Thomas479 - Kommentare

Alle Kommentare von Thomas479

  • 8

    Der Film "Die Kinder von Paris" behandelt ein eher unbekannte Kapitel aus dem 2. Weltkrieg. Dieses ist hier gekonnt für die Leinwand umgesetzt worden. Es wird keiner unberührt von dem Schicksal der Kinder bleiben. Dafür sorgen schon die tollen Leistungen der Kinderdarsteller. Auch sonst ist der Film gut besetzt. Jean Reno hält sich merklich bedeckt und hat eigentlich mehr eine Nebenrolle. Dafür hat Newcomerin Melanie Laurent als Krankenschwester umso mehr Spielraum und nutzt diesen auch.

    Der Film erzählt die Geschichte der Deportation der Pariser Juden im Jahre 1942 erstaunlich ruhig und sachlich, Gewaltszenen gibt es sehr selten. Hier und da wirkt das Ganze etwas zu steif, vor allem wenn es aus den Lagern an die Tische der damaligen politischen und militärischen Entscheidungsträger geht. Hier stimmen die Übergänge nicht so ganz. "Die Kinder von Paris" ist bewußt für ein breites Publikum vor allem in Frankreich gemacht, von daher sollte man nicht zuviel zwischen den Zeilen erwarten. Dennoch läßt der Film niemanden kalt und ist durchaus eine erschütternde Geschichtsstunde.

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    • 8
      über Lebanon

      Ein Film, der fast komplett in einem Panzer spielt. Das ist schon mehr als ungwöhnlich. Auch wenn nicht alles stimmig wirkt, so ist diese Episode aus dem Libanonkrieg von 1982 wirkungsvoll für die Leinwand umgesetzt worden. Die Spannung im Panzer ist spürbar, Angst und Unsicherheit liegen immer in der Luft. Nach einem furiosen Beginn mit grausamen Szenen aus dem Kriegsalltag, immer durch das Zielfernrohr beobachtet, flacht "Lebanon" allerdings etwas ab. Die Besatzung des Fahrzeugs rückt immer mehr in der Vordergrund, die Dialoge drehen sich im Kreis und dabei geht die Spannung etwas verloren. Letztendlich ist dieser Film aber ein interessantes Experiment, das mehr als gelungen ist.

      • 7

        Das Beste an dem Film ist in der Tat Jennifer Lawrence. Sie spielt grandios und führt den Zuschauer durch den gesamten Film. Dieser ist ist in seiner Grundstimmung sehr düster und trist. Das macht es dem Zuschauer nicht leicht. Eigentlich passiert auch nicht sonderlich viel. Ein 17 jähriges Mädchen ist in der Einöde von Missouri auf der Suche nach ihrem Vater. Wird dieser nicht binnen einer Woche gefunden, sind Haus und Hof verpfändet. Auf der Suche trifft das Mädchen auf Ablehnung und Gewalt. Erst spät wird ihr Hilfe angeboten. Das alles ist in Grautöne verpackt. Wie das Mädchen gegen alle Widrigkeiten ankämpft, ist absolut sehenswert. Es sind außerdem eher die Kleinigkeiten am Rande, die das Besondere am Film ausmachen.

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        • 9

          Es war nicht ganz ohne Risiko, nach einigen Jahren der Pause, eine neue Folge der „Mission Impossible Reihe“ auf die Leinwand zu bringen. Hauptdarsteller Tom Cruise hatte zuletzt mit seinen Filmpro-jekten eher weniger Erfolg. Allen Kinogängern ist noch die nervige Debatte um seinen „Stauffenberg-Film“ in den Ohren, der am Ende besser war als angenommen. Das ambitionierte und überzeugende „Von Löwen und Lämmern“ ging an den Kinos fast spurlos vorüber, die Action-Komödie „Knight and Day“ war zwar nett, aber mehr auch nicht. Und da soll ihm jetzt „Mission Impossible 4“ noch mal neu-en Auftrieb geben. Kann Tom Cruise überhaupt noch einen Film alleine tragen?

          Die Antwort ist eindeutig: ja, er kann! „Mission Impossible 4 – Phantom Protokoll ist einer der besten Action-Filme des Jahres 2011. Schon der Beginn, eine Befreiungsaktion aus einem russischen Ge-fängnis, sucht seinesgleichen. Es geht weiter mit einem grandiosen „Besuch“ im Kreml, der kurz dar-auf in die Luft fliegt. Durch die Straßenschluchten vom Moskau geht es nach Dubai, zum höchsten Gebäude der Welt und nach Mumbai in Indien.

          Es gibt viele tolle Action-Einlagen, die alle schön altmodisch daherkommen. Der Körperliche Einsatz ist hier regelrecht spürbar. Auch die Story erinnert an alte Zeiten. Grob vereinfacht werden hier von einem „Superschurken“ die Großmächte USA und Russland gegeneinander ausgespielt. Das erinnert an die guten alten James Bond Zeiten. Auf Superzeitlupen wird verzichtet, der Zuschauer behält aber auch so immer den Überblick. Den größten Schauwert hat sicherlich die Hängepartie am höchsten Gebäude der Welt. Doch auch die anschließende Verfolgungsjagd durch einen Sandsturm und das Finale in einem hochmodernen Parkhaus sind etwas besonderes.

          Neben Tom Cruise überzeugt auch sein neu zusammengewürfeltes Team: Paula Patton, Jeremery Renner und Simon Pegg. Ein verführerischer Racheengel, ein unterforderter Analyst und ein Compu-ter-Freak im Außendienst. Fast jeder hat zudem ein mehr oder weniger dunkles Geheimnis. Das verzeiht man gerne, das ausgerechnet der eigentliche Bösewicht etwas blass bleibt. Das An-genehme ist, das sich der gesamte Film nicht zu ernst nimmt, auf der anderen Seite aber auch nie eine Farce entsteht. Bis zum Ende wird das Tempo hochgehalten und selbst der Schluss hat noch eine Überraschung parat. Selten hat eine Fortsetzung soviel Spaß gemacht wie diese.

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          • 8

            Ein kleiner, feiner Film, der trotz Oscar-Nominierung 2011 für Nicole Kidman nicht den Weg ins deutschte Kino gefunden hat.

            Es geht um ein Ehepaar, das durch den Unfalltod des Sohnes, aus dem Gleichgewicht gekommen ist. Ausgerechnet die heimlichen Treffen mit dem vermeintlichen jugendlichen Unfallverursacher scheinen der Mutter neuen Antrieb zu geben. "Rabbit Hole" lebt von den geschliffenen Dialogen, die teilweise sehr intensiv und schmerzhaft sind. Hier wird das Seelenleben aller Beteiligten offengelegt. Es sind viele kleine zufällige Begegnungen, die den Reiz des Films ausmachen. Leider werden nicht alle Stränge konsequent weiter verfolgt.

            Aufgrund der relativen kurzen Spielzeit bleibt "Rabbit Hole" trotz eines gelungenen Endes daher etwas in der Luft.

            • 8 .5

              Es fällt mir schwer, diesen Film zu bewerten. Eigentlich ist die Story von "In einer besseren Welt" sehr einfach und doch werden viele verschiedene Themen angesprochen. Gewalt und die daraus resultierenden Folgen stehen im Fokus und werden gekonnt verknüpft mit einer Geschichte um Familie und Freundschaft. Das hört sich nicht gerade neu an, die Umsetzung ist es aber sehr wohl.

              Der Film ist hervorragend inszeniert, da stimmt einfach alles. Die schauspielerischen Leistungen sind hervorragend, vor allem der Darsteller des Christian spielt sensationell. Der Film kommt langsam und leise daher, entscheidende Szenen sind wie nebenbei eingestreut. Das ist für den Betrachter manchmal etwas ungewohnt, bleiben doch die sonst typischen Schockmomente fast gänzlich aus. Dabei wird der Zuschauer durchaus am Kragen gepackt und durchgeschüttelt, doch das passiert hier auf eine etwas andere Art und Weise. Trotz aller Einfachheit ist der Film sehr subtil.

              Man muss den Film wahrscheinlich zwei- oder dreimal schauen, um alle Facetten zu sehen und verstehen. Er regt nach dem ersten Sehen auf jeden Fall zum Nachdenken an.

              • 8

                "Tucker and Dale vs Evil" ist eine großartige Parodie auf sämtliche Horror- und Splatterfilme. Dabei werden diese nicht einfach durch den Kakao gezogen. Der Film hat jede Menge großartige Einfälle und bietet kurzweilige Unterhaltung. Es gibt einige abstruse Gestalten und es fließt jede Menge Blut.

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                • 9
                  über Picco

                  "Picco" ist ein Film, den man so schnell nicht wieder vergisst. Er erinnert an "Funny Games" von Michael Haneke. Der Inhalt ist schnell erzählt: es geht um den Alltag in einem Jugendgefängnis. Kevin ist der Neue (=Picco) und an ihm orientiert sich die Handlung. Am Anfang versucht Kevin sich noch aus den Konflikten im Knast-Alltag herauszuhalten, doch irgendwann merkt er, das er so nicht durchkommen wird. Die Handlung basiert auf wahren Begebenheiten, d.h. fast alle Vorkommnisse haben sich irgendwo in einem Jugendgefängnis in Deutschland so abgespielt. Mehr erfährt der Zuschauer auf der DVD unter "Extras".

                  Der Zuschauer wird direkt ins Geschehen hineingeworfen. Der Film hat gerade am Anfang oftmals dokumentarische Züge. Die Gewalt wird schonungslos dargestellt, auch der Umgangston ist entsprechend. Die grandiosen Darsteller und die authentischen Kulissen, es wurde in einem alten Gefängnis gedreht, verstärken das beklemmende Gefühl beim Betrachter. Das Ende ist in seiner Radikalität und Brutalität schwer zu ertragen. Von Gewaltverherrlichung kann aber keine Rede sein. Ähnlich wie einst "Funny Games" wurde auch "Picco" dies unterstellt. Damit wird nur abgelenkt.

                  "Picco" ist kompromisloses deutsches Kino, das viele Fragen aufwirft und lange nachwirkt.

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                  • 4 .5

                    Der Film hat noch gar nicht richtig begonnen, da rennt Jacob bereits wutentbrannt aus dem Haus und reißt sich sein T-Shirt vom Leib. Der dritte Teil geht also nahtlos in den vierten über. Doch nach dieser Anfangssequenz hält sich Taylor Lautner dann merklich zurück. Das gilt übrigens auch für die anderen Charaktere und den ganzen Film.

                    Action gab es ja bereits in den Vorgängerfilmen kaum, doch diesmal passiert zumindest die ersten 70 Minuten eigentlich überhaupt nichts. Bella heiratet endlich ihren Vampir Edward und fährt dann mit ihm in die Flitterwochen. Die tollen Kulissen werden leider nicht richtig genutzt. Die Handlung und die Darsteller wirken wie in einer Seifenoper bei RTL. Immerhin haben die beiden zum ersten Mal mitein-ander Sex. Doch auch das ist mit angezogener Handbremse gefilmt, schließlich muss man der Ziel-gruppe gerecht werden. Das unglaubliche passiert: Bella ist kurz darauf schwanger.

                    Nachdem die Gründe und die Konsequenzen endlich ausdiskutiert sind, nimmt der Film etwas Fahrt auf. Die Handlung bleibt zwar hanebüchen, die Darsteller weiterhin recht blass, aber Regisseur Bill Condon wird etwas mutiger. Die Stimmung wird düsterer und das Tempo des Films angezogen. Auf Action muss weiterhin verzichtet werden, doch die Bedrohung, die über alle Beteiligten des Films liegt, wird spürbar. Die Geburtszene des Kindes ist vielleicht das Beste, was die Reihe bisher zu bieten hatte.

                    Es liegt nahe, die „Twilight-Filme“ zu verdammen. Es liegt vielleicht wirklich daran, dass sie so extrem auf eine Zielgruppe zugeschnitten ist, wie kaum eine andere Filmreihe vorher. Der Versuch, etwas eigenständiges hinein zu adaptieren, wird gar nicht erst unternommen. Die Filme sollen erfolgreich sein, Geld einspielen. Dafür sind mehr oder weniger schöne Schauspieler für die Hauptrollen verpflich-tet worden. Diese stapfen durch wirklich schöne Kulissen, zu Kuschelrock-Klängen. Die Handlung ist vorgegeben, das Spielfeld dafür klar begrenzt. Niemand soll durch mutiges oder innovatives Kino ver-grault werden. Die Autorin der Bücher, Stephenie Meyer, ist als Produzentin mit an Bord und über-wacht das Ganze. Man geht auf Nummer sicher. Der Erfolg gibt den Machern Recht, was die Kritiker sagen, prallt an ihnen ab.

                    Dieser vierte und vorletzte Teil der Reihe macht in der Tat da weiter, wo die anderen aufgehört haben. Es ist sinnlos, über die Handlung oder gar die Dialoge nachzudenken. Wenn man das Gehirn aus-schaltet, kann man als Zuschauer durchaus unterhalten werden. Wer in „Twilight“ geht, sollte inzwi-schen einfach wissen, was ihn erwartet. Bei einem Jason Statham Film weiß man das inzwischen auch. Meisterwerke der Filmgeschichte werden das sicher nicht. In ein paar Jahren wird man wohl lieber verschweigen, dass man damals in einer „Twilight-Vorstellung“ war.

                    • 7 .5

                      Die Literaturverfilmung „Jane Eyre“ lässt dem Zuschauer zu Beginn keine Zeit zum Luftholen. Die junge Dame Jane ist auf der Flucht und irrt durch dünn besiedeltes Gebiet. Sie schafft es bis zu einem Gehöft und bricht dort schließlich im englischen Regen zusammen. So wird sie gefunden. Ihre Retter entdecken schnell ihre Talente. In Rückblenden erfährt der Zuschauer dann die tragische Geschichte der Jane Eyre.

                      Gerade die ersten 20 Minuten haben es wirklich in sich. Der Film zieht einen in seinen Bann und der Zuschauer kann sich der Sogkraft nicht entziehen. Die Kindheit der Jane Eyre wird kurz und prägnant, in düsteren Bildern gezeigt. Man ist sofort mittendrin. Die verschiedenen Zeitebenen sind hervorra-gend miteinander verbunden. Als Jane Eyre dann ihre Stelle als Kindermädchen im Hause Rochester antritt, wird es gemächlicher. Die Grundstimmung bleibt düster, doch es wird deutlich Tempo aus dem Film genommen. Teilweise wirkt es wie ein Kammerspiel. Es ist nicht zu überhören und zu übersehen, dass es sich hierbei um eine Literaturverfilmung handelt.

                      Die Dialoge gehen weit über das hinaus, was man sonst so auf der Kinoleinwand gewohnt ist. Teilwei-se wirken sie aber etwas gestelzt und aufgesetzt. Gerade im Mittelteil benötigt der Zuschauer etwas Geduld. Doch die großartigen schauspielerischen Leistungen, vor allem von Mia Wasikowska als Jane und Michael Fassbender als Edward Rochester, halten einen bei der Stange. Besser hätten die Hauptrollen nicht besetzt sein können. Das gilt auch für die Nebenrollen. Hier glänzt u.a. keine gerin-gere als Judi Dench sowie „Billy Elliot“ und „Tim“ alias Jamie Bell. Da kommt dann die große Qualität des englischen Kinos zu Tage.

                      Für seine Geduld wird der Zuschauer im letzten Drittel belohnt. Hier schafft es Regisseur Cary Fuku-naga, der 2009 mit dem sensationellen „Sin Nombre“ auf der Leinwand debütierte, sein Publikum noch einmal richtig zu fesseln. Es überschlagen sich die Ereignisse. Der Spannungsbogen wird bis zum Schluss hochgehalten, alle losen Fäden werden zusammengeführt. Der Film wird konsequent zu Ende geführt. „Jane Eyre“ ist insgesamt kein einfacher Film, was in erster Linie an unseren Sehgewohnhei-ten liegt. Regisseur Fukunaga hat auf eine unnötige Modernisierung des Stoffes verzichtet und damit richtig gelegen. Dennoch liegt keine Staubschicht auf diesem Film. Dafür sorgen allein schon die Dar-steller.

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                      • 9

                        Auf einem französischen Bühnenstück basiert die Tragikomödie „Der Gott des Gemetzels“. Es ist das neueste Werk von Roman Polanski (Rosemaries Baby, Der Pianist), der zuletzt wegen privater Dinge in den Schlagzeilen war. Doch das schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. Nach dem preisge-krönten, großartigen, „The Ghostwriter“ (2010), schickt der polnisch-französische Filmregisseur ein nicht minder beeindruckendes Werk hinterher. Dabei könnten beide Filme unterschiedlicher nicht sein. War „The Ghostwriter“ ein perfider Thriller, auf den Hitchcock stolz gewesen wäre, so ist der „Gott des Gemetzels“ eine Theateraufführung im Kinosaal.

                        Bis auf den Anfang und das Ende spielt der Film ausschließlich in einer Wohnung und einem Flur. Es gibt nur vier Protagonisten: zwei Ehepaare. Deren Kinder haben sich in einem Park eine Schlägerei geliefert, die eskaliert ist. Dem einen Jungen fehlten danach zwei Zähne. Die Eltern des Täters haben daraufhin die Eltern des Opfers aufgesucht, um das Ganze aus der Welt zu räumen. Doch was dann passiert, hat die Welt noch nicht gesehen. Im Laufe des Gespräches kommen Dinge zum Vorschein, die besser im Verborgenen geblieben wären.

                        Jodie Foster und John C. Reilly auf der einen sowie Kate Winslet und Christoph Waltz auf der anderen Seite, liefern sich als Eltern einen Psycho-Krieg der ganz besonderen Sorte. Beginnt es zunächst noch recht harmlos mit ein paar spitzen Pfeilen, nimmt es schon bald bedrohliche Formen an. Als Erbrochenes auf dem Wohnzimmertisch landet und dann auch noch Whisky ins Spiel kommt, ist alles zu spät.

                        „Der Gott das Gemetzels“ ist nun mal für das Theater gemacht und das spürt man auch im Kino. Ro-man Polanski macht daraus keinen Hehl. Dennoch ist diese Verfilmung ganz großes Kino. Das liegt natürlich in erster Linie an den hervorragenden Darstellern. Christoph Waltz spielt wieder einmal os-carreif. Wie Polanski Schritt für Schritt die Fassaden öffnet und alles, wirklich alles offen legt, was dahinter steckt, das ist eine Klasse für sich. Der Spannungsbogen, der eigentlich gar nicht existiert, wird bis zum Ende hochgehalten. Und das Ende hat dann auch noch eine Überraschung parat.

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                        • 6

                          Ein Pizzabote, der als unfreiwilliger Aushilfsgangster eine Bank überfallen soll: die Ausgangssituation klingt schon ziemlich schräg. Hätte nicht ausgerechnet Jesse Eisenberg, der in „The Social Network“ den Facebook-Begründer Mark Zuckerberg spielte, hier die Hauptrolle übernommen, dann wäre der Film wohl direkt auf DVD bei uns erschienen. So aber kommt „30 Minuten oder weniger“ doch zu Kino-Ehren. Sicherlich nicht zu unrecht, ein Meilenstein der Kinogeschichte dürfte dieser Film aber nicht werden.

                          Nachdenken sollte man als Zuschauer nicht zuviel bei diesem Film. Nachdem in den ersten 20 Minu-ten nicht allzu viel passiert, außer das einige derbe Sprüche fallen, nimmt der Streifen dann aber doch Fahrt auf. Als unser Pizzabote sich auf macht, seinen „Job“ zu erfüllen, gibt es Action und einige lusti-ge und absurde Begebenheiten. Leider bremst sich der Film immer mal wieder selbst aus. Das Finale ist solide inszeniert und hat sogar noch eine kleine Überraschung parat. Man sollte auch erst nach dem Abspann das Kino verlassen.

                          Jesse Eisenberg spielt gewohnt souverän und es macht wieder einmal Spaß ihm zuzuschauen. Er ist ein Phänomen unter den aufstrebenden amerikanischen Jungschauspielern. Neben dem großartigen „Zombieland“ ist „Adventureland“ ein Geheimtipp. Selbst eine eher mäßige Produktion wie „30 Minu-ten“ wird durch hin aufgewertet. Alle anderen Darsteller sind eher unbekannt und absolut austausch-bar. So ist dieser Film durchaus unterhaltsam. Allzu lange in Erinnerung bleiben dürfte er aber nicht.

                          • 10

                            Der alternde Popstar Cheyenne, in den 80-er Jahren ein Superstar, lebt heute zurückgezogen in Dub-lin. Außer Outfit und Friseur ist von früher nicht mehr viel geblieben und so lebt er trotz seines Vermö-gens mehr schlecht als recht in den Tag hinein. Als er erfährt, dass sein Vater im fernen Amerika ge-storben ist, macht er sich auf, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Es wird eine Reise in eine düstere Vergangenheit – und eine Reise zu sich selbst.

                            Bei dem Film weiß man manchmal nicht, ob man lachen oder weinen soll. Freude und Leid liegen hier ganz nah beieinander. So kommt es nicht selten vor, dass einem das Lachen fast im Halse stecken bleibt. Sean Penn spielt Cheyenne mit einer unglaublichen Präsenz, dass einem fast schwindelig wird.
                            Sein Make-up, sein langsames, monotones Sprechen wirken unglaublich authentisch. Seine schau-spielerische Leistung ist einmal mehr grandios. Alles andere als eine Oscar-Nominierung wäre eine Frechheit.

                            Die Frage ist nur, ob die Jury mit dieser schrägen Story und der noch schrägeren Figur etwas anfan-gen kann. Der Film macht es seinem Publikum nämlich nicht einfach. Ist er in der ersten Hälfte noch eher beobachtend, wird er im zweiten Abschnitt deutlich aktiver. Es gibt jede Menge kuriose Situatio-nen und Begebenheiten. Das gilt auch für die Menschen, die Cheyenne auf seiner Reise durch Ameri-ka trifft. Der Star von einst ist auf der Suche nach dem Peiniger seines Vaters von Auschwitz und das mit einer Beharrlichkeit, die man ihm gar nicht zugetraut hätte.

                            Vieles wird im Film nur angedeutet und später irgendwann mal ganz beiläufig erklärt. Das gilt aber längst nicht für alles. Einiges bleibt einfach im Raum stehen. Regisseur Paolo Sorrentino überlässt es hier dem Blickwinkel und der Phantasie des Zuschauers. Das Ende ist nur konsequent. Es ist das letzte, fehlende Mosaiksteinchen. „Cheyenne – This Must be the Place“ ist großes Kino für Kopf und Seele. Nicht einfach, aber traurig schön.

                            • 9

                              Das Kinojahr 2011 ist, was die Blockbuster betrifft, wie bereits 2010 ein eher mäßiges Jahr. Ausge-rechnet der alte Haudegen Steven Spielberg schafft ese in wenig Abwechslung reinzubringen. Nach-dem er als Produzent maßgeblich an dem Summer-Movie „Super 8“ beteiligt war, zeichnet er sich jetzt als Regisseur für „Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn“ verantwortlich. Dieser im Motion Capture Verfahren gedrehte Film kann bereits jetzt als eines der Highlight des Kinojahres 2011 be-zeichnet werden.

                              Dieser Film setzt sich eigentlich aus drei Geschichten bzw. Comics zusammen. Der junge Reporter Tim erwirbt auf einem Flohmarkt das Modell eines vor langer Zeit gesunkenen Dreimasters. Doch irgendjemand ist hinter diesem Schiff her und will es mit allen Mitteln besitzen. Als Tim entführt wird und sich auf einem fremden Schiff wieder findet, finden er und Struppi in dem raubeinigen Kapitän Haddock einen Verbündeten. Gemeinsam kommen sie den mysteriösen Vorgängen und einem jahr-hunderte alten Geheimnis auf die Spur.

                              Der Film ist von der ersten Sekunde an Überwältigungskino. Als Zuschauer ist man sofort in einer anderen Welt. Die Einstellungen sind mit viel Liebe zum Detail ausgestattet, so dass man gar nicht genug bekommen kann. Ob Belgien, die hohe See, die Wüste oder der Orient: die verschiedenen Landschaften werden hervorragend in Szene gesetzt. Achten Sie mal auf die Übergänge, hier kann man wunderbar sehen, wieviel Spaß Steven Spielberg bei der Entstehung des Films hatte. Da allein steckt mehr Kreativität drin, als anderswo im gesamten Film. Es gibt viel Action, aber der Humor kommt niemals zu kurz. Den einzelnen Figuren wird immer genügend Platz eingeräumt. Die Geschich-te wird flüssig erzählt und konsequent vorangetrieben, aber sie nimmt sich selbst niemals zu ernst.

                              Die einzelnen Schauspieler, z.B. Jamie Bell (Billy Elliot) als Tim und Daniel Craig (James Bond) als Sakharine sind fast nicht mehr wieder zu erkennen. Das die beiden sich bereits aus dem Kriegsdrama „Defiance“ kennen, dürfte dem ganzen aber nicht geschadet haben. Überhaupt sind sehr viele Briten mit am Werk. Von dort kommen derzeit ja sowieso oftmals die besseren oder zumindest die kreative-ren Werke.

                              Ob 3D oder nicht, sollte jeder selbst entscheiden. 3D sich auf jeden Fall. „Tim und Struppi – Das Ge-heimnis der Einhorn“ ist ganz großes Kino und nicht nur wegen dem etwas offenen Ende prädestiniert für eine Fortsetzung. Dann wird wohl Peter Jackson vom Produzentenstuhl auf den Regiesessel wechseln.

                              • 8 .5

                                Ein Film, der einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert, das ist „Le Havre“. Dabei ist es keineswegs eine heile Welt, die hier dem Zuschauer vorgegaukelt wird. Es gibt genügend unschöne Dinge, die auch gezeigt werden. Doch Menschlichkeit ist hier noch mehr, als nur ein Wort und sie hat viele Gesichter.

                                Der Geschehnisse im neuen Film des Finnen Aki Kaurismäki sind eigentlich zu schön um wahr zu sein. Marcel Marx, ein Mann aus kleinen Verhältnissen, der sich mit Schuhputzen über Wasser hält, trifft den Flüchtlinsjungen Idrissa. Dieser kam in einem Container aus Afrika und wollte eigentlich zu seiner Mutter nach London. Jetzt ist er in Le Havre in der Normandie gestrandet und versteckt sich vor den Behörden und der Polizei. Marcel Marx nimmt sich dem Jungen an und schon bald finden sich noch viele weitere Helfer. Dabei hat Marx derzeit ganz andere Sorgen: gerade jetzt wurde bei seiner Frau eine unheilbare Krankheit diagnostiziert.

                                Der Film „Le Havre“ kommt wie ein modernes Märchen daher. Das Unschöne wird nicht ausgeblendet, doch es wird stets versucht, das Beste daraus zu machen. Menschen helfen Menschen, auch da, wo man es am wenigsten erwartet. Es wird nicht viel geredet, es wird gehandelt, in der Hoffnung, dass alles einen guten Verlauf nimmt. Das mag für manchen Zuschauer etwas befremdlich wirken, weil die Realität oftmals anders aussieht. Doch die wird für 90 Minuten ausgeblendet. Der Film hat ein ruhiges, fast bedächtiges Erzähltempo und man weiß nicht immer, in welcher Zeit er eigentlich spielt. In einem Augenblick fahren Autos aus den 70-er Jahren durchs Bild, im nächsten wird mit einem Handy telefo-niert. Doch mit Logik darf man dem Filmemacher Kaurismäki hier nicht kommen.

                                „Le Havre“ ist ein Filmerlebnis der völlig anderen Art. Spätestens am Ende, als die Kirschblüten blü-hen, ist das klar.

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                                • 7 .5

                                  Nach „Anitchrist“ der neue Film von Lars von Trier: „Melancholia“. Er ist weitaus zugänglicher als sein Vorgänger, wenn man so etwas überhaupt sagen kann über einen Lars von Trier Film. „Popcorn-Kino“ wird der Däne mit Depressionen in seinem Leben wohl nicht mehr machen.

                                  „Melancholia“ ist das Gegenstück zu „Tree of Life“ von Terence Malick. Ging es bei letzterem um die Entstehung der Erde und des menschlichen Lebens, geht es hier um den Untergang. Eine lange mu-sikalische Eingangssequenz mit betörenden Bildern nimmt diesen Untergang bereits vorweg. Nach dieser Eröffnung schwenkt die Kamera auf eine pompöse Hochzeitsfeier. Justine (Kirsten Dunst) hei-ratet auf dem Anwesen ihres Schwagers. Sie leidet unter schweren Depressionen und hat ein ange-spanntes Verhältnis zu ihrer Schwester Claire (Charlotte Gainsbourg). Es ist alles angerichtet, damit alles besser wird.

                                  Doch im Laufe der Hochzeitsfeier wird alles nur noch schlimmer. Es folgt Eklat auf Eklat. Höhepunkt: am Ende des Abends verweigert sich Justine ihrem Mann. Beim anschließenden Spaziergang durch den Garten des Anwesens schnappt sie sich einen Jüngling, mit dem sie vorher keine drei Worte ge-wechselt hat und hat Sex mit ihm. Die Ehe ist vorbei, ehe sie richtig begonnen hat. Der Film erzählt dieses erste Kapitel fast teilnahmslos, mit der bei von Trier bekannten Wackelkamera erhält das Gan-ze erst recht einen dokumentarischen Anstrich.

                                  Im zweiten Teil des Films steht die Schwester Claire etwas mehr im Mittelpunkt. Und siehe da: die beiden Schwestern sind sich gar nicht so unähnlich. Als ein außer Kontrolle geratener Planet (=Melancholia) auf die Erde zu stürzen droht, treten Angst und Verzweiflung auch bei ihr immer mehr in den Vordergrund. Alte Wunden reißen auf. Im Gegensatz dazu wird Justine immer ruhiger. Sie hat eine Art Todessehnsucht. Die Tage vor dem Absturz des Planeten verbringt Claire mit ihrem Mann und dem kleinen Sohn sowie der Schwester auf dem riesigen Anwesen. Das Hoffen und Bangen, das diesen Tagen zugrunde liegt, wird musikalisch und bildlich vorzüglich eingefangen. Das Ende ist spek-takulär und meditativ zugleich.

                                  Ein Katastrophen-Film ohne Action, wann hat es das schon mal gegeben? Lars von Trier zeigt wie es geht. Man braucht Geduld und Sitzfleisch, dann wird man mit einem ganz besonderen Filmerlebnis belohnt. Viele Dinge werden nur angedeutet. Auch beim zweiten Sehen wird man nicht alles deuten können, doch das war bei Lars von Trier schon immer so. Fragt man zehn Leute nach ihrer Meinung über den Film, so wird man zehn verschiedene Antworten hören. Wichtig ist, sich darauf einzulassen. Aber auch das muss man erstmal können. „Melancholia“ dauert 135 Minuten, gefühlt sind es einige mehr.

                                  • 7

                                    Der neue Film von Leander Haussmann („Sonnenallee“) ist ein mutiges und ambitioniertes Projekt. Es geht um zwei Komiker, Hans Zeisig alias Michael „Bully“ Herbig und Siggi Meyer alias Jürgen Vogel, die sich in den 30-er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Variete-Künstler in Berlin einen Namen gemacht haben. Nicht unwesentlich hat dazu eine Hitler/Stalin Persiflage beigetragen. Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 flüchtet Meyer in den Untergrund. Hans Zeisig versucht weiter sein Glück auf der Bühne, bis 1938 auch ihm in Deutschland der Boden unter den Füßen zu heiß wird. Mit gefälschten Papieren flieht er aus Berlin, doch statt in Hollywood, wohin es eigentlich gehen sollte, landet er in Moskau. Im dortigen Hotel Lux checkt er ein. Das Hotel, das es wirklich gegeben hat, ist zu der Zeit eine Herberge für Widerständler und angehende Politgrößen aus dem kommunistischen Lager. Aufgrund eines Missverständnisses wird Zeisig für einen Astronom gehalten, der Stalin die Zukunft voraussagen soll. Die Verwicklungen nehmen ihren Lauf.

                                    Das Drehbuch für diesen Film lag länger in der Schublade. Jetzt ist es umgesetzt worden und das mit keinem geringeren als Michael „Bully“ Herbig in der Hauptrolle. Der gesamte Film ist auf ihn zuge-schnitten und er überzeugt in der ungewohnten Rolle. An seiner Seite spielt Jürgen Vogel gewohnt souverän. Wer meint, er bekäme hier eine Komödie zum Schenkelklopfen, wird enttäuscht sein. Es gibt in der Tat einiges zu Lachen, es gibt herrliche Situationskomik und absurde Einfälle. Doch gerade in der Mitte des Films gibt es länger Passagen, die ausgesprochen düster und „witzlos“ daher kom-men. In dieser Phase des Films geht es um den historischen Hintergrund des Films und da gibt es in der Tat nicht viel zu lachen. Beispiel: eine Mutter wird vor den Augen ihrer drei Kinder abgeführt.

                                    Leider stimmen die Übergänge nicht immer und für den Zuschauer ist es nicht einfach, sich auf den Rhythmus des Films einzustellen. Viel Potenzial wird auch einfach nicht konsequent ausgeschöpft. Es wird vieles angeschnitten und nicht weiter geführt. Einige Fäden bleiben lose liegen. Das gilt für die „Sitzungen“ zwischen Zeisig und Stalin oder für die Einführung der historischen Figuren wie z.B. Wal-ter Ulbricht und Herbert Wehner. Man denkt, jetzt explodiert die Handlung, aber das geschieht nicht.

                                    Dennoch ist „Hotel Lux“ sehenswert, allein schon wegen des eher unbekannten Hintergrundes, der durchweg starken Darsteller und der großartigen Kulissen. Das gilt in erster Linie für die Innendrehs, schwenkt die Kamera nach außen, hat man manchmal den Eindruck, man befände sich in einem „Wixxer-Film“. Das Ende ist absolut genial und verbindet hervorragend Historie und Fiktion. „Hotel Lux“ ist deutsches Kino mit Anspruch und Witz. Auch wenn die Balance nicht immer stimmt, so ist liegt der Film über dem Durchschnitt.

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                                    • 8

                                      Steven Soderbergh ist ein Regisseur, der in keine Sparte einzuordnen ist. Ob Blockbuster („Die Oce-an´s Reihe“) oder anspruchsvolles Arthouse-Kino („Traffic – Die Macht des Kartells“): er macht einfach beides. In den letzten Jahren ist es etwas ruhiger um ihn geworden. Sein Zweiteiler über Che wusste nicht wirklich zu überzeugen. Mit „Contagion“ meldet sich der Oscar-Preisträger jetzt einem breiten Publikum eindrucksvoll zurück.

                                      Wer denkt, „Contagion“ sei ein Katastrophen-Thriller a lá „Outbreak“ von Wolfgang Petersen, sieht sich getäuscht. Vergessen Sie lieber den Trailer. Der Film kommt fast ein wenig dokumentarisch da-her. Mit der jungen Mutter und Führungskraft Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) hält ein Virus Einzug in die Vereinigten Staaten. Von einer Geschäftsreise aus Japan kehrt sie „verschnupft“ und „fiebrig“ zu-rück – und bricht vor den Augen ihres Mannes (Matt Damon) und dem Sohn leblos zusammen. Die Ärzte können wenig später nur noch den Tod feststellen. Damit beginnt eine Epidemie biblischen Ausmaßes.

                                      Der Film beginnt direkt am Anfang mit einem Kniff. Die Handlung setzt ein und es erscheint klein auf der Leinwand „Tag 2“. Damit ist klar, dass dem Zuschauer etwas entscheidendes vorenthalten wurde. Was, die eigentlich banale Lösung, die Ursache der Epidemie, gibt es in der letzten Szene. Bis dahin werden immer die Tage seit Ausbruch der Epidemie angezeigt. Außerdem werden zu Beginn des Films die Einwohnerzahlen der Metropolen, in denen die Szenen spielen, eingeblendet.

                                      Der Film selbst spielt rund um den Erdball. Und wenn Regisseur Soderbergh ruft, dann kommen alle Stars. Neben Paltrow und Damon sind es u. a. Kate Winslet, Laurence Fishburne und Jude Law. Und der Zuschauer kann sich von Beginn an nicht sicher sein, wer überlebt. Der Tod macht hier keinen Halt vor den Stars. Neben der Rahmenhandlung um ein engagiertes Ärzte- und Notfallteam gibt es immer wieder lose aneinander gereihte Handlungsstränge, die das Ausmaß der Katastrophe doku-mentieren. Soderbergh hat das Ganze zügig inszeniert und auch wenn er nicht auf die Tränendrüse drückt, so gibt es schon einige ergreifende Szenen. Die Angst und Ohnmacht der Menschen ist spür-bar. Die Dramaturgie wird geschickt aufgebaut.

                                      „Contagion“ erfindet das Genre nicht neu. Im zweiten Drittel geht dem Film hier und da auch ein wenig die Luft aus. Doch der Film kommt erschreckend realistisch daher. Wer das Ende kennt und damit den Ursprung der Krankheitswelle, sollte folgendes wissen: ein internationales Expertenteam hat im Vor-feld des Films eine solche Epidemie, mit einem solchen Ausbruch als sehr realistisch und jederzeit möglich eingestuft. Das macht das Ganze noch beängstigender. Lieber einmal mehr die Hände wa-schen.

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                                        Der neue Almodóvar ist da! „Die Haut, in der ich wohne“ ist der Titel und der Film ist alles, nur eines nicht: mainstreamtauglich. Was der spanische Ausnahme-Regisseur hier wieder auf die Leinwand zaubert, sprengt alle Sehgewohnheiten. Der Film ist ein wilder Genre-Mix, Krimi, Psycho-Thriller, Ero-tik-Thriller, Rache-Drama, perfekt für das Arthouse-Publikum. Dabei liegen hier Kunst und Kitsch ganz nah beieinander und verschmelzen zeitweise sogar miteinander. Aber das ist man bei Pedro Almodó-var ja so gewohnt.

                                        Im Mittelpunkt steht der mysteriöse Arzt Dr. Ledgard, gespielt von Antonio Banderas, der auf seinem riesigen Anwesen auch eine Privatklinik unterhält. Hier gibt es nur einen Patienten: die junge Vera. Sie wird als Versuchskaninchen benutzt und mit einer künstlichen Haut ausgestattet. Diese besteht aus Zellen von Mensch und Schwein und kann nicht mehr verbrennen. Eines Tages taucht der kriminelle Halbruder des Arztes auf und das Unheil nimmt seinen Lauf. Schicht für Schicht wird abgetragen und es kommen unglaubliche Verwicklungen ans Tageslicht.

                                        „Die Haut, in der ich wohne“ beginnt ruhig und sanft. Es liegt von Beginn an eine Bedrohung in der Luft, die Musik ist genial und unterstreicht das Ganze, aber der Zuschauer wird erstmal zappeln ge-lassen. Wenn Banderas durch das riesige, aber fast leere Anwesen mit seinen großen Räumen und einer opulenten Ausstattung spaziert, sein Versuchsobjekt begutachtet und anstiert oder einfach nur im Labor steht und Gott spielt, dann bekommt der Betrachter eine Gänsehaut. Als der Halbbruder auftaucht und die Situation im Haus eskaliert, macht der Film einen Schnitt und springt in die Vergan-genheit. Es wird erläutert und in eindrucksvollen Bildern gezeigt, was es mit der Frau überhaupt auf sich hat und warum der Arzt regelrecht besessen von ihr ist. Das geschieht in typischer Almodóvar-Manier, d.h. es werden keine Kompromisse eingegangen.

                                        Die Bilder könnten krasser und deutlicher nicht sein. Man muss Almodóvar schon mögen, seine Bil-dersprache ist nicht für jedermann. Dabei hält er sich diesmal bezüglich der Farbenvielfalt noch dezent zurück. Aber die physische und psychische Gewalt ist jederzeit spürbar. Die Rohheit vieler dieser Szenen ist schwer erträglich, obwohl insgesamt recht wenig Blut fließt. Macht und Gewalt, Obsession und Besessenheit, diese Motive kennt man aus den Filmen des Pedro Almodóvar und sie tauchen auch hier wieder auf. Wer ist Täter, wer ist Opfer? Was auf den ersten Blick schnell beantwortet ist, wird beim zweiten und dritten Hinsehen viel komplexer.

                                        Die Auflösung des Ganzen zeichnet sich für den geübten Kinozuschauer nach zwei Drittel des Films ab. Dennoch sucht das Ende seinesgleichen und lässt den Zuschauer fassungslos im Kinosessel zurück. Pedro Almodóvar gelingt es, die Spannung bis zur letzten Szene hochzuhalten. Wenn andere schon abgeschaltet haben, läuft er noch mal zu Hochform auf. Er hat das Publikum einmal mehr 120 Minuten in seinen Bann gezogen.

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                                        • 9

                                          Eine kleine, aber feine Filmperle, ist dieser neueste Film von Gus van Sant („Good Will Hunting“, „Milk)“. Dieser Regisseur ist bekannt für ungewöhnliche Projekte. „Restless“ ist ein solches. Besetzt mit fast ausschließlich unbekannten Darstellern, u.a. Henry Hopper, dem Sohn von Dennis Hopper, erzählt er eine ebenso ungewöhnlich wie anrührende Geschichte.

                                          Die beiden jungen Menschen Annabel (Mia Wasikowska, bekannt aus „The Kids are alright“)
                                          und Enoch (Henry Hopper) lernen sich auf einer Beerdigung (!) kennen. Enoch hat vor Jahren seine Eltern durch einen Autounfall verloren und überlebte selbst schwer verletzt. Seither ist eines seiner wenigen Hobbys fremde Beerdigungen zu besuchen. Annabel hat einen bösartigen Gehirntumor und nur noch wenige Wochen zu leben. Die beiden freunden sich an, und verbringen viele Stunden mit-einander, um über Gott und die Welt zu philosophieren. Doch das Glück ist nur auf Zeit und das er-zeugt auch Spannungen. Irgendwann heißt es dann Abschied nehmen.

                                          Die Grundstimmung ist sehr düster, doch Regisseur Gus van Sant schafft es in diesem Film immer wieder neue Hoffnung zu verbreiten – und sei es auch nur für einen Augenblick. Die Dialoge sind ge-schliffen, die Bilder wunderschön. Die Harmonie zwischen den Hauptdarstellern stimmt. Man muss sich auf diesen ungewöhnlichen Film einfach einlassen, es lohnt sich. Es gibt viele schräge Einfälle und Figuren. Eine solche ist z.B. Hiroshi, ein geisterhafter Freund von Enoch. Die Szenen mit ihm sind zum Lachen und Weinen zugleich. Er spricht auch die letzten zutiefst berührenden Worte eines wund-schönen Arthouse-Films.

                                          • 5

                                            Werwolf Jacob alias Taylor Lautner aus Twilight will/soll erwachsen werden. Da er ganz nett aussieht und einige gute Bekannte in der Filmbranche hat, bekam er noch vor dem Abschluss der Vampir-Trilogie einen eigenen Film. Darauf müssen andere ein halbes Schauspielleben warten. Damit nichts schief gehen konnte, wurde der Film u.a. von Lautners Vater produziert und es standen jede Menge gestandener Hollywood-Stars mit vor der Kamera. Das Ergebnis: zwiespältig.

                                            Taylor Lautner hat eine wirklich starke Präsenz. In den Action bzw. Zweikampfszenen kann er wirklich überzeugen. Das er vor seiner Schauspielkarriere aktiv Boxsport betrieben hat, ist hier deutlich zu erkennen. Diese Szenen sind auch schön altmodisch gedreht, ohne Schnickschnack und Spielereien. Lautner kann sich hier austoben und hat sichtlich Spaß dabei. In den ruhigen Szenen wird dann aber deutlich, dass er schauspielerisch limitiert ist. Die Dialoge sind arg gewollt und gestellt und der Zu-schauer findet durch das stoische Spiel keine wirkliche Bindung zum Hauptdarsteller. Immerhin läuft er meist angezogen durch die Gegend. Das war nach dem Filmauftakt nicht unbedingt zu erwarten.
                                            Seine Filmpartnerin Karen alias Lily Collins ist dagegen ein Totalausfall. Die geht einem spätestens auf der Flucht dermaßen auf den Keks, das man ihre Stimme abschalten will. Der restliche Cast macht Dienst nach Vorschrift.

                                            Die Story selbst erinnert durchaus ein wenig an die „Bourne-Filme“, kann aber deren Klasse niemals erreichen. Der Schüler Nathan Harper findet auf einer Internet-Seite über vermisste Kinder ein Bild, das ihm unheimlich ähnelt. Bevor er hinter das Geheimnis kommt, werden seine Eltern brutal ermordet und er muss fliehen. Die Täter sind auch hinter ihm her. Nachbarstochter Karen begleitet ihn. „Atem-los“ ist zweifellos auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten. Es dauert lange, bis überhaupt ent-scheidendes passiert, aber dann gibt es durchaus Action. Er geht es sogar etwas härter zur Sache. Es wird zwischendrin aber immer mal wieder einen Gang zurückgeschaltet, so dass keiner überfordert wird. Unfreiwillig komisch: als sich die beiden Hauptdarsteller in einem Zugabteil näher kommen und man als Zuschauer dachte, jetzt passiert etwas, wird rechtzeitig die „Notbremse“ gezogen. Ob Twilight oder Atemlos: nirgends kommt Taylor Lautner zum Schuss. Da die beiden Hauptdarsteller aber auch privat angeblich verbandelt sind/waren, hat er es bestimmt später nachgeholt.

                                            Das Ende ist so gemacht, das durchaus eine Forstsetzung drin wäre. Aber will die wirklich einer se-hen? „Atemlos – Gefährliche Wahrheit“ ist nicht so schlecht, wie von vielen Seiten propagiert. Ins Kino gehen muss man dafür aber nicht, eine DVD-Auswertung tut es auch.

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                                            • 8 .5

                                              Dieser Film ist der Film zur Finanzkrise. Und obwohl er eigentlich den großen Crash im September 2008 thematisiert, ist er gerade in diesen Tagen, im Herbst 2011, wo der Euro vor einer Zerreisprobe steht und in den USA die Leute auf die Straße gehen, aktueller denn je.

                                              „Der große Crash“ spielt in einem zeitlichen Rahmen von ca. 40 Stunden. Es geht um den eigentlichen Auslöser des Bankencrashs 2008. Der Film beginnt an einem sonnigen Spätsommertag mit einer Welle von Entlassungen in einer großen Bank. Darunter ist auch Eric Dale. Dieser muss sofort seine Sachen packen und die Firma verlassen. Doch er hat noch Zeit, einem unerfahrenen Analysten, einen USB-Stick mit Daten zu übergeben. Als diese Daten noch am gleichen Abend von eben jenem Analys-ten ausgewertet werden, beginnt das große Beben. Noch in der gleichen Nacht werden verhängnis-volle Entscheidungen getroffen.

                                              Wer denkt, dass Wirtschaft nicht spannend sein kann, wird von diesem Film eines besseren belehrt. Natürlich fallen einige Fachbegriffe, doch diese sind nicht entscheidend für die Handlung. Es geht um das Gesamte und die Köpfe dahinter. Mit Details wird sich nicht aufgehalten. Viele Dinge werden nur am Rande angesprochen. Im Laufe des Films stockt dem Zuschauer mehrmals der Atem. Was er da zu hören bekommt, ist einfach nicht zu glauben. Doch es ist so passiert. Die Nachwirkungen spüren wir heute noch.

                                              Der Film ist ein Kammerspiel, der an Spannung kaum zu überbieten ist. Die Haupthandlung spielt in der Bank. Hier werden Entscheidungen gefällt, getroffen, verkauft. Die Verantwortlichen sind Teil einer Maschinerie, die sie nicht verlassen können – oder wollen. Dabei erscheinen gerade diejenigen an den Machthebeln als überraschend inkompetent. Immer wieder schwenkt die Kamera zwischendurch hinaus in eine Welt, die noch nicht weiß, was ihr bevorsteht. Das erzeugt beim Betrachter erst recht ein mulmiges Gefühl.

                                              Am Ende werden Tränen vergossen. Aber nicht wegen des Getanen. Ein Hund musste eingeschläfert werden und wird beerdigt.

                                              • 9

                                                Ein ungewöhnlicher Film, eine ungewöhnliche Story: Drei junge Agenten des israelischen Geheim-dienstes „Mossad“ sollen 1965 in Ost-Berlin einen NS-Kriegsverbrecher aufspüren und nach Israel verschleppen. Doch bei der geheimen Aktion geht alles schief. Der sogenannte „Chirurg von Birkenau“ entkommt. Die Aktion wird dennoch also Erfolg verkauft, niemand sollte je erfahren was wirklich ge-schah. Doch 30 Jahre später holt die drei Hauptbeteiligten die Vergangenheit ein.

                                                „Eine offene Rechnung“ zieht den Zuschauer von der ersten Minute an in seinen Bann. Die Handlung springt gekonnt zwischen den verschiedenen Zeitebenen hin und her, so das volle Konzentration ge-fordert ist. Regisseur John Madden, bisher eher bekannt für leichte Stoffe wie „Shakespeare in Love“ oder „Corellis Mandoline“, zeigt, das er auch anders kann. Dabei ist „Eine offene Rechnung“ schwer einem Genre zuzuordnen. Er ist harter Action-Thriller, z.B. vor und während der missglückten Entfüh-rung des NS-Verbrechers. Er ist aber auch Psycho-Drama, in den darauf folgenden Tagen, nach dem Zugriff. Die drei jungen Agenten sind mit dem Massenmörder in einer kleinen Wohnung. Hier warten sie auf weitere Anweisungen. Er soll in Israel vor Gericht, also müssen sie ihn hegen und pflegen. Doch er nutzt die ungewöhnliche Konstellation und treibt mit den jungen Leuten ein perfides Spiel. Er spielt einen gegen den anderen aus. So kommt es dann auch nach einem perversen Dialog, eigentlich ist es eher ein Monolog, bei dem der Zuschauer fassungslos zurückleibt, zu einem folgenschweren Ereignis. Dieses Ereignis verhilft dem Doktor zur Flucht. Und ganz am Rande ist auch eine Liebesge-schichte eingebettet. Diese läuft ganz nebenbei mit, wir nur angedeutet, ist aber emotional nicht zu überbieten.

                                                „Eine offene Rechnung“ ist anspruchsvolle, teilweise nicht einfach zu ertragende Kinokost. Auch wenn das Thema nicht ganz neu ist, so wird es hier doch auf ungewöhnliche Art und Weise auf die Lein-wand gebracht. Die durchweg sehr guten Schauspielleistungen tragen den Film bis zu seinem unver-meidlichen Ende. Das ausgerechnet Helen Mirren hier als Einzelkämpferin in der Ukraine ins Felde zieht, wirkt im ersten Moment etwa irritierend. Doch es ist nur die logische Konsequenz aus den vo-rangegangenen Ereignissen. Die Wahrheit ist manchmal schmerzhaft, vor allem wenn andere Men-schen von dieser Wahrheit betroffen sind und damit umgehen müssen. Wenn man damit die eigene Tochter vor den Kopf stößt. Die Wahrheit braucht manchmal Zeit, doch sie sucht sich ihren Weg. Das Ende des Films ist kein Happy-End. Ganz im Gegenteil. Doch es ist eine Befreiung.

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                                                • 7 .5

                                                  Ja, ich gebe es offen zu: ich fand „Männerherzen“ im Herbst 2009 richtig gut. Ich habe mich köstlich amüsiert und ihn später noch mal auf einem Bezahlsender gesehen. Dementsprechend freudig habe ich dem zweiten Teil entgegengesehen, obwohl ich sonst Fortsetzungen gegenüber eher skeptisch bin. Doch meine Erwartungen wurden erfüllt, auch wenn „die ganz ganz große Liebe“ nicht ganz mit Teil 1 mithalten kann.

                                                  Die Hauptfiguren sind alle eingeführt, so kann der Film sofort richtig loslegen. Alle bekannten Charak-tere aus dem ersten Teil sind wieder dabei. Dabei dürfen keine allzu großen Überraschungen erwartet werden, alle Figuren bleiben ihrer Schublade treu. Eine Weiterentwicklung findet nicht statt, das ist aber auch gar nicht nötig. Es gibt auch so genügend zu erzählen. Bioladenbesitzer trifft Verwaltungs-mensch: die Gegensätze sind noch lange nicht ausgereizt.

                                                  Im Mittelpunkt aller Erzählstränge steht diesmal Bruce Berger alias Justus von Dohnány. Der Schla-gerbarde macht da weiter, wo er 2009 aufgehört hat. Er lässt kein Fettnapf und keinen Porzellanladen aus. Er ist auch derjenige, der am meisten aus sich rausgeht. Er überbietet seine grandiose Vorstel-lung aus dem Vorgänger sogar noch. So ist es auch nicht verwunderlich, das es mit ihm die meisten Lacher gibt. Vor allem das Zusammenspiel mit Til Schweiger ist zum brüllen. Apropos Til Schweiger: der spielt wieder einmal sich selbst - aber das äußerst souverän. Er ist für solche Filme wie gemacht.

                                                  Auch sonst ist viel Prominenz dabei: Florian David Fitz, Nadja Uhl, Christian Ulmen, Maxim Mehmet, Wotan Wilke Möhring, Jana Pallaske. Bis in die Nebenrollen ist der Streifen hervorragend besetzt: Michael Mendl spielt den Film-Vater von Til Schweiger und Jacob Matschenz, kaum wieder zu erken-nen, einen Stalker. Was ein bisschen fehlt sind die Überraschungsmomente aus dem ersten Teil. Beim Nachfolger kann sich der geübte Kinozuschauer schon meist schon vorher denken, wie es gleich weiter geht. Dennoch wird es keine Sekunde langweilig, weil Regisseur Simon von Verhoeven die Geschichte auf seine eigene sympathische Art weitererzählt. Die episodenhafte Erzählstruktur hilft hier ungemein.

                                                  Der inzwischen typische Kuschel- und Chartsoundtrack darf natürlich nicht fehlen. Eine bisschen we-niger Produktplacement hätte auch nicht geschadet. Doch unter dem Strich ist „Männerherzen und die ganz ganz große Liebe“ gelungenes Kino für die Lachmuskeln. Hollywood macht es nicht selten schlechter. Um es mit Bruce Berger zu sagen: der Film gibt viele positive Energie.

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                                                  • 7 .5

                                                    Drei Freunde mittleren Alters haben genug – sie wollen sich von ihren Vorgesetzten nicht mehr alles gefallen lassen. Doch wie soll in Zukunft alles anders werden? Da gibt es nur eine Möglichkeit: den Boss ins Jenseits befördern. Die Finger schmutzig machen soll sich aber jemand anderes. Damit be-ginnt dann das Chaos.

                                                    Eine ungewöhnliche und durchaus ausgefallene Ausgangsposition für eine Komödie. Allzu zartbesai-tete Zeitgenossen sollten eher einen Bogen um diesen Film machen. Hier wird kein Blatt vor den Mund genommen. Es wird geflucht, intrigiert und es wimmelt nur so von schrägen Zeitgenossen.

                                                    „Kill the Boss“ braucht keine Warmlaufphase. Von der ersten Minute an wird ein hohes Tempo vorge-legt. Auch wenn es keine großen Überraschungen gibt, so weiß Regisseur Seth Gordon den Zu-schauer gut zu unterhalten. Das liegt neben dem flotten Erzähltempo an einigen netten visuellen Spie-lereien, an bissigen Dialogen und an der tollen Besetzung. Bis in die kleinste Nebenrolle ist dieser Film hervorragend besetzt. Gerade hier kann „Kill the Boss“ beim Publikum punkten. Kevin Spacey war selten so fies. Jennifer Aniston noch nie so scharf. Colin Farell ist kaum wieder zu erkennen. Und dass jeder einzelne seinen Spaß hatte, kann man regelrecht spüren. Später beim Abspann bekommt man das bestätigt.

                                                    Das Komödien-Rad wird nicht neu erfunden, doch das ungewöhnliche Thema hat halt seinen Reiz. Ab und zu wird mal die Brechstange herausgeholt, doch auf Fäkalhumor wird gänzlich verzichtet. Die Auflösung des ganzen Komplotts kommt etwas plötzlich. Hier ging dem Regisseur dann vielleicht doch etwas die Luft aus. Doch mit dem Ende versöhnt er die Zuschauer dann wieder. „Kill the Boss“ ist eine Komödie für Erwachsene, die einfach mal einen lustigen Kinoabend erleben wollen. Ohne Schnulzen-alarm und nicht ganz politisch korrekt.

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