Medienjournal - Kommentare

Alle Kommentare von Medienjournal

  • 7

    [...] Gleichwohl ich an dieser Stelle den bereits 2010 erschienenen "Alice im Wunderland" (noch) nicht rezensiert habe, mochte ich doch die Interpretation seitens Tim Burton durchaus und so musste ich natürlich über kurz oder lang auch einen Blick bei dem 2016 erschienenen Nachfolger "Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln" riskieren, auch wenn Burton hier nur noch als Produzent in Erscheinung tritt und den Regie-Posten an James Bobin vererbt. Und tatsächlich macht sich das bemerkbar, denn der leicht psychedelische, zaghaft martialische Einschlag des Gezeigten fällt hier beinahe komplett unter den Tisch und stattdessen wird man nach der obligatorischen Einführung in der echten Welt mit reichlich Zuckerguss bombardiert, was sich zum Glück aber bald wieder gibt, wenn Alice der personifizierten Zeit begegnet, der in diesem Fall Sasha Baron Cohen Gesicht und Stimme leiht. Als quasi einziger Neuzugang im Cast – ansonsten sind so ziemlich alle Wunderland-Weggefährten wieder mit von der Partie – ist er tatsächlich auch eines der größten Argumente für den Film, dem ansonsten ein wenig die Ecken und Kanten fehlen, auch wenn ich nicht verhehlen möchte, dass ich mich die meiste Zeit erstaunlich gut unterhalten gefühlt habe. [...]

    • 8 .5

      [...] Auch bei der dritten Staffel "Jessica Jones" bin ich wieder einmal mit einem lachenden und einem weinenden Auge an die Sichtung herangegangen, denn es bedurfte freilich keiner offiziellen Meldung seitens Netflix, damit mir klar wurde, dass es sich definitiv auch gleichsam um die finale Staffel der Serie handeln würde, nachdem alle anderen Marvel-Netflix-Serien bereits abgesägt worden waren. Und da es sich bei dieser Serie trotz eher schwächerer zweiter Staffel neben "Daredevil" um den mir liebsten Vertreter dieser Reihe gehandelt hat, war mir umso wichtiger, dass die Privatdetektiv und verkappte Heldin ein würdiges Finale spendiert bekommen würde. Und um das gleich vorauszuschicken, scheinen die Macher bereits bei der Realisierung der Staffel bereits geahnt zu haben, dass ihre Zeit bei und mit der Show sich dem Ende neigt, denn die finale Folge "Einfach alles" (3.13) ist durchaus geeignet, als zufriedenstellender Abschluss zu fungieren, auch wenn natürlich bezüglich der Zukunft von Jessica und ihrer Freunde einiges im Unklaren bleibt. Bis dahin ist es aber auch immerhin noch einmal ein dreizehn Episoden währender Weg und diesmal ist es gar dahingehend spannend, dass man lange Zeit rätseln darf, wer überhaupt der große Antagonist dieser Staffel sein mag. [...]

      • 7 .5

        [...] Mit der Sichtung von "Sicario 2" habe ich mir durchaus Zeit gelassen und nun ahne ich, dass es daran gelegen haben mag, dass ich Angst hatte, enttäuscht zu werden. Die Erwartungshaltung habe ich also bereits im Vorfeld nach unten korrigiert, denn auch wenn sowohl der gefeierte Drehbuchautor Taylor Sheridan erneut mit an Bord ist und mit Del Toro und Brolin immerhin zwei der prägnantesten Figuren aus dem Vorgänger in ihren charismatischen Rollen zurückkehren, war "Sicario" in sich eigentlich abgeschlossen und bedurfte keines zweiten Teils, gleichwohl man nun gar eine Trilogie um den namensgebenden Auftragskiller – sprich Sicario – ins Auge gefasst hat. Der Anfang dieses drei Jahre später nachgeschobenen zweiten Teils ist dann zwar zunächst optisch eindrucksvoll und atmosphärisch geraten, verpasst aber die Chance auf einen imposanten Einstieg, denn bevor wir überhaupt die bekannten Protagonisten wieder zu Gesicht bekommen, ergeht sich der diesmal verantwortliche Regisseur Stefano Sollima, der seine Meriten unter anderem bei der Serie "Gomorrha" verdient hat, in einer Aneinanderreihung von Einzelszenen, um zunächst einmal sein Setting zu etablieren. [...]

        2
        • 6 .5

          [...] Nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit meine Aufmerksamkeit der gefeierten ersten Staffel von "The Kominsky Method" gewidmet habe, stieß ich in dem Zusammenhang alsbald eher zufällig auf den vor rund zehn Jahren entstandenen "Solitary Man". Hier wie dort spielt Michael Douglas die jeweils titelgebende Hauptrolle, doch enden die Gemeinsamkeiten damit mitnichten, denn tatsächlich wirkt der Film ein wenig so, als hätte er einige der Motive der Serie bereits vor einer guten Dekade vorweggenommen, auch wenn beide Werke in eine merklich andere Richtung tendieren. Hier nun also verkörpert Douglas einen früher erfolgreichen und hochgeschätzten Autohändler, der es mit Gewieftheit und Cleverness zu Ansehen und Wohlstand gebracht hat, doch diese Zeiten sind längst vorbei. Nun erleben wir den alternden Ben Kalmen, der sein Business ebenso verloren hat wie seine Frau, der seine Altern nicht zu akzeptieren bereit ist und dem allmählich die Alternativen und Möglichkeiten im Leben auszugehen drohen, was er mit wechselnden wie weitaus jüngeren Bettbekanntschaften auszublenden versucht. [...]

          • 6

            [...] Was "Elizabeth Harvest" angeht, muss ich gestehen, extreme zwiespältiger Meinung zu sein und nicht recht greifen zu können scheine, wie mir der Film denn nun eigentlich gefallen hat oder was genau er mir den nun erzählen wollte. Einerseits habe ich ein sicherlich ausgeprägtes Faible für dergestalt mysteriös und abgründig angehauchte Geschichten und auch der leichte Science-Fiction-Einschlag wusste zu gefallen, doch habe ich entweder schon zu viele Geschichten in diese Richtung gelesen oder gesehen oder der von Sebastian Gutierrez ersonnene und realisiert Film hält sich schlichtweg für deutlich intelligenter, als er letztendlich ist. So würde man nach wenigen Minuten meinen, zu wissen, wohin der Hase läuft und darf sich lediglich dahingehend überraschen lassen, wie schnell es zu dieser Handlung (gemeint ist natürlich das Öffnen der verbotenen Tür) und den damit verbundenen Konsequenzen kommt. Und natürlich hält das Skript auch im Nachgang noch einiges an Überraschungen parat, doch eben kaum welche, die dann wirklich unvorbereitet kommen würden, denn ist der Ansatz des Films – es handelt sich übrigens im weitesten Sinne um eine weitergedachte Neuinterpretation des Märchens Blaubart – erst einmal bekannt, wissen die nachfolgenden Twists kaum noch zu begeistern und formulieren einmal zu oft auch lediglich aus, was man längst geahnt, ja beinahe gewusst hat. [...]

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            • 6 .5

              [...] Lange Zeit sah es nicht gerade rosig aus für eine zweite Staffel "White Gold", nachdem sich Hauptdarsteller Ed Westwick mit gleich mehreren Vorwürfen sexueller Gewalt konfrontiert sah, die er zwar vehement bestritt, den Sender BBC Two aber verständlicherweise dazu veranlasst haben, die Produktion auf Eis zu legen. Und während Westwick andernorts aus einer Miniserie komplett herausgeschnitten worden ist, hat man sich, nachdem keine Anklage erhoben worden ist, nun letztlich dazu entschieden, die Serie fortzusetzen. Einen gewissen Beigeschmack hat das Ganze freilich dennoch, wobei auch hier gelten muss "im Zweifel für den Angeklagten". Mir persönlich derweil wäre es jetzt auch nicht sonderlich nahegegangen, wenn es keinen weiteren Ausflug ins Essex der Achtziger Jahre gegeben hätte, fand ich schließlich schon die erste Staffel zwar solide, aber auch nicht sonderlich außergewöhnlich. Das liegt freilich zu großen Teilen am Humor der hier ebenfalls beteiligten "The Inbetweeners"-Stars James Buckley und Joe Thomas, der mir doch manches Mal zu vulgär und derb gewesen ist, um mich wirklich zum Lachen zu verleiten. [...]

              • 9 .5

                [...] Meine Erfahrung mit "Vice – Der zweite Mann" lässt sich in etwa wie folgt zusammenfassen: Gekommen wegen Christian Bale, geblieben wegen Adam McKay. Denn nachdem die beiden (plus der Rest der Belegschaft und Besetzung) mich schon mit "The Big Short" begeistert haben, legt McKay in Sachen Inszenierung hier noch einmal eine ordentliche Schippe drauf und erzählt eine zutiefst zynische, manches Mal beißend satirische Geschichte, die sich eben Dick Cheney widmet, von dem ich zugegebenermaßen im Vorfeld nicht viel wusste, wobei das eben auch eines der Themen im Film darstellt, dass er auf perfideste und cleverste Art und Weise ein im Verborgenen befindliches Machtgefüge hochgezogen hat, von dem die Bevölkerung nicht einmal etwas geahnt haben dürfte. Aufgrund meiner vorherigen Unkenntnis würde ich nun auch sicherlich nicht alles auf die Goldwaage legen, noch für bare Münze nehmen, was der Film zu vermitteln versucht und beschränke mich folglich auf die filmischen und inszenatorischen Qualitäten, derer der Film aber mehr als nur einige zu bieten hat. Nichtsdestotrotz wird es aber natürlich auch ein Biopic sein, dass die Gemüter spaltet, in Amerika noch weit mehr als hierzulande, denn ob man das Werk über den grünen Klee loben oder verabscheuen möchte, hängt sicherlich zu großen Teilen davon ab, ob die eigenen Sympathien mehr bei den Republikanern oder den Demokraten liegt. [...]

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                • 6

                  [...] Besieht man sich Titel oder auch Cover von "Personal Shopper", deutet zunächst einmal kaum etwas an Olivier Assayas‘ Film auf eine Geisterstory, wenn man einmal von Stewarts leicht erschreckten, leicht verhuschten Blick absieht, der aber bekanntermaßen alles bedeuten kann, doch geht das dahingehend schon in Ordnung, dass es sich eben auch mitnichten um eine klassische Geistergeschichte handelt, geschweige denn, dass sich der Film auch sonst einem konkreten Genre zuordnen ließe. Wer sich also einen klassischen, grob nach Akten aufgezogenen Plot mit rotem Faden und allem drumherum erwartet, ist hier von vornherein an der falschen Adresse, was wohl auch erklärt, dass das Werk im direkten Vergleich doch eher wenig Beachtung erfahren hat, doch dafür versteht es Assaya meisterhaft, Motive und Eindrücke, Momente und Stimmungen einzufangen, zu transportieren und zu verknüpfen. [...]

                  • 4

                    [...] Während ich mich seinerzeit erfolgreich des Hypes um die gleichnamige Buch-Vorlage zu "The Circle" habe erwehren können, bin ich nun bei der Film-Adaption schlussendlich schwach geworden und habe der Social-Media-Dystopie einen Blick gegönnt, gleichwohl ich um die teils vernichtenden Kritiken wusste. Und wieder einmal ging damit die Hoffnung einher, ich würde den Film besser oder lohnender erleben, als er gemeinhin bewertet wird, doch selbst mit viel gutem Willen kann man tatsächlich nicht über die vielen dramaturgischen wie inszenatorischen Schwächen hinwegsehen, die sich nach einer durchaus vielversprechenden ersten halben Stunde zunehmend zu häufen beginnen. Der Weg von Mae Holland hin zu "The Circle" ist dabei angenehm knapp und kurzweilig geraten, derweil ich auch nicht glaube, dass es hier viel mehr vorhergehende Exposition bedurft hätte, während auch die Einführung in ihr Arbeitsfeld, der Campus-Rundgang und eine zutiefst verstörende Social-Media-Belehrung noch richtig gelungen sind. Dann aber schickt sich die Story an in Fahrt zu kommen und wirft alsbald sämtliche Bedenken hinsichtlich Logik oder Kohärenz über Bord. [...]

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                    • 8

                      [...] Kaum mehr als zehn Wochen ist es her, dass ich an dieser Stelle von "Avengers: Endgame" berichtet habe und der Natur der Sache nach enthält "Spider-Man: Far from Home" als den Geschehnissen nachgelagerter Film einiges an Spoilern zum letzten Superhelden-Team-Up, weshalb auch diese Rezension ab dem nächsten Satz nicht ohne Spoiler zu dem letzten Avengers-Einsatz auskommt. Allein nämlich, wenn zu Beginn des Films das Marvel-Logo über die Leinwand flimmert, begleitet von Whitney Houstons 'I Will Always Love You', um von dort zu Archivaufnahmen von Tony Stark, Steve Rogers und Natasha Romanoff überzuleiten, ist von der Songauswahl schon so herrlich absurd, wie es sich seinerzeit mit 'Blue' bei "Iron Man 3" verhalten hat. Und tatsächlich scheint man sich im Vorfeld bei der Autorenschaft einige Gedanken gemacht haben, was den "Blip" (das zeitweilige Weggeschnippt-sein) angeht, der hier tatsächlich gelungen, wenn auch mit leichtem Augenzwinkern, in der Realität verankert wird und beispielsweise Selbsthilfegruppen für durch dieses Ereignis obdachlos Gewordene nach sich zieht. Aber natürlich geht es nur am Rande um die Nachwirkungen von Thanos‘ Schnipser und recht bald rückt die angedachte Europa-Reise in den Vordergrund, während derer Peter nichts weniger zu tun gedenkt, als MJ endlich seine Gefühle zu offenbaren. Und hier überzeugen sowohl Tom Holland als auch Zendaya wieder mit einer wunderbar authentischen Chemie zwischen ihren Figuren, die spürbar einen Draht zueinander haben, aber eben auch zu schüchtern sind, diese Gefühle in Worte zu kleiden. [...]

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                      • 7 .5

                        [...] Der DreamWorks-Animationsfilm "Megamind" hatte seinerzeit sicherlich nicht den besten Stand, ist schließlich läppische drei Monate nach dem Konkurrenzfilm "Ich – Einfach unverbesserlich" in den Kinos gestartet, denn auch wenn beide Filme in eine inhaltlich andere Richtung gehen, sind doch die Parallelen "Schurke als Hauptfigur der Geschichte" sowie die Minions auf der einen Seite und der sprechende Fisch Minion auf der anderen Seite (also hier) nicht von der Hand zu weisen. Nichtsdestotrotz lohnt die Superheldenpersiflage und steht von diesen Überschneidungen einmal abgesehen selbstsicher auf den eigenen Beinen, wenn auch die Konkurrenz von Illumination Entertainment in Sachen Verve und Witz meines Erachtens dennoch die Nase vorn hat. Dafür widmet sich diese Chose nun also dem Superhelden-Genre an sich und macht keinen Hehl aus der Inspirationsquelle, wenn aus Superman und Metropolis hier eben Metro Man und Metro City werden. Doch Metro Man – im Original übrigens von Brad Pitt gesprochen – spielt hier ohnehin eine untergeordnete Rolle, denn schließlich geht es vielmehr um den irritierend sympathischen Schurken Megamind, der am vermeintlichen Ziel seiner Träume angelangt in ein tiefes Loch stürzt, was die eigene Bestimmung angeht. [...]

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                        • 5 .5

                          [...] Manchmal weiß man ja schon vorher, auf welchen Murks man sich höchstwahrscheinlich einlässt und so verhielt es sich für mich auch bei "Der Dunkle Turm", wobei ich noch den Vorteil für mich gesehen habe, die achtbändige Buchvorlage nicht zu kennen und mich entsprechend nicht über fehlende oder aus meiner Sicht falsch interpretierte Figuren ärgern zu müssen, so dass ich doch relativ vorbehaltlos an die Sache herangehen konnte. Nun haben Stephen-King-Verfilmungen ja ohnehin schon nicht den besten Ruf – Ausnahmen bestätigen freilich die Regel – und insofern empfand ich es schon als spannend, überhaupt herauszubekommen, was es nun mit diesem neuesten Werk auf sich hat. Eine Umsetzung der Vorlage in einem kaum 90 Minuten umfassenden Reigen schien freilich ausgeschlossen und irgendwo hatte ich aufgeschnappt, dass es sich um eine Art filmisches Sequel handeln würde, wobei Kenner der Vorlage auch zu Protokoll gegeben haben, es handele sich um eine muntere Aneinanderreihung von Versatzstücken aus gleich mehreren Büchern. Nun gut, in Unkenntnis kann ich dazu keine Stellung nehmen und fortan nur mit der Perspektive des unbedarften Laien dienen, der sich erstmalig in diese King’schen Welten begibt, die gleich zahlreiche seiner Werke in einem gemeinsamen Universum zusammenbringen. [...]

                          • 7

                            [...] Es ist jetzt nun schon wieder eine Weile her, dass ich mir die erste Staffel "Star Wars: The Clone Wars" zu Gemüte geführt habe und wie das so ist als Fan des Franchise musste über kurz oder lang natürlich auch die zweite Staffel folgen, die erneut 22 Episoden umfasst und mich erneut ganz gut zu unterhalten wusste, ohne mich aber auch je so richtig vom Hocker hauen zu können. Dabei fällt aber zumindest positiv auf, dass diese Staffel inszenatorisch schon deutlich stringenter wirkt und ihre erzählerischen Schwenker spürbar zurückfährt. So spielen hier in einem Großteil der Episoden erwartungsgemäß Anakin, Ahsoka und Obi-Wan die Hauptrollen, während es im ersten Jahr auch beispielsweise Jar Jar- oder Yoda-zentrierte Folgen gegeben hat, um nur zwei prominentere Beispiele zu nennen. Entsprechend bauen viele der Folgen zumindest lose aufeinander auf oder schließen teils beinahe minutiös aneinander an, wobei auch hier auffällig ist, dass bei drohenden längeren Gesprächen schnell der Abspann eingeblendet wird, um nur ja die magere Aufmerksamkeitsspanne nicht zu gefährden. [...]

                            • 8 .5

                              [...] Auch bei der Sichtung von "A Quiet Place" zähle ich zu den Nachzüglern, ohne genau benennen zu können, woran es gelegen haben mag, dass ich diesen vielgepriesenen und hochgelobten Film so lange links liegen gelassen habe. Das einhellige Lob allerdings ist durchaus berechtigt, denn allein die beinahe wortlose Inszenierung des Gezeigten ist eine Klasse für sich und hebt den Film wohltuend von einem Großteil ähnlich gearteter Veröffentlichungen ab, derweil der sorgsam-spärliche Einsatz von Musik und Soundeffekten so natürlich umso besser zum Tragen kommt. Entsprechend sollte man Krasinskis nunmehr dritten Film auch mit ordentlich aufgedrehtem Sound genießen, zumal sich die Mitglieder der Familie Abbott durchaus das eine oder andere Mal unterhalten und auch wenn dies zum besseren Verständnis untertitelt ist, wirkt es nur umso stimmiger, wenn man sie wirklich leise flüstern hört. Das kommt freilich alles sehr der Atmosphäre des Streifens zugute und so übernimmt man unwillkürlich schnell manche Manierismen und Verhaltensweisen der Figuren, denn dass jedes lautere Geräusch den eigenen Tod bedeuten kann, macht das Geschehen schon nach wenigen Minuten effektiv und erschütternd deutlich. [...]

                              • 2

                                [...] Manche Filme – wenn auch selten – schaue ich mir ja tatsächlich quasi aus Komplettierungsgründen an und nachdem ich nun so etwa neunzig Prozent dessen, was Scarlett Johansson je gedreht hat, gesehen habe, fehlte unter anderem eben noch dieser unsägliche "Girls‘ Night Out", für den ich freilich auch kein Geld auszugeben bereit gewesen bin, weshalb ich an dieser Stelle Netflix danken muss, ihn dort kurz und schmerzlos hinter mich gebracht haben zu können. Tatsächlich lassen nämlich schon die ersten Minuten schlimmes erahnen und strotzen nur so vor Klischees, während uns die typisch diversifizierte, mit unterschiedlichen Stereotypen besetzte Freundinnen-Gang vorgestellt wird, die hier gemeinsam die Verabschiedung vom Junggesellinnendasein der studierten Politologin Jess begehen will und zu diesem Zweck nach Miami reist, um am Wochenende noch einmal richtig die Sau rauszulassen. Was folgt, sind die üblichen Party-Versatzstücke, man betrinkt sich, nimmt ein wenig Koks, alles wie immer quasi, bis zu dem Moment, wo der vermeintliche Stripper aufkreuzt, der dann alsbald – hoppla – tot im Wohnzimmer der durchweg gläsernen Luxusvilla liegt. [...]

                                • 6 .5
                                  über Smashed

                                  [...] Es fällt schwer, über "Smashed" adäquat zu urteilen, denn die qualitative Schere klafft hier besonders tief. Einerseits geht die Geschichte einer alkoholkranken Grundschullehrerin gehörig an die Nieren und wartet mit einigen entwaffnend authentischen, bitteren Szenen und emotionalen Ausbrüchen auf und widmet sich dem Thema Alkoholismus nicht wie sonst im Film oft üblich von einer ernsten Warte, statt das Ganze nur als Aufhänger für eine Witzfigur oder zu Unterhaltungszwecken zu nutzen, andererseits aber wirkt der gerade einmal achtzig Minuten währende Streifen in vielen Belangen deutlich zu gehetzt. So vollzieht sich allein der Absturz von Hauptfigur Kate binnen weniger Filmminuten, ist quasi noch vor der Titeleinblendung nach einer guten Viertelstunde beinahe abgeschlossen, während die Abwärtsspirale zwar noch längst nicht zum Stillstand kommt, aber gerne ein wenig mehr Raum zur Entfaltung hätte bekommen können. Natürlich ist es auf der einen Seite auch erfreulich, dass der Film sofort zum Kern des Ganzen vordringt, doch genügen mir persönlich zwei Szenen, in denen Kate bereits morgens zur Flasche greift nicht unbedingt, um von einer gelungenen Ausarbeitung der Prämisse zu sprechen. [...]

                                  • 7 .5

                                    [...] Derweil die ebenfalls von Chuck Lorre geschaffene Serie "The Big Bang Theory" dieser Tage nach zwölf Staffeln und 280 Episoden zu Ende gegangen ist, hat Lorre bereits einen Nachfolger in den Äther geschickt, gleichwohl "The Kominsky Method" bislang zwar durchaus gelobt worden ist, aber längst nicht das mediale Echo erzeugt hat wie Lorres vorangegangener Überraschungserfolg, der sich mittlerweile längst zum Kult entwickelt hat. Einen Blick riskieren sollte man hier aber trotzdem, ganz gleich, was man von der Urknalltheorie-Serie halten mag, denn einerseits haben beide Shows in Art und Ausrichtung wenig miteinander gemein, andererseits ist das Darsteller-Duo aus Douglas und Arkin hier zu köstlich, als es sich gänzlich entgehen zu lassen. Dabei sollte man sich aber zunächst von der Annahme freimachen, es hier mit einer weiteren typischen Lorre’schen Sitcom zu tun zu bekommen, denn tatsächlich schlägt er in dieser Dramedy merklich andere Töne an und die am Fließband produzierten Gags vor Studiopublikum müssen merklich leiseren Lachern weichen, die man noch dazu selbst produzieren muss und nicht etwa vorgekaut serviert bekommt. [...]

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                                    • 8

                                      [...] Was für ein Film. Schon nach einer guten halben Stunde war mir mehr als bewusst, dass "Under the Silver Lake" kaum einem Massenpublikum vorgesetzt werden könne, denn dafür ist der gesamte Film, dessen Aufbau, Atmosphäre, Absurdität deutlich zu sperrig und sphärisch geraten und ich kann wirklich jeden verstehen, der diesem oftmals überambitioniert anmutenden Projekt nichts abgewinnen kann, dass noch dazu mit seinen rund 140 Minuten Laufzeit eine beachtliche Länge hat, die es erst einmal durchzustehen gilt, während man sich mit Protagonist Sam in den sprichwörtlichen Kaninchenbau begibt, der hier in Gestalt des Molochs Los Angeles daherkommt und alles an Popkultur-Referenzen, Verschwörungstheorien, Paranoia und Großstadtmythen vereint, die einem nur in den Sinn kommen können. Auf mich persönlich hatte das aber eine derartige Sogwirkung, dass ich den Film schon jetzt zu meinen bisherigen Jahres-Highlights zähle und das, obwohl sich David Robert Mitchell nicht einmal die Mühe macht, sämtliche seiner an Skurrilität kaum zu überbietenden Einfälle schlussendlich aufzulösen, was in diesem Fall aber die Faszination mehr noch verstärkt, weil sich das sphärische Treiben eben nicht auf den letzten Metern selbst entmystifiziert (wobei er zumindest für einige Eckpunkte der Handlung dann doch eine Erklärung parat hält). [...]

                                      • 5 .5

                                        [...] Ich wusste ja quasi bereits im Vorfeld, dass die 2017er-Neuauflage von "Die Mumie" mittelprächtiger Nonsens werden würde, zumal der kurze Zeit großspurig als Aufhänger für ein neues, von Universal Pictures ersonnenes "Dark Universe" gehandelte Film letztlich nur dazu geführt hat, dass das aus dem Boden gestampfte Franchise nach einem einzigen Film sein unrühmliches Ende findet und nun mit "Der Unsichtbare" eine erneute Neuausrichtung erfahren soll, während vormals noch ein Frankenstein-Film mit Javier Bardem und eine Dr.-Jekyll-und-Mr.-Hyde-Interpretation mit Russel Crowe im Gespräch gewesen sind, um nur die konkretesten Zukunftspläne zu nennen, aus denen nichts werden wird. Und das ist auch kein Wunder, denn man kann nur schwerlich ein Horror-Franchise aus dem Boden stampfen, ohne auch entsprechenden Horror zu bieten und den sucht man hier weitestgehend vergeblich, denn stattdessen möchte sich Regisseur Alex Kurtzman lieber bei einschlägigen Blockbustern anbieten und liefert eine uninspirierte Chose, die wahllos zwischen halbgaren One-Linern, beliebig wirkenden Actioneinlagen und gänzlich unverhofft kommender Ernsthaftigkeit pendelt, ohne dass auch nur eine der Figuren wirklich an Tiefe gewinnen, geschweige denn etwas wie Sympathie hervorrufen würde. [...]

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                                        • 5

                                          [...] Ian McEwan hat nicht nur bereits rund zwanzig Romane verfasst (nebst weiterer Arbeiten), sondern seine Bücher bildeten auch bereits zahn Mal die Vorlage für eine entsprechende Verfilmung des Stoffes, womit er indirekt auch die Karriere von Saoirse Ronan befeuert hat, denn die fiel erstmalig einem breiteren Publikum in der McEwan-Verfilmung "Abbitte" auf, wo sie an der Seite von Keira Knightley und James MacAvoy zu sehen war. Gute zehn Jahre später nun ward Ronan erneut in der Verfilmung eines Romans des umtriebigen Schriftstellers zu sehen und übernahm diesmal die Hauptrolle in dem hierzulande als "Am Strand" vertriebenen Werk, das originär den etwas poetischer anmutenden Titel "On Chesil Beach" trägt. Für das nicht ganz zweistündige Werk steuerte Ian McEwan nun auch das Drehbuch bei und in Anbetracht dessen hätte man von einem gelungenen Werk ausgehen können, doch leider verhält sich dem nicht so, wie ich zu meinem Bedauern feststellen muss, denn nach vielversprechendem Start versandet das Werk spätestens im letzten Drittel in Melodram und Kitsch, was tatsächlich auch an McEwan selbst liegt, der sein eigenes Werk für die Filmfassung um einen ausladenden, mehrere Jahrzehnte umspannenden Epilog ergänzt, der so ziemlich alles zunichte macht, was hier inszenatorisch und dramaturgisch zuvor so sorgsam aufgebaut worden ist, ohne diesbezüglich ins Detail gehen zu wollen. [...]

                                          • 8 .5

                                            [...] Einen Tag, bevor die zweite Staffel "Happy!" am 5. Juni hierzulande bei Netflix online gegangen ist, verkündete der produzierende Spartensender Syfy die Absetzung der Show nach zwei Staffeln und ich könnte nicht trauriger sein, denn während ich nach der ersten Staffel noch dachte, dieses absurd-aberwitzige Treiben könne man nicht mehr toppen, wusste mich die nunmehr zehnteilige zweite Staffel prompt eines Besseren zu belehren, zumal einerseits die Geschichte logisch und konsequent fortgeführt wird, andererseits die bekannten Figuren hier noch einmal deutlich mehr Raum zur Entfaltung bekommen und alles eng miteinander verzahnt wirkt. Aber von Logik zu sprechen ist bei solcherlei Art von Serie natürlich weit hergeholt, denn auch diesmal handelt es sich im Grunde um Hochglanz-Trash par excellence, was die Serie aber eben auch so einzigartig und unterhaltsam macht. Da werden schon mal Horden von Nazis totgeprügelt und deren Brustkörbe zerfetzt, mischen sich wabbelige wie gesichtslose Außerirdische ins Geschehen ein, während auch kurze Abstecher ins Jenseits nicht fehlen dürfen und Happy eine Affäre mit einer anderen imaginären Freundin namens Bo Peep anfängt, die ihm zeigt, wozu sein Horn so alles gut ist. [...]

                                            • 8

                                              [...] Nachdem ich mich vor ziemlich exakt fünf Wochen mit "Goodbye Christopher Robin" auseinandergesetzt habe, der sich der Entstehung von Winnie Puuh gewidmet hat, kommt nun der ähnlich klingende, aber gänzlich anders gelagerte "Christopher Robin" an die Reihe, der sich anders als Simon Curtis‘ Film weit weniger als Drama um die Entstehungsgeschichte des Kinderbuchklassikers versteht, sondern stattdessen ganz auf die bekannten Disney-Figuren abstellt, die aus dem Bucherfolg von A. A. Milne seinerzeit hervorgegangen sind und Groß und Klein bis heute begeistern. So ist diese Art Film, die sich dem erwachsen gewordenen Christopher Robin widmet, der den Kontakt zu seinen Freunden aus dem Hundertmorgenwald verloren hat, auch weit weniger getragen und ernsthaft, sondern vorrangig ein Film für Jung und Alt, der zugegebenermaßen dramaturgisch sogar sehr vorhersehbar ist, allein aber durch die schiere Knuffigkeit des kleinen Bären zu begeistern versteht. Wer sich allerdings dieser Art Nostalgie-Faktor zu verweigern weiß, der wird unzweifelhaft von dem Film enttäuscht werden, wohingegen es für alle Junggebliebenen ein regelrechtes Fest sein dürfte, Puuh und Konsorten hier erstmalig in zauberhaft animierter form in Interaktion mit der realen Welt zu erleben. [...]

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                                              • 8 .5

                                                [...] Nachdem ich jüngst erst "Colette" von Wash Westmoreland gesichtet habe (den er seinem zwischenzeitlich leider verstorbenen Co-Regisseur Richard Glatzer gewidmet hat), stand nun die Beschäftigung mit dem vier Jahre zuvor und noch unter gemeinsamer Regie entstandenem "Still Alice" auf dem Programm, der nicht nur ein ungleich größeres Medienecho erzeugt hat, sondern vor allem Hauptdarstellerin Julianne Moore gleich einen ganzen Batzen an Preisen (natürlich inklusive Oscar) eingebracht hat. Völlig zurecht, wie ich vorausschicken möchte, denn die kognitive Beeinträchtigung der zunehmend an ihren Symptomen leidenden Alice, ihre verzweifelten Ausbrüche, ihre lethargischen Phasen und die stumme Resignation hätte man kaum besser, eindringlicher, berührender spielen können, womit sie den Film auch mühelos im Alleingang trägt und ihren Status als Ausnahmedarstellerin weiter untermauert. Das Vergessen bringt derweil aber natürlich auch eine Form von körperlichem Verfall mit sich, so dass die distinguierte Professorin zu Beginn des Films kaum noch Ähnlichkeit zu der im desolaten Zustand befindlichen Alice aus der zweiten Hälfte aufweist. [...]

                                                • 9
                                                  über Raum

                                                  [...] Endlich bin ich dazu gekommen, den seinerzeit mit Preisen und Auszeichnungen überschütteten "Raum" nachzuholen und nach dessen Sichtung kann ich mich den Lobeshymnen nur vorbehaltlos anschließen, denn Lenny Abrahamson ist nach seiner Indie-Story "Frank" hier nun wirklich der große Wurf geglückt, gleichwohl der Film nichts für Zartbesaitete sein dürfte. Zwar wird – zumindest in der ersten Hälfte – das Geschehen beinahe ausschließlich aus der Sicht des gerade einmal fünfjährigen Jack geschildert, was auch den Zuschauer die Ereignisse durch den Filter kindlicher Naivität betrachten lässt, doch bringt das eben auch einen enormen Wissensvorsprung mit sich, der die regelmäßigen Besuche des zunächst gesichtslos bleibenden Peinigers "Old Nick" in einem ungleich erschreckenderen und vor allem reichlich beklemmenden Licht erscheinen lässt. Dieser Kloß im Hals liefert sich dabei ein stetiges Kräftemessen mit der Faszination, die sich aus der Weltsicht des kleinen Jack ergibt, der dank seiner Mutter – aber auch sonst völlig nachvollziehbar – der Meinung ist, die Welt bestünde lediglich aus "Raum" und den wenigen Habseligkeiten innerhalb dieses winzigen Refugiums. Dank ausgefeilter Kameraarbeit wirkt der Raum übrigens weit größer, als er sich später in der Rückschau präsentieren wird, wodurch sich der Blickwinkel des Jungen gekonnt auf den Zuschauer überträgt. [...]

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                                                    [...] Was als Schnuppersichtung ohne größere Erwartungen mit der ersten Staffel "UnREAL" begann, entwickelte sich schnell zu einer ungemein packenden und noch weitaus zynischeren Unterhaltungsshow par excellence, die einen – hoffentlich doch ein wenig übertriebenen – Blick hinter die Kulissen einer Dating-Show im Stile des Bachelor warf, nur dass die Show hier "Everlasting" betitelt ward und es noch weitaus drastischer zur Sache ging, als man sich das ohnehin schon immer heimlich gedacht hat bei derlei Formaten. Nachdem nun mittlerweile bereits die vierte und finale Staffel der Serie online gegangen ist, wurde es für mich natürlich höchste Zeit, doch zumindest einmal die zweite Staffel nachzuholen und wer meint, das Kreativ-Team um Serienschöpfer Marti Noxon und Sarah Gertrude Shapiro könne sich im zweiten Jahr kaum noch selbst toppen, nachdem wir es bereits in der ersten Staffel unter anderem mit einer Form von Totschlag zu tun bekommen haben, der irrt gewaltig, denn tatsächlich haben sich die Macher derart viel einfallen lassen für die erneut zehn Episoden umfassende Season, dass man speziell zum Ende hin den schockierten Gesichtsausdruck kaum noch aus dem Gesicht zu wischen imstande ist. [...]