Rajko Burchardt - Kommentare
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Alle Kommentare von Rajko Burchardt
[...] Als Western mit zaghaften phantastischen Elementen mag "Dead in Tombstone" Körper und Geist weniger schänden als jüngst etwa "Gallowwalkers", aber vergnüglich oder mitreißend ist diese Ultrabillo-Räuberpistole deshalb ja noch lange nicht. Fans des Regisseurs und vermeintlichen DTV-Wunderkinds Roel Reiné mögen dessen Versuchen, aus einem Minimum das Maximum rauszuholen, unter Umständen noch etwas abgewinnen können, aber insbesondere die Actioninszenierung des Films ist eigentlich nicht der Rede wert.
Nie zuvor so erleichtert gewesen, die Wilhelm Tell Ouvertüre zu hören. Nach 120 Minuten Poporchestergestampfe und Morricone-Plagiatismus auf der Tonspur muss noch mal neu verhandelt werden: Wieviel Hans Zimmer kann ein Mensch denn nun eigentlich überhaupt ertragen?
[...] Unter der vermeintlichen Franchise-Neuausrichtung versteht "Curse of Chucky" eine augenscheinlich aus Kostengründen auf einen einzigen Schauplatz beschränkte Handlung, die sich zunächst eigenständig gibt, um dann einen ungelenken Bogen zum ersten Film von 1988 spannen zu können. Regisseur und Drehbuchautor Don Mancini hielt es offenbar für angemessen, das 25-jährige Jubiläum des Minihorrorklassikers mit einem DTV-Nachschlag zu begehen, der sich mit Prequel-Versatzstücken direkt ans Original anzudocken versucht – und dieses dabei merklich doof aussehen lässt. [...]
[...] Dass die Verantwortlichen solch flockig-schöner Toleranzselbstbesudelung stets zu glauben meinen, die Erkenntnis von der Gleichheit der Menschen ließe sich nur über eine zunächst immer erst einmal tonnenschwere Betonung all der vermeintlichen Unterschiede erlangen (inklusive verkrampften Witzelns über politisch korrekte Termini), ist schon reichlich doof. Und einmal mehr die Bestätigung öffentlich-rechtlicher Tristesse im Seriösland: Auch Fernsehfilme, die wir ungefragt mitfinanzieren müssen, halten uns nicht unbedingt für klüger. [...]
[...] In acht Jahren "Dexter" haben es sich die Autoren nicht selten sehr einfach gemacht, ihre zwischen Familien-, Berufs- und Killerleben schwankende Titelfigur mit möglichst abstrusen Antagonisten und Wendungen am Laufen zu halten. Das krampfhafte Festhalten am Status Quo der Idee führte über die Jahre zu einigen unnötigen Variationen und damit Ermüdungserscheinungen, ehe sich in der siebten und vorletzten Staffel endlich ein radikaler Perspektivwechsel vollzog. Viel hinzuzufügen hat das Serienfinale den strukturellen Veränderungen aus dem Vorjahr nicht, unterm Strich aber ist Season 8 immer noch vergnügliche, morbide, manchmal auch schön-debile Unterhaltung.
Review: http://tinyurl.com/q7tcw95
[...] Hätte "Rush" lediglich die formelhafte biographische Geschichte eines der beiden legendären Rennfahrer erzählt, getreu der Stehaufmännchendramaturgie des Sportfilms, wäre ihm mit Sicherheit keine derartige Ambivalenz geglückt. Erst in der Gegenüberstellung der zwei unterschiedlichen Figuren und ihrer entsprechenden Lebensphilosophien gewinnt diese Geschichte ihr Format – nämlich nicht nur eine über ihren Sport und dessen Helden, sondern auch über das Leben selbst zu erzählen.
[...] Mitunter allzu platte Verweise auf Science-Fiction-Klassiker wie "2001", auf bekannte philosophische Motive und vordergründige Bilder von Wiedergeburt hat "Gravity" eigentlich gar nicht nötig, und sie schmälern den überwältigenden Eindruck dieser erstmals wirklich spürbaren filmischen Odyssee im Weltraum zumindest während der zweiten Hälfte. Deshalb ist dies unterm Strich "nur" ein Film, der formalästhetisches Neuland betritt, aber gottlob: Über wie viele Filme lässt sich das heute denn überhaupt noch sagen?
[...] Durch die Found-Footage-Inszenierung gönnt "Frankenstein’s Army" seinem Publikum leider stets nur recht flüchtige Blicke auf die ziemlich interessanten Kreaturen, deren Präsenz und aber auch Bedrohlichkeit in der üblichen Unruhe hektisch verwackelter, gewohnt unschön kadrierter Bilder versumpft. So stellt sich der in diesem Fall besonders überflüssige Stil dem Vergnügen mit den Nazi-Zombies, die statt Hände etwa Bohrer oder Hammer, statt Köpfe gar Propeller oder Schnappvorrichtungen haben, größtmöglich entgegen. [...]
Leider fehlen bis auf seinen impressionistischen "Life" bei moviepilot alle Regiearbeiten von Artawasd Peleschjan (auch: Artavazd Peleshyan, Artavazd Peleshian), obwohl der armenische Filmemacher nicht nur seiner stilbildenden 'distance montage' wegen zu den herausragenden Namen des "Weltkinos" zählt. Sein absolutes Meisterwerk, "We" aus dem Jahre 1969, ist ein betörend schöner, inniger, kraftvoll-poetischer Filmessay über die Heimat Armenien, über ihre Geschichte und Menschen, eine virtuose Liebeserklärung, gegen deren Assoziationsfelder sich Eisensteins Montagetechnik bescheiden ausnimmt. »For me, distance montage opens up the mysteries of the movement of the universe. I can feel how everything is made and put together; I can sense its rhythmic movement.«
Naturalismuslehrstunde des Kinos. Und ein Film, der seine Figuren immerhin aufrichtig hasst. Mit Haneke oder Noé hat das, vor allem ästhetisch, (glücklicherweise) nicht viel zu tun. Anders als etwa in Joel Schumachers strunzdoofem "Falling Down" provozieren hier nicht dysfunktionale, sondern eben geradezu unerträglich gewöhnliche Familien- und Arbeitsverhältnisse den bitteren Gewaltakt. Dass RWF, dessen Mitarbeit an diesem großartig verdichteten, weniger denunziatorischen als vielmehr radikal-sachlichen Alltagsmanifest nicht überschätzt werden sollte, sich später von "Warum läuft Herr R. Amok?" distanzierte, leuchtet ein. Ihm konnte natürlich unmöglich gefallen, dass hier von Einstellung eins an jeder Blick brutal freigelegt ist.
So ungewöhnlich ist das übrigens nicht. Die gleiche (Berliner) Komparsenagentur hat auch schon fürs Supertalent Statisten als Zuschauer rekrutiert.
[...] Alan Balls auf Grundlage der "Sookie Stackhouse"-Bücher von Charlaine Harris konzipierten HBO-Show gelang es bis zur vierten Staffel konstant, neue phantastische Wesen und damit Schwer- wie Höhepunkte in das krisengebeutelte Südstaatennest Bon Temps einzuführen. Eine gewisse dramaturgische Stagnation ist seit Season 5 jedoch nicht von der Hand zu weisen, und auch die sozialpolitischen Metaphern scheinen nur noch Vorwand für ein auf Autopilot geschaltetes Fantasy-Gebräu, das mit seinen Figuren einfach nicht mehr viel anzufangen weiß. [...]
Review Season 6: http://tinyurl.com/matbuc6
[...] Gaunerkomödien, mit ihren hintersinnigen Betrügereien und all der falschen Vertrauensseligkeit, bleibt in der Regel nicht viel mehr übrig, als die eigenen Absurditäten mindestens pointenreich und einigermaßen vertrackt zu stricken. Die klaren Vorgaben öffentlich-rechtlicher Fernsehfilme aber unterbinden narrative Komplexität (und inszenatorische ohnehin), und so ist "Alles Schwindel" nicht nur schulmeisterlich gradlinig, sondern auch vorhersehbar öde. [...]
[...] Denkbar unsubtil spiegelt Regisseurin Sylke Enders die sich über drei Generationen erstreckenden Vater-Sohn-Konflikte, recht demonstrativ nutzt sie Regieeinfälle für dramatische Effekte, von denen lediglich der überraschend spärliche Einsatz der Großaufnahmen interessante Akzente setzt. [...]
Mein Gott, was für ein Boulevard der Eitelkeiten. Der Zweck heiligt eben nicht die filmischen Mittel. Lässt sich nur noch inständig hoffen, dass Menschen diese grauenerregende Manipulationssoße nicht tatsächlich auch mit Dokumentation verwechseln. Ansonsten ist Björn Lahrmanns exzellenter Besprechung beim Manifest nichts hinzuzufügen.
[...] Eine Einladung zum synästhetischen Großereignis, lediglich für den Preis einer Kinokarte. Das versprach der "Jurassic Park", als er das Kino 1993 in die größte begehbare Attraktion seit "King Kong" verwandelte. Insofern beinhaltete Spielbergs Abenteuer, beziehungsweise die Faszination rundherum, schon immer eine dreidimensionale Qualität, weil der Film nicht nur von einem Freizeitpark erzählte, sondern selbst zum Freizeitpark wurde. [...]
[...] Freilich lässt sich über die ziemlich kraftlosen, bis zur Unkenntlichkeit digital verunstalteten Actionszenen oder viel zu oft aus Greenscreen-Shots zusammengestückelten Sets schimpfen (obgleich nicht ganz so schlimm wie die CGI-Sequenzen in "Olympus Has Fallen"), aber warum sollte das einem den programmatischen Spaß verderben. Viel spannender ist ja, wie mittlerweile nicht einmal mehr Emmerich selbst die betrunken-pathetische US-Ikonographie seiner früheren Filme sorglos über die Leinwand retten kann. [...]
[...] Eine weitere Sommerhitfehlkalkulation, ein Film, dem das eigene Desinteresse aus jedem Bild quillt. Ein maximal verdienter Flop. [...]
[...] Wer zwei, drei oder bedauerlicherweise vielleicht sogar vier dieser debilen Gefühlseventfilme gesehen hat, der hat sie eigentlich alle gesehen. Der ist schon mal erfolgreich konditioniert, systematisch weich gekloppt, irreversibel auf Hirnverdrehung eingestellt. So gesehen mag "Bella und der Feigenbaum" nicht geeignet sein, entsprechend masochistische Fernsehfilmzuschauer zu überfordern, aber eine Qual ohnegleichen ist diese neueste Schocktherapie im Ersten natürlich trotzdem. Und eine ziemlich hinterlistige noch dazu. [...]
Beim dritten Mal dann leider wirklich nur noch albern, das bisschen Goregekröse.
Cinemenschenbefindlichkeitsfilm, der einen mit seinem selbstbe- und aber auch überzogenen Kinoabgesang gleichermaßen in den Bann schlagen wie mit enervierend pathetischer Stille zermürben kann. Ohne sonderlich profunde Erkenntnisse romantisiert "Goodbye, Dragon Inn" über seinen Schauplatz als verwegenen Raum, dessen Leinwandglanz dem trägen Restpublikum nunmehr lediglich mühsam in die Gesichter schimmert. Ein Film, von (und mutmaßlich auch für) Menschen, die das Kino als träumerischen Zufluchtsort vor sozialer Interaktion in Gefahr sehen. Ziemlich albtraumhaft, im doppelten Sinne. Nicht jeder mag derart existenzialistisch überhöhte Nischen-Nerderei indes für so wichtig erachten wie Regisseur Tsai Ming-Liang das augenscheinlich selbst tut: Er wählte seinen eigenen Film ganz bescheiden in die persönliche Top 10 des 2012er Sight & Sound Polls. Nun ja.
"In an exclusive interview with HIV Plus, the iconic star of A Nightmare on Elm Street 2 comes out as HIV-positive and reflects on why Hollywood's homophobia caused him to walk away from his dream."
http://www.advocate.com/health/hiv-aids/2013/08/08/scream-king-nightmare-hollywood-couldnt-kill-mark-patton#.UhH-QJJHUQN.facebook
Ein Antagonist namens Radiowelle und eine auf Wucht und Wichtigkeit geeichte Inszenierung, die formal Großes suggeriert, wo nicht mal Kleines seinen Platz hat. "Lost Place" ist wieder einmal deutsches Genrekino, wie man es doch bitte lieber nicht machen sollte. [...]
[...] Vergleicht man "Feuchtgebiete" mit "Elementarteilchen", einer anderen deutschen Bestsellerverfilmung rund um Sexualität und verkorkste Familien, offenbart sich umso mehr, wie sehr David Wnendt die ästhetische Verklemmtheit der Massenkultur für einen Moment überwindet. [...]
Bei Schauspielern kann ich ja verstehen, wenn sie immer die gleichen langweiligen Mainstream- und Kanontitel als Lieblinge und Inspirationen nennen, aber dass selbst Filmemacher hier dann nicht mal auf einige Geheimtipps oder etwas Abseitigeres verweisen, ist schon sehr schade. Bei Thor Freudenthal kommt dann noch erschwerend diese alberne Unart von Exildeutschen hinzu, alles amerikanischer als amerikanisch auszusprechen, auch da, wo es richtig doof wird (Pedro Almodóvar, Alfonso Cuarón).