Sonse - Kommentare

Alle Kommentare von Sonse

  • 3

    Schnarch. Legt euch lieber einen Hund statt den Film zu!

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    • 7

      Eastwood bleibt auch weiterhin sehenswert, obgleich ich "Invictus" insgesamt eher zu seinen schwächeren Filmen zählen würde.

      Nelson Mandela schickt in seinem ersten Amtsjahr das erfolglose Rugby-Team der Nation auf Mission Impossible: die Weltmeisterschaft zu eringen und die Herzen aller Südafrikaner zu gewinnen, um das durch die Apartheid geteilte Land zu einen.

      Wir haben es also mit einer Mischung aus Biopic und Sportfilm zu tun, beides klassische Genres für ein "inspirational movie". Mit so einem Genre-Mix-Film verhält es sich leider nicht selten wie mit Multifunktionsgeräten, die zwar viel können, aber nichts davon richtig gut. Die Mischung würde es erst machen, wenn sich beide Seiten zu etwas Besserem ergänzen, und eben das sehe ich hier nicht. "Invictus" lehrt uns weder viel über Mandela und seine erste Amtsperiode, noch wurde mir so richtig gezeigt wie Rugby funktioniert, was durchaus hilfreich wäre fürs Mitfiebern. Schon klar, es geht vor allem um die Reaktion der Südafrikaner auf diese Weltmeisterschaft, doch auch das bleibt nur ein Aspekt, der sich von den üblichen Klischee-Montagen nicht sehr abhebt: Jubel in einer Bar, Fahnenschwenken im Stadion sowie einem kleinen schwarzen Jungen, der gemeinsam mit ein paar, zunächst abweisend reagierenden, weißen Männern das Spiel verfolgt und man sich schließlich in den Armen liegt. Hach, so rührselig und berechenbar (das Bild, in dem am Ende eine weiße und eine schwarze Hand den Cup halten darf hier natürlich nicht fehlen) ist eben jeder Sportfilm. Das ist an sich nichts verwerfliches und wer's mag wird sicher auch hier ergriffen sein. Doch besser wäre es gewesen, in diesem Fall die Mannschaft in den Mittelpunkt zu stellen. So lernt man nicht mal den Captain kennen, der in der ganzen Handlung nur als Verbindungsstück Mandela - Rugby-Team dient und so mit einem unbekannteren Gesicht als Damon deutlich besser besetzt gewesen wäre.

      Morgan Freeman wiederum zeigt sich von seiner besten, wenn auch wenig überraschenden Seite: Chauffeur, Polizist, US-Präsident, Gott und nun Mandela - die personifizierte freundliche Gelassenheit am Steuer. War's das nun oder geht da noch was? Mutter Theresa oder der Dalai Lama vielleicht? Mit ein bisschen CGI ist alles drin... Nein ernsthaft, für seinen Auftritt lohnt sich der Film einigermaßen. Dennoch wünscht man sich gleichzeitig mehr über Mandela zu erfahren. Das tut man allerdings nicht. Im Gegenteil, als ein Charakter im Film sich nach ihm erkundigt, wird er - an Stelle des Zuschauers? - von einem anderen angefahren, dass man danach nicht frage...

      Das Sicherheitsteam erfüllt nur den Zweck des Comic Relief, schließlich *Spoilers for History* passiert ja nix Schlimmes. Eastwood hat alles wie gewohnt gekonnt gefilmt, mit kleinen Längen zwar, aber ich will ihm eigentlich - bis auf die fehlende Erklärung - die Inszenierung der Rugby-Spiele nicht vorwerfen. Wie dynamisch lässt sich Ringelpiez mit Anfassen und temporärer Haufenbildung schon verfilmen? Was ich ihm jedoch vorwerfe ist, seinen Sohn Kyle erneut an den Soundtrack gelassen zu haben. Die Musikwahl, insbesondere der völlig deplatzierte sowie jeglichen Hauch von Subtilität vermissen lassende Titel "Colorblind", ließ mich mehrmals Stirn und Ohren runzeln: Ach Clint, komm, jetzt packe den Holzhammer für die musische Message-Übermittlung bitte wieder ein!

      Ein Tränchen verdrücken musste ich jedoch bei der sicher nicht pathosfreien Rezitation des titelgebenden Gedichts. William Ernest Henleys hier zum rührenden Einsatz kommende Zeilen sind jedoch deutlich über den platten Soundtrack erhaben und als Quelle für Inspiration letztlich wohl besser geeignet als der Film:

      "Out of the night that covers me,
      Black as the pit from pole to pole,
      I thank whatever gods may be
      For my unconquerable soul.

      In the fell clutch of circumstance
      I have not winced nor cried aloud.
      Under the bludgeonings of chance
      My head is bloody, but unbowed.

      Beyond this place of wrath and tears
      Looms but the Horror of the shade,
      And yet the menace of the years
      Finds and shall find me unafraid.

      It matters not how strait the gate,
      How charged with punishments the scroll,
      I am the master of my fate:
      I am the captain of my soul."

      Na gut, da ringe ich mich trotz einiger Kritik eben doch zu einer guten Bewertung durch...

      3
      • 0

        Alles wurde bereits gesagt.
        Ich kann mich nur Kermodes sehenswerter wortloser Fassungslosigkeit anschließen
        ➜ http://preview.tinyurl.com/kksqjp
        sowie Gareth Higgins Fazit seiner hörenswerten Kurzgeschichten-Kritik: "Like I said, Michael Bay’s work gets less mature as he gets older. But it’s too easy to blame him – ‘The Rock’ and ‘Armageddon’ were a lot of fun. This is the fault of an entire culture that doesn’t demand to be treated with respect. It’s everyone’s fault, for allowing the worst big budget film ever made to be released. Save yourselves.”
        ➜ http://www.thefilmtalk.com/2009/06/30/transformers-review-worst-big-budget-film-ever-made/

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        • Wäre ja lieber eine Grinsekatze, bin aber:
          "Alice, who the f**k is Alice?"

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          • 7

            "Up in the Air" ist ein wenig wie "Slumdog Millionaire" vergangenes Jahr. Durchweg gut gemacht, unterhaltsam, allerdings auch schnell wieder vergessen. Soziale Themen dienen als Aufhänger, man gibt sich bedeutungsschwanger und tiefsinnig, doch zu sperrig darf es auf keinen Fall werden, denn man möchte ja niemanden abschrecken.
            Das ist alles ganz in Ordnung, und wird hier auch mit einigem Charme, Witz und guten Darstellern serviert - qualitativ hochwertig sozusagen. Mir war es dennoch zuweilen ein wenig zu süffig, glatt und elegant. Kein großes Kino, besser jedoch als reines In-Flight-Entertainment in der Business Class.

            Was anderes: Warum kann man keine Filmmeilen sammeln? Warum gibt es kein Frequent Watchers Program? Keine exklusiven Lounges? Keinen Admirals Club mit extra Vorstellungen, nach Zuschauern benannten Sitzen, Sälen, Kinos und eine persönliche Begrüßung durch den Filmvorführer? Scherz. Meine Kinokarten werden dennoch zum Privatvergnügen weiterhin aufbewahrt.

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            • Tallulah Bankhead hat sich am Set von "Lifeboat" wunderbar mit Alfred Hitchcock verstanden: Er bestand darauf ihren Nachnamen wie "Baghead" auszusprechen, sie nannte ihn "Bitchcock" und er machte ihr wiederum das Kompliment, sie spiele wie die Hauptstadt Siams "Bang-cock"... ;)

              5
              • 7 .5

                Zweiter Weltkrieg: Ein Schiff und ein U-Boot haben sich gegenseitig versenkt. Eine Gruppe von englischen und amerikanischen Überlebenden ziehen sich mit dem deutschen Willy den Feind an Bord ihres Rettungsboots und fragen sich, ob man ihm trauen kann...

                Hitchcocks Kollaboration mit John Steinbeck ist nicht nur eines seiner sehenswerten Experimente, ein Film auf einem Set, dem Rettungsboot, mit einem dafür recht großen Ensemble und einem seiner originellsten Cameos - "Lifeboat" zählt sicher auch zu den unterschätztesten seiner Filme. Keineswegs ist dies der schlichte Propagandafilm, als der er heute gerne abgetan wird. Hitchcock war viel zu gerissen, um so ein plattes Filmchen mit patriotisch geschwellter Brust zu drehen. Das "Lifeboat" nicht so simpel ist, zeigen schon die teils giftigen Reaktionen, die er ursprünglich hervorrief, und in denen gar von einer "Glorifizierung der Nazis" gesprochen wurde. "Lifeboat" ist weder glühende Propaganda, noch frei von Momenten, in denen man ob des Gezeigten skeptisch die Augenbraue hebt und tief einatmet. Er ist um einiges subtiler als das.

                Spannender als der Film selbst, ist die Diskussion über einzelne Szenen und die vielfältigen Deutungen, die sie zulassen: das Handeln des Deutschen, der Mob, das Ende und die letzten Zeilen etc. Das spricht für den Film, aber insofern auch gegen ihn, als dass er auch Lesarten zulässt, bei denen man enttäuscht ist, das Zuschauer offenbar nur das in der Geschichte gesehen haben*... Dennoch allein schon die Tatsache, dass Hitchcock 1944 "den Feind" als Menschen zeigt, macht "Lifeboat" außergewöhnlich. Darüber hinaus ist Tallulah Bankhead klasse und das gesprochene Deutsch richtig gut für Hollywood-Verhältnisse. Ich habe den Film im Original gesehen, ein Glück, denn wenn ich hier lesen muss, dass in der deutschen Fassung, der Deutsche zum Holländer wird, kann ich gar nicht nachvollziehen, wie der Film überhaupt funktionieren soll... Ergo: Absolute OV-Pflicht!

                ---
                (*Sehr amüsiert habe ich mich beim Blick in die IMDB-Boards über den Austausch von chet19 und bitwised zum Film, den ich hier wiedergeben möchte:
                • Boooring
                by chet19 (Thu Aug 27 2009 22:17:18)
                "Man, did Hitchcock phone it in or what on this movie? I fell asleep more often than Gus did. And then when I was awake, I had to suffer through a bunch of liberals trying to spare the life of a poor innocent Nazi. And then when another shows up, with a gun this time, they won't harm him either. At least the boring parts didn't infuriate me as much as the libs did."
                •Re: Boooring
                by bitwised (Sat Oct 3 2009 20:18:54)
                "yeah, I wish the boat was filled with cold-hearted and mean-spirited conservatives. It would have been over in like two minutes. They would have thrown overboard not just the German prisoner, but the cripple, the black guy, anyone whose European, and the intellectual reporter who speaks different languages... yeah it would have been a big hit."

                :)

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                • 7 .5

                  "Séraphine" ist für mich ganz und gar Yolande Moreau. Alle anderen Aspekte des Films treten vollständig hinter ihre Darstellung der eigenwilligen Künstlerin zurück. Ob sie eine Treppe putzt, auf einen Baum klettert, malt, versucht ihrer Vermieterin aus dem Weg zu gehen, durch die schöne Landschaft stromert oder sich die Ingredienzien ihrer Farbe stibitzt, man schaut ihr fasziniert zu. So stark ist Séraphine, dass ich mich geärgert habe, das ihr sympathisch-schrulliger Nonkonformismus *Spoiler* unweigerlich zu einer Einweisung führt. Immer das gleiche mit diesen Künstlerinnenbiografien! Oder wie die weise Maude dem Harold schon sagte: "Everyone has the right to make an ass out of themselves. You just can't let the world judge you too much."

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                    • "Derzeit plant auch der britische Regisseur Paul W.S. Anderson (Resident Evil, Death Race) eine 3D-Version von Die Drei Musketiere in Zusammenarbeit mit der deutschen Constantin-Film."
                      Herrje! Dann doch lieber noch Ritchie (...).

                      • 5 .5

                        Schau an, ein Remake, welches besser ist als das Original.
                        Nur bedeutet das in diesem Fall recht wenig, denn "The Amityville Horror" von 1979 war bereits ein uninteressanter Film, ein relativ lausiger Vertreter des Spukhaus-Genres, bekannt nur, weil er damals ordentlich Kasse machte und dies diverse Sequels nach sich zog. Erst Kubricks "The Shining" sollte zeigen, dass dem ollen Böses-Haus-Besessener-Vater-Plot tatsächlich noch etwas frisches abgerungen werden konnte.

                        Die Darsteller sind in Ordnung, gerade Reynolds funktioniert überraschend gut, während George als Mutter ihrer dreiköpfigen Brut etwas arg jung wirkt. Philip Baker Hall wiederum unterbietet in seiner Rolle als Worst Exorcist Ever™ Rod Steigers grottig-überdrehte Performance im Original. Wenn du schon weißt, es handelt sich hier nicht um Chekhov, hab doch wenigstens ein wenig Spaß damit!

                        Schließlich nervt auch Amityville 2005 mit dem Anspruch eine "true story" zu sein, und rennt zielstrebig dem Genre-Klischeemonster mit lauten Geräuschen und vorhersehbaren Buh-Effekten in die Arme. Aber, das will noch mal betont sein, der Film ist seinem Vorgänger überlegen.

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                        • 6

                          "The Crying Game" ist als einer der großen Twist-Filme der Neunziger so bekannt, dass man als Filmfreak den Film heute wohl kaum noch ungespoilert sehen kann. Bedauerlich, da der Film nicht gut gealtert zu sein scheint, was gerade auch in der Natur der "großen Überraschung" liegt. Ich saß nur da und dachte: Bitte das ist doch offensichtlich! Das will damals kaum einer erkannt haben!? Das habe ich schon deutlich besser gesehen. Und überhaupt: Who cares? Das ist im Grunde ja nur ein, und nicht d-a-s Thema des Films...

                          So richtig hat mich Neil Jordan nicht von seiner Geschichte überzeugen können und während Whitakers anfänglicher Auftritt ganz gut ist, und ich den stoischen Rea sowieso immer gern sehe, ist Richardsons IRA-Braut eine reine Karikatur und Jaye Davidsons gehypter, oscar-nominierter Auftritt viel zu verkrampft und unnatürlich, um zu überzeugen. Nö, da hatte ich bisher nichts verpasst.

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                          • Die IMDB verlangt, wenn ich mich nicht irre, auch wenn es dazu keine offiziellen Zahlen gibt, eine Bewertung von rund tausend Filmen von einem User und setzt damit voraus, dass zumindest vorwiegend nur Stimmen von Usern gezählt werden, die wirklich viel kennen. Natürlich wird es immer Idioten geben, die dann tagelang irgendwas bewerten, dass die IMDB da dennoch sehr anfällig ist, hat sich ja schon häufig gezeigt.
                            Sämtliche Aufrufe zur Manipulation von irgendwelchen Bewertungen sind natürlich armselig und grundsätzlich abzulehnen.

                            • Unter den bekanntesten Filmen gehört "Batman & Robin" allerdings durchaus in die Top Five. Wenn man Zuschauer wählen lässt, kann man einen Mainstream-Bias nicht vermeiden. Ich wünschte mir dann allerdings sämtlichen Friedberg und Seltzer-Dreck nach ganz oben.

                              • Der Link bei "The Room" ist falsch. Es handelt sich um einen anderen Film mit dem gleichen Titel, den wir leider nicht in der Datenbank haben (wollte ihn eigentlich schon längst mal auf omdb anlegen...): http://www.imdb.com/title/tt0368226/
                                Der Film hat sich in den USA im vergangenen Jahr zu einem kleinen Kult-Phänomen gemausert, mit extra Screening-Parties. Bis hier her hat es der "Citizen Kane of Worst Movies" leider noch nicht geschafft. Ich würde ihn mir auch zu gerne mal anschauen. Interviews mit seinem selbst schon bizarren Macher Wiseau haben allerdings auch schon enormen Unterhaltungswert.

                                • Was weiß ich über Conan Doyle?
                                  Eine herrliche Anekdote:
                                  Aus Witz schrieb er er eines Tages folgende Notiz "We are discovered. Flee immediately!" und schickte sie an fünf seiner Freunde, um zu sehen wie sie reagieren würden. Einer darunter floh. Keiner wusste warum und er wurde nie wieder gesehen.
                                  :)

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                                  • 6 .5

                                    VORFILM
                                    Für "Sherlock Holmes" saß ich heute abend über drei Stunden im Kinosessel. Wie geht das bei einer Laufzeit von etwa 120 Minuten? Jahaa... Da habe ich also so lang gewartet bis es endlich eine OV gab, und ärgere mich dementsprechend als die ersten Worte auf Deutsch fallen. Hordenweise rennen die Zuschauer sich beschweren. Der Film läuft noch mindestens zehn Minuten weiter. Dann geht das Licht an und der Film wird manuell ausgestellt. Es gäbe ein Problem mit dem DTS-System, das hätte den Originalton nicht gefunden... Man würde es neu starten und den Film nochmals von vorn spielen, das würde jedoch mindestens fünfzehn Minuten dauern. Okay, akzeptabel. Aus reiner Langeweile kaufe ich mir etwas zu trinken, obwohl ich mir der Ironie bewusst bin, diesen Fehler damit auch noch zu belohnen. Rund 20 Minuten später beginnt der Film von neuem, die ersten Worte: Deutsch... Zuschauerraum lacht. Ich fluche. Wir gehen uns wieder beklagen. Der Film läuft weiter. Irgendwann geht das Licht wieder an: "Wir können den Film nur auf Deutsch zeigen. Der Originalton wurde wieder nicht gefunden." Super! "Nein, die weitere OV morgen, die wird es vermutlich auch nicht geben. Wer gehen möchte, der bekommt sein Geld wieder. Wer bleibt, dem kann ich nur ein gratis Getränk anbieten." Toll! Ich denke mir, den siehst du nun gar nicht im Original, dann kannst du wohl auch da bleiben. Hole mir noch ne Bionade - diesmal gratis - und packe sie in meine Tasche. Zehn Minuten später geht es an der zuvor angehaltenen Stelle weiter. Nicht so schlimm, gesehen hatten wir das ja nun ohnehin schon einmal.
                                    So, es ging also los...

                                    HAUPTVORSTELLUNG
                                    Ich hoffe das negative Kinoerlebnis färbt nicht so sehr auf den Film ab, aber ich kann's nicht ändern.
                                    Mit "RocknRolla" hatte Ritchie mein Verhältnis zu seinen Filmen nachhaltig zerrüttet. Nun, so wirkte zumindest der Trailer, sollte ein Klassiker geschändet werden. Wenn also nicht die Besetzung so verlockend gewesen wäre und dann auch noch Kermode, der sogar Ritchies Gesamtwerk hasst, meinte "Look, Guy made a decent film", hätte ich mir "Sherlock Holmes" gar nicht erst angesehen.

                                    Tatsache, der Film geht in Ordnung. Es ist ein eher untypischer Ritchie, relativ frei von seinem üblichen Schnickschnack, der in den ersten beiden Filmen noch nett war, mittlerweile jedoch als Ballast um den Hals seiner Filme hängt und diese in die Tiefe reißt. Dorthin wo es keinen Spaß mehr macht, sondern einfach nur noch nervt. "Sherlock Holmes" zeigt, Ritchie sollte sich wie hier einfach von seinem Auteur-Anspruch verabschieden und ein Auftragsregisseur werden, ein Guy-To-Hire sozusagen. Unter den anderen Aktiven dieser Zunft könnte er dann womöglich noch recht gut wegkommen, als besserer Brett Ratner et al.

                                    Der Plot überzeugte mich mit seinem Geheimlogen- u. Okkultquark nicht, der auch als Mystery für den Zuschauer nicht wirklich funktionieren kann, da Miträtseln unmöglich und Mitdenken daher nutzlos ist. Manche Logiklöcher sind so groß, man könnte den gesamten Tower zu London mühelos hindurchschieben. So manch toller Darsteller wird unter Wert verkauft: Eddie Marsan hat nichts zu tun und ich war im Gegensatz zu vielen, die gerade ihn loben, von Mark Strong enttäuscht bzw. von seinem Bösewicht, der völlig flach und belanglos bleibt und für den Strong auch nur einen Gesichtsausdruck zu haben scheint: ein ganz langweiliger Dracula. Als Moriaty wäre er besser gewesen und der hätte auch hier schon den Erzfeind geben sollen, nicht erst in einem potenziellen Sequel. McAdams Figur war komplett überflüssig und sollte wohl nur dazu dienen der homophoben Zuschauerschaft zu versichern, dass Holmes "straight" ist.

                                    Feige, denn gerade die Bromance zwischen Holmes und Watson ist der eigentliche Kern und rettet den Film über so manche Schwäche. Er macht am meisten Spaß, wenn sich die beiden wie ein altes Ehepaar anzicken. Downey Charisma jr. (mittlerweile eher sr.) ist so sympathisch, dass ich fast übersehe, dass ich ihm das penible Genie eines Holmes nicht so recht abkaufe. Und Law mochte ich letztmalig in den Neunzigern. Als adretter Watson, der den Laden zusammenhält, gefiel er mir endlich wieder. Es mag allerdings auch damit zusammenhängen, dass seine Zeit der Allgegenwart vorbei ist - denn dann werde ich mit verschmähten Schauspielern eher wieder warm (Oh, wird diese Zeit für Brad Pitt jemals kommen?).

                                    Die gut aufgelegten Hauptdarsteller lassen mich auch verzeihen, dass ihre Figuren mit den literarischen Vorbildern kaum etwas zu tun haben. Die Leichenfledderei fällt also bei weitem nicht so schlimm wie befürchtet aus. Schließlich mochte ich den Look, wenn er auch zuweilen etwas zu CGI-lastig ist, den Score mit dem passenden Thema "Discombobulate", sowie die hübschen Title Sequences, angefangen bei den Kopfsteinpflaster-Logos, hin zu den Gemälden der End Credits, die Danny Yount so wunderbar gestaltet hat, dass ich mir wünschte, der gesamte Film würde so erzählt.

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                                    • Dieses mal wird weit gestreut werden. Meine aktuellen Tipps unter den oben genannten:

                                      Film: Avatar (Warum? Gegen die Massenhysterie kam die Academy auch beim letzten Cameron nicht an. Beste Reaktion: Abwinken und den Zahn der Zeit nagen lassen.)
                                      Regie: Bigelow (Und damit die erste preisgekrönte Frau in dieser Kategorie überhaupt; nicht nur überfällig, sondern auch völlig verdient in diesem Fall)

                                      Hauptdarsteller: Bridges (überfällig; Film und Rolle sind da eigentlich recht egal)
                                      Hauptdarstellerin: Bullock (vermutlich unverdient; weil sie für Hollywood vergangenes Jahr unter den Genannten die meiste Kasse machte)
                                      Nebendarsteller: Christoph Waltz (garantiert, und es sei ihm gegönnt)
                                      Nebendarstellerin: Mo’Nique (weil Precious nicht leer ausgehen wird)

                                      Effekte: Avatar (obwohl mich District 9 mit einem Bruchteil der Kohle weit mehr beeindruckt hat)
                                      Fremdsprachiger Film: Das Weiße Band (Die schwierigste Kategorie, da sehr unberechenbar, und Deutschland in den letzten Jahren schon zu oft geehrt wurde... Es müsste noch nicht mal "Un Prophète" werden. Wenn ich mutiger wäre, würde ich auf Argentinien tippen)

                                      • 7

                                        Schöner, preisgekrönter Film von Campion über die außergewöhnliche Lebensgeschichte der neuseeländischen Autorin Janet Frame, die als sensible Außenseiterin in jungen Jahren, mit Schizophrenie diagnostiziert, weggesperrt und jahrelang von Klinik zu Klinik durchgereicht wurde. Als eines ihrer Bücher einen Literaturpreis gewinnt, entgeht sie nur knapp einer Lobotomie. Erst Jahre später auf ihren ersten Reisen, erklärt man ihr in London, dass sie niemals an Schizophrenie litt.

                                        Campion teilt, vermutlich in Anlehnung an Frames Autobiographie, den Film in drei Kapitel: Kindheit, Klinik, Reisen. Alle drei Darstellerinnen unter Frames herrlichem roten Wuschelkopf machen ihre Sache gut. Dank dieses Films gelang Kerry Fox der Durchbruch. Campions Bilder sind wie so oft eine Pracht und mehrere Einstellungen sollte sie später in "The Piano" wiederholen. Mein einziger, jedoch recht schwer wiegender Kritikpunkt ist die mit über zweieinhalb Stunden viel zu lang geratene Laufzeit. Im dritten Kapitel spürt man die Überlänge deutlich und meine Aufmerksamkeit nahm zusehends ab. Dennoch ist dieser Engel am Tisch sehenswert.

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                                        • 6

                                          - Hallo Harvey!
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                                          - Wir müssen reden.
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                                          - Du setzt dich besser.
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                                          - Es ist wohl am besten, wenn ich es gleich direkt sage... Du, ich habe scheinbar kein Herz.
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                                          - Doch, doch.
                                          • ...
                                          - Warum? Du, ich glaube das wird nichts mit uns.
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                                          - Ja, du hast richtig gehört.
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                                          - Jetzt kucke nicht so traurig drein... Schau dich mal um, so viele positive Kommentare hier. Die Leute lieben dich. Du hast genug Freunde, und kommst garantiert wunderbar ohne mich klar.
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                                          - Was ist nur schief gelaufen mit uns? Gute Frage!
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                                          - Ich kannte dich eigentlich schon so lange. Du bist ja ein regelrechtes popkulturelles Phänomen, von Roger Rabbit bis Donnie Darko. Ein echter Klassiker..., und auch meine Prognose hier lag deutlich über 8.0 für uns.
                                          Und vor vielen Jahren hatte ich auch imaginäre Freunde. Ein Hase war da allerdings nie darunter. I'm just not the bunny-type, you know.
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                                          - Siehst du.
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                                          - Ja, Jimmy Stewart ist natürlich toll...-
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                                          - Ja, um einiges toller als du. Wenn man sich den Film anschauen muss, dann nur aufgrund seiner Darstellung des naiven Säufers Elwood, wie immer mit seinem typischen vor Staunen geöffnetem Mund.
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                                          - Schau, kein Grund die Löffel anzulegen. Die Prämisse macht ordentlich etwas her und die Andeutungen, du würdest tatsächlich existieren, verleihen der Geschichte nicht nur eine fantastische, sondern zuweilen auch finstere Note. Als Theaterstück von Mary Chase magst du ganz gut funktionieren, dein Film fühlt sich unnötigerweise schon so an, als wären Cast und Crew nie so recht von der Bühne herunter gekommen.
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                                          - Nein, von Capra konnte ich nur sehr wenig erkennen: Melancholie und die gut gemeinte, aber flache Botschaft. Josephine Hull als Elwoods Schwester soll für die Lacher sorgen, doch übertreibt sie für die Kamera zu sehr und nervte eher, als dass sie mich amüsierte.
                                          Ein Glückskeks bietet mir kaum mehr Spannung, Weisheit und Vergnügen als dieser Film.
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                                          - Harvey... ist doch okay. Man muss ja nicht jeden Klassiker als solchen beklatschen...
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                                          - Eben. So und nun hoppele bitte weiter. Ich schließe nun meine Augen und dann will ich dich nicht mehr sehen.
                                          Googly googly googly, go away!

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                                            Ohne eines der Bücher gelesen zu haben, hatte ich vor einigen Monaten "Verblendung" gesehen. Dieser war für mich eine absolut angenehme Überraschung, bekommt man solch relativ unaufgeregte, gute Krimikost doch nur noch höchst selten im Kino geboten. Auf die Fortsetzung freute ich mich entsprechend und war nun doch etwas enttäuscht.

                                            "Verdammnis" ist immer noch ein ordentlicher und spannender Film, der mich die rund zweistündige Laufzeit über unterhalten hat und Noomi Rapace ist der beste Grund sich diesen Film anzuschauen.

                                            Niels Arden Oplev, Regisseur von "Verblendung", übergab die Regie an Daniel Alfredson und (zumindest habe ich das gelesen) war nur die Verfilmung des ersten Teils von Larssons Millennium-Trilogie als Kinofilm geplant. "Verdammnis" sowie der bei uns im Juni erscheinende dritte und letzte Teil "Vergebung" wurden fürs Fernsehen gedreht. Ob diese Unterschiede für die schlechtere Qualität verantwortlich sind, das kann ich nur mutmaßen.

                                            Jedenfalls bemerkt man eine andere Ausrichtung der Handlung: Zwar geht es letztlich noch immer um die Misshandlung von Frauen - der Originaltitel von "Verblendung" lautet weniger werbewirksam im Schwedischen "Män som hatar kvinnor" (Männer, die Frauen hassen) - doch während im ersten Film eine klassische Krimigeschichte erzählt wurde, jede Wendung genauestens erklärt, auf dass auch Buchunkundige allem folgen konnten, sieht es hier anders aus. Im Fokus steht ausschließlich Lisbeth Salander. Der Aufhänger der Geschichte ist Menschenhandel. Im Laufe des Films bleibt dieses Thema unterentwickelt und tritt zunehmend in den Hintergrund, um dann völlig und unaufgeklärt zu verschwinden, zugunsten einer Familiengeschichte. Sämtliche Nebenhandlungen fühlen sich wie unverständlich-verwirrende Fußnoten an, diverse Plot-Ungereimtheiten in der Haupthandlung inklusive.
                                            Blomkvist, zuvor noch zweite Hauptfigur, geht neben Salander völlig unter. Vielleicht der Hauptgrund dafür weshalb Michael Nyqvist, der mir in "Verblendung" noch so gut gefiel, hier nun völlig blass und langweilig bleibt.

                                            So kommt "Verdammnis" über einen halbwegs soliden Krimi nicht hinaus und bleibt durchweg schwächer als der Vorgänger. Leser des Buchs können die Lücken der Handlung selbst schließen und so womöglich dem Film mehr abgewinnen. Allen anderen ist anzuraten, zumindest im Vorfeld den Vorgänger gesehen zu haben, um einigermaßen mitzukommen.

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                                            • "The Hurt Locker" all the way! Außerdem freue ich mich besonders für Renner und Mulligan, auf dass ich die beiden in Zukunft noch häufig zu sehen bekomme. Die Drehbuch-Kategorien sind wie so oft die besten: "In the Loop" muss gewinnen! Malcolm Tucker gehört ausgezeichnet. Bitte einen Preis für die besten Beleidigungen in einem Film seit Jahren und Dialogen wie diesen *Kinder, bitte weglesen*:

                                              - Judy: "You should tell me about it as it's a scheduled media appearance by a member of this department and therefore it falls well within my purview!"
                                              - Malcolm Tucker: "Within your 'purview'? Where do you think you are, some fucking regency costume drama? This is a government department, not some fucking Jane fucking Austen novel! Allow me to pop a jaunty little bonnet on your purview and ram it up your shitter with a lubricated horse cock!"
                                              - Judy: "Your swearing does not impress me. My husband works for Tower Hamlets and believe me those kids make you sound like... Angela Lansbury!"
                                              :)

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                                              • Das Video der FineBros ist wunderbar, obwohl von den genannten Fragen mittlerweile schon so manche beantwortet wurden.
                                                Was es mit Jacob, 'Esau' und Alpert auf sich hat interessiert mich aktuell am meisten.

                                                • Der arme Kermode! Da trägt er selbst aus Standesdünkeln den Beinamen "The Good Doctor" und jetzt rächt sich sein "Lieblingsschauspieler" Orlando 'Bland' in der gleichnamigen Titelrolle in einem Film... ;)
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                                                  • Schon traurig, allerdings werde ich ihre Oscar-Kampagnen nicht vermissen, die solchen durchschnittlichen Filmen wie "The English Patient", "Shakespeare in Love" und "Chicago" zu Preisen verhalf und anderen Academy-Anbiederstreifen zu Nominierungen und anderen Ehrungen wie "Cold Mountain", "Chocolat"... etc.