RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

  • 4 .5
    RoboMaus 06.10.2018, 13:09 Geändert 06.10.2018, 14:39

    Für das Demolieren von Parkuhren bekommt Paul Newman zwei Jahre und landet in einer Strafarbeiterkolonie - der deutsche Titel will suggerieren, was hier Programm ist, aber der harte Knast-Film ist das nicht. Eher schon ein fröhliches Heumähen, Pokern und Eierwettessen.

    Als nach einer halben Stunde noch nicht mehr passiert ist, als ein abstruser Boxkampf, worin Newman selbst nach bald einem Dutzend Niederschlägen durch ungedeckte Volltreffer am Kopf immer wieder aufsteht, wird klar, dass die Handlung in 'Der Unbeugsame' (1967) kaum eine Rolle spielt. Es ist das reine, dialoglastige Newman-Charakterporträt des sich nicht Unterwerfenden, der mit ein paar Aktionen bei seinen Mitgefangenen und den Wärtern Eindruck macht. Ja, Newman ist cool, weshalb er im Original-Titel 'Cool Hand Luke' heißt.

    Das vielzitierte Eier-Highlight schält sich zur Mitte heraus, aber besonders unterhaltend kann ich es nicht finden, wenn (SPOILER) sich Newman 50 Eier reinstopft und der Rest dazu gröhlt - wenn nicht zwischen jedem Ei ein Schnitt käme, dann, ja, dann wäre das wirklich etwas Besonderes......
    (SPOILER ENDE).

    Anscheinend wollte es mir nicht gelingen, mich mit Newman zu identifizieren und am Respekt für den Unbeugsamen teilzuhaben. Daher wurde es mangels Handlung irgendwann nach der Mitte so langweilig, dass der Vorlauf den Rest richten musste.
    4,5 Punkte allein für Newmans starke Performance, aber wo ansonsten nichts mehr kommt, können auch keine weiteren Punkte dazukommen.

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    • Einen herzlichen Dank an Kängufant für die einfallsreiche Einführung zu diesem Klassiker, den man eigentlich nicht genug würdigen kann. Ohne diesen wegweisenden Erstschlag von Ridley Scott, womit er das Genre wie im Big Bang des Universums expandierte, wäre die SF-Filmlandschaft heute ein gutes Stück ärmer.

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      • 5 .5
        RoboMaus 05.10.2018, 22:36 Geändert 05.10.2018, 23:33

        Filme über geschrumpfte Menschen gibt es spätestens seit den 60ern - sie alle melken dasselbe Thema auf verschiedene, mehr oder weniger gelungene Art. Neu ist diese Idee also gewiss nicht, und schon gar nicht gibt sie einen Film auf Überlänge her - genau das ist das größte Manko von 'Downsizing' (2017): die durchaus ansprechende Story leidet unter unnötigen Längen und zähem Handlungsfluss, wird aber damit auf einen zweieinviertel Stunden-Plot gezogen. Allein, z.B., die Szene mit Matt Damon auf der Party dauert gefühlt zehn Minuten, wobei nichts passiert, außer dass er zwischen den Gästen herumläuft. Immerhin überzeugt Christoph Waltz als Partylöwe und Ausbeuter der Kleinen-Welt.

        Die Handlung um Nöte, Sorgen, aber auch Vorteile geschrumpfter Menschen ist interessant, leicht grotesk, manchmal witzig, und in der zweiten Hälfte bietet sie auch etwas fürs Herz. Inhaltlich ist 'Downsizing' ein guter Film, auch wenn zum Ende viel zu naiv die Öko-/Umweltpessimismus-Schiene bedient wird, beinahe schon im Stile von 70er-Filmen (ich fragte mich, ob das evtl. eine Öko-Veräppelung sein soll, scheint aber wenigstens im Kern ernst gemeint zu sein).

        Wenn er nur nicht so unnötig zäh und langatmig wäre - eine dreiviertel Stunde weniger wäre hier viel mehr gewesen.

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        • 5 .5
          RoboMaus 05.10.2018, 17:03 Geändert 07.10.2018, 07:25

          Die volle Dröhnung 90er SF-Action-Trash, deren Protagonisten sich im martialischen Auftreten geradezu überbieten. Bemerkenswerterweise nimmt sich das selbst ernst und versucht eine Intriegen-Story um den aufrechten Super-Ordnungshüter Judge Dredd (Sylvester Stallone) aufzuziehen. Leider wirkt das dermaßen plump in sein Gut-Böse-Schema gepresst und noch dazu triefend pathetisch, dass man es beim besten Willen nicht ernst nehmen kann. Zur Auflockerung gibt es mit Rob Schneider eine Art Kasper-Charakter neben Stallone, der jedoch mit seinen Panik-Sprüchen und dem Weichei-Geschrei eher nervt als witzig kommt. Manchmal sind solche Filme auch unfreiwilligen komisch, was hier selten der Fall ist - doch wahrscheinlich habe ich nur zu wenig getrunken.....

          Immerhin ist die Action nett anzusehen und es sind ein paar gute Plotideen dabei (der Frankenstein-Typ auf "Stufe 1".... XD), so dass 'Judge Dredd' (1995) noch zu akzeptabler Unterhaltung wird. An den düsteren und kompromisslosen 'Dredd' (2012) kommt er allerdings nicht heran.

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            RoboMaus 05.10.2018, 09:47 Geändert 05.10.2018, 20:11

            Nach der US-Serie 'Mars' (2016) dachten die Europäer vielleicht, beim Wettrennen nicht hintenan stehen zu dürfen, und brachten mit 'Missions' (2017) ihre eigene Serie zur viel propagierten, aber wohl in diesem Jahrhundert nicht mehr stattfindenden Marslandung. Immerhin: schlechter als die US-Serie ist das nicht, aber genau so uninteressant.

            Wunschdenken? Natürlich ist die US-Mission zerschellt, während die Europäer sauber ihr Raumschiff landen....... doch in der Realität ist es andersherum: sämtliche einst und jetzt operierende Mars-Lander und -Rover sind von der NASA, während die Europäer bisher mit zwei zerschellten Landern kläglich gescheitert sind.

            Inhaltlich unausgegoren, ignoriert man selbst die einfachsten Regeln der Raumfahrt und verschenkt damit jeglichen Anspruch, wenigstens einigermaßen realistisch wirken zu können. Zudem ist das sehr langatmig inszeniert, wobei der zähe Handlungsfortschritt anzeigt, dass mit dem Spreizer wieder einmal der Inhalt von drei Folgen auf zehn gedehnt und mit belanglosem Hin und Her der Charaktere aufgefüllt wurde. Inszenatorisch und aus der Handlung kommt überhaupt keine Spannung auf - stattdessen hat man wohl sämtliche Bücher des Erich von Däniken gelesen und langweilt den Zuschauer mit billig konstruiertem, abstrusem SF-Mystery-Quark....

            Das einzig Positive ist die gelungene Optik und Farbgebung - obwohl natürlich in irgendeiner Wüste gefilmt, kommt damit doch so etwas wie Mars-Feeling auf, was den Totalausfall verhindert. Letztlich bleibt jedoch der Eindruck einer SF-Serie, die mehr will als sie kann und inhaltlich auf das falsche Pferd setzt.

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            • 7 .5
              RoboMaus 04.10.2018, 15:19 Geändert 04.10.2018, 20:08

              John Goodman rocks the show!

              Das Konzept von 'King Ralph' (1991) ist im Grunde nicht besonders originell: ein Amerikaner wird nach einem tragischen Unfall der Royal Family als nächster Thronfolger ausgemacht und tritt an. Natürlich ungehobelt und gegen jegliches britisches Gefühl für Anstand......

              Zunächst wirken die Gags und die Situationskomik aus dem Kulturclash mit den steifen Briten (u.a. John Hurt & Peter O'Toole) etwas schablonenhaft und leben mehr vom gut aufgelegten John Goodman, als von einem einfallsreichen Drehbuch. Aus lediglich ansprechender Unterhaltung wird nach der Mitte jedoch ein Feuerwerk an guten Ideen, die die Qualität der Komik deutlich anheben und sogar berührende Momente liefern. Die Krönung ist für mich Goodmans Little Richard-Auftritt, womit er den Königssaal rockt. Eine phänomenale Leistung, mit der er auch in jeder Comedy Show vor Saal-Publikum zum Abräumer würde.

              Vielleicht war in den 90ern nicht alles besser, aber die Komödien waren es auf jeden Fall.

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              • 2 .5
                RoboMaus 04.10.2018, 12:13 Geändert 05.10.2018, 08:54

                Ein vorgeblicher Agenten-Thriller vom Ende des kalten Krieges und der Zeit danach: ohne auch nur einen Charakter oder eine Handlung einzuführen, wird zunächst alle paar Minuten einer liquidiert. Man hat keinen Plan, wer diese Leute tötet, oder weshalb die gefährlich sein sollten. Man steht als Zuschauer permanent im Regen und weiß nur, dass es um eine Liste geht, die die Agenten von beiden Seiten aufführt. /Schnitt/ 20 Jahre danach bringt man sich immer noch wegen der Liste um, die sich, nebenbei bemerkt, auch noch als McGuffin erweist, während eine abstruse Geheimorganisation in den Vordergrund rückt.

                Lausige Story, kaum Handlung, kaum nachvollziehbar, langatmig, null Spannung - eine deutsch-spanische Produktion, die nicht einmal ihre Genrebezeichnung verdient.

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                • 6
                  RoboMaus 04.10.2018, 07:36 Geändert 04.10.2018, 10:49

                  "Arte France présente"...... Französisches Psycho-Mystery im Format einer dreiteiligen TV-Mini-Serie, die auch als solche konzipiert war und nicht etwa abgebrochen wurde. 'Hinter den Mauern' (2015) ist im Grunde ein zweieinviertel Stunden-Spielfilm, der sich gut am Stück sehen lässt. Dass man in diesem Rahmen keine aufwändige Produktion erwarten kann, ist klar: auf CGI wird verzichtet - man versucht eher, mit klassischen Mitteln Wirkung zu erzielen, was vor allem in der ersten Folge sehr gelungen ist.

                  Die allein lebende Lisa hört Stimmen hinter einer Wand ihres Hauses und bricht durch - sie entdeckt eine Parallelwelt mit einem scheinbar endlosen, fensterlosen System aus Korridoren und Räumen, das sich hinter ihr verschließt. Die Bewohner sind bis auf einen nicht gerade freundlich, womit sie in einen hervorragend inszenierten Alptraum gerät, der mit Hochspannung an den Zuschauer gebracht wird.

                  Welch ein Einstieg: für die erste Folge würde ich 8 Punkte geben, doch leider lässt es stark nach. Anstatt den Alptraum zu intensivieren und Suspense-mäßig nachzulegen, gerät die zweite Folge hauptsächlich zu einem dialoglastigen Erkundungstrip des Systems, womit die Spannung entweicht. Inhaltlich entfernt man sich immer weiter vom anfänglichen Parallelwelt-Gruselszenario und geht in Richtung surrealer Selbstfindungstrip / Vergangenheitsbewältigung mit dem Sahnehäubchen einer Liebesbeziehung. WTF?? Formal wandelt sich das anfängliche Psycho-Mystery-Suspense zu Psycho-Fantasy mit einer faltigen Géraldine Chaplin als üble Herrscherin der Unterwelt....... immerhin: die sieht wirklich zum Fürchten aus.

                  Leider ist Fantasy überhaupt nicht mein Genre, und darauf, dass solch ein Plot wieder einmal in Beziehungsgeschwurbel mündet, war ich auch nicht vorbereitet, zumal der starke Beginn etwas ganz anderes erwarten ließ. Technisch ist das jedoch nicht schlecht gemacht und wird mit den präsentierten Inhalten sicher seine Fans finden, auch wenn ich eine gewisse Enttäuschung über den Verlauf nicht verbergen kann.

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                    RoboMaus 03.10.2018, 16:09 Geändert 07.10.2018, 08:35

                    Ein weiteres Krebsdrama, oder besser: Krebsdramödie, denn es geht in 'Me and Earl and the Dying Girl' (2015) etwas skurril und humorig zu. Leicht schrullige Charaktere bei der Selbstfindung. Coming-of-Age nach dem Motto: Lasst mich bloß in Ruhe, denn jeder, der mir etwas Nettes sagt, will mich nur anmachen und geht mir sowieso auf den Sack. Doch wenn man dazu gezwungen wird, erkennt man, dass eine Unterhaltung etwas bringen kann.......

                    Die Dialoge drehen sich nur um den mehr oder weniger gelungenen oder auch unglaubwürdigen Umgang der Charaktere untereinander. Ansonsten passiert in dem Film so gut wie nichts.

                    ......und was soll einem das jetzt sagen? Vielleicht: Kümmere dich um das krebskranke Mädchen, dann kriegst auch du als eigenbrötlerischer Außenseiter eine (andere) für den Abschlussball? Der Film kann eigentlich nur dann seine Wirkung entfalten, wenn einen das emotional irgendwie mitnimmt, was wohl auch die vielen guten Bewertungen erklärt. Hat bei mir leider nicht funktioniert, weil es eher als überzogenes Teen-Hin-und-Her ankam, das auf der Krebswelle reitet und dabei skurril-witzig erscheinen will, aber bestenfalls albern wirkt - bloß nicht mit so einem Thema zu ernst daherkommen.....
                    Leider ist 'Me and Earl and the Dying Girl' bei seiner Gratwanderung abgestürzt.

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                    • 4
                      RoboMaus 03.10.2018, 12:35 Geändert 04.10.2018, 10:11

                      Eine Antikriegs-Satire, die zeitgenössisch das Militär und das US-Engagement im Vietnamkrieg durch den Kakao zieht - da ist höchster Anspruch gegeben, was allein schon manche Bewertung anhebt. Aber kann das alles sein?

                      Über das Gros der Laufzeit kann ich in M.A.S.H. (1970) nur alberne Aktionen/Dialoge und Sexismus wahrnehmen, was nicht im Geringsten witzig kommt oder parodistisch wirkt, so dass es nach einiger Zeit sogar anfängt zu nerven. Bis auf wenige Ausnahmen (Suicide-Song; Mikrofon-Aktion gegen Duvall) ist das leider nicht mein Humor. Wirklich übel kommt das Stilmittel, mehrere Leute durcheinander reden zu lassen, so dass nichts mehr zu verstehen ist. Gewiss - das soll Kommissköppe parodieren, die nie zuhören und stur ihren Senf ablassen, doch das ändert nichts daran, dass es einfach nur nervt.

                      Drei Punkte für die satirische Vorstellung und einen für den Anspruch.

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                      • 5 .5
                        RoboMaus 03.10.2018, 08:10 Geändert 03.10.2018, 11:08
                        über Clown

                        Dieser Gruselclown konnte mich zum Auftakt des Horroctober leider nicht auf einen Horrortrip bringen, obwohl die Konzept-Idee gut ist: ein altes Clown-Kostüm ist üblerweise die Haut eines Dämonen, die sich nicht mehr abstreifen lässt, wenn man es einmal angezogen hat. Auch die allmähliche Verwandlung ist optisch gelungen.

                        Doch die Handlung ist für meinen Geschmack viel zu vorhersehbar, selbst in den einzelnen Aktionen des Clowns in der zweiten Hälfte - wenn man (fast) immer schon vorher weiß, was passiert, macht das einfach keinen Spass, von Spannung ganz zu schweigen. Z.B. (SPOILER) berichtet der Sohn, wer ihn in der Schule mobbt - und wo taucht der kinderhungrige Clown sofort danach auf........?
                        (SPOILER ENDE).

                        Zudem fehlen Schockmomente, die einen aus dem Sessel holen - der Clown räumt lediglich ein paar Kinder ab, um sein Quantum zu erfüllen........ und wie es mit ihm ausgeht, kann man sich auch schon früh ausmalen, obwohl ich bis zum Ende noch hoffte, dass man nicht den 08/15-Showdown bringt.

                        Die erste Hälfte, worin es hauptsächlich um seine Verwandlung geht, ist interessanter und stellenweise sogar witzig, erinnert manchmal an 'Die Fliege' (1986). Daher insgesamt noch ein "geht so", ansonsten wäre 'Clown' (2014) uninteressant.

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                        • 7 .5
                          RoboMaus 02.10.2018, 19:55 Geändert 03.10.2018, 13:42

                          'Das Labyrinth der Wörter' (2010) zieht den Betrachter nach und nach in seine verschlungenen Wege, von magischem Gewächs gesäumt, von den ausdrucksstarken Blüten sprachlicher Gewandtheit gekrönt. Im Zentrum angekommen, fühlt man sich keineswegs verirrt oder in Angst, den Ausgang nicht mehr zu finden. Auch wartet dort kein Minotauros. Man ist gleichsam am Ziel, lässt sich zufrieden ob des Erlebten in den bequemen Sessel eines Feelgood-Dramas fallen, der genau in der Mitte für den im Labyrinth Wandelnden bereitgestellt ist. Welch eine Wohltat.

                          Gérard Depardieu. Welch eine Wohltat, ihn in einem neueren Film einmal nicht in Nacktpose zu sehen. Er besinnt sich auf seine eigentlichen Qualitäten und zeigt eine astreine Leistung als sensibler, aber ungebildeter Sohn einer Mutter, die ihn nie geliebt hat, bei der er aber immer noch wohnt. Den Tauben im Park gibt er Namen und trifft dabei eine seelenverwandte 95Jährige, die mit allen Wassern der Literatur gewaschen ist. Depardieu saugt ihre Worte auf wie ein Schwamm.....

                          Seine kindliche Naivität gibt dieser Story einen Touch von 'Harold and Maude' (1971), ist aber facettenreicher aufgestellt. Fluch oder Segen? Manches aus den Nebenhandlungen hätte es nicht gebraucht, wie das (zu oft) wiederholte Abhängen mit seinen Kumpels, oder die Beleuchtung der andauernden Beziehung zu seiner Mutter und die Auswirkung von deren Demenz. Doch auch so ergibt Depardieus Auskommen mit der 95Jährigen Gisèle Casadesus ein stellenweise berührendes Filmerlebnis, das sich zum Ende hin steigert...... bis man in der Mitte des Labyrinths angekommen ist.

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                          • 6 .5
                            RoboMaus 02.10.2018, 15:34 Geändert 03.10.2018, 20:06

                            Nachdem ich die beiden zuletzt gesehenen Jarmusch-Filme mit 7,0 und 7,5 bewertet habe, brauchte ich mir keinen Mut mehr für 'Coffee & Cigarettes‘ (2003) anzutrinken - einfach rein ins kalte Wasser. Doch der Krug geht nur so lange zum Brunnen, bis er bricht.......

                            ......dachte ich, bis auch in diesem Jarmusch anhaltende Momente der Unterhaltsamkeit aufblitzten. Mit Episodenfilmen kann ich normalerweise nur wenig anfangen, vor allem, wenn sie alle paar Minuten durcheinandergeschnitten sind. Hier verzeichnet Jarmusch bereits seinen ersten Punkt: die elf Episoden seiner Variation bei Kaffee und Zigaretten sind schön hintereinander aufgereiht und bilden in sich abgeschlossene kleine....... ja, was eigentlich? "Geschichten" kann man das kaum nennen, denn es werden keine erzählt. "Plots"? Geht auch nicht, denn es gibt keine Handlung, auch wenn MP unter "Handlung" zu diesem Film 31 Stichworte auflistet, was lediglich die Themen von Unterhaltungen sind. Sagte ich "Unterhaltungen"? Bingo! Das ist es: elf abgeschlossene kleine Unterhaltungen.

                            Zwei, manchmal auch drei Leute sitzten an einem Bartisch, trinken Kaffee oder Tee, rauchen und reden über irgendetwas - das ist alles. Mal elf. Doch es wäre kein Jarmusch, wenn das Irgendetwas nicht einen Hintersinn oder gemeinsamen Nenner hätte, der sich erst im Laufe der Zeit mit der Laufzeit herausschält: es sind Gespräche von Leuten, die sich im Grunde nichts zu sagen haben, oder die auf eine Peinlichkeit hinauslaufen, was durchaus Potential auf interessanten Zeitvertreib und Humor birgt.

                            Nach den ersten beiden Runden war ich jedoch schon bedient und schielte zur Fernbedienung, die mir aus dem Augenwinkel ein Angebot machte. Doch mit #3 zog sich Jarmusch am eigenen Schopf aus dem Sumpf: Iggy Pop und Tom Waits liefern die stärkste Episode, machen Laune und stellen die mit Koryphäen besetzten Episoden in den Schatten. Apropos "Koryphäen": der Cast ist wie so oft bei Jarmusch handverlesen - mit Blanchett, Coogan, Murray, Buscemi u.a. stellt er wieder einmal seine Beliebtheit im prominenten Kollegenkreis unter Beweis.

                            Bis zum Ende halten sich für mein Empfinden gelungene und weniger gelungene Episoden die Waage, so dass es insgesamt noch für ordentliche Unterhaltung reicht, für die man allerdings in der richtigen Stimmung und total relaxed sein sollte. An einem anderen Tag hätte ich 'Coffee and Cigarettes' vielleicht 4 Punkte gegeben - oder bin ich inzwischen heimlich, still und leise im Unterbewusstsein zum Jarmusch-Fan mutiert, und die 4 Punkte gehören der Vergangenheit an???

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                              RoboMaus 01.10.2018, 19:18 Geändert 02.10.2018, 07:15

                              Nur wegen Götz George gesehen...... und tatsächlich ein streckenweise einnehmendes Psychodrama, auch wenn es nicht über den Schatten einer deutschen TV-Produktion springen kann.

                              Die Frau eines evang. Pfarrers (Burghart Klaußner) fährt seit Jahren jeden November vorgeblich in die Toskana, doch in Wirklichkeit ist sie auf Sylt beim erblindeten Götz George, der ihr das gibt, was sie bei Klaußner nicht hat. Er bekommt es heraus, nachdem sie bei Bremen einen tödlichen Busunfall hatte, weit ab der Toskana, und besucht George - der ahnt nichts von ihrem Tod und wundert sich, wo sie bleibt.....

                              Es entwickelt sich ein Katz- und Mausspiel zwischen den beiden, da Klaußner seine Identität nicht preisgibt. 'Der Novembermann' (2006) ist damit phasenweise interessant und knisternd, hat aber auch einiges an Leerlauf, wo man sich wünscht, dass etwas mehr Biss kommt als abklopfende Dialoge. Zum gelungenen Ende wird es berührend, womit der Film wieder Boden gut macht, was vor allem an George liegt. Ohne ihn wäre es wohl ein Punkt weniger..... oder zwei.

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                                RoboMaus 01.10.2018, 16:27 Geändert 02.10.2018, 07:21

                                Clint Eastwood vor 50 Jahren...... das allein ist für mich einen Blick in 'Where Eagles Dare' (1968) wert, doch hier scheitere ich bereits an der Form. Die Handlung entwickelt sich auf Überlänge mit einer zermürbenden Trägheit, die es erschwert, dem kargen Spionage-Plot folgen zu wollen. Das mag atmosphärisch ansprechend sein, aber es passiert schon im Aufbau lange nichts Nennenswertes, außer dem ohnehin Vorgegebenen: eine kleine Gruppe soll in eine Nazi-Burg eindringen und einen gefangenen Amerikaner befreien. Nach einer Stunde inhaltlicher Einfallslosigkeit ist man endlich drin......

                                Wenn man sich mangels Inhalt langweilt, fallen einem die Schlampigkeiten umso mehr auf, die zeigen, wie das Setting hier mit Füßen getreten wird: man achte nach einer Viertelstunde auf das Sammeln der Gruppe nach der Fallschirmlandung. Einmal schneit es /Schnitt/ dann schneit es nicht /Schnitt/ dann scheint die Sonne /Schnitt...... offensichtlich wurden hier die Aufnahmen von mehreren Drehtagen durcheinandergeschnitten, auch wenn es im Ergebnis noch so unecht aussieht.
                                Das Gleiche gilt für den Nazi-Hubschrauber - tatsächlich wurden die ersten einsatzfähigen Modelle im 2. WK entwickelt, aber die sahen entsprechend urtümlich aus. Wem das egal ist, der lässt den Nazi-General eben in einem Modell aus der Zeit des US-Vietnamkriegs landen......

                                Wenn man ernsthaft und authentisch wirken will, sollte man es auch so aufziehen, aber davon ist 'Where Eagles Dare' weit entfernt. Dafür wird viel wert auf Dialoge und gegenseitiges Belauern im Stile eines Noir-Films gelegt, oft im Halbdunkel mit langgezogenen Einstellungen gefilmt. Wessen Vorliebe so etwas trifft, der sollte hier zugreifen - für mich ist das inhaltlich zu mager, zu langatmig und in dieser Form mit zweieinhalb Stunden mindestens eine Stunde zu lang. Immerhin werden die Aktionen in der letzten Stunde ansprechender, und es wird lebhafter, aber da war ich mental bereits ausgestiegen.

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                                  RoboMaus 01.10.2018, 11:18 Geändert 02.10.2018, 12:21

                                  Ein Film, der an den Kassen zum Selbstläufer wurde: 14 Mio.$ hat Danny Boyles 'Slumdog Millionaire' (2008) gekostet - 385 Mio. hat er eingespielt; dazu kommen 40 Mio. aus Video Sales und acht Oscars.

                                  Es ist sein mit Abstand größter Erfolg und auch für mich sein bester Film. Boyle benutzt als Aufhänger einen Nobody (Jamal) aus den Slums von Indien, der es auf den Stuhl von 'Wer wird Millionär' gebracht hat und die Fragen richtig beantwortet. Dem zynisch-verächtlichen Moderator begegnet er mit intelligentem, überlegenem Wortwitz. Damit wird er in einer Art Feelgood-Drama zum landesweiten Helden......
                                  Das allein ist schon eine sehr starke Idee, die den ganzen Film durchzieht, doch die Essenz liegt in den Geschichten, die erhellen, woher er das Wissen zu den Antworten hat.

                                  Diese Geschichten bilden den Löwenanteil des Plots, und sie haben es in sich. Boyle schreckt nicht davor zurück, Elemente eines harten Sozialdramas einzustreuen, wie Polizeiwillkür und Folter, das hoffnungslose Leben auf der Müllkippe, Kinderausbeutung und -verstümmelung zum Zwecke des Bettelns, usw. Im Gegensatz zu Filmen in diesem Genre, die nur das thematisieren, dadurch oftmals eindimensional und abstumpfend wirken, erzielt Boyle eine ungeheure Wirkung, weil er es mit erhebenden Inhalten kontrastieren lässt. In der Auseinandersetzung des Dreigespanns Jamal-Bruder-Freundin mit dieser üblen Welt bringt Boyle auch Züge eines Thrillers ein, generiert damit Spannung.

                                  Zudem baut er noch eine berührende indische Liebesgeschichte auf, die ebenfalls den gesamten Plot durchzieht und im krassen Gegensatz zu Bollywood-Filmen nicht gekünstelt oder übertrieben wirkt. Eine der schönsten Liebesgeschichten, die ich überhaupt aus Filmen kenne - authentisch in der Darstellung der Gefühle, mit ergreifend tragischen wie berührenden Momenten. Diese Balance zu halten, nicht in Kitsch abzugleiten: das ist die große Kunst.

                                  Bei allem Lob muss man aber auch kritischen Stimmen recht geben: an manchen Stellen wirkt die Story doch zu konstruiert, um restlos zu überzeugen, auch wenn sie insgesamt eher den Touch eines Märchens hat:

                                  (SPOILER)
                                  Dass ein von Kopf bis Fuß mit halbflüssigen Exkrementen bedeckter Junge, der zum Himmel stinken muss, zum Filmstar durch die Menge & Security kommt und sich ein Autogramm holt (ohne dass jemand die Nase rümpft), geht nicht einmal im Märchen; und dass sich sein gewissenloser Bruder am Ende selbst opfert, wirkt für solch einen Charakter sinnlos und dramaturgisch gehypt - viel überzeugender wäre es, wenn er sich an die Macht geputscht und selbst zum Gangsterboss gekürt hätte, um die gefangene Freundin seinem Bruder zu überlassen. Daraus hätte man sogar noch eine spannende Thriller-Nebenhandlung machen können.
                                  (SPOILER ENDE)

                                  Doch das ist Jammern auf hohem Niveau - Danny Boyles Meisterstück verschmilzt mehrere Genres zu einem packenden, absorbierenden Filmerlebnis zum Mitfiebern und Mitleiden. Dafür gehen wir doch ins Kino, und dafür ist 'Slumdog Millionaire' zurecht mit Ehrungen und Einnahmen überhäuft worden.

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                                    RoboMaus 30.09.2018, 12:38 Geändert 30.09.2018, 19:43

                                    "F Word" steht in dieser Punk-Aspekt-Doku für "Father" - sie beleuchtet damit das Leben und die sich verändernden Einstellungen von aktiven Punk-Rockern, die zu Vätern wurden. Die kommen u.a. aus prominenten Bands wie 'Blink 182' und 'Pennywise' und berichten über die Zeit nach der Rebellenphase, worin sie als Teens in die Punk-Szene kamen....

                                    Kaum überraschend, müssen auch Punks irgendwoher Geld verdienen und sich der "Normalität" fügen, vor allem wenn sie Kinder haben. Die nihilistischen Ideale sind nur solange ideal, wie man das ideale Alter dafür hat. Wenn man über 40 ist, sieht die Welt anders aus: man merkt, dass Autos nicht nur zum Demolieren da sind, sonders dass man auch bequem darin fahren kann und dass sie Geld kosten; man fährt damit sein Kind zum Kindergarten; man bewohnt ein kleines Haus in der Vorstadt und man wird müde vom Touren mit der Band.....

                                    Die An-/Einsichten der gezähmten Punks sind interessant, manchmal auch berührend, nicht nur im Umgang mit ihren Kindern, sondern auch wenn sie erzählen, weshalb sie überhaupt zu Punks wurden. Abgerundet wird das mit Szenen in der Familie, sowie Auftritten aus der Zeit von 'The Other F Word' (2010). Nach einer Stunde hat sich das jedoch inhaltlich erschöpft, und die Aussagen fangen an sich zu wiederholen. Über eineinhalb Stunden wären dafür nicht nötig gewesen, außer man interessiert sich für den Seelenstrip von ein oder zwei Punkern, die wirklich die Schnauze von ihrer Vergangenheit voll haben und viel Screentime bekommen.

                                    Interessant, aber kaum überraschend.

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                                      RoboMaus 30.09.2018, 08:57 Geändert 30.09.2018, 09:40

                                      Eine Feelgood-Komödie bewertet man wohl kaum nach ihren Inhalten, sondern eher danach, wie gut man sich gefühlt und wie oft man gelacht hat. Wir sind im reinen Unterhaltungskino, und 'La vache' (2016) unterhält gut.

                                      Ein algerischer Bauer, der wohl nicht zufällig aussieht wie ein waschechter Franzose, führt seine Edelkuh zu Fuß von der Südküste nach Paris in eine Landwirtschaftsausstellung. Anfangs, mit der etwas zu lang geratenen Darstellung des algerischen Heimatdorfes, ist das noch flach und kaum interessant, legt aber mit der Ankunft in Frankreich an Profil zu. Die Begegnungen mit den Franzosen sind von einigen guten Plotideen, viel Sympathie und Herzwärme gekennzeichnet. Nicht unerwartet, wird ein zu Fuß durch das Land Reisender mit einer Kuh im Schlepptau irgendwann von den Medien aufgegriffen.....

                                      Fatsah Bouyamed überzeugt in dieser Rolle mit seiner entwaffnenden Naivität und dem unerschütterlichen Glauben an das Gute in den Mitmenschen. Der Sympath hat aber auch die Tendenz zum Overacting, wobei seine hektisch-chaotische Art manchmal too much ist.

                                      Eine der besseren Komödien aus Frankreich, die auch etwas für's Herz bietet.

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                                        RoboMaus 29.09.2018, 14:45 Geändert 30.09.2018, 09:59

                                        Gehilfe bei der Geistaustreibung: "Es ist kalt hier drin"
                                        Priester: "Dann mach deinen obersten Knopf zu, du Weichei"

                                        XD - der Gag war wohl beabsichtigt, doch 'When the Lights Went Out" (2012) ist an einigen Stellen auch unfreiwillig witzig. Er kommt direkt auf den Punkt, macht keinen Hehl daraus, dass er sich dreist im Genre bedient und das zu einer naiven Haunted House-Handlung zusammenstöpselt, die aber auch ein paar gute, eigene Ideen hat. Der Vorteil ist, dass man den Film dadurch kaum ernst nehmen kann - wenn ich das täte, müsste ich ihm 4 Punkte geben.

                                        Es hat Spass gemacht - wenn er zwischendurch nicht mit einfallslosen, langatmigen Phasen käme, hätte ich diesen Low Budget Brit-Ghost-Flick sogar besser bewertet.

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                                          RoboMaus 29.09.2018, 11:49 Geändert 29.09.2018, 11:57

                                          Auch Jack Nicholson packte die Ambition des Regisseurs, wie etliche seiner berühmten Schauspielkollegen. Doch wie bei den meisten, gingen seine vier Filme allesamt unter, so auch die erstaunlich gut besetzte Western-Komödie 'Goin' South' (1978). Neben ihm in der Hauptrolle mobilisierte er seine Mitstreiter aus 'Einer flog über das Kuckucksnest' (1975) Danny de Vito und Christopher Lloyd. Dazu darf man John Belushi und Mary Steenburgen am Anfang ihrer Filmkarrieren erleben.

                                          Vielversprechende Voraussetzungen, die anfangs die Erwartungen erfüllen: Nicholson soll als Pferdedieb hängen, kann aber verschont werden, wenn eine Frau des Ortes ihn zum Mann will........ Hier lässt er sein ganzes Können aufblitzen und sorgt für einen gelungenen Einstieg.

                                          Doch danach fällt der Film massiv ab - die Dialoge sind mau, von witzig ganz zu schweigen; die Handlung ist uninteressant und zäh, und die Inszenierung hölzern. Fehlende Gags sollen mit alberner Situationskomik und seltenem Slapstick wettgemacht werden, was wenigstens in meiner Wahrnehmung nicht witzig kommt.

                                          Hier zeigt sich deutlich, dass Nicholson als Regisseur mehr Ambition als Können hat, in krassem Gegensatz zu seinem gandiosen Schauspiel. Er und Steenburgen als seine Frau verleihen 'Goin' South' noch ein gewisses Niveau - wen eher die Charaktere und die darstellerische Leistung interessieren, mag diesem Film mehr abgewinnen, aber für wen Handlung und Witz im Vordergrund stehen (immerhin sind wir hier in einer Komödie), der könnte sich langweilen.

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                                          • RoboMaus 29.09.2018, 09:23 Geändert 29.09.2018, 10:04

                                            Muss man Leuten wirklich erklären, dass die Wahrnehmung von Humor nichts mit Intelligenz zu tun hat? Anscheinend schon, wenn man Dinge liest wie "wer darüber lacht, muss krank sein" oder (zum selben Film) "wer darüber nicht lacht, hat keinen Humor". Offensichtlich sagen solche Statements mehr über Intelligenz aus, als das Gefallen oder Nichtgefallen des betreffenden Humors.....

                                            Dennoch kann ich ein gewisses Erstaunen darüber nicht verbergen, dass ein Dashboardnachbar, der wohl die eloquentesten Texte in diesem Forum schreibt, explizit dem Fäkalhumor zugeneigt ist - MP hat tatsächlich etwas von Gesellschaftskunde ;-)

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                                              RoboMaus 28.09.2018, 22:07 Geändert 29.09.2018, 07:00

                                              "The Irish Filmboard" ist mir in letzter Zeit öfter untergekommen, gerade bei B-Filmen im Bereich Mystery-Drama / Psycho-Horror, und alle habe ich als mittelmäßig in Erinnerung. So auch 'The Canal' (2014). Es fehlt schlicht und einfach an den filmischen Mitteln, und wohl auch den finanziellen - das wirkt über weite Strecken wie ein Low Budget TV-Krimi, der zwar eine halbwegs durchdachte Story erzählt (wenn auch reichlich vorhersehbar), es aber kaum schafft, Spannung, ja nicht einmal Interesse aufzubauen. Der träge Handlungsfluss ist nicht gerade hilfreich, wobei sich die Ein-/Überblendungen aus der üblen Vergangenheit lediglich wiederholen und die Story lange kaum vorwärtskommt.

                                              Zudem ist die Handlung konfus angelegt, vielleicht um das ohnehin Offensichtliche doch irgendwie zu verschleiern. Leider bewirkt das nur ein erschwertes Folgen, weil nicht unmittelbar klar ist, wo denn nun der Zusammenhang zwischen manchen Aktionen oder Geschehnissen liegen soll.

                                              'The Canal' könnte mit seinen Inhalten und gelegentlichen Gruseleinlagen überzeugen, hat aber mit dieser zähen und vertrackten Erzählweise kaum Unterhaltungswert.

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                                                RoboMaus 28.09.2018, 18:30 Geändert 29.09.2018, 07:17
                                                über Focus

                                                Die wundersame Wandlung des Will Smith.

                                                Wer die beiden Filme 'Focus' (erschienen 26-2-2015) und 'Concussion' (24-12-2015), gesehen hat, dem könnte ein schwer veränderter Smith aufgefallen sein. Hier, in 'Focus', ist er noch der alte, während er danach aufgrund mutmaßlicher, aber nie zugegebener Gesichts-OPs kaum noch zu erkennen ist. Was auch immer ihn dazu bewegt hat: er sah doch wirklich gut aus und hatte das nicht nötig. Ob er seine abstehenden Ohren im Spiegel nicht mehr ertragen hat?

                                                In 'Focus' spielt er den mit allen Wassern gewaschenen, hochprofessionellen Trickbetrüger, der mit einer Mannschaft aus zwei Dutzend Leuten agiert. Für sein Team rekrutiert er die Anfängerin Margot Robbie.....

                                                Daraus entwickelt sich ein unterhaltsamer Reigen an Betrügereien, die stark eingefädelt sind und einem zu denken geben, wo bzw. wie man seine Wertsachen am Körper (nicht) tragen sollte. Die Abzocke macht Spass beim Zusehen, doch zur Mitte geht ein Riss durch diesen Film. Der Plot ist danach im wesentlichen auf die Beziehung von Smith und Robbie fokussiert, während die Handlung um eine Mega-Abzocke eher McGuffin-Charakter bekommt und sich somit auf der Stelle dreht. WTF? Es lief so gut, und dann wieder dieses witzlose Beziehungsgeschwurbel......

                                                Natürlich ist klar, dass zum Ende noch irgendein As für den All Time-Twist aus dem Ärmel gezogen wird, aber das fand ich zu sehr an den Haaren herbeigezogen
                                                (SPOILER):
                                                mit einem Pistolenschuss aus mehreren Metern Smiths Herz und wichtigste Blutgefäße nur um wenige Millimeter verfehlen, damit es wie ein tödlicher Schuss aussieht, aber "nur" die Lunge perforiert wird.......???
                                                (SPOILER ENDE).

                                                Da war jede einzelne der Ideen aus der ersten Hälfte besser.

                                                Ein ambivalenter Film, den ich in H1 mit 7,5 und in H2 mit 5,0 bewerten würde - unter dem Strich reicht es für ordentliche Unterhaltung.

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                                                  RoboMaus 28.09.2018, 15:05 Geändert 28.09.2018, 19:40

                                                  Es gibt Filme, die einen berühren - oder eben nicht. 'The Way' (2010) tat es, der thematisch identische 'Saint Jacques... Pilgern auf Französisch' (2005) nicht. Das ist der Unterschied zwischen 8 und 5 Punkten.

                                                  Martin Sheen's Sohn (Emilio Estevez) geriet nicht nach den Wünschen des Vaters, zieht in der Welt herum....... und verunglückt tödlich am Beginn des Jakobswegs in Frankreich. Sheen muss hinfahren, um ihn in die Staaten zu holen und entschließt sich kurzerhand, den Weg anstelle seines Sohnes zu gehen. Dabei erkennt er, dass es erhebendere Werte gibt als in seiner bisherigen Vorstellungswelt.....

                                                  Der Aufbau ist so tragisch wie glaubhaft - es wirkt zumindest in der ersten Hälfte nicht übertrieben oder gekünstelt und schafft sofort eine einnehmende Aura. Sheen tifft Leute, die aus den unterschiedlichsten Motiven diese 800 km lange Wanderung nach Spanien auf sich nehmen. So entsteht langsam ein Vierer-Grüppchen. Der Austausch darin hat etwas, vermittelt ein Stück Leben, so als wäre man selbst dort unterwegs - er enthüllt auch das wahre Motiv der Beteiligten: Abstand vom Alltag bekommen, etwas ander(e)s machen.

                                                  In der zweiten Hälfte versucht man, die Handlung zu würzen, indem die Vier sich in verbale Konflikte begeben. Die sind für mein Empfinden jedoch arg konstruiert und teils kaum nachvollziehbar, v.a. dass die lose Gruppe trotz aggressiver Auseinandersetzungen zusammen bleibt: niemand gibt sich so etwas, schon gar nicht jemand, der den Jakobsweg geht. Zum Glück nimmt das keinen breiten Raum ein - der Plot behält seine berührende Note bei, punktet weiter mit guten Ideen und seiner verzaubernden Melancholie.

                                                  Ein stimmungsvoller, emotionaler Trip, der die zwei Stunden wie im Flug vergehen lässt.

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                                                    Auch im zweiten Anlauf nach Jahren konnte ich mit dieser teilweise Arthouse-lastigen Mischung aus Psycho-Mystery-Drama, leichtem Grusel, Slasher und Sex/nackter Haut nichts anfangen. Immerhin habe ich es dieses Mal zu Ende gebracht. Vor allem liegt es daran, dass der Handlungsfluss sehr zäh ist und einfach zu wenig passiert, um die Aufmerksamkeit oben zu halten. Streckenweise ist das auch zu dialoglastig für das Genre - bei mir kann in dieser Form keine Spannung aufkommen, auch wenn die Story nicht uninteressant ist.

                                                    'Here Comes the Devil' (2012) versucht mehr von seiner Atmosphäre zu leben, die ständig vermittelt, dass etwas Übles im Busch ist, was ebenso die Unterhaltungen nahelegen, wie auch manche Geschehnisse, die die Lage allmählich konkretisieren - doch Handfestes wird kaum geliefert.

                                                    Der Film ist gewiss nicht schlecht und auf seine unkonventionelle, induktive Art wohl das, was mancher Genre-Fan zu sehen wünscht - daher kann ich gute Bewertungen durchaus nachvollziehen. Für mich ist das deutlich zu langatmig und inhaltlich zu karg.

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