RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 27.09.2018, 13:15 Geändert 30.09.2018, 23:13

    John Malkovich hat die Ruhe weg.....

    Im Thriller 'Ripley's Game' (2002) spielt er den nervenstarken, eiskalt kalkulierenden Gentleman-Killer, der für einen Spezialauftrag ein unbeschriebenes Blatt empfiehlt. Ein unheilbar Leukämiekranker, der anscheinend nichts mehr zu verlieren hat, aber auch ein unbescholtener Normalbürger ist, soll motiviert und rekrutiert werden...

    Die Story wird mit einem kompromisslosen Malkovich stark eingeführt. Im Verlauf bleibt sie zwar interessant und kulminiert mit spannenden Aktionen, hat aber auch viel Leerlauf, der dem clever aufgezogenen Plot immer wieder den Wind aus den Segeln nimmt. Zwanzig Minuten weniger, für eine Laufzeit von 90 min, hätte diesem Film sehr gut getan.

    Mir gefällt das Coole an Malkovichs Schauspiel, das auch hier schön zum Tragen kommt und ebenso in den härteren Aktionen überzeugt. Weniger langatmig und mit besseren Plotideen, hätte das ein wirklich starker Thriller werden können, doch auch so ist dieser Malkovich einen Blick wert.

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      RoboMaus 27.09.2018, 09:10 Geändert 27.09.2018, 09:44

      'Dead Awake' (2016) bringt tatsächlich etwas Neues im Genre, zumindest habe ich das noch nicht gesehen: Schlaflähmung (d.h., wenn man schon wach ist, aber noch der Lähmung unterliegt, die verhindert, dass man einen Traum auch physisch auslebt) wird zum Horrorszenario umfunktioniert. Betroffene sterben in der Realität selten an Atemnot, was im Film ein Dämon erledigt, der sich über einen hermacht, während man schlafgelähmt ist und alles mitbekommt......

      Viel Potential, das leider nur zu einem Bruchteil genutzt wird. Der Aufbau ist stark, mit einer interessanten Einführung des Konzeptes und schon früh gestreuten, gelungenen Gruseleinalgen. Doch nach dem ersten Drittel geht dem Plot bereits der Saft aus - die Handlung gerät immer mehr in den Plätschermodus und tritt phasenweise auf der Stelle, während gute Plotideen verschwinden (bis auf die allerletzte Szene). Die Folgen sind Spannungsverlust und vermehrtes Auftreten von Aktionen, die kaum einen Sinn ergeben.

      Der 5,0 der Community würde ich mich anschließen, packe aber noch einen halben Zähler für die allerletzte Szene drauf. Kein schlechter Film, aber auch keiner, der den geneigten Horrorfan vom Sessel reißt.

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        RoboMaus 26.09.2018, 13:14 Geändert 26.09.2018, 19:47

        Ein Titelsong von Elton John, den man vergeblich unter seinen vielen starken und bekannten Songs der 70er sucht; unverblümte, übergroße Zigarettenwerbung für den damals noch weit größeren, süchtigen Zuschaueranteil; Al Pacino will einen Bankraub durchziehen, obwohl sein Kumpel nervlich nicht im Geringsten dafür geeignet ist und gleich wieder aus dem Plot fliegt - kann jemand so schlecht vorbereitet sein? 'Hundstage' (1975) wirkt bereits in der Einführung wie sein deutscher Titel: öde und heruntergekommen, plottechnisch billig, obwohl das eine wahre Story sein soll.

        Inhaltlich ist es in der Folge nur das altbekannte Szenario: Bankräuber verschanzen sich in der Bank und halten die Angestellten als Geiseln, während sich draußen die Polizei postiert. Es wird verhandelt, telefoniert, die Medien sind präsent - im Wesentlichen besteht das aus Geschrei und hektischen Dialogen mit einem nervös-overactenden Pacino.

        "Warum berauben Sie eine Bank?"
        "Weil ich das Geld brauche"
        Wer hätte das gedacht?

        Eindimensional, nie spannend, dazu das nervende Geschrei. Wer Pacinos starker Charakterdarstellung des gestressten Bankräubers (dafür die Punkte) etwas abgewinnen, oder sich mit ihm identifizieren kann, mag das spannend finden und eine hohe Bewertung zücken. Darüber hinaus, außer einer in die Länge gezogenen Handlung, die mit uninteressanten, hektischen Dialogen aufgefüllt ist, kann ich hier bis auf das Ende leider nichts erkennen - nichts, das es wert wäre, sich 'Hundstage' zwei Stunden lang zu geben.

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          RoboMaus 26.09.2018, 08:38 Geändert 26.09.2018, 19:42

          "Die geistige Tiefe einer toten Amöbe" (aus dem Kommentar von Yepman)

          Waren es tatsächlich zehn Handlungsstränge im ambitionierten zweieinviertel Stunden-Werk 'Love Actually' (2003), das beinahe alles an Schauspielern vereint, was bei den Briten Rang und Namen hat (in der MP-Cast-Auflistung fehlt übrigens Rowan Atkinson)? Ich habe nicht mitgezählt, aber eins ist klar: es sind zu viele, und ich habe irgendwann aufgegeben, den manchmal im Minutentakt durcheinandergeschnittenen Mini-Plots folgen zu wollen - wenn man jedesmal überlegen muss "was hat der gleich noch gemacht oder mit dem anderen zu tun gehabt.....?", kommt das eher einem unnötig anstrengenden Handlungswirrwarr nahe, als Unterhaltung.

          Gewiss, mit der Zeit kristallisieren sich ein paar Geschichten heraus, die einen ansprechen, von denen die mit Bill Nighy als aufsässigem Alt-Rockstar noch die beste ist. Aber der Rest? Sorry an die Fans mit den Höchstnoten hier, aber mehr als verklemmte Briten, die mit oberflächlich gespielten Charakteren auf abstruse Weise ihre Gefühle zum Ausdruck bringen wollen und hinter der Tür sich selbst bejubeln, wenn sie sich einmal nicht dämlich verhalten oder etwas saublödes gesagt haben, konnte ich lange kaum erkennen. Falls das witzig sein sollte, muss man wohl sehr dem Brithumor zugeneigt sein, um hierüber zu lachen.

          ....und wie kann das anders als oberflächlich sein, wenn pro Geschichte im Schnitt nicht einmal eine Viertelstunde zur Verfügung steht, um die Charaktere zu vertiefen, oder eine einigermaßen nachvollziehbare Story aufzuziehen, ganz zu schweigen von dem zerstückelten Plotwirrwarr? Wie soll man einem Hugh Grant abnehmen, dass er der Prime Minister von GB ist, wenn absolut nichts an seinem Verhalten oder seiner Mimik das vermuten ließe? Sicher, hier soll Tony Blair persifliert werden, der sich damals durch sein Gekrieche vor den Amerikanern den Namen "Bush's Poodle" eingehandelt hat. Dafür sollte man wenigstens so wirken, als ob man die persiflierte Person sein könnte, doch schon daran scheitert Grant mit seinem darstellerisch limitierten Kasper-Getue. Welch eine Wohltat ist daneben Billy Bob Thornton als US-Präsident, der den Platzhirsch mimt.

          Erst in den letzten zwanzig Minuten, nachdem man beinahe zwei Stunden mit den Gefühlen und Ängsten verklemmter Briten, sowie zumeist mies parodierten Charakteren gelangweilt wurde, kommen endlich berührende Inhalte und ein paar gute Ideen in diesen Plot (abgesehen, zu Beginn, von der starken 'All You Need is Love' Musik-Einlage bei der Hochzeit). Leider zu wenig, um einen ärgerlichen bis uninteressanten Film noch in das Mittelmaß aufwerten zu können.

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            RoboMaus 25.09.2018, 15:28 Geändert 25.09.2018, 19:08

            Vor langer Zeit war auch Goldie Hawn 23 Jahre alt und richtig schnuckelig. Die Komödie 'Kaktusblüte' (1969) ist ihr erster Spielfilm, worin sie gleich an die Seite von Koryphäen gestellt wurde: Genre-Veteran Walter Matthau als Zahnarzt und ihr Sugar Daddy, sowie 'Casablanca'-Veteranin Ingrid Bergman als Matthaus Assistentin.

            Um sie auf Abstand zu halten, lügt Matthau seiner Freundin Hawn vor, er wäre verheiratet. Als Hawn unbedingt seine Frau treffen will, die angeblich bereits in die Scheidung eingewilligt hat, bringt er Bergman dazu, als Ehefrau einzuspringen. ......und da gibt es noch andere Kandidaten für Hawn und Bergman. Es geht in Richtung Screwball, doch wer am Ende mit wem verbleibt, wird hier natürlich nicht verraten.

            An 'Kaktusblüte' fasziniert mich das Original-Endsechziger-Setting. Hawn arbeitet in einem (Vinyl-)Plattenladen, an dessen Wand Alben zu finden sind , die heute als Klassiker und Meisterwerke gelten. Dazu die Klamotten, die Autos und die Bars....

            Das Trio ist gut aufgelegt und sorgt mit starkem Schauspiel für einen amüsanten Grundton, das Drehbuch bis weit über die Mitte für genügend gelungene Gags. Glücklicherweise geht es nicht so hektisch und überdreht zu wie in sonstigen Komödien dieser Art. Im letzten Drittel gehen dem Plot jedoch die Ideen und die Gags aus, wobei nur noch die bereits angelegten Bahnen abgefahren werden.

            Sympathische Unterhaltung.

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              RoboMaus 25.09.2018, 12:56 Geändert 26.09.2018, 07:45

              Hilfe! Arthouse Overdose!

              Ein SF-Film um eine Gefangene, deren Geist mit einer düsteren Technologie gesteuert wird - das klingt doch vielversprechend..... und die vielen 10er-Kommentare.......

              Vergessen wir Begriffe wie Inhalt, Story oder Handlung. Die eindreiviertel Stunden sind extrem "arty" ausgerichtet, wobei rot besonders betont ist und auf äußerst zähen Fluss gesetzt wird (wenn sich überhaupt etwas bewegt). Alles läuft wie in Superzeitlupe ab. Die scheinbar zusammenhanglosen Dialoge sind eher gestammelt als gesprochen, und natürlich hat man keinen Plan, worum es gehen soll.

              Von ähnlichen Filmen, die ich gesehen habe, würde ich das in der Form am ehesten mit Tarkowskis 'Stalker' (1979) vergleichen, wobei dessen Atmosphäre mich noch irgendwie einnehmen konnte. In 'Beyond the Black Rainbow' (2010) passiert noch weniger und es wirkt noch statischer (ja, das ist tatsächlich möglich), so dass ich hier keinen Zugang fand und es extrem gelangweilt hat. Der permanente Synthi-Score, ähnlich strafend, wie sich ein komplettes Vangelis-Album ohne ablenkende Nebentätigkeit anhören zu müssen, tut sein Übriges.

              .....und völlig unerwartet, kommen in der zweiten Hälfte doch noch Ansätze einer Handlung zum Vorschein, mit netten, üblen Einlagen - das Arthouse ist doch immer für Überraschungen gut :)

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                RoboMaus 25.09.2018, 07:50 Geändert 25.09.2018, 10:44

                Matt Damon und die Monster-Verschwörung......

                Ein in mancher Hinsicht bemerkenswerter Film. 'The Great Wall' (2016) kostete 150 Mio.$ und spielte weltweit immerhin 335 Mio. ein, wobei nur 45 Mio. aus den USA kamen. Der Rest dürfte überwiegend in den chinesischen Kassen geklingelt haben, wo diese Art von Film seit jeher einen hohen Stellenwert hat. Aufwändige China-History-Fantasy-Actioner werden dort im Abstand von wenigen Jahren produziert und laufen meistens nach demselben Strickmuster ab: in einer rudimentären Story setzen die Bösen den Guten zu, gewinnen durch Intriegen oder einen Trick die Oberhand und werden am Schluss vom Helden besiegt.

                Genauso ist es auch in 'The Great Wall', nur dass die Bösen durch übelst aggressive Monster ersetzt sind, die wie ein Ameisenstaat funktionieren. Wenn man von vorneherein nichts anderes erwartet, bleibt man entweder weg oder bekommt ordentliche Popcorn-Unterhaltung. Gemessen an den vielen schlechten Kritiken war ich in der ersten halben Stunde sogar überrascht, wie gut der Film unterhält. Der Aufbau mit dem Aufeinandertreffen der Mittelalter-Haudegen Damon & Pascal und den Chinesen, gefolgt von der ersten Monster-Angriffswelle, ist interessant und spannend, vor allem aber optisch beeindruckend.

                Doch danach wird die Handlung immer einfältiger, eine Story entwickelt sich nicht und die Auseinandersetzungen mit den Monstern wiederholen sich nur noch. Nach einer Stunde geht der Blick zur Uhr, um die unvermeidliche Frage zu beantworten: "wie lange läuft denn das noch?" Ein Trick steckt wohl auch in der Laufzeit - von 103 min sind tatsächlich 12 min Abspann, was durchaus willkommen ist.

                Schade - wenn man von den 150 Mio.$ etwas in ein Drehbuch investiert hätte, wäre bei dem CGI-Aufwand spannende, atemberaubende Unterhaltung möglich gewesen. Immerhin waren die Chinesen zufrieden - die pienzen nicht rum, nur weil ein Film keine Story hat und man die Handlung in der Pfeife rauchen kann....

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                  RoboMaus 24.09.2018, 17:17 Geändert 24.09.2018, 17:52

                  "Wider den tierischen Ernst" - das könnte man wohl zur Mehrzahl der Filme mit Robin Williams sagen. Immer wieder kommt sein kindlicher, kasperleartiger Humor zum Tragen, was mir, zugegeben, in den meisten seiner Filme etwas zu dick aufgetragen, albern und manchmal auch deplatziert vorkommt.

                  Nicht jedoch in 'Patch Adams' (1998) - denn hier spricht er damit nicht vordergründig den Zuschauer an, sondern in 'Kuckucksnest'-Manier die Patienten eines Krankenhauses, darunter auch Kinder. Sein Erfolg, dem eine wahre Story zu Grunde liegt, unterstreicht das Plädoyer für mehr Menschlichkeit in der Ansprache und Behandlung der Kranken. Die Reaktionen der Patienten und sein Auftreten gegen das medizinische Establishment sind unerhört berührend, konnten mich von Anfang an in den Plot saugen und bergen auch etliche Lacher. Williams wurde schnell zu meiner Identifikationsfigur, meinem Helden.

                  Gewiss ist hier vieles idealisiert und Medizin-Fantasy, etwa wenn Williams als Student nie in ein Lehrbuch schaut, aber trotzdem zu den Jahrgangsbesten gehört - an manchen Stellen ist die Handlung wirklich nicht nachvollziehbar und hätte glaubhafter dargestellt werden müssen. Doch es kommt hier primär auf den Einsatz von Menschlichkeit und Humor in der Sterilität von Krankenhäusern an, womit Williams auf ganzer Linie überzeugt - dafür kann man zumindest im Plot auch Fünfe gerade sein lassen und somit zu einem bewegenden Filmerlebnis kommen. In 'Patch Adams' heiligt der Zweck die Mittel.

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                    RoboMaus 24.09.2018, 14:26 Geändert 24.09.2018, 18:57

                    "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte"

                    Selten kam mir die Essenz dieses Spruches so deutlich vor Augen wie zur Doku 'Annie Leibovitz: Life Through a Lens' (2006). Nicht umsonst avancierte sie seit den späten 60ern zur Star-Fotografin des 'Rolling Stone', lichtete ab, was in der Musikszene Rang und Namen hat und trug wesentlich zur Berühmtheit des Musikmagazins bei. In den 80ern wechelte sie das Thema und fotographierte Hollywood-Berühmtheiten und Politiker für 'Vanity Fair', machte sogar Foto-Reportagen in Kriegsgebieten.

                    Ihr Werk ist von einer außergewöhnlichen Aussagekraft, was durch viele Bilder in dieser Doku verdeutlicht wird. Man kann sich ihrer Wirkung kaum entziehen. Vertieft wird das durch kleine Geschichten um die Entstehung mancher dieser Bilder, sowie Aussagen von Berühmtheiten, die darauf zu sehen sind. Annie Leibovitz hat das Magische, den unfehlbaren Nerv für die Situation, selbst das herauszukehren, was sonst niemandem auffällt. Sie liefert auch die Ideen für den Rahmen, in den sie einen Menschen stellt, oftmals einem Bühnenbild ähnlich. Vermutlich weiß sie schon vorher wie ihr Bild aussehen muss, oder sie fühlt es, und arbeitet so lange daran, bis genau das herauskommt.......

                    "....and we keep gettin' richer but we can't get our picture on the cover
                    of the cover of the Rollin' Stone" (Dr. Hook, 1973)

                    Zu Beginn war ich von dieser Doku wenig inspiriert: man beobachtet Leibovitz nur bei der Arbeit, wobei sie Leute herumkommandiert und den unsympathischen Eindruck eines sehr schnell sprechenden, an nichts anderes als seine Arbeit denkenden Workoholics macht. Das ändert sich nach einer Viertelstunde mit dem Einflechten ihrer Bilder von der Anfangszeit des 'Rolling Stone' zu den Jahrzehnten danach. Zum Ende erkennt man, dass es wohl nur diese manische Arbeitsbereitschaft, gepaart mit riesigem Talent ist, was die unerhörte Qualität ihrer Fotos bewirkt.

                    Erfreulicherweise ist der Fokus klar auf die Ergebnisse ihrer Kreativität und die Meinung anderer über sie und ihre Bilder gelegt - das ist es doch, was zählt und der Nachwelt erhalten bleibt. Ihr Privatleben wird kaum beleuchtet - wozu auch? Das soll den Klatschzeitungen vorbehalten bleiben, und wer weiß: ihr würde man sogar zutrauen, dass sie kein nennenswertes Privatleben hat......

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                      RoboMaus 24.09.2018, 07:30 Geändert 25.09.2018, 08:05

                      Der Fluch des Indianer-Helden Geronimo macht Menschen zu Zombies...... und die lassen in 'Undead or Alive' (2007) nicht lange auf sich warten. Makaber, respektlos, zu keiner Sekunde ernst gemeint: das Crossover aus Western, Zombie-Horror und Komödie funktioniert erstaunlich gut.

                      In erster Linie hängt das natürlich von der Qualität der Gags und der Situationskomik ab, die den Humor nicht nur aus manch grotesker Auseinandersetzung mit den Zombies generiert. Alles in allem ist das gelungen und bringt genügend Lacher, auch wenn etliches eher albern oder einfach nur dämlich kommt - man weiß sich zum Glück über die Laufzeit zu steigern.

                      Eine der besseren Zombie-Komödien, die, wie mir scheint, ihre Qualitäten mit erhöhtem Promille-Gehalt oder in feuchtfröhlicher Runde am besten zur Geltung bringen kann :)

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                        RoboMaus 23.09.2018, 17:21 Geändert 25.09.2018, 17:34

                        Udo Jürgens als Aufhänger für einen Blick in seine Verwandtschaft, beginnend im späten 19. Jahrhundert.......

                        Ich mag ihn von allen 70er-Schlagersängern noch am liebsten, als dieses Musikgenre auf dem Höhepunkt war, und hätte nichts gegen ein unterhaltendes, sympathisches Biopic einzuwenden, das ich aus Mangel an Vorinformation erhoffte. Aber muss ich mir deshalb zunächst ein banales Gesellschaftsdrama um das Ende des zaristischen Russlands geben, das schon zu Beginn mit seinem billigen 19.Jh.-Bremen-Setting und so hölzernen wie unpassenden Dialogen schmerzlich daran erinnert, dass wir im deutschen Film sind? Da wird sich nicht einmal bemüht, die Sprache der Zeit anzupassen, sondern es wird munter mit dem Deutsch und der Intonation des 21.Jh. drauflos gequasselt......

                        .....und diese Ambition, als ob man die grandiose, epische Story zu erzählen hätte: beinahe dreieinhalb Stunden werden einem mit 'Der Mann mit dem Fagott' (2011) zugemutet. Ein gutes Beispiel dafür, wie maßlos sich der deutsche Film überschätzt - Zwangsabgaben machen es möglich.

                        -------------------VORLAUF--------------------

                        Nach über zwei Stunden beginnt die eigentliche Geschichte des Udo Jürgens als 10jähriger Junge am Ende des 2.WK, der nach einem Zeitsprung zu den späten 50ern in die New Yorker Musikszene geriet. Now we talk - sein Auftritt dort ist das Highlight und macht richtig Laune. Jetzt kann das Udo Jürgens-Biopic endlich durchstarten.....

                        .....doch weit gefehlt. Durch einen Kunstgriff narrativer Genialität *Ironie off* versetzt einen die Story plötzlich wieder an des Ende des 2. WK, wo sie sich abermals zum Jürgens-Familiendrama ausweitet, das man für weitere zwanzig Minuten genießen darf. Ja, man hat nicht mit "hurra" gebrüllt und litt unter den Nazis, was natürlich ausführlichst dargestellt werden muss.

                        /Schnitt/ Wir sind im Deutschland der frühen 60er, wo Jürgens die Härte des Musikgeschäfts zu spüren bekommt, weil er mit seinen eigenen Ideen einsteigen will. /Schnitt/ ......und wieder geht es zum Schicksalsdrama an das Ende der Nazi-Zeit - wir haben gelitten. Hatten wir schon? Egal, das kann man nicht oft genug betonen...... /Schnitt/ ......wir sind im Jahre 1966 - er hat den Durchbruch geschafft und bewegt mit seinem ersten Hit 'Merci'. Das ist gut gemacht und überzeugt mit David Rott als junger Udo Jürgens. Ende.

                        Eine stundenlange, zermürbende Jürgens-Familiensaga (3,0) und eine halbe Stunde sehenswertes, aber zerstückeltes Biopic (7,0) - wie bewertet man so etwas? Unter dem Strich bleibt ein überlanger, inhaltlich weitgehend belangloser und beinahe schon selbstbeweihräuchernd pathetischer Film, der das Opfer seiner eigenen Ambition wird. Er schafft es nicht annähernd, die Bedeutung und das Verdienst von Udo Jürgens für die deutschsprachige Musikszene herauszustellen, auch wenn er sich zum Ende bemüht, das noch unterzuschieben.

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                          RoboMaus 23.09.2018, 13:25 Geändert 24.09.2018, 07:38

                          Bridget Fonda: "Sind dir meine Brüste zu klein?"
                          Matt Dillon (nach langem Überlegen): "Manchmal"
                          Schlechte Diplomatie ist immer noch besser als gar keine :D

                          Eine gut besetzte Dramödie aus den frühen 90ern vor dem Hintergrund der boomenden Grunge-Szene in ihrer Heimat Seattle - 'Singles' (1992) klingt wie genau mein Ding. Nur ein Jahr zuvor brachten Nirvana ihr epochales Album 'Nevermind' (1991) heraus. Davon ist zwar nichts zu hören, aber andere starke Bands tragen zum Score bei (u.a. tritt Soundgarden mit dem leider schon verstorbenen Chris Cornell auf).

                          Doch obwohl die Voraussetzungen stimmen und ein paar Lacher dabei sind, will 'Singles' nicht zünden. Die Handlung um wechselnde Beziehungen, sowie die Darstellung der Problemchen zwischen den Protagonisten, wirkt sehr eindimensional und hat kaum gute Ideen. Vor allem ist sie nur selten witzig, was den Komödienanteil schon per Definition uninteressant macht. Wer dem langatmigen Beziehungsgeschwurbel und der damit einhergehenden, schwach erkennbaren Großstadtmelancholie etwas abgewinnen kann, mag hier mehr liegen lassen. An mir lief dieser Film vorbei, obwohl ich diese Kultur immer noch liebe - nur deshalb 5 Punkte.

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                            RoboMaus 23.09.2018, 10:10 Geändert 24.09.2018, 08:44

                            Obwohl ich 'Dorothy Mills' (2008) aus der Horror-Sparte des Streaming-Anbieters zog, war mir klar, dass das kein Horrorfilm ist - mit dieser Genre-Erwartung sollte man auf keinen Fall herangehen. Ich würde diesen Film nicht einmal als Thriller bezeichnen, sondern eher als ein ruhiges Psycho-Mystery-Drama.

                            Dorothy ist ein 15jähriges Mädchen auf einer kleinen irischen Insel, wo jeder jeden kennt. Angeblich hat sie ein Baby gewürgt, worauf eine Psychiaterin anreist, um Dorothy zu untersuchen. Man merkt schnell, dass die Inselbewohner mauern und ein düsteres Geheimnis verbergen wollen, was den Plot lange sehr ähnlich zu 'The Wicker Man' macht (1973, Remake 2006).

                            Bis auf die Tatsache, dass Dorothy unter dem Syndrom multipler Persönlichkeiten leidet, erfährt man in der ganzen ersten Stunde allerdings so gut wie nichts, so dass sich die Story lange auf der Stelle dreht. Dazu ist das Tempo sehr langsam - man versucht eher von dem gegenseitigen Belauern der Inselbewohner und der Psychiaterin zu leben, aber da passiert einfach zu wenig, um es interessant oder gar spannend zu gestalten.

                            Kurz vor dem letzten Drittel war deshalb der Langweilfaktor so weit gestiegen, dass ich schon ans Abstellen dachte. Doch dann nimmt die Handlung endlich Fahrt auf; es werden Inhalte präsentiert, die die Story weiterbringen und für etwas Spannung sorgen, somit einen zuvor uninteressanten Film noch in das "geht so" hieven. Wer allergisch gegen Langatmigkeit ist, könnte 'Dorothy Mills' auch zur Mitte starten - man würde kaum etwas verpassen, aber das Filmerlebnis steigern.

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                              RoboMaus 23.09.2018, 09:15 Geändert 23.09.2018, 09:31

                              Von den Spaniern ist man gerade im Horror/Thriller-Bereich viel Gutes gewohnt, doch Carles Torrens Found Footage-Ableger von 'Paranormal Activity' (2007), gemischt mit etwas Familiendrama, gehört nicht dazu. 'Apartment 143' (2011) bringt den üblichen Heim-Überwachungs-Plot, hier allerdings von "Profis" aufgestellt, nachdem ein Poltergeist sich immer wieder bemerkbar gemacht hat. Das erzeugt eine passende Atmosphäre.

                              Die Gruseleinlagen sind nicht schlecht gemacht, kommen aber zu selten, während ansonsten eher Rumsitzen und Lagebesprechung angesagt ist, was kaum Spannung produziert und streckenweise langweilt. Immerhin liefert man eine gute, einfallsreiche Erklärung für das Auftreten des Poltergeistes, die ich in noch keinem anderen Film gesehen habe und für die Finalphase der Handlung von entscheidender Bedeutung ist.

                              Insgesamt ist das noch interessant genug, um auf ein "geht so" zu kommen, wobei ich unter den offiziellen Fortsetzungen von 'Paranormal Activity' schon wesentlich Schlechteres gesehen habe.

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                                Für den Score von 'Imaginaerium' (2012) zeichnet komplett Nightwish verantwortlich, die ich gerne höre (also, manches), doch hier kommt fast nur ihre weichgespülte Seite zu Vorschein. Von daher ein persönlicher Flop.
                                Immerhin passt das zu einer Fantasy-Story, die mit ihrer theatralisch-"magischen" Umsetzung bei mir schon im tiefroten Kitschbereich watet - gewiss nur eine Frage der Wahrnehmung, da Fantasy nicht mein Genre ist, auch wenn mir ein paar Sachen darin gefallen. Stilistisch kommt mir das z.T. stark bei Tim Burton abgekupfert vor.....

                                Kurzum: ich habe mich gelangweilt, war enttäuscht vom Score und versuche mir jetzt Argumente aus den Fingern zu saugen, weshalb das Zeitverschwendung ist ;-)
                                Dabei ist doch klar: Fantasy-Fans sollten das nicht verpassen.

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                                  RoboMaus 22.09.2018, 14:22 Geändert 22.09.2018, 17:46

                                  "Written/Produced/Directed by Mickey Keating" - Very Low Budget-Produktionen stammen häufig aus einer Hand, was gerade im Horror den Vorteil einer optimalen Umsetzung der Ideen hat. Wenn diese Ideen gut sind und die Mittel für eine nicht so amateurhafte/hölzerne Inszenierung reichen, kann durchaus ein guter Film dabei herauskommen. Ein starker Score muss nicht teuer sein, und gute Ideen sind gratis, wenn man sie selbst in das Drehbuch setzt.

                                  'POD' (2015) punktet in diesen Bereichen und schafft es phasenweise, damit Spannung zu erzeugen. Schon die ersten fünf Minuten sind sehr stark gemacht, was vor allem an der gut durchdachten Einbeziehung der hinteren Lautsprecher liegt - einmal habe ich mich damit mehr erschreckt als in manch budgetstarkem Genrevertreter während der vollen Laufzeit.

                                  Den Aufbau im ersten Drittel finde ich sehr gelungen (7,0), doch das gesamte mittlere Drittel liefert im krassen Gegensatz dazu nur noch hektisch-verstörte Dialoge, die vorwiegend der kammerspielartigen Darstellung der verwirrten Psyche eines Protagonisten dienen sollen. Das ist zwar gut gespielt und notwendig, hätte aber niemals länger als 5-10 Minuten in Anspruch nehmen dürfen, wonach es anfängt zu nerven, und ich die zuvor auf starken Sourround-Score ausgelegte Lautstärke drastisch reduzieren musste. Immerhin fängt sich der Plot zum letzten Drittel, legt wieder an Spannung zu und bringt überraschende Aktionen mit einer ordentlichen Härte, selbst nachdem die Katze aus dem Sack ist.

                                  Genre-Fans können hier zuschlagen, unbedingt mit Surround-Anlage. Ohne den misslungenen Mittelteil gäbe es noch 1-2 Punkte mehr.

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                                    RoboMaus 22.09.2018, 08:26 Geändert 22.09.2018, 10:04
                                    über Oculus

                                    Eigentlich ein guter Horrorfilm, der einiges richtig macht, mich aber dennoch mit einem zwiegespaltenen Gefühl zurücklässt: 'Oculus' (2013) läuft nicht rund und nimmt sich selbst den Wind aus den Segeln einer guten Story.

                                    Der starke Aufbau weckt Interesse: ein antiker Spiegel, der sich bald als Instrument einer dämonischen Macht herausstellt, kommt zur Auktion und wird von einer Frau erworben. Die lebte als Kind mit ihrem jüngeren Bruder in einem Haus, wo der Spiegel aufgestellt war.... Schon früh ist durch geschickt eingestreute, subtile Horrorelemente klar, dass es übel wird. Was hat sie mit dem Spiegel vor?

                                    Doch anstatt die Handlung weiterzuführen und die Horrorschraube anzuziehen, fällt der Plot in ein tiefes Loch: ganze zwanzig Minuten läuft eine überflüssige Diskussion zwischen den Geschwistern um die Natur des Spiegels (obwohl die für den Zuschauer längst geklärt ist). Sie glaubt an die dämonische Macht; er hat für alles eine natürliche Erklärung. Als ich schon enttäuscht vermutete, dass das bis zum Ende ein langatmiges Kammer-Gedankenspiel ergibt, zieht in der zweiten Hälfte die Handlung um den Spiegel endlich an......

                                    Nun ist es jedoch eine verwirrende Erzählweise auf zwei Zeitebenen, die die Horror-Stimmung dämpft. Zum einen werden die Geschwister als Erwachsene beim Besuch ihres früheren Hauses mit dem erworbenen Spiegel gezeigt, zum anderen in ihrer dortigen Zeit als Kinder. Das ist z.T. in so kurzen Sequenzen durcheinander geschnitten, dass es schwierig wird zu folgen, zumal beide Ebenen in Einbildungs-Szenen auch verschmelzen.

                                    Inhaltlich ist 'Oculus' insgesamt überzeugend, hat gute Plotideen und führt zu einem starken Ende, doch der Weg dorthin ist unnötig holprig.

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                                      RoboMaus 21.09.2018, 18:21 Geändert 21.09.2018, 20:06

                                      Ein gutes Zeichen: schon lange nicht mehr gesehen, aber noch in bester Erinnerung - George Orwells Fabel 'Animal Farm' (1954), die er 1945 publizierte und womit er in völliger Offenheit das kommunistische System der Sowjetunion, vor allem deren Führer Josef Stalin, persifliert. Kann man ihn übler, denn als Schwein darstellen? Die britische Umsetzung für die Leinwand kam bezeichnenderweise ein Jahr nach Stalins Tod, nachdem selbst bei den Sowjets Kritik an ihm laut wurde - vermutlich wollte man zuvor nicht auch noch Öl in das Feuer des kalten Krieges kippen.

                                      Die fetten, feigen, falschen Schweine....... Abgesehen von der vordergründigen politischen Botschaft (zackige Lieder, Anrede mit "Genosse" usw.), unterfüttert mit einer genialen Zerlegung des real-kommunistischen politisch-wirtschaftlichen Systems, ist das ein liebevoll gemachter Zeichentrickfilm mit einem gewissen Charme und etlichen witzigen Szenen, so dass er auch kindertauglich ist, zumindest in der vor-CGI-Zeit. 1999 erschien ein animiertes Remake, das evtl. für heutige Sehgewohnheiten besser geeignet ist, aber für mein Empfinden deutlich an Charme, Witz und Eindringlichkeit verloren hat.

                                      Unterhaltend, berührend, in das (politische) Mark wie ins Herz treffend - die Botschaft dieses zeitlos guten Films wird nie an Aktualität verlieren.

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                                        RoboMaus 21.09.2018, 16:42 Geändert 23.09.2018, 11:00

                                        'Dylan Dog: Dead of the Night' (2010) will Werwolf/Vampir-Horror, Komödie und Detektiv/Kriminal-Geschichte auf einmal sein, scheitert dabei aber kläglich. Die Story ist einfallslos, die Masken sind unpassend bis armselig (einer sah sogar aus wie Fantomas aus den 60ern) - das ist weder spannend, noch gruselig, noch witzig, sondern besteht hauptsächlich aus einem Hin und Her des Detektiv-Helden Dylan Dog mit diversen Gestalten, das von pseudo-witzigem Gelaber dominiert wird - falls man das nicht amüsant findet, fängt es irgendwann zu nerven an. Die Action besteht meistens aus standardisierten Monster-Mensch-Kämpfen mit dem üblichen Durch-die-Luft-Gefliege. Immerhin sind wenige gute, auch überraschende Ideen dabei (deshalb noch die 4 Punkte), die das aber nicht retten können.

                                        Einer der Filme, die nur auf der Genre-Welle reiten und die man im Augenblick des Abspanns schon wieder vergessen hat. Völlig zurecht ein gnadenloser Flop an den Kassen - irgendwie beruhigend, dass man nicht einmal das Zielpublikum mit jedem zusammengeschusterten Mist ködern kann.

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                                          RoboMaus 21.09.2018, 13:13 Geändert 22.09.2018, 07:34

                                          Irgendwann ist es immer so weit, wenn man als Filmfan bestrebt ist, Filme zu sehen, deren Titel man lange kennt, die sich aber bislang einer Sichtung entzogen. Stichwort: "wenigstens mitreden". Häufig sind das Klassiker, wie 'African Queen' (1951) mit Humphrey Bogart und Katherine Hepburn - die Traumbesetzung jener Zeit. Nicht unerwartet, hagelt es Bestnoten, die am häufigsten mit dem Zusammenspiel Bogart-Hepburn, den Dialogen und dem Witz begründet sind - erstaunlich für einen Film, der auf MP als Abenteuer-Drama ausgewiesen ist. Tatsächlich passiert hier bis auf Anfang und Ende fast nichts, außer dass Bogart & Hepburn einen Fluss hinunterfahren. De facto hat der Film damit keine Handlung, sondern ernährt sich im Wesentlichen aus dem Schauspiel und den Unterhaltungen seiner Protagonisten.

                                          Wenn man von der Einführung und ein paar "kritischen" Situationen absieht, sowie sich die Natur um das Boot wegdenkt, erhält man ein lupenreines Paar-Kammerspiel. Das Auskommen und die Auseinandersetzungen der beiden, die natürlich in eine Romanze münden, fand ich leider nicht prickelnd, und Humor konnte ich überhaupt nicht wahrnehmen (eher schon einen albernen Bogart, der "den Affen" macht, wenn am Ufer echte Affen auftauchen *augenroll*). Unvermeidlicherweise wird der nur darauf ausgerichtete Film somit uninteressant.

                                          Das mag gut gespielt sein, und die Chemie zwischen Bogart und Hepburn mag stimmen, doch wenn einen die Dialoge und der Humor nicht ansprechen, ist das einfach zu wenig für gute Unterhaltung.

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                                            RoboMaus 21.09.2018, 07:16 Geändert 21.09.2018, 09:22

                                            Ein Spiegel der menschlichen Gesellschaft.

                                            'Kampf der Kriegeraffen' (2016) ist in jeder Hinsicht ein herausragender Tierfilm, wobei ich bereits Zweifel bei der Verwendung des Begriffes "Tier" habe. Zu menschlich erscheinen Mimik, Verhalten, nicht-verbale Kommunikation und politisch motiviertes Paktieren in einer großen Schimpansengruppe (140-200 Mitglieder), die 1993-2015 permanent beobachtet und gefilmt wurde. Wenn es ein Film deutlich macht, dass wir unseren nächsten Verwandten auf dem Planeten vor der Kamera haben, dann dieser. Es hat zwar einige Jahre gedauert, bis die Schimpansen Menschen in ihre Nähe ließen, aber nachdem dieser Schritt geschafft war, gelang eine atemberaubende Dokumentation ihres Verhaltens aus nächster Nähe. Hochachtung gebührt allen Beteiligten für die unglaubliche Geduld und das Erreichte über so viele Jahre hinweg.

                                            Der wohl beeindruckendste Aspekt ist die organisierte Kriegsführung - sie leben in einem gut definierten Territorium, das regelmäßig durch einen Grenztrupp kontrolliert wird. Stoßen sie auf einen versprengten Artgenossen des Nachbargebietes, wird er sofort getötet, auch wenn er nicht in ihrem Territorium ist (die Nachbarn machen es ebenso). Wenn sie genügend getötet haben und der Nachbar wirkungsvoll geschwächt ist, rücken sie massiv ein, merzen den Rest aus und übernehmen das Gebiet. Da erscheint es eher harmlos, wenn sie eine kleinere Affenart zwecks Fleischbeschaffung systematisch bis zur Ausrottung bejagen.

                                            Manche schrecken auch nicht davor zurück, vereint ein Mitglied des eigenen Stamms ohne ersichtlichen Grund zu töten, vermutlich in einer Kombination aus Mordlust und Gruppendynamik/-zwang. Am erstaunlichsten dabei ist jedoch ein Beispiel von Zivilcourage, indem einer, der auch sonst das ausgeprägteste Sozialverhalten zeigt, sich schützend vor den angegriffenen stellt.

                                            Unser letzter gemeinsamer Vorfahre lebte vor etwa 7 Mio. Jahren und war nach Skelettfunden den Schimpansen in allen Aspekten wesentlich ähnlicher als uns, vor allem in Schädelform und Gehirngröße. Tatsächlich sind Schimpansen nur wenig veränderte Nachkommen dieses Vorfahren und zeigen, mit welchen mutmaßlich genetisch vererbten, uralten Verhaltensmustern auch wir herumlaufen, einschließlich aufrechtes Sozialverhalten und Zivilcourage - Anlass zur Hoffnung, dass dies eines Tages das Dumpfbackentum überwiegen wird.

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                                              RoboMaus 20.09.2018, 18:11 Geändert 23.09.2018, 08:51

                                              Seltsame Dinge geschehen...... habe ich tatsächlich gerade einen Jim Jarmusch-Film mit 7,5 Punkten bewertet? Ich habe nichts getrunken, nichts geraucht und fühle mich in einwandfreiem mentalem Zustand. Vielleicht habe ich mich früher mies gefühlt und muss mir jetzt all die anderen Jarmusch-Film noch einmal anschauen??? Lassen wir die Kirche im Dorf - 'Ghost Dog' (1999) ist wirklich anders als die meisten seiner Filme: er erzählt eine nachvollziehbare Story und kommt mir damit bereits einen Riesenschritt entgegen. Darin bietet Forest Whitaker eine blitzsaubere Charakterdarstellung als Loner, der im Stillen Mordaufträge mit äußerster Präzision für die Mafia ausführt, bis etwas anders läuft als geplant. Er soll liquidiert werden, läuft dadurch jedoch erst zu Hochform auf......

                                              Wie bei Jarmusch üblich, ist das Tempo langsam gehalten, wodurch sich die Handlung gemächlich entfaltet. Dazu kommen Phasen inhaltlichen Leerlaufs, die von der eigentlichen Handlung entkoppelt sind, etwa wenn Whitaker fünf Minuten auf einer Parkbank mit einem Mädchen über Bücher und Schokoladeneis redet. Normalerweise läuft so etwas meinen Sehgewohnheiten zuwider, doch hier wird damit eine einnehmende Atmosphäre aufgebaut. Der Held wird durch die Darstellung und Vertiefung seines edlen Charakters zur Identifikationsfigur, von der man gerne mehr wissen möchte - und Jarmusch liefert. So schafft er es, auch längere Phasen unterhaltend zu überbrücken, ohne dass etwas Nennenswertes passiert. Zudem sind manche Szenen unerwartet witzig und erzeugen Lacher. Das hätte ich bei Jarmusch zuletzt erwartet, liegt vielleicht auch an meiner Wahrnehmung von Humor (manches war evtl. nicht witzig gemeint).

                                              All das vereint sich zu einem runden Filmerlebnis, wobei das Tempo Whitakers Charakter genau angepasst ist. Einer der seltenen langsamen Filme, bei denen ich sagen würde, dass die Handlung nicht zügiger ablaufen darf, um ihre Wirkung zu entfalten. Ich hätte ihn sogar besser bewertet, wenn nicht der gesamte Score aus Hip-Hop bestehen würde, und, bei allem Lob, sind die Inhalte an manchen Stellen doch etwas zu langgestreckt. So richtig wollte es mir nicht gelingen, über meinen Schatten zu springen, aber ich war nahe dran......

                                              .....vielleicht muss ich mir 'Dead Man' (1995) doch noch einmal anschauen....;-)

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                                                RoboMaus 20.09.2018, 13:11 Geändert 21.09.2018, 09:12

                                                Was ein richtiger Straightforward-Actioner ist, der bemüht sich gar nicht erst, sein Verschwörungsszenario mit Inhalten zu füllen. Jet Li kommt nach Paris, um den üblen Inspektor Tchéky Karyo bei Ermittlungen zu unterstützen, doch Karyo hängt Li Morde an, so dass er von allen gejagt wird - es ist angerichtet. Immer noch besser das, als sinnlose Erklärungen zum Augenrollen.....

                                                Nachdem die Gut-Böse-Fronten geklärt sind, geht es zur Sache - in schöner Regelmäßigkeit erledigt Li ein halbes Dutzend Männer, die hinter ihm her sind. Also, mindestens - ein bis zwei Dutzend gleichzeitig sind auch kein Problem....... Daneben freundet er sich mit der Prostituierten Bridget Fonda an, die von ihrem Zuhälter mies behandelt wird - wie das wohl ausgeht?

                                                Doch halten wir uns nicht mit Nebensächlichkeiten auf: 'Kiss of the Dragon' (2001) besticht durch eine starke Kombination aus Martial Arts und Baller-Einlagen, die auch von einer beeindruckenden Härte geprägt sind. Der Film lebt im Grunde nur davon, was leider das Aufkommen von Spannung verhindert, weil man meistens schon vorher weiß, was kommt, bzw. wie die Aktionen ausgehen. Ein paar überraschende Momente sind aber auch dabei.

                                                Ordentliche Genre-Unterhaltung, wenn man nicht mehr erwartet als einen Jet Li, der mit nur einem Gesichtsausdruck durch den gesamten Plot marschiert und aufräumt.

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                                                  RoboMaus 20.09.2018, 07:53 Geändert 20.09.2018, 09:05

                                                  Ja, ich geb's zu: ich bin kein Woody Allen-Fan und werde nie einer werden. Doch auch er hat sehenswerte Filme gemacht, wobei vor allem der sehr starke 'Midnight in Paris‘ (2011) heraussticht. Das ermutigt mich immer wieder, bei Gelegenheit und mentaler Entspanntheit einen Film von ihm nicht zu ignorieren.

                                                  Leichter gesagt als getan, wenn die allermeisten seiner "Komödien“ nach demselben, extrem dialoglastigen Strickmuster ablaufen und damit witzig wirken wollen, was in 'Anything Else‘ (2003) nicht anders ist. Leider ist hier für mich keine Spur von Humor wahrnehmbar, sondern nur ein nicht enden wollendes, belangloses Geplapper in einer rudimentären, rein beziehungsorientierten Handlung. Da ist der Einsatz der Vorlauftaste nur eine Frage der Zeit.

                                                  Tatsächlich habe ich nur zwölf Minuten durchgehalten, bis die Nervgrenze durchbrochen wurde, wobei jede der gecheckten Stellen nach ein paar Minuten schon wieder nervte.....

                                                  ......lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

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                                                    Erstaunlich, dass sich Sigourney Weaver und Malcolm McDowell in dieser holprig produzierten Vampir-Komödie tummeln. Szenenwechsel, Acting und Dialoge in 'Vamps' (2012) erinnern an eine Sitcom - es fehlte nur noch der Dosenbeifall.

                                                    Da der Film keine nennenswerte Handlung hat, sondern mehr oder weniger komische Szenen aneinanderreiht, kommt es nur auf die Schauspieler, die Dialoge/Gags und die Situationskomik an, ob das Unterhaltungswert besitzt. Die beiden Vampirinnen in den Hauptrollen (Alicia Silverstone & Krysten Ritter) trinken nie menschliches Blut und haben auch sonst so manche Vampir-untypische Gewohnheit. Dadurch, und mit ihrer Lockerheit wirken sie sympathisch und tragen wesentlich zum amüsanten Grundton bei. Viele der Dialoge/Gags laufen jedoch ins Leere oder sind einfach nur albern, so dass die Lacher rar gesäht sind. Dazu kommt, dass die Ideen mit der Zeit abflachen, sich manchmal auch wiederholen.

                                                    Wie immer bei Komödien, muss das jeder mit seinem Humor selbst ausmachen - bei mir hat das mehr schlecht als recht funktioniert (4,5), doch die sympathischen Vampir-Mädels versüßen das Filmerlebnis und haben einen Bonuspunkt verdient :)

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