RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 11.11.2018, 16:46 Geändert 11.11.2018, 21:23

    Eine frühe Mediensatire und ein Spätwerk des unvergleichlichen Charlie Chaplin.

    Mit 'A King in New York' (1957) kehrt er stellenweise wieder zu seinen Wurzeln der Situationskomik zurück, wobei er den Tramp mit einem nicht weniger tragischen ex-König austauscht, der nach einer Revolution mittellos in New York strandet. Zufällig gerät er in die Werbebranche - weil er bekannt ist und beim Publikum gut ankommt, reißen sich die Agenturen um ihn.... im letzten Drittel liefert er noch eine Abrechnung mit der Kommunistenhatz des McCarthy-Regimes, unter dessen Druck Chaplin fünf Jahre zuvor nach Europa auswanderte.

    Man merkt deutlich, dass er den Zenit seiner Kreativität bereits überschritten hatte. Die Erzählstruktur wirkt etwas steif, wobei das Setting überwiegend aus seiner Hotelsuite besteht - phasenweise wie ein Kammerspiel. Es fehlt der Handlung an Drive, und sein geniales Gespür für Komik blitzt nur selten auf. Dafür sieht man z.B. einen neunmalklugen Jungen, der minutenlang wie ein Erwachsener über Politik & Gesellschaft doziert. Das wirkt zwar skurril, entbehrt aber jeglicher Komik und wird spätestens in der Wiederholung uninteressant.

    Doch der Altmeister weiß immer noch zu unterhalten, vor allem mit seinen gelungenen mediensatirischen Elementen und der Überraschung für das "Kommittee zur Untersuchung unamerikanischer Umtriebe". Gewiss kein Highlight in Chaplins Filmchronik, aber wenigstens ansprechende Unterhaltung.

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    • 5
      RoboMaus 11.11.2018, 13:24 Geändert 25.11.2018, 15:51

      Bis heute nur in kurzen Auschnitten gesehen, die mich nie besonders ansprachen: Disneys Zeichentrick-Riesenerfolg 'The Lion King' (1994; 986 Mio.$ eingespielt) erweckte nur allzu sehr den Eindruck einer naiven Verklärung der afrikanischen Tierwelt, die mit einer Ladung Herzschmerz-Kitsch auf die Tränendrüse drückt.

      Doch letztlich ist es die Handlung, die im Gesamtkontext eine ganz andere Wirkung haben kann - eine einfühlsam erzählte, mitreißende Story kann vieles ersetzen und zu grandioser Unterhaltung führen. Im Grunde gehen wir dafür ins Kino - da die Gelegenheit nun schon seit 24 Jahren verstrichen ist, tut es auch die TV-Aufzeichnung ohne lästige Werbung.

      Vielleicht liegt es daran, dass bei mir Fabeln zur Projektion menschlicher Gefühle allgemein nicht gut funktionieren, doch genau das ist der wesentliche Zug von 'The Lion King'. Die vor allem darauf aufgebaute Dramatik, getragen von einer pathetischen Gut-Böse-Handlung und entsprechendem Score, konnte mich nicht vereinnahmen. Dazu sind die lockeren Sprüche nur albern, und die immer wieder eingestreuten, von den Tiercharakteren vorgetragenen Liedchen würde ich im Radio nach spätestens zwei Minuten abstellen.

      Einmal lässt es sich anschauen, und weil Kinder diesen Film wohl immer mögen werden, ist 'The Lion King' wenigstens ein guter Familienfilm.

      Zum Glück gibt es 'Shrek' :)

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        RoboMaus 11.11.2018, 09:01 Geändert 11.11.2018, 13:32

        NICHT DIE MP-BESCHREIBUNG LESEN - SPOILERT BIS ZUM ENDE.

        'Music Box' (1989) bewegt sich der in der Nazi-Vergangenheit Ungarns, wobei es um den dortigen SS-Ableger der "Pfeilkreuzler" geht. Diese Einheit war eine Todesschwadron, die v.a. im letzten Kriegsjahr durch extreme Menschenverachtung und Sadismus auffiel.

        Vierzig Jahre danach wird ein ungarischer Immigrant (Armin Müller-Stahl) vor einem US-Gericht beschuldigt, ein Rädelsführer der Pfeilkreuzler gewesen zu sein. Seine Tochter und Anwältin (Jessica Lange) ist entsetzt, hält die vorgeblichen Beweise für eine Hetzkampagne und verteidigt ihn.

        Anspruch ist hier sicherlich gegeben, aber storytechnisch und dramaturgisch lässt dieser Plot lange zu wünschen übrig. Die erste halbe Stunde beleuchtet nur die Familie von Müller-Stahl, bevor es überhaupt zur Anschuldigung kommt, fährt somit die Spannung kontinuierlich nach unten, anstatt nach oben. Die Verhandlung gestaltet sich interessant, verzettelt sich jedoch in zu häufiger Wiederholung von Zeugenaussagen, die unisono den sadistischen, unmenschlichen Charakter des damaligen Pfeilkreuzler-Kommandanten bestätigen. Dabei gibt es nur eine Frage zu klären: ist der inzwischen nicht mehr erkennbare Müller-Stahl der Kommandant von damals? Bei dieser Antwort bleibt der Plot unschlüssig.

        SPOILER
        Obwohl der Kommandant von allen Zeitzeugen eindeutig identifiziert wird, reicht das nicht, nur weil der letzte Zeuge unglaubwürdig ist? Und am Ende sind ein paar Photos von damals der schlagende Beweis, obwohl darauf auch nur der junge Mann zu sehen ist, dessen Bild mit Pfeilkreuzler-Ausweis, Namen und Unterschrift dem Gericht bereits vorliegt, wobei der gefälschst sein könnte, wie es der russische Zeuge darstellt?

        SPOILER ENDE

        Inhaltlich sind Verhandlung und Endergebnis nicht überzeugend. Zudem wird mehrmals "Dezember 1945" als Zeitangabe gebracht (meint natürlich: 1944 - Fehler in der Synchro?).

        Es bleibt ein informativer Geschichtsabend zur üblen Vergangenheit Ungarns, der in der zweiten Hälfte auch dramaturgisch anspricht, aber mit vollen zwei Stunden insgesamt eine halbe Stunde zu lang ausgefallen ist und phasenweise zu langatmig daherkommt.

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          RoboMaus 10.11.2018, 17:25 Geändert 12.11.2018, 08:26

          Die ausgesuchte Top-Besetzung mit Michael Douglas an der Spitze, Lobeshymnen und hohe Bewertungen auf allen Plattformen; der Soundtrack, u.a. mit Bob Dylan, Neil Young und John Lennon, wofür Dylan sogar einen Oscar bekam - beste Voraussetzungen für einen starken Film.....

          .....und doch repräsentiert 'Wonder Boys' (2000) nur eine Richtung von Kino: die der ausgiebigen Beleuchtung von Charakteren, sowie ihrer Beziehungen; das ewige Hin und Her der skurrilen Figuren, die mehr oder weniger bekifft oder besoffen durch den Plot wandeln und in regem Austausch von Dialogen begriffen sind. Man könnte den Eindruck bekommen, dass es plottechnisch um eine Schreibblockade des genialen Autors Douglas geht, der seit zehn Jahren nichts mehr zustande bekommen hat. Doch die daran aufgehängte, hauchdünne Story dient lediglich als loses Gerüst für das unablässige Wechselspiel der Charaktere. Weder thematisch, noch über die Dialoge kommt hier in meiner Wahrnehmung Prickelndes.

          Das ist zwar zugegeben stark gespielt und scheint einen Teil des Publikums höchst zufrieden zu stellen, ist aus meiner Sicht von Kino aber nur eine Voraussetzung für einen absorbierenden Film, der vor allem mit einer starken Story und guten Plotideen überzeugen müsste. Doch die rudimentäre, sich ständig im Kreis drehende Handlung und das belanglose Gerede sorgen schnell dafür, dass das Interesse an diesem Film nachlässt und Langeweile aufkommt.

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            RoboMaus 09.11.2018, 14:35 Geändert 24.01.2023, 07:15

            Der leider viel zu früh verstorbene John Candy und Steve Martin geben sich in 'Planes, Trains & Automobiles' (1987) die Komödiantenehre - und einen Jungspund namens Kevin Bacon gibt es in einer Nebenrolle zu sehen. Ich mag den urgemütlichen Candy, und auch Martin hat ein paar gute Filme gemacht, aber der hier zelebrierte Humor ist leider nicht der meine. Die beiden haben ein holpriges Kennenlernen im Kampf um ein Taxi, sind aber fortan aneinander gebunden, weil sie zusammen nach Chicago kommen müssen.....

            Es läuft nach dem Prinzip des Aufwerfens von Peinlichkeiten und Kalamitäten, bzw., dass die Bemühungen um das Weiterkommen ständig schief laufen oder ins Chaos münden. Manches läuft dazu auf der Schiene, dass einer den anderen nervt - je mehr genervt wird, desto witziger soll es wohl sein, z.B., wenn Candy mit seinen Stinksocken vor Martins Gesicht herumwedelt. Die Komik könnte teilweise einem Laurel & Hardy-Film entstammen, doch was bei diesen beiden witzig wirkt, muss es nicht notwendigerweise bei anderen.

            Wieder ein Film, der mit seiner Art von Komik polarisiert - wer das witzig findet, wird mit Dauerfeuer auf das Zwerchefell belegt und mag eine Höchstnote zücken. Wer nicht, verliert irgendwann das Interesse.

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            • 7 .5
              RoboMaus 08.11.2018, 07:46 Geändert 08.11.2018, 12:47

              Das Remake 'Nightwatch' (1997) ist inhaltlich ungefähr so nah am Original wie im Titel am dänischen 'Nattevagten' (1994). Ole Bornedal schuf eine US-Version seines eigenen Films für den dortigen Markt und die dortigen Sehgewohnheiten, um Zuschauer ins Kino zu bringen. Man hätte aber genau so gut das Original zeigen können, denn 'Nightwatch' floppte gnadenlos (1,3 Mio.$ eingespielt).

              Das ist schade, denn der Film ist wirklich gut, nach meinem Dafürhalten sogar besser als das Original. Er ist flüssiger inszeniert und hat dem Eindruck nach den Anteil des dämlichen Wett-Spielchens zwischen den beiden Protagonisten heruntergefahren, das im Original beinahe die ganze erste Hälfte einnimmt. Dadurch wirkt die Thriller-Handlung straffer und baut mehr Spannung auf, wozu auch das bessere Schauspiel des renommierten Casts beiträgt (Nolte, McGregor, Brolin, O'Reilly).

              Es geht wohl jedem so, der ein umfangreiches Werk schafft, dass er aus der Distanz Dinge bemerkt, die er hätte besser machen können. Diese Chance hat Bornedal genutzt und an den richtigen Stellen gefeilt. Ähnlich ist es z.B. auch bei Shimizus 'The Grudge' (2002; US-Version 2004), der sich noch deutlicher verbessert hat.

              Auch wenn es die US-Version nicht wirklich gebraucht hätte - man hat sie nun einmal aus markttechnischen Gründen gemacht, und sie ist insgesamt flüssiger und spannender geworden, kommt somit zumindest meinen Sehgewohnheiten entgegen.

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              • 5 .5
                RoboMaus 07.11.2018, 08:05 Geändert 13.11.2018, 16:47

                Wohl nie war ein Musketier-Film mit so viel Prominenz besetzt: Malkovich, Depardieu, Byrne und Jeremy Irons treten für Ehre und gegen den französischen König an, der von di Caprio verkörpert wird. In 'Der Mann in der eisernen Maske' (1998) hat er dazu eine Doppelrolle als Zwillingsbruder, der im Kerker mit der Maske schmort, damit ihn niemand erkennt - so wurde der Bruderkrieg verhindert. Doch der König ist ein unfähiger Tyrann, den die Musketiere mit dem Zwilling aus dem Kerker ersetzen wollen......

                Das top-besetzte Werk zog die Massen an und spielte 183 Mio.$ ein, bei 35 Mio. Produktionskosten - di Caprio war nach dem Mega-Erfolg 'Titanic' (1997; 2,2 Mrd.$) zum Publikumsmagnet geworden und ist nicht zufällig im Vordergrund auf dem Cover platziert. Doch der Film scheint von so viel cineastischem Schwergewicht befrachtet, dass er kaum vom Boden kommt. Inhaltlich passiert in den zwei Stunden lange so gut wie nichts, außer dass die Sachverhalte und Charaktere beleuchtet werden. Man bekommt zwar die Schicksale und Macken eines jeden Musketiers und des Königs geliefert, aber die Handlung kommt nicht vom Fleck. Was als halbstündige Einführung passend wäre, dümpelt spannungsfrei bis weit über die Mitte vor sich hin.

                Erst danach konkretisiert sich die Austausch-Aktion der Musketiere, bringt endlich Spannung und Bewegung in diese dramaturgische Lethargie. Leider verliert sich das zum Ende teilweise, weil der Showdown zwischen König und Musketieren überdramatisiert ist und damit ins Hanebüchene driftet.

                Mit den sympathischen Charakteren (v.a. Depardieu) und dem besseren letzten Drittel kommt man noch auf akzeptable Unterhaltung, aber das packende Dumas-Historien-Abenteuer wird hier nicht gezeigt.

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                • 9
                  RoboMaus 06.11.2018, 19:04 Geändert 08.11.2018, 09:51

                  Es gibt wohl Dutzende von Dokumentationen über die Beatles, von denen ich einige gesehen habe, aber keine wie 'The Beatles: Eight Days a Week - The Touring Years' (2016).

                  Wie es der Titel andeutet, geht es um die Zeit ihrer Live-Auftritte, also bis August 1966, wonach sie 3 Jahre nur noch im Studio arbeiteten und vor dem Ende quasi ein Abschiedskonzert auf dem Dach ihres Gebäudes in London gaben - auch das wird mit zwei Songs gezeigt. Diese Doku bringt vor allem den unglaublichen Sog heraus, den die Beatles Mitte der 60er erzeugten, dieser irrsinnige Hype im Publikum, der mit nichts Heutigem zu vergleichen ist. Das wird u.a. mit seltenem, aber hochqualitativem Bildmaterial erreicht, das die Auftritte und den Hype beeindruckend darstellt. Näher kam man den Beatles wohl nur, wenn man damals dabei war.

                  Zwangsläufig macht man sich Gedanken, wie jemand so einen Stress überhaupt aushalten und dabei noch ein Hitalbum nach dem anderen produzieren kann - man fühlt als Zuschauer mit und erkennt den beinahe schon übermenschlichen Charakter dieser Leistung, die nur dadurch möglich wurde, dass die vier zusammen hielten wie Pech und Schwefel. Weil sich die Musiker untereinander wegen dem Gekreische nicht hören konnten, spielten sie nach Gefühl und den Bewegungen der anderen, was sich auf den Aufnahmen so gut wie fehlerfrei anhört - auch das ist eigentlich kaum zu glauben.

                  Letztlich wurden die Beatles von ihrem Management verheizt und mussten dem Stress doch noch Tribut zollen, was gut herauskommt. Zum Glück zogen sie die Reißleine, bevor es zu spät war - nach dem letzten Auftritt konnten sie ihre Kräfte stressfrei in ungebremste Kreativität umwandeln und brachten 1967 'Sgt. Peppers' heraus, das heute zu einem der besten Rock/Pop-Alben aller Zeiten zählt. Auch diese Explosion an künstlerischer Energie wird eindringlich dargestellt.

                  Abgerundet wird die Story durch Anekdoten von Leinwandgrößen wie Sigourney Weaver und Whoopi Goldberg, die berichten, wie sie als Teen vom Beatles-Hype erfasst wurden und durchdrehten. Sehr amüsant.

                  Ein herausragendes Stück Gesellschafts- und Kulturgeschichte, höchst unterhaltsam und informativ aufbereitet.

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                    RoboMaus 06.11.2018, 09:37 Geändert 06.11.2018, 09:48

                    Der Vorteil von Kriegsfilmen vor der CGI-Zeit: es ist alles mehr oder weniger authentisch nachgestellt, mit echten Flugzeugen und Luftaufnahmen. Diese Authentizität ist das überzeugendste an 'Der blaue Max' (1966). Der Titel bezieht sich auf den höchsten Tapferkeitsorden der deutschen Luftwaffe im 1. WK, den es für zwanzig im Luftkampf abgeschossene gegnerische Flugzeuge gab.

                    Die Story dreht sich um zwei Flieger-Asse, die um den blauen Max wetteifern, porträtiert aber haupsächlich deren Charaktere und ihr Beharke. Daneben geht es noch um die Beziehung zu einer Frau (Bond-Girl Ursula Andress). Diese Handlung ist für meinen Geschmack jedoch zu eindimensional und zu dünn, zumal das auch noch auf zweieinhalb Stunden Überlänge gezogen ist - den epischen Plot gibt der Inhalt einfach nicht her. Die immer wieder eingestreuten Luftkämpfe sind zwar stark inszeniert, aber irgendwie auch immer gleich, mit z.T. denselben Einstellungen. Das wirkt spätestens beim dritten Mal zu eintönig.

                    Wer in dieser Thematik aufgeht, z.B. mit den vielen Details an den Flugzeugen und der Luft-Taktik, ist hier genau richtig (das drückt sich deutlich in den sechs anderen Kommentare mit einem Schnitt von 8,5 aus, während der der Community nur bei 6,4 liegt). Wen das Thema "Luftkampf" nur marginal interessiert und wer das eher als Beiwerk zu einem starken Kriegsdrama sieht, dürfte erst im letzten Viertel auf seine Kosten kommen, wo der Plot aus seiner bisherigen Eindimensionalität ausschert, erweiterte Inhalte liefert, und auch dramaturgisch punktet.

                    In dieser Form ist 'Der blaue Max' uninteressant (4,0), weil er mit einer flachen Handlung und wiederholten Inhalten versucht, auf Überlänge zu kommen, und damit langweilt. Für die starke Flieger-Action gibt es jedoch einen Bonus-Punkt.

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                      RoboMaus 05.11.2018, 17:53 Geändert 05.11.2018, 23:00

                      Ist es wahr? Schon wieder siebzehn Jahre? Es erscheint mir wie gestern, als jemand aus dem Freundeskreis begeistert ankam und meinte, es liefe eine supertolle Animation, witzig, anarchisch, spannend, berührend - mit allem, was zu einem echten Filmerlebnis gehört......

                      .....und es stimmte. Tatsächlich hat 'Shrek' (2001) auch heute nichts von alldem verloren. Ein Neo-Märchen mit einem sympathischen Helden, zeitgemäß erzählt, mit gelungener Komik, vielen Gags und Sidekicks, die zünden. Beim wiederholten Anschauen fällt auf, mit wie viel Liebe zum Detail die Macher von Dreamworks hier gearbeitet haben. Kleine Szenen, die nur ein paar Sekunden dauern, voll mit witzigen Bezügen. Man sieht ihm seine 50 Mio.$ an, doch wer 492 Mio. einspielt, braucht sich über die Produktionskosten keine Gedanken zu machen.

                      In der Anfangsphase, mit den Fantasy- und Märchengestalten, finde ich es weniger ansprechend, und die zum Glück nur sporadischen Gesangseinlagen im Kindergartenstil hätte es auch nicht gebraucht. Doch sobald Shrek von seinem überlaufenen Heim auf Tour geht, startet der Film durch, macht Laune und unterhält blendend. Hier treffen sich Groß und Klein zu einem einnehmenden Märchenabenteuer - einer der besten Familienfilme, der sogar mehrmals ohne das Gefühl geht, die Flucht ergreifen zu müssen.

                      Dreamworks sei Dank.

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                        RoboMaus 05.11.2018, 12:52 Geändert 05.11.2018, 18:16
                        über In Fear

                        Oh weh - Horror-Langeweile aus Genreversatzstücken auch bei den Briten. Zuerst macht man über eine halbe Sunde auf 'Blair Witch Project' (1999), wobei zwei Teens mit einem Auto (welch geniale Variante) im Wald Runden drehen und mehrmals zum Ausgangspunkt kommen. Natürlich mit unheilsschwangerem Waber-Score unterlegt, damit man glaubt, etwas Schlimmes sei im Busch, obwohl NICHTS passiert. Gewiss, der Horror entsteht im Kopf, und das Gezeigte mag eingefleischte Fans der Machart von 'Blair Witch' ansprechen. Doch mehr als Teens, die keinen Plan haben, ihr GPS nicht bedienen können (hey, das wird von Satelliten aus dem Weltraum gesteuert, nicht vom Funknetz), und mit belanglosen Dialogen kommen, kann ich hier nicht erkennen. Null Spannung, null Inhalt.

                        Zur Mitte wird die Story der irren Einheimischen serviert, die im Wald lauern und ihr Katz- und Mausspiel mit den Protagonisten treiben, das Ganze so zäh inszeniert, dass einem zu der inhaltlichen Ödnis auch noch die Lust am Sehen vergeht.

                        Erst zum Ende kommen ein paar gute Ideen, auch wenn die nur das erfüllen, was ohnehin schon lange vorhersehbar war. Aber bei so wenig Substanz klammert man sich dankbar an jeden Strohhalm. Ein weiterer Lichtblick: 'In Fear' (2013) dauert nur 77 min ohne Abspann.

                        Die pure Einfallslosigkeit - gerade noch am Totalabsturz vorbei.

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                          RoboMaus 05.11.2018, 09:08 Geändert 06.11.2018, 07:26

                          Clive Barker machte nach seinem genre-ikonischen 'Hell Raiser' (1987) nur noch zwei Filme als Regisseur - 'Lord of Illusions' (1995) ist sein letzter, und der trägt voll und ganz seine Handschrift.

                          Es ist wieder das Thema der Verkörperung des Bösen, repräsentiert vom Führer einer Okkult-Sekte. Dessen einstiger Zögling suchte das Weite und kommt mit einer Handvoll Getreuer zurück, um ein Mädchen aus den Fängen des Führers zu befreien und ihn zu töten, was scheinbar gelingt. 13 Jahre danach rächen sich die Getreuen des Führers an den Getreuen des Zöglings und haben auch ihn im Visier, während der Zögling seine schwarze Magie nutzt, um die perfekte Illusions-Show zu präsentieren und die Hallen zu füllen. Die Frau des Zöglings setzt einen entschlossenen Privatdetektiv darauf an, herauszufinden, wovor ihr Mann Angst hat.

                          Die Story ist gut, aber kompliziert aufgebaut - man muss beinahe schon mitschreiben, um zu verstehen, wer was aus welchem Grund macht, und wo genau nun der Zusammenhang besteht (der u.U. in einer Szene eine halbe Stunde zuvor kurz gezeigt wurde......). Mir war das streckenweise mit dem noir-artigen Hin und Her der Charaktere zu verworren und zu langatmig, noch dazu auf volle zwei Stunden gezogen - es wäre besser gewesen, die Handlung auf zwei klare Stränge zu fokussieren und zu diesem Zweck die Nebenhandlung des Illusionisten (immerhin der Filmtitel!) mit seinen Shows auszubauen und in den Vordergund zu stellen. Auch fehlt es an Überraschungsmomenten.

                          Dagegen punktet Barker mit einigen starken Plotideen und einer einnehmenden Atmosphäre, die eine ständige Bedrohung und ein unausweichliches Schicksal suggeriert, das sich zum Ende allmählich herausschält, aber schon nach der Einführung vorhersehbar ist.

                          Leider macht sich Barker das Leben mit einer unnötig wirren und trägen Erzählstruktur selbst schwer, obwohl der Film alles andere als uninteressant ist. Mit seinen Inhalten und der optisch gelungenen, stellenweise derben Umsetzung hinterlässt er aber noch einen "ganz guten" Eindruck.

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                            RoboMaus 04.11.2018, 13:25 Geändert 04.11.2018, 20:09

                            Ein schwacher Corbucci - der Nachfolger des Mega-Erfolgs 'Django' (1966) hat so gar nichts mehr von der gnadenlosen Coolness und der Wirkung dieses ikonischen Italo-Westerns. 'Kopfgeld: Ein Dollar' (1966) zieht eine simple Rachestory auf, worin der versprengte Indianer Burt Reynolds eine Horde Banditen zunächst in Zweier-/Dreier-Grüppchen dezimiert und sich später der ganzen Horde stellt. Zuvor hatten die Banditen seinen Clan ausgelöscht.

                            Es beginnt zwar mit einer gelungenen Einführung in italo-westernmäßiger Härte, doch die Handlung zieht sich danach mit einer 08/15-Story in die Länge, punktuell von immer vorhersehbaren Aktionen durchbrochen. Weder spannend, noch ansprechend - Corbucci bedient sich inhaltlich im Wesentlichen bei amerikanischen Vorbildern, erzeugt damit aber nur Genre-Stereotypie, die er mit der härteren Gangart garniert. Für Genre-Fans mag das den Ansprüchen an einen Italo-Western genügen, aber Härte allein kann es doch nicht bringen - darüber hinaus ist mir das zu einfallslos und zu langatmig.

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                              RoboMaus 04.11.2018, 08:09 Geändert 04.11.2018, 10:46

                              Richard Gere gerät in die Mühlen der chinesischen Willkür-Justiz....

                              Inzwischen habe ich 'Red Corner' (1997) schon dreimal gesehen, aber dieser Polit-Justiz-Thriller kommt immer noch stark. Gere fädelt einen riesigen Kommunikationsdeal im sich öffnenden China ein, wird aber von einem Funktionär abgesägt, der den Deal lieber mit der Konkurrenz abschließt. Um Gere vor seinen chinesischen Befürwortern zu diskreditieren, wird ihm ein Mord angehängt, worauf er unangenehme Bekanntschaft mit dem dortigen Knast macht. Er bekommt ein Gerichtsverfahren, worin eine unerschrockene chinesische Anwältin die Kohlen für ihn aus dem Feuer holen will, doch die übermächtige Gegenseite kontrolliert das System.....

                              Regisseur Jon Avnet holt aus dieser Prämisse das Maximale heraus. Die Inszenierung enthält trotz des potentiell trockenen Themas auch auf volle zwei Stunden keine Längen und hat genügend gute Plotideen für spannende, streckenweise sogar rasante Unterhaltung außerhalb des Gerichtssaals. Die Szenen im Gericht sind interessant, leben aus dem Zerpflücken der angeblichen Beweise und daraus, wie die immer offensichtlicher falsch spielende Gegenseite darauf reagiert.

                              Inhaltlich kann man 'Red Corner' als tendenziös bezeichnen, denn es geht vordergründig darum, eine chinesische Willkür-Justiz zu suggerieren. Andererseits dürfte das nicht weit von der Realität entfernt sein, denn es ist kein Geheimnis, dass totalitäre Systeme die Justiz für ihre politischen Zwecke instrumentalisieren. Nichts anderes sieht man z.B. bei Putin, bei Erdogan, und auch Trump lässt dazu im Rahmen seiner Möglichkeiten nichts unversucht. Kaum überraschend, ist der Film bis heute in China verboten.

                              Flüssige, stellenweise auch packende Unterhaltung im 90er-Stil mit Polit-Anspruch.
                              ....und die Schlußszene mit Gere und der Chinesin - hach, so schön.....

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                                RoboMaus 03.11.2018, 16:10 Geändert 03.11.2018, 19:20

                                "Der ist gut, wirklich gut" dachte ich zur Mitte von 'Phantasm' (Prod. 1978), wo sich i.d.R. spätestens entscheidet, ob es noch etwas wird. Im ersten Drittel weiß man nicht so recht, worauf dieser Film hinaus will, denn neben der Einführung der Charaktere, u.a. mit einer starken 2 Gitarren-Song-Einlage und Sex auf einer Grabsteinplatte, scheint etwas nicht zu stimmen, Übles am Friedhof abzugehen. Doch etwas Fassbares ergibt sich noch nicht. Don Coscarelli (Drehbuch, Regie & Produktion) baut von Anfang an eine geheimnisvolle Aura um seinen Debütfilm auf, langt mit bleiernem Griff nach dem Interesse seiner Zuschauer, anstatt wie üblich im Genre zunächst nur die Charaktere in ihrem Kleinstadtambiente zu porträtieren.

                                Allmählich verdichten sich die Anzeichen übelster Machenschaften, welche ein Brüderpaar anzieht, das sich unerschrocken in die Auseinandersetzung begibt. Coscarelli bettet die durchweg interessante Handlung in eine starke, durch schattenbetonende, düstere Optik, gemächliches Tempo und den wabernden Score bestimmte Atmosphäre, erschafft somit sich stetig steigernde Spannung. Seine geschickt aufgebaute Story gibt immer gerade so viel preis, wie sie an Neuem aufwirft, was mit einigen starken Plotideen einhergeht, und womit die damalige Tricktechnik bis an ihre Grenzen ausgereizt wird. Natürlich wirkt das aus heutiger Sicht veraltet, steht aber nicht im Vordergrund und erfüllt voll und ganz den Zweck.

                                Es ist die Kombination aus einnehmender, unheimlicher Atmophäre und der Kreativität stark erdachter Inhalte, die 'Phantasm' zu einem ausgezeichneten Suspense-Horrorfilm macht. Eine wohltuende Abwechslung zu den vielen Genrefilmen, die immer wieder denselben Brei aufkochen oder kopierte Versatzstücke zusammensetzten.
                                ......und das sind Worte von einem, der mit 70er-Filmen nur selten etwas anfangen kann - doch Ausnahmen bestätigen die Regel.

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                                  RoboMaus 03.11.2018, 13:01 Geändert 04.11.2018, 07:15

                                  Eine Parade von Komödienstars, die zu 'Rat Race' (2001) schon ihre besten Zeiten hinter sich hatten: Rowan Atkinson, Whoopi Goldberg und John Cleese geben sich die Ehre, wobei ich über das aufgesetzt-überkandidelte Brit-Auftreten von Cleese noch nie lachen konnte. Abgerundet wird das vom unverwüstlichen Cuba Gooding Jr., der seine besten Zeiten noch vor sich haben muss, und der unvergleichlichen Kathy Bates, die aber nur in einem Kurzauftritt zu sehen ist.

                                  Doch auch im Verein geballter Komödiantenpower will sich hier kein amüsantes Kino einstellen - die Lacher lassen sich an einer Hand abzählen. Ein Typ, der die ganze Zeit nur wie ein Vollpfosten nuschelt (Vince Vieluf) und schon beim ersten Auftritt nervt, Gooding Jr. in Unterhosen in der Wüste, dazu tonnenweise bescheuerte Dialoge und allgemeines Blödel-Overacting - absolut nicht mein Humor, bis auf wenige gelungene Gags.

                                  Glückwunsch für die 9er/10er-Bewertungen, die in der FL prangen - die Wege des Humors sind eben unergründlich :)

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                                    RoboMaus 03.11.2018, 08:16 Geändert 03.11.2018, 10:18

                                    Anspruchsvolle Charakterdarstellung - zu anspruchsvoll für mich.

                                    Gary Sinise hatte am Anfang seiner Karriere in den späten 80ern/frühen 90ern, wo er als Schauspieler noch so gut wie unbekannt war, eher Ambitionen auf den Regiestuhl und machte zwei Filme. 'Von Mäusen und Menschen' (1992) ist sein letztes Werk, für das er auch als Drehbuchautor und Produzent verantwortlich ist. Für die zweite Hauptrolle an seiner Seite holte er John Malkovich, der eine astreine Vorstellung als geistig Zurückgebliebener und Grobmotoriker abliefert.

                                    Wir sind wieder einmal in den 30er Jahren - schlechte Zeiten, kaum Jobs. Sinise verdingt sich als Landarbeiter und hat den sanften Riesen Malkovich unter seine Fittiche genommen. Sie landen auf einer Farm, wo der Sohn des Chefs ein Giftzwerg ist, und sich die Frau des eifersüchtigen Sohns gerne mit den Arbeitern unterhält - da ist Ärger vorprogrammiert......

                                    Das ist von allen Beteiligten überzeugend gespielt - hier gibt es nichts auszusetzen. Die Charaktere werden den ganzen Film über detailliert herausgearbeitet, und genauso detailliert in ihrem gegenseitigen Auskommen und dem Beziehungsaufbau beleuchtet. Wem das schon reicht, der mag hier eine Höchstnote zücken.

                                    Doch es fehlt diesem Film an Handlung. Bis auf die Eingangssequenz und die letzten zwanzig Minuten dieses knapp zwei Stunden-Plots passiert überhaupt nichts im Sinne einer Story. Da ist ein Hufeisen-Wettwerfen schon das Event-Highlight. Dramaturgisch erschöpft sich Sinise in der verbalen Interaktion seiner Charaktere, was z.T. in langen, ermüdenden Dialogen mündet. Eindimensionalität und inhaltlich fade Kost statt zündenden Plotideen und Salz in der Suppe.

                                    Das anspruchsvolle, dialog-orientierte Publikum mag hier applaudieren, aber mir ist das trotz unbestreitbarer Qualität zu dünn und zu langatmig. 5,5 Punkte nur wegen der herausragenden und berührenden Leistung von Malkovich, ansonsten ist der Film uninteressant. Das breite Publikum sah es wohl ähnlich: Sinise spielte mit 'Of Mice and Men' in den USA nur 5 Mio.$ ein - ein Flop, der seinen Regie-Ambitionen bis heute ein Ende setzte.

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                                      RoboMaus 02.11.2018, 19:03 Geändert 03.11.2018, 07:07

                                      Zeitlos sympathische Unterhaltung: 'Asterix bei den Briten' (1986) ist eine inhaltstreue Zeichentrickumsetzung der Vorlage von Goscinny und Uderzo (1966). Oft gelesen und schon ein paarmal gesehen: die witzige Veräppelung britischer Gepflogenheiten überzeugt ebenso wie die ansprechende Story um Schützenhilfe der zwei wohl berühmtesten Gallier gegen Cäsars Legionen auf der britischen Insel. Dazu gibt es den Einsatz von psychologischer Kriegsführung durch den ultracleveren Asterix. Goscinny und Uderzo haben an alles gedacht und sorgen für Laune in allen Altersklassen, liebevoll umgesetzt von Pino Van Lamsweerde.

                                      Immer noch sehenswert.

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                                        RoboMaus 02.11.2018, 17:40 Geändert 02.11.2018, 18:28

                                        David Cronenberg - was ist nur aus dir geworden? Wenn die Psychoanalyse mit C.G. Jung (Michael Fassbender) und Sigmund Freud (Viggo Mortensen) Anfang des 20. Jh. so langweilig gewesen wäre wie 'Eine dunkle Begierde' (2011), wäre der Berufsstand gewiss damals schon ausgestorben.

                                        Die mit Traumata befrachtete Sabine Spielrein (Keira Knightley) kommt zu C.G. Jung und wird von ihm mit seiner neuesten Therapie behandelt. Das zieht sich jedoch ohne besondere Vorkommnisse dermaßen in die Länge, dass es schon nach einer halben Stunde kaum noch zu ertragen ist. Es läuft darauf hinaus, dass er auch nur ein Mensch ist und in höchst unprofessioneller Manier eine Beziehung mit Spielrein beginnt. Mehr noch: auch bei Jung liegen "dunkle Triebe" begraben, und der verduzte Zuschauer erfährt, dass er auf gewisse Spielchen steht, woraus sich das Highlight des Films ergibt: Fassbender versohlt Knighltey den Hintern und lässt damit im übertragenen, wie im echten Sinne die Hosen runter: C.G. Jung mit der SM-Therapie XD.

                                        Weder inhaltlich, und noch viel weniger dramaturgisch ist das überzeugend. Der Zuschauer wird lediglich mit einem Haufen banaler Dialoge und Handlungen überzogen, und das in einem top-besetzten Plot, der so flach ist wie die norddeutsche Tiefbene. Schade um den Cast.
                                        Oh, David.......

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                                          RoboMaus 02.11.2018, 13:15 Geändert 03.11.2018, 07:17

                                          Haunted House made in Germany - eigentlich nicht im strikten Sinne, denn das Grauen kommt aus der Umgebung über die Bewohner eines einsames Hofes irgendwo in den flachen Weiten Norddeutschlands. In der Nähe liegt ein kleiner See, worin Kinder von den alten Germanen geopfert wurden - der elfjährige Sohn des jungen Paares geht dort spielen....

                                          Das klingt interessant, und die ersten Minuten legen entsprechend mit einer starken FF-Sequenz los. Die nimmt das Ende quasi vorweg, spoilert sich aber nicht selbst, da ohnehin klar ist, worauf das hinausläuft.

                                          Doch die Umsetzung und der Plotaufbau - es ist (fast) immer dasselbe hiesige Trauerspiel. Anstatt sich etwas einfallen zu lassen, werden nur Genre-Anleihen zusammengeklaubt und zu einer Handlung zusammengestöpselt. Da ist z.B. die Frau, die sofort merkt, dass etwas nicht stimmt und entsprechende Erscheinungen sieht, und da ist der Mann, der ihr natürlich kein Wort glaubt, nichts sieht und denkt, sie hat psychische Probleme. Dazu gibt es etwas 'Paranormal Activity' (2007), etwas Exorzismus und andere Standards - fertig ist das Drehbuch.

                                          Das Ganze ist auch noch mit zähem Handlungsfluss inszeniert, so dass bereits zur Mitte das Interesse weicht, nachdem die anfängliche Spannung schon lange verflogen war. Dazu kommen das hölzerne Acting und die staksig gesprochenen, oft auch genuschelten Dialoge, v.a. vom Mann (Bernhard Piesk). Julia Hartmann alias vom Grauen Verfolgte liefert dagegen eine gute Vorstellung ab - neben der phasenweise gelungenen Atmosphäre, der einzige Lichtblick in 'Jenseits des Spiegels' (2018).

                                          Träge, einfallslose Genre-Stereotypie.

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                                            RoboMaus 02.11.2018, 07:53 Geändert 02.11.2018, 10:47

                                            Gänsehaut? Mitnichten. 'Goosebumps' (2015) ist eine Fantasy-Grusel-Komödie im FSK12-Format, worin sich Glibber- und Fellmonster aus den Büchern des Erfolgsautors Jack Black materialisieren. Ungefähr so, als würde man 'Jumanji' (1995) mit den 'Ghostbusters' (1984) und 'Fünf Freunde' (2012) kreuzen. Nebenher läuft noch eine Teen-Romanze.

                                            Im Aufbau ist der Plot durchaus ansprechend, indem er Jack Black als unheimlichen Typen vorstellt, der anscheinend Übles zu verbergen hat, was die Teens ans Tageslicht fördern wollen. Dummerweise öffnen sie dabei eines seiner handgeschriebenen Gruselbücher. Doch danach verkommt die Story zu einer Aneinanderreihung von Aktionen diverser Monster, welche hinter Black und drei Teens her sind, die mehr oder weniger planlos durch die Gegend rennen. Man versucht zwar, Handlung mit Komik und lockeren Sprüchen zu ersetzen, aber witzig ist anders; spannend auch.

                                            Immerhin sind die Effekte gelungen, mit denen nicht gegeizt wird und worauf es wohl hauptsächlich ankommt. Das führt zusammen mit der gelungenen Einführung noch zu einem akzeptablen Eindruck - das Zielpublikum dankte es mit einem Einspielergebnis von 159 Mio.$. Wozu brauchen 10-16Jährige auch eine Story, wenn an allen Ecken und Enden Fantasy-Monster aus dem Busch kriechen und zwei Teens dabei turteln? Popcorn, wem Popcorn gebührt!

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                                              RoboMaus 01.11.2018, 19:04 Geändert 02.11.2018, 08:19

                                              Nicht der Mafia-Film, den ein Titel wie 'Der Clan der Sizilianer' (1969) erwarten ließe. Inhaltlich ist das eher ein top-besetzter Heist-Thriller aus Frankreich: Jean Gabin und Alain Delon wollen einen Juwelenraub einfädeln, haben aber Lino Ventura als bissigen Kommissar zum Gegner. Musikalisch untermalt wird das von keinem Geringeren als Ennio Morricone.

                                              Wie so oft bei Filmen aus jener Zeit ist das eigentliche Thema nur ein McGuffin - entsprechend zieht sich die Handlung, in der kaum etwas Nennenswertes passiert, ganz zu schweigen davon, dass das Vorgehen der Gangster kaum einen Sinn ergibt, bzw., (SPOILER) wie sie mit der Flugzeugentführung zum Ende durchkommen wollen
                                              (SPOILER ENDE).

                                              Doch das ist von sekundärer Bedeutung, wenn überhaupt. Hier geht es um den Austausch der großen Charaktere, das Katz- und Mausspiel und das gegenseitige Belauern. Das ist vor allem im ersten Drittel mit einem starken Ausbruch des gefangenen Delon gelungen, flacht dann aber mit der zäher und karger werdenden Handlung immer mehr ab. Der Ausgang wird irgendwann weniger wichtig als der Blick zur Uhr......

                                              Wer von den Charakteren und deren Interaktion allein leben kann, mag das spannend finden - wer inhaltliche Ansprüche an einen Heist-Thriller stellt, sollte sich etwas anderes anschauen.

                                              Ein 9 Punkte-Kommentar beschränkt sich auf "Delon-Ventura-Gabin-Morricone = Sabber!" - das sagt eigentlich alles.

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                                                RoboMaus 01.11.2018, 16:36 Geändert 01.11.2018, 20:03
                                                über Simone

                                                Endlich wieder eine Mediensatire, die richtig Spass macht, dazu mit starker Besetzung in Spiellaune. Al Pacino mimt den einst gefeierten Arthouse-Regisseur, dessen letzte Filme erfolglos sind. Während der Produktion des neuesten Werkes überwirft er sich mit der zickigen, aber unersetzbaren Hauptdarstellerin (Winona Ryder) und wird von der Produzentin (Cathrine Keener) gefeuert. Da erscheint ein genialer Mathematiker, der mit neuen Algorithmen quasi lebensechte Charaktere aus dem Computer entwerfen kann. Pacino bastelt den ikonischen Charakter Simone aus Merkmalen vergangener Leinwandgrößen, ersetzt Ryder virtuell und hat bahnbrechenden Erfolg. Seine Geheimhaltung des neuen Stars heizt die Publicity nur noch mehr an, und bald wird er die Geister, die er rief, nicht mehr los.......

                                                'Simone' (2002) nimmt vor allem den Hype und das blinde Hinterherrennen von Trends auf's Korn, glänzt dabei neben seinem starken Konzept mit einer Reihe guter Plotideen in der Umsetzung. Zudem gibt es mehr Lacher als in den meisten ausgewiesenen Komödien. Vor allem bestechen einige Szenen, mit denen das anspruchsvolle Publikum veräppelt wird, indem sie noch dem größten Mist applaudieren, den sich der verzweifelte Pacino einfallen lässt, um Simone aus dem Rampenlicht zu holen (kann es sein, der der Film u.a. deswegen auf MP nur im oberen Mittelmaß bewertet ist? :D).
                                                Andrew Niccol, verantwortlich für Drehbuch & Regie, hat sein Talent für Mediensatiren u.a. auch als Autor von 'Trueman Show' (1998) unter Beweis gestellt.

                                                Phasenweise zieht es sich jedoch etwas, so dass zwischen den guten Ideen manchmal Leerlauf entsteht. Niccol könnte seine starken Inhalte knackiger präsentieren, würde er nicht versuchen, auf die knappen zwei Stunden zu gehen, sondern sich an ein 90 min-Format hielte. Doch auch so repräsentiert 'Simone' ausgezeichnete Unterhaltung mit Witz, einer klug erdachten, augenzwinkernden Handlung und einem gesunden Tritt in den Hintern des Publikums.

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                                                  Ein 80er-Zombiespass zu Halloween - zumindest auf dem Papier und einigen begeisterten Kommentaren nach. Leider kommt 'Return of the Living Dead' (1985) bis auf wenige Szenen weder witzig, noch gruselig, noch spannend, dafür übertrieben pathetisch im Verhalten der Protagonisten und bestenfalls albern in der vermeintlichen Komik, womit sich schon vor der Mitte Langeweile einstellt. Meine Mitseherin verließ nach zwei Dritteln das Heimkino; ich habe es bis zum Ende durchgehalten. Doch wenn bei einer vorgeblichen Komödie der Humor nicht zündet, können auch ein paar nackte Titten und das handgemachte 80er-Flair nichts mehr retten, zumal die Zombies alles andere als überzeugend aussehen. Mit einem Wort: uninteressant.

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                                                    Es ist tatsächlich so, wie die meisten es hier posten: die ersten 20 min von 'When a Stranger Calls' (1979) sind perfektes, sich stetig steigerndes Suspense-Kino. Eine Einführung, die ihres Gleichen sucht und die Spannung mit einem Schlag entlädt. Doch danach?

                                                    Auch diejenigen, die den Film durchweg gut finden, dürften wohl zugeben, dass er sich dann in der Form radikal ändert: aus dem Telefonterror-Kammerspiel entwickelt sich ein Psychopathenthriller, der aus Detektivarbeit und Ausfindigmachen des bereits nach der Einführung vorgestellten Kindermörders besteht. Stilistisch bewegt man sich damit eher im Neo-Noir-Bereich, womit für mein Empfinden die Spannung weitgehend entweicht.

                                                    Unpassend finde ich z.B., wie in einer langen Einstellung (14 min!) lediglich sein ungeschickter Versuch dargestellt wird, sich an eine Frau in der Bar heranzumachen, die er danach bis in ihre Wohnung stalkt. Ansonsten gibt es Ermittlungsarbeit und das übliche Einkreisen des Psychopathen, im zwar atmosphärisch ansprechenden, aber im Handlungsfluss zähen Noir-Stil. Erst zum Ende verdichten sich die Ereignisse wieder so weit, dass Spannung entsteht.

                                                    Wem (Neo-)Noir-Thriller gefallen, der sollte sich sich 'When a Stranger Calls' auf jeden Fall anschauen. Die meisten anderen bleiben wahrscheinlich nur von den ersten 20 min beeindruckt.

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