Stefan Ishii - Kommentare
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Alle Kommentare von Stefan Ishii
***Dieser Kommentar entstand im Rahmen der User-Wichtelkommentaraktion 2015 und ist ein Geschenk an Laudania. Ich wünsche allen einen schönen 4.Advent.***
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Die an mich gestellte Aufgabe, einen Kommentar zu irgendeinem Film mit Bill Murray zu schreiben, hört sich vielleicht leicht an, hat man doch eine recht große Auswahl an durchaus guten Filmen mit diesem Schauspieler, allerdings muß ich gestehen, dass ich tatsächlich kein großer Fan von Murray bin und das macht mein Unterfangen dann doch etwas komplizierter. Natürlich hat Bill in sehr vielen tollen Filmen mitgespielt (zum Beispiel ist er Stammschauspieler bei Wes Anderson oder Jim Jarmusch) und in seiner Rolle als Bob Harris hat er auch mich begeistert; doch über "Lost in Translation" muß man hier nun wirklich keinen Kommentar mehr schreiben, oder? Allerdings gefällt mir seine grummelige Art irgendwie nicht immer. Klar, das kann auch durchaus ironisch und bissig wirken, doch aus irgendeinem Grund habe ich bei Murray das Gefühl, dass er eher ein etwas unsympathischer Zyniker ist, der wie im Klischee nur auf der Leinwand lustig erscheint und im realen Leben eher nicht. Wie dem auch sein; meine Wahl fiel auf "Broken Flowers" von Jarmusch wo Murray in einer eher ernsteren Rolle zu sehen ist, in denen er für mich aus benannten Gründen sowieso besser passend erscheint.
Jim Jarmuschs Filme gefallen mir meistens sehr gut und "Broken Flowers" ist für mich persönlich einer meiner liebsten. Bill Murray spielt hier zwar die Hauptfigur namens Don Johnston, doch für mich zeichnet sich der Film durch eine Fülle an großartigen weiblichen Nebendarstellern aus. Murray dient da mehr als Bindeglied zwischen einzelnen Episoden. Allein die Auflistung an tollen Frauen läßt mich freudig an den Film zurückdenken: Tilda Swinton, Sharon Stone, Jessica Lange, Julie Delpy, Chloë Sevigny und allen voran Francis Conroy, die ich seit ihrer Rolle als Ruth Fisher in der Serie "Six Feet Under" unglaublich gerne mag. All diese Frauen und die kleinen Geschichten, die sie umgeben, machen für mich den Film so wundervoll. Natürlich ist er auch schön gefilmt, hat einen grandiosen Soundtrack und durch seine leicht melancholisch zurückgenommene Atmosphäre ist "Broken Flowers" ein gleichzeitig unterhaltsamer wie emotionaler Film, der ein eher ruhiges Tempo einschlägt.
Ich glaube, Laudania, du hast den Film noch nicht gesehen. Er ist also eine Empfehlung von mir an dich... auch wenn die Gefahr besteht, dass du ihn etwas langweilig finden könntest. Oder du liebst ihn!
Und bitte schön: http://www.moviepilot.de/news/stefan-ishii-fangt-das-moviepilot-stockchen-6-163229
Laudania, Desmond42 und Thomas Hetzel: Ihr seid dran!
Ist es besorgniserregend, dass ich aus den Top 7 drei überhaupt nicht kenne und die anderen vier nicht mag?
"Mon roi" läßt mich etwas ratlos zurück. Kann man einen Film gleichzeitig mögen und nicht mögen? Wie bewerte ich in solchen Situationen? Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass meine Bewertung zu hoch ausfällt, und doch will ich auch nicht weniger vergeben.
Wahrscheinlich liegt es einfach nur daran, dass ich Maïwenn nicht mag - weder als Regisseurin noch als Drehbuchautorin und schon garnicht als Schauspielerin (was sie zum Glück hier nicht tut, dafür schickt sie ihre Schwester ins Getümmel). Genau wie bei "Poliezei" habe ich so meine Problemchen mit ihrem neuesten Film. Dabei ist die Geschichte eigentlich grundsätzlich nicht schlecht. Und darstellerisch ist "Mon roi" überwältigend stark, obwohl mir in manchen Szenen insbesondere Emmanuelle Bercot ihr Spiel etwas übertreibt. Vincent Cassel und Louis Garrel (der mich die letzten Tage irgendwie verfolgt) aber auch Bercot schaffen es mit Leichtigkeit, den Zuschauer auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen.
An einer Stelle des Filmes behauptet Cassels Figur Georgio, das Leben oder die Liebe ist nur wirklich stark, wenn es sich durch Aufs und Abs kennzeichnet; ein ruhiges Leben sei ein totes Leben. Und genau nach dieser Prämisse geht Maïwenns Drehbuch vor. Es wird einem eine hochemotionale Szene nach der anderen hingeknallt. Mal lacht man unbeschwert, dann ist man schockiert oder erleichtert, frustriert oder glücklich. Mir persönlich ist das wohl einfach zu viel des Guten. Die Gefühle, die in den Figuren (allen voran Bercots Tony) vorherrschen und auf der Leinwand hervorsprudeln wie aus einer Fontäne, haben kaum Aufbau oder Vorlauf. Sie explodieren manchmal quasi aus dem Nichts. Und es hilft mir dann auch nicht, dass einige Szenen für mich oberflächlich und reißerisch erscheinen. "Mon roi" ist irgendwie sowas wie das europäische Dramapendant zum Hollywood-Actionblockbuster: Manche Szenen, sind nur drin, weil sie schön aussehen, einer interessanten Idee zugrunde liegen oder der Regisseurin gefallen. Zum Beispiel wird die Handlung parallel durch eine weitere Erzählebene begleitet, die symbolisch die Figurenbeziehung wiederspiegeln soll. Leider funktioniert dies für mich weder inhaltlich noch erscheint mir diese Idee wirklich gut umgesetzt, da sich innerhalb der zweiten Erzählebene eine kleine Geschichte entwickelt, die nur kaum mit der eigentlichen Handlung korreliert. Auch das Ende des Filmes macht für mich überhaupt keinen Sinn.
Aber trotzdem hat mir "Mon roi" stellenweise dann auch wieder richtig gut gefallen. Ich mag ihn irgendwie lieber als "Poliezei" obwohl ich ihn schlechter finde. Paradoxerweise! Immerhin ist er fesseln, aufwühlend und schauspielerisch absolut sehenswert.
Hi, sehr schöne Idee, mit der du dir aber vielleicht ganz schön viel Arbeit aufbrummst ;)
Aber du hast ja nicht gesagt, bis wann du fertig sein möchtest. Also lass dir mal Zeit!
Darf ich einen Film aussuchen, den du noch nicht gesehen hast? Den müßtest du dann natürlich auch erst noch irgendwie bekommen... Dann würde ich gerne "Still Walking" von Hirokazu Koreeda aussuchen. Wenn nicht, überlege ich mir etwas anderes.
Und im Gegenzug würde ich dir dann auch gerne etwas zurückschreiben. Kannst ja eventuell mal einen Vorschlag dazu machen :)
Nachdem ich erst gestern Philippe Garrels "Im Schatten der Frauen" sah und feststellen musste, bisher so gut wie nichts von diesem Regisseur gesehen zu haben, entschloss ich mich heute einen weiteren Film von Garrel zu schauen. Es ist schon manchmal merkwürdig, welche Regisseure einem so lange Zeit verborgen bleiben, nur um dann entdeckt zu werden. Gut, ich wußte, dass Louis Garrel (den einige sicherlich aus Bertoluccis "Die Träumer" kennen dürften und der hier in "La frontière de l'aube" die Hauptrolle spielt) einen berühmten Vater hat, ahnte aber nicht, wie stark mich dessen Filme ansprechen sollten. Auch wenn mir dieser Film gegen Ende etwas weniger gut gefiel, so kann ich doch schon nach zwei seiner Werke sagen, dass mir Garrels Art sehr gefällt. Wie auch "Im Schatten der Frauen" ist "La frontière de l'aube" in schwarz-weiß gehalten und erzählt seine Geschichte sehr reduziert und distanziert, unterstützt durch ein dazu passendes Schauspiel. Der Film beleuchtet eine etwas andere Dreiecksbeziehung. Zentrale Themen sind dabei obsessive Liebe, Schuldgefühle und Wahnsinn.
Aleksandr Sokurovs Filme können mitunter trotz ihrer Klasse aufgrund einer Überästhetisierung zugegebenerweise etwas anstregend sein. Doch sein neuester Dokumentarfilm ist so abwechslungsreich, informativ und stellenweise bewegend, dass er zumindest mir weder übertrieben, überfrachtet und schon garnicht langweilig erschien. Ich war gefesselt von diesem fantastischen Werk.
In "Francofonia", einer französisch-deutsch-holländischen Koproduktion, berichtet uns der russische Filmkünstler Sokurov von der Geschichte des Louvre (mit starkem Fokus auf die Zeit der deutschen Okkupation) und dem Umgang mit Kunst an sich. Ganz anders als bei seinem Eremitage-Film "Russian Arc" von 2002 läßt er nun nicht ausschließlich die Kamera durch die Hallen eines der bedeutendsten Museen der Welt wandern und sich darin Fragmente der Geschichte abspielen. Er geht in "Francofonia" weiter.
In diesem essayistischen Dokumentarfilm sind neben inszinierten Szenen auch von den Nationalsozialisten gedrehte Dokumentaraufnahmen zu sehen. Der Film geht dabei keineswegs chronologisch vor und bisweilen schweift der Film auch in andere geschichtliche und politischen Themen ab. Zusätzlich dürfen sich Marianne, das Symbol der französischen Republik ("Liberté, Égalité, Fraternité"), und Napoleon Bonaparte über Entwicklungen wundern. Eingerahmt wird das Ganze auf einer weiteren Erzählebene von Sukorov selbst, der in seinem Arbeitszimmer sitzt und in einen Kommentar über den Umgang mit Kunst sinniert. Doch im Zentrum von "Francofonia" stehen zwei Männer: Jacques Jaujard, Leiter des Louvre während der Besatzungszeit, sowie der für den sogenannten "Kulturschutz" zuständige Graf Franz von Wolff-Metternich. Beide setzten sich tatsächlich für den Schutz der Kunst ein und Metternich wurde später von seiner Aufgabe entbunden, da er für die Nazis zu rücksichtsvoll war.
Es mag Zuschauer geben, die dem Film eine gewisse Verharmlosung sowohl der Nazis als auch der Kollaborateure seitens der Franzosen unterstellen, aber ich kann diese Ansicht nicht teilen. Sokurov konfrontiert die beiden Personen schließlich sogar mit ihren späteren Schicksalen. Ihm geht es um die Kunst. Der Film konzentriert sich auf Aspekte wie dem Ausgeliefertsein der Kunstwerke gegenüber dem Wandel der politischen Realität oder dem Sammelwahn (hauptsächlich der europäischen Museen) und zwangsläufig damit auch ihrer Gefährdung oder gar der Möglichkeit des Verlustes, da Kunstwerke zerstört werden können, sei es durch politischer oder kultureller Böswilligkeit, als Kollateralschaden oder auch schlicht durch Unfälle oder falschen Umgangs mit ihnen während des Transportes.
Die erzählerische Vielschichtigkeit, die außergewöhnliche cinematographische Annäherung an die Thematik, die Montage der Bilder, die Beziehung zwischen Jaujard und Metternich und der durchaus hohe Informationsgehalt machen Sokurovs "Francofonia" absolut sehenswert.
"Im Schatten der Frauen" ist ein merkwüdiges, kleines Filmchen. Das neueste Werk von Altmeister Philippe Garrel (den ich bisher leider noch sträflichst vernachlässigt habe) erinnert in seiner Art an viele großartige Filme von zum Beispiel Éric Rohmer oder auch François Truffaut: Sehr unterkühlt erzählte, etwas stereotype, auf Schlüsselmomente reduzierte Beziehungsgeschichte in grobkörnigem Schwarz-weiß. Dazu eine Erzählerstimme (gesprochen von Garrels Sohn Louis), die uns die Gefühlswelt und Gedanken der Figuren erklärt. Alles leicht künstlich und irritierend altmodisch in der Geschlechterdarstellung. Mein erster Gedanke war, dass mir der Film eigentlich doch erheblich besser gefallen müßte, wenn er vielleicht 30 oder 40 Jahre älter wäre, aber doch nicht heutzutage. Alles wirkt etwas aufgesetzt.
Doch dann ist da noch der Titel des Filmes, der offenbart, dass Garrel hier etwas versucht, das eben nicht den altbackenen Geschlechterrollen folgt. Garrel spielt mit Klischees - nicht nur was die Geschlechterfrage anbelangt, sondern auch in Hinsicht auf die Erzählweise dieser Art von Film. Das altmodische Verhalten des männlichen Hauptcharakters deutet alles andere an, als dass die Männer im Schatten der Frauen stehen. Der Film erzählt neben der altbekannt unausgewogenen Dreiecksgeschichte von Betrug und Lebenslügen, was sich auch in einer Nebenhandlung um einen vermeindlichen Widerstandskämpfer (ebenfalls ein typisches Klischee in französischen Filmen) widerspiegelt, dessen Frau wiederum ebenfalls im Schatten ihres Mannes steht.
Absolut bemerkenswert: Charlotte Rampling gewann nicht nur den Filmpreis als Beste Schauspielerin; sie wurde ebenfalls mit einem Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Natürlich hochverdient, wie ich finde. Ich vergöttere diese Frau schon fast.
Mein Kommentar für colorandi_causa:
http://www.moviepilot.de/movies/chungking-express/comments
***Dieser Kommentar entstand im Rahmen der User-Wichtelkommentaraktion 2015 und ist ein Geschenk an colorandi_causa. Ich wünsche allen einen schönen 3.Advent.***
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"Chungking Express" war 1995 der wohl allererste asiatische Film, der in dem Kino meiner kleinen Heimatstadt gezeigt wurde und damit der erste Kinofilm aus Asien, den ich persönlich je sah. Dass es diesem Werk überhaupt gelang, bei uns gezeigt zu werden, ist übrigens einem gewissen Quentin Tarantino zu verdanken, der den Film auf einem Filmfestival sah und ihn so sehr mochte, dass er ihn in die westliche Welt brachte und der Film sogar in kleinen Kinos im ländlichen Brandenburg gezeigt wurde.
Ich hatte damals keine Ahnung, wer Wong Kar-wai war, und schon garnicht, dass er mal einer meiner liebsten Regisseure überhaupt werden würde. Auch der Name Tony Leung Chiu-wai sagt mir damals nichts, doch auch dieser Schauspieler sollte zu meinen Lieblingsschauspielern werden. (Und wer hätte gedacht, dass mir fast 20 Jahre später eben jener Tony Leung sogar einmal persönlich gegenüberstehen würde?) Ich habe den Film im Laufe der Jahre immer mal wieder gesehen. Und jedes Mal begeisterte er mich wieder auf’s Neue. So auch kürzlich, als ich diesen wundervollen Film für diesen Kommentar erneut sah, empfand ich ein unbeschreibliches Glücksgefühl nachdem ich mit "Chungking Express" fertig war. Doch warum ist das eigentlich so? Was macht diesen Film so besonders? Eigentlich merkwürdig, weil er doch eher eine kleine Nebenbeschäftigung für Wong Kar-wai darstellte, während er mit seinem Epos „Ashes of Time“ beschäftigt war. "Chungking Express" war eigentlich nichts weiter als eine Ablenkung, eine Abwechslung für Wong, etwas Leichtfüßiges für Nebenbei. Doch gerade diese Leichtigkeit, der sympathische Charme, der spürbare Wille, etwas zu gleich Wildes wie Romantisches zu schaffen, machen das Geheimnis aus. Der Film mußte nicht erfolgreich werden, auch wenn einige Hongkong-Stars darin zu sehen sind. Wong hatte keinen großen Druck und machte einfach was ihm Spaß machte.
"Chungking Express" ist eine episodenhafte, romantische Komödie mit Elementen des Gangsterfilms. Nun ja, der Begriff „episodenhaft“ erscheint angesicht der nur zwei Episoden etwas übertrieben. Ursprünglich sollte aber noch eine weitere Episode ein Teil des Filmes werden, doch diese wurde später von Wong als eigenständiger "Fallen Angels" produziert.
Die erste Episode ist erheblich kürzer und beinhaltet die angesprochenen (und im zweiten Teil überhaupt nicht enthaltenen) Gangsterelemente. Für sich genommen finde ich diese Episode leider nicht so stark, trotz des wundervollen (und damals noch sehr jungen) Takeshi Kaneshiro. Aber diese Episode setzt schließlich dann den Ton für den Rest des Filmes und ist somit ein unverzichtbarer Teil des Filmes. Unerfüllte Liebe, jugendliche Verspieltheit und Träumerei sind für mich die Quintessenz des Filmes und genau dies etabliert diese erste Episode. Danach kann man sich uneingeschränkt in die umwerfende Erzählkunst von "Chungking Express" stürzen, die geprägt ist von wunderschön verspielten Momenten (Beispiel: Tonys Figur spricht mit Gegenständen, um seine Gefühlswelt darauf zu projizieren) und unglaublich emotionalen Szenen, wie beispielsweise der kurze Moment in dem Tony still im Imbiss steht, mit seinem Kaffee in der Hand, und die Personen um ihn herum bewegen sich in Zeitraffer; ein Moment tiefer Trauer, denn nach Übergabe eines Briefes deiner Exfreundin kann er diesen einfach nicht öffnen. Zu den bereits erwähnten Punkten kommen noch die unvergesslichen Sätze und Dialoge, die in diesem Film vorkommen und mich immer wieder begeistern. Ach, und dann natürlich noch die umwerfende Faye Wong, die ja eigentlich eine Sängerin ist und hier ihren ersten relevanten Kinoauftritt absolvierte (und einige Jahre später in Wongs "2046" nochmals zu sehen sein sollte).
"Chungking Express" ist einer dieser Filme, denen ich, wenn ich sie heute das erste Mal sehen würde, wohl keine 10 Punkte mehr geben könnte. Aber wenn ich „heute“ sage, meine ich nicht das Jahr 2015; vielmehr mein eigenes Alter ist damit gemeint, denn eigentlich sind es die Themen, die mich heute nicht mehr so stark ansprechen wie noch vor 20 Jahren. Ich bin einfach kein Teenager mehr, mein Leben hat sich gewandelt. Nun sind es Filme wie "In the Mood for Love", die zu meinen Lieblingsfilmen gehören. Wongs Themen sind im Verlauf seiner Karriere erwachsener geworden, aber "Chungking Express" war das erste große Highlight und auch wenn ich nicht mehr zur Hauptzielgruppe gehöre, so werde ich diesen Film doch immer lieben.
Ich kann die vernichtenden Kritiken geradezu schon riechen. Und natürlich treffen die dann auch irgendwie zu. Der Film versagt als Mysterydrama und auch als Beziehungskomödie kann er natürlich nicht überzeugen. "Valley of Love" entzieht sich jedweder Kategorisierung. Damit wird er von wahrscheinlich sehr vielen Zuschauern einfach als schwach abgetan. Mit großen Fragezeichen in den Augen gehen sie aus dem Film und fragen sich, was das alles nun sollte. Oder der Film wird von einigen ganz wenigen als Meta-Überfilm gefeiert werden, der dann als subtil, künstlerisch und äußerst vielschichtig erklärt wird. Naja, wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Das Drehbuch (wenn es denn überhaupt eines gab) ist ganz offensichtlich nicht perfekt. Niclouxs Film schafft es nicht, eine stringente Geschichte zu erzählen. Aber ich finde das komischerweise überhaupt nicht so wichtig.
Zu allererst ist "Valley of Love" umwerfend fotografiert. Die fast schon hypnotischen Landschaftsaufnahmen vermitteln ein faszinierendes Gefühl für die flirrende Hitze und dem damit suggerierten emotionalen Zustand der Charaktere. Diese finde ich übrigens absolut großartig. Isabelle und Gérard spielen sich irgendwie selbst; weswegen ihre Figuren wohl auch ihre Vornamen und Berufe besitzen. Dabei thematisieren sie ihre eigenen Ideen, Ängste und Bilder von sich selbst, ihrer persönlichen Welt. Dass Depardieus Sohn kürzlich starb, muss nicht unbedingt erwähnt werden, dürfte aber auf die Geschichte großen Einfluss gehabt haben.
Die zweite große Stärke des Filmes liegt natürlich in den Darstellern selbst. Diese zwei Schauspielgrößen heute nochmal zusammen vor der Kamera zu sehen, selbstkritisch und unprätentiös, bisweiligen mit einem Augenzwinkern, ist allein schon das Eintrittsgeld wert. Die Kamera schmeichelt ihnen nicht, vielmehr überhöht sie sogar bestimmte Eindrücke. Die Szenen zwischen den beiden in erster Linie, aber damit im Grunde auch der komplette Film, sind trotz aller Kritik für mich absolut sehenswert.
"Sogobi" ist der letzte Teil einer California-Trilogie von Filmkünstler James Benning, die sich mit dem Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur beschäftigt. Alle drei Filme sind strukturell identisch aufgebaut: Sie bestehen aus jeweils 35 festen Kameraeinstellungen (ohne jegliche Dialoge, Kommentare oder Textinformationen), die alle eine exakte Lauflänge von 2 Minuten und 30 Sekunden besitzen. Einige dieser Szenen sind dabei sehr still, ruhig und kontemplativ, andere können auch durchaus dynamisch oder gar witzig sein. Dabei schränkt vielleicht manchmal die Begrenzung auf 150 Sekunden die Aussage der jeweiligen Szenen etwas ein: Einige Einstellungen sind vielleicht in kürzerer Zeit erfaßt und eingeordnet, während manche durchaus etwas länger hätten dauern können, um ihre volle Wirkung erzielen zu können. 2:30 ist wohl der bestmögliche Mittelweg.
"El Valley Centro" (1999) zeigt Aufnahmen des Industrie- und Landwirtschaftsstaates Kaliforniens, "Los" beschäftigt sich mit dem Ballungsgroßraum Los Angeles und "Sogobi" thematisiert scheinbar die wilde Natur des amerikanischen Sonnenstaates. Während der erste Film die in sich interessantesten Aufnahmen zu bieten hat, weil man bestimmte Gebäude oder Gebilde erst verstehen oder einordnen muß - was nicht immer so leicht ist, wie es sich anhört - und schließlich einen (für meinen Geschmack vielleicht etwas zu offensichtlichen) Kommentar auf den menschlichen Eingriff in die Natur darstellt, nimmt sich "Los" verstärkt dem direkten Menschen an (und deren Interaktion) und widmet sich dabei in erster Linie dem Spiel von Form, Schichtung oder Bildgestaltung; ein Aspekt der mich leider weniger interessiert, weshalb der zweite Film den für mich am wenigsten ansprechende Teil der Trilogie darstellt.
"Sogobi" weicht insofern von den anderen zwei Filmen der Trilogie ab, als dass er quasi durch die gezeigten Einstellungen so etwas wie eine Geschichte erzählt. Bei "El Valley Centro" und "Los" vermittelt das Gezeigte erst durch einen höheren Kontext eine Botschaft, doch in "Sogobi" ist das etwas anders. Zunächst werden Natureinstellungen präsentiert, die eine menschenleere, wilde und scheinbar unberührte Welt zeigen (Sogobi ist übrigens der schoschonische Ausdruck für Welt oder Erde). Doch das täuscht. Nach 20 Minuten dringt erstmals etwas in diese scheinbar heile Welt ein: Ein Helikopter erscheint, der offensichtlich Wasser aus einem kleinen Fluß aufnimmt, um einen Waldbrand oder ähnliches zu löschen. In dem Moment dachte ich noch, dass dies mal eine ereignisreiche Abwechslung zu den eher undynamischen Naturaufnahmen darstellt. Doch noch weiteren 10 Minuten wird ein Schild mit der Aufschrifft "available" präsentiert. Damit ist klar, dass der Mensch vor- und eindringt, die Welt für sich beansprucht und womöglich ausbeuten oder nutzen möchte. Später rückt eine Kollone Militärfahrzeuge an oder es sind andere eher kleinere Spuren menschlicher Existenz zu finden. Manchmal nimmt man diese Anwesenheit auch nur akustisch wahr. Doch schließlich zeigen uns Bennings Bilder Holzschlag und Raubbau in großem Ausmaße. Dazwischen gibt es natürlich immer mal wieder menschenleere Einstellungen, doch es ist klar, dass dies nur noch eine Fassade ist, die uns vorgegaukelt wird. Die Illusion von der unberührten Wildniss ist dahin; der Zuschauer sucht schon fast zwanghaft nach Spuren. Hinter jedem Baum könnte ja ein Mensch hervorkommen oder auf einem Hügel am Horizon wäre ein Haus denkbar.
Die California-Trilogie ist als Gesamtwerk beeindruckend. Da sich die Einzelteile auf unterschiedliche Aspekte fokussieren, dürfte für jeden etwas dabei sein. Außerdem lassen sich auch Verknüpfungen der Teile untereinander finden. Für mich persönlich ist "Sogobi" der stärkste Film, "El Valley Centro" jedoch der spannendste. Ich sah alle drei Filme mittels DVD auf einem großen Fernseher in einem abgedunkelten Raum. Ich denke jedoch, dass diese Art von Film erst auf der Kinoleinwand seine volle Stärke entwickeln kann.
Nach dem für mich wirklich grandiosen "Deseret" von James Benning hat mir dessen Nachfolgefilm "Four Corners" leider etwas weniger angesprochen. Das liegt aber zu großen Teilen vielleicht auch daran, dass ich zu Vielem kaum Hintergrundwissen besitze und somit der Film äußerst schwer zugänglich für mich war. Doch auch, wenn ich ihn nicht wirklich bis ins Letzte durchdringen konnte, so geht von "Four Corners" eine gewisse Faszination aus.
Der Film setzt sich dabei aus vier Abschnitten zusammen, die identisch in der Struktur sind. Zu Beginn werden fast erschlagende Texttafeln mit Biographien von Claude Monet, Moses Tolliver, der fiktiven indianischen Wandmalerin Yukawa und Jasper Johns gezeigt. Dann folgt ein jeweiliges Kunstwerk dieser Personen. Darüber gelegt werden jedoch Erzählungen von jeweils verschiedenen Personen präsentiert, die in irgendeiner Form als Kontrast zum Gezeigten fungieren (in Abschnitt 2 erzählt Benning beispielsweise von sich selbst; ein anderer Erzähler ist der deutsche Filmemacher und -produzent Hartmut Bitomsky). Abschließend sind einige unkommentierte Kameraaufnahme zu sehen, die in geographischem Kontext zum zuvor Gehörten stehen.
Offensichtlich setzt Benning sich selbst in einen künstlerischen Kontext zu anderen Künstlern und Biographien. Er fragt wohl danach, in welchen Zusammenhängen Kunst und amerikanische Geschichte stehen; vor allem in Hinsicht auf den Umgang mit "nicht-weißen" Ethnien, aber auch generell mit niederen Klassen oder Unterschichten. Insofern ist der Film wohl auch eine Selbstreflektion zum Thema Verantwortung und Pflicht in der Kunst.
James Benning ist einer der wohl bedeutendsten Regisseure der USA, die sich auf den Kunstaspekt des Filmemachens konzentrieren. Wenn man Film nicht nur als Unterhaltungsmedium versteht, und auch Dokumentarfilme nicht ausschließlich Wissen vermitteln sollen, so ist man bei Benning absolut richtig. Er entwickelt bei seinen Filmen ein Konzept, das auf Komposition setzt; allerdings nicht nur was die Bilder betrifft. Er setzt das Visuelle in Relation zu Ton, Thema oder bestimmten mathematischen oder zeitlichen Zusammenhängen. Eine Einstellung hat häufig genau die Länge, die exakt von etwas anderem festgelegt wird. Oder jede Aufnahme eines Filmes hat stets die gleiche Dauer.
Dieser Kommentar stellt mich vor ein gewisses Problem. Eigentlich bin ich der Meinung, dass man "Deseret" von James Benning ohne Vorwissen was den Filminhalt und seiner Darstellungsform betrifft sehen sollte. Ich bevorzuge es zumindest, einen Film komplett unvoreingenommen für mich entdecken und aufschlüsseln zu können. Aber andererseits steht oben in der Inhaltsangabe aus meiner Sicht bereits zu viel (und manches stimmt einfach nicht). Deshalb habe ich mich entschlossen, doch einen Kommentar zu diesem Film zu verfassen. Der Knackpunkt: Ein entscheidender Fakt wird erst im Nachspann erwähnt. Benning hätte dies, wenn es gewollt gewesen wäre, bereits zu Beginn offenbaren können. Also bitte nur dann weiterlesen, wenn man "Deseret" bereits gesehen hat oder man kein Problem damit hat.
"Deseret" scheint auf dem ersten Blick ein eigenwilliger Dokumentarfilm zu sein, der sich mit der Geschichte des US-Bundesstaates Utah beschäftigt. Es werden größtenteils Naturaufnahmen oder zumeist menschenleere Einstellungen von Gebäuden, Dörfer, aber auch größerer Städte gezeigt. Bennetts Naturverbundenheit, die man in späteren Werken vermehrt wiederfinden kann, ist hier erstmals deutlich spürbar. Die Bilder beinhalten keine in sich wohnende Handlung. Viel wichtiger für diesen Film ist jedoch der Ton. Ein Sprecher verliest in etwas monotoner Weise und in chronologischer Reihenfolge verschiedenste geschichtliche Ereignisse aus Utah. Dabei bestimmt in "Deseret" jeder Satz die jeweilige Länge einer Kameraaufnahme. Zunächst sind die Bilder schwarz-weiß, ab einem bestimmten Zeitpunkt wechseln sie zur Farbe. Die Zäsur, die diesen Wechsel definiert, liegt im Beitritt Utahs zu den USA. Doch nach und nach fielen mir ein oder zwei Kleinigkeiten im Text auf, die nach meinem Wissen falsch erscheinen. Und genau dies ist ein ausgesprochen wichtiger Aspekt des Filmes, der sich für mich erst beim Abspann aufklärte, denn die verlesenen Texte sind Zeitungsausschnitte aus der New York Times. Der Film beschäftigt sich also nicht nur mit der Geschichte Utahs an sich sondern auch mit der Frage nach Wahrheit und der Wahrnehmung oder Verfälschung von Fakten. Darüberhinaus kann man "Deseret" auch als Studie über Sprachentwicklung verstehen. Zu Beginn des Filmes sind die Kameraeinstellungen länger, später werden sie deutlich kürzer. Die in der Presse verwendete Sprache wurde mit der Zeit einfacher, die Sätze kürzer. Teilweise sind einige Bilder als Konsequenz darauf nur eine Sekunde zu sehen.
Nach meiner persönlichen Meinung ist "Deseret" ein gleichzeitig einfach aufgebauter, aber dann doch genial strukturierter Film, der in seinen Themen und Fragestellungen vielschichtiger ist als man zunächst annehmen mag. Aus künstlerischer Sicht spricht mich die Konzeption total an. Doch auch Bennetts Suche nach der amerikanischen Psyche anhand der eigenen Geschichte finde ich grandios.
[Deseret ist übrigens der Name, den die Mormonen für den Bundesstaat vorschlugen, was jedoch, um die Trennung von Staat und Religion zu bewahren, von den USA abgelehnt wurde.]
Schön, schön! Gefällt mir natürlich. Und war ja klar, dass jemand "Lady Snowblood" hervorkramt ;)
Ich hätte auch noch ein paar wunderbare Beispiele für Schnee in japanischen Filmen:
Der Fünfstünder "Heaven's Story" von Takahisa Zeze. Grimalkin, der müsste dir, wenn du solch lange Filme ertragen kannst, absolut gefallen. Auch zu empfehlen sind "Byakuyakô - Into the White Night" von Fukagawa Yoshihiro, "Kanikôsen" von SABU und unbedingt "Kabei - Our Mother" von Yoji Yamada.
Eine meiner Lieblingsschauspielerinnen ist bereits am 5. September verstorben. So traurig! Aber 95 Jahre sind auch ein stolzes Alter.
http://www.welt.de/kultur/kino/article149280154/Ihre-Erotik-war-die-der-Unerreichbarkeit.html
Ohweh, ich stürze mich hier wohl wieder in Stress, aber ich muss bei solchen Aktionen einfach mitmachen.
Der gute Nonkonformist hat mir bereits vor Wochen eine Aufgabe erteilt, vielleicht sollte ich erstmal diese in Angriff nehmen.
Ansonsten: Hätte jemand einen konkreten Wunsch für mich?
Ich bin nach diesem (zugegebenermaßen ersten) Trailer absolut enttäuscht. Okay, Disney hat es endgültig geschafft! Für mich ist das Thema Marvel im Kino wohl leider endgültig durch.
Ich hatte ja noch etwas Hoffnung auf "Civil War" gesetzt, da die Geschichte so unglaublich gut sein kann. Leider scheint der Film (wohl erwartungsgemäß) vieles falsch zu machen. Khorosho hat dies weiter unten sehr gut beschrieben. Die ganze politische Komponente wird wohl so dermaßen auf's Mindeste heruntergefahren, dass es als Hollywood-Blockbuster ohne einen Hauch von Tiefgang oder gar Anspruch in's lieblose Konzept passt.
Jetzt wird mir auch klar, warum diese eigentlich viel breiter angelegte Geschichte nur als Captain-America-Solofilm gebracht wird. Iron Man ist für die Mehrheit der Kinogänger viel zu groß und beliebt, als dass er in einem Avengers-Film als Gegenspieler akzeptiert werden könnte.
PS: Hätte ich eine halbe Millarde Dollar (wahrscheinlich reicht weniger) und alle dazugehörigen Rechte (was wohl nochmal mehrere Millarden kosten dürfte), ich würde auf der Stelle einen "Civil War"-Film drehen wie er für mich sein sollte.
Weniger die gezeigten Bilder oder die gesprochenen Wörter, höchstens die Verbindung von beidem, aber ganz sicher die politische Botschaft machen den Kurzfilm "Ellis" aus. In einer Zeit, in der aus politischen Erwägungen heraus Flüchtlingen die Hoffnung auf ein besseres, freies Leben genommen wird, kommt dieser Film über Ellis Island, der US-Erstaufnahmestation von Millionen von Immigranten während der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Regie führte ein Street Artist namens JR, was man aufgrund der etwas künstlichen, inhaltsleeren Bilder dem Film leider etwas anmerkt. Fast nebensächlich, aber am Ende dann doch deutlich, fragt "Ellis" nach dem Problem, wer in ein Land einwandern darf. Wer ist willkommen? Warum wird bestimmten Personen die Einreise verweigert?
Ich muss zugeben, dass ich absolut überrascht bin, wie eindeutig hier die Meinung allerseits ausfällt. Im positiven Sinne!
3D ist vielleicht gut geeignet für Theater-, Konzert- oder Sportübertragungen, aber im Kino nervt es mich meistens nur, macht Filme anstregend zu schauen, lenkt ab und ist auch noch teuer. Viele können es nicht verstehen, aber wenn ich tatsächlich mit Freunden mal in einem 3D-Film gehe (vielleicht 2x im Jahr, zuletzt Terminator), dann setze ich die Brille teilweise garnicht mehr auf. Mir egal, ob ich bestimmte Elemente des Bildes unscharf wahrnehme. Der Handlung kann ich trotzdem so besser folgen.
Die Studios machen doch nur noch 3D, um immer höhere Box-Office-Ergebnisse einzuspielen. Rekorde und so... Wann kapieren die Kinos das endlich? Wohl erst, wenn die Zuschauer ausbleiben. Aber dann ist ja das Internet schuld. Produktionsfirmen und Kinoketten richten das Kino zugrunde. Naja, zum Glück gilt dies nur was das Mainstreamkino anbelangt. Programmkinos machen es vor!
Das war die schnellste Umfrage, an der ich je teilgenommen habe. Eine Frage beantwortet und schon fertig!
Auf dem ländlichen Gut der Familie Kuba herrscht Langeweile. Die Männer schuften, die Jungen vertreiben sich die Freizeit auf Fahrrädern oder in Baumhäusern, die Mädchen machen neben ihren Aufgaben täglich Reitübungen, die Praktikantin Marie (Anna Veselá) träumt von der weiten Welt und am Abend sitzen alle zusammen im Gasthaus. Doch dann kommt Frantisek (Adam Stivín), bietet sich als kostenloser Gutsarbeiter an und bringt Abwechslung in die Eintönigkeit. Er verdreht der jungen Marie etwas den Kopf, treibt mit den Jungs Schabernack und hat die ein oder andere gute Idee auf Lager. Doch die Familie Kuba hat finanzielle Sorgen...
Der Filmemacher und Kameramann Martin Duba drehte vor diesem Film hauptsächlich Dokumentarfilme und wollte einmal ein Projekt mit seiner Familie realisieren. So spielen neben ihm auch seine Frau Jarmila Dubová sowie seine Söhne Petr und Jirí die Familie Kuba. Der Rest der Darsteller wurde aus dem Bekannten- und Freundeskreis zusammengestellt. Die einzige professionelle Schauspielerin ist Anna Veselá. Außerdem ist in einer kleinen Nebenrolle der Regisseur Ondrej Trojan zu sehen. Adam Stivín, der Frantisek spielt, hat mich übrigens vom Aussehen her sehr stark an einen jungen Anders W. Berthelsen erinnert. Sehr verwirrend...
Das Geschehen nach Frantiseks Auftauchen ist größtenteils eher von der belanglosen, aber in jedem Fall sehr sympathischen Sorte. "Správce statku" ist ein klassischer Fall von 'Fühlgutfilm' mit einer positiven Botschaft: Insgesamt naiv, aber nett.
"Stop at Nothing: The Lance Armstrong Story" ist wahrscheinlich nicht die beste Sportdoku, die je produziert wurde, aber mich persönlich hat sie mehr als nur bewegt. In bestimmten Momenten ließen mich schockierende Details einfach sprachlos zurück. Ich muss dazu sagen, dass ich lange Zeit wohl auch selbst einfach nicht wahrhaben wollte, dass diese Radsportikone tatsächlich nicht mit legalen Mitteln zu seinen Siegen kam. Und Leute, die "schon immer gewußt haben, dass alle dopen", machen mich traurig, weil sie wenig Liebe für den Sport aufbringen. Im Nachhinein muss man Personen wie Armstrong vorwerfen, die sportliche Karriere sowie die Reputation einer ganzen Generation von Radsportlern vernichtet zu haben. Die Radsportergebnisse mehrerer Jahrzehnte sind im Grunde wertlos, und jeder einzelne, der nicht betrogen hat, wird durch diese Erkenntnis mitbelastet. Und das tut einfach nur weh! Auch Aussagen wie "da alle dopen muss ein Armstrong zwangsläufig auch zu Mitteln greifen, um mithalten zu können" sind mir schlicht zu einfach und offensichtlich auch nur die halbe Wahrheit, da er schon sehr früh in seiner sportlichen Laufbahn auf illegale Methoden wie Bestechungen zurückgriff. Armstrong war kein Opfer des Systems; er hat das Problem tatsächlich sogar noch größer gemacht.
Doch dieser Film erzählt mehr als nur die Überführung des Dopingssünders Lance Armstrong. Alex Holmes' Film zeichnet ein wohl glaubwürdiges Bild eines unmenschlichen Monsters, das persönliche Schicksale anderer in Kauf nimmt und keinerlei Gewissenbisse selbst nach seiner Offenbarung zu haben gescheint hatte. Darüber hinaus macht der Film deutlich, warum alles in seinem Fall so lange gedauert hat, während es bei anderen Dopingsündern deutlich schneller ging. Seine Machtposition, gestützt durch politische Freunde und begründet mit seiner Aktivität als strahlender Kämpfer gegen den Krebs, ließen einen Sturz einfach nicht zu.
Miyamoto Musashi (1584 – 1645) war ein exzellenter Schwertkämpfer und Ronin, der durch Geschichten über seine hervorragenden Doppelklingenschwertkünste bis heute berühmt ist. In etwa 60 Zweikämpfen blieb Musashi ungeschlagenen. Er war der Gründer eines Schwertkunststils und verfasste das Buch "Gorin no Sho" ("Das Buch der Fünf Ringe"), welches heutzutage wohl hauptsächlich als Lehrbuch für Managementstrategien sowie als Fundus von Lebensweisheiten genutzt wird.
Musashis Ruhm hatte eine Vielzahl an Kino- und Fernsehfilmen zur Folge. In mindestens 30 Werken wurde von seinen Heldentaten erzählt. Dabei wird er zumeist als unbesiegbarer Superheld zu Zeiten des feudalen Japans porträtiert. Viele japanische Regisseure versuchten sich an ihm: Daisuke Ito, Hiroshi Inagaki oder wie in diesem Fall Kenji Mizoguchi. Unter anderem wurde er dabei von Toshiro Mifune oder Nakamura Kinnosuke dargestellt. In diesem Film von 1944 spielte ihn Chojuro Kawarasaki.
Leider ist Mizoguchs Film wenig ansprechend. Die Handlung ist relativ simpel: Ein Geschwisterpaar (gespielt von Kinuyo Tanaka und Kigoro Ikushima) erbittet Misashi um eine Ausbildung im Schwertkampf, da sie sich an den Mördern ihrer Familie rächen wollen. Doch dies dient dem Film lediglich als Motivation für einen Zweikampf zwischen Misashi und Kojiro Sasaki (porträtiert durch Kan'emon Nakamura), einem anderen berühmten Schwertkämpfer. Es läuft auf ein "Duell des Jahrhunderts" hinaus. Das Geschehen ist leicht verständlich und kaum anspruchsvoll. Das Schauspiel wirkt dabei mitunter sogar etwas lächerlich - oder vielmehr die Schauspielführung, denn von Kinuyo Tanaka (der eigentliche Grund, warum ich mir diesen Film überhaupt angeschaut habe) weiß ich, dass sie es erheblich besser konnte. Lediglich die letzte Szene erzeugt so etwas wie einen anrührenden Moment.
Ansonsten zeichnet sich der Film durch von Misashi geäußerte Floskeln aus: Altbekannte Sprüche über den Weg des Schwertkämpfers und den Sinn des Lebens. Musashi war auch Künstler (Bildhauer, Maler etc.), was ihn zu einem Vergleich zwischen der Schwertführung und der Benutzung von entsprechenden Utensilien in den Künsten oder der Kalligraphie genötigt.
"Miyamoto Musashi" ist ganz sicher kein Meisterwerk von Kenji Mizoguchi, aber wem einfache Samuraifilme gefallen, der mag hier auf seine Kosten kommen. Man sollte jedoch dabei trotzallem nie vergessen, dass dieser Film aus dem Jahr 1944 stammt, also kurz vor Ende des 2.Weltkrieges. Die japanische Propagandamaschine bevorzugte damals leichtverständliche Heldengeschichten mit Tendenzen zu gewissen Ideologien, was natürlich eher selten zu guten Filmen führte.