Simbod - Kommentare
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Alle Kommentare von Simbod
Ich könnte meinen Text nun so aufziehen, dass ich manche Wörter vorwärts schreibe, manche rückwärts, dann die Positionen der Wörter vertausche und sie ineinanderfließen lasse. Am Ende versteht dann keiner mehr irgendwas von diesem Text. Nun wird es vielleicht einige geben, denen es Spaß macht, mühsam die Teile zusammenzusuchen und sie in die richtige Reihenfolge zu bringen, um den Text zu rekonstruieren (egal, ob sie es am Ende nun schaffen oder nicht). Andere werden kopfschüttelnd einen Blick auf den Text werfen, mit den Schultern zucken und ihn wegklicken. Übertragen auf den Film gehöre ich zu letzterer Fraktion. Mag ja sein, dass das alles ganz fein säuberlich durchgedacht wurde und man irgendwann jedes Plotdetail versteht, wenn man Szene für Szene anschaut und am Whiteboard analysiert. Aber dafür fehlt mir einfach die Motivation. Dafür hat mich der Film einfach von Anfang an zu kalt gelassen. Die Vergleiche mit "Inception" mögen zwar auf den ersten Blick naheliegen, doch "Inception" hat sein Gimmick lediglich genutzt, um eine spannende und emotionale Geschichte um seine menschlichen Konflikte und Tragödien auf eine einzigartige, kreative Weise herumzubauen. "Tenet" hingegen ist nicht mehr als sein Gimmick, das es immer und immer wieder ausspielt, als wäre es jedes Mal aufs Neue faszinierend. Dieses Gimmick der Zeitinvertierung entlockt vielleicht in den ersten 15 Minuten noch ein "Ui. Kreativ!" oder ein "Ui. Handwerklich echt gut gemacht!". Aber das war's dann auch schon. Irgendwann ist es dann einfach nur noch egal, wer gerade vorwärts und wer rückwärts läuft. Wo Explosionen Steinbrocken wegschleudern und wo sie diese wieder einfangen. Obwohl Nolan die ganz großen Bedrohungen in den Ring wirft ("Dritter Weltkrieg", "Ende der Welt"), bleibt das ganze Hin und Her bis zum Schluss derart uninteressant, dass ich schon nach kurzer Zeit nur noch dasaß und das alles aus einer sehr weiten Distanz heraus beobachtet habe – und mir gewünscht habe, dass es endlich endet. Kenneth Branaghs Schurke, der die Welt beenden will, weil er selber todkrank ist (?) und außerdem natürlich keiner seine Frau haben soll (oder so ähnlich), ist eine derart bescheuerte Karikatur, dass es mehrfach zu unfreiwillig komischen Situationen kommt. Elizabeth Debickis Figur ist hingegen im Grunde nur dazu da, um wenigstens eine Frau untergebracht zu haben, die dann manchmal doofe Sachen sagen darf ("including my son"), während die Männer in der Zwischenzeit die komplexe Physik meistern und die Welt retten. Noch nie hat Nolan so sehr auf eine mitreißende Geschichte und durchdachte Figuren gepfiffen, nur um eine Bühne zu haben, auf der er seinen Intellekt demonstrieren kann. "Don't try to understand it. Feel it." wird oft als Motto des Films zitiert, doch wie soll man hier etwas fühlen, wenn es nichts zu fühlen gibt in diesem wirren Treiben uninteressanter Menschen?
Endlich hat Cecilia (Elisabeth Moss) es geschafft, vom Anwesen ihres sie psychisch und physisch misshandelnden Partners Adrian zu fliehen. Noch größer ist die Erleichterung zunächst, als sie kurze Zeit später von Adrians Suizid erfährt. Doch schon bald scheint ein unsichtbares Wesen in ihr Haus einzudringen und durch geschickte Manipulationen ihre Freunde und ihre Schwester gegen sie aufzubringen. Cecilia glaubt felsenfest, dass ihr vermeintlich toter Ex-Partner, ein brillanter Wissenschaftler im Bereich der Optik, gar nicht tot ist, sondern einen Weg gefunden hat, sich unsichtbar zu machen und nun ihr Leben zu zerstören. Ihr zunehmend besorgtes und verärgertes soziales Umfeld hält Cecilia hingegen wegen ihres paranoiden Verhaltens für psychisch krank...
Dass ausgerechnet "Saw"- und "Insidious"-Stammautor Leigh Whannell aus H.G. Wells' 1897 erschienener Romanvorlage "The Invisible Man" einen derart effektiven Psychoterror auf die Leinwand zaubert, zählt wohl zu den großen Überraschungen des Kinojahres. Wenig war in den letzten Jahren nervenaufreibender als die minutenlangen, stillen Kamerafahrten durch die Räume eines Hauses, in dem sich eine unsichtbare Gefahr zu verstecken scheint. Statt sich einem erwartbaren, klassischen und letztlich auch "braven" Horrorfilmaufbau zu verschreiben, schleicht und schlängelt sich "The Invisible Man" bedrohlich voran und schlägt dann in unerwarteten Momenten überraschend heftig zu, um schließlich in einem ungemein cleveren und schockierenden Schlussakt zu münden. Begleitet wird Elisabeth Moss' Kampf gegen die unsichtbare, grausame Gewalt von einem dramatisch-bombastischen und wirklich mal gruseligen (und nicht nur in den richtigen Momenten durch lautes Donnern aufschreckenden) Score von Benjamin Wallfisch, der zum Besten gehört, was man in den letzten Jahren musikalisch im Horrorbereich zu hören bekam.
Es ist ein sehr ambitioniertes Projekt, das Burhan Qurbani sich da vorgenommen hat. Er möchte Alfred Döblins Mammutwerk "Berlin Alexanderplatz" in die Gegenwart übersetzen und die ausufernde, komplexe Handlung in einen dreistündigen Film verpacken. Drei Stunden, die einer 15-stündigen Serienumsetzung durch Rainer Werner Fassbinder gegenüberstehen. Kann das funktionieren?
Der Grundgedanke ist äußerst clever: Weil sich Berlin und die Lebensumstände seiner Gesellschaft in 90 Jahren nun mal offensichtlich stark gewandelt haben, würde eine vorlagengetreue Umsetzung völlig aus der Zeit gefallen wirken. Den sich vergeblich an seiner Resozialisierung versuchenden Hauptcharakter mit krimineller Vergangenheit Franz Biberkopf daher zu Flüchtling Francis umzudichten, der in Berlin seine Vergangenheit hinter sich lassen und sich ein neues Leben aufbauen möchte, erscheint sehr konsequent und ein vielversprechender Ansatz – aus dem Qurbani letztlich aber nicht viel macht. In den entscheidenden Momenten klammert er sich zu sklavisch an die Ereignisse der Vorlage, die dann aber nicht so recht in das Gesamtbild passen. Zwar bekommt man den Einfluss der Herkunft von Francis immer wieder in rassistischen Kommentaren und Umgangsformen zu spüren. Für die Handlung ist es aber effektiv irrelevant, denn Francis begeht die gleichen Fehler wie sein Alter Ego Franz in Alfred Döblins Romanvorlage, losgelöst vom gesellschaftlichen Kontext. In den meisten Situationen könnte Frances auch genauso gut weiß sein – er könnte genauso gut Franz Biberkopf sein.
Dass Qurbani die komplexen Figuren des Romans nicht so ganz zu fassen bekommt, merkt man immer wieder an seltsam sprunghaften Szenen. Nachdem Francis etwa durch Heinrich seinen Arm verliert, hält er sich zunächst von ihm fern, kommt dann aber doch zu dessen Wohnung, in die er dann gewaltsam und von Wut getrieben einbricht, um Heinrich am Hals zu packen, beinahe zu erwürgen, nur um ihm dann ein paar Sekunden später zu erklären, dass die Sache mit dem Arm ja womöglich eine "Strafe" war und sich wieder mit Heinrich anzufreunden.
Allgemein funktioniert der problematische Hiobsvergleich der Vorlage hier noch weniger als schon im Roman. Es ist nicht so, dass eine ausweglose Situation Francis immer weiter in den Strudel von Kriminalität und Gewalt zieht. Es ist nicht so, dass ihm das alles von außen auferlegt wird, ohne dass er etwas tun kann. Es sind viel mehr seine eigenen, sehr bewussten unklugen und irrationalen Entscheidungen, die dazu führen, dass Francis' Leben den Bach runtergeht. Immer wieder wiederholt Francis mantraartig "ich möchte gut sein", doch man glaubt es ihm schon bald nicht mehr. In den Momenten, in denen er sich ganz problemlos aus den Situationen ziehen könnte, stehen ihm in erster Linie sein impulsives Ego und seine Sympathien für Heinrich im Weg. Man kauft Francis nicht ab, von der Welt, die ihm angeblich keine Möglichkeiten bietet, verschlungen zu werden. Er wirkt sehr selbstbewusst und kognitiv auch sehr wohl in der Lage, realistisch einschätzen zu können, dass die Zusammenarbeit mit Heinrich böse enden wird. Nicht umsonst warnt er jeden um sich herum, vor allem natürlich seine geliebte Mieze, dass Heinrich und sein Umfeld nicht gut für sie seien.
Es fällt daher schwer, mit Francis auf seinem Weg ins Verderben mitzuleiden, denn dieser Mensch trifft derart offensichtlich schlechte Entscheidung, dass man nur dasitzen und sich kopfschüttelnd dazu hinreißen lassen muss zu denken, dass er daran ja irgendwo auch selbst Schuld sei. Dass Qurbani dies aber immer wieder auf den gesellschaftlichen Einfluss, die schwierigen sozialen Umstände herunterzubrechen versucht, wirkt unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen. Dabei hätte seine Neuinterpretation die perfekte Gelegenheit geboten, die realen Schwierigkeiten und Hindernisse zu beleuchten, mit denen sich Flüchtlinge tatsächlich konfrontiert sehen und die auch immer wieder eine Tendenz zum Abrutschen in die Kriminalität zur Folge haben.
Auch die von Albrecht Schuch zweifellos zum Niederknien brillant gespielte Version des Heinrich wirkt hier enttäuschend eindimensional. Dass Francis auf diese offensichtlich vollkommen kaputte, hochgradig gefährliche und manipulative Art hereinfällt, obwohl er sie doch offensichtlich zu durchschauen in der Lage ist (wie er auch immer wieder demonstriert), wirkt immer wieder irritierend. Anders als in Döblins Roman hat Heinrich keine zwei schwer greifbaren, antithetischen Charakterfacetten, sondern ist ein Lehrbuch-Psychopath, der seine Mitmenschen eigentlich abstoßen statt anziehen sollte.
Das alles ist schade, denn "Berlin Alexanderplatz" schafft es zwischendurch auch immer wieder, die Geschichte sehr mitreißend, ansprechend und kunstvoll umzusetzen. Dass Qurbani zumindest auf handwerklicher Ebene sehr genau weiß, was er tut, merkt man dem Film stets an. Er hat mit seiner Version bei weitem keine Vollkatastrophe produziert, aber einen auf merkwürdige Art und Weise nicht zuende gedachten, schizophrenen Film, der alles sein will und am Ende doch nichts so richtig sein kann.
Adam Sandler in: "Play stupid games, win stupid prizes"
Ich kann die nächsten 2 Jahre keine Filme mehr sehen, in denen Leute in Autos irgendwelche furchtbaren pulsierenden Elektropop-Songs aus Spotifys Chill-Out-Playlists singend den Kopf aus dem Fenster strecken. Noch eine weitere dieser Szenen und ich hätte was gegen die Leinwand geworfen.
Ach ja, auch darüber hinaus funktioniert diese nicht enden wollende Vollkatastrophe von einem Film hinten und vorne nicht. Nicht zu fassen, dass dieses kolossale Scheitern in sämtlichen Punkten vom selben Regisseur kommt, der zuletzt den hervorragenden "It Comes at Night" gedreht hat.
Kaum ein Biopic der letzten Jahre war wohl so sehr Checklisten-artiges Verfilmen eines Wikipediaeintrags wie "Radioactive". Die Handlung hetzt von Ereignis zu Ereignis, ohne den Zuschauer auf diesem Weg in irgendeiner Weise abzuholen. So bleibt Curie, die mal wieder klischeehaft als arrogante "Ich bin besser als ihr alle"-Wissenschaftlerin mit Arschlochattitüde und Desinteresse an allem, das nicht mit ihrem Job zu tun hat, porträtiert wird, fast über die gesamte Laufzeit schwer greifbar – jedoch nicht im spannenden Sinne. Die besonders zu Beginn sehr hölzernen Dialogen nerven mit abgedroschen-nerdigen Wisschenschaftlerkalauern und -manierismen (anscheinend stellt sich Drehbuchautor Jack Thorne wohl vor, dass Wissenschaftler in ihrer Freizeit miteinander so kommunizieren), die unangenehm an das klischeehafte Wissenschaftlerbild von "The Big Bang Theory" erinnern – nur hier eben auf befremdliche Art und Weise ernst gemeint.
Neben der bemerkenswerten Kameraarbeit und Farbgebung des Films gehören v.a. seine Szenemontagen, in denen die sowohl positiven als auch negativen Auswirkungen der bahnbrechenden Entdeckungen auf die Menschheitsgeschichte gegenübergestellt werden, zu den wenigen interessanten Aspekten von "Radioactive". Auch wenn der Schwerpunkt eher auf dem zerstörerischen Einsatz der Radioaktivität liegt (als Beispiele werden natürlich der Atombombenabwurf auf Hiroshima und die Reaktorkatastrophe von Chernobyl angeführt), verlässt der Film hier endlich seinen mutlosen, sicheren Weg entlang der Lebensstationen Marie Curies und versucht sich an einem betont unvoreingenommenen Diskurs über Segen und Fluch wissenschaftlichen Fortschritts, wenngleich dieser bis zum Schluss sehr oberflächlich bleibt. Gespielt wird Curie von Rosamund Pike zwar gut. Viel retten kann das im zerfahren aufgezogenen Film mit seinem auffällig plump geschriebenen Drehbuch aber nicht. So bleibt "Radioactive" die Art von Film, die man als Chemielehrer seiner Klasse zeigen kann, wenn man keine Lust auf normalen Unterricht hat. Dass die Bundeszentrale für politische Bildung den Film dafür tatsächlich empfiehlt, verwundert daher wenig.
Aus der Kategorie “unausgereifter Quark”. Come to Daddy merkt man die fehlende Erfahrung seines Regisseurs Ant Timpson fast zu jeder Sekunde an. Die mit Hilfe von Logiklöchern und bescheuerten Twists zurechtkonstruierte Geschichte um ein komplett schieflaufendes Vater-Sohn-Wiedersehen nach etlichen Jahren ergibt hinten und vorne keinen Sinn und zielt lediglich auf ein paar billige, makabre Lacher ab. Warum Elijah Wood sich für diesen leidlich unterhaltsamen Blödsinn hergegeben hat, muss man nicht verstehen. Immerhin das bedrohliche Setting in einem abgelegenen Haus am Meer und so manche Suspense-Szene sind Timpson gelungen. Für seine zukünftige Karriere sollte er seine Drehbücher aber etwas sorgfältiger ausarbeiten. Vollkommen unverständlich, wie positiv dieser Quatsch von der Fachpresse aufgenommen wurde.
El Camino knüpft nahtlos an das Finale der Serie an und erzählt, wie Jesse Pinkman vor der Polizei flieht und sich eine neue Identität zu beschaffen versucht. Und das war bereits die gesamte Plotbeschreibung, mehr passiert hier nämlich nicht. Dieses filmische Anhängsel an einen funktionierenden Serienabschluss ist nicht nur maximal überflüssig, sondern auch noch derart uninteressant, dass man sich im Nachhinein fragen muss, ob Breaking Bad wirklich so gut war, wie man die Serie in Erinnerung hat. Pinkman und dessen Geschichte jedenfalls tragen keinen zweistündigen Film, auch mit Flashback-Gastauftritten einiger Nebendarsteller aus der Serie nicht. Auch beleuchtet El Camino Pinkmans Charakter nicht näher, als die Serie es tat. Maximal sinnloses Sequel, das lediglich mit ein paar netten Szenen punkten kann.
In The Lighthouse spielen Robert Pattinson und der stets phänomenale Willem Dafoe zwei Leuchtturmwärter, die isoliert auf einer Insel langsam dem Wahnsinn verfallen.
Das alles ist wundervoll dreckig und widerlich gefilmt. Eggers Bildsprache ist in ihrer ästhetischen Hässlichkeit wirklich fantastisch. Ansonsten ist das ganze Spektakel aber leider einfach nur prätentiös, nichtssagend und anstrengend. Dass Eggers versucht, seinen Film als Allegorie griechischer Mythologie (Prometheus, Sisyphos usw.) und anderen literarischen Werken aufzuziehen, hilft da leider nicht viel. Derartiges haben meisterliche Filme wie mother! wesentlich besser gemacht. Wer aber sehen will, wie Dafoe und Pattinson sich zwei Stunden lang besoffen anschreien, prügeln und zwischendrin wieder versöhnlich Seemannslieder grölen (was zumindest phasenweise ganz unterhaltsam ist), für den ist der Film wie geschaffen. Zu empfehlen aber nur mit Untertiteln, weil Dafoe mit für den normalen Kinogänger ungewohntem Seemannsvokabular spricht und man das als Nichtspezialist in diesem Gebiet unmöglich alles verstehen kann.
Dass Karyn Kusama inszenatorisches Talent besitzt, bewies die Regisseurin bereits in ihrem wundervoll unheimlichen Horrorthriller The Invitation. Auch in ihrem neuen Film Destroyer vermag Kusama ihren Star Nicole Kidman effektiv in Szene zu setzen. Als gebrochene Alkoholikerin versucht die von Kidman gespielte Ermittlerin Erin Bell den Bankräuber Silas aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Dieser hat vor vielen Jahren schlagartig Erins Leben zerstört, als diese sich mit Polizeikollege und Lebenspartner Chris im Undercover-Einsatz in Silas’ kriminelle Gang eingeschleust hatte.
Der Rachethriller ist clever und spannend aufgebaut, indem man die Hintergrundgeschichte fragmentweise in Rückblenden erzählt bekommt. Zwischen all den Flashbacks und Zeitlupen kann Kusama allerdings nicht verbergen, dass hier nur ein weiteres Mal eine Geschichte von doofen Menschen erzählt wird, die doofe Entscheidungen getroffen haben.
Bei einer jährlich stattfindenden, religiösen Zeremonie in Mazedonien wird ein Kreuz ins Wasser geworfen. Wer es fängt, hat ein Jahr lang Glück. Die Teilnahme ist nur Männern gestattet. Als die arbeitslose Historikerin Petrunija sich kurzerhand entschließt, ebenfalls ins Wasser zu springen und es tatsächlich schafft, das Kreuz zu finden, tritt sie damit einen Skandal ungeahnten Ausmaßes los.
Der auf einer wahren Begebenheit basierende Film der nordmazedonischen Regisseurin Teona Strugar Mitevska gewann dieses Jahr den vom Europaparlament vergebenen LUX Filmpreis. Mitevska zeigt hier eine zutiefst frauenfeindliche, von Männern dominierte und von der Kirche geleitete Gesellschaft, deren Einfluss selbst bis in die Polizei reicht. So schockierend und unbegreiflich diese Ereignisse vor allem für Deutsche sein dürften, muss man leider dennoch sagen, dass vieles in Господ постои, името ѝ е Петрунија eher gut gemeint als gut gemacht ist: So springen insbesondere die Charaktere des Priesters und des Polizeichefs nahezu beliebig und unplausibel in ihren Haltungen hin und her, die als feministische Figur eingeführte Reporterin wirkt zu selbstzweckhaft (ihre gleich mitgelieferte Hintergrundgeschichte mit Kind und problematischem Verhältnis zum Ex-Mann trägt darüber hinaus schlicht gar nichts Relevantes zur Geschichte bei) und Petrunijas finale Tat wirkt nicht glaubwürdig herbeigeführt. Angesichts der hochaktuellen, wichtigen Themen und einiger starker Szenen, mag man aber über einige der Schwächen des Films gnädig hinwegsehen.
In der ersten Hälfte gelingt Joon-ho noch eine der witzigsten Komödien des Jahres, deren gesellschaftssatirisches Setting sehr gut funktioniert. Ab dem Auftauchen der entlassenen Haushälterin jedoch findet der Film in seinem Versuch, schwarze Komödie, Familientragödie und satirische, symbolisch aufgeladene Sozialkritik auf einmal zu sein, irgendwann auf keinen gemeinsamen Nenner mehr und wirkt trotz zunehmender Zuspitzung immer zerfahrener. Mag der Film seine extremen Lobeshymnen auch nicht gänzlich verdient haben, ist Joon-ho aber dennoch ein sehr unterhaltsamer und sympathischer Film gelungen.
Gerade die erste Hälfte zieht sich sehr ereignislos dahin und befremdet mit einigen seltsamen Szenen. Etwa eine, in der Nicole (wie immer im Godmode unterwegs: Scarlett Johansson) dem komplett ahnungslosen Charlie (etwas hölzern: Adam Driver) fast beiläufig die Scheidungspapiere überreicht und dieser irritierend unemotional reagiert, als sei das keine große Sache. Dem gegenüber stehen in der zweiten Hälfte aber einige brillante Szenen, zu deren besten die Verhandlungen der Anwälte (genial: Laura Dern, Ray Liotta und Alan Alda) und ein erschütternd realistischer Streit zwischen Charlie und Nicole gehört. Hätte man den Film etwas anders aufgezogen, manches gekürzt, manches erweitert, hätte es tatsächlich ein großartiger Film werden können. So ist es immerhin ein sehenswertes Drama mit gleichermaßen humorvollen wie auch bedrückenden, nachfühlbaren Momenten der Menschlichkeit.
Ad Astra ist kein Film, der sich groß für die tatsächliche Technologie der Raumfahrt in der Zukunft interessiert. Stattdessen bereitet er sorgfältig die emotionale Vater-Sohn-Begegnung vor, die dank Brad Pitts und Tommy Lee Jones’ phänomenalem Schauspiel auch entsprechend wuchtig einschlägt. In James Grays ruhiger, philosophischer Erzählung fliehen Menschen in die Leere des Alls, weil es auf der Erde nichts für sie gibt – und erkennen schließlich, dass auch unzählige Kilometer von ihrem Zuhause entfernt keine Antwort auf sie wartet. Wie auch schon Filme wie Interstellar und Arrival zählt Ad Astra damit zu jener humanistischen Science-Fiction, die über Selbstfindung und die Suche nach Menschlichkeit erzählen. Schade ist, dass hier jede Emotion, jeder Gedanke im Erklärbär-Stil von Brad Pitts Figur in nervtötenden Monologen ausbuchstabiert wird, damit sie auch ja jeder versteht, was dem Film letztlich den Status eines herausragenden Films kostet. Dennoch absolut sehenswert, allein schon aufgrund der ergreifenden Bilder und der packenden Filmmusik von Max Richter, dessen bekanntestes Stück "On the Nature of Daylight" bereits in Arrival und Shutter Island verwendet wurde.
Nicht trotz, sondern gerade WEGEN des ungewöhnlichen Settings funktioniert Asters Film so ausgesprochen gut: Zwischen knallbunten Blumenwiesen im Drogenrausch und strahlendem Sonnenschein verbergen sich innerhalb der nur auf den ersten Blick harmlosen Sektengemeinschaft mysteriöse, blutige Traditionen. Mit gelegentlichen Referenzen auf Tobe Hoopers durchaus in manchen Kernpunkten vergleichbaren Slasher-Klassiker The Texas Chain Saw Massacre gelingt Ari Aster ein verstörender, in tiefschwarzen Humor getränkter Albtraum. Besonders hervorzuheben: Newcomerin Florence Pugh, die die hochkomplexe, trauernde Hauptfigur Dani Ardor mit einer beeindruckenden Präzision und Facettenreichtum spielt.
Tetsuya Nakashima, Regisseur des erschütternden Films 告白 [dt.: Geständnisse], ist zurück mit einem erneut absolut irren Film: Ein augenscheinlich glückliches, perfektes Paar, das gerade geheiratet und ein Kind bekommen hat, wird von einer bösen Macht heimgesucht. Als Vorzeigevater Hideki mit Hilfe eines Mediums versucht, den Grund für den übernatürlichen Terror herauszufinden, wird ihm von der seine Familie attackierenden Entität vorgeworfen, dass er seine Frau und Tochter vernachlässige und schlecht behandle. Allmählich beginnt die nach außen hin perfekte Fassade zu bröckeln und die drei müssen die Hilfe der Exorzisten-Geschwister Makoto und Kotoko in Anspruch nehmen, um zu versuchen, größeres Unheil abzuwenden.
In der Verfilmung des gleichnamigen Romans 来る vermengt Nakashima Familiendrama, Haunted-House-Grusel und Exorzismus-Horror zu einem schwer zu begreifenden, ästhetischen Horrorfilm, wie man ihn lange nicht gesehen hat. Grandios ist dabei, wie das Drehbuch das Setting nutzt, um japanische Werte und Traditionen im Wandel der Moderne zu hinterfragen und zu kritisieren. Dass der Film mehrmals im Verlauf sein Genre zu wechseln scheint und sich eben mit typisch japanischen Familien- und Gesellschaftsbildern befasst, mag für europäische Augen befremdlich, manchmal sogar übertrieben wirken. Wer sich darauf einlässt, bekommt aber einen in sämtlicher Hinsicht beeindruckenden, wundervoll blutigen Horrortrip mit bombastischem Finale zu sehen.
Im ersten englischsprachigen Film der österreichischen Regisseurin Jessica Hausner entwickelt die Wissenschaftlerin Alice eine gentechnisch manipulierte Pflanze, deren ausgesendete Sporen im Körper Oxytocin freisetzen und die dadurch therapeutisch als natürliches Antidepressivum eingesetzt werden soll. Eine Mitarbeiterin äußert jedoch den Verdacht, dass die Sporen der “Little Joe” getauften Pflanze die Gehirne von Lebewesen befallen und sie sehr subtil dahingehend manipulieren, dass der Konsument nur noch das Ziel hat, der Pflanze bei der Verbreitung zu helfen. Nach und nach beginnt auch Alice Verhaltensveränderungen an ihren Mitmenschen festzustellen.
Little Joe ist optisch ansprechend gestaltet und stellt durchaus interessante Fragen zur Ethik moderner Gentechnik. Leider weist das Drehbuch einige Schwächen auf, die Dialoge wirken teils hölzern und unnatürlich und im langatmigen Mittelteil tritt der Film lange nur auf der Stelle und entwickelt sich nicht weiter. Ob man außerdem in einer Zeit, in der Gentechnik durch irrationale Ängste der Bevölkerung noch immer massiv blockiert wird, unbedingt einen Film braucht, der diese Ängste durch ein Horrorszenario noch weiter befeuert, ist mindestens fragwürdig.
David Lynchs Filme waren, bis auf einzelne Ausnahmen, ja schon immer behämmert. Aber jetzt scheint endgültig irgendwas in seinem Oberstübchen durchgebrannt zu sein.
Einen halben Punkt dafür, dass ich mich jetzt immerhin wieder über Lynch-Fans amüsieren kann, die diesen 17 Minuten geistiger Umnachtung krampfhaft irgendetwas künstlerisch Wertvolles anzudichten versuchen.
Ich hatte Sex Education letztes Jahr nach 1,5 Folgen abgebrochen, weil ich das Konzept zwar interessant, die Umsetzung aber anfangs nur platt und albern fand und auch dachte, dass sich die ganze Erzählung in ihrem Humor und Tonfall in eine ganz andere Richtung bewegen würde. Über ein halbes Jahr später habe ich der Serie doch noch mal eine Chance gegeben und mag sie inzwischen sehr. Der weitere Verlauf hat mich sehr positiv überrascht. V.a. dass die Figuren zu keinen Karikaturen aus üblichen Teenieklamotten verkommen, sondern alle auf ihre Art und Weise ernstgenommen werden. Klar bedient sich die Serie einiger Genre-Klischees (tatsächlich in der zweiten Staffel noch etwas mehr als in der ersten) und kommt ab und zu, passend zum Titel, schon etwas belehrend daher, aber von einer Seifenoper ist sie trotzdem weit entfernt. Dafür sind die Figuren viel zu gut geschrieben und die Themen viel zu komplex. Ich finde v.a. Ncuti Gatwa und Connor Swindells spielen ihre Rollen unglaublich gut. Deren Geschichte hat mir in der zweiten Staffel am besten gefallen. Generell ist Adam aktuell für mich die spannendste Figur der Serie, weil er schwer durchschaubar ist. Bin sehr gespannt auf Staffel 3.
Bin da unschlüssig. Ich habe die letzten 2 Staffeln nicht als so negativ empfunden wie du, sondern in Sachen Qualität eher als Fortsetzung der letzten paar Jahre, die ich zwar gut fand, aber eben nie mehr als das. Mit Ausnahme der tollen Fürst-vs.-Legat-Staffel. Aber dass es eben die letzten Jahre nie so richtig stark war, ist auf jeden Fall schon ein auffälliger Trend, der sicherlich in irgendetwas seine Ursache hat. Das aktive Eingreifen von RTL – und da bin ich vielleicht weniger konservativ als du (bin aber auch zugegeben kein Fan der ersten Stunde), das fand ich meistens legitim und hat schon auch Spaß gemacht – ist ja letztlich nicht die Ursache, sondern schon die Rettungsmaßnahme. Ich kann schwer einschätzen, ob es primär an der Kandidatenauswahl liegt. Das spielt sicherlich mit rein. Was mir auch aufgefallen ist, ist die zunehmende Wahrnehmung und Analyse der Formateigenheiten durch die Camper selber. Zumindest kommt es mir so vor, dass nie zuvor so viel über die eigene Wirkung in der Sendung diskutiert wurde wie in den letzten 2-3 Jahren. Vor allem dieses Jahr fand ich das richtig anstrengend, einziges Thema war ja nur noch "ich bin so authentisch, alle anderen sind so falsch" und die vermeintlichen Sympathie-Taktiken der Mitcamper wie Hobbydetektive zu entlarven und offenzulegen. Davor hatte ich schon den Eindruck, dass alle insgesamt weniger verkopft an die Sache rangegangen sind, sondern einfach mal gemacht haben und geschaut haben, was passiert.
Aber wie sich das lösen lässt, da hab ich auch keine Idee. Ich weiß nicht, ob eine Pause wirklich etwas bringt. In der Zeit vergessen die Stars ja nicht, wie das Format funktioniert, deswegen glaube ich, dass es danach genauso weitergehen würde. Vielleicht müssen wirklich mal radikale Änderungen her. Die Aufteilung in 2 Camps war ja z.B. ein erster Versuch, das Konzept abzuändern, das hat nur leider nicht so recht funktioniert. Oder man muss sich wirklich wieder mehr darauf fokussieren, die Kandidaten sorgfältiger auszuwählen. Ich glaube mit Günther Krause hätte das dieses Jahr deutlich spannender werden können. Aber genau weil Ausstiege von älteren Kandidaten ja nun wirklich keine unvorhersehbare Seltenheit sind, hätte ich schon erwartet, dass man da zur Sicherheit eben wenigstens 2-3 Kandidaten von diesem Kaliber heranschafft, statt auf einen einzigen zu setzen.
Das mit den Moderationen ist mir auch negativ aufgefallen. Da ist über die letzten Jahre auf jeden Fall ein Abwärtstrend zu verzeichnen. Die Legat-Verwurstung fand ich auch brutal nervig. Aber nach der vollkommen versemmelten Gewinnspiel-Anmoderation, für die es in den Social-Media-Kanälen dann auch zurecht einen genervten Shitstorm gab, scheint RTL Legat aus der Rolle ja nun endlich entlassen zu haben. Ansonsten haben mir zwar ein paar der Comedy-Einlagen ganz gut gefallen (Highlight auf jeden Fall die Parodie der Laura-Wendler-Instagramstory), aber mir wären die cleveren Moderationstexte von früher auch lieber.
Alles in allem fand ich die aktuelle Staffel wieder mal okay (so wie die letzten Jahre auch) und es war quasi das Gegenstück zur letzten: Da ging es anfangs richtig zur Sache, dann hat sich die Staffel aber einfach nicht weiterentwickelt. Dieses Jahr war es umgekehrt. Die erste Woche war ne Katastrophe (schlechteste, die ich bisher gesehen habe), dafür sind die Camper plötzlich zur zweiten Woche aktiv geworden und haben sie für mich dann doch noch zum Teil gerettet.
War im ersten Moment auch sehr genervt und fassungslos, dass die Zuschauer mal wieder eine der besten Kandidatinnen rausgewählt haben. Aber da Markus und Sven ja über die letzten Tage plötzlich auch aktiver geworden sind im Kampf gegen Danni, war Elena tatsächlich nicht so dringend notwendig, wie es zunächst in der ersten Woche schien (trotzdem natürlich ein Verlust). Ich fand nach der katastrophalen ersten Woche vor allem die letzten paar Tage überraschend gut und finde die Finalistenauswahl auch in Ordnung. Raúl ist zwar viel zu spät raus, aber besser spät als gar nicht. Ist halt schade, dass Damien schon sicherer Sieger ist, aber alles in allem wirkte die Kandidatenrauswahl dieses Jahr (bis auf 2 Fälle: Sonja und Elena) erstaunlich plausibel und viel besser als in den letzten Jahren. Da wurde gefühlt viel mehr nach "Sympathie" und "Authentizität" gewählt. Wäre das dieses Jahr auch so, dann wäre sicherlich keine allseits verhasste Danni Büchner im Finale.
Das Voting zu reformieren halte ich aber grundsätzlich auch für sinnvoll, da stimme ich zu.
Joa, das mit dem kulturellen Überforderungspotenzial und den stimulierenden Reibungspunkten hat sich dann wohl schon direkt wieder erledigt. :D
Mag sein, dass man einen Film wie "They Live" heutzutage anders sieht als noch Ende der 80er Jahre. Wenn Carpenters Protagonisten hier nämlich von "Steuerung und Manipulation durch die Eliten" erzählen und getarnte Anweisungen in Werbeplakaten, Zeitschriften, Funk & Fernsehen entdecken, erinnert ihr Vokabular vor allem an jenes zahlreicher moderner Verschwörungstheoretiker, die einerseits an harmlose, lustig-bescheuerte Theorien, wie etwa die Reptiloiden (tatsächlich passt dieses Konzept 1:1 auf Carpenters Idee, die Aliens als getarnt unter den Menschen lebende, die Welt steuernde Wesen zu zeigen), aber auch an gefährliche Theorien glauben, wie etwa vermeintliche Gehirnwäsche im globalen Stil, Verschleierung von nur Eliten zugänglichen Wahrheiten oder sogar antisemitische Weltverschwörungen (tatsächlich versuchten Rechtsextreme den Film so zu interpretieren). Es wäre zwar falsch, Carpenter diese Absichten zu unterstellen oder ihm eine Mitschuld daran zu geben – gegen letztere Interpretation setzte er sich auch persönlich zur Wehr – jedoch unternimmt "They Live" zu wenig, um seine sehr allgemeine, dystopische Prämisse zu verfeinern und präzisieren. Gerade in Zeiten, in denen sich jene gefährlichen Verschwörungstheoretiker auch in der realen Welt bewaffnen und auf Menschen losgehen, weil sie sich dazu im Recht oder sogar in der Pflicht fühlen, sich gewaltsam gegen die vermeintlichen Elitenverschwörungen zu wehren, hinterlassen Szenen wie die in ihrer Wirkung einem Amoklauf gleichende Jagd auf die Aliens in einer Bank oder die Stürmung der Funkanstalt durch die bis an die Zähne bewaffneten Protagonisten, bei der diese gnadenlos und sehr gezielt jedes zur Bedrohung zugehörige Wesen niederballern, ein mehr als mulmiges Gefühl. Auch, dass sein Protagonist in einer der ikonischsten Szenen seinen Mitbürger im Stile eines schiefgelaufenen, platonschen Höhlengleichnisses erst gewaltsam minutenlang zur Erleuchtung prügeln muss, dürfte zu den bedenklichsten Momenten des Films gehören.
Das ist schade, denn Carpenter versteht es im Grunde, "They Live" flott und gekonnt zu inszenieren. Zwischen legendären One-Linern, furiosen Schießereien und einem wunderbar witzigen Aliendesign macht "They Live" deshalb immer wieder großen Spaß.
Natürlich ist klar, wie Carpenter seine komplett aus dem Ruder laufende Kapitalismus- und Konsumkritik eigentlich gemeint hatte. Aber selbst wenn man sämtliche möglichen anderen Lesarten außer Acht lässt, bleibt Carpenters Weltenentwurf ein dümmliches "Die da oben und wir hier unten"-Spektakel mit Eliten- und Gehirnwäschenblabla auf dem argumentativen Niveau eines rebellischen Teenagers. Das hatten ähnlich verortete Filme zu diesem Zeitpunkt schon besser hinbekommen. Und dass auch Carpenter das eigentlich besser kann, hat er mit seinen anderen Filmen bereits demonstriert.
Platz 1 kann dieses Jahr auch gar nichts anderes sein als dieser Wahnsinnsfilm. Bin komplett ohne Erwartungen ins Kino (ich hatte mich tatsächlich vorher nicht wirklich darüber informiert) und war hin und weg. Allein diese irre Schlussszene... Der letzte Film, an den ich mich erinnern kann, der so viel ohne Worte und nur über Blicke erzählt hat, war Carol.
Ansonsten hat es tatsächlich jeder Film aus der Liste, den ich gesehen habe, auch in meine Top 10 geschafft, nämlich The Irishman, Dragged Across Concrete, Ad Astra und Zwischen den Zeilen. Systemsprenger und Leid und Herrlichkeit wollte ich noch nachholen, habe die leider verpasst.
Ich finde ihn tatsächlich etwas overhyped, mochte aber schon sehr viel an ihm. Und ja, wie ReleaseTheSnyderCut schon angemerkt hat empfand ich die Streitszene auch als umwerfend gut, ebenso wie sämtliche Anwaltsgespräche, die Gerichtsszene und die Szene mit dem Brief am Ende.
Demgegenüber gab es dann aber einige Momente, die mich eher ratlos zurückgelassen haben und sich wie Fremdkörper angefühlt haben. Etwa diese seltsame Küchenszene, in der Nicoles Schwester Charlie die Scheidungspapiere überreicht oder der Gag mit dem Messer. Damit konnte ich relativ wenig anfangen und allgemein fand ich die erste Hälfte eher uninteressant. Die hervorragende zweite hat den Film für mich dann aber doch ziemlich gerettet und insgesamt mag ich ihn schon sehr gerne, obwohl manche Aspekte in meinen Augen hätten anders umgesetzt werden, manche Sachen rausgeschnitten und dafür manche Szenen lieber erweitert werden sollen. Und Johansson fand ich merklich besser als Driver, der seine Rolle teilweise seltsam hölzern gespielt hat.
Ein moderner "Szenen einer Ehe" ist er definitiv nicht für mich, da fehlt dann doch noch ein ganzes Stück.