RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 26.10.2016, 11:07 Geändert 26.10.2016, 20:28

    - - A Vision around my Head - -

    Eingedrungen ist davon nicht viel. Um ehrlich zu sein: wenn ich die Kurzbeschreibung nicht gelesen hätte, wüsste ich immer noch nicht, worum es in 'Only God Forgives' geht, ausser, dass Rache und Hass im Vordergrund stehen. Eines ist dadurch sicher: es dreht sich nicht um die Handlung, oder was man dafür halten könnte. Die Anmerkung ist natürlich rhetorisch - wir sind schliesslich bei W.N. Refn. Hier geht es lediglich darum, möglichst emotionslose Gesichter durch eine düstere Gewaltorgie zu schicken.

    Wie gewohnt, setzt Refn dabei rein auf Optik, Atmo, Abläufe wie in Zeitlupe und einen hohen Härtegrad, wobei die spärlichen Dialoge in gedrücktem Ton gehalten sind, um die düstere Stimmung zu unterstreichen. Selbiges erledigt der getragene Score mit häufig eingesetzten langsam an- und abschwellenden Streichern, oder tiefschwellig-kakophonischen Bläsereinsätzen. In alldem ist Refn unbestritten ein Meister seines Fachs.

    Will ich so etwas sehen? Beziehe ich daraus Unterhaltungswert? Kaum - was hier abläuft ist sehr eindimensional, quasi nur eine Aneinanderreihung von gut ausgeleuchteten Milieubildern und Gewalt mit künstlerisch ansprechender Farbgebung. Der Film besitzt weder Spannung noch Dramaturgie, wenigstens nicht in meiner Wahrnehmung - wenn sich Ryan Gosling und der thailändische Pate mit versteinerten Gesichtern in Zeitlupe umkreisen und zur Auseinandersetzung ansetzen, wirkt selbst das nur wie eine farbenprächtige Leere. Immerhin verzichtet Refn beim Kampf auf Gummiband-Gehopse, was eigentlich nicht verkehrt wäre - beim sonstigen Tempo würde das ein exzellentes WTF-Element und wenigstens ein bisschen Kontrast einführen, oder so etwas wie Selbstironie. Humor bei Refn?

    Sehr schade, dass Refn seine grossartige Inszenierkunst in solch einem nichtssagenden, langweiligen Plot vergeudet.

    And I'll Stop....

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    • 4 .5

      Ein schwarz-weiss-Film in HD, ein Stück von Shakespeare vorgetragen von Männern in Anzug und Krawatte, in einem Haus mit Laptop-Computern und Video-Überwachung. Für ein Ambiente mit Kontrast ist auf jeden Fall gesorgt, doch das verliert schnell seinen Reiz.

      Dem Plot kann nur etwas abgewinnen, wer gewillt ist, den schwülstigen Dialogen zu folgen, und in der Shakespearschen Original-Beziehungsgeschichte eine gewisse Faszination erkennt. Bei mir ist beides nicht der Fall, daher ist dieser Film für mich uninteressant, mit der entsprechenden Bewertung (ich hatte eher eine freie, humorige Interpretation erwartet). Schlecht ist er gewiss nicht, durchaus sogar innovativ - für Leute, die Theater lieben, könnte das ein Highlight sein.

      Dennoch: Lieber 'MacBeth' (2015).

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        RoboMaus 25.10.2016, 21:50 Geändert 25.10.2016, 22:23

        Wenn man es am wenigsten erwartet...... Aus Skandinavien bin ich eher depressive, düstere Filme gewohnt, aber hier verkehren die Skandinavier ihr Image ins Gegenteil. Diese Story ist pures Leben mit allem was dazugehört: Witz, Spass, Herz, Zivilcourage, herausragende Unterhaltung weit ab des Mainstream. Es gibt sie immer wieder, die kleinen Perlen, die irgendwann unter Felsbrocken gerutscht sind und die man erst finden kann, wenn man die Brocken weggeräumt hat (in Form der mittelmässigen bis schlechten Filme).

        Alex ist ein Loser und ein Schnorrer, nimmt auch seine Arbeit nicht ernst. So fliegt er zuerst vom Theater und dann bei seiner Freundin. Beim Arbeitsamt ist nur ein einziger Job frei, der für ihn in Frage kommt - er wird Assistent bei der Betreuung einer Gruppe geistig Behinderter. Anfangs wenig begeistert, erkennt er auf einmal seine Berufung: mit seiner unkonventionellen Art findet er Zugang und das Vertrauen der Behinderten. Es entwickelt sich etwas in der Art von 'Einer flog über das Kuckucksnest' (1975) mit einer Reihe starker Einfälle.

        Der Plot ist durchgehend interessant mit viel Witz und hintersinnigen Details. Er besitzt auch eine gelungene Dramaturgie um ein grosses Event, das Alex mit den Behinderten plant. Sehr beeindruckend ist, dass die Gruppe wenigstens teilweise aus echten Behinderten besteht, die überzeugend auftreten, und dass diese Story auf Tatsachen beruht, über die man im Abspann einiges erfährt.

        Eine authentische, unerhört warmherzige Geschichte, wie sie nur das Leben schreiben kann, stark von Lena Koppel in Szene gesestzt.

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          RoboMaus 25.10.2016, 15:58 Geändert 25.10.2016, 16:18

          1944: Frankreich hebt Truppen in den Kolonialstaaten Algerien und Marokko aus, um sie als Kanonenfutter gegen die Deutschen einzusetzen. Durch ihr Anrennen lassen sich Stellungen identifizieren, die dann mit französischer Artillerie belegt werden....

          Was als überzeugendes Kriegsdrama beginnt, wandelt sich bereits nach dem ersten Viertel in eine Aufarbeitung des Umgangs der Franzosen mit den 'Einheimischen', wie die Nordafrikaner genannt werden, innerhalb der Armee - daher auch der französische Titel des Films: 'Indigènes'. Wie kaum anders zu erwarten, bestimmt Rassismus das Bild, beim Essen, der Zensur der Post, beim Fronturlaub - bei allem sind die Nordafrikaner Soldaten zweiter Klasse. Trotzdem fühlen sie sich wie echte Franzosen und sind mit Begeisterung dabei, wohl auch in der Hoffnung nach dem Krieg in Frankreich zu bleiben.

          Die Beleuchtung dieser Probleme mag ein Stück lobenswerte Aufarbeitung französischer Geschichte sein, doch der daraus resultierende Plot ist alles andere als prickelnd, dramaturgisch eher enttäuschend. Zu guter Letzt diskutieren die Nordafrikaner noch untereinander ihre Verpflichtung gegenüber Frankreich und den Sinn ihres Einsatzes....

          Kein Vergleich, z.B., zu 'Black Book' (2006) von Verhoeven, der die Geschichte Hollands zur Nazizeit beleuchtet.

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            RoboMaus 25.10.2016, 14:16 Geändert 25.10.2016, 14:22

            Der Norden Kanadas, in Zeiten vor der Entdeckung des Kontinents durch die Weissen. Ein Indianermädchen gerät auf eine Odyssee von ihrem Stamm zu einem anderen, dessen Mitglieder ihren kleinen Bruder verschleppt haben und mit denen sie nun zieht. Die entpuppen sich als Inuit und kommen aus dem "Land ohne Bäume", der endlosen Schnee- und Eiswüste der Arktis, wohin sie zurückgehen....

            'Maïna' ist eine Art Coming-of-Age auf indianisch und beeindruckt zuvorderst durch die unberührte Natur. Die Story ist weniger beeindruckend und wirkt über weite Strecken wie Happy Family im Naturvolk, auch durch die biedere off-Stimme des Mädchens, mit den entsprechenden Inhalten. Ein Schuss Refn im Stile von 'Valhalla Rising' (2009), oder von Mel Gibsons 'Apocalypto' (2006) könnte hier Wunder wirken. Die Handlung ist daher nicht besonders interessant und lässt auch dramaturgisch zu wünschen übrig, so dass man von diesem Indianer/Inuit-Abenteuerdrama nicht gepackt wird.

            Ein B-Movie unter den Naturvolk-Dramen - da macht es auch nichts, dass die Inuit Harpunen mit Eisenspitzen haben ;-) Am besten funktioniert 'Maïna' vielleicht als Familienfilm, mit Kindern von 8-13.

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              RoboMaus 25.10.2016, 08:50 Geändert 25.10.2016, 09:47
              über Lourdes

              Die Kommis zu 'Lourdes' überschlagen sich; von den drei bewertenden MP-Freunden gibt es zweimal die 10/10. Irgendetwas muss dran sein, an diesem Pilgerdrama. Allerdings verrät der Community-Schnitt von 6,6/10, dass hier für Viele eine weniger angenehme cineastische Seite verborgen liegen muss - fangen wir damit an.

              'Lourdes' hat ein extrem langsames Erzähltempo und den hölzernen Charme einer TV-Produktion. Die Stimmung wirkt ständig gedrückt, so als hätten die Pilger allesamt schon ihre Hoffnung verloren - ganz schlimm fand ich eine Frau, die ihr behindertes Kind im Rollstuhl vor sich sitzen hat und mit versteinerter Mine in einer langen Einstellung gezeigt wird. Sie kommt anscheinend jedes Jahr, aber Besserung für ihr Kind bleibt aus. Der Grundtenor ist, dass überhaupt ein Wunder nur kommen kann, wenn man es nicht zu verbissen angeht - nun, ja.

              Nicht, dass ich etwas Reisserisches erwartet hätte, aber das war für mein Empfinden hart an der Grenze des Zumutbaren, was Langatmigkeit und Atmo angeht. Der Plot hat eher den Charakter eines Doku-Dramas und wirkt phasenweise wie eine Reportage. Ich hatte den Eindruck, dass die Szenen mit vielen Menschen am Originalschauplatz ohne Statisten entstanden.

              Die Story drückt sich geschickt um eine konkrete Stellungnahme:
              (SPOILER) Die "Heilung" der Protagonistin von MS ist der Darstellung nach vielleicht doch keine, da MS in Schüben besser oder schlechter wird - so etwas wie ein psychischer Placebo-Effekt, der schnell wieder nachlässt. Wenn das die Intention sein sollte, ist sie zu verwaschen: dass die Frau am Ende beim Tanzen schwächelt, wäre völlig normal für jemanden, der gerade erst aus dem Rollstuhl kam und lange Zeit darin verbracht hat. Wenn sie stattdessen wieder in ihren vorherigen Zustand zurückgekehrt wäre, hätte der Film eine konkrete Aussage (SPOILER ENDE).

              Trotz allem ist er interessant, weil er auf seine ruhige Art konsequent in das Thema 'Wunderheilung' und den Kommerz darumherum einsteigt, auch wenn er letztendlich weder in seiner Erzählform, noch inhaltlich zum Aspekt der Heilung überzeugt.

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                RoboMaus 24.10.2016, 15:24 Geändert 24.10.2016, 20:10

                Von Susan Sarandon, Julia Roberts und Ed Harris hatte ich doch etwas mehr erwartet. Harris ist in 'Stepmom' von Sarandon geschieden und nun mit Roberts zusammen - die beiden Kinder aus seiner Ehe werden wechselseitig von Roberts und Sarandon betreut, wobei es ständig zu Problemen kommt. Der Plot ist nur ein Hin und Her der beiden Frauen, die sich gegenseitig das Wasser abgraben, wobei Harris versucht zu vermitteln. Weder interessant noch berührend, auch wenn im Verlaufe des Plots etwas Krebs beigemischt wird. Wie das ausgeht, kann man sich recht bald an zwei Fingern einer Hand abzählen....

                Wieder so ein Fall, bei dem sich gute Schauspieler auch als "Executive Producer" verdingen (wie Brad Pitt bei 'Fury', 2014) - Roberts'/Sarandons Visionen eines Familiendramas sind leider alles andere als überzeugend und langweilen mangels Spannung und guten Plotideen. Nach gutem Beginn bleibt es bis zum Ende zu seicht, zu ideenlos, zu klischeehaft.

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                • 4 .5
                  RoboMaus 24.10.2016, 13:55 Geändert 24.10.2016, 20:19
                  über Shame

                  Filmen, die vom Grundtenor her langatmig und depri daherkommen, kann ich den meisten (aber nicht allen) Fällen kaum etwas abgewinnen. Das ist auch in diesem Fassbender-Drama nicht anders. Der Bemitleidenswerte ist von Sexsucht gequält, die ihn veranlasst wie ein Glücksspielsüchtiger seiner Neigung hinterherzulaufen, ohne jemals das Glück zu spüren. Er müllt selbst seinen Dienst-Computer mit harten Pornos zu - soll man da Mitleid haben?

                  Es gibt eigentlich keine Story, sondern man sieht Fassbender beim Bumsen, beim Wichsen, in Bars, oder in langen, nichtssagenden Unterhaltungen, wovon eine um die Mitte herum ganze zehn Minuten läuft. Allmählich wird er das Opfer seiner Unvorsichtigkeiten, so dass es seiner Umgebung dämmert, wie er tickt - frustrierend für ihn, doch wen juckt's? Der Plot schafft es in keiner Phase, Anteilnahme zu erzeugen, sondern erstickt in seinem zähen Handlungsbrei.

                  Es gibt jedoch eine Szene, die 'Shame' etwas aufwertet: eine unerhört melancholische Version des Sinatra-Klassikers 'New York, New York', gesungen in voller Länge von Carey Mulligan (Fassbenders Schwester im Plot). Dafür einen Extrapunkt.

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                    RoboMaus 24.10.2016, 10:41 Geändert 24.10.2016, 20:26

                    Das Biopic zum wallisischen Opernsänger Paul Potts (tatsächlich wie der kambodschanische Schlächter der Roten Khmer - vielleicht ein derber Gag seiner Eltern).

                    Der Plot ist ein Wechselspiel von Erfolg und Misserfolg - Potts hat grosses Talent, scheitert aber an seiner Nervosität. Als einer von sehr Wenigen schafft er es zum Vorsingen bei Pavarotti, doch vergeigt es. Zudem hat er gesundheitliche Probleme und setzt sich selbst mit tolpatschigen Aktionen ausser Gefecht.

                    Zehn Jahre verdingt er sich in wechselnden Jobs und singt gelegentlich an einer Amateur-Oper, doch alles läuft auf seinen grossen Auftritt 2007 bei 'Britain's got Talent' hinaus, der ihn schlagartig landesweit berühmt machte und endlich den langersehnten, anhaltenden Erfolg bescherte. Bis es dazu kommt, vergehen allerdings eineinhalb Stunden, die für meinen Geschmack zu sehr die Nebensächlichkeiten beleuchten, wie die Beziehung zu seinem Vater, oder seine nicht gerade erhebenden Jobs. Die eigentlichen Highlights nach seinem Durchbruch, wie ein Auftritt bei der Queen, werden in die letzten fünf Minuten gequetscht oder weggelassen.

                    'One Chance' ist interessant, unterhaltend präsentiert, doch die Story wirkt etwas oberflächlich, und erreicht nicht die Tiefe von wirklich mitreissenden Biopics.

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                      RoboMaus 24.10.2016, 09:14 Geändert 28.10.2016, 18:03

                      Wenn man von allen Kommentaren mit 7/10 die deutlich schlechteste Bewertung hat, der Community-Schnitt aber "nur" bei 7,3/10 liegt, dann fühlt man sich wie auf der Fan-Meile :) Vielleicht drücken meine Worte jedoch eher aus, was die meisten Anderen denken.

                      In 'City Lights' irrt Chaplin durch eine Grossstadt und erlebt Skurriles, bis er ein blindes Mädchen trifft, in das er sich verliebt. Weil sie die Miete nicht bezahlen kann, versucht der Tramp mit allen Mitteln Geld für sie aufzutreiben, was ihn von einer Kalamität in die andere führt. Die nette Romanze dient als Gerüst für Chaplins Slapstick-Einlagen, die meistens gut, manchmal aber auch weniger gelungen sind. Er punktet dabei mit einigen starken, witzigen Einfällen im Zusammenspiel mit seinem ureigenen, grossartigen Comedy-Stil. Vor allem der Boxkampf und die Vorbereitung darauf sind sehr gut gemacht.

                      Auch wenn mich dieser Chaplin nicht ganz so abholt wie die Fans, ist das immer noch sehenswerte Unterhaltung, und das will in der heutigen Zeit schon viel heißen. Nach über 80 Jahren hat 'City Lights' damit wohl Bestand für alle Zeiten.

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                        RoboMaus 23.10.2016, 20:05 Geändert 24.10.2016, 08:18

                        DAS geht unter die Haut.
                        DAS hätte ich Sigourney Weaver nicht zugetraut.
                        DAS ist eine wahre Geschichte um Homosexualität und Religionswahn.
                        DAS ist eine Botschaft.

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                          Auch wenn 'Perfect Sisters' auf wahren Begebenheiten beruht, wie im Vorspann angegeben, wirkt die Handlung sehr konstruiert und unglaubwürdig. Da müssen noch ganz andere Dinge gelaufen sein, die in der Story nicht enthalten sind und zur Tat der beiden Schwestern geführt haben.

                          Abigail Breslin hat zwar als Kinderstar einige sehr gute Filme abgeliefert, aber hier nimmt man ihr die Rolle (SPOILER) der Teen-Killerin, die ihre Mutter in der Badwanne ertränkt, einfach nicht ab. Die Szene im Bad wirkt beinahe schon amateurhaft gestellt (SPOILER ENDE).

                          Aus dem Stoff hätte man ein Drama machen können, das unter die Haut geht, doch dieser Plot ist einfach zu oberflächlich.

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                            RoboMaus 23.10.2016, 17:12 Geändert 24.10.2016, 09:20

                            Eine Depression in blau.

                            Juliette Binoche überlebt einen schweren Autounfall, bei dem ihr Kind und ihr Mann getötet wurden. Im Krankenhaus erwacht, fällt sie in Depressionen, die quasi zum Leitthema des Plots werden - die Stimmung ist immer gedrückt, ihre Handlungen geschehen aus einer Leckt-mich-alle-am-Arsch-Haltung heraus. Da hilft es auch nicht, dass sie ganz am Ende (SPOILER) doch noch etwas Lebensmut schöpft (SPOILER ENDE).

                            Das hätte vielleicht Potential für eine interessante Story, aber der Plot klebt nur langatmige Handlungsfetzen aneinander, die Binoches Weg durch ihr scheinbar sinnlos gewordenes Leben aufzeichnen. Obwohl sie vom Schicksal gezeichnet ist, wirkt sie durch das Auftreten unsympathisch - man empfindet kein Mitgefühl, sondern wünscht sich eher, dieser Frau nie zu begegnen. Schon gar kein zweites Mal, indem man sich 'Drei Farben: Blau' noch einmal anschaut - auf 'Weiss' und 'Rot' der Kieslowski-Trilogie werde ich wohl verzichten.

                            Uninteressant.

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                              RoboMaus 23.10.2016, 13:18 Geändert 23.10.2016, 16:32

                              Es gibt nur wenige Filme, die gleichzeitig so gelungen komödienhaft und doch so ernst wirken. Juliette Binoche macht eine exquisite Chocoladerie in einem kleinen französischen Ort auf. Ihr Antritt gegen das Spiessbürgertum ist eigentlich zum Scheitern verurteilt, denn sie eröffnet zur Fastenzeit, geht nie in die Kirche, bekommt die offene Kriegserklärung des Ortsvorstehers und lässt sich auch noch mit einem Vagabunden ein - stark verkörpert von Johnny Depp.

                              Doch ihre Schokoladen-Kreationen sind sensationell - der unwiderstehlichen Anziehung folgen mehr und mehr Dorfbewohner, so dass ihr geplanter Bankrott ausbleibt. Mehr noch, Binoche und ihr Laden werden zum Hort der Abweichler, was die Gegenseite noch mehr erzürnt. Die Provokationen Binoches erzeugen eine Bedrohung, die ständig über dem Plot hängt, und deren Entladung nur eine Frage der Zeit ist....

                              Der Film zeigt gekonnt auf, wie die Strukturen in solch einem Ort funktionieren, wie die Kirche instrumentaliert wird und wie das konservative Denken jede Andersartigkeit im Keim ersticken will. 'Chocolat' ist eher ein modernes Märchen, denn in der Realität hätte Binoche nicht den Hauch einer Chance, und würde sich auch kein solches Kaff für ihren exquisiten Laden aussuchen. Dem wird vorgebaut, indem die Wahl mystischer Natur durch die Seele ihrer Mutter geschieht: es geht in Wirklichkeit nicht um Schokolade, sondern um die kulturell-moralische Missionierung von Hinterwäldlern - ein entzückender Gedanke. In diesem Sinne ähnelt 'Chocolat' der Stephen King-Story 'Needful Things' (1993), nur dass der Fremde es dort nicht so gut mit den Einwohnern meint.

                              Auch wenn die grossen Lacher ausbleiben, ist der Plot über weite Strecken amüsant und verpackt die im Grunde ernst gemeinten Aktionen oftmals in ein Augenzwinkern. Er besitzt auch emotionale, Tiefgang erzeugende Momente, wohltuend entfernt jeglicher Trivialität.

                              Man könnte 'Chocolat' als Feelgood-Movie bezeichnen, doch es ist ebenso eine Gesellschafts-Satire, wie einfach nur ein schönes Märchen - Lasse Hallström in Hochform.

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                                RoboMaus 22.10.2016, 15:06 Geändert 22.10.2016, 15:08

                                Dass Joey Lauren Adams überhaupt nicht singen kann, ist an sich nicht schlimm, aber dass sie Kevin Smith damit in Szene setzt, schon. Zugegeben, vielleicht ein unbedeutendes Detail, aber stellvertetend für den ganzen Film, und genau so nervend wie eine fünfminütige Diskussion um den korrekten Gebrauch des Wortes "ficken". Dazu gibt es abgedroschenen Humor und stereotypes Gehabe um Schwule/Lesben, das Ganze in die Szene von Comic-Zeichnern in New York gestellt - genauer: New Jersey, denn wir sind hier bei den sogenannten New Jersey-Filmen von Kevin Smith. Von denen kenne ich noch 'Mallrats' (1995), der qualitativ ähnlich ist.

                                Die "Handlung" um Ben Affleck, der sich in eine Lesbe verliebt, wird in keiner Phase interessant, geschweige denn prickelnd. Die Dialoge sind unterirdisch, ernähren sich überwiegend von Pipikaka-Themen und Homo-Klischees. Wenn einem nichts einfällt, reiht man eben Wörter wie "ficken" und "Schwanz" etc. aneinander und bastelt daraus so etwas wie eine Unterhaltung, wie sie wohl in der abgefucktesten Gosse nicht zu hören ist. Diese Vermutung beruht auf der Annahme, dass man auch dort ein Minimum an Inhalten kommunizieren muss, um seine Interessen zu verfolgen.

                                Wie immer liegt es an der Auffassung von Humor, ob man so einen Film gut findet. Meiner ist es nicht.

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                                  RoboMaus 22.10.2016, 14:07 Geändert 24.10.2016, 08:22

                                  Albern, absurd, im Zusammenspiel mit guter Jazzmusik - warum nicht? Aber das hier langweilt, ist in meiner Wahrnehmung kein bisschen witzig und hat noch dazu, oder gerade deshalb, starke Nervtendenz. Wenn dann noch das Helge-Orgelgegudel mit dem Sprechgesang einsetzt, ist der Ofen ganz aus.

                                  Wohl nur für Helge Schneider-Fans erträglich.

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                                    RoboMaus 22.10.2016, 11:04 Geändert 22.10.2016, 11:17

                                    Mehr kann man eigentlich von so einem Film nicht verlangen. Ein animierter kleiner Bär sorgt in der realen Welt für Aufruhr und tappst in so manches Fettnäpfchen. Mit seiner naiv-unbekümmerten Art erobert er die Herzen im Sturm, ausser dem der bösen Nicole Kidman - die will ihn fangen und für das Museum ausstopfen....

                                    Liebevoll gemacht, witzig und rührend, aber noch nicht kitschig - eine ideenreiche Parabel um Toleranz, Fünfe auch einmal gerade sein zu lassen, und vielleicht dort hinzusehen, wo alle anderen wegschauen. Auch technisch gesehen ist das sehr stark - die Animation ist auf dem neuesten Stand, nahezu perfekt. Es zahlt sich aus, dass hier nicht gespart wurde.

                                    Die Gags haben ein weites Spektrum von hintersinnigem, leichtem Humor bis zu Slapstick - hier ist für (fast) jeden etwas dabei. Wohl ein Grund für den Erfolg von 'Paddington', aber er berührt auch emotional. Ein echter Familienfilm, von dem alle etwas haben und bei dem man nicht schon nach zwanzig Minuten darüber nachdenkt, wie man sich am unauffälligsten davonmacht.

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                                    Wie so oft: wenn der Erfolg kommt, geht es gleich in das Franchise. Teil 2 ist in Produktion, auch noch mit Hugh Grant - mir schwant Übles. Teil 3 ist schon geplant.

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                                      Humphrey Bogart und Peter Ustinov in einer kammerspielartigen Komödie im Laden eines Mannes, bei dem es überhaupt nicht gut läuft. Das Ganoventrio will ihn eigentlich ausrauben, bekommt dann aber Mitleid und hilft ihm und seiner reizenden Tochter. Die hat Liebeskummer und braucht Trost.... wie reizend.

                                      Man kennt Humphrey Bogart aus anderen Filmen als coolen, harten Typen, aber eines ist er bestimmt nicht: witzig. Natürlich ist das als herzerwärmende Story angelegt, die aber als Komödie betrachtet weitgehend flach daherkommt und über die prophanen Dialoge nach einiger Zeit langweilt. Vielleicht liegt es auch daran, dass man früher (1955) eine andere Auffassung von Humor hatte. Auf mich wirkt das sehr altbacken, ohne Lacher und praktisch ohne Unterhaltungswert. In der zweiten Hälfte kam das vorzeitige Aus - bye, bye, Humphrey.

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                                        RoboMaus 22.10.2016, 07:05 Geändert 22.10.2016, 07:13

                                        Jack Black, Steve Zahn und Jason Biggs als Loser-Trio, das grosse Sprüche beim Frauenaufreissen macht, aber nichts zustande bekommt. Doch Biggs hat einen Glückstreffer - er landet bei Amanda Peet, während seinen Kumpels einige Tische weiter der Kiefer herunterklappt. Dummerweise entpuppt sie sich als äusserst possessiv, manipuliert und isoliert Biggs, und verbietet ihm den Kontakt mit Black & Zahn. Die bleiben nicht untätig, um ihren Freund zu retten.....

                                        Genau so eine Story habe ich aus Sicht des Rumpf-Duos selbst erlebt - nachdem er sich ein halbes Jahr lang zum Affen gemacht hatte, kam der Kumpel allerdings von selbst zurück und hat seinen Fehler bitter bereut. Melanie hiess das Miststück - immerhin lernt man dabei, zu was manche Frauen fähig sind ;-)

                                        Wer die Erfahrung nicht hat, kann bei Black & Co Anschauungsunterricht nehmen - es ist zwar komödienhaft überdreht, aber im Kern sehr real. Doch auch wenn die Story gut ist, steht und fällt eine Komödie mit ihren Gags. Hier sieht es eher durchwachsen aus: nach anfänglich gutem Schwung baut sie immer weiter ab, um im letzten Drittel zurückzukommen, worin eine wirklich starke Plotidee steckt.

                                        Insgesamt ganz gute, lockere Unterhaltung, vor allem, wenn man Jack Black mag.

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                                          Liebenswerte Charaktere, skurrile Aktionen, gewinnendes Wesen durch Andersartigkeit: eigentlich müsste mir der Film gefallen, wie so vielen hier im Forum. Stéphanes lebt in seiner kreativ gestalteten Welt, deren Inhalte für ihn durch Tagträume zu einem Realitätsersatz werden.

                                          Die Umsetzung hat ein paar gute, surreale Plotideen, manchmal auch amüsant, doch insgesamt ist die Handlung eher langatmig und dialoglastig. Natürlich kann man argumentieren, dass das ein Plädoyer für Toleranz und andere als die üblichen Sichtweisen ist, aber letztlich kann das den Plot nicht retten. Anspruch allein reicht mir nicht - ein Film sollte auch gut unterhaltend sein.

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                                            RoboMaus 21.10.2016, 13:20 Geändert 21.10.2016, 19:00

                                            Fünf Mal die 10/10 im MP-Freundeskreis - hatte ich bis heute etwas verpasst? Vielleicht die überzeugendste aller Knet-Animationen?

                                            Die Geschichte zweier von der Gesellschaft Vergessener, denen nie eine Chance gegeben wurde, als Kind gemobbt, mit dem einzigen Ziel einen echten Freund zu finden. Ein liebevoll gemachter Film über Werte von Freundschaft, der Überwindung von Vorurteilen und Willkür Anderer, wie auch Ängsten resultierend aus tiefsitzendem Verhalten, das dem Asperger-Syndrom oder Depressionen entspringt.

                                            Die Erzählung der beiden off-Stimmen besitzt eine hintersinnige Ironie, die den Film angenehm, nie zu aufdringlich oder zu derb durchzieht, aber nur selten Lacher hervorbringt.

                                            Vielleicht leide ich auch an einer milden Form von Asperger - mir gelingt es kaum, aus den Knetfiguren die Emotionen zu ziehen, die bei vielen Anderen wohl für die Höchstnoten sorgen. Auf mich wirkt das optisch zu abstrakt, auf der Handlungsebene nicht real, und deshalb vom gefühlsmässigen Eindruck her eher oberflächlich. Nur der Humor und das gut getroffene Asperger-Verhalten des Charakters Max dringt durch.

                                            Gewiss ein guter Film, der eine starke Story erzählt, die gemäss des Vorspanns auch noch wahr sein soll. Er hätte wenigstens auf mich eine ganz andere Wirkung, wenn er mit echten, überzeugenden Schauspielern gemacht worden wäre - vielleicht wäre ich unter Tränen im Sessel zerflossen.

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                                              RoboMaus 21.10.2016, 10:28 Geändert 21.10.2016, 22:28

                                              Da gibt es nichts zu meckern - das Starensemble punktet mit einer ausgezeichneten Leistung:

                                              Bruce Willis, als er noch wirklich motiviert war, spielt den eiskalt berechnenden Auftragskiller hervorragend. Überzeugend auch die vielen Wandlungen seines Aussehens und der Moment, in dem er seinem Gegner aus alten Zeiten (Gere) erstmals begegnet, sehr stark von Caton-Jones in Szene gesetzt.
                                              Richard Gere als ex-IRA-Terrorist, ein glaubwürdiger Gegner für Willis, der trotz aller Härte menschliche Qualitäten zeigt und, wen wundert's, selbst die russische Eisblock-Agentin zum Schmelzen bringt.
                                              Sidney Poitier als FBI-Chefermittler mit den weisen Entscheidungen.
                                              J.K. Simmons als FBI-Ermittler mit den weniger weisen Entscheidungen - er bleibt als einziger unter seinen Möglichkeiten.
                                              Jack Black als schmieriger, überdrehter Hersteller von Spezialwaffen. Sieht aus, als hätte er sich schon seit drei Monaten die Haare nicht mehr gewaschen, und geht Willis gewaltig auf den Keks. Der hat Besonderes mit ihm vor....

                                              Der Plot lebt mehr von seinen Darstellern und der Inszenierung als von der Story, die immerhin noch einen ordentlichen Hintergrund abgibt: weil das FBI den Chef der russischen Mafia in Moskau erledigt hat, will dessen Bruder Rache in den USA nehmen und engagiert den besten Auftragskiller: der Schakal. Jemand von höchstem Rang soll dafür büssen. Die Spannung bezieht er aus dem Katz- und Mausspiel, das sich zwischen Willis und Gere entwickelt, der vom FBI aus dem Knast reaktiviert wird - der einzige, der den Schakal kennt....

                                              Auch nach dem dritten Mal noch ein Genuss.

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                                              • RoboMaus 20.10.2016, 23:32 Geändert 21.10.2016, 10:33

                                                Nur 7 Filme? Da reden wir doch eher von 80% aller Filme, die einen Trailer haben.

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                                                  RoboMaus 20.10.2016, 15:05 Geändert 04.12.2018, 12:41
                                                  über Wrong

                                                  Wenn man sich erst einmal an die WTF-Effekte gewöhnt hat, kommt 'Wrong' wirklich gut und witzig. Auch wenn alles völlig sinnlos erscheint, ergeben die einzelnen Szenen durchaus einen Sinn, indem sie das Bemühen der Macher erkennen lassen, den Alltag auf den Kopf zu stellen und die Protagonisten das machen zu lassen, was absurd erscheint. Kurz gesagt: der Sinn von 'Wrong' ist es, gekonnt sinnlos zu erscheinen.

                                                  Am besten gefällt mir der Film, wenn er skurril und witzig daherkommt, was vor allem in der ersten Hälfte der Fall ist. Dann lassen die Plotideen leider nach und sind nur noch skurril, ja, wiederholen sich sogar zum Teil (so wie die Frau, die nie erkennt mit wem sie gerade zusammen ist, oder das Büro im Regen). Dabei ist ein WTF-Effekt doch quasi dadurch definiert, dass er nur einmal leben kann......

                                                  Insgesamt ein interessanter, unterhaltsamer Film, auch wenn er nur in der ersten Hälfte wirklich funktioniert.

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                                                    RoboMaus 20.10.2016, 12:15 Geändert 24.10.2016, 16:44

                                                    "Es gibt zwei Wege durch's Leben zu gehen: die Natur oder die Gnade", wobei mit "Natur" die niederen Triebe des Menschen gemeint sind, schön von kirchenartigem Orgelgedudel unterlegt......

                                                    Mitnichten. Diese Option stellt sich niemandem, denn jeder Mensch geht natürlicherweise seinen Neigungen nach und folgt damit unweigerlich seiner genetisch-charakterlichen Grundausstattung. Malick erstellt nichts als eine pseudo-intellektuelle Prämisse, in deren Rahmen er seine zusammenhanglos wirkenden, aneinander geschnittenen Bilder und Handlungsfetzen stellt. Dazu murmelt Sean Penn: "Die Welt ist habgierig, und es wird immer schlimmer...". So ein Spruch kommt immer gut - schliesslich sind wir da alle einer Meinung. Habgier ist ja auch etwas ganz Neues in der menschlichen Geschichte....

                                                    Das Weltall, unendliche Weiten, sprudelnde Lava, tosende Wasserfälle, Quallen im Urmeer - nett anzusehen, aber was sollte dieses kitschige, erfundene Mitleid unter Dinosauriern? Eine versteckte Botschaft, dass schon Dinosaurier die besseren Menschen gewesen sein sollen? Dass wir uns bei denen noch eine Scheibe abschneiden können? Auch Schimpansen führen organisierten Krieg.

                                                    Floskeln & flusige Bilder durch die Hälfte des Films, dazu Smetanas 'Moldau' - hübsch, aber dürftig. Jede BBC-Naturdoku ist besser.

                                                    In der zweiten Hälfte, die sich inhaltlich höchst konsequent aus der ersten ergibt, widmet sich Malick der Entwicklung des gottesfürchtigen Brad Pitt und seiner Söhne, deren Selbstzweifel in erquickendem Geflüster vorgetragen sind: "Warum soll ich gut sein, wenn du es nicht bist?" Ja, es ist schon ein Kreuz mit diesem religiösen Eifer, eignet er sich doch ideal für langatmige, aber trotzdem bedeutungsschwanger wirkende, gekonnt zeitlupenartige Handlungsabläufe, gekrönt von einer gefühlt zehnmütigen Strandparty ohne Worte: ein Meisterstück nichtssagender Inszenierkunst.

                                                    ...und was lehrt uns das alles? Brad Pitt ist Brahms-Fan!
                                                    Wie schön ist es doch, vom Baum der Erkenntnis zu naschen ;-)

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