Sigmund - Kommentare

Alle Kommentare von Sigmund

  • Liebe Filmfreunde,
    der werte Nikolaus hatte mir u.a. ein Callya-Guthaben von 15€ beschert, für das ich momentan jedoch keine Verwendung habe. Aber vielleicht hat ja hier jemand Interesse?!
    Da jedem Preis bekanntlich der Schweiß vorausgeht, dachte ich mir: Wer als erster die folgende, ultranerdige Quizfrage richtig beantwortet, der ist nicht nur ein krasser Geek, sondern bekommt per PN dann den verdienten Zahlencode.
    Also, die Frage lautet: Welcher von diesen Weltstars hat als einziger noch nie in einem Woody Allen Film mitgespielt?
    A: Jodie Foster
    B: Helena Bonham Carter
    C: Leonardo diCaprio
    D: Tim Roth
    E: Julia Roberts
    F: Juliette Lewis
    G: John Malkovich
    H: Will Ferrell
    I: Colin Farrell
    J: Madonna
    K: Sharon Stone
    L: Hugh Grant
    M: Steve Carell
    N: William H. Macy
    O: Danny deVito
    P: Philip Seymour Hoffman
    Q: Michael Caine
    R: Charlotte Rampling
    S: Sean Penn
    T: Meryl Streep
    U: Charlize Theron
    V: Winona Ryder
    W: Sigourney Weaver
    X: Demi Moore
    Y: Robin Williams
    Z: Edward Norton

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    • 9

      Wenn man in der Schule doch nur EIN BISSCHEN WENIGER von dem schnarchigen Bildungsbürgerwissen lernen würde, und dafür EINEN TICK MEHR über das Leben...
      Warum z.B. steht nicht überall LILJA 4-EVER auf dem Lehrplan? Hier lässt sich anschaulich und in verdichteter Form manches über die Würde des Menschen lernen. Oder darüber, was fehlende familiäre Geborgenheit für Auswirkungen haben kann. Und auch darüber was geschieht, wenn man jemanden benutzt wie Klopapier und danach einfach wegwirft.
      Alles lebendige und ergreifende Lektionen, die dazu beitragen würden das Verständnis für sich und andere zu verbessern und der grassierenden Haltlosigkeit und deren Auswüchsen ein wenig Abhilfe zu verschaffen.
      Stattdessen werden einem hauptsächlich Binomialkoeffizienten, Jahreszahlen oder Pollendiagramme eingebläut – die einen aber leider nicht viel weiterbringen, wenn man dafür ein Analphabet in eben jenen Belangen bleibt, die unser Leben letztlich am meisten bestimmen.
      Liebe Lehrer, liebe Schüler, bitte setzt euch an eurer Schule ein bisschen mehr für Sinnstiftung ein – oder ruft mich an und wir brennen den Laden gemeinsam nieder.

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      • Wie kann es sein, dass jemand so charismatisch und begabt die legendäre Rolle des Nachbarsjungen Ricky Fitts in AMERICAN BEAUTY spielt, und nach diesem oscargespickten Welterfolg so komplett wieder in der Versenkung von filmischer Belanglosigkeit verschwindet?

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        • Die Golden Globes waren eigentlich schon immer die blasseste Veranstaltung im Filmpreis-Zirkus – ein Stellenwert, den sie ein weiteres Mal eindrucksvoll untermauern.
          Als Warm-Up für die Oscars kommt den Globes immerhin ein gewisser Unterhaltungswert zu – aus meiner Sicht ihre einzige Existenzberechtigung – wobei man bei den Goldjungen in diesem Fall wirklich noch einiges draufsetzen muss um nicht ebenfalls in völliger Belanglosigkeit zu versinken.

          3
          • 10

            Private Filmgeschichtchen, Folge 13:
            Es gibt Filme, die sind wie gute Freunde – manchmal können sie einem sogar Halt geben...
            Meine beste Freundin hatte vor zwei Jahren einen Finnen kennengelernt, ihn schnell zum Mann ihres Lebens erkoren und nach nur wenigen Monaten geheiratet. Ich bewunderte ihren Mut und hatte ein gutes Gefühl bei der Sache, denn der Typ schien witzig, sympathisch und ihrer würdig, außerdem ist meine Freundin eine exzellente Menschenkennerin. Als freischaffende Künstlerin nahm sie sich ein Atelier in Helsinki und zog bei ihm ein.
            Man kann nur ahnen, wie sehr es ihr wenig später den Boden unter den Füßen wegzog, als sie erkennen musste, dass zwischen ihrem frischgebackenen Ehemann und ihr doch nicht „alles“ stimmte, sondern eher gar nichts. Kurz gesagt war die Liebe nach drei Monaten verflogen, und mit ihr auch ein fünfstelliger Betrag, den die Gute in den Abbau seiner Schulden gesteckt hatte...
            Die Dame ist wie gesagt nicht dumm. Nur hatte ihre Intuition sie ausgerechnet diesmal im Stich gelassen, oder besser gesagt, sie getäuscht wie ein windiger Taschenspieler.
            Von der Krise, die darauf folgte, können alle im Freundeskreis ein Liedchen singen. Die Arme wurde zu einem Schatten ihrer selbst, da half auch kein Trost – sie hatte den Glauben an ungefähr all das verloren, was sonst immer sicher schien.
            Umso mehr war ich froh als sie letzte Woche endlich wieder in ihrer alten Lebensfreude erstrahlte, nachdem sie noch einmal in Helsinki war um dort die Scheidung zu regeln und ihr Atelier aufzulösen. Hatte die Lovestory doch noch ein Happy End gefunden? Nein. Ihr Ex ist ein Arsch, und das Geld wohl endgültig perdu. Aber immerhin hat sie sich damit abgefunden – was ihr offenbar dadurch erleichtert wurde, dass sie in der finnischen Fremde frei nach dem Motto „Home is where the heart is“ innerhalb von zwei Wochen sämtliche 42 (!) Woody Allen Filme geguckt hat.
            Danach war sie, wie sie selber sagt, „therapiert“.

            P.S.: Sowas darf man eigentlich keinem potenziellen Filmsüchtigen erzählen...

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            • 7

              Ja, tolle Idee!
              Aber an dem ganz großen Wurf dann doch vorbei.
              Was hatte ich mich darauf gefreut, mir von diesem talentierten Regie/Autoren-Pärchen und nicht zuletzt auch von den guten Darstellern mal so richtig nahe bringen zu lassen, was unsere Sinne für unser Leben eigentlich bedeuten.
              Jedoch musste ich feststellen, dass es buchstäblich sinnlich hier nur beim Taubsein wird. Die gefürchtete Blindheit verkommt zum Schlusseffekt, und bei den anderen Sinnen muss man ausgerechnet den Kopf einschalten um halbwegs dabei zu sein.
              Dazu kommen die ziemlich austauschbaren, konturlosen Figuren. Nur hübsche Hüllen sind auch für eine Romanze zu wenig, zumindest für eine wirklich gute. U.a. scheint es der McGregor Rolle, obwohl selbst Koch, überraschend wenig auszumachen den Geschmackssinn zu verlieren...
              Trotzdem ist die Idee des Films so eigenständig, reizvoll und über weite Strecken auch gelungen umgesetzt, dass ich ein überstrenges Schweinchen wäre, würde ich nicht sagen: Sehenswert!

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              • 3

                Wie erschreckend kraftlos mein Lieblingsmedium doch sein kann, wenn es ihm nicht gelingt, den Blick unter die Oberfläche freizulegen.
                Dieser George-Stevens-Film glänzt mit gutem Schauspiel und sorgfältiger Kamera, trifft das Wesen von Anne Frank aber genauso wenig wie das allseits bekannte, brav-biedere Lächelfoto der jungen Anne über ihrem Tagebuch (siehe auch "Bilder").
                Ich habe das als Schul-Lektüre unterschätzte Buch erst vor zwei Jahren wegen eines Amsterdam-Besuchs zum ersten Mal gelesen und konnte kaum fassen wie rebellisch, klug und freigeistig die damalige Teenagerin schrieb. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass mich kein Buch (inkl. Dostojewski) mehr berührt und fasziniert hat als dieses.
                Die vielschichtigen Beobachtungen der 13-jährigen, ihr hellsichtiger, kritischer Blick u.a. auf ihre Mutter und auf die Falschheit manches Mitmenschen, ihr Wortwitz und ihre innere Zerrissenheit, aber auch ihr aufrichtiges Mitgefühl, ihre erste, enttäuschte Liebe und selbst ihre erwachende Sexualität – all das ist so lebendig, ergreifend und oft überraschend witzig geschrieben, dass ich dieses Tagebuch nicht nur als tief bewegendes Dokument sondern auch als überragendes Stück Literatur ansehe.
                Umso enttäuschender der Film, der seiner 50er Jahre Entstehungszeit gemäß ein 08/15 Bild eines leidlich frechen Backfischs zeichnet, ihr eine glückliche Liebe andichtet und auch noch die letzte offene Frage, z.B. nach dem Verräter des Verstecks, platt und obendrein historisch falsch beantwortet.
                Drei Oscars gab es trotzdem.

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                • 9

                  Private Filmgeschichtchen, Folge 12:
                  Ich habe mal eine Zeitlang in einer Videothek gejobbt – eine Arbeit, die ich jedem Filmliebhaber nur empfehlen kann. Unter anderem, weil man mit so manchem Kunden spannende Gespräche über Filme führen kann. Und weil man etwas über unterschiedliche Geschmäcker lernt. Aber auch, weil man Dinge erlebt, die man nicht so schnell vergisst.
                  Einmal fiel mir auf, dass AMORES PERROS – Inarritus kraftvolles Debüt über drei Menschen, deren Schicksale sich bei einem Autounfall kreuzen – schon länger überfällig war. Überfällig heißt: Der Kunde hat die DVD nicht wie üblich am nächsten Tag zurückgebracht. Da wir den feinen Film in der Videothek nur einmal hatten, sah ich im Computer nach, wer ihn nun schon seit einer Woche „aus dem Verkehr zog“, und war etwas überrascht – denn es war ein sympathisches Pärchen, Stammkunden, mit denen ich schon etliche nette Filmdiskurse hatte und die normalerweise so gut wie täglich zusammen vorbeischauten.
                  Ich dachte mir, vielleicht sind sie in Urlaub gefahren und haben dabei glatt vergessen, den Film wieder abzugeben. Eine andere Erklärung kam eigentlich nicht in Frage.
                  Eine weitere Woche Abwesenheit erhärtete den Verdacht. Zu diesem Zeitpunkt schickten wir immer eine schriftliche Erinnerung an den säumigen Kunden raus.
                  Nach drei Wochen brachte die Kundin den Film alleine zurück. Sie wirkte sehr bedrückt, so hatte ich sie noch nie erlebt. Auf die Frage, warum so spät, sagte sie, worauf niemand von uns vorbereitet war: Ihr Freund sei vor drei Wochen bei einem Autounfall ums Leben gekommen...
                  Sie bezahlte die Nachgebühr, verließ den Laden, und ich habe sie nicht wieder gesehen. Doch immer wenn ich diesem Film begegne, denke ich an die beiden.

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                  • 8 .5

                    Wie schön, dass der findige Herr Polanski diesem wunderbaren, modernen Bühnenklassiker eine würdige Leinwandadaption verpasst hat! So wird das kluge Stück ein Vielfaches seiner bisherigen Zuschauer erreichen, und das kommt bei derart fein geschriebenen Werken ja nicht alle Tage vor.
                    Selten werden zeitgenössische Großstädter so treffend charakterisiert wie hier. Trotz der komödiantischen Tonalität des Films könnten die vier Figuren authentischer und lebensechter kaum sein. Es ist allein die clevere Ausgangslage der Geschichte, die dazu führt, dass die anfangs durchaus überzeugende Fassade aus Verständnis, Reue und Edelmut nach und nach Risse bekommt und das so genannte Zivilisierte schließlich in seine Einzelteile zerfällt.
                    Besonders erfreulich ist dabei, dass an dessen Stelle keine allzu verkürzten Wahrheiten, keine allzu simplen Schubladen treten, sondern dass die Vielschichtigkeit der durchweg glänzend gespielten Rollen und der thematischen Motive bis zum Ende gewahrt bleibt.
                    Einzig die Figur von Christoph Waltz geht zugunsten ihrer Leinwandwirksamkeit dem einen oder anderen Klischee auf den Leim. Aber alles im grünen Bereich. Jedenfalls ist nach diesem Film sicher keiner seiner Zuschauer dümmer als zuvor.

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                    • 3

                      Quizfrage:
                      Was helfen eine passable Regiearbeit, ein geschmackvoller Score, eine elegante Kamera, ein beachtliches Szenenbild und ein großartiges Ensemble, wenn das Drehbuch mit seiner Grundidee nichts anzufangen weiß?

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                      • Dresen ist tatsächlich einer der besten hier.
                        Und abgesehen vom Handwerklichen gehört er auch zu den wenigen Könnern, deren wichtigster Schauwert die differenzierten Figuren sind.
                        Angucken!

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                        • In fünf Jahren MP hat noch niemand einen Kommentar zu Robert Bresson geschrieben?
                          Bresson-Filme gelten zwar als schwierig, aber eigentlich kann man sich ihnen recht einfach und in jedem Alter nähern (außer vielleicht DER TEUFEL MÖGLICHERWEISE, der bis auf sein grandioses Ende ein ganz harter Brocken ist): Man sollte jedoch eine möglichst große Portion aufrichtige Neugier für menschliche Belange mitbringen und sich darauf einstellen, dass auf herkömmliche Kategorisierungen geradezu komplett verzichtet wird. Aus diesem Grund sind Bresson-Filme die Mutter dessen, was normalerweise als „anstrengend“ bezeichnet wird. Sie entziehen sich so mancher erzählerischen Konvention und fordern eine Neubewertung auch solcher Dinge, die wir längst einer oberflächlichen Eindeutigkeit zugeordnet hatten.
                          Bresson scheint die falschen Töne zu hassen wie kaum ein anderer. Er vermeidet Beschönigungen und die Anbiederung, mit der fast alle Filmemacher versuchen dem Zuschauer zu gefallen (meistens zum Preis der süßen Lüge, die wir gerne in Kauf nehmen, die wir sogar brauchen um unsere holzschnittartigen Weltbilder zu bestätigen).
                          Bresson sucht die Wahrheit hinter all dem Schleier, und er treibt es mit seiner inszenatorischen Kompromisslosigkeit so weit, dass man sich auf seine unverstellte Sprache erst ganz neu einlassen muss. Trotzdem oder auch gerade deswegen kann ich seine Filme nicht hoch genug anpreisen, denn wie nur den größen Künstlern gelingt es Bresson einen einzigartigen Blick auf die tieferliegende Schönheit und eben auch auf jene Hässlichkeit zu werfen, die mit bloßem Auge nicht zu sehen sind.

                          P.S.: Für Einsteiger empfehle ich DAS GELD, PICKPOCKET oder EIN ZUM TODE VERURTEILTER IST ENTFLOHEN. Danach BALTHASAR, MOUCHETTE und DER PROZESS DER JEANNE D'ARC. Und dann die anderen...

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                              Kein schlechter Schokoriegel. Die angenehme Wohligkeit beim Konsumieren von T&S ist durchaus mit der von Mars, Snickers oder Twix vergleichbar. Beides ist schnell wieder vergessen, aber Spielberg ist ja auch nicht Bergman.
                              Was ich der Ikone der Hollywood-Industrie dennoch zugute halte: Man merkt Spielbergs Inszenierung an, dass es ihm nicht nur um bloße Zuschauerzahlen geht, sondern dass er das, was er tut, liebt. Während ich mich in Filmen mit papierdünner Figurenzeichnung normalerweise schon nach wenigen Minuten zu Tode langweile, hat mich hier die Meisterschaft und Hingabe des 65jährigen fasziniert und tief beeindruckt.
                              Unglaublich sorgfältig ist jedes einzelne Bild aufgelöst und bis ins letzte Detail in feinster Handwerkskunst perfektioniert. Dieser inszenatorische Reichtum adelt die an sich geradezu hinfällige Geschichte und macht sie bei aller inhaltlichen Armut zu einem wirklich kurzweiligen Vergnügen.
                              Bemerkenswert auch, dass Peter Jackson sich nicht zu schade war, neben seinem Produzenten-Credit die Regie der Second Unit zu übernehmen – im Zirkus Filmbusiness ein Indiz, dass es ihm weniger um seinen Status ging als um die Sache selbst.
                              Respekt, die Herren!

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                              • 1

                                Ich lege mich fest: Ein in jeder Hinsicht so unfassbar schlechtes Drehbuch wie das von HOTEL LUX ist wahrscheinlich noch nie für einen achtstelligen Betrag (Quelle: imdb) verfilmt worden.
                                Keine Figur ist hier auch nur im Entferntesten glaubhaft, keiner der behaupteten Konflikte wird jemals mit Leben erfüllt, nicht ein einziger Witzversuch zündet, und die „Liebesgeschichte“ ist in ihrer Anlage so grenzenlos dämlich, dass die Darsteller sich sichtbar schämen.
                                Den Punkt gibt’s für das hübsche Production Design, das ahnen lässt, was man mit einem passablen Drehbuch aus dem Setting und der Grundidee hätte machen können.
                                Schade um das schöne Geld!

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                                • 9

                                  Gestern, am Tag des Kinostarts von POLISSE, lief der Film Hamburg-weit nur in einer einzigen Abendvorführung. Und trotz seines großen Cannes-Erfolgs waren außer mir gerade mal zwei weitere Zuschauer anwesend, einer davon meine Begleitung. Sehr bedauerlich, denn ich bin sicher, dass sehr viele Menschen mit diesem Film etwas anfangen könnten – auch wenn hier einige wirklich haarsträubende Wahrheiten so authentisch beiläufig serviert werden, dass Zuschauer, die sich sonst am liebsten an der kurzen Leine führen lassen, sie glatt verpassen könnten.
                                  Die Polizisten der Pariser Abteilung Jugendschutz erleben in ihrem Alltag einen Abgrund nach dem anderen, und doch ist ihr Leben nicht nur bleiern und trübsinnig. Was man zu sehen bekommt, ist eine seltene Mischung aus zutiefst erschütternden und überraschend komischen Momenten. Dabei gelingt es der sagenhaft talentierten, noch recht jungen Regisseurin Maiwenn Le Besco beeindruckend lebensecht zu erzählen, ohne aber jemals ins dokumentarisch-spröde zu kippen.
                                  Souverän und milieusicher führt sie ihr hochkarätiges Ensemble (u.a. Karin Viard, Sandrine Kiberlain) zu maximaler Natürlichkeit – und erzählt dabei spannender als die meisten Thriller, differenzierter als die meisten Dokus, ergreifender als die meisten Dramen und, man glaubt es angesichts des Themas kaum, witziger als die meisten Komödien.
                                  Ein überaus mutiges und absolut gelungenes Experiment. Ein ganz starker Film!

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                                  • 0 .5

                                    Private Filmgeschichtchen, Folge 11:
                                    Ein empfindliches Armutszeugnis für einen Spektakelfilm wie diesen erlebte ich vor ungefähr 12 Jahren im Elba-Urlaub. Nach ein paar Tagen auf dem Segelboot hatten meine drei Freunde und ich zur Abwechslung Lust auf Kino. Ferieninselkinos sind bekanntlich hart drauf und die Filme in diesem Fall auch noch italienisch synchronisiert, also dachten wir uns: Warum nicht gleich GODZILLA gucken? Irgendein Kritiker hatte über Emmerichs Drehbuch den herrlichen Satz geschrieben, es sei „so unbehauen und plump, als hätte der schuppige Titelheld selbst Hand angelegt“.
                                    Überraschend war allerdings, dass in der Vorstellung fast nur Kinder saßen. Als wir eine Viertelstunde zu spät den Saal betraten, dachten wir erst die Werbung läuft noch, so lärmig war es in den Reihen. Wie sich aber herausstellte, waren die Kids dermaßen unbeeindruckt von Emmerichs Giganto-Monster, dass sie nicht nur am Anfang, sondern den ganzen Film lang ununterbrochen quatschten, lachten und mit Popcorn warfen. Ohne Übertreibung war es fast durchgehend so laut im Kino, dass man den Film auch hätte stumm vorführen können.
                                    Gerade in Italien kommt geräuschvolles Publikum zwar immer wieder mal vor, aber bei einem Film, der darauf aus ist seine Zuschauer in Furcht und Spannung zu versetzen, reicht das, in Schulnoten ausgedrückt, einfach nicht mehr für eine Fünf.

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                                    • 10

                                      Heiß geliebt und leidenschaftlich gehasst: Emily Watsons schmerzhaft naive Rolle der Bess trägt den Film und scheidet die Geister, weil sie in ihrer absoluten Abkehr von Vernunft, Konformität und vor allem Selbstschutz fast schon wirkt wie eine Behinderte.
                                      Wegen ihrer Opferbereitschaft hat man Lars von Trier zudem ein reaktionäres Frauenbild vorgeworfen, was auf mich offen gesagt immer ziemlich verkopft wirkte – aber als Mann hat man ja leicht reden. Zumal ich ihr Opfer nie als Schwäche gesehen habe sondern als Stärke, als Bekenntnis, als Ode an die Willenskraft, als Ausdruck unverbrüchlicher Liebe, als Sühneversuch von erhabener Würde, als erfrischende Alternative zur Selbstbesoffenheit, als Statement gegen die grassierende Hintertürchen-Mentalität, als unbeirrbaren Glauben an wenigstens irgendwas... und ganz generell als Kompromissverweigerung, von der man sich Geschlechter-übergreifend ab und zu mal ein Scheibchen abschneiden könnte.
                                      Auch wenn es im wirklichen Leben – gottseidank/leider – selten so poetisch-überhöht zugeht wie in BREAKING THE WAVES.

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                                      • "...oder erscheint euch der Film ein bisschen zu dramatisch?"
                                        Was soll das denn heißen?!

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                                        • Achtung: Wette!
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                                          Natürlich ist hier der Wunsch Vater des Gedanken, denn ihre Rolle als Königin unter den Runterziehern lässt die Chancen auf den Hollywood-Goldjungen auch nicht unbedingt steigen. Trotzdem: Möge der Nabel der globalen Filmindustrie ihre ebenso uneitle wie überragend wahrhaftige Leistung krönen, und damit diesem nicht einfachen aber umso bedeutenderen Film weitere Publikumsschichten erschließen!
                                          P.S.: Wer dagegen wettet, dem schreibe ich im Falle seines Wettsieges einen Monat lang täglich ins Gästebuch: "Oh Captain, mein Captain! Ich verehre Deine unendliche Hellsicht und Weisheit." :P

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                                          • In was für einen Dämmerschlaf ist dieser große Mann bloß versunken? Ihm zu huldigen, klingt längst wie ein Nachruf.
                                            David Lynch, der Großmeister der Faszinationskraft.
                                            Kaum zu glauben, dass ein Künstler, dessen Werk sich zum Teil jeder Logik entzieht, so populär werden konnte. Hier und heute auf MP hat er mehr bekennende Fans als Konsens-kompatible Regiestars wie Darren Aronofsky.
                                            Surreale Meisterwerke wie LOST HIGHWAY oder MULHOLAND DRIVE haben trotz ihrer konsequenten, mentalen Unzugänglichkeit Millionen Menschen erreicht, einstige Tabubrecher wie BLUE VELVET oder WILD AT HEART (dessen explizite Gewaltszenen Lynch 1990 noch einiges an Empörung einbrachten – allerdings auch die Goldene Palme in Cannes) gehören längst zum Kanon der Filmgeschichte. Seine Serie TWIN PEAKS war ein TV-Ereignis, wie es singulärer kaum sein könnte.
                                            David Lynch ist etwas sehr Seltenes gelungen: Er hat Werke in einer Sprache geschaffen, die uns tief im Inneren erreicht ohne dass unsere Ratio die Wirkzusammenhänge zu erklären vermag. Wie bedeutungsvoll seine Arbeit war, lässt sich nicht in Worte fassen – höchstens erahnen wenn man sich vorstellt, er hätte sie der Welt nie geschenkt.
                                            Auch wenn er alle weltlichen Sphären verlassen zu haben scheint, ist dieser einzigartige Visionär in meinen Augen einer der größten noch lebenden Künstler unserer Zeit.

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                                            • Was soll man sagen, die Frau hat auf jeden Fall recht.
                                              Mit einem Fast&Furious-mäßigen Trailer die testosteron-schwangeren Dorftrottel und deren Bräute heiß zu machen und ihnen dann einen Film vorzusetzen, der zu 90% aus elegisch-subtiler Arthouse-Melancholie besteht – die Rechnung geht einfach nicht auf.
                                              Witzig ist es aber irgendwie schon.

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                                              • 10

                                                Ein wahrlich phantastisches Werk.
                                                MELANCHOLIA ist nicht zuletzt wegen seines zwingenden Zeitbezugs der wohl bedeutendste Film des Jahres: In Justines Depression erzählt LvT aufs Eindringlichste von einer der größten Ängste unserer Tage – der Angst vor Überforderung.
                                                Wenn die moderne, junge Frau beispielsweise nicht einmal mehr das Bein heben kann um in die Badewanne zu steigen, wird einem das Ausmaß dieser inneren Lähmung schmerzlich vor Augen geführt. Der Film schaut nicht nur dorthin wo sonst weggesehen wird, es gelingt ihm ein Extrem zum Leben zu erwecken, das uns alle noch lange beschäftigen wird.
                                                Wie nebenbei beleuchtet der Film in der genialen Spiegelung mit dem Weltuntergang auch Themen wie den alltäglichen Pragmatismus, gesellschaftlichen Druck oder die Gefangenheit in hohlen Ritualen. Letztere gipfeln in einer nicht einfachen aber umso meisterlicheren Szene, in der Justines Schwester Claire als Lebensabschieds-Zeremoniell nichts anderes einfällt als ein klischeehaftes Glas Wein.
                                                Generell ist dieser Film so voller Schönheit – und damit meine ich noch am wenigsten die sichtbare – wie es im Weltkino schon lange nicht mehr vorkam. Dunst und Gainsbourg spielen zum Niederknien, und die Konsequenz, mit der die Launen von Justines nackter Seele mit all ihren Abgründen und ihrer ganzen, oft unsagbar schrecklichen Unkontrollierbarkeit gezeichnet werden – ab-so-lut grandios! Die poetische Überhöhung dieses an sich universellen Aspekts habe ich noch in keinem Film so ungeschönt wahrhaftig erlebt.
                                                Dabei ist MELANCHOLIA bestimmt nicht perfekt. Manches fühlt sich an wie ein Déjà-vu, die eine oder andere Szene wirkte auf mich sogar ziemlich gewollt (Stichworte: Sex auf dem Golfplatz, Abschied vom Chef). Dennoch hat der Film dermaßen viel zu bieten, dass eine Detailpopelei ungefähr so ins Gewicht fiele wie zwei verschrumpelte Blätter an einem prächtigen Baum. Auch den ebenso beliebten wie langweiligen Vorwurf der Wackelkamera – und die stresst nach dem Prolog eine halbe Stunde lang wirklich aufs Unerbittlichste! – empfände ich angesichts der Gesamtdimension des Films als lächerlich blind.
                                                Als Künstler bleibt Lars von Trier für mich unangefochten. Zu meiner Überraschung und großen Freude hat er mit MELANCHOLIA auch endlich wieder ein unvergängliches Meisterwerk geschaffen.

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                                                • Auf jeden Fall hat Lars von Trier ein ziemlich eigenständiges Gesamtwerk geschaffen. Wenn es Filme wie DOGVILLE oder DANCER IN THE DARK oder BREAKING THE WAVES nicht gäbe, dann wäre die Filmwelt ein gutes Stückchen ärmer – ob man sie nun mag oder nicht.
                                                  Außerdem sind die meisten großen Künstler Provokateure, einfach weil sie sich in Grenzbereiche vorwagen. Larsi macht das manchmal halt besonders laut...

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                                                  • 9 .5

                                                    Ein kleines Wunder, dass dieser überaus bedeutende Film heute, am Tag der Deutschen Einheit, zur besten Sendezeit im Ersten läuft.
                                                    Die Goldene Palme, der 10fache deutsche Filmpreis und die Oscarnominierung dürften den ARD-Entscheidungsträgern diesen Coup erleichtert haben, denn ich kann mich nicht erinnern, in den letzten Jahren auf einem solchen Sendeplatz ein Werk angetroffen zu haben, das seinen Zuschauern annähernd so viel zutraut wie dieser Film.
                                                    DAS WEISSE BAND schert sich nicht darum, das schlichte Weltbild vieler Zuschauer zu bestätigen. Hier gibt es keine einfachen Antworten, keine sofakuscheligen Wohlfühlklischees.
                                                    Stattdessen wird Wichtiges über das Thema Missbrauch erzählt, Wichtiges über gesellschaftliche Machtstrukturen und Wichtiges über die Geschichte dieses Landes.
                                                    Eine der ganz großen Sternstunden des Millionen-Mediums Fernsehen.

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