RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 22.11.2016, 13:34 Geändert 22.11.2016, 16:19

    Würde man aus 'Dancer in the Dark' nur die Auftritte mit Björk herausnehmen und aneinandersetzen, erhielte man einen noch akzeptablen Musik-Kurzfilm. Das setzt natürlich voraus, dass man mit ihrer Musik etwas anfangen kann.

    Doch die Handlung und das Acting dieses Lars von Trier-Films wirken so zäh, trocken und amatuerhaft, dass es nur schwer zu ertragen ist. Dazu diese permanente Depri-Haltung, derart aufgesetzt, dass die prekäre und im Grunde bemitleidenswerte Situation Björks keine Minute glaubhaft erscheint und jegliches Mitgefühl schon im Keim erstickt wird.

    Lieber ein paar Björk-Videos auf YouTube - davon hat man mehr :)
    https://www.youtube.com/watch?v=TEC4nZ-yga8

    oder den Björk-Score aus 'Sucker Punch' (2011):
    https://www.youtube.com/watch?v=6KxtgS2lU94

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      RoboMaus 22.11.2016, 12:15 Geändert 22.11.2016, 14:50

      Frankreich, im 15. Jahrhundert: Kohlhaas, ein Pferdehändler, wird von einem korrupten Adligen skrupellos bestohlen. Sein Drängen auf Gerechtigkeit wird mit der Ermordung seiner Frau bestraft - so wird er zum Outlaw und formiert eine kleine Armee um sich.....

      Man merkt deutlich, dass N.F. Refn für die Inszenierung mit 'Valhalla Rising' (2009) Pate stand, was sich nicht zuletzt mit dem herausragenden Mads Mikkelsen in der Rolle des Kohlhaas ausdrückt. Wortkarg und mit der starken Naturatmo eines französischen Mittelgebirges nimmt die Geschichte ihren Lauf.

      Diese deutsch-französische Produktion unter Beteiligung von ZDF und Arte erreicht jedoch nicht ganz die bildgewaltige Sprache Refns und ist auch weniger brutal. Dennoch ist die Atmo ausgezeichnet getroffen und vereint sich mit dem langsamen, zeitlupenartigen Handlungsablauf zu einem stark wirkenden Plot. Zurecht könnte man anmerken, dass dieser Film langatmig ist, sogar sehr langatmig, aber hier ist das ein unverzichtbarer Teil des Aufbaues. 'Michael Kohlhaas' (2013) könnte nicht so wirken, wenn die Handlungen schneller oder inhaltlich dichter abliefen.

      Mir gefällt dieser Film sogar besser als 'Valhalla Rising', weil er im Gegensatz zu Refn eine nachvollziehbare Story transportiert. Man weiß worum es geht und irrt nicht planlos in irgendeiner Landschaft umher. Allerdings sind volle zwei Stunden doch des Guten etwas zuviel - zum Ende zieht es sich, zumal (SPOILER) der sich nach der Mitte andeutende Showdown ausbleibt und Kohlhaas sich recht unspektakulär in sein Schicksal ergibt (SPOILER ENDE). Sicher ist das schon in der bald 200 Jahre alten Heinrich von Kleist-Novelle vorgegeben, aber da wäre viel mehr möglich gewesen.

      Interessant und stellenweise ergreifend, aber man sollte mit der geistigen Vorbereitung auf ein langsames, Atmo-dominiertes Werk herangehen.

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        RoboMaus 22.11.2016, 08:42 Geändert 22.11.2016, 19:45
        über Mission

        Vor ein paar Jahren hatte ich im Hochland von Papua Neuguinea zu tun - ähnlich wie in 'The Mission' gibt es dort Eingeborene, die erst seit ein oder zwei Generationen Kontakt mit Weißen haben, und es gibt kirchliche Missionen. Die Papua-Eingeborenen folgen trotz Missionierung überwiegend ihren eigenen Traditionen und Regeln, außer, dass sie sich nicht mehr jagen und verspeisen. Das ist aus ethnologischer Sicht extrem interessant, aber auch sehr schwierig, wenn man Kooperation von jemandem erwartet, dessen Mentalität in der Steinzeit verhaftet ist, und der in keinster Weise die Ansätze des eigenen Denkens nachvollzieht. Es gibt nicht einmal ein Wort für "Zukunft".......

        Wenn man dagegen sieht, was die Jesuiten im südamerikanischen Regenwald von 'The Mission' erreichen, kann man nur den Hut ziehen. Die Eingeborenen sind wohlorganisiert und mit Feuereifer dabei, die Mission zu bewirtschaften, singen mit perfekter Stimmlage und Abstimmung in einem Chor, der den Gregorianern Konkurrenz machen könnte, und lassen sich für die Idee des passiven Widerstandes abknallen....

        In einem älteren Kommi (chronologisch vier weiter unten) zitiert Macintosh: "die Harmonie ist mit den Augen der handelnden Personen gesehen: das sind die Augen der Europäer. Darum sind die lang ausgemalten Genresequenzen - Indios baden, necken sich im Wasser, bitten die Euromänner zur Körperpflege - nichts weiter als Folklorevorstellung für die angereisten Filmtouristen."

        Bingo - die charakterliche Darstellung und das Auftreten der Indios in 'The Mission' ist eine Farce.

        Was bleibt übrig? Ein Robert de Niro, der sich über Nacht von Saulus zum Paulus wandelt und, anstatt Indios einzufangen und zu versklaven, sich Buße in einer Form auferlegt, die selbst die Jesuiten beunruhigt - wie ein wilder Stier zieht de Niro immer und immer wieder ein Netz voll Altmetall den Berg hoch. Perfekt durchtrainert, lernt er seine Kraft der guten Sache zur Verfügung zu stellen und setzt sich selbstlos für die Indios ein...... das ist die Moral, die wir lieben und die nicht dick genug aufgetragen sein kann.

        Nochmal: was bleibt übrig, und wo kommen die vielen Spitzenbewertungen her? Der Anspruch und die Message sind durchaus edel, wobei auch die bildgewaltige Umsetzung in der atemberaubenden Landschaft mit den Wasserfällen zu überzeugen weiß. Dies jedoch in den Rahmen einer Etno-Verbrämung zu stellen, wirkt weit weniger überzeugend und verleiht 'The Mission' eine saure Note.

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          RoboMaus 21.11.2016, 19:41 Geändert 22.11.2016, 07:19

          Mel Gibson als Held im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - wie in 'Braveheart' (1995) gegen die Engländer, aber weit entfernt von diesem Meisterwerk. Das große Kriegsepos findet trotz 2 ½ Stunden Überlänge nicht statt, eher schon ein langatmiger, überkonstruierter Zweikampf mit einem englischen Befehlshaber, der sich als äußerst brutal erweist.

          Leider ist Emmerichs Dramaturgie nicht besonders einfallsreich. Der böse Engländer erschießt Gibsons jüngeren Sohn, was Gibson natürlich auf die Seite des Aufstands führt. Der resultierende Plot ist nur ein ständiges Hin und Her: Gibson verbucht Erfolge, der Engländer schlägt mit fiesen Methoden zurück. Ein brennendes Anwesen hier, Leute in einer angezündeten Kirche dort, Gibson rächt sich mit seiner Untergrundmiliz. Nach der Mitte fängt die Stereotypie an zu langweilen.

          Emmerich wäre besser beraten gewesen, sich mehr auf den Krieg und Schlachttaktiken zu verlegen, anstatt einen personifizierten Plot mit einem endlosen, vorhersehbaren Gerangel der Protagonisten zu inszenieren. Vor allem zum Ende natürlich mit dem Emmerich-typischen triefenden Pathos......

          Im ersten Drittel noch interessant und unterhaltsam, flacht 'Der Patriot' bis zum Ende kontinuierlich ab und zieht sich gewaltig bis zur erlösenden 2 ½ Stunden-Marke. Emmerich kann es besser mit Monstern und SF-Themen.

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            RoboMaus 21.11.2016, 14:03 Geändert 21.11.2016, 14:38

            Das Erdbeben von Tangshan 1976 war das verheerendste der jüngeren Geschichte. Offiziell starben beinahe 250.000 Menschen bei einem Beben der Richter-Stärke 7,8, das die chinesische Großstadt in Trümmer fallen ließ. 'Aftershock' greift dieses Ereignis auf, ist aber dennoch kein Katastrophenfilm, wie man schnell feststellen muss. Mit dem stark in Szene gesetzten Beben verschießt der Film schon zu Beginn beinahe sein ganzes dramaturgisches Pulver.

            Es folgt ein Familiendrama, das aus der konstruierten Rettungsaktion eines Kindes entspringt: zwei kleine Kinder sind lebend verschüttet, aber nur eins kann auf Kosten des anderen gerettet werden. Die Mutter entscheidet sich für den Sohn, was die Tochter mitbekommt. Doch sie überlebt und wird etwas später auch gerettet - aus Enttäuschung gibt sie sich als Waisenkind aus....

            Die Handlung dreht sich im Wesentlichen um das Leben der Tochter und deren Verwandte, was über weite Strecken sehr langatmig daherkommt, Soap-Elemente und lange, belanglose Unterhaltungen eingeschlossen. Teilweise sind dieses schicksalhafte Gesäusel und die Tränendrückerei zu dick aufgetragen, beinahe schon wie in Bollywood-Filmen.

            Ergreifendes, erhebendes Kino sieht anders aus, auch wenn 'Aftershock' so wirken will.

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              RoboMaus 21.11.2016, 12:41 Geändert 21.11.2016, 14:07

              'Saints & Soldiers' hat mich spontan an die WKII-Serie 'Band of Brothers' (2001) erinnert. Der Film könnte ohne Weiteres als eine etwas zu lang geratene BoB-Folge durchgehen, allerdings keine der Besseren. Nachdem sich eine Handvoll amerikanischer Soldaten vor einem SS-Massaker gerettet hat, passiert lange Zeit erst einmal nichts, ausser, dass man durch den schneebedeckten Wald stapft und ausgiebige Unterhaltungen führt. Zufällig stößt ein verirrter britischer Soldat zu ihnen, der eine wichtige Botschaft abzuliefern hat. Man sitzt hinter den feindlichen Linien und muss es zurückschaffen.....

              Dramaturgisch ist dieser Plot enttäuschend, die Story ist rudimentär, wenn auch nicht uninteressant. Erst zum Ende kommt etwas Spannung auf, was den Eindruck eines eher belanglosen WKII-Dramas aber nicht mehr retten kann.

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                RoboMaus 21.11.2016, 10:23 Geändert 21.11.2016, 14:08

                Sigouney Weaver als Autistin - mit 'Snow Cake' hat sie gezeigt, dass sie als Schauspielerin auch in sehr schwierige Rollen schlüpfen und überzeugen kann. In Verbindung mit dem Tod ihrer Tochter lernt sie Alan Rickman alias Alex kennen, der sich einige Zeit um sie kümmert - für beide eine neue, ungewohnte Situation, die das Leben eines Autisten dem Zuschauer auf eindringliche, aber auch amüsante Weise näherbringt.

                'Snow Cake' besitzt praktisch keine Story, sondern beleuchtet nur das zufällig entstandene Miteinander von Autist und nicht-Autist mit all den sich ergebenden Problemen und deren Lösungen. Dabei muss Rickman zwischendurch Luft schnappen, wobei ihm das Glück zur Seite steht: die scharfe Nachbarin lädt ihn bei sich zum Essen ein......

                Gewiss ist das vor allem von Sigourney Weaver stark gespielt, und manche Szenen sind so einnehmend wie berührend, doch die Handlung ist für meinen Geschmack etwas träge. Auch fehlt es an Dramatik - da wäre mehr drin gewesen, vor allem bei der Leichenfeier in ihrem Haus, die einen Autisten normalerweise massiv überfordern würde (im Grunde ist schon die Idee kaum nachvollziehbar, die Feier bei ihr zu machen). Dennoch, ein guter Film, der die Ängste, Nöte und Bedürfnisse von Betroffenen dieser Krankheit glaubhaft darstellt.

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                  RoboMaus 20.11.2016, 18:40 Geändert 20.11.2016, 18:52

                  Das Andante aus Schuberts Trio in Es-Dur ist ein schönes Stück Musik - genau richtig zur Entspannung für einen Auftragskiller, dessen höchstpräzise Ausführungen ihm den Titel 'Mechanic' einbringen. Jason Statham beweist guten Geschmack, natürlich in Retro-Manier von einer LP abgespielt - damit beweist er auch Stil.

                  Das liebe ich so an Statham - man weiß immer, woran man ist. Keine Schnörkel, es geht zur Sache. Dazu ein starker Donald Sutherland, der zusammen mit ihm einem Komplott aufsitzt, das Statham erst richtig in Form bringt. Nebenbei bildet er noch einen Nachfolger aus....

                  Die Story ist nur selten eine Stärke in Statham-Filmen - verzeihbar. Hier geht es um das Aufräumen und spannende Action, die ordentliche Unterhaltung garantiert. Für Sutherlands Auftritt und den Schubert-Score gibt es noch etwas obendrauf :)

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                    RoboMaus 20.11.2016, 13:48 Geändert 18.10.2019, 15:45

                    Ein Thriller aus Korea? Das verspricht interessant zu werden. Doch 'Bedevilled' ist eher ein Sozialdrama mit lauer Dramaturgie: eineinhalb Stunden lang wird überwiegend gezeigt, wie ein psychopathisch-gewalttätiger Ehemann seine Frau bei jeder Gelegenheit schikaniert und verprügelt, während die übrigen Bewohner des winzigen Dorfes zustimmend abnicken. Natürlich bestellt er sich eine Hure, und weil das nicht reicht, hat er auch noch Sex mit der Tochter - kurzum: ein Kotzbrocken, wie er im Buche steht. Um zu ahnen wie das mit ihm ausgeht, muss man kein Prophet sein......

                    'Bedevilled' versucht auf der überzeichneten Schiene von Gewalt in der Familie Anteilnahme zu erzeugen, schießt damit aber weit über das Ziel hinaus und erreicht bestenfalls einen Holzhammereffekt. In Wirklichkeit ist das höchst eindimensional, bis auf das Ende, das unerwarteterweise doch noch eine gute Plotidee liefert.

                    Einfallslos.

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                      RoboMaus 20.11.2016, 12:07 Geändert 20.11.2016, 13:12

                      'Cheyenne - This Must be the Place' klingt interessant: Sean Penn als Altrocker, der seine besten Jahre lange hinter sich hat, aber immer noch herumläuft wie ein Punk aus den achtziger Jahren. Seine Frau Jane wird von Frances McDormand verkörpert, Haus-Schauspielerin bei den Coens.

                      Penns Charakter ist unverhohlen an Ozzy Osbourne angelehnt: Haltung, Aussehen, die langsame Art zu sprechen, die wirkt als ob Drogen und Alkohol bereits das halbe Gehirn weggefressen hätten. Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied: Ozzy ist seit dem ersten Black Sabbath-Album auch nach über 40 Jahren noch ein erfolgreicher und charismatischer Musiker, während Penn einen abgehalfterten, depressiven Loser darstellt. Das beißt sich, wobei Penns nölende Stimme und das Depri-Gehabe schnell zu nerven anfangen.

                      Zu allem Überfluss versucht Paolo Sorrentino auch noch den trägen, fein-hintersinnigen Coen-Inszenierstil nachzuahmen, wozu er immerhin mit McDormand ein gutes Pferd im Stall hat. Auf mich wirkt das alles nur aufgesetzt, langweilig, ätzend, und, ja, Ozzy-blasphemisch.

                      Unerträglich - 0,5 Punkte nur, weil ich aus Prinzip keine Hassfilm-Bewertung abgebe.

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                        RoboMaus 20.11.2016, 11:27 Geändert 20.11.2016, 16:11

                        Die australische Version von 'Beauty and the Beast' sieht auf dem Papier schön trashig aus, hat aber nur einen erhöhten Gore-Faktor. Von daher durchaus ein Kontrast zu Disney, aber alles andere ist unterste Schublade: Schauspieler, Kostüme, Effekte sind billig, was man verschmerzen könnte, wenn es wenigstens witzig wäre. Doch bis auf einen Lacher kommt leider nichts, im Gegenteil, der Film versucht sich sogar noch ernst zu nehmen......

                        Zeitverschwendung.

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                          RoboMaus 20.11.2016, 09:46 Geändert 20.11.2016, 16:12

                          Am Anfang war 'The Voice' noch interessant und frisch, aber inzwischen ist das zu einer Selbstbeweihräucher- und Labershow der Stars verkommen. In den ersten beiden Jahren bin ich gerne dabei gewesen (7,5/10), danach sporadisch, und jetzt habe ich besseres zu tun, bzw. zu sehen :)

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                            RoboMaus 20.11.2016, 09:10 Geändert 20.11.2016, 09:14

                            "Noch heute zirpen die Grillen diese Geschichte".
                            'Minuscule - La vallée des fourmis perdues' (die deutsche Übersetzung sollte man nicht beachten) sagt worum es geht: Insekten, ihre Ängste, Nöte, Bedürfnisse in einer Parabel um Freundschaft, Treue und konstruktivem Miteinander auf der einen Seite, sowie assozialem Verhalten, Neid und Missgunst auf der anderen.

                            Im Mittelpunkt stehen Ameisen, die eine Schachtel mit Zucker gefunden haben und sie zu ihrem Nest schleppen wollen. Daneben tritt ein heldenhafter Marienkäfer auf, und andere, üble Ameisen, die den Zucker erobern wollen. Die Insekten sind in einer realen Landschaft animiert und stellen gruppenartige Charaktere dar, wozu auch der Score beiträgt. So gibt es ein paar Schmeißfliegen, die nichts besseres zu tun haben, als die Marienkäfer zu ärgern - ihr Auftreten wird mit dem Anlassgeräusch von Motorrädern begleitet, um den üblen Charakter einer Rockergang zu suggerieren.

                            Es sind neben der starken Animation die vielen liebevoll arrangierten Details, die diesen Film sehenswert machen. Daraus ergibt sich auch mancher Lacher. Die Handlung zieht sich jedoch an manchen Stellen, und bei der kulminierenden Auseinandersetzung der Ameisen hätte ich mir etwas mehr Biss gewünscht. Das Geschehen soll sehr bedrohlich wirken, wird aber so nicht umgesetzt - es bleibt bei Andeutungen, die aber auch ihre Wirkung haben.

                            So schön kann ein Film ohne Dialoge sein.

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                              RoboMaus 19.11.2016, 23:37 Geändert 20.11.2016, 23:32

                              Zwei Stunden investigativer Journalismus - 'Spotlight' schafft es, dies in einen durchgängig interessanten und phasenweise spannenden Plot umzumünzen. Das traurige Thema: Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche.

                              Dies ist keine fiktive Geschichte, sondern die Aufarbeitung eines Skandals erschreckenden Ausmaßes in den Neunzigern, enthüllt durch den Boston Globe, dessen investigative Spezialabteilung unter dem Namen 'Spotlight' geführt wird. Der Film lässt den Zuschauer an den erschütternden Schicksalen Betroffener teilhaben, wie auch an den Fortschritten und Erfolgen der Journalisten. Dies ist jedoch keine leichte Aufgabe: die Kirche verwischt geschickt ihre Spuren und ist durch ihre guten Beziehung sogar in der Lage das Gesetz zu beugen.

                              Der Plot vermeidet es dabei zu trocken zu wirken, und schafft es, auch den weniger geneigten Zuschauer durch eine überzeugende Inszenierung zu gewinnen. Dazu trägt auch der Cast bei, allen voran Mark Ruffalo, ebenso Liev Schreiber und Rachel McAdams.

                              Es ist ist immer wieder schockierend, wie die katholische Kirche mit diesem Thema umgeht und versucht jegliche Aufdeckung mit allen Mitteln unter den Teppich zu kehren. Dies geschieht von höchster Stelle aus, die es durch ein einflussreiches Netzwerk schafft, Verurteilungen zu verhindern. Wie das vonstatten geht, wird im Film gut dargestellt. Der eigentliche Skandal ist darüberhinaus, dass so viele ertappte Pädophile aus den Reihen der Kirche ungeschoren davonkommen - in den USA wie anderswo, auch bei uns.

                              Zwei hochverdiente Oskars.

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                                RoboMaus 19.11.2016, 17:18 Geändert 28.11.2016, 09:15

                                Mit Spannung zog ich 'Suicide Kings' auf den Bildschirm. Lässt doch die sehr gute Bewertung einiger MP-Freunde vermuten, dass dieser Film - wie so oft - auch mir gefallen müsste. Doch es kam anders. Nach einem Drittel konnte ich nur noch widerwillig folgen, schleppte mich aber in der Hoffnung zum Ende, dass es noch interessant oder gar spannend wird.

                                Es ist in erster Linie ein dialoglastiges Kammerspiel, dessen einziges Highlight ein starker Christopher Walken ist. Leider konnte ich den Sprüchen ebensowenig abgewinnen wie der Atmo. Walken spielt einen ex-Mafiaboss, der beinahe den ganzen Plot über an einen Stuhl gefesselt ist. Fünf unerfahrene Typen Mitte/Ende zwanzig haben ihn entführt, weil sie sich von seinen Beziehungen und seinem Geld versprechen, die Freundin eines der Entführer freizubekommen. Die wurde wiederum von Anderen entführt. Dazu schneiden sie Walken einen Finger ab, noch bevor er etwas sagen kann.....

                                Inhaltlich machen die Aktionen wenig Sinn (hey - einem Mafiaboss den Finger amputieren? So gehirnamputiert ist doch keiner). Das Ganze soll wohl leicht grotesk und über diese Schiene humorig wirken, hat mich aber nur gelangweilt und phasenweise eher genervt, v.a. wenn die Typen in Streitereien oder pathetisches Gejammer geraten. Auf seine Art kein schlechter Film, aber für solche dialoglastige Ödnis habe ich einfach keine Ader.

                                ************

                                Zehn Kommis weiter unten hat Ba11er sehr gut zusammengefasst, wie 'Suicide Kings' (auch auf mich) wirkt. In etwa dasselbe dachte ich an den entsprechenden Stellen auch.

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                                  RoboMaus 19.11.2016, 08:16 Geändert 19.11.2016, 11:03

                                  Michael J. Fox zieht mit abgerichteten Geistern ein lukratives Geschäftsmodell auf: Leute erschrecken und als rettender Geisterjäger abkassieren. Doch ein Geist ist richtig übel: der des Serienmörders Johnny Bartlett........ und der treibt weiter sein Unwesen.

                                  Jake Busey alias Bartlett sieht dem üblen Charakter Biff (T.F. Wilson) aus 'Zurück in die Zukunft' zum Verwechseln ähnlich, so dass es den Anschein hat, als ob der alte Gegenspieler von M.J. Fox auch hier wieder antritt. Doch Bartlett wird von Jake Busey verkörpert - trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass sich Marty McFly und Biff in dieser Gruselkomödie weiter beharken. Auch die Effekte, überwiegend auf 'Poltergeist'-Niveau, erinnern eher an einen Film aus den Achtzigern.

                                  Inhaltlich wäre es für meinen Geschmack besser gewesen, wenn man das ernster gestaltet hätte. Das alberne Auftreten der Geister mit den zugehörigen Sprüchen finde ich kaum witzig, auch nicht die Kalamitäten, in die sich Fox manövriert. Es bleibt durchweg harmlose, nette Unterhaltung, bis auf minimalen Splatter zum Ende hin - da fragt man sich, wie die FSK 18 zustande kommen soll.

                                  Nach mindestens zehn Jahren war das nun die zweite Sichtung, was mir aber erst beim Anschauen auffiel - kein Film, den man lange in Erinnerung hat. Damit sollte es für alle Zeiten gut sein :)

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                                    RoboMaus 18.11.2016, 13:42 Geändert 19.11.2016, 12:54

                                    Spielberg und die Polit-Themen: ambitioniert, aber trocken, langatmig, und das auf 2 ½ Stunden. In 'München' ist zudem noch die Handlung rudimentär. Zum Mord an 11 Israelis durch palästinensische Terroristen bei den olympischen Spielen 1972 beleuchtet Spielberg den Nachhall, bestehend aus Racheaktionen der Israelis, was wiederum Aktionen der Palästinenser hervorruft.....

                                    Die Top-Besetzung mit Craig, Bana und Rush kann auch nicht verhindern, dass der Plot lediglich von einer Aktion zur nächsten plätschert und dadurch stereotyp wirkt: immer dasselbe in Abwesenheit einer Story, die etwas Interessantes bieten könnte.

                                    Gewiss: Anspruch, realistische Darstellung, Spielbergs Bemühen um Authentizität.

                                    Ebenso gewiss: Eine wenig prickelnde Geschichtsstunde in Überlänge.

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                                        RoboMaus 17.11.2016, 15:53 Geändert 19.11.2016, 08:27

                                        Allein die Liebesszene mit den überblendeten hohen Brandungswellen zum Moody Blues-Klassiker 'Nights in White Satin' (1967) ist es wert, sich 'Shattered' anzuschauen. Ein optisch-emotionales Highlight.

                                        Als Thriller lebt er vom Gedächtnisverlust des vermögenden Dan Merrick (stark: Tom Berenger), was den Zuschauer in dieselbe Lage versetzt: dunkle Machenschaften waren vor seinem schweren Autonfall im Gang und sind es immer noch sind, doch das erschließt sich nur allmählich. Die Art von Film, bei der man ständig am Ball bleiben muss, um wesentliche Fortschritte in der Rekonstruktion der Ereignisse nicht zu verpasssen. Darin eingestreut sind witzige Details, die den Plot auflockern und mit dem überzeugenden Bob Hoskins als Privatschnüffler kommen.

                                        So bleibt die Handlung immer interessant und wird vor allem zum Ende hin auch spannend, wenn sich die Lage zuspitzt und der Auflösung nähert. (SPOILER, edit aufgrund der korrekten Anmerkung von Baumkopf Holzfaust) Allerdings geschieht dies auf Kosten eines kleinen Plotholes: der mysteriöse Stanton sieht zwar nach der Gesichts-OP aus wie der ermordete Merrick, den er ersetzt, was aber nur von einer Person durchschaut wird - dass das sonst keinem in seiner nächsten Umgebung auffällt, erscheint etwas erzwungen (SPOILER ENDE).

                                        Ein sehenswerter Thriller mit starker Atmo aus der Hand von Wolfgang Petersen.

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                                          RoboMaus 17.11.2016, 10:33 Geändert 17.11.2016, 20:37

                                          Mit zittrigen Fingern am Keyboard - was soll man schreiben, das diesem Meisterwerk gerecht wird? Wie soll man diesen überirdischen Eindruck wiedergeben, den 'Terminator 2' hinterlassen hat, damals, als im Jahre 1991 niemand auch nur annähernd mit so etwas im Kino gerechnet hatte, als der Ausdruck CGI nicht bekannt war? Und selbst wenn, dann hätte sich niemand darunter etwas vorstellen können, bis er sein Ticket löste und im Kinosaal platznahm.

                                          James Cameron und Arnold Schwarzenegger knüpften sowohl inhaltlich als auch in der Qualität nahtlos an ihrem wegweisenden 'Terminator' (1984) an. Doch diesmal schlüpft Arnie in die Rolle des guten, beschützenden T-800, der Sarah Connor und ihren Sohn vor dem schlüpfrigen T-1000 bewahren muss. Dessen Darstellung sprengte zur damaligen Zeit alles Dagewesene - perfekte Animation in der Bewegung, wie auch in der höchst einfallsreichen Umwandlung aus Objekten wie dem schachbrettartigen Muster eines Fußbodens. Es war wohl der Aspekt, der die Leute am meisten geflasht hat.

                                          Doch auch in allen anderen Kriterien liegt dieser Plot weit vorne. Die schauspielerischen Leistungen sind grandios - neben Arnie auch die von Linda Hamilton (Sarah Connor), des damals 14jährigen Edward Furlong (John Connor) und natürlich des emotionslos-bedrohlichen Robert Patrick als T-1000. Dieser Cast setzt das albtraumhafte Search-and-Destroy auf Connor in jeder Szene glaubhaft um. Dazu kommt Camerons herausragende Dramaturgie, die die Spannungssschraube immer weiter anzieht, aber auch Momente der Ruhe einschiebt, wenn sich die Verfolgten etwas vom T-1000 abgesetzt haben.

                                          Das lässt sich kaum besser als von einer damaligen Mitseherin ausdrücken, die mir im letzten Drittel sagte, dass sie es wegen der nervenzerreißenden Spannung bald nicht länger aushalten kann: Dramaturgie in Perfektion.

                                          Zu alldem kommt ein erfrischender Humor, der sich am besten aus den Szenen mit Earl Boen alias Dr. Silberman ernährt. Als Psychiater von Sarah Connor versucht er in der Anstalt ihr die Terminatoren-Phantasien auszureden...... bis sie dort auftauchen. Grandios, die Szene, worin der T-1000 vor Silbermans Augen durch die Gittertür fließt und lediglich mit der Waffe hängenbleibt.

                                          Ein Meilenstein der Filmgeschichte. Gäbe es eine Bewertungs-Kategorie, die nur die fünf besten Filme aller Zeiten enthalten darf - dieser wäre dabei.

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                                            RoboMaus 17.11.2016, 07:32 Geändert 18.11.2016, 07:01

                                            "Tom Hanks Productions" ist im Vorspann zu lesen - das assoziiert über Hanks' sonstige Rollen gewisse Vorstellungen über den Inhalt, wie harmlos, humorig, Abwesenheit von Fäkalhumor, sowie ein gewisses Niveau, das er nicht unterschreitet. Man könnte auch sagen: familientauglich für drei Generationen.

                                            Zusammen mit Julia Roberts zieht er eine RomCom auf, in der es um Erneuerung des Lebens geht, Erkundung neuer Wege, das Finden neuer Freunde. Allerdings geschieht dies nicht freiwillig, denn Hanks wird trotz langjähriger Treue aus der Firma geworfen und will als Alt-Student einen College-Abschluss nachholen. Ohne Einkommen lernt er seine Ansprüche herunterzuschrauben, und dass ein Motorroller nur ein Zehntel des Spritverbrauches seines Grossraumwagens hat. Am College trifft er Roberts als demotivierte Lehrerin - wie das ausgeht, ist sofort klar.....

                                            Hanks & Roberts spielen stark und holen das Maximale aus diesem Plot, der nicht gerade vor Einfallsreichtum strotzt und für meinen Geschmack etwas zu zahnlos daherkommt. Aber er ist immer interessant und wird nie langweilig, was 'Larry Crowne' schon von vielen Produktionen dieses Genres abhebt.

                                            Amüsante Unterhaltung.

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                                              RoboMaus 16.11.2016, 16:35 Geändert 17.11.2016, 09:45

                                              Auch im zweiten Durchlauf nach etlichen Jahren konnte ich 'Mary Shelley's Frankenstein' nicht viel abgewinnen. Weder spannend noch gruselig, dafür streckenweise unnötig schmalzig. Bezeichnend und unfreiwillig komisch ist die Szene, in der Viktor und das Monster versuchen in der 'Geburtspfütze' zum Stehen zu kommen und immer wieder ausrutschen - Grusel sieht anders aus. Weit entfernt vom Klassiker mit Boris Karloff (1931).

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                                                Das erste Drittel vergeht nur mit der Darstellung des Sachverhaltes, den man in fünf Minuten aufzeigen könnte - kaum interessant, und weit entfernt von einem Thriller. Dann erst kommen die Dinge ins Rollen, wobei Denzel aufgrund seiner Geldbeschaffungsaktion in Schwierigkeiten kommt, aus denen er sich jedesmal geschickt herauswindet. Der Plot lebt zwar davon, dass Denzel immer am Rande das Auffliegens operiert, doch spannend ist anders, auch wenn die Handlung einigermaßen interessant ist. Zudem ist er recht vorhersehbar.

                                                Kein Highlight mit Denzel Washington, aber einmal kann man sich das anschauen.

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                                                  RoboMaus 16.11.2016, 07:12 Geändert 16.11.2016, 17:47

                                                  So genial.

                                                  'Modern Times' ist gleichsam eine starke Komödie wie eine bissige Satire, wofür Chaplin die sichtbarsten Themen seiner Zeit wählte: Industrialisierung, Entmenschlichung, Armut. Die Dichte an guten Ideen ist enorm, wie man sie in heutigen Filmen kaum noch vorfindet. Gleich zu Beginn präsentiert Chaplin einen starken Vergleich: Schafe, die durch ein Gatter getrieben werden /Schnitt/ Menschen, die aus dem Zugang einer U-Bahn strömen. Nur ein wortloses Detail von einer halben Minute, aber die Aussage eines ganzen Filmes, sogar einer ganzen Epoche.

                                                  Mit seiner Freundin hält er Einzug im Schlaraffenland, zunächst gedanklich, dann in Form eines nächtlichen Zuges durch ein Kaufhaus. Diese Szenen kann man nur im Zusammenhang mit der bitteren Armut verstehen, die weite Teile der Bevölkerung in der dreißiger Jahren traf. Aus Hunger zum Einbrecher. Im Gegensatz zu heute war man damals schon zufrieden, etwas im Magen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Selbst eine wackelige Holzhütte ist besser als nichts und wird als "Paradies" gefeiert...... Bei Chaplin sieht das zwar witzig aus, hat aber einen bitterernsten Hintergrund.

                                                  Über alldem steht Chaplins herausragendes Komik-Talent, mit dem er in vielen seiner Filme Szenen für die Ewigkeit schuf, so auch hier mit der unnachahmlichen und witzigen Tanz-/Gesangsvorstellung zum Ende, aus einer Verlegenheit improvisiert.

                                                  Comedy at its best.

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                                                    RoboMaus 15.11.2016, 16:24 Geändert 15.11.2016, 18:14

                                                    Kevin Costner in einem ruhigen Mysterydrama. Seine Frau verunglückt im Dschungel Venezuelas und versucht fortan ihm aus dem Jenseits eine Nachricht zu überbringen. So scheint es - oder bildet er sich alles nur ein und wird das Opfer seiner Halluzinationen, weil er ihren Tod nicht verwinden kann?

                                                    Bis zwanzig Minuten vor Schluss ist dieses "echter Kontakt oder Einbildung eines Übersensibilisierten?" das einzige Thema des Plots, wobei sich die Fügungen allmählich konkretisieren. Das ist nicht uninteressant, aber inhaltlich recht dürftig mit gelegentlichen Wachrüttlern, so dass die Aufmerksamkeit nicht verlorengeht.

                                                    Die Essenz erscheint erst zum Ende hin, als Costner endlich das Schicksal in die Hand nimmt. Es ist den ganzen Film über klar, dass schließlich so etwas wie ein Schatz unter dem öfter erwähnten Regenbogen wartet. In der Tat liegt hier die mit Abstand beste Idee des ganzen Plots, die das Aushalten bei 'Dragonfly' belohnt.

                                                    Oft verdirbt ein misslungenes Ende einen guten Film, hier verleiht es einem mäßigen Film noch einen ganz guten Eindruck.

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