RoboMaus - Kommentare

Alle Kommentare von RoboMaus

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    RoboMaus 29.11.2017, 18:07 Geändert 30.11.2017, 09:11

    Marlon Brando und Yul Brynner in den Hauptrollen einer deutsch-amerikanischen Produktion merkwürdigen Formats: obwohl 'Morituri' 1965 produziert wurde, ist er in Schwarzweiß und im 4:3 Seitenverhältnis, wobei auch die teils streifige, schlechte Bildqualität erstaunt. Wüsste man es nicht besser, würde man diesen Film in den vierziger Jahren ansiedeln, zur Zeit seiner Handlung: 1942 soll ein deutscher Frachter eine kriegswichtige Ladung von Tokio nach Bordeaux bringen. Brando ist ein deutscher Deserteur, der von den Briten angeheuert wird, um auf dem von Brynner befehligten Schiff die Notfallsprengladungen zu deaktivieren, damit das Schiff und vor allem die Fracht gekapert werden können....

    Es die erste und einzige Regiearbeit von Bernhard Wicki ('Die Brücke', 1959) in Hollywood, wo Breitwand und Farbe schon seit gut zehn Jahren Standard waren, vor allem mit solchen Stars - vielleicht sollte das altertümliche Format die Authentizität fördern.

    Die Handlung um Brandos Sabotageakt ist interessant aufgezogen und hat gut gespielte, spannende Momente, vor allem, wenn seine Tarnung als SS-Mann aufzufliegen droht. Allerdings gibt es vorwiegend in der zweiten Hälfte lange Phasen storytechnischen Leelaufs, die u.a. mit ideologisch gefärbten Dialogen angehäuft sind (Verwerflichkeit von Nazi-Methoden und das Herausstellen von Brynner, der als "guter Deutscher mit Zivilcourage" seine Abneigung gegen den Nazi-Wahn immer offener zum Ausdruck bringt). Dadurch defokussiert die Handlung und wird zunehmend langatmig, was zu einem deutlichen Abfall der Spannungskurve führt.

    Nicht nur optisch, auch dramaturgisch und im Score ist 'Morituri' deutschen Krimi-Produktionen der mittleren Sechziger nicht unähnlich - trotz damaliger Superstarbesetzung leider nur Mittelmaß.

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      RoboMaus 29.11.2017, 13:14 Geändert 29.11.2017, 21:48

      Wieder einmal war es soweit: 'The Geen Mile' (1999), ein dreistündiges Werk nach Stephen King, erwärmte mit seiner ungeheuren Ausstrahlung das Heimkino. Das letzte Mal war schon 7-8 Jahre her - da wird einem bewusst, wie selektiv die Erinnerung an einen starken Film vorgeht. Im Grunde hatte ich inhaltlich nur die zweite Hälfte im Kopf - von der ersten behielt ich kaum noch etwas, außer natürlich die Maus "Mr. Dingles".

      Das hat seinen Grund: bei allem Wohlwollen, trägt die erste Hälfte nur wenig zur außergewöhnlichen Klasse von 'The Green Mile' bei. Zum Beispiel erscheint die zentrale Rolle des sanften Riesen, unerhört einnehmend verkörpert von Michael Clarke Duncan, erst nach einer Stunde (bis auf die kurze Szene seiner Ankunft im Todestrakt). Tatsächlich geht es lange nur um die Einführung der Wärtercharaktere, wobei der Auftritt einer Maus schon das Highlight ist.

      Erst danach entwickelt der Plot seine betörende Handlung um die übersinnlichen, wunderheilenden Fähigkeiten von Duncan, und wie er damit auf die Wärter in seiner Umgebung wirkt. Hier sind vor allem Tom Hanks und David Morse mit starken Leistungen hervorzuheben, wobei auch die Bösewichte Sam Rockwell und Doug Hutchison überzeugen. Etwa ab der Mitte entwickeln die sich ständig intensivierenden Inhalte einen Sog, dem man sich nicht mehr entziehen kann, was vor allem an der perfekten Verbindung von Mystery-Elementen mit den Motiven zutiefst menschlichen Handelns liegt. Ich möchte nicht wissen, wie viele Fernsehsessel schon mit den Tränen ihrer Betrachter durchweicht wurden - meiner gewiss wiederholt. In dieser Phase ist 'The Green Mile' die vielleicht beste, einnehmendste Umsetzung einer Stephen King-Vorlage.

      Drei Stunden Überlange hätte es allerdings nicht gebraucht (wie bei etlichen anderen King-Verfilmungen auch), was vor allem in der dünnen ersten Hälfte unnötige Längen verursacht. Doch die zweite Hälfte ist inhaltlich, darstellerisch und inszenatorisch ein Meisterwerk voller Intensität, das den Zuschauer packt und durch sämtliche Höhen und Tiefen schleift. Ein weiteres Highlight der glorreichen 90er und ein Must-See für Filmfans.

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        RoboMaus 28.11.2017, 18:37 Geändert 29.11.2017, 16:48

        'Second Best' / 'Probezeit' (1994) - beide Titel haben von der Aussage her ihre Berechtigung. William Hurt war in seiner Kindheit unglücklich, musste zufällig mitanhören, wie sein Vater sich darüber beschwert, mit ihm Zeit verbringen zu müssen, während er dem Jungen vorheuchelt, wie sehr ihm das Spaß macht. Als zurückgezogener Erwachsener kommt Hurt auf die Idee, den zehnjährigen Nathan Yapp aus einem Heim für Schwererziehbare zu adoptieren, um ihm das zu geben, was er selbst nie hatte - wahrhaftige Zuwendung. Weil es heikel ist und ihm kaum jemand eine Chance gibt, muss er eine lange Probezeit bestehen, worin sich herausschält, dass Nathan seinen echten Vater immer noch über alles liebt - doch Hurt kämpft darum, nicht die zweite Wahl sein......

        Als Beziehungs-/Sozialdrama überzeugt der Film mit seinem gut durchdachten, nachvollziehbaren Aufbau bis an den Punkt, wo Nathan bei Hurt probehalber wohnen darf. Danach kann man sich darüber streiten, ob das noch realistisch bzw. glaubhaft ist, denn Hurt scheint Übermenschliches zu leisten, um seine Visionen mit einem Jungen zu realisieren, der sich selten kooperativ zeigt, und dessen Wutausbrüche auch in Zerstörungsorgien enden.

        Man fühlt mit Hurt, wünscht ihm, dass er für seinen Einsatz belohnt wird. In der Art und Weise, wie er Zugang zu dem Jungen findet, liegen einige Szenen, die wirklich unter die Haut gehen, berühren, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Überhaupt muss man 'Second Best' anrechnen, dass er sich weit vom Kitsch entfernt hält, was auch an der authentisch wirkenden Vorstellung von William Hurt und Nathan Yapp liegt. In einer Nebenrolle darf man seinen Namensvetter John "Elephant Man" Hurt als durchgeknallten Onkel bewundern.

        Eine unaufgeregt erzählte Geschichte, die weit weniger depressiv wirkt, als es vom Thema her den Anschein hat, dafür aber mit einigen erhebenden Momenten aufwartet.

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          RoboMaus 28.11.2017, 14:42 Geändert 28.11.2017, 16:54

          Clint Eastwood in den Sechzigern....

          'Coogan's Bluff' (1968) präsentiert sich anfangs wie ein Vorläufer zu 'Dirty Harry' (1971) - Eastwood gibt den aufsässigen Polizisten, der Autoritätsprobleme hat und die Einsätze auf seine Art durchzieht. Allerdings ist das nur der Beginn - ansonsten wird vor allem der ultracoole Charakter gelungen herausgebracht, oft mit einer Zigarette im Mundwinkel, in Anlehnung an Eastwoods kurz davor gemachte Italo-Western. Dazu gehören unbedingt lange Unterhaltungen und gedehnte Einstellungen, in denen sein cooles und entschlossenes Herangehen zelebriert wird, natürlich auch bei den Frauen. Darüber hinaus passiert hier so gut wie nichts (von einer mäßigen Motorradverfolgung abgesehen).

          Letztendlich muss man erkennen, dass der Plot eher eine eineinhalbstündige Charakterstudie mit '68er New York-Ambiente, als ein Thriller ist - 'Coogan's Bluff' hat mehr mit 'Taxi Driver' (1976) als mit 'Dirty Harry' gemein. Entsprechend hat die rudimentäre Handlung um einen Gefangenen, den Eastwood in New York abholen und nach Arizona bringen muss, nur Alibi-Funktion. Der im Titel zitierte "Bluff" suggeriert dem ahnungslosen Zuschauer etwas in der Art von 'Der Clou' (1973), ist jedoch nur Makulatur, um diesen langatmigen Film für ein breiteres Publikum interessanter erscheinen zu lassen und damit Leute ins Kino zu locken. Das hatte er auch nötig, denn er floppte und holte bestenfalls die Kosten herein.

          Wer sich eine quasi handlungs- und spannungsfreie, dafür umso unterkühltere Eastwood-Charakterbeleuchtung anschauen möchte, ist hier goldrichtig. Wer von einem Thriller mehr erwartet, z.B. eine packende Handlung oder gute Plotideen, wird sich eher langweilen.

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            RoboMaus 28.11.2017, 09:09 Geändert 28.11.2017, 09:20

            Der thematisierte Zweikampf der Formel 1-Giganten Niki Lauda und James Hunt, Mitte der 70er Jahre, als Doku-Drama.......

            'Rush' (2013) braucht lange, bis er endlich zwei Gänge höher schaltet - die erste Hälfte vergeht hauptsächlich mit der Beleuchtung dieser beiden Charaktere und ihres Umfeldes; dazu gibt es etwas Autorennen. In dieser Phase fragte ich mich ernsthaft, wo die vielen sehr guten Bewertungen herkommen, denn man erfährt kaum etwas, außer dass Hunt der große Frauenheld war, und Lauda der penible Arbeiter, der nichts dem Zufall überlässt. Eine ganze Stunde beinahe nur dafür? Wer, wie ich, sein Auto als reines Fortbewegungsmittel ansieht, und Formel 1-Übertragungen nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt, dürfte bis hierher wenig Erbauliches finden.

            Das ändert sich jedoch, als die Auseinandersetzung zur Mitte in ihre heiße Phase kommt und die beiden ab 1975 um die Formel 1-Weltmeisterschaft kämpfen. Von nun an kommt Spannung in diesen Plot. Man spürt die knisternde Anspannung und die Rivalität, die jedes dieser Rennen begleitet, aber auch die imminente Todesgefahr, die den Fahrern ständig im Nacken sitzt und jedes Jahr ihren Tribut fordert. Endlich kommt der Film dramaturgisch in die Gänge, und auch optisch wird nun einiges geboten, mit starken Szenen auf der Rennstrecke, die einem wirklich das Gefühl vermitteln, dabei zu sein.

            Nach der mittelmäßigen ersten Hälfte macht die zweite einiges wieder wett und führt doch noch zu einem sehenswerten Eindruck. Wie viele andere Filme auch, dürfte 'Rush' nicht volle zwei Stunden laufen - davon die Hälfte nur im Standgas. Auch in der Formel 1 ist weniger manchmal mehr.

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              RoboMaus 27.11.2017, 13:35 Geändert 28.11.2017, 09:32

              Hin und wieder sehe ich gerne ein oppulent bebildertes, chinesisches Geschichtsepos, noch dazu aus der interessantesten Zeit: China war in mehrere Reiche gespalten, die vom Reich des Herrschers Qin im späteren 3 Jh. v.Chr. gewaltsam vereinigt wurden.

              Diese Thematik wird auch hier aufgegriffen, allerdings im Vorfeld des Krieges zur Vereinigung der "Streitenden Reiche": Qins Konkubine wird entsandt, um einen Fake-Attentäter auf Qin zu rekrutieren, damit der einen Vorwand hat, den Gegner militärisch auszuschalten. Die episch erzählte Story ist im Grunde interessant, doch 'Der Kaiser und sein Attentäter' (1999) krankt vor allem an der Form seiner Inszenierung.

              Das Tempo ist sehr langsam, wobei dem Fortschritt der Handlung lange, pathetische Unterhaltungen und endlos scheinende Charakterbeleuchtungen im Wege stehen. Für meine Vorstellung von Kino ist das viel zu langatmig, um Unterhaltungswert zu besitzen, auch wenn es inhaltlich und über die Optik ansprechend wirkt. Wie so oft, laufen derartige Filme auch noch mit zweieinhalb Stunden Überlänge, was das "Filmerlebnis" an den Rand des Erträglichen bringt.

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                RoboMaus 27.11.2017, 12:36 Geändert 27.11.2017, 15:43

                *ruumms-krach-einstürz*
                Auf einen Dwayne Johnson No-Brainer-Katastrophenfilm war ich gut vorbereitet - da liefert 'San Andreas' ungefähr die erwartete Unterhaltung, optisch stark, aber komplett bescheuert und manchmal unfreiwillig komisch. Doch mit diesen oberflächlichen Nebenhandlungen, die lediglich mit pathetischem Familien- und Beziehungs-Gewinsel als Lückenfüller fungieren, à la "Ich werd' versuchen, mich nie zwischen dich und deinen Dad zu bringen", werde ich wohl nie klarkommen.

                Die Handlung wird immer dann interessant, wenn die Wissenschaftler wieder etwas austüfteln und das Erdbeben wirklich kommt, doch das ist nur der kleinere Teil des Films - überwiegend füllt sich der Plot mit nebensächlichen Belanglosigkeiten, die die Spannungskurve immer wieder gegen Null sacken lassen. Streckenweise hat man eher den Eindruck einer Soap Opera, als eines Katastrophenfilmes.

                Leider wird 'San Andreas' (2015) damit uninteresssant und schafft es nur über seine CGI-gestützte Action, ein paar Highlights zu setzen. Auf knappe zwei Stunden ist das allerdings zu wenig.

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                  RoboMaus 27.11.2017, 10:52 Geändert 27.11.2017, 19:34

                  Der Vorspann macht es unmissverständlich klar: "Executive Producer: Anthony Hopkins". Für 'Solace' (2015) nahm er das Heft selbst in die Hand und ließ sich so inzenieren, wie er am besten wirkt: als unheimlicher Charakter, der vor allem über seine Suggestiv- und Geisteskraft wirkt. Seit seiner Paraderolle im Kassen- und Oscar-Abräumer 'The Silence of the Lambs' (1990), hat er mir in solchen Rollen am besten gefallen. Auch hier.

                  Zur Abwechslung steht Hopkins auf der Seite der Guten, setzt seine mentalen Fähigkeiten zur Verfolgung eines Serienkillers ein, ohne dabei selbst einer zu sein. Dazu wird der Plot um eine gelungene Mystery-Komponente bereichert, indem Hopkins hellseherische Fähigkeiten hat, mit denen er das FBI auf die Spur des Killers bringt. Doch auch er selbst kommt ihm so unvermeidlich immer näher.....

                  Die Story wird von Beginn an interessant aufgebaut, weiß inhaltlich zu überzeugen und Spannung zu generieren. Die Action steht zwar im Hintergrund, doch die Handlung intensiviert sich immer wieder und hat Spitzen mit gesunder Härte aufgesetzt (R-rated).

                  Hopkins überzeugt vor allem, indem er diese überlegene Ruhe ausstrahlt und damit als übersinnliches Medium glaubhaft wirkt. Zudem gefallen Abbie Cornish als FBI-Ermittlerin (die jedoch nicht an Jodie Foster in 'The Silence of the Lambs' herankommt), sowie Colin Farrell als Serienkiller, der sein Spiel mit Hopkins treibt.

                  Ein gut durchdachter, starker Genrebeitrag, der wohltuend auf das übliche Psychopathen-Gedöns und den standardisierten Showdown verzichtet (worin das Opfer sich befreit, seinen Peiniger niederstreckt, aber nicht nachsetzt, wonach er sich wieder aufrappelt, usw.). Dabei macht 'Solace' vieles richtig, auch wenn das nicht die Klasse und Intensität der Hannibal Lecter-Filme erreicht.

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                    RoboMaus 26.11.2017, 16:23 Geändert 26.11.2017, 21:09

                    "Du bist der letzte Zulu-Kaffer"
                    Um Political Correctness brauchte man sich noch nicht zu scheren, als 'Der gezähmte Widerspenstige' (1980) gemacht wurde. Der erste Film des Doppelschlags, den Adriano Celentano und Ornella Muti Anfang der Achtziger dem geneigten Publikum präsentierten - und der bessere.

                    Die beiden harmonieren prächtig, wobei auch die Idee zum Plot sehr gut ist. Celentano spielt den weltfremden, aber mit List, Tücke und Entschlossenheit beschlagenen Weinbauern ausgezeichnet. Dabei hat er auch die Rolle einer Frau, der innere Werte wichtig sind, während Muti die typische Männerrolle hat und Celentano mit plumpen Brachialmethoden unbedingt erobern will. Es überzeugt vor allem der trockene Humor, der von ihm ausgeht, aber auch die Situationskomik gewinnt ein ums andere Mal.

                    .....und dann noch die Szene mit Ornella Muti auf der Treppe - Hand auf's Herz, Freunde: wer muss da nicht Holzhacken gehen? :D

                    Immer noch starke Unterhaltung nach all den Jahren.

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                      RoboMaus 26.11.2017, 14:01 Geändert 27.11.2017, 07:34

                      'Cutthroat Island' (1995) war als aufwändiges Piratenabenteuer konzipiert, das die Leute mit Bombast und Action ins Kino locken sollte. Heraus kam ein Verlust von etwa 100 Mio.$ und der Kollaps der Produktionsfirma. Es wird argumentiert, dass das Thema Mitte der Neunziger nicht salonfähig war, doch auch das heutige Publikum ist nicht begeistert, obwohl gerade 'Pirates of the Carribean' (ab 2003) immer noch große Erfolge feiert. Auf MP (5,5) und IMDb (5,6) ist 'Cutthroat Island' nur Mittelmaß.

                      Das liegt jedoch kaum an der Zeit, in der er entstand, sondern daran, wie er auf sein Publikum wirkt. In der ersten Stunde ist das nur ein albernes Gerenne, Gehaue und Gesteche. Eine Handlung ist kaum zu erkennen, bis auf die einfallsloseste aller Grundformeln in dem Genre: jemand hat eine Schatzkarte, und mehrere Parteien wollen sie. Mehr passiert hier inhaltlich nicht.

                      In der zweiten Hälfte, auf der Schatzinsel, wird es besser, weil der Schatz tatsächlich ins Spiel kommt, aber auch hier ist es hauptsächlich das übliche, einfallslose Hin und Her zwischen den Guten und den Bösen. Obwohl man die vielen hanebüchenen Situationen in solch einem Film kaum kritisieren kann, sticht eine symptomatisch heraus: zwei Schiffe mit Doppel-Kanonendecks liegen sich 20 m entfernt gegenüber und feuern eine Breitseite nach der anderen aufeinander ab, aber man sieht nichts einschlagen. Das soll auch noch ernsthaft wirken, erinnert aber eher an die Augsburger Puppenkiste (dito die Szene mit Langella und der Kanonenkugel)..... wer will so etwas schon sehen - vielleicht einer der Gründe für den massiven Flop.

                      Man versucht im Wesentlichen, Handlung mit standardisierter und teils trashiger Action, sowie einem martialischen, schon nach einer halben Stunde nervenden Score zu ersetzen. Der Film wirkt weniger wie ein Piratenabenteuer, als ein überflüssiger Verschnitt von 'Zorro' und 'Indiana Jones' - ihm fehlt in allen Belangen die Originalität. Zudem nimmt man Geena Davis die harte Piratenbraut nur schwer ab: "passt in die Rolle wie Danny Trejo in eine Liebesszene" steht in einem Kommentar und passt wie die Faust auf's Auge. Da macht Frank Langella als übler Widersacher eine wesentlich bessere Figur.

                      Die flüssige, oppulente Inszenierung macht 'Cutthroat Island' gerade noch schaubar ("geht so"), aber Spannung kommt hier nicht auf, und ein Filmerlebnis sieht anders aus. Mittelmaß eben.

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                        RoboMaus 25.11.2017, 22:14 Geändert 25.11.2017, 23:24

                        Lasse Hallström in typisch entschleunigter Manier - das muss einem interessanten Film nicht entgegenstehen, doch wenn die Handlung nur wie in Zeitlupe vorankommt und die Story so dünn ist, dass sie komplett(!) in den paar Sätzen der MP-Beschreibung steht, sackt der Unterhaltungswert bald an eine kritische Schwelle.

                        Gewiss, Robert Redford, Morgan Freeman und J.Lo. machen ihre Sache gut, überzeugen mit ihren Charakteren, deren Beleuchtung Hallströms Hauptziel zu sein scheint. Da haben wir Redford, einen griesgrämiger Farmer, der seine vom stalkenden Ex-Freund verfolgte Schwiegertochter (J.Lo.) mit der Enkelin nur widerwillig aufnimmt, während Freeman als Freund und Ratgeber für Redford eine gemütliche Rolle absitzt.

                        Doch das Psychogramm Redfords, sowie das Geflecht seiner Beziehungen über eine volle Stunde immer weiter zu erhellen, will nicht so recht überzeugen, wenn im Grunde schon nach zehn Minuten klar ist, wie er tickt. Storytechnisch ist das so simpel, dass immer klar ist, was passieren wird - bis auf die Szenen mit dem Bär zum Ende hin kommt nichts, das in irgendeiner Form überraschend oder erhebend wäre.

                        Was Hallström in anderen Filmen gelingt, versucht er hier erfolglos: Mitgefühl erzeugen, Verständnis für die Situation seiner Protagonisten und deren Handeln. Um damit zu punkten, ist 'An Unfinished Life' (2005) als Charakterstudie zu flach, als Drama leider noch flacher und zudem inhaltlich einfallslos. Mit einem Wort: langweilig.

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                          RoboMaus 25.11.2017, 14:38 Geändert 25.11.2017, 20:28

                          Bereits ein Jahr nach 'Romancing the Stone' (1984) legte Michael Douglas alias Abenteurheld Jack Colton mit 'The Jewel of the Nile' (1985) nach. Auch Kathleen Turner als seine Partnerin und Danny de Vito als tappsiger Widersacher sind wieder dabei.

                          Wie so oft bei Fortsetzungen, ist hier alles eine Nummer schlechter als beim Vorgänger - hatte der wenigstens noch einige witzige Ideen, wird man nun fast durchgehend mit einfallslosen, bestenfalls albernen Einlagen und Gags gelangweilt. Die lahme, uninteressante Handlung plätschert spannungsfrei ihrem Ende entgegen, immerhin gelegentlich unterbrochen von unterhaltsamen Aktionen (wie die mit Douglas im Düsenflieger).

                          Diesen Film zu mögen, hängt entscheidend von der Wahrnehmung des Humors ab - wer das witzig findet, wird 'The Jewel of the Nile' besser bewerten. Wer nicht, wird evtl. nur einen albernen Handlungsbrei bekommen, denn von einer Story kann man hier beim besten Willen nicht reden. Unvermeidbarerweise mündet es wieder in die Verfolgung von Douglas & Turner durch die bösen Buben......
                          Ein weiteres Problem neben dem schwachen Drehbuch ist, dass Douglas überhaupt nicht komisch wirkt, obwohl er sich redlich bemüht (das macht es eher schlimmer).

                          'The Jewel of the Nile' floppte zwar nicht, generierte aber weniger Einnahmen bei wesentlich höheren Produktionskosten als der Vorgänger, so dass keine Fortsetzung mehr folgte - das dürfte für die Investoren und das Publikum gleichermaßen eine vorteilhafte Entscheidung gewesen sein.

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                            RoboMaus 24.11.2017, 19:58 Geändert 24.11.2017, 21:04

                            Ein ambitionierter Klassiker des Kriegsfilms, der mit einem Schwergewicht an renommierten Schauspielern aufwartet: Lee Marvin wird vom hochrangigen Ernest Borgnine dazu verdonnert, ein Himmelfahrtskommando aus zwölf zum Tode oder langer Zwangsarbeit Verurteilten zu bilden, das 1944 in einem Nazi-Schloss der Bretagne abgesetzt werden soll. Die Truppe enthält so illustre Köpfe wie Telly Savalas, Charles Bronson, Donald Sutherland, sowie John Cassavetes als Unruhestifter.
                            Ihre Aufgabe: möglichst viele Nazi-Führungsoffiziere ausschalten.
                            Ihr Lohn: Straferlass/-minderung bei Überleben.

                            Die Einführung der Charaktere ist klassisch - quasi im Einzelgespräch werden sie vorgestellt, wonach ihre Ausbildung im Detail folgt, was in solcher Ausführlichkeit vielleicht nicht notwendig gewesen wäre. Bis in 'The Dirty Dozen' (1967) etwas Nennenswertes passiert bzw. Spannung aufkommt, dauert es eine gefühlte Ewigkeit. Gewiss, die Auseinandersetzungen zwischen den Charakteren, und deren Eigenheiten wollen herausgestellt sein, aber dafür würden auch zwanzig Minuten reichen. Auf 80 min gezogen, wird das uninteressant, da zu langatmig und dialoglastig, während die Handlung stagniert - da helfen auch die wenigen gelungenen, humorigen Einlagen nicht (4,5 bis hierher).

                            Erst in der letzten Stunde gewinnt das Dreckige Dutzend mit Aktionen an Profil, zunächst bei seiner Feuertaufe in einer Militärübung, danach mit seinem Einsatz bei den Nazis (die letzten vierzig Minuten). Das ist gut gemacht und sorgt endlich für Spannung (7,0), kann aber den bisherigen schwachen Eindruck insgesamt nur in das Mittelmaß anheben.

                            Mit der Laufzeit von 2h20min ist dieser Plot leider überambitionert, hat zu viel Leerlauf - eine Dreiviertelstunde weniger wäre hier (viel) mehr gewesen.

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                              RoboMaus 24.11.2017, 15:33 Geändert 24.11.2017, 21:28

                              Kevin Bacon: "Der liebe Gott.........bin ich"

                              So viel Hochmut kann nur zum Fall führen - wieder einmal schlägt der fiese Bacon zu, diesmal als Hollow Man, dessen außer Kontrolle geratene Experimente ihn dauerhaft unsichtbar werden und zum üblen Gewalttäter mutieren lassen.

                              Der Einstieg mit der CGI unsichtbarer Tiere überzeugt, vor allem bei der Regression des Gorillas und später der Verwandlung von Bacon. Hut ab, Paul Verhoeven - 'Hollow Man' (2000) sieht auch nach 17 Jahren noch stark aus.

                              Hier gibt es keine dialoglastigen Charaktereinführungen mit langweilenden Belanglosigkeiten, oder lästige Nebenhandlungen, sondern man kommt gleich zur Sache, wie es sich für einen ordentlichen SF-Film gehört, und bleibt konsequent am Thema. Dabei gibt es auch unerwarteten Humor: die Szene mit den Kindern im Auto ist ein echter Brüller :D

                              Doch nach der Mitte verlegt sich der Plot auf immer übler werdende Mätzchen, die der unsichtbare Bacon mit seinen Gegnern treibt, was schnell seinen Reiz verliert. Anstelle einer Story bringt die Handlung das übliche Spiel des Psychopathen, der seine Opfer einen nach dem anderen erledigt, wobei es Bacon vor allem auf seinen Widersacher Josh Brolin abgesehen hat. Mit Ausnahme der weiterhin sehr starken Optik wirkt das leider wie dutzendmal gesehen und driftet an einigen Stellen ins Hanebüchene, enthält aber auch ein paar gute Plotideen.

                              Immer noch ein sehenswerter Verhoeven, dessen Effekte gegenüber Carpenters gutem Genre-Vorgänger 'Memoirs of an Invisible Man' (1992) deutlich weiterentwickelt sind und zeigen, welchen Sprung die CGI in den Neunzigern gemacht hat.

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                                Eine leicht märchenhafte, harmlose Abenteuer-Komödie mit dem unverwüstlichen Harrison Ford, der selbst in der ausweglosesten Situation die Lösung kennt und eine Eisensäge aus dem Ärmel schüttelt....

                                Allzu genau darf man es hier nicht nehmen, weder besteht dieser Anspruch - in typischer 90er-Manier reitet man locker-flockig durch den Plot und lässt Fünfe gerade sein. Ford strandet mit der schnuckeligen Anne Heche und seinem havarierten Propellerflugzeug auf einer einsamen Insel. Die Charaktere können sich anfangs nicht ausstehen, lernen aber, sich zusammenzuraufen und schließlich...... na, ja, die Geschichte kennt man zur Genüge, aber sie ist sympathisch erzählt :)

                                Auch wenn Lacher und starke Plotideen selten sind, alles vorhersehbar und die Handlung eher seicht daherkommt, gibt es doch ein gutes Urlaubsfeeling, und man gönnt es Ford, wenn er die Braut abräumt.

                                Unterhaltung light, doch auch so ist das der beste Film mit Harrison Ford, den ich aus seiner schwachen Phase 1995-2009 kenne, worin er 15 Jahre lang durch das breite Tal der Mittelmäßigkeit watete.

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                                  RoboMaus 22.11.2017, 18:20 Geändert 10.04.2018, 14:46

                                  "Wieviele Sterne hast du bereits gezählt?"
                                  "Viertausendzweihunderteinundzwanzig"

                                  Sternezählen wäre wohl besser gewesen, als dieser langatmig und wirr erzählten Story zu folgen, die den Zuschauer ständig auf Nebengleise führt, um damit um den heißen Brei herumzueiern. Das beginnt schon mit der Einführung - zwanzig Minuten lang werden Charaktere und Inhalte eingeführt, die bis auf den Hauptcharakter für den Plot kaum Relevanz haben. Besser hätte die Handlung beginnen sollen, wo der Todeskandidat bei seiner Hinrichtung mit Spritzen gezeigt wird, denn die Grundspannung lebt davon, dass er im Sinne des Filmtitels anscheinend wiedererweckt wurde und nun in einer psychiatrischen Klinik als Hausmeister arbeitet..........

                                  Der zähe, von düsteren Klängen begleitete Handlungsfortschritt erreicht im Grunde nur eines: man merkt, dass etwas nicht stimmt, irgendwelche üblen Umstände enthüllt werden, die Merkwürdigkeiten sich vielleicht mit einem cleveren Twist aufklären und es dann endlich spannend wird, doch es passiert bis kurz vor dem Ende................... nichts.

                                  Die Aufklärung der Umstände seiner Existenz entschädigt zwar etwas am Ende und stellt die interessanteste Phase des Films dar, kommt aber zu spät, um insgesamt einen besseren Eindruck als "geht so" zu erzeugen. Im Grunde hätten die letzten zehn Minuten inhaltlich mindestens die Hälfte des Plots einnehmen müssen, mit etwas Mucke inszeniert.

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                                    RoboMaus 22.11.2017, 13:32 Geändert 22.11.2017, 20:40

                                    "Produced by Michael Douglas" erscheint in großen Lettern des Vorspanns zu 'Romancing the Stone' (1984). Harrison Ford legte bereits mit seinem zweiten 'Indiana Jones & The Temple of Doom' (1984) nach - da konnte Douglas nicht untätig bleiben und produzierte sich selbst als Abenteuerheld Jack Colton. Als Regisseur gewann er den damals so gut wie unbekannten Robert Zemeckis (erst im Jahr darauf startete er mit 'Zurück in die Zukunft' richtig durch).

                                    Das Ergebnis ist ernüchternd. Der Film hat de facto keine Story, und der grüne Diamant ist nur ein McGuffin, auch wenn er tatsächlich auftaucht. Insofern ist der Deutsche Titel wieder einmal irreführend, denn es jagen sich nur diverse Parteien untereinander - die eigentliche Suche nach dem Stein mittels Schatzkarte und das Auffinden werden in fünf Minuten abgehakt.

                                    Der Plot besteht beinahe nur aus Verfolgungen - ständig tauchen üble Typen hinter Douglas und Kathleen Turner auf, während die beiden am Wegrennen sind. Dazu gibt es reichlich bleihaltige Luft. Das einzig Überzeugende ist die humorige Komponente, die ein paar Lacher liefert und stellenweise Laune macht (auch mit Danny de Vito). Doch kann das die storytechnische Einfallslosigkeit kaum wettmachen: im Wesentlichen sieht man spannungs- und ideenfreies Gerenne und Geballer im Dschungel.

                                    Im Kino kam der Film bei weitem nicht so gut an wie 'Temple of Doom' und spielte mit 115 Mio.$ weltweit nur etwa ein Drittel von Spielbergs Werk ein, hatte aber mit 10 Mio.$ nur ein Drittel der Kosten. Genauso wirkt er auch: der billigere, kleine Bruder von Indiana Jones.

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                                      RoboMaus 21.11.2017, 14:37 Geändert 21.11.2017, 23:06

                                      Den Hund voll getreten, so dass er auf dem Straßenpflaster zusammensackt und abtritt - der Anfang lässt einen bösen, interessanten Film erahnen. Wenigstens die Hundehasser kommen in 'Tyrannosaur' (2011) auf ihre Kosten.

                                      Das Psychogramm des asozialen Cholerikers Joseph hätte eigentlich keiner weiteren Einführung bedurft. Doch was so schön begonnen wurde, muss natürlich weitergeführt werden, und sei es nur, um die Kritiker auf Filmfestivals zufrieden zu stellen. "Brilliante Charakterdarstellung vom unteren Rand der Gesellschaft" - das würde sich doch gut auf einer Feuilleton-Seite machen. Dafür rühren wir noch mehr in der Scheiße, treten das Ganze auf Spielfilmlänge aus und packen ein paar kaputte Charaktere dazu. Ein prügelnder Ehemann, der seine Frau bei jeder Gelegenheit erniedrigt, darf doch eigentlich nicht fehlen - dachte ich mir, und schon stolpert er in den Plot.......

                                      So ist das alltägliche Leben, und deswegen muss es genauso dargestellt werden. Wozu braucht man auch eine Handlung? Oder Dramaturgie? Dass das lahm, langatmig und dialoglastig daherkommt, wobei man auf die wohltuende Eloquenz und permanente Wiederholung von "Scheiße", "Wichser" usw. blind vertrauen kann, versteht sich von selbst.

                                      Doch auch im dunkelsten Charakter ist irgendwo ein Gutmensch versteckt, den es gilt, herauszubringen - und sei es nur zum Zwecke eines unglaubwürdigen Dramas. Ja, der Mensch kann sich ändern und zur Einsicht kommen, selbst seine immer gelebte, tief eingebrannte Grundhaltung im Handumdrehen aufgeben, mit etwas Gezeter das erreichen, was anderen nach zehn Jahren Psychotherapie nicht gelingt...... (SPOILER: Seinen eigenen Hund tritt er grundlos tot, und bei der Nervtöle des Nachbarn beherrscht er sich?? Wer's glaubt..... und nur deswegen zerbeißt sie natürlich seinem befreundeten Jungen das Gesicht, worauf sich Joseph doch noch entschließt, ihr den Knüppel zu geben - konstruierter ging es wohl nicht mehr; SPOILER ENDE).

                                      Depressive, zähe Brit-Sozialstudie mit aufgesetztem Sozial-Fantasy-Hoffnungsschimmer-Touch.

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                                        RoboMaus 21.11.2017, 07:08 Geändert 21.11.2017, 11:45

                                        Fünf Oscars für 'In the Heat of the Night' (1967) - es gibt wohl nur wenige Filme, bei denen die Oscar-Vergabe so offensichtlich gesellschaftspolitisch motiviert war. Der Film greift die Rassismusprobleme der USA auf, zeigt das damals im Süden Undenkbare: ein Schwarzer ohrfeigt einen weißen Lokalbaron, nachdem der zuerst ohrfeigt. Damit stellt sich dieses Werk offen auf die Seite der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, die mit Martin Luther King zu dieser Zeit auf ihrem Höhepunkt war. Sechs Tage vor der Oscarverleihung im April 1968 wurde King ermordet......

                                        Rod Steiger macht zwar eine gute Figur als Südstaaten-Kleinstadt-Polizeichef, aber ihn mit einem Oscar zu würdigen, geht wohl eher an die Rolle, worin er über seinen Schatten springt und den schwarzen Ermittler aus dem Norden (Sidney Poitier) schließlich unterstützt: das leuchtende Beispiel des guten Südstaatlers. Die klar bessere Leistung zeigt allerdings Poitier, der leer ausging - ihn hatte man nicht einmal nominiert, wohl, weil er ein paar Jahre zuvor als erster Schwarzer schon den Oscar bekam und man es nicht übertreiben wollte.

                                        Message und Anspruch stehen hier sehr weit oben, und ähnlich wie für die Oscars, dürfte das auch der Grund für viele Top-Bewertungen sein. Diesen Film kann man eigentlich nicht schlecht bewerten, ohne als Rassist dazustehen.

                                        Doch wie sieht es jenseits der kaum überwindbaren Fassade des Anspruchs aus, im Blickwinkel des Unterhaltungskinos, falls der gestattet ist?

                                        Da sehen wir eine Kriminalstory, die für sich betrachtet nur Stangenware und Mittel zum Zweck ist. Spannung entsteht damit nicht, doch sie bringt einige interessante Aspekte in der Art und Weise, wie Poitier mit Scharfsinn dem Täter auf die Schliche kommt. Es ist genau dieser Scharfsinn, der Poitier den weißen Kleinstadtpolizisten überlegen macht, was sie nicht ertragen können und was das eigentliche Thema des Films ist.

                                        Inhaltlich läuft das recht eindimensional ab - die gesamte erste Hälfte des eindreiviertel Stunden-Plots vergeht nur mit dem Kompetenzgerangel zwischen Poitier und Steiger, während die Handlung auf der Stelle tritt. Dazu ist das in durchweg langsamem Tempo inszeniert und wirkt mit langen Dialogen, vor allem zum Ende hin, zäh und langatmig.

                                        In einem anderen Kommentar steht zu lesen: "Der Film ist so träge und emotionslos erzählt, dass da für mich keine Spannung aufkommt." Genau das ist der Punkt hinter dem Anspruch - die Frage ist nur, was man hier bewerten will. Von seinem Unterhaltungswert her ist der Film auch für mich uninteressant (4,5), doch für seine Botschaft gibt es einen Punkt dazu.

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                                          RoboMaus 20.11.2017, 18:51 Geändert 20.11.2017, 20:12

                                          Das Dreigespann Morgan Freeman, Dan Aykroyd & Jessica Tandy gibt sich die Ehre in einem fein gesponnenen, leicht humorigen Beziehungsdrama.

                                          Es geht hauptsächlich um die Annäherung von Freeman, einem besonnenen Chauffeur, den seitens der Auftraggeber nichts aus der Ruhe bringen kann, und Tandy, einer verschrobenen alten Dame, leicht senil, die auf ihren Prinzipien reitet, glaubt, dass sie noch alles im Griff hat und schon gar keinen Chauffeur braucht. Den hält ihr Sohn (Aykroyd) allerdings für dringend notwendig.

                                          Der Plot lebt von der List & Tücke und der Subtilität, mit der es Freeman allmählich gelingt, das Vertrauen der alten Dame zu gewinnen, ihr Chauffeur und schließlich ihr engster Vertrauter wird. Es sind liebevolle, kleine Details, auch Spitzfindigkeiten und die schiere Ruhe, womit Freeman so manches Gewitter abwettert, was 'Miss Daisy und ihr Chauffeur' (1989) interessant macht.

                                          Die erste halbe Stunde ist allerdings eine Durststrecke, denn es dauert etwa so lange, bis die beiden aufeinandertreffen. Bis dahin wird nur der Alltag von Tandy und Aykroyd dargestellt, was nicht gerade die große Filmkunst offenbart. In den Dialogen hätte ich mir insgesamt etwas mehr Biss und Witz gewünscht - so ist es zwar nett und ansprechend, aber zuweilen zahnlos klappernd, wobei es im ganzen Film keinen Lacher und keinen Aufreger gibt.

                                          Auch so, gelungene Unterhaltung im Südstaatenambiente der 50er-60er, mit Freeman & Aykroyd in selten anspruchsvollen Rollen.

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                                            RoboMaus 20.11.2017, 12:43 Geändert 20.11.2017, 12:46

                                            Eine abstrus konstruierte Verschwörung.
                                            Eine Milla Jovovich, die durch London rennt.
                                            Ein Pierce Brosnan, der ihr auf den Fersen ist.

                                            Letztendlich lebt dieser inhaltlich schwache Verschwörungs-Thriller nur von der Verfolgung und generiert damit seine Grundspannung. Es ist die alte Story vom cleveren Agenten (Milla), der nahe am Aufdecken eines Komplotts ist, deshalb kaltgestellt und schließlich von allen gejagt wird, während er nebenher seine Unschuld beweist und das Komplott aufdeckt. Das gab es schon zu oft, und überzeugender.

                                            Dazu fangen die Plotholes schon beim Essentiellen an: Milla hat einen Ausweis mit GPS-Sender, doch obwohl sie das weiß, trägt sie ihn während der Flucht mit sich herum und wird immer wieder aufgespürt. Natürlich ist Brosnan an einem abgelegenen, unterirdischen(!) Ort schon vor ihr da und wartet auf sie.
                                            Die Spannung entweicht in dem Maße, wie das Hanebüchene zunimmt......

                                            Immerhin ist Brosnan als eiskalter Killer glaubhaft, wie auch Milla als Agentin, die sich mit Müh und Not über Wasser hält, doch die Handlung ist alles andere als glaubhaft und verspielt mit zunehmender Laufzeit die Aufmerksamkeit des Zuschauers.

                                            Am Ende blieb die Nadel des Interesse-Messgeräts bei "geht gerade noch" stehen.

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                                              RoboMaus 19.11.2017, 22:40 Geändert 19.11.2017, 23:22

                                              Als der Italo-Western Anfang der Siebziger zum Auslaufmodell wurde, schob das Erfolgsduo Sergio Leone & Ennio Morricone einen weiteren Beitrag in zweieinhalb Stunden-Überlänge nach. Sinnigerweise heißt er nach ihrem Mega-Erfolg 'Spiel mir das Lied vom Tod' (1968) nun 'Todesmelodie' (1971). Dass der Titel nur Makulatur ist, merkt man daran, dass keine Todes- bzw. überhaupt keine besondere Melodie auftaucht. Nichts, das auch nur entfernt an das Mundharmonika-Thema des genialen Vorgängers herankommt.

                                              Ähnlich verhält es sich mit dem Vergleich der Filme im Allgemeinen. 'Todesmelodie' mangelt es vor allem an einer packenden Handlung und hat nur selten Momente, die Spannung generieren. Die rudimentäre Story dauert bis zur Mitte (wo sich Filme normaler Laufzeit schon dem Ende nähern), bis überhaupt etwas Nennenswertes passiert, nämlich die schon in der MP-Inhaltsangabe erwähnte Sprengung der Bank. Davor zieht es sich mit der Annäherung von James Coburn und Rod Steiger, bis sie endlich zum Team werden. Das wird zwar mit einem humorigen Unterton präsentiert, der für mein Empfinden allerdings eher in Richtung albern als witzig geht und im ganzen Film keinen Lacher produziert.
                                              In der zweiten Hälfte werden vermehrt Ballereinlagen eingestreut, bis hin zu Massenexekutionen, aber Spannung wird damit auch nicht erzeugt.

                                              Für Fans des Genres bietet dieser Film jedoch immer noch die Leone/Morricone-typischen, stilistischen Zutaten, einschließlich dem Belauern der Charaktere, die überzeugen. Ästhetisch ist 'Todesmelodie' ein gelungener Italo-Western - wem das reicht, der wird allein schon dafür eine hohe Bewertung zücken.

                                              Wer allerdings mehr braucht, im Sinne einer clever aufgezogenen Story, packenden Handlung und eines hohen Spannungsbogens, könnte sich streckenweise langweilen. Gemessen am kargen Inhalt und dem zähen Handlungsfortschritt, läuft der Plot mindestens eine Dreiviertelstunde zu lang.

                                              "Unmotivierter Verschleiß an Pulver, Blei, Musik und Statisten" hieß es schon damals im 'Spiegel' - eine vielleicht etwas zu harte, aber nicht unberechtigte Kritik.

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                                                RoboMaus 19.11.2017, 13:32 Geändert 19.11.2017, 14:41

                                                "Das findet ihr komisch?"
                                                Wenn schon im Film diese Frage zu Mike Myers gestellt wird, könnten sich auch beim Zuschauer Zweifel einstellen.....

                                                Doch so einfach liegt der Fall bei 'The Love Guru' (2008) nicht - trotz der überwiegend vernichtenden Kritiken beginnt der Film überraschend stark, bringt gute Gags und Plotideen, vor allem eine herrliche Verulkung des Indien-Esotherik-Trends mit gekonnt überrissenem Guru-Gehabe. Mike Myers hatte seit seinem schwachen Drehbuch zu 'Austin Powers: Goldständer' (2002) sechs Jahre Zeit, sich neue Gags und ein neues Konzept zu überlegen, was durchaus gelungen ist.

                                                Nach den starken ersten zwanzig Minuten, für die ich 7 Punkte geben würde, geht ihm leider die Qualität in den Ideen verloren. Wo vorher Lacher und gute Einfälle waren, dominieren nun der Pipikaka-Humor und alberner Klamauk. Dazu verlieren die Inhalte ihren Biss und versinken zunehmend im Schlamm der Seichtigkeit, obwohl auch ein paar amüsante Einlagen dabei sind (v.a. die Interpretation der Songs 'More than Words' und 'The Joker').

                                                Immerhin, ein überzeugendes Viertel ist besser als nichts - daher noch ein "geht so", auch wenn der Rest überwiegend Schrott ist.

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                                                  RoboMaus 19.11.2017, 11:45 Geändert 19.11.2017, 21:37

                                                  Das Konzept des Geist-Transfers vom eigenen Körper in einen anderen wurde schon in etlichen Filmen verwendet - da war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Serie sich das Thema zu eigen macht. Was in den Spielfilmen, vor allem am Anfang, noch seinen Reiz hatte und für sich allein Interesse wecken konnte, wird hier unvermeidbarerweise zur stereotyp wiederholten Gewohnheit ausgetreten, wodurch 'Im fremden Körper' (2017) mit der Grundidee nichts reißen kann.

                                                  Es bleibt der darum herum konstruierte Plot, der selbst in einer Folge von 55 min in mehrere Stränge aufgesplittet ist und zu sprunghaft daherkommt. Inhaltlich ist das nur Stangenware, kaum mit guten Ideen oder irgendetwas Überraschendem angereichert; von einer packenden, fokussierten Handlung ganz zu schweigen. Die Bösen sind wie immer skrupellos und ziehen ihr Ding durch, die Guten halten dagegen, dazu gibt es noch das übliche Familien-Gedöns ("kannst du mir irgendwann vergeben?"), den unvermeidlichen Beziehungsstress, und ab und zu einen Polizeieinsatz. Natürlich alles schön verrührt und mit Geschmacksverstärker nach einem vermeintlichen Serien-Erfolgsrezept abgerundet.

                                                  Interessant ist anders, spannend auch. Vielleicht etwas verfrüht ausgestiegen, aber wenn sich nach drei Folgen noch das Gefühl von Zeitverschwendung breit macht, würden wohl nur die hartgesottensten Filmfans weitermachen.

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                                                    RoboMaus 19.11.2017, 10:08 Geändert 19.11.2017, 10:22

                                                    Im Jahre 1968 kam jemand auf die Idee, Ausschnitte aus späteren Laurel & Hardy-Filmen, ab den Dreißigern, zu kolorieren und in einem achtzigminütigen Potpourri zusammenzustellen. Das nennt sich 'The Best of Laurel & Hardy' und beeinhaltet etwa zehn Sequenzen.

                                                    Ich bin gewiss nicht der Experte für diese genialen Komiker, aber dass hier "das Beste" gebracht wird, würde ich nicht unterschreiben - vielleicht aus den jeweiligen Spielfilmen, aber nicht aus ihrem Gesamtwerk. Noch dazu kam mir nicht einmal die Hälfte bekannt vor, obwohl ich schon viel von ihnen gesehen habe. Mir scheint eher, dass ihre besten Filme vor dem Gezeigten liegen (jedenfalls, das meiste davon) und sie danach immer mehr an Witz, guten Ideen und Originalität verloren.

                                                    Manches wirkt aus dem Zusammenhang gerissen und kann nur schwer für sich allein stehen - zudem fällt auf, dass das Repertoire an Gags eben doch begrenzt ist, und bei solch einem Zusammenschnitt zu dicht gesetzte Wiederholungen unvermeidbar sind (z.B., dass die Hose aufreißt, während Stan seinen Partner über eine Mauer ziehen will).

                                                    Lieber die Originalfilme bis zu den mittleren Dreißigern, und farbig muss das auch nicht sein.

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