Stefan Ishii - Kommentare
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Alle Kommentare von Stefan Ishii
Wow, meine Liste sähe relativ ähnlich aus... Bei mir würde jedoch Kurosawa nicht so gut abschneiden und ein oder zwei Filme von Kim Ki-duk dazukommen. Meine Liste sähe wohl etwa so aus:
1. Reise nach Tokio (Ozu)
2. In the Mood for Love (Wong Kar-wai)
3. Samaria (Kim Ki-duk)
4. Chungking Express (Wong)
5. Bin-jip (Kim)
6. Rote Laterne (Zhang Yimou)
7. Weizenherbst (Ozu)
8. Der Fluss Subarnarekha (Ritwik Ghatak)
9. Der Bahnsteig (Jia Zhangke)
10. Die Stadt der Traurigkeit (Hou Hsiao-hsien)
Und da fehlen noch so viele großartige Filme. Natürlich ist die Apu-Trilogie extrem wichtig. Oder Filme von Naruse, Edward Yang oder meinetwegen auch Kurosawa. Und ich liebe die Filme von Lee Yoon-ki ("This Charming Girl" oder "Kommt Regen, kommt Sonnenschein") auch wenn sie formell vielleicht nicht in solch eine Liste gehören. Oder "Beijing Bicycle", "Still Walking" und "Frühling, Sommer, Herbst, Winter und... Frühling".
"From One Second to the Next" klingt vielleicht zunächst nach einem blöden Lehrfilm über die Gefahren des SMS-Schreibens während des Autofahrens. Aber was Werner Herzog in seinem 35-minütigen Kurzdokumentarfilm größtenteils in Form von Interviews mit Opfern, Hinterbliebenen oder Unfallverursachern hier präsentiert ist tatsächlich äußerst bewegend. Auch wenn Herzog vielleicht an manchen Stellen etwas zurückhaltender hätte sein können; der Film ist einfühlsam und niemals belehrend. Vielmehr ist die logische Konsequenz unvermeidlich. Und wer hat nicht schonmal während des Fahrens sein Handy in der Hand gehabt?
Hauptdarstellerin Catalina Saavedra fand ich in "The Mud Woman" hervorragend. Überhaupt ist das chilenische Kino (zumindest im Festivalbereich) ziemlich im Aufwind. "Die Perle" werde ich mir sicherlich auch anschauen. Klingt gut!
Mit "Glocken aus der Tiefe" schuf Werner Herzog 1993 einen Dokumentarfilm über Glaube und Aberglaube im ländlichen Russland. Während ich mit der Darstellung vom Glauben (und sogar vom Aberglauben) der einfachen Bevölkerung kein Problem habe, da sie auf gewisse Weise immer nachvollziehbar erscheint, so finde ich all die Szenen kritisch, die Wunderheiler, Exorzisten oder selbsternannte Erlöser porträtieren. Ich fühle mich damit einfach nicht wohl. Als jemand, der nicht an die gezeigten Dinge glaubt, stellt sich mir immer die Frage nach dem, was in den Köpfen der Leute vor sich geht. Glauben sie selbst an ihre eigenen Fähigkeiten? Geht es nur um Geld? Haben sie kein schlechtes Gewissen aufgrund ihrer Handlungen?
Herzog behält aber immer eine Distanz zum Gezeigten. Er gibt auch niemanden der Lächerlichkeit preis. Dies mag den Film zwar etwas trocken erscheinen lassen, ist aber sicherlich der richtige Weg. Denn schlimmer als das Vorgaukeln von Unwahrheiten durch Betrüger ist nur das Ausnutzen der aus unserer Sicht Fehlgeleiteten oder Abergläubigen zum Zwecke der Belustigung.
Weiterführend läßt sich dann noch "Pilgrimage" empfehlen, den Werner Herzog 2001 drehte. Dort sind in beeindruckenden Bildern und ohne Erläuterungen verschiedene Pilger und Gläubige bei ihren religiösen Tätigkeiten zu sehen.
"OFFICE", weil das irgendwie nach meinem Geschmack klingt. Zumal der Film aus Korea stammt, einem meiner Lieblingsfilmländer. Spannende Krimigeschichte mit Gruseleinlagen? Vom Regisseur von "THE CHASER"? Mit einem der Darsteller aus "NOBODY'S DAUGHTER HAEWON"? Da will ich hin...
Hm, schwieriges Thema. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das nicht weit genug gedacht ist. Natürlich hast du recht, wenn man das als Ausbeutung bezeichnet. Wenn ich einen Film drehen würde, täte ich den Teufel solche Szenen in meinem Werk einzubauen. Einfach, weil ich es falsch finde... Aber für wen ist das denn eigentlich ein Problem? Ist es nicht vielmehr genauso halbgar, wie die heuchlerischen, selbstgerechten Rufe nach Prostitutionsverbot? Wer als Dienstleistung bereit ist gegen Bezahlung etwas zu tun, müssen wir es ob es uns gefällt oder nicht, hinnehmen. Natürlich darf es keinen Zwang geben, das wäre dann selbstverständlich ein Verbrechen!
Aber ich gebe zu, dass es in Amerika wahrscheinlich eine Form von gesellschaftlichen Zwang gibt. Junge Frauen müssen sich auf gewisse Weise anbieten, um einen Traum leben zu dürfen. Oder sie können einfach fantastisch gut schauspielern...
Du sagt wir sollen uns fragen, ob man etwas Verwerfliches getan hat. Genau das ist doch schon schlimm. Muss ich mir also ständig Sorgen machen, dass das was ich tue und sage Konsequenzen für mich haben könnte? Impliziert dieses Verhaltensmuster nicht genau das, was totalitäre Staaten für ihr "Volk" als Ideallösung zur Machterhaltung einzusetzen gedenken? Wer still ist und nichts tut was Konsequenzen haben könnte, ist kein Problem.
Wenn man sich so die Inhaltsangabe zu "Niklashauser Fart" durchließt, könnte man zunächst an ein mäßig interessantes Mittelalterstück denken. Doch Rainer Werner Fassbinder wäre nicht Rainer Werner Fassbinder gewesen, wenn er nicht für seine erste Fernseharbeit einfach etwas gänzlich anderes auf Lager gehabt hätte. So verwendet er die auf historischen Begebenheiten beruhende Geschichte um einen bäuerlichen Widerständlers als Ansatz für ein vielschichtiges Werk zum Thema Revolution. So läßt er seine Figuren abwechselt in der Kleidung und der Sprache des späten Mittelalters bzw. der späten 1960er agieren. Passte ja schließlich zum Zeitgeist im Jahre 1970, oder? Naja, nicht so ganz. Denn anders als andere Werke zum Thema setzte sich der Film auch durchaus kritisch mit Sinn und Unsinn und problematischen Randerscheinungen auseinander. Natürlich kam es Fassbinder zu keinem Zeitpunkt auf Authentizität oder Nachvollziehbarkeit an. Politische und gesellschaftliche Parallelen stehen im Mittelpunkt. Selbst der Handlung als solcher zu folgen ist alles andere als einfach (und anders als sonst empfehle ich da ausnahmsweise vielleicht die Lektüre der Geschehnisse im Vorfeld). Sicherlich ist der Film äußerst künstlich und scheint beispielsweise von Filmemachern wie Jean-Luc Godard beeinflusst zu sein, aber wer sich darauf einlassen kann (und wen die leider sehr schlechte Qualität des Bild- und Tonmaterials nicht stört), kann mit "Niklashauser Fart" ein faszinierendes Stück Eklektizismus bewundern.
Der japanische Fernsehfünfteiler "Shokuzai" (in Deutschland merkwürdigerweise als Zweiteiler bezeichnet obwohl die Serie von arte dann doch am Stück gesendet wurde) hat mindestens ein ganz großes Problem. Und das ist das Grundkonzept!
Ein Ereignis von vor 15 Jahren läßt vier junge Frauen und eine Mutter in fünf separaten Kapiteln für gewisse Taten sühnen. Naja, eben leider nicht... Die Kapitel rund um die jungen Frauen stehen mehr oder weniger von der "Haupthandlung" abgekoppelt für sich. Lediglich die letzte Folge ist tatsächlich für die Rahmenhandlung relevant. Das macht die anderen Folgen jedoch nicht schlechter; im Gegenteil... Tatsächlich enttäuschte mich die letzte Folge am meisten, da die Auflösung sowie deren dramaturgische Darstellung einfach viel zu schwach ausfällt und somit die gesamte Serie schlechter macht, als es vielleicht nötig gewesen wäre. Das Konzept einer aufgezwungenen Verbindung zwischen den fünf Frauen hindert mich daran, "Shokuzai" besser zu bewerten. Zum Glück sind einige der Einzelkapitel recht gut geworden. Dadurch dass die einzelnen Folgen fast isoliert betrachtet werden können und sie sich teilweise auch stilistisch sehr stark von einander unterscheiden, macht eine Einzelbewertung der Episoden absolut Sinn.
- Episode 1: 6,0 (Beginnt mit den Ereignissen von vor 15 Jahren und baut vielleicht eine gewisse Spannung auf, aber sobald sich mit dem Schicksal der ersten jungen Frau beschäftigt wird, driftet diese Folge für meinen Geschmack etwas zu stark ins aufgesetzt düstere Skurile ab.)
- Episode 2: 7,0
- Episode 3: 8,0 (meine Lieblingsfolge, weil die wundervolle Sakura Andō zu bewundern ist und ihre Figur Akiko auch die interessanteste von allen ist)
- Episode 4: 6,0
- Episode 5: 5,0
Schön, schön. Positiv überrascht hat mich "Dancer in the Dark". Allein dafür gibt es schon ein Like von mir ;)
Ha, diesmal hab ich von deiner Auswahl sogar schon einen Film gesehen... ;)
Für alle Berliner: Der Film wird diesen Samstag um 16uhr im Babylon gezeigt...
http://www.babylonberlin.de/indogermanfilmdinner.htm
Ach, Bommali, du weißt ja, dass ich deine Begeisterung für's indischen Kino total großartig finde. Da stört's auch nicht, dass du über die Filme "etwas unkritisch" und absolut euphorisch schreibst. Kann ich total verstehen... Aber leider fürchte ich, dass "BĀHUBALI" mal so überhaupt nichts für mich ist. Wenn ich die Bilder und die Trailer so sehe, schreckt mich das leider total ab. Die "Größer, Lauter, Bunter, Bombastischer"-Mentalität stößt bei mir einfach auf Unverständnis. Warum dieses Nacheifern des seelenlosen Hollywood-Einheitsbreis, den du doch sonst auch kritisierst? Natürlich verstehe ich, dass da auch eine Menge an indischer Kultur und Identität drin steckt (und ehrlich gesagt bringt mich der Vergleich zu "Tiger & Dragon" oder "House of Flying Daggers" in Erklärungsnot, da mir diese ja gefallen). Aber meine Toleranzschwelle für Spektakel und ausufernde Stilisierung ist inzwischen extrem schnell erreicht. Naja, ich bin nun mal leider nicht die Zielgruppe für Filme wie diesem hier. Auch wenn große Erfolge eventuell als Türöffner für weitere indische Filme bei uns fungieren können, so wird es weiterhin nur das Genrekino (ja, ich erinnere mich an unsere Diskussion) betreffen. Früher die Musicals aus Bollywood, heute das Actionkino aus Südindien. Ich will kleine Filme sehen, mit echten Menschen und echten Problemen.
In "Taebaek sanmaek" von 1994 berichtet Im Kwon-taek sehr offen und kritisch von der politisch unruhigen Zeit in Korea nach Beendigung der japanischen Besatzung, die zum Koreakrieg im Jahre 1950 führen sollte. Das Land wurde aufgrund äußerer politischer Einflüsse ins kommunistische Nordkorea und das US-unterstützte Südkorea geteilt. Zeitweise 'befreiten' nordkoreanische Truppen Teile Südkoreas.
Doch nicht nur das Land wurde aufgrund von Ideologien auseinander gebrochen: Auch Familien. Im Kwon-taek wählte das Beispiel zweier Brüder in Südkorea, um die unsägliche Situation zu veranschaulichen, die sehr viele ungerechtfertigte Tötungen zur Folge hatte. Das Hauptproblem der brisanten Lage liegt in der Landverteilung. Großgrundbesitzer kontrollieren die Ländereien und das arme Volk sympathisiert aufgrund der unfairen Situation mit linken Revolutionären. Der eine Bruder schließt sich linken Widerstandtruppen an, um die Situation der armen Bauern zu verbessern. Der andere Bruder dient dem Militär und soll politische Verräter ausfindig machen. Auch die Schicksale einer Vielzahl an weiteren Charakteren dienen der Beschreibung der Zeit.
Allerdings bleibt "Taebaek sanmaek" stets etwas nüchtern und distanziert. Große dramatische Momente lassen sich kaum finden. Die politischen Entwicklungen im Lande werden mittels eingeblendeter Texttafeln erläutert, was dem Ganzen noch einen halbdokumentarischen Anstrich gibt. Ich finde diese Herangehensweise von Im sehr clever gewählt. Auf diese Weise verdeutlicht der koreanische Regisseur, wie schnell Ideologien und Propaganda die Menschen blenden können. Fehler werden auf allen Seiten gemacht. Und selbst beste Absichten können zu unerträglichem Leid führen.
Politisch extrem positionierte Personen, egal ob links oder rechts, dürften mit dem Film so ihre Probleme haben. Die emotional distanzierte Darstellung, die Vielzahl an Figuren und Ereignissen sowie die Laufzeit von fast 3 Stunden macht das Schauen vielleicht generell nicht immer einfach, aber insgesamt ist dies der beste Weg, die politische Erkenntnis zu vermitteln. Was insbesondere auch im Jahr 1994 noch immer schwierig gewesen sein muss, weil eine antikommunistische Grundhaltung dominierte. Der Film zeigt deutlich, wie tief der Hass zwischen den Lagern das Volk spaltete und zu welchen unmenschlichen Verhaltensweise dies führte.
Auch wenn der Film auf einem Buch von Cho Chong-nae basiert, so dürfte er sehr stark von Im Kwon-taeks persönlichen Erfahrungen aus dieser Zeit geprägt sein. Der Film spielt in seiner Heimatregion und wie man seiner Biografie entnehmen kann, waren einige Familienmitglieder Kommunisten. Aufgrunddessen wurde die gesamte Familie im streng antikommunistischen Südkorea als subversiv abgestempelt, was das Leben Ims erheblich erschwerte.
Ursprüngliche sollte der Film deutlich früher realisiert werden, direkt nach dem Ende der Militärdiktatur, wurde aber vom Staat blockiert. Es durften noch immer keine Themen aufgegriffen werden, die sich objektiv mit der Problematik der Ideologie auseinander setzten. Erst als eine zivile Regierung an die Macht kam, war dies (wenn auch unter staatlicher Beobachtung) möglich. Nur war zu dieser Zeit der kalte Krieg zwischen den Weltmächten vorerst beendet, sodass "Taebaek sanmaek" mit seiner Botschaft vielleicht etwas zu spät kam.
Wenn sich ein späterer Knastbruder sowie der Darsteller eines tarantinoesken Massenmörders zusammenschließen, um anderen Duos das Geld abzuzocken, kommt es nicht selten zu Problemen. Besonders wenn auch noch die heißblütige Perdita mitmischt...
Das Schöne an Filmen ist ja, dass jeder darin sehen und finden kann, was man persönlich gerne möchte. "La prisonnière - Seine Gefangene", die letzte Regiearbeit von Henri-Georges Clouzot, beschäftigt sich für mich mit dem (selbstgerechten) Blick der Männer auf (ihre) Frauen und dem Wunsch der Frauen aus der daraus resultierenden Welt auszubrechen. Zu Beginn hatte ich die Befürchtung, es ginge mehr in die Richtung von Voyeurismus und Abhängigkeit, was zum Teil natürlich auch Themen sind, aber die letzten halbe Stunde zeigte mir dann noch viel mehr.
Der Film ist gut gespielt und toll bebildert. Elisabeth Wiener in der weiblichen Hauptrolle ist umwerfend. Aber das Bemerkenswerteste an diesem Film ist sicherlich die künstlerische Gestaltung. Farbenfrohe, schnell geschnittene, düstere oder bedrückende Bilder- und Lichtkompositionen, die auf optische Illusionen aufbauen, reflektieren dabei die inneren emotionalen Spannungen. Entwickelt aus Kunstinstallationen, liefern sie den perfekten Ansatz zur visuellen Umsetzung dieser Verbindung zwischen Bild- und Gefühlswelt.
Damit bin ich wohl wieder dran mit einer Aufgabe...
Bei dem gesuchten Filmtitel frage ich mich, ob Mohandas Karamchand Gandhi gerne Schuberts Streichquartette gehört hat.
Ein Film über eine Schauspielerin und deren Liebhaber. Den aktuellen lernte sie bei Dreharbeiten kennen. Doch die Erinnerung an eine vergangene Liebe holt sie wieder ein.
Ich suche einen Filmtitel.
Die weibliche Hauptfigur besitzt eine Katze und hat einen Beruf, bei dem man viel schlafen muss. Eine andere Hauptfigur wurde von einem 2,08m großen Nigerianer gespielt.
Ich schaue seit über 25 Jahren Filme. Mit großer Leidenschaft... Dass da inzwischen eine stolze Anzahl zusammen gekommen ist, liegt in der Natur der Sache. Und natürlich ist mir auch klar, wieviele gute Werke aus über 120 Jahren Filmgeschichte ich noch nicht kenne. Es werden wohl noch hunderte wenn nicht gar tausende sein...
Aber dann kommen Filme wie "L'Année dernière à Marienbad" und ich bin schockiert, dass ich solch ein Meisterwerk bisher noch nicht gesehen habe. Selbstverständlich war mir die Exzistenz dieses Filmes auch bewußt (sowie die noch vieler anderer potentiell herausragender Exemplare der Filmkunst). Aber wie konnte ich dieses unglaubliche Stück noch nicht gesehen haben? Darf ich mir überhaupt anmaßen, über Filme auch nur ein Wort zu schreiben, obwohl ich doch so unfassbar großartige Filme wie diesen hier noch nicht gesehen habe?
Aber selbstverständlich bin ich auch froh darüber. Denn so habe ich von Zeit zu Zeit doch immer mal wieder die Gelegenheit, etwas derart Formidables, Wundervolles und Ergreifendes komplett neu entdecken zu dürfen. Der Film ist für mich auf so vielen Ebenen nahezu perfekt. Er ist zunächst einmal unglaublich ästhetisch. Aber in erster Linie macht die Tatsache, dass "Letztes Jahr in Marienbad" gleichzeitig intellektuell herausfordernd aber auch emotionall mitreißend sein kann, obwohl von dem Film eine Aura der Künstlichkeit ausgeht, die große Klasse dieses Werkes aus. Zum ersten Mal seit Jahren vergebe ich (endlich) mal wieder die volle Punktzahl. Ich bin glücklich...
Heute möchte ich einen absoluten Geheimtipp vorstellen, der mich selbst total überrascht hat (insbesondere aufgrund einer Moviepilot-Vorhersage von 3,2). Als ich mir die DVD von "Altiplano" gekauft habe, ging ich von einem herkömmlichen Sozialdrama mit wichtiger politischer Botschaft aus, bei dem wir Europäer uns über die Folgen und Auswirkungen der Weltwirtschaft und der damit verbundenen Ausbeutung der Ärmsten und Schwächsten echauffieren dürfen. Gut, dieser Aspekt trifft auf den Film von Peter Brosens und Jessica Hope Woodworth natürlich auch zu, nur ist der Film so unglaublich viel mehr als nur das. Er kombiniert diese Problematik mit lateinamerikanischem Mystizismus, Spiritualität und Religiösität. Inhaltlich thematisiert er den Kampf und die Trauer zweier unterschiedlicher Frauen aus verschiedenen Kulturen und Welten. Dabei ist der Film ungemein empathisch und berührend, bleibt aber immer auch etwas geheimnisvoll.
Ich kaufte mir den Film hauptsächlich wegen Magaly Solier, die mich seit dem Berlinale-Siegerfilm "La Teta Asustada - Eine Perle Ewigkeit" unglaublich fasziniert. Und so auch in diesem, aus dem gleichen Jahr stammenden Film "Altiplano"... Solier allein trägt jeden Film, den ich bisher von ihr kenne. Doch auch die andere Hauptdarstellerin Jasmin Tabatabai spielt großartig; ebenso der belgische Akteur Olivier Gourmet, den man beispielsweise aus den Dramen von Jean-Pierre und Luc Dardenne kennt (z.B. "Le Fils - Der Sohn"). Schauspielerisch ist dieser Film also schonmal äußerst empfehlenswert.
Doch die große Stärke von "Altiplano" ist eindeutig die außergewöhnlich innovative Kameraarbeit. Der Film verknüpft wundervolle Landschaftsaufnahmen einer peruanischen Hochgebirgsregion mit emotional beziehungsweise mystisch aufgeladenen Themen. Es lassen sich langsame, fast vorsichtig vorwärts tastende Kamerafahrten entdecken, die stellenweise an Filme von Andrei Tarkovsky erinnern, weil sie den Inhalt ihrer Abbildung und ihre Symbolik erst langsam preisgeben. Wenn man solche Szenen genießen kann, wird "Altiplano" begeistern. Wer sich daran sowie an der Langsamkeit stört oder wer sich nur auf die vordergründige Moral konzentriert, sollte besser die Finger davon lassen. Ich zumindest war schwer beeindruckt.
"Le jour se lève - Der Tag bricht an" kam im Juni 1939 in die französischen Kinos, keine drei Monate vor Ausbruch des Krieges. In den Köpfen der Menschen ist der Krieg bereits unausweichlich. Man merkt dem Film indirekt die Hoffnungslosigkeit und die Ängste an, auch wenn es darum in der Handlung des Filmes überhaupt nicht geht. Wie bereits in dem ein Jahr zuvor gedrehten Film "Le quai des brumes - Hafen im Nebel" zeigen uns Marcel Carné und sein Drehbuchautor Jacques Prévert einen kaum als solchen bezeichnenbaren Helden, erneut gespielt von Jean Gabin. "Der Tag bricht an" hat eine noch pessimistischere Atmosphäre. Düstere Bilder, trostlose Musik, keinerlei Humor. Der Film erzählt von einer Vierecksbeziehung. Zeitliche Sprünge deuten früh an, dass die Geschichte eine tragische Richtung eingeschlagen hat. Das Ende des Filmes drückt ganz sicher auch der Ende der Hoffnung aus, dem Krieg entgehen zu können. Nach Übernahme Frankreichs ließ die Vichy-Regierung 1940 "Der Tag bricht an" zensieren und verbieten, weil der Film offensichtlich als Gefahr für die Moral der Bevölkerung erachtet wurde.
"Victoria" ist in der Tat ein unfassbares Erlebnis. Aber auch nur deshalb erklärt sich meine verhältnismäßig hohe Bewertung. Denn die Handlung selbst kann nicht der Grund sein; die hat mich nämlich nicht überzeugt. Obwohl die erste Stunde noch grandios ist. Erst ab einem gewissen Punkt wird mir alles zu überdreht, zu übertrieben, zu unverständlich. So dachte ich zumindest. Normalerweise stört es mich ungemein, wenn ein Film seine Richtung wechselt und sich zu etwas wandelt, das mir persönlich weniger gefällt. Aber aus irgendeinem verrückten Grund zog mich der Film immer und immer wieder in seinen Bann. Die einzelnen Szenen (trifft es dieses Wort überhaupt?) waren für sich genommen wirklich gut; auch wenn ich sie inhaltlich teilweise furchtbar fand. Und die letzten 5 bis 10 Minuten sind dann tatsächlich die für mich stärksten des ganzen Filmes. Dort passt einfach alles!
Der Film macht aus meiner Sicht vieles richtig, aber auch einiges falsch. Auf die inhaltlichen Schwächen möchte und kann ich nicht eingehen ohne zuviel von der Handlung erklären zu müssen. Deswegen hier nur das Positive. Mir persönlich hat zum Beispiel die Mehrsprachigkeit gefallen (obwohl Victoria gerne auch mal etwas öfter Spanisch hätte sprechen dürfen); das macht den Film sehr realistisch. Auch die Schauspieler leisten tolle Arbeit. Allen voran Laia Costa als Victoria. Ohne ihre überzeugende, sympathische Leistung wäre der Film nur halb so gut für mich gewesen. Und auch Frederick Lau (den ich normalerweise eher nicht mag) spielt stark. Und Berlin als Schauplatz hat mir als Wahlberliner natürlich auch gefallen. Aber das Beste an "Victoria" ist eindeutig die unglaubliche Kameraarbeit von Sturla Brandth Grøvlen. Je nach Situation passt er Schärfe oder Farbigkeit an und verleiht den einzelnen Momenten ihre eigene "Persönlichkeit". Irgendwie fühlte es sich kaum wie eine einzige Aufnahme an. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wieviel Arbeit das ganze Projekt in der Vorbereitung an Planung, Organisation und Durchführung gekostet haben muss. Unfassbar!
Wäre der Film herkömmlich produziert worden, hätte ich vielleicht nur 6 oder 6,5 Punkte vergeben. Aber aufgrund der soghaften, fiebrigen Inszinierung hat mich "Victoria" tatsächlich begeistern können - trotz teilweise extrem unsympathischer Figuren und nüchtern betrachtet einer relativ dämlichen Handlung.
Warst du beim Schreiben der ersten Absätze immer noch besoffen? Wie geil...
"Le quai des brumes - Hafen im Nebel", der große Klassiker des französischen Kinos. Der Film ist geprägt von einer traurigen Sicht auf eine trostlose, enttäuschende Welt. "Hafen im Nebel" ist damit einer der bekanntesten Vertreter des "Poetischen Realismus". Ein Begriff, der sich scheinbar widerspricht. Doch realistisch ist der Film von Marcel Carné insbesondere in der Darstellung eines Milieus, in dem die Handlung spielt; in diesem Falle dem Hafenarbeitermilieu von Le Havre. In diesem Umfeld sind Desillusion, Hoffnungs- und Glücklosigkeit nicht nur leere Wörter. Und so fühlt man mit den Figuren im Film mit und nimmt ihnen auch ihre Träume und Wünsche ab.
Neben der wirklich gut eingefangen Atmosphäre der späten 30er Jahre, hat mich der Film insbesondere durch die unglaublich starke Kameraarbeit begeistert. Sie gibt "Hafen im Nebel" das gewisse Etwas: Einen düsteren Ton, der schon fast an den Film noir erinnert, wie er im kommenden Jahrzehnt in den USA populär gemacht werden sollte. Als Kameramann hatte Carné den deutschen Kamerainnovator Eugen Schüfftan zur Verfügung (z.B. Fritz Langs "Die Nibelungen" oder "Metropolis"), dessen Erfahrungen aus dem deutschen Expressionismus der 20er übertragen auf die sozialen Themen eines Carné den Weg zu einem neuartigen Genre ebenen sollte.
Insofern ist "Hafen im Nebel" ein äußerst wichtiges Stück Kinogeschichte. Die Handlung selbst hat mir zwar auch ganz gut gefallen und insbesondere die Dialoge vom typischen Carné-Autor Jacques Prévert sind wirklich toll ("T'as d'beaux yeux, tu sais!" - "Embrassez-moi."). Aber interessant ist der Film für mich vor allem (neben den zuvor beschriebenen stilistischen Gründen), weil er zu einer Zeit kurz vor Beginn des 2.Weltkrieges spielt. Jean Gabins Charakter ist ein Deserteur (auch wenn dies niemals explizit erklärt wird). Also eigentlich kein wirklich typischer Held; gerade in dieser Zeit. Und solch ein Charakter auf der Flucht soll nun in dieser Situation in einer trostlosen, bedrohlichen Welt eine junge Frau aus ihrem Unglück befreien? Dass dies nicht wirklich möglich ist, liegt auf der Hand. Trotzdem war der Film äußerst erfolgreich.
Interessanterweise sollte der Film zunächst in Deutschland gedreht werden, wo Gabin bei der UFA unter Vertrag stand. Goebbels, in seiner Funktion als 'Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda', lehnte jedoch dieses Drehbuch (glücklicherweise) ab.