Martin Canine - Kommentare

Alle Kommentare von Martin Canine

  • Nicht in der Datenbank:
    Madame Butterfly, 1932
    9.0

    1
    • 8

      Die Lage in "Resident Evil: Retribution" scheint so ernst zu sein wie nie zuvor, denn erstmals hat Protagonistin Alice keine Zeit, sich eine neue Frisur auszusuchen und diese perfekt zu stylen, sondern musste mit der aus dem Vorgänger vorlieb nehmen. Irgendetwas musste man ja zwangsläufig aus 'Afterlife' übernehmen, um ihn wenigstens in geringem Ausmaß für die Reihe relevant zu machen. Ich habe mittlerweile ein Muster entdeckt, das die Qualität der Reihe nahezu berechnend sicher darstellt: alle Filme mit ungeraden Zahlen sind - wenn man von Grundauf mit der Reihe etwas anzufangen weiß - gelungen, alle mit geraden eher mittelmäßig oder schlecht. Meine Theorie ist, dass Drehbuchautor Paul W.S. Anderson zu lange braucht, um all seine Ideen zu Papier zu bringen, das Studio jedoch Druck macht, so bald wie möglich wieder einen neuen Film rauszuhauen, weshalb er halbherzig ein Alibidrehbuch hinausschickt. Ganz ehrlich: 'Resident Evil', 'Extinction' und "Retribution" sind bei all ihrer Action vor Allem diejenigen Teile, die auch etwas über Umbrella erzählen, und somit die Story vorantreiben. Hier erfahren wir Stück für Stück, warum all dies geschieht. 'Apocalypse' und 'Afterlife' jedoch bestehen im Grunde daraus, dass Alice und eine Handvoll Randfiguren von A nach B gehen und dabei versuchen, zu überleben.

      "Retribution" ist wieder so spaßig, wie ein Film der 'Resident Evil'-Reihe eben sein kann. In meiner Review zu 'Afterlife' habe ich geschrieben, und ich darf einmal wörtlich zitieren: "<Afterlife> beginnt mit einem Knall als Alice und ihre Klone nahezu tänzerisch mit schweren Geschützen ein Gebäude stürmen und ein wahres Feuerwerk anrichten. Leider liefert der Film während seiner ganzen Laufzeit nichts Vergleichbares mehr und schon garnichts Interessantes."
      Ich musste nur einen Film warten, und sollte dann endlich mehr davon bekommen, und zwar in Andersons gewohnt ästhetisiertem, stilisiertem und choreographiertem Gewand.
      Dabei fühlt sich "Retribution" wie ein Greatest Hits der bisherigen Filme an. Aus Teil 1 übernehmen wir das Labor und die Red Queen, aus Teil 2 das kleine Mädchen, aus Teil 3 die gewisse Härte und Brutalität (zusammen mit diesem ist das auch der einzige Film der Reihe, bei dem man merkt, dass er für das R-Rating konzipiert wurde) und die Klone, aus Teil 4 die bombastische Zelebrierung der Künstlichkeit und der Look der Protagonistin. Zwischendurch sind jedoch auch eindeutig Samples aus altbekannten Klassikern erkennbar: Anderson gibt offenkundig zu, von diversen kultigen Blockbustern inspiriert worden zu sein, so erkennen wir klare Hommagen an 'Matrix', 'Blade Runner' oder die 'Alien'-Reihe (letztere hätte er wohl besser auch in seinem Ausfall bei 'Alien vs. Predator' eingebaut, dann wäre der auch besser geworden), die kunstvoll eingeflochten werden und somit zu etwas Neuartigem werden. Und das Beste: die Zombiehunde sind weg. Dieser eine nervige Hit, der immer rauf und runtergespielt wurde, den man aber nie mochte, hat es nicht auf das Album geschafft. Welch ein Glück.

      In "Retribution" gibt es bislang die ausuferndste Action, die schönste Optik und überraschenderweise auch die meisten Emotionen (wohlgemerkt, im Rahmen dieser Reihe). Dies wird dargebracht mit der wohl kältesten Prämisse, die es bislang in der Reihe gab - man nehme ein Labyrinth. Dann ein paar Klone. Man pflanze diesen Klonen ein paar gefälschte Erinnerungen und Emotionen ein. Und lasse sie dann von Infizierten niedermähen. Willkommen auf dem ganz persönlichen Spielplatz der Red Queen. Mittendrin Alice. Die echte (wobei ich da auch schon eine leise Vorahnung habe, was in den höchst wahrscheinlich noch kommenden Nachfolgern so vor sich gehen wird). Jetzt stelle man sich folgendes Szenario vor: Alice will nur weg von dort, nachdem von Umbrellas ekligem Spielchen und dessen egoistischen Gründen erfahren hat, und dann kommt ein Mädchen - von dem Alice weiß, dass es geklont und bis vor kurzer Zeit nur eine leere Hülle war - zu ihr her, und nennt sie Mama. Und fragt sie, was denn passiert sei. Die vermeindliche Mutter des Kindes war ein Klon von Alicem Schlimm, oder? Alice und das Mädchen entwickeln in der Tat eine Mutter-Tochter-Beziehung zueinander, was über das Verständnis ihrer Begleiter hinausgeht, wenn eine fähige Kämpferin ihr Leben für solch einen Gegenstand aufs Spiel setzt. Ihr seht, wie es "Retribution" zugeht. Wir leben mittlerweile in einem Ausnahmezustand, und es scheinen nur mehr Alice und das Mädchen, das geklonte, künstliche Mädchen, über Emotionen und Mitgefühl. Ist es nicht ironisch, dass unsere Protagonistin hier maßgeblich von zwei jungen, artifiziellen Mädchen beherrscht wird? Becky steht für Empathie, die Red Queen für Rationalität. Ein Konflikt, den Anderson seit Teil 1 immer wieder aufgegriffen hat, als es darum ging, ob man die infizierten Gefährten erschießen soll oder nicht. Aber in Zeiten, in denen auf einen Menschen hunderte "Zombies" folgen, stellt sich diese Frage ohnehin nur mehr sporadisch. Mittlerweile sind die Verwandelten schon lange nicht mehr die Antagonisten, das hat die Umbrella-Corporation bereits übernommen, die dafür zur Verantwortung zu ziehen wäre, jedoch sogar noch versucht, aus der Apocalypse kapital zu ziehen und in ihr eine Rechtfertigung für ihre sadistischen Experimente sieht. Trotz minutenlanger, höchst ansehlicher Kampfchoreografien, Tonnen von CGI und einer künstlerischen Aufbereitung von ALLEM - hier wird jede halbsekündige Einstellung zu einem Augenschmaus - lässt es sich der Filmemacher nicht nehmen, sich zu überlegen, was die Leute, am Beispiel seiner Hauptfigur, wohl in dieser Situation spüren. Ob man überhaupt noch spüren kann.

      Wenn man von den beiden Lückenfüllern mal absieht, scheint Anderson an dieser Reihe viel Spaß zu haben. Man hat das Gefühl, dass er das, was er uns hier serviert, auch selbst gerne mag. Und diese Freude überträgt sich auf mich als Zuschauer. "Retribution" hat alles, was einen guten 'Resident Evil'-Film ausmacht, und bereitet mordsmäßig Vergnügen. Wer bislang mit der Reihe nicht warm wurde, sollte sich ohnehin nicht hierher verirren. Denn ehrlich: warum sollte sich das jetzt nach 4 Filmen ändern? Alle anderen wissen, worauf sie sich einlassen und denen sei die Sichtung nur wärmstens empfohlen. Tatsächlich bin ich gespannt, wie es mit der Saga weitergeht, auch wenn sich mir die dunkle Vorahnung aufdrängt, ich solle meine Erwartung erst wieder beim siebten Film hochschrauben.

      8
      • 3 .5
        Martin Canine 05.04.2015, 14:18 Geändert 05.04.2015, 14:18

        Ich wünsche all meinen liebsten Moviepiloten ein frohes Osterfest! :3
        Mögen meine filmverrückten Schätzchen schöne Feiertage haben!

        17
        • 7 .5

          (kleine SPOILER zu beiden Sin City-Filmen)

          Ich merkte es gleich zu Beginn: ich bin wieder in Sin City. Da gab es keinen Zweifel. Es sieht so aus, riecht so, schmeckt so, hört sich so an. Das Aroma von Blut und diversen Körperflüssigkeiten war deutlich spürbar, wie ein Schlag in die Fresse oder ein Fick im Bordell, und das auf hübschestem, harten Boden. Sünde eben. Man kann das schönste Leben haben in Sin City, und trotzdem im nächsten Moment seine Gedärme in gut portionierten Stückchen auf den Asphalt vor der leuchtenden Reklame des Puffs vorfinden - und noch schlimmer: spüren. Hallo, Sin City. So treffen wir uns wieder. Du hast dich seit unserer letzten Begegnung kaum verändert. Wir folgen einem blutdürstigen Marv, der sich durch die Straßen schleift, seinen Gewalt- und Tötungsrausch aber nicht an irgendjemanden auslassen will, sondern auf jemanden wartet, der den Untergang verdient. Eine Gruppe Jugendlicher zündet Obdachlose an - die perfekten Opfer zum Schlachten. So nimmt das Treiben seinen Lauf...
          Hhhmmm... kein Flüstern diesmal.

          "Sin City 2: A Dame to Kill For" ist wie der Besuch eines Ortes, an dem man vor langer Zeit einmal war, und dort durchwegs schöne Erinnerungen und eine Menge Spaß mitgenommen hat, ein echtes Erlebnis eben. Bei diesem erneuten Wiedersehen nun stellt man zunächst einmal fest, dass sich der Ort kaum verändert hat. Es fühlt sich so an wie damals, und dieses nostalgische Feeling zieht sich durch den gesamten Urlaub. Der zweite Aufenthalt spielt sich nun wiefolgt ab: man fühlt sich durchwegs wohl und macht all das, was man im Urlaub eben so tut, ruht sich aus, sieht sich interessante Plätze an, probiert neue Dinge und hat einfach Spaß. Aber gegen diese erste, ganz besondere Begegnung kommt er nicht an. Was man da alles erlebt hat, und welche tausende und abertausende Geschichten man erzählen konnte, dagegen ist diese hier doch nur ein normaler Ferienzeitvertreib.

          Ich denke, was "Sin City 2: A Dame to Kill For" vollkommen fehlt, was ihn somit letztlich vom bombastischen Impakt seines Vorgängers nahezu unberührt lässt, ist nur mit einem Wort beschreibbar, welches Feinden von Anglizismen, Jugendslang und Internetjargon sauer aufstoßen wird - wobei ich mir recht sicher bin, dass besagte Leute ohnehin schon eine düstere Vorahnung haben, auf welches importierte und zweckentfremdete Nomen es hier hinausläuft, also machen wir's nicht länger spannend - und dieses Wort ist Epicness. So. Da hab ich's euch hingeklatscht wie einen nassen Waschlappen auf den Badezimmerboden, wenn alle Häken bereits in Verwendung sind. Und ich spreche hier nicht vom selben epic/episch, mit dem eine lange, sich über einen gewissen Zeitraum erstreckende Geschichte erzählt wird. Früher sagte man dazu vielleicht Kultfaktor, aber das ist nicht mehr zeitgemäß, und außerdem nur die halbe Bedeutung. Kultfaktor in Verbindung mit Coolness. Das Wort muss aber zackiger klingen, und frischer. Ein Anglizismus, der aber nicht schon in den 90ern gang und gäbe war. Mir fällt kein besseres Wort dafür ein, als Epicness.
          Ich versuche damit das Gefühl zu beschreiben, dass wir bekommen, wenn Marv in Kevins Keller die Köpfe der Prostituierten findet, und eine traumatisierte, unhandliche Lucille aufschreit: "Ich musste zuuuuuseeeeeeeeeeehn!!!!", mit Schnitt auf die donnerverhüllte Außenwelt und einem verstörend ruhigen Kannibalen mit spiegelglatten Brillengläsern, der alles mitanhört. Ich denke hierbei auch an die Momente, als die Old Town Girls unter dem künstlich roten Himmel den Kugelhagel einführen und als kriegerische Amazonen die Straßen vom Unrat säubern. Ich spreche von dem kleinen Bücherwurm, der keiner war, und eines Tages einen Finger dargelassen hat.
          Und was ist mit Goldie? Sie war ein Engel. Sie war die strahlendste Farbe in einer Stadt voller Scheiße und verfaulten Überresten von Blut und Sperma, in der Perversion, Gewalt und moralische Knechtschaft vorherrschen. Sie brauchte den Raum nur zu betreten - ob sie es nun war oder nicht - und man wusste, auch in einem Haufen Kot kann eine wunderschöne Blume wachsen. Präsenz ist Macht. Wieso wird sie hier von einer billigen austauschbaren Nutte abgelöst, deren Tod durch Zerstückeln genau nichts zur Handlung der Figuren oder des Films beiträgt, außer für 15 Sekunden grausam auszusehen?

          Es gibt denke ich keine Seite im Drehbuch zu 'Sin City', die nicht fantastisch ist. Ein schlichtes Meisterwerk, welches in fast schon poetischer, verschnörkelter Form die Grütze aus vergorener Moral, widerlicher Brutalität und versauter Sexualität zelebriert wie auch mit den eigenen Waffen bekämpft. Die "Guten" sind die "Bösen", die andere "Böse" umbringen, die andere "Böse" umbringen, die wir als "Gute" wahrnehmen. Aber das alles umschlungen von markanten Kinomomenten, Sätzen, die wie Honig samtig die Hälse der Darsteller entlanggleiten, und wild umschlungener ungezügelter Liebe zum versifften Detail. Alles sitzt. Und ist einzigartig.

          Nun kommt ein Film angetrabbt, der genauso ist wie der einzigartige Film. Das geht schon von Haus aus nicht, und darum ist er auch nicht wirklich so. Er denkt lediglich, er ist so. Und das war bereits mein erster Gedanke, als ich hörte, dass eine Fortsetzung zu diesem Werk kommt. Diese ist kein Unikat, während die Vorlage jedoch nachwievor behaupten kann, das Original zu sein. 1:0. In 'Sin City' schlummern ein pochendes Herz und eine blutbespritzte Seele, die wissen, jeder Moment ihrer Existenz war ein Segen. Man merkt ihnen an, dass sie sich der Tatsache vollkommen bewusst sind, etwas Besonderes - und gnadenlos Gutes - zu sein. 2:0. In Sin City ist man aber schon lange schön gleichmäßig in Einzelteilen auf dem Gehsteig verteilt, wenn der Gegner auch nur um 0.01 besser ist als du.

          "Sin City 2: A Dame to Kill For" hinterlässt den Eindruck, dass man gut unterhalten wurde. Das Sequel, welches vor und nach dem ersten Film angesiedelt ist, führt neue Figuren ein, und lässt alte erneut auftauchen, zum Teil mit altbekanntem Aussehen, zum Teil mit neuem. Alle erledigen ihren Job gut. Genauso wie die Regie, die mir erneut gezeigt hat, wie atmosphärisch, rau und verboten es in dieser Drecksstadt doch zugehen kann. Aber was hab ich hier erlebt? Ein Auge wird herausgerissen, ein anderes hervorgehoben. Eine Frau verführt die Männer, eine andere wird durch sie mordlustig. Ein Mann spielt seine Karten aus, ein anderer seine Macht.
          Aber kein alter Mann stirbt, und kein kleines Mädchen lebt. Kein fairer Tausch.

          10
          • Martin Canine 04.04.2015, 16:04 Geändert 04.04.2015, 17:04

            Die ersten 5, 6 Jahre meines Lebens kannt ich nur VHS, dann kam die DVD, die ich bis heute sammel.
            Aber die haben extrem viel Charme. Wenn es heute noch VHS gäbe, hätt ich wohl auch die noch, da sie einfach unheimlich oldschool aussehen.
            Ich steh auf sowas.

            4
            • 7 .5
              Martin Canine 04.04.2015, 15:15 Geändert 04.04.2015, 18:34

              'Casino Royale' schlug 2006 ein wie eine Bombe, und zwar eine, die alles wegfegte, was an James Bond nicht mehr zeitgemäß, dafür eingerostet war. Uns wurde ein neuer 007 präsentiert, dem es scheißegal war, ob sein Martini geschüttelt oder gerührt serviert wird, dessen Ego-Trip und Gefühlskälte nur Fassade für einen verletzlichen und komplexen Charakter waren, dem statt flotten Bettgeschichten vor Allem die eine Frau interessierte, die er - auch wenn er aus Professionalität meint, es wäre nicht so - von Herzen liebt. Bond war kein testosterongeladener Actionheld mehr, sondern ein brillanter Taktiker, aber in erster Linie vor Allem ein lebendes, fühlendes Wesen. Nun stelle man sich diesen upgedateten und echteren Bond in einem klassischen Actionplot vor, wie es ihn schon zu tausenden in der Saga gegeben hat, dann erhält man in ungefähren Zügen etwa "Ein Quantum Trost".

              Dass Bond Nr. 22 gewohntere Wege geht als sein unmittelbarer Vorgänger, zeigt sich bereits in den ersten Minuten, die ein gewaltiges Actionspektakel voller rasanter Verfolgungsjagden darstellen, und somit hart mit der schwarzweißen, überaus realistisch brutalen Eröffnungssequenz des royalen Casinos kontrastieren.
              Nachdem man sich erstmal vergewissert hat, dass man tatsächlich den zweiten Teil des Craig-Reboots eingeworfen hat und nicht doch irrtümlich einen Film der Pierce Brosnan-Ära, fliegt einem auch direkt das wohl rockigste und fetzigste (and pretty enjoyable) Thema der ganzen Reihe, 'Another Way to Die' von White Stripes-Frontmann Jack White und Soulsängerin Alicia Keys, um die Ohren - für mich auch der Zeitpunkt, ab dem mir recht rasch klar wurde, dass ich mir trotz der Beteiligung von Marc Forster und Paul Haggis, sowie meiner Begeisterung für den Tiefgang von 007 Nr. 21 keinen Film mit der psychologischen Komplexität eines 'Monster's Ball' oder 'Million Dollar Baby' zu erwarten hatte, sondern einen coolen Actioner mit einem Spritzer Charakterentwicklung, den man am Besten garnicht erst an seinem berüchtigten Vorgänger messen sollte.

              "Ein Quantum Trost" wirkt ein wenig, als ob 'Casino Royale' und 'Die Welt ist nicht genug' einen One Night Stand hatten, der nicht ganz ohne Folgen blieb. Das daraus entstandene Kind hat in seinen ziemlich unterschiedlichen Eltern seine größten Vorbilder gefunden und beschließt nun, beide Lebensstile einmal auszuprobieren, um dann abzuwiegen, welcher ihm besser zusagt.
              Bond ist hier wie in CR überaus differenziert gestaltet, er ist ein emotionales Wrack, aber stets bemüht, seine innere Trauer, Wut und seinen Zorn hinter einer dicken Schicht Entschlossenheit und Härte zu verbergen - was nicht bedeutet, dass er für M nicht trotz allem ein offenes Buch ist. In den Momenten, in denen diese beiden Figuren aufeinandertreffen, entfaltet "Ein Quantum Trost" seine wahre, zutiefst gefühlvolle Stärke. Es sind zwei sehr ausgereifte Charaktere, die auf ihre eigene Weise versuchen, hinter einer gewissen Coolness bzw. Autorität zu verbergen, dass sie in der Tat sehr mitgenommen sind. M ist nun sogar am Verwundbarsten, da ihr Vertrauen auf höchster Ebene missbraucht wurde - ein jahrelang treu ergebener Mann, dem sie ihr Leben mehrfach in die Hände gelegt hat, versucht plötzlich, sie zu töten. Ihr Beruf verlangt von ihr, immer noch zu funktionieren und von Haus aus objektiv und skeptisch zu sein, aber in ihrem inneren bebt sie, oder für eine Frau in ihrer Position fast noch schlimmer: sie hat Kummer.
              Dafür muss man sich hier mit einem einseitig bösen, doppelzüngigen Schurken zufrieden geben, dessen Geliebte, Camille, die er, wie er offen zugibt, zu töten versuchte, dafür umso sensibler in Szene gesetzt wird.

              All diese Figuren helfen durchaus, das Werk über den 08/15-Status der Story hinauszusetzen, denn seien wir mal ehrlich: die Handlung und den Aufbau von "Ein Quantum Trost" durften wir - mit einigen leichten Variationen und hin und wieder auftretenden Kunstkniffen - schon 20 mal bewundern. Hierbei hält sich das Quantum sehr an die Traditionen des anderen Elternteils, und spielt sie in vollen Zügen aus: Schießereien, Rasereien, Kämpfereien treten in derartig regelmäßigen Abständen auf, dass man fast schon seine Uhr danach richten kann. Hierbei verwandelt sich der faszinierende, glaubwürdige Charakter James Bond in den stets triumphierenden, mit Leichtigkeit namenlose Handlanger ausschaltenden Actionstar Bond. James Bond.
              Dies ist nicht so zu verstehen, dass Bond hier nicht stets als Person und denkendes Individuum ernst genommen wird, sondern lediglich, dass es Phasen gibt, in denen man meinen könnte, kurz einmal Roger Moore in Craigs Augen zu erkennen. Nichtsdestotrotz ist Craig noch ganz Craig, der einzige Bonddarsteller, der schauspielern muss. Nur eben nicht über die ganze Laufzeit hinweg.

              Was kann man sagen? Man bekommt kein tief psychologisches Werk, man bekommt kein hirnloses Actionabenteuer ohne Sinn und Verstand. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster - passt mal jemand auf, dass ich nicht rausfalle? - und behaupte, man wollte das junge, seit Neuestem am Einblick in die Seele interessierte Publikum wie auch die alteingesessene Bond-Fanbase ansprechen und beiden genau das bieten, was sie sehen wollen. Ich mache kein Geheimnis draus, ich mochte 'Casino Royale' von allen Bond-Filmen am Liebsten, gefolgt von denen, die aus der Masse erheblich herausstechen: 'Moonraker', 'Im Auftrag ihrer Majestät', die Timothy Dalton-Filme. Es sind die spaßigsten und interessantesten Werke einer Saga, deren einzelne Teile ich verwechsle, vermische und kaum voneinander unterscheiden kann, ich aber generell mag.
              "Ein Quantum Trost" mag ich genauso wie den bondschen Einheitsbrei, mit dem Unterschied, dass ich ihn durchaus von den anderen Filmen der Serie unterscheiden kann.

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              • Ich hab noch niemanden getroffen :/

                Warte... Ute Bock... aber das ist wirklich nicht das, wovon man träumt... obwohl sehr engagiert und sympathisch.

                1
                • 5 .5
                  Martin Canine 03.04.2015, 00:18 Geändert 03.04.2015, 00:36

                  Ich habe vor "Ein Käfig voller Narren" definitiv großen Respekt und ein Bisschen gefällt mir auch diese klischeehafte, stereotypbepackte Attitüde unserer männlichen Hauptdarstellerin Albin/Zaza. Es wirkt zeitweise fast wie ein fieser Gegenschlag, um die homophobe Masse richtig unwohl fühlen zu lassen. Zaza ist dermaßen überdreht und tuntig, dass es schon richtig weh tut, uuh und aah und haste nicht gesehen, Finger spreizen, immer die Arme in der Luft umherbaumeln lassen und sprechen wie die Monty Pythons, wenn sie Frauen spielen. Macht durchaus Spaß, tatsächlich hätte ich mir den Film sehr gerne mit einem Schwulenhasser angesehen, nur um zu sehen, wie er immer weiter zusammensackt. Die Kunst dabei ist ja, dass kein Klischee ausgelassen wird, und so stark übertrieben wird - das Zimmer ist voller Phallusstatuen, Teller sind mit sexuell expliziten Bildchen verziert, im Schränkchen steht ein Porzellanpopöchen - dass es schon der Lächerlichkeit peisgegeben wird, dabei allerdings stets auf der Seite seiner Helden, der glorreichen Tunten, bleibt. Zaza ist keine Witzfigur, sondern jene, die von ihr angewidert sind. "Ein Käfig voller Narren" zeigt mit dem Finger auf alle Konservativen und lacht sie ausgiebig aus. Ein lustiges Spiel, an dem ich gerne teilnehme.

                  Der französische Film aus 1978 (von Edouard Molinaro, dem Regisseur von "Oscar", einer meiner Lieblingskomödien, und in den Top 10 meiner meistgesehenen Filme) versteht es durchaus, den Spieß umzudrehen. Alles, was der Homophobe so am schwulen Treiben auszusetzen hat, wird hier nicht nur mit Stolz getragen, nein, man zeichnet sich noch damit aus! Damit nimmt man dem Hasser jeglichen Wind aus den Segeln, da ihm kaum noch Angriffsfläche bleibt.
                  So weit, so gut. Und dann kommen wir auch schon zum Hauptproblem mit "Ein Käfig voller Narren":
                  Molinaro bringt eine sehr vielversprechende Handlung auf die Leinwand. Ein schon 20 Jahre in einer homosexuellen Beziehung lebender Mann namens Renato erfährt, dass sein aus einer einstigen Liaison stammender Sohn heiraten will. Leider sind die Eltern seiner Angebeteten alles andere als aufgeschlossen. Besser gesagt, sind sie in einer Partei für Sitte und Anstand und den ganzen Scheiß relativ hochgestellt, und legen viel Wert auf Gepflogenheiten und konservative Weltanschauungen. Nun muss versucht werden, vorzugaukeln, die extrem outen und prouden Männer, die außerdem noch Chefs und Attraktionen einer erfolgreichen Travestieshow sind, wären wohlerzogene und gesellschaftskonforme Leute - und nicht homosexuell.
                  Die Prämisse ist toll und für den Entstehungszeitpunkt überaus bewundernswert, bei der Umsetzung als Film hapert es in meinen Augen jedoch an einigen Stellen.

                  Zunächst mal macht der Film einen Fehler, den die Filme der 70er sehr oft machten, in ihrem Bemühen, anders als die einstigen Streifen des klassischen Kinos zu sein: "Ein Käfig voller Narren" ist formlos. Eine Szene jagt die nächste, eine Handlung folgt die andere. Das Ergebnis ist, dass der Film nicht wie ein aufbauendes Gesamtwerk wirkt, und man dann recht überrascht ist, wenn plötzlich schon der scheinbare Höhepunkt eintrifft. Es ist kein Film, der auf ein Ende zusteuert und sich stetig steigert. Ich kenne einige Leute, die dies mögen. Ich mag es nur bei Episodenfilmen, und selbst diese sollten irgendwann auf einen gemeinsamen Nenner hinauslaufen.

                  Eine weitere Schwäche ist in meinen Augen die Unfähigkeit, richtige Lacher zu erzeugen. Ja, die Figuren sind lustig, und auch das "Finale" bietet dann einige Gags, aber generell sind die Szenen, die ihre Essenz NICHT aus der Tatsache, dass Homophobie auf Homosexualität trifft, oder dem überzeichneten Darstellen beider Parteien zieht, zu gestreut. Ich weiß, das ist die Story, aber ganz ehrlich: es nutzt sich etwas ab. Der Film dauert aufgerundet an die 100 Minuten. Wenn man den Abspann hiervon abzieht, kommen wir auf etwa eineinhalb Stunden Laufzeit. Und leider vergisst der Film in all seiner aggressiven Frivolität, hier auch etwas mehr als diese aufzubringen. Der Film besitzt unheimlich viel Pepp, Leichtigkeit und Attitüde auf - tolle Voraussetzungen für fantastischen Humor. Leider bleibt es aber bei diesen drei Faktoren.Trotz seiner frechen Art ist "Ein Käfig voller Narren" nicht zwingend lustig, nur locker. Beinahe aller echten Lacher, also Szenen, die mich wirklich stark erheitert haben, vom Hauspersonal, dem schwarzen, schwulen Diener.

                  Dann gibt es wieder ernste Momente, in denen Zaza und auch Renato der Aufgabe nicht gewachsen sind. Sie sind eben, was sie sind, und können dies nicht auf Knopfdruck ändern, was ein großartiges Ventil für Tiefgang und komplexe Charaktere zu sein scheint. Und den "Käfig" als bloßen Klamauk abzustempeln ist ebenfalls nicht richtig. Dafür ist er zu wichtig, zu politisch und zu aufmüpfig. Jedoch vermittelt er eine zu große Distanz zu seinen Charakteren. Sie platzen völlig unerwartet aus ihren Rollen, ohne, dass man als Zuschauer mitbekommt, dass es einen Tropfen gab, der das Fass zum Überlaufen bringt. Teilweise sogar, ohne zu merken, dass das Fass beinahe voll ist. Ab und an wechseln sie zwischen Trauer, überschwänglichem Stolz ihrer Person und absoluter Untergebenheit gegenüber den Wünschen ihres Sohnes/Stiefsohnes. Sie sind himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt. Und schwer zu durchschauen, was dem Film das nötige Feingefühl nimmt, um zu seinen Protagonisten eine Beziehung aufzubauen.

                  Ich schätze "Ein Käfig voller Narren" mehr als ich ihn mag. In seinen Personen und seiner Idee, in seiner Art und seiner Bedeutung gibt es absolute Zustimmung meinerseits, und nichts auszusetzen. Aber hat er mir richtig gefallen? Hat er mich als Film - das Ganze drumherum mal außen vorgelassen - wirklich so gut unterhalten, dass ich sagen kann, dass er ein grandioses Werk ist? Nein. Er war für mich nach diesem Standpunkt absolute Durchschnittskost. Die Prämisse und besser als der eigentliche Film. Tut nicht weh, ist kurzweilig, kann sich sehen lassen, aber mehr ist da nicht drin. Er löst ausgesprochen wenig in mir aus, als Komödie und als Drama. Und das ist bei beiden Genres überaus schlecht. Ein mutiger und richtiger Film, aber eben auch ein in meinen Augen schwacher.

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                  • 0 .5
                    Martin Canine 01.04.2015, 12:21 Geändert 02.04.2015, 13:29

                    Diese Review war ein Aprilscherz aus 2015.
                    Aus Gründen der Glaubhaftigkeit wurde die Wertung kurzzeitig auf 8.5 angehoben.

                    ---

                    "2 Fast 2 Furious" leidet in meinen Augen immer etwas daran, dass man ihn zu sehr mit seinem Vorgänger vergleicht, von dem er sich jedoch erheblich unterscheidet. Die Handlung wurde von Moskau nach Amerika verlegt, und auch auf die bezaubernde Audrey Hepburn als Natascha Rostova wurde gänzlich verzichtet. Ihr Part wird seit diesem Teil der Reihe von der nicht minder charismatischen Shirley MacLaine verkörpert, die es schafft, den Verfall ihres Charakters perfekt einzufangen. Rostova ist mittlerweile in die Staaten ausgewandert und hat einen Job als Fahrstuhldame angenommen, ist aber leider hoffnungslos in ihren Chef (Freddie Mercury) verliebt, der sie jedoch nur benutzt, um seine homoerotische Liaison mit dem jungen Schafhüter Jack Twist (Louis de Funes) zu kaschieren.
                    Angetrieben von Frust und Verzweiflung, und um von ihrem Vorgesetzten loszukommen, schwört sie den Männern vorerst ab und begibt sich mit ihrer besten Freundin Thelma (Bette Davis) auf einen rasanten Road Trip, der von nuschelnden Zigeunern (Brad Pitt) über transsexuellen Wissenschaftlern (Jim Carrey) bishin zu einer Gruppe verrückter Sexualstraftäter (vier Statisten) einiges aufweist, um die junge, melancholische Frau auf andere Gedanken zu bringen...

                    "2 Fast 2 Furious" ist anders als Teil 1 kein epischer Monumentalfilm, sondern eine gelungene Mischung aus feinfühligem Drama und abgefahrenem Abenteuer. Die Hauptdarstellerinnen MacLaine und Davis liefern sich in ihrer dritten Zusammenarbeit nach 'Koyaanisqatsi' und 'Triumph des Willens' ein intensives Schauspielduell, das vor Allem vom Kontrast der bittersüßen und depressiven Natascha und der ruppigen, jedoch sympathischen Mannfrau Thelma lebt. Besonders hervorzuheben ist auch die Chemie zwischen de Funes, der hier mit Bravour den 42 Jahre jüngeren schwulen Jack nicht nur spielt, sondern sich mit Leib und Seele in seine Rolle verwandelt, und Mercury, der anders als von ihm gewohnt überaus zurückhaltend und betont männlich agiert. Kein Wunder, dass alle 4 für den Oscar nominiert wurden.

                    Während der Film in der ersten Hälfte noch als mit viel Fingerspitzengefühl und Verständnis inszenierte Charakterstudie gelten kann, gibt es etwa ab der Mitte, als der Road Trip beginnt, einen radikalen Cut; der Streifen wird um einiges skurriler, brutaler und auch sexuell aufgeladener. An einigen Punkten nimmt der Film sogar schon kafkaeske Züge an, und das Verständnis von Realität und Wunschvorstellung der Hauptfigur verwebt sich fortschreitend immer weiter. Manchmal schießt Regisseur John Singleton hierbei ein wenig übers Ziel hinaus, und vergisst, dass es hier immer noch um eine manisch depressive Frau und ein latent homosexuelles Pärchen geht. Gott sei Dank pendelt er jene gewagt überdrehten Momente rasch wieder ein und nimmt selbst in den merkwürdigsten Absurditäten seine Figuren immer noch ernst.
                    (Kleiner SPOILER)
                    Selbst, als Natascha beteuert, den Tampon nicht um den Hals ihres Liebhabers geschwungen zu haben, inszeniert John dies mit einer derartigen Intensität, dass wir ihm jede Sekunde davon abkaufen.
                    (END OF SPOILER)

                    Es ist nur einer von vielen Momenten, die Filmgeschichte geschrieben haben und prägend für das Kino der 00er Jahre wurden. So etwa auch die Zeitlupensequenz, in der die Nonne mit dem Sektkorken alle russischen Agenten unschädlich macht.
                    Unvergessen ist auch der legendäre Gastauftritt von Lil' Kim und Nicki Minaj, die als Wickingerinnen verkleidet auf dem Empire State Building eine Bühnenadaption von J. D. Salingers 'Catcher in the Rye' aufführen.

                    Alles in Allem ist "2 Fast 2 Furious" wie ein Double Feature anzusehen: die erste Hälfte ein berührendes Drama über Liebe und ihre Auswirkungen, die zweite spritzier Road Trip mit einigen schrägen Einfällen. Ob er nun wirlich besser ist als Teil 1 ist schwer zu sagen, da sich die Werke so radikal unterscheiden. Alleine die 105 Minuten Laufzeit lassen weniger Inhalt und epische Erzählweise zu als der 200-minütige erste Film. Und dass weder Hepburn, noch Henry Fonda, noch Mel Ferrer hier zu sehen sind, die im Vorgänger noch glänzten, lässt auch wundern, wieso man hieraus keinen eigenständigen Filn gemacht hat. Als amüsanter wie hintergründiger Genremix ist "2 Fast 2 Furious" nämlich erste Sahne!

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                    • Seine Autobriografie heißt Permanent Midnight...
                      ...hhhhmmmm...
                      ...man kann über ihn sagen, was man will, aber der Mann hat 'ne verdammt gute Selbsteinschätzung.

                      #pafcon

                      • 9 .5

                        (Quasi-SPOILER, das Ende der wahren Geschichte dürfte aber hinreichend bekannt sein.)

                        Liebe und Wahnsinn hängen nahe bei einander. Wenn man als Paar gemeinsam kriminelle Absichten plant, kann das durchaus eine romantische Note haben, und dann erscheinen die wahnsinnigsten Straftaten, grausamsten Ideen und fürchterlichsten Verbrechen plötzlich wie ein besonders inniger, wild herumwirbelnder feuchter Zungenkuss. Da ist auch nichts dabei, denn es gibt kaum etwas Verbindenderes und Zusammenschweißenderes als die Vorstellung, zu zweit gegen die gesamte Welt zu kämpfen und sich als Liebende über deren Gesetze zu erheben.
                        In meinen Augen romantisiert Arthur Penns "Bonnie und Clyde" die Geschichte um titelgebendes Gaunerpärchen nicht, zumindest nicht auf die Weise, wie ich, wenn ich sie als Gaunerpärchen bezeichne. Bonnie Parker und Clyde Barrow waren Schwerverbrecher. Es waren Leute, die in Banken einbrachen und auf der Flucht eine Spur aus Leichen hinterließen. Und sie waren auch nicht zu zweit. Und sie nannten sich die Gebrüder Barrow. Diese waren nämlich die Oberhäupter der Bande, die ihre Frauen/Freundinnen lediglich mitnahmen und als Bandenmitglied beteiligten.

                        Woher kommt der Mythos des tragischen Liebespärchens Bonnie und Clyde, die einen Märtyrertod starben, als sie von der Polizei kaltblütig niedergeschossen wurden?
                        Sein Ursprung liegt wohl in einem Gedicht der lyrisch sehr begabten Bonnie Parker, das ihre Beziehung zu Clyde vor dem Hintergrund ihrer Verfolgung poetisch schilderte. Es sind die Worte einer verliebten Frau, durchtränkt vom kreativem Geist und der Romantisierung einer Autorin. Man darf aber auch nicht vergessen: auch jene eine mehrfachen Mörderin.
                        "Bonnie und Clyde" zeigt beide Seiten. Und vielleicht, weil wir dies nicht gewohnt sind, und je nach Veranlagung, Stimmung oder Einstellung gewisse Eigenschaften stärker wahrnehmen als andere, wird abhängig vom Betrachter ein Loblied oder ein Abgesang auf das hochgradig kriminelle junge Glück gesehen.

                        Wir denken gerne in Schubladen. Das war schon immer so, und das wird auch immer so bleiben. Es fällt uns zum Beispiel leichter, einen Sexualstraftäter als unattraktiven, schmierigen Typen mit schiefen Zähnen zu sehen, dessen einziger Lebensinhalt es ist, so oft wie möglich abzuspritzen, anstatt einen gut aussehenden, intelligenten und humorvollen Mann mit gutem Geschmack und hervorragendem Sozialverhalten. Die Realität sieht wohl so aus, dass es beides gibt, denn Sexualstraftäter sind so divers wie die Weltbevölkerung und haben zigtausende unterschiedliche Ursachen für ihr kriminelles Verhalten. Wie oft hören wir "Der ist der Letzte, von dem ich das vermutet hätte"?
                        Nun waren Bonnie und Clyde definitiv nicht dumm, und sicher nicht unsympathisch. Sie waren kreativ und humorvoll, wie Bilder und Texte beweisen und alles andere als weltfremd. Vielleicht sogar hätten sie gute Freunde abgegeben. Da wir uns aber damit gut identifizieren können, und das romantische und emotionale Gedicht der Bonnie als schön empfinden, und uns vielleicht an eigene Träumereien erinnert fühlen, schwächen wir ihre Taten gerne ab. Sie haben halt Banken ausgeraubt. Die haben eh genug Geld.
                        Aber sie hatten auch keine Skrupel, als es darum ging, Leute zu ermorden, die ihnen dabei im Weg standen. Nicht nur Polizisten kamen dabei ums Leben, auch andere Anwesende, die sie zu hindern versuchten. Leute mit Familie.

                        "Bonnie und Clyde" ist ein Film, der in einem Moment ein glückliches Liebespaar zeigt, im nächsten Moment jedoch umschwenkt, und bebildert, wie Clyde einem Bänker in die Stirn schießt (eine für die 60er Jahre wohl grausige Szene, die heute jedoch in einem Nachmittagskrimi kaum mehr für Schulternzucken sorgen wird) und ihn somit ohne einen zweiten Gedanken zu verlieren umbringt.

                        Die Schlinge zieht sich immer weiter zu. Es werden mehr Banken ausgeraubt, mehr Kugeln verschossen, mehr Leute beider Seiten getroffen, verletzt, getötet. Der Lebensstil stößt auf eine logische Konsequenz, und die Barrow-Bande kann sich kaum mehr an einem Ort aufhalten, ohne, dass zerfetzende Patronen auf sie herunterprasseln wie Hagelkörner an einem ausgesprochen kalten Tag. Zweifel kommen untereinander auf, so weit wollte man nie gehen. Die Illusion eines Lebens bar jeder Regeln zerbröckelt immer weiter und stürzt unweigerlich zusammen. Die Tragödie nimmt ihren Lauf... oder findet ein Ende? Trotz seiner nicht zwangsläufig unsympathischen Darstellung der Titelfiguren (Warren Beatty grinst stets verschmitzt in die Kamera, Faye Dunaway agiert als starke, selbstbewusste Frau) beschönigt Penn jedoch keine ihrer Taten und zeigt deutlich, dass das kriminelle Treiben der Bande Folgen hat, und sie zum Teil selbst zweifeln und verzweifeln lässt.

                        Abgesehen davon ist "Bonnie und Clyde" auch ein unheimlich starker, fesselnder und eindrucksvoll inszenierter Film, der mit bis in die kleinste Nebenrolle großartig besetzten Schauspielern und brillantem Aufbau aufwartet, der die Geschehnisse unmittelbar bebildert und ausdrucksstark dokumentiert, sowie zur eigenen Recherche über die gezeigten Geschehnisse anregt - was so ziemlich das Größte ist, was ein Film based on true events bewirken kann, Interesse am Stoff zu erwecken. Ein großartiger Film, der von vielen als Geburtsstunde von New Hollywood angesehen wird - jedoch noch nichts von der Emotionalität der goldenen Ära eingebüßt hat.

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                        • Hhhhmmm... ich hab sehr viele Serien pausiert, um alle zu gucken, pausiere dann die wieder, etc. und komm dann nur schwer wieder rein.
                          Breaking Bad die ersten 2 Staffeln, Game of Thrones die ersten 2 Staffeln, MLPFIM Staffel 1 (und die muss ich unbedingt weitergucken!), How I met your Mother bis Staffel 6.
                          Die Biber Brüder schau ich aktiv. Und immer wieder Family Guy, Golden Girls oder Munsters dazwischen, aber nicht spezifisch Folge für Folge, sondern quer durcheinander.

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                          • Ich schau ja Gott sei Dank bei jedem Hundefilm vorher mal bei Wikipedia nach und lass mich spoilern^^
                            Super Antworten, und weißt eh: die Lücken warten nur darauf geschlossen zu werden :3

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                              Martin Canine 28.03.2015, 14:41 Geändert 28.03.2015, 14:50

                              (SPOILER zu den ersten 3 Filmen)

                              Ein paar Gedanken, die ich mir etwa in der Mitte des Films gestellt habe:
                              1. Okay, wir haben Alice, aber wann kommt endlich wieder Umbrella ins Spiel?
                              2. Wieso ist das Tempo so gedrosselt?
                              3. Irgendwie sah die Ödnis des Vorgänger mehr nach Postapokalypse aus.

                              Nun ein paar Gedanken nach der Sichtung:
                              1. Wann habe ich die Resident Evil-DVD aus dem Player genommen und die Matrix-Trilogie eingelegt?
                              2. Das ist zwar alles schön und gut... aber irgendwie sehr belanglos.
                              3. Ist Anderson nach 'Extinction' nichts Besseres mehr eingefallen?

                              Was ist bislang in der Reihe passiert?
                              Alice wacht eines Tages mit Gedächtnisschwund auf und wird ihrer Fähigkeiten wegen zusammen mit einem Trupp in ein mit dem T-Virus verseuchtes Labor der Umbrella Corporation geschickt, um den außer Kontrolle geratenen Zentralcomputer auszuschalten. Auf dem Weg hindurch erinnert sie sich immer weiter daran, dass sie es sich zur Aufgabe gemacht hat, die verborgenen Machenschaften von Umbrella aufzudecken und den Konzern zur Strecke zu bringen. Sie verliert einige Gefährten, die ihr ans Herz gewachsen sind. Sie entkommt, wird zusammen mit dem einzig anderen Überlebenden von Umbrella gefangen genommen. Sie entkommt und muss feststellen, dass mittlerweile die ganze Stadt (Raccoon City <3) infiziert wurde. Sie möchte, zusammen mit einigen anderen, entkommen, soll aber zunächst noch ein junges Mädchen retten, welches zu ihrer Genesung selbst infiziert wurde, jedoch in geringem Ausmaß - wie auch Alice, die sich immun gegenüber des Virus zeigt. Das Mädchen kann vorerst gerettet werden, ihr Vater nicht. Alice gerät erneut in die Hände von Umbrella, die an ihr aufgrund ihrer starken Resistenz experimentieren - sie entwickelt telekinetische Fähigkeiten und kann fliehen. Aufgrund der vielen Tode um sie herum lebt sie einsam und schwört Rache an Umbrella. Das Virus breitet sich weltweit aus und verwandelt ganze Städte in blanke Wüste und brüllende Hitze. Gewalt herrscht vor und nur noch das Überleben zählt. Umbrella beschließt inzwischen, Alice zu klonen, um ihre Resistenz zu kopieren und sie an den Zombies anzuwenden. Die Versuche an den Klonen sind grausam und die sich in einem im Untergrund versteckten Schutzbunker befindlichen Köpfe des Unternehmens agieren äußerst skrupellos, wenn es um ihr eigenes Überleben geht. Währenddessen erreicht Alice das Klonlabor, kämpft und befreit die Klone. Teil 3 endet mit einer holografischen Ankündigung Alice, dass sie mit ihrer Armee aus Klonen Umbrella einen Besuch abstatten wird.

                              Danach: Teil 4. "Afterlife". Das ist die Fortführung der Story? "Resident Evil: Afterlife" bietet NICHTS Relevantes für die Saga um Alice und ihrem Kampf gegen Umbrella und die Apokalypse.
                              Weder die Protagonistin, noch Umbrella, noch die vermodernde Welt, noch die Zombies, noch irgendwelche Figuren, noch die Geschichte entwickeln sich in irgendener Weise weiter. Der Cliffhanger von 'Extiction' ließ beinahe schon auf ein monumentales, alles in den Schatten stellendes Finale hoffen und schließen. Und das Intro von "Afterlife" bestätigt dies sogar. In der dritten Fortsetzung nimmt wie zu Beginn der Reihe Drehbuchautor Paul W.S. Anderson am Regiestuhl Platz, und man erkennt den Wechsel zum Ursprung sofort: der Filmemacher setzt anders als Alexander Witt und Russell Mulcahy auf stilisierte, artifizielle Action mit Unmengen an Zeitlupe, Martial Arts, CGI-Effekten, etc. Sein geliebter Science Fiction-Flair in spiegelglatt poliertem Weiß wird von Minute zu Minute spürbar. Harte Gewalt kommt nur gestreut und beinahe künstlerisch ästhetisiert vor. "Afterlife" beginnt mit einem Knall als Alice und ihre Klone nahezu tänzerisch mit schweren Geschützen ein Gebäude stürmen und ein wahres Feuerwerk anrichten.
                              Leider liefert der Film während seiner ganzen Laufzeit nichts Vergleichbares mehr und schon garnichts Interessantes.
                              Alice stößt wieder auf Gefährten und gedenkt, sie zu retten. Ab diesem Zeitpunkt geht es nur um den Weg zum Schiff Arcadia. Durchbrochen von Zombieangriffen. Das war's. Mehr kommt da nicht mehr.

                              "Afterlife" wirkt selten wie eine Fortsetzung. Eher erscheint er als ein Lückenfüller, welcher zwischen zwei offiziellen Teilen eines Franchises angesiedelt ist, und nur als Goodie hingeklatscht wurde, um die Fans der Reihe bei Laune zu halten und das Warten auf das nächste große Filmspektakel zu überbrücken. Wie das Mixtape eines Rappers, dessen nächstes offizielles Album etwas in Verzögerung gerät. Definitiv erweckt er nicht den Eindruck eines vollwertigen Films, schon garnicht den der logischen Konsequenz der ersten 3 Filme und am Wenigsten ist er das große Fest, welches 'Extinction' ankündigt. Es ist unvorstellbar, dass der stetige Aufbau von Film zu Film, die sich ständig zuspitzende Lage und die sich steigernde Spannung auf "Afterlife" hinauslaufen sollten. Nein, man möchte diesen einen, großen letzten Schlag einfach noch so weit wie möglich hinauszögern. Und dieser vierte Film ist das Ergebnis.

                              Bis es letztlich soweit ist, den ultimativen Showdown zu erleben, müssen wir uns wohl mit Filmen wie "Afterlife" zufrieden geben, die im Grunde nichts aussagen, aber durchaus als kleiner Imbiss für Zwischendurch reichen, bis der große Hauptgang letztlich eintrifft. Ich bin auf diesen schon gespannt. Hoffentlich sind die Gäste bis dahin nicht schon satt.

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                              • Punks sind jetzt nicht so mein Stil...
                                Gibt es eigentlich (gute) Filme über Gothics oder Emos? Die die Szene nicht unbedingt negativ darstellen?

                                • 8

                                  In meiner Review zu 'Resident Evil' habe ich geschrieben, dass er bis auf ein paar wenige Szenen mit stilisiertem, computergeniertem Blut im Grunde ein PG-13 Film und in seiner Gewaltdarstellung auch wie ein solcher angelegt ist, und 'Apocalypse' zwar auf realitätsnähere, handgemachte Ballereien und Action setzt, diese aber letztlich doch recht zahm und wenig mutig in Szene setzt.
                                  In "Resident Evil: Extinction" bekommen wir in den ersten 10 Minuten zu sehen, wie Alice blutigst zerbombt wird, sodass ihr Rumpf nur so vor rotem Lebenssaft strömt, ihr sich als Klon herausstellender Körper auf eine "Müllhalde" voller toter (und blutiger) Alices geworfen wird, die echte Alice fast vergewaltigt wird, dutzende dieser widerlichen Zombiehunde (fehlt denen das Fell/die Haut? Bestehen die von Haus aus blutigem Fleisch? Eeewww...) werden elektrogeschockt, aufgespielt, bekommen ihre Knochen gebrochen, Zombies werden mit einem Bus gerammt und sich darüber lustig gemacht, wie sehr das Blut spritzt (mit passender Bebilderung), etc.
                                  Die zweite Fortsetzung des Science Fiction-Blockbusters setzt nun endlich das um, was die erste leider nur angedeutet hat: brachial und rau, schmutzig und in die Fresse.

                                  Alexander Witt übergab das Zepter an 'Highlander'-Regisseur Russel Mulcahy, der sich nun der Aufgabe annimmt, Paul W.S. Andersons Skript in Bilder zu verwandeln. Und das macht er nicht schlecht: in "Resident Evil: Extinction" bekommen wir erstmals das Gefühl, in einer größeren Saga zu stecken. Gleich zu Beginn werden die Erlebnisse der traumatischen Ereignisse der Vorgänger eingeflochten. Wir bekommen, anders als in 'Apocalypse', tatsächlich das Gefühl, dass die Begebenheiten des ersten Filmes zumindest für den Charakter der Alice von Wichtigkeit sind.

                                  Der Filmemacher inszeniert, fernab vom urbanen Schauplatz des zweiten Films, ein postapokalyptisches Setting - das T-Virus hat sich über die gesamte Welt hinweg ausgebreitet, ganze Wälder verdorrt und sie in riesige Wüstenlandschaften verwandelt. Im Kontrast hierzu stehen die unterirdischen Bunker und Laborräume der Umbrella Coorparation, die erneut meine Theorie bestärken, dass die Zeit im Untergrund einfach schneller vergeht.
                                  Im Vergleich zum dahingehend schwächelnden zweiten Teil gibt es von besagtem Konzern auch wieder sehr viel mehr zu sehen und zu hören. Das Herz der Reihe liegt nebst der Protagonistin in dieser Firma, in ihren Machenschaften, Experimenten, ihrer Skrupellosigkeit und der Geheimniskrämerei. Und ein nicht unwesentlicher Teil von "Extinction" spielt in den Räumlichkeiten der Kompanie ab.

                                  Mulcahy trifft in seinen actionlastigen Sequenzen einen Kompromiss zwischen der Bodenständigkeit von 'Apocalypse' und der Überzeichnung und -ästhetisierung des ersten Werkes. Die Waffen werden realistischer, schmerzhafter, große Messer kommen zum Einsatz und schlitzen sich mit (augenscheinlich nicht am Computer entstandenen) spritzendem Blut ihren Weg durch die Zombies - was nicht bedeutet, man könne sie nicht zuvor noch wie Schwungbänder durch die Lüfte sausen lassen. Die brüllende Hitze des Ödlandes, welches einst aus amerikanischen Großstätten bestand, stellt einen harten Bruch mit den kühlen Farben der Vorgängerfilme dar, und erinnert, auch in Kombination mit der vorherrschenden rauen Stimmung, unweigerlich an mexikanische Kartellgebiete. Brutalität richtet sich nicht langer nur gegen Zombies und Infizierte. Die normalen Bürger verrohen in dem steten Kampf um's nackte Überleben, man nimmt sich mit Gewalt, was man will, und muss ständig damit rechnen, mit einem Kopfschuss niedergestreckt zu werden, oder so hart gegen den Kopf getreten zu werden, dass man blutspuckend daran verstirbt.
                                  Malcuhy geht hierbei etwas weniger feministisch mit seinen Frauenfiguren um als seine in dieser Hinsicht sehr vorsichtigen Vorgänger Anderson und Witt - okay, eigentlich nicht. Seine Frauen sind Frauen, die von Männern auch als solche wahrgenommen werden, ohne aber respektlos zu wirken. Dennoch fehlt dieses Neutrale, Erfrischende der ersten beiden Filme. Andererseits passt es perfekt in das Bild der neuen Welt.

                                  In 'Resident Evil' ging es um einen Auftrag, und man hatte noch die Option, Mitgefühl zu zeigen. Man wollte nur mehr als Gruppe sicher zurückkommen. In 'Apocalypse' wollte man nur mehr fliehen, einfach raus aus der immer verseuchter werdenden Stadt. Entkommen ist in "Resident Evil: Extinction", zu deutsch 'Ausrottung', mittlerweile keine Option mehr. Denn es gibt keine sicheren Ort mehr, keinen Unterschlupf, zumindest nicht für die Normalsterblichen. Nur mehr Schweiß und Blut. Es geht um's nackte Überleben. Und für Alice um die Abrechnung mit Umbrella.

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                                  • 6

                                    (sehr leichte SPOILER)

                                    Eines kann die "Resident Evil"-Reihe definitiv auf seinem Konto verbuchen, sie hat eine Stadt namens Raccoon City. Selbst die härteste Kritik an den Filmen kann ihnen diesen Umstand nicht nehmen. Waschbären haben denselben Effekt wie Drachen, nur durch ihre bloße Erwähnung steigert sich der Coolnessfaktor bereits unweigerlich. Nun haben sie den kleinen pelzigen Freunden endlich den gebührenden Respekt gezollt und eine Stadt nach ihnen benannt. Und das nicht einmal in irgendeinem Cartoon, sondern in einer Science Fiction-Reihe mit Zombies. Egal, wie die Stadt zu ihrem Namen kam, es hebt ihre Popularität bei mir auf jeden Fall an - trotz Zombieapokalypse.

                                    Um gleich mal vorweg eine Sache zu erklären: ich mochte "Resident Evil: Apocalypse". Egal, wie sich die nachstehende Review anhören mag, schlecht fand ich den Film nicht - er erfüllt definitiv die Mindestanforderungen eines kurzweiligen Blockbusters: er unterhält. Da das nun gesagt ist, geht es nun weiter mit meinem Eindruck im Vergleich zum ersten Film.

                                    Paul W.S. Anderson verwandelte in 'Resident Evil' einen Zombieangriff in ein artifizielles, hochgländes SciFi-Spektakel in Videospielform, mit einem an Level erinnernden Aufbau und allem drum und dran. In einem surreal und über alle Maßen spacig erscheinenden, virusversäuchten Laborkomplex war es die Aufgabe der Protagonisten um die unter vorrübergehenden Gedächtnisschwund leidende Alice, durch die überaus lebhaften leblosen Körper zum KI-Zentralcomputer Red Queen vorzudringen, ihn auszuschalten, und dann wieder zurückzufinden.
                                    Wie der Titel bereits nahelegt, ist der Erreger mittlerweile nach Außen gedrungen und hat Raccoon City infiziert, weshalb sich der Film nun in besagter Stadt abspielt.
                                    Von der Optik dieser war ich trotz ihres brillanten Namens doch etwas enttäuscht: sie sieht nur aus wie eine stinknormale Großstadt. Ich hätte mir zumindest etwas Tokyo-ähnliches erwartet, nachdem schon ein verborgenes, für niemanden sichtbares Labor aussieht wie 20000 Jahre aus der Zukunft. Es scheint fast so, als wäre die Zeit unter der Erde zehnmal schneller vergangen. Der Eindruck wird durch die letzten 5 Minuten noch verstärkt, die erneut in einem (anderen) Labor spielen, welches genauso futuristisch aussieht.

                                    Paul W.S. Anderson, der nachwievor das Drehbuch verfasste, wird hier von Alexander Witt als Regisseur abgelöst. Und der hat ganz andere Vorstellungen, was die 'Resident Evil'-Reihe ausmachen sollte: trotz der obligatorischen Monster wirkt die Action in "Apocalypse" deutlich weniger hochstilisiert.
                                    Weg sind wendige Choreografien, Lasertänze wie in einem Britney Spears-Musikvideo und Hologramme in Form eines unschuldig-sadistisch wirkenden Mädchen - also alles, was die atmosphärische Gestaltung des ersten Teils maßgeblich bestimmte - dafür gibt es ein dunkles, urbanes Setting und einen Haufen ordentlicher Hau-Drauf-Ballereien.
                                    Witt versucht, um Einiges bodenständiger zu werden und einen harten Actionklopper zu erschaffen - deutlich weniger CGI-lastig, deutlich weniger artifiziell und künstlich und glattpoliert erscheint sein Sequel, dafür rauer und dreckiger.

                                    Die Rechnung geht jedoch nicht ganz auf, denn selbst Witt weigert sich, weiter zu gehen als sein Vorgänger. Es gibt Tote durch Erschießen, was deutlich realitätsnäher erscheint als ein Figuren auseinanderschneidendes Lasergitter, und dennoch fehlt es - für die offenbare Intention des Regisseurs - an Kompromisslosigkeit und Deftigkeit. Somit ist "Apocalypse" nichts Halbes und nichts Ganzes. Es wäre ja noch verständlich, hätte er auf ein PG-13-Rating abgezielt, er kratzt das R-Rating jedoch an - ohne sonderlich viel draus zu machen - die deutsche Freigabe ab 18 Jahren wird dem Inhalt kaum gerecht. Das Ambiente ist mit dem Gezeigten nicht deckungsgleich.

                                    Die vor der Bevölkerung kaschierten Machenschaften der Umbrella Coorporation betreffend war ich zwiegespalten: wir erfahren, wie das T-Virus entstand, die gegenwärtige Lage wird jedoch wenig beleuchtet. Tatsächlich hat mich der erste Film überaus neugierig gemacht, was es mit diesem korrupten und mächtigen Konzern auf sich hat, und immer wieder wird er angeschnitten, ohne aber etwas Klares auszusagen. Ich hätte mir mehr in diese Richtung gewünscht.

                                    Was "Resident Evil: Apocalypse" jedoch definitiv schafft, ist, Interesse zu erwecken, wie es weitergeht, und sei es nur der letzten Minuten wegen, die eigentlich nach der Hauptstory. Von vorn bis hinten wirkt diese Sequent wie von einem ganz anderen Regisseur gefilmt. Hier blitzt wieder der Geist des ersten Films auf, der bizarre, durch die Zukunftsvorstellungen der späten 90er geprägten Futurismuslook auf, hier herrscht eine mysteriöse Atmosphäre, da man nur schwer durchblicken kann, was hier tatsächlich vor sich geht - eine gewisse Affinität zum Cyberpunk wird erkennbar.
                                    Und was ist besser als einen Film mit einem aufregenden, herausstechenden Moment zu beenden?

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                                    • Martin Canine 26.03.2015, 11:39 Geändert 26.03.2015, 11:42

                                      Interessanter und auch nicht unberechtigter Gedanke, aber Firth wirkt in meinen Augen wesentlich kontrollierter und ruhiger als der in vielen Filmen ausgeflippte und ungestüme Grant. Grant ist außerdem öfters ein ausgekochter Spitzbube, ein Trickser, was zu Firth kaum passt bzw. nur auf ganz anderere Weise. Firth wirkt femininer und zurückhaltender.

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                                        Martin Canine 25.03.2015, 14:11 Geändert 25.03.2015, 20:59

                                        "Resident Evil" schafft vortrefflich das, was 'Tomb Raider' ein Jahr zuvor so fatal misslungen ist: das Erlebnis eines Videospiels in allen Aspekten voll und ganz auf die Leinwand zu übertragen, ihn währenddessen jedoch immer noch zur Gänze Film bleiben zu lassen. Die visuelle Gestaltung, die Figuren, die immer nur so viel wissen, wie der Zuschauer und der sehr an Level erinnernde Aufbau des Schauplatzes verstärken den Eindruck eines Games ungemein, ohne aber den Zuschauer als nur stillen Betrachter außer Acht zu lassen. Anders als bei der Titelfigur aus 'Lara Croft' hat man bei RE-Heldin Alice nicht das Gefühl, sie würde von einer dritten Person gesteuert werden, sondern alleine agieren.

                                        In der hier gezeigten Version einer nicht allzu weit entfernten Zukunft wird beinahe der gesamte Technikhaushalt von der Umbrella Coorparation hergestellt, einem der größten und erfolgreichsten Konzerne der Welt. In deren unterirdischen Laborräumen wird zurzeit mit einem Virus experimentiert, der in der Lage ist, totes Gewebe wiederzubeleben. Es kommt, wie es kommen muss: durch einen zerbrochenen Behälter wird der Erreger freigesetzt und infiziert alle im "Hive" angestellten Personen. Folglich beschließt die installierte KI des Zentralcomputers, die "Red Queen", zu verhindern, dass das Virus nach Außen getragen wird - in dem sie das Laboratorium flutet und alle möglicherweise Infizierten vorort einsperrt. Szenenwechsel: eine Villa in der nächstgelegenen Stadt mit dem verdammt geilen Namen Raccoon City. Eine Frau namens Alice erwacht aus einem komaähnlichen Schlaf, der sie in einen Zustand vorrübergehender Amnesie versetzt, und blickt verloren in das scheinbar verlassene, übergroße Anwesen. Erinnerungen hat sie keine mehr, jedoch trifft alsbald eine Anzahl von bewaffneten Männern ein, und stellt klar: Alice gehört zum Wachpersonal des Hives und wurde durch die Red Queen ebenfalls mit einem Nervengas zumindest kurzzeitig ausgeschaltet - die Villa stellt einen Zugang zum Labor dar, in das sie nun zusammen mit dem Team eindringen soll, um die Red Queen auszuschalten, deren Aktionen zunehmend unberechenbarer werden - doch das T-Virus zeigt dort bereits in hohem Ausmaß seine Wirkung...

                                        "Resident Evil", die etwas andere Geschichte über Alice und die rote Königin, liefert eine der für den Laien plausibelsten - echte Biochemiker wohl immer noch Kopfschütteln lassende0 - Erklärung für das Wesen des Zombies, die es seit Langem in der Mainstreamgeschichte gab. Das geht sogar soweit, dass es im filmischen Kontext beinahe glaubhaft erscheint - Impulse bringen den Kreislauf in Gang, das intelligente Denken bleibt jedoch verloren, weshalb der wiederbelebte Korpus von den primitivsten Instinkten angetrieben wird (Nahrungsaufnahme).
                                        Es geht nicht darum, es langfristig für logisch zu erachten, sondern für den Moment zur Gänze im Konzept aufzugehen. Es passt hier hinzu, und fügt sich exakt ein.
                                        Ein Problem mit Videospielen war für mich immer das Durchbrechen der 4. Wand. Wenn Figuren anderen Figuren mitteilen, sie hätten nur "die Aktionstaste" zu bedienen. Es zerstört die Magie und den Ernst erheblich, das ist eine Aufgabe des Erzählers. Solche Unstimmigkeiten fehlen hier. Auf Realismus sollte man dennoch nicht setzen.

                                        Der Film zeichnet sich weiters durch sein respektvolles und starkes Frauenbild aus, welches ihn erheblich von der Masse ähnlich gestrickter Actionblockbuster abhebt.
                                        Man kann Regisseur Paul W.S. Anderson vorwerfen, was man will, aber in dieser Hinsicht hat sich der Filmemacher nie so billig hergegeben.
                                        So ist Heldin Alice eine starke Figur mit fest verankerten Überzeugungen, die das durchzieht, was sie sich vorgenommen hat und dabei nie in die Rolle einer Männerfantasie schlüpft. Ihr Charakter und ihre natürliche Stärke stehen im Vordergrund und werden nie durch zu knappe Kleidung oder äußerliche Attribute gebrochen. Hauptdarstellerin Milla Jovovich beweist einmal mehr ihr Händchen für die Verkörperung verletzlicher, aber dennoch überaus willensstarker und selbstbewusster Figuren im SciFi-Kino, wie bereits zuvor in 'Das fünfte Element'.

                                        "Resident Evil" musste viel Kritik einstecken, nichts mit den Spielen zu tun zu haben. Ein Blick auf Wikipedia verrät mir: ja, hat er wirklich nicht. Tangiert mich überaus peripher, letztlich bin ich am Film per se interessiert, und ironischerweise ist RE einer der videospielähnlichsten Filme, die ich kenne, die auch tatsächlich den Stil des Mediums transferieren können.
                                        Er funktioniert nach den selben Gesetzen. Aufgaben müssen bewältigt werden, um zur nächsten Ebene vorzudringen, in der dann erneut wieder ein Kampf lauert, oder ein mehr stylisches als nützliches Lasergitter, welches in überaus ästhetischen Mustern und abenteuerlichen Formationen die mit ebenso abenteuerlichen Choreografien versehenen Nebenfiguren zersäbelt. Okay, 'zersäbelt' schürt vielleicht falsche Erwartungen. Es handelt sich hier trotz Zombies nicht um einen Zombie-, sondern eher um einen Science Fiction-Film. Abgesehen von einigem ab und an einbrechenden Gewaltszenen schlägt hier generell der Geist eines PG-13 Streifens. Das tut dem Spaß natürlich keinen Abbruch, wenn man mit den richtigen Erwartungen herangeht.

                                        Zu Beginn gibt es eine Einstellung, in der Alice ihre Augen im Closeup weit aufreißt. Da hatte mich der Film bereits für sich gewonnen. Selbst das Sehorgan wird hier zum wunderbar futuristischen Ornament.
                                        Von den unrealistisch spiegelglatt geputzten Oberflächen des Komplexes bishin zur holographischen Gestalt der Red Queen ist "Resident Evil" ein wahrer Augenschmaus, der es versteht, Videospielästhetik deteilgetreu ins Kino zu übertragen. Wer da noch das Hirn einschaltet, ist selbst schuld. Alle anderen erwartet ein wirklich guter SciFi-Streifen, wie er nur um die Jahrtausendwende herum entstanden sein kann. Es geht um ein audiovisuelles Erlebnis.

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                                          Martin Canine 24.03.2015, 13:21 Geändert 24.03.2015, 15:11

                                          Manchmal, wenn man als Liebhaber bewegter Bilder seinen Weg durch die Filmlandschaft beschreitert, gibt es diese Momente, an denen man durchaus, bei aller Leidenschaft und Begeisterung, am Medium zu zweifeln beginnt. Vor Allem die Frage, inwiefern die Filmemacher ernsthaft an ihr Projekt glauben, drängt sich bei manchen Werken unweigerlich in den Vordergrund, und im Besonderen, wie sie es schaffen, die formellsten Szenarien und klischeebehaftesten Textzeilen mit einer derartigen inszenatorischen und schauspielerischen Ernsthaftigkeit vorzutragen, sorgt in nicht unwesentlich vielem Fällen für gerunzelte Stirnen.
                                          Tatsächlich fragt man sich:
                                          1. Wie zum Teufel man ein Drehbuch verfassen kann, dass 90 Jahre Filmgeschichte zuvor bereits von ganz alleine geschrieben haben.
                                          2. Wie man dieses gegenlesen kann, ohne dem Autor mal auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: "In aller Freundschaft... wir sollten über dieses Skript sprechen, welches du mir zum Lesen gegeben hast... setz dich."
                                          3. Wie man auf die Idee kommt, es tatsächlich auch noch zu verfilmen, es schafft, auch noch garnicht so untalentierte Darsteller zu gewinnen, und ihm auch noch einen Kinorelease ermöglicht.
                                          Ganz ehrlich, man merkt, dass etwas erheblich falsch läuft, wenn die einzelnen Kapitel des Menüs Titel tragen wie "Ich kannte meinen Vater nie" - und diese auch noch Zitate des entscheidenden Moments der jeweiligen Szene sind.
                                          Und hierbei ist nicht von einer ironisch-aufgesetzten Melodramatik die Rede, die ein Robert Rodriguez oder ein Sam Raimi gern in ihren Werken einbauen. "Dance with Me", so der Titel des Films, der all diese Gedanken in mir aufs Neue entflammt hat, ist mehr als ernst gemeint.

                                          Es geht um einen Kubaner namens Rafael, der nach Amerika kommt, um dort seinen Vater zu suchen, den er noch nie gesehen hat - und der, wie er feststellen muss, auch nichts von seiner Existenz weiß. Er lernt in dessen Tanzstudio durch Zufall die Salsalehrerin Ruby kennen. Die sehr verbissen wirkende Frau war vor einiger Zeit in einer Beziehung mit einem Arschloch, der sie mit einem Kind hat sitzen lassen, und seit damals hat sie Angst davor, sich zu verlieben (ihr wisst, wie der Film endet, oder?). Wenngleich professionell fehlt es der Frau an Leidenschaft in ihrem Tanz, während der nie ausgebildete Rafael nur so voller natürlicher Energie strotzt, und den Rhythmus im Blut hat. Hin- und hergerissen zwischen dem sympathischen und talentierten Kubaner und einem skrupellosen, aber brillanten Arschloch als Tanzpartner, trainiert sie, um bei einem baldigen Wettbewerb zu gewinnen...

                                          Ein Fakt, der Drehbuchautorin Daryl Matthews wohl eher hätte mitgeteilt werden müssen: die ständige Erwähnung des Herkunftslandes des Protagonisten macht noch keine sozialkritische, auf wichtige Weise multikulturelle Note.
                                          Das Traurige ist, es ist ein Film, den ich im Grunde mögen will. Die Hauptfiguren sind dank ihrer Darsteller derartig sympathisch, dass man sie bald ins Herz schließt. Und dann legt man ihnen derartig stupide Sätze in den Mund, dass, so krampfhaft man sich auch anstrengt, kein weiterer Grund zu finden ist, ihn zu mögen. Er ist nicht einmal so schlecht, dass er schon wieder gut ist, und erst recht nicht so schlecht, dass ich mich über ihn richtig ärgere. Aber es passiert schlicht NICHTS interessantes. GARNICHTS. Man hat das Gefühl ALLES bereits gesehen zu haben und schon bei der bloßen Einführung der Figuren all ihre Handlungen voraussagen zu können. Und die traurige Wahrheit sieht so aus, dass diese Vermutungen so gut wie immer direkt ins Schwarze treffen.

                                          Filme wie diese haben in den 80ern irgendwie besser funktioniert, und das trotz einer hier vorherrschenden guten Late 90s Musik, die ich bekannterweise über alle Maßen mag (okay, den obligatorischen Einsatz von "Sway" ließ man sich trotzdem nicht nehmen). Denn was man dort verstand, ist, die Tänze soweit aufzupolieren, dass sie auch für den Laien interessant sind. 'Dirty Dancing' und 'Flashdance' hatten astreine Tanzszenen. Auch wegen den Drumherum. Kamera, Requisiten, Kostüme, Lichtspektakel. Es sah einfach wunderbar aus. In "Dance with Me" tanzen zwar alle Beteiligten echt gut - nehm ich an - aber es sieht einfach nicht wirklich spannend aus. Und wenn man das mit einem Plot mischt, der nichts aussagt, ist das Ergebnis ein Film, der 2 Stunden lang brav dahinplätschert.
                                          'Dirty Dancing' ist ebenfalls ein wandelndes Klischee, will aber erstens nicht mehr sein, als er ist, und besitzt zweitens zumindest markante Figuren mit wunderbar frecher Attitüde und humoristischen Dialogen.
                                          "Dance with Me" hingegen hält sich für wahnsinnig neuartig, und liefert im Grunde die volle Palette bereits hundertmal Dargewesenes mit aufgewärmtem Reis dazu. Und durch die Tatsache, dass er edas abgestandene Gericht so dermaßen selbstbewusst von sich überzeugt serviert, wird es eigentlich nur schlimmer.
                                          "Dance with Me" ist letztlich so vergessenswert wie sein Titel.

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                                          • Eins muss man sagen: ich kann Vin Diesel zwar als Schauspieler wenig abgewinnen, aber er hat einen umheimlich guten Charakter.

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                                              Martin Canine 23.03.2015, 00:24 Geändert 23.03.2015, 07:42

                                              Dies ist meine erste Review zu einem James Bond-Film, wenngleich ich alle vorangegangenen Teile gesehen habe.
                                              Es war mir bislang nicht möglich, einen richtigen Text zu der allseitsbeliebten Spionagesaga zu verfassen, obwohl ich es ab und an versucht habe. Die 007-Reihe gleicht für mich aus heutiger Sicht einer TV-Serie. Die einzelnen "Episoden" ähneln sich in Aufbau und Stil, bringen ihre Running Gags und wiederkehrenden Stilelemente, und sorgen für gute Unterhaltung, nicht mehr und nicht weniger. Der einzige Unterschied besteht darin, wie gut sie letztlich unterhalten, die Art und Weise ist ohnehin immer die gleiche. Ich verwechsle auch Bond-Filme untereinander. Ich weiß, da gab es den einen mit den Karate-Girls, den mochte ich, dann den mit den schwulen Killern, den fand ich relativ fade, aber welcher welcher ist, kann ich nun auch nicht mehr sagen. Die Texte zu James Bond-Filmen würden allesamt etwa einen Absatz lang sein, und in "hat gefallen" oder "hat nicht gefallen" konkludieren. Von daher ein überaus sinnloses Unterfangen.
                                              Aber "Casino Royale" ist anders. Er ist Bond und auch nicht. Er ist ein Reboot der Reihe, aber eher ein eigenständiges Werk, als eine Fortführung derselben. Ehrlich gesagt, er zieht einen radikalen Strich unter die vermeintliche Serie und beginnt nun, echte für sich stehende Filme zu machen.
                                              Die Bezeichnung 'James Bond' stünde fast schon für ein eigenes Genre. "Casino Royale" gehört diesem aber nicht mehr an.

                                              James Bond wurde hier gerade erst in den Status eines Doppelnullagenten versetzt. Er ist brillant in seinem Beruf, aber sein Ego hindert ihn daran, mit anderen gut klarzukommen, etwa mit seiner Vorgesetzen M (nachwievor von Judi Dench verkörpert).
                                              Bond bekommt den Auftrag... aber egal. Der Plot ist nicht viel anders als der gewöhnliche 007-Film. Ein letztes Überbleibsel einer abgeschafften Tradition.
                                              "Einen Martini", bittet Bond. Wir wissen ja, was kommt. "Geschüttelt oder gerührt?" "Sehe ich so aus, als ob mich das interessiert?" Denkste.
                                              Craigs Bond fackelt nicht lange, um zu zeigen, dass er anders ist.
                                              Weg ist die ungestüme Ader eines Sean Connery, das leichtfertige Augenzwinkern eines Roger Moore und selbst die gehobene Gentleman-Attitüde eines Pierce Brosnan wird in Schwarz/Weiß im Waschbecken auf der Toilette überaus gewaltsam ertränkt.
                                              Craigs Bond ist echter, und seriöser. Ein nach Außen steinharter Mann, der doch auch einsam und verletzlich sein kann. Er ist kein Superheld mehr, kein Mann, der in einen Blumenladen geht, als 'Alibi' einen Strauß kauft, dann im Handundrehen einen Mann erschießt, und mit einem Lächeln den Strauß für die Beerdigung anbietet. So ist Craigs Variante des Agenten nicht. Er empfindet echte Gefühle und versteckt sich auch nicht hinter Charme und Testosteron, sondern Verschwiegenheit und Eigensinn. Er passt in die heutige Zeit.

                                              "Casino Royale" beginnt nach seinen Opening Credits mit einer knalligen und rasanten Actionszene, doch diese wird eine Ausnahme darstellen. Und ist, das soll gesagt sein, wesentlich greifbarer als alle HighTech-Verfolgungsjagden und -Schießereien, die man sonst vom Agenten erwarten konnte. Man braucht zwei Kräne und eine glaubhafte Höhe, zwei Charaktere, und man hat eine der eindrucksvollsten und nervenaufreibendsten Sequenzen im gesamten Bond-Universum. Der 21. 007er, oder besser gesagt der erste Film der neuen Saga, ist vor Allem ein Psychothriller. Ein Großteil des Filmes wird sich an einem Tisch in einem Casino abspielen und zig Minuten lang Dialoge und Spielzüge einer Pokerrunde abfilmen, diese für eine kurze Handlungsszene unterbrechen, und sich dann wieder am Tisch einfinden. Es sind Momente wie dieser, die den Film dominieren. Das war zu Connery-Zeiten undenkbar. Wer schon seufzt, der sollte es lassen und sich einen der ersten 20 Bond-Teile ansehen. "Casino Royale" setzt nicht auf Spektakel, sondern Suspense.
                                              Beim Pokern - und keine Sorge, ich verstehe selbst nicht allzu viel vom Kartenspiel und kam trotzdem sehr gut mit - wechseln sich Blicke ab, Sätze treffen die wunden Punkte des Kontrahenten, Gesten werden analysiert und ein Gedanke muss stets verborgen bleiben oder bewusst an die Oberfläche getragen werden. Craig ist der beste Bond-Darsteller. Das ist keine Sympathiefrage, sondern eine Tatsache, da er der einzige von allen jemals eingesetzten Akteuren ist, dem über weite Strecken schauspielerisches Talent und einfühlsame Charakterzüge abverlangt werden. Er wird nie den Kultstatus eines Moore erreichen, aber er erbringt die größte Leistung.

                                              Genauso wie "Casino Royale" am Meisten auf Qualität setzt und Raffinesse, ausgefeilte Dialoge und eine ganze Reihe inszenatorischer Kniffe einflechtet, die zuvor teilweise oder zur Gänze gefehlt haben. Er ist überaus ruhig und zehnmal so hart wie ein gewöhnlicher, bislang handelsüblicher Bond-Film. Hier wird Bond in eine Folterkammer eingesperrt, durch die kaum Licht strömt, und, nackt an einen Stuhl gefesselt, mit einem verknoteten Seil, welches mit Wucht gegen seinen Schritt geschwungen wird, aufs Brutalste zugerichtet. Dennoch ist selbst diese Szene von der gewohnt leichten Action eines 'Goldfinger' meilenweit entfernt. Leicht und locker war gestern, hier baut sich langsam und behutsam eine dichte Atmosphäre auf, die man sonst von Filmen wie 'Das Schweigen der Lämmer' kennt, mit einer psychologischen Komplexität besagten Werkes.

                                              Wie kommt es, dass ich gerade diesem selbstverliebten Macho ein Happy End wünsche? Wieso möchte ich ihn, James Bond, 007, geläutert und im Einklang mit sich selbst sehen? Wieso mache ich mir Sorgen um das klassische Bond-Girl und habe Angst um sie? Vielleicht, weil es in "Casino Royale" erstmals Gefühle im Bond-Universum gibt. Weil die Figuren, egal ob gut, böse oder professionell, selbst auch Angst empfinden können; weil sie, egal, wer sie sind, reflektieren und entscheiden können und im Grunde verletzlich sind, und durchaus auch verletzt werden. Weil es hier nicht "den Helden", "das Bond-Girl", "den Schurken", etc. gibt, sondern Personen und Existenzen, die aufeinandertreffen.
                                              Und das macht "Casino Royale" auch zu dem ersten James Bond-Film, welcher außerhalb seiner kleinen Nische ein filmisches Meisterwerk darstellt.

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                                                Martin Canine 22.03.2015, 00:27 Geändert 22.03.2015, 12:19

                                                Carter Burwells Musik streicht sanft durch die Wälder wie ein herrenloser Hut über den Boden.
                                                Eine Unbeschwertheit wird deutlich spürbar, als die frivolen und harmonischen Klänge über die idyllische und unberührte Landschaft voller Bäume und den Grund zierender Blätter hereinbrechen; ein Grinsen wird sich kaum unterdrücken lassen. Aber warum sollte man auch? Es sind seltene Momente, in denen man sich einfach am Moment erfreuen kann und voller Hoffnung und im Einklang mit sich selbst und der Welt ist.
                                                Man schreitet über Miller's Crossing und ahnt nicht, was sich dort in der nächsten Zeit abspielen wird.

                                                Tom ist die rechte Hand des stadtbeherrschenden Gangsterbosses Leo, der zur Zeiten der Prohibition das Sagen über Gesetz und Gesetzlosigkeit patentiert hat. Johnny, ein etwas kleinerer, dafür umso skrupelloserer Ganove, bittet ihn um die Erlaubnis, den kleinen Gauner Bernie umbringen zu dürfen, da dieser Insiderinformationen über manipulierte Wetten ausplaudert und somit dessen Geschäft vermasselt. Leider ist der lästige Bernie der Bruder von Leos Geliebter Verna, und somit unter dessen strikten Schutz. Würde Johnny über seinen Willen hinweg mit ihm abrechnen, hätte es tödliche Folgen für ihn. Verna und Tom halten nicht viel von einander - sie hält ihn für ein berechnendes, herzloses Arschloch und er sie für falsch, nur an Leo interessiert, um ihren Bruder zu beschützen - haben jedoch eine ständig andauernde Affäre mit dem anderen. Als Tom sieht, wie sich die Seiten der beiden Gangster gegeneinander aufschaukeln, beschließt er, sein eigenes Spiel zu spielen und beginnt, durch raffinierte Lügen und Tricksereien für beide Seiten zu arbeiten - doch wem ist er letztlich wirklich treu?

                                                "Miller's Crossing" ist dank seiner Verstrickungen, der sinnlichen Leidenschaft, der skrupellosen Gewalt, den hartgesottenen Figuren, des ständig begleitenden Gefühl des Verbotenen und des gekonnten 20er Jahre Settings ein Film Noir, wie es ihn zuletzt in den 50er Jahren gab. Zwar hat der aus 1990 stammende, relativ frühe Film der Coen-Brüder mittlerweile auch bereits stark an Frische verloren, aber es handelt sich hierbei ohnehin um die Art von Film, die mit dem Altern einen herben, aber zeitgleich süßen Geschmack gewinnen und wunderbar veredelt werden. Eine Art von Film, die sich am Besten mit einem Nostalgiefeeling genießen lässt, die prachtvoller wird, desto klassischer sie wirkt.

                                                Die größte Ironie der Coen-Brüder, ja, ein so festes Augenzwinkern, dass das Lid davon zerschellt, ist vielleicht das Titelthema und der Vorspann. Wenn man diesen Film das erste Mal sieht, dann denkt man sich nichts dabei. Und irgendwann bekommt es eine derartig groteske Note, diesem gefährlichen Spiel auf der Leinwand so eine fast schön scheußlich süße (trotzdem schöne) musikalische Einleitung aufzusetzen. Etwa so, als würde man einem Massenmörder eine zartrosa Babyhaube auf den Kopf drücken. Die Gefahr bleibt da, aber dennoch kann man sich ein Lachen nicht verkneifen.
                                                Und dennoch ist es einer der ernstesten Filme der beiden Gebrüder. Sofern sie das schaffen.

                                                "Miller's Crossing" ist ein Thriller, Gangsterfilm und Krimi. Aber es ist auch ein Coen-Brüder-Film. Die Figuren sind allesamt überaus schräg und sonderbar, und obwohl hier niemand wirklich scheitert, scheinen sie etwas derartig Schrulliges zu haben, dass man im Nachhinein doch ziemlich schmunzeln muss. Betonung liegt auf "im Nachhinein".
                                                Während der Sichtung herrscht eine Spannung so dermaßen geladen als würde man in ein Radio hineinboxen, wenn Protagonist Tom sein falsches Spiel mit beiden Seiten treibt und dabei immer cool, gelassen und in der Tat oftmals herzlos wirkt. Hartgesotten. Wie es sich eben im Film Noir gehört.
                                                Es ist ein Milieu, in dem Gefühle eher versteckt werden, aber der Film legt diesen Faktor mehr als offen. "Du bist ehrlich", "du bist herzlos", "du bist ein Arschloch".
                                                Was macht einen guten Lügner aus? Toms Lügen und falsche Spiele verbirgt er unter einer dicken Schicht Gleichgültigkeit. Und jeder, von dem es wichtig wäre, kauft es ihm ab. Lustig ist es schon, wie die Leute ihn für seine Aufrichtigkeit loben. Wenn man keine Gefühle aufweist (zumindest keine zeigt), dann zeigt man auch beim Lügen keine Emotionen. Und selbst die wildesten Theorien, Ausreden und Umlenkungen wirken plötzlich logisch. Das kann groteske Ausmaße annehmen - und trotzdem ein hochspannender, zum Nägelkauen anregender Film werden.
                                                Toms Spiel ist bis ins kleinste Detail ausgeknobelt. Oder einfach eine Aneinanderreihung glücklicher Zufälle.
                                                Und dennoch schnürt sich die Lage immer weiter zu. Aus einer Lüge entstehen 5 weitere, und ehe man sich versieht, entsteht ein Lügenkonstrukt, dass durch einen einzigen Fehler zum Einsturz gebracht werden kann. Und je komplexer das Netz, desto größer die Lücken. Und mann, hat Toms Lügennetz viele Lücken.
                                                Harmonie herrscht nicht mehr. Und Leichen pflastern den Weg. Köpfe werden durchlöchert und zum sehr groben Sieb degradiert, Blutlachen zieren den Boden und Empathien spielen auch irgendwann nur mehr Nebenrollen.

                                                Die Coen-Brüder fackeln nicht lange. Das war nie ihr Ding. Interessiert sind sie in erster Linie am Geschehen. An verschiedenen Figuren, die aufeinanderprallen, agieren, sich verscheißern, sich abknallen, sich knallen, sich gut oder schlecht verstehen, sich misstrauen, Figuren, die scheitern, Figuren, die unehrlich sind, Figuren, die Fehler machen, Fehler, die Köpfe kosten und Kleidung mit Blut und Teppiche mit Urin besudeln. Die Essenz ihrer Werke beruht auf den realen Problemen sozialer Existenzen, in einem fiktionalen, hollywoodreifen Kontext. Die Handlungen sind überaus komplex und durchdacht, die Figuren schusselig, schrullig oder schlitzohrig. Helden sucht man vergebens in Coen-Filmen. Antihelden zu Genüge. Die wahren Helden, ein Ed Tom Bell, eine Marge Gunderson, ein Dude, können auch selten ins Geschehen einschreiten, da das Umfeld einfach zu dämlich agiert.
                                                In "Miller's Crossing" ist niemand zwangsläufig dämlich. Aber es sind unehrliche Leute, die warum auch immer, andere genauso unehrliche Leute über den Tisch ziehen wollen. Dass das nicht gut gehen kann und in einem Schlamassel enden muss, ist klar ersichtlich.
                                                Aber es ist ein hochtrabendes,Herzklopfen auslösendes Schlamassel.

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                                                    Martin Canine 20.03.2015, 14:01 Geändert 20.03.2015, 17:31

                                                    Der in Frankreich lebende Chinese Dai Sijie verfilmte im Jahr 2002 auf eindrucksvolle Weise seinen eigenen Roman 'Balzac und die kleine chinesische Schneiderin', in dem er seine persönlichen Erfahrungen mit der kulturellen Umerziehung der Intellektuellen unter Maos Herrschaft verarbeitete und in eine wunderbare und glaubhafte Dreiecksgeschichte einfließen ließ. Sijie schaffte es, den Figuren Leben einzuhauchen und nebenbei auch einen interessanten Blick auf einen Zeitabschnitt zu werden, der heute nicht vielen bekannt sein wird. Eine beeusste Ästhetisierung war nicht vorhanden, und trotzden konnte man sich an den beeindruckenden und urig wirkenden Landschaftsaufnahmen kaum satt sehen.

                                                    Inhaltlich weist "Die Töchter des chinesischen Gärtners" aus dem Jahre 2006 eine ähnliche Menge an Sozialkritik am chinesischen Denken während des Maoregimes auf wie die 'Schneiderin', jedoch mit einer ganz anderen Herangehensweise. Schauplatz ist ein botanischer Garten, der von einem Gärtner und dessen Tochter bewohnt wird. Eines Tages kommt eine Praktikantin hinzu, die nur schwer mit dem Leben und den Aufgaben an diesem Ort zurecht kommt und um Anerkennung kämpfen hat. Die Tochter und die Praktikantin kommen sich immer näher, werden zunächst gute Freundinnen und schließlich auch ein Liebespaar - ein nach Mao unverzeihliches und unmoralisches Verbrechen, welches sie freilich kaschieren müssen. Da kommt der Sohn des Botanikers ins Spiel, der gerafe eine Frau sucht...

                                                    Inszenatorisch und dramaturgisch könnte das filmische Nachfolgewerk nicht unterschiedlicher als der Vorgänger sein. Die "Töchter" legen es stark darauf an, möglichst kunstvoll auszusehen und erwecken nicht selten einen tranceartigen Eindruck, der an Beruhigungsvideos erinnert. Eine traumhaft schöne, typisch asiatische Flötenmusik wird mit langen Aufnahmen opulenter Weiten unterlegt, sodass man sich leicht in einem audiovisuellen Erlebnis verlieren kann und vergisst, worum es eigentlich geht. Solche (durchaus ästhetische und betörende) Effekthascherei fehlte in 'Balzac' vollkommen, dessen schöne Optik wesentlich natürlicher wirkte.
                                                    Auch in Aufbau und Struktur sind klare Unterschiede erkennbar: 'Balzac' wirkte aus dem Leben gegriffen. Das Ganze könnte sich tatsächlich ungefähr so zugetragen haben. Es passierten viele kleine Geschichten und Episoden, die die beiden männlichen Protagonisten während ihrer Zeit im Dorf nunmal so erlebten. Die "Töchter" hingegen besitzen eine absolut klassische, sich steigernde Dramaturgie, die sich immer weiter aufschaukelt. Der Film wirkt fiktionaler.

                                                    Sijie hatte offenbar ein höheres Budget für seinen Nachfolgefilm zur Verfügung, und dieses zu nutzen ist auch gewiss nicht schlecht. Dennoch kommt es mir so vor, er verliert sich etwas zu sehr in seiner künstlerischen Stilisierung und liefert zu wenig Inhalt, um tatsächlich scharfe Kritik zu üben.
                                                    Der Film wirkt träumerisch, und die Annäherung der Protagonistinnen gekonnt neugierig und behutsam, während die intimen Momente allerdings artifiziell und wenig authentisch erscheinen.
                                                    Der zweifelsfrei intellektuelle Autor und Filmemacher Dai Sijie kann durchaus den richtigen Ton treffen, um Missstände zu entlarven, und das mit einer gewissen Leichtig- aber nicht Leichtfertigkeit ('Balzac...' ist im deutschsprachigen Raum ohne Altersbeschränkung).
                                                    Die Geschütze in "Töchter" sind jedoch wenig zielführend.
                                                    Im einen Moment lässt er die Kamera harmonisch, sanft mit dem Wind über Gewässer und Gräser streichen, im nächsten Moment folgt ein Streit, der schon an Folter grenzt.
                                                    Sijie legt zwei verschiedene Platten auf, und schafft es nur selten, diese richtig zu verbinden.

                                                    Das alles macht aus "Die Töchter des chinesischen Gärtners" keinen schlechten Film, aber ich denke, es ist verständlich, dass ich nach einem Werk wie 'Balzac und die kleine chinesische Schneiderin' enttäuscht bin.
                                                    Das wichtige Thema wird auch bei einer oberflächlichen Inszenierung wichtig bleiben, und die audiovisuelle Ausstrahlung ist in der Tat atemberaubend, aber irgendwie hatte ich mir etwas Tiefgründigeres und Raffinierteres erwartet, wenn sich jemand wie Sijie des Themas Homosexualität innerhalb eines totalitären Systems annimmt. Zumindest, dass er beim Ankratzen auch ein paar Narben oder klaffende Wunden hinterlässt.

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