Patrick Reinbott - Kommentare

Alle Kommentare von Patrick Reinbott

  • 8 .5

    Das Herz des amerikanischen Independent-Films pocht. "The Battery" von und mit Jeremy Gardner wurde mit gerade mal 6000 Dollar Budget geschaffen und ist einer der gelungensten Beiträge innerhalb des nahezu ausgelutschten Zombie-Genres seit Jahren.
    Dabei versammelt Gardner all die benötigten Zutaten in seinem Werk, die einen tollen Film ausmachen. Zuerst einmal wirkt hier alles deutlich wertiger, als man es von solch einem Ultra-Low-Budget Film erwarten würde. Die Fotografie ist teilweise umwerfend schön, die Dreharbeiten im ländlichen Connecticut haben sich definitiv ausgezahlt.
    Inmitten des eigentlich apokalyptischen Zombie-Szenarios konzentriert sich Gardner auf seine Charaktere. Zombies tauchen nur äußerst sporadisch mal auf, im Kern geht es mehr darum, wie der Alltag von zwei Menschen aussieht, die in der Einsamkeit zusammenwachsen und wie sie diesen verbringen.
    Dabei steckt das fantastische Drehbuch von Gardner voller liebevoller, charmanter Details, die in anderen, größeren Zombie-Produktionen meist vergessen werden. Statt ausufernder Action und expliziter Gewalt entdecken die Protagonisten die kleinen Feinheiten im Leben wieder für sich. Wie schön es beispielsweise sein kann, wenn man inmitten unentwegener Flucht mal wieder ein paar Minuten aufbringen kann, um sich die Zähne putzen können.
    Auch aus der charakterlichen Gegensätzlichkeit von Ben und Mickey entwickelt Gardner tolle Situationen, die sowohl ernste aber auch sehr humorvolle, witzige Szenen hervorbringen. Die Chemie zwischen Jeremy Gardner und seinem Co-Star Adam Cronheim ist dabei schlichtweg herausragend und sorgt dafür, dass man sich emotional gern in den Gefühlswelten der beiden Figuren verliert. Der oftmals ausgeführte Aspekt in Zombiefilmen, dass die Menschen eigentlich gefährlicher sind als die Zombies selbst, wird hier auch eingebracht, macht allerdings nur einen Teil aus. Ben und Mickey stehen hier weiterhin voll im Vordergrund als Figuren.
    Gardner beweist zudem, dass er ebenfalls ein Händchen für Spannung besitzt. Vor allem im letzten Drittel, in dem es zu intensiven Konfrontationen und einem unglaublich dichten, isolierten und langgezogenen Finale kommt, zeigt er, dass er mehr kann als nur auf lockere, detailfreudige Atmosphäre und Figurenchemie zu setzen.
    Erwähnt werden muss auch unbedingt der erstklassige Soundtrack, der sehr oft zum Einsatz kommt und sehr viele Szenen atmosphärisch grandios untermalt.
    "The Battery" hat sich auf Anhieb in die Liste meiner liebsten Debütwerke befördert. Einen derart melancholischen, gefühlvollen, lockeren, detailverliebten und trotzdem packenden Zombiefilm gab es seit Jahren nicht mehr.

    6
    • Ich denke auch, Bryan Cranston meint mit einer möglichen Rückkehr von Walter White wenn dann einen Auftritt in "Better Call Saul". Eine Fortführung der Serie wäre so dermaßen schwachsinning und lächerlich, zu sowas würde sich Vince Gilligan NIEMALS einverstanden erklären.

      4
      • 8

        Hinter dem anscheinend recht unbekannten Film "White of the Eye" verbirgt sich eine außergewöhnliche Genre-Perle, die entdeckt und erfahren werden will.
        Gleichzeitig Trumpf aber auch eventuell Manko des Streifens ist die extrem eigenwillige Machart, die Regisseur Donald Cammell hier an den Tag legt. Cammel balanciert sein Werk stilistisch furios zwischen kunstvollem Arthouse-Anspruch und typischen 80er-Flair, das durch die wunderschönen Aufnahmen der Arizona-Countryside noch unterstützt wird. Dazu kommt ein ausgewogener, nahezu aufregender Soundtrack, der unter anderem aus akustischen Country-Gitarrenklängen, kultigen Klassikern der damaligen Periode und hypnotischen Percussions besteht.
        Auch inhaltlich ist der Film eine ziemliche Gratwanderung. Täuscht Cammell zunächst noch einen lupenreinen Slasher an, wandelt sich der Streifen recht bald zu einem Charakterstück, das sich mit Unterstützung von Flashbacks voll und ganz auf das Verhältnis der Figuren konzentriert. Die künstlerische, anspruchsvolle Inszenierungsweise bleibt trotzdem erhalten. Kameraführung und Schnitttechnik sind ein absolutes Fest, das Bild wird zudem immer wieder in eine Art grobkörnigen Schleier gehüllt, wodurch eine neblig-traumartige Atmosphäre durch die hitzigen Arizona-Impressionen schimmert.
        Im letzten Drittel wiederum wird dann nochmal scharf geschossen und das Werk mutiert zu einem abgefahrenen Psycho-Trip, der hier und da schon ziemlich dick aufträgt, was sicher einige verschrecken wird. Diese Genre-Unentschlossenheit und die üppige Länge von fast 2 Stunden ist es auch, was viele Zuschauer sicherlich auf eine Probe stellen wird und dem Streifen definitiv einige Ecken und Kanten beschert. Unbestreitbar gut ist allerdings die Leistung der Darsteller, allen voran David Keith und Cathy Moriarty.
        "White of the Eye" ist ein leider ziemlich unbekanntes Genre-Glanzstück, das mit seiner kunstvollen, fantastischen Inszenierung, den wilden, inhaltlichen Sprüngen und den guten Darstellern für eine wahre Seherfahrung sorgt und jeden aufgeschlosseneren Filmliebhaber ansprechen sollte.

        5
        • 8

          Mein Einstieg in das filmische Schaffen von Jean-Luc Godard gestaltete sich mit "À bout de souffle" als speziellere Seherfahrung, bei der sich nachvollziehen lässt, dass Reaktionen der Zuschauer eher gespalten ausfallen.
          Im Jahr 1960 bricht Godard frech mit filmischen Konventionen und inszeniert seinen Film gegen jegliche damalige Sehgewohnheiten. Neben der lockeren Handkameraführung und des Drehs an Originalschauplätzen fällt vor allem der Schnitt bereits früh auf. Durch die extrem abrupte, sprunghafte Schnitttechnik entwickelt das Werk einen ganz eigenen, speziellen Erzählrhythmus, bei dem die eigentliche, eher dünnere Handlung klar in den Hintergrund rückt.
          Godard konzentriert sich lieber auf das Verhältnis zwischen den beiden Hauptfiguren Michel und Patricia. Er ist ein rüpelhafter Verbrecher, sie eine junge, wunderhübsche Studentin, die noch keine klare Lebensperspektive zu haben scheint. In zahlreichen Dialogen, die zwischen philosophisch-intellektuell und nichtssagend-bedeutungslos schwanken, versucht Godard die Strukturen von Liebe zu ergründen und ob diese an sich überhaupt funktionieren kann. Dazwischen wird noch geraucht ohne Ende, es gibt ikonisch-coole Posen, Film-Noir-Elemente und gelegentlich wird auch gern mal die 4. Wand durchbrochen, um dreiste Fragen oder Aussagen direkt an den Zuschauer zu richten. Als Sahnehäubchen wurde der Streifen außerdem mit einem göttlichen Jazz-Soundtrack von Martial Solal veredelt.
          Das erste Langfilmdebüt von Jean-Luc Godard ist direkt eine spezielle Filmerfahrung, die durch die ungewöhnliche, innovative Inszenierungsweise, die schmale Handlung, tolle Darsteller und interessante Dialogführung besticht.

          9
          • 7
            über Birth

            In seinem zweiten Werk "Birth" lässt Jonathan Glazer den flotteren, verspielteren Inszenierungsstil des Vorgängers hinter sich, um ein mysteriöses Drama zu schaffen.
            Mit sehr ruhigen, langsamen Einstellungen entfaltet Glazer die interessante Geschichte um eine Frau, die ihren Mann vor 10 Jahren verloren hat. Eines Tages steht ein 10-jähriger vor ihr, der behauptet, ihr Mann zu sein.
            Überzeugend ist hier vor allem Nicole Kidman in der Hauptrolle, die wirklich toll aufspielt. Die innere Zerissenheit zwischen Zweifel und Überzeugung bringt sie fantastisch rüber und ohne viele Dialoge lässt Glazer ihr hauptsächlich mimisch einen angenehmen Freiraum.
            Überhaupt setzt Glazer wieder mehr auf Bilder statt auf Worte, sorgt zusammen mit dem wunderschönen Score von Alexandre Desplat für eine Sogwirkung, durch die der Zuschauer fasziniert das Geschehen betrachtet, das fortschreitend um die Themen Liebe, Verlust und Entfremdung kreist.
            Cameron Bright in der Rolle des jungen Sean ist da schon ein wenig zwiespältiger, da er mit seinem stoischen Gesichtsausdruck fast schon ein wenig zu bedrohlich und kalt, sprich psychopathisch, wirkt.
            Einen gelungenen, überzeugenden Abschluss, den man sich bei dem Streifen auch wirklich wünscht, bekommt Glazer leider nicht hin. Gegen Ende ergeht sich der Film in viel zu offensichtlichen Erklärtungen, raubt dem Geschehen seine mysteriöse Strahlkraft und enttäuscht etwas mit einem zu kraftlosen Ende, was den positiven Gesamteindruck doch merklich trübt.
            Regisseur Jonathan Glazer bleibt mit "Birth" größtenteils weiterhin auf einem filmischen Erfolgskurs. Das mysteriöse Drama überzeugt durch die sensible, feinfühlige Inszenierung und eine fantastische Nicole Kidman, bringt die fesselnde Prämisse aber leider zu einem etwas ernüchternden und somit enttäuschenden Abschluss.

            4
            • 8

              Im Jahr 2000 lieferte der Werbeclip- und Musikvideofilmer Jonathan Glazer sein Langfilmdebüt ab.
              Hinter dem ominösen Titel "Sexy Beast" verbirgt sich ein herrliche, typisch britische Crime-Groteske, bei der vor allem die Herkunft des Regisseurs exzellent zur Geltung kommt. Jede Einstellung wirkt ausführlich durchgeplant und Glazer beweist ein erstklassiges Gespür dafür, Bilder mit der perfekt passenden Musik zu verknüpfen.
              Aus der eigentlichen Handlung, ein psychotisches Duell zwischen einem Gangster im Ruhestand und einem unberechenbaren Mittelsmann, entwickelt Glazer spannungstechnisches Dynamit, bei dem Ray Winstone und Ben Kingsley in den Hauptrollen absolut grandios aufspielen dürfen.
              Mit süffisanter Verspieltheit bricht Glazer immer wieder mal den Erzählrhythmus auf, ergibt sich in kunstvollen Montagen und reichert seinen schwarzhumorigen Crime-Thriller an einigen Stellen mit herrlich surrealen Elementen an. Da ist es eigentlich wenig verwunderlich, dass er sich im zweiten Drittel fast schon ein wenig zu stark auf dem Spannungsfeld zwischen den Darstellern ausruht, einen Knalleffekt zu früh zündet, nur um sein Werk dann völlig anti-klimatisch-genial abzuschließen.
              "Sexy Beast" ist ein aufregend inszenierter und erzählter sowie hervorragend gespielter Crime-Thriller, der durch das große Stilbewusstsein und viele kreative Einfälle ein mehr als überzeugendes Debüt abgibt.

              11
              • 7 .5

                "The Shining" ist mein absoluter Lieblings-Horrorfilm. Kein anderer Film aus dem Genre besitzt eine ebenbürtige Anzahl an denkwürdigen Momenten. Dass der Film aber nicht nur als Horrorfilm an sich Leute begeistert und zum fast schon wahnhaften Nachdenken oder Analysieren anregt, zeigt die Dokumentation "Room 237".
                Der von Rodney Ascher sehr schön zusammengeschnittene Film spiegelt die Meinung von unterschiedlichen Liebhabern und Fanatikern von "The Shining" wieder. Manche Theorien werden beim Zuschauer vielleicht für Stirnrunzeln sorgen, wieder andere werden auf großes Interesse stoßen, während manche vielleicht einige wirkliche Aha-Momenten erleben werden.
                Genau darin liegt auch die höhere Ebene des Films verborgen, auf der der Film wunderbar funktioniert. Man bekommt als Filmfan mal wieder bestätigt, zu was für vielfältigen, kreativen, vielleicht auch mal unsinnigen, aber stets interessanten Ansichten, Betrachtungsweisen oder Beschäftigungsarten das Medium Film an sich einladen kann.
                "Room 237" ist eine gut gemachte Dokumentation, die sich vor allem an große Fans von "The Shining" richtet, die sich gern über verschiedene Facetten hinaus mit dem Film befassen möchten.

                8
                • 6

                  Mit "The Haunted World of El Superbeasto" probiert Rob Zombie mal was neues aus und schuf einen Animationsfilm, der sich hauptsächlich durch Humor auszeichnet.
                  Natürlich ist der Humor in dem Film kein gewöhnlicher. Zombie wirft geradezu mit Ideen und Einfällen um sich, das Tempo ist hoch und der Stil ist fast schon hyperaktiv hektisch.
                  Der Humor ist dabei fast durchgehend extrem schwarz, die meisten Gags sind eher platt und zielen unter die Gürtellinie. Leider wiederholt sich Zombie etwas zu oft und viele Gags sind nicht wirklich lustig.
                  Zu lachen gibt es aber trotzdem noch ein wenig, denn der Film besticht vor allem durch die gewohnt hochwertige Aufmachung des Regisseurs. Der Soundtrack ist klasse, denn Zombie lebt neben seiner Vorliebe für (Horror-)Filme auch seine Vorliebe für verschiedenste Musikrichtungen aus. Zudem sind die Texte der unterschiedlichen Songs wirklich komisch. Auch die einzelnen Figuren werden sehr gut von den Sprechern vertont und einige Slangs sorgen für gute Unterhaltung. Highlight des Films sind auch die zahlreichen Anspielungen auf andere Werke der Filmgeschichte, von denen es viele zu entdecken gibt. Natürlich hat Zombie es sich auch nicht verkniffen, seine eigenen Filme und Figuren in dem Film unterzubringen bzw. zu persiflieren.
                  "The Haunted World of El Superbeasto" ist schräg, überdreht, oftmals unrund und kann keineswegs mit den anderen Filmen von Rob Zombie mithalten. Der Regisseur stellt aufgrund einiger gelungener Gags trotzdem seine Vielseitigkeit unter Beweis, außerdem sorgen der tolle Soundtrack, gute Sprecher und einige absurde Einfälle für kurzweilige Unterhaltung.

                  2
                  • 8 .5

                    Mit "Halloween II" löst sich Rob Zombie vom Druck des Studios, befreit sich von den Fesseln der Vorlage und entwirft endgültig seine eigenständige Version, die nun 100% seine Handschrift trägt.
                    Zunächst knüpft Zombie nahtlos an das Ende des Vorgängers an, um direkt voll loszulegen. Eine Warmlaufphase gibt es nicht, fast eine halbe Stunde gnadenloses Terror-Kino bestimmt den Einstieg dieses Streifens.
                    Allein inszenatorisch kehrt Zombie wieder mehr zu seinen Wurzeln zurück. Eine artifiziellere Lichtsetzung, flirrend geschnittene Sequenzen, ein extrem düsterer Gesamtlook sowie immer wieder eingefügte, surreale Traum- oder Fantasieszenen sorgen für purste Zombie-Atmosphäre. Hinzu kommt eine fast schon bestialische Gewaltdarstellung, mit der der Regisseur hin und wieder fast an die Grenzen des Zumutbaren geht.
                    Der Film ist handlungstechnisch in ein relativ geradliniges Slasher-Konzept verpackt, im Mittelpunkt steht aber Laurie Strode. Die ist nach den traumatischen Ereignissen aus Teil 1 eine gebrochene, verstörte junge Frau, die mit ihrem Leben kaum noch zurecht kommt. Oft bricht Zombie aus dem Horror-Korsett aus, um dem Film mehr den Anstrich eines Psycho-Dramas zu verpassen, bei der das Seelenleben von Laurie beleuchtet wird.
                    Auch Dr. Loomis verkommt im Gegensatz zur Vorlage zu einem profitgeilen Unternehmer, dem es nur um Erfolg und das Ego geht.
                    Von den Fans sicher am meisten gehasst ist hier die noch drastischere Demaskierung von Michael Myers, der hier sehr oft unmaskiert zu sehen ist und sogar auch mal spricht. Trotzdem beweist Zombie dadurch mit noch mehr Nachdruck, dass er hier seine eigene Vision von "Halloween" geformt hat. Dass seine Variante von Myers, ein hünenhafter, verlotterter, brachialer Berserker, ebenfalls der Stoff ist, aus dem Albträume gemacht sind, sollte ohnehin außer Diskussion stehen.
                    Dass Zombie außerdem nicht daran interessiert ist, seine eigene Vision zu einer Reihe auszuschlachten, macht er mit dem wunderbar konsequenten, melancholisch-surrealen Finale eindrücklich klar.
                    "Halloween II" ist für strikte Anhänger Original-Reihe sicher noch schwieriger als Zombie´s erster Teil. Für Fans des Regisseurs allerdings gibt es hier Zombie pur, der mutig zeigt, wie er einen Mythos durch seine kongeniale Handschrift zu etwas Eigenständigem und trotzdem Schockierenden formt.

                    5
                    • 7

                      Fangemeinde und Kritiker waren gespalten, als Rob Zombie´s Remake von "Halloween" erschien, denn der Regisseur scheut sich nicht davor, andere Wege zu gehen als der Kultklassiker von John Carpenter.
                      Gleichermaßen Prequel wie auch Remake in einem kann der Film auch klar getrennt besser bewertet werden. Die erste Hälfte trägt deutlich die Handschrift von Zombie. Der Versuch, die Figur Michael Myers zu psychologisieren und die Kindheit des berühmten Serienkillers zu beleuchten, bedeutet erneut, dass Zombie hier in tiefste White-Trash-Family-Abgründe abtaucht, deren Mentalitäten der Regisseur fast schon beängstigend gut inszenieren kann. Neben dem wirklich überzeugenden Daeg Faerch als junger Myers überrascht vor allem eine schauspielerisch gereifte Sheri Moon Zombie, die hier als fürsorgliche Mutter sehr gut spielt. Zusammen mit der Kombination aus erbarmungsloser Atmosphäre und brutaler Gewaltdarstellung entsteht ein Zombie-typischer Sog, der den Zuschauer zu fesseln weiß.
                      In der zweiten Hälfte musste sich Zombie dann scheinbar dem Druck des Studios beugen und liefert über weite Strecken eine 1:1 Umsetzung des Handlungsverlaufs des Originals. Ist Carpenter´s Streifen auch heute noch ein absolutes Lehrstück in Sachen Spannungsaufbau und Atmosphäre, punktet Zombie hier auch nur noch durch die konsequent explizite Härte. Selbst ein ausgedehntes Finale hilft nicht, um die Spannung zu erhöhen und darüber hinwegzutäuschen, dass der Streifen in der zweiten Hälfte wesentlich glatter und weniger intensiv als die tolle erste Hälfte geworden ist.
                      Rob Zombie verfolgt mit seiner Version von "Halloween" tolle Ansätze, die ihm zunächst auch gewohnt intensiv und erbarmungslos von der Hand gehen. Leider bricht der Streifen in der zweiten Hälfte merklich ein und verliert einiges von seinem Potential. Insgesamt aber trotzdem ein gelungener, weil konsequent harter und streckenweise erfrischend eigenständiger Streifen.

                      7
                      • 7 .5

                        Mit "The Devil´s Rejects" führt Rob Zombie die Geschichte rund um die mörderische Familie Firefly fort.
                        Der erste radikale Stilbruch besteht bereits darin, dass die Familie hier die Hauptrolle einnimmt. Zombie kreiert seinen eigenen, fiktiven Mythos der amerikanischen Massenmörder-Familie und konzentriert sich darauf, eine Mischung aus Terror-Film und Road-Movie zu schaffen. Desweiteren entfaltet sich in der Hitze Kaliforniens ein erbarmungsloses Duell zwischen degenerierten, psychopathischen Massenmördern und einem sadistischen, gnadenlosen Sheriff.
                        Zombie entfernt sich von der speziellen Videoclip-Ästhetik des Vorgängers und nähert sich mit trockenen, ruhigeren Aufnahmen noch deutlicher den flirrenden, grobkörnigen Bildern seiner heißgeliebten Vorbilder des 70er-Jahre Terror-Kinos an. Trotz des klareren Looks könnte es allerdings kaum dreckiger zugehen.
                        Immer wieder gibt es stilistische Brüche, bei denen Zombie Country- oder Bluesstücke in die drastischen Ereignisse mischt, es kommt zu minutenlangen, knüppelharten psychischen wie physischen Folter-Exzessen und im späteren Verlauf werden moralische Grenzlinien munter verschoben. Auch mit gelegentlichen, gallig-schwarzhumorigen Einschüben wird nicht gespart und so entsteht erneut ein äußerst eindringliches Seherlebnis, das gewöhnliche Genre-Konventionen umschifft.
                        Mit "The Devil´s Rejects" festigt Rob Zombie weiterhin seinen Status als innovativer, außergewöhnlicher Horror-Regisseur mit einem Serienmörder-Terror-Road-Movie-Bastard der spezielleren Sorte, der visuell wie atmosphärisch extrem dicht geschnürt ist und moralisch immer wieder Grenzen der Fragwürdigkeit streift.

                        8
                        • 6

                          Nachdem er sich mit seinem tollen Debüt "Monsters" bereits als innovativer Regisseur für Science-Fiction-Material bewiesen hat, bekam Gareth Edwards direkt den Regieposten für den neuesten "Godzilla".
                          Edwards hatte vorab bereits angekündigt, dass sich diese Version mehr um die Menschen und die Reaktionen auf eine Katastrophe konzentrieren sollte. Wer sich nun eine Big-Budget-Variante von "Monsters" erwartet, bekommt leider einige Dämpfer.
                          Edwards gelingt es zunächst wieder, mit der Erwartungshaltung des Zuschauers zu spielen. Die Einführung ist sehr ausschweifend geraten und mit sprichwörtlich monströsen Momenten hält er sich lange zurück.
                          Der Streifen ist allerdings ein deutliches Beispiel, wie das Skript gegen die Regie arbeitet. Dieses stammt nicht von Edwards selbst und so bemerkt man früh, dass Figurenzeichnung und Dialogführung mehr als dürftig, teilweise sogar schlampig ausgefallen sind. Mag Bryan Cranston zunächst im verzweifelten Walter-White-Modus noch richtig gut gefallen, funktioniert der ambitionierte Aaron Taylor-Johnson später mitsamt Familie kaum noch als Sympathieträger. Zu oft darf er nur tatenlos in der Gegend rumstehen, während ständig nur gezeigt wird, wie das Militär und die Forschungsabteilung neue Aktionen und Handlungen gegen den Feind plant. Vor allem im Mittelteil entstehen so erhebliche Längen, in denen sich der Film doch merklich zieht. Von einigen wirklich extrem unlogischen, kaum nachvollziehbaren Aktionen ganz zu schweigen.
                          Trotzdem merkt man, dass Edwards hier Regie führt, denn sein Gespür für Bilder und Atmosphäre hat er nicht aufgegeben und arbeitet trotzdem mutig gegen das fehlerbehaftete Skript. Wenn Vater und Sohn durch eine verlassene, zerstörte Sperrzone wandern, Soldaten auf einer Brücke die Luft anhalten, um von dem Monster nicht entdeckt zu werden, ein Fallschirmsprung hinein in das Herz des düsteren Chaos oder panische Massenhysterie. Edwards hat seit seinem Debüt wenig verlernt und trumpft in solchen Momenten doch noch auf. Auch das Kreaturendesign ist klasse und die Gefechte sind sehr übersichtlich und imposant umgesetzt worden.
                          "Godzilla" ist zu großen Teilen leider zu sehr typischer Standard-Blockbuster geworden, der an mangelnder Charaktertiefe, Logikfehlern und unnötigen Dialogen krankt. Die Regie von Gareth Edwards mit ihren atmosphärischen Einzelmomenten und der imposanten Bildgestaltung reißt das Ruder gerade noch so rum, doch für seinen nächsten Film sollte er sich etwas einfallen lassen.

                          9
                          • 8

                            In seinem Debüt "House of 1000 Corpses" huldigt Rob Zombie den Terror-Streifen aus den 70ern.
                            Mit seiner rauschartigen, albtraumhaften Inszenierung, bei der man teilweise glaubt, man steckt in einem LSD-getriebenen Fiebertraum, hat Zombie einen der verstörendsten Horror-Filme der Neuzeit geschaffen. Die Mischung aus wilden Schnitten, rohen Bild- und Farbfiltern, der Einsatz teilweise arg konträrer Musikstücke, heftigste Gewalteinlagen, Schockmomente und unzählige absurde, groteske Einfälle sorgen für einen Trip, der selbst eingefleischte Horror-Fans nur schwer kalt lassen dürfte. Gewöhnliche Zuschauer sind eh schon sehr früh komplett raus aus dem Werk, das sich sowieso mehr an Fans richtet.
                            Konsequent auf Retro getrimmt und oftmals an Klassiker wie "The Texas Chainsaw Massacre" erinnernd entfacht Zombie einen nihilistischen Höllensturm, bei dem sich Stilsicherheit, wüste Videoclip-Ästhetik und purer Trash zu einem Cocktail der speziellsten Sorte vermengen. Man wünscht es sich fast, doch die Ironie bleibt aus und so landet eine Gruppe jüngerer Leute in einer schwer fassbaren Redneck-Hölle und mit ihnen auch der Zuschauer, dessen Nervenkostüm durch das Inszenierungs-Inferno regelrecht pulverisiert wird. Zombie scheint seine Fantasien und Ideen lange angestaut zu haben, setzt immer noch einen drauf und scheint in den letzten knapp 15 Minuten jegliche irdische Grenzen von Verständnis zu verlassen.
                            "House of 1000 Corpses" ist ein intensives Debüt von einem der besten Horror-Regisseure der heutigen Zeit. Ein wüster Trip, der mit seiner wilden Inszenierung, erbarmungslosen Atmosphäre, absurden Einlagen und unerbittlichen Konsequenz von Rob Zombie für eine ganz spezielle Seherfahrung sorgen wird, egal ob bei Genre-Fans oder noch mehr gewöhnlichen Zuschauern.

                            7
                            • 7

                              Wer mit dem Humor von Seth Rogen etwas anfangen kann, wird mit "Neighbors" von Nicholas Stoller sicherlich auch wieder glücklich.
                              Zac Efron als jüngerer Gegenpart und Rivale von Seth Rogen macht hier eine gute Figur, auch Dave Franco spielt gelungen. Sehr überraschend ist auch Rose Byrne, die gekonnt zwischen ernst, unglaublich komisch und auch mal verführerisch wechselt.
                              Ansonsten ist der Streifen eine typische Mischung aus Gags unterhalb der Gürtellinie, lustigen Imitationen und tollen popkulturellen Anspielungen auf die Film- und Fernsehlandschaft.
                              Zugegeben, einige Gags vor allem auf Seiten der Studentenverbindung sind ein wenig misslungen, da völlig niveaulos und überzogen und auch gegen Ende hätte man die Moralkeule stecken lassen können, doch Inszenierung mitsamt Party-Exzessen und einem guten Soundtrack, eine tolle Figurenchemie und immer noch genügend treffsichere Gags sorgen für gute Unterhaltung und Laune.
                              Love it or hate it: Fans von Seth Rogen werden mit "Neighbors" sicher eine schöne Zeit haben, Gegner der Art des Humors werden diesen Film mit Sicherheit keineswegs mögen.
                              “She’s got these huge tits, but she insists on wearing a wife-beater. It’s like fucking Tony Soprano!”

                              5
                              • 5

                                "Europa Report" von Regisseur Sebastián Cordero ist ein Science-Fiction-Film im Found-Footage-Format, bei dem eine Truppe von Astronauten zu einem Mond Jupiter´s reist, um eventuelles, außerirdisches Leben zu entdecken.
                                Dafür, dass der Film vermutlich ein sehr niedriges Budget hatte, stimmt zumindest schon mal die Atmosphäre. Die Effekte und das Design der Raumfähre sowie die Außenaufnahmen im Weltall können sich sehen lassen und sind stimmig in Szene gesetzt.
                                Ein wesentliches Problem des Streifens ist allerdings bereits, dass die Handlung unchronologisch geschnitten erzählt wird. Dies führt dazu, dass über den gesamten Film verteilt zwar einige durchaus gelungene, packend inszenierte Momente vorhanden sind, diese aber durch die nicht-lineare Erzählweise etwas untergehen. Ein gewisser dramaturgischer Leitfaden wird hier ziemlich verfehlt, immer wieder gibt es Langeweile und auch die Crew bekommt kaum charakterliche Tiefe.
                                Einzig das ewige Interesse der Frage, inwiefern es in den Weiten des Alls unbekanntes Leben zu entdecken gibt, hält den Zuschauer zumindest etwas bei der Stange, auch wenn hier erst gegen Ende etwas mehr Spannung aufkommt.
                                "Europa Report" hat ein interessantes Konzept mit einigen gelungenen Szenen. Die misslungene, unchronologische Erzählweise, unsauber ausgearbeitete Figuren und verpasste Möglichkeiten lassen den Streifen aber in der Mittelmäßigkeit versinken.

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                                • 10

                                  "To realize that all your life, all your love, all your hate, all your memories, all your pain, it was all the same thing. It was all the same dream, a dream that you had inside a locked room, a dream about being a person. And like a lot of dreams, there's a monster at the end of it."

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                                  • Was soll man da noch groß rum reden? Wird natürlich gekauft! :)

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                                    • 7

                                      In vielen Bestenlisten aufgeführt und als Kultklassiker gehandelt ist "Don´t Look Now", in dem ein Paar einen tragischen Verlust verarbeiten muss.
                                      In unheilvollen, tristen Bildern und mit einer fast schon trägen Langsamkeit entfaltet Regisseur Nicolas Roeg ein schweres Drama, das mit leichten Psycho-Thriller-Elementen angereichert wurde.
                                      Fälschlicherweise oft in das Horror-Genre zugeordnet liegen eigentlich hier schon erste Probleme des Streifens. Wirklicher Grusel oder Spannung kommen hier nur sehr selten auf, der Film ist eher eine Reflexion über Verlust und Trauer.
                                      Auch wenn es ein wenig negativ klingt, aber die wahre Genialität des Werks kommt vor allen in den jeweils ersten und letzten 10 Minuten voll zum Vorschein. Toll gefilmt und noch viel wichtiger absolut genial geschnitten bekommt man einerseits einen unglaublich intensiven, knisternden Einstieg, andererseits ein schockierendes, verstörendes sowie interpretierfreudiges Finale geboten. Ansonsten hat der Streifen immer mal mit offensichtlichen Längen zu kämpfen, auch wenn die Reize insgesamt klar durch subtile Andeutungen, rätselhafte Einschübe, verwirrende Schnittfolgen und das gelungene, teils äußerst intime Zusammenspiel von Donald Sutherland und Julie Christie gesetzt werden.
                                      "Don´t Look Now" konnte die hohen Klassikeransprüche, die ich vorab an den Film gestellt hab nicht erfüllen, auch weil ich mit anderen oder falschen Erwartungen rangegangen bin. Der Streifen ist trotzdem ein reizvolles, schweres Drama mit teils brillant inszenierten Momenten, das von seiner Langsamkeit, bedrückenden Stimmung und tollen Inszenierung lebt.

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                                        über Zulu

                                        In "Zulu" verwendet Regisseur Jérôme Salle das Thema Apartheid als übergeordneten Rahmen, um einen heftigen Krimi-Thriller angesiedelt in Kapstadt zu entwickeln.
                                        Kapstadt als Setting ist eine angenehme Abwechslung und der Regisseur schafft es, das von der dunklen Vergangenheit schwer gezeichnete Land äußerst eindringlich und bitter zu zeichnen.
                                        Fakt ist aber trotzdem, dass der Film über reines Andeuten von wirklich geschichtlichem Tiefgang so gut wie nie hinaus geht. Die Handlung hebt sich nicht von sonstigen Thrillern ab, die es schon zuhauf gibt. Auch an charakterlichen Stereotypen und Klischees spart der Film sicher nicht.
                                        Was dem Film aber das gewisse Etwas und eine beachtliche Sogwirkung verleiht, ist die konsequente Linie, die Salle verfolgt. Knallhart und in düster-bedrückenden Bildern treffen die blutigen Gewalteinlagen, traurigen Schockmomente und gefühlsmäßigen Wechselbäder voll in´s Schwarze.
                                        Hinzu kommt ein toller Cast, bei dem vor allem das Hauptdarsteller-Duo für mächtig Eindruck sorgt. Forest Whitaker als abgemagerter, desillusionierter und psychisch schwer gezeichneter Cop ist hier einfach in seinem Element. Mit seinem auf den Punkt gespielten afrikanischen Akzent liefert er hier eine gewohnt fantastische Leistung, die allein schon eine Sichtung wert ist. An seiner Seite spielt ein Orlando Bloom, wie man ihn bisher vermutlich noch nicht gesehen hat. Unrasiert, übermüdet, verschwitzt und schlecht gelaunt spielt er sich hervorragend von seinem Schönlings-Image frei und bietet den perfekten Gegenpol zum Schauspielschwergewicht Whitaker.
                                        Der Film nimmt sich die benötigte Zeit für seine Figuren und so werden nach und nach immer mehr Abgründe freigelegt, was in einem vielleicht etwas überhöhten, aber ungemein packenden Finale kulminiert, das einfach zu überzeugen weiß.
                                        "Zulu" unterscheidet sich handlungstechnisch wenig von einer Vielzahl bereits vorhandener Thriller und baut seinen angedeuteten Tiefgang nicht konsequent genug aus. Extrem konsequent ist dafür die tolle Atmosphäre des Films, die den Zuschauer in den Film zieht und zusammen mit den hervorragenden Darstellern für einen äußerst harten, bedrückenden und spannenden Thriller sorgt.

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                                          Lucio Fulci wagte mit "Lo squartatore di New York" mal wieder einen Ausflug in Giallo-Gefilde und schuf einen durch und durch sehenswerten Genre-Beitrag, der seine unverkennbare Handschrift trägt.
                                          Für den in New York angesiedelten Streifen ging Fulci wieder mal keinerlei Kompromisse ein. So erschuf er eine wüste, fieberhafte Slasher-Orgie, bei der er den Sex & Violence- Faktor in so schwindelerregende Höhen treibt, dass den Zensurbehörden wohl damals weißer Schaum vor dem Mund stand.
                                          Dabei sollte man sich allerdings nicht vorschnell von den ultrabrutalen Gewalteinlagen ablenken lassen, denn rein handwerklich beweist Fulci erneut Klasse und steht den damalig talentierten Genre-Vertretern wie Dario Argento in nichts nach. Hervorragende Kamerafahrten, sinnliche Close-Ups, stellenweise hypnotische Farbspiele und ein fabelhafter Soundtrack von Francesco De Masi tauchen das schmutzige Werk in einen genussvollen Mantel. Dazu kommt noch einer der wahrscheinlich skurrilsten Killer überhaupt, der durch seine quakende Entenstimme direkt aus Entenhausen geflüchtet zu sein scheint.
                                          Dass der Film, wie damals nunmal die meisten Gialli, von nicht zu leugnenden Längen und Logikpatzern durchzogen ist, fällt mal wieder kaum negativ auf, sobald der nächste intensive Mord oder eine groteske Sexeinlage anstehen.
                                          "Lo squartatore di New York" ist sicher einer der heftigsten Gialli überhaupt, der den Zuschauer mit viel Gewalt und Sex gelegentlich an die Grenzen treibt. Trotzdem bilden Lucio Fulci´s bravouröse Regie sowie bizarr-amüsante Einfälle wie der Killer mit Enten-Stimme ein schönes Gegenwicht zum bitter-grimmigen Inhalt.
                                          "Quack Quack"

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                                          • 9

                                            James Ponsoldt hat mit "The Spectacular Now" einen Film gedreht, der sich nach der Sichtung eigentlich sofort in das Herz jedes Indie-Filme-Liebhabers schließen dürfte.
                                            Durch das wundervolle Skript der Autoren des ebenfalls grandiosen "500 Days of Summer" ist der Streifen ein berührendes, einfühlsames Coming-of-Age-Portät der eindringlichsten Art, bei dem eigentlich fast alles stimmt.
                                            Durch das lebensnahe, realistische Schauspiel der Darsteller, allen voran Miles Teller und Shailene Woodley, schaut man begeistert und fasziniert zu, wie sich die (Liebes-)Geschichte rund um zwei Teenager entfaltet und man immer mehr über das Leben und die Hintergründe der Figuren erfährt.
                                            Dabei ist das ganze ein typisch genialer Indie-Film, genauso wie ich diese Art von Filme einfach liebe. Man bekommt praktisch ein erstaunliches Abbild des Lebens geboten, mit allen Höhen und Tiefen vor allem des Heranwachsens. Lustige Momente, emotionale Tiefschläge und liebevolle Romantik gehen hier Hand in Hand und so darf man sich auf eine Reise durch ein US-Teenager-Leben freuen, bei dem man sicherlich auch wieder Teile seines eigenen Lebens entdecken kann.
                                            Besonders gelungen hier auch der Schluss, der ein wenig anders daherkommt als sonst gewohnt und den Film schön nachdenklich abschließt.
                                            "The Spectacular Now" ist amerikanisches Independent-Kino nach Lehrbuch. Eine einfühlsame, berührende und oft unterhaltsame Coming-of-Age Geschichte, gespickt mit wundervollen Schauspielleistungen und einigen wirklich magischen Momenten. Für Indie-Freunde also ein absolutes Must-See.

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                                            • 8

                                              Mit seinem Regie-Debüt "Safety Not Guaranteed" nimmt sich Colin Trevorrow dem Thema des Zeitreisens an und verpackt dieses in eine Indie-Tragikomödie.
                                              Ein Journalist macht sich mit zwei Praktikanten auf die Reise, um für ein Magazine eine Story über einen Mann zu recherchieren, der laut eigener Aussage durch die Zeit reisen kann.
                                              Das zunächst schräg klingende Konzept artet aber keinesfalls in einen Science-Fiction-Streifen aus. Viel mehr stehen die Figuren im Vordergrund, um die es hier geht. Trevorrow nutzt die knappen 85 Minuten Laufzeit, um das Innenleben der Protagonisten zu erkunden. Das Konzept des angeblichen Zeitreisens ist nur ein übergeordnetes Element, mit dem der Regisseur eine Reihe an anderen Themen angeht. So geht es eher um die Narben, welche die Zeit bei Menschen verursacht hat. Verpasste Chancen, bereute Entscheidungen oder verflossene Liebe werden hier in feinfühligen, teilweise wirklich witzigen Dialogen und Situationen bearbeitet.
                                              Unterstützung erhält der Regisseur dabei von einem tollen Ensemble. Aubrey Plaza spielt die wunderschöne, leicht eigensinnige Darius, in die man sich nach kurzer Zeit schnell verliebt hat. Auch Jake Johnson ist großartig als vordergründiger Macho, der nach und nach in einem eigenen Nebenstrang seine Gefühle offenlegt. Mit die komplexeste Rolle hat Mark Duplass bekommen, der als Kenneth überzeugt ist, durch die Zeit reisen zu können. Er schafft den Spagat, sowohl die leicht nerdige und verschrobene Seite als auch einen sympathischen, smarten Kern seiner Figur zu zeigen, so dass man ihn ernst nehmen kann und er nicht ins Lächerliche abgleitet.
                                              Vielleicht hätte etwas mehr Laufzeit dem nur 85-minütigen Streifen noch zu etwas mehr Tiefe und Vielschichtigkeit verholfen und wahrscheinlich wird das ambivalente Ende nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen. Colin Trevorrow hat mit seinem Debüt allerdings bewiesen, dass er eine ernstzunehmende Stimme im US-Indie-Bereich ist, denn "Safety Not Guaranteed" ist eine unglaublich charmante, fantastisch gespielt Tragikomödie, die mit ihrer lockeren Atmosphäre, den tollen Figuren, dem amüsanten Witz und den trotzdem teilweise ernsten Themen berührt und begeistert.

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                                              • 6 .5

                                                Mit "My Soul to Take" hat Regisseur Wes Craven seit langer Zeit mal wieder einen Film gedreht und auch selbst geschrieben.
                                                Es lässt sich auf jeden Fall nachvollziehen, warum der Film bei der breiten Masse geradezu zerfetzt wurde. Das Drehbuch an sich kommt teilweise einer rätselhaften Kuriosität gleich, wo vorne und hinten nichts Sinn macht und sämtliche Genre-Klischees durchgeackert werden.
                                                Craven ist viel mehr daran interessiert, einen Slasher in bester Old-School-Manier zu basteln, in den er viele Motive und Elemente seiner bisherigen Werke reinpackt, was bei Fans für einige Déjà-Vu-Momente sorgen sollte. So macht es hier auch wie schon über 10 Jahre zuvor wieder Spaß, dass im Mittelpunkt die typischen High-School-Kids stehen. Nach einem extrem verwirrend-rasanten, ultra heftig geschnittenen Intro scheint Craven den Hauptplot um den mysteriösen Ripper zunächst einfach links liegen zu lassen, stattdessen sehen wir eher, wie eine Mädels-Clique von den Jungs auf der Toilette bespitzelt wird. Trotzdem tauchen dann die bekannten Momente wieder auf. Ein maskierter Killer, Terror-Anrufe mit der originalen "Scream"-Stimme oder seltsame Traum-/Fantasie-Fragmente, bei denen Erinnerungen an "Nightmare on Elm Street" wahr werden. Die Teenies werden auch hier nicht gerade zimperlich um die Ecke gebracht, während die finale Auflösung wiederum als klare Enttäuschung verbucht werden kann. Eine logische Erklärung für einen Großteil der Ereignisse spart sich Craven am Ende dann auch noch komplett, was einerseits ärgerlich, andererseits wieder konsequent erscheint.
                                                Es ist nachvollziehbar, dass "My Soul to Take" von vielen nicht gemocht wird. Man muss schon Wes Craven-Liebhaber sein und auf einen altmodischen Slasher mit Déjà-vu-Faktor Lust haben, um nicht an dem ansonsten teils haarsträubenden Drehbuch zu verzweifeln.

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                                                • "Finsterworld" war für mich der beste deutsche Film seit Jahren.. Hoffe der räumt was ab, auch wenn ich das bezweifel...

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                                                  • Wow, fantastische Liste! In vielen Lieblingsmomenten von dir erkenn ich auch einige von meinen wieder.. :)

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