RoboMaus - Kommentare
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Alle Kommentare von RoboMaus
Derber Humor mit gelungenen, nicht zu krassen Aktionen: Johnny Knoxville spielt in 'Jackass Presents: Bad Grandpa' (2013) einen Opa, der seinen Enkel widerwillig im Auto durch die USA zum Vater bringt. Dabei gerät er durch sein anstößiges Verhalten in allerlei Kalamitäten...
Bei den Aktionen werden meistens die umstehenden Leute und deren Mimik einbezogen, wobei ich mehrmals dachte, dass das wirklich gut gemacht ist und die Reaktionen authentisch wirken. Im Abspann wird gezeigt, wie etliche Szenen tatsächlich mit versteckter Kamera gefilmt wurden und dass die Reaktionen echt sind.
Wie immer sind solche Filme durchwachsen - manche Szenen sind zum Brüllen, wobei sogar der gelegentliche Fäkalhumor einfallsreichs präsentiert wird (bis auf eine dumpfe Schwanz-Langzieh-Szene auf Seth Rogen-Niveau gleich zu Beginn, von der man sich nicht abschrecken lassen sollte). Anderes kommt hingegen nur lauwarm an. Doch es geht nicht nur um Humor, sondern der Plot beeinhaltet auch eine starke Road Movie-Buddy-Komponente mit Charakterentwicklung, wobei der Opa und sein Enkel allmählich zu einem starken Team zusammenwachsen.
Freunde des derben, schwarzen Humors sollten auf jeden Fall einen Blick in 'Bad Grandpa' werfen.
Nick Nolte und Robert Redford wollen es als +70jährige Opis noch einmal wissen und begeben sich auf den über 3000 km langen Appalachian Trail zur Wanderung ihres Lebens. Nach der gelungenen Einführung, worin sich Redford zunächst von seiner überhaupt nicht begeisterten Frau (Emma Thompson) loseisen muss, gehen die beiden auf ihren Selbstfindungstrip. Mit den entstehenden Kalamitäten und kleinen Abenteuern weiss 'Picknick mit Bären' (2015) zu unterhalten. .......und eine immer noch scharf aussehende Mary Steenburgen findet an Redford gefallen.
Doch der Film krankt zu offensichtlich an seiner Unmöglichkeit. Der übergewichtige Nolte würde in echt auf diesen Steigungen keine 20 km durchhalten, was am Anfang gut herauskommt, aber wie durch ein Wunder purzeln die Kilometer, jedoch nicht die Pfunde. Am Ende ist Nolte genauso fett wie zuvor - das wäre Christian Bale in dieser Rolle nicht passiert. Die Fitness ist dabei nicht der einzige Punkt; der ganze Trip wirkt technisch gesehen unglaubwürdig wie ein Spaziergang und ist damit nach 'All is Lost' (2013) ein weiterer Redford-Film, worin er sich ernsthaft als faltiger Super-Rentner inszenieren lässt, der noch mit knapp 80 Jahren den Stahlharten markiert. Sogar Clint Eastwood hat das aufgegeben, bevor er 60 war.....
Weniger bemüht auf Rüstigkeit getrimmt, hätte das ein starker Film werden können, doch auch so hinterlässt er mit seinen sympatischen Darstellern und ein paar guten Plotideen noch einen ordentlichen Eindruck.
Ein Pärchen und ein paar Vollhonks gehen durch den Wald, wo Bigfoot sein Unwesen treibt und den Trupp nach dem zehn kleine Jägerlein-Prinzip dezimiert. Dabei hat er es in bester King Kong-Manier auf das Blondchen abgesehen.....
Ok, was Viele hier loben, ist tatsächlich ein Pluspunkt: die schön handgemachte Maske der Opfer und das Gore-Level sind gelungen, aber das ist auch schon der einzige. Die Handlung ist dagegen derart einfallslos, dass sich 'Primal Rage' (2018) wie hundertmal gesehen anfühlt und bereits nach einem Drittel langweilt. Man weiß immer schon vorher, was passieren wird - Bigfoot schleicht sich an, die Deppen merken es natürlich nicht, und schwupp..... Schlimmer noch als die inhaltliche Leere ist das ätzende Geschwurbel der Vollhonks. In der Summe führte das irgendwann in H2 zum Abstellen - die Punkte sind für Gore & Maske, aber das allein ist zu wenig für einen unterhaltsamen Horrorfilm.
Die volle Fantasy-Dröhnung mit fast allem, was das Genre hergibt. War Hugh Jackman eigentlich auch animiert (diese Frage ist nur rhetorisch ;-)?
Sei's drum - etwas Anderes als ein durchgestyltes Effektspektakel nach allen Regeln der 2010er-Animationskunst war im Grunde nicht zu erwarten, und genau das bekommt der Fan für sein Geld. Selbst als Nicht-Genrefan fand ich es ansprechend - da gibt es weit Schlimmeres und vor allem Verkitschteres als diese Story vom Jungen, der aus dem Waisenhaus von üblen Piraten ins Neverland entführt wird.
......und wo war der animierte Michael Jackson? Den hätte man doch in einer Neverland-Ecke 'Heal the World' singen lassen können, wozu Jackman ein paar der entführten Waisenjungs bei ihm ablädt, aber das wäre wohl zu viel der Satire. Immerhin bekommt man eine interessante und völlig unerwartete Interpretation von Nirvanas 'Smells like Teen Spirit'. Ich liebe Überraschungen.
Im letzten Drittel werden Storytelling und inhaltliche Ideen allerdings weitgehend abgestellt und durch ein ausgedehntes Gut-Böse-Hin und Her mit Effektbombast ersetzt. Um Nina Hagen zu zitieren ('TV-Glotzer'): "Happiness, flutsch, flutsch von vorn..... ist alles so schön bunt hier". Selbst das ergibt noch eine gewisse Kurzweil, doch mehr als einmal Neverland hin und zurück werden wohl nur die Wenigsten buchen.
Keanu Reeves machte zu Zeiten der 'Matrix'-Trilogie nebenher Filme, die sich vor allem durch ihre Mittelmäßigkeit auszeichnen und dadurch, dass sie nur wenig bekannt sind. 'Hardball' (2001) ist einer davon. Auf dem Papier ein typisches Sportdrama, worin der Coach (Reeves) ein Loser-Team gegen alle Widerstände vereint, damit den Mannschaftsgeist erweckt, und es so zum Sieg führt. Es geht um Baseball mit einem Haufen pubertierender Jungs aus sozial schwachem Milieu.
Doch 'Hardball' ist eher ein Sozialdrama, zumindest dem Screentime-Anteil nach, worauf sich auch der doppeldeutige Titel bezieht. Reeves ist süchtig nach Glücksspiel und versucht, mit Wetten das große Geld zu machen. Damit häuft er jedoch nur Schulden an, so dass er in eine ausweglose Situation gerät und ständig vor Gläubigern auf der Flucht ist. Auch das hoffnungslose Milieu der Jungs wird ausgiebig beleuchtet, doch letztlich bekommt man in diesem Film nichts geboten, das überrascht oder auf eine frische Art erzählt wäre. Zu plakativ und klischeehaft werden die sozialen Punkte abgehakt, zu unglaubwürdig werden sie aufgelöst, um eine packende Handlung zu ergeben. Das interessantere Sportdrama gerät dabei zur Nebensache.
Perfektes Mittelmaß.
Hochwertige Verfilmung, ansehnliche CGI der Landschaft und des animierten Zuges, eine erlesene Truppe an schauspielerischem Schwergewicht, und doch - 'Mord im Orient Express' (2017) könnte den Beinamen 'Spurensuche im Schlafwagen' haben. Es fehlt der Pepp in diesem zweistündigen Whodunnit, sowohl in der Handlung, als auch (noch mehr) in den Dialogen. Bis der Mord geschieht, vergeht schon eine dreiviertel Stunde, die lediglich mit einer gelungenen Einführung des Detektiv-Charakters Hercules Poirot ganz am Anfang punktet (Kenneth Branagh, auch Regie). Danach ist vor allem Smalltalk angesagt, um die anderen Charaktere einzuführen - sorry, Branagh, aber das ist einfach zu wenig, um Zuschauer bei der Stange zu halten, die sich nicht ausschließlich für die Befindnisse des Personals interessieren.
Doch auch nachdem Johnny Depps übler Charakter seinem gerechten Urteil zugeführt wurde, plätschert die Spurensuche nur vor sich hin. Branagh schafft es zu keiner Phase, Spannung aufzubauen oder aus den Dialogen eine prickelnde Stimmung zu generieren - Wortwitz, ins Mark treffende Bemerkungen, entlarvender Sarkasmus: Fehlanzeige. Im Grunde ist dieser Film uninteressant; lediglich die starke Leistung des Casts, worin mir Michelle Pfeiffer am besten gefallen hat, hebt ihn gerade noch in das "geht so".
Unglaublich, wie die Rolling Stones nach 50 Jahren immer noch auf der Bühne stehen und Stimmung machen. Es gibt wohl keine andere Band, die mit einer derart abgespeckten Musik, einfachstem Gitarrenspiel und dem wohl kleinsten Drum Kit auf der internationalen Rocktour derart die Leute begeistert. Besonders gut kommt das in 'The Rolling Stones: Sweet Summer Sun - Hyde Park Live' (2013) heraus. Bestens vorbereitet beschäftigen Jagger, Richards & Co das Publikum und verstehen es, bis zur Zugabe immer noch einen draufzusetzen. Die kommt in Form einer grandiosen Version von 'You Can't Always Get what You Want', wofür eigens ein Londoner Chor auf die Bühne gebracht wurde. Es liegt neben der ausgezeichneten Performance vor allem daran, dass die Songs mit ihren zündenden Riffs eingängig und für das Mitmachen geschrieben sind. Wenn Mick Jagger 'Brown Sugar' anstimmt, kann die Menge gar nicht mehr anders als auf sein "Yeah, Yeah, Yeah" mit einem hochgezogenen "Woo" zu antworten.
Zwischen manchen Songs kommen interessante Betrachtungen der Bandveteranen über ihre Auftritte und ein Vergleich der Zeiten: 1969 spielten sie schon einmal im Hyde Park - auch von diesem Konzert bekommt man Ausschnitte zu sehen.
Ein starker Auftritt der Stones mit erhöhtem Fun Factor. Z.Z. auf prime.
'Kingsman' bläst mit einem großartigen Staraufgebot in 'The Golden Circle' (2017) zur zweiten Runde. Sogar Elton John hat man für eine Rolle als gefangener Hausbarde der durchgeknallten Julianne Moore aus der Versenkung geholt. Die löscht gleich zu Beginn ohne Mühe das gesamte Kingsman-Netzwerk auf der Insel in einem Schlag aus, wonach nur noch Taron Egerton und Mark Strong übrig bleiben, doch zum Glück gibt es die Schwesterorganisation in den USA......
Natürlich darf man auch hier nicht nach dem "wie" oder schlüssigen Inhalten fragen. Mehr noch als der erste 'Kingsman' ist dieser auf Action-Klamauk mit sinnbefreitem Geschwurbel ausgelegt und hat so gut wie keine Story mehr. Bis Julianne Moore endlich ihre Weltbedrohung auspackt, vergeht schon über die Hälfte des Plots, was das größte Problem veranschaulicht: fehlende Substanz soll mit albernem Beharke der Charaktere und langen Klopp-Einlagen wettgemacht werden, was auf die zu lange Laufzeit von zweieinviertel Stunden nur leidlich unterhält - ebenso wenig ein leidender Elton John als Running Gag.
Immerhin gibt es vor allem in der zweiten Hälfte einige gute und witzige Ideen, wie z.B. Moores Bösewicht-Plan, die Welt zu säubern, und wie der US-Präsident darauf reagiert. Gute inhaltliche Ansätze sind vorhanden, werden aber kaum ausgeführt. Mit der flüssigen Inszenierung reicht das für insgesamt noch akzeptable, einmalige Unterhaltung, der eine Kürzung von mindestens einer halben Stunde gut getan hätte. Schade, dass man nach dem besseren Vorgänger in Richtung alberner Klamauk und mehr Gekloppe ging, anstatt dem Treiben Substanz zu verleihen.
Der Grat zwischen liebevoller Hommage und einfallslosem Aufkochen von Altbackenem ist oftmals ein sehr schmaler - aus meiner Warte hätte man den 60er-Bond-Rahmen ruhig in der Mottenkiste lassen können, zumal sich 'Kingsman: The Secret Service' (2014) vor allem inhaltlich am großen Vorbild orientiert, weniger am Stil. Ein durchgeknallter Hightech-Mogul (Samuel L. Jackson) will wieder einmal die Welt an den Rand des Abgrunds führen und auf den Resten seine Herrschaft aufbauen. Natürlich ergibt auch das lediglich eine hanebüchene Alibi-Handlung, die selbst bei oberflächlichem Hinsehen ebenso wenig schlüssig ist wie in Bond-Filmen und so wenig prickelt wie eine Sektflasche, die seit Silvester 1969 geöffnet im Keller vergessen wurde.
Zum Glück macht diese Handlung nur die Hälfte des Films aus. Daneben steht die Beleuchtung eines ultrageheimen Geheimdienstes für die wirklich brenzligen, weltbedrohenden Aufgaben. Kein MI-6 und 007, sondern der "Kingsman" löst die Probleme. Tragischerweise wurde der von einer neuen, überlegenen Bedrohung liquidiert, so dass nun sein Sohn zur Nachfolge rekrutiert werden muss...... Daraus ergibt sich trotz der storytechnisch reizlosen Schablone noch ein kurzweiliger Film, der mit seinen Charakteren, manchen Aktionen und gelungenen Effekten für insgesamt solide Unterhaltung sorgt. Der Versuch, es stellenweise cool-humorig zu bringen, ist allerdings weniger gelungen - für mein Empfinden wirkt das eher albern. Es wäre besser gewesen, den Plot ernster, glaubhafter und spannender aufzuziehen, somit einen flüssig inszenierten Agenten-Kracher zu schaffen, der tatsächlich ein Gegengewicht zu den Bond-Filmen schafft. Dazu würde z.B. gehören, dass man Jackson nicht als lispelnden, überkandidelten Geldsack darstellt, der kein Blut sehen kann, sondern als Bösewicht, der einem wirklich Angst macht. Überwiegend wirkt 'Kingsman' lediglich wie eine banale, etwas überrissene Neuauflage von 60er-Bond-Filmen im technischen Gewand der 2010er.
Immer noch stark nach all den Jahren: Sean Connery in 'You Only Live Twice' (1967) als martinischlürfender Frauenheld, der nebenher den übelsten Weltverschwörer zur Strecke bringt. Unlogisch, sexistisch, haarsträubend - vor allem auf Connerys Burst, was die japanischen Mädels besonders anmacht. Heute vermutlich nicht einmal mehr die..... Pelz ist out.
Als Agententhriller lässt sich das kaum noch bezeichnen, eher schon als trashiges (Life-)Style-over-Substance, dem der Endsechziger-Zeitgeist aus allen Poren tropft...... oder als alternativer Japan-Reiseführer, der durchaus seine optischen Reize hat. Eigentlich müsste Bond LSD zu seinem Martini nehmen, und Jimi Hendrix oder die Beatles müssten im Score ertönen, doch leider sind nur der Titelsong von Nancy Sinatra und die schon damals altbackene Bond-Filmmusik zu vernehmen. Nobody is perfect, schon gar nicht der britische Konservatismus, welcher wohl eine nicht kleine Verantwortung dafür trägt, dass die 60er/70er-Bond-Filme extrem standardisiert wirken und jedesmal exakt derselben Dramaturgie folgen. Vorhersehbarkeit nach Maß und Stereotypie in Perfektion, mehr noch als in heutigen Marvel-Filmen, aber viel sympathischer.
Die Real-Version des Disney-Zeichentrick-Klassikers von 1961: '101 Dalmatiner' (1996) bleibt sehr nah am Original und ist vor allem von Glenn Close als Cruella stark gespielt. Auch Jeff Daniels überzeugt als Herrchen des Dalmatiners Pongo, dessen Welpen Cruella entführen lässt. Doch trotz aller Bemühungen will das nicht zünden. Streckenweise hat der Plot eher Züge einer ulkigen Tierparade, weil man versucht, die Aktionen der Zeichentrick-Tiere mit echten Tieren nachzuahmen, allerdings ohne sie sprechen zu lassen. Ein Hund, der auf den Hinterbeinen hüpft? Zudem sind die bösewichtigen Entführer zu betont trottelig dargestellt, so dass es nicht mehr witzig ist.
Vielleicht sollte man diesen Film sehen, ohne das Original zu kennen, dann wirkt er evtl. ansprechender. Schlecht ist er keineswegs, und als Kinder- bzw. Familienfilm allemal tauglich. Möglicherweise kommt er bei heutigen Kindern sogar besser an, doch zumindest in meiner Wahrnehmung hat diese Realversion viel von dem ursprünglichen Charme und Reiz verloren.
1862: zu Zeiten der Aufklärung konnten sich wagemutige Männer mit Entdeckergeist und guten wissenschaftlichen Ansätzen ein Denkmal setzen. Charles Darwin ist einer von ihnen; ein anderer ist der Brite James Glaisher, den die Vorgänge in der Atmosphäre interessierten. In jenem Jahr brach er über London auf, um mit einem Wasserstoff-Ballon besonders hoch zu steigen und kam evtl. auf 9500 m - genau bekannt ist das nicht, denn er wurde bei 8800 m aus Sauerstoffmangel ohnmächtig, wonach keine Messungen mehr stattfanden. Im biographischen Abenteuerfilm 'The Aeronauts' (2019) wird die erreichte Höhe auf 11300 m fabuliert, was das größte Problem dieses Films verdeutlicht: Überdramatisierung auf Kosten des gesunden Menschenverstandes, so dass Vieles von dem Gezeigten zu offensichtlich eher in einen Fantasy-Film gehört. Man weiß z.B., dass es in diesen Höhen eisig kalt wird, hat aber nicht einmal Handschuhe dabei? Erfrorene Finger mit dem Aufgießen von Branntweinessig wieder in Bewegung bringen? Schön wär's.
Wenn man über die vielen Unschlüssigkeiten und das z.T. unwürdig dämlich dargestellte Verhalten von Glaisher und seiner Begleiterin hinwegsehen kann, bekommt man einen guten Fantasy-Abenteuerfilm, der v.a. den Pioniergeist dieser Zeit schön herausstellt und mit seiner Ballon-Dramatik für Kurzweil sorgt. Auch optisch ist das stark gemacht und fängt die verlorene Weite am Himmel über England gut ein. Wäre 'The Aeronauts' weniger wie Münchhausen, dafür mehr wie ein echtes, glaubhaftes Abenteuer aufgezogen, hätte das ein großartiger Film werden können.
Von 35.000 bewertenden Usern ist 'Eclipse - Biss zum Abendrot' (2010) über 5000 Mal als Hassfilm angegeben. Ein Siebtel! Doch krasser kann das dem Kinoerfolg kaum gegenüberstehen: bei Kosten von lediglich 68 Mio.$ spielte dieser Film 698 Mio.$ ein, und das als bereits dritter Teil eines Franchise. Die Zielgruppe, im Kern wohl das weibliche Publikum von 12-19 Jahren, dürfte auf MP unterrepräsentiert sein.......
Eher unfreiwillig kam ich nun auch in den Genuss dieses Werkes und kann die Ablehnung durchaus nachvollziehen: ein Schmachtfetzen der übleren Sorte mit billigster, aufgesetzter Melodramatik und Dialogen wie Selbstschussanlagen (ausgelöst durch bloßes Zuhören) im gewohnt verkitschten Werwolf-/Vampir-Gewand des 'Twilight'-Franchise. Wem es nicht gelingt, in der so geschaffenen Emotionalität aufzugehen, hat keine Möglichkeit der Unterhaltung oder gar der Beschäftigung an diesem Film. Man fällt quasi in ein bodenloses Loch und fühlt sich von einer Leere umgeben, weit gravierender als bloße Langeweile. Dabei kommt ständig das Gefühl auf, sich dem irgendwie entziehen zu müssen, bevor man von einer zähen Schleimschicht eingehüllt ist, die sich nicht mehr abstreifen lässt und wie eine Zwangsjacke an einem klebt.
Selbst mit gutem Willen nicht bei vollem Bewusstsein zu ertragen.
Die Idee zur österreichischen Produktion 'Home is Here' (2017) ist stark: eine etwa 18Jährige, die unzufrieden bei ihrer Mutter lebt, inspiziert ein schickes, modernes Haus in der Nachbarschaft und kommt über eine defekte Schiebetür hinein. Während ihrer wiederholten Besuche verändert sie Dinge und schafft kleine Kunstwerke. Der einzige Bewohner, ein Geschäftsmann, steigt nach einiger Zeit auf das Spiel ein....
Diese Auseinandersetzung ist sehr interessant, füllt aber gefühlt nur etwa ein Drittel des Plots, so dass dem Aufbau dieser sehr speziellen Beziehung zu wenig Screentime der ohnehin nur 75 min Laufzeit gewidmet ist. Leider hält man sich ansonsten vor allem mit Belanglosigkeiten auf, z.B. den immer wieder gebrachten Freizeitaktivitäten des Bewohners, wie Radfahren und Jogging im Wald mit dem Kumpel. Natürlich wird auch die Familie des Mädchens mit ihren Problemen ausführlich beleuchtet. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden, aber wenn die Nebenhandlungen einen größeren Raum einnehmen als die eigentliche Story, stimmt die Gewichtung nicht. Es wäre besser gewesen, diese nicht-physische Annährung der beiden Hauptfiguren mit guten Ideen weiter auszubauen und eine Art Katz- und Mausspiel aufzuziehen, das den Löwenanteil des Plots einnimmt. Ohne Zweifel verschenkt 'Home is Here' viel von seinem Potential, überzeugt aber auch mit dem wenigen, das es umsetzt.
Mit seiner gelungenen düster-dystopischen Optik und einem "WTF is going on here?"-Einstieg sammelt 'Eden Log' (2007) zu Beginn Pluspunkte und weckt Interesse. Der Plot ist in eine unterirdische Anlage gesetzt, die ausser Kontrolle geriet und worin übelgestaltige Mutanten unterwegs sind - die vormalige Belegschaft. Das erinnert an den Hive von 'Resident Evil' (2002), worin sich der Protagonist nach oben und schließlich nach draussen kämpfen muss. Hier enden allerdings die Gemeinsamkeiten und das Positive.
Schon bald merkt man, dass 'Eden Log' auf eine stringente, schlüssige Handlung verzichtet und seinen nicht-mutierten Überlebenden lediglich auf einen Selbstfindungstrip durch das Labyrinth schickt, wozu abstruse Handlungsfetzen aneinandergereiht werden. Zwar sind tröpfchenweise Informationen zur Vorgeschichte und zum ursprünglichen Zweck der Anlage eingestreut, aber das hat eher Alibi-Funktion, als dass es einen Sinn ergeben oder sich zu einer Story zusammenfügen würde. Zum Ende wird dennoch versucht, das Ganze einem Sinn zuzuführen, was aber inhaltlich nicht überzeugt und reichlich an den Haaren herbeigezogen wirkt.
In seiner primären Zielsetzung liegt der Film eher im Arthouse als im SF-Horror-Bereich, was sich auch dadurch ausdrückt, dass die Bedrohung durch die Mutanten allgegenwärtig ist, diese sich jedoch mehr durch Grunzen und Umherhuschen bemerkbar machen, als mit üblen Aktionen. Immerhin bleibt es mit dem dystopischen Ansatz und der starken Atmosphäre durchgängig interessant, auch weil der Plot nicht vorhersehbar ist. Letztendlich kompensiert er damit etwas seine wirre bzw. fehlende Handlung - das hätte ein sehr starker Genrevertreter werden können, wären die Macher nicht so betont auf ihren artsy Stil fixiert, dem sie alles Andere unterordnen.
Im Grusellevel liegt 'Krampus' (2015) bei Filmen wie 'Gremlins' (1984) - Schauspieler, die mit Plüschtieren ringen; überbissige Fantasy-Gestalten und hinterhältige Lebkuchenmännchen, die einer Familie das Leben schwer machen; eine Oma, die das alles schon früher mitgemacht hat, weil die bösen Dorfbewohner und ihre eigenen Eltern sich an Weihnachten zofften. Die Einladung nimmt der "Schatten des Weihnachtsmanns" dankend an und gibt den Bewohnern Saures...
Das erste Drittel mit der Einführung der sich zoffenden Familie ist noch unterhaltsam und hat ein paar witzige Ideen, doch sobald der "Horror" beginnt, verkommt 'Krampus' zum altbackenen Schmuh, der vielleicht noch Kindern, Fans von Fantasy-Grusel oder zartbesaiteten Zuschauern einen Schauer über den Rücken jagt. Der größte Witz ist allerdings die FSK16 - bevor ich das sah, wollte ich ihn bedenkenlos meiner Liste geeigneter Filme für 7-12Jährige hinzufügen, was ich trotzdem mache, denn vor allem in dieser Gruppe (ab 10 Jahren) dürfte 'Krampus' seine beste Wirkung erzielen. Immerhin taugt er dadurch als vorweihnachtlicher Familienfilm mit Moral-Message, falls es neben 'Kevin - Allein zu Haus' (1990) etwas ruppiger zugehen darf.
So ist das mit Leuten, die im Hintergrund stehen und dabei die wesentliche Arbeit leisten: Jack Cardiff revolutionierte das Kino in den 30ern/40ern mit innovativer Kameraführung und Beleuchtungseffekten und war bis in die 80er einer der gefragtesten Kameramänner, dringt aber kaum in das Bewusstsein des Publikums vor. Für 'Rambo II' (1985) stand er als 71Jähriger hinter der Kamera.
Die Doku 'The Life and Work of Jack Cardiff' (2010) setzte ihm ein Jahr nach seinem Tod ein Denkmal, das dem Filmfan so manches Mal die Augen öffnet. Bemerkenswert sind vor allem die Ausschnitte aus Filmen der späten 40er (v.a. 'Die schwarze Narzisse, 1947), worin er für die damalige Zeit sensationelle perspektivische Effekte schuf. Dafür bekam er den Oscar, und sogar heute sieht das noch gut aus. Es versteht sich bei der Reputation von selbst, dass er auch für Hitchcock drehte.
Sehr empfehlenswert für Filmfans, die sich ebenso für Filmgeschichte und die Köpfe hinter dem Fortschritt interessieren.
Im Folterkeller der CIA....
In den Jahren nach dem 11. September 2001 baute die CIA systematisch ihre "erweiterten Verhörmethoden" aus, folterte Islamisten zu Tode, bekam damit aber so gut wie nichts aus ihnen heraus. Ein Schandfleck für viele Amerikaner, der Ende 2014 in einem 500seitigen Untersuchungsbericht des US-Senats seine bestürzende Zusammenfassung fand. Doch der jahrelange Weg dorthin war steinig, denn die CIA tat natürlich alles, um den Bericht zu verhindern. Selbst den leitenden, vom Senat eingesetzten Ermittler (stark: Adam Driver) hatten sie zur Einschüchterung verklagt, was jedoch auf Gegendruck der Senatsseite fallengelassen wurde.
'The Report' (2019) stellt den Verlauf der Ermittlungen dar, zeigt auch, wie sie von einer resoluten Senatorin unterstützt und geführt wurden (überzeugend: Anette Bening). Das ist neben kurzen Rückblenden in die CIA-Foltermethoden aber auch schon alles, was in diesem Film passiert. Von cineastischen Merkmalen wie Dramaturgie oder Spannung scheinen die Macher nicht viel zu halten: trockener kann man das kaum heruntererzählen, denn ausser Aktendurchwühlen, -besprechen und -interpretieren hat der Film so gut wie keine Handlung. Im Abspann kommt die Erklärung: "Produced by Steven Soderbergh" - auch wenn er hier nicht selbst Regie führt, wirkt das wie ein typischer oder gar extremer Soderbergh-Film der letzten zehn Jahre: inhaltlich interessant, aber langatmig und dialoglastig. Ich habe drei Anläufe gebraucht, um dieses zwei Stunden-Werk zu Ende zu bringen, und bin einmal dabei eingeschlafen.
Schade, dass dieses wichtige Thema derart spannungsfrei aufbereitet wurde - in seiner Form ist 'The Report' schwach, beinahe schon Anti-Kino. Die 6 Punkte beziehen sich vorrangig auf den Anspruch, sowie die gute Leistung von Driver und Bening.
Filme mit heutigen Stars, die vor Jahrzehnten in den Startlöchern standen, sind per se dadurch interessant. Im Remake des Humphrey Bogart-Komödien-Klassikers 'We're No Angels' (1955/1989) erlebt man Sean Penn, Demi Moore und John C. Reilly, gezogen von Robert de Niro in der Hauptrolle, der bereits in den 80ern Kultstatus besaß und in einem Pop-Hit besungen wurde ('Robert de Niro's Waiting' von Bananarama, 1983).
Diese Truppe spielt zwar exzellent, doch bis auf Reilly hat keiner von denen das Talent zur Komödie, was ein nicht unbedeutendes Problem darstellt, wenn man eine Komödie produzieren will: es gab hier nicht einen einzigen Lacher. De Niro und Penn will man als Blödelduo verkaufen, etwa wie Spencer/Hill oder Laurel/Hardy, aber das funkioniert leider nicht, denn die beiden sind überhaupt nicht witzig. Vor allem de Niro versucht lediglich, mit überzogener und sich ständig wiederholender Mimik durch die vom schwachen Drehbuch vorgeschriebenen Kalamitäten zu kommen, aber wo ist der Gag? Wo ist die zündende Situationskomik?
Den beiden gelingt die Flucht aus dem Knast, wonach sie für zwei Geistliche gehalten werden, die man bereits im nahen Kloster erwartet..... Die Story dreht sich danach nur noch darum, wie sie verhindern aufzufliegen. Dass sie dabei mehr als die erste Runde überstehen, ist natürlich absurd, was für eine Komödie aber noch in Ordnung geht. Doch wenn das nicht witzig kommt und die Handlung vorwiegend aus albern-dämlichen bzw. kaum funktionieren könnenden Aktionen besteht, ist es um die Unterhaltung schlecht bestellt. Immerhin bleibt der Film interessant, weil man wissen will, wie sie sich aus den Kalamitäten winden und ob sie am Ende davonkommen, wobei auch Demi Moore eine ansprechende Rolle hat. Aber mehr als ein "geht so" kann dafür nicht drin sein.
Nicht einmal das 80er-Publikum war angetan - die 20 Mio.$-Produktion floppte und spielte nur die Hälfte der Kosten ein. Vor allem Penn und Moore erkannten danach wohl, dass die Komödie nicht ihr Metier ist und haben sich ihre Sporen in anderen Genres verdient. Auch für de Niro, der es immer wieder in Komödien versucht hat, wäre ratsam gewesen, es zu lassen......
Renée Zellweger lässt in 'Bridget Jones' Diary' (2001) kein Fremdschäm-Fettnäpfchen aus, um einen verpeilten Brithumor-Charakter darzustellen, der mit seiner überzeichnet-tapsigen Art in bester RomCom-Manier doch noch an die große Liebe kommt....
Wer derlei Humor zugeneigt ist, mag das großartig finden, doch kommt dieses permanente Fremdschäm-Verhalten keine Spur witzig. Ich mag Zellweger in einigen ihrer Filme, aber das ist leider über die Maßen konstruiert dämlich und unglaubwürdig, bedient lediglich fragwürdige Klischees einer kaum gesellschaftsfähigen, tollpatschigen Frau (z.B.: im durchsichtigen Kleid und schwarzer Unterwäsche zur Arbeit im Büro antreten..... Mann, ist die blöd, ha, ha, da muss man sich doch kaputtlachen *Ironie off*). Zu allem Überfluss taucht auch noch Hugh Grant in einer tragenden Rolle auf, aber wenn nicht einmal er der nervigste Charakter in einer Brit-Komödie ist, lässt das tief blicken.
Geht gar nicht.
DAS hätte ich nicht erwartet, da ich mit Theater wenig am Hut habe, aber 'Vorhang auf für Cyrano' (2018) ist alles andere als trockenes, schwülstig-dialoglastiges Kino. Vielmehr gelingt Alexis Michalik eine blendende Mischung aus Komödie, Drama und Biopic um den Autor Edmond Rostand, der diesen Jahrhundertwurf in der Belle Époque zu Papier und auf die Bühne brachte. Dabei wird geschickt der Geist des 1897 uraufgeführten Bühnenstücks in die Handlung verwoben, indem Rostand für einen Freund im echten Leben genau das macht, was er Cyrano de Bergerac im Stück andichtet: bezaubernde Briefe im Namen des Freundes an dessen Angebetete verfassen, da die Schreib-Qualitäten des Freundes kaum über das Halten der Feder hinausgehen.....
Ob das nun wahr ist oder nicht, spielt keine Rolle - es zeigt Wirkung und erbringt mit den Verstrickungen das amüsante Grundgerüst für eine Handlung um das Aufstellen des Stücks gegen eine Reihe von Widerständen, die ständig drohen, das Projekt zu Fall zu bringen. Immer wieder werden neue Facetten eröffnet, wodurch der Plot nie auf der Stelle tritt, sondern seine Charaktere mit gut erdachten Aktionen und einer Prise herzerwärmender Poesie auf den Lippen in Bewegung hält, um das eine Ziel zu schaffen: die Uraufführung zum gesetzten Termin zu verwirklichen. Selbst als das geschafft ist, muss auf der Bühne weiter improvisiert werden - die Kalamitäten nehmen kein Ende, doch in dem Maße, wie Rostand sie meistert, wachsen er und seine wackeren Darsteller dem Zuschauer mehr und mehr ans Herz. Am Ende ist man ähnlich ergriffen wie das Publikum der Uraufführung, das ihren Helden 40(!) Vorhänge gab - der Traum eines jeden Stückeschreibers, und bis heute ist der Bann ungebrochen. Applaus! Vielleicht sollte ich doch wieder einmal ins Theater gehen.......
Thematisch ist 'Girlfight' (2000) deckungsgleich mit Clint Eastwoods 'Million Dollar Baby' (2004) - eine bissige Aussenseiterin sieht ihre Berufung im Boxsport und bekniet den Trainer, es mit ihr zu versuchen. Der nimmt sie widerwillig an, obwohl er es für sinnlos hält, doch das Mädchen zeigt unbeirrbaren Willen und dadurch höchste Motivation....
Die Protagonistin könnte besser kaum gewählt sein: Michelle "Mean Look" Rodriguez in ihrem ersten Spielfilm - man nimmt ihr diese Rolle ohne zu zögern ab, mehr noch als Hilary Swank in 'Million Dollar Baby', aber das ist auch schon der einzige Punkt, worin 'Girlfight ' im Vergleich mithalten kann. Ansonsten ist hier alles mindestens eine Nummer kleiner als in Eastwoods Meisterwerk, auch weil man sich storytechnisch nur in ausgetretenen, klischeehaften Pfaden bewegt: hier noch etwas Familiendrama mit dem Taugenichts-Dad, der Michelles Mutter in den Selbstmord trieb, dort ein ausgedehntes Beziehungsdrama mit dem gutaussehenden Jungen, der mit einer Anderen rumknutscht. Anstatt auf die Story der emporkommenden Aussenseiterin zu fokussieren, verliert sich der Plot zu oft und zu lang in seinen Nebenhandlungen, die einen viel zu breiten Raum einnehmen. So weiss man am Ende nicht, ob man ein Sport-, Beziehungs- oder doch eher ein Familiendrama gesehen hat. Zudem fehlt es bei den Kämpfen an Mucke und Dramatik - was andere Boxfilme an übertriebener, unrealistischer Darstellung bringen, verkehrt sich hier ins Gegenteil.
Immerhin ein gelungener Auftritt von Michelle Rodriguez, auch wenn 'Girlfight' aufgrund seiner Belanglosigkeit heute schon so gut wie vergessen ist.
Ein getragener, melancholischer Western, der sich zuvorderst auf das Schauspiel seiner topbesetzten Hauptfiguren stützt. Das ist nicht verwunderlich, inszeniert sich doch Tommy Lee Jones hier selbst neben Hilary Swank und zeichnet für das Drehbuch verantwortlich. In der Tat liefern die beiden eine grandiose Vorstellung ab, wozu sich am Ende noch Meryl Streep gesellt. Auch inhaltlich weiß 'The Homesman' (2014) zumindest im ersten Drittel mit seinem harten Tobak zu überzeugen - Jones beleuchtet das üble Schicksal von Frauen im mittleren Westen der USA um 1890, die ihre Babies verlieren, auch weil sie von ihren Männern gezwungen werden, "minderwertige" Mädchen zu entsorgen, was sie in den Wahnsinn treibt. Schwerst traumatisiert und apathisch werden sie in den Osten abgeschoben, wo man sich um sie kümmern soll. Die resolute, herrische, und daher ledige Swank organisiert die Kutschenfahrt, begleitet von Jones, womit sein Plot die Handlung weitgehend einstellt.
Die Fahrt gestaltet sich zäh, wobei die wenigen Ereignisse sehr konstruiert und mit der Laufzeit immer abstruser wirken, von Jones offensichtlich nur eingesetzt, um das monotone Rumgesitze und Palavern etwas aufzulockern. Um seinen Film interessant oder gar spannend zu halten, hätte er sich mehr einfallen lassen müssen, auch wenn punktuell noch ein paar kernige Aktionen kommen. Narrativ ist das einfach zu wenig, um zu beschäftigen, und knappe zwei Stunden hätten es in dieser lahmen Form auch nicht sein müssen - ein Ausdruck von Überambition des Schauspielers auf dem Regiestuhl?
Schade, dass 'The Homesman' nach dem ersten Drittel derart absackt, denn er war auf dem Weg zu einem Film, der wirklich bewegt und unter die Haut geht. Insgesamt 5-5,5 Punkte, aber mit der sehr starken Leistung vor allem von Swank rettet er sich gerade noch zum "ganz gut".
Wunderbar emotional, dabei stringent erzählt und sehr stark gespielt von John Lee Hancocks Startruppe, allen voran Tom Hanks und Emma Thompson. Wer es sich leisten kann, Nebenrollen mit Könnern wie Colin Farrell und Paul Giamatti zu besetzen, schöpft ohne Zweifel aus dem Vollen - für 'Saving Mr. Banks' (2013) hat sich das ausgezahlt. Es geht um die Verfilmung von 'Mary Poppins' (1964), ein Herzensprojekt von Walt Disney (Hanks), der jedoch ein großes Problem hatte: die australische Autorin Pamela Travers (Thompson) hat die Rechte auch nach 20 Jahren des Beknieens durch Disney nicht herausgerückt, doch er hat Glück. Die in finanzielle Nöte geratene Travers willigt endlich ein, aber nur wenn ihre Bedingungen beim Drehbuch ausnahmslos berücksichtigt werden. Es beginnt ein Tauziehen, das Disneys Nerven und die seiner Drehbuch-Autoren auf das Äußerste strapaziert.....
Dabei glänzt Emma Thompson als wortgewandte, intelligente, aber stocksteife Brit-Konservative, die die Amerikaner allein schon wegen ihrer banausenhaften Kultur verachtet. Dazu gehört auch manches sprachliche Schmankerl - unbedingt im O-Ton anschauen. Ein kluger Zug ist der Einschub von Travers' Vorgeschichte und die Beziehung zu ihrem Vater (großartig: Colin Farrell), worauf sich die Original-Story von 1938 inhaltlich bezieht. In Rückblenden, welche etwa ein Drittel des Plots einnehmen, wird ihre tragische Kindheitsgeschichte erzählt, die wohl kaum ein Auge trocken lässt. Wegen des großen Zeitsprungs (ca. 1910 vs. frühe 1960er) ist immer klar, wo die Handlung gerade spielt, so dass das Folgen kein Problem darstellt.
Offensichtlich war Disney erfolgreich, sonst hätte es den Film 'Mary Poppins' nie gegeben; daher ist das wohl kaum gespoilert: besonders beeindruckt, wie er es letztendlich geschafft hat, Travers das Zugeständnis abzuringen (selbst wenn das erfunden ist, ist es wenigstens stark erfunden). 'Saving Mr. Banks' überzeugt nicht nur an dieser Stelle mit Dialogen, die alles andere als trivial oder Kitsch-orientiert sind, entgegen der Befürchtung zu einem Disney-Film über Disney. Dadurch wirkt die emotionale Komponente glaubhaft und kann ihre volle Wirkung entfachen, wobei auch der Humor nicht zu kurz kommt.
Genau der richtige Film für einen düsteren, verregneten Dezembertag, um gute Stimmung in das Heimkino zu bringen.
Es gibt solide Zahlen aus der Kino-Phase, die den Film allerdings nur 2 Wochen exklusiv hatten, bevor Netflix ihn streamte (https://www.the-numbers.com/movie/Irishman-The-(2019)#tab=international). Immerhin lässt sich daraus ersehen, dass er aus 275 Kinos in Italien, Holland und Südkorea bis heute 834.000 $ einspielte. Wenn man das fast alles auf die ersten 2 Wochen legt, eine Vorführung/Tag und 14 $ Eintritt ansetzt, kommt man auf etwa 15 Zuschauer pro Vorführung. Natürlich kann man sagen: "wer kommt schon, wenn er den Film nach 2 Wochen in seinem Netflix-Abo für umme sehen kann?", was sicher einen Teil der Zuschauer abhält, aber reges Interesse sieht anders aus. Für die Kinobetreiber ist es in jedem Fall der berühmte Griff....
Die nichtssagenden Zahlen von Netflix sind ärgerlich und wohl eher zur Aktionärsberuhigung gedacht. Wahrscheinlich bilden die 26,4 Mio. Haushalte nur das Anklicken des Filmes ab. Wirklich interessant wäre die Zahl derer, die noch nach einer, zwei und drei Stunden dabei waren - das könnte ernüchternd sein. Bei uns überlebt z.B. jeder zweite angeklickte Film nicht die erste halbe Stunde - wenn es nichts (extra) kostet, wird auch mehr probiert. Dazu kommt, dass langatmige Scorsese-Filme, noch dazu in Überlänge, kein großes Publikum anziehen; der Vorgänger 'Silence' (2016) floppte schon gnadenlos, und 15 Zuschauer/Tag und Kino in der Eröffnungsphase von 'The Irishman' deuten in dieselbe Richtung. Vielleicht ist Netflix schon pleite?