pischti - Kommentare

Alle Kommentare von pischti

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    pischti 15.09.2023, 15:38 Geändert 15.09.2023, 15:40

    BARETT - DAS GESETZ DER RACHE, anderen vielleicht eher unter dem Originaltitel "Joshua Tree" bekannt, ist ein solider 90er Jahre B-Actionfilm mit dem blonden schwedischen Hünen Dolph Lundgren, hier mit Synchronstimme von Herrn Paschulke aus Löwenzahn (Helmut Krauss), der u.a. auch Samuel L. Jackson in "Pulp Fiction" , oder auch John Goodman in "Big Lebowski" sprach.

    Schnell wird man in eine simple Rache-Thematik reingeworfen, bei der man es dem flüchtenden Unschuldigen äußerst schwer machen möchte. Die obligatorische heiße Braut an der Seite, die irgendwann begattet wird, diverse Wummen und viele Einschusslöcher in allen Körperbereichen sind zwar schablonenhaft aus der 90er Action-Ramschkiste, das macht aber alles einfach Spaß. Vor allem das legendäre Shootout in der Lagerhalle ist herrlich und lädt zum Trinkspiel ein. Einen Kurzen für jeden Einschuss, nach 10 Minuten liegt der erste recht sicher mit 3,8 im Turm im Sessel.

    Wer dem 80er und 90er Jahre Actionkino wohlgesonnen ist so wie ich, wird mit diesem Streifen durchaus seine Freude haben. Vorsicht ist nur beim Griff zur richtigen Version geboten. Gerade die um knapp 2 Minuten gekürzte Version lässt im Lagerhallen-Rambazamba seltsame Lücken blicken. In der etwa 102 Minuten-Variante sind dann aber alle Einschusslöcher gut sichtbar. Dass der Film sogar bis 2015 zudem indiziert war , ist schon schräg, der Filme hätte auch schon davor ungekürzt eine normale FSK18 Freigabe verdient gehabt.

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      pischti 08.09.2023, 12:36 Geändert 08.09.2023, 14:15

      Als am 7. Juli 2017 der 33 jährige ehemalige Kriegsveteran Brian Brown-Easely eine Bank in einem Vorort von Atlanta im Bundesstaat Georgia betrat und Geiseln nahm, wollte er lediglich 892 Dollar, die dem schwer traumatisierten Ex-Marine das Department of Veterans Affairs schuldete. Worauf es am Ende hinaus laufen wird, kann sich jeder denken.

      Die mir unbekannte und bisher nichtmal mit einem Wikipedia-Eintrag versehene Regisseurin Abi Damaris Corbin erzählt, zumindest in Ansätzen, genau diesen schicksalshaften Tag und konnte für die Rolle von Brown-Easely immerhin den aufstrebenden Schauspieler John Boyega, dessen Gesicht ein Großteil aus den neueren Star Wars Filmen kennen wird, gewinnen.

      Boyega überzeugt durch ein recht intensives Schauspiel. Seiner Figur sieht man folglich die Verzweiflung an und in manchen Momenten dachte ich wirklich, schon allein von der Mimik und Gestik, einen jungen Denzel Washington zu sehen. Doch so sehr er sich hier die Seele aus dem Leib spielt, so zäh ist das endlose Telefon-Gelabere zwischen der tragischen Figur und Teilen des FBI. Letztendlich gelingt es in den auch wieder mal viel zu langen 110 Minuten nicht, ein gewisses Spannungslevel zu halten und so wichtig es auch sein mag, Brown-Easelys wahre Geschichte zu erzählen, so viel besser wäre hier eine reine Doku gewesen.

      Unterm Strich ist "892" leider ein sehr durchschnittliches Drama mit guten Absichten geworden, welches aber einfach viel zu viel Leerlauf besitzt und auch durch das geringe Maß an Interaktionen zwischen den Figuren mich trotz des ergreifenden Finales nicht richtig fesseln konnte. Was dennoch im Gedächtnis bleibt ist die Tatsache, wie ehemalige Kriegsveteranen, die ihrem Land mit ihrem Leben dienten, im Stich gelassen werden.

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        pischti 06.09.2023, 11:46 Geändert 06.09.2023, 12:35
        über Evil

        Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #72

        EVIL (2003) von Kenduskeag und BenAffenleck

        Dieses schwedische Sozialdrama weckte schon vor 10 Monaten durch Kendus' Kommentar mein Interesse, ehe Dirk dann vor 2 Monaten ebenso sehr lobende Worte für den Film fand.

        Mikael Hafström inszeniert dieses auf der Vorlage von Jan Guillou's autobiografischem Werk basierenden Drama, in dem er seine eigenen Erlebnisse im Internat "Solbacka" verarbeitet, mit einem gut ausbalancierten Gemisch aus Coming of Age- und Sozialdramaelementen und verleiht dabei seinen Haupt- und Nebendarstellern eine tiefgründige Figurenzeichnung, die in Filmen dieser Art essentiell ist. Die Optik der 50er Jahre ist nebenbei, nicht nur frisurentechnisch, äußerst gelungen.

        Ein durch Gewaltexzesse aufgefallener Jugendlicher wird der Schule verwiesen und in ein Internat gesteckt um durch Zucht und Ordnung seinen Charakter in die richtige Richtung zu formen. Doch die alteingesessenen Schüler höherer Klassen versuchen die Frischlinge durch Armeemethoden, Unterdrückung, Gewalt und Schikane hörig zu machen. Eine Ausgangssituation, die das Pulverfass bald explodieren lässt....

        Auch wenn diverse Charaktere nicht ohne Klischees auskommen, sei es der äußerst hörige, schüchterne Streber, oder der 1,93m große Macker, der alle schikaniert, so sind es vor allem die Interaktionen zwischen den einzelnen Figuren selbst, die den Zuschauer auch bei 2-stündiger Laufzeit gut bei Laune halten und eine gewisse Grundspannung in der Handlung bewahren. Trotz der nicht klischeefreien Figuren wirkt deren Entwicklung und Handeln trotzdem authentisch.

        Optisch und handwerklich, wenn auch budgetgeschuldet, auf solidem B-Niveau, dafür aber schauspielerisch, vor allem durch Andreas Wilson, der den Protagonisten spielt, stark vorgetragen, ist EVIL ein Film, der mir sehr gut gefallen hat und der vor allem Freunden kleinerer Produktionen und von Sozialdramen ans Herz gelegt werden kann.

        Im Kern erinnert EVIL an Filme wie NAPOLA, erzählt aber neben gezeigten , allerdings FSK12 gerechten, Gewaltekszessen, auch über Freundschaft, Anpassung, Liebe und die innere Kontrolle über sich selbst.

        Neben dem Funfact, dass in der sehr abwechslungsreichen Filmografie von Regisseur Hafströms auch oldschool Actiongranaten wie ESCAPE PLAN zu finden sind, ist es auch die Besetzung des Antagonisten, die durchaus interessant ist. Mit Gustaf Skarsgard , als besagter 1,93m Hüne, steht hier nämlich kein geringerer als der kleine Bruder von Hollywoodgröße Alexander Skarsgard und Sohn von Stellan Skarsgard vor der Kamera.

        Fazit: EVIL ist ein wirklich tolles, spannendes und dramaturgisch äußerst ansprechendes skandinavisches Sozialdrama, welches so einige Coming of Age Elemente beinhaltet, und durch seine interessante Figurenentwicklung, gutem Schauspiel und generell interessanten Charaktere punktet.

        Lieber Kendus, lieber Dirk, ich danke euch beiden für den klasse Tipp und freue mich, endlich mal wieder im Dramenbereich einen Vertreter gefunden zu haben, der mir Höchstnoten entlocken konnte.

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          Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #71

          LEVIATHAN (1989) von SpawnVenom (im Verlauf zusätzliche Empfehlung von kaiserofhorror)

          Dafür liebe ich diese Plattform und den Austausch hier, denn ohne die Kommis genannter Buddies wäre der Tiefsee-Sci-Fi-Horror LEVIATHAN weiterhin an mir vorbeigegangen.

          Schnell findet man als Genre-Fan und Liebhaber der 80er und 90er Filme einen Einstieg in die atmosphärische Unterwasserstation in 16.000 Fuß Tiefe. Zwar sind die Räumlichkeiten da unten teilweise irgendwie ganz gemütlich eingerichtet (so schön mit Bücherregalen in der Kajüte), es finden sich aber auch verwinkelte, dunkle Gänge, oder durch Gitter getrennte Orte, die übereinander liegen, die teilweise wie aus dem Inneren eines U-Bootes oder einer Raumstation wirken. Generell erinnert das Innenleben dieser Unterwasserstation an die Alien-Filme, was möglicherweise daran liegt, dass so einige Crewmitglieder aus den Bereichen Design, Maske, Kamera in mindestens einem Teil der Alien-Trilogie mitgewirkt haben.

          Gedreht wurde der Film größtenteils in einem Studio in Rom und bei den Unterwasserszenen wurde die sogenannte Dry-for-wet Technik verwendet, bei der durch geschickte Beleuchtung, den Einsatz von Ventilatoren, Zeitlupen und Schwebeteilen Wasser simuliert wird, was technisch gesehen schon irgendwie beeindruckend ist, vor allem wenn man das Resultat betrachtet.

          In der Crew, die aus den obligatorischen, klischeehaften Charakteren besteht, sieht man neben Peter Weller (Robocop) oder auch Daniel Stern (Kevin allein Zuhaus) bekannte Gesichter, die man schon mal irgendwo gesehen hat, selbst die Synchro ist mit unter anderem Manfred Lehmann (Synchronstimme von Bruce Willis) oder auch Joachim Tennstedt (Jeff Bridges, John Malkovich, Tom Hanks seit Arne Elsholtz' Tod) toll besetzt.

          Mit einer Mischung aus Alien und Das Ding nimmt die Bedrohung ständig zu, um in einem für das Genre typischen Finale zu enden. Auch die Body-Horror Elemente sind optisch handgemacht und folglich kreativ umgesetzt.

          LEVIATHAN ist urige, nostalgische Sci-Fi Horror Unterhaltung, die zwar im Schatten der ersten beiden Alien-Filme und "Das Ding" steht, mir aber dennoch richtig gut gefallen hat. Zum Schmunzeln ist in Sci-Fi Filmen aus dieser Zeit immer die Ausstattung mit Computern, deren Projektion auf dem Bildschirm immer so ein bisschen aussieht wie die ersten Textadventure auf C64 oder ähnlichen kultigen Kisten.

          Für die, die wie ich mit dem Filmherz in diesen Jahrgängen verankert sind, ist LEVIATHAN eine klare Empfehlung, die ich punktetechnisch auch gern mit einem zusätzlichen halben Nostalgiepunkt belohne.

          Lieber SpawnVenom, lieber Kaiser, ich danke euch beiden sehr für die tolle Empfehlung.

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            pischti 04.09.2023, 15:11 Geändert 04.09.2023, 15:17

            Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #70

            THE TERROR ROOM von kaiserofhorror

            Der Kaiser hat in die Abstellkammer geladen, nur ist es hier drin finster wie im Bärenarsch und viel zu essen gibt es auch nicht.

            Eine 2-fache Mutter mit Drogenvergangenheit wohnt mit ihren Kindern in einem abgelegenen, älteren Haus. Als sie unerwarteten Besuch erhält, eskaliert die Situation...

            THE TERROR ROOM ist kurzweilige Thrillerkost und holt aus der minimalistischen Story recht viel raus. Wie eine Löwin kämpft und beschützt Jessica (Rainey Qualley) ihre zwei Kinder, zumindest so gut es geht. Dass hier rein von der Logik nicht alles stimmig ist, sollte erwähnt werden und auch die storytechnischen Möglichkeiten sind in diesem aufreibenden Kammerspiel begrenzt.

            Da macht es Protagonistin Rainey Qualley, die übrigens im wahren Leben die Tochter der Schauspielerin Andie MacDowell ist, schauspielerisch gar nicht schlecht und wer selbst Kinder hat, kann die Bedrohlichkeit und auch diverse Handlungen verstehen, doch die minimalistische Ausgangslage hat auch ihre Grenzen, sodass man inhaltlich, wie die gefangene Jessica selbst, wenig nach links oder rechts rücken kann. Handwerklich ist genrebezogen alles im grünen Bereich, die Gewaltdarstellung hält sich zudem in Grenzen.

            Wer geradlinige, recht kurzweilige Geschichten ohne große Überraschungen mag (auch bei der Laufzeit selbst), der ist hier ganz gut aufgehoben, nur leider bekommen der oder die Gegenspieler irgendwie zu wenig Screentime, was ein bisschen schade ist, gerade weil Vincent Gallo, der die Figur Sammy spielt, so eine richtig fiese Visage hat.

            Verehrte Hoheit, ich danke dir für den Tipp, denn zum einmaligen Gebrauch unter der Woche , trotz verhaltener Punktezahl meinerseits, optimal zu verwerten.

            Film läuft für umme auf Freevee mit Werbung.

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              über Axiom

              AXIOM, im Sprachgebrauch als gültige Wahrheit, die keines Beweises bedarf verwendet, ist ein deutsches Drama über einen notorischen Lügner, dessen Unwahrheiten, sofern sie aufgedeckt werden, ihm Probleme in der Gesellschaft einbringen.

              Hierbei handelt es sich um eine sehr dialoglastige Charakterstudie, die aber gerade deshalb und auch durch das solide vorgetragene Schauspiel aller Beteiligten sehr authentisch wirkt und die mir, obwohl ich immer mal Probleme mit Filmen dieser Art habe, ganz gut gefiel, weil sie mein Interesse weckte.

              Der Schwede Jöns Jönsson inszeniert seine Geschichte zudem mit vielen ruhigen Kameraeinstellungen, welche die Dialoge zwischen den einzelnen Szenen einfangen und die auch mal gern über mehrere Minuten statisch verbleiben. Dennoch passen sie einfach hervorragend zum Gesamtkonstrukt und geben den Dialogen somit die bestmögliche, intensive Präsentation.

              Fazit: Gelungenes, ruhig inszeniertes deutsches Drama mit Münchhausen-Tönen, gutem, authentischen Schauspiel und interessanter Thematik.

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                pischti 01.09.2023, 13:08 Geändert 01.09.2023, 13:39

                Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #69

                IN THE ELECTRIC MIST - MORD IN LOUSIANA von Franzi1958

                Tommy Lee Jones sehe ich wahnsinnig gern, auch wenn die Rolle eines ermittelnden Cops schon an ihm festklebt wie Uhu-Sekundenkleber. Nach Franzis Empfehlung, einer Kriminalgeschichte mit Mystery-Elementen und eben bessagtem Tommy Lee Jones in der Hauptrolle, war mein Interesse geweckt.

                Storytechnisch greift man hier zu einer recht simplen Kriminalgeschichte, in der ein Detective in einem kleineren District in Louisiana eine Mordserie an Prostituierten aufklären soll. Hinzu kommt das Auffinden einer weiteren Leiche, die mit einer alten, persönlichen Geschichte verbunden ist. Dabei wirft Regisseur Bertrand Tavernier in einem seiner letzten Filme zusätzlich noch diverse Nebencharaktere ins Boot, die zwar in der Regel die Handlung nicht unbedingt spannender machen, aber zumindest mit John Goodman, Peter Saarsgard , Ned Beatty oder auch Mary Steenburgen toll besetzt sind, die aber lediglich routiniert "abliefern".

                Positiv zu erwähnen ist die ganze Cinematografie, die mit ihren gelungenen Aufnahmen von Lousiana und einem zusätzlich stimmigen Score audiovisuell ansprechend umgesetzt ist, nur die Handlung an sich wirkt irgendwie unausgereift. Tommy Lee Jones springt von A nach B, ermittelt, hat Visionen und kämpft sich, im wahrsten Sinne des Wortes, etwas behäbig durch den Sumpf. Die angesprochenen Mysteryelemente bleiben dabei über die gesamte Zeit reines Stilmittel und tragen kaum zur Story selbst bei. Auch eine klare Auflösung, was es mit diesen Elementen genau auf sich hat, behält der Film für sich.

                Unterm Strich ist IN THE ELECTRIC MIST ein recht durchschnittlicher Mystery-Kriminalfall geworden, dem Ideen und vor allem ein gelungener Twist, der u.a. auch den Mysteryanteil vielleicht erklärt, fehlen und in dem selbst die Enttarnung des Mörders mich als Genre-Fan nicht überzeugen konnte.

                Liebe Franzi, es hat nicht sollen sein, aber IN THE ELECTRIC MIST war für mich lediglich routiniert runtergespultes Krimi-Kino ohne besondere Highlights und mit unglücklicher Verwendung der Mystery-Elemente. Das ist aber halb so wild.

                Über den einen Gnadenpunkt vom Captain aus der Kajüte musste ich allerdings etwas schmunzeln und auch, dass ein trockener Alkoholiker in den feuchten Sümpfen von Lousiana nach Leichen sucht, hat eine gewisse Situationskomik.

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                  pischti 31.08.2023, 11:34 Geändert 31.08.2023, 11:36

                  Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #68

                  LONELY HEARTS KILLERS von Miss_Jupiter

                  Sue (Miss_Jupiter) ist wirklich eine Bereicherung auf dem Dashboard. Klasse und abwechslungsreiche Filmauswahl, tolle Kommis und ein stets freundliches und sympathisches Wesen sind für mich Gründe, weshalb ich ihre Filmeindrücke sehr gerne lese und auch kommentiere.

                  Bisher hatte ich in meiner Liste der Buddytipps, die mittlerweile auf über 100 Titel angewachsen ist und durch die ich mich fast täglich forste, leider kaum Empfehlungen von ihr, weil ich auch einfach einen Großteil ihrer rezensierten Filme schon gesehen habe. Doch LONELY HEARTS KILLERS machte mich vor Kurzem neugierig, die einfache Verfügbarkeit über Prime tat ihr Übriges.

                  Die wahre Geschichte von Martha Beck (Salma Hayek) und Raymond Fernand (Jared Leto), die zwischen 1947 und 1949 zahlreiche Menschen ermordet haben, punktet vor allem durch den tollen Cast. Salma Hayek, Jared Leto, John Travolta, James Gandolfini, Laura Dern , das sind schon alles mächtig gute Argumente und vor allem Hayek überzeugt hier als diabolische und teilweise völlig irre Martha Beck. Sie haucht ihrer Figur bei hoher Attraktivität vor allem eine gefährliche Unberechenbarkeit ein. Seltsamerweise war die echte Martha Beck gar nicht so attraktiv, im Gegenteil. Auch Leto als ihr charmanter Partner Raymond spielt seine Figur gewohnt gut und die Interaktionen zwischen beiden Figuren wirken authentisch.

                  Mit Travolta und Gandolfini hat man zudem zwei richtige Typen auf Ermittlerseite, gerade Travoltas Figur ist durch einige Lebensumstände interessant gezeichnet und kann diverse Eigenschaften in bestimmten Szenen nicht verbergen.

                  Neben einem soliden Spannungsbogen, bei dem die Situationen immer mehr eskalieren, sind es auch die gelungenen Requisiten und der gut umgesetzte Flair der Nachkriegszeit, die gefallen.

                  Handwerklich gewohnt professionell und immer ein gutes Gespür für den Moment inszenierte Bob Robinson einen sehenswerten und auf wahren Begebenheiten beruhenden Bonnie und Clyde Ableger, dessen Figuren aber vor allem bei der Anzahl der Morde dem legendären Duo in nichts nachstehen. Die große Stärke des Filmes ist die kontinuierlich bösartiger werdende und in ihrer Dramaturgie steigende Handlung, die im Finale abgrundtief böse Taten auftischt, die mir Gänsehaut bereiteten. Gerade Fans echter Kriminalgeschichten sollten mal einen Blick riskieren.

                  Liebe Sue, ich danke dir sehr für den gelungenen Tipp und sehe LONELY HEARTS KILLERS ähnlich stark wie du.

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                    über The Boy

                    Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #67

                    THE BOY von Chionati, Der_Ryan_M, Kenduskeag und im weiteren Verlauf YupYum

                    Unter meinem Kommi zum eher mittelmäßigen Horror-Verteter THE CELLAR kam von Chionati, der gerade in diesem Genre gern unterwegs ist und dessen Vorschläge ich immer gern annehme, mit THE BOY ein Genretipp, den Ryan und Kendus sofort unterstützten und das obwohl die beiden eher nicht so häufig im Horrorbereich unterwegs sind. Als YupYum kurz darauf, unabhängig von den anderen Dreien, zusätzlich einen sehr positiven Kommi zu besagtem Film verfasste, veranlasste mich das tippgebende Teamwork zur Sichtung.

                    Eine aus Montana in den USA stammende jüngere Frau mit Namen Greta (Lauren Cohan) erhält auf einem älteren Herrensitz eines reichen älteren Pärchens in Großbritannien den Job der Nanny für deren Sohn Brahms, auf den sie aufpassen soll, während sich die Eltern in den angeblichen Urlaub begeben. Etwas irritiert, wen wunderts, zeigt sich Greta allerdings, als sich Brahms nicht als lebender Junge, sondern lediglich als Porzellanpuppe erweist, die aber anscheinend wie ein echtes Kind umsorgt werden soll. Doch was hat es mit der Puppe auf sich?

                    Sofort überzeugt die dichte Atmosphäre, die sich komplett durch den Film zieht und die immer mal unangenehme Ereignisse erahnen lässt. Die Kamera ist dabei stets gekonnt eingesetzt und fängt die Szenerie mit weicheren Übergängen, stilistisch guten Kameraperspektiven plus solide umgesetzter Beleuchtung und professionellem Soundediting ein. Gerade Horrorfans, die in simplen Jumpscares lediglich ein billiges Stilmittel sehen, sollte THE BOY durchaus zusagen, denn bis auf 1-2 kleinere, teilweise sicherlich nicht vermeidbare Szenen dieser Art, schöpft der Film seine Horrorelemente aus besagter dichter Atmosphäre, dem bevorstehenden Unerwarteten und seltsamer Geräusche und Ereignisse im riesigen Haus.

                    Figurentechnisch ist das alles angenehm einfach und genretreu gestaltet, auch die Anzahl ist überschaubar. Eine tiefgründige Figurenzeichnung findet man nicht und auch schauspielerisch gibt es von meiner Seite aus bei den mir komplett unbekannten Darstellern wenig zu meckern. Lediglich hätten ein paar Kamerashots oder Drohnenaufnahmen außerhalb des Hauses ganz gut getan, um dem Szenario noch eine etwas bessere Präsentation zu ermöglichen. Viel vom Drumherum sieht man nämlich leider nicht.

                    Am Ende bleibt ein wirklich gelungener Horrorvertreter stehen, der zusätzlich noch mit einem kleinen Twist im Finale überraschen kann. Fraglich finde ich allerdings, auch wenn auf derbere Gewaltdarstellung verzichtet wird, die FSK 12 Einstufung. Generell sind die Hanseln bei der FSK für mich bis in alle Ewigkeit wie ein Hörspiel auf Hebräisch - ich verstehe sie einfach nicht.
                    Ob es jetzt noch eine Fortsetzung gebraucht hätte, die mit Katie Holmes in der Hauptrolle tatsächlich existiert, weiss ich nicht. Vielleicht sollte man nicht gleich aus jedem Film ein Franchise zusammenbauen.

                    Ich danke euch Vieren, von denen wenigstens einer schrill ist, für den gelungenen Tipp und kann definitiv sagen, dass mir so eine hässliche Puppe nicht ins Haus kommt.

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                      pischti 25.08.2023, 15:20 Geändert 25.08.2023, 15:24

                      Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #66 und zieht sich alte Schinken rein #6

                      INCIDENT....UND SIE KANNTEN KEIN ERBARMEN von Kenduskeag

                      Kendus, mein Filmbuddy mit großem Interesse an betagteren Werken und Klassikern, schrieb vor 2 Tagen einen Kommi zu besagtem Film. Auch wenn ich Kammerspielen häufig nicht viel abgewinnen kann, reizte mich dieser S/W-Klassiker dennoch, zumal er auch recht gut verfügbar auf Youtube zu finden ist.

                      Die beiden Rowdies Arti (Martin Sheen) und Joe (Tony Musante) sind zwei Arschgeigen wie sie im Buche stehen. Ständig provozieren sie Stress, ziehen Leute ab oder fügen ihnen teilweise sogar schlimmste Verletzungen zu. Als sie etwas alkoholisiert in einen trotz späterer Stunde gut besetzten U-Bahn Waggon einsteigen, steht die Situation zwangsläufig vor der Eskalation....

                      Larry Peerce inszeniert hier eine Film, der eine scharfe Gesellschaftskritik ausübt, die neben der offensichtlichen Bedrohung eines ganzen Waggons durch zwei Spinner auch andere, teilweise sogar mit Diskriminierung und Rassismus verbundene kritische Ansätze verfolgt.

                      Die Figuren Arti und Joe sind durch Sheen und Musante recht authentisch vorgetragen, denn genau so stellt man sich Leute vor, die mit großem Mundwerk andere einschüchtern, sie bedrohen und sich dabei immer überlegen fühlen. Ehrlich gesagt wünscht man sich während der Sichtung irgendwie den Zopfmann oder ähnliche Konsorten herbei, der die zwei Kasper mal so richtig schön zur Schepper-Ding-Dong-Bumsfallera Party einlädt.

                      Was dem Film meiner Meinung nacht nicht gut tut, ist die etwas zu lange Einführung aller Fahrgäste, bei der durchaus mal banaler Ehezoff oder sonstiges alltägliches Zeug über viele Minuten zu sehen sind. So richtig spannend wird es kaum, neben der gelungenen Eröffnungsszene beginnt der Spannungsbogen sich nämlich erst mit dem Einstieg in die U-Bahn zu spannen, doch da sind dann schon mal locker 50 Minuten ins Land gegangen. Was man dann sieht ist aber ein interessanter Einblick in eine gewisse Gruppendynamik bei gegebener Situation und es ist als Zuschauer recht unangenehm, dem Treiben der zwei Vollidioten zuzusehen.

                      Filmtechnisch ist alles recht einfach gehalten, hier fande ich allerdings die zweigeteilte Darstellung des Waggons durch mittige Kameraposition ganz interessant und auch gut umgesetzt.
                      So richtige Höhepunkte, bis vielleicht auf das Finale, bei dem ein weiterer Seitenhieb auf die heutige Gesellschaft erfolgt, gibt es zwar nicht, das Ganze ist aber recht konsequent, wenn auch für mein Empfinden etwas altbacken umgesetzt. Auch wenn mich Kammerspiel weiterhin nicht sonderlich gut unterhalten kann, bin ich dennoch froh, an diesen 1967er Klassiker einnen Haken setzen zu können. So ein bisschen dramatischer hätte das Ganze für meinen Geschmack aber noch sein können. Somit bleibt ein etwas verhaltener Eindruck.

                      Lieber Kendus,auch wenn in mir der Film keine Freundensprünge auslöste, war es zumindest keine Zeitverschwendung. Kammerspiele haben es bei mir aber leider immer sehr schwer, es sei denn, es sind Vertreter im Sci-Fi Bereich wie CUBE und ähnliche. Ich bin mir aber sicher, dass der ein oder andere an dem Streifen seine Freude finden wird. Daseinsberechtigung hat er allemal, denn gerade die sozialkritischen, bzw. gesellschaftskritischen Töne sind gelungen.

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                      • 7 .5

                        DIE SCHRILLEN VIER... suchen Johnny Favorite (Der_Ryan_M, RolfMuller, BenAffenleck und Pischti)

                        #2 ANGEL HEART (1987)

                        In der zweiten Runde der schrillen Vier war diesmal das Thema "80er Jahre Filme" und jeder von uns durfte 2 Vertreter in den Pool schmeißen. Jeder mit 2 Stimmen ausgestattet, wobei niemand seine eigenen Filme wählen durfte, gewann Rob's (RolfMuller) vorgeschlagener ANGEL HEART demokratisch vor YOUNG GUNS. Schon die Besetzung bereitete mir eine gewisse Vorfreude.

                        New York in den 50er Jahren - ein etwas heruntergekommen wirkender Privatdetektiv (Mickey Rourke) erhält durch einen mysteriösen und undurchsichtigen Auftraggeber (Robert de Niro) den Auftrag, einen Schuldner namens Johnny Favorite, einen als verschollen geltenden Musiker, aufzuspüren. Schnell gerät der Privatdetektiv in einen verwirrenden Strudel aus Ungereimtheiten, mysteriösen Todesfälle und anderen Gefahren...

                        Alan Parker, der u.a. für MISSISSIPPI BURNING, DIE ASCHE MEINER MUTTER, oder auch DAS LEBEN DES DAVID GALE verantwortlich war, schmeißt den Zuschauer hier in ein tolles 50'er Jahre Szenario mit urigem Ambiente, dichter Atmosphäre und interessanten Figuren und untermalt das Ganze mit ruhigeren, aber stimmungsvollen Saxophone-Klängen.

                        Der Film-Noir-Kriminalfall punktet vor allem mit seiner detailierten Figurenzeichnung und dazugehörigem überragenden Schauspiel. Mickey Rourke, der den Protagonisten mit einer außergewöhnlichen Ausstrahlung verkörpert und der mühelos den Film als Hauptcharakter tragen kann, zeigt ein mal mehr, was für ein hervorragender Darsteller er ist und dass die ganzen Gesichtseingriffe eher das Gegenteil des sicherlich Angestrebten bewirkten. Auch de Niro gibt seiner Figur, die noch eine Schlüsselrolle spielen wird, eine dermaßen besondere Präsenz, dass es ein wahrer Genuss ist, seinen Dialogen zu folgen. Etwas schade ist allerdings, dass nicht sein Stammsynchronsprecher Christian Brückner, sondern Joachim Kerzel (Jack Nicholson, Dustin Hoffman, Harvey Keitel), dessen Stimme ich aber auch sehr gerne höre, ihn hier gesprochen hat. In weiteren Nebenrollen sind u.a. noch Charlotte Rampling und Lisa Bonet in jungen Jahren zu sehen.

                        Die Story selbst mag zwar zwischendurch mit all seinen ins Boot geworfenen Charakteren etwas verwirrend sein, sie ist aber, gerade im Mysterybereich, ausgesprochen clever erzählt, führt den Zuschauer auf falsche Fährten und letztendlich gelingt dem Streifen durch die finale Auflösung am Ende ein genialer Schachzug, der in dem ganzen Verwirrspiel einen gelungenen Twist hervorbringt. Der Film endet zudem mit einer metapherartigen Szene, die während des Abspanns läuft und thematisch hervorragend ins Gesamtpaket passt. Ein bißchen zum Schmunzeln sind allerdings die sehr wenigen Effekte aus dem Computer.

                        Unterm Strich ist ANGEL HEART ein starker Vertreter im Mysterythrillerbereich, dessen Storyvorlage auch aus der Feder des Großmeisters Stephen King stammen könnte, und der durch mal mehr, mal weniger subtile Details durchaus Hinweise auf den Ausgang dieser Kriminalgeschichte geben könnte. Generell wird man bei weiteren Sichtungen mit Sicherheit neue Details entdecken können. Erinnert hat mich ANGEL HEART ein wenig an einen anderen, in der Community äußerst beliebten Mysterythriller, den ich aber, um Spoiler zu vermeiden, nicht nennen werde.

                        Dirk, Flo und Rob, es war mir wie immer eine Ehre mit euch gemeinsam ins New York der 50er einzutauchen. Die Eier sind fertig!

                        7,5/10 hartgekochte Eier gefressen

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                          pischti 23.08.2023, 10:03 Geändert 23.08.2023, 10:06

                          Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #65

                          DON'T WORRY DARLING von Framolf, Torbinho und Der_Ryan_M

                          Retrospektiv war Framolfs 7,5er Wertung schon mal der Grund, dass ich den Film irgendwie auf dem Schirm hatte, auch wenn ich seinen Kommentar aufgrund einer Spoilerwarnung zunächst nicht las (danke nochmal dafür). Aufgrund nachfolgender Kommis von Torbinho und Ryan hatte ich mir dann die Sichtung doch recht schnell vorgenommen.

                          Die Besetzung mit Florence Pugh in der Hauptrolle, die ich vor einigen Monaten noch nicht mal kannte, ist ein großer Pluspunkt dieses Mysterythrillers, denn sie allein muss und kann problemlos das Ding schultern. Jeder andere Darsteller, bzw. jede andere Darstellerin, bis auf vielleicht noch Chris Pine, ist völlig austauschbar.

                          Im Verlauf, wo allerdings schon mal die ersten 30 Minuten unbedeutend ins Land gehen, merkt man als Zuschauer, dass hier irgendwas nicht stimmt. Ein verblendetes Halli-Galli Leben mit 50er Jahre Flair in malerischer, wenn auch homogener Kulisse, und ein extrem seltsames Verhalten diverser Leute aus dem nahen Umfeld, dazu die ein oder andere surreale Szene, das ist schon alles ganz interessant, nur hält man sich bei der Verunsicherung der Protagonistin und ihrer Suche nach Antworten zu lange auf und mir fehlten hier auch irgendwie wirkliche Highlights. Der erste Blick auf die Uhr - bereits nach einer Stunde.

                          Auch im weiteren Verlauf kommt DON'T WORRY DARLING nicht so richtig aus dem Knick, um dann aber immerhin einen Twist zu präsentieren, der sicherlich nicht neu ist, dessen Grundidee ich aber immer äußerst interessant finde und der definitiv einige Punkte einstaubt.

                          Handwerklich ist besagter Mysterythriller ok, wirkt aber hin und wieder etwas zu verspielt. Warum man am Ende sich erneut zu wenig zutraut und die finale Szene mit Arthouse-Anstrich beendet, sodass der Zuschauer wieder mit seiner eigenen Fantasie zurückgelassen wird, weiss ich nicht.

                          Unterm Strich ist DON'T WORRY DARLING ein Mysterythriller mit solider Grundidee und gelungenem Twist, einer überzeugenden Protagonistin, aber viel zu langer Laufzeit und einem für mich unbefriedigenden Ende, bei dem man hätte ruhig noch einen draufsetzen können.

                          Ein Dank gilt euch Dreien für den Tipp, auch wenn hier aus meiner Sicht etwas mehr drin gewesen wäre.

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                            pischti 21.08.2023, 15:27 Geändert 21.08.2023, 15:35

                            Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #64

                            DIE AUGEN EINES FREMDEN von kaiserofhorror (im Verlauf zusätzlich Chionati, Kenduskeag und TschunaSan)

                            Der Kaiser ist zurück aus dem Urlaub und bringt Geschichten mit, die man fast selbst verfilmen könnte. Ein über 2 km entfernt weggepusteter Ball mit Namen "Balla", der im Nachbarkaff kurz vor Abreise wieder auftaucht und seiner Gang entgegenrollt und ein Stunt ins Hafenbecken mit über 2 Promille lassen jeden Drehbuchautoren in die Hände klatschen.

                            Kurz vor seiner Anreise in meine Heimat kam vom Kaiser noch ein Tipp zu einem 80er Jahre Slasher, der aktuell sogar Uncut bei Youtube verfügbar ist. Nach weiteren positiven Stimmen dreier anderer Buddies war mein Entschluss zur schneller Sichtung gefällt.

                            Schon die Laufzeit von angenehmen 85 Minuten ist im Genre recht einladend und spricht gegen eine aufbeblähte Handlung. Bereits in der Eröffnungsszene schafft es Regisseur Ken Wiederhorn, der unter anderem für andere seriöse Filme wie TOLL TREIBEN ES DIE WILDEN ZOMBIES verantwortlich war, die Spannungsschrauben dermaßen anzuziehen, indem er Suspense und Eskalation in eine enorm gelungene Balance bringt. Auch wenn die Kills quantitativ überschaubar sind, besitzen sie eine recht rabiate Visualisierung. Da ist es auch nicht sonderlich störend, dass beim Killer schnell die Maske fällt und der Zuschauer seine Identität kennt.

                            Auch im weiteren Verlauf gelingt Wiederhorn die Krux, den Zuschauer bei Laune zu halten und serviert in regelmäßigen Abständen äußerst bedrohliche und unangenehme Momente.

                            Schauspielerisch ist DIE AUGEN EINES FREMDEN genrespezifisch überraschend gut. Vor allem Jennifer Jason Leigh kann hier in sehr jungen Jahren als blinde und taubstumme Schwester der Protagonistin mit traumatischer Vergangenheit überzeugen und auch John DiSanti verleiht seiner abgrundtief bösen Figur eine unheimliche Präsenz.

                            DIE AUGEN EINES FREMDEN ist eine tolle Mischung aus hitchcockartigen Elementen und klassischen Zutaten eines Slashers, den ich in dieser brachialen Stärke trotz durchgängig positiver Kommis meiner MP-Freunde so nicht erwartet hätte. Bis auf diverse Logikfehler, die man meiner Meinung nach nicht überbewerten darf, und das für diese Zeit obligatorische
                            recht abrupte Ende fallen mir keine Kritikpunkte ein.

                            Ein Dank gilt dem Kaiser, aber auch den anderen drei Moviepiloten für den hervorragenden Tipp.

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                              Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #63

                              SCHACHNOVELLE von Der_Ryan_M (im weiteren Verlauf noch die Empfehlung vom Cpt. chaos aus der Kajüte)

                              Wer mich kennt der weiss, dass ich großer Verfechter des deutschsprachigen Films bin, da sie gerade im Dramenbereich bei guter Besetzung wahnsinnig echt wirken und mir die gesamte Inszenierung meist gefällt. Als die Empfehlung meines geschätzten MP-Buddies Ryan kam, war ich ziemlich interessiert, denn gerade das Setting in der Zeit des Nationalsozialismus während des Zweiten Weltkrieges spricht mich meist an und auch Oliver Masucci, der für mich eine Art Mads Mikkelsen light Variante darstellt, ist ein richtig guter Schauspieler.

                              Schnell wird man hineingeworfen in dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte. Die Rahmenhandlung, welche sich zunächst als angenehme Erzählstruktur erweist, ist stimmig und überzeugte mich vor allem mit ihrer Undurchsichtigkeit, was dabei hilft, eine gewisse Grundspannung aufzubauen. Oliver Masucci spielt gewohnt stark und verleiht seiner, in der ersten Häfte immer noch recht mysteriösen Figur, die nötige Präsenz und Ausdrucksstärke. Neben diversen bedohlichen Machenschaften der Gestapo, die gut inszeniert sind, hielt mich in Hälfte eins immer noch die Hoffnung nach einer guten Aufösung bei Laune, doch als dieses Drama in eine deutlich psychologische Schiene mit teils surrealem Geschehen kippt, war mein Interesse schnell verflogen.

                              Die "echte" SCHACHNOVELLE von Stefan Zweig, der diese laut Wikipedia 1941-1942 im brasilianischen Exil schrieb, ist mit Sicherheit angesehene Literatur und auch die inhaltliche Zusammenfassung spricht theoretisch für eine erzählerisch interessante Verwebung des Schachspiels in die Handlung. Da mir aber diese ganzen Freud´´´´´´´´´´ schen Eindrücke nicht gefielen, hatte der Film selbst im Verlauf kaum eine Chance. Selbst die kleineren Twists, die das ganze Treiben gegen Ende dann offen darlegen trafen nicht meinen Geschmack.

                              Am Ende bleibt eine für viele Filmfreunde sicherlich sehenswerte "Novelle" stehen, die mich aber irgendwie komplett auf dem falschen Fuß erwischt hat.

                              Lieber Ryan, manchmal gibt es solche Situationen, in denen die Intention des Filmes beim Zuschauer einfach nicht ankommt und in denen man das Ende des Filmes herbeisehnt. Aber wie immer ist dies absolut nicht dramatisch und die Filmwelt ist einfach zu komplex, die Geschmäcker zu verschieden, dass man es allen recht machen kann. Da habe ich bei deinem empfohlenen I, TONYA in naher Zukunft ein sehr viel besseres Gefühl.

                              Schachmatt.

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                                pischti 17.08.2023, 13:00 Geändert 17.08.2023, 13:04

                                Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #62

                                SISU von Hardcoremodus (zusätzlich TschunaSan im weiteren Verlauf)

                                MP-Buddy Hardcoremodus' seine Actiontipps nehme ich gern mit. Nach PLANE mit Gerard Butler nun also die nächste Empfehlung seinerseits und wenn mit Tschuna auch noch ein weiterer Buddy seine Empfehlung ausspricht, kann man sich mühelos einfach mal in den Panzer setzen und nach Lappland begeben.

                                Aatami (Jorma Tommila - wer kennt ihn nicht) ist ein wortkarger Sonderling , der als ehemaliger Soldat kriegsmüde ist und in den Weiten der Einöde von Lappland mit Hund und Pferd lediglich in Ruhe nach Gold sucht. Als er fündig wird, laufen ihm sich zurückziehende Soldaten der Wehrmacht über den Weg. Da ist ein bisschen Stress vorprogrammiert, vor allem weil die großkotzigen Deutschen sicher nicht wissen, welche Legende hier vor ihnen steht...

                                Diese kleine aber feine finnische Filmproduktion, die mit einem Budget von umgerechnet gerade mal 6 Mio US Dollar ausgestattet war, weiss mit seiner simplen Rachestory, einem undurchschaubaren, kampferprobten Fremden und jeder Menge Utensilien aus der Fleischerei über die angenehme Laufzeit von rund 90 Minuten gut zu unterhalten. Der Gewaltgrad mit all seinen umherfliegenden Fetzen ist FSK-18 gerecht und lässt einen schon zwischenzeitlich mal schmunzeln, gerade weil es hier die richtigen Deppen abkriegen, bzw. diese zurecht in ihre Einzelteile zerlegt werden.

                                Mit einer Art westernhaften Hommage an Größen wie Rambo schafft es der finnische Regisseur Jalmari Helander (u.a. RARE EXPORTS) mit einer subtilen Prise Humor, einer kompromisslosen härteren Gangart und einer in tristen, farblosen Tönen getauchten Optik, welche die Ödnis des Settings gut einfängt, dem Zuschauer eine kurzweilige Nazi-Gold-Rache-Sause zu präsentieren.

                                Der Gegenpart ist mit Aksel Hennie, den sicherlich fast jeder, der im skandinavischen Kino unterwegs ist, mal irgendwo gesehen hat, gut besetzt, allerdings hätte ich mir bei seinem Charakter ein bisschen mehr Bösartigkeit und Interaktionen gewünscht. Er wirkt recht teilnahmslos am Gesamtwerk, hat aber dafür, wie von mir in solchen Filmen immer gewünscht, einen epischen Abgang. Auch der Besetzung des Protagonisten hätte ein klangvoller skandinavischer Name wie Dolph Lundgren gut getan. 🤣

                                Nimmt man diverse kritische Anmerkungen und die Tatsache, dass die Schlachteplatte für mein Empfinden noch hätte etwas üppiger ausfallen können beiseite, ist SISU ein gelungenes kurzweiliges Actionspektakel, welches vor allem unter der Woche für gute Unterhaltung bei Genrefreunden sorgen sollte.

                                Lieber Hardcoremodus, erneut danke ich dir für den Actiontipp und natürlich auch dir, Tschuna, für das weitere Antesten und das Aussprechen einer ähnlichen Empfehlung.

                                Sechseinhalb umherfliegende Gliedmaßen.

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                                  pischti 16.08.2023, 13:55 Geändert 16.08.2023, 14:03
                                  über Legion

                                  Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #61

                                  LEGION von TschunaSan

                                  Eine simple Story ist manchmal viel wert und gerade das Horror-Action-Genre kann in dieser Verbindung ein guter Grundstein sein. Wenn ein ausrangierter Engel, der sich gegen Gott selbst, oder welche autoritäre Gestalt sich hier auch immer im Hintergrund bewegen soll, stellt und auf der Suche nach einem ungeborenen Baby ist,welches er beschützen soll und welches in der Zukunft irgendein Messias sein wird, der die Welt vor der Zombie-Apokalypse retten soll, dann klingelt es bei dem ein oder anderen ganz sicher im Synapsenkasten. Erinnert diese Ausgangslage doch ein wenig an den "Dörmineder", der Sarah Connor eliminieren soll, weil ihr späterer Sohn John die Menschheit retten soll/wird, nur dass dort Maschinen die Bedrohung darstellen.

                                  Das Setting, ein Diner mit integrierter Tankstelle irgendwo in wüsteähnlicher Landschaft in den USA könnte da als Shootout-Szenario kaum besser sein. Lediglich nen Titty Twister hätte man nebenan noch hochziehen können. Neben einigen mir unbekannten Gesichtern sind es aber immerhin alte Bekannte wie Paul Bettany als eine Art Erzengel Michael, Dennis Quaid als Stiefschwiegervater des ungeborenen Kindes, oder auch der kanadische 1,98 m Hühne Kevin Durand als bächtig möser Engel, dem aber leider nur eine geringe Screentime eingeräumt wird. Ein paar Flinten und auch dickere Kanonen später nähern sich bedrohliche Gestalten ohne Einladungskarte und wollen der Truppe so richtig auf den Barhocker kotzen.

                                  Der Einstieg ist simple, kurzweilig und macht Laune und auch erste Gewitterwolken, welche die kommende Bedrohung ankündigen, sorgen für die nötige atmosphärische Begleitung. Doch leider tritt man sich im Mittelteil etwas fest und verschwendet wichtige Laufzeit mit banalen Dialogen und kaum nennenswerten Szenen, was äußerst schade ist. Auch so richtige Typen fehlen einfach, auch wenn ich Dennis Quaid sehr gerne sehe, doch kann dieser als reine Nebenfigur den Film kaum stemmen. Man stelle sich in den 90ern so einen Streifen vor, wenn Arni, Sly, Nic Cage, Kurt Russel, Bruce Willis oder einfach nur Clint den Laden verteidigt hätten.

                                  Das Finale fällt dann leider etwas zu überstürzt und abrupt aus und selbst Durand, der echt immer ne Erscheinung ist, darf sich kaum austoben.

                                  Unterm Strich wurde für mich in diesem immerhin 26 Mio Dollar großen Budget Potenzial verschenkt, dabei ist doch der Auftritt des ersten "Gastes" im Diner richtig gelungen und lässt maskentechnisch so klitzekleine Titty Twister Vibes aufkommen.

                                  Lieber Tschuna, ich danke dir zunächst einmal für den Tipp und es ist ganz sicher kein schlechter Film, im Gegenteil, ich würde ihn als einigermaßen solide Unterhaltung einstufen, aber hier wäre einfach mehr drin gewesen.

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                                    über Close

                                    Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #60

                                    CLOSE von RolfMuller

                                    Mein geschätzter Lieblingssachse berichtete damals sehr emotional von seinem Kinoerlebnis dieses belgischen Dramas, welches 2022 in Cannes den Großen Preis der Jury gewann.

                                    Nun sind wir beide selbst Väter und gerade im Hinblick auf diese Tatsache nimmt CLOSE einen emotional schon enorm mit. Eine innige Freundschaft zweier Jungs, die wir bei alltäglichen Dingen des Kindseins begleiten, eine unfassbare Tragödie und ein filmbegleitender Blick in die Seele von Leo (Eden Dambrine) bilden den Kern von CLOSE und treffen beim Zuschauer genau dahin wo es wehtut.

                                    Die Darstellung der Figur Leo durch den Jungdarsteller Eden Dambrine ist wahnsinnig authentisch. In seiner völlig entkoppelten Gefühlswelt nimmt man jeden noch so kleinen Schmerz anhand seiner Mimik und Gestik wahr, entwickelt eine extreme Empathie und ist tief berührt. CLOSE ist alles andere als ein Feel-Good-Erlebnis - im Gegenteil.

                                    Um die Situation filmtechnisch sensibel darzustellen benutzt Regisseur Lukas Dhont viele ruhige Aufnahmen von Leo, bei denen die Kamerafahrten und -shots genau auf ihn abgestimmt sind und zwingt den Zuschauer nahezu ununterbrochen sich mit seiner inneren Gefühlswelt auseinandersetzen.

                                    Nach Sichtung dieses 105 minütigen Dramas ist man schon ziemlich geschafft und gerade wenn man selbst in jüngster Vergangenheit einen schweren Verlust verkraften musste, auch emotional ziemlich aufgewühlt.

                                    Fazit: Authentisches, bewegendes und filmtechnisch sehr ruhiges Drama über Verluste und der damit verbundene ungefilterte Blick des Schmerzes ins Innere eines Kindes.

                                    Mein lieber Rob, ich danke dir für den guten Tipp dieser emotional recht anstrengenden Erfahrung, die ich allerdings kein zweites Mal durchleben muss.

                                    Eine Bewertung fällt mir unglaublich schwer. Sicherlich hat der Film bei mir genau das erreicht was er soll, die Handlung besitzt durch seine ruhige, aber authentische Darstellung allerdings wenig Spannungsmomente und ist eben hauptsächlich für den einmaligen Gebrauch geeignet.

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                                      pischti 15.08.2023, 15:20 Geändert 15.08.2023, 15:21

                                      Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #59

                                      PARADISE von Chionati (im weiteren zeitnahen Verlauf zusätzlich Heiko70, Jelli, OUROBOROS und Expendable87)

                                      Eine Netflix Produktion hätte mich wahrscheinlich schon abschrecken sollen und dann noch ein deutscher Sci-Fi Film. Spontan fällt mir bis auf HELL, der mir richtig gut gefiel, kein weiterer lohnenswerter Sci-Fi Streifen aus Deutschland ein, geschweige denn finde ich in meinem Gedächtnis gerade überhaupt einen Verteter.

                                      Lebenszeit als Zahlungsmittel sah man schon in IN TIME mit Justin Timberlake und auch nach dessen Sichtung war ich damals ziemlich enttäuscht, denn Potenzial ist bei interessanter Grundidee doch zweifelsfrei vorhanden. Aber auch dort schaffte man es nicht, mich mit einem ordentlichen Spannungsbogen mitzunehmen.

                                      Handwerklich kann Paradise punkten und auch der Einstieg mit der Darstellung des futuristischen Berlins und dem Dialog zwischen Ullmann und einem Jungen, der verarmt in einem Slum lebt, macht Mut für die nächsten knapp 1 und 3/4 Stunden. Zusätzlich schafft es der Film relativ zügig eine gewisse Grundspannung aufzubauen, doch nach gepfändeter Lebenszeit und begonnener Flucht ist von alledem schnell nichts mehr übrig. Schon früh dümpelt der Film im Nirgendwo und weiss eigentlich nur noch mit Kulissen zu überzeugen. Weder diverse Charaktere noch die Dramaturgie während der Fluchtsituation konnten mich bei der Stange halten, erschwerend kommt hinzu, dass vor allem Nebendarsteller schauspielerisch erschreckend hölzern agieren.

                                      Da ist z.B. Numan Acar als Viktor mehr mit der deutschen Sprache selbst beschäftigt, als seine Dialoge auch nur einigermaßen authentisch oder überzeugend vorzutragen. Alles wirkt wie abgelesen, was diverse Gespräche auf GZSZ Niveau hievt. Generell überzeugt mich hier nicht ein Darsteller oder eine Darstellerin. Lediglich die alteingesessene Iris Berben spult ihre kurze Screentime relativ solide runter und immerhin zeigen sich auch Ullmann und Kirchhoff einigermaßen bemüht. Unterm Strich ist das alles, auch von der Inszenierung, aber typisch deutsch und das sage ich als Verfechter des deutschen Films. Gerade im Drama- und selbst im Thrillerbereich bin ich beim deutschen Film oft positiv eingestellt, aber Action- und Sci-Fi Inhalte sind einfach keine nennenswerte Exportware deutscher Regisseure. Zudem wirkt die Story , gerade im Mittelteil, wahnsinnig innovationslos und in ihrer ganzen Erklärung auch irgendwie runtergeleiert.

                                      PARADISE wirkt wie ein Pilotfilm zu einer durchschnittlichen deutschen Serie, ohne Höhepunkte, ohne storytechnische Raffinesse und mit besagter erschreckend schwacher Darbietung. Auch die Suche nach einem vernünftigen Antagonisten muss man schnell abbrechen. Nichtmal die rar gesäten Actionszenen sind der Rede wert.

                                      Liebe Buddies, paradiesisch war für mich hier nicht viel, das ist aber nicht so schlimm, IHR SÄCKE! 🤣

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                                        pischti 11.08.2023, 13:32 Geändert 11.08.2023, 14:07
                                        über Koma

                                        Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #58 und zieht sich alte Schinken rein #5

                                        COMA von Cpt. chaos

                                        *BIMMELINGELING* - der Captain hat mal wieder aus der Kajüte geläutet, dieses Mal, festhalten, ganze 8x !!!
                                        Bei Uwe, meinem zweiten MP-Buddy hier vor über 10 Jahren, kriege ich immer schon schwitzige Pfoten, wenn er mindestens 6x läutet. Seine Empfehlung zu COMA kam unter meinem Kommi zu EXTREM - MIT ALLEN MITTELN, dessen Sichtung meinerseits auch infolge Uwe´ s Empfehlung geschah. Ist Uwe vielleicht der Schiffsarzt?!

                                        COMA ist, wie EXTREM auch, ein Medizinthriller, der auf gleichnamigem Roman von Robin Cook basiert und durchaus mit seiner Storyvorlage scharfe Kritik an diversen medizinischen Machenschaften, die über das Wohl des Patienten deutlich hinaus gehen, ausübt. Der Unterschied zwischen beiden Filmen ist, dass zwischen ihnen etwa 18 Jahre liegen, sodass jeder Kandidat seine eigene, für diese Zeit typische Handschrift besitzt (70er vs. 90er Jahre).

                                        In einer Klinik in Boston kommt es in der chirurgischen Abteilung zu mysteriösen Todesfällen unter Narkose, denen die junge Chirurgin Dr. Susan Wheeler (Geneviève Bujold) nachgeht und dabei auf Entsetzliches stößt. Ihr Freund, Dr. Mark Bellows (Michael Douglas) ,ebenfalls Chirurg, ist ihr dabei jedoch wenig behilflich und scheint die ganze Sache nicht so ernst zu nehmen...

                                        COMA weiß eigentlich über die komplette Laufzeit zu unterhalten, da der Spannungsbogen recht solide ist und man als Zuschauer einfach wissen möchte, was hier los ist. Bujold, die ich zum ersten Mal sah und die mir völlig unbekannt war, macht ihre Sache als naive und möglicherweise etwas zu risikofreudige Ärztin durchaus gut, das Zugpferd ist aber hier definitiv Michael Douglas, der einfach immer eine Bereicherung ist, der hier aber leider gar nicht so viel Screentime bekommt. Auch in weiteren Nebenrollen sieht man zwei bekannte Gesichter. Dazu, zumindest zu einem, am Ende als Funfact mehr.

                                        Schauspielerisch und handwerklich recht ordentlich, inszeniert Michael Crichton, der unter anderem davor bei WESTWORLD und später auch bei DER 13. KRIEGER (sein letzter Film) Regie führte, ein Katz und Maus Spiel mit viel 70er/80er Charme und den damit verbundenen dramaturgischen Klängen der damaligen Zeit, welches actiontechnisch allerdings gar nicht so stark auftischt, denn vielmehr überwiegen Suspense-Elemente, die jedoch gekonnt in das Gesamtwerk eingebaut werden. Lediglich ist der Schluss, wie für Produktionen aus dieser Zeit typisch, einfach zu abruppt, was mich immer etwas stört.

                                        Den direkten Vergleich mit EXTREM verliert er knapp, denn der Medizinthriller aus den 90ern gefiel mir von der Machart und der Dramaturgie etwas besser. Nichtsdestotrotz ist COMA ein durchaus solider filmischer Beitrag, den man empfehlen kann.

                                        Lieber Uwe, ich danke dir erneut für deinen Tipp aus dem Medizinthrillerbereich und läute, wenn auch nur 6x, zurück.

                                        Versprochener Funfact:

                                        Ed Harris ist hier als zweiter Pathologe in einer Minirolle zu sehen, die seinen ersten richtigen Spielfilmeinsatz darstellte. Die zweite kleinerer Nebenrolle mit bekanntem Gesicht gehört Tom Selleck.

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                                          pischti 10.08.2023, 11:00 Geändert 10.08.2023, 11:01

                                          Das Erstlingswerk von Brian Yuzna, dessen Name eingefleischten Trashgranaten durch die Re-Animator- oder The Dentist-Reihe durchaus ein Begriff sein könnte, ist im Kern eine sicherlich herrliche 80er Jahre Mystery-Horror-Trash-Komödie mit großartigen handgemachten, zum Teil äußerst bizarr wirkenden Effekten und Szenen, doch der Film benötigt leider enorm viel Zeit, um dann jedoch am Ende eine äußerst abgefahrene Party zu feiern.

                                          Protagonist Bill (Billy Warlock), der in einem wohlhabenden Elternhaus aufwächst und eine Vorzeigefreundin hat, bemerkt plötzlich, dass sich alle Menschen um ihn herum äußerst seltsam benehmen. Als auch noch einer seine Freunde unter mysteriösen Umständen zu Tode kommt, ist die Kacke am dampfen...

                                          Stephen King'sche und Cronenberg'sche Vibes lassen sich hier kaum von der Hand weisen und auch eine subtile, metapherartige Gesellschaftskritik scheint erkennbar, aber besagte Anlaufschwierigkeiten sind leider sehr schade und kosten Punkte. Der 80er Charme ist hingegen, nicht nur frisurentechnisch, wieder klasse und auch für den ein oder anderen Hupen-Freund gibt es kurzzeitig erotische Szenen fürs Auge, gesamtbetrachtend wäre hier aber irgendwie mehr drin gewesen, vielleicht sogar mit einer höheren Frequenz Gore- Splatter- Puppeneffekten u.s.w.

                                          Das Finale ist, wie schon erwähnt, im Genre sensationell. Wer schon immer mal wissen wollte, wie ein richtiges Arschgesicht aussieht, bitte. 🤣👍

                                          Mir blutet ein wenig das Trashherz bei meiner Wertung, aber der Großteil des Filmes ist leider zu schwach, um hier mehr als 5 Punkte zu vergeben. Glücklicherweise decken sich hier meine Eindrücke nahezu komplett mit denen der üblichen Verdächtigen aus meiner Buddy-Liste.

                                          In diesem Sinne, greift zu, oder lasst es bleiben, ihr Arschgesichter. 😆

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                                            pischti 10.08.2023, 10:34 Geändert 10.08.2023, 10:34

                                            Die rebellische Mutter Inez kommt aus dem Gefängnis und entführt ihren Sohn Terry aus dem Pflegesystem. Das gemeinsame Geheimnis muss geschützt werden, doch die Gefahr, dass alles auffliegt bleibt...

                                            Was zunächst nach einem durchaus interessanten Drama klingt und imdb-technisch bisher mit 7,0/10 im Durchschnitt belohnt wurde, hat für mich ein riesengroßes Problem, nämlich, dass der auf knapp 2 Stunden aufgeblähten Handlung kaum Momente eingeräumt werden, die spannend erzählt sind.

                                            Auch wenn das in dem 2023 erschienenen Film dargestellte Setting New Yorks in den 90ern und Anfang 2000ern geglückt ist und die Szenerie mit Kamerafahrten, die mich an Bruce Springsteens Musikvideo von "Philadelphia" erinnerten,gut eingefangen wird, ist die gesamte Handlung aufgrund rar gesäter Konflikte oder emotionaler Momente zu spannungsarm und lässt einen immer mal wieder auf die Uhr starren. Da nützt es auch wenig, dass das Ganze schauspielerisch dennoch recht solide vorgetragen ist.

                                            Trotz eines sympathischen Jungen und handwerklich guter Inszenierung nahm mich dessen filmische Begleitung über eine Dekade kaum emotional mit, der mittlerweile selbst im Dramabereich obligatorische Twist kratzt dann zwar noch den halben Punkt mehr aus der Hood, aber die große Nummer macht er aus dem Streifen nicht mehr. Immerhin konnte mich der Hip Hop lastige Score überzeugen, der gut in das Gesamtpaket passt.

                                            Fazit: A THOUSAND AND ONE ist zähe Dramakost, die trotz guter Vorlage einfach zu wenig aus der Sache macht und auf Erzählebene zuviele Fehler vorweist.

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                                              pischti 08.08.2023, 17:15 Geändert 02.04.2024, 11:11
                                              über Cherry

                                              Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #57

                                              CHERRY - DAS ENDE ALLER UNSCHULD von Torbinho

                                              Buddy Torbinho, der bedauerlicherweise auf unsere Empfehlung hin in Soho gerade so richtig nach dem Prinzip "Last Night im Dixi Kloho" in die Scheisse gegriffen hat, ließ mir durch seinen interessanten Kommi zu CHERRY vor geraumer Zeit einen wirklich guten Filmtipp da. Auch wenn mich die recht sportliche Laufzeit von fast 2 1/2 Stunden etwas abschreckte, gab ich dieser gelungenen Mischung von Coming of Age-, Drama- und Thrillerelementen eine Chance.

                                              Der Einstieg klappte hervorragend, denn schon die Erzählweise mit Stimme des Protagonisten aus dem Off mag ich einfach unglaublich gerne. Cherry (Tom Holland), ein junger Mann, der an die Uni geht und dem das ganze Leben eigentlich positiv gegenüber steht, verliebt sich in die Studentin Emily. Jedoch geht sein Lebensweg durch etwas ungünstige Zufälle/Ereignisse auf einen falschen Pfad.

                                              Die Geschichte, die auf einem Buch von Nico Walker basiert, der im Knast autobiografische Probleme verarbeitete, ist vor allem in Hälfte 1 richtig klasse erzählt und erinnert vom ganzen Stil an Filme wie BLOW (mit Johnny Depp). Auch wenn die Russo-Brüder auf dem Regiestuhl ihrem Film fast schon einen Coen-artigen Erzählstil mit prächtiger musikalischer Untermalung verleihen, der mit diversen Momenten zum Schmunzeln anregt, so ist hinter diesem meist locker flockig erzähltem Drama eine richtig ernste Thematik versteckt, bei welcher das Regie-Duo zwar humoristische Akzente setzt, das komplette Ausmaß des Eintritts in die US-Army aber ungebremst und Breitseite beim Zuschauer einschlägt.

                                              CHERRY ist ein richtig gutes Drama über eine Erkrankung, die mehreren Soldaten im Leben den Boden unter den Füßen weggerissen hat und die den weiteren Lebensweg bis zum bitteren Ende drastisch bestimmt. Tom Holland überzeugt in diesem handwerklich hervorragenden Film auf ganzer Linie und gewährt dem Zuschauer durch seine authentische Darbietung einen Einblick in die Seele seiner Figur.

                                              Trotz deutlich schwächerer und irgendwann zu eintöniger zweiter Hälfte, dafür aber starker erster Hälfte, ein wirklich sehenswerter Film, der in meiner Buddyliste teilweise sehr hohe Noten genießt.

                                              Torbinho, mon CHERRY 😆, ich danke dir für den hervorragenden Tipp.

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                                                pischti 04.08.2023, 09:39 Geändert 04.08.2023, 09:43

                                                Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #56

                                                COACH CARTER von Heiko70

                                                Die Gefahr, dass mir Sportfilme nicht gefallen, ist recht gering. Auch wenn Inhalt, Dramaturgie und Storyverlauf oft identisch sind, so geben sie einem doch immer in irgendeiner Art und Weise Motivation, zeigen Zusammenhalt, Willensstärke, soziale Probleme und am Ende bleibt immer ein positives Gefühl mit der ein oder anderen Lehre fürs Leben zurück. Da ist es manchmal sogar nicht entscheidend, ob der jeweilige Film eine Sportart behandelt, für die ich eigentlich kein Interesse zeige. MONEYBALL, ein Baseball-Sportdrama, was auf wahren Begebenheiten beruht, fande ich z.B. sensationell.

                                                COACH CARTER, bei dem mit Samuel L. Jackson natürlich auch genau der richtige Schauspieler an der Seitenlinie des Basketballfeldes Platz nimmt, war nach langer Sportfilm-Abstinenz meinerseits wieder mal ein richtig guter Vertreter dieses besonderen Genres. Der Film macht Vieles richtig und beruht auf wahren Begebenheiten. Er hat mit Samuel L. Jackson einen klasse Protagonisten mit Autorität aber einigen etwas gewöhnungsbedürftigen Methoden, der aus der völlig desolaten Truppe aber wieder ein richtiges Team formt. Die Dramaturgie ist sicherlich immer mal etwas überdramatisch, indem man einige Nebenhandlungen einbaut, die hier aber gut hineinpassen. Das benötigen Filme dieser Art aber meiner Meinung nach auch, gerade bei einer Laufzeit von über 2h. Solch künstliches Aufblähen der Handlung sehe ich bei heutigen Vertretern kritischer, weil sie dadurch oft den roten Faden verlieren und dadurch immer mal ordentlich die Spannung herausnehmen. Filmen aus vergangenen Dekaden scheinen dafür aber immer ein gutes Gespür zu haben.

                                                Die Basketballszenen sind, soweit ich das als Basketball-Laie sagen kann, vom Tempo, der Technik und auch filmhandwerklich gut dargestellt und auch schauspielerisch gibt es wenig zu bemängeln. Bis auf Samuel L. Jackson, Ovtavia Spencer und einem jungen Channing Tatum kenne ich hier zwar kaum Darsteller, das ist aber halb so wild. Die Charaktere sind größtenteils sympathisch, erfüllen jedoch immer mal das ein oder andere Klischee. Darüber kann ich in Filmen dieser Art allerdings hinwegsehen.

                                                Große Überraschungen bleiben zwar aus, da der Storyverlauf, wie schon erwähnt, ziemlich Genre-typisch ist, aber bei Sportfilmen reicht mir einfach dieses positive Gefühl, welches man nach der Sichtung hat, und die im Schnitt gelungene Unterhaltung aus, um sie zu mögen. COACH CARTER setzt Elemente aus GOOD WILL HUNTING und diversen Sportfilmen zusammen, herausgekommen ist dadurch ein für mich sehenswertes Sportdrama, welches gerade gegen Ende nicht zu sehr auf die Kacke haut, was ich als angenehm empfand.

                                                Lieber Heiko, ich danke dir für diesen sehr gelungenen Tipp deinerseits und wünsche ein schönes Wochenende, auch dem Rest natürlich.

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                                                  über Xtremo

                                                  Pischti guckt Filmtipps seiner MP-Buddies #55

                                                  XTREMO von expendable87

                                                  Ex, der alte Spaghettikocher, hatte mir diesen bei Netflix verfügbaren Action-Streifen durch seinen Kommi schmackhaft gemacht und der Anfang dieses Spaniers macht durchaus Laune, denn die Storygrundlage mit einem simplen Rachemotiv, bösartigen Antagonisten und ordentlich Fratzengeballer verspricht zunächst viel. Auch der Protagonist, ein recht kerniger, kloppereitechnisch ganz gut ausgefeilter Typ macht seine Sache recht ordentlich, auch wenn in der ein oder anderen Nahkampfszene ein bisschen das Tempo und auch die Leichtfüßigkeit fehlt, mit der sich z.B. Taekwondo-As Scott Adkins über die Leinwand prügelt.

                                                  Bei all den guten Voraussetzungen macht aber XTREMO denselben Fehler wie seine zahlreichen modernen Genre-Artgenossen - in der auf 2 Stunden aufgeblähten Handlung fehlt es nach gut einer Stunde nahezu komplett an Spannung, Nebencharaktere sind langweilig und es reiht sich eine banale Prügelszene an die nächste. Teilweise wirkt die ganze Eskalation wie eine günstigere John Wick Variante. Der Rest ist handwerklich sicherlich ganz ok, aber es fehlt mir einfach diese Art der Inszenierung, vor allem auch die Raffinesse des Storytellings 90er Jahre Vertreter, denen es oftmals mit Leichtigkeit gelang, Spannungsschrauben richtig festzuziehen.

                                                  XTREMO ist (für mich) leider nur ein weiterer, recht durchschnittlicher Action-Vertreter, dem sein Potenzial durch das eher schwache Drehbuch entrissen wird, der aber, sofern man aneinandergereihte Action sehen möchte, durchaus seine positiven Momente hat.

                                                  Lieber Ex, leider nicht ganz al dente, aber definitiv, trotz deutlicher Kritik meinerseits, keine verschwendete Lebenszeit.

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                                                    AUS MEINER HAUT ist ein Sci-Fi Drama ohne Effekte, welches also hauptsächlich durch die Storyidee diesem Genre zugeordnet wird.

                                                    Das junge Paar Leyla (Mala Emde) und Tristan (Jonas Dassler) reisen, vermittelt über einen Freund, auf eine unbekannte Insel, um sich dort einem Ritual zu unterziehen, wodurch die Körper mit anderen Paaren getauscht werden. Natürlich resultieren hieraus gefühlstechnische Konflikte und die Frage nach der eigenen Identität.

                                                    Der in Kasachstan geborene Regisseur Alex Schaad kreierte hier zusammen mit seinem Bruder Dimitrij, der selbst eine Nebenrolle im Film hat, ein Drehbuch, welches komplett ohne Gewalt auskommt und hauptsächlich Wert auf Dialoge und Gefühle legt. Dabei wird den Schauspielern so einiges abverlangt, denn die wechselnden Darstellungen verschiedener Figuren durch Körpertausch sind durchaus anspruchsvoll. Sowohl Emde als auch Dassler, der schon in DER GOLDENE HANDSCHUH überragend spielte, überzeugen. Vor allem Mala Emde's Figur Leyla wirkt mit ihrem depressiven und melancholischen Gemüt sehr echt und auch Dassler muss u.a. zwei völlig unterschiedliche Charaktere spielen.

                                                    Gelungen ist auch die Darstellung verschiedener Metaphern, die der Suche nach der eigenen Identität und der Problematik im eigenen Körper gefangen zu sein Ausdruck verleihen. Würde man gesellschaftlich und moralisch aktuell nicht überproportional mit LGBTQ-Inhalten versorgt werden, hätte AUS MEINER HAUT viel mehr Wirkung und würde der Identitätsthematik , die gelungen ist, enormen Ausdruck verleihen. Doch so wirkt die Story dann doch ein wenig aus dem penetranten Zeitgeist der aktuellen Zeit gegriffen, was schade ist. Die Auszeichnung mit dem in Venedig verliehenen "Queer Lion" war dann möglicherweise auch obligatorisch.

                                                    Nichtsdestotrotz ist AUS MEINER HAUT ein gelungenes, emotionales und schauspielerisch ansprechendes Gefühlsdrama mit storytechnischen Sci-Fi Inhalten, welches die Suche nach der eigenen Identität darstellt.

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