RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 19.09.2018, 13:28 Geändert 19.09.2018, 13:31

    Dank an Expendable für den Geheimtipp :)

    Ein spanisches Survivaldrama der besonderen Art: Der unbedarfte Autofahrer Quim wird im abgelegenen Gelände im Wagen beschossen. Als er aussteigt, kommt ein gezielter Schuss, der ihn streift.... Anscheinend herrscht hier ein irrer, homophober Killer - daher der Titel 'King of the Hill' (2007). Bei Filmen, die faktisch keine Handlung außer einem Verfolgungs-Szenario haben, ist es umso wichtiger, dass die Aktionen schlüssig aufgebaut sind. Das ist hier jedoch nur teilweise der Fall - es nagt zumindest an meinem Filmerlebnis, wenn das Verhalten nicht nachvollziehbar ist und man wiederholt denken muss "Oh Mann, ist der blöd", z.B.

    (SPOILER):
    Quim fährt den mutmaßlichen Killer an, der mit dem Gewehr auf der Straße reglos liegenbleibt. Es ist jedoch nicht klar, wie schwer der verletzt ist - trotzdem lässt Quim den Angefahrenen einfach liegen, nimmt nicht einmal das Gewehr, obwohl der zweimal versucht hat, ihn zu erschießen??

    Quim und ein Mädchen werden von zwei Polizisten festgenommen, und er sagt denen auch noch, dass er einen umgefahren hat?? Da sieht er doch gleich wie der Mega-Schuldige aus.

    Als alle vier beim Angefahrenen ankommen, wird ein Polizist sofort erledigt, der andere wird angeschossen und flüchtet (aha - es ist nicht nur ein Killer). Obwohl klar ist, dass die Typen jeden ermorden, den sie vor den Lauf bekommen und gerade die Reifen des Polizei-Jeeps zerschossen habe, steigt die Frau nur eine Minute später aus, um dem toten Polizisten den Handschellenschlüssel für Quim abzunehmen?? Um sich als Zielscheibe zu präsentieren??

    Dann rennen die drei Verbliebenen über offenes, schwierig zu begehendes Gelände aus Steinblöcken, wo man ein vorzügliches Ziel abgibt, anstatt im nur 10 m dahinter liegenden Wald?? Dass darauf wieder einer abgeknallt wird, war nun wirklich keine Überraschung.

    Zum Ende, nachdem Quim den einen Killer erledigt hat, kommt der andere und erledigt Quim nicht, obwohl er ihn aus ein paar Metern vor dem Lauf hat?? Lässt sich nach minimalem Kampf einfach so von Quim das Gewehr abnehmen??

    (SPOILER ENDE)
    Ein bisschen viel auf einmal an schlecht bzw. über-Konstruiertem. Immerhin ist das atmosphärisch gut getroffen und erzeugt aus der Verfolgung einiges an Spannung, was bei solch einem Film primär zählt. Daher ist der Gesamteindruck noch "ganz gut". Wenn nicht so viele hanebüchene Aktionen dabei wären, sondern stattdessen ein paar wirklich gute Ideen, gäbe es noch 1-2 Punkte mehr.

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    • 5 .5
      RoboMaus 19.09.2018, 07:35 Geändert 19.09.2018, 11:02

      Eine Kanada/US-Produktion, die in Frankreich spielt und in den Eingeweiden der jüngsten französischen Geschichte wühlt, mit der Crème britischer Darsteller wie Michael Caine und Tilda Swinton. 'The Statement‘ (2003) behandelt das düstere Kapitel der Judenermordung durch Nazi-Kollaborateure unter dem Vichy-Regime, wobei es um den Klüngel aus katholischer Kirche und einem Regierungskreis aus ex-Vichy-Leuten geht, der ehemalige Kollaborateure deckt und versteckt. 1992 wird ex-Vichy-Scherge Caine von einem jüdischen Rachekommando aufgespürt, und gleichzeitig ist eine neue Einheit der Regierung hinter ihm her, die Kriegsverbrechen aufdecken soll. Doch die alten Seilschaften helfen Caine......

      So wie man in Deutschland als todesurteilender Nazi-Richter zwölf Jahre lang Ministerpräsident von B-W sein konnte (Filbinger; 1966-78), schafften es auch Vichy-Leute in einflussreiche Positionen der nach-WKII-Regierung. Ein Thema, das den Grundstein für einen spannenden Politthriller legt, doch nach der starken Einführung verkommt die Handlung zur reinen, trockenen Ermittlungsarbeit, worin Swinton und Jeremy Northam häppchenweise dem flüchtenden Caine auf die Spur kommen. Der träge Inszenierstil und die Ereignisarmut bewirken, dass zur Mitte sämtliche Spannung aus diesem Plot entwichen ist, wobei es inhaltlich noch interessant genug bleibt, um nicht mental auszusteigen. Unnötigerweise wird die Laufzeit damit auf volle zwei Stunden gezogen, was eher Durchhaltewillen fordert als polit-thematisch relevante Inhalte oder Unterhaltungswert zu liefern.

      Mit 'The Statement‘ wurde die Chance vertan, einen Blick hinter die Kulissen in das Netzwerk von Kirche und ehemaligen Nazi-Kollaborateuren in der Regierung zu werfen und damit einen packenden Thriller aufzuziehen. Stattdesssen wird nur an der Oberfläche gekratzt und ein durchschnittlicher Krimi mit dem bloßen Anspruch von Geschichtsaufarbeitung präsentiert.

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        RoboMaus 18.09.2018, 13:42 Geändert 19.09.2018, 12:10

        Warren Beatty, Gert Fröbe und Goldie Hawn (als Edel-Prostituierte) im authentischen Hamburg-Setting Anfang der Siebziger Jahre. Dabei geht es um die Planung und Durchführung eines Jahrhundert-Bankraubs von Beatty & Hawn....

        Anfangs ist das noch interessant, fängt aber nach dem ersten Viertel des zwei Stunden-Plots an, sich inhaltlich auf der Stelle zu drehen, womit 'Der Millionenraub' (1971) zunehmend in die Belanglosigkeit driftet. Nach einer Stunde ist man dramaturgisch und inhaltlich bei null angekommen, und es wird es schließlich bedeutungslos, ob der Coup gelingt, oder was danach noch passiert. Die MP-Inhaltseinführung gibt ohnehin den Film in ein paar Sätzen bis fast zum Ende wieder, was allein schon zeigt, wie karg es hier zugeht.

        Ein schwacher Heistfilm, der es kaum schafft, Spannung aufzubauen und sich in typisch 70er-Manier in die Länge zieht. Uninteressant, trotz der interessanten Besetzung.

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        • 4 .5

          Den bisherigen 15 Bewertungen (7,1) und einem wohlwollenden Kommentar nach klingt 'Walter & Frank - Ein schräges Paar' (1993) wie ein Geheimtipp, den auch die prominente Besetzung nahelegt: Richard Harris (weiser Imperator aus 'Gladiator', 2000) und Robert Duvall spielen zwei alte Kauze mit entgegengesetzten Lebenseinstellungen, die allmählich zu Freunden werden. Wie so oft, geht es auch um Frauen, die von Sandra Bullock und Shirley MacLaine in Nebenrollen besetzt sind..... in der Tat vielversprechend.

          Doch bereits zur Mitte wird klar, weshalb diese 4,5 Mio.$-Produktion gnadenlos floppte und nur 0,28 Mio.$ einspielte: es passiert so gut wie nichts in diesem Film. Die träge vor sich hinfließende Handlung bildet nur den flüchtig umrissenen Rahmen für die ausgiebige, dialoglastige Darstellung der beiden Hauptcharaktere und ihrer Auseinandersetzung - immerhin sind die sympathisch gezeichnet und versprühen einen gewissen Charme, wenngleich das teilweise albern und etwas dick aufgetragen kommt. Wer nur davon Leben kann und keine Handlung braucht, mag hier in der Tat eine starke Bewertung liegenlassen.

          In meiner Wahrnehmnung ist das jedoch nur ein gelungener Aspekt, der einem sehr mageren Plot überlagert ist: nett, aber zu langatmig und ereignisarm, und in dieser Form auch noch auf volle zwei Stunden gezogen, was spätestens ab der zweiten Hälfte Durchhaltevermögen verlangt.

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          • 5
            RoboMaus 18.09.2018, 09:03 Geändert 18.09.2018, 13:16

            Kennt ihr das noch? 'Buena Vista Social Club' (1999)? Ry Cooder? Seine starke Idee, kubanische Musiker zusammenzubringen und die beschwingte, rhytmisch ins Blut gehende Musik der kubanischen prä-Castro Heydays aus den 50ern wieder aufleben zu lassen? Mit den Musikern der 50er? Dafür gab es sogar eine Oscarnominierung als bester Dokumentarfilm, und Ry Cooder gewann 1998 einen Grammy für das zuvor erschienene Album.......

            Wie von fast allem, das Erfolg hat, erschien auch davon eine Fortsetzung 'Buena Vista Social Club: Adios' (2017), und wie so oft, ist es nicht mehr das Gelbe vom Ei. Es ist einfach nur eine weitere Doku zur kubanischen "Son"-Musik jener Zeit, mit Leuten des Buena Vista Social Club, oder was davon noch übrig ist. Wenn ich in Kuba wäre, in einem dieser Clubs mit der entsprechenden Stimmung, wäre die Musik o.k. Doch ansonsten würde ich mir das kaum anhören. Das Wesentliche wurde in 'Buena Vista Social Club' (1999) bereits gebracht, da braucht es nicht noch eine Doku zum selben Thema - das ist wirklich reiner Fan-Service, wodurch der Nachfolger uninteressant wird.

            Ich brachte es nicht über das Herz, den lebensfrohen, steinalten Protagonisten mit ihrer grandiosen Einstellung zum Leben 4 Punkte zu geben (=uninteressant) - legen wir einen Sympathiepunkt drauf, aber es bleibt dabei: wer den ersten Film kennt, muss sich das nicht geben, außer er ist von dieser Musik, ihrer Szene oder der Historie begeistert.

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            • 3
              RoboMaus 17.09.2018, 23:18 Geändert 18.09.2018, 10:32

              Oh, Hero - der ging gar nicht. Sam Elliott, dessen markantes Auftreten ich ansonsten durchaus schätze, erscheint als abgehalfterter Westernheld, der mit über 70 Jahren auf seine Filmkarriere zurückblickt. Dabei findet er noch eine 30 Jahre jüngere Freundin und drückt sich auf einem Westerntreffen herum, wo ihm gehuldigt wird......

              'The Hero' (2017) hat nur eine rudimentäre Handlung und erschöpft sich stattdessen in der ständigen Betrachtung seines Hauptcharakters. Der Erzählstil ist zäh gehalten, noch dazu in diesem langsamen, gedämpften Ton - natürlich, um den Desperado herauszukehren, dem im Grunde alles am Arsch vorbeigeht. So ging es mir auch - das unaufhörliche, uninteressante Depri-Geschwafel und die damit induzierte qualvolle Langeweile waren nur durch den Vorlauf und schließlich mit Abbruch zu lindern.

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              • 6 .5
                RoboMaus 17.09.2018, 17:34 Geändert 17.09.2018, 20:09

                Im selben Jahr, als David Duchovny mit 'Akte X' (ab 1993) zum Serienheld aufstieg, machte er dieses Road Movie der besonderen Art mit Brad Pitt, der damals auch gerade am Durchstarten war. 'Kalifornia' (1993) ist kein "gewöhnliches" Road Movie, und das nicht nur, weil es selbst im amerikanischen Titel mit "K" geschrieben wird. Es ist viel mehr ein exzellent gespieltes Psycho-Drama, worin Pitt einen gewissenlosen Asozialen spielt, dem alles egal ist und der auch mordet, wenn er schnell an Geld kommen muss. Das ist reiner Pragmatismus - wenn der andere nicht mehr aufsteht, macht er wenigstens keinen Ärger.......

                Die (natürlich konstruierte) Ironie des Schicksals: Duchovny will ein Buch über Serienmörder schreiben und dafür ihre "Wirkungsstätten" bis nach Kalifornien abklappern. Weil er knapp bei Kasse ist, nimmt er Pitt mit, der ebenfalls dorthin will. Duchovny ist fasziniert vom kompromisslosen Vorgehen Pitts und freundet sich mit ihm an, sehr zum Ärger von Duchovnys Freundin, die ahnt, dass mit Pitt etwas nicht stimmt.

                Das Konzept ist interessant und generiert spannende Momente, die auch daraus leben, dass Pitt seine wohlwollende, kooperative Haltung auf der Tour jederzeit ändern könnte. Dazu kommen einige krasse Aktionen Pitts, die die richtige Würze in diesen Plot bringen. Ein dickes Minus ist jedoch, dass zwischen den Aktionen zu viel inhaltlicher Leerlauf liegt, der mit Streitereien und belanglosen Dialogen aufgefüllt ist, so dass immer wieder Spannungslöcher entstehen. Volle zwei Stunden müsste dieser Film nicht laufen - 20-30 min weniger hätten 'Kalifornia' vom Psycho-Drama zum Psycho-Thriller verdichtet und das Filmerlebnis intensiviert.

                Doch auch so bleibt der Eindruck ein positiver, vor allem, weil Pitt gnadenlos gut spielt, und insgesamt noch genügend ansprechende Inhalte kommen, um bei 'Kalifornia' aufmerksam am Ball zu bleiben.

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                • 7
                  RoboMaus 17.09.2018, 13:09 Geändert 17.09.2018, 13:18

                  Eine 90er-Chaoten-Rockband, bestehend aus Steve Buscemi, Brendan Fraser und Adam Sandler - das allein ist schon einen Blick in 'Airheads' (1994) wert. Das Setting fängt wunderbar den schrillen Zeitgeist ein, und natürlich das Standardoutfit des Rockmusikers und -fans: Mähne, schwarze Lederjacke und zerrissene Jeans.

                  Allerdings ist das kein Musikfilm (man bekommt nur einen Song der Band zu hören, dazu etwas zeitgenössischen Rock im Score), sondern eine Komödie: um bekannt zu werden, lassen die Jungs nichts unversucht, blitzen aber regelmäßig ab. Daher brechen sie in einen Rock-Radiosender ein und wollen den Moderator zwingen, ihr Demo zu spielen. Doch irgendetwas kommt immer dazwischen, während sich vor dem Sender ein Polizeiaufgebot postiert.....

                  Natürlich ist das zu keiner Sekunde ernst zu nehmen, sondern präsentiert sich schön abgedreht, aber nicht überdreht. Genügend der Gags und der Situationskomik sitzen, so dass immer wieder für Lacher gesorgt wird, was auch an den blendend aufgelegten Buscemi & Fraser liegt. Sandler war damals noch kaum bekannt und hat die kleinste Rolle der drei, überzeugt aber auch.

                  Mir hat es Spass gemacht........ die 90er eben :)

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                  • 6
                    RoboMaus 17.09.2018, 09:00 Geändert 17.09.2018, 09:01

                    Oh-oh – da ist Taschentuchalarm bei den Hundefans angesagt. Der deutsche Titel 'Antarctica - Gefangen im Eis' zum Disney-Film 'Eight Below‘ (2003) drückt nämlich nicht die erwartete Geschichte von ein paar Abenteurern aus, die Pech haben und festsitzen, sondern eine Story um acht treue Schlittenhunde, die aus logistischen Gründen bei der Winterevakuierung einer Antarktisstation zunächst zurückgelassen werden, dann aber wegen anhaltend sehr schlechten Wetters nicht mehr abgeholt werden können.....

                    Das Beeindruckende sind tatsächlich die Hunde, deren Aktionen bewunderswert inszeniert sind und sicher jedem Hundefan das Herz höher schlagen, bei manchem wohl auch der Tränendrüse freien Lauf lassen. Das repräsentiert jedoch nur etwa ein Drittel des Plots, der sich ansonsten mit stellenweise unglaubwürdigen Inhalten über Wasser hält, die arg konstruiert wirken. Zum Beispiel: da wird für den antarktischen Winter evakuiert, aber es wird in den folgenden Monaten während der gesamten Filmlaufzeit nicht Winter, und man fragt sich, was das Ganze eigentlich soll. Inhaltlich ist es somit außerhalb der Dramaturgie um die Hunde kaum interessant, wobei die Handlung schablonenhaft wirkt und streckenweise langweilt. Doch die Hunde machen es wieder wett, wobei eine Szene so gelungen ist, dass sie sogar jedem Horrorfilm zur Ehre gereichen würde.

                    Insgesamt hinterlässt ‚Antarctica‘ noch einen „ganz guten“ Eindruck - für eine höhere Bewertung müsste das storytechnisch stimmiger und einfallsreicher, bzw. mehr auf die Hunde fokussiert sein.

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                    • 5 .5
                      RoboMaus 16.09.2018, 22:08 Geändert 16.09.2018, 23:06

                      "What a drag it is getting old" (The Rolling Stones)

                      So sehr ich Helen Mirren und Donald Sutherland schätze - dieses Road Movie hat mich irgendwann an die Grenzen meiner Geduld geführt. Man geht im Wohnmobil auf Omi & Opi-Tour im Osten der USA - die Handlung zeichnet sich vor allem durch Ereignislosigkeit aus, worin eine harmlose Polizeikontrolle schon ein Highlight ist.

                      Immerhin hat das Charme, ist zuweilen rührend und selten amüsant. Die beiden vermitteln eine beneidenswerte Harmonie, auch wenn Sutherland bereits dement ist und sich phasenweise an nichts erinnern kann. Die Geschichten aus dem Nähkästchen sind ganz nett, weniger allerdings die alte-Leute-Auseinandersetzungen um Bagatellen und die konstruierten Ausfälle von Sutherland, worin er glaubt, irgendwo in den 60ern zu sein.....

                      Man kann von 'Das Leuchten der Erinnerung' (2017) eine schöne Stimmung um das anrührende Aufbäumen eines alten Paares gegen das unabwendbare Schicksal mitnehmen - dann gibt man diesem Film 8 oder 9 Punkte. Man kann sich aber auch ständig gemahnt und daran erinnert fühlen, was das Leben für einen bereit hält, wenn man alt wird: Demenz, körperliche Gebrechen, Unzurechnungsfähigkeit, Bevormundung. Das ist hier zwar sympathisch verpackt, kommt aber an allen Ecken und Enden durch - mir reichen eigentlich schon die Fälle aus der eigenen Umgebung.

                      Gewiss kein schlechter Film, aber auch keiner, den ich mir noch einmal anschauen würde........ vielleicht doch, wenn ich selbst so alt bin und ein paar Tipps brauche, falls ich noch aus dem Rollstuhl hochkomme.....

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                      • 5 .5
                        RoboMaus 16.09.2018, 19:13 Geändert 16.09.2018, 20:02

                        Zunächst das Positive: 'Demon Girl' (2016) ist technisch und atmosphärisch gut gemacht. Man setzt auf handgemachten Horror im 80er-Stil, mit minimalem, aber passendem CGI-Einsatz. Die Masken sind gelungen und geben den Dämonen bzw. sich allmählich verändernden Menschen ein Genre-würdiges Antlitz. Dazu ist die Story ansprechend: um Löse-Diamanten zu erpressen, entführen vier Kriminelle die Tochter aus gutem Hause. Doch leider ist sie von einem Dämonen besessen, dessen Laune sich stetig verschlechtert.......

                        Die erste Hälfte gestaltet sich damit interessant, selten sogar witzig, und schafft es manchmal Spannung zu erzeugen (7,0). Doch leider kommen dem Plot ab der Mitte sowohl die Handlung, als auch die guten Plotideen abhanden: bis auf eine Szene dominieren hanebüchene, immer vorhersehbare Aktionen, deren Einfallslosigkeit durch erhöhte Präsenz von Dämonen ausgeglichen werden soll, die natürlich völlig unerwartet (*Ironie off*) immer dann auftauchen, wenn sich ein Protagonist umdreht. Mehr passiert bis zum Ende nicht mehr, was derart langweilt, dass der wiederholte Blick zur Uhr im letzten Drittel unumgänglich wurde.

                        Schade, dass 'Demon Girl' sein schön aufgebautes Potential auf billigste Art verschleudert und sich damit von einem sehenswerten Horrorfilm insgesamt ins Mittelmaß katapultiert. Wenigstens ein halber guter Film - da ist das Glas immerhin halbvoll.

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                          RoboMaus 16.09.2018, 12:29 Geändert 17.09.2018, 06:47

                          Die japanische Version (2010) des starken und innovativen, mittlerweile auch schon wieder 11 Jahre alten Horrorstreifens 'Paranormal Activity' (2007) zitiert ausgiebig das Original und bringt kaum etwas Neues, bis auf die einzige gute Sequenz in den letzten 5 Minuten.

                          Der Löwenanteil des Plots (außerhalb der Überwachungskamera-Szenen) ist leider zu ereignis- und einfallslos, um zu unterhalten, so dass sich nach der Mitte zunehmend das Gefühl aufdrängt, den Langweiler abstellen zu müssen. Lediglich das Ende versöhnt wieder etwas, kann aber einen uninteressanten Film auch nicht mehr in das Mittelmaß hieven.

                          Es bleibt dabei, dass nur das Original genügend Qualitäten für einen sehenswerten Film aufweist, während die Nachfolger in mehr oder weniger einfallsloser Weise lediglich das Konzept ausschlachten.

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                            RoboMaus 16.09.2018, 09:00 Geändert 19.09.2018, 18:37

                            Will Smith hat keine Gesichts-OP zugegeben, doch sein verändertes Aussehen etwa seit den mittlerern 2010ern gibt Anlass zu anhaltenden Spekulationen, die durchaus begründet sind. In keinem Film ist mir das so aufgefallen, wie in 'Concussion' (2015) - man erkennt noch etwa ein Drittel Will Smith, wobei er je nach Einstellung nun auch Ähnlichkeit mit Samuel L. Jackson, Denzel Washington und Forest Whitaker (als er noch schlank war) hat. Ich finde das schade, zumal das Bedienen von Eitelkeit noch kaum einen Schauspieler vor dem Verfall seiner Karriere gerettet hat (Willis, Cage & Co).

                            'Concussion' (=Gehirnerschütterung) greift ein heißes Eisen auf: ähnlich wie vorher die Tabak-Industrie, hat die National Football League (NFL) in den USA das Gesundheitsrisiko für die Spieler systematisch verharmlost. In der wahren Geschichte, die um 2010 spielt, hat der idealistische Arzt Dr. Bennet Omalu den Zusammenhang zwischen verfrühtem geistigem Verfall mit extremer Suizidrate und Ex-NFL-Profis zufällig erkannt, forscht nach und publiziert seine Ergebnisse. Die NFL will ihn mundtot machen.....

                            Die Story ist sehr interessant und gewiss eine Verfilmung wert. Im Aufbau und der Darstellung des Sachverhaltes ist der Plot bis über die Mitte gelungen, versäumt es dann aber, aus der Zuspitzung der Ereignisse und dem Druck der NFL Spannung zu generieren. Im letzten Drittel setzt man stattdessen auf die emotionale Komponente und gewährt Einblick in die Gefühlswelt des desillusionierten Arztes (*heul*), während die Handlung phasenweise zum Stillstand kommt. Meiner Auffassung nach der falsche Weg, die Story dem Publikum näherzubringen, da sie inhaltlich und im Unterhaltungswert deutlich absackt und sich damit langatmig auf die vollen zwei Stunden zieht. Dem sehr starken Will Smith alias Bennet Omalu steht leider ein nur teilweise überzeugendes Drehbuch gegenüber.

                            Trotz der reputierten Besetzung (Smith, A. Baldwin, D. Morse, L. Wilson) kostete die Produktion nur 35 Mio.$, spielte 50 Mio.$ ein. Wenigstens kein kompletter Reinfall - es bleibt abzuwarten, ob Omalus Engagement und dieser Film überhaupt etwas bewirken. Genügend Freiwillige melden sich auch zum US-Militärdienst.....

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                              RoboMaus 15.09.2018, 16:59 Geändert 16.09.2018, 08:11

                              Im vorgeblichen Tierhorrorfilm 'Backcountry' (2014) passiert bis über die Mitte überhaupt nichts, außer dass ein Pärchen zu einem entlegenen Ziel durch den Wald wandert - da wird unterwegs und am Lagerfeuer geschwafelt, man trifft einen anderen, und irgendwo liegt ein totes Reh.......
                              ......ganz übel. Schockstarre. *Ironie off*

                              Dazu kommt die "unmögliche" Prämisse: man geht voll ausgerüstet auf große Wanderung und hat natürlich weder eine Karte, noch ein GPS oder einen Kompass und verläuft sich im endlosen, flachen Wald Kanadas.......
                              .....genial konstruiert. 'Blair Witch'-Feeling. *Ironie off*

                              Dann schnüffelt endlich der Bär am Zelt und greift später an, was aber kaum überzeugt. Zu offensichtlich wird nur ein Bärenkopf mit aufgerissenem Maul und Getöse durch den Zelteingang geschoben, und das wiederholt. Von der grandiosen Auseinandersetzung in, z.B., 'The Revenant' (2015) ist das weit entfernt. Selbst Anthony Hopkins Kampf mit dem Bären in 'The Edge' (1997) wirkt dagegen wie eine Realdoku........
                              ......Gänsehaut pur. Schlafstörung. *Ironie off*

                              Danach war ich so abgetörnt, dass mich die besser gemachte Flucht vor dem Bären zum Ende hin (deshalb noch 4,5 Punkte) kaum interessiert hat. Der Film konnte weder Spannung generieren, noch konnte ich mich mit einem der Protagonisten identifizieren.......
                              ......gnadenlos. Gelangweilt. (keine Ironie, nur ein Wortspiel mit dem Titel ;-)

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                                RoboMaus 15.09.2018, 13:51 Geändert 16.09.2018, 13:28

                                "Jetzt ist die Lawine im Rollen"

                                Eine bayrische, Screwball-artige Komödie aus den 50er Jahren - da musste ich all meinen Mut zusammennehmen, um der Intuition zu folgen und mir das anzuschauen. Denn der Plot klingt interessant: jeder hat Dreck am Stecken und versucht ihn vor den anderen zu verbergen, vor allem die Resultate von Seitensprüngen - doch wenn der eigene Sohn ein Kuckuckskind heiraten will, das mutmaßlich seine Halbschwester ist, muss etwas unternommen werden......

                                Amüsant, mit etlichen Lachern und nicht so überdreht wie amerkanisches Screwball, aber vor allem stark gespielt - in 'Das sündige Dorf' (1954) sticht Nordlicht Günther Lüders heraus, der sich sein Wissen über die Dorfbewohner versilbern lässt und eine Kalamität nach der anderen heraufbeschwört. Das würde auch ein ausgezeichnetes Bühnenstück ergeben.

                                An dem Film beeindrucken ebenso das authentische Setting und die Darstellung von Wertvorstellungen jener Zeit - was hier parodiert wird, war damals gnadenlose Realität (Verkupplung mit Bezahlung, vollständige Abhängigkeit innerhalb der Familie, Fremdbestimmung, usw.). Zudem gibt es eine grandiose Massenkeilerei, bei der es richtig zur Sache geht und die mir besser gefällt als bei Hill & Spencer, weil sie nicht so gestellt und albern wirkt.

                                Sehenswerte, weil clever erdachte, treffende und witzige Unterhaltung........ aus Deutschland.

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                                  Ein gut besetzter Polit-Actionthriller mit Wesley Snipes als unkaputtbarem Spezialagenten, der in eine Komplott-Falle gerät; dazu Anne Archer wieder einmal als mit allen Wassern gewaschene Polit-Expertin ('Das Kartell‘, 1994), und Michael Biehn als Bösewicht. 'The Art of War‘ (2000) beginnt stark mit einer Mischung aus Action und stimmiger Verschwörungshandlung zum Ringen von Amerikanern und Chinesen um die Vorherrschaft im internationalen Handel. Dabei ist lange nicht klar, wer Snipes in die Falle locken will, doch die gestreuten Hinweise halten die Story interessant.

                                  Nach der Mitte, in dem Maße wie der Plot sein Verschwörungsszenario offenlegt, wird es leider immer abstruser und unglaubwürdiger, wobei auch die Action nicht mehr das Niveau der ersten Hälfte hat - wenn der Held zum x-ten Mal aus etwa 10 m Höhe von einem Gebäude auf parkende Autos oder den Asphalt springt und davonläuft, als käme er aus dem Jungbrunnen, nutzt sich das irgendwann ab.

                                  Schade. Wenn 'The Art of War‘ das Niveau der ersten Hälfte gehalten hätte, wären es 7 Punkte, doch danach ist es nur noch einfallsloses Genre-Kino, das mäßig unterhält. Unter dem Strich dennoch ein „ganz guter“, kurzweiliger Film, den man sich durchaus einmal anschauen kann.

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                                    RoboMaus 14.09.2018, 19:40 Geändert 15.09.2018, 10:34
                                    über Ali

                                    Michael Manns episches Biopic zum wohl berühmtesten Boxer aller Zeiten lässt es an Ambition nicht vermissen, was sich nicht zuletzt in einer stolzen Laufzeit von zweieinhalb Stunden ohne Abspann ausdrückt. Doch 'Ali‘ (2001) floppte an den Kassen und fuhr einen empfindlichen Verlust von geschätzten 80 Mio. $ ein. Woran könnte das gelegen haben?

                                    Vielleicht an Will Smith? Schon bei seinem ersten Auftreten wirkt er einfach nicht wie ein Schwergewichtsboxer, und gewiss nicht wie Muhammad Ali, der mit 1,91 m Körpergröße auch von seiner Reichweite lebte. Vor dem ersten WM-Titelkampf gegen Linston kommt Smith mit vorgeblichen 95,5 kg von der Waage, während Linston mit 98 kg gewogen wird, obwohl der offensichtlich etwa 15 kg schwerer ist. Entsprechend sieht der Kampf aus wie von zwei verschiedenen Gewichtsklassen, und das zieht sich durch den ganzen Film. Vielleicht hätte sich Smith ein paar Tipps von Stallone zum Muskelaufspritzen holen sollen?

                                    Zudem wird nur am Anfang eine Jahreszahl eingeblendet, als Ali 1964 den Schwergewichtstitel gegen Linston holte. Danach hat man keine Chance mehr, seinem Fortkommen im sportgeschichtlichen Rahmen zu folgen, was vor allem bei seiner Verurteilung wegen Kriegsdienstverweigerung zu Verwirrung führt. Im Film erscheint es so, als ob er ein lang andauerndes Gerichtsverfahren gewonnen hätte und währenddessen immer wieder Kämpfe hatte (wenn auch problematisch zu organisieren), doch in Wirklichkeit bekam er 1967-70 eine dreieinhalbjährige Sperre, was für Ali zu seiner besten Zeit einen herben Rückschlag und ein sportliches Desaster bedeutete (immerhin ein Drittel der im Film beleuchteten Karriere 1964-1974). Gerade Alis Umgang damit böte ein interessantes Thema und einen willkommenen Kontrast.

                                    Doch mangelnde Authentizität ist nur ein Problem. Schwerer wiegt, dass Mann phasenweise den Fokus nicht auf den Sportler Ali richtet, sondern auf das Drumherung mit dem Clan, den Frauen, einem Jamie Foxx in einer völlig überflüssigen Loser-Rolle, sowie den uninteressanten Beziehungen in Alis sonstiger Entourage. Mit solchen Inhalten hat der Film immer wieder Spannungslöcher, langweilt streckenweise und hinterlässt den Eindruck, aufgepumpt zu sein, anstatt seine lange Laufzeit mit einer wahrlich epischen Handlung zu rechtfertigen.

                                    Dass der Eindruck dennoch kein schlechter ist, liegt an der einzigen Stärke von Manns Umsetzung: immer wenn Ali auftritt, sei es in der Öffentlichkeit, im Fernsehen, oder im Boxring, schaffen er und Smith es, den Zuschauer zu absorbieren und gut zu unterhalten. Wenn man von dem eingangs erwähnten Gewichtsklassenproblem absieht, sind die Fights stark inszeniert, worin Smith eine gute Figur macht, den "Ali-Shuffle“ gut gelernt hat und seine Gegner wie der echte Champ austänzelt.

                                    Nicht mehr als akzeptable Unterhaltung: Muhammad Ali hätte mit seinem Charisma und seiner einzigartigen sportlichen Leistung ein besseres Biopic verdient, das genau diese Eigenschaften adäquat herausstellt, anstelle von Nebensächlichkeiten. So muss man sich einstweilen mit der unübertroffenen Doku 'Muhammad Ali - Der größte Boxer aller Zeiten‘ (2009) begnügen, die ich Manns Werk in jedem Fall vorziehen würde.

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                                      RoboMaus 13.09.2018, 14:43 Geändert 13.09.2018, 15:29

                                      'Arsène Lupin‘ (2004) ist ungefähr das französische Pendant zum zeitgleich erschienenen 'National Treasure‘ mit Nicolas Cage (2004, 'Das Vermächtnis der Tempelritter‘). Es geht um einen riesigen Schatz, der durch gewisse Hinweise gefunden werden kann, wobei sich verschiedene Interessenten ein Wettrennen liefern. Die Story ist im ausgehenden 19. Jh. angesiedelt: der Meisterdieb Arsène Lupin (Romain Duris) ringt mit zwei weiteren Parteien um den Besitz von drei Kruzifixen, die die Lösung des Rätsels beherbergen sollen. Allerdings hat das eher die Rolle eines McGuffins - in Wirklichkeit geht es nur um das gegenseitige Belauere, wer mit wem und wer gegen wen, wechselnde Fronten, sowie die unvermeidlichen Liebesbeziehungen.

                                      Während 'National Treasure‘ immerhin eine Art Schnitzeljagd veranstaltet und sich von Hinweis zu Hinweis letztendlich zum Schatz hangelt, geht es in 'Arsène Lupin‘ lediglich um den Besitz der Kruzifixe, was in einem Hin und Her der Gegner mündet. Das ist bis über die Mitte noch ansprechend gestaltet (6-6,5 P.), übertreibt es dann aber mit dem wechselseitigen Wasserabgraben, während sich die Handlung mangels Inhalt bereits seit Längerem im Kreis dreht.

                                      Der nach eineinhalb Stunden erfolgende Blick zur Laufzeit verrät mit Schrecken, dass der Film insgesamt über zwei Stunden läuft. Entsprechend zieht es sich und sinkt im Unterhaltungswert massiv ab. Immerhin ist das von Duris und vor allem von Kristin Scott-Thomas als üble Widersacherin stark gespielt, was ‚Arsène Lupin‘ noch einigermaßen unterhaltsam hält. Inhaltlich fühlt es sich jedoch so an, als ob man eine Kanne kalten Kaffees auf zwei Stunden ausgetrunken hätte.

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                                        RoboMaus 13.09.2018, 07:48 Geändert 13.09.2018, 15:12

                                        Atmosphärisch ist dieses US-Bürgerkriegs-/Westerndrama sehr gelungen, und es eröffnet mit gnadenloser Brutalität. 'The Keeping Room' (2014) macht schnell deutlich, dass ein Leben am Ende des Bürgerkiegs nichts wert war - wer eine Uniform der Unionstruppen und eine Waffe trug, konnte sich mordend und plündernd durch die Gegend schlagen. So wie Sam Worthington.

                                        Doch nach fulminantem Beginn betrachtet man ausgiebig ein Anwesen mit drei Frauen, was einer überlangen Einführung der Charaktere gleichkommt, denn es passiert lange nichts mehr. Da ist es schon ein Highlight, wenn eine vom Waschbär gebissen wird. Ab der zweiten Hälfte kommt 'The Keeping Room' endlich zum Thema - Worthington und ein anderer Marodierender treffen auf das Haus der Frauen, doch die wissen sich zu wehren.....

                                        Die Auseinandersetzung ist stark inszeniert, erzeugt Spannung und wäre für sich allein mit 7,5-8 Punkten zu bewerten, was einen ambivalenten Eindruck erzeugt. Denn die erste Hälfte langweilt aufgrund fehlender Handlung zunehmend, so dass zur Mitte bereits der Gedanke ans Abstellen oder den Vorlauf im Raum steht.

                                        Insgesamt ist 'The Keeping Room' trotzdem empfehlenswert, auch wenn zunächst Durchhaltevermögen gefordert wird. Ein halber starker Film ist immer noch besser als ein ganzer, durchweg mittelmäßiger.

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                                          RoboMaus 12.09.2018, 14:56 Geändert 16.09.2018, 13:30

                                          Daniel Dafoes Werk ist mittlerweile 300 Jahre alt und immer noch Gegenstand anhaltenden Interesses - die letzte Verfilmung (als Animation) ist erst zwei Jahre her. Doch den Test der Zeit hatte Dafoe schon lange bestanden, als man sich mit Pierce Brosnan zu seiner Bond-Zeit des Stoffes annahm. 'Robinson Crusoe' (1997) überzeugt mit einem gut aufgelegten Brosnan, dem man den bärtigen Einsiedler wirklich abnimmt. Die Inszenierung von Hardy & Miller ist flüssig und kommt stellenweise mit einer ordentlichen Härte. Sie lässt trotz der Insel-Einsamkeit keine Längen aufkommen, obwohl die erste Hälfte eher die Routine des Alltags spiegelt.

                                          Die Umsetzung legt mit dem Erscheinen des "Wilden" Freitag deutlich an Profil zu. Gerade die Auseinandersetzung mit ihm, das Erlernen grundsätzlicher menschlicher Werte wie Respekt, kommt hier gut heraus. Im 18. Jahrhundert hatte niemand Respekt vor einem Eingeborenen, doch genau das wird Crusoe einen echten Freund bescheren und ihm das Leben retten. Ein guter Zug ist ebenso, dass man Dafoe eine kleine Rolle zu Anfang und Ende zuwies und somit den wahren Schöpfer dieses Klassikers und frühen Plädoyers gegen Rassismus würdigt.

                                          Manche beklagen hier, dass der Plot mit etwas über eineinhalb Stunden zu kurz angesetzt sei. Es mag sein, dass sich damit die epische Breite dieser Erzählung nicht darstellen lässt, aber lieber das und flüssige Unterhaltung als eine drei Stunden-Version, worin langgezogene Szenen das Bild dominieren und die Charaktere mit endlosen Dialogen vertieft werden, während die Handlung auf der Stelle tritt (wie man es immer wieder erlebt).

                                          Eine gelungene, kurzweilige Version des Abenteuer-Klassikers, die die wesentlichen Inhalte bewahrt - wohl die beste, die ich bis jetzt gesehen habe.

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                                            RoboMaus 12.09.2018, 11:51 Geändert 12.09.2018, 12:37

                                            Robo allein zu Haus, die Frau unterwegs - was liegt da näher, als sich einen Film anzuschauen, bei dem sie garantiert nach 5 Minuten sagen würde: "Mach' den Scheiß aus"? Einmal kurz auf prime gekruschtelt - und was kommt zum Vorschein? David Lynchs Spielfilm-Erstling 'Eraserhead' (1977). Immerhin hat Lynch in seiner Anfangszeit nur drei Jahre später den großartigen 'Elephant Man' (1980) gemacht - warum also nicht 'Eraserhead'?

                                            Schon die Schrifttafel im Vorspann lässt ahnen, was auf einen zukommt, indem der Name von Lynchs Produktionsfirma groß eingeblendet wird: ABSURDA. Dass sich so ein Film der breiten Masse nicht verkaufen lässt, ist klar, und dass das geneigte Nischenpublikum den abfeiert, ebenso. Da ich mit Metaebenen nichts am Hut habe und es mir egal ist, ob das nun ein Ausflug in Lynchs Unterbewusstsein, seine Ängste oder sonstwohin war, habe ich den Film wohl falsch verstanden: ich finde das witzig, wenigstens stellenweise. Als das Alien-artige "Baby" erstmals gezeigt wurde, war ein Lacher nicht zu unterdrücken, und als es dann auch noch Pusteln bekam und der Vater richtig angenervt war, hat Lynch bereits die Mehrheit der heutigen Komödien hinter sich gelassen.

                                            Ansonsten ist es genau der abgedrehte, sperrige Inhalt, den man von ABSURDA erwarten kann. Wer in jeder Szene einen Sinn suchen muss und glaubt, den auch gefunden zu haben, wird hiermit sicher glücklich werden. Für mich ist diese Sinnsuche nicht relevant - eher schon die von Lynch eingebauten Plotideen, die durchaus künstlerischen Wert haben und, wie gesagt, für einige Lacher gut sind.

                                            Aufgepasst, Lynch-Fans - hier kommt die ultimative Interpretation: sein geniales Intellekt schließt enorme hellseherische Fähigkeiten ein. Daher war er in der Lage, den zwei Jahre später erschienenen 'Alien' (1979) vor seinem geistigen Auge zu sehen und hat mit 'Eraserhead' bereits die Parodie darauf vorgelegt. Der Film ist somit auf jeder (Meta-)Ebene ein Ausdruck wahrer Genialität und Intuition ;-)

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                                              RoboMaus 12.09.2018, 06:34 Geändert 12.09.2018, 08:51

                                              Eine liebevoll gemachte Hommage an Vincent van Gogh - im Vorspann wird extra darauf hingewiesen, dass 100 Künstler an der Erstellung der Animation beteiligt waren, d.h., dass keine CGI zum Einsatz kam. Der Ölgemälde-Zeichenstil ist der von van Goghs Bildern und sehr gelungen, womit 'Loving Vincent' (2017) optisch auf ganzer Linie überzeugt.

                                              Weniger überzeugt hat mich die Kriminalstory, die damit präsentiert wird: ein Jahr nach seinem Tod betreibt jemand Nachforschungen, die für den Plot zweierlei bewirken. Zum einen wird in real gespielten SW-Rückblenden ein Bild der Situation van Goghs kurz vor seinem Tod erzeugt; zum anderen wird durchgängig der Gedanke verfolgt, dass er sich nicht selbst umbrachte, sondern ermordet wurde. Die fiktiven und zudem widersprüchlichen Aussagen der Befragten aus seinem ehemaligen Umfeld lassen jedoch kein klares Bild entstehen und sind für sich gesehen auch nicht so interessant, dass ich mir das eineinhalb Stunden anhören wollte. Letztendlich liegt das etwa 130 Jahre zurück und bleibt Spekulation, auch wenn es aus seinen vielen erhaltenen Briefen abgeleitet ist.

                                              Storytechnisch würde ich den Film bei 4,5 Punkten einstufen, aber die starke Animation wertet ihn massiv auf und macht ihn in diesem Sinne sehenswert. Die Frage ist, wie man so etwas gewichtet.

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                                                RoboMaus 11.09.2018, 19:57 Geändert 12.09.2018, 07:15

                                                Nicht schlecht für ein budgetarmes SF-Horror B-Movie. Eine Gruppe verurteilter Hacker wird auf einen verlassenen Raumfrachter geschickt, um sein K.I.-gesteuertes Computersystem von sich selbst generierten Programmen zu säubern und wieder unter Kontrolle zu bringen.

                                                An 'Debug' (2014) überzeugt zunächst die coole Raumschiffoptik, auch wenn sie doch etwas zu sehr nach Modell-CGI aussieht. Der Aufbau der Handlung erzeugt Interesse, zumal man als Zuschauer weiß, dass das System sich nicht austricksen lassen will und irgendwann zurückschlagen wird. Doch genau an diesem Punkt beginnt der Plot zu schwächeln: obwohl den Hackern klar ist, dass sie es mit einer Macht zu tun haben, die alle Einrichtungen des Raumschiff kontrolliert, ohne dass sie es verhindern können, tappen sie in die billigsten Fallen, wodurch die Handlung unglaubwürdig wird. Gute Plotideen, potentiell das beste Pferd im Stall eines Low Budget-Films, fehlen leider.

                                                Dafür wird mit den Aktionen des Systems und der Antwort der entschlossensten Hackerin Spannung generiert, so dass wenigstens keine Langeweile aufkommt. Schade, wenn das Drehbuch besser durchdacht und schlüssiger wäre, mit ein paar zündenden Ideen, wie man das allmächtige System austrickst, käme eine bessere Bewertung in Frage. Optisch ist das gut gemacht.

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                                                  RoboMaus 11.09.2018, 16:31 Geändert 12.09.2018, 07:20

                                                  Cooool - so eine Bond-Röntgenbrille will ich auch.....

                                                  Der dritte Bond mit Pierce Brosnan 'The World is Not Enough' (1999) hat einige hübsche Gimmicks, überzeugt bis über die Mitte aber auch mit seiner geopolitisch orientierten Handlung um die Ölpipeline, die von den aserbeidjanischen Ölfeldern am kaspischen Meer durch die Türkei ans Mittelmeer gebaut werden soll. Dadurch soll Unabhängigkeit von den russischen Pipelines nach Europa erreicht werden, sehr zum Ärger der Russen. Dieser Ansatz ist visionär: die echte Pipeline war damals in der Diskussion und wurde ab 2003 in nur zwei Jahren tatsächlich fertig gebaut.

                                                  Das Szenario hat viel Potential für einen Polit-Actionthriller erster Güte, gerät in der zweiten Hälfte aber zum üblichen hanebüchenen Verschwörungsquark um den irren Machtanspruch des Bösewichts. Nun ja - man darf auch nicht zu viel verlangen. Schließlich sind wir bei Bond, wo die Story nur selten eine Rolle spielt. Die Qualitäten liegen, wenn es gut läuft, in einer flüssigen Handlung, packender Action, einer Portion Humor und dem Knistern zwischen Bond und Bond-Girl, hier überzeugend verkörpert von der unwiderstehlichen Sophie Marceau.

                                                  ....und es läuft in all diesen Bereichen sehr gut - zumindest bis über die Mitte, wo ich schon daran dachte, diesem Bond 8 Punkte zu geben. Doch danach verfällt er leider in die dramaturgische Stereotypie von Bond-Filmen: es ist irgendwie immer dasselbe, und man weiß deshalb bei den Aktionen schon vorher, was kommt.

                                                  Kann man einem Film ankreiden, wenn der Titelsong nichts taugt? Eigentlich nicht, aber es sei trotzdem erwähnt: von allen Bond-Filmen ist das eine der schwächsten Kompositionen, die so gut wie keinen Erinnerungswert hat und dementsprechend in der Versenkung verschwand..

                                                  Unter dem Strich ist das allemal noch sehenswerte Unterhaltung, die auch beim wiederholten Mal Laune macht.

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                                                    RoboMaus 11.09.2018, 10:00 Geändert 02.03.2022, 06:54

                                                    Der Originaltitel 'La boîte noire' (2005) verweist gleich auf das Herkunftsland: ein französischer, so bezeichneter Mindfuck-Thriller, wobei "Mindfuck" es evtl. nicht richtig trifft. Wir sind hier nicht in den Gefilden eines David Lynch, der seine Inhalte meistens derart kryptisch gestaltet, dass Raum für viele Interpretationsmöglichkeiten entsteht, um dem Gezeigten einen Sinn zu verleihen. Richard Berrys Werk setzt auf den Gedächtnisverlust seines Protagonisten (José Garcia) und lässt den Zuschauer geschickt am Weg zur Selbsterkenntnis teilhaben. Dabei vermischen sich echte Erinnerungen mit Einbildungen um üble Vorgänge im Leben Garcias, die er noch einmal durchlebt. Weder für Garcia, noch für den Zuschauer ist zunächst unterscheidbar, wo die Wahrheit liegt, die sich im Verlauf jedoch immer klarer herauskristallisiert und zu einem erfreulich schlüssigen, nachvollziehbaren Ende führt.

                                                    Da sich die Erinnerungen um bedrohliche Inhalte als Schatten aus der Vergangenheit drehen, die wie ein Damoklesschwert über Garcia schweben, bleibt der Plot immer interessant und kulminiert gelegentlich in alptraumhaften Szenarien mit einer ordentlichen Härte. In der Summe seiner Inhalte ist wohl "Psychothriller" die bessere Bezeichnung für 'La boîte noire', der über seine nicht vorhersehbare, gut durchdachte Handlung und sein ständig präsentes Bedrohungsszenario für Spannung und solide Unterhaltung sorgt.

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