Roldur - Kommentare

Alle Kommentare von Roldur

    • 8

      Straff inszeniert und tatsächlich fast durchgehend unterhaltsam berichtet die Doku "Cocaine Cowboys" von den Drogenkriegen der 70er und 80er in Miami. Fernab von reisserischer Inszenierung à la Michael Moore oder noch schlimmer: Morgan Spurlock, bemüht sich diese Doku hier eher um Authentizität. Die Rahmenhandlung wird im Prinzip von Rund 5 Personen erzählt, teils Kartellbosse, Zwischenhändler oder auch Cops. Den Rest veranschaulichen Bildmontagen, originales Material und nachgedrehtes Zeugs in grizzeligem Stil.
      Der Regisseur, Billy Corben, hält uns keinen vermeintlichen Spiegel vor die Fresse (Michael Moore) , er Ohrfeigt uns nicht mit seiner Idee vom Übermensch (Morgan Spurlock), er erzählt einfach eine Geschichte und eine spannende dazu. Was steckt hinter Scarface, könnte das, was in "GTA: Vice City" so gehen, ist "Miami Vice" ernsthaft realistisch? Auf all diese Fragen findet "Cocaine Cowboys" eine Antwort und liefert faszinierende Einblicke in die Distribution und Beschaffung von Drogen in der Kokain-Industrie.
      Von interessanten "Crime-Scene"-Stories bis hin zu Querverweisen auf die Lebensgeschichte Pablo Escobars, wird ein wirklich detailliertes Bild der Szene gezeichnet, ganz ohne reisserisch zu werden und das ist grade bei dem Thema wirklich ein Kunststück. Tolle Doku, ich denke ich werde mir auch mal Teil 2 ansehn...

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      • 8

        Wie schön wäre es? Wie schön wäre es, wenn ein Filmnerd tatsächlich zum coolen Gangster mit bildhübscher Freundin werden könnte. Tarantinos feuchter Traum. Kann ich voll und ganz nachvollziehen. Da Klein-Tarantino aber damals eher Geld brauchte als romantisch-pulpige Liebesgeschichten in Drehbuchform verkaufte Tarantino seinen feuchten Traum und sieh einer an, Tony "Top Gun" Scott kann auch gute Filme machen. Klar, die Dialoge sitzen nicht so gut wie bei "echten" Tarantinos und die Bildhaftigkeit ist nicht annähernd so berauschend, aber Scott versteht es hier hervorragend eine bunte, ungewöhnliche Lovestory zu erzählen und das ganze auf eine äusserst erfrischende Art mit einem Action-Thriller zu verbinden.
        Die Schauspieler sind durch die Bank großartig, vor allem Chris' Slater als der "coole Nerd" Clarence und Gary Oldman als zugekokster Rasta Drecksel, natürlich dürfen sich hier auch James Gandolfini und Brad Pitt sowie die wunderschöne Patricia Arquette erwähnt fühlen.
        Klar, "True Romance" besticht nicht durch seine logische und atemberaubend gute Handlung, ist auch kein wirkliches Gewaltinferno wie der auf dem anderen Teil des Drehbuchs beruhende "Natural Born Killers", aber hat eine so blauäugige und liebevolle Art mit Genrezitaten um sich zu werfen und setzt das Hauptcharakter-Pärchen so süß in Szene, dass ich den Film einfach mögen muss.
        "True Romance" ist also fast schon ein Tarantino und macht einfach verdammt Spaß. Ausser "Sin City" werden sich wohl auch wenige Filme finden, die man so wunderbar zitieren kann (gut, mal "Pulp Ficition" und "Trainspotting ausgenommen"). "True Romance" ist purer Kitsch, viel zu dick aufgetragen, übertrieben pseudo-cool und fühlt sich noch bunter an als "Scarface", wenn man so etwas mag ist die Kombi toll, sozusagen mein Richard Curtis der Action-Thriller.

        "Amid the chaos of that day, when all I could hear was the thunder of gunshots, and all I could smell was the violence in the air, I look back and am amazed that my thoughts were so clear and true, that three words went through my mind endlessly, repeating themselves like a broken record: you're so cool, you're so cool, you're so cool."

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        • 6

          Trotz all seiner Klischees und seiner teils aufgesetzt wirkenden Fincheresken "Düsterness", ist "Prisoners" genau die Art Thriller die ich sehen möchte. Super gespielt, roh und spannend bis zum Schluss. Das nenn ich mal 'ne Leistung bei knapp 2,5 Stunden Laufzeit.
          Hugh Jackman scheint ja sogar Rollen ohne Klingenbewehrte Hände spielen zu können und das weit besser als erwartet bzw. befürchtet. Jake Gyllenhaal ist natürlich gewohnt genial und wird trotz seines "Ich hab nen ganzen Baum im Arsch-Blickes" immer einer meiner Favoriten bleiben. Der Rest des Casts ist ebenso stark überdurchschnittlich, mal abgesehn von den Kinderdarstellern aber ich glaube die müssen scheiße sein, damit sie in einem Film mitspielen dürfen. Haben ja sowieso keine Lange Screentime...
          Was "Prisoners" als Thriller wirklich exzellent macht ist nicht wirklich seine unvorhersehbare Handlung, wobei die natürlich auch klargeht, sondern eher die Ambivalenz seiner Charaktere. Niemand der Hauptdarsteller ist durch und durch Good-Guy und so ziemlich jeder bekommt einen Moment spendiert, der mich stark an meiner Identifikationsfigur zweifeln ließ. Schön ausserdem die Größtenteils im Off stattfindende Gewalt, die trotzdem oder grade deswegen so unglaublich zermürbend wirkt.
          "Prisoners" ist tatsächlich der exzellente Triller geworden, den ich mir erwartet hatte, in seinem Genre nahezu perfekt und wirklich spannend bis zum Schluss. Da die Vorschusslorbeeren diesmal aber recht zahlreich gesäht waren, blieb ich auf enorm hohem Niveau leicht enttäuscht zurück, denn aus seinem Genre-Korsett kommt "Prisoners" eigentlich nie wirklich raus. Trotzdem, absolute Empfehlung für einen der spannendsten Filme dieses Jahr!

          9
          • 8

            Irgendwann musste es ja mal so weit kommen, dass ich mir "Cannibal Holocaust" ansehe. Wie konnte ich nur diesen Video-Nasty so lange aussenvor lassen und habe so verhindert von seiner Güte überwältigt zu werden. Gut, überwältigt ist vielleicht etwas hoch gegriffen aber Ruggero Deodatos "Cannibal Holocaust" ist Storytechnisch weit ausgereifter als so mancher Fulci-Schocker z.B., hier handelt es sich natürlich um keinen Giallo aber durch die 80er Beschlagnahmewelle ist "Cannibal Holocaus", hier in Deutschland unter dem Titel "Nackt und Zerfleisch", schnell mit in die 131er (Gewaltverherrlichung) -Ecke gerutscht.
            Letztendlich ist Deodatos Kannibalenfilm oder auch Teil-Mockumentary, ein toll gemachter Schocker, der den Zuschauer mehr als einmal tatsächlich bei den Eiern hat. Die hervorragend eingefangen Dschungelaufnahmen, teilweise so schön wie in Herzogs "Aguirre", und die wirklich authentisch wirkenden Kannibalen unterstreichen die Atmosphäre und verleihen "Cannibal Holocaust" einen dreckigen, "echten" Look. Das kommt vor allem dann zur Geltung wenn der Mockumentary-Teil anfängt. Hier wurde lange vor "Blair Witch Project" eine höchst Interessante Mockumentary im Urwald geschaffen. Einer der Hauptcharaktere nennt den Urwald immer wieder "Die Grüne Hölle", was wohl passender kaum sein könnte. Wenn die schrecklichen Ereignisse also anfangen und die Kamera von realen Tiertötungen bis urzeitlichen Kannibalen-Riten alles einfängt, dann treffen die Eriegnisse den Zuschauer direkt. Nicht wirklich weil die Darsteller so unglaublich überzeugend sind, zwar besser als in manch anderem Horrorfilm, sondern weil die Umgebung so real in Szene gesetzt wurde, dass zumindest ich mitfiebern musste.
            Schlussendlich muss ich noch Riz Ortolanis grandiosen Soundtrack erwähnen, der eine grausig schönen Kontrast zu den Ereignissen im Film bietet, dass es schöner kaum sein könnte. Wer also über echte Tiertötungen (die übrigens danach vom Team verzehrt wurden) hinwegsehen und eine wirklich schockierende Mockumentary, mit einigen wirklich Interessanten ansätzen in der Medienkritik, sehen will, der sollte "Cannibal Holocaust" sicherlich eine Chance geben. Nur sollte man Deodatos teils allzu erhobenen Zeigefinger auch mal dezent ignorieren können. Guter Film!

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            • 5
              • 7

                "Der Klassiker der Giallo-Schocker von Kultregisseur Lucio Fulci" - vielleicht etwas dick aufgetragen aber der Werbespruch trifft es schon ganz gut. Wiedermal beweist Fulci sein ausserordentliches Talent unglaublich flache Geschichten zu erzählen, eindimensionale Charaktere zu schaffen und lediglich mit gut eingefangenen Bildern zu verdecken, dass es sich beim Großteil des Films lediglich um Beiwerk zu den ausgedehnten Sex- und Gewaltszenen handelt. New York als Schauplatz wird schön schmutzig eingefangen und funktioniert als düstere und bösartige Kulisse eines Serienkiller-Thrillers/Horrorfilms wunderbar. Auch, dass der Film sich ,trotz eines Killers mit Donald Ducks Stimme, unglaublich ernst nimmt, treibt den Spaßfaktor ordentlich nach oben.
                Wer also auf eine originelle Story verzichten kann und es einfach geniesst, viehisch brutale Morde und übertrieben lange Sexszenen , in angenehmen 80er-Flair anzuschauen, der sollte sich ernsthaft Gedanken über seine geistige Verfassung machen. Wenn man das dann hinter sich hat und beschlossen hat, dass schlechtes Storytelling noch lange nicht einen schönen, handgemachten Gore-Effekt zunichte macht und eine normale gesitige Verfassung ohnehin für Weicheier ist, dann kann man den "New York Ripper" als das sehen, was er ist: Ein schweinebrutaler 80er-Schocker mit ordentlich Atmosphäre und komplett ohne Tiefgang. Kein Meisterwerk, aber sicherlich ein großer Spaß für Fans und solche die es werden wollen. Trotzdem leider nicht Fulcis Bester.

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                • OK, Stone, produzier erstmal wieder was gutes bevor du hier das Maul aufreißt!

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                  • Es ist ... wunderschön! <3

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                    • 10

                      SPOILERWARNUNG BREAKING BAD FINALE

                      Was bleibt ist ein großes Loch. Womit, womit kann ich das denn jetzt füllen? Um die 60 Stunden habe ich mitgefiebert, mitgelitten, mitgefeiert. Ich war fasziniert und abgestossen und begeistert. Jetzt ist alles zuende und mir hat es die Sprache verschlagen. Die Aussage "eine Ära geht zuende" ist zumindest für mich nicht übertrieben. Die letzten 53 Minuten sind für mich bereits vor fast einer Woche vergangen aber ich konnte einfach nichts dazu schreiben. Wie kann ich mit meinem armseligen Geschreibsel einem der größten TV-Ereignisse überhaupt gerecht werden? Die Tragödie von Walter White hat vieles geschafft, aber eines, und das ist sicherlich die größte Errungenschaft, sie hat es geschafft, dass ich mich wohl sehr, sehr lange daran erinner werden. Ich werde mich an tatsächliche, handfeste Tränen erinnern, wenn Walts hand über das kühle Stahl gleitet, ich werde mich trotz allem an eine große Zufriedenheit am Ende erinnern. Selbst ohne die wohl größte Figur der Geschichte von Breaking Bad, Gus Fring, schafft es die fünfte Staffel einen grandiosen Abschluss zu bilden. Das wollte ich nur loswerden. Ich habe schonmal einen Kommentar zu allem bis Staffel 4 geschrieben, der auch heute noch zutrifft. Pure Perfektion.

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                      • 8
                        über Gravity

                        "Im Weltraum hört dich niemand schreien" - es gibt wohl kaum einen Film zu dem dieser Headliner besser passt als zu Ridley Scotts "Alien". Oh, nein, warte...
                        Da gibt es doch noch was. Alphonso Cuaróns "Gravity" und das ist mein voller Ernst.
                        Es gibt wohl kaum Filme, die sich ihre Vorschusslorbeeren so sehr verdient haben wie "Gravity". 91 Minuten in den Kinosessel gepresst, die 3D-Brille über der normalen Brille, meine enzündeten Augen streiken aber ich will weitersehen. Ich will aufhören zu atmen während sich das Grauen vor den beeindruckenden Panoramen der Erde abspielt, die Spannung steigt und fällt mit meinem Puls.
                        Schmerzhaft muss ich die Erfharung machen, dass wohl kein Gerät im Weltraum richtig funktioniert und bin gleichzeitig freudig überrascht wie gut Sandra Bullock eigentlich sein kann. Kam sie mir Anfangs vor wie die maximale Fehlbesetzung bin ich nun vollends überzeugt, dass hier die perfekte Wahl getroffen wurde.
                        Nach seinem Meisterwerk "Children of Men" entfernt sich Cuarón von der Science-Fiction und streicht einfach einen Teil der Genre-Beschreibung - es bleibt "Science".
                        "Gravity" ist einer der besten Weltraumthriller die ich bisher gesehen habe und da wird so schnell wohl keiner dran kratzen. Weg mit "Apollo 18", weg mit "Event Horizon" (wobei der eigentlich doch ganz cool war) - ich hab' ja jetzt "Gravity". Dieser Film braucht keine Ausserirdischen, keine Sci-Fi-Gerätschaften, er braucht nur eine Abfolge von unglücklichen Zufällen, zwei großartig aufspielende und eine Menge Geld für SFX, welche hier zufällig mal nicht fehl am Platz wirkten. Klar hat "Gravity" typisch amerikanisch auch wieder den ein- oder anderen schmalzigen und/oder zu dick aufgetragenen Moment, aber wenn ich trotzdem wie gebannt im Kinosessel sitze und sogar die 3D-Effekte als Bereicherung ansehe, dann hat Kino dieses Jahr für mich was ganz besonderes Geschafft: Mich optisch wirklich zu beeindrucken und eine enorm spannende Geschichte zu erzählen!

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                        • 6 .5

                          Mal wieder ein Hochglanz-Thriller aus Südkorea. Choi-Min Sik spielt mit. Der Regisseur hat sich schon für das Drehbuch von "I Saw the Devil" verantwortlich gezeigt. Also schonmal recht gute Vorraussetzungen für ein tolles Gangster-Epos Asiens.
                          Was ich dann letztendlich bekam war ein gutes Gangster-Epos mit ordentlichem Spannungsaufbau, guten Darstellern und einem richtig schönen Ende. Leider kommt die Lieferung mit einigen Mängeln: Durchwachsene Nebendarsteller (Ich bin mir nicht sicher ob ich den Bruder des Hauptcharakter als Haupt oder Nebenrolle sehen soll, jedenfalls - kein sonderlich guter Darsteller), recht mäßiger Handlung und einem leicht verschwendeten Choi-Min Sik, der ja wie man weiß sonst so einiges kann. "New World" ist sicherlich nicht der beste Thriller aus Südkorea, dafür kam zu viel sehr gutes in den letzten Jahren. Dennoch ist er sicherlich sehr unterhaltsam und hat, wenn es denn mal zu Kampf/Actionszenen kommt, eine hervorragende Inszenierung zu bieten. Auch die Kameraarbeit ist wundervoll, subtil aber wundervoll. Es ist immer schön so viele Anzugträger in Blutwellen untergehn zu sehn, deswegen schaut man doch asiatische Filme, oder?
                          "New World" ist also tatsächlcih ein lohnenswerter, wenn auch leicht durchwachsener Film, der sich leider nicht ganz mit genialen Filmen wie "Oldboy" oder "Bittersweet Life" messen kann. Gute Unterhaltung aber allemal.

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                          • Ich hoffe ja es wird Gastauftritte von Ninja und Yolandi Vi$$er aka "Die Antwoord" geben, die haben wohl auch ein recht gutes Verhältnis zu Blomkamp. Mich würd's freuen.

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                            • 4
                              • 9

                                Was ein Brocken von Film. Nach dem Abspann hat es mir erstmal die Sprache verschlagen. Über 120 Minuten hin- und hergerissen zwischen Traum und Realität, total zerrütteter Psyche und schweren Geldsorgen. Curtis Konflikt findet für ihn nicht nur in seinem Kopf statt, er ist allumfassend. Genau das lässt mich der Film in jeder, der unglaublich ruhigen, nur von einem sphärisch anmutendem Soundtrack untermalten, Minute spüren. Dann bricht wieder ein Orkan aus, aus tiefer Verzweiflung heraus greift Curtis nach der Realität und findet sie nicht. Michael Shannon spielt göttlich, ich hab' selten eine so überragende Performance gesehn.
                                "Take Shelter" hat mich mitgerissen, beeindruckt und niedergeschlagen. Ich hab' getrauert und gejubelt, vielleicht nicht besonders lautstark, aber mit Sicherheit innerlich. Die Bildsprache, die zum schneiden dichte Atmosphäre und die beeindruckende schauspielerische Leisung machen dieses Psychogramm zu einem Meisterwerk. Die Mischung aus Weltuntergangsstory und Thriller/Drama, macht wirklich alles richtig was man in meinen Augen richtig machen kann. Der subtile, langsame aber nicht langatmige Spannugsaufbau, einfach alles.
                                Wenn dann der Sturm aufzieht, die Krähen schreien und der Regen wie Motoröl vom Himmel tropft, dann wird der Film, samt seinem Hauptdarsteller zur Naturgewalt, zu einem prägenden Erlebnis, zu zwei absolut sinnvoll genutzten Stunden. Und egal wie schlecht man sich mit seinen psychischen oder physischen Problemen fühlen mag, nach "Take Shelter" weiß ich es einmal mehr, man ist nie wirklich allein...

                                P.S. Wer Pathetik oder Schreibfehler findet darf sie behalten. Ich kann mich einfach nicht zurückhalten, der Soundtrack unterstreicht einfach meinen Hang zur Dramatik.

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                                • 6 .5

                                  "Frankenstein's Army" ist vor allem eins: Extrem abgefuckter Found-Footage-Horror. Abseits der unglaublich ätzenden "Paranormal Activity"-Welle steh ich total auf Found-Footage, komisch ich weiß. Das aber mal vorweg: "Frankenstein's Army" glänzt sicherlich nicht durch seine kreativ eingesetzte Kamera. Das Found-Footage-Element wäre schlicht nich nötig gewesen. Da wird ganz klassisch mal einfach die Kamera mitten in die Fresse eines Bohrmaschinen und Krallen bewehrten Monsters gehalten ohne, dass der Kameramann dabei draufzugehen scheint. Klingt komisch, is' aber so.
                                  Auch durch seine ausgefeilte Charakterzeichnung kann der Film nicht glänzen. Die Hauptcharaktere sind allesamt durch die Bank eher durchschnittliche Darsteller und grundsätzlich vergessenswert. Einziger Lichtblich: Dr. Frankenstein himself, der in gebrochenem Deutsch seine Experimente erklärt. Wie immer bei amerikanischen Produktionen, scheint Englisch mit russischem Akzent wohl mehr als genug als "echtes" Russisch durchzugehn.
                                  Jetzt kommt das große ABER: "Frankenstein's Army" macht einfach riesigen Spaß. Wenn die total kranken Maschinchen aus Frankensteins Folterkammer kriechen bleibt kein Auge trocken. Da kann "Silent Hill" gegen einpacken. Von Propellerköpfen bis hin zu laufenden "Kesseln" ist alles dabei, da bleibt kein Auge trocken. Dazu kommt die überbordend krasse Gewaltdarstellung und der elektronisch hämmernde Soundtrack und man fühlt wie in einer Art Mischung aus einem "Feindflug"-Album und "Tetsuo", achja fast hätte ich die Rote-Armee-Gesänge vergessen.
                                  Letztendlich ist "Frankenstein's Army" ein gelungenes Found-Footage-Filmchen geworden, das zumindest mich fast durchgegehnd unterhalten hat und das ganz ohne Tiefgang, nächstes Mal wäre es aber schön wenn mir die Hauptcharaktere nicht vollkommen egal wären, das bringt Spannung. Jedem Fan von deftigem Trash-Horror sei diese dreckige Nazi-Zombie-Maschinen "Perle" aber ans Herz gelegt.

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                                  • 6 .5

                                    Ordentlicher Rape + Revenge / Exploitation Film. Die taubstumme Angel wird entführt und ihre Familie brutal ermordet, daraufhin wird sie zur Prostitution gezwungen. Das ganze sollte wohl irgendwie im Balkan spielen, zumindest sah das für mich so aus, wo sonst wäre es möglich Mädchen mit 'nem verf*ckten Panzer zu entführen? Also vermutlich im Krieg. Das wird jedoch nie ganz klar gemacht, was jedoch klar wird ist, dass hier ein äusserst ernstes Szenario für eine verdammt durchschnittliche Rachestory herhalten muss, eigentlich nichts was ich unbedingt befürworten möchte. Beschönigt wird hier aber ganz klar nichts, es wirkt nur irgendwie unglaubwürdig, wenn "gefährlich" aussehende Männer durchgehend auf Englisch mit stark gekünsteltem Akzent reden. Die Umgebung soll dreckig wirken, die Stimmung soll hoffnungslos sein. Die kalkulierten Versatzstücke merkt man dem Film durchaus an.
                                    Aber: Ganz abseits von dem eigentlich bedenklichen Grundgerüst erzählt "The Seasoning House" eine sehr spannde, schweinebrutale Rachestory und mutiert hier und da schon fast zum Terrorfilm. Der Film drängt den Zuschauer teils in so extreme Situationen, dass es einem den Magen umdreht, und das ist hier durchaus positiv zu sehn.
                                    Wer also kein feinfühliges Drama erwartet, darf sich auf einen enorm harten, ruppigen, wenn auch kalkulierten Rachefilm freuen. Durchgehend spannend und verdammt blutig, was will man mehr. Ach, die Schauspieler können sich auch sehen lassen, wenn sie nicht gerade verdammt böse gucken oder ekelhaft stöhnen. Kann man sich echt mal geben.

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                                    • 8 .5

                                      Von wegen reaktionär, von wegen schlechter als "City of God". "Tropa de Elite" ist ein gnadenlos harter Einblick in die Wirklichkeit in den Favelas in Rio de Janeiro. Enorm schroff und böse erzählt Regisseur José Padilha seine Mischung aus Satire und Semi-Doku. Hier bekommt jeder sein fett weg. Mir persönlich blieb es schleierhaft wie hier irgendwer Verherrlichung der Polizeigewalt herauslesen konnte. Fernab von Exploitation lotet "Tropa de Elite" die Grenzen des zeigbaren aus, erzählt eine großartige Geschichte, die nahezu alle Schichten der Korruption und des Drogenhandels komplett klischeebefreit darstellt und weiß dazu noch durchgängig über fast zwei Stunden zu unterhalten.
                                      Auch, dass sich der zweite Teil des Films hauptsächlich mit einer Rachestory beschäftigt tut der Intention, die entromantisierte Verison von "City of God" zu sein, kein abbruch. Ich mag mich ja vielleicht bei manchen unbeliebt machen und natürlich weiß ich nicht wirklich wie es in den Favelas abgeht, aber ich bin mir sicher, dass ich "Tropa de Elite" als weit intensiver empfand als sein gehyptes "Vorbild".
                                      Wer etwas für Cop-Filme in interessantem Sujet übrig hat oder auch nur wenn man gerne gut inmszenierte Thriller mag, da ist für jeden etwas dabei. Der Film hat mich nachdenklich gemacht und dazu exzellent unterhalten, das schaffen wenige Filme und allein das finde ich bemerkenswert. Na dann mal auf zu Teil II, soll ja sogar noch besser sein!

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                                      • Ich vermisse hier ja ehrlich gesagt den wutschnaubenden, unterhaltsam zu lesenden Tywin aka Duffy-Kommentar.

                                        [Kommentar bitte hier einfügen, wir brauchen dich]

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                                        • 5 .5
                                          über Stoker

                                          Puh, da hatte ich mir doch etwas mehr erwartet. Nachdem ich Park Chan Wooks Vengeance-Trilogie großartig fand und "Thirst" eher so mittel, ist sein US-Debut "Stoker" zwar optisch erste Sahne aber inhaltlich leider auch wieder etwas mau. Wo "Oldboy" mich mit seiner dick aufgetragenen Pathetik und dem großartig auspielenden Cast vollends überzeugen kann, ist Hauptdarstellerin Mia Wasikowska aka Alice aus dem Wunderland, zwar schön anzusehn, aber schauspielerisch doch eher mittelmaß. Die Kidman geht sowieso nie, da mich allein ihr überhebliches Barbie-Gesicht davon abhält "Dogville" zu gucken und das obwohl Lars von Trier eigentlich fast immer toll ist. Dazu kommt noch die recht langweilige Möchtegern-Hitchcock-Story und der Film ist leider nur noch "ganz gut".
                                          Optisch wie Spannungstechnisch ist "Stoker" wirklich toll, vor allem die Übergänge sind voll mit wunderbarer Symbolik und von unglaublichem Gespür fürs Detail. Jede Szene wirkt bis ins Detail durchdacht und das ist etwas , was ich wirklich zu schätzen weiß. Dazu mag ich Matthew Goode , der Ozymandias aus "Watchmen", sehr gerne und der darf hier dannn tatsächlich auch als einziger wirklich überzeugend spielen.
                                          Am Ende ist Wook's Stoker also ein zweischneidiges Schwert, einerseits immernoch sehr "abgespaced" für ein US-Debut, andererseits doch etwas zu durchwachsen um wirklich gutes Spannungskino zu sein. Das Ende ist aber toll.
                                          Wenn man tolle Bilder und halbwegs spannende Geschichten mag und vor allem schick angezogene Psychopathen, sollte man sich "Stoker" mal ansehen. Bereut habe ich es nicht, nur weit mehr erwartet.

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                                          • Freu mich drauf. Trotzdem erwarte ich jetzt nichts Großes.

                                            • 6 .5

                                              Clowns als Killer funktionieren ja eigentlich immer gut, nicht zuletzt z.B. in Stephen Kings "Es". "Stitches" setzt diese Tradition nahtlos fort und hebt sich angenehm vom Horror-Einerlei ab indem er ordentliche Slasher-Kost bietet und immer wieder in die spaßigen Bereiche des Fun-Splatter abdriftet. So spielt der irische Comedian Ross Noble seine Rolle als böser Clown richtig schön fies und wie auch schon in einigen anderen Kommentaren erwähnt dürfen die Jugendlichen auch wirklich mal aussehen wie real existierende Jugendliche. Die Briten, okay in diesem Fall Iren, hatten schon immer Mut zur Hässlichkeit in Genre-Filmen. Wie ich finde eine sehr schöne Abwechslung zum amerikanischen Supermodel-Horror.
                                              Alles in Allem hat "Stitches" also sehr feine handgemachte Splatter-Einlagen die in ihrer viehischen Brutalität teilweise weit über die Grenze des guten Geschmacks herausgehen, was hier aber durchaus als positiv zu sehen ist, und eine interessante, wenn auch zu kurze Story. Sicherlich nicht der beste Horror und auch nicht der beste Fun-Splatter aller Zeiten, aber ein ziemlich spaßiger und kreativer Genre-Film, der sich natürlich nicht von allen Klischees lösen kann, wie auch? Also blutigen Spaß mit diesem schönen Horror von der Insel!

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                                              • 4 .5

                                                Ruby Sparks - Weichspülkino mit interessanter Idee die 56. Könnte glatt auch schon die 57. sein. Was das Regie-Duo von "Little Miss Sunshine" hier produziert hat kommt nicht Ansatzweise an den kitschig-süßen Charme ihres Debuts heran.
                                                Eine billige Beziehungs-Dramödie wird heruntergespult und die tolle Idee, sich selbst eine Person lediglich mit der eigenen Kreativität zu schaffen, wird sträflich langweilig erzählt. So wird der Film zur Geisterbahn an Künstler-Klischees und kommt sich dabei noch so unglaublich raffiniert vor. Wie man mit diesem Thema gut umgeht bewies einige Jahre zuvor "Stranger than Ficition", "Ruby Sparks" hätte eine gute Ergänzung sein können, hätte die Regie denn mehr Eier gehabt. Anscheinend reicht ein Paar wohl nicht.
                                                So wirft sich mir die ganze Zeit die Frage auf wie der Hauptcharakter da in einen moralischen Zwist geraten kann und wie er sich so absolut irreal angesichts seiner Situation verhält. Wer würde denn bitte nicht eine selbst erfundene Person auf jede erdenkliche, noch so pervertierte Weise ausnutzen. Verschissener Romantiker, sowas ist ja unglaublich. Wenn man schon die Möglichkeit hat sollte man das Ausnutzen und die Story nicht zum dümmlichen Klischee vergenusswurzeln. Traurig. Die Punkte gibts nur weil manche Darsteller ganz nett waren und ich 1-2 mal schmunzeln musste. Schade.

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                                                • 7

                                                  In "Liberace" beziehungsweise dem schöneren Originaltitel "Behind the Candelabra", kann Steven Soderbergh endlich mal wieder beweisen, dass er es doch noch irgendwie kann. Klar, die pompöse HBO-Produktion ist sicherlich von perfekt weit entfernt, bringt aber mit all seinem Gold und Glitter und dem für amerikanische Verhältnisse überraschend offenen Umgang mit Homosexualität, frischen Wind ins Kino. Vielleicht nicht so richtig frisch-frisch, aber zumindes Klimaanlagen-frisch.
                                                  Matt Damon und Michael Douglas spielen beide durch die Bak gut und lassen nie wirklich die Klischee-Tucke raushängen, mal abgesehn von dem, der Vorlage geschuldeten, Grundniveau. Im Prinzip erzählt Soderbergh hier ein Beziehungsdrama und gibt abgesehn davon auch noch einen interessanten Einblick dahingehend, wie traurig man trotz allem Glanz und Gloria noch sein kann. Liberace ist alt und einsam, daran kann kein Geld der Welt etwas ändern und das wird auch ganz unverkennbar und angenehm unaufgeregt dargestellt. Klar ist die ganze Aufmachung gewöhnungsbedürftig und das deutsche Kinoplakat erinnert eher an das einer Schlagerparade, als an das eines ernstzunehmenden Films aber der Film hat durchaus seine Daseinsberechtigung. Über knapp zwei Stunden wird Liberace's Geschichte interessant erzählt und hat neben der ein oder anderen zu dick aufgetragenen Szene nur kleinere Längen gegen Ende zu verzeichnen. Kein Meisterwerk aber ein gelungenes Biopic und was will man von einer Fernsehproduktion bitte mehr. Achja und natürlich Michael Douglas. Michael Douglas - FUCK YEAH!

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                                                  • 8 .5

                                                    Was die Coen-Brothers hier mal wieder abliefern hat mich mal wieder nicht enttäuscht. Geht das bei den zwei überhaupt?
                                                    "O Brother, where art Thou" ist witzig, toll gefilmt und im positiven Sinne "leichte" Unterhaltung. Der Film macht einfach glücklich ist unglaublich sympathisch und hat mit dem Mississipi Anfang des 20. Jahrhunderts, auch ein enorm unverbrauchtes Setting. Während ich die "Soggy Bottom Boys" auf ihrer skurrilen Reise begleitete, hatte ich nie Langeweile, ich wurde durchängig von dem heruasragenden Soundtrack verwöhnt und erlebte eine abgedrehte Begegnung nach der nächsten. Bei vielen Filmen wirkt Skurrilität oft aufgesetzt, nicht zuletzt bei den modernen Filmen des Meisters des Skurrilen "Tim Burton", genau das ist bei diesem Coen nicht der Fall. Die Figuren wirken gut geschrieben, haben diesen Mississipi-Slang, der einfach zum Verlieben ist und sorgen dafür, dass ich mich noch lange an sie erinnern werde.
                                                    Also, ladet die Tommygun für Babyface Nelson, packt Everetts Pomade ein und nehmt am besten Badesachen mit, auf euch wartet ein waschechter, wunderschöner, Coen-Film zum liebhaben. Hört sich eigentlich nach ner glatten 10 an aber tja, Lieblingsfilme gibt es selten. "O Brother where art Thou" gehört aber deifnitiv zum besten und lustigsten was ich in letzter Zeit sah. Hier bitte den obligatorischen Grinse-Smiley einsetzen.

                                                    P.S. Unbedingt im O-Ton gucken!

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