Patrick Reinbott - Kommentare
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Alle Kommentare von Patrick Reinbott
Selten genug, dass ein Sequel den Vorgänger übertrumpft. "Terminator 2" ist so ein Fall, "The Godfather 2" auch und für viele auch "Aliens".
"The Empire Strikes Back" reiht sich auch in diese Liste ein, denn er bietet von allem, was man an diesem Universum lieb gewonnen hat, noch mehr und ist ein nahezu perfektes Beispiel, wie ein aufregendes Blockbuster-Event sein sollte. Die Figuren sind noch ausgereifter und die Schauspieler mit ihren Rollen verwachsen. Der Humor ist dank Han Solo und Chewbacca noch besser. Doch es geht bisweilen auch düster zur Sache, denn diesmal ist Darth Vader nicht einfach nur ein Bösewicht, sondern bereits ein Symbol, die Verkörperung und Verführung durch die dunkle Seite der Macht, gegen die sich Luke Skywalker behaupten muss. Dieser zweite Teil ist gespickt mit denkwürdigen Momenten wie der frostige, epische Auftakt auf Hoth, die Jedi-Ausbildung durch Yoda auf Dagobah, ein in Karbonit eingefrorener Han Solo, die erste Auseinandersetzung Luke vs. Vader oder der wohl meistzitierte Twist der Filmgeschichte (I AM YOUR FATHER) mit anschließendem, fiesem Cliffhanger.
So pur, so schön, so Kino.
[...] Man braucht gar nicht lange drum herum reden: Wer Adam Sandler bislang nicht mochte, seine Komödien nicht im Ansatz witzig fand und seine ganze Art infantil bis peinlich einstufte, wird auch mit "The Ridiculous 6" auf keinen Fall eines Besseren belehrt. Obwohl der Streifen anfangs eine fast schon ernst gemeinte Handlung andeutet, die sich an klassischen Western- Motiven orientiert, verpufft dieser Ansatz des ernstgemeinten Geschichtenerzählens ebenso schnell wieder. Spätestens ab dem Moment, in dem Hauptfigur Tommy aka "White Knife", natürlich gespielt von Sandler selbst, auf den ersten seiner insgesamt fünf Halbbrüder trifft, verwandelt sich der Film zur typischen Blödel-Parade, wie sie so ziemlich jeder Film bisher war, in dem Sandler mitgespielt hat oder am Drehbuch beteiligt war. [...] Fast schon bizarr ist überdies der völlig inkonsistente Tonfall, bei dem der mit geschlagenen zwei Stunden Laufzeit mindestens eine halbe Stunde zu lang geratene Streifen andauernd andere Stimmungen einschlägt, die nie zusammenpassen wollen. Eine ernst gemeinte Geschichte, die bisweilen sentimentale bis herzerwärmende Szenen evozieren möchte, trifft dabei auf eine respektlose Parodie voller absurder Zoten und rassistischer Stereotype, während auf harmlose Kalauer auf einmal unerwartet brutale Gewalteinschübe folgen. [...]
Die ganze Kritik gibt es hier:
http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/12/review-ridiculous-6-blodelalarm-im.html
Schon nach den ersten Sekunden spürt man die erste Gänsehaut, sobald der meisterhafte Score von John Williams einsetzt. Selbst nach vielen, vielen Jahren seit der letzten Sichtung kribbelt es immer noch hier und da.
George Lucas ist ein Träumer und sein "Star Wars" ein Space Opera Märchen im Gewand eines opulenten Science-Fiction-Blockbusters für Träumer, staunende Kinderaugen oder nostalgisch schwärmende Erwachsene.
Dass dieser erste Teil stellenweise eine arg holprige Dramaturgie hat und die Charaktere so simpel schwarz/weiß gezeichnet sind, wie nur möglich - Geschenkt. Wenn man sich freudig daran zurück erinnert, weshalb man als Kind mit einem Plastik-Laserschwert durch das Wohnzimmer gestolpert ist, mit den Figuren gespielt hat oder wiederholt die abgenudelte Videokassette mit dem Finger zurückgespult und in den VHS-Rekorder gestopft hat, kann es nur eine Antwort geben: Dieser Film ist der Grund.
Das einzelne Werk ist fast schon nicht mehr entscheidend, es ist der Mythos "Star Wars" selbst, der sich verdient in das popkulturelle Bewusstsein sowie die Herzen zahlreicher Menschen eingebrannt hat, mit seinem naiven Charme, den skurril und wundervoll gestalteten Kreaturen sowie den effektgeladenen Schlachten.
Im Jahr 1992, als Peter Jackson noch längst nicht Blockbuster-Geschichte geschrieben hatte, veröffentlichte der Regisseur einen Meilenstein, der die Herzen der Splatter-Fans bis heute höher schlagen lässt.
"Dead Alive", auch besser bekannt als "Braindead", ist das Werk eines leidenschaftlichen Querkopfes, der sich aber mal so richtig austoben durfte. Was anfangs noch wie eine leicht kitschige Romanze beginnt, entwickelt sich schon bald zu einer Parade des schlechten Geschmacks, bei dem Jackson eine wahnwitzige und blutbesudelte Idee an die nächste reiht.
Momente wie die Dinner-Szene (“Mmm… rich and creamy, just the way I like it!"), die urkomische Slapstick-Odyssee mit dem Zombie-Baby auf dem Spielplatz oder das ausgedehnte Finale, bei dem der Regisseur den Splatter-Grad immer weiter und kreativer steigert, bis man seinen Augen kaum noch trauen mag, sind längst legendär. Die handgemachten Ekel-Effekte, das abgefahrene Figuren-Design und der unglaublich überzogene Gewalt-Faktor heben das Werk bisweilen in schwindelerregend surreale Gefilde, in welcher dieser Orgie aus zerfetzten Leibern, ab- oder herausgerissenen Gliedmaßen und Organen sowie bizarr entstellten Kreaturen eine einzigartige Note beiwohnt, die den Splatter auf abseitige Weise zur innovativen Kunstform transformiert.
Mit Timothy Balme bekommt man außerdem einen toll besetzten Hauptdarsteller, der vor allem durch sein flapsiges Slapstick-Schauspiel auffällt und dem Werk abseits seiner matschigen Qualitäten sehr komödienhafte Züge verleiht. Nicht zu verachten ist auch der Charakter-Hintergrund, bei dem Jackson auf der Zielgerade zudem noch Kindheits-Trauma-Verarbeitung einstreut und seiner Hauptfigur Lionel einen wohlverdienten Persönlichkeits-Triumph spendiert, wenn dieser geknechtete, arme Kerl schließlich den Pantoffeln der ihn unterdrückenden Mutter entflieht und endlich lieben darf.
Guillermo del Toro war bislang immer eine verlässliche Anlaufstelle für Filmfans. Seine Filme hatten stets das gewisse Etwas, egal ob persönliches Herzblut, skurrile Details oder fantasievoll verspielte Geschichten mit emotional berührenden Untertönen.
"Crimson Peak" allerdings ist bedauerlicherweise eine Enttäuschung, die lediglich hinsichtlich des kreativen Gestaltungswillens die gewohnten Qualitäten des Regisseurs aufzeigt. Der Film ist toll gefilmt und wunderschön ausgestattet. Jedes Set und Kostüm, jede Frisur und jeder noch so kleine Einrichtungsgegenstand ist mit äußerstem Bedacht entworfen und rein optisch ist "Crimson Peak" zweifelsohne das altmodisch atmosphärische Grusel-Märchen, das man sich vorab erhoffen durfte.
Gleiches lässt sich aber nicht von der Geschichte und der allgemeinen Ausstrahlung behaupten. Das dünne, klapprige Handlungsgerüst wird viel zu zäh über die nicht gerade kurzweiligen zwei Stunden ausgewalzt und dem Film mag es nie so richtig gelingen, einen zu berühren, zu gruseln oder zu fesseln. Auch wenn die Figuren mit namhaften Darstellern besetzt sind und der ein oder andere Moment eine durchaus morbide Faszination ausstrahlt, verfolgt man das Geschehen als Zuschauer die meiste Zeit über seltsam unbeteiligt. Es wirkt so, als hätte del Toro seine gesamte kreative Kraft einzig in die Ausstattung gepumpt, beim Drehbuch hingegen hat er sich dafür umso mehr gehen lassen.
Gemäß dem wahrscheinlichen Vorsatz, sich auf altmodische Strukturen zu verlassen, um eine möglichst klassische Seherfahrung zu schaffen, ist "Crimson Peak" umso blasser und staubiger in seiner Erzählung, öffnet sich für den Betrachter nie vollends und lässt einen ziemlich unberührt zurück. Obwohl der Streifen im letzten Drittel gegen Ende nochmal stark anzieht und erahnen lässt, was hier noch alles möglich gewesen wäre, bleibt der Gesamteindruck ein durchwachsener.
Es ist ein fantastischer Auftakt, mit dem Brian De Palma seinen "Snake Eyes" eröffnet. In einem grandios choreographierten (Fake-)Long-Take bereitet der Regisseur seiner Handlung souverän eine Bühne und schafft es, das Szenario, Schlüsselfiguren und hektisches Spektakel unter einen Hut zu bringen, ohne auch nur ein mal aus der Fassung zu geraten.
Ab dem Punkt, an dem der erste sichtbare Schnitt erfolgt und ein Schuss die Geschichte ins Rollen bringt, in welcher während eines Boxkampfs ein Attentat auf den Verteidigungsminister verübt wird, entfaltet sich ein typischer Thriller der Marke De Palma.
Dem Regisseur gelingt es wieder einmal, den eigentlich simplen, überschaubaren Plot alleine durch seine brillante inszenatorische Gestaltung sehr stark aufzupolieren. Inmitten des Geschehens, in dem ein nicht ganz so sauberer Detective zwischen die Fronten einer höher gelegenen Verschwörung gerät, manipuliert auch De Palma seinen Zuschauer immer wieder auf raffinierte Weise. Dabei setzt er wie immer auf ein äußerst filmisches Erzählen, bei dem visuelle Clous und Finten, geschickte Rekonstruierung mittels famoser Kamerafahrten, Rückblenden und mitunter trügerische Perspektivwechsel den Nährboden für die unverwechselbare Spielwiese des Regisseurs bieten, auf der sich die Hauptfigur ebenso wie der Betrachter in einem Netz aus doppelten Böden, fragwürdigen Ereignissen und schmerzlichen Erkenntnissen verstrickt.
Als Bonus konnte De Palma außerdem Nicolas Cage für die Hauptrolle gewinnen. Cage, der sich zu diesem Zeitpunkt so ziemlich auf der Höhe seiner Karriere befand, bekommt auch hier genügend Möglichkeiten, genüsslich überzuschnappen und rabiat in Rage zu verfallen, was zu einer weiteren Performance der absoluten Extravaganz führt.
Leider kommt "Snake Eyes" abseits dieser positiven Errungenschaften nicht ohne Schwächen aus. De Palma enthüllt eine entscheidende Offenbarung deutlich zu früh, wodurch er der Handlung einiges an Spannung und Überraschungspotential raubt, da der Zuschauer der Hauptfigur mit einem Mal voraus ist. Außerdem geht dem Film gerade auf der Zielgeraden deutlich die Puste aus. Sobald alle Karten aufgedeckt sind und die Handlung komplett klar ist, verfällt der Streifen unglücklicherweise in ein enttäuschendes, unspektakuläres Finale, auf das zudem noch ein unpassender Schluss folgt.
Klare Abstriche in einem ansonsten guten Thriller, der von der fesselnden Gestaltung und wunderbar filmischen Erzählweise getragen wird.
Es ist eigentlich schon überraschend genug, dass mit "Baskin" ein Horrorfilm aus der Türkei bei uns erscheint. Noch erfreulicher ist allerdings die Tatsache, dass das Regiedebüt von Can Evrenol förmlich als Musterbeispiel anerkannt werden darf, wenn es darum geht, wie ein gelungener Genre-Beitrag auszusehen hat.
Wenn man ihm etwas vorwerfen kann, dann seinen holprigen Auftakt. Der Einstieg in den Film gestaltet sich zunächst nicht ganz einfach, denn mit den Hauptfiguren, eine Truppe proletenhafter, unsympathischer Polizisten, erweist der Regisseur dem Zuschauer bezüglich Charakter-Identifikation keinen wirklichen Gefallen. Umso mehr kommt allerdings von Anfang an die starke Inszenierung zum Vorschein, bei der Evrenol die Spannungsschraube langsam aber umso fester zudreht.
Der wuchtig dröhnende Score in Kombination mit Bildern, die sich auch gerne mal über den gewöhnlichen Tellerrand hinaus auf surreal verspieltes Terrain begeben, entwickelt der Regisseur eine unglaublich aufsaugende Atmosphäre. Beunruhigende Höllen-Symbolik sowie mysteriöse Vorfälle sind schließlich nur der Startschuss zu einem buchstäblichen Höllen-Trip, bei dem Evrenol sichtlich erkennbare Referenzen zu einem qualvollen Terror-Schocker vermengt, der es in sich hat.
Mit einer fein abgestimmten Mischung aus schauriger Anspannung, die sich erfreulicherweise nicht ständig in plumpen Jump-Scares entladen muss, Impressionen voller purer Verstörung sowie einigen Gewaltspitzen von viehischer Härte wird "Baskin" zu der Sorte Horror, die einen unentwegt durchrüttelt, nachdem sie sich bereits zuvor perfide angeschlichen hat und unter die Haut gekrochen ist.
Diese Art von inszenatorisch getriebenen und durch kraftvolle Bildsprache erzeugten Horror lässt sich im amerikanischen Bereich der jüngeren Vergangenheit am ehesten bei Rob Zombie vorfinden, doch in Sachen Gewalt orientiert sich der Regisseur beispielsweise an der französischen Terror-Welle, während die Bildgestaltung und das beklemmende Sound-Design klassischen Horror-Maestros wie Dario Argento oder Lucio Fulci entliehen zu sein scheint.
Man sollte sicherlich eine gewisse Vorliebe für Horror der extremeren Gangart mitbringen, um maximalen Gefallen an diesem Werk zu finden, doch auf "Baskin" sollte man definitiv ein Auge werfen. Can Evrenol liefert ein Debüt, das trotz leichter Mängel hinsichtlich der Figurenzeichnung weitaus kompetenter erscheint als eine ungelenke Fingerübung. Bitterböse, knallhart und höchst atmosphärisch bekommt man hier einen fiesen Schocker, der verstört, beängstigt und womöglich noch eine Weile nachwirkt.
[...] Was an diesem Film zunächst einmal am meisten verwundert, ist sein Regisseur. Mark Neveldine, der bislang im Regie-Doppelpack mit Brian Taylor arbeitete und beispielsweise an den überdrehten Hochgeschwindigkeits-Actionstreifen "Crank" sowie "Crank 2" mitwirkte, hat nun also einen gewöhnlichen Horrorfilm inszeniert. Wer sich womöglich erhofft, dass Neveldine dem Genre durch seine eigene Handschrift innovative Facetten verleiht, wird vom Film schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Es gibt zwar inszenatorisch die ein oder andere auffällige Besonderheit, was sich hauptsächlich in rasanten Kamerafahrten oder unruhigen Schwenks bemerkbar macht, doch ansonsten bemüht sich der Regisseur keineswegs darum, etwas anderes abzuliefern als das, was man bereits in dutzenden anderen Streifen dieser Gattung zu sehen bekommen hat. [...] Nichtsdestotrotz ist nicht alles misslungen an "The Vatican Tapes". Auch wenn das Drehbuch von Christopher Borrelli munter sämtliche Klischees bedient, die mit einem Exorzismus-Film daher kommen, gibt es ab und an Momente, welche aufgrund ihres kruden Ideenreichtums für schaurige Stimmung sorgen. Da wird dann gerne mal der obligatorische Jumpscare ausgespart, welcher den Zuschauer möglichst unkreativ hochschrecken lassen soll. Anstelle dessen gibt es beispielsweise einen Aufstand in der Psychiatrie, der völlig außer Kontrolle gerät, einen fiesen Suizid oder drei Eier, welche die besessene Hauptfigur während dem Exorzismus ausspuckt. Von solchen sonderbaren Einlagen, die bisweilen an der Grenze zur unfreiwillig komischen Überzeichnung kratzen, hätte das schlaffe Drehbuch sogar noch einige mehr vertragen können, um sich wenigstens in dieser Hinsicht vom üblichen Einheitsbrei abzuheben. [...]
Die ganze Kritik gibt es hier:
http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/12/review-vatican-tapes-der-leibhaftige.html
https://medium.com/hbo-cinemax-pr/hbo-renews-the-leftovers-for-a-third-season-cdd4666e79b
Liebe.
[...] Es beginnt schon bei der Einleitung des Films, bei dem nicht sofort alle Probleme und Hintergründe der Figuren direkt offen gelegt werden. An erster Stelle stehen hier zunächst die Menschen an sich, ihre Interaktion miteinander und die jeweiligen Verhaltensweisen, aus denen sich die Narben in ihren Seelen, die verschwiegenen Laster sowie unterdrückten Schwierigkeiten nach und nach wie von selbst erschließen. Auffällig sind außerdem die zahlreichen wortlosen Momente in diesem Werk, in denen auf Konfrontationen und Diskussionen Schweigen, Nachdenklichkeit oder qualvoll stille Reflexion folgen. Die Regisseurin scheint genau zu wissen, wann Ruhe angemessen ist, wann Gefühlsausbrüche intensiv entladen werden müssen und wie viel Raum sie ihrem Cast lassen kann, damit sich dieser effektiv entfalten darf. [...] Und schließlich ist da noch das Weihnachtsfest, das wie schon erwähnt der zentrale Rahmen für die Geschichte ist. Anstelle harmonischen Miteinanders dient es hier für alle Figuren als persönlicher Konfliktpunkt, welcher immer wieder die Frage aufkommen lässt, wie glücklich man eigentlich gerade mit sich selbst ist und was einem Werte wie Gemeinschaft, Freundschaft und Familie bedeuten. Zum Schluss endet "4 Könige" keineswegs glücklich für jeden und es gibt auch keine hoffnungsvollen Umarmungen oder liebevoll ausufernden Gesten. Ein schlichtes Lächeln eines jungen Mädchens, das tief in sich womöglich wieder Hoffnung geschöpft hat, reicht hier völlig aus. [...]
Die ganze Kritik gibt es hier:
http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/12/review-4-konige-weihnachten-in-der.html
"Von drauß' vom Walde komm ich her; Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr! "
Der Weihnachtsmann glänzt heuer allerdings mit Abwesenheit und schickt lieber einen anderen Kollegen, der sich um die bösen Kinder kümmern darf.
Nachdem Regisseur Michael Dougherty mit seinem fiesen, kleinen "Trick 'r Treat" bereits einen Film passend zum Halloween-Fest abgeliefert hat, gibt es nun auch was für Weihnachten von ihm. In "Krampus" nimmt er sich eine alte, deutsche Sage als Vorbild und formt daraus einen herrlich eigenwilligen Genre-Mix, der im besten Sinne an familienfreundlichere, charmante Werke aus den späten 80ern oder frühen 90ern erinnert.
Zunächst ist der Horrorfilm gar nicht erst zu erahnen, denn es darf deutlich mehr gelacht als sich gegruselt werden. Dougherty inszeniert eine spritzige Weihnachtsgeschichte nach typisch amerikanischem Leitmotiv, bei dem er wohlige Traditionen und klischeebehaftete Riten ebenso genüsslich bedient wie er sie im nächsten Augenblick absurd überspitzt. Das funktioniert auch deshalb so gut, da Wortwitz und Situationskomik angemessen fies sind, ohne jemals allzu böse zu werden. Zudem sind die Darsteller gut gewählt und geben trotz einiger gewollt heftiger Stereotype wie dem waffenvernarrten Onkel sehr sympathische Figuren.
Hat man es sich als Zuschauer eben gemütlich gemacht in diesem schrillen, aber irgendwie auch warmherzigen Szenario, entfesselt der Regisseur schließlich einen abgedrehten Festtags-Albtraum, bei dem er den fürchterlichen Schrecken durch die Perspektive eines unschuldigen Kindes filtert. Spielzeuge und leckeres Weihnachtsgebäck werden zu hinterlistigen Monstern, durch den Kamin rumpelt der Leibhaftige und böse Kinder wie neugierige Erwachsene bekommen ihr Fett weg. Auch wenn der Streifen gewalttechnisch regelrecht handzahm ist, überzeugt das abgefahrene Spektakel mit reichlich Liebe zum selbstgemachten, kreativen Figurendesign, toller Musik und stimmigen Ideen.
Und am Ende ist "Krampus" dann doch auf seine ganz spezielle Weise ein Pro-Weihnachtsfilm, gerade weil er gemütliche Traditionen grotesk pervertiert, damit sich die Figuren in diesem Chaos den wahren Werten von Weihnachten bewusst werden müssen.
[...] Der Regisseur etabliert hier vor allem Konfliktsituationen zwischen dem Kapitän George Pollard, welcher nur durch seinen Stammbaum an den Posten gelangt ist, und dem ehrgeizigen ersten Maat Owen Chase, dem der Kapitänsposten eigentlich vorab versprochen wurde. Diese Thematik zweier Männer, die in ihrem Metier aneinander geraten, war auch schon die bestimmende Komponente in "Rush", dem vorherigen Werk von Howard, in dem er den fatalen Konkurrenzkampf zwischen den Rennfahrern Niki Lauda und James Hunt porträtierte. "Im Herzen der See" begnügt sich allerdings nicht alleine mit diesem Konkurrenzkampf, sondern bewegt sich mit fortschreitender Laufzeit erzählerisch in andere Richtungen, die dem Streifen nicht wirklich zugutekommen. In vereinzelten Momenten blitzt tatsächlich das auf, was der Regisseur womöglich mit dem gesamten Werk im Sinn hatte: Der gewaltige Kampf zwischen Mensch und Natur(gewalt), der dem Betrachter Mitgefühl und Respekt für den unkontrollierbaren Kreislauf der natürlichen Vorgänge abringen soll. [...] Der Wechsel in der zweiten Hälfte des Streifens hin zu einem zermürbenden Überlebenskampf auf offener See verkommt somit zu einer unausgegorenen Angelegenheit, die wirklich mitreißende Emotionen vermissen lässt und aufgrund der Figuren, die oberflächlich gezeichnet wurden, kaum Anteilnahme zulässt. Hier sind es ebenfalls überwiegend die Bilder, die es richten müssen. Die gleißende Sonne, die auf die vertrockneten Crewmitglieder runterknallt, die endlose Weite des Meeres oder menschenunwürdige Maßnahmen, zu denen die Männer letztendlich greifen müssen, hinterlassen weitaus mehr Eindruck als die persönlichen Schicksale jedes einzelnen, der hier involviert ist. [...]
Die ganze Kritik gibt es hier:
http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/12/review-im-herzen-der-see-angesicht-zu.html
Ganze 12 Jahre nach "Lost in Translation" kam es doch nochmal zu einer Vereinigung. Für das Netflix-Weihnachtsspecial "A Very Murray Christmas" führte Sofia Coppola Regie und Bill Murray tritt als Hauptdarsteller in Aktion, der sich getreu dem eigenen Fan-Kult zuliebe ganz einfach selbst spielt.
Wer sich aber jetzt auch nur ansatzweise die Qualität des melancholischen, berührenden "Lost in Translation" erhofft, wird rasch auf den Boden der Tatsachen geholt. Der kurze Streifen ist nichts weiter als ein banales, seichtes Weihnachtsfilmchen, das sowohl den köstlichen Sarkasmus von Murray wie auch die Handschrift der Regisseurin komplett vermissen lässt. Dieses Musical macht seinem Genre stattdessen alle Ehre und es geht lediglich darum, dass ein Weihnachtssong nach dem anderen geträllert wird.
Hin und wieder macht das dank einiger Cameos sogar richtig Laune. Wenn Murray spontan Chris Rock zu einem Duett schleift und beide eine gnadenlos schräg gesungene Nummer performen oder in einer schicken Traumsequenz George Clooney und Miley Cyrus zu einem fetzigen Auftritt aufkreuzen, kommt kurzzeitig wirklich gute Stimmung auf.
Der Rest ist allerdings kaum berührender Kitsch, mit wenig Esprit vorgetragen und mit einem knappen Mindestmaß an Handlung notdürftig gekittet.
Wer diese Jahreszeit wirklich abgöttisch liebt, darf die vorweihnachtliche Stimmung mit "A Very Murray Christmas" ein wenig befeuern, doch insgesamt ist dieses Special so überflüssig wie enttäuschend. Schade um das verschenkte Potential.
Shion Sono. Mal wieder. Wer ein Fan des exzentrischen Workaholics ist, kommt momentan fast schon regelmäßig auf seine Kosten, denn der Mann drehte allein im Jahr 2015 stolze sechs Filme und gibt seinen Anhängern somit einiges, was sie sich zu Gemüte führen dürfen.
Schwierig wird es nur nach und nach, überhaupt noch adäquate Worte zu finden, die ein Werk von Sono irgendwie erfassen können. "Riaru onigokko" kommt zuerst einmal überraschend kompakt daher, denn der Regisseur begnügt sich diesmal mit schlanken 85 Minuten Laufzeit, die kurzweilig am Zuschauer vorbei rauschen. Das liegt daran, dass Sono jede einzelne seiner Minuten mit Leben füllt, wieder einmal die gesamte Bandbreite an extremen Emotionen auffährt und nie auch nur erahnen lässt, was als nächstes noch geschehen könnte.
"Riaru onigokko" wird vor allem von heftigen Kontrasten in der gewohnt bizarren Handlung bestimmt, bei denen Sono zwischen satirisch überspitztem Highschool-Girlie-Streifen mitsamt überbordender Kitsch-Glücksgefühle sowie ultrabrutalen, ziemlich überraschenden und fast schon amüsant surrealen Gewaltexzessen hin und her schaltet.
Was das alles bedeuten soll, wenn messerscharfe Windstöße Menschen halbieren, Lehrerinnen ihre gesamte Schulklasse mit dem Maschinengewehr über den Haufen schießen, naive Schulmädchen mal eben so Theorien über Paralleluniversen äußern und eine Protagonistin nicht nur unentwegt die Realitätsebenen, sondern auch das eigene Aussehen verändert, fragt man sich eigentlich schon gar nicht mehr.
Ein echter Sono eben. Auf gewisse Weise liefert der Japaner gegen Ende trotzdem Antworten, die einem in diesem ganzen kuriosen Treiben natürlich nur noch mehr den Kopf verdrehen. Ein rabiater Spaß, bei dem sich zwischen den Zeilen sogar Tiefgang herauslesen lässt, wenn man denn möchte. Trotzdem selbstverständlich erneut so speziell und eigenwillig, dass wohl nur eiserne Anhänger des Enfant Terribles voll auf ihre Kosten kommen werden.
Der amerikanische Traum ist längst dem bitteren Erwachen gewichen. Die Finanzkrise hat das Land und seine Einwohner erschüttert und unzählige Menschen mussten ihr Haus gezwungenermaßen von einem auf den nächsten Augenblick verlassen.
"99 Homes" bohrt sich tief in das Befinden eines Amerikas auf dem Höhepunkt der Immobilienkrise und stellt einen jungen Vater in den Mittelpunkt, der ebenfalls von jetzt auf gleich auf die Straße gesetzt wird. Das Drama von Regisseur Ramin Bahrani zeigt immer wieder auf erschütternde Weise kurze Einzelschicksale dieser Zeitperiode, doch er wechselt zusätzlich immer wieder die moralischen Sichtweisen, sobald die Hauptfigur in exakt die gleichen dunklen Abgründe abtauchen muss, denen er anfangs entgegen geblickt hat.
Bahrani verlässt sich hierbei, wie es sich für solch ein außerordentlich charakterzentriertes Werk gehört, auf seine Darsteller, die herausragend spielen. Andrew Garfield hat man schon lange nicht mehr so gut gesehen und Michael Shannon geht komplett in der Rolle des kaltschnäuzigen Immobilienmaklers auf.
Der Regisseur verhandelt in seinem durchgängig fein geschliffenen Drehbuch die richtigen Fragen, wenn es darum geht, wie weit man persönlich gehen würde, um seiner Familie ein Dach über dem Kopf und den eigenen Kindern Essen auf den Tisch zu verschaffen und stellt einen als Zuschauer mehr als einmal vor die Frage, für wen man hier wann überhaupt noch Sympathien aufbringen kann und weshalb.
"99 Homes" ist daneben allerdings auch immer wieder mit elektrisierenden Spannungsmomenten versehen, die dem Drama teilweise einen regelrechten Thriller-Anstrich verleihen und so nur noch stärker zur fesselnden Kraft des Gesamtwerks beitragen.
Zum Schluss wird der Film für einige eventuell nicht optimal beschlossen, doch das Ende ist praktisch die logische Zuspitzung sämtlicher vorab aufgebauter Konflikte und kann somit nur mit einer Frage enden: Und du?
Die Deutschen und der Horrorfilm. Eine Paarung, die in der früheren Filmgeschichte noch Klassiker hervorbrachte, entlockt einem heutzutage eher ein entnervtes Stöhnen.
Hin und wieder gibt es sie aber trotzdem noch, die kleinen, unabhängig produzierten Genre-Beiträge aus diesem Land, die durch ihre unangepasste Andersartigkeit auffallen. Regisseur und Drehbuchautor Mathieu Seiler liefert mit seinem "True Love Ways" so einen Film, der weder in die typisch deutsche Schublade, noch in die Sehgewohnheiten des üblichen Horrorfilm-Konsumenten passen will.
Irgendwo zwischen stilbewusster Nouvelle-Vague-Verneigung, wüstem Experimentalfilm, Beziehungskiste sowie rabiater Splatter-Orgie sucht sich Seiler seine kleine Nische, in der er sein Werk ausbreitet.
Was ganz zu Beginn wie eine etwas arg gestelzte und mit gekünstelten Dialogen aufbereitete Beziehungsgeschichte los geht, entwickelt sich ganz spät noch zu einem morbiden Schlachtfest, in dem munter im Gekröse rumgematscht wird. Noah Baumbach trifft also auf Olaf Ittenbach?
Könnte man meinen, ist als Gesamtwerk aber dann doch nicht so einfach zu greifen. "True Love Ways", und hier kommt sicherlich so ziemlich jeder auf einen gemeinsamen Nenner, ist immer dann am besten, wenn möglichst wenig bis überhaupt nicht geredet wird. Sobald der Fokus auf die formal starke, überaus atmosphärische Inszenierung gerichtet wird, entfaltet der Film einen bizarren Charme, der auch mal sinnlich betören darf und öfters sehr subtil Spannung erzeugt, was neben der traumwandlerisch mysteriösen Aura des gesamten Streifens wirklich überzeugt. Problematisch ist es da lediglich, dass zu oft Verweise auf bekannte Vorbilder eingestreut werden. Wer sich in den letzten Jahr(zehnt)en auf dem Pfad des Horrorfilms bewegt hat, wird hier in gefühlt jeder 3. Szene einen gewissen "Aha"-Moment erleben, in dem ihm etwas auffällig vertraut erscheint.
Für seine rotzig experimentelle Art und das stark ausgeprägte Stilbewusstsein kann man "True Love Ways" aber trotzdem einiges an Wohlgefallen entgegenbringen und es bleibt trotz durchwachsener Punkte der Wunsch offen, dass es zukünftig mehr solch abseitiger Versuche aus Deutschland geben wird.
Jesse Eisenberg könnte tatsächlich die lächerlichste Schauspielleistung 2016 abgeben mit seinem Lex Luthor... Bin irgendwo schon wieder gespannt.
Andrei Tarkowski ist ohne Frage ein einzigartiger Regisseur gewesen, dessen zutiefst philosophisch geprägten Werke vor allem durch eine außergewöhnliche Handschrift in Erinnerung bleiben. Tarkowski gelingt es stets, den für uns meist alltäglichen oder selbstverständlichen Dingen eine seltsame Schönheit abzugewinnen, die eine völlig neue Sichtweise auf diese eröffnet.
"Zerkalo" ist inszenatorisch ebenfalls ein unheimlich dichtes Werk, das aufgrund der zahlreichen wundervoll komponierten Einstellungen sowie der rätselhaften, traumartig entrückten Atmosphäre für Eindruck sorgt. Abseits davon gestaltet sich dieses Werk allerdings als schwierig und fordernd.
Der Regisseur hat "Zerkalo" als assoziatives Gedicht angelegt, in dem Träume, Erinnerungen und reale Vergangenheitsbewältigung zusammenfließen. Aufgrund dieses losen Erzählens entsteht ein äußerst zersplittertes Konstrukt, das es einem immer wieder schwer macht, als Außenstehender einen tieferen Einblick zu erhalten oder persönlich berührt zu werden.
Zweifelsohne ein besonderer Film, der es einem allerdings nicht einfach macht und in seiner fragmentarischen, dezent trocken-verkopften Art sicherlich nicht jeden erreichen wird.
Mykonos ist das ideale Reiseziel, um einen schönen Urlaub zu verbringen. Die griechische Insel bietet tolle Strände, so einige Sehenswürdigkeiten in Form von Museen oder Kirchen und gastfreundliche Einwohner.
Oder ist, wie in diesem skandalträchtigen Schmuddelfilmchen, das bis heute Zensoren auf der ganzen Welt zum Rotieren bringt, der Schauplatz kruder Extreme. Das Pärchen Christopher und Celia reist hier zu Beginn an und alles wirkt zunächst wie eine flapsige Sex-Klamotte, in der die beiden Turteltauben zu jedem verfügbaren Zeitpunkt lüstern übereinander herfallen.
Das täuscht aber nur kurzfristig über das hinweg, was der griechische Regisseur Nico Mastorakis, inspiriert durch den Erfolg von "The Texas Chainsaw Massacre", schließlich alles auf den Zuschauer schleudert.
Da wird sich zuerst mit der Ziege vergnügt, bevor diese bestialisch abgestochen wird, bizarre Morde an "Perversen" (hier: Homosexuelle, Lesben, Hippies, Priester) im Namen Gottes begangen, frivoler Inzest zelebriert sowie auf ältere Damen uriniert, bevor sie mit der Baggerschaufel enthauptet werden.
"Die Teuflischen der Insel" aka "Die Teuflischen von Mykonos" aka "Island of Death" ist einer dieser abstoßenden "Video Nasties", welche ihrer Kategorisierung nur allzu gerecht werden und in ihrer Machart so nur aus den wilden 70ern stammen können. Was heutzutage ein "A Serbian Film" ist, war 1976 dieses Werk. Ohne jegliches Feingefühl für Subtilität reiht Mastorakis Tabubruch an Tabubruch, liefert eine stumpfe Handlung, grotesken Schwachsinn, Sleaze & Exploitation in Reinkultur sowie minder talentierte Darsteller. Die Musik ist herrlich unpassend und dadurch wieder seltsam stimmig und es gibt sogar den ein oder anderen Moment, den man auf inszenatorischer Ebene als künstlerisch wertvoll bezeichnen könnte. Empfehlen kann man diesen Streifen natürlich trotzdem niemanden, ohne sein Sozialleben ernsthaft zu gefährden.
Abstoßend, kompromisslos, menschenverachtend, albern, sehenswert (?!)
"The bulldozer did a nice job. It also helped me push Patricia in the lake.... Patricia part one and Patricia part two"
Shion Sono stellt mittlerweile eine ernstzunehmende Konkurrenz für Takashi Miike dar, wenn es darum geht, die Krone des unfassbaren filmischen Exzesses für sich zu beanspruchen. Längst kein Geheimtipp mehr finden sich im unglaublich hohen Output des Japaners regelmäßig einzigartige Perlen, die man selbst erlebt haben muss, um sie glauben zu können.
"Tokyo Tribe" ist eines dieser Werke, die einen von Anfang an förmlich überrollen und in ein bizarres Paralleluniversum entführen, in denen Irrwitz, Spektakel, Tempo und allerlei andere Skurrilitäten an der Tagesordnung stehen.
Die Manga-Verfilmung ist eine epische Straßen-Gang-Saga, welche als Rap-Battle-Musical (!) dargeboten wird. Mit eingängigen Beats und energetisch vorgetragenen Sprechgesängen entwickelt ein Großteil der Performances einen regelrechten Ohrwurm-Faktor, der sich kaum abstreiten lässt. Selbstverständlich sollte man schon ein gewisses Faible für typisch japanischen Wahnsinn sowie Hip-Hop im Allgemeinen haben, wenn man sich an diesen Streifen heranwagt.
Sono setzt ununterbrochen auf komplette Reizüberflutung. Die eigentliche Geschichte ist papierdünn, in ihrer Form schon zig mal so gesehen und kann kaum durch Originalität oder Spannung punkten. Der Stil geht hier über alles und so sind es die schrillen Sets, verrückten Einfälle am laufenden Band sowie der flüssige Rhythmus, die dem Werk seine mitreißende Wirkung verleihen.
Spätestens im Mittelteil gestaltet sich dieser Orkan des unaufhörlichen Exzesses zwar zeitweise etwas anstrengend und ermüdend, doch dafür wird man von Sono mit einem bombastischen Showdown belohnt, der einen geradezu wegfegt und eine tolle Idee oder hervorragend choreographierte Sequenz nach der anderen abfeuert. Überhaupt ist der Film inszenatorisch eine Wucht und sorgt durch auffällig viele Plansequenzen immer wieder für offene Münder.
Wer nicht allzu weit von einer Schublade entfernt ist, in der sich noch eine Packung Beruhigungstabletten befindet, sollte diesen Trip ruhig mal selbst wagen. Nicht selten treibt einen dieses absurde Inferno den weißen Schaum vor den Mund, doch wessen Herz für japanischen Irrsinn und grundsätzlich abseitige, außergewöhnliche Filmerfahrungen schlägt, dürfte hier seine helle Freude haben.
Der Beginn von "Bound to Vengeance" lässt den Betrachter zunächst im Glauben, es handelt sich hier um einen dieser Rape ´n Revenge-Streifen, in denen das gequälte Opfer blutige Rache an seinen Peinigern verübt.
Tatsächlich greift Regisseur José Manuel Cravioto Exploitation-Zitate auf, die er immer wieder garstig entlädt. Die Handlung kommt überraschend schnell in Fahrt und bis zum Ende dieses äußerst kurzweilig geratenen Werks ist "Bound to Vengeance" immer wieder von kleineren Wendungen durchzogen, welche den weiteren Verlauf ständig neu ausrichten.
Angelegt ist er wie ein Puzzle, dem andauernd neue Teile hinzugefügt werden, die schließlich ein niederschmetterndes Gesamtbild ergeben. Aufmerksame Zuschauer werden entscheidende Enthüllungen vermutlich vorab aufdecken und am Ende ist "Bound to Vengeance" in seinem Bestreben, klassische Genre-Motive erfrischend zu verdrehen, nur etwa halb so clever, wie er vorgibt zu sein.
Nichtsdestotrotz strahlt der Film eine gewisse Sogwirkung aus, was in erster Linie an der hervorragenden Inszenierung liegt, die dem Werk eine regelrechte Avantgarde-Ausrichtung verleiht. Tolle Bilder, aufregende Musikuntermalung sowie ein geradezu experimenteller Schnitt machen aus dem finsteren Horror-Thriller eine audiovisuelle Achterbahnfahrt, die vor allem ihren Regisseur als potentiellen Kandidaten künftiger Höhenflüge auszeichnet.
Bizarre Pointen, inszenatorische Raffinesse und eine heftige, mit kleinen Überraschungen versehene Geschichte bestimmen "Bound to Vengeance". Der abgründige Horror-Thriller überzeugt zudem mit einer starken Tina Ivlev in der Hauptrolle, die zusammen mit der rauschhaften Machart über so manche erzählerische Holprigkeit hinweg hilft. Durchaus faszinierend.
Eine Gruppe Teenager landet in einem Horrorfilm und muss sich dem abgegriffenen Regelwerk des schmuddeligen Slasher-Flicks unterordnen. "The Final Girls" hätte leicht einer dieser Meta-Quatsch-Filme werden können, die es seit Wes Craven´s Meilenstein "Scream" zuhauf gibt und die man heutzutage eigentlich nicht mehr abliefern kann, wenn man ernst genommen werden möchte. Ist er aber nicht.
Regisseur Todd Strauss-Schulson hat stattdessen einen Film geschaffen, der das Horror-Genre so lieb umkost wie schon länger nicht mehr. "The Final Girls" steckt voller versessener Detailverliebtheit indessen, dass er ikonische Elemente zitiert und rekonstruiert, diese aber nie der Lächerlichkeit opfert. Gerade die auffällige zahme Gangart ist beispielsweise eine raffinierte Verweigerung moderner Standards, in denen mit absurd überzogener Gewaltdarstellung nach Aufmerksamkeit gefischt wird.
Sicherlich gibt es auch hier köstliche Klischee-Rollenbilder, die in ihrer überkorrekt dargestellten Weise amüsieren und auch einige abgedrehte Spielereien mit dem Format selbst sorgen für Unterhaltung. Abseits dessen ist es aber die fast schon zärtliche Emotionalität, mit welcher der Streifen aufwartet, die einen wirklich überrascht. Der Regisseur liebt seine Figuren, gesteht ihnen so manch berührenden Moment zu und bringt in dem gelegentlich sehr abgefahrenen Erzählkonstrukt dramaturgische Höhepunkte und ehrliche Gefühle unter, als wäre es nur allzu selbstverständlich.
Es gibt viel zu lachen in "The Final Girls", aber die Einordnung als Horror-Komödie würde ihm keinesfalls gerecht werden. Der Streifen lebt neben der liebenswürdigen Detailverliebtheit und generellen Wertschätzung gegenüber dem gesamten Genre von seiner zentralen Emotionalität, die er wunderbar getimed zwischen den unterhaltsamen Momenten platziert und die den Streifen zu so viel mehr macht als zu einer weiteren dieser selbstverliebt-überzogenen Meta-Kopfgeburten, von denen man längst genug hat. Einer der besten Horrorfilme des Jahres, wenn man es nur zulässt.
Ein junger Dennis Hopper spielt den Seemann Johnny, der sich in eine Frau verliebt, die ihr Geld als verkleidete Meerjungfrau in einem Attraktionen-Park verdient.
"Night Tide" von Curtis Harrington beginnt zunächst wie eine etwas naive Romanze, in der sich die Liebesgeschichte zwischen diesen beiden Figuren entfaltet. Schon bald nimmt der Streifen allerdings eine etwas andere Richtung und entwickelt sich zu einem mysteriösen Horror-Juwel.
Johnny erfährt nach und nach seltsame Geschichten über Mora, seine Geliebte, deren vergangene Liebhaber beide tot aufgefunden wurden. Nach weiteren Gesprächen verdichtet sich der bizarre Verdacht, dass die junge Frau vielleicht wirklich eine Meerjungfrau ist.
"Night Tide" lebt von seiner rätselhaften Geschichte, in der sich kuriose Vorstellungen und fragwürdige Begebenheiten zu einem undurchsichtigen Verwirrspiel vereinen, bei dem Sein und Schein ständig nahe beieinander liegen. Hinzu kommt ein surreal-hypnotisches Sound-Design, das in Verbindung mit den oftmals übersteigerten Schwarz-Weiß-Bildern für eine knisternde, irritierende wie fesselnde Atmosphäre sorgt und den Betrachter ebenso wie den verwirrten Protagonisten im Unklaren lässt, was hier vor sich geht.
Ein wesentliches Manko ist bedauerlicherweise das Ende, bei dem Harrington sein betörendes Konstrukt vollständig entzaubert und das zentrale Mysterium entschlüsselt. Auch wenn der Weg bekanntlich das Ziel ist, raubt er der gekonnten Gesamtwirkung schlussendlich viel von seinem Reiz.
[...] Auch wenn harte Gewaltexzesse vollständig ausbleiben und der Streifen bei weitem nicht exorbitante Regionen wie sein die Grenzen des Mediums sprengendes Vorgänger-Meisterwerk "Enter the Void" erreicht, ist "Love" nichtsdestotrotz ein typischer Noé geworden. Die Handlung dreht sich um den amerikanischen Filmstudenten Murphy, der in Paris lebt und an Neujahr erfährt, dass seine Ex-Freundin Electra spurlos verschwunden ist. Omi, die Frau, mit der er aktuell sein Leben teilt, hat er aus Versehen geschwängert. Noé setzt nach einer knappen Einleitung eine Odyssee in Gang, in welcher die Erinnerungen und Sehnsüchte von Protagonist Murphy in berauschenden Sequenzen zu einem Strom der Eindrücke, Erlebnisse und Wunschvorstellungen zusammenfließen. Noé´s Intention war es, einen Film über sämtliche Facetten der Liebe an sich zu kreieren, weshalb neben romantischen Momenten auch viele Sex- Szenen, aber ebenso heftige Streit-Momente ihren Weg in die nicht-lineare Erzählung finden. [...] Überhaupt ist "Love" eben ein waschechter Noé, also ein unvergleichlicher Trip, der einen gleichermaßen fordert, auslaugt,berauscht wie berührt. Da geschätzt 40% des Films aus Sex-Szenen besteht, die aufgrund der wieder einmal perfekten Kameraarbeit von Benoît Debie und fantastisch gewählten Songs wieGemälde wirken, werden den Streifen sicherlich nicht wenige als selbstverliebten "Art Porn" verteufeln, was der übergeordneten Handlung allerdings nicht wirklich gerecht wird. Ebenso diskussionswürdig ist die diesmal häufig eingestreute Selbstreferenzialität sowie zahlreiche Rückbezüge auf das eigene Schaffen des Regisseurs, was in Szenen gipfelt, die mal originell, mal albern wirken. Hierdurch wird ebenso deutlich, dass "Love" ein höchst persönliches Werk ist, in dem Noé viele seiner eigenen Erfahrungen verarbeitet und sogar ab und zu augenzwinkernden Humor zulässt. [...]
Die ganze Kritik gibt es hier:
http://diedreimuscheln.blogspot.de/2015/11/review-love-unerfullte-sehnsucht-und.html
Die erste Season von "Master of None" ist in erster Linie eines: Ziemlich liebenswürdig.
Der hohe Sympathie-Faktor, der vor allem durch die Art von Hauptdarsteller und Kreativkopf hinter der Serie Aziz Ansari sowie den Schauplatz New York, der halt immer zieht, entsteht, macht die Serie zu lockerer Unterhaltung für zwischendurch. Leider ist sie aber darüber hinaus kaum mehr als das.
Die lose zusammenhängenden Episoden, die sich um den Alltag eines Schauspielers im Alter von ungefähr 30 drehen, kreisen um die Themen Beziehungen, Arbeit, Sozialleben und Familie. Dabei greift der Humor immer wieder stereotype Klischees auf und führt diese unterhaltsam vor.
Trotzdem ist "Master of None" eine Serie, die irgendwie von allem nur ein bisschen bietet und zu sehr an der Oberfläche bleibt. Sie ist ein bisschen witzig, doch wirklich durchgängige Lacher hat sie nicht zu bieten. Der Humor ist gelegentlich ein bisschen politisch unkorrekt, bleibt aber zu brav.
Man wird das Gefühl nicht los, Ansari möchte sich durch die sehr seichte Gangart zu sehr anbiedern und es allen gleichermaßen recht machen, doch dadurch wirkt diese Serie zu unentschlossen und zurückgenommen.
Ein lockeres Ding für zwischendurch, aber eine Season hiervon reicht völlig aus.