RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 08.11.2019, 09:11 Geändert 08.11.2019, 13:27

    Ein französischer U-Boot-Politthriller in der Tradition von Werken wie 'Jagd auf Roter Oktober' (1990). Es entfaltet sich ein zunächst spannender Einsatz, worin auch an Land eine Aktion gegen die russische Militärbasis Tartus an der syrischen Mittelmeerküste durchgeführt wird. Das ist packend dargestellt und gibt eine sehr starke 25minütige Einführung der Truppe. Man erfährt zwar weder etwas über den Hintergrund der Aktion, noch ergibt das irgendeinen Sinn, was sich aber verzeihen lässt.

    In der Folge verlegt man sich auf Kompetenzgerangel, wobei ein cleverer Underdog die wahre Natur einer Bedrohung erkennt, welche zur Mobilisierung eines französischen Atom-U-Boots führt und einen Atomkrieg auslösen könnte. Leider ist die Story alles andere als überzeugend und voll mit Unstimmigkeiten - man kann nur hoffen, dass sich die Franzosen in der Realität nicht so dämlich verhalten. Letztlich dient das Ganze nur dazu, im letzten Drittel ein pathetisch vorgetragenes U-Boot-Drama mit französischem Heldentum zu inszenieren, das aber mit fortschreitender Laufzeit aufgrund des Mangels an Ideen und einer sich nur noch im Kreis drehenden Handlung uninteressant wird.

    Nach 8 Punkten für die Einführung sackt 'The Wolf's Call' (2019) kontinuierlich ab, um am Ende bei 4 Punkten zu landen. Insgesamt reicht es noch für ordentliche Unterhaltung, die aber einen faden Nachgeschmack hinterlässt.

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      RoboMaus 07.11.2019, 17:42 Geändert 08.11.2019, 08:16

      Auf ein Neues mit Will Ferrell & Co., diesmal erweitert um Kurzauftritte Etlicher, die in Hollywood Rang und Namen haben. Man begegnet so illustren Gästen wie Harrison Ford, Will Smith, Liam Neeson, Jim Carrey etc., die sich für 'Anchorman 2' (2013) ins Zeug legen und ist nun im Jahre 1979 angekommen, wo Ron Burgundy (Ferrell) immer noch sein Unwesen als innovativster Nachrichtensprecher aller Zeiten treibt. Stil und Humor sind beinahe identisch zum neun Jahre älteren Vorgänger - nach wie vor steht innerhalb eines Handlungsfadens um Burgundys Schicksal ein Gemisch aus Situationen um den Nachrichtenstar, die wahlweise absurd, albern, Rohrkrepierer, aber auch witzig oder clever sind. Das Overacting, manchmal hart an der Nervgrenze, kommt natürlich nicht zu kurz, diesmal vor allem von Steve Carell als Asperger-Gefolgsmann in Ferrells Nachrichtentruppe.

      Für mein Empfinden haben die witzigen Einfälle nachgelassen, wobei es phasenweise eher flach und augendrehermäßig zugeht, so dass sich der Gedanke ans Abstellen breitmacht. Dann kommen jedoch wieder gelungene, witzige Einlagen, die Laune machen und insgesamt noch für ansprechende Unterhaltung sorgen, wenn auch mit Durststrecken.

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        RoboMaus 06.11.2019, 15:52 Geändert 07.11.2019, 15:43

        Selten sah ich in einer Komödie Licht und Schatten so nah beieinander - sehr starke, mit Will Ferrells Flötenauftritt in die Sphären der Genialität aufsteigende Einlagen, wechseln sich mit unterirdischem Rumgehampel und Augendrehersprüchen ab, wozu ein manchmal peinlich overactender Ferrell sich zu keiner Posse und Pose zu schade ist. Fremdschämen garantiert.

        'Anchorman - Die Legende von Ron Burgundy' (2004) ist Mitte der 70er angesiedelt und handelt von einem durchgeknallten Nachrichtenmoderator, der von einer Frau Konkurrenz bekommt. Mit von der Partie sind Steve Carell, Jack Black und einige andere bekannte Gesichter, seit damals als "Fret Pack" bekannt. Das Outfit könnte mit den 70er-Anzügen kaum besser getroffen sein. Der Rahmen stimmt, doch der Inhalt nur teilweise, was aber vorwiegend vom individuellen Humor abhängt. Unter dem Strich finde ich den Film sehenswert, worin bereits ein Extrapunkt für Ferrells oben erwähntes Glanzlicht steckt. Freunde des derben Humors sollten auf jeden Fall einen Blick in 'Anchorman' werfen.

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          RoboMaus 06.11.2019, 13:34 Geändert 07.11.2019, 08:32

          Abenteuerfilm??

          "....bis in die Nebenfiguren tief gezeichnet" meint jemand zu 'Himmel über der Wüste' (1990) und vergibt 9 Punkte. Das kann man diesem stark besetzten Drama nicht absprechen, doch lässt sich darüber hinaus, ausser einem überzeugenden Auftreten von John Malkovich, Debra Winger und Timothy Spall, nichts Positives über diesen Film sagen. Der Plot ist lediglich eine eindimensionale Studie mehrerer Charaktere und ihrer Beziehungen, die es zu keinem Zeitpunkt schafft, ihre tiefgezeichneten Figuren in einen Handlungsrahmen zu stellen, der über das endlose Besprechen von Belanglosigkeiten im Wechsel mit Softporno-Einlagen hinauskommt.

          Malkovich: "Wenn Tanner nachmittags nicht so lange schlafen würde, hätte ich keine Chance mit dir allein zu sein"
          Winger: "Red keinen Quatsch"
          Malkovich "Ich seh doch den Quatsch, der sich abspielt. Findest du das keinen Quatsch, was er den ganzen Tag zusammenredet?"
          usw. usw. usw. - ungefähr in diesem Stil wird man den ganzen Film über zugetextet, während dazu radgefahren, auf dem Balkon gesessen oder an einem Drink genuckelt wird.

          Zu wenig, um zu beschäftigen.

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            RoboMaus 05.11.2019, 15:02 Geändert 06.11.2019, 07:46
            über Sabrina

            Die süße Julia Ormond - 1995 wurde sie zuerst als Guinevere in der Mittelalter-Romanze 'Der erste Ritter' von Richard Gere zum Schmelzen gebracht, und danach in 'Sabrina' von Playboy Greg Kinnear. Der muss sich nicht anstrengen: sie liegt ihm bereits zu Füßen, als er kaum Notiz von ihr genommen hatte und sie noch ein Aschenputteldasein im Anwesen seines Bruders führte - kein Geringerer als Harrison Ford, der diesen Film als schwerreicher Industrieller massiv aufwertet. Der etwas flache Plot bekommt vor allem in H1 immer dann Profil, wenn er auftritt, und ganz ehrlich: 'Sabrina' sah ich nur, um eine Lücke bei Harrison Ford-Filmen zu schließen, die ich inzwischen fast alle gesehen habe. Er war es wert.

            Für Ormond wird ein Paris-Arbeitsaufenthalt in der Mode-Fotographie arrangiert, mit durchschlagendem Erfolg: Nach ihrer Rückkehr ist das Vögelchen flügge, und sofort spring Kinnear an. Mami ist jedoch von der Entwicklung überhaupt nicht begeistert, hört sie doch bereits die Glocken zur arrangierten Heirat mit einer Industriellen-Tochter klingeln......

            'Sabrina' wird zwar als RomCom deklariert, hat jedoch kaum komödienhafte Elemente - "romantisches Drama" wäre angebracht, zumal sich auch Ford in das Liebeskarussel stürzt. Leider zieht es sich nach der besseren ersten Hälfte mit langen, nicht prickelnden Dialogen unnötig auf die vollen zwei Stunden, so dass das Ende erlösend wirkt. Wegen Harrison Ford noch ein "geht so", aber geeignet ist das wohl nur für Fans romantischer Dramen.

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              RoboMaus 04.11.2019, 18:05 Geändert 06.11.2019, 08:31

              Deutsche Naturdokus sind oftmals überzeugend und wohl das Genre, in dem der hiesige Film problemlos auch international mithalten kann. Umso mehr überrascht die Doku 'Planet Deutschland - 300 Millionen Jahre' (2014) mit ihrer rudimentären Darstellung dieses geologischen Entwicklungszeitraumes auf heutigem deutschen Boden. Schon der Beginn zeigt, wie schlampig hier recherchiert wurde: der großartige Saurierfund von vielen sehr gut erhaltenen Plateosauriern im Stuttgarter Raum wird der Jurazeit angedichtet, kommt aber aus der oberen Trias und ist weltweit einer der bedeutendsten Saurierfunde aus dieser frühen Epoche - gerade das macht ihn so wertvoll. Vielleicht dachte man sich "Die Trias kennt sowieso keiner, schlagen wir es doch dem Jura zu, wo seit Spielberg jeder weiß, dass Saurier unterwegs waren"? Doch spielt das in dieser Doku kaum eine Rolle - die Sachverhalte werden hier so strukturlos, didaktisch schlecht und z.T faktisch falsch erklärt, dass ein unbedarfter Zuschauer ohnehin keine Chance hat, die Zusammenhänge und Entstehungsmechanismen der Landschaft und ihrer Lebewesen zu verstehen.

              Wertvolle Laufzeit wird hingegen immer wieder mit zusammenhanglosen Szenen vom aktuellen Leben in Bergen, Wäldern und Gewässern belegt, die mit den zuvor gezeigten geologischen Vorgängen so gut wie nichts zu tun haben. Wenn dann noch das unvermeidbare Absterben von Monokultur-Fichtenwäldern unreflektiert ausschließlich dem vorgeblich menschengemachten Klimawandel in die Schuhe geschoben wird, fragt man sich, was hier eigentlich ausgesagt werden soll (ein ähnliches Waldsterben gab es schon um 1980, wobei von einem Klimawandel nicht die Rede sein kann - der Wald hat sich später erholt, während es wärmer wurde; damals kam man aus einer weltweiten, jahrzehntelangen Abkühlungsphase von 1940-1980, während der atm. CO2-Gehalt um 10 % von ca. 300 auf 330 ppm anstieg).

              Als nettes Deutschland-Naturbilderbuch mag das taugen (dafür die Punkte), aber wer wirklich etwas über die geologische Entwicklungsgeschichte dieses Landes sehen möchte, sollte sich etwas anderes anschauen. Dann könnte man evtl. erfahren, dass es in der letzten Zwischeneiszeit vor ca. 125.000 Jahren 2-3° wärmer war als in der jetzigen, der Meeresspiegel 6-9 m höher lag, subtropische Fauna durch Deutschland streifte (Elefanten, Nashörner, Flusspferde, Wasserbüffel) und vom Neandertaler gejagt wurde - all das auf einem vorindustriellen atm. CO2-Level von 270-290 ppm.

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                RoboMaus 04.11.2019, 15:25 Geändert 04.11.2019, 17:10

                Wie von etlichen Usern hier konstatiert: der Plot von 'Die Echelon-Verschwörung' (2009) ist wahrlich kein Paradebeispiel für ausgefeiltes Storytelling. Die Vorkommnisse und Aktionen um eine steuernde Macht, die einen unbedarften Bürger zum Handlanger per Handy-Anweisungen macht, wirken oft an den Haaren herbeigezogen. Wenigstens macht man sich die Mühe, Manches im Nachhinein zu erklären, z.B., wie es möglich ist, dass die Handyanweisungen punktgenau das Jackpot-Knacken im Casino vorhersagen, aber das ist Schwachsinn.

                Doch vor allem in der ersten Hälfte, wo noch nicht klar ist, was hier gespielt wird, kommen die WTF-Effekte an. Es macht Laune, Shane West auf seinem Erfolgs-Locktrip zu folgen, während das FBI um Ving Rhames die Bedrohung erkennt. Die Story mag hohl sein, aber sie ist spannend erzählt und phasenweise packend umgesetzt - das reicht zumindest in H1 für starke Unterhaltung. Mit fortschreitender Laufzeit, vor allem, nachdem zum letzten Drittel die Katze aus dem Sack ist, lässt es jedoch nach. Nun übernehmen Standard-Action und das übliche Beharke diverser Parteien das Bild, während die Handlung den Dienst quittert. Immerhin ist auch das noch akzetable Genrekost, so dass unter dem Strich ein zwar inhaltlich schwacher, aber solide unterhaltender Verschwörungsthriller steht.

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                  RoboMaus 04.11.2019, 08:25 Geändert 04.11.2019, 12:38

                  Etliche Filmfans bemängeln an 'Fright Night 2' (2013), dass er nur eine Kopie des Originals von 1988 sei. Ich kenne das Original nicht und kann den Film aus einer unvoreingenommenen Warte als durchaus sehenswert wahrnehmen. Die in Rumänien angesiedelte und an Originalschauplätzen gedrehte Story um eine Vampirgräfin ist interessant aufgezogen, wobei die Gräfin (Jaime Murray) hundertprozentig überzeugt. Sie ist nicht nur ein Hingucker, sondern wirkt mit ihrem Auftreten schön unheimlich und angsteinflößend.

                  Der Aufbau ist ansprechend - kein langes Geschwurbel, und man kommt schnell zum Thema. Die Gräfin tarnt sich als Universitätsprofessorin für Geschichte und pickt einen der amerikanischen Gaststudenten heraus, wobei sich ihr Eindringen in sein Leben geschickt steigert. Zunächst erscheint sie ihm nur in Visionen, wonach es immer konkreter wird und andere Studenten mit hineingezogen werden. Die Aktionen wirken keinesfalls plump, wie man es aus billigen Vampirfilmen kennt, sondern gehen mit guten Ideen einher, wobei auch das Gore-Level und der Humor nicht zu kurz kommen. Lediglich im finalen Showdown wirkt es leider etwas hanebüchen - da wäre es besser gewesen, von der Vorlage abzuweichen und sich etwas Neues, nicht so Abgenudeltes einfallen zu lassen.

                  Einer der besseren Vampirfilme der letzten zehn Jahre.

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                    RoboMaus 04.11.2019, 07:48 Geändert 04.11.2019, 11:13

                    Der ausgezeichnete finnische Achtungserfolg 'Iron Sky' (2012) traf genau meinen Humor als gelungene Mischung aus einer ideenreichen, leicht überdrehten Handlung mit starker Situationskomik und guten Gags. Der Nachfolger 'Iron Sky: The Coming Race' (2019) hat leider fast nichts mehr davon - die Handlung ist einfallslos, versucht nur noch in plumper Manier durch manche Genres zu reiten (u.a. Fantasy-Abenteuer), was überhaupt nicht mehr witzig kommt. Zudem wirken die Schauspieler manchmal hölzern und die Dialoge staksig, wie man es aus deutschen Fließbandproduktionen kennt. Der Unterschied zum Vorgänger ist so groß, dass man kaum glauben kann, im Wesentlichen dieselben Macher am Werk zu haben. Drei von fünf der damaligen Drehbuchschreiber um Regisseur Timo Vuorensula (einschließlich ihm selbst) sind auch hier wieder am Start, aber es wirkt, als hätten sie in den sieben Jahren auf der Mondrückseite gelebt.

                    Zur Mitte wollte ich eigentlich schon abstellen, habe es aber aus Nicht-Glauben-Wollen bis zum Ende durchgezogen. Tatsächlich kommen in H2 die besseren Ideen, aber das bringt lediglich Ergebniskosmetik. Wie so oft bei Fortsetzungen, ist der Film nur noch ein Abklatsch vom Glanz vergangener Tage.

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                      RoboMaus 03.11.2019, 14:29 Geändert 04.11.2019, 20:21
                      über CHiPs

                      Wieder eine Dödel-Buddy-Cop-Komödie - in Abwesenheit einer nennenswerten Handlung kommt es nur auf die Chemie zwischen den Buddies Michael Peña und Dax Shepard, die Gags und das witzig wirken wollende Nonsense-Geschwurbel an. Immerhin konnte 'Chips' (2017) mit ein paar Lachern aufwarten, doch weit überwiegend ist es nicht das Gelbe vom Ei und wirkt wie hundert Mal gesehen. Am überzeugendsten ist noch Vincent d'Onofrio als Bösewicht. Für mein Empfinden ist das zu dödelhaft aufgezogen, wobei vor allem Peña oft an der Schwelle zum Overacting steht, was eher nervt als witzig kommt.

                      Wirklich schlecht ist der Film aber nicht - wer auf diese Art von Humor und Dödel-Cop-Komödien steht, dürfte hier solide unterhalten werden.

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                        RoboMaus 03.11.2019, 09:16 Geändert 03.11.2019, 12:19

                        Der deutsche Titelzusatz 'Lügenspiel' zu 'The Whole Truth' (2016) könnte auch für die mitwirkende Renée Zellweger und ihren Mumpitz um die Gesichts-OP von 2014 zutreffen - nach wie vor streitet sie es in guter Hollywood-Tradition ab, obwohl sie auf einen Schlag praktisch nicht mehr wiederzuerkennen war. Über ein derartiges Maß an Eitelkeit kann man sich nur wundern, heizt das Leugnen des Offensichtlichen doch nur die Gerüchteküche an. Erst kürzlich (Sep. 2019) nahm sie dazu Stellung und beklagte sich über das emotionale Trauma, das ihr die Gerüchte zugefügt hätten. Bleibt als Erklärung nur noch, dass sie von Aliens entführt wurde und zur obligatorischen Analsonde eine experimentelle Gesichtsveränderung bekam, wonach sie geblitzdingst wurde..... die Ärmste ist wirklich vom Schicksal gebeutelt.

                        Auch im Film ist sie nicht zu erkennen, nicht einmal, wenn man genau hinsieht. Sie spielt die Mutter eines Jungen, der gestanden hat, seinen Vater (James Belushi) erstochen zu haben. Keanu Reeves, Freund und Anwalt der Familie, will ihn vor Gericht herausholen, doch der Junge spricht mit niemandem. Der Fall erscheint so eindeutig und aussichtslos, dass man im Grunde nur auf die Wendung wartet, welche dem Mord eine neue Perspektive verleiht. Die kommt allerdings erst nach zwei Dritteln des Plots - bis dahin schreitet die Sachlage kaum voran, wenn auch nicht uninteressant vorgetragen, was aber schon zur Mitte den Blick zur Uhr provoziert. Danach wird es zwar besser, jedoch nicht besonders einfallsreich, wobei der wahre Ablauf schon nach der Einführung nicht schwer zu erahnen ist.

                        Kein Highlight unter den Gerichtsdramen.

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                          RoboMaus 02.11.2019, 17:11 Geändert 05.11.2019, 08:11
                          über Grzimek

                          Prof. Bernhard Grzimek war ein Visionär, der bereits in den 50er Jahren den unbedingt nötigen Schutz der afrikanischen Tierwelt erkannte und entsprechend handelte. Mit Kino- und Fernsehauftritten erreichte er in den 60ern eine Einschaltquote von 70 %, sammelte Gelder und pumpte alles in seine Tierschutzprojekte. Er gewann sogar den Oscar. Vor dieser Leistung kann man nur den Hut ziehen, und sie ist überzeugend im Zweiteiler 'Grzimek' (2014) umgesetzt. Für den ersten Teil würde ich 7,5 Punkte geben.

                          Doch wie so oft im deutschen Film werden die Anstrengungen vom eigenen Anspruch zersetzt - weshalb ist es nicht einfach möglich, solch ein Biopic auf einer adäquaten Laufzeit von höchstens zwei Stunden zu halten? Aber nein - es müssen fast volle drei Stunden sein. Als Ergebnis kommt mangels Inhalt in Teil 2 ein Füllstoff-Drama heraus, das sich überwiegend in Grzimeks Ehe- und Familienproblemen suhlt, als ob das von so aussergewöhnlicher Bedeutung für die Vita dieses Vorbilds an Zivilcourage und effektivem Handeln wäre. Sein adoptierter Sohn raucht Gras und macht Probleme - das ist natürlich besonders wichtig.....

                          Leider reduziert sich mit Teil 2 der Gesamteindruck auf ein "ganz gut", was schade ist, da man lediglich auf eine Stunde überflüssiger Inhalte hätte verzichten müssen.

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                            RoboMaus 02.11.2019, 08:55 Geändert 03.11.2019, 09:45

                            Als ich noch ein blutiger Teen war, brachte jedesmal ein Anderer aus der Clique das neueste Album einer angesagten Rockband in die Schule, wo es unter den Freunden wie eine Trophäe herumgereicht wurde. Zu der Zeit war der Preis einer brandneuen LP von 13-14 DM für einen Vierzehnjährigen eine beachtliche Ausgabe, die wohlüberlegt sein musste - bei Queen war man auf der sicheren Seite. Eines Tages brachte einer ein Album mit einem dystopischen Cover, worauf ein Riesenroboter eine Bunkerdecke durchstoßen hatte und panische Menschen herausgriff: 'News of the World' (1977). Nach der Schule gingen wir unter Hochspannung sofort zum Besitzer dieser Trophäe, setzten die Nadel auf und konnten es nicht fassen - 'We Will Rock You' kam als erstes, gefolgt von 'We are the Champions'. Jubel brach aus, und jeder spürte sofort, dass das ganz große Musik ist; in der Folge liefen diese Songs auf jeder Party und im Radio rauf und runter. Heute, über vierzig Jahre danach, ist der Bann ungebrochen, zwei neue Generationen haben diese Musik ebenso ins Herz geschlossen, und man hat der Band mit dem Biopic 'Bohemian Rhapsody' (2018) ein Denkmal gesetzt.

                            Ihre Geschichte wird darin ansprechend erzählt, von den Anfängen in den frühen 70ern bis zum Beginn des traurigen Endes, als sich Freddie dem Plot nach 1985 AIDS einfing. Auf die letzten fünf Jahre bis zu seinem Tod im November 1991 hat man allerdings verzichtet, obwohl Queen in dieser Phase noch zwei starke Alben herausbrachte und Freddie sich mit der Musik gegen sein unausweichliches Schicksal stemmte. Das hätte nicht nur aus biographischer, sondern auch aus dramaturgischer Sicht nicht fehlen dürfen. Offiziell wird zudem auch heute konstatiert, dass Freddie erst Anfang 1987 AIDS diagnostiziert bekam, was wohl der Realität entspricht (im August 1986 gab er sein letztes Konzert und war noch in Topform).

                            Überhaupt geht man mit der Chronologie schludrig um - stellenweise wirkt der Film, als wären Schnipsel herausgeschnitten und an falscher Stelle wieder eingesetzt worden. Z.B. treten sie mit 'Fat Bottom Girls' vom Album 'Jazz' (1978) auf, als die Band in der Anfangsphase war und noch nicht einmal 'Bohemian Rhapsody' (1975) gemacht hatte. Ähnlich fällt ihnen dem Plot nach 'We Will Rock You' erst ein, als sie 1980 schon ihren Sound mit 'Another One Bites the Dust' in Richtung Funk verändert hatten. Zu der Zeit war 'We Will Rock You' jedoch bereits Geschichte - wer die Queen-Alben kennt und liebt, kann über solch unnötige Geschichtsverzerrung nur den Kopf schütteln.

                            Die Charaktere sind zwar sehr gut getroffen, überwiegend auch im Aussehen, aber an die Glupschaugen von Rami Malek konnte ich mich nicht gewöhnen - für mein Empfinden wird das Freddie optisch nicht gerecht, auch wenn Malek im Auftreten und der Gestik überzeugt. Die meisten Pluspunkte kann der Film mit seiner Handlung und natürlich der Musik verbuchen: das Auf und Ab der Band bewegt, wie auch die Entstehungsgeschichte des Songs 'Bohemian Rhapsody', der von der Plattenfirma zunächst verkannt wurde. Zudem sind etliche witzige Szenen eingebaut, und selbst auf über zwei Stunden Laufzeit gibt es keine Längen.

                            Alles in allem ist 'Bohemian Rhapsody' ein starkes Biopic, das gut unterhält und Laune macht, aber nicht packt oder mitreißt. Der große Wurf ist es leider nicht geworden.

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                              RoboMaus 01.11.2019, 13:51 Geändert 01.11.2019, 14:02

                              Der Israel-stämmige, mehrfache ex-Weltmeister im Gesellschaftstanz Pierre Dulaine kommt im Alter von 69 Jahren aus den USA an seinen Geburtsort Jaffa zurück. Im Gepäck hat er die Idee, jüdischen und palästinensischen Kindern gemeinsam das Tanzen beizubringen und damit etwas für die dringend notwendige Völkerverständigung zu tun.

                              'Dancing in Jaffa' (2013) ist wieder eine Dokumentation, bei der ich mich frage: wird hier die Aktion bewertet oder der Film? Dulaines Einsatz ist großartig und im Grunde zehn Punkte wert, doch der Film ist es nicht. Weit überwiegend wird Dulaine beim Arbeiten mit den Kids gezeigt; daneben manche Eltern, die mit ihren Vorurteilen zu kämpfen haben, und was manche der Kids davon halten. Auf eineinhalb Stunden ist das zu eintönig und repetitiv - wieder einmal bleibt zu konstatieren, dass das einen bewegenden, zehnminütigen Beitrag im 'Weltspiegel' abgegeben hätte, aber auf die volle Laufzeit nicht beschäftigen kann (außer, natürlich, man interessiert sich für Dulaine, Gesellschaftstanz, oder wie man Kinder dafür trainiert). Spielte das nicht in diesem politischen Spannungsfeld, wäre es lediglich eine banale Doku zu Vorstadt-Kindertanzunterricht, die man wirklich nicht gesehen haben muss, schon gar nicht auf dieser Länge. Hier kommt es wohl eher darauf an, wie hoch man den Anspruchsbonus in die Film-Bewertung einfließen lässt.

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                                RoboMaus 01.11.2019, 13:11 Geändert 01.11.2019, 13:11

                                Die immer wieder erstaunliche Film-Wahrnehmung und das entsprechende Bewerten - jemand schreibt zu 'Apartment 212' (2017): "die ersten 2/3 ziehen sich ein bisschen" und gibt 7 Punkte. Ein Anderer schreibt "Fast die Hälfte der Laufzeit zieht sich wie Gummi" und gibt 4,5 Punkte. Wer hätte gedacht, dass der Unterschied zwischen "ein bisschen" und "wie Gummi" 2,5 Punkte ausmacht? ;-)

                                Immerhin besteht Einigkeit darüber, dass es sich hier lange zieht, und das ist auch in meiner Wahrnehmung für einen Horrorfilm ein schlimmer Abtörner. Wenn das auf zwei Drittel fast nur mit Füllstoff-Inhalten, belanglosem Gefasel und etwas Gestöhne versehen ist, kann auch eine halbwegs ordentliche Schlussphase nichts mehr retten - der Film ist schlicht und einfach uninteressant, weil er die Aufmerksamkeit schon lange verspielt hat, bis etwas Nennenswertes im Sinne seines vorgeblichen Genres passiert. Zum Glück gibt es den Vorlauf.......

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                                  RoboMaus 01.11.2019, 10:34 Geändert 01.11.2019, 12:52

                                  Die Prämisse von 'Radius' (2017) ist interessant: ein Mann besitzt nach einem mysteriösen Vorfall eine Art Kraftfeld, das jeden tötet, der ihm näher als 15 m kommt. Zunächst weiß er selbst nicht, was mit ihm geschieht, doch dann trifft er eine Frau, die in seiner Nähe nicht stirbt. Beide können sich an nichts erinnern, nicht einmal an ihre Namen....

                                  Leider hält der Plot nicht, was seine Einführung verspricht: in der Folge entfernt sich die Handlung immer weiter von ihrem Mystery-Aspekt und dümpelt in der Rekonstruktion der Vergangenheit der beiden. Damit bleibt er gerade interessant genug, um noch willig zu folgen und an die Auflösung zu kommen - vor allem fehlt es an Spannung. Zum Ende wird es lebhafter, und man schwenkt wieder auf die Mystery-Schiene, doch das bewegt sich inhaltlich irgendwo zwischen hanebüchen und überkonstruiert. Überzeugend ist anders.

                                  Nur wegen der gelungenen Einführung gerade noch ein "geht so" - muss man auch als Genre-Fan nicht gesehen haben.

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                                    RoboMaus 31.10.2019, 18:44 Geändert 31.10.2019, 19:25
                                    über Tannöd

                                    Übel, übel..... 'Tannöd' (2009) wühlt im Sumpf der Verstrickungen eines bayrischen Bergdorfes, worin ein sechsfacher Mord geschieht, der eine ganze Familie auslöscht. Zwar als Krimi deklariert, ist 'Tannöd' vielmehr ein Drama, das im Verlauf mehr und mehr die düstere Realität der Dörfler entblößt und in das vordringt, was jeder zu verbergen sucht. Es geht um das Gefangensein in Perspektivlosigkeit, das Bewahren des Scheins um jeden Preis, Inzest, Erniedrigung, aufgestauten Hass, der keine andere Möglichkeit hat, als sich irgendwo, irgendwann zu entladen. Sechs Leichen.

                                    Thematisch und im Setting ist 'Tannöd' nahe am bekannteren 'Das finstere Tal' (2014) und kann ebenso mit seiner gekonnt inszenierten Atmosphäre punkten, die bestens dazu beiträgt, manche Szene unter die Haut gehen zu lassen. Inhaltlich sieht es dagegen sehr mager aus, was dem Film von verschiedenen Kanälen zurecht angelastet wurde. Durch den zähen Handlungsfortschritt, auf weite Strecken gar Abwesenheit von Handlung und Spannung, fällt 'Tannöd' als Krimi/Thriller glatt durch und sollte nicht in diesem Genre geführt werden. Er besticht eher durch das beklemmend-bedrohlich dargestellte Psychogramm einer derartigen Dorfgemeinschaft, dem man seine Authentizität in jeder Phase abnimmt und den Betrachter schwerlich kalt lässt.

                                    Gelungenes Style-over-Substance aus deutschsprachigen Landen.

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                                      Die Farrelly-Brüder haben mich noch selten enttäuscht, und auch Peter Farrellys schwarze Komödie 'Movie 43' (2013) konnte mich trotz der vielen Verrisse überzeugen. In wohl keinem Film der letzten 20 Jahre dürfte man so viele Hollywood-Stars antreffen wie hier, wobei die MP-Auflistung unvollständig ist (komplett bei IMDb). Allerdings verteilen sich die Stars auf die einzelnen Episoden dieses Ensemblefilms: in einer abgedrehten Rahmenhandlung um drei Jungs, die in den Tiefen des Dark Web nach dem imaginären Movie 43 suchen, stecken elf Filmchen, die sie dabei auftun; dazu kommen noch zwei Fake-Werbeclips.

                                      Inhaltlich ist das zumeist tiefschwarzer, derber Humor, der auch aus dem Fäkalbereich schöpft und teilweise sehr gute Ideen bringt - zum Glück weit entfernt vom einfallslosen, repetitiven Fäkalhumor eines Seth Rogen. Die Episoden sind von sehr unterschiedlicher Qualität, einzeln zwischen 3 und 9 Punkten, wobei die besseren überwiegen. Die erste und letzte würde ich als herausragend einstufen (aufpassen: die letzte sieht man nur, wenn man nicht während des Fake-Abspanns abschaltet). Allein der Beginn mit Hugh Jackman und Kate Winslet ist es wert, doch wie immer hängt das von der Wahrnehmung des Humors ab - ich kann jeden verstehen, der für dieses Werk 3 Punkte gibt, wobei das MP-Bewertungs-Histogramm Bände spricht.

                                      .....und endlich wieder ein Film, den ich zusammen mit Daggiolone anschauen kann ;-)

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                                        RoboMaus 31.10.2019, 08:51 Geändert 31.10.2019, 22:04

                                        Atomkraft hat in Deutschland und ein paar Energie-verbündeten Ländern bald ausgedient, nicht jedoch im Rest der Welt, woher wir Strom importieren. Mit Windrädern und Photovoltaik allein ist eine CO2-neutrale Energieproduktion praktisch nicht zu schaffen - wenn das im globalen Maßstab durchgesetzt werden soll, kommt man um Atomstrom nicht herum. Das gilt besonders für bevölkerungsreiche, stark wachsende Wirtschaften wie China und Indien, deren Energiehunger parallel zum Wachstum ansteigt. Auch dort hat man erkannt, dass das Verbrennen fossiler Energieträger keine gute Lösung ist, wohl aber mehr wegen enormen Problemen mit der Luftverschmutzung, als im Glauben an eine CO2-Erwärmung der Erde.

                                        Da wundert es nicht, dass jene Länder und die USA führend in der Entwicklung von Thorium (Th)-Reaktoren sind, theoretisch Uran (U)-Reaktoren weit überlegen: vom U sind nur 0,72% verwendbar (das enhaltene U235, das mühsam abgetrennt werden muss), während Th zu 98 % spaltet. Dabei entsteht im Vergleich zu U weniger als 1 % des radioaktiven Abfalls, der zudem hundertmal schneller abklingt, und man kann es nicht zu waffenfähigem Material anreichern. Der Betrieb mit einem sog. Flüssigsalzreaktor erlaubt eine kontinuierliche Zu- und Abfuhr des Th, während in einem U-Reaktor Brennstäbe ausgetauscht und entsorgt werden müssen. Der viel niedrigere Neutronenfluss und das geschmolzene Flüssigsalz-Medium schließen den GAU aus, wie er in Chernobyl und Fukushima passiert ist. Ein weiterer Vorteil sind die möglichen, sehr kleinen Kraftwerksdimensionen, was eine Dezentralisierung und Verringerung des Stromtransports erlaubt. Eine US-Firma propagiert bereits ein Auto mit einer Zelle von nur 8 g Th, das angeblich 100 Jahre fahren könnte. Würde Th ähnlich wie U abgebaut, könnten diese 8 g nur ein paar Dollar kosten, denn Th ist etwa viermal häufiger und kommt weltweit in großen Lagerstätten vor.
                                        Ein niedriger Neutronenfluss als Sicherheitsvorteil ist gleichzeitig der Hauptnachteil, weil es technisch schwierig ist, die Kettenreaktion am Laufen zu halten. Auch das Korrosionsproblem des Salzes ist beträchtlich, doch diese Probleme sind lösbar. China ist führend und baut derzeit einen Th-Prototyp-Reaktor in Gansu, der 12 MW Strom ab 2020 liefern soll. Mit einem Erfolg dieses Projektes könnte der zukünftige Ausbau von Atomstrom weltweit auf Th umschwenken.

                                        Der französische Beitrag 'Thorium - Atomkraft ohne Risiko?' (2016) beschränkt sich jedoch weitgehend auf die Historie. Man lernt, dass das Konzept schon seit den späten 40er Jahren über Jahrzehnte verfolgt wurde, aber wegen der technischen Probleme und der leichteren Machbarkeit von U-Reaktoren nie weiterkam. Ein wichtiger Grund war auch, dass waffenfähiges Material produziert werden musste. Leider erfährt man so gut wie nichts zum aktuellen Stand der Entwicklung, bekommt aber einen nützlichen historischen Überblick.

                                        ....und ein Letztes: so sehr ich Harald Lesch als Naturwissenschaft-Erklärer für Laien schätze: sein YouTube-Post zum Thema hinkt der Th-Realität weit hinterher und klingt, gemessen an der realen Entwicklung, erstaunlich negativ und naiv. Doch in Deutschland, wo allein schon das Wort "Atomstrom" verteufelt ist, muss man bei Energiethemen höllisch aufpassen, welche Seite man vertritt, oder man gerät schnell auf die Abschussliste. Geschichte wiederholt sich. Daher könnte es so weit kommen, dass andere Länder Th-Reaktoren betreiben und in der angestrebten CO2-Neutralität für ein relativ kleines Opfer Deutschland überholen, während hierzulande noch Braunkohle abgebaut wird, der Windkraft-Ausbau zum Stillstand kommt (bereits jetzt schon aus Platzmangel rückläufig) und weiterhin französischer Atomstrom importiert wird.

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                                          RoboMaus 30.10.2019, 13:35 Geändert 30.10.2019, 13:46

                                          Nach 'Arizona Dream' (1993; 6,5) ist 'Versprich es mir!' (2007) mein zweiter Film von Emir Kusturica. Der wesentliche Unterschied dürfte wohl sein, dass er bei Ersterem nur Regie führte und Hollywood-Stars vor der Kamera hatte, bei diesem aber mit unbekannten serbischen Darstellern arbeitete und auch das Drehbuch schrieb - darauf kommt es vor allem an, wenn wir von einer Komödie reden: Gags, Situationskomik, Zeichnung der Charaktere, die hier vorwiegend schrullig-überdreht sind und sich in mehr oder weniger absurde Aktionen begeben.

                                          Bei diesem Film kann ich es wenigstens nachvollziehen, wenn jemand das ganz toll findet und sich köstlich amüsiert - Kusturica hat einen eigenen Stil, der nicht billig oder abgestanden wirkt und mit einem unübersehbaren Faible für dicke Titten einhergeht. Manchmal erinnert das an schwarze dänische Komödien, doch leider kommt dieser skurril-alberne Klamauk meinem Humor nicht entgegen. In Abwesenheit von Lachern verlor das absurde Treiben nach einer halben Stunde seinen ohnehin nur geringen Unterhaltungswert, ändert sich aber auch im Verlauf nicht (zumindest, was nach diversen Stops beim Vorlauf zu vernehmen war). Volle zwei Stunden hätte ich das nicht ertragen, was jedoch niemanden davon abhalten sollte, es mit 'Versprich es mir!' zu versuchen. Humor ist, wenn man trotzdem lacht ;-)

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                                            RoboMaus 30.10.2019, 08:25 Geändert 30.10.2019, 17:49

                                            Mark Wahlberg und Rose Byrne adoptieren drei Geschwister im Alter von 5-15 Jahren - da ist jede Menge Chaos vorprogrammiert. Die Vermittlungsbehörde überwacht mit Octavia Spencer, ob alles in Ordnung ist und organisiert regelmäßige Treffen mit rund einem Dutzend Adoptionseltern, die ihre Erfahrungen austauschen - oder ihr Leid klagen.....

                                            'Plötzlich Familie' (2018) ist als reine Komödie konzipiert und hegt bis auf die Schlussphase keinen Anspruch auf Ernsthaftigkeit, obwohl das ein ernstes Thema ist. Folglich versucht der Plot von eingestreuten Gags, Sprüchen, Chaos und teils verqueren Charakteren zu leben, die sich um eine Adoption bemühen. Das ist witzig genug, um akzeptabel zu unterhalten, aber phasenweise ist das Gequassel auch am Rande der Nervgrenze. Vor allem versucht der angedachte Humor, oft vom gegenseitigen Bewerfen der Charaktere mit zynischen Bemerkungen und Spitzfindigkeiten zu leben, was überzogen wirkt. Wenn das nicht witzig kommt, klingt es einfach nur bescheuert, weil sich niemand in dieser Form unterhalten würde, ohne den anderen nach einer halben Minute zu fragen, ob er noch ganz dicht ist - oder ihn mehr oder weniger höflich zu bitten, das Maul zu halten.

                                            Die herzige Schlussphase macht jedoch wieder Boden gut, so dass aus dem vorherigen "geht so"-Eindruck doch noch ein "geht in Ordnung" wurde.

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                                              RoboMaus 29.10.2019, 23:06 Geändert 30.10.2019, 07:41

                                              Welch eine musikalische Verbeugung vor wahrer Größe - Fans von Star Trek bzw. orchestral aufbereiteter Filmmusik sollten sich das nicht entgehen lassen:
                                              https://www.youtube.com/watch?v=Bfwiy9JQ-PI

                                              Volle Lautstärke!!

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                                                RoboMaus 29.10.2019, 19:02 Geändert 30.10.2019, 17:52

                                                Wenn man schon in der Einführung das Hirn abschalten muss, ist das ein schlechtes Zeichen für einen vorgeblichen Psychothriller: ein verwirrtes Mädchen hat beide Eltern ermordet - vier Jahre später bezieht eine Mutter mit ihrer High School-Tochter das Nachbarhaus und holt Informationen über den Doppelmord ein. Sie bemerken, dass der Sohn der Familie in dem Haus lebt, aber niemand stellt je die Frage nach Schicksal und Verbleib der mordenden Tochter, was doch der interessanteste Aspekt ist. Anstatt in der Psychiatrie ist sie aus unerfindlichen Gründen immer noch im Haus - wo keine Frage, da keine Antwort. Der Sohn des ermordeten Paares hält seine Schwester unter Verschluss, doch aus purer Dummheit des Bruders kommt sie raus.......

                                                Lange passiert allerdings nichts Nennenswertes. Um die Laufzeit zu füllen, wird ein schablonenhafter Mutter-Tochter-Konflikt konstruiert, und natürlich darf das Techtelmechtel der Tochter mit dem Nachbarssohn nicht fehlen. Dazu gibt es wie so oft das grundlose, übertriebene Mobbing gegen den Einzelgänger.

                                                Retortendrama mit schwach konstruierten, wirren Thriller-Elementen. .....und wie immer ist der sonst so clevere Psychopath zu dämlich, sein Opfer richtig zu fesseln - lang lebe die Genre-Stereotypie!

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                                                  RoboMaus 29.10.2019, 13:42 Geändert 30.10.2019, 08:28

                                                  "Directed and Produced by Clint Eastwood". Hauptrolle: Clint Eastwood - am besten hätte er sich auch noch um das Drehbuch kümmern sollen, dann wäre 'Honkytonk Man' (1982) vielleicht zu einem sehenswerten Film geworden. So bleibt es beim zwar gut gespielten, aber inhaltlich sehr mageren Porträt eines abgehalfterten One-Man Country-Perfomers in den 30er Jahren, der mit seiner Gitarre, dem Neffen und dem Vater durch die Bars zieht, um zum großen Auftritt zu kommen. Da werden ein paar Hühner geklaut, ein hanebüchener Gefängnisausbruch inszeniert, etwas Geld eingetrieben, doch vor allem wird viel belangloses Zeugs gequatscht.

                                                  Eine Handlung besitzt der Film darüber hinaus nicht, sondern das Fortkommen des Trios plätschert ähnlich flach wie Eastwoods Gesang vor sich hin. Er mag ein charismatischer Schauspieler sein, aber eine charismatische Stimme klingt zumindest in meinen Ohren anders - zudem ist das Gedudel gewöhnungsbedürftig (um es freundlich auszudrücken), wenn man nicht auf Country steht, nimmt aber zum Glück nur wenig Raum ein.

                                                  Wer das als locker-leichtes Road Movie mit entspannter Atmosphäre, humoriger Note und sympathischen Charakteren wahrnehmen kann (was mir nur ansatzweise gelang), sowie keine Ansprüche an Story & Handlung stellt, mag hier solide Unterhaltung vorfinden. Ansonsten sieht es eher nach zwei Stunden gepflegter Langeweile aus.

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                                                    RoboMaus 29.10.2019, 07:36 Geändert 29.10.2019, 21:51
                                                    über Genius

                                                    Geoffrey Rush als Einstein - eine glaubhafte Besetzung zur Serie 'Genius' (2017), worin die erste Staffel mit 10 Folgen à 50 min der Vita des genialen Physikers gewidmet ist.

                                                    Positiv ist zu vermerken, dass man sich Mühe gegeben hat, den sperrigen Charakter des Genies herauszuarbeiten, der vor allem in puncto Familienleben Züge eines Rockstars hatte - Einstein war getrieben von der Verwirklichung seiner Ideen, wofür er alles andere zurückstellte und ständig "auf Tour" war. In diesem Punkt erinnert 'Genius' etwas an die Doku 'God Bless Ozzy Osbourne' (2011) - so krass wie bei Ozzy, der nicht einmal die Namen mancher seiner Kinder kennt, ist es zwar nicht, aber tendenziell bekommt man diesen Eindruck. Auch die Stimmung und das Setting Ende des 19./Anfang des 20. Jh. sind gut getroffen - man beleuchtet nicht nur Einstein, sondern auch seinen Austausch mit anderen genialen Köpfen jener Zeit, die unser Weltbild veränderten (Curie, Planck, Bohr, Haber usw.). Ebenso wird sein Auskommen adäquat in den jeweiligen politisch-gesellschaftlichen Rahmen gestellt, angefangen in der Kaiserzeit, über das bedrohliche Aufkommen der Nazis, und schlussendlich im Amerika der frühen 50er, wo er auf die Abschussliste der Kommunistenjäger geriet.

                                                    Weniger gelungen ist dagegen die Darstellung seiner Arbeit, bzw. ihrer immensen Bedeutung für unser Weltverständnis und den heutigen Alltag. Es wird zwar mehrmals von der Periheldrehung des Merkurs und der Ablenkung des Lichts durch große Massen gesprochen, was während einer Sonnenfinsternis bewiesen wurde, aber anschaulich gezeigt wird das nie (was nicht schwer wäre, da man es nur im Rahmen eines gekrümmten Raumes um große Massen graphisch darstellen müsste - der Rest ergibt sich von alleine). Die alles entscheidende Aktion zur Sonnenfinsternis wird nicht gebracht oder verständlich erklärt. Hingegen wird gefühlt etwa die halbe Screentime für seine Frauengeschichten, Ehe- und Familienprobleme abgestellt, was über weite Strecken Soap-artige Züge annimmt. Weil das nicht reicht, werden zudem die Psycho-Probleme seines ältesten Sohnes eingeflochten - man kann es auch übertreiben. Vor allem die ständig wiederkehrenden Auseinandersetzungen mit seiner ersten Ehefrau nerven mit der Zeit, so dass der Appetit auf die nächste Folge um die Mitte der Staffel stark nachließ.

                                                    Weniger Familiendrama, mehr von der weltverändernden Bedeutung seiner Erkenntnisse - dann hätte das ein würdiges Biopic des wohl genialsten Physikers aller Zeiten werden können. In dieser Form ist es zwar solide unterhaltend und bringt einige wesentliche Aspekte, ist aber im Kern eher die stundenlange Darstellung eines sperrigen Anti-Familienmenschen und Narzisten, der aus nicht verständlichen Gründen zu Weltruhm kam.

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