Rajko Burchardt - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+58 Kommentare
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+22 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence321 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning181 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von Rajko Burchardt
Zwei Mitleidspunkte für den ungehobelten Mut, einen solchen Schwachsinn tatsächlich aufs Kinopublikum loszulassen. Always beware the Mobiltelefon! [...]
Stop! Hammertime!
[...] Der Wandel zur ultimativ sinnlichen Mensch- und Naturmystik, den Malicks Kino seit "The New World" unaufhaltsam vollzieht, geht an einem breiten Publikum genauso vorbei wie es die Filmrealisten zu munterer Häme animiert. "To the Wonder" indes, das sei als Malick-Bewunderer gesagt, fehlt allerdings das besonders Wundervolle, das überbordende Pathos eines "Tree of Life". Vielleicht ist er gerade deshalb angreifbarer – und auch weniger beeindruckend als dieser. [...]
[...] "The most terrifying film you will ever experience" hat sich "Evil Dead" 2013 auf die Fahnen geschrieben, ein guter Werbeschachzug. Der Film ist in der Tat Terror pur, qualvollere Tode gab es lange nicht mehr im Kino zu sehen, erst recht nicht in einer Major-Produktion. Ein einziger großer Fleischwolf ist das, durch den die Figuren gleich mehrfach gedreht werden. Erst als Menschen, dann als Dämonen. Die Neuverfilmung ist blutig, sehr blutig und dann irgendwann sogar nur noch blutig. Splatterkino, als wäre es das erste Mal. [...]
[...] In gewisser Hinsicht ist "Side Effects" einer der ehrlichsten Soderbergh-Filme und ein geradezu adäquater Abschluss seines Schaffenswerkes: Ein Thriller nämlich, der Gehaltvolles vortäuscht, um mit Mottenkistentricks und Genre-Mätzchen billig-plumper Affektunterhaltung zu frönen. Schade, dass Soderbergh ausgerechnet in dem Moment seine Karriere an den Nagel hängt, in dem er zum neuen Brian De Palma mutiert. [...]
Haha, gleiche Mucke und Männermelancholie wie bei Drive. File under Hipster-Kino.
Nicht weniger lästig als die jüngeren hämischen Schmähungen seines Spätwerks sind ganz selbstverständlich vereinzelte Versuche cinephil verstrahlter Himmelsstürmer, Dario Argentos Filme seit der Jahrtausendwende auf ein früheren Werkshöhepunkten gegenüber identisches (Rezeptions-)Niveau zu drücken. Wer etwa dessen Mütter-Trilogie mit "La terza madre" adäquat abgeschlossen sieht, wer keinerlei gestalterische Verluste, künstlerische Erschöpfung oder ästhetische Agonie im Argento-Schaffen neuen Datums finden kann, der mag auch via "Dracula (3D)" eine vereinheitlichende Brücke stabiler Auteurismus-Qualitäten schlagen wollen. Bewunderer der (gegenwärtig leider nur theoretischen) Argento-Fertigkeiten mit intakten Sinnesorganen dürften dieses Deliriumserzeugnis bestenfalls noch schulterzuckend aussitzen, nicht mal mehr stöhnen über die an 90er-Jahre-Amateurquatsch aus dem Hause Schnaas/Rose/Ittenbach gemahnende Bildsprache, die einfältige Mise-en-scène, die saft- und kraftlose Plan-von-nix-Bearbeitung des Stoffes. Nicht einmal zum abschätzigen debilen Entertainment will diese Illustration eines künstlerischen Tiefstpunktes taugen, deren Spurensuche nach zumindest ideell interessanten Anknüpfungspunkten einstiger Schöpferkraft Dario Argentos schon nicht mal mehr im Sande verläuft. Sondern irgendwo im knallig eingefärbten Waldloch, in dem Thomas Kretschmanns Graf Dracula als riesige CGI-Heuschrecke ihre Runden hüpft.
Auch für einen Aprilscherz arg geschmacklos.
»Tödliche Versprechen, das ist auch so ein rundum guter Film. David Cronenberg, den kenn' ich jetzt gar nicht, das ist glaub' ich so ein Horrorfilmregisseur. […] Ich find' sowieso Christopher Nolan ist der Meister von intelligentem Unterhaltungskino.«
Beste moviepilot-Liste seit Erfindung von moviepilot-Listen.
[...] Die vulgär-vergnügliche Sleaze-Welt De Palmas scheint längst nur noch eine Altherrenversion ihrer selbst, vergangen und lustlos, ohne Feuer und Einfälle, ohne wenigstens konsequente Selbstvertrashung. "Passion" ist popeliges, beinahe handelsübliches Erotik-Thriller-Kino, das wenig will und noch weniger kann. Ein müdes Spätwerk vom einstigen Hollywood-Virtuosen Brian De Palma, mit dem schon viel zu lange einfach so gar nichts mehr los ist.
Noch immer ist er gleichermaßen faszinierend wie er auch wehmütig stimmt, der enorme inszenatorische Aufwand, mit dem Ken Russell sein rüdes zeitgeschichtliches Kirchen- und Sittengemälde in die An(n)alen der Filmgeschichte stieß. Von derart gigantischer Studiovertriebssystem-Exploitation, auf einem so hohen gestalterischen Niveau, bedingungslos grob und doch nicht unklug in seiner Radikalität, geradezu getrieben künstlerisch und ausufernd bitter, kann das Kino heute nur noch träumen. Die schlicht nicht zu bändigende orgiastische Wut der Russellschen Bilder hysterischer Penetration, sich Bahn brechender sexueller Kräfte und aberwitziger ritueller Tyrannei hat nichts von ihrer subversiven Schlagkraft eingebüßt: Nach wie vor ist jede reguläre Veröffentlichung der zentralen Rape-of-Jesus-Sequenz beraubt, noch immer ist dieser größte Zelluloid gewordene Anschlag auf die ästhetischen Grundpfeiler des Christentums dem Warner Bros. Entertainment ein Stein des Anstoßes. Als Manifest der Hemmungslosigkeit, durchaus auch plump in der Wahl der Mittel, und aber gleichfalls nachhaltig eindrucksvolle Popart-Orgie, die kirchliche Insignien konsequent auf ihre funktionalen Symbolismen von Unterdrückung, Folter und Unmenschlichkeit herunter bricht, ist "The Devils" auch über 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung ein absonderliches, fassungslos-irres Vergnügen.
Village People - The Movie. Der "Nightmare on Elm Street 2" des Actionkinos. 90 Minuten gestählte Männerliebe, bis zum finalen Prügelrohr: Mark L. Lesters Opus magnum.
Ein weiteres Puzzleteil im Rätsel um die allgemeine Rollin-Verehrung, wenn auch frei von dessen bekannten Leitmotiven, gar vordergründig übernatürlicher Elemente, das einfach gedachte Poesie aber dennoch mit allzu nahe liegenden atmosphärischen Bildern und bezopft-erotischem Frau-Mann-Mystizismus einmal mehr möglichst äquivok alias unpräzise herzustellen versucht. Von cinephilen Eurohorror-Aficionados wohlmöglich wieder mit Schlagworten wie "somnambul" geadelt, gleicht diese Dank üblicher Surrealismuseinsprengel um Deutungsfreiheit bemühte Liebesgeschichte weniger einem schauerlichen Traum in sakral-morbidem Ambiente, als sie vielmehr das schemenhafte, selbstredend stets nur angerissene Verhältnis der beiden Protagonisten in deklamatorischen Bildersaft tüncht. Kann man natürlich machen, ist auch nicht vollkommen frei von Reizen, hat in seiner dramaturgisch gelösten Stimmung, seinem auf farbliche Akzente abgestimmten Gebilde sogar zweifelsfrei eine sonderbare Ausdruckskraft (superber Soundtrack ebenfalls!), aber willkürlich, enervierend, unbeirrbar zäh ist das alles schon auch sehr. Ein Film, der ständig um dich kreist, statt dich einfach mal hart ran zu nehmen. Stark ungeil, trotz Grabkammerfick.
Eine Art Bewährungsprobe der jungen Frisörs-Produzenten-Karriere von Jon Peters, der für seinen zweiten Hollywood-Ride nach dem irrsinnigen Erfolg von "A Star Is Born" noch einmal Girlfriend Babsy Streisand den Titelsong schmettern ließ, wenn es auch mit der Hauptrolle nicht klappen wollte. Stattdessen nahte bekanntlich für Faye Dunaway der berüchtigte Anfang vom Ende, während "Eyes of Laura Mars" nach Michael Millers Rausschmiss von Peters' Erfüllungsgehilfe Irvin Kershner entsprechend reibungslos runtergedreht werden sollte. Durchgehend auf appealing gebürstet und geradezu umwerfend beim Blick auf die Liste aller Beteiligten (Produktion: Laura Ziskin, Drehbuch: John Carpenter, Setdesign: Gene Callahan, Schnitt: Michael Kahn, ja, sogar die Film-in-Film-Photos stammen von Helmut Newton), blicken die "Eyes of Laura Mars" vor allem in den Abgrund des New Yorker Modesündenpfuhls Ende der 70er Jahre. Der Film höhlt einem die Augäpfel aus, so Seventies ist er, und in Kombination mit einer skurrilen American-Giallo-Ästhetik garantiert sein funky Let's-all-chant-Stil allein auf Produktionsebene Köstlichkeiten am laufenden Band. Inhaltlich as banal as it gets, tonal weitgehend widersprüchlich und im ständigen Wechsel der atmosphärischen Ausrichtung ein typisches Produkt Petersscher Interventionen, ist der Film als Chic-Zeitdokument heute von unschätzbarem musealen Wert. Und Dunaway spielte sich Kraft changierenden Power-Actings schon mal für "Mommie Dearest" warm.
Jeden Mittwoch.
Nach "Catch.44 – Der ganz grosse Coup" oder "Set Up – Freunde für’s Leben, Feinde für die Ewigkeit" setzt "Fire with Fire – Rache folgt eigenen Regeln" den eindrucksvollen Videomarkt-Nebenstrang in der Karriere von Bruce Willis fort.
Hätte deutlich schlimmer kommen können. Aber mit einem guten Film hatte das natürlich wiederum auch nichts zu tun. Bonuspunkt: "Sie, sie und ihre Alleingänge und diese Gewalt und dieses ganze... Rumgeblute!".
[...] In einem nach allen Regeln der Manipulationskunst gestrickten Anbiederungsformalismus aus vereinnahmender kindlicher Hauptfigur, ständigem Voice-Over und sinnlichen Musikklängen verfolgt der Film eine hanebüchene Verniedlichungsstrategie des dargestellten Elends: Wie eine unbeschwerliche Abenteuerreise mutet der im Kern zutiefst brutale Leidensweg seiner Hushpuppy an, wie ulkig betörende Lebensausschnitte wirken deren Erlebnisse. [...]
[...] Kassendebakel, Box-Office-Bombe, Kritikerflop. "Jack and the Giants" wurde schon im Vorfeld zu einem zweiten "John Carter" degradiert, weil seine lange Produktionsgeschichte, die unentschlossene Ausrichtung des Stoffes und nicht zuletzt auch unklare Vermarktung durch Warner auf einen kolossalen Rohrkrepierer schließen ließen. Ob es nun an den heruntergeschraubten Erwartungen oder einem gewissen Verteidigungsreflex liegt, kann ich nicht genau sagen, aber: Bryan Singers Film ist eigentlich vollkommen in Ordnung. [...]
[...] Auf eindrucksvoll geeichte Kamerafahrten über die Wüste, sonnendurchflutete Aufnahmen von Kamelen und Pferden – sein banales touristisches Flair bezwingt der Film sattsam über unentwegte Establishing Shots in Postkartenform. Dem überhasteten, ungelenken Einstieg in die Handlung fügt sich das kommende Bauerntheater kongenial. Hirnverbrannte Dialoge und dramaturgische Willkür bereiten angemessen auf den drohenden Schwachsinn vor. [...]
[...] Das mit zwei Stunden Laufzeit kolossal überveranschlagte, unbeholfene, sich alternierend wähnende Flickwerk ersäuft grandios in seinem buchstäblich prätentiösen Versuch, dem stumpfsinnigen Sujet via kunstgewerblichem Billig-Stil eine Aura des Bedeutsamen zu verleihen. Mit Ach und Krach zwingt John Hyams den UniSol-Stoff in eine philosophische Stoßrichtung, drückt ihm endlos redundante Trivialdialoge über Vergänglichkeit und Entmenschlichung auf, ja, wirbt mit seinem Konzept eines irgendwie anders gedachten Actionfilms um Verständnis. Irgendwer möge darin schon Tiefsinn erspüren können, ihn gar als Zombiefilm, als Meditation über den Krieg, als beinhartes Gewaltgedankenspiel sehen wollen. [...]
http://www.radioplanet.tv/wp-content/uploads/2011/01/VanDerCry.gif
Viel taugt die Analyse leider wirklich nicht. Sie beginnt bereits fragwürdig ("Es geht um eine Männerfreundschaft" sagst Du, dem ist wohl kaum so, 'Zweckgemeinschaft' träfe es besser), setzt sich fahrlässig behauptend fort (Andersons "Stilwille" lasse sich nicht mit "großer Kunst" verknüpfen, nun ja) und kommt in Unterstellungen zum völligen Erliegen: Was der Film sein will oder nicht sein will, lässt sich bestenfalls vermuten (Stichwort Intentionalisierung). Der Rest an aufgezeigten vermeintlichen Schwächen des Films lässt sich darüber hinaus mit Leichtigkeit als dessen geballte Stärke lesen, so die ausbleibenden Identifikationsangebote oder die distanzierte Figurenentwicklung, die ihre Charaktere nicht in ausbuchstabierte figurale Muster zwängt. Der Vorwurf einer vorgetäuschten Relevanz, des künstlerischen Aufplusterns, ließe sich zudem problemlos ebenfalls dem von Dir ge- wie auch überschätzten Christopher Nolan machen. Die Gesamteinschätzung des Anderson-Oeuvres strotzt dann leider nur noch vor Schlichtheit, und zeigt leider auch, dass eine an Slavoj Žižek geschulte Filmrezeption schnell an ihre Grenzen stoßen kann (Interpassivität – der Illusion sind hier andere erlegen). Treffend hingegen die Erwähnung der Motorradszene, die ich auch als vergleichsweise plump und erstaunlich wenig profund empfand, so mir The Master ja auch ganz generell nicht so zugesagt hat wie die bisherigen Filme Andersons, und auch den Vorwurf des "Übermaßes an Handwerk" muss er sich wohl, Auslegungssache freilich, gefallen lassen. Ansonsten scheint mir diese Analyse arg in konventionelle Vorstellungen von Kino verstiegen, enttäuschend. Dünn.
♥