Sigrun - Kommentare

Alle Kommentare von Sigrun

  • 8

    Der süd-koreanische Überraschungserfolg WAR OF THE ARROWS hat mich in mancher Hinsicht sehr an "Den Abentheuerlichen Simplicissimus Teutsch" (1668/69) von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen erinnert, deshalb hier ein kleiner Spass, über geborene Stoffel und werdende Helden, die erst mal sehr viel lernen müssen:

    Der Abentheuerliche || Choi-jong-byeong-gi Hwal || ſUED-Korea / || Das iſt: || Die Beſchreibung deß Lebens eines || ſeltzamen Vaganten / genant Nam-Yi || Meister am Flitzebogen / wo und welcher || geſtalt Er nemlich in dieſe Welt kommen / was || er darinn geſehen / gelernet / erfahren und auß= || geſtanden / auch warumb er ſolche wieder || freywillig quittirt. || Überauß luſtig / und maenniglich || nutzlich zu leſen. || An Tag geben || Von Kim Han-Min || 김한민 || /SOUTH-KOREA || Ins Kino gebracht von Kim Sung-Hwan und Jang Won-Suk / || Jm Jahr MMXI.

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    • Hey, BARB WIRE ist super!

      • 9

        Ein Punkt von den neun ist eine Vorschusslorbeere für den zweiten Teil, den ich mir garantiert ansehen werde. Damit unterscheidet sich dieses Spider-Man-Release bereits signifikant von Raimis Version, die mich damals schon als Opener im Kino nicht überzeugte. Den zweiten Teil sah ich irgendwann als Konserve, da dieser auch keine nennennswerten Eindrücke hinterliess, hab ich mir den dritten geschenkt. Da ich mir sehr gerne Comicverfilmungen ansehe, kann man sich vorstellen, wie sehr ich mich in der Vergangenheit darüber geärgert habe, dass mir ausgerechnet die zeitgenössische Spider-Man-Verfilmung überhaupt keinen Spaß gemacht hat.

        Webbs Spinnenmann-Adaption hingegen ist toll, weil (zu meiner allergrößten Überraschung!) mich die männliche Hauptfigur überzeugt und der Konflikt (Coming-of-age bzw. Selbstwerdung) trotz der genretypischen Sentimentalitäten reichlich unverkrampft rüberkommt. Emma Stone (die ich bislang gar nicht kannte) ist als blondgefärbte High-School-Blondine gut geraten. Und the amazing Andrew Garfield hat die perfekte Figur für Spider-Man und ganz besonders seine akrobatischen Fähigkeiten sind phämomenal und genau das, was die Figur braucht. Irgendwo habe ich gelesen, Garfields Figur sei eher Spider-Boy als Spider-Man, aber diese Aussage ist nicht korrekt: Um so dermaßen beweglich zu sein, kann man gerne auch als Spinne schlaksig-schlank bleiben! Das neue Kostüm ist chic, das zum Schluss etablierte Spinnen-Enblem perfekt und immer nur Superhelden-Muskelberge sind auf Dauer echt langweilig.

        Noch ein Wort zu Peter Parker: Als Normalo macht Garfield übrigens auch eine gute Figur. Er ist ohne Wenn und Aber einfach 100% durchschnittlich mit Stärken, Schwächen, Pickeln und Skate-Board. Ich schätze außerdem den Fakt, dass er keine großen Reden schwingt. Das ist perfekter als Tobey Maguires aufgesetzte "ich-bin-ja-so-normal"-Attitüde je sein konnte.

        Habe den Film in 2D im Kino gesehen, heimlicher Höhepunkt der Vorstellung war ein etwa sechsjähriger Junge in der letzten Reihe, der lauthals (und gar nicht nervig) immer die richtigen Fragen in den Saal rief. Das brachte mich auf die Idee, dass Spider-Man wirklich eine Jungens-Geschichte ist und wie keine andere Figur vor allem männliche Kinder und Jugendliche als Zielpublikum hat. Und: Nach der von der Mehrheit gar nicht so geschätzten (sehr erwachsenen) HULK-Adaption von Ang Lee ist Webbs THE AMAZING SPIDER-MAN die zweite Comic-Verfilmung, die ich kenne, bei der man den Filmbildern definitiv ansieht, dass die Story mal eine Graphic Novel war. So - und nicht anders - muss das sein.

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        • 10

          Auf den ersten Blick erkannte ich nicht, wie unendlich reich dieser Film ist. Auf den zweiten, dritten, nächsten ... lerne ich sehen.

          "Der Feind in meinem Herzen" heißt im Original besser, nämlich "L'Intrus" und ist eine Verfilmung des gleichnamigen Buches von Jean-Luc Nancy, seines Zeichens französischer Dekonstruktivist und einer der bekanntesten Schüler Derridas. Nancy hatte - wie der Protagonist des Films - 1991 eine Herztransplantation und das Buch handelt vom Herz als Eindringling, das für den Patienten bedrohlich und lebensspendend zugleich ist. Hieran schließen sich weitere Überlegungen hinsichtlich Grenzen jedweder Art (auch politischen, auch persönlichen, auch zwischenmenschlichen, auch unausgesprochenen, schließlich auch jenen der filmischen Wahrnehmung) an.

          Claire Denis' Film ist mehr als gelungen. Extrem schwer und äußerst leicht zugänglich in gleichem Maße - klingt paradox, aber sobald man sich ein wenig auf die Suche nach Anknüpfungspunkten in der dekontruktivistischen Literatur macht, sprudeln die Ideen. Zu mir hat am meisten das Gleichnis vom verlorenenen (und vom zurückgelassenen) Sohn gesprochen, auch wenn ich da noch längst nicht jedes Rätsel gelöst habe ...

          Da "L'Intrus" derzeit in der deutschen Übersetzung nicht lieferbar ist, hier ein Zitat von Nancy: "Ich bin die Krankheit und die Medizin, ich bin die kanzeröse Zelle und das verpflanzte Herz, ich bin die das Immunsystem schwächende Kraft. Ich bin die Enden der eisernen Fäden, die meinen Brustkorb zusammenhalten und die Einspritzöffnung, die für den Rest meines Lebens unterhalb meines Schlüsselbeins angebracht ist, so wie ich früher bereits die Schrauben in meiner Hüfte und die Platte in meinem After war. Ich verwandle mich in einen Androiden der Science-Fiction oder in einen Scheintoten."

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          • 9 .5

            [SPOLIER AHEAD]
            Hahahaa, definitiv der ALIEN-Teil mit dem höchsten Humor-Anteil, und ich meine damit nicht nur die Zoten und damals flotten (mittlerweile oft zitierten und etwas ausgelaugten) Sprüche, sondern vor allem auch Jeunets und Whedons Chuzpe, die ALIEN-Filme der Regisseure vor ihnen weitestgehend zu kopieren - als Hommage, versteht sich ;-)
            - die Ausstattung ist bei Fincher geliehen und ein bisschen mit Firefly-Ambiente verbrämt,
            - Camerons Truppe wird sehr schön persifliert, ohne sie jedoch wirklich bloßzustellen,
            - "mad scientists" & skrupellose Geldschneider sind in fast unbegrenzter Zahl vertreten,
            - Scotts "spooky" Raumschiff-Atmosphäre überhöht Whedon ins Groteske und
            - auch ihre eigenen Werke werfen Drehbuchautor Joss Whedon und Regisseur Jean-Pierre Jeunet höchst selbstironisch in die Waagschale.

            Für FIREFLY-Freunde (deren schräg-sympathisches Team hier schon angedeutet ist) und DELICATESSEN-Fans ein sehr selbstreflexives Vergnügen, für alle anderen höchtwahrscheinlich eine ziemlich bizarre Angelegenheit. 7,5 Punkte für den Film und einen halben Punkt drauf für den ganz speziellen Whedon-Humor.

            5
            • 10
              über Alien³

              ALIEN I: Ridley Scott erzählt gekonnt eine Weltraum-Monster-Story mit hohem Suspense-Faktor. [8 Punkte]

              ALIEN II: James Cameron reduziert das Ganze auf Marines-Action im All und hat mit Pvt. Vasquez und und Lt. Ripley zwei bei genauer Betrachtung ziemlich nervige weibliche Kampfmaschinen am Start. Solide, etwas sentimentale Kost, die nicht ganz überzeugt. [7,5 Punkte]

              ALIEN III: David Fincher legt treffsicher den Kern des Alien-Mythos frei und inszeniert einen Drachenkampf im dystopischen, post-apokalyptischen, orange-stichigen Gewand, in dem Ripley endlich auch mal sexy sein darf. Sozusagen eine nicht optimistische, aber durchaus mit dem Mut der Verzweiflung ins Bild gesetzte Fiktionalisierung des Rilke-Satzes:"Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten uns einmal schön und mutig zu sehen." [9 Punkte]

              Ausblick = ALIEN IV: Wollte ich eigentlich auslassen, denn was soll jetzt eigentlich noch kommen??? Aber nasenschleuder hat grade rausgekriegt, dass Joss Whedon das Drehbuch geschrieben hat. Na, dann: Wohlan.

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              • 8
                über Hair

                "Age of the Aquarius" - astrologisch hatte es "damals" noch gar nicht begonnen, aber es wurde zelebriert, gefeiert und gewürdigt. Hab ich mir sagen lassen, denn die Hippies aus den Siebzigern waren ebenjene Generation, gegen die sich die Jugendlichen in den Achtzigern abgrenzen mussten und so hielt ich Abstand. Auch später, als ich schon wusste, dass es im Grunde diesselben Leute waren, wie die in meiner damaligen Peer-Group: anständige und bescheuerte, manche sogar richtig liebenswert - nur eben langhaariger, bekiffter als wir je sein konnten und mit komischen Schlaghosen. Ja, so dachte ich damals. Heute - und nachdem ich die Neunziger habe vorübergehen sehen, bin ich noch ein kleines bisschen klüger geworden, schätze EASY RIDER (1969, für mich die ersten Freaks, die im Film über Freiheit und deren Limitierungen nachdachten) nach wie vor, liebe mittlerweile WARRIORS (1979) und bekenne mich dazu, HAIR (1979) zu mögen, richtig und für immer. Als Teenie habe ich dieses Musical mal spät im Fernsehen gesehen und war - trotz allem zur Schau gestellten Hippietum - begeistert von der Message gegen den Vietnamkrieg. Und natürlich von der Szene, in der sie auf dem Tisch tanzen. Das war ja im Grunde schon Punk ;-) Ich mag die Musik, das Ende und Treat Williams mit seinen unmöglichen Haaren und überhaupt seine ganze verrückte, bunte Blumenkinder-Clique. So, jetzt ist es endlich raus. Lass dich umarmen Welt ...
                P.S. ROCKY HORROR PICTURE SHOW mag ich natürlich auch. Den hab ich sogar mal im Kino gesehen mit Tanzen, Gummihandschuhen, Reis und allem anderen drum und dran.

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                • Die Vorlage "Cosmopolis" gilt als phallische Weltliteratur, was soll also das in diesem Zusammenhang kleinlich wirkende Herumreiten auf einer diagnostizierten "asymmetrischen Prostata"? Zumal man niemals Figur und Drasteller verwechseln sollte und alle wirklich interessierten und vor-nichts-zurückschreckenden Filmliebhaberinnen Pattinson doch vor allem aus HARRY POTTER, Teil 4 kennen und schätzen.

                  P.S. Anecken stelle ich mir dann doch "eckiger" vor.

                  Always on the edge
                  Sigrun :)

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                  • Danke für den schönen Text!

                    P.S. CORALINE ist auch einer meiner liebsten Stop-Motion-Filme. Hinzufügen möchte ich, dass es nicht nur einen Roman von Neil Gaiman gibt, sondern auch eine Graphic Novel (Illustrationen: Dave McKean), die optisch ganz anders daherkommt als der Film, einen aber ebenfalls in seinen Bann zieht - ganz ähnlich wie der Film.

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                    • 10

                      BEAU TRAVAIL hat eine ganz eigene Grammatik: Der auktoriale Erzähler versucht das Geschehene durch wenige Worte (und ein im Bild gezeigtes Tagebuch) im Griff zu behalten und zu verarbeiten. Die Bilder (dokumentarisch, kühl, mitunter kühn - Agnès Godard in Topform) erzählen - unterstützt durch den gekonnten Schnitt von Nelly Quettier - bisweilen etwas anderes, z.B. wenn aus der vom Erzähler behaupteten Eifersucht unverhohlen Facetten von Hingabe und Eros hervorblitzen oder wenn man am Ende des Films im Meerwasser das Salz sehen kann - ohne es wirklich zu sehen; einfach nur, weil man es vorher an anderer Stelle schon gesehen hat und sich jetzt einfach wieder daran erinnert, wo es hingehört.
                      SPOILER: Das Ende hat mich übrigens umgehauen: Eine wahre Freude für mein Tänzerinnenherz! Und auch wenn dieser 90er-Stil nicht meiner ist, diese letzte lange Einstellung gehört allein Galoup (der tragischen Hauptfigur) - ganz egal, wie man das offene Ende interpretiert. Die Schluss-Szene korrespondiert dabei mit einer anderen Tanz-Szene, in der die Legionäre im Kreis um Galoup gemeinsam mit ihm stompen. Hier geht es direkt zum Kern des Films: Dreht sich denn wirklich alles nur um Galoup? Er wünscht es sich sicher in seiner grenzenlosen Einsamkeit, aber der Film sagt deutlich "nein" - es geht auch um die anderen.

                      Fazit: BEAU TRAVAIL ist gute Filmarbeit, good work oder um es in meinen Worten zu sagen: Dieser Film tanzt.

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                      • Fry - wer sonst :)

                        P.S. Zu dritt sind Fry, Leela und Bender eine tolle Parodie von Kirk, Spock und Pille.

                        • "Bite my shiny metal ass!"

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                            • 8
                              über Judex

                              JUDEX, der Rächer, der Magier, der Gentleman. Kaum zu glauben, dass dieser Film aus dem Jahr 1963 ist, denn er sieht aus (und hört sich paradoxerweise an) wie ein Stummfilm mit "spoken words". Selbstjustizfilme werden für mich immer ein "Geschmäckle" haben (im Film kann ja jeder ein Rebell sein), aber dieser hier hat einfach Charme - und eine Menge erstaunlicher Plot-Twists. Eine Empfehlung von nasenschleuder, der die Idee hatte, eine Kopie zu kaufen, und von mir, pepperpott.

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                              • 5

                                Gestern in London gesehen. Mein erstes Mash-up im Kino und klar, man weiß wie's gemeint ist. Ich mag Ab Lincoln als Figur - auch in diesem Film und wir hatten einen echten Kintopp-Abend. 5 Punkte aus dem Pub.

                                8
                                • Standing ovations von mir für Alain Resnais, dessen Werk ich ganz besonders schätze, auch das späte natürlich. Dafür gibt's: Herzen <3

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                                  • Der Typ gefällt mir. Happy birthday!

                                    • 7 .5
                                      über Masken

                                      Chabrol seziert mal wieder reichlich raffiniert das Böse unter der Sonne und verschont niemanden - am allerwenigsten sein Publikum. Echt bitter, aber bei genauerem Hinsehen durchaus originell.

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                                      • 50 % meiner männlichen Lieblingsschauspieler in einem Film? Perfekt!

                                        Egal wieviel Screentime sie haben, Wolverine war in X-MEN FIRST CLASS auch der Allerbeste!

                                          • Zeit für Lyrik! Gestern beim Guinesstrinken im Pub gelesen:

                                            Yet each man kills the thing he loves,
                                            By each let this be heard,
                                            Some do it with a bitter look,
                                            Some with a flattering word,
                                            The coward does it with a kiss,
                                            The brave man with a sword!

                                            Aus Oscar Wildes "Ballad of Reading Gaol" (1896/97)

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                                            • 8

                                              Larsons Roman habe ich seinerzeit nach einigen hundert Seiten Lesens weggeworfen, weil ich ihn als schlecht konstruiert, geschwätzig und überbrutal empfand. Die schwedische Verfilmung konnte ich immerhin bis zum Ende ansehen und Finchers Adaption nun wird dem Stoff (der an sich sehr spannend und - wenn auch etwas plakativ - gut ist) endlich gerecht. Es wird deutlich, dass das Team um Fincher sehr viel Zeit mit der Ausbalancierung der einzelnen Elemente verbrachte, einiges wurde glaubwürdiger gestaltet (z.B. dass Mikael auf Lisbeth zugeht und nicht umgekehrt), einiges wurde verfälscht (englischsprachige Lokalzeitungen in Schweden!), insgesamt wurde gut gekürzt und schließlich die beiden wichtigsten Punkte: Bild und Ton (die Musik von Trent Reznor sowieso) wirken präzise - und alles, wirklich alles wurde in meinen Lieblingsfarben gedreht. Ein Thriller in steingrau, dunkelgrün, erdfarben und stahlblau (vor allem Craigs Augen).
                                              P.S. Die neue Lisbeth fand ich übrigens gut, auch wenn ich ein Fan von Rapace bin.

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                                              • Meine Empfehlung: Die "normale" Version ansehen und wenn man das verdaut hat, dann irgendwann die Redux-Fassung. APOCALYPSE NOW (REDUX) ist wahrhaftig einer der besten Filme aller Zeiten.

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                                                • 10

                                                  "Nothing says goodbye like a bullet ..." und niemand interpretiert Chandler so elegant wie Altman. Gould holt Marlowe anders ab als seinerzeit Bogart und doch sind beide Interpretationen verblüffend. Wer die Romane schätzt, weiß was ich meine.

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                                                  • Der Film ist harte Kost. Ich finde Björks Dancer-in-the-dark-Premierenkleid von 2000 toll (inkls. Eisbären-Clutch). Noch besser war nur das Schwanengewand von 2001 :-)

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