RaZer - Kommentare

Alle Kommentare von RaZer

  • 7 .5

    Kriegsfilme gibt es wie Sand am Meer. Man muss schon eine besondere Geschichte erzählen, um da noch für Gesprächsstoff zu sorgen. Ein Soldat, der sich weigert eine Waffe zu tragen und entsprechend unbewaffnet in den Krieg zieht, ist eine solche. Die sehr lange Einleitung, die letztendlich nötig ist um Desmond Doss' Motive zu verstehen, ist nicht immer prickelnd. Ich kann nicht behaupten, dass ich ihn als sonderlich sympathisch empfunden hätte. Mir sind Leute mit einer derart religiös gesprägten, naiven Weltanschauung suspekt. Doch er verteidigt seine Ideale eisern, ohne sie jemand anderem aufzuzwingen (ja, das geht) und lässt sich nicht brechen, das verdient absolut Respekt. Darüber hinaus ist er dennoch bereit, sich in die Hölle zu begeben und seinen Beitrag zu leisten. Einzig der Humor, der besonders durch Vince Vaughn verkörpert wird, lockert das teils sehr zähe Geschehen etwas auf. Die zweite Filmhälfte schlägt einen vollkommen anderen Ton an und erschlägt den Zuschauer förmlich mit dem Schrecken des Krieges. Gibson zieht alle Register und zeichnet ein ungeschöntes, extrem brutales Bild von den Kampfhandlungen, die in ihrer Intensität auf einer Stufe mit der inzwischen legendären Anfangssequenz aus Steven Spielbergs "Der Soldat James Ryan" stehen. Es wird kompromisslos durchlöchert, verbrannt, weggesprengt und in Stücke geschossen, ohne dass die Kamera wegsehen würde. Handwerklich ist das top inszeniert, als wäre man mittendrin. Dann schlägt auch Desmonds Stunde, der auf dem Schlachtfeld wie ein Wiesel umherwirbelt und den Verwundeten nicht nur Mut zuspricht, sondern sie auch aus dieser Hölle so gut es geht wieder herausholt, selbst dann noch, als alle anderen sich bereits zurückgezogen haben. Wie akkurat das alles ist, dürfte schwer zu beurteilen sein. Ein bisschen Hollywood wird dabei gewesen sein, doch die Medal of Honor bekommt man nicht hinterhergeworfen, also wird schon etwas dran sein. Andrew Garfield spielt es jedenfalls souverän.
    Es ist eine dieser Geschichten, die gerne aufgebauscht und für Propagandazwecke genutzt werden, weil sie einfach zu unglaublich sind und sich gut verkaufen lassen.

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    • 7
      über Collide

      Hollywoodaction in Köln und Umgebung, sieht man so auch nicht alle Tage. "Collide" ist von vorne bis hinten ein wüst zusammengeklauter und unlogischer Blödsinn, aber er macht verdammt nochmal Spaß. Ich steh auf solche atemlosen Hetzjagden, die das Gaspedal durchtreten, auch wenn sie an den Ortschaften "Logik" und "Glaubwürdigkeit" eiskalt vorbei heizen. Der ähnlich geartete "Getaway" mit Ethan Hawke, der genauso grenzdebil war und von der Community weitgehend zerrissen wurde, kam bei mir auch ziemlich gut weg. Ist einfach mein Ding. Zumal es hier ja nicht mal an einem hochkarätigen Cast mangelt. Weder Hoult, noch Jones, Kingsley oder Hopkins hätten es nötig gehabt ihre Zeit hiermit zu verschwenden, sie tun es trotzdem und werten den Streifen damit auf. Es bleibt kein Platz für raffinierte Darstellermomente, aber ein Anthony Hopkins als eiskalter Drogenboss und Ben Kingsley als exzentrischer Dealer machen natürlich von Haus aus mehr Eindruck als irgendwelche Nonames. Die Actionsequenzen sind meist gut gemacht, nach kurzer Einführung wird das Tempo auch schön hochgehalten. Dazu passt der Soundtrack ganz gut.
      Absolut solider Actionfilm, wenn man die typischen Genreschwächen akzeptieren kann. Eigentlich ist vieles sogar unfreiwillig komisch.

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      • 7 .5

        Hätte nicht gedacht, dass ein Buchhalterjob so nervenaufreibend sein kann. "The Accountant" ist ein erstaunlich rasanter Actionthriller, der sich zwar oberflächlich um biedere Wirtschaftskriminalität dreht, im Herzen aber lieber ein "John Wick" als ein "Wall Street" sein möchte. Dagegen ist nichts zu sagen. Ben Affleck kommt in der Rolle des autistischen Buchhalters/Killers sein minimalistischer Schauspielstil zugute. Es macht Spaß dabei zuzuschauen, wie er auf den Pfaden von Liam Neeson und Keanu Reeves wandelt und kurzen Prozess mit sinen Gegnern macht. Handwerklich ist das absolut top. Da bleibt natürlich wenig Platz zur Charakterentfaltung. Die Story bemüht sich zwar ein paar typische Eigenheiten von Menschen mit Autismus einzubauen, das bleibt jedoch rudimentär und wird auch nie in den Fokus gestellt. Hätte aber auch nicht reingepasst. Immerhin war keine Verunglimpfung oder Überspitzung zu erkennen. Es ist ein wenig schade, dass Leute wie Anna Kendrick und J.K. Simmons mehr oder weniger verschwendet werden, nur Jon Bernthal darf etwas mehr mitmischen. Zum Ende gibt's noch ein paar Überraschungen und einen ordentlichen Showdown. Mehr erwarte ich in dem Genre nicht.
        Das Zeug zum Klassiker hat der Streifen nicht, er unterhält aber trotz einigen Leerlaufs blendend.

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        • 7

          Die Briten stehen nicht so auf die schlurfenden Zombies, bei denen sind die Sprinter hoch im Kurs, die ich insgesamt auch spannender finde. Eine reißerische Schlachtplatte mit der Tachonadel am Anschlag ist "The Girl with All the Gifts" dennoch nicht. Es ist ein ungeschönter Existenzkampf, der die Menschen Grenzen überschreiten lässt und handwerklich gut inszeniert wurde, den Bogen jedoch nicht überspannt. Einzige Hoffnung in dieser weitgehend zerstörten Welt, sind die wenigen Kinder, die eine gewisse Immunität gegen den Befall haben. Doch auch die sind bei weitem nicht ungefährlich. Grob gesehen ist da nicht viel Neues zu entdecken, es gibt aber durchaus Nuancen, die den Film vom Genre etwas abheben. Der hochkarätige Cast leistet wenig überraschend ganze Arbeit, Sennia Nanua als "letzte" Überlebende der Versuchspersonen sticht ihre namhaften Kollegen aber ein ums andere Mal aus. Sehr sympathische Vorstellung. Das Ende fand ich etwas schwach, allerdings entspricht es durchaus der natürlichen Ordnung.
          Im trashverseuchten Zombiegenre ist "The Girl with All the Gifts" einer der rar gesäten Lichtblicke. Auch er macht nicht alles gut und bedient so einige Klischees, doch er will wirklich etwas erzählen und betreibt dafür auch einigen Aufwand.

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          • 6 .5
            RaZer 06.02.2017, 18:41 Geändert 06.03.2017, 14:28

            Zombieapocalypse Down Under, so so, die haben das Problem dort also auch. "Wyrmwood" ist erfrischend selbstironisch und sogar handwerklich gar nicht so schlecht. Etwas, dass die amerikanischen Vertreter kaum noch zustande bringen. Es bleibt sogar Platz für einige neue Ideen. Zombies als Treibstoff habe ich persönlich noch nicht gesehen, finde ich aber irre praktisch. Dann sind einige Zeitgenossen wenigstens ein Mal in ihrem Dasein ein produktiver Teil der Gesellschaft.
            Trash der guten Sorte. Sowas ist selten geworden in Zeiten von "The Asylum" und Co.

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            • 8
              über Arrival

              Was würde wohl passieren, wenn sie tatsächlich kämen? Denis Villeneuves Version eines Alienbesuchs liefert eine alternative Antwort zu der gemeinhin im Genre übliche "erst schießen, dann fragen" Herangehensweise. Allerdings sind die Besucher hier auch weit weniger aggressiv als sonst. "Arrival" stellt die Kommunikation mit der fremden Rasse in den Mittelpunkt mit all den Unwägbarkeiten und dem Störfeuer des Militärs. Eine Herkulesaufgabe, die so einige Brillianz erfordert. Villeneuve beweist ein Mal mehr, dass er sich in keine Schublade zwängen lässt und untermauert seinen hervorragenden Ruf als Regisseur. Die Inszenierung ist tadellos, die dichte Atmosphäre (längst ein Markenzeichen das Kanadiers) erneut grandios. Der Film ist nicht sehr rasant in seiner Anlage und dennoch packend bis zum Schluss. Die Optik versprüht eine schlichte Eleganz, verzichtet auf Effekthaschereien, kann aber - auch untermalt durch den Soundtrack - genau an den richtigen Stellen beeindrucken. Zum Beispiel, wenn die Aliens das erste Mal aus dem Nebel steigen und dem Zuschauer gezeigt werden. Großartige Szene. Der Cast erweist sich wenig überraschend ebenfalls als großartig, allen voran Amy Adams, die eigentlich noch nie unterhalb der Weltklasse agiert hat. Als Sprachwissenschaftlerin Dr. Louise Banks ist sie nicht nur das Genie, das die Kommunikation mit den Aliens voranbringt, sondern auch das Idealbild der Menschheit: geduldig, einfühlsam und gutherzig, quasi der krasse Gegensatz zu den Militärs drumrum. Es ist eine schöne Idee, die Autor Ted Chiang da in der zugrundeliegenden Geschichte verarbeitet hat. Manchmal vielleicht etwas naiv, aber da schwingt wohl einfach der Wunsch mit, die Welt ein wenig besser zu machen. Die Übersetzung der Zeichen ging mir dann allerdings etwas sehr schnell und reibungslos. [ACHTUNG SPOILER] Interessant wird es, wenn der Zeitfaktor ins Spiel kommt. Plötzlich erscheinen Louise' "Rückblenden" in einem ganz anderem Licht. Das am Ende völlig ungeniert vorgetragene Paradoxon, das dem ganz klassischen Henne-Ei-Problem entspricht und zur Lösung der militärischen Krise führt, ist ein alter Hut in der Zeitreiseproblematik, wird aber sympathisch vorgetragen. Es ist immerwieder faszinierend über derartige Dinge nachzudenken. Zum Schluss bekommt der Zuschauer noch einen anderen Aspekt dieser Thematik präsentiert, wenn er von Louise' Entscheidung bezüglich der Zukunft ihrer Tochter erfährt, obwohl klar ist, was passieren wird. Das wirft durchaus spannende ethische Fragen auf und gibt dem Film nochmal eine ganz andere Ebene. [SPOILER ENDE]
              Es ist so gar kein alltäglicher Beitrag zum Science-Fiction Genre und vielleicht auch deshalb eine Bereicherung. Mit schöner Bildsprache, interessanten Ideen und genialem Cast liefert Denis Villeneuve abermals einen starken Film ab, auf den man sich ein Stück weit einlassen muss, der sich aber absolut lohnt. Auch wenn die Botschaft am Ende von einer gewissen kindlichen Naivität zeugt.

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              • Ein weiterer großer und sympathischer Schauspieler, den wir da verloren haben. Sehr bedauerlich.

                R.I.P. John

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                • 7
                  RaZer 28.01.2017, 12:34 Geändert 11.02.2017, 16:25

                  Ich kann weder viel mit Musicals, noch mit Jazz anfangen. Dementsprechend sicher war ich, dass es "La La Land" bei mir schwer haben würde. Ehrlichweise muss ich dem Film aber einen gewissen Zauber zugestehen. Hinter einer dicken Schicht Makeup in Form von Farbenspielen, Gesangs-/Tanzeinlagen, Kitsch und Klischees, versteckt sich die schöne Geschichte zweier verlorener Seelen, die sich gegenseitig Halt geben und in die richtige Richtung stoßen, diese Wege aber dann nicht gemeinsam gehen können. Eine bittersüße Ironie, die dank Emma Stone und Ryan Gosling, die eine wunderbare Ausstrahlung haben und als Leinwandpaar perfekt harmonieren, besser nicht hätte präsentiert werden können. Die erfolglose Schauspielerin Mia und der verträumte Jazzmusiker Sebastian sind ein schönes Gespann. Es bleibt zwischen all dem Schwermut, der Melancholie und dem Geschmachte sogar Platz für etwas Humor. Besonders zu Beginn liefert "La La Land" ein Zerrbild Hollywoods ab, ein Hollywood, das es auch in der Vergangeheit so nie gab, das viele aber gerne so sehen. Erst im Verlauf relativiert er dieses Bild ein wenig und zeigt auf, dass helles Licht dunkle Schatten wirft, und das nicht zu knapp. Könnte, wenn man philosophisch herangeht, fast eine Projektion Mias Gefühlswelt sein, die die rosarote Brille auch irgendwann ablegen muss. Ich war erstaunt, dass mich der Gesang verhältnismäßig wenig genervt hat. Der Soundtrack enthält keinen Totalausfall und verzichtet auch auf Gejaule über acht Oktaven, wofür ich außerordentlich dankbar war. Tatsächlich sind viele der musikalischen Einlagen großartig inszeniert und choreographiert, teils sogar im One-Shot-Stil, was nochmal wesentlich aufwendiger ist, aber sich optisch absolut lohnt. Da leistet auch das Kamerateam super Arbeit.
                  "La La Land" will die Magie einer vergangenen Epoche in das Hier und Jetzt transferieren, was mitunter etwas arg gekünstelt und geschwollen daherkommt, dafür von der Academy, die gerne in der Vergangenheit lebt, sehr wohlwollend aufgenommen wird. Der Rekord von 14 Oscarnominierungen spricht Bände. Dahinter steckt auch Kalkül, da baucht sich keiner Illusionen zu machen. Solche Filme werden nicht aus Spaß an der Freude gedreht, die sollen Preise abräumen, dafür sich sie konzipiert. Trotz dieser eiskalten Berechnung punktet der Streifen mit seiner verträumten Nostalgie, der charmanten Atmosphäre und natürlich mit dem Cast, der mit Leib und Seele bei der Sache ist. Ich werde nie ein Freund des Genres werden, aber da ich mich hier wenig (eigentlich gar nicht) Quälen musste, bin ich auch wohlwollend bei meiner Bewertung.

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                  • 7 .5

                    Ein weiteres Beispiel dafür, warum die Stop-Motion-Technik einfach unübertroffen ist. Die Liebe zum Detail ist immerwieder eine Freude für das Auge. "Kubo" spielt optisch in der obersten Liga und widmet sich nebenbei noch vielen Elementen der von mir sehr geschätzten japanischen Kultur. Richtig rund läuft das zwar nicht immer, das Drehbuch hat so seine Schnitzer, doch richtig schwer treffen die den Film nicht. Der Humor, der zwischen der eher düsteren, dramalastigen Story beständig aufflammt, sorgt für gute Abwechslung. Die Dynamik zwischen den Figuren stimmt ebenfalls.
                    Im inzwischen völlig überlaufenen Animationsfilmgenre sind solche andersartigen Vertreter viel zu selten anzutreffen.

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                    • 8
                      RaZer 19.01.2017, 19:08 Geändert 28.01.2017, 12:46

                      [ENTHÄLT LEICHTE SPOILER]

                      "Akte X" hat Maßstäbe im Bereich der Fernsehuntehaltung gesetzt. In keiner Serie wurde bis dahin ein derartiger Aufwand betrieben und Stilmittel angewandt, die zuvor nur dem Kino vorbehalten waren. Schöpfer Chris Carter bediente sich für seine mysteriösen und teils sehr abgefuckten Geschichten großzügig bei Mythen und Legenden, religösen Schriften, Verschwörungstheorien, Parawissenschaften, Science-Fiction-Elementen und mitunter auch sehr ungeniert bei Filmklassikern. Handwerklich war das für eine TV-Serie sehr fortschrittlich und hochwertig inszeniert.
                      Doch auch wenn "The X-Files" den Serienbereich in einigen Teilen revolutioniert hat, so lief längst nicht alles rund. Es gibt bis heute kaum eine andere Serie, bei der die Qualität der einzelnen Folgen so stark zwischen "großartig" und "erbärmlich" schwankt, wie sie es hier in schöner Regelmäßigkeit tat. Besonders die religiös motivierten Episoden waren mir immer ein Graus. Doch es gab auch andere, die nichts als Kopfschütteln verursacht haben. Umgekehrt herrschte aber auch kein Mangel an überaus kreativen, nervenaufreibenden und teils sogar erstaunlich witzigen Episoden. Eine muntere Sinuskurve bis zum Schluss. Größter Schwachpunkt war die Alienverschwörung, die sich als roter Faden durch alle Staffeln zog und auch sehr vielversprechend anfing, aber für die Masse an Staffeln und Folgen nie ausgelegt war. So blieb am Ende ein tüchtig konstruiertes, reichlich konfuses und eigentlich komplett unlogisches Gebilde übrig, bei dem die Autoren offensichtlich selbst nicht mehr durchsahen. Das damalige Serienfinale in Staffel 9 beschränkte sich wohl auch deshalb weitgehend darauf, alles nochmal zu rekonstruieren, weil in dem Chaos kein Mensch mehr durchgeblickt hat. In der Hinsicht wurde die Serie ein Sklave ihres Erfolgs.
                      Zu verdanken ist der Kultfaktor ohnehin mehr den Figuren. Fox Mulder und Dana Scully waren der Inbegriff eines sympathischen Duos, das gegensätzlicher nicht hätte sein können, und doch perfekt harmoniert hat. Wenn man das so sieht, erscheint es kaum zu glauben, dass sich David Duchovny und Gillian Anderson privat über weite Strecken nicht ausstehen konnten. Das haben Beide sehr professionell überspielt. Die turbolente Beziehung der beiden so unterschiedlichen Agenten hat die Serie mit viel Humor vor so manchem Abgrund bewahrt. Mulders Suche nach der "Wahrheit" und Scullys skeptische Haltung dem gegenüber wurden selten langweilig. Durch gepflegten Suspense wusste der Zuschauer meistens sehr viel eher, dass Mulders Fortschritte auf seiner Suche eigentlich keine waren, sondern nur Teil eines großen Spiels, gesteuert vom Syndikat und gelenkt durch den "Krebskandidat", der auch als Bösewicht im Batman-Universum hätte Karriere machen können. Es war oft belastend und auch nervig zu wissen, dass die "Wahrheit" eher wieder ein Stück weiter in die Ferne gerückt, als in Sichtweite gekommen ist. Verbündete waren rar gesät für unsere Helden. Nur Assistant Director Skinner und natürlich die drei kultigen Verschwörungsfanatiker "Die Einsamen Schützen" waren echte Weggefährten. Nach Duchovnys teilweisem Rückzug wurden mit John Doggett und Monica Reyes zwei neue Agenten installiert, die zwar nicht an das Gespann Mulder/Scully heranreichten, aber dennoch weit besser waren, als vielfach behauptet. Ich mochte die beiden von Robert Patrick und Annabeth Gish sympathisch verkörperten Ermittler jedenfalls. Die Sache mit den Supersoldaten war zwar noch lächerlicher als die Alienverschwörung, was schon eine beachtliche Leistung darstellt, aber davon abgesehen hatte auch dieses Duo coole Fälle.
                      Der Reboot mit Mulder und Scully lebte in erster Linie von der Nostalgie. Die Qualität der Folgen blieb überschaubar und die neue globale Bedrohung, in die auch der "Krebskandidat" wieder umständlich reingeschustert wurde, knüpft genau an dem Quark an, mit dem man Jahre zuvor aufgehört hatte. Das Feuer der Serie brennt zwar noch, aber Chris Carter braucht bessere Ideen, wenn er es erhalten will.
                      Der Kultfaktor ist trotz all der inhaltlichen Schwächen berechtigt, die Figurenzeichnung, die Ideenvielfalt und der technische Aufwand sind zu gut, als dass unsaubere Handlungsstränge der Serie ein Bein stellen könnten. Allein der Titelsong hat auch nach all den Jahren nichts von seinem Charme eingebüßt.

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                      • Ace war schon der Hammer. Es ist bedauerlich, dass dieses Spin-Off allenfalls eine Art Prequel sein kann. So sinnvoll sein Tod aus dramaturgischer Sicht auch gewesen sein mag, nötig war er nicht. Zumal in dem Universum bis dahin kaum Figuren wirklich gestorben sind. Da hat Oda den Fans heftig eins reingewürgt. Ich war darüber damals derart sauer, dass ich mit "One Piece" fast zwei Jahre lang pausiert habe. Würde ein Wiedersehen nicht ablehnen, auch wenn es nur in der Vergangenheit spielen würde.

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                        • 7 .5
                          RaZer 15.01.2017, 10:26 Geändert 16.01.2017, 19:17

                          "Passengers" ist ein gutes Beispiel dafür, was ein gelungener Cast rausholen kann. Auch wenn die Prämisse grundsätzlich interessant ist, so hat der Film viele ruhige Phasen und baut trotz der wenigen Figuren primär auf zwischenmenschliche Einflüsse. Es ist also elementar wichtig, dass die Charaktere den Zuschauer erreichen, sonst geht der Streifen krachend unter. Zum Glück sind mit Chris Pratt und Jennifer Lawrence zwei der sympathischsten Schauspieler dieser Tage an Bord, was mehr als zuträglich für diese Ausrichtung ist. Die Chemie zwischen den Beiden ist großartig, auf die Art wird "Passengers" trotz des meist gediegenen Erzähltempos nie langweilig. Mit Michael Sheen als Barkeeper-Droide hat der Film sogar noch einen zusätzlichen Sympathieträger. Die unvermeidliche Romanze zwischen den beiden "Gestrandeten" ersäuft glücklicherweise nicht völlig im Kitsch, auch wenn Hollywood ein zwei Mal schon heftig zuschlägt. Man wünscht den Beiden einfach, dass es gut geht, sie sind zu liebenswert, als dass sie das nicht verdient hätten. Gegen Ende wird dann endlich auch mal an der Dramatikschraube gedreht und es kommt ein Funke Action dazu. Das bittersüße Ende geht für mich in Ordnung. Die gesamte Atmosphäre auf dem Schiff ist durchaus reizvoll. Ausstattung und Effekte können sich sehen lassen.
                          Trotz des Potenzials ist nicht mehr als ein Unterhaltungsfilm heraus gekommen, ohne tiefergehenden Nutzen für Psychologen, Soziologen oder gar Astronomen. Ich glaube auch nicht, dass dies je beabsichtigt war, wenngleich es natürlich noch wesentlich interessanter geworden wäre. Gut ist er dank seiner traumhaften Besetzung und der aufwendigen Inszenierung dennoch.

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                          • 7
                            über Vaiana

                            Disney arbeitet weiterhin auch ohne Pixar sehr gut im Bereich der reinen Animationsfilme. "Vaiana" erreicht nicht ganz das Level von "Zoomania", "Die Eiskönigin" oder "Rapunzel", muss sich deshalb aber nicht verstecken. Das Setting ist sehr interessant, weil es einfach so noch nicht bearbeitet wurde, bloß die Story ist etwas mau. Das ist in dem Genre nichts Ungewöhnliches, es kommt einfach darauf an, was man daraus macht. Ich denke mehr war aus dem Script schlicht nicht rauszuholen. Besonders gegen Ende ist die Luft doch ziemlich raus. Vaiana ist eine sympathische Figur und hat mit dem behämmerten Huhn den obligatorischen Sidekick, der für die Pointen sorgt. Für meinen Geschmack wurde zu viel gesungen, und leider auch nicht unbedingt gut. Auch nix Neues, klar, aber in den letzten Filmen war die Singerei weder derart penetrant, noch so uninspiriert. Kann natürlich an der deutschen Synchro liegen, die ich abseits des Gesangs eigentlich okay finde. Der Animationsstil orientiert sich an den Vorgängern, was ich positiv anrechne, denn das Figurendesign ist einfach liebenswert.
                            Es ist kein Highlight, aber gut und sympathsich genug um nicht in Vergessenheit zu geraten.

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                            • 5 .5

                              Normalerweise laufen solche Filme an mir vorbei, aber da er die Auszeichnungen sackweise hinterhergeworfen bekommt und von allen Seiten Lob einheimst, musste ich doch mal reinschauen. So ganz erschließt sich mir die "Magie" von "Toni Erdmann" allerdings nicht. Es ist eine schöne und herzliche Geschichte um einen einsamen kauzigen Mann, der seiner entfremdeten Tochter wieder näher kommen will. Mehr nicht. Ich halte weder die enorme Laufzeit von zweieinhalb Stunden für gerechtfertigt, noch konnte ich mich mit dem Humor des Films wirklich anfreunden. Sich selbst und Andere durch skurile Aktionen in Verlegenheit zu bringen, fand ich noch nie lustig. Und genau das macht Winfried praktisch die ganze Zeit. Es gibt einige Highlights, z.B. sein erster Auftritt als Toni Erdmann, doch warm wurde ich mit seinem Sinn für Humor nie. Dieser ist aber ein ganz zentraler Punkt des Streifens, was mich mehrmals genervt auf die Uhr hat schauen lassen. Die Dynamik zwischen Vater und Tochter ist eigentlich ganz interessant. Auf der einen Seite der gutherzige Idealist, der einen Draht zu Menschen hat, auf der anderen Seite die unterkühlte Geschäftsfrau, für die Menschen nur Zahlen in einer Statistik sind. Gegensatz pur, und doch funktioniert es irgendwie, gegen Ende sogar besser denn je. Zur Charakterstudie taugt das freilich nicht, war wohl auch nie beabsichtigt.
                              Alles steht und fällt damit, ob einem der beizeiten bizarre und ungelenke Humor gefällt. Ich hatte daran wenig Freude, weshalb ich ich mich phasenweise eher gequält als amüsiert habe. Ich gestehe dem Film eine schöne Story und auch eine gute Atmosphäre zu, ein Meisterwerk ist es für mich aber nicht. Dazu sind die Abzüge in der B-Note einfach zu zahlreich.

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                              • 7

                                Ein unterkühlter Thriller in einer tristen Umgebung voller kaputter Menschen. Im Prinzip sind also alle Standardelemente des Genres vorhanden. Mit Innovationen wirft "The Girl on the Train" auch im Verlauf nicht um sich, weiß aber immerhin mit den zur Verfügung stehenden Materialien zu arbeiten. Die herbstlich kalte Atmosphäre liefert den perfekten Rahmen für die Geschichte, die praktisch alle Facetten der menschlichen Schwäche beinhaltet. In erster Linie ist es jedoch der Cast, der den Film über das Mittelmaß hebt. Emily Blunt als ausgebrannte Alkoholikerin, die einen Sinn im Leben sucht, ist äußerst stark. Auch Haley Bennett, Rebecca Ferguson und Luke Evans legen sich ins Zeug. Der Twist in der Story ist okay, letztendlich ergibt alles halbwegs Sinn, ein echter Knüller sieht allerdings anders aus. Ist aber immernoch besser als eine völlig absurd konstruierte Überraschung, die ja im Genre auch gerne mal aus dem Hut gezaubert wird und mitunter alles vorher gesehene ad absurdum führt. Dann doch lieber so wie hier: nicht wirklich spektakulär, aber halbwegs glaubwürdig.
                                Der Film lebt von seiner Stimmung und den Schauspielern, und er lebt gut damit.

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                                • 8

                                  "Nocturnal Animals" ist ein düsterer und schwermütiger Film, der sich nicht die Mühe macht seine Intentionen offen preizugeben. Dem Zuschauer wird viel Interpretationsspielraum gelassen, besonders gegen Ende darf munter gepuzzelt und spekuliert werden. Es ist kein brachialer Mindfuck à la David Lynch, aber die drei Geschichten, die sich in Vergangenheit, Gegenwart und Fiktion (?) aufgliedern, sind vielleicht enger und subtiler verwoben, als es zunächst den Anschein hat. Wie auch immer man den Film versteht, seine starke Atmosphäre, die tragische Story und der fantastische Cast machen ihn zu einem Glanzstück. Amy Adams nicht zu mögen, war schon immer unmöglich. Hier spielt sie ihre ganze Klasse und Ausstrahlung in wiedermal unnachahmlicher Manier aus. Traumfrau! Sie überstrahlt alle, wenngleich sich Jake Gyllenhaal und Aaron Taylor-Johnson auch auf oberstem Niveau bewegen. Ein super Zusammenspiel zwischen Geschichte, Kamera und Figuren.
                                  Kein Film, der Spaß macht und zur lockeren Unterhaltung taugt. Er verlangt volle Aufmerksamkeit, revanchiert sich dafür mit starken Bildern und Schauspielern.

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                                  • 7
                                    RaZer 29.12.2016, 20:06 Geändert 07.01.2017, 12:04

                                    KI und der Umgang mit ihr ist ein irre spannendes Thema, das uns ja auch längst in der Realität beschäftigt. Die Parallen zum absolut großartigen "Ex Machina" sind zu Beginn sehr deutlich, allerdings entfernt sich "Das Morgan Projekt" dann deutlich davon und geht seinen eigenen Weg. Der menschliche Wesenszug sich an Dinge emotional binden zu wollen, kollidiert mit der kühlen Berechnung der Maschine, die zwar Emotionen simulieren, aber niemals verstehen kann. Es ist fast ein wenig schade, dass der Film diese interessanten psychologischen und soziolgischen Ansätze zu Gunsten eines blutigen Showdowns aufgibt. Dem Unterhaltungswert schadet das natürlich weit weniger. Der hochkarätiger Cast leistet sich keine Fehler. Die Inzenierung ist gut. Nur diese kleine Schlusspointe war absolut überflüssig. Der typische Versuch noch Einen draufzusetzen, obwohl das weder nötig, noch passend ist.
                                    Ordentliche (Noch-)Science-Fiction, die sich am Ende etwas weit aus dem Fenster lehnt, aber durchaus etwas zu erzählen hat.

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                                      RaZer 29.12.2016, 12:55 Geändert 29.12.2016, 12:56

                                      Erstaunlich wie aktuell dieser frühe Hitchcock auch heute noch ist. Damals waren es noch adrett gekleidete Gentleman und keine langbärtigen Ziegenschändern, die für Tod und Zerstörung auf den Straßen gesorgt haben, doch ansonsten hat sich bis heute nicht viel geändert. Über die Motive der Täter verrät der Film nichts, er liefert nur einen Auszug eines offensichtlich größeren Plan. Das wirkt aus heutiger Sicht natürlich alles etwas steif, muss damals aber seine Wirkung hinterlassen haben. Besonders durch Hitchcocks Lieblingsstilmittel dem Suspense und dem geschickt eingesetzte Soundtrack baut der Film bis heute Spannung auf. Die Tragik in der Geschichte ist ohnehin zeitlos.
                                      Ein Vorreiter des modernen Actionthrillers. Reichlich angestaubt, aber der Glanz vergangener Tage ist noch erkennbar.

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                                      • 3 .5

                                        Ich habe es längst aufgegeben vom Horrorgenre noch irgendetwas zu erwarten. Mehr Klischees und Ideenarmut gibt es allenfalls im Komödienbereich. Auch "Carnage Park" nutzt das abgegriffenste aller Standardscripte und arbeitet es konsequent und ohne jede Überraschung ab. Ein paar Dinge macht der Streifen zwar richtig, zum Beispiel ist er handwerklich ganz anständig inszeniert und setzt auf handgemachte Effekte, die Location hat durchaus ihren Reiz und zumindest die Hauptdarstellerin leistet vernünftige Arbeit, der Rest ist allerdings nicht der Rede wert. Der Killer ist eine Witzfigur, die mit ihrem Overacting Kopfschmerzen auslöst, der komplette Handlungsverlauf von vorne bin hinten vorhersehbar und Spannung konnte ich beim besten Willen nicht entdecken. Der fast schon obligatorische Hinweis auf den angeblich reellen Bezug ringt mir immer ein Schmunzeln ab.
                                        Für mich eine weitere herbe Enttäuschung, aber daran bin ich in dem Genre gewöhnt. Beim Horror war ich schon immer weit weg vom Mainstream.

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                                        • 5
                                          RaZer 26.12.2016, 15:54 Geändert 07.01.2017, 12:06

                                          Sperriger Titel für einen sperrigen Film. Was auf den ersten Blick den Anschein eines trashigen Roadmovies macht, entpuppt sich als gediegen erzählter Mindfuck, zumindest bis zur plumpen Auflösung des Ganzen. In aller erster Linie ist es aber ein Kniefall von Regisseurin Joann Sfar vor ihrer Hauptdarstellerin Freya Mavor. Wie mein Vorredner schon so richtig sagte, wird keine Gelegenheit ausgelassen die blauen Augen, roten Haare, langen Beine und ansprechende Figur dieser herben Schönheit umfänglich in Szene zu setzen. Dagegen ist nichts zu sagen, aber viel mehr vermag der Film eben auch nicht zu bieten. Es werden in der Story ein paar Haken geschlagen um den Zuschauer zu verwirren, doch so richtig glücklich sieht der Streifen dabei nicht aus. Um tatsächlich Spannung aufzubauen fehlt einfach das Tempo. Die Retro-Atmosphäre kann sich dagegen sehen lassen.
                                          Ein wenig Licht, viel Schatten. Wenn es dem Film gelungen wäre das Gaspedal zu finden und eine brauchbare Auflösung zu präsentieren, hätte eine kleine Perle des Genres daraus werden können. So reicht es dann doch nur zum Kieselstein.

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                                          • 7

                                            Komplett konventionell gehaltener Katastrophenfilm, der prakitsch jedes Klischee bedient, allerdings keines davon bis zum Erbrechen ausreizt. Es ist nicht so, dass jeder der Erste sein will, der sich für die Gruppe opfert. Falsche Heldenmythen werden nicht geschaffen. Die Evakuierung der Plattform erscheint mir halbwegs glaubwürdig inszeniert. Ich verstehe zu wenig vom Thema um zu beurteilen, inwieweit der Weg hin zur Katastrophe akurat wiedergegeben wurde, es erweckt aber nicht den Eindruck, als wäre da etwas überdramatisiert worden. Dass es am Ende die gierigen Sesselfurzer waren, die über die Köpfe der Techniker hinweg entschieden haben, ist ja kein Geheimnis. Die Opfer sind mal wieder die Arbeiter vor Ort. Die Katastrophe selbst wird nicht bis zum Äußersten hochstilisiert, sondern geht relativ zügig von vonstatten und bietet starke Effekte. Wahlberg und Russell bleiben in ihren Wohlfühlzonen als coole Sympathieträger.
                                            Ob es für den Geschichtsunterricht taugt, sei einmal dahingestellt, doch "Deepwater Horizon" nähert sich dem Thema durchaus mit Respekt und schwingt nicht die ganz große Hollywood-Keule. Die Folgen für die Umwelt werden am Ende immerhin kurz erwähnt. Unwahrscheinlich, dass BP gefallen an dem Streifen findet, aber das wird wohl niemandem ein schlechtes Gewissen einbringen. Es wird nicht der letzte Unfall dieser Art bleiben. Die harte Wahrheit ist einfach, dass Öl bis heute eben ein elementar wichtiger Rohstoff ist, der nicht so nebenbei zu ersetzen ist. Und jeder, der etwas Anderes behauptet, lügt entweder oder hat keinen Plan von der Welt.

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                                            • 7 .5
                                              RaZer 17.12.2016, 11:31 Geändert 17.12.2016, 12:29

                                              Es sollte ein Kriegsfilm werden, ein völlig anderes "Star Wars"-Erlebnis, und genau das ist es auch geworden. Gareth Edwards hat Wort gehalten. "Rogue One" ist eine düstere, dreckige Episode aus einer Zeit, als das Imperium kurz vorm Sieg und die Rebellion am Abgrund stand. Platz für Ironie und Humor ist da kaum, für Kreativität leider auch nicht. Der Film folgt strikt dem Leitfaden des Kriegsfilm-Genres. Ein in Windeseile zusammengestelltes Team aus verwegenen Haudegen und desillusionierten Rebellen begibt sich auf die selbstmörderische Mission, um die Pläne des Todesterns zu stehlen, und so doch noch eine Chance zu haben. Raum für Figurenentwicklung bleibt da keine. Es sind reichlich stereotype Gestalten, die teils abenteurlich in die Geschichte gepresst werden und denen wenig Platz zur Entfaltung eingeräumt wird. Bezeichnenderweise ist es ein Droide, der immer mal wieder für etwas Auflockerung sorgt mit seinen Sprüchen. Sympathisch ist dieser wilde Haufen dennoch, weshalb das - teils unnötig dick aufgetragene - melodramatische Ende der Rogue One Besatzung zwar vorhersehbar, aber deshalb nicht weniger demprimierend ist. Fanservice war hier nicht vorgesehen und hätte auch nicht zur Stimmung des Films gepasst. Zuckerschnute Felicity Jones als rebellische Tochter des Todestern-Erbauers hat mir gut gefallen, wohingegen Donnie Yens und Forest Whitakers Rollen deplaziert bis hin zu lächerlich gewirkt haben. Optik und Effekte sind wiedermal grandios. Die Action ist gut inszeniert, die Weltraumschlachten wie immer ein Erlebnis, nur die 3D-Effekte bringen erneut keinerlei Mehrwert. Der Soundtrack ist in bester Tradition sehr stimmig.
                                              "Rogue One" schließt eine klaffende Lücke im "Star Wars"-Universum. Nicht nur wird der Vorspann von "Eine neue Hoffnung" zum Leben erweckt, endlich ergibt auch der eklatante Konstruktionsfehler im Todestern, der Gegenstand unzähliger Witze und Parodien war, einen Sinn. Dennoch fehlt der allerletze Schliff. Trotz diverser Anspielungen und Hinarbeiten auf Episode 4, ist die Story dünn, die Dialoge lau und an Klischees wird ebenso wenig gespart. Cast, Atmosphäre und Effekte können viel ausbügeln, aber ernsthafte Konkurenz zur originalen Saga bildet der Streifen nicht. Doch das war ja auch nie das Ziel, es sollte immer nur eine Ergänzung sein. Dieses Gewand steht ihm auch gut.

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                                              • 8

                                                Denis Villeneuve wagt sich gerne an Stoff, von dem andere lieber die Finger lassen. "Polytechnique" ist eine intensive Aufarbeitung eines Amoklaufes, der 1989 Kanada erschüttert hat und in seiner kühlen, berechnenden Grausamkeit bis heute nachwirkt. Villeneuve nähert sich dem Stoff mit Bedacht, verzichtet auf Spektakel und Effekthascherei und lässt die Opfer nicht zu bloßem Kanonfutter verkommen. Er setzt auf eine dichte Atmosphäre, macht die Angst und Hilflosigkeit greifbar, zeigt verschiedene Blickwindel und inszeniert die Tötungszenen nüchtern, ehrlich, beinahe kalt. Es ist kein Platz für Helden oder lange Abschiedsszenen. Schuss! Tot! So wie es in der Realität eben ist. Der Sound ist gigantisch. Jeder Schuss klingelt in den Ohren und hallt nach, lässt den Zuschauer mittendrin stehen. Auch die Nachwirkungen dieser Ausnahmesituation verschweigt der Film nicht. Nur weil es äußerlich vorbei ist, kann längst nicht jeder damit umgehen oder gar damit abschließen.
                                                Vielleicht der beste filmische Beitrag zum Thema Amoklauf, sicher aber einer der ehrlichsten und bodenständigsten.

                                                An dieser Stelle einmal besten Dank an User "Rocket Man", ohne dessen Kommentar ich vermutlich nie auf diesen Film aufmerksam geworden wäre. =)

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                                                    Eine schöne Erweiterung von Rowlings so gelungenem Universum. Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, dass "Fantastic Beasts and Where to Find Them" ein so kreativer und sympathischer Film wird, besonders da sich Regisseur David Yates bislang nicht gerade als Meister seines Fachs verkauft hat und die vier letzten "Harry Potter"-Filme ziemlich leidenschaftslos runterrasselte. Aber da es hier keine so akurate Vorlage gab, die er ignorieren konnte und J.K. Rowling das Drehbuch selbst verfasst hat, wurde es ihm auch leicht gemacht. Die Geschichte ist flott erzählt, kann mit dem New Yorker 20er-Jahre-Setting durchaus punkten und spart nicht an Humor. Ich bin wahrlich kein Fan von Eddie Redmayne, doch als kauziger Magizoologe Newt Scamander macht er eine erstaunlich gute Figur. Noch cooler ist nur Dan Fogler als Muggel Kowalski, der Mitten in den magischen Schlamassel stolpert und so einige Unterhaltungshöhepunkte sein Eigen nennen darf. Der übrige Cast wirkt stellenweise allerdings etwas desorientiert bzw. im Fall von Colin Farrell auch lustlos. Die Figurenzeichnungen sind nicht immer der Hit. Gerade auch Katherine Waterstons Rolle der Popertina Goldstein taugt nur sehr bedingt zum Sympathieträger. Dafür sind die magsichen Geschöpfe beinahe ausnahmslos großartig und auch ziemlich gut animiert. Technisch ist der Streifen absolut auf der Höhe. Soundtrack passt auch soweit.
                                                    Charmante und einfallsreiche Fantasyunterhaltung, kann sich sehen lassen.

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