Medienjournal - Kommentare

Alle Kommentare von Medienjournal

  • 9

    [...] Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich an Jim Jarmuschs "Only Lovers Left Alive" getraut habe, denn mehr als bei den meisten anderen Regisseuren sollte man für einen Jarmusch doch besser in der richtigen Stimmung sein, um seine eigenwilligen Inszenierungen genießen und schätzen zu können, wobei ich erstaunt war, wie zugänglich der Film doch letztlich ist, auch wenn er doch spürbar in jeder Szene "Arthouse" zu schreien scheint, was in diesem Fall aber keineswegs negativ konnotiert sein soll. So ist es eine mehr als glückliche Fügung und ein sich lohnendes Wagnis, das Jarmusch sich hier nun des ungemein populären und beliebten Vampir-Mythos annimmt und daraus etwas gänzlich Eigenes kreiert, das mit einschlägigen Produktionen von "Twilight" bis zu "True Blood" – um nur zwei quasi entgegengesetzte Pole in dem breiten Spektrum zu nennen – nichts gemein zu haben scheint, außer vielleicht den allergängigsten Annahmen, wie etwa der allgemeinen Lichtscheue dieser Wesen der Nacht. Entsprechend wundert es kaum, dass im gesamten Film das Wort "Vampir" auch kein einziges Mal genutzt wird, während über das Wesen der Hauptakteure zu keinem Zeitpunkt echte Zweifel bestehen dürften. [...]

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    • 8

      [...] Seit beinahe anderthalb Jahren ist die erste Staffel von "UnREAL" hierzulande bei Amazon Prime verfügbar, doch aus Gründen bin ich erst jüngst auf sie gestoßen, wobei es kaum eine ganze Folge gebraucht hat, bis mich die von Sarah Gertrude Shapiro ersonnene Serie in ihren Bann gezogen hatte. Im Grunde würde man zwar meinen, eine Serie, die sich dem Dreh einer Reality-TV-Sendung widmet, könne kaum spannender sein als das gemeinhin bekannte und daraus resultierende Trash-TV, doch dank der eingehenden Blicke hinter die Kulissen, dank der jederzeit spürbaren Erfahrung, die Shapiro selbst in dem Business hat (wurde sie schließlich via Knebelvertrag quasi gezwungen, mehrere Staffeln von "The Bachelor" zu produzieren) und nicht zuletzt dank der (hoffentlich) satirischen Überhöhung des Gezeigten lohnt sich ein Blick hier allemal, zumal die Story rund um Shapiros Alter Ego Rachel Goldberg – dargestellt von der wunderbaren Shiri Appleby – zunehmend den gesamten Medien-Betrieb zu dekonstruieren versteht. [...]

      • 7

        [...] Jüngst habe ich mir ja Nacho Vigalondos "Colossal" angesehen und frage mich immer noch ein wenig, was für eine Art Film ich mir da zu Gemüte geführt habe, denn auch wenn man das nach Sichtung des Trailers nicht vermuten würde, verrät der der doch erstaunlich wie erfreulich wenig über die eigentliche Handlung des Films, abgesehen davon, dass die von Anne Hathaway verkörperte Figur der Gloria dahinterkommt, unmittelbar ein aus dem Nichts erscheinendes Monster steuern zu können, das Seoul in Angst und Schrecken versetzt. Bis es aber überhaupt zu dieser schon für sich genommen ungemein eigenwilligen Prämisse kommt, vergeht durchaus einige Zeit und bis dahin schickt sich der von Vigalondo – den ich bis dato nur aus dem mäßig spannenden, aber inszenatorisch immerhin ungemein mutigen "Open Windows" kannte – geschriebene und inszenierte Film an, auf den Spuren einer typischen Indie-Tragikomödie zu wandeln, so dass wir einerseits mit Gloria eine zwar reichlich dysfunktionale, destruktive und nicht gerade erwachsene Figur vorgesetzt bekommen, die nicht allein ihres Hangs zum Alkohol wegen im Leben noch nicht so recht Fuß zu fassen gewusst hat, einerseits mit einem liebenswert-kauzigen Kleinstadt-Ensemble konfrontiert werden, dass dann auch in Kombination mit der umtriebigen Gloria für einen leisen Humor innerhalb der Erzählung sorgt. [...]

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        • 5 .5

          [...] Lange Zeit habe ich ob der vielen mäßigen bis schlechten Kritiken einen Bogen um "Transcendence" gemacht, aber da sich die Blu-ray nun einmal seit quasi ebenso langer Zeit bei mir in der Schublade befindet, wurde es allerhöchste Zeit, mir auch hier ein eigenes Bild zu verschaffen, denn wer wäre ich, würde ich mich nur auf die (niederschmetternde) Meinung Anderer verlassen!? Nun, Unrecht haben die Kritiken aber leider nicht, denn obwohl Wally Pfisters Regie-Debüt mit einem regelrechten Star-Ensemble aufwartet und sich mit üppigen 100 Millionen US-Dollar Budget austoben durfte, krankt die Geschichte doch an beinahe allen Fronten und es fällt schwer, festzumachen, wo genau der inszenatorische wie dramaturgische Niedergang des Films beginnen mag, der ohne Frage mit ein paar klugen Ideen und Ansätzen daherkommt, damit aber letzten Endes spürbar wenig anzufangen weiß. Nun will ich mich gar nicht mal beim Johnny Depp-Bashing einreihen und attestieren, er allein sei der Grund, weshalb das von Jack Paglen verfasste – und im Vorfeld auf der Blacklist der beliebtesten, unverfilmten Skripte befindliche – Drehbuch nicht funktioniere, denn Depp kann dafür dem Grunde nach herzlich wenig und bekommt kaum eine Chance, sich von den eng gesetzten Parametern seiner künstlichen Entität freizuspielen. [...]

          • 8

            [...] Es mag heutzutage schwierig sein, dem Zombie-Sujet noch neue Facetten abzuringen, würde man meinen, doch dann kommt Regisseur Colm McCarthy daher und beweist einem mit Leichtigkeit das Gegenteil, denn auch wenn die Grundidee von "The Girl with All the Gifts" für sich genommen nun auch nicht hundertprozentig neu sein mag, geht die Buch-Adaption des gleichnamigen Romans von Mike Carey, der hier auch gleich das Drehbuch beigesteuert hat, zumindest inszenatorisch neue Wege. Vor allem aber ist es beeindruckend, was die Macher und Produzenten mit dem vergleichsweise geringen Budget von gerade einmal 4 Millionen Pfund anzustellen gewusst haben, denn der Endzeit-Thriller sieht in jedem Moment absolut hochwertig aus und muss sich mitnichten vor deutlich hochpreisiger gefilmten Hollywood-Produktionen verstecken. Zugegebenermaßen war es aber auch bei mir nun vorrangig Gemma Arterton, die mich auf den Film hat aufmerksam werden lassen, der mit Paddy Considine und vor allem Glenn Close ohnehin formidabel besetzt ist. [...]

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            • 8 .5

              [...] Bereits die vergleichsweise kurze erste Staffel von "Into the Badlands" hatte es mir ja seinerzeit mehr als angetan und entsprechend gespannt war ich nun auf die Fortsetzung, zumal das Staffelfinale "Eine Hand voll Gift" (1.06) ja mit gleich mehreren Cliffhangern zurückließ. So ist es anfänglich auch ein wenig gewöhnungsbedürftig, Sunny und M.K. jeweils allein agieren zu sehen, wurden diese schließlich an unterschiedliche Orte verschleppt, wobei Sunny sich nunmehr gar nicht mehr in den "Badlands" befindet, womit im weiteren Verlauf der Staffel der Name der Serie diesmal durchaus wörtlich zu nehmen ist, denn natürlich schickt sich Sunny an, sich aus der Sklaverei zu befreien und lacht sich dadurch einen der wenigen Neuzugänge im Cast an, denn hier ist niemand Anderes und Geringeres als Nick Frost mit von der Partie, der den opportunistisch-verschlagenen, oft etwas undurchsichtigen Bajie gibt. Zugegebenermaßen war ich anfänglich auch etwas skeptisch, was seine Figur beziehungsweise Besetzung anbelangt, denn Frost ist nun einmal vornehmlich für komödiantische Rollen bekannt und es stand zu befürchten, dass er eventuell den düsteren Ton der dystopischen Martial-Arts-Endzeit-Erzählung verwässern könnte, doch tatsächlich ergänzt er die Story wirklich trefflich und nimmt sich in Sachen Slapstick die meiste Zeit angenehm zurück, zumal die Kombi aus dem wortkargen und ernsten Sunny sowie dem wortreich vor sich hin schwadronierenden Bajie tatsächlich gut funktioniert. [...]

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              • 7 .5

                [...] Lange Zeit habe ich mich auf "Valerian – Die Stadt der tausend Planeten" gefreut, es dann aber schlussendlich – wie beinahe immer – doch nicht ins Kino geschafft. In diesem Fall nicht weiter tragisch, denn keine viereinhalb Monate später feiert der Film nun im Heimkino Premiere und zumindest jetzt galt es, schnellstmöglich einen Blick zu riskieren, handelt es sich schließlich um ein Herzensprojekt von Luc Besson, dessen beste Filme zwar schon eine ganze Weile zurückliegen, der mich aber beispielsweise auch mit "Lucy" doch zumindest großartig zu unterhalten wusste. Ähnlich gelagert war nun auch meine Erwartungshaltung bei diesem opulenten Science-Fictioner, von dem ich mir nun nicht eben eine wahnsinnig tiefgründige Story, dafür aber gehörige Schauwerte erwartet habe und mit genau dieser Annahme liegt man in diesem Fall goldrichtig. So legt Besson eindeutig weniger Wert auf ausgefeilte Dialoge und selbst die meisten One-Liner hat man so oder ähnlich schon anderswo gehört (gleich zu Beginn zitiert Besson sich gar selbst indem er die wohl berühmteste Zeile aus "Taken" beinahe eins zu eins übernimmt), doch finden sich die Stärken dann wiederum auf optischer und inszenatorischer Seite, was ohne Frage die Fans der Comics vor den Kopf stoßen könnte, denn allein beim Titelhelden Valerian von Charakterisierung zu sprechen wäre beinahe etwas hochgegriffen. [...]

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                • 8

                  [...] Bewusst habe ich einige Zeit verstreichen lassen zwischen der Lektüre von Joe R. Lansdales "Die Kälte im Juli" und der Sichtung des eigentlich gleichnamigen Films "Cold in July", der ein gutes Vierteljahrhundert nach Erstveröffentlichung des Buches realisiert worden ist, denn schon die Vorlage hat einen Großteil ihrer Faszination daraus zu generieren gewusst, dass die eigentlich sehr kompakte Geschichte auf wenigen Seiten unzählige Kapriolen schlägt und nichts so ist, wie es anfangs scheint. Dementsprechend war es zumindest hilfreich, nicht mehr im konkreten Detail zu wissen, was sich wie vollziehen würde, wobei die Nicht-Kenner des Buches dieses Problem natürlich nicht haben werden und entsprechend überrascht sein dürften von der nur anfänglich sehr geradlinig wirkenden Erzählung. Inszeniert wurde der Film dabei von Jim Mickle, der keine zwei Jahre später auch für weite Teile der ebenfalls auf Lansdale-Romanen basierenden Serie "Hap and Leonard" verantwortlich zeichnete und in dem Wissen um die Faszination und Wucht der Vorlage beginnt er – ebenso wie im Buch – prompt mit dem Ausgangspunkt, dass Dane sich gezwungen sieht, in den eigenen vier Wänden einen Einbrecher zu stellen und aus Notwehr zu erschießen. So weit, so gut, hätte sich andernorts allein aus der befremdlichen Reaktion der anderen Ortsbewohner und der Schuld, die Dane auf sich geladen hat, ein ganzer Film stricken lassen, doch wird dieses Thema bereits nach wenigen Minuten dahingehend ad acta gelegt, dass sich längst eine neue Bedrohung am Horizont abzeichnet. [...]

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                  • 7 .5

                    [...] Es ist einige Jahre her, dass ich mich der Buch-Vorlage seitens Nick Hornby zu "A Long Way Down" gewidmet habe, doch da allein schon die Verfilmung zu "High Fidelity" zu meinen All-Time Favorites zählt, musste ich natürlich über kurz oder lang auch hier einen Blick riskieren zumal man sich in Sachen Besetzung nicht hat lumpen lassen und einen angenehm diversifizierten Cast für den Selbstmörder-Trupp zusammengestellt hat. Freilich, ähnlich wie schon im Buch – an das ich mich selbstverständlich nach all der Zeit nur noch vage erinnere – wirkt das Geschehen anfänglich schon ein wenig konstruiert, wenn sich in der Silvesternacht gleich vier Selbstmörder in spe auf dem Dach eines Hochhauses treffen, um ihrem Leben ein Ende zu machen und schließlich übereinkommen, gemeinsam zu versuchen, doch zumindest bis zum Valentinstag am Leben zu bleiben, doch von diesem Ausgangspunkt aus entfaltet die Film-Adaption gekonnt ihre Qualitäten und mausert sich zu einer überraschend locker-leichten Tragikomödie mit unbestreitbarem Feel-Good-Movie-Charme, den so schnell nichts aus der Fassung bringt. [...]

                    • 8

                      [...] Nach "The Handmaid’s Tale" und "Wandering Amanda" hat Netflix nun mit "Alias Grace" auch seine erste Adaption eines Margaret Atwood-Romans im Repertoire, wenngleich es sich originär um eine Serie des kanadischen Senders CBC handelt, die aus der Feder von niemand Anderem und Geringerem als Sarah Polley stammt, die sich zwar schon vor Jahren aus dem Schauspiel-Business zurückgezogen hat, dafür allerdings als Autorin und Regisseurin von beispielsweise "Take This Waltz" ein Begriff sein könnte. Wie dem aber auch sei, ist es ein Segen, dass die versierte und kluge Polley hier für sämtliche Drehbücher zu den insgesamt Episoden verantwortlich gezeichnet hat, denn so wirkt natürlich auch stilistisch das Geschehen, vor allem aber Sprache, Gedanken und die durchaus von zahlreichen Metaphern versetzte Erzählung wie aus einem Guss. Entsprechend könnte sich "Alias Grace" durchaus anschicken, in einigen Jahren als Paradebeispiel für eine adäquate und gelungene Buch-Adaption zu gelten, denn auch wenn ich die literarische Vorlage in diesem Fall nicht kenne, wage ich doch zumindest zu beurteilen, dass die zu erzählende Geschichte in den rund viereinhalb Stunden Gesamtlaufzeit weder gehetzt, noch langatmig wirkt und in dramaturgischer Hinsicht durchaus formidabel funktioniert. [...]

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                      • 6 .5

                        [...] Seit etwas mehr als zwei Monaten ist die von BBC produzierte Comedy-Serie "White Gold" auch hierzulande bei Netflix verfügbar und allein aus dem Umstand heraus, dass ich es bis vor kurzer Zeit kaum für möglich gehalten hätte, dass es einmal eine 80er-Jahre-Salesman Serie über den Vertrieb von Doppelverglasungen geben würde, musste ich hier einen Blick riskieren, ganz davon abgesehen, dass schon der Trailer einen bissig-satirischen Blick auf die Branche und Zeit versprach. Hauptdarsteller Ed Westwick, den man vornehmlich aus "Gossip Girl" kennen könnte oder dürfte, tut hierbei das Übrige, kauft man ihm den schlitzohrigen und gänzlich durchtriebenen, moralisch verkümmerten Verkäufer ohne Skrupel und Gewissen schließlich vom ersten Moment an ab. Dieser Punkt verstärkt sich noch dadurch, dass man sich auch hier – wie immer noch selten der Fall in Serien – des Stilmittels bedient, die vierte Wand zu durchbrechen und Westwicks Figur Vincent Wan zum Publikum sprechen zu lassen. Ein Kniff, der so gesehen dringend nötig war, um eine Verbindung zum Zuschauer zu suggerieren, denn als Sympathiefigur taugt der unumwunden opportunistische Vincent in keiner Weise, so dass einzig die Chance bleibt, sich von seinem aalglatten Gerede einlullen zu lassen. [...]

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                        • 8

                          [...] Aus einer Laune heraus fühlten wir uns jüngst bemüßigt, einmal beim Amazon Original "The Tick" einen Blick zu riskieren und nicht nur der kompakten Laufzeit von kaum 28 Minuten je Folge geschuldet wusste die prompt mit gehöriger Kurzweil für sich einzunehmen, so dass – wurden bisher schließlich lediglich die ersten sechs der insgesamt zwölf Folgen umfassenden Staffel veröffentlicht – keine drei Stunden später das gesamte bisherige Abenteuer der blauen Zecke und ihres Sidekicks wider Willen, dem psychisch labilen Arthur hinter uns lagen. Dabei fungiert Arthur weit mehr als Haupt- und Identifikationsfigur, als man das zunächst meinen würde, denn seriell betrachtet ist es vielmehr "The Tick", der hier den Sidekick gibt und mit seiner offensichtlichen Beschränktheit und dem affektierten Gehabe gehörig zum Unterhaltungswert der Show beiträgt, ansonsten aber – Held hin oder her – doch eher die zweite Geige spielt. Nichtsdestotrotz muss ich an dieser Stelle bereits meine Begeisterung für Peter Serafinowicz kundtun, der einen wirklich ganz und gar großartigen, herrlich dümmlichen Helden gibt, dessen großes – und unverwundbares – Herz man ihm in jedem Moment anmerkt, wobei ich mich immer noch frage, was es mit den Fühlern der Zecke auf sich hat, haben die nicht nur ein Eigenleben, sondern stellen anscheinend auch die Achillesferse unseres ansonsten unkaputtbaren Helden dar. [...]

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                          • 8 .5

                            [...] Es hat zwar diesmal auch wieder ein wenig länger gedauert mit der Sichtung der zweiten Staffel "Preacher", doch als ich erst einmal damit begonnen hatte, mich erneut der Serie zu widmen, rauschte ich nur so durch die diesmal erfreulicherweise dreizehn Episoden (statt vorher zehn) umfassende Staffel um den Prediger und dessen unwahrscheinliche Gefährten, die sich nun eben aus dem konsequenterweise komplett zugrunde gerichteten Örtchen Annville aufgemacht haben, die weite Welt zu bereisen und Gott zu suchen. Dabei geht es vom ersten Moment an gewohnt brachial wie brutal zur Sache und die Adaption des gleichnamigen Kult-Comics von Garth Ennis ergötzt sich auch diesmal wieder daran, herrlich politisch unkorrekt zu sein und vor allem einen beißend satirischen Blickwinkel auf den christlichen Glauben zu werfen, womit die Serie natürlich für Strenggläubige schnell ein Dorn im Auge sein dürfte, doch scheint es extrem unwahrscheinlich, dass Selbige es überhaupt bis hierher – also zum Beginn der zweiten Staffel – geschafft haben, wohingegen man als geneigter Freund dieser subversiven Ausrichtung natürlich genau weiß, was einen erwartet und die Serie womöglich für exakt diese Qualitäten zu schätzen weiß. [...]

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                            • 6 .5

                              [...] Lange Zeit schon hatte ich "Girl on the Train" schon auf meiner persönlichen Agenda stehen, ohne Großartiges vom Plot oder dem zugrundeliegenden Buch gewusst zu haben, außer, dass es sich – mal wieder – um die Bestseller-Verfilmung eines sich wie geschnitten Brot verkaufenden Buches handelt. Gut so, denn hätte ich mehr gewusst, hätte mich der von Tate Taylor inszenierte Film wohl weit weniger zu packen gewusst, denn inszenatorisch macht der Thriller zunächst einmal eine durchaus tolle Figur und begeistert mit irritierenden, aber stilsicher dargebrachten Zeitsprüngen und Blickwinkel-Wechseln, die langsam aber sicher die Natur eines Verbrechens aufklären, dessen Begleitumstände lange Zeit im Verborgenen bleiben. Nun schreibe ich aber auch von der Warte einer Person, die weder das Buch gelesen noch im Vorfeld einen Trailer zum Film gesehen hat, was sicherlich beides einiges vorwegnehmen dürfte und den Film tendenziell uninteressant machen dürfte, lebt der schließlich wie so oft von seinen überraschenden Wendungen und Offenbarungen, weshalb ich mich auch am Folgenden an möglichst wenigen Details zur konkreten Handlung auslassen möchte. [...]

                              • 3 .5
                                über Arsenal

                                [...] Manchmal weiß man ja schon im Vorfeld, dass man im Begriff ist, sich ziemlichen Schund anzusehen und da ist es dann schon wieder beinahe beruhigend – zumindest nicht überraschend – auf voller Länge Recht zu behalten, wie etwa jüngst bei "Arsenal", denn so sehr ich sowohl Nicolas Cage als auch John Cusack schätze und durchaus bereit wäre, mir beinahe ausnahmslos jeden Film mit einem der beiden anzusehen, sind sie doch mittlerweile eben auch immer öfter Garant für halbgar zusammengeschusterte C-Movies, die sich auf Biegen und Brechen eines bekannten Namens versichern wollen, was auch hier der Fall gewesen sein dürfte. Davon aber einmal abgesehen sucht man Qualitäten oder so etwas wie Alleinstellungsmerkmale in dem von Steven C. Miller inszenierten Streifen relativ vergeblich, wenn man einmal davon absieht, dass er sich doch zumindest um einen visuell ansprechenden Stil bemüht, der ihm aber ebenso selten wirklich gelingt, wie die Dramaturgie zu überzeugen versteht. [...]

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                                • 5 .5

                                  [...] Es ist wirklich beinahe als tragisch zu bezeichnen, wie sehr ich mich auf Terrence Malicks "Song to Song" gefreut habe und wie enttäuschend die Erfahrung letztlich für mich sein sollte, denn nach meiner Sichtung des direkten Vorgänger-Films "Knight of Cups" glaubte ich ja durchaus, mich dem neueren filmischen Schaffen von Malick verbunden zu fühlen, mitsamt seiner esoterisch-philosophischen, beinahe ätherisch-entrückten Inszenierung, doch wirkt sein neuester Streich leider in weiten Teilen wie ein müder Abklatsch, eine uninspirierte und nur leicht variierte Abwandlung dessen, was in vorgenanntem Film thematisiert und behandelt worden ist. Da kommt es sicherlich nicht von ungefähr, dass die schlussendlich von Michael Fassbender verkörperte Rolle ursprünglich Christian Bale angedacht worden ist, denn man könnte leicht meinen, es würde sich um ein und dieselbe Rolle handeln, auch, was die Inszenierung einzelner Szenen und den allgemeinen Look seiner "bescheidenen" Bleibe betrifft. Dabei kann man so leicht gar nicht ausmachen, welches Werk ge- und welches Werk beklaut worden ist, befand sich schließlich auch der schlussendlich 2017 erschienene "Song to Song" mehrere Jahre in der Post-Produktion, so dass viele Szenen bereits 2012 gedreht worden sind. [...]

                                  • 6 .5

                                    [...] Manchmal stößt man durch Zufall auf Filme bei denen man auf Anhieb denkt, "Oh, der müsste was für dich sein" und genauso erging es mir mit "Mindscape", denn Mark Strong als gedankenlesender Kriminalpsychologe in einer nahen, nicht näher definierten Zukunft einer alternativen Realität, der sich auf ein Psychoduell mit einem entweder traumatisierten oder soziopathischen Teenagerin einlässt, schien genau mein Fall zu sein. Und ja, der von Spielfilm-Regie-Debütant Jorge Dorado inszenierte Streifen wusste mich durchaus in seinen Bann zu schlagen, bleibt aber letztlich auch weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, was daran liegen mag, dass sich das Skript für intelligenter als den Zuschauer hält, was man durchaus noch hätte kaschieren können, doch statt geheimnisvoll zu tun, wird hier mit Hinweisen geradezu um sich geworfen und so verpufft ausgerechnet der sicherlich als Augenöffner gedachte Twist gegen Ende beinahe völlig wirkungslos und lässt mit einem müden Schulterzucken zurück, was dahingehen doppelt schade ist, dass der Film bis zu diesem Zeitpunkt eine mehr als gute Figur gemacht hat. [...]

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                                    • 9

                                      [...] Mit "beängstigendes" oder wahlweise auch "erschütterndes Missbrauchsdrama" eröffnen reißerisch andere Kritiken ihren Text zu "Una und Ray", doch eigentlich ist das – ohne jemandem zu nahe treten zu wollen oder Position zu beziehen – schon der falsche Ansatz, sich dem Film zu nähern, denn auch wenn das Wort "Missbrauch" durchaus mehrere Male fällt, müht sich Regie-Debütant Benedict Andrews doch gerade, keine Position zu beziehen und eine unangenehme Ambivalenz zwischen dem zu schaffen, wie Una und Ray sich an die zurückliegenden Ereignisse erinnern. Und bevor mir der Shitstorm entgegenschwappt, versuche ich hier mitnichten, Partei für Ray zu ergreifen oder seine Taten zu rechtfertigen, sondern möchte lediglich herausgearbeitet haben, dass die Deutungs-Hoheit noch immer bei jedem einzelnen Zuschauer liegt. So wird im weiteren Verlauf auch immer fraglicher, gerade in Anbetracht ihres auf den ersten Blick oft irrationalen Handelns, ob Una wirklich selbst der Meinung ist, missbraucht worden zu sein oder ob es das ist, was man ihr Jahrein Jahraus in den Mund gelegt oder eingetrichtert hat. Hierfür würde einerseits das Verhalten der jungen Una vor Gericht sprechen, was man wiederum andererseits als Beeinflussung seitens ihres Peinigers deuten könnte, andererseits zuweilen ihr Verhalten als Erwachsene sprechen, wenn sie Ray zur Rede zu stellen versucht, was erwartungsgemäß den Hauptteil des Films ausmacht. [...]

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                                      • 8

                                        [...] Sich "einfach mal wieder eine nette, britische Komödie anschauen", dachte ich so bei mir, als ich mich kürzlich dazu entschloss, "Es ist kompliziert..!" eines Blickes zu würdigen, doch ahnte ich da noch nicht, wie trefflich mich dieser kleine, feine, unscheinbare Film über seine nicht ganz neunzig Minuten Spielzeit zu unterhalten wissen würde, denn auch oder gerade weil es sich dem Vernehmen nach um eine RomCom handeln mag, geht der von Ben Palmer inszenierte Film doch so selbstbewusst und erfrischend in seine eigene Richtung, dass es eine wahre Freude ist. Simon Peggs komödiantisches Talent dürfte dabei ohnehin über jeden Zweifel erhaben sein, doch spielt ihn die vergleichsweise eher unbekannte Lake Bell so oft so spielend an die Wand, dass es eine wahre Freude ist. Dabei ist die Grundidee eines Blinddates, bei dem sich nun zufällig die falschen Leute begegnen nun nicht eben neu und lässt auch nicht unbedingt erwarten, es mit einer so spritzigen und gleichsam warmherzigen Komödie zu tun zu bekommen, doch vermag der Film aus der simplen Prämisse so dermaßen viel zu machen, dass man manchmal staunen mag. [...]

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                                        • 9

                                          [...] Ich hätte ja nach "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" weder zu glauben, noch zu hoffen gewagt, dass mich ein sich hieran anschließender Nachfolger ähnlich begeistern können würde, doch gleich vom ersten Moment an ist "X-Men: Apocalypse" großes, episches und wuchtiges Augenöffner-Kino, das mich prompt in seinen Bann zu schlagen wusste. Nun weiß ich auch, dass Oscar Isaac als Besetzung für den namensgebenden Apocalypse von vielen verschmäht worden ist, doch war ich von seiner Darstellung des übermächtigen Mutanten tatsächlich schwer angetan und kann hier keine Schwäche des Films ausmachen, der erneut von Filmreihen-Schöpfer Bryan Singer realisiert worden ist. Im direkten Vergleich mag zwar der Vorgänger allein aufgrund der Verquickung der Zeitlinien dem Gefühl nach der epischere Film gewesen sein, doch wartet der dritte Teil der neuen "X-Men"-Reihe dafür mit Stärken ganz anderer Natur auf, denn endlich erfahren auch hinlänglich bekannte Helden wie etwa Cyclops oder Jean Grey ihr lang ersehntes Reboot und so sehr ich seinerzeit James Marsden und Famke Janssen in den Rollen geschätzt habe, machen ihre Nachfolger Tye Sheridan und Sophie Turner einen durchaus überzeugenden Job, wenn sie auch hier die meiste Zeit ebenso noch die zweite Geige spielen wie ihre Vorgänger in der unverhältnismäßig Wolverine-lastigen ersten Trilogie. [...]

                                          • 7

                                            [...] In meinem Bestreben, mich peu à peu dem filmischen Schaffen des leider viel zu früh von uns gegangenen Anton Yelchin zu widmen, habe ich mich jüngst an die seit 2011 in meiner Schublade versauernde Scheibe zu "Middle of Nowhere" – poetisch für "Am Arsch der Welt" – begeben und muss sagen, dass ich doch recht positiv angetan war von der Coming-of-Age-Dramedy, die mich mit ihrer bestechend ungekünstelten Art für sich einzunehmen wusste. Zu großen Teilen lag das zwar einerseits an Yelchin, andererseits aber auch an der mir bislang lediglich aus "Californication" bekannten Eva Amurri, die hier die eigentliche Hauptrolle spielt. Und ganz ehrlich, hätte ich den Film zu einem früheren Zeitpunkt gesehen, hätte ich ihr eine vielversprechende Karriere prognostiziert (nicht nur, da es sich um die Tochter von Susan Sarandon handelt), doch lässt sich in der Rückschau ja nun schon sagen, dass daraus wohl eher nichts geworden ist. [...]

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                                            • 7 .5

                                              [...] Lorene Scafarias Regie-Debüt "Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt" habe ich mitnichten zum ersten Mal gesehen, doch komme ich nun endlich auch dazu, die Endzeit-Dramödie auch adäquat zu rezensieren. Schließlich handelt es sich um einen gleichermaßen ungewöhnlichen wie schönen Film, der sich dank seiner unerwarteten Herangehensweise an das Thema Weltuntergang mit kaum etwas vergleichen lässt, auch wenn es sich im Kern quasi um die typische, warmherzige Indie-Komödie mit offensiv melancholischem Einschlag handelt, doch inmitten der sonst üblichen, dystopischen Endzeit-Dramen und –Thriller stellt der Film auch fünf Jahre nach seinem Erscheinen noch eine lohnenswerte wie einzigartige Alternative dar, die zuvorderst natürlich von den zwei Protagonisten getragen wird, die aber bis in die kleinsten Rollen mit manch formidablem Gastauftritt zu begeistern versteht. [...]

                                              • 7

                                                [...] Nicht zum ersten und sicherlich auch nicht zum letzten Mal – obwohl seit Veröffentlichung der Filme nun schon geraume Zeit ins Land gezogen ist – wird an dieser Stelle der Vergleich zwischen J.C. Chandors "Margin Call" und John Wells‘ "Company Men" bemüht, eint beide Werke schließlich, dass sie sich der 2008 wütenden Finanzkrise widmen, doch wo Chandor seinen Fokus auf den Mikrokosmos einer einzelnen Firma und deren interne Strukturen legt, widmet sich Wells vorrangig den Fallengelassenen, den frisch geschassten Managern, die ob ihrer unerwarteten Kündigung aus allen Wolken fallen. Obwohl sich Wells aber nun sozusagen mehr der menschlichen Seite des Dramas zuwendet und dahingehend einen dankbaren Ansatz findet, ins Zentrum seiner Erzählung gleich drei Figuren zu stellen, die jeweils unterschiedlich auf die persönliche Krise reagieren, hat mich der auf den ersten Blick etwas unzugänglichere "Margin Call" ein Stück weit mehr zu überzeugen gewusst, womit aber mitnichten gesagt sein soll, dass die "Company Men" sich nicht lohnen würden. [...]

                                                • 7 .5

                                                  [...] Über kurz oder lang komme ich ja um kaum einen Science-Fiction-Film herum und auch wenn das Medien-Echo zu "Passengers" meinem Empfinden nach durchwachsen war, hörte es sich eben auch nicht unbedingt nach einem Totalausfall an, ganz davon abgesehen, dass die Besetzung für sich spricht und ich mir durchaus vorstellen konnte, dort würde sich eine gewisse Chemie entfalten. Bezüglich des Plots wiederum war ich durchaus skeptisch, ließ sich schließlich von mehreren Seiten vernehmen, der Film würde sich gegen Ende den üblichen Hollywood-Klischees beugen (was ich nicht verneinen kann), doch Drehbuchautor Jon Spaihts war nun einmal auch am Skript zu "Doctor Strange" beteiligt, andererseits auch an dem in meinen Augen doch enttäuschenden "Prometheus", was nicht für eine aussagekräftige Prognose sprechen wollte. Spaihts allerdings tut es merklich gut, hier auf eigene Faust agieren zu können, weshalb es mich auch nicht verwundert, dass die Geschichte prompt auf der Blacklist der beliebtesten, unverfilmten Skripte gelandet ist. [...]

                                                  • 6

                                                    [...] Auch wenn viele den Herrn Affleck (Ben, Anm. d. Red.) nicht leiden können, zähle ich mich ja absolut nicht zu diesem Lager und schätze ihn nicht nur, aber ganz besonders auch als Regisseur, seit er mich 2007 mit "Gone Baby Gone" im Kino zu begeistern wusste und so stürzte ich mich natürlich neugierig und erwartungsvoll auf seinen neuesten Film "Live by Night", zumal selbiger wieder auf einem Buch von Dennis Lehane basiert, den Affleck ja bereits trefflich in seinem Regie-Debüt zu adaptieren wusste. Hier nun verhält es sich aber leider ein wenig anders, denn die Geschichte um Hauptfigur Coughlin umfasst originär drei Bände, während nur deren zweiter Teil Thema des Films geworden ist, was man so zwar grundsätzlich hinnehmen kann, was aber auch einige Probleme mit sich bringt, denn einerseits beginnt die Geschichte recht unvermittelt, andererseits ist auch das Ende nicht annähernd so befriedigend und zufriedenstellend geraten, wie man sich das nach einem derartigen Gangster-Epos erwarten und wünschen würde. Mitunter größtes Problem könnte aber sein, dass Ben Affleck hier gleich im Quartett in Erscheinung tritt, namentlich als Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller, was dann doch seine Fähigkeiten womöglich überstiegen haben mag, denn wo in ähnlich gelagerten Produktionen die eine oder andere Instanz zum Einlenken befähigt gewesen wäre, macht er hier nun alles mit sich selbst aus und das schlägt sich auch leider im Endprodukt nieder. [...]

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