RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 22.11.2019, 13:37 Geändert 23.11.2019, 10:34

    Tom Hardy bespricht Probleme im Auto......

    Wer 'No Turning Back' (2013) ins Kalkül zieht, sollte wissen, dass das formell einer der eindimensionalsten und monotonsten Filme ist, die jemals gedreht wurden: Hardy fährt über die gesamte Laufzeit sein Auto nachts allein über eine englische Autobahn. Dabei telefoniert er unablässig in vielen Gesprächen zu Angelegenheiten, die seine Arbeit als Bauingenieur und private Probleme betreffen. Dazu kommen imaginäre Unterhaltungen mit seinem toten Vater.

    Inhaltlich ist das so interessant wie ein Sack Reis, der in China umfällt. Gewiss, man will die Trivialität umgehen, indem das Emotionen nach dem Motto erzeugen soll: "scheiß' drauf, zieh dein Ding durch, befreie dich, überwinde deinen Vaterkomplex und lebe". Aber sich dafür 80 min lang die Allerweltsprobleme von Tom Hardy anhören? Schön, wenn es funktioniert, und einigen Kommentaren nach scheint das Manche auf der Schiene abzuholen, aber bei einer derart flachen Spannungskurve, sich nie zuspitzenden Inhalten und dieser extremen Monotonie ist das für weniger geneigte Filmfans nur banales, langweiliges Durch-die-Gegend-Gefahre, das irgendwann dem Abschaltknopf zum Opfer fällt.

    Lieber 'Kraftwerk', natürlich in der Langfassung :-) https://www.youtube.com/watch?v=x-G28iyPtz0

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      RoboMaus 22.11.2019, 10:13 Geändert 22.11.2019, 12:43

      Als Space-SF-Serie erinnert 'Dark Matter' (2015-2017) deutlich an 'Firefly' (2002): ein halbes Dutzend Outlaws, die sich durch den Weltraum schlagen, ständig von der "Galactic Authority" oder gewissen Konzernen verfolgt werden und krumme Dinger durchziehen. Allerdings ist das nur einer der inhaltlichen Aspekte. Daneben gibt es auch echte Weltraumabenteuer mit Bedrohungen, etwa im Stile von 'Startrek: Voyager' (1995-2001) - zumindest in der ersten Staffel. Der bunte Haufen mit ihrem Bord-Androiden macht Laune, wobei einzelne Folgen auch von guten Plotideen gekennzeichnet sind. 7 Punkte für S1.

      Leider verliert man sich in S2 zunehmend im typischen Serien-Füllstoff: Auseinandersetzungen in der Crew mit viel Geschwurbel um Intriegen und Allianzen (sogar ein virtuelles Backup-Duplikat vom Androiden zettelt eine Intriege gegen den Androiden selbst an); einfallslose Folgen, die inhaltlich vor allem von Search & Destroy leben, und zu guter Letzt driftet man auch noch in Space Opera: einer verwirklicht endlich den rechtmäßigen Thronanspruch bei seinem Volk. WTF? Die letzten beiden Folgen von S2 drehen sich vor allem um die entsprechenden Auseinandersetzungen, mit ausgedehnten, pathetischen Dialogen *würg*. Da Space Opera absolut nicht mein (Sub-)Genre ist, musste es der Vorlauf richten. S3 ist somit geschenkt.

      Immerhin - eine starke Staffel (13 Folgen) ist schon ein Gewinn, und dafür hat es sich gelohnt.

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        RoboMaus 21.11.2019, 07:58 Geändert 21.11.2019, 08:07

        Mads Mikkelsen als gejagter Firmen- und Finanzjongleur: in 'Exit' (2006) hat er den Falschen vergrault, der sich nun an ihm rächen will....

        Was zunächst wie ein Wirtschaftskrimi aussieht, wandelt sich nach einem Drittel zum Psychopathenthriller. Dazu wird ein kompliziertes Firmengeflecht mit vielen Namen aufgezogen, dem kaum zu folgen ist und das sich im Verlauf auch noch als McGuffin herausstellt - überflüssig, da man ständig am rätseln ist, was diese oder jene Verbindung nun wieder bedeutet, oder was ein Charakter mit dem Ganzen zu tun hat. Unter der Fassade dieses McGuffin-Geflechts besteht lediglich ein x-mal gesehener Schema F-Thriller: Mikkelsen wird etwas in die Schuhe geschoben, er wird von der Polizei gejagt, kann jedoch flüchten und muss nun gegen den Druck von Polizei und Drahtziehern seine Unschuld beweisen. Das ist zwar routiniert umgesetzt und einigermaßen interessant, kann aber letztlich nicht darüber hinweg täuschen, dass der Film eine unnötig verkomplizierte Mogelpackung ist und inhaltlich kaum etwas von dem liefert, was anfangs aufgebaut wird.

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          RoboMaus 20.11.2019, 09:20 Geändert 20.11.2019, 11:01

          Ein dänischer Hacker-Thriller, der wirklich thrillt, zumindest bis vor das letzte Drittel: die Mutter eines siebenjährigen Jungen hat einen Algorithmus zur direkten Gehirnwäsche mittels Apparatur gefunden, wird aber von Häschern gejagt, weil sie ihre Ergebnisse nicht in die falschen Hände fallen lassen will. Eines Tages verschwindet sie kurz vor dem Zugriff spurlos in einem Fluss, so dass sie für tot erklärt wird und der Junge in ein Heim kommt - als Dreizehnjähriger ist er bereits in ihre Fußstapfen getreten und betreibt abgefahrene Hacker-Aktionen, womit er sich auch mit der Behörde anlegt, die für das Verschwinden seiner Mutter verantwortlich ist.

          Das ist spannend und flüssig umgesetzt, wobei man allerdings inhaltlich nicht zu genau hinsehen darf. Doch wie er die Intelligence-Profis an der Nase herumführt, macht Laune, und 'Hacker' (2019) zum sehenswerten Film (der Junge erinnert etwas an John Connor aus 'Terminator 2'). Im letzten Drittel stützt man sich leider auf 08/15-Verschwörungsquark, derart an den Haaren herbeigezogen, dass es sich nicht mehr ignorieren lässt. Dazu kommen unglaubwürdige Sinneswandlungen von Charakteren, als hätten sie erst im letzten Moment gemerkt, worauf sie sich einlassen und auf einmal den Moralischen bekommen. Da passt wirklich nur noch wenig zusammen, was zwar am Filmerlebnis nagt, aber zum Glück den überwiegend starken Eindruck nicht zu sehr verwischt.

          Nicht nur Genre-Freunde sollten diesem Film eine Chance geben.

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            RoboMaus 18.11.2019, 21:22 Geändert 19.11.2019, 07:59

            Ein Typ hat in seinem Zimmer ein paar Kartons zu einer Art Kinderburg zusammengestellt und sitzt drinnen fest. Nach einer Viertelstunde gehen seine Freunde rein, um den Verschollenen zu finden, aber man hat nicht mit der Gefährlichkeit des Konstrukts gerechnet, das ein Eigenleben hat..... vier Quadratmeter Kinderburg entpuppen sich als wundersames Papp-Labyrinth von der Größe eines ausgedehnten Höhlensystems.

            Der Trip gerät zu einem schrulligen Fantasy-Abenteuer mit Fallen und abstrusen Gestalten: "die kindliche Fantasie bewahren" führt zum Erfolg, wie einer beizeiten bemerkt. Tod durch Aufspießen mit Papprollen, rote Luftschlangen als Eingeweide, die Augsburger Puppenkiste als Akteure. Viel Geschwurbel darum, wie man wohl wieder herauskommt.......

            Originalität kann man Grundidee und Setting nicht absprechen, aber die Handlung ist einfallslos und kann trotz der bedrohlich wirken wollenden Elemente weder Spannung noch Dynamik erzeugen. Vordergründig ist 'Dave Made a Maze' (2017) dialoglastiges Arthouse-Fantasy mit ein paar netten Ideen und visuellen Aspekten, das aber mit den amateurhaften Schauspielern und öden Dialogen kaum zu beschäftigen weiß und inhaltlich zu wenig bietet. Leider verschärfen sich diese Defizite mit zunehmender Laufzeit, so dass man sich spätestens nach etwa einer Stunde fragt, ob man das wirklich noch bis zum Ende durchziehen will.

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              RoboMaus 18.11.2019, 18:53 Geändert 19.11.2019, 09:32

              Die Mädels rocken - Reese Witherspoon als graue Polizeimaus und sexy Sofia Vergara alias Mafiabraut auf eigenen Füßen sind vor üblen Häschern auf der Flucht. Darunter auch korrupte Bullen, die es auf die superkorrekte Witherspoon abgesehen haben, da sie ihnen die Tour vermasselt. Die erste halbe Stunde bringt die beste Situationskomik und ein paar krasse Lacher, doch mit dem Road-Fluchttrip der beiden versucht man, vor allem aus dem Kontrast der Charaktere zu schöpfen: graue Maus vs. überkandidelte Schönheit. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut, doch unter dem Strich macht das Duo Laune, kann manche Durststrecke und Rohrkrepierer ausbügeln.

              Gemäß der 4,7 aus der Community scheint das nicht jedermanns Humor zu sein, doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen: es gibt weitaus Schlimmeres, und man weiß es immer erst hinterher ;-)

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                RoboMaus 18.11.2019, 08:07 Geändert 18.11.2019, 16:10

                Welch ein Schlag ins Gesicht! Gegen Jillian Bell ist Melissa McCarthy noch ein erträgliches Schnuckelchen. Es gibt nur sehr wenige Filme, die nach zwei Minuten bereits derart nerven, dass der Vorlauf anspringt, aber 'Brittany Runs a Marathon' (2019) hat es geschafft: permanentes, unerträgliches, saudummes Gelaber, das irgendwie komisch wirken will und einem verpeilten, im Grunde bemitleidendenswerten Charakter entspringen soll (nicht unähnlich zu 'Fleabag', 2016+2019). Sicher, es geht darum, dass jemand in solch einer Lage seine gesellschaftliche Isolation bzw. Brandmarkung durchbricht und zur Selbstfindung gelangt, was interessant sein könnte. Doch dieser Film verzichtet weitgehend auf Handlung oder eine Story, lässt seine Figuren hingegen lediglich in verbaler Dauer-Interaktion stehen, die belangloser und nervender kaum sein könnte. De facto die Charakterstudie einer verpeilten Mitt-Dreißigerin, die ihren Stuss, ihre Peinlichkeiten und banalen Problemchen unablässig über die anderen Figuren und den Zuschauer ergießt - nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ich diesen Charakter in der echten Welt länger als zehn Minuten ertragen müsste......

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                  RoboMaus 17.11.2019, 14:59 Geändert 17.11.2019, 20:04

                  Stellen Sie die Lehne des Fernsehsessels zurück und sinken Sie hinein. Ich zähle nun langsam rückwarts von fünf - bei Wahrnehmen des Abspanns wachen Sie auf und haben den perfekten Film gesehen.

                  Fünf - Sie fallen in totale Entspannung, wenn 'Der Hypnotiseur' beginnt.

                  Vier - Sie verlassen ihre belastenden Vorurteile gegenüber Lasse Hallström-Filmen. Lasse Hallström-Filme sind spannend von der ersten bis zur letzten Minute..... von der ersten...... bis zur..... letzten...... Minute......., von..... der....... ersten....... spannend.....

                  Drei - Sie sind zurück im Jahr 1991, als Sie 'Terminator 2' im Kino sahen: dasselbe Gefühl wird sie auch zu 'Der Hypnotiseur' überwältigen.

                  Zwei - Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als von der wohligen Atmosphäre eines Lasse Hallström-Films eingelullt, ähh..... eingehüllt zu sein.

                  Eins - Ihr Filmerlebnis wird so stark, dass Sie nach dem Aufwachen alle Lasse Hallström-Filme anschauen. Ihre Sucht kennt keine Grenzen und Sie spenden ihm einen hohen Betrag für seinen nächsten Film. Endlich sind Sie ein freier Mensch, der seiner wahren Bestimmung zustrebt!

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                    RoboMaus 17.11.2019, 08:40 Geändert 18.11.2019, 12:21

                    Das dürfte die beste Leistung von Jessica Chastain sein, die ich bisher gesehen habe - als gewissenlose, hochintelligente Workoholic-Powerfrau, die über Leichen geht, um ihre Ziele zu erreichen, immer drei Schritte vorausplant und nichts dem Zufall überlässt. Allerdings tendiert das Polit-Drama 'Miss Sloane' (2016) sowohl in der Charakterzeichnung, als auch in der Handlung etwas zur Übertreibung bzw. Überdramatisierung, was die Glaubwürdigkeit herabsetzt. Jemand, der sechzehn Stunden am Tag arbeitet und dann noch Pillen nimmt, um nachts weitermachen zu können, aber trotzdem in jeder Minute glockenwach, fehlerfrei und 100% leistungsfähig ist und Vollgas gibt? Man kann einen Charakter auch überzeichnen.

                    Es geht um Lobbyismus, in diesem Fall das Beschneiden der mächtigen US-Waffenlobby mit einem Gesetz, das den Zugang zu Waffen erschwert. Chastain muss dafür eine Mindestanzahl von Senatoren für die Abstimmung im Senat gewinnen, doch die andere Seite schläft nicht. Damit sie nicht über das Ziel hinausschießt, muss Mark Strong sie als Koordinator im Zaum halten, doch allmählich entgleiten ihm die Zügel......

                    Die Story ist interessant, wartet mit pointierten Dialogen in den Auseinandersetzungen auf, zeigt eindringlich und überspitzt, wie in den USA Politik gemacht wird und Interessen vertreten werden. Sie erzeugt Spannung durch Chastains Aktionen, weil man sich des Öfteren fragt, was sie in dieser oder jener kritischen Situation wohl unternehmen wird. Inhaltlich wirkt das jedoch sehr gedrängt und intensiv, als ob man jeden Punkt eines dicken Buches in zwei Stunden abhaken wollte, was mit der Zeit etwas ermüdet - hier ist mehr Inhalt verpackt als in den meisten Drama-Serien für eine ganze Staffel.

                    Für 'Miss Sloane' sollte man hellwach sein, um den Unterhaltungswert zu realisieren - das ist kein Film zum nebenher Schauen. Dafür einer zum öfter Schauen.

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                      RoboMaus 16.11.2019, 17:11 Geändert 17.11.2019, 09:02

                      "Statt konkrete Hilfsprojekte zu zeigen, fokussiert sich die Doku Congo Calling auf drei persönliche Schicksale vor Ort" - zu dieser deutschen Doku sollte man wirklich vorher den Beipackzettel lesen. Es geht zwar im Hintergrund um Projekte vorort, über die man aber so gut wie nichts erfährt - es werden lediglich die Projektleiter gezeigt, wie sie in langen Statements oder während Treffen mit Kongolesen ihre Lage schildern und versuchen, ihre Arbeit oder ihren Zeitvertreib in Gang zu bekommen. Man erfährt, dass es nicht einfach ist...... echt jetzt? Einer ist 65 und beklagt sich, dass er nicht mehr dafür bezahlt wird, dort zu arbeiten, will aber nicht weg. Ein wahrhaft grauenhaftes Schicksal - er könnte doch seine Rente/Pension einsetzen; wäre es nicht das Mindeste, wenn man aus Überzeugung dabei ist?

                      'Congo Calling' (2019) dürfte wohl die überflüssigste Doku sein, die ich jemals zum Thema "Engagement in Afrika" gesehen habe. Dieses permanente, selbstdarstellende Gequatsche - "heldenhafte" Deutsche, die im Kongo nichts bewegen, bekommen ihr öffentlich-rechtlich gefördertes Porträt. Alter,......

                      Ärgerliche Zeitverschwendung.

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                        RoboMaus 16.11.2019, 16:16 Geändert 17.11.2019, 07:58

                        Mehr Action als Komödie, aber langweilig wird es hier nicht, und ernst nehmen sollte man gleich gar nichts. 'Killer's Bodyguard' (2017) wirkt wie das überdrehte End-Achtziger/Neunziger Buddy-Action-Kino mit erhöhtem Härtegrad und Dialogen/Sprüchen, die eher unserer Zeit entsprechen. Eine gelungene Mischung, von der Startruppe unterhaltsam präsentiert. Für Salma Hayek ist zudem eine Trophäe als bestaussehendste 50Jährige Hollywoods drin.

                        Sogar die Story um den geschnappten Auftragskiller Samuel L. Jackson, der gegen den weißrussischen Schlächter Gary Oldham in Den Haag aussagen soll, ist ansprechend. Dessen Schergen pusten das gesamte Schutzaufgebot weg, um Jackson's Aussage zu verhindern, doch Ryan Reynolds kann ihn schützen. Bis zur Mitte lässt sich das gut an, doch dann wiederholt sich für mein Empfinden das Schema zu oft, und die Sprüche prickeln auch immer seltener, während sich die Handlung zu reinem Hit & Run entwickelt und lange auf der Stelle tritt. Die dritte oder vierte Autoverfolgung hätte es nicht mehr gebraucht - da wird es bereits zum Overkill in der Wiederholungsschleife.

                        Alles in Allem solide Unterhaltung, die jedoch unnötigerweise in Richtung volle zwei Stunden marschiert und sich im letzten Drittel entsprechend zieht (ausser, man kann von dem Gerenne, Schusswechseln und crashenden Autos nicht genug bekommen).

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                          RoboMaus 15.11.2019, 22:17 Geändert 16.11.2019, 09:54

                          Mit Müh' und Not durchgestanden. So blass und inhaltlich fad hätte ich die Neuauflage von 'Tomb Raider' (2018) nicht erwartet. Alicia Vikander müht sich, als Lara Croft die taffe Abenteurerin zu geben, wird aber in den ersten beiden Dritteln als vom Schicksal gebeuteltes Mäuschen dargestellt, das gleich zu Beginn einen Kickbox-Ringkampf schändlich verliert. WTF? Das soll Lara Croft sein? Kein Vergleich zu Angelina Jolie in dieser Rolle - die ließ es krachen und hat den üblen Jungs mit Frauenpower, List und Tücke eingeheizt. Die Handlung, falls man das so bezeichnen möchte, ist komplett für die Tonne - lediglich eine Aneinanderreihung von Situationen, in denen sich Vikander auf die Suche nach ihrem Vater begibt. Nur schwer erträglich, das unvermeidliche, pathetische Geschwurbel, nachdem sie ihn gefunden hat (das man sich fast zehn Minuten anhören muss). Die Bösen sind wie so oft überzeichnet böse und knechten die Guten. Narratives Ödland, wie hundertfach gesehen.

                          Erst im letzten Drittel nimmt dieser Film Fahrt auf, indem der Abenteuer-Aspekt in den Vordergrund rückt und Vikander nun endlich zu der Lara Croft wird, die das Heft in die Hand nimmt. Doch mehr als ein einfallsloses 'Indiana Jones'-Abgekupfere kommt dabei inhaltlich kaum heraus. Die flüssige, CGI-betonte Inszenierung erweckt gerade noch einen "geht so"-Eindruck, aber gewiss kommt dieser Film nicht zur Wiederauflage.

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                            RoboMaus 13.11.2019, 18:04 Geändert 15.11.2019, 09:51

                            Nach seinem Doppelschlag 'Harry & Sally' (1989) und 'City Slickers' (1991) gelang Billy Crystal nicht mehr viel - seinen besten Film danach hatte er mit (oder dank) einem genialen de Niro in 'Nervensache' (1999), doch dann ging es steil bergab. 'My Giant' (1998) hat immerhin noch eine sympathische Story: Crystal spielt einen erfolglosen Agenten für Schauspieler, der für einen Dreh in Rumänien auf den Riesen Gheorghe Muresan trifft (in echt 2,31 m). Er will Muresan beim Film unterbringen, doch der macht nur mit, weil er seine alte Liebe wiedersehen will, die in den USA lebt.

                            So sehr sich Crystal auch müht - der Plot bleibt weitgehend flach und klischeehaft, hat aber um die Mitte eine starke Phase, die auch ein paar Lacher produziert. Davon hätte es mehr gebraucht, doch vor allem im letzten Drittel geht die Handlung bergab und begibt sich zudem in dick aufgetragenen Herzschmerz-Kitsch. Kein schlechter Film, aber es fehlen der Esprit und zündende Ideen, um ihn zu einer wirklich gelungenen Komödie mit Herz zu machen.

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                              Allein der Kontrast dieser 1,60 m-Frau zu den Football-Jungs - köstlich; dennoch nimmt man ihr das resolute Auftreten ab, mit dem sie allmählich ihr Team formt. Darin tummeln sich übrigens so illustre Gestalten wie Woody Harrelson und Wesley Snipes, beide ganz am Anfang ihrer Karriere - ein weiterer, interessanter Aspekt dieses Films.

                              Sehenswerte Unterhaltung mit Charme, Herz und Witz in einer 80er-Sportkomödie.

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                                RoboMaus 13.11.2019, 12:58 Geändert 13.11.2019, 16:19

                                ups.... das war wohl nichts mit dem Humor. Schon der Einstieg ist eine kalte Dusche: ein glatzköpfiger, ekliger Psycho-Fettwanst in Unterhosen, der in seiner Käfigwohnung ein Alphorn bläst. Daneben hat er eine Leiche liegen, um deren Entsorgung er sich Gedanken macht. Hauptsache skurril, abstoßend & abgedreht - der Witz ergibt sich von alleine..... oder auch nicht.

                                Wer über sinnloses Gelaber abgefuckter Charaktere zu absurden Situationen nicht lachen kann, dürfte hier schwerlich Unterhaltungswert vorfinden. Ein abgehalfterter Billy Crystal passt dazu wie die Faust auf's Auge. Muss nicht.

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                                  RoboMaus 12.11.2019, 17:38 Geändert 12.11.2019, 17:50

                                  Eine Komödie von Ang Lee - der gefeierte Regisseur hat bis heute fünfzehn Filme gemacht, von denen ich acht gesehen habe. Dass mir davon ausgerechnet derjenige am besten gefällt, der so schlecht aufgenommen wurde, dass er danach den Regiestuhl zuklappen wollte, spricht Bände ('Hulk' / 2003 / 6,5). Das Problem ist immer dasselbe: Lee entwickelt seine Inhalte sehr gemächlich und verwendet dabei viel Zeit auf die Zeichnung seiner Charaktere, bis sie für mein Empfinden überzeichnet sind - gleichzeitig tritt die Handlung auf der Stelle. Das führt beim Publikum mit einer geringeren Aufmerksamkeitsspanne zum Eindruck von Langatmigkeit - wer braucht das schon?

                                  So auch in 'Das Hochzeitsbankett' (1993), dessen Story für eine Komödie wie geschaffen scheint: ein schwules Pärchen lebt in New York, doch die taiwanesischen Eltern des Einen halten ihn für einen Hetero, der unter die Haube gebracht werden muss. Weil die Mutter sogar von Taiwan aus nichts unversucht lässt, macht er einen Deal mit einer illegalen Chinesin: er heiratet sie, wofür sie sein Alibi wird. Mama und Papa rücken an..... doch bis es dazu kommt, wird lang und breit die Situation des Schwulenpärchens dargestellt, die bereits nach zehn Minuten inhaltlich ausgereizt ist. Von Lachern keine Spur. Nach einer halben Stunde wird es durch den Kontrast mit den Eltern zwar amüsanter, doch Lee bleibt sich treu im Überzeichnen von Situationen - allein die Hochzeit mit ihren witzlosen Ansprachen und den folgenden Spielchen nimmt eine Viertelstunde ein, womit er sogar noch Coppola und dem 'Paten' Konkurrenz macht. Es folgt das dialoglastige Problemwälzen, weil sich plötzlich alle nicht mehr verstehen, auch nicht das Schwulenpärchen.

                                  Lee schafft zwar eine amüsante Grundstimmung, was den Film gerade noch unterhaltsam macht. Doch für eine zündende Komödie ist das zu flach und zu unlustig: es wird zu viel um banale Situationen diskutiert, die Handlung plätschert nur vor sich hin, erzeugt kaum Dynamik, keine Gags und nur selten gelungene Situationskomik.

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                                    RoboMaus 12.11.2019, 13:36 Geändert 19.11.2019, 07:32

                                    Die Chronik einer schleichenden Nuklearkatastrophe mit einem nichtssagenden Titel: 'Metamorphosen' (2013) ist ein Dokumentarfilm, der keine Insekten zum Thema hat, sondern sich der Gegend um die russische Atomaufbereitungsanlage Majak im Südural widmet. Von Stalin in den frühen 50ern eingeweiht, erlangte sie in den 2000ern traurige Berühmtheit, als vertuschte Unfälle ans Licht kamen, die in einem Gebiet von 20.000 km2 schwere radioaktive Verseuchung verursachten, vor allem entlang des Tetscha-Flüsschens. Kumulativ wird die freigesetzte Radioktivität seit den 50ern größer als nach dem Unfall von Chernobyl angesetzt. Im Jahre 2000 war man nach einem Stromausfall nur wenige Minuten von der Kernschmelze entfernt. Kein Back-Up-System, keine Generatoren!

                                    Dem Schrecken und der Tristesse des Themas angemessen, ist der gesamte Film in Schwarzweiß gehalten. Bildfüllende Gesichter Betroffener werden wortlos etwa 20 Sekunden gezeigt, um das Grauen in deren Erzählungen zu bekräftigen. Stilistisch ist das ein Arthousefilm, inhaltlich jedoch nicht, zumindest in der ersten Hälfte. Man bekommt einen nachfühlbaren Eindruck der Ereignisse und ihrer Auswirkungen auf die Bevölkerung, die man als Versuchskaninchen betrachtete. Lange wurde niemand gewarnt - man ließ die Menschen das verseuchte Wasser trinken und sie im Sommer darin baden. Bis zur Mitte ist der Film eine gelungen eindringliche Symbiose aus Arthouse und Dokumentation, doch das ändert sich. In der zweiten Hälfte verlegt man sich nur noch auf das Darstellen der Landschaft und ihrer Menschen (bis auf die kurze Story des Beinahe-GAUs). In langen Einstellungen pfeifft der Wind durch das hohe Gras, werden Förster bei der Arbeit gezeigt, etc. - nett, aber gäbe es nicht auch noch Relevantes zum Thema?

                                    Zwar zu betont artsy, auch im möchtegern-anspruchsvollen Titel, aber vor allem in H1 informativ, aufrüttelnd und unter die Haut gehend.

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                                      RoboMaus 11.11.2019, 21:34 Geändert 12.11.2019, 09:58

                                      Als wäre man bei Tarantino...... gefühlt auf vier Fünftel von 'The Sisters Brothers' (2018) darf man mehr oder weniger banalem Gerede lauschen, von den Inhabern der tragenden Rollen überwiegend im Sitzen, Reiten, auf der Erde oder (welch angenehme Abwechslung!) im Wasser liegend vorgetragen. Bei einem derartigen Mangel an Handlung fällt es schwer, die Aufmerksamkeit hochzuhalten, während das Hirn nach Beschäftigung giert. Die Sorte von Film, bei der man getrost zwanzig Minuten vorspulen kann, ohne das Gefühl, auch nur das Geringste verpasst zu haben. Leider sind diese Dialoge, zumindest in meiner Wahrnehmung, alles andere als prickelnd, zumal sie auch noch von diesem unterschwelligen Zynismus durchsetzt sind, der von einem Teil des Publikums als schwarzer Humor wahrgenommen wird. Für einen anderen Teil ist damit das Däumchendrehen vorprogrammiert.

                                      Man sieht sich jedoch keiner hochschaukelnden Gruppenauseinandersetzung gegenüber, wie in 'The Hateful 8' (2015), sondern es werden zunächst zwei topbesetzte Duos in allen Facetten beleuchtet: zum Einen die Kopfgeldjagd-Brüder Joaquin Phoenix & John C. Reilly, zum Anderen der gejagte Jake Gyllenhaal, der mit Riz Ahmed durch das Land zieht. In der kleinen Nebenrolle des Auftraggebers erlebt man Rutger Hauer in einem seiner letzten Filme. Doch auch nachdem sich die Vier unvermeidbarerweise begegnen, ändert sich kaum etwas am geschwätzigen Reigen. Das ist ohne Zweifel gut gespielt, tief gezeichnet und in eine stark inszenierte Landschaft gestellt, besitzt somit inhärente Qualitäten und reicht immerhin zu gepflegter Langeweile. Es könnte schlimmer sein.

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                                        RoboMaus 11.11.2019, 17:09 Geändert 19.11.2019, 07:34

                                        Auf jeden Fall ist 'Der Mann ohne Nerven' (1975) einer der besseren der vielen Action-Filme mit Charles Bronson, weil er auch über eine interessante Handlung verfügt: der missliebige Robert Duvall wird durch ein Komplott seines eigenen Großvaters in Mexiko verhaftet und im Knast verwahrt. Seine Frau will ihn undedingt herausholen und heuert den Haudegen Charles Bronson an, der mit guten Ideen anrückt, doch jedesmal scheitert. Allmählich dämmert es ihm, dass seine Aktionen sabotiert werden.....

                                        Der Plot wird (vor allem für 70er-Verhältnisse) stark aufgebaut, hat aber im mittleren Drittel eine lange Schwächephase, worin die Handlung auf der Stelle tritt und von Bronson auch nichts mehr kommt. Erst zum letzten Drittel fährt die Spannungskurve wieder nach oben, wobei die Befreiung leider schlecht inszeniert ist:
                                        (SPOILER) Bronson fliegt lange sichtbar mit dem Hubschrauber auf die Knastanlage zu, kann ungestört landen und stehenbleiben, ohne dass die Wachen kommen oder ihn unter Feuer nehmen?? Weil er vor der riesigen Knastfestung einen Ablenkungswagen mit einer knackigen Blondine postiert hat, die "Vergewaltigung" schreit?? Das ist ja wohl ein richtiger Scheiß-Plan.
                                        (SPOILER ENDE)

                                        Wenn man beide Augen zudrückt, geht das vielleicht durch, aber selbst für Action-Kino ist diese Aktion armselig. Dennoch, unter dem Strich ein gut unterhaltender Bronson, der phasenweise Laune macht.

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                                          RoboMaus 11.11.2019, 09:13 Geändert 12.11.2019, 07:58

                                          'Süßes Gift - Hilfe als Geschäft' (2012) nennt das Kind beim Namen: die verstärkt seit den 60er Jahren in Afrika gepumpte Entwicklungshilfe und entsprechende Projekte sind i.d.R. langfristig wirkungslos oder haben gar einen negativen Effekt. Die Doku veranschaulicht das mit einigen Beispielen und erläutert die Misere: westliches, rationales und zukunftsorientiertes Denken trifft auf eine Mentalität, die verschiedener kaum sein könnte und auch heute noch in weiten Teilen steinzeitlichem Nomadentum entspringt. In solch einer sozio-kulturellen Umgebung mit westlichen Denkansätzen Nachhaltigkeit erzeugen zu wollen, reflektiert wohl eher ein Helfersyndrom oder naiven Weltverbesserungsdrang mit Gewissensberuhigung, der zigtausende Organisationen (NGOs) in Afrika aktiv sein lässt. In vielen Fällen dürfte es jedoch ein reines Geschäft sein: von den Hilfsgeldern kommen den Angaben nach nur etwa 30 % an, wobei der Rest in den Strukturen der NGOs und der Korruption versickert: 350 Mrd.$ von 500 Mrd.$, die seit den 60er Jahren in die Entwicklungshilfe flossen.

                                          Solange ein augenscheinlich sinnvolles Programm aktiv von der NGO gemanagt wird, zeigt es wirtschaftliche Wirkung und möglicherweise sogar einen Boom, doch nachdem es zur Eigenbetreuung abgegeben wird, verkehrt es sich oft ins Gegenteil. Mit verheerenden Folgen für eine gewachsene Bevölkerung. Schlimmer noch sind reine Nahrungsversorgungsprogramme, die Abhängigkeit erzeugen, langfristig auch gefährliches Bevölkerungswachstum, und die Menschen ihrer Motivation berauben. Eine Lösung scheinen profitorientierte Projekte zu sein, die von westlichen Firmen vorort aufgebaut und betrieben werden, wobei angeleitete, einheimische Bauern als Subunternehmer auftreten und ihr Produkt mit der geforderten Qualität zu einem fairen Preis an die Firma verkaufen. Der Film bringt dazu ein gutes Beispiel aus dem Baumwollbereich.

                                          Ein zurückgekehrter Afrikaner, der in Deutschland studiert hat, bringt es auf den Punkt: "stoppt die Entwicklungshilfe, damit Afrika sich entwickeln kann".

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                                            RoboMaus 10.11.2019, 13:54 Geändert 10.11.2019, 14:04

                                            Das deutsche 'Cool Runnings': Underdogs treten bei den olympischen Winterspielen 1952 im Viererbob an, doch hier enden die Gemeinsamkeiten. In 'Schwere Jungs' (2007) laufen keine sonnenverwöhnten Rastalocken auf, die noch nie Schnee gesehen haben, sondern der erste Bob ist bereits Weltmeister und will Deutschlands erstes Olympiagold nach dem Krieg holen. Die Underdogs sitzen im anderen Bob und sind seit Kinderzeiten erbitterte Rivalen des Favoriten - weil Deutschland einen zweiten Bob stellen darf, raufen sich die Vier nach Jahren der Bob-Abstinenz wieder zusammen und qualifizieren sich für die Olympiateilnahme.....

                                            Inhaltlich wird geschickt der sportliche Aspekt mit dem Rivalentum und der privaten Lage der Bobfahrer vermischt, deren Animositäten ständig drohen, das Olympiateam zu sprengen. Die Funktionäre haben alle Hände voll zu tun, die Situation im Griff zu halten, können aber gegen die bayrische Urgewalt nichts ausrichten. Auch wenn das einen durchaus ernsten Hintergrund hat, gibt man der Handlung einen gelungen komödienhaften Anstrich, der für etliche Lacher sorgt und nur manchmal zu albern oder deppenhaft wirkt. Im Vergleich zu dem, was man in hiesigen Komödien gewohnt ist, müsste man 'Schwere Jungs' gar als Perle der neueren deutschen Komödie bezeichnen. Charme und Herz schlagen Fäkalhumor. Doch lassen wir die Kirche im Dorf: Marcus Rosenmüller & Co. präsentieren starke Unterhaltung im Feelgood-Format, die sich hinter 'Cool Runnings' (1993) nicht zu verstecken braucht.

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                                              RoboMaus 10.11.2019, 08:24 Geändert 10.11.2019, 11:00

                                              Nach dem zweiten Golfkrieg im Februar 1991 wurde der Irak mit einem Handelsembargo überzogen, um Saddam den Geldhahn abzudrehen, doch man einigte sich mit der UN auf ein Oil-for-Food-Programm, womit ab 1995 Nahrung und Medikamente an die Bevölkerung verteilt werden sollten. Bis zum dritten Golfkrieg (März-April 2003) wurden dafür etwa 53 Mrd.$ aus kontrollierter Förderung irakischen Öls eingenommen, doch das meiste Geld verschwand in einem beispiellosen Sumpf aus Korruption. Alle Beteiligten füllten sich die Taschen, angefangen bei Saddam, UN-Mitgliedern, Zwischenhändlern, bis zu Pharmafirmen, die ihre abgelaufenen Medikamente im Irak entsorgten und dafür den Neuwert kassierten. Wie das ablief, beschrieb Michael Soussan in seinem Buch mit dem vielsagenden Titel 'Backstabbing for Beginners' (2008), das 2018 verfilmt wurde. Soussan kam als UN-Grünschnabel und Idealist in den späten 90ern in das Programm und wurde danach zum Whistleblower, der den Skandal aufdeckte.

                                              Im Film erlebt man einen stark auftretenden Ben Kingsley als UN-Beauftragten für das Oil-for-Food-Programm, der Soussan einstellt und ihn ins kalte Wasser wirft. Es ist nicht der oft gesehene, langatmige und dialoglastige Politthriller, worin Machenschaften und Drahtzieher mit ausgedehnten Recherchen entlarvt werden, sondern man zieht eine einnehmende Handlung auf, die den Zuschauer mit in das Geschehen wirft. Dadurch entsteht von Anfang an eine solide Grundspannung, worin sich die Handlung durch neue, interessante Aspekte ständig weiterentwickelt. Es wird schnell deutlich, dass sich die Drahtzieher nicht ans Bein pinkeln lassen, mit harten Bandagen kämpfen und extrem gut vernetzt sind. Wer nicht mitspielt, wird entsorgt.....

                                              Einer der besseren Politthriller, der es schafft, den Zuschauer durchgängig zu beschäftigen, für Kurzweil sorgt und durch seinen True Story-Aspekt an Brisanz gewinnt.

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                                                RoboMaus 09.11.2019, 18:24 Geändert 10.11.2019, 08:33

                                                "Directed by Steven Spielberg" - im Jahr nach seinem bekannteren Frühwerk 'Duel' (1971) inszenierte er eine weitere Mystery-Story, diesmal im Haunted House. Doch 'Das Haus des Bösen' (1972) leidet sehr unter seiner Entstehungszeit. In typischer 70er-Manier gibt es vor allem belangloses BlaBla, womit nur das Offensichtliche ausgetreten und die Zeit totgeschlagen wird. Darin eingebettet sind kurze Szenen, worin die Protagonistin phantomartigen Geräuschen nachgeht, sich aber nichts Konkretes ergibt.

                                                Der Plot folgt zwar dem klassischen Muster solcher Filme, schafft es aber nur selten, Spannung aufzubauen und langweilt streckenweise sogar in seiner kurzen Laufzeit von nur 71 min. Inszenatorisch erkennt man jedoch in einigen Szenen bereits die Handschrift des Meisters, aber das ist wohl eher von kinohistorischem Interesse, als dass man hier ansprechende Unterhaltung vorfände oder sich gar gruseln würde. Selbst zum Ende hin, wo sich im Genre normalerweise die Inhalte verdichten und die Spannung steigt, um in einem idealerweise packenden Showdown zu kulminieren, bleibt die Handlung flach. Stattdessen bekommt man Sprüche wie "Es gibt noch etwas Stärkeres als Pentagramme - die Liebe zum Beispiel....." - ein Zeichen des (Hippie-)Zeitgeistes? Dazu kommen Szenen, die bei der Protagonistin Panik und Kreischen verursachen, jedoch nichts zeigen, ausser z.B. eine undefinierbare Flüssigkeit, die in einer Flasche blubbert - so etwas kann man doch nicht ernst nehmen, nicht einmal in den 70ern.

                                                In Ansätzen gelungen, aber zu geschwätzig, schablonenhaft und seicht.

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                                                  RoboMaus 09.11.2019, 13:54 Geändert 10.11.2019, 08:52

                                                  Heute vor 30 Jahren: wer es miterlebt hat, wird sich ein Leben lang an diesen Tag erinnern, als die Mauer fiel und man fassunglos vor dem Fernseher saß oder gar dabei war. Der Fassungslosigkeit folgten schnell emotionale Überwältigung und Tränen - endlich war dieser Alptraum beendet. Jener erhebende Moment ist immer noch so präsent, als wäre es gestern passiert.

                                                  Pünktlich zum Jubiläum erscheinen die entsprechenden Filme im TV, überwiegend vom öffentlich-rechtlichen, deutschen Fernsehen produziert. Doch was man hier zu sehen bekommt, fällt leider wie so oft in die Schiene der biederen Einfallslosigkeit und des krampfhaften Witzigwirkenwollens. 'Bornholmer Straße' (2014) erzählt das wahre Ereignis des Ansturms der DDR-Bevölkerung auf diesen Berliner Grenzübergang, nachdem Schabowski im Fernsehen die freie Ausreise verkündet hatte. Dabei setzt man auf komödienhafte Elemente, um den Stoff als Satire darzubringen.

                                                  Doch die abgestandene Situationskomik und die Sprüche kommen alles andere als witzig, zumindest in meiner Wahrnehmung: zu aufgesetzt, zu ideenlos. Overacting, Geschrei und Deppentum anstelle von überzeugendem Schauspiel, ansprechenden Dialogen und gelungener Komik, dazu Blähungen und Bauchrumoren als Running Gag - willkommen beim deutschen Film.

                                                  Die "Handlung" besteht fast den ganzen Film über aus einer sich stetig mehrenden Menschenmenge vor dem Grenzübergang, während die Grenzposten nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen und sich zoffen. Inhaltlich monotoner geht es kaum. Dabei kommt es auch zu verbalen Auseinandersetzungen mit der Bevölkerung, doch die Chance auf eine prickelnd oder ergreifend dargestellte Interaktion wird vertan. Es fehlt der Esprit. Es fehlt der Witz. Es fehlt an Inhalten. Es fehlt an allem.

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                                                    Ernüchterung machte sich breit - nicht nur bei mir, sondern auch den meisten Anderen beim Verlassen des Kinosaals. Nach den Vorfeld-Ankündigungen, wie "Knüpft direkt an T2 an" und dem Auffahren der damaligen Protagonisten Linda Hamilton und Arnie, nahm man mit einer Erwartungshaltung platz, die 'Terminator: Dark Fate' (2019) nicht erfüllt. Nach einer halben Stunde wird klar, dass der Film kaum Neues erzählt, sondern weitgehend die Story von T2 wiederkäut und sie lediglich mit anderen Figuren, sowie zeitgemäßen CGI-Action-Sequenzen bestückt.

                                                    Die Handlung von T2 besticht u.a. damit, dass sie sich ständig weiterentwickelt, nie vorhersehbar ist, auch in den Details überzeugt, eine unerhörte Spannung schafft und zündenden Humor eingebaut hat. All das fehlt hier - man vergleiche z.B. die ikonische T2-Szene, worin Arnie die Kluft des Rockers fordert, mit der Äquivalentszene hier, worin die blasse MacKenzie Davis dem Mexikaner die Kleidung abnimmt. Dazwischen liegt eine Kinowelt. Diese Idee ist nicht nur kopiert, sie ist auch noch schlecht kopiert.

                                                    Ein weiteres Problem von T6 liegt bei den Charakteren - die dürre MacKenzie Davis mit Arnies T2-Rolle des guten Terminators zu besetzen, hat weder Charisma noch Wirkung. Da wäre selbst ein abgehalfterter Steven Seagal besser gewesen, sogar zu 80 % gedoubelt. Ebenso wenig überzeugt Linda Hamilton als Schießprügel-Oma. So sehr ich sie in T2 mag - sie ist einfach zu alt und zu faltig, um diese Rolle glaubhaft an den Zuschauer zu bringen. Da helfen auch ihre taffen Sprüche nicht. Am ehesten überzeugt Arnie als vermenschlichter Terminator a.D., der aber erst nach über einer Stunde auftaucht. Doch wozu muss man sich in hanebüchene Dialoge versteigen, um sein zwanzigjähriges Zusammensein mit einer Menschenfrau zu erklären: "Meine Beziehung ist nicht sexueller Natur" - wer hätte es gedacht? Das klingt eher wie ein gescheiterter Versuch von Selbstparodie. Der Gipfel der Einfallslosigkeit wird jedoch mit dem Antagonisten-Terminator erreicht - der T-1000 mit einem angsteinflößenden Robert Patrick aus T2 ist lediglich übernommen und mit einer Zusatzeigenschaft ausgestattet. Gabriel Luna versucht zwar wie Patrick zu wirken, kommt aber nicht heran und ist symptomatisch für den ganzen Film: auf weite Strecken nur eine zweitklassige Nachahmung.

                                                    Es bleibt als positiver Punkt die Action: hier schöpft man aus dem Vollen der CGI-Möglichkeiten von 2019 und schafft damit einen Film, der wenigstens aus dem Computer heraus noch so gut unterhält, dass es nicht langweilig wird. Doch erhält man damit nur austauschbares, inhaltlich einfallsloses Action-Popcornkino, das einen Besuch kaum lohnt.

                                                    Im Plot mag der Terminator eine Seele erworben haben - dem Franchise ging sie mit dieser überflüssigen Neuauflage verloren.

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