereits weit von dem Zenit seines Könnens entfernt.
3-mal von der Klippe springen.
Warm und witzig. Ein Film gegen emotionale Verwilderung.
Taika Waititis zutiefst entzückende Anti-Heldensage in zehn Kapiteln handelt von zwei ungeliebten Außenseitern, die flüchten müssen um sich gegenseitig lieben zu lernen. Sie ist mit großzügiger Herzlichkeit und sanfter Tragik erzählt, diffamiert seine beiden Figuren nie. Sie lacht mit ihnen, ohne sie auszulachen. Und der Film ist ein Beweis dafür, dass eine an sich vertraute und bekannte Buddy-Komödie funktioniert, wenn sie gut erzählt ist. „Wilderpeople“ flutscht am besten wenn zwischen den beiden DICKköpfigen und ALTERs-starrsinnigen Ausreißern die schmale Linie zwischen leichter Feindseligkeit und gleichermaßen milde Zuneigung erreicht wird. Mit scharfen, flinken Humor und trocknenden Onelinern folgen wir einer konventionelle Geschichte, die mit zwei spielfreudige Darstellern, beißenden Schalk und einem rasanten Tempo in wundersames neuseeländisches Indie-Kino taucht.
Lasst uns diesen Taika Waititi genießen, bevor sein Sinn für Anarchie mit Thor 3 dann in glatt-gebügelten US-Mainstream versinkt.
7 Hunde namens "Tupac".
Die übertriebene (weltweite) Begeisterung für das Manga-, Spiele- und Anime-Universum „Attack on Titan“ ist mir unklar, da es letztlich sein faszinierendes World-Building und Kaiju Eiga-Motiv nur für olles und pathetisches Kriegs-Kino missbraucht. Da macht die Realverfilmung keine Ausnahme.
Fern von gelungenen Trickeffekten und Monsterdesign gibt es eine auf 90 Minuten zusammen-gestauchte Version der ersten Hälfte der ersten TV-Staffel. Riesenzombies mampfen blutrünstig Soldaten. Wen und warum sie mampfen ist eigentlich egal. Ohne langes Vorspiel wird gemampft. Wir sind in einem Zielgruppen-Eventfilm, da muss sich nicht mit Story, Charakterisierung oder Hintergründe lange beschäftigt werden. Was schade ist, denn gerade die faszinierende Prämisse von nach Menschenfleisch gierenden Riesen, die in einer apokalyptischen Welt hinter den Mauern einer Stadt lauern in der ein faschistisches Militär-System existiert, könnte interessant sein. Aber auf ausgearbeitetes World-Building verzichtet der Film gänzlich, hier wirkt alles austauschbar. Stattdessen gibt es Spektakel mit CGI-Matsch. Bizarre Ideen oder interessante Frauenfiguren, die durchaus in den Mangas und Anime-Filmen vorhanden sind, werden ignoriert. Das ist hier nur generierte Blockbuster-Vorschrift für den asiatischen Markt. Körper und Blut spritzen auseinander, die unfreiwillig komisch wirkenden (und unangenehm behindert dargestellten) Riesen treffen auf gierigen Kriegspathos, fertig ist die wenig schmackhafte Soße.
3D-Manöver.
Mondschein ist Magie.
Wunderschön und doch düster, erhebend und doch ernüchternd in unerschütterliche Realitäten geerdet. Leise taucht Filmemacher Barry Jenkins in die Welt eines Außenseiters, der vor Sehnsucht weint. Denn die Fesseln festgelegter Rollenmuster und medial-verordneter, „schwarzer“ Identitäten schmerzen. Junge Afro-Amerikaner sind in ihren maskulinen Konventionen gefangen, daraus sich zu lösen ist nicht leicht (wenn nicht sogar unmöglich).
Aber Jenkins erzählt mehr als über das Schwulsein im farbigen Körper. Seine Themen wie Identität, Sexualität, Familie und vor allem Männlichkeit sind nicht nur über die Hautfarbe definiert, sind universeller. Es geht um die intimen Wahrheiten beim Erwachsen-werden. Um die verhärteten Narben, die entstehen können, auch wenn sie manchmal liebevoll gestreichelt werden. Der Film ist aus der inneren Perspektive des Protagonisten erzählt und transfixiert sie mit ungewöhnlicher Scharfsinnigkeit und Sensibilität. Dabei benutzt Jenkins nicht die gängigen Coming-of-Age-Klischees um ein befreiendes Coming-out schwarz-schwuler Identität zu zeigen, sondern zeigt Sexualität als ein Impuls der einem zum Außenseiter macht. Die Verdrängung erzeugt Einsamkeit, Ausgrenzung, Minderwertigkeitsgefühle und die Flucht in eine vermeintlich harte Schale um den weichen Kern zu schützen.
Das ist alles frei von überbordender Sentimentalität, die der Oscar sonst so liebt. Umgarnt mit einer schwebenden Kamera, fundiert durch das einfühlsamen Spiel der drei Darsteller und geschmeichelt mit einem treffenden Soundtrack folgt Jenkins nicht den typischen Mustern eines Erzählfilms, sondern erschafft ein poetisches Triptychon aus sensiblen Momenten, das in lebendige Gesichter geschrieben ist. „Moonlight“ gräbt sich dabei in die Schmerzen seiner Charaktere, mit Zärtlichkeit, um den tragischen Kern des Leidens zu offenbaren.
7,5 Gangster-Rapper-Grillz.
Die Filmemacher Noah Baumbach und Jake Paltrow konnten 2010 den öffentlichkeitsscheuen Regisseur Brian De Palma dazu bewegen, das er eine Woche lang vor der Kamera offen über sein Leben, seine Filme und sein Kunst-Verständnis redet. So ist eine Interview-Dokumentation entstanden, in der nur der Meister selbst spricht, garniert mit entsprechenden Ausschnitten aus seinen Filmen. „De Palma“ ist ein kommentarloses Selbstporträt geworden und offenbart, neben manch (giftige) Anekdote aus dem Hollywood-Geschäft, die Person De Palma, die zwischen Arroganz, Verletzlichkeit und Kampfeswillen pendelt. Der Independent-Außenseiter und Blockbuster-Filmemacher erzählt viel über seine cineastischen Vorlieben und angewendeten Techniken. Aber auch, das er oft in der Maschinerie des großen Films enttäuscht wurde. Heute ist er historisch nicht mehr aus dem Filmkanon wegzudenken und die Dokumentation macht Lust darauf sein Werk neu zu erkunden, nicht nur unter dem Blick, das er ein Alfred Hitchcock-Epigone war.
7-mal Michael J. Fox ins Ohr flüstern, dass er nur ein Fernsehschauspieler ist.
Trashig-alberne Guardians of the Galaxy-Kopie im Flash-Gordon-Nostalgie-Nonsens-Modus, wo Indie-Regisseur Waititi wirkt als ob er von der gierigen Marvel-Schmiere komplett eingefettet wurde.
Wer oder was ist "Sat.1 Gold "? Golden shower ? Golden Retriever ?
The Many-Faced Man.
„Split“ möchte ein Nägel-kauender Psycho-Thriller sein, der sein klaustrophobisches Setting und den Genre-Irrsinn von Persönlichkeitsstörungen nutzt, um eine paranoide Stimmung zu erzeugen. Das altmodische Ausbeutungsmotiv, Psychisch-Kranke mit Teenager-Mädels in einen Keller zu sperren, funktioniert bekannter Weise. Allerdings erschöpfen sich M. Night Shyamalans Fähigkeiten als Schriftsteller und Direktor dann doch nur auf Klischeeplots, da kann er noch so viele Persönlichkeiten aus dem Hut zaubern. Das Script gibt McAvoy zwar die beeindruckende Möglichkeit seine Virtuosität als Schauspieler zu zeigen, aber, ganz ehrlich, ich fand, dass er sich dann doch nur hinter Overacting versteckte.
Nun gut.
Inhaltlich ist diese Psycho-Sause eh zwiespältig. Aus Schwäche wird Kraft. Je mehr jemand (gesellschaftlich) ausgegrenzt wird, desto mehr Potential entwickelt er. Auf den Spuren seines "Unbreakable" benutzt Shyamalan das Stigma Krankheit bzw. Aussenseitertum als eine befreiende Dynamik. Multiple Persönlichkeitsstörung als Gimmick, das im Finale in eine billige „Jekyll-und-Hyde“-Parabel getrieben wird. Vorher wird heuchlerisch irgendetwas von Verständnis für DIS-Patienten erzählt, um sie am Ende dann doch zu Monster zu machen. Dazwischen immer wieder der dozierende Psychologie-Erklärbär, der sich die Erkrankung so zurecht biegt, dass sie in den kruden Plot passt.
Ach ja, und dann gibt es noch diese christlich-fundierte Sichtweise, das Menschen durch Leiden gereinigt werden. Darauf kann ich verzichten. Auch wenn Tiefgang bei solchen Genre-Filmen nicht wirklich zu erwarten ist, Shyamalan tut so als ob er etwas zu erzählen hat, labert einen ständig voll und macht einen auf clever, obwohl er letztlich hier doch nur eine dröge 08/15- Gurke vom Stapel lässt.
4 Meter unterm Zoo verweilen, weil ja im Menschen das Tier lauert. Blablabla.
Böse, bitter, bombig.
Unter dem Einfluss des amerikanischen Vietnam-Einsatzes gedrehte Kriegsgroteske, die als Zweite-Weltkriegs-Farce im sizilianischen Niemandsland erzählt wird. Der militärische Befreiungsakt ist ein kafkaeskes Verwirrspiel aus dem scheinbar der einzige Ausweg der Tod ist. Neben surrealen Elementen über die Fragen nach Menschlichkeit, stellt Regisseur Mike Nichols (und sein äußerst prominenter Cast) die wahnwitzige Kriegsmaschinerie als bürokratisierte Absurdität da, in dem menschliche Korruption mit privaten Wirtschaftsinteressen Hand in Hand gehen. Versierte Plansequenzen, ausufernd-breite Cinemascope-Bilder und nicht leicht zugängliche, mosaikartige, un-chronologische, traumatische Szenenabfolgen lassen den Zuschauer in Verzweiflung verharren, wie der Protagonist auch. In einem Stakkato aus pointierten Dialogen, die schwarz-humorig und zynisch sind, wird Krieg als ausbeuterischer Irrsinn gezeigt aus dem es kein Entkommen gibt.
7 Orden splitternackt entgegen nehmen.
„The Stakelander“ ist die verspätete Direct-to-Video-Fortsetzung des faszinierenden Genre-Films "Stake Land" (2010). Schlug das Original einen schmerzlich-melancholischen Ton an und konnte die körperliche und psychische Belastung des Lebens in einer postapokalyptischen Welt vermitteln, ist der zweite Teil leider nur ein enttäuschendes Follow-up, das sich im drögen Fahrwasser von „The Walking Dead“, „Mad Max“ und ein bisschen „Ich bin Legende“ bewegt. Zwar kehren einige vertraute Charaktere zurück, aber die Filmemacher Berk und Olsen schaffen es nicht den Zuschauer in die faszinierende Vampire-Zombie-Welt zu ziehen oder diese mit interessanten Aspekten zu erweitern. Die suizidale Rache-Mission ist bevölkert mit 1000mal gesehenen Endzeit-Klischees und uninteressanten, eindimensionalen Charakteren. Auch wenn eine relativ anständige Geschichte erzählt wird, der Streifen fühlt sich an wie ein schmerzhafter und in vielerlei Hinsicht versäumten Versuch, den Schock und die emotionale Aufruhr seines Vorgängers wiederherzustellen, er tuckert flach in seine generische Zielgerade.
4 Kreuze als Waffen.
Auf der Suche nach einem mythischen Stein, der ewiges Leben gewährt, versucht Filmemacher Wuershan, in dem (bislang) kommerziell erfolgreichster 3D-Blockbuster Chinas, mit lebhaften Tempo zu unterhalten. Zwischen Kulturrevolution und dem Beginn der Wirtschaftsreform in den 80ern verordnet, bekommt der Zuschauer ein Mischgut aus Hollywood-Äquivalenten wie Indiana Jones, der Mummy- Serie und den Tomb-Raider-Videospielen.
Mit übermäßiges Vertrauen auf CGI wird ein formelhafter Plot aufgepeppt. Das hat genug abenteuerliche Energie um das Publikum an der Stange zu halten. Wunderschöne Visuals und schaurige Kreationen treffen auf wenig ausgearbeitete Charaktere. Manchmal wäre hier weniger Computer-Leidenschaft mehr gewesen. Besonders im Finale wirkt der Film un-fokussiert, überladen. Auch die Darstellung von Rebellion in China hat einen seltsamen regierungskonformen Beigeschmack. Obwohl der Film immer wieder in seiner Unterwelt nach einem gespenstischen, makaberen Geist ruft, wirkt das Unheimliche karikaturenhaft, wenig bedrohlich.
Am Ende der Eindruck, dass hier ein chinesischer Filmemacher Mainstream-Entertainment versucht, der nicht Hollywood sein will, aber sich wie ein Jerry Bruckheimer / Michael Bay-Feature anfühlt. In seiner zunehmend uninspirierten Auszahlung wächst schnell die Ermüdung.
5 Grabforscher, die sich (einen) abseilen.
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#17 (Staffel – 2)
Q…wie Quest-Film
Die Heldenreise, auch „Quest“ genannt, ist ein prototypisches Muster. Im Mittelpunkt steht eine Figur, die zielgerichtet eine Reise begeht um eine Aufgabe zu erfüllen. Die Erlebnisse, Begegnungen und der Ausgang gleichen einer innere, allegorischen Bewegung, in der sich der Protagonist charakterlich weiterentwickelt (Reife, Läuterung usw.).
Knollennasen und tief ausgeschnittene Malefiz-Kleider.
Das Fantasy-Märchen „Legende“ erzählt die Befreiungsaktion einer Prinzessin aus den Händen eines teuflischen Unholds. Ein magere Held in Fransen-fummel muss Waldschrat-Freunde finden, Glühwürmchen-Verführungen ignorieren und Kämpfe bestehen um am Ende seine Liebesfähigkeit zu beweisen. Die jungfräuliche, angekettete Prinzessin findet in der Begegnung mit dem Teufel ihr sexuelles Erwachen, der Held eine Art Emanzipation, eine Befreiung aus seiner Isolation. Diese Interpretation des Handlungsverlaufs und die Faszination des Films ergeben sich allein aus den Bildern, weniger durch aus-tarierte Charaktere.
In einer Blütenstaub-verhangenen Styropor-Landschaft mit Seifenblasen, Kunststoffschnee und Glitzerstaub, wo Einhörner Walgesänge von sich geben und Schmachtlieder geträllert werden, vergisst Filmemacher Ridley Scott der Bevölkerung dieser Welt Tiefe zu geben. Die bunte, künstliche, schwülstige Oberflächlichkeit trifft auf eine ebenso bunte Düsternis, schwelgt in ihr, nervt mit seinen Figuren. Tom Cruise als kämpfender Jüngling wirkt blass und David Bennent als brabbelnder Gnom ist zeitweise eine Zumutung, Mia Sara muss als fröhlich-debile Lily-Fee einfach nur hübsch herum-springen.
Die epischen Bildkompositionen sind dagegen beeindruckend. Alles ist komplett CGI-befreit (wir sind in den 80ern) und besonders Tim Curry als gehörnter Herr der Finsternis ist wahrlich spektakulär. Gut gegen Böse, Licht gegen Dunkelheit, sonnen-durchflutete Wälder versus Festung der Dunkelheit. Die verträumte Stimmung ist reizvoll, hat die lebendige Magie bekannter Märchenmotive (Trolle, Elfen, Ritter usw.). Irritierend ist allerdings (ob Kinofassung oder Director’s Cut) die Montage des Films. Vorne und Hinten, an allen Ecken und Kanten, ohne Sinn für eine gleitende Erzählkunst, stolpern die Szenen durch den Film als ob wichtiges Filmmaterial unter dem Cutter-Tisch abhanden gekommen ist.
Scotts offensichtliche Liebe zum trivialen Fantasykino ist immer spürbar, seine kitschig-düsterer Reise zu den Wurzeln des Genres hat optisch einen magischen Reiz, wirkt allerdings erzählerisch konfus und ist geschwätzig zusammen-gekloppt.
5facher Pollenalarm für Allergiker.
http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver
Ist das eine "neue" redaktionelle Idee (um Werbung für einen Film zu machen), mehrmals den gleichen Artikel bei den News zu posten? Dann trennt doch oben deutlich zwischen Redaktion und Sponsert bei Universal.
Gewalt und zügellose Vergeltung.
Rache kann ein Gericht sein, das kalt serviert wird. Oder mit Sinn für Humor. Denn Lachen ist befreiend. Die sechs Segmente von Damián Szifrons Episodenfilm sind alle auf eine (mehr oder weniger vorhersagbare) Pointe hin erzählt. Haben die Gemeinsamkeit, das alltägliche Beleidigungen zu einer angezündeten Bombe aus Chaos und Selbstjustiz werden. Verfrustete Normalos lassen ihren Groll auf die Welt los. Das sich dieses immer wieder kehrende Eskalation-Motiv nicht tot-läuft, liegt an dem straffen Tempo und erstaunlich unmoralischen Charme der einzelnen Geschichten, die genau auf den schwarzen Punkt von Humor zielen. Jede Punchline befriedigt das Bedürfnis nach (gefühlter) Gerechtigkeit Angesichts alltäglicher Ungerechtigkeit. Absurdität trifft auf Tragik, Slapstick auf Wortwitz. Und irgendwann wird das Wüten der Wutbürger zu einer Wutbürger-Karikatur. Maßlos übertreibt WILD TALES. Sein grotesker Zynismus grenzt in seiner Radikalität an Anarchie. Wird zu einer vergnüglichen Phantasie, die clever unsere zivilisatorischen Frustrationen, Ängste und Umgangsrituale spiegelt. Und unseren Sinn für Gemeinheiten.
7-mal Rattengift in das Essen mischen.
Glattes, stilvolles Drama, das Klassenkritik in einem Whodunit einwickelt, verordnet in die obszön-überprivilegierte Super-Reichen-Schicht. „Die süße Gier“ erforscht die Welt der Eitelkeit und der sozialen Ungleichheit, das Unglück von Reichen und Armen in einer Gesellschaft, die den Wert eines Menschen in Euro misst. Die Aussage, dass eine kapitalistische Gesellschaft uns dazu bringt unsere eigenen egoistischen Interessen über alles andere zu stellen ist sicherlich nicht neu, das es letztlich im ökonomischen Hamsterrad keine Gewinner gibt auch nicht. Paolo Virzi neigt dazu, seine Ideen überdeutlich auszuformulieren, zu veranschaulichen, anstatt sie dramatisch zu formen. Was er über Geld, Macht und die Natur der Gier zu sagen hat, ist selten belebend. Es ist alles hübsch gespielt, professionell poliert mit seinen episodischen Perspektivwechseln, aber irgendwie hat der Zuschauer nie das Gefühl, das hier wirklich etwas auf dem Spiel steht.
6 Euro Humankapital.
Bestie des reinen Eskapismus.
Kong: Skull Island ist eine Einladung für all die hungrigen Monster-Münder da draußen, die ihren Bauch im Multiplex voll-schlagen wollen. Besonders intelligent ist sie nicht, aber sie befriedigt die visuellen Instinkte. Ganz dem (aktuellen) Trend folgend, wird ein junger Indie-Filmemacher auf den Regie-Stuhl gesetzt um dadurch einen Spagat zwischen Umsatz-trächtigen Hollywood-Blockbuster-Glanz und erfrischender Unverbrauchtheit zu erreichen. Und so ist Jordan Vogt-Roberts Creature-Action-Film ein Mashup aus Jurassic Park und Apocalypse Now, mit der exploitativen Sensationslust des B-Kinos geworden.
Die offensichtlichen Schwächen des Films vorweg: Ja, die Dialoge bekommen sicherlich keinen Akademie-Preis und die A-Schauspieler versinken in ihren platten Comic-Relief-Rollen. Ähnlich wie bei den Stars im Dschungelcamp ist dem Zuschauern egal wer stirbt und wer für die Fortsetzung auserwählt wird.
Das Kong 2.0 allerdings das Original von 1933 nicht wiederkäut, sondern seinen eigenen Weg findet, hat mir gefallen. Die Affen-Tragik (und seine unerfüllte Liebe) spielt keine Rolle mehr. Der King hat jetzt den Auftrag bekommen ein Teil eines Monster-Universums zu werden, und macht seine Sache dabei gut. Von pelziger Wut angetrieben ist sein Abenteuer auf der Schädelinsel ein Fest der optischen Finesse.
Der Film liebt die Schauwerte des Vietnamkriegsfilms, verschmelzt sie selbstbewusst mit dem klassischen Monsterfilm. Alles wirkt überdimensioniert, der Mensch ist winzig, ein Eindringling am Ende der Nahrungskette. Vage satirisch wird männliche Militär-Hybris zu einem Symbol der Torheit. Die forschende Reise ins Herz der Dunkelheit hat dabei immer etwas Buntes, etwas "Affiges". Vogt-Robert wagt der kultigen Vorlage ebenso mit Nostalgie wie mit smarter (besonders visueller) Extravaganz zu begegnen. Mit titanenhafter Leichtigkeit und Temperament dröhnt er seine Liebe zu Monstern heraus.
7,5 Tanktop-Punkte für Larson.
Oha, endlich mal ein etwas anders-stilistischer und cleverer Praktikumsbeginn-Text.
Mal wieder ein Drama über Nymphomanie von minderjährigen Mädchen, deren zwanghafte und selbstzerstörerische Promiskuität die Suche nach „wahrer“ Liebe, Geborgenheit und Identität bedeutet. Hier mit dem Schwedenmädchen Christina Lindberg, der Inbegriff der 70er Jahre Lolita-Phantasie für die Kleenex®-Fraktion. Wider Erwarten ist der Film allerdings kein reines Sexploitationkino für den Bahnhof, sondern der Versuch neben soften Sleaze so etwas wie eine „ernsthafte“ Auseinandersetzung mit dem Thema zu sein. Aber gerade diese Unentschlossenheit psychologischer Naturalismus oder schmieriger Sexfilm zu sein macht „Anita“ zäh und oftmals unfreiwillig komisch.
5 wunderschöne Brüste.
"Die Dummheit nistet sich überall ein. Man müsste sie einfach wegfegen können!"
"Le Sheriff" ist Fiktion, allerdings stark verwurzelt mit der realen Arbeit des französischen Richters Francois Renaud, der gegen die Unterweltorganisation SAC kämpfte. Eng mit dem semi-dokumentarischen, dialog-orientierten Stil der Poliziotteschi-Filmen von z.B. Damiano Damiani verknüpft, steht knallharte Macht- und Gesellschaftskritik im Vordergrund. Der Film erzählt von einem idealistischen, unnachgiebigen Gerechtigkeitsbeamten, der in das Fettauge einer reaktionären Brühe stochert, sich nicht an die Leine nehmen lässt und eine (aussichtslose) Schlacht gegen (politische) Korruption führt. Entstanden ist ein solider, aber nicht außergewöhnliche Behandlung des Themas. Mehr oder weniger packend, aber dringlich und zentral in seiner bitteren Aussage.
6,5-mal zivilen Ungehorsam als unverzichtbare soziale Maßnahme.