RoboMaus - Kommentare
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Alle Kommentare von RoboMaus
Elf tote Bergsteiger bei einer Tour am K2, dem zweithöchsten Berg der Erde, der jedoch als schwierigster überhaupt gilt. Die Tragödie ereignete sich im Sommer 2008 und wurde in 'The Summit' (2012) dokumentarisch aufgearbeitet. Allerdings ist dies im Wesentlichen kein Abenteuer-Dokudrama, sondern man versucht, den nach wie vor wenig verstandenen Ursachen auf den Grund zu gehen. Dazu werden viele Details beleuchtet, sowohl nachgestellt und mit Originalaufnahmen, als auch (hauptsächlich) mit vielen Interviews und Off-Kommentaren.
Für Bergsteiger mag das hochinteressant sein, aber für jemanden, der eher eine packende Extrem-Bergsteigerdoku sehen will, ist das evtl. weniger geeignet. Für mein Empfinden wird hier zu viel geredet und analysiert, so dass ich der Spurensuche nach einer Stunde nur noch am Rande folgte und das Interesse verlor. Gewiss ist das gut gemacht und akribisch recherchiert, sagt am Ende aber auch nur aus, dass das Bezwingen von 8000ern nach vor ein riskantes Unterfangen ist, bei dem schon Viele starben und auch weiterhin sterben werden. ......und wie es ein Überlebender ausdrückt: es war einfach nur besonderes Pech, dass es so Viele nacheinander auf einer Tour erwischte. Jeder, der sich auf so etwas einlässt, weiß das und wird es auch mit dem Wissen um die tödlichen Unfallursachen dieser elf Bergsteiger nicht verhindern können, wenn manche Faktoren zusammenkommen.
Frankreich, 1940: die Nazis erobern das Land und nisten sich in Häusern der Franzosen ein. Doch ein Offizier ist weniger Nazi als Komponist und entdeckt im zugewiesenen Haus ein Klavier. Praktischerweise hat eine der zwei Bewohnerinnen Musik studiert (Michelle Williams) - da steht einer Annäherung nichts mehr im Wege, doch die böse Schwiegermutter (Kristin Scott Thomas) passt auf wie ein Luchs......
Zu Beginn weiß 'Suite Francaise' (2014) mit dem Einmarsch der Nazis und deren Einfluss zu überzeugen. Sie lassen die Bürger einer Kleinstadt über ihr Umfeld berichten, was dem Denunzieren Tür und Tor öffnet und eine latente Niederträchtigkeit bloßlegt, welche von den Nazis gefördert wird. Doch hier bricht die interessante Handlung weitgehend ab - anstelle eines packenden Dramas oder eines Psychogramms der Niedertracht schwenkt der Plot auf die Auseinandersetzung weniger Charaktere, verspielt damit sämtlichen Drive und Biss. Der deutsche Titelzusatz 'Melodie der Liebe' könnte ausnahmsweise treffender kaum sein, denn man zieht eine wenig glaubhafte Romanze auf, worin sich der Nazi dermaßen in eine Französin verliebt, dass er letztlich sogar den Widerstand unterstützt.
Nur aus Sicht der Love Story betrachtet ist das gut und einfühlsam gespielt, wofür auch hohe Bewertungen nachvollziehbar sind. Darüber hinaus hat dieser Film jedoch wenig zu bieten und kann trotz des überall verteilten Zündstoffs nicht einmal die Lunte anstecken.
Aaron Eckhart als Dämonenaustreiber, der sich gezielt von den Exorzisten abgrenzt. Sein Vorgehen ist nämlich rein wissenschaftlich, weshalb er auch nicht von "Dämonen" spricht, sondern von parasitären Wesen, die im Kopf sitzen.....
Wenn man sich in Storytelling und Spannungsaufbau bzw. -erhalt genauso viel Mühe gegeben hätte wie mit der Terminologie, hätte 'Incarnate' (2016) ein sehenswerter Horrorthriller werden können. Doch leider ist es nur ein Wiederkäuen von Genre-Versatzstücken, das sich v.a. bei 'The Cell' (2000) und 'Inception' (2010) bedient, ohne auch nur annähernd an die Vorbilder heranzukommen. Das liegt nicht etwa an einer lausigen Nachahmung, die man in der Einführung sogar als gelungen bezeichnen kann, sondern an der folgenden Lethargie: der Plot richtet sich vorwiegend auf die Betrachtung von Eckharts Charakter und seine Probleme, wobei sich ein hanebüchener Zweikampf mit einem "parasitären Wesen" abzeichnet, das für den Tod seiner Familie verantwortlich ist: Gejammer statt Horror.
Das ist von Eckhart überzeugend gespielt, erzeugt im Verlauf jedoch überhaupt keine Spannung, sondern langweilt mit pathetischem Verletztsein- und Rache-Geschwurbel. Selbst als Drama ist 'Incarnate' nur ein stereotypes Bedienen von schematischen Inhalten auf Fließband-Niveau.
"Wenn schwarze Löcher exisitieren, wieso nicht weiße?"
Mit solch einem Ansatz kann man natürlich selbst den größten Schwachsinn noch rechtfertigen. Doch ein Science Fiction-Film, so dem Genre zugeordnet, sollte sich zumindest so weit am "Science" orientieren, dass es nicht komplett an den Haaren herbeigezogen aussieht und einigermaßen nachvollziehbar ist. Wenn nicht, drifftet das in Fantasy, wo gut und gerne das "Tor zum Himmel" von einem Drachen der chinesischen Mythologie bewacht werden kann, welcher in einer hanebüchenen Moby Dick-Story mit einer Harpune im Weltraum gejagt wird. Dass der Drache dort auch noch "schwimmt", als wäre er unter Wasser, ist nur ein weiterer Sargnagel in 'Beyond White Space' (2018), ganz zu schweigen von dem pseudo-wissenschaftlichen Geschwurbel, bei dem sich einem die Fußnägel hochrollen.
Optisch ist das allerdings wertig - die Raumschiffe und Weltraumaktionen überzeugen und wirken alles andere als billig (dafür die Punkte). Doch wenn dahinter inhaltlich nur Aufgekochtes aus anderen SF-Filmen und abstruser Fantasy-Kram stehen, wird es schwierig mit dem Unterhaltungswert. Wäre mit diesem technischen Aufwand ein stimmiges SF-Drehbuch umgesetzt, könnte das ein starker Film sein, doch in dieser Form und mit diesem Plot wird es uninteressant.
Bewerte ich die Aktion oder bewerte ich den Film? Für Viele scheint es da kaum einen Unterschied zu geben. Für mich schon: die Aktion finde ich herausragend (9 Punkte), den Film dazu 'Ausländer raus! Schlingensiefs Container' (2002) hingegen weniger gelungen.
Im Jahre 2000 bekam in Mitteleuropa erstmals seit 1945 eine extrem rechtsgerichtete Partei Regierungsverantwortung: die FPÖ in Österreich (als kleiner Koalitionspartner). Die Empörung war groß, und bald folgte eine außergewöhnliche Reaktion: Christoph Schlingensief wurde aus Deutschland mit seiner Idee einer gigantischen Farce engagiert, vor der Wiener Oper eine 'Big Brother'-mäßige Container-Wohnanlage aufzustellen, worin Asylanten für sechs Tage untergebracht und per Video-Stream beobachtet wurden. Auf der entsprechenden Website konnte abgestimmt werden, welcher Asylant abgeschoben werden sollte. Optisch wurden die Container mit Sprüchen der FPÖ garniert, wie das namengebende "Ausländer raus!"
Die Aktion löste enorme Kontroversen aus und nahm zuweilen Züge eines Affentheaters an, als z.B. naive Friedensaktivisten die Aktion für bare Münze hielten, die Anlage stürmten und anfingen, die Schriftzüge zu übertünchen XD (die waren echt und keine als Linke getarnten FPÖler).
Ein Nachteil sind die zu häufigen Streitereien, Kommentare und Gespräche, die das ohnehin Klare nur weiter austreten und sich inhaltlich im Verlauf kaum weiterentwickeln (hingegen wird z.B. kaum auf die Asylanten im Container eingegangen, deren Sicht auf die Aktion nicht gebracht). Zudem ist die Tonqualität oft schlecht, bzw. mit Nebengeräuschen überfrachtet, so dass man kaum etwas versteht (das kommt erschwerend zum Wiener Dialekt der aufgenommenen Umstehenden hinzu, den ein Süddeutscher evtl. verstehen könnte; nördlich des Kartoffelhorizontes spielt das aber keine Rolle, weil man sowieso verloren ist). Hierzu, und auch zu den Szenen aus dem Container, hätten unbedingt Untertitel eingeblendet werden müssen.
In dieser Form hätte der Doku mit der Hälfte der Laufzeit eine größere Wirkung, da fokussierter und weniger ermüdend.
"Der Film interpretiert die deutsche Einheit als kannibalischen Akt der Einverleibung des Ostens durch den Westen" - so die Kurzbeschreibung des Streaming-Anbieters zu 'Das deutsche Kettensägenmassaker' (1990). Welch ein Alibi für solchen Trash, der wie Freilicht-Theater mit Laienschauspielern wirkt, dem aber immerhin eine gute Idee zugrunde liegt: kurz nach der Wiedervereinigung fährt eine ex-DDR-Bürgerin nichtsahnend zu ihrer Verwandtschaft in den Westen, die eine Schlachterei betreibt. Die beste Wurst kommt in diesem Betrieb sprichtwörtlich aus Ostdeutschland, und so ist ihr Schicksal besiegelt......
Wenn das nicht so grauenhaft theatralisch gespielt und nicht so amateurhaft aufgezogen wäre, hätte der Film durchaus Potential zu einer gelungenen Satire, wozu ein paar gute Ideen beitragen. Doch nach interessantem Beginn gerät das in der dargebotenen Form schnell zu einer Parade aus unerträglichem Overacting mit endlosem Generve und Geschrei.
Schmerzhaft.
Ein dummes Blondchen und ihr noch dümmerer Freund kommen aus dem Zombie-verseuchten Las Vegas, doch nach einem simplen Stop am Rand der Landstraße steckt der Wagen fest (welch eine Meisterleistung), und ein Zombie kommt angelaufen. Weil der Freund nicht nur zum Parken zu dämlich ist, sondern auch dazu, dem Zombie aus nächster Nähe mit seiner Knarre in den Kopf zu schießen, wird er zu Futter, während das Blondchen sich in die Pampa rettet. Doch der Zombie bleibt dran und folgt ihr überall hin....... und folgt ihr...... und folgt ihr....... und folgt ihr.......
Nachdem bereits die bescheuerte Einführung eher zum Abschalten einlud, war die folgende "Handlung" nur noch mit Vorlauf zu ertragen. Immerhin, bei 30facher Geschwindigkeit wurde die Verfolgung ansprechend, bis im letzten Drittel endlich ein paar interessante Inhalte auftauchen, womit sich 'It Stains the Sands Red' (2016) doch noch im Normalmodus zu Ende bringen lässt.
Was wie eine Zombie-Komödie klingt, ist leider überhaupt nicht witzig (auch nicht unfreiwillig), lässt sich aber auch nicht ernstnehmen und langweilt im Großteil des Plots.
Einfallslos.
Ein Psycho-Thriller, der vor allem von seinem Verwirrspiel und Wendungen lebt, womit der Zuschauer nie erkennen, bzw. sich sicher sein kann, was gespielt wird. Ein verletzter Mann taucht in einem leeren Diner auf und behauptet verfolgt zu werden - die Besitzerin hilft ihm, doch es erscheinen weitere Typen, die anscheinend nach ihm suchen......
'Highway Psychos' (2001) ist in der Machart clever aufgezogen und schafft damit eine gewisse Grundspannung - das letzte, was man diesem Film vorwerfen kann, ist Vorhersehbarkeit. Doch er hat leider zu viele Szenen, die entweder (nicht so clever) von der Dämlichkeit ihrer Aktionen leben, oder überhaupt nicht nachvollziehbar sind, wie z.B.: die Diner-Besitzerin inspiziert abends auf gerader Landstraße den Kofferraum eines dubiosen Wagens, als zehn Meter hinter ihr plötzlich ein anderer Wagen steht, jemand aussteigt und sie überrascht den Kofferaum zumacht *kopfschüttel*. So etwas ist völlig unmöglich, weil sich ein Auto nicht anschleichen kann und schon von Weitem an Motorenlärm und Licht bemerkt würde. Derartig abstruse Szenen führen in der Summe dazu, dass der Plot zu billig konstruiert erscheint und sich die Handlung nicht ernstnehmen lässt. Hätte man sich in der Umsetzung mehr Mühe gegeben und es nachvollziehbar/realer gestaltet, wäre das ein starker Genrebeitrag geworden. So ist 'Highway Psychos' leider nur Mittelmaß.
Indisches Action-Kino abseits von Bollywood: nicht beschriebene oder gar als Charaktere vorgestellte Terroristen machen dem indischen Militär in der Grenzregion des Nordostens das Leben schwer. Danach ist allerdings von pakistanischen Terroristen die Rede (das Standard-Übel der Inder), aber die sitzen im Nordwesten. Sei's drum - Hauptsache, irgendwelche Terroristen sind unterwegs, die sich von den heroischen Indern bekämpfen lassen......
'Lethal Strike' (2019) beleuchtet die Auseinandersetzung einer Spezialeinheit mit der Situation, was zu einem inhaltlich reduzierten, aber vielleicht typisch indischen Mischmasch aus Action mit viel Geballer/Explosionen und Bollywood-mäßigen Herzschmerz-Sequenzen zu den Familien der Einsatzkräfte verwoben ist. Die Mutter von einem hat Alzheimer....... Stufe 6!! Ganz schlimm! Eine Handlung, die irgendeinen Sinn ergeben könnte, ist hier nicht aufzuspüren - es kommt nur darauf an, den (indischen) Zuschauer mit patriotischem Geschwurbel und Ballerkost zu versorgen, wozu markige Songs ertönen. Zur Auflockerung sind die unvermeidlichen Soap-Elemente eingestreut. Spannung wird damit nicht erzeugt, eher schon Langeweile, wenn sich das Schema zu wiederholen beginnt - und da haben wir noch nicht einmal die Mitte dieses zweieinviertel Stunden-Werkes erreicht.
Stumpf, hanebüchen und pseudo-episch, aber doch irgendwie unterhaltend, wenn auch leidlich. Wenigstens im Kino stehen die Inder den Chinesen in nichts nach.
Der Jury-Preis und fünfzehnminütiger Applaus in Cannes - dort, wo der Anspruch anscheinend über allen anderen cineastischen Kriterien steht. Dazu die legendenmachende Story vom Produzenten, der eine Hypothek auf sein Haus nahm, um den Film mit zu finanzieren. ‘Capernaum‘ (2018) ist offensichtlich die Art von Film, die beim erlesenen Festival-Publikum gut ankommt. In seiner Form und thematisch ist er beinahe ein Spiegelbild zum Goldene Palme-Gewinner 'Shoplifters' (2018): Armut, Kinder, die in Lumpen herumlaufen, Kinder-Kriminalität, Perspektivlosigkeit - nur dass wir diesmal in einem fiktiven Ort im Libanon sind, anstatt in Japan.
Um wenigsten etwas Kontrast zu schaffen, stellt man das in einen absurden Rahmen, der wohl als WTF-Aufmerksammacher dient: ein Zwölfjähriger verklagt seine Eltern, weil sie ihn in sein Elend geboren haben. Welch geniale Idee aus dem Arthouse. Doch ähnlich wie 'Shoplifters' begnügt sich auch dieser Film mit dem lediglichen Abbilden des Status Quo und präsentiert eine Art Milieustudie, die sich inhaltlich von Anfang bis Ende im Kreis dreht und eindimensionaler kaum sein könnte. Natürlich darf so etwas auch keinen musikalischen Score haben (bis auf seltene Szenen, v.a. am Ende), sondern muss möglichst trocken und authentisch wirken, wobei vor allem die nervenden Straßengeräusche des Autoverkehrs im Vordergrund stehen.
Die Handlung, falls man das so bezeichnen möchte, entsteht vor allem daraus, die Kamera dem Jungen hinterherzutragen und seine Wege zu dokumentieren. Gewiss ist es nobel und anspruchsvoll, dieses Thema auf die Leinwand zu bringen, aber weshalb muss das derart plakativ und narrativ einfallslos geschehen? Damit erreicht man doch nur, dass der Film dem Betrachter ohne Unterlass seine Botschaft einhämmert, als ob man zwei Stunden unter der Anspruchsdusche steht. Für ein entsprechend orientiertes Publikum ist das wohl reines Dope, aber wer sich am Film beschäftigen und nicht nur amateurhaftes, monotones Betroffenheitskino vorgesetzt haben will, sollte sich vielleicht etwas anderes anschauen.
Ein Serienkiller, der es auf junge, blonde Frauen abgesehen hat, geht im Kathrina-zerfegten Süden von Louisiana um - Tommy Lee Jones ist hinter ihm her. Trotz der Thematik kann man 'In the Electric Mist' (2009) kaum als Thriller bezeichnen, und Spannung kommt hier erst zum Finale auf, das man nach eindreiviertel Stunden erreicht. Zum einen geht es inhaltlich über weite Strecken nur zäh vorwärts, zum anderen ist die Gangart einen Zacken zu gemächlich.
Der Plot lebt u.a. von einer Atmosphäre, worin alle mauern, und die eine gewisse Trostlosigkeit, auch im Zuge der manchmal noch sichtbaren Verwüstungen des Hurricanes drei Jahre vor den Dreharbeiten, ausstrahlt. Dazu hat er Aspekte eines Charakterdramas um Tommy Lee Jones, der eine saubere Vorstellung als trockener, kompromissloser Ermittler abliefert, ebenso wie John Goodman, Mary Steenburgen und Peter Sarsgaard in Nebenrollen. Doch leider hapert es an der Handlung bzw. dem Handlungsfortschritt, was mit einer unnötigen Dialoglastigkeit zu belanglosen Nebenaspekten einhergeht. Als Drama ist 'In the Electric Mist' uninteressant, doch Jones und Goodman machen diesen Film mit ihren Auftritten zu noch akzeptabler Unterhaltung.
Ein unterkühlter Dystopie-SF-Thriller: 'Anon' (2018) setzt auf den morbiden Charme von Beton-Fassaden, auch im Inneren von Gebäuden, und zeichnet in langsamem Tempo das Bild einer total überwachten Zukunft. Jeder Bürger hat ein Implantat im Kopf, das mit einem Netzwerk verbunden ist und seine visuell-akustischen Eindrücke weitergibt. Gespeichert wird das in einer Matrix, worin die zentrale Macht sowohl in Echtzeit, als auch in der Vergangenheit verfolgen kann, was jeder Einzelne gemacht und gesehen hat. Straftaten können damit sofort zugeordnet werden, doch es taucht jemand auf, der das System hacken konnte, ausgeloggt ist und Menschen umbringt......
Formell ist 'Anon' ungefähr das Gegenteil von einem reißerischen SF-Film - er lebt nur von seinen clever aufgebauten, gemächlich vorgetragenen Inhalten und der steril-bedrohlichen Atmosphäre, ist also eher ein Noir-artiger Thriller. Wie in den meisten Noir-Filmen, spielt auch hier eine geheimnisvolle, attraktive Frau (Amanda Seyfried) eine wesentliche Rolle. Die Handlung um die Morde, wer dahintersteckt, und aus welcher Motivation sie geschehen, ist interessant genug, um den Zuschauer zu beschäftigen und eine solide Grundspannung zu erzeugen, verlangt aber durchgängig Aufmerksamkeit. Bei der relativ hohen Komplexität und dem langsamen Tempo ist das gewiss nicht jedermanns Sache - man sollte wissen, worauf man sich hier einlässt und von Anfang an am Ball bleiben.
Deutschland, 1987: der CDU-Spitzenpolitiker und Schleswig-Holstein-Ministerpräsident Uwe Barschel verliert zur bevorstehenden Wahl Boden an den charismatischen SPD-Kandidaten Björn Engholm, worauf er eine schlecht vorbereitete Verleumdungskampagne gegen Engholm startet. Als es schief läuft, gibt er sein berühmtes Ehrenwort, nichts damit zu tun zu haben: "...ich wiederhole, mein Ehrenwort....", doch Journalisten entlarven ihn als Lügner. Kurz darauf liegt Barschel tot in einer Hotel-Badewanne mit einem lethalen Pillen-Cocktail in Magen und Blut.
Was genug Stoff für einen packenden, authentischen Politthriller geben könnte, benutzt 'Der Fall Barschel' (2015) lediglich als Einführung - bereits nach einer halben Stunde ist es mit ihm vorbei, was durchaus interessant und spannend umgesetzt ist (7 Punkte bis hierher). Doch man fragt sich, was einem dieser Film mit seiner Laufzeit von drei Stunden nun erzählen will. Inhaltlich dreht es sich nur noch um die Frage: Mord oder Selbstmord? Tatsächlich wurde das nicht abschließend geklärt, was der Spekulation Tür und Tor öffnet und ausgiebig genutzt wird - dazu werden Barschels Verstrickungen in dubiose Machenschaften beleuchtet, aber auch in langen Sequenzen das uninteressante Leben der investigativen Journalisten.
Leider verzettelt sich der viel zu lange Plot in unwichtigen Nebenhandlungen und ausgedehnten Unterhaltungen, die die Sachlage kaum weiterentwickeln, kann nach der Einführung überhaupt keine Spannung mehr aufbauen und verliert sich in den unausgefüllten Weiten seiner Überlänge. Der stark beginnende Film erweist sich damit als ein weiteres Beispiel von Selbstüberschätzung in einem deutschen Film, der seinem Anspruch nicht gerecht wird, dafür stundenlang langweilt. .....und am Ende ist man auch nicht schlauer.
Es erstaunt, dass eine Doku zu einem der erfolgreichsten und durchschlagendsten Weltraumprogramme der USA in Irland produziert wurde. 'The Farthest' (2017) widmet sich den beiden Voyager-Sonden, die 1977 gestartet wurden und im Verlauf von zwölf Jahren das äußere Sonnensystem erkundeten. Eine Meisterleistung, zumal es gelang, Voyager 2 sukzessive zu allen vier Gasplaneten und deren Monden zu schicken. Uranus und Neptun wurden bis heute nicht mehr von Raumsonden besucht, womit diese Bilder und Daten auch 30 Jahre danach dem aktuellen Stand der Planetenforschung entsprechen. Inzwischen sind beide in den interstellaren Raum geflogen und senden immer noch Daten zur Erde.
Emer Reynolds (Regie) bringt eine ausgewogene Mischung aus Missionsvorbereitung in den 70ern, den faszinierenden wissenschaftlichen Ergebnissen und dem Drumherum, wozu sie damals Beteiligte vor der Kamera hat. Deren Aussagen belegen einmal mehr, wie riskant Raumfahrt-Missionen sind und wie oft man dem Scheitern ins Auge sah. Z.B. tauchte kurz nach dem Start von Voyager 1 ein Treibstoffleck auf, wonach der Schub nur mit viel Glück zum Jupiter reichte.
Auch den Botschaften an Bord der Sonden wird Raum gewidmet - Plaketten und Schallplatten, die für eine außerirdische Zivilisation bestimmt sind, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie gefunden werden. Außer, natürlich, von Captain Kirk ('Star Trek: The Motion Picture', 1979). Während der Vorbereitung schlugen aber gerade diese Botschaften in der Öffentlichkeit höhere Wellen als der wissenschaftliche Aspekt. Es ging vor allem darum, was man den Außerirdischen mitteilen will, und zwar so, dass sie es auch verstehen - eher ein wirksames Publicity-Gimmick als sinnvolle Nutzlast, doch wer weiß.....
Eine so informative wie unterhaltsame und manchmal emotionale Doku, auch wenn man sich nur marginal für Raumfahrt interessiert: zwei Stunden, die wie in Raumflug-Geschwindigkeit vergehen.
Wo Statham draufsteht, ist auch Statham drin: 'Mechanic: Resurrection' (2016) bietet im Wesentlichen genau das, was man von einem Statham-Actioner erwarten kann, auch wenn das CGI-Blut manchmal unnötig billig wirkt. Dazu kommt noch eine ungewohnte Portion Schmalz, womit der Held in blindem Eifer die Kohlen für die süße Jessica Alba aus dem Feuer holt (für manchen Statham-Fan könnte hiermit allerdings die Schmerzgrenze in greifbare Nähe rücken). Dass hier sämtliche Motivationen zweifelhaft, die Bösen noch weit dämlicher als böse, und fast alle Charaktere Ausgeburten von Stereotypie sind, versteht sich von selbst. Mitunter entsteht damit aber auch der eine oder andere unfreiwillige Lacher.
Doch Statham unterhält gut auf seinem Abräum-Trip, wobei durchaus einige starke Ideen in seinem Vorgehen verarbeitet sind. Und wenn zum Ende noch ein Tommy Lee Jones als bulgarischer Edel-Gangster auftaucht, gewinnt dieser Plot ungeahntes Profil. All das resultiert in solider, unerwartet absorbierender Unterhaltung, die ohne Längen auskommt und phasenweise mit dem Helden fiebern lässt.
Nur nicht nachdenken - dann wird alles gut ;-)
Gorbi, der Wegbereiter zur Vereinigung Deutschlands - meinen Kindern brachte ich zur Begleitung manch erzieherischer Maßnahme seinen Jahrhundertspruch bei, den er einst Erich Honecker unterschob: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Wie wahr.
Eine Doku zu diesem Sympathen schaue ich immer gerne an, obgleich es wohl kaum noch etwas gibt, das nicht über ihn berichtet wurde. Daher blind die Aufnahme der Arte-Sendung 'Gorbatschow - Eine Begegnung' (2018) programmiert. Doch beim Anschauen flog mir nach zwei Minuten der Kiefer runter - es ertönt diese grauenhaft flache, einlullende Erzählstimme von Werner Herzog, und tatsächlich: eine Herzog-Doku!! Jeder hat sein rotes Tuch, zumeist irrational belegt, und meines sind Herzog-Dokus, weil mir dieser Erzählstil komplett gegen den Strich geht. Dennoch hielt ich zunächst durch, aber da Herzog nur das Altbekannte bringt (wie Gorbi in der Sowjetunion an die Macht kam, usw. usw.), war es auch inhaltlich nicht sonderlich interessant.
Wer über Gorbatschow wenig oder nichts weiß, oder einfach in Nostalgie schwelgen will und mit Herzogs Einlull-Opi-Erzählstil kein Problem hat, wird hier gewiss auf einen sehenswerten Beitrag stoßen. Mir bleibt einstweilen nur die Erkenntnis "Wer nicht richtig hinschaut, den bestraft das Leben" ;-)
Die Erstbesteigung des Mount Everest als gelungenes Dokudrama: der Neuseeländer Edmund Hillary war bekanntlich 1953 mit dem einheimischen Scherpa Tenzing Norgay der erste Mensch auf dem Gipfel. Was jedoch hinter dieser Unternehmung steckte, ist weniger bekannt und wird in 'Beyond the Edge' (2013) detailgetreu und spannend nachgestellt. Nicht zufällig ist dies eine neuseeländische Produktion, worin Hillarys Sohn die Off-Kommentare spricht.
Vor allem beeindruckt die akribische Vorbereitung der Briten, die es zum wiederholten Male versuchten. Der enorme Aufwand an Ausrüstung und Trägern erinnert eher an ein militärisches Unternehmen als an eine Expedition, und tatsächlich war der Leiter Hunt ein hochrangiger Offizier. Alles ist nachvollziehbar, auch wie sich das Team von Camp zu Camp mit der Höhe verkleinert und der Aufstieg immer härter wird. Letztlich wird klar, dass die Mannschaft von größenordnungsmäßig hundert Leuten nur dazu dient, die zwei besten so nah wie möglich an den Gipfel zu bringen. Wer das ist, kristallisiert sich erst im Verlauf der Tour heraus - Hillary war nicht Hunts erste Wahl.
Das letzte Stück ist packend dargestellt - man bekommt den Eindruck einer schier übermenschlichen Anstrengung, die nur mit Todesverachtung und unerhörtem Durchhaltewillen zu leisten ist. Dass die Todesrate früherer Expeditionen in dieser Höhe bei 50 % liegt, spricht Bände...... Hillary hatte auch das nötige Quäntchen Glück, vor allem mit dem Wetter.
Ein echtes Abenteuer, stark erzählt und einnehmend umgesetzt.
"Written and Directed by Liev Schreiber" - die meisten erfolgreichen Schauspieler verspüren irgendwann den Drang, sich auf den Regiestuhl zu setzten und/oder ein Drehbuch zu liefern, womit sie in die Rolle des Machers schlüpfen. Doch nicht jeder ist ein Clint Eastwood - zumeist resultiert das in ebenso ambitionierten wie erfolglosen Werken und nur wenigen Versuchen, weil nach einem Flop niemand mehr solche Unternehmungen finanzieren will. Auch 'Alles ist erleuchtet' (2005) floppte mit nur 3,6 Mio.$ an den Kassen (7 Mio. Prod.-Kosten), womit es beim einmaligen Regie-Versuch Schreibers blieb. Oft erfreuen sich jedoch so verschmähte Werke unter der kleinen Gemeinde von bewertenden Filmfans auf Plattformen wie MP einer späten Würdigung (7,4). Zurecht in diesem Fall.
In der Hauptrolle spielt Elijah Wood einen Charakter jüdischer Abstammung und bekommt von der Großmutter gesteckt, dass ihr Mann in der Ukraine von einem Mädchen vor den Nazis gerettet wurde. Sie hat sogar ein altes Photo der beiden - Wood macht sich auf den Weg, um das Mädchen zu finden. In der ersten Hälfte ist das als Komödie aufgezogen, worin der Amerikaner mit seinen Gewohnheiten bei den Ukrainern aufläuft, was für manch witzige Situation sorgt, aber auch Längen beinhaltet. In der zweiten Hälfte, nachdem Wood sein Ziel erreicht hat, wandelt sich der Plot zum berührenden, einnehmenden Drama, das stellenweise unter die Haut geht.
Schreiber gelingt es, das Nazi-Thema nicht zu aufdringlich an den Zuschauer zu bringen und verzichtet auf den üblichen Holzhammer - zumindest auf mich hat das eine größere Wirkung als Filme wie z.B. 'Schindlers Liste' (1994). Er zeigt mit seiner Literatur-Verfilmung Gespür für die jeweiligen Situationen und schafft aus der Summe der humorigen und ernsten Filmanteile ein überzeugendes Werk, das mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
'Dirty Wars' (2013) ist eine Doku des amerikanischen, investigativen Journalisten Jeremy Scahill zu verdeckten Machenschaften der USA in "Schurkenstaaten" wie Afghanistan, Pakistan, Somalia, Irak, usw. Im Zuge der Recherchen zum geheimen US-Überfall auf ein afghanisches Dorf, wobei gezielt Einwohner erschossen wurden, die nichts mit den Taliban zu tun haben, entdeckte er die Existenz eines Spezialkommandos, das direkt dem Präsidenten untersteht. Es ist unter dem Namen "Joint Special Operations Command" (JSOC) geführt und wurde im Zuge seiner Ergreifung von Osama Bin Laden 2011 öffentlich gemacht.
Scahill belegt, dass JSOC Todeslisten mit dutzenden bis tausenden von Namen abarbeitet und in 45 Ländern der Erde aktiv ist (Stand 2013) - einschließlich Südamerika, wo es um Drogenkartelle geht. Diese Organisation ist eine mit Milliarden finanzierte und neuester Technologie ausgerüstete Todesschwadron ungeheuren Ausmaßes, von der es kein Entkommen gibt. Dazu gehören auch Drohnenangriffe. Das in Action-Filmen immer wieder angetroffene Szenario, worin geheim zusammengestellte Spezialtrupps in gewissen Ländern üble Kriminelle liquidieren (z.B. 'Sicario', 2015), wird somit von der Realität weit in den Schatten gestellt. Die USA haben diese Art des willkürlichen, gesetzlosen Vorgehens längst zu einem globalen Routine-Programm entwickelt, dem jeder zum Opfer fällt, dessen Name in den Todeslisten auftaucht. Wie Scahill zeigt, haben diese auch präventiven Charakter, d.h., jemand, der nach deren Meinung wahrscheinlich zum Terroristen wird, kann ebenso auf der Todesliste landen.
Obwohl diese Doku schon sechs Jahre alt ist, überrascht sie mit dem Ausmaß und der Willkür, mit der hier vorgegangen wird. Heute, unter Trump, dürfte das noch weiter gewachsen sein, ist JSOC doch de facto seine Privatarmee. Wer sich dafür interessiert, was in der Welt vor sich geht, sollte sich 'Dirty Wars' unbedingt anschauen.
Köstlich, der trockene Humor, mit dem Clint Eastwood in seiner selbstverfilmten Komödie 'Bronco Billy' (1980) auftritt. Er spielt den Chef eines Wanderzirkus, der sich mit Müh' und Not über Wasser halten kann und ständig nach einer hübschen Assistentin sucht, die bei seiner Baller- und Messerwurf-Hauptnummer mitmacht, doch keine hält länger als einen Auftritt durch. Durch Zufall trifft er auf die extrem kratzbürstige Sondra Locke (Eastwoods damalige Lebenspartnerin)....
Heute würde man diesen Film als RomCom einstufen, doch das träfe es nur teilweise. In der ersten Hälfte ist es eine reine Komödie, die sich aus gelungener, trockener Situationskomik ernährt und eine interessante, wenn auch simple Handlung aufzieht (7,5 für H1). Danach wandelt sich der Plot jedoch zur Drama-Romanze, woraus der Humor fast ganz entwichen ist. Die hindernisreiche Annäherung Eastwood-Locke steht nun im Vordergrund, was mit der übrigen, eher auf ernst getrimmten Handlung um seinen Wanderzirkus zwar noch akzeptabel, aber nicht mehr so unterhaltsam ist (5,5 für H2). Unter dem Strich reicht es für einen soliden Eastwood-Film, der zumindest bis zur Mitte Spass macht.
Emma Stone alias 70er-Tennis-As Billie Jean King - sie trat 1973 tatsächlich in einem Geschlechter-Showkampf gegen den 55jährigen ehemaligen Wimbledon-Champion Bobby Riggs an (grandios verkörpert von Steve Carell). Hintergrund ist die damalige Frauenbewegung und deren Einfluss auf Spitzenspielerinnen, die in einem chauvinistisch geführten Tennisverband spielten, welcher die Damen-Preisgelder lächerlich klein hielt. King forderte zunächst eine Angleichung an die Männer, was zu ihrem Ausschluss vom Verband führte, weil sie und andere Top-Spielerinnen sich weigerten, bei Turnieren anzutreten, wenn nicht mehr gezahlt würde - es wurde mit harten Bandagen gekämpft, was im ersten Drittel von 'Battle of Sexes' (2017) gut herauskommt.
Doch danach verkommt der Plot zu einer ausführlichen Betrachtung von Kings Privatleben mit einer lesbischen Beziehung, Reibereien unter den Top-Spielerinnen, und viel Tamtam ausserhalb des Tenniscourts. Dadurch bricht die Spannungskurve ein und kann sich erst zur finalen Auseinandersetzung wieder erheben.
Schade - 'Battle of Sexes' war auf dem Weg zu einem ausgezeichneten Drama mit humorigen Elementen, das leider schon vor der Mitte den Dienst quittert und den Zuschauer stattdessen vorwiegend mit Soap-Inhalten füttert. Insgesamt bleibt auch aufgrund der gelungenen Schlussphase noch ein "ganz guter" Eindruck.
Eine Doku über das Infiltrieren linker Gruppierungen seitens des deutschen Staates: 'Im inneren Kreis' (2017) beschränkt sich auf ausgedehnte Interviews, worin vor allem Mitglieder zweier betroffener Kommunen zu Wort kommen und ihre Erfahrungen mit den Spitzeln schildern. Dazu äußern sich Verantwortliche des Staates und eine Psychologin, die die Situation des Spitzels bewertet.
Nicht nur drehen sich die Aussagen inhaltlich schon nach zwanzig Minuten im Kreis - was damit erzählt wird, kann sich auch jeder durchschnittlich intelligente Bürger selbst ausmalen. Wirklich brisante oder zum Prozess der Infiltirierung interessante Informationen werden in diesem Film nicht gebracht - die Grundaussage scheint zu sein, dass linke Gruppen in zweifelhafter Weise infiltriert werden, weil man radikale oder ggf. terroristische Elemente präventiv aufspüren will. Darauf wäre wohl niemand gekommen (*Ironie off*). Dass damit vorwiegend unbescholtene Mitglieder ins Visier geraten, wird von denen zurecht missbilligend kommentiert, aber wozu muss das auf eineinhalb Stunden gezogen sein? Was zehn Minuten in einem Polit-Journal sinnvoll füllen könnte, wird hier inflationär aufgeblasen und ist die Zeit nicht wert, auch wenn Aussage und Motivation des Films durchaus ihre Berechtigung haben.
Zu viel Gerede, zu wenig Inhalt.
Als 60er-Milieustudie zum Aufwachsen im Ruhrpott mag 'Junges Licht' (2016) gelungen sein - man sieht den Kumpel beim Kohle-Abgraben im Bergwerk, die Familie am Tisch, den Nachwuchs mit Freunden spielen, etc., etc., und viel Lokalkolorit. Die Inszenierung hat ihre stilistischen Reize und fügt diesem Film eine eigene Note hinzu. Wem dies schon reicht, wozu eine Ruhrpott-Herkunft nicht unwesentlich beitragen dürfte, mag das mit Interesse verfolgen.
Doch der Film hat nur eine rudimentäre Handlung - die Kamera folgt lediglich den Figuren bei ihren Alltagsaktivitäten oder bleibt statisch im Raum und registriert z.B., was Mami und Papi an Belanglosigkeiten am Tisch zu besprechen haben. Inhaltlich geht es hier bei lahmem Tempo sehr mager zu, von Spannung ganz zu schweigen. Der Versuch, es anspruchsvoll wirken zu lassen, indem das Format immer wieder zwischen 4:3 und 16:9 wechselt, sowie zwischen Farbe und Schwarzweiß, führt eher dazu, dass man einen Defekt am Fernseher vermutet.....
Eine deutsche Produktion, die wieder einmal über ihren Anspruch nicht hinauskommt, zu eindimensional und stereotyp aufgezogen ist, dabei mit dem lediglichen Abbilden von Banalitäten und uninteressanten, hausgemachten Problemen nicht beschäftigen kann. Wie so oft, ist genau diese Art von Film auch noch auf volle zwei Stunden gezogen, langweilt aber schon nach einem Viertel.
Über die Musik von Iggy Pop & The Stooges kann man geteilter Meinung sein (mein Fall waren sie nie), aber ihr Einfluss auf die große End-70er Punk-Szene ist unbestreitbar und kommt gut in Jim Jarmuschs Stooges-Doku 'Gimme Danger' (2016) heraus. Ganz im Gegensatz zu seinen extrovertierten, skandalösen Bühnenauftritten wirkt Iggy Pop bei den Interviews sehr gefasst und selbstbeherrscht, überzeugt mit scharfen Analysen der damaligen Musikszene und ihrer Triebfedern.
Jarmusch vermischt Iggys Interviews und die anderer Bandmitglieder ausgewogen mit Archivmaterial von Konzerten und Fotos. Die Anekdoten sind interessant und manchmal auch zum Schmunzeln, wenn der optisch gut erhaltene Altrocker seine Erfahrungen zum Besten gibt. Iggy macht Laune, vor allem mit seiner Rede zur Einführung der Stooges in die Rock 'n' Roll Hall of Fame im Jahre 2010 - wohl die Krönung seiner Karriere.
Als die Doku 2016 produziert wurde, waren die Stooges gerade am Ende ihrer letzten Schaffensphase nach der Wiedervereinigung 2009. Die Mitschnitte aus dieser Zeit sind nicht minder beeindruckend und zeigen einen Iggy Pop als Anfang-/Mittsechziger, der wie einst über die Bühne fegt, Stage Diving inklusive. Auch wenn man von deren Musik nicht angetan ist - im Konzert waren Iggy Pop & The Stooges gewiss ein Erlebnis, und dafür geht man schließlich hin. Jim Jarmuschs Doku kann das natürlich nicht ersetzen, gibt aber einen sehenswerten Einblick.
Ein gelungener Heist-Thriller aus Frankreich mit klassischem Aufbau: '137 Karat' (2014) hat eine lange Vorbereitungsphase des Diamanten-Coups, womit man sich die nötigen Informationen und Zugänge verschafft, um das Sicherheitssystem zu überwinden. Das geht mit einigen weit ausholenden und cleveren Ideen einher, wozu man immer am Ball bleiben muss. Ob das so in der Realtität funktionieren könnte, sei dahingestellt, aber im Film ist es eine ausgezeichnete Beschäftigung des Zuschauers. Nach dem Coup wandelt sich der Plot zum reinen Thriller, der noch einige Überraschungen bereithält und für Spannung sorgt.
An Story und Drehbuch gibt es nichts auszusetzen, allerdings könnte die Umsetzung straffer sein und mehr Biss haben. Man merkt es '137 Karat' an, dass hier kein üppiges Budget zu Verfügung stand, aber es wurde das Beste daraus gemacht.
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