Rob Gryzzly - Kommentare

Alle Kommentare von Rob Gryzzly

  • 7 .5
    über Krampus

    Krampus
    oder: Drauß' vom Wald... ach fuck you

    Oh ja, ich liebe die Weihnachtsfilmzeit. Nicht, dass ich die Weihnachtszeit besonders toll finde, aber sie eben beladen mit Riten, Bräuchen, Gestalten und bietet Autoren und kreativen viele Vorlagen an, die es umzukehren gilt. In meinem Drehbuch zu "Merry Xmess" wird eine Weihnachtsmannfigur zerschmissen, eine Ärztin kotzt sich über Weihnachtsbräuche aus und ein Todesfall ist das negative Highlight. Ohne, dass der Film auch nur ein anheimelndes Klischee bedient, intensiviert er die Tragik der Geschichte allein dadurch, dass der Zuschauer doch ständig vor Augen hat, dass gerade Heiligabend ist. Wie ich jetzt, von dieser schamlosen Selbstbefleckung zum eigentlich besprochenen Film Krampus komme? Äh.... WEIHNACHTEN. So. Michael Doughertys Horror-Komödie "Krampus" präsentiert uns eine amerikanische Familie an den Feiertagen, im Überlebenskampf gegen die gehörnte Weihnachtsschreckgestalt Krampus (roll credits) inklusive dunkelelfigem Anhang. Vom Aggro-Familie bis Zuckerstange wird alles abgebildet was wir kennen und hassen. Und das macht Spaß. Die praktischen Effekte halten Händchen mit animierten Lebkuchenmännchen und bei grotesken Slapstickeinlagen und familienfreundlichen Abmurksereien kommt recht schnell eine Gremlin-eske AntiWeihnachtsstimmung auf. Es muss eben nicht immer der blutige Slasher, oder die Holiday-RomCom sein. Krampus reanimiert die kleine aber feine Horrorkomödie. Undmein Herz schlägt mit.

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    • 4 .5

      Knock Knock
      oder: My Super Sweet Sexteen

      "Zwei stylische Sahneschnitten klopfen an der Tür von Keanu Reeves, zwangsbevögeln den sympathischen Familienvater und gewaltkorpulierquälen ihn fast zu Tode." So oder so ähnlich, wird das Drehbuch zu Knock Knock* ausgesehen haben. Ich meine, hey, nackte Modeldamen, die Dich in der Dusche himmelwärts pusten, danach im eigenen Bett vergewohltätigen und dann aus schierem Sadismus quälen... sowas nenne ich einen #StandardSamstag, aber dem Otto-Normal-Kinogänger mag das befremdlich erscheinen.

      Keanu Reeves zerfickte erst kürzlich als John Wick (Review) das Publikum und die Leinwand. Damit gewann er die Gunst seiner Jünger (aber auch Älter) wieder zurück und machte andere Flops vergessen. In Knock Knock wollte er seine zerbrechliche Seite zeigen - oder hatte schlichtweg Bock, seine Boxershorts mal wieder auf Halbmast zu zuppeln. Wir werden es nie erfahren. Ebenso wie die Motivation der zwei geisteskranken Pornoflitschen. Kurz: Dieser Home-Pornvasion-Torture-Thrillers lässt alle Publikumsschichten enttäuscht zurück. Während die erste halbe Stunde nach einer familientauglichen Eigenproduktion von YouPorn aussieht, bietet der Rest des Films dann leider zu wenig Grafisches, um die seltsam überzogen gespielten Dialoge aufzufangen. Es reicht trotzdem, um jeder hilfesuchenden Frau, die im Regen an meiner Tür klopft, zunächst den Zutritt zu verweigern - zumindest nackt.

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      • 5

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        Ich könnte es auf die halbgare Spielweise der größtenteils mittelmotivierten Schauspielanwärter schieben. Aber das wäre unfair. Bei Phrasen wie "Ich werde Dich immer lieben" und "Dein Weg beginnt jetzt" würde auch Benedict Cumberbatch blass aussehen. Sind es die zahlreichen banalen Sinnlosigkeiten - darunter der Umstand, dass Götter per se mindestens drei Meter hochgewachsen sind? Meh, vielleicht. Oder ist es die an Lächerlichkeit grenzende Offensichtlichkeit, mit der hier halbnackte Brüstebesitzer*innen als selbstzweckhafte Eyecatcher verwurstet werden? Geht so. Womöglich krampfen meine Hände auch, weil alle drei Minuten irgendein verzauberter Grillspieß durchs Bild wirbelt und dabei wahllos Lichtblitze abfeuert, während die Horde Charismaverweigerer nach weiteren Kugeln, Stäben und genitalinspirierten Mystika sucht.
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        • 5 .5

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          Zack Snyder muss niemandem mehr etwas beweisen. Er und sein Special Effects Supervisor John Dejardin wissen wo der Ordner #ZackSnyder101 liegt. Nur echt mit den zwei exklusiven Farbfiltern TragischeVergangenheitMonochrome und DüstereGegenwartGrauInGrau; inklusive den nützlichen Editing-Tools SuperSlomotion und DrasticDarkKnightCloseUpKamerafahrt - bekannt u.a. aus Sucker Punch, 300 und Watchmen. Und Ihr habt es gewusst. Sagt nicht, Ihr hättet nicht gewusst was Euch bei Batman v Superman: Dawn of Justice erwartet. Also hört mal auf zu heulen! Niemand geht in ein Musical um dann erschrocken festzustellen, "dass da ja gesungen" wird. Ihr habt eine Karte für das DC Cinematic Universe-Buffet gekauft, dann gibts den kleinen Effektesalat Snyder gratis dazu. Auch wenn sich geschätzte Kollegen immer wieder gerne darüber aufregen, werde ich mich dem schnöden Bashing nicht anschließen. Als treibende Kraft ist es Zack Snyder und Christopher Nolan überlassen, wie sie die Geschichte von Batman v Superman erzählen. Ach ja, welche Geschichte eigentlich?
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          • 6 .5

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            Während Tykwer den Focus auf den Mensch in der Geschichte legt - sprich von 1936 bis 2012 existierten Menschen nur im Close Up und in der Halbnahen - merkt man den Wachowskis ihre Wurzeln, welche definitiv in Animes wie "Akira" und "Ghost in the Shell" liegen, überdeutlich an. Supertotale Einstellungen werden nicht zum Establisher - man weiß ja eh kaum wo man sich gerade befindet - sondern verdeutlichen das Alleinsein der Protagonisten. In der Episode um den Klon Sonmi~451 (unglaublich gut: Doona Bae) fallen dem geneigten Betrachter generell viele Einstellungen und streckenweise ganze Sequenzen auf, die verdächtig an "Ghost in the Shell" erinnern - vom futuristisch-asiatischen Setting mal ganz abgesehen. Etwa wenn Sonmi über einen Marktplatz schlendert und Dialoge über Leben und Tod hält, scheinen gewisse Anklänge an Mamoru Oshii`s Klassiker zu existieren. Da drängt sich einem die Frage auf: Warum war hier nicht der Mut da, aus diesem Segment des Films direkt ein Anime zu machen?
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            Filmcollage, welche durch Darsteller und Ausstattung überzeugt. Freunde der leichten Unterhaltung und entspannten Kinoabenden sind hier leider völlig falsch. "Cloud Atlas" bedeutet Arbeit für den Rezipienten. Dafür wird man mit einem Tom Hanks in Hochform und dem guten Gefühl belohnt, sein Geld nicht verschwendet zu haben.

            Für eine Kinokarte bekommt man sechs Geschichten geboten.
            Wer wach bleibt wird belohnt.

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            • 7 .5

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              Mission: Impossible - Roque Nation kehrt zu den Wurzeln des Franchises zurück. Und damit ist nicht nur die Spannung und dichte Inszenierung des ersten Films gemeint (ohne Mini-Discs), sondern auch ein Schlüsselelement aus der Ursprungsserie (Kobra, übernehmen Sie!), das Syndikat. Im Trailer bechreibt es Benji (Simon Pegg) als "eine Anti-IMF", was zwar stimmt, aber irgendwie schwer nach Achtziger-Movie klingt ... so wie "Anti-Superman" etwa. Dieses Syndikat will die Welt selbstredend ins Chaos stürzen. Nun besiegt ja Top-Agent Tom Cruise so einen Spionagering eigentlich noch vor dem Mittag. Leider wurde die Impossible Mission Force von offizieller Seite aufgelöst (schon wieder) und Ethan Hunt weltweit zur Fahndung ausgeschrieben (schon wieder). Nebenher macht Hunt Jagd auf den Kopf des Syndikats, einer Art super evil Steve Jobs der irgendwie Vincent Price channelt - verkniffene Augen inklusive.
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                Um Gottes Willen, nein, das ist wohl beileibe kein Review, bei dem ich ausgewogen versuche, meine Meinung mit fachlichen Argumenten zu untermauern. Es ist ein befreites Aufatmen. In Zeiten, in denen Terminator: Genisys sich dem Zuschauer auf widerlichste Art anbiedert und quasi jeder Rating-Institution den Schwanz lutscht, damit es als Familienunterhaltung eingestuft wird und in Begleitung der Eltern auch ab sechs Jahren geschaut werden darf, kotzt der Film von und mit YouTubern eben Kartoffelsalat in eine Schüssel, schert sich einen Dreck um Dramaturgie, gute - oder irgendeine Art - Unterhaltung und freut sich einfach, der inzestuöse Bastard zu sein, aus dem Versuch der Kopie eines Imitats vom Mimikri des Humors der klassischen Zucker-Abrahams-Zucker-Produktionen (wie Die nackte Kanone*), vergeigter Spoofs wie Superhero Movie und dem Klamauk der alten Otto-Filme.
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                • 8
                  über Ant-Man

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                  Sehenswert sind auch die Effekte, welche zwar wenig subtil die Grundlagen der Physik ins Gesicht treten, aber gerade in 3D sind Schrumpfszenen ein echtes 'kleines' Highlight. Weshalb Ameisen plötzlich anfangen wie Hundewelpen zu fiepen werde ich wohl nie verstehen, genau genommen ist es mir aber auch egal, denn solche Ungereimtheiten ordnen sich dem humoresken Tenor des Films unter. Wie diese Elemente sich später in Captain America: Civil War einfügen bleibt abzuwarten. Knuddelameisen und Schrumpftechnik wirken erst einmal grotesk (,sogar) im Avengers-Universum - was nicht heißt, dass ich nicht gespannt bin darauf wie Hawkeyes Flitzebogen.
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                  • 6

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                    Für immer Adaline ist verträumt und melancholisch. Die Geschichte ist philosophisch angehaucht. Wird man trotz oder gerade wegen des Alters glücklicher? Ist ewige Jugend erstrebenswert? Zumindest sichert es Platz Eins beim Trivial Pursuit! Nüchtern betrachtet bedient sich der Film einer kaugummizähen Exposition um dann doch nur die Problematik einer gewissen Dreieckskonstellation abzubilden. Und auch wenn die Hauptdarstellerin überzeugt die 108-jährige mimt, die alle zehn Jahre aus dem Fenster steigt und verschwindet, harmonieren sie und Leinwandlover Michiel Huismann miteinander wie ein Fruchtsmoothie mit einem Stück Roquefort. Der Film hat die üblichen Liebesbekundungen. Aber im Gesamtgefüge wirkt sich Unsterblichkeit hier im Wesentlichen ähnlich aus wie ein Scheidenpilz: Es braucht Geduld und einen Partner mit Verständnis um diese Unsterblichkeit in den Griff zu bekommen.
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                    • 4 .5

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                      Regisseur Leigh Wannell liefert mit dem dritten Teil des Insidious-Franchises sein Regie-Debüt ab. Da er ebenfalls das Drehbuch geschrieben hat, schreibe ich es ihm voll und ganz zu, dass wir uns nun in einer Filmrealität befinden, in der Dämonen 'halbe' Seelen in Besitz nehmen können, blutjunge Mädchen einen seltsamen Drang verspüren, mitten in die Gefahr hineinzulaufen und niemand, aber auch wirklich niemand auf die Idee kommt auch nur irgendwann das Licht anzumachen. Ich meine, ernsthaft: Du hast nachts Angst vor Geistern -> Du machst das Licht an. Nein. Die Figuren in Insidious 3 wehren sich mit Händen und Bocksfüßen dagegen, logisch zu handeln. Dafür schreit der Plot förmlich danach eine Brücke zu den ersten beiden Filmen zu schlagen, auch wenn diese nur aus aufgezwungenen Cameos besteht.
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                      • 7 .5
                        über Ted 2

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                        Ich habe meinen Spaß dran zu sehen, wie ein Regal voller Spermaproben auf Mark Wahlberg stürzt und ihn von oben bis unten vollschlotzt. Punkt. Kein Aber. Mehr als im ersten Teil scheint das Buch diesmal aus Sketchen zusammengelötet, die das Kino im Minutentakt zum Grölen bringen, dadurch jedoch den Eindruck entstehen lassen drei Episoden einer Fernsehserie zu sehen. Jede dieser Episoden ist sogar sauber dreige(t)aktet - als ob Drehbuchpapst Syd Field persönlich über die Schulter geschaut hätte - aber mit Ted 2* beweist Seth MacFarlane wieder einmal, dass er mit der Inszenierung eines Features überfordert ist. Das stört mich persönlich nicht. Ich hab mir trotzdem herzlich auf die Schenkel geklopft. Und sollte Ted 3 erscheinen zögere ich keine Minute erneut reinzugehen.
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                        • 5

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                          Regisseur Christoph Hochhäusler inszeniert ambitioniert, scheitert letztendlich jedoch an der häufigen Selbstzweckhaftigkeit seiner Bilder, welche weder die schwammigen Charakterskizzen nachvollziehbar machen, noch das hohe Potential der Story-Prämisse irgendwie herauskitzeln. Um nicht als Bauerntrampel dazustehen, neigen einige Leute dazu, die Langatmigkeit von Filmen mit einer "ruhigen Inszenierung" oder einer "ruhigen Erzählweise" zu umschreiben. Das wäre so, als ob ich in ein verschimmeltes Stück Edamer beißen würde und würgend von seinem "würzigen Aroma" schwärmen. Sicherlich hat sich irgendjemand was dabei gedacht, als es zu der Entscheidung kam, dem Protagonisten Probleme und Schwächen anzudichten, die dermaßen deplatziert anmuten, dass die Wortgruppe "unnötiges Füllmaterial" hart klingen mag, aber gerechtfertigt ist. Spielsucht, chronisch pleite, Diabetiker - ja, sicherlich fühlen sich jetzt viele Berliner angesprochen, aber mehr als von der eigentlichen Story abzulenken, tun all diese Dinge nicht. Unnötige Sideplots, die einer Figur Leben einhauchen sollen, die vom Zuschauer jedoch nach zwei Minuten als Schablone eines abgebrühten Journis mit Arschloch-weil-Traurig-Attitüde erkannt wird.
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                            Big Game funktioniert. Der Charme des Streifens grundet zu großen Teilen in der Beziehung zwischen dem mächtigsten Mann der Welt mit einem Jungen dem das eigentlich egal ist, weil er nur seinen Vater stolz machen will. Jackson spielt sich nicht in den Vordergrund und darf mal etwas entgegen seiner üblichen Besetzung spielen - auch wenn der Trailer diesbezüglich etwas flunkert. Jackson überlässt Tommilla sichtlich gerne die Bühne und auf dieser kracht es gewaltig.

                            Ein Mann schnürt seinen Fallschirm an. Starr schaut er ins Leere und kreuzt die Arme. Die Kamera bleibt stehen... und stehen. Dann lässt sich der Mann rücklinks aus dem Flugzeug fallen. Anderes Beispiel: Ein Pfeil trifft Person X. Die Kamera zoomt schnell auf die getroffene Stelle. Schnitt aufs Gesicht. Mimik. PENG. Ja, Regisseur Jalmari Helander kennt die Mechanismen des Actionkinos der 80er und Früh-90er und benutzt sie gezielt. Überzeichnete Action, eine abenteuerliche Geschichte irgendwo im Promille-Bereich und flappsige Oneliner mit guten Darstellern kitzeln das Optimum aus 90 Minuten-Laufzeit.
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                              über Kind 44

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                              Die Romanvorlage Kind 44* von Tom Rob Smith ist bestimmt ein Knaller. Ein waschechter Kriminalroman mit spannenden Wendungen und Mystery-Anleihen vor der Kulisse eines kalten, kommunistischen Russlands. Das vermittelt Regisseur Daniel Espinosa (Easy Money*) seinem Publikum glaubhaft, indem er nicht ganz so stereotype Figuren kompromisslose Actionsequenzen in echten Wäldern nachstellen lässt - hübsch wackelig gefilmt von Kameramann Philippe Rousselot. Ernsthaft: Besonders Außenaufnahmen sind gerne mal so zittrig, dass sich mir der Gedanke aufdrängt, Regisseur Espinosa hätte das Kamerapersonal mit der Kalaschnikov bedroht.

                              "Ein Kriminalfilm lebt nicht von Gewalt allein!" sagte einst ein berühmter Autor, nämlich ich, jetzt gerade. Lasst mich gefälligst träumen. In zehn Jahren ist das Zitat Gold wert. Echt jetzt. Ein rundes Erlebnis geht dem Film leider völlig ab. Die einzelnen Szenen sind hübsch anzusehen, wirken aber eher mühsam aneinandergestoppelt. So entsteht der befremdliche Effekt partiell begeistert zu sein, während man gleichzeitig die Stirn runzelt über so viel Filmfleisch, welches irgendwie noch sauberer filetiert hätte werden können und schöner angerichtet auf dem Leinwandteller. Man isst es auf, aber der Sinn und Zweck einiger Beilagen erschließt sich einfach nicht, so dass sie schließlich unbeachtet auf dem Teller zurück bleiben.
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                              • 7 .5

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                                Tatsächlich liefert uns German Angst einen Genremix der sein Publikum zunächst mit einem dramatösen Revenge-Plot faszin-ekelt, dann mit grindhäusiger Phantastik-Nazisploitation verwirrt und abschließend bei Creature-Feature-Noir-Mystery verrückte Sexfantasien anstachelt.
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                                German Angst liefert Horror aus Deutschland der sich mitnichten mit Sprüchen wie "So schlecht, dass er schon wieder gut ist" herumärgern muss. Genre- statt Schonkost und drei Geschichten die nicht durchgängig perfekt geraten sind, aber ohne Frage viele ihrer internationalen Konkurrenten in den Schatten stellen werden. Buttgereit, Kosakowski und Marschall platzieren ihre Figuren geschickt und beweisen, dass Low-Budget nicht gleich Low-Level bedeutet. German Angst, für mich dieses Jahr definitiv der Defibrillator für das schwarze Herz des neuen deutschen Genrefilms.

                                Jetzt möchte ich Captain Berlin* von Zac Snyder inszeniert sehen und das German Angst-Kollektiv verfilmt dafür Justice League. Ein Traum.

                                • 8 .5

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                                  Shaun das Schaf - Der Film ist ein scha(r)fes Abenteuer für kleine Zuschauer und ein erschreckend genauer, obgleich auch wolliger Sozialspiegel für erwachsenes Publikum. Auch wenn der Film in den letzten zehn Minuten etwas holprig daherkommt und zwischendurch mal fünf Minuten an Fahrt verliert, ist er ohne Frage mal ein Film, den ich Eltern, Kindern, Eltern mit Kindern und Schafzüchtern empfehle. Auf einer Skala von Muh bis Mäh bekommt Shaun ein eindeutiges Kickerickiiiieeee von mir.

                                  Als Bonus gibts in diesem Film die wohl süßeste Rückblick-Eröffnungssequenz des Jahres. Baby-Shaun for the win.
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                                    Avengers: Age of Ultron beginnt mit einer Sequenz, die daherkommt wie ein Dreier mit Scarlett Johansson und Elizabeth Olsen: Es ist unmöglich, entbehrt jedweder Realität und zum Schluss hängst Du doof grinsend im Kinosessel, ohne verarbeiten zu können, was da eben passiert ist. #ThisIsNoSexism
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                                    Avengers: Age of Ultron ist ein HulkBlockbuster - im wahrsten Sinne der Phrase. Joss Whedon weiß, wo er Fans der Reihe abholen muss und was er in Schutt und Asche legen muss, damit sie... damit wir... damit ich dem Grandseigneur zu Füßen liege. Es ist ein Film für Fans. Denn kein anderer lässt sonst eine Träne über die Wange kullern, wenn die gigantische grüne Hand, die zarten Finger Black Widows so vorsichtig streicheln, als wären sie Glühwürmchen. Es gibt Schlüsselmomente in diesem Film, welche inszinatorisch so emotional und - diesmal völlig ironiefrei - bewegend sind, dass sie für einen anderen Film gemacht zu sein scheinen. Die Worte "falsches Bild" in Zusammenhang mit dem Trailer zu bringen, wäre vielleicht übertrieben, aber Glückwunsch an den Editor des Trailers.
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                                      Er ist altbacken, Fernsehstandard und präsentiert uns Charaktere aus der Grabbelkiste der Stereotype. Von rammelwilligen Ballaballamädchen bis hin zum großmäuligen Nerd und der toughen Heroine gibt es nur Schwarz und Weiß. Jason Momoa darf mal - gegen den Strich - die Personifizierung des Systems spielen, Iam - mal nicht brachial testosterongeladen, dafür Mr. Snakecharmer. Aber nur, weil ein Schokosplitter ins Müsli gefallen ist, wird daraus eben nicht gleich ein Schokomüsli. Und nur weil hier ein KI irgendwelche Kids über ein CGI-Schiff jagt, wird aus Debug eben nicht gleich ein "Cyber-Thriller".
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                                        Dreamworks Animations liefert uns mit Home eine kinderfreundliche Alieninvasion, glubschäugige Figuren mit Merchandise-Potential und Popmusik am laufenden Band - das ganze umwickelt mit einem hauchdünnen Storyfaden, der sich nur mühsam und dazu noch vorhersehbar aus der Kinderbuchvorlage entwickelt. Das Argument "ES IST FÜR KINDER!" lass ich nicht gelten. Da können sich Mütter, Väter und Sebastian Edathy auf den Kopf stellen. Der erste Shrek* hat doch damals wunderbar bewiesen, dass Figuren in vermeintlichen Kinderfilmen auch funktionieren, wenn ihre Fallhöhe über dem der eingangs angesprochenen Leberwurst liegt. Dem vierjährigen Nachwuchs wird die Farbenflut, das putzige Gestammel und die uninspirierte Musik vermutlich gefallen. Da ist es aber günstiger, 'ne Tüte Gummibärchen unter die Wohnzimmerlampe zu hängen und die aktuelle Bravohits dazu dudeln zu lassen.
                                        (...)

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                                          Der politische Bezug wird es aber nicht gewesen sein, dass die anwesende Windel- und Kindergartenfraktion zum munteren Herumglucksen und Quieken gebracht hat. Das Figurendesign ist liebevoll. Knollnasen wirken animiert irgendwie noch knollnasiger und Römer fliegen in 3D irgendwie noch höher. Dass Asterix ein konsumkritischer Dauernörgelnervarsch ist und sich prima an der Seite von Sahra Wagenknecht machen würde, KANN den einen oder anderen Zuschauer nerven, wird defakto aber niemanden stören bis die nächste Pointe angeschossen kommt.
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                                            Kingsman - The Secret Service basiert auf dem gleichnamigen Comic von Mark Millar und Dave Gibbons. Millar lieferte mit Kick-Ass* eine Satire auf das Superhelden-Genre ab und montiert die gleichen Mechanismen in die Geschichte von Secret Service*. Sam Jackson hält als (lispelnder!) Zuckerberg-Wannabe-Schurke Valentin einen kurzen Monolog darüber, dass er eben keinen langen Schurken-Monolog hält, bevor er abdrückt. "So ein Film ist das hier nicht." Er drückt ab. Solche selbstreferenziellen Schmunzelmaneuver erwecken den Anschein einer gelungenen parodistischen Komödie, wie sie Kick Ass nunmal eine ist oder Agent Null Null Nix* immer sein wird. Dies täuscht nicht darüber hinweg, dass Kingsman - The Secret Service vor allem im Endeffekt doch auch nur mit dem gleichen Wasser kocht wie James Bond, Bob Morane oder Jerry Cotton. Geheimagent, Gimmicks und geile Girls - und das letzte schreibe ich in demütigster Dankbarkeit vor allen geilen Girls respektablen Frauen in Agentenfilmen. Danke Eva Green, für die charmante Vesper Lynd (Casino Royale*). Danke Ursula Andress, für den Erfolg das Wachstum der Zellstoffindustrie in den Sechzigern (James Bond - Jagt Dr. No*).
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                                              Ich möchte hier erst gar nicht anfangen, Kapitalismuskritik an der Mauseohrenschmiede zu üben, denn der Film ist primär ein Kinderfilm und was können die laufenden Meter, kleinen Prinzen-Kevins und Prinzessinnen-Schakkelinchens denn für die Raffgierigkeit eines Konzerns, dessen Gründer etwas zu konservativ war und deren Filmpolitik mehr Stöcker im Arsch hat als eine Buchhalterin bei dem Wörtchen "Kostenrückerstattung"? Regisseur Kenneth Branagh liefert mit Cinderella eine wenig originelle Variante der Aschenputtel-Thematik ab. Wer nur kräftig genug heult, bekommt was geschenkt und wer dem reichen Typen die Unschuldskulleraugen zeigt, bekommt geile Schuhe geschenkt. Die Gruppe siebenjähriger Mädchen vor mir war jedenfalls sichtlich mehr irritiert von mir als von den diversen Löchern und Plattitüden in der Story. Wenn Helena Bonham Carter als gute Fee ihren Zauberstab schwingt, leuchten Kinderaugen. Dass der exaltierte Sprech geradewegs aus dem Tagebuch einer 13-Jährigen zu stammen scheint, sorgt dafür, dass man sich als Erwachsener beherzt den Zauberstab in die Ohrmuscheln rammen möchte. Dafür können allerdings Darsteller wie Lily James alias Cinderella nichts. Ihre Aufgabe ist es letztendlich, ein recht simples Kindermärchen darzustellen wie Shakespeare. Das macht ein Stellan Skasgard als hinterfotzigerlistiger Großherzog eben routinierter als Richard Madden, der uns in diesem Film den Prinzen vorschummelt. Cate Blanchet als olle Stiefmuddi mit angedeutet dramatischer Vergangenheit ist irgendwie die interessanteste Figur des Spektakels. Egal wie süß Cinderella vor sich hinschnieft: Am Ende fragen sich alle über 18, was dieser fiesen, intrigante Frau passiert ist, die jetzt mit zwei Töchtern geschlagen ist, doof wie'n Meter Feldweg und auch nicht hübscher als eben der.
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                                                Der visuelle Stil bleibt unverändert. Ruhige Einstellungen vom Stativ wechseln sich in gesundem Maße, mit der Handkamera ab. Auch wenn nahe und halbnahe Einstellungen dominieren, nutzt Heute bin ich Samba die gesamte Bandbreite des inszinatorischen Handwerks aus. Um dem Vorwurf der Arschkriecherei zu entgehen, könnte ich jetzt anmerken, dass hier und da ein Close Up zu lange steht, aber sind wir ehrlich: Das wäre Meckern um zu Meckern und dafür gibt es das Feuilleton der FAZ und der WELT und natürlich Kollege Pönack.

                                                Nüchtern betrachtet, liefern uns Autorenfilmer Toledano und Nakache einen ziemlich besten Aufguss. Außenseiter mit Migrationshntergrund trifft seelisches Wrack und gewinnt das Herz der zweiten Hauptrolle durch seinen natürlichen Charme und seine ehrliche Art. Im Gegenzug hilft der/die Kaputte Omar Sy dabei, sich selbst zu finden und aus einem sozialen Kokon zu schlüpfen. Zweifelsfrei erschöpft sich auch dieses Prinzip irgendwann, in diesem Fall allerdings geht die Rechnung noch einmal auf. Frankreich zeigt eindrucksvoll, dass Liebesgeschichten fernab von Klischees erzählt werden können. Heute bin ich Samba lebt auf der einen Seite von einem zarten Knistern zwischen Sy und Gainbourg, auf der anderen Seite von dem Charme seiner gut skizzierten Nebenfiguren.
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                                                  Chappie macht zumindest nicht den Fehler, erklären zu wollen, was da gerade auf dem Bildschirm wie, warum, wegen wem funktioniert. Unnötiges Wissenschaftsgeblubber kann einen Film gnadenlos unsympathisch werden lassen ... oder wie bei Interstellar dank Nolan-Bonus trotzdem mit Lob zugeschissen. Der Film ist kurzweilig. Die Besetzung mit Ninja und Yolandi Nisser, als Ninja und Yolandi Nisser ist speziell, funktioniert aber. Auch wenn Johannesburg sicherlich schöne Ecken zu bieten hat, könnte ich jetzt nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass der Film nicht doch in der Uckermark oder irgendwo bei Brandenburg gedreht wurde. Obwohl dann statt Vodacom und Red Bull sicherlich Telekom und Vitacola als (unerträglich oft bemühtes) Product Placement auftauchen würden. Auch wenn wir es niedlich finden, wenn Chappie sich wie ein kleines Kind vor Milchtüten erschrickt und mit Handfeuerwaffen und Wurfsternen hantiert (vermutlich doch eher Brandenburg), will der Film nicht recht rund wirken. Zusammengestoppelt. So als ob Neill Blomkamp das Buch durch ein Sieb gegossen hätte. Die Eyecatcher hat er herausgepickt. Spannungsbogen und Logik ließ er abtropfen und spülte sie mit einem Ghost-in-the-Shell-esken Ende völlig den Abfluss runter.
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                                                    Die Story um Lehrerin Eva Perkins, welche mit Kollegin und Schulklasse in den Wirren des Zweiten Weltkriege aufs Land flüchtet ist nicht uninteressant. Das bekannte Eel Marsh Haus verliert auch in der Fortsetzung nichts von seinem Reiz. Das kalte Moor und der dichte Nebel, erinnern an die guten alten Zeiten von Cushing und Lee. Grusel, Gänsehaut... Chipskrümel auf den Klamotten, weil man vor gruselhafter Gruseligkeit kaum noch die Futterluke getroffen hat. Die Frau in Schwarz 2 - Engel des Todes eröffnet einem wahrlich neue Möglichkeiten und Wege, so richtig bescheuerten Bälgern das Fürchten zu lehren. Da freut man sich ja schon fast, wenn das stereotype Klischeekind Edward (sagt nichts, hat irgendein Geheimnis, Marke: Stromberg-Ernie) überhaupt mal einen Mucks von sich gibt, bevor es über die Klippe springt. 2015 muss sich der geneigte Horrorfan eben gefallen lassen, dass Kinder immer dargestellt werden, als seien sie von Natur aus, bekloppter als 'ne Horde Ratten im Käse-Labyrinth.
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