Thomas479 - Kommentare
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Alle Kommentare von Thomas479
Einer für alle – alle für einen. Nachdem die Musketiere in den letzten etwas Staub angelegt hatten, sind sie jetzt wieder reaktiviert worden. Regisseur Paul W. Anderson versammelte für die europäische Großproduktion mit Orlando Bloom, Mads Mikkelsen, Milla Jovovich sowie Christoph Waltz ein be-achtliches Staraufgebot vor der Kamera. Das ausgerechnet Logan Lerman den jungen D´Artagnan verkörpert überrascht da schon ein wenig, doch der macht seine Sache gut. Lerman spielte zuletzt Percy Jackson im gleichnamigen Film, der in Deutschland aber gnadenlos unterging. Zuvor war der 19 jährige in einigen kleineren Filme auf der Leinwand zu sehen, u. a. in „Todeszug nach Yuma“ mit Christian Bale.
Die Handlung spielt im 17. Jahrhundert, doch das schert den Regisseur wenig. Versatzstücke aus der damaligen Zeit werden mit Dingen aus der Gegenwart vermischt. Das mag den Zuschauer zunächst etwas verwirren, hat aber seinen Reiz. In einer Kampfszene wird plötzlich eine Zeitlupe eingesetzt. Erfindungen, von denen man damals nicht zu träumen wagte, tauchen plötzlich. Sogenannte Luftschif-fe werden als Kriegs- und Spionagemittel eingesetzt. Paul W. Anderson tobt sich wie auf einem Aben-teuerspielplatz aus und der Zuschauer hat seinen Spaß.
Die Handlung ist flüssig. Bis auf ein wenig Leerlauf nach dem furiosen Start kommt keine Langeweile auf. Die Actionszenen bleiben übersichtlich und trotz aller Spielereien wird der Zuschauer nicht über-fordert. Man könnte auch meinen, Jules Verne trifft Jack Sparrow. So ein bisschen geklaut wurde bei den Piraten schon. Doch das trübt den Spaß kaum. „Die drei Musketiere“ ist Popcorn-Kino vom feins-ten. Der Unterhaltungswert ist enorm hoch, die Schauspielleistungen tragen ihren Beitrag dazu bei. Die Kulissen stammen zum Größtenteil aus Deutschland und sind grandios. Hollywood macht es nicht besser.
Wer braucht 43 Jahre (!) nach dem ersten Teil von „Planet der Affen“ und 10 Jahre nach einem misslungenen Remake jetzt ein Prequel? Eigentlich niemand. Doch der fertige Film ist verblüffend, die Qualität hat sich schleunigst herumgesprochen und dem Streifen bereits nach wenigen Wochen zu finanziellem Erfolg verholfen.
Die Story ist denkbar einfach gehalten: ein junger Wissenschaftler testet ein neuartiges Medikament, das einmal Alzheimer besiegen soll, an Affen. Ihm geht es um einen Dienst an der Menschheit, seinem Vorgesetzten um Profit. Nach einem Zwischenfall werden weitere Tests zunächst untersagt, es wird aber inoffiziell weiter geforscht. Aufgrund einer Verkettung unglücklicher Ereignisse gerät das Ganze außer Kontrolle.
James Franco, dem Popcorn-Publikum von heute eher noch unbekannt, bekannt u.a durch „Milk“ an der Seite von Sean Penn und als Solist in „127 Hours“, spielt den jungen Forscher Will Rodman.
Überhaupt ist der Film mit eher unbekannten Schauspielern besetzt, die sich aber alle hervorragend in das Korsett einfügen und der Handlung ihren Raum lassen um sich zu entfalten. Hierbei tritt aber auch die einzigste wirkliche Schwäche des Films auf, dass nämlich alle Charaktere relativ eindimensional daher kommen. Gut ist Gut und Böse ist Böse. Entfaltungsmöglichkeiten gibt es hier keine.
Ansonsten ist „Planet der Affen: Prevolution“ von der ersten Minute, von der Anfangssequenz im Urwald an, gelungen und stimmig. Die Geschichte wird in atmosphärisch stimmigen Bildern erzählt, die den Zuschauern nicht kalt lassen. Der Spannungsbogen wird geschickt aufgebaut und das ist gar nicht so einfach, denn alle wissen schließlich, was letztendlich irgendwann passiert. Doch Regisseur Rupert Wyatt gelingt das Kunststück, den Zuschauer auch ohne Action und Superzeitlupe in seinen Bann zu ziehen. Die offensichtlichen Bösewichte, die Affen, sind plötzlich gar nicht mehr böse. Im fulminanten Finale drückt der Zuschauer den Tieren dann mehr oder weniger heimlich die Daumen.
Ganz ohne Wackelkamera und 3D schafft es der Film am Ende den Zuschauer in den Kinositz zu drücken. Wer einen Actionfilm erwartet hat, wird vielleicht etwas enttäuscht sein, im Finale aber zumindest ein wenig entschädigt. Die großartige Location tut ihr übriges. Und dass man konsequent bis zum Ende war, zeigt der Abspann. Hier wird die Grundlage für eine neue Triologie (?) gelegt. Also nach dem Film nicht direkt aufstehen.
Wer den Sommerfilm 2011 bisher vergebens gesucht hat, findet ihn jetzt mit „Super 8“. Zugegeben, der Titel hört sich etwas bescheuert an, doch es steckt sehr viel mehr dahinter. „Super 8“ entführt den Zuschauer zurück in die 70-er Jahre. Es wird am Rad der Zeit gedreht und mächtig Nostalgie ver-sprüht. Für die „Transformers-Generation“ mag das etwas befremdlich wirken, alle anderen schwelgen in ihren Erinnerungen.
Wer den Trailer gesehen hat und Action a la „Krieg der Welten“ erwartet, dürfte vor allem im ersten Teil des Films enttäuscht werden. Hier stehen sechs Kinder im Mittelpunkt, die einfach nur einen schö-nen Sommer erleben wollen. Es sind alles verschiedene Charaktere, die alle ihre eigenen Sorgen und Nöte haben. Der Film nimmt sich Zeit mit der Einführung. Der junge Joe Lamb, der seine Mutter weni-ge Monate zuvor verlor, womit die Handlung im Übrigen beginnt, steht etwas im Vordergrund. Die Kinder wollen einen Film drehen. Bei einem heimlichen Dreh in der Nacht werden sie Zeugen eines gigantischen Zugunglücks. Danach ist für die sechs und die gesamte Kleinstadt nichts mehr so, wie es mal war.
Wie schon geschrieben, stehen die Kinder im Mittelpunkt. Der Film fängt ganz hervorragend das Le-bensgefühl der damaligen Zeit ein. Ausstattung und Kostüme sind hervorragend. Die Dialoge sind geschliffen und es gibt viele herrliche Filmzitate. Ganz langsam schleicht sich das Grauen in den All-tag ein. Menschen und Tiere verschwinden. Der Strom fällt aus. Doch was hat das Zugunglück damit zu tun? Was ist in der Nacht passiert? Die Spannung wird geschickt aufgebaut. Dann geht alles ganz schnell. Das Militär plant die Evakuierung der Stadt.
Im zweiten Teil nimmt „Super 8“ Fahrt auf. Der Zuschauer bekommt einige Hinweise. Bis das eigentli-che, angebliche, „Ungetüm“ zu sehen ist, vergeht aber noch eine Zeit. Überhaupt steht die „Alien-Geschichte“ zu keiner Zeit im Vordergrund. Sie wird als Aufhänger benötigt. Die Kinder bleiben immer im Vordergrund. Vergleiche mit Stpehen King´s „Stand by me“ kommen nicht von ungefähr. Überhaupt erinnert das Drehbuch stark an den Meister des Horrors, der in seinen Büchern öfter den Zauber der Kindheit beschwört und dann wie ganz nebenbei einen Horror bzw. Science-Fiction Plot eingefügt. Genau so ist es hier. Im Prinzip ist es eine launige Kindergeschichte mit einer Science-Fiction Einlage.
Am Ende wird dann auch mal mächtig auf die Trommel gehauen, aber dann verliert der Film nicht die Bodenhaftung. Eine gewisse Ironie schwebt immer über der Handlung, auch wenn die Grundstim-mung im letzten Drittel schon sehr düster wird. „Super 8“ ist altmodische Kinounterhaltung vom Fein-ten. Wo bei vergleichbaren Streifen Maschinen und Computer im Mittelpunkt stehen, sind es hier die Menschen. Das ist das eigentlich Bemerkenswerte.
Barney Panofsky hat in seinem Leben so einiges erlebt. Dabei musste der Kanadier gar nicht soviel tun, vieles ist ihm zugeflogen. Doch jetzt im mittleren Alter kommen dem Fernsehproduzent auf einmal Zweifel, ob er immer den richtigen Weg eingebogen ist. Er ist inzwischen sehr einsam und trauert seiner letzten großen Liebe hinterher. Der Job ist auch recht eintönig geworden. Die Arbeit mit dritt-klassigen osteuropäischen (!) Models ist nicht wirklich befriedigend. Genau in dieser Phase kommt ein Buch auf den Markt, das ihn mit einem Mordvorwurf aus vergangenen Tagen konfrontiert. Er beginnt sich an sein früheres Leben zu erinnern – und an seine Frauen, drei an der Zahl, die ihn und sein Leben entscheiden beeinflusst haben.
Wer denkt, er bekommt es hier mit einer tieftraurigen Liebesballade zu tun, hat sich getäuscht. Der Film erzählt das oftmals chaotische Leben des Barney Panofsky. Trotz der Episodenhaftigkeit der Vorlage, kommt der Film wie aus einem Guss. Es beginnt im Rom der frühen Siebzigerjahre und en-det im Montreal der Gegenwart. Dazwischen gibt es herrlich skurriles Kino, das mit aberwitziger Situa-tionskomik glänzt und mit verrückten Wegbegleitern des Protagonisten aufwartet. Der Film ist bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend besetzt. Die drei Ehefrauen haben unterschiedlich lange Auf-trittszeiten, sie alle sind wie ein roter Faden, der die verschiedenen „Epochen“ verbindet. Dustin Hoff-man als Vater Panaofsky hat seinen besten Leinwandauftritt seit langem. Er darf hier so richtig auf den Putz hauen und sorgt für mancherlei Verwicklungen. Letztlich ist es aber Hauptdarsteller Paul Giamatti, der diesem Film das Sahnehäubchen aufsetzt. Sein Barney ist ein Mensch, der verschiede-ne Entwicklungen durchmacht und lange Zeit nur sehr wenige Leute wirklich an sich heran lässt. Er ist ein Zyniker, ein Einzelgänger, der aber alleine zu einsam ist und erst gegen Ende wirklich ahnt, was eine Familie und Freunde wirklich bedeuten. Doch da hat er bereits viele Brücken eingeschlagen.
Mit einer anderen Buchvorlage, einem anderen Regisseur, einem anderen Protagonisten, wäre hier Durchschnittsware herausgekommen. So aber ist Barney´s Version humoriges und intelligentes Kino, das durchaus auch mal derb daherkommt und zusätzlich mit tollen Schauplätzen punktet. Gegen En-de rührt die Geschichte sogar fast zu Tränen. Das hätte Barney von seinem Leben sicher nie erwartet.
Jetzt ist es also vorbei. Nach 8 Filmen in 10 Jahren ist für die Harry Potter Reihe auf der Leinwand der Vorhang gefallen. So wie Harry Potter als Kunstfigur und Daniel Radcliffe als dessen Darsteller im Film sich über die Jahre weiterentwickelt haben, so sind auch wir Zuschauer in den Jahren mit der Reihe gewachsen bzw. haben uns verändert. 2001 konnte noch keiner ahnen, dass der Rummel um Harry Potter bis ins Jahre 2011 anhalten würde. Im Hebst 2001 kam der erste Teil von Harry Potter in die Kinos, im Gleichschritt mit „Herr der Ringe, Teil 1“. Schon damals war die Reihe als Blockbuster angelegt, im Fahrwasser der Hobbits wurde der Zauberlehrling aber eher belächelt. Doch er und seine Schöpferin hatten einen langen Atem. Buch für Buch und Film für Film wurde Harry Potter ausgebaut und ausgerichtet auf das große Finale.
Dass das letzte Buch in zwei Teilen verfilmt wurde, hatte viele Kritiker auf den Plan gerufen. Am Ende sind sie größtenteils verstummt. Es war die richtige Entscheidung, auch wenn es zunächst etwas kommerziell daher kam. Im ersten Teil wird alles in die Wege geleitet, sozusagen die Vorarbeit geleis-tet, um ein großes Finale im zweiten Teil zu gewährleisten und zu präsentieren. Ein großer Vorteil: beide Teile haben mit einer Länge von etwa 130 Minuten eine akzeptable Laufzeit. Beim letzten Teil von „Herr der Ringe“, der fast 3 Stunden ging, standen viele Zuschauer schon fünf Minuten vor dem Ende auf und wollten gehen. Wenn ein Film länger als 2,5 Stunden läuft, wird das Publikum in der heutigen Zeit trotz Pause ungeduldig und unkonzentriert. Beim entscheidenden Teil der Potter Reihe konnte das nicht passieren.
Dieser letzte Film der Reihe hat alles zu bieten. Es beginnt mit einer ruhigen Sequenz, mit einem in-tensiven Dialog, von denen es durchaus mehr gibt. Doch sie sind clever gestreut und beinhalten oft-mals Erklärungen vorangegangener Szenen, teils sogar aus vergangenen Filmen. Endlich gibt es auch mehr Action. Darüber dürften sich viele gefreut haben. Diese Action wirkt zu keiner Sekunde wie vom Reißbrett. Es gibt keine Wackelkamera und auch im blutigsten Gefecht sind die Kontrahenten noch zu erkennen. Großartig ist der Einbruch in eine Bank, die von Kobolden bewacht wird. Hier, in den Tiefen, wird ein weiteres Horkrux an sich gerissen. Danach kann es für Harry und seine Gefährten nur ein Ziel geben: den großen Kampf in Hogwarts zu beenden. Hier kommt es dann zu der Ausei-nandersetzung zwischen Harry Potters Verbündeten und der Armee von Voldemort, ehe am Ende Harry Potter und Lord Voldememort sich Auge um Auge gegenüber stehen.
Der Versuch der feindlichen Übernahme von Hogwarts durch Lord Voldemorts Truppen gehört zum Besten, was die Harry Potter Reihe in Sachen Action zu bieten hatte. Überhaupt ist sie ein Musterbei-spiel dafür, wie gut gemachte Action aussehen muss. Von der Ausstattung bis zum Timing stimmt hier einfach alles. Der Zuschauer bleibt jederzeit im Bilde. Im Prinzip stiehlt dieser Part dem finalen Kampf zwischen Harry Potter und Lord Voldemort ein wenig die Schau. Diese endgültige Auseinanderset-zung zwischen den Widersachern, wird zwar wirkungsvoll, aber überraschend schnell abgehandelt. Das ist fast schon der einzigste Vorwurf, den man diesem Film machen kann. Ansonsten ist „Harry Potter: Die Heiligtümer des Todes 2“ ganz großes Kino und nur für die große Leinwand gemacht. Es ist der würdige Abschluss einer großartigen Filmreihe. Es kommt alles wie aus einem Guss und die Übergänge sind perfekt.
Sicherlich Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Filmen, aber es gab keinen Totalausfall. Das lag nicht zuletzt auch an der ruhigen und sachlichen Vorgehensweise aller Beteiligten. Die fast aus-schließlich britischen Schauspieler taten ihr übriges. Das Daniel Radcliffe nur einen Gesichtsausdruck besitzt, daran hat man ich gewöhnt. Sein Gesicht ist Harry Potter. Das könnte ihm für die Zukunft Probleme bereiten. Ihm gegenüber standen Schwergewichte wie Gary Oldman oder Ralph Fiennes. Allein diese beiden sind das Eintrittsgeld schon wert. Wer hätte gedacht, dass ein Charakterdarsteller wie Ralph Fiennes jemals in einem „Potter“ mitspielt?
Das Problem bei Potter war gerade in den ersten Filmen, die richtige Mischung zu finden. Wie düster und brutal darf ein Harry Potter Film sein? An dieser Frage schieden sich die Geister. Die ersten bei-den Teile waren als Auftakt ja auch noch recht kindgerecht angelegt. Als dann im Jahr 2004 „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ in die Kinos kam, war das Geschrei groß. Zu Erwachsen, zu anspruchsvoll, zu düster. Dabei war der Streifen der Wegbereiter zu den späteren Filmen. Heute zählt „Askaban“ zu den besten Filmen der Reihe, wenn er nicht sogar der Beste ist. Leider waren die Ver-antwortlichen danach nicht immer so mutig, sonst währe vielleicht noch das eine oder andere Meis-terwerk herausgekommen. Dennoch bleibt die Reihe positiv in Erinnerung. Sie hat Kinogeschichte geschrieben. Harry Potter wird uns fehlen. Im Kino-Timer ist ein Platz freigeworden. Um diesen Platz darf sich ab sofort beworben werden.
Wo kommen wir her, wo gehen wir hin? Das sind vereinfacht zusammengefasst die Fragen, die Re-gisseur Terence Malick in seinem neuen Film „The Tree of Life“ stellt. Zugegeben: der Inhalt ist stark vereinfacht wiedergegeben. Terence Malick, Macher von Meisterwerken wie „Der schmale Grat“ und „The New World“, hat mit seinem neuesten Werk einen Film geschaffen, der sich einem beim ersten Schauen gar nicht ganz erschließt. Ein zweites oder sogar drittes Mal ist notwendig, um diesen Kunst-film in all seinen Facetten zu begreifen. Dabei ist es von der Handlung her Malick´s einfachstes Werk. Doch die Bilder, Symbole und Andeutungen müssen erst einmal entdeckt und begriffen werden.
Der Film beginnt mit einem Bibelzitat: „Wo warst du, als ich die Erde gründete?“ (Buch Hiob, Kapitel 38, Verse 4-7). Nach dem Erscheinen eines flackernden Lichtes springt die Handlung nach Texas. Dort erhält Mrs. O´Brien via Telegramm die Nachricht, dass ihr 19-jähriger Sohn ums Leben kam. Die Hintergründe werden nie bekannt. Dann sehen wir den ältesten Sohn der Familie, Jack, gespielt von Sean Penn, wie er in einer Welt aus Stahl und Beton versucht die Trauer zu bewältigen. Der Film be-steht in diesen Anfangsminuten nur aus Bildfragmenten, es gibt keine durchgehende Handlung, es wird zwischen verschiedenen Ebenen hin und her gesprungen. Dann gibt es einen Schnitt. Die Hand-lung wechselt und in großartigen und faszinierenden Bildern wird die Entstehung der Welt gezeigt. Die Entstehung der Welt aus Sicht von Terence Malick. Dabei fehlt der Urknall genauso wenig wie die Dinosaurier.
Im Anschluss an die Entstehungsgeschichte wechselt der Film ins Texas der 50-Jahre. Woher man weiß, dass es die 50-er Jahr sind? Das wird nicht einmal wirklich erwähnt. Es sind die Kleinigkeiten, an denen der Zuschauer das festmachen kann. Jetzt bekommt das Publikum auch eine richtige Rah-menhandlung. Die ist überraschend einfach. Die Familie O ´Brien steht allein im Mittelpunkt. Der Erst-geborene kommt auf die Welt. Seine ersten Schritte werden gezeigt. Schnell folgen zwei Brüder. Das Leben der Familie verändert sich. Vater und Mutter haben zwei verschiedene Erziehungsmethoden: die Mutter geht den Weg der Gnade, der Vater den Weg der Natur. Jack wird älter und ist hin- und hergerissen. Auf der einen Seite die Mutter, die Barmherzigkeit und Nachsicht predigt, auf der ande-ren Seite der Vater, der propagiert, das im Leben nur der Stärkere gewinnt. Jack sitzt zwischen beiden Stühlen und mit jedem Jahr das er älter wird, wird er unsicherer. Er rebelliert und provoziert. Bis ein Ereignis alles verändert.
Bad Pitt spielt den Vater, Jessica Chastain die Mutter. Beide Rollen hätten nicht besser besetzt wer-den können. Brad Pitt stellt erneut unter Beweis, welch großartiger Schauspieler er ist. Seine Vaterfi-gur, die er spielt, hat sich alles erkämpfen müssen und obwohl er einiges erreicht hat, muss er jeden Tag aufs Neue alles in die Waagschale werfen. Seine unterkühlte Art, seine Hin- und Hergerissenheit, zwischen fürsorglichem, liebenden Vater und disziplintreuen Familienoberhaupt ist großartig. Aus der Ecke des Filmschönlings ist Pitt spätestens seit „Babel (2006) längst hinaus. Die unbekannte Jessica Chastain ist das perfekte Pardon. Vor allem die langsame Sprechweise fängt hervorragend das Flair der Nachkriegszeit ein. Auch die Kinderrollen wissen zu überzeugen. Die Zerrissenheit des jungen Jack ist förmlich zu spüren. Die Nahaufnahmen tun teilweise weh. Hier sucht ein junger Mensch nach seinem Weg und nur er selbst kann ihn für sich finden. Hilfe bekommt er keine. Der erwachsene Jack wird wie schon erwähnt von Sean Penn gespielt. Er hat nur ganz wenige Dialoge, doch seine Präsenz ist ein ebenfalls ein Glücksfall für den Film. Malick wusste, warum er hin für die Rolle besetzte. Penn spielte bereits unter Malick in dessen Kriegsdrama „Der schmale Grat“.
Die eigentliche Handlung ist in der Tat überraschend einfach für einen Malick-Film. Doch dahinter steckt soviel mehr. Es wird nicht viel erzählt, doch es gibt unvergessliche Bilder. „The Tree of Life“ lebt von den Bildern, von den Farben, von den Andeutungen, von den Gesichtern der Protagonisten. Das Pflanzen eines Baumes, das Flügelschlagen eines Schmetterlings, das Aufsteigen einer Seifenblase: es sind die Kleinigkeiten, die hier regelrecht zelebriert werden. Der Film spannt einen Bogen vom An-fang der Welt bis zu ihrem Ende. Das mag für einen Atheisten etwas befremdlich wirken. Doch auch er wird sich der Magie dieses Filmes nicht entziehen können. Es ist eine Version von Terence Malick. Es ist seine Version. Mit seiner filmischen Erzählkunst bringt er sie uns näher – ohne Holzhammer. Es ist ein Film, der alle Möglichkeiten des Medium Films ausnutzt. Und das in dieser Form nur wenige können. „The Tree of Life“ ist Kino, der etwas anderen Art. Der Zuschauer wird gefordert, sich darauf einzulassen. Wer das kann und tut, wird mit einem unvergleichlichen Filmerlebnis belohnt.
Wer von uns Männern hätte nicht gerne Cameron Diaz als Lehrerin gehabt? Jetzt nur mal vom reinen Äußerlichen betrachtet. In „Bad Teacher“ spielt sie einen Lehrkörper, der diesen Job eigentlich nur macht, weil er ja irgendwas machen muss. Nachdem ihr Freund ihr den Laufpass gegeben hat, muss sie schauen, wie sie ihr Geld zusammen bekommt. Eigentlich hatte sie ihren Beruf schon an den Na-gel gehangen. Jetzt also Kommando zurück. Doch nur solange bis sie wieder den richtigen „Scheich“ gefunden hat. Und das scheint schwieriger als gedacht.
Sogenannte „Schulfilme“ stoßen in Deutschland immer auf ein breites Publikum. Das war früher schon so und das scheint auch heute noch so. Zumindest hat „Bad Teacher“ nach gerade mal drei Wochen schon fast 1 Millionen Zuschauer in Deutschland in die Kinos gelockt. Das ist sbemerkenswert.
Cameron Diaz ist wie geschaffen für die Roller der Elizabeth Halsey. Diese Lehrerin hat keine Lust auf ihren Job. Sie hat wechselnde Liebhaber, trinkt und kifft und ist nur bedacht auf ihren eigenen Vorteil. Doch das alles macht sie so raffiniert, das sie schon wieder sympathisch wirkt. Elizabeth schaut mit ihren Schülern Filme anstatt zu unterrichten und sorgt bei einer etwas anderen Autowaschaktion für Rekordeinnahmen. Nur mit der Liebe klappt es nicht so ganz. Ihr neue Kollege Scott Delacorte alias Justin Timberlake, auf den sie ein Auge geworfen hat, wird von einer Kollegin geködert: ihrer Erzfein-din im Kollegium. Das kann Elizabeth nicht auf sich sitzen lassen.
„Bad Teacher“ ist von der ersten Minute an eine Komödie der etwas anderen Art. Man versucht hier erst gar nicht einen auf Anspruch zu machen. Es wird gepöbelt, geflucht, gelästert und gemobbt, was das Zeug hält. Alles ist auf Cameron Diaz zugeschnitten und sie überzeugt wie seit „Verrückt nach Mary“ nicht mehr. Nicht jeder Gag zündet und das meiste ist nicht wirklich neu. Doch der Film hält sein Tempo und macht Spaß bis zum Ende. Ja, wirklich bis zum Ende. Gerade das Ende unterscheidet sich von vielen anderen Komödien dieser Art. Der Film behält seine Frechheit auch im Finale. Es gibt keinen Zuckerguss. Das ist das wirklich überraschende an „Bad Teacher“.
Brügge sehen.... hat sich zu einem echten Geheimtipp unter Filmfreunden entwickelt. So ganz kann ich den Hype jedoch nicht nachvollziehen. Der Film ist durchaus sehenswert, hat kauzige Typen und tolle Locations. Doch es dauert recht lange, bis die Handlung um zwei Killer im Exil in Fahrt kommt. Dann geht es allerdings richtig ab. Ralph Fiennes als Gangsterboss ist genial. Dann ist aber auch alles schnell vorbei. Was neben Brügge in Erinnerung bleibt, ist der teils derbe Humor. In der einen Sekunde lacht man noch, in der nächsten bleibt einem das selbige im Halse stecken. Diese Gratwanderung gelingt dem Film vorzüglich.
Vorsicht: wer denkt, "Monsters" sei ein Horrorfilm liegt falsch. Der Filmtitel wird erst mit dem Ende erklärt und bis dahin wird manch einer, der mit falschen Erwartungen an den Film herangegangen ist, frustriert abgeschaltet haben.
"Monsters" beginnt in der Tat wie ein Horrorfilm. Die ersten Wackelbilder sind hart. Doch dann gibt es einen Schnitt. Es geht um zwei junge Menschen aus der Oberschicht, die auf der Flucht vor etwas sind, das eigentlich nur vage angedeutet wird. Die sogenannten Monster, vor denen die Zivilisation geschützt werden soll, sind nur selten zu sehen. Doch wer muss hier eigentlich vor wem geschützt werden?
"Monsters" besticht durch seine großartige Atmosphäre und ebensolche Bilder. Es passiert nicht wirklich viel, die Bedrohung liegt aber jederzeit in der Luft. Davon lebt der Film. Und am Ende wird alles auf den Kopf gestellt.
Ein ungewöhnlich düsterer Film aus deutschen Landen. Auch wenn manche Figuren etwas klischeehaft rüberkommen und der Mittelteil etwas gestrafft hätte werden können, so ist dieser Thriller absolut sehenswert. Der Film ist nicht leicht zu ertragen und er bleibt noch lange im Gedächtnis. Das Ende ist wie ein Schlag in die Magengrube. So etwas hätte man einer deutschen Produktion nicht zugetraut.
Die Story von „Source Code“ ist ungewöhnlich. Ein ehemaliger US-Soldat soll die Hintergründe eines Anschlags auf einen Zug ermitteln, bei dem viele Menschen ihr Leben lassen mussten. Doch es geht nicht um normale Ermittlungsarbeit. Der junge Mann wird auf eine Art Zeitreise geschickt. Er nimmt die Identität eines Fahrgastes an – in den letzten acht Minuten vor dem Anschlag. So soll erreicht werden, das der Attentäter gefunden wird und verhindert werden, dass es zu weiteren Anschläge kommt.
Jake Gyllenhaal spielt den dekorierten Soldaten Colter Stevens, der einst in Afghanistan kämpfte. Er selbst weiß relativ wenig von den Hintergründen seiner Mission. Stück für Stück erfährt er und damit auch der Zuschauer mehr. Richtig überraschend ist das alles nicht. Man hat das alles so oder so ähnlich schon mal gesehen. Es gibt die üblichen Verdächtigen bzw. Bösen. Doch die Umsetzung macht einiges wett. Die Grundidee zieht den Zuschauer in seinen Bann und lässt ihn nicht mehr los. „Source Code“ ist Science-Fiction, Thriller und sogar Komödie in einem. Einige Parallelen zu Alfred Hitchcock sind nicht zu verkennen, auch wenn es auf den ersten Blick weit hergeholt scheint. Vor allem bei der Musik und einigen Großeinstellungen denkt man direkt an den Altmeister. Bis zum Schluss wird die Spannung hochgehalten. Und ein solch kitschfreies Happy-End gibt es nicht oft auf der Kinoleinwand.
Seit dem ersten Teil von „Fluch der Karibik“ ist die Erwartungshaltung an die Reihe ungemein gestie-gen. Keine der folgenden Fortsetzungen konnte diese Erwartungen erfüllen. Auch nicht der vierte Teil, der eigentlich der Auftakt zu einer neuen Triologie sein soll.
Dabei ist „Fremde Gezeiten“ keineswegs schlecht. Man hat versucht, die Fehler aus Teil 2 und 3 aus-zumerzen. Die Story ist simpler als jemals zuvor und es gibt viel Action vor wechselnden Kulissen. Johnny Depp ist großartig. Nachdem er sich zu Beginn noch etwas zurückhält, wir er mit fortlaufender Filmdauer immer frecher und trägt den Film fast alleine. Er hat riesigen Spaß an der Rolle. Dennoch will der Funke nicht so recht auf das Publikum überspringen. Das liegt zum einen an den blassen und eindimensionalen Nebenfiguren, die beliebig austauschbar sind. Selbst eine Penelope Cruz wirkt bis auf wenige Szenen farblos. Zum anderen liegt das an der Story, die einfach nur heruntergespult wird. Dabei hat die Geschichte durchaus Potential, sie wird auch flott erzählt. Der Zuschauer wird aber das Gefühl nicht los, dass hier alles wie auf einer „to-do-Liste“ einfach nur abgehakt wird. Station für Stati-on. Ganz brav erzählt der Film seine Geschichte, ohne für eine Überraschung zu sorgen. Wäre John-ny Depp nicht, wäre der Film völlig humorfrei.
Doch dank Johnny Depp, einiger schöner ausgefallenen und exotischen Kulissen sowie der gewohnt großartigen Musik bleibt „Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten“ der totale Reinfall erspart. Vom Hocker dürfte dieser Film niemanden hauen und am Ende des Jahres wird er unter ferner liefen be-handelt. Doch für einen lauen Sommerabend ist dieser Film nicht der schlechteste. Ein Tipp: nicht in 3D gucken. Es gibt keine einzige Szene für die sich 3D lohnt.
„Wer ist Hanna“? ist in der Tat ein etwas merkwürdiger Filmtitel. Die Frage im Filmtitel zieht sich durch den gesamten Film und wird erst gegen Ende aufgelöst. Doch selbst da bleiben einige Fragen offen. Es geht eigentlich weniger um die Hintergründe dieses Mädchens an sich. Die geheimnisvolle Le-bensgeschichte dieser Hanna wird in erster Linie benötigt, um die Handlung voranzutreiben. Hanna ist auf der Flucht. Darauf soll sich der Zuschauer konzentrieren. Alles andere ist eher zweitrangig.
Die 16-jährige Hanna lebt mit ihrem Vater in der Wildnis von Finnland. Mit eindrucksvollen Bildern aus der Zweisamkeit zwischen Vater und Tochter beginnt der Film. Ein bisschen erinnert dieser Auftakt an „The American“ mit George Clooney. Hanna ist trotz ihres jugendlichen Alters bereits perfekt im Nah-kampf und im Umgang mit Schusswaffen ausgebildet. Dafür hat ihr Vater, ein ehemaliger CIA-Agent, gesorgt. Hanna´s erste Mission steht unmittelbar bevor. Sie allein bestimmt wann es losgeht. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Der eigentliche Plan gerät in den Hintergrund. Hanna wird plötzlich zur Gejagten. Doch warum?
Wer denkt, er ist hier in einem reinrassigen Agentenfilm, sieht sich getäuscht. „Wer ist Hanna?“ über-nimmt aus fast allen Sparten ein bisschen was. Das ist mutig, ist das doch in der Vergangenheit nicht immer gut gegangen. Und auch hier entspricht der Film nicht unbedingt den Sehgewohnheiten. Er ist ein bisschen „Bourne“, ein bißchen „Kick-Ass“, doch es sind auch Elemente aus typischen „Coming-of-Age“ Geschichten enthalten, ja sogar ein kleiner Hauch „Little Miss Sunshine“ oder „An Education“ schwingt hier mit. Das soll den Film nicht wertvoller machen als er ist. Tatsache ist aber, das gerade durch die verschiedenen Genre-Vermischungen sich dieser Film wohltuend von den Action-Fließband-Produktionen unterscheidet. Die Action-Szenen sind hervorragend umgesetzt, aber zum Glück auch wohldosiert. So bleibt genügend Raum für einige interessante Nebenschauplätze.
Es geht für Hanna um den halbe Welt. Das Finale steigt in Berlin. Saoirse Roan spielt ihre Hauptfigur Hanna beeindruckend gut. Auf dem schmalen Grat zwischen jugendlicher Kampfmaschine und ver-letzlicher junger Dame kommt sie zu keiner Zeit ins Stolpern. Eric Bana („München“) als ihr Vater und Cate Blanchett („Herr der Ringe“) als Geheimdienstlerin bleiben etwas im Schatten, was aber in erster Linie ihren Rollen zu schulden ist. Es gibt hier wenig Entwicklungspotential. Dafür gibt es eine Menge kurioser Nebenfiguren, die teilweise herrlich überzeichnet sind. Der pfeifende, „böse“ deutsche Auf-tragskiller versetzt einen plötzlich in „Kill Bill-Zeiten“. Der Film lässt sich eben in keine Schublade ste-cken.
Eine Satire über Selbstmordattentäter. Kann das gut gehen? Ja, es kann! Aber nur wenn sie aus Großbritannien kommt und wenn der Zuschauer auf schwarzen Humor a lá Harald Schmidt steht. Alle anderen sollten eher einen Bogen um den Film machen und weiter über Mario Barth lachen.
Im Mittelpunkt von „Four Lions“ steht der junge Omar, der mit Frau und Kind gut in der englischen Gesellschaft integriert ist, sich aber dennoch zu höherem Berufen fühlt. Zusammen mit drei Kumpels wird eine neue Terrorzelle gebildet. Jetzt fehlt nur noch Ziel und Gelegenheit. Nach intensiver Diskus-sion ist auch das geklärt. Die Vorbereitungen können beginnen.
Schon der Auftakt zeigt, was den Zuschauer erwartet. Es ist derber Humor, manchmal bedenklich nahe an der Gürtellinie, aber niemals darunter. Auch wenn es hier und da etwas albern zugeht, so ist das nur Mittel zum Zweck. Diese Leute, die sich zum heiligen Krieg berufen fühlen, sind selten Profis, sondern in den meisten Fällen Amateure. Dafür wird vieles etwas zugespitzt dargestellt. Doch das ist nur eine Facette des Films. Eine andere ist die Rolle der Gesellschaft. Dieser wird in dem Film des Öfteren der Spiegel vorgehalten.
Doch man sollte nicht zuviel hineininterpretieren und den Film einfach auf sich wirken lassen. Es dau-ert etwas, bis man richtig drin ist, aber spätestens ab der Mitte bleibt kein Auge trocken. So eine Pan-zerfaust ist schon sehr schwer, hat einen starken Rückschlag und kann viel zerstören. Ein Rabe muss im „Trainingscamp“ planmäßig sein Leben lassen, ein Schaf eher weniger planmäßig. In einer neuen Version vom König der Löwen ist Simba plötzlich ein Märtyrer. Interessant ist auch eine Diskussion, in der wir erfahren, woher die Zündkerzen im Auto kommen (sehr böse!). Und gegen Ende verliert die Polizei jeglichen Überblick.
Wie oben beschrieben, „Four Lions“ bedient einen bestimmten Geschmack von Humor. Das ist über weite Phasen des Films unglaublich witzig und sehr hintergründig.
Beim ersten Sehen kann man gar nicht alles aufnehmen, das hat auch wenig mit der Kameraführung und der Synchronisation zu tun. Ein zweites Mal anschauen auf DVD ist eigentlich Pflicht. Um „Mainstream-Unterhaltung“ handelt es sich hierbei sicher nicht. Soviel nur als Warnung!
Nach einer längeren Entstehungsgeschichte hat es der nordische Donnergott Thor doch noch auf die große Leinwand geschafft. Ausgerechnet Kennet Branagh, der eigentlich mehr im Programmkino als im Marvel-Universum zuhause ist, hat sich dem Projekt angenommen. In dieser Version wird Thor von seinem Vater Odin aufgrund einer Intrige auf die Erde verbannt. Nach einer kurzen Eingewöhnungs-zeit findet Thor gefallen an dem neuen Ort und wird schließlich sogar zum Beschützer der Menschheit. Seiner mächtiger Superhammer Mjolnir spielt dabei keine unwesentliche Rolle.
Eines gleich vorweg: 3D ist hier wieder mal mehr oder weniger überflüssig. Es gibt atemberaubende Kulissen und angsteinflößende Kreaturen, doch die wären auch in 2D prima zur Geltung gekommen. Zu Beginn des Films, bei der entscheidenden Auseinandersetzung, aufgrund dessen Thor verbannt wird, mag 3D noch gerechtfertigt sein. Später wird die Technik jedoch zum Ärgernis. Viele Einstellun-gen und Szenen, vor allem die auf der Erde spielen, wären in 2D besser aufgehoben.
Der Film selbst beginnt furios. Allerdings braucht es etwas Eingewöhnungszeit, bis man mit der ei-gentlichen Handlung warm wird. Es wirkt am Anfang alles ein wenig befremdlich. Als Thor auf der Erde ankommt, beginnt es interessant zu werden. Hier spielt Branagh auch seine Stärken aus. Die Action ist wohldosiert, vieles ergibt sich aus der Situation. Der Film nimmt sich selbst nicht zu ernst und so gibt es viele Lacher. Eine Überraschung ist ohne Frage Chris Hemsworth als Thor, der in die-ser Rolle aufgeht und alle anderen in den Schatten stellt. Überhaupt spielt der übrige Cast brav seine Rollen und lässt so dem Titelheld alle Freiheiten, die dieser auch nutzt.
Die Story selbst ist eigentlich simpel, wird aber gut verpackt und bis zum Ende flüssig erzählt. Es gibt sogar die eine oder andere Überraschung. Der Soundtrack ist gigantisch, dürfte aber manchem etwas zu theatralisch daher kommen. Insgesamt ist Thor der richtige Film für einen lauen Sommerabend. Er ist durchaus gelungen, auch wenn er kein Meilenstein des Genres ist. Wer auf Superhelden und a-berwitzige Kulissen steht, wird nicht enttäuscht werden. Und noch ein Tipp: bis nach dem Abspann im Kinosaal bleiben!
Robert Pattinson vs. Christoph Waltz. Zwei schauspielerische Gegensätze treffen aufeinander. Und bleiben ihrer Linie aus vorherigen Filmen treu.
1931: Amerika in der Wirtschaftskrise. Der junge Student Jacob (Robert Pattinson) hat gerade seine Eltern verloren. Er bricht sein Studium ab und macht sich auf die Suche nach Arbeit. Er schließt sich einem Wanderzirkus an und bekommt dort eine Stelle als Tierarzt. Doch der Zirkusdirektor August Rosenbluth (Christoph Waltz) ist gefährlich und unberechenbar. Wer sich ihm widersetzt, wird aus dem fahrenden Zug geworfen. Seine schöne Frau Marlena und die Angestellten haben Angst vor ihm und arbeiten bis zum Umfallen. Durch den Neuankömmling Jacob und einer neuen Attraktion, der Elefantendame Rosie, gerät der nach außen schöne Schein der Zirkuswelt ins Wanken. Der Unter-gang ist nur noch eine Frage der Zeit…
Wer denkt, er erlebt hier einen typischen Schmachtfetzen, sieht sich getäuscht. In der Tat erinnert „Wasser für die Elefanten“ an große Hollywoodmelodramen. Die Bilder sind großartig und stilvoll. Die Ausstattung ebenso. Gerade in der ersten Hälfte des Filmes wird der Zuschauer auf gekonnte Art und Weise in die Zirkuswelt der 30-er Jahre entführt. Dabei wird die wirtschaftliche Situation dieser Zeit keineswegs ausgeklinkt. Doch schon hier hängen dunkle Wolken am Himmel. Für Ruhm und Geld sind dem Zirkusdirektor August Rosenbluth alle Mittel recht. Um das zu unterstreichen scheut der Film auch vor drastischen Szenen nicht zurück. Das dürfte den einen oder anderen zartbesaiteten Zu-schauer/Zuschauerin etwas verstören.
Allein die Performance von Christoph Waltz ist das Eintrittsgeld wert. Sein Zirkusdirektor hat viele verschiedene Gesichter. Durch ihn kommen viele an (harte) Arbeit. Werden sie nicht mehr benötigt, werden sie auf seine Art „entsorgt“. Er vergöttert seine Frau und traut ihr doch keinen Meter. Er stellt den Studenten Jacob als Tierarzt ein und entscheidet doch selbst über Wohl und Weh der Tiere. Er schlägt die Elefantendame blutig und bittet kurz danach weinend seine Frau um Verzeihung für die Tat. Die Figur erinnert immer wieder an den Nazi Hans Landa aus „Inglourius Basterds“.
Doch auch Robert Pattinson macht seine Sache gut. Er spielt den Studenten Jacob mit seinen Mitteln und fügt sich so gut in den Kontext des Films ein. Seine Rolle hat nicht so viele Entfaltungsmöglichkei-ten, so das Pattinson auch nicht besonders gefordert wird. Das rebellische in dem schönen Jüngling kommt gut zur Geltung und erinnert ein wenig an seinen Charakter in dem Film „I remember“. Interes-sant ist, wie glatt seine Haare immer liegen. Wusste gar nicht, dass es in den 30-er Jahren schon so gutes Haargel gab. Ein Zugeständnis an die weiblichen Fans.
Reese Witherspoon hat die Rolle als verführerische Schönheit. Sie ist die Attraktion im Zirkus und wird entsprechend in Szene gesetzt. Die Oscar-Preisträgerin von 2005 („Walk the line“), bei der es zuletzt mehr Schlagzeilen um ihr Privatleben als um ihre Filme gab, fügt sich ebenfalls gut in den Film ein. Sie ist hin und her gerissen zwischen ihrem Mann, dem Zirkusdirektor und dem Studenten, mit dem sie noch einmal neu anfangen könnte. Es dauert etwas bis die Affäre in Gang kommt.
„Wasser für die Elefanten“ ist ein absolut sehenswertes Drama, das sowohl darstellerisch als auch dramaturgisch zu überzeugen weiß. Am Ende gibt es einige merkwürdige Schnitte, als wollte man mit Gewalt eine Überlänge vermeiden. Das gelang nicht ganz, mit 120 Minuten erheben die meisten Kinos jetzt doch einen Überlängezuschlag. Dennoch wirkt der Film keine Sekunde zu lang. Es ist eine tragi-sche Geschichte, wie gemacht für die große Leinwand.
Der erste Teil der „Scream-Reihe“ war im Herbst 1997 der erste richtige Horror-Film (FSK 18), den ich im Kino zu sehen bekam. Ich war damals gerade 18 Jahre alt, also hat man an ein solches Filmerleb-nis natürlich so seine speziellen Erinnerungen. Es folgt eine ganze Welle dieser Filme, wie z.B.
„Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ und „Düstere Legenden“. Irgendwann Anfang der 2000-er Jahre ebbte das dann wieder ab und die Remake-Welle begann. Kuriose Randnotiz: Scream lief bei uns damals in Trier in der „Flimmerkiste“, einem inzwischen geschlossenen Programmkino (!). Was an dem Film besonders wertvoll war?
13,5 Jahre später kommt jetzt also der vierte Teil von Scream in die deutschen Kinos. Viele der heuti-gen Zielgruppe haben 1997 noch Kapitän Blaubär geguckt, kennen das Original und die Nachfolger also höchstens von der DVD. Den damaligen Hype um die Filme haben sie überhaupt nicht mitbe-kommen. Entsprechend ruhig ging es jetzt beim Kinostart des vierten Teils zu und auch die bisherigen Einspielergebnisse sind nicht überragend.
Zu Unrecht. „Scream 4“ erfindet das Rad zwar nicht neu, weiß aber zu unterhalten. Es geht wieder zurück nach Woodsboro, wo einst so viele junge Menschen vom Mann mit der Maske grausam ge-metzelt wurden. Sidney Prescott alias Neve Campbell, die vom ersten Film an im Mittelpunkt stand und bisher alles überlebte, kehrt in die kleine amerikanische Stadt zurück, um ein Buch vorzustellen, in dem sie die Erlebnisse von damals verarbeitet hat. Sie ist noch nicht richtig angekommen, da geht das Morden schon wieder los.
Wenn das Telefon klingelt, ist Gefahr in Verzug. Das war 1997 so und das ist auch 2011 noch so. Doch die Zeiten haben sich verändert und das fließt auch in diesen neuesten Teil der Scream-Reihe mit ein. Wir sind technisch viel weiter und alle Filme, die nicht bei drei auf dem Baum sind, werden recycelt. Soviel zur Handlung und den Hintergründen. Nach einem furiosen, blutigen Auftakt wird es etwas ruhiger, ehe es bis zum Schluss kein Durchatmen mehr gibt. Es müssen viele ihr Leben lassen und das oftmals auf makabare Art und Weise.
Doch im Vergleich zur SAW-Reihe, wo es einfach nur noch darum geht, möglichst viel zu foltern und auf möglichst brutale Weise aus dem Leben zu scheiden, ist Scream 4 auch handwerklich gut ge-macht. Die Locations erinnern ein wenig an „Halloween“, es kommt wirklich noch Spannung auf und trotzdem nimmt sich der Film nicht zu ernst. Für diejenigen, die genau hinhören, gibt es viele großarti-ge Dialoge und lustige Querverweise zu anderen Horror-Klassikern. Und das Ende spricht für sich.
Scream 4 ist sicherlich keine Sternstunde des Kinos. Das war die Reihe noch nie. Doch wer sich ein wenig erschrecken und gleichzeitig Spaß haben will, der ist hier genau richtig. Und diejenigen, die von Anfang an dabei waren, werden gerne in Erinnerung schwelgen.
Der Mensch als lebendes Ersatzteillager. Das ist das Thema des englischen Dramas „Alles, was wir geben mussten“ von Regisseur Mark Romanek. Der Film basiert auf dem hochgelobten, gleichnami-gen Roman des Japaners Kazuo Ishiguro. Die Newcomer Carey Mulligan (An Education), Andrew Garfield (der kommende Spider-Man) und Keira Knightley (Fluch der Karibik) spielen drei Jugendliche bzw. junge Erwachsene, die in Hailsham aufwachsen. Es scheint sich dabei auf den ersten Blick um ein typisch englisches Internat zu handeln. Doch die Lehrer heißen hier Aufseher und die Kinder und Jugendlichen, die diese Einrichtung besuchen, werden auf ein Ziel vorbereitet. Sie haben eine kurze Lebenserwartung, denn sie sind einzig und allein dafür auf der Welt, dass man ihnen Organe ent-nimmt und anderen einpflanzt. Ihr früher Tod ist Bestandteil des Plans.
Das hört sich ungeheuerlich und provokant an und das ist es auch. Wer das Buch nicht gelesen hat und erst mit dem Film auf die Thematik stößt, wird des Öfteren fassungslos auf die Leinwand schau-en. Die Geschichte von Kathy, Tommy und Ruth beginnt mit deren Kindheit und wird ruhig und sach-lich erzählt. Es erscheint alles so idyllisch. Wie ganz nebenbei werden Details eingestreut, die neben-sächlich erscheinen und für den weiteren Lebensweg der Protagonisten doch so wichtig sind. Hailsham ist im Film grandios in Szene gesetzt. Aus dramaturgischen Gründen musste die Vorlage an manchen Stellen leicht abgeändert werden, so dass sich der Zuschauer gerade in der ersten Hälfte des Films etwas konzentrieren muss. Nicht alle Geschehnisse und Entscheidungen sind plausibel.
Die Spannung wird mit dem Heranwachsen der Kinder kontinuierlich gesteigert. Mit der Volljährigkeit muss Hailsham verlassen werden, man ist jetzt zum ersten Mal im Leben sich selbst überlassen. Aber auch an dem neuen Ort ist ständige Überwachung gewährleistet. Es ziehen dunkle Wolken am Him-mel auf. Bei den scheinbar unzertrennlichen Freunden kommen Konflikte auf. Konflikte, die oftmals banal erscheinen, die aber unter dem Kontext des Gesamten in einem anderen Licht erscheinen. Das eigene Sein rückt mehr in den Vordergrund. Das Ende der Berufung rückt näher. Irgendwann ist es dann soweit.
„Alles, was wir geben mussten“ erzählt seine Geschichte konsequent bis zum Schluss. Auch im dra-matischen letzten Viertel kommt kein Pathos auf Regisseur Mark Romanek lässt die Bilder für sich sprechen. Am deutlichsten wird das in einer Szene, als einer „Organspenderin“ ein Organ entnommen wird und diese anschließend abgestellt wird. „Vollendung“ wird das genannt im Film genannt. Die Sze-ne ist nicht lange, doch sie brennt sich in das Gehirn. Auch wenn das Ende absehbar ist, gibt es noch einige Wendungen. Die Hauptdarsteller haben in ihren Rollen nicht viele Möglichkeiten, doch sie sind perfekt besetzt.
Das hört sich alles weit hergeholt an. Doch ist es das wirklich? Der Film regt zum Nachdenken an. Wie weit würde der Mensch wirklich gehen, wenn man ihn lassen würde? „Alles, was wir geben mussten“ spielt nicht in der Zukunft, sondern in den 90-er Jahren. Das verstärkt das ungute Gefühl. Ganz am Ende des Films werden Worte gesprochen, die einen noch eine ganze Weile beschäftigen. Wie übri-gens der gesamte Film, der in der Tat keine leichte Kost ist.
Das ist der Traum von (fast) jedem: eine kleine Pille, die das Gehirn anregt und mit deren Hilfe dann die Tür zu Reichtum und Wohlstand offensteht. Darum geht es in dem Film „Ohne Limit“. Der „Loser“ Eddie Moras (Bradley Cooper), Schriftsteller mit Buchvertrag aber ohne Buch, gelangt in New York durch Zufall an eine solche Designerdroge. Lehnt er zunächst noch ab, konsumiert er sie wenig später aus reiner Neugierde dann doch. Es geschehen Wunderdinge: er trifft in Sekundenschnelle aus dem Bauch heraus die richtigen Entscheidungen, hat plötzlich wieder Erfolg bei den Frauen, knüpft neue soziale Kontakte, kann Börsenentwicklungen vorhersehen und so ein Vermögen scheffeln. Das bleibt den großen Firmen natürlich nicht verbogen. Der Finanzmakler Carl van Loon (Robert de Niro) will ihn für seine Zwecke einbinden. Doch damit beginnen nicht unerhebliche Probleme.
Die Story mag zunächst etwas absurd klingen. In der Tat ist sie nicht immer ganz logisch. Doch der Film schert sich einen Dreck darum. Es geht um die Grundkonstellation an sich und wie die Hauptfigur darauf reagiert und sich verändert. Das ist von der ersten Minute an atemberaubend umgesetzt. Schon die Anfangsszenen mit einer visuellen Achterbahnfahrt sind schlicht grandios. Und mit diesen visuellen Highlights kann „Ohne Limit“ bis zum Ende punkten, ohne das der Zuschauer überfrachtet wird. Die Stadt New York als Schauplatz der Handlung wird hervorragend eingebunden.
Eine der größten Überraschungen ist, das Bradley Cooper wirklich einen Film alleine tragen kann. Bisher doch mehr als einer von vielen, z.B. in Hangover oder „Das A-Team“ aufgefallen, ist Cooper die Idealbesetzung für diesen Film. Seine Wandlung vom Verlierer zum Überflieger dank einer Wunder-droge ist trotz der ungewöhnlichen Story absolut nachvollziehbar. Wer von uns würde nicht so oder ähnlich reagieren, wenn er die Chance seines Lebens bekäme? Eine Frage die den Zuschauer durch-aus beunruhigt. Unser Hauptdarsteller wird ein Getriebener, der irgendwann nicht mehr zur Ruhe kommt, immer mehr will und nicht mehr „nein“ sagen kann. Und da beginnen die Probleme. Die Pillen werden weniger, das Ende von Ruhm und Glanz ist absehbar. Gleichzeitig treten Nebenwirkungen auf, wie z.B. Filmrisse oder Müdigkeit.
Ist der Film in der ersten Hälfte eine Mischung aus Action-Thriller und Komödie, wird er im zweiten Durchgang deutlich düsterer. In einer Welt voller Egoisten ist sich jeder selbst am nächsten. Das be-komm unser „Held“ deutlich zu spüren. Wem kann er noch trauen? Plötzlich steht er zwischen allen Fronten. Alle sind hinter ihm her. Er muss feststellen, dass noch mehr von der Droge wissen. Er be-schließt in die Offensive zu gehen. Es gibt am Ende einige Überraschungen, die der Story zur Auflö-sung helfen, wenn überhaupt von einer Auflösung die Rede sein kann. Der Zuschauer nimmt das zur Kenntnis, auch wenn manches etwas absurd daher kommt. Doch es passt zum Kontext. Es gibt hier außerdem eine der abartigsten Szenen der jüngeren Filmgeschichte. Und ganz am Ende wird es ver-bal noch mal richtig böse. Robert de Niro fehlen die Worte. „Ohne Limit“ ist ein großartiges Filmerleb-nis, das bis auf einen souveränen und motiviert aufspielenden Robert de Niro ohne große Stars aus-kommt. Ein Film, der erfrischend anders daherkommt, mit einer ungewöhnlichen Story. Anschauen und abfahren.
Wer in den Film „The Fighter“ geht, der sollte bereits im Vorfeld wissen, dass hier das Rad nicht neu erfunden wird. Wer jemals ein Sportlerdrama gesehen hat, der wird vieles wieder erkennen. Doch allein schon wegen der Besetzung, ist dieser Film sehenswert. Mark Wahlberg spielt Micky Ward, der von seinem Halbbruder Dicky Eklund, gespielt von Christian Bale, der dafür einen Oscar erhielt, trainiert wird. Dicky ist der Held von Lowell in Massachussetts. Er hat 1978 gegen Box-Legende Sugar Ray Leonard einen legendären Kampf ausgetragen. Von dem Ruhm ist Anfang der 90-er Jahre, als der Film ansetzt, nicht mehr viel geblieben. Der jüngere Bruder soll es jetzt richten. Trainiert von Dicky, der mehr oder weniger crackabhängig ist und gemanagt von seiner eigenen Familie.
Ohne Umschweife kommt der Film direkt zur Sache. Lowell ist größtenteils ein sozialer Brennpunkt, Boxen für Micky und seine Familie die einzige Gelegenheit richtig Geld zu verdienen. Die Atmosphäre ist sehr authentisch. Die Familie steht hier über alles. Bricht jemand von außen in diesen Kreis ein, wie die neue Freundin von Micky, die er in einer Bar kennenlernt, bekommt dieser oder diese eine radikale Ablehnung zu spüren. Micky Ward steht dabei zwischen allen Stühlen. Er will unabhängig sein, aber auch seine Familie nicht verlieren. Es ist ein harter, innerer Kampf für ihn, der das sonst nur aus dem Ring kennt. In diesen Szenen innerer Zerrissenheit läuft Mark Wahlberg zu Hochform auf.
Christian Bale ist trotz allem der heimliche Star des Films. Er hat für diese Rolle einmal mehr abgespeckt und ist nur noch Haut und Knochen, vergleichbar mit „The Machinist“. Auch er hat einen inneren Kampf auszutragen, doch dieser scheint noch aussichtsloser. Er will den Erfolg für seinen Bruder mit allen Mitteln, doch er als Trainer steht sich selbst im Weg. Es gibt einige grandiose Szenen mit Bale, z.B. als er neue Geldquellen akquiriert und dabei am Ende in den Knast wandert. Erschütternd sind die Szenen einer Dokumentation im Film, die über Dicky gedreht wurde. Der Held von einst ist der Meinung, es ginge in der Doku um sein Comeback. Erst als der Film ausgestrahlt wird, gehen Dicky die Augen auf. Es geht um Crackabhängigkeit und einzig und allein dafür wurde er als lebender Beweis vor die Kamera genommen.
Natürlich dürfen auch die Boxszenen nicht fehlen, doch die nehmen relativ wenig Platz ein. Erst am Ende werden es ein paar mehr. Diese sind toll in Szene gesetzt, bieten aber nichts wirklich Neues. Da der Film auf wahren Begebenheiten beruht, ist die Story in ein gewisses Korsett gedrückt. Überraschungen bleiben aus. „The Fighter“ ist großes Schauspielkino, das viel Wert auf Details legt. Allein, das der Film überwiegend an Originalschauplätzen gedreht wurde, verleiht ihm ein gewisses Flair. Filme wie z.B. „Wie ein wilder Stier“ mit einem überragenden Robert de Niro bleiben unerreicht. Doch „The Fighter“ überzeugt auf seine Art und Weise in erster Linie als Familiendrama und braucht sich nicht zu verstecken.
Ein Wissenschaftler kommt mit seiner Frau nach Berlin, um auf einem internationalen Kongress als Redner teilzunehmen. Bei Einschecken im Hotel Adlon stellt der Mann fest, dass ein Gepäckstück fehlt. Er nimmt das nächste Taxi zurück zum Flughafen. Unterwegs kommt es zu einem schweren Unfall, infolge dessen der US-Bürger ins Koma fehlt und erst vier Tage später in einem Klinikum wie-der erwacht. Trotz Gedächtnislücken beginnt er sich langsam an alles zu erinnern. Doch seine Frau erkennt ihn nicht mehr und an ihrer Seite ist ein anderer Mann.
Die Story bietet eine großartige Grundlage für einen spannenden Thriller, auch wenn das alles nicht wirklich neu klingt. Vergleiche mit der „Bourne-Triologie“ wurden schnell gemacht. In der Tat erinnert das alles ein wenig an „Bourne“, dem Zuschauer wird aber schnell klar, dass es da doch große Unter-schiede gibt. „Unkown Identity“ kommt viel altmodischer daher. Das ist nicht negativ gemeint. Es ist lediglich so, das dieser Film mehr an die gediegenen Polanski- und vor allem Hitchcock-Filme erinnert, als an die feurigen Bourne-Filme. Es gibt bis auf eine mehrminütige, grandiose Verfolgungsjagd auf den Straßen des nächtliche Berlins überraschend wenig Action bei „Unkown Identity“. Der Film kon-zentriert sich vielmehr auf die Person des Dr. Martin Harris alias Liam Neeson und wie dieser ver-sucht, sich aus seiner prekären Lage zu befreien. Er kann keinem Vertrauen, bis auf die Fahrerin des Unglückstaxis (Diane Kruger), die er ausfindig macht. Die Kamera heftet sich auf die Fersen der bei-den. Sie suchen Hilfe bei einem ehemaligen Stasi-Offizier (Bruno Ganz), der am Ende mehr durch Zufall die ganze Geschichte in die richtige Richtung schiebt. Diese Szenen bereichern den Film, hier gibt es sogar herrlich ironische Dialoge, sie nehmen aber auch bewusst das Tempo raus. Ganz an-ders als bei „Bourne“.
Das die Story an den Haaren herbeigezogen ist, dürfte jedem spätestens nach der Hälfte des Films aufgefallen sein. Hier fehlende Logik anzuführen, macht wenig Sinn. Dennoch macht sich Regisseur
Jaume Collet-Serra überhaupt keine Mühe, wenigstens ein bisschen Realität einfließen zu lassen. Es gibt derart große Logiklöcher, dass man manchmal einfach schmunzeln muss. Es ist fast den ganzen Film über „Thanksgiving“, das wird mindestens fünfmal erwähnt, dabei wird einem Blinden klar, das die Handlung über mehrere Tage spielen muss. Liam Neeson spielt dabei seinen Part souverän. Er wird nicht groß gefordert, hat aber eine bemerkenswerte Präsenz. Es gibt einige Szenen mit ihm, die erinnern deutlich an „96 Hours“. Diane Kruger kann nicht überzeugen. Sie wirkt statisch und unglaub-würdig. Die Dialoge sind aufgesetzt. Bruno Ganz und seine Rolle wirken anfangs ein wenig irritierend, verleihen dam Film aber eine gewisse Note. Alle anderen Darsteller passen sich dem Korsett des Films an.
Der heimliche Hauptdarsteller des Films ist aber die winterliche Stadt Berlin. Das Flair dieser Metropo-le wird hervorragend eingefangen. Es gibt fast keine Sehenswürdigkeit, die nicht im Film eingebunden ist. Sonst ist es New York, diesmal ist es Berlin. Teilweise wirkt es wie eine Verneigung vor der Stadt. Allein für diese Kulisse lohnt ein Ticket für den Film. Ansonsten sollte der Zuschauer nicht zuviel er-warten. Man wird gut unterhalten, für Spannung ist gesorgt. Doch allzu lang wird der Film nicht im Gedächtnis bleiben. Höchstens Berlin.
Gut gemachter Tatort, der vielleicht an manchen Stellen etwas zu konstruiert wirkte, der einen aber allein schon durch die düstere Atmosphäre bis zum Ende in seinen Bann zog. Die beiden Berliner Ermittler rückten bis zum Finale fast ein wenig in den Hintergrund, waren aber immer dann, wenn sie gefordert waren, zur Stelle und wussten zu überzeugen. Das Ende war durchaus mutig für einen Tatort und sorgt dafür, das diese Berliner Episode länger in Erinnerung bleiben wird. Im Gegensatz zu den letzten beiden "Tatorten" aus Hannover und
Konstanz.
Keine Angst, der Filmtitel ist nicht falsch geschrieben. Er bezieht sich auf einen Rechtschreibfehler der Tochter des Hauptprotagonisten des Films. Nach dem preisgekrönten Episodenfilm „Babel“ ist es das neueste Werk von Alejandro González Iñárritu. Auch wenn „Biutiful“ geradliniger als die Vorgänger daher kommt, so geht es auch diesmal um eine Reise in die Abgründe der Gesellschaft. Es geht diesmal nicht um die ganze Welt, sondern lediglich nach Barcelona. Aber es ist nicht das Barcelona das die Touristen kennen. Dieses Barcelona im Film ist größtenteils trist und verbaut und die Zeit scheint hier irgendwann nach dem zweiten Weltkrieg stehen geblieben. Die Menschen die hier leben, kämpfen am Rande des Existenzminimums. Doch alle träumen vom schönen Sein. In der Tat sind es nur wenige Schritte bis zur besseren Welt, das wird im Film mehrmals angedeutet. Doch der Weg dorthin ist beschwerlich und hart.
Der Kleinganove Uxbal, dargestellt vom oscar-nominierten Javier Bardem, lebt in dieser grauen Welt aus Stein und Beton. Seine Art zu überleben ist nicht immer legal, doch der Zweck scheint die Mittel zu heiligen. Oder etwa nicht? Uxbal überkommen immer mehr Zweifel. Illegale Einwanderer aus Afrika und China werden von ihm in Arbeit vermittelt. Er hält die Hand über sie und kassiert dafür ein ent-sprechendes Schutzgeld. Mit diesem Geld versucht er nicht nur selbst über die Runden zu kommen, sondern auch seinen beiden Kindern ein anständiges Leben zu ermöglichen. Als bei Uxbal Krebs diagnostiziert wird, will er seine wenige Zeit die er noch hat, dazu nutzen, sich mit seiner Umwelt aus-zusöhnen. Doch die Dinge fangen an aus dem Ruder zu laufen.
Javier Bardem steht in fast jeder Szene im Mittelpunkt. Seine Performance ist großartig. Auf der einen Seite arrangiert er sich mit den ungeschriebenen Gesetzen, die in seinen Kreisen gelten. Er verhan-delt knallhart, ist jähzornig und aufbrausend. Auf der anderen Seite ist er fürsorglicher Familienvater, der seine Kinder von Herzen liebt und der versucht, etwas von dieser Liebe auch an seine Mitmen-schen weiterzugeben. Von diesen Gegensätzen lebt die Hauptfigur im Film und auch der Film selbst. Es gibt viele großartige Dialoge, in der die Zerrissenheit des Uxbal deutlich ans Tageslicht kommt. Doch es gibt auch genauso viele Szenen, die wie nebenbei eingestreut werden und die schockieren-der sind also tausend Worte.
„Biutiful“ ist ein Film, der oftmals schwer erträglich ist. Wenn die Kamera in einen Kellerraum geht und dort die Leichen von vielen toten Chinesen liegen, die durch eine Gasvergiftung, die ein Unfall war, gestorben sind, dann ist das am Rande des Erträglichen. Was machen? Die Toten werden einfach ins Meer geworfen. Sie gehen nicht unter und werden ans Land gespült. Eine gespenstige Szene, die ihresgleichen sucht. Der Zuschauer bleibt fassungslos und entsetzt zurück. Doch es genügt oft auch schon ein Blick in das Gesicht von Uxbal, wenn dieser auf der Toilette steht und durch seine Krebser-krankung Blut uriniert.
Doch der Film hat trotz allem seine schönen und poetischen Bilder. Diese stehen im krassen Gege-satz zur Handlung und kommen deshalb umso deutlicher zur Geltung. Auch der Tod als solches wird nicht als Schreckgespenst dargestellt. Es geht um den richtigen Umgang damit. „Biutiful“ bezieht hier auch eindeutig Stellung. Der Tod ist nicht das Ende. Er schwebt zur jeder Sekunde über uns. Er ist uns oftmals näher, als uns lieb ist. Uxbal braucht lange, um sich mit seinem nahenden Lebensende zu arrangieren. Doch am Ende scheint er seinen Frieden gefunden zu haben. Zumindest lassen die Bil-der diesen Eindruck zu. Es ist kein Sterben im eigentlichen Sinne. Es wird mehr als ein „entschwin-den“ dargestellt. Alles Andere bleibt dem Zuschauer überlassen. Der wird mit Hoffnung aus dem Kino-saal entlassen. Doch der Film wirkt noch lange nach.
Ein junger Mann stürzt in einem Canyongebiet in einer Felsspalte ab. Durch einen herab fallenden Felsbrocken wird sein linker Arm eingeklemmt. Der Überlebenswille ist gefragt – 127 Stunden.
Damit ist der Film „127 Hours“ zusammengefasst. Aus dieser wahren Geschichte einen abendfüllen-den Film für die große Leinwand zu drehen ist eine Herausforderung. Doch Regisseur Danny Boyle (Slumdog Millionär) ist Spezialist für besondere Ausgaben. Ihm gelang ein visuelles Meisterwerk.
Der Film beginnt am Morgen des 25. April 2003. Er verspricht ein schöner Samstag zu werden.
Aron Ralston alias James Franco packt zuhause seinen Rucksack und macht sich auf den Weg in Utahs Canyon-Region. Die Nachrichten von Mutter und Schwester auf dem Anrufbeantworter werden vor der Abfahrt nur alibimäßig abgehört. Bereits hier gibt es interessante Andeutungen, wie z.B. der Kameraschwenk auf einen tropfenden Wasserhahn oder ein Schweizer Offiziersmesser. Aron vergisst das Messer mitzunehmen und wird es später noch vermissen. Diese ersten Einstellungen sind einge-bettet in eine Splitscreen-Montage von Symbolbildern unserer Massengesellschaft, ein typisches Mit-tel von Danny Boyle. Obwohl „Slumdog Millionär“ und „127 Hours“ zwei grundverschiedene Filme sind, haben sie von ihren stilistischen Mitteln her einige Parallelen.
Wir leben in einer lauten Zeit, das verdeutlicht der Film zu Beginn. Erst als Aron die Canyons erreicht wird es still. Bevor er seine eigene Tour richtig beginnt, lernt er zwei junge Frauen kennen, die vom Weg abkamen. Er spielt für sie „Wanderführer“, klettert mit ihnen ein wenig durch Felsen, schwimmt in einem unterirdischen See und erlebt so ein paar unbeschwerte Stunden. Die wunderschönen Bilder stellen einen deutlichen Kontrast zu den Qualen, die der Sportler später leiden muss. Als sich die bei-den Mädels verabschiedet haben, macht sich Aron auf seine eigene Tour. Ein wenig überhastet und mit den Gedanken noch woanders geschieht das Unfassbare. Er stürzt ab und wird eingeklemmt.
Es dauert ein wenig, bis Ralston realisiert, wie ernst die Lage ist. Nach einigen missglückten Befrei-ungsversuchen versucht er sich auf die Situation einzustellen. Er ist mit kleinen Erfolgen oder Erfolgs-erlebnissen schon zufrieden und zeigt als Einzelkämpfer durchaus Geschick. Doch je länger er in der Felsspalte eingeklemmt ist, desto deutlicher wird ihm, wie ernst die Lage eigentlich ist. Vor allem als der Wasservorrat zur Neige geht, vergeht ihm auch der, allerdings großartige, Galgenhumor. Mit eini-gen einfachen, aber wirkungsvollen Tricks, wird das Grauen immer wieder verstärkt. Ralston selbst führt ein Videotagebuch, das ihn auch immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt.
James Franco als Solist im Fels spielt grandios. Die Kamera ist immer ganz nah an ihm dran und der Zuschauer nimmt ihm jede Reaktion ab. Auf neue Hoffnung folgt Resignation, auf Ironie blankes Ent-setzen. Im Laufe der 127 Stunden erfährt man auch immer mehr über den Protagonisten. Lässt Danny Boyle den Zuschauer zunächst noch etwas auf Distanz zu seinem „Helden“, ändert er die Strategie im Laufe des Films. In Traumsequenzen setzt sich langsam ein Puzzle zusammen. Familie und Wegge-fährten erscheinen. Dieser Aron Ralston ist ein guter Mensch, doch er ließ nie jemanden wirklich an sich heran. Sein Innenleben ist sein Geheimnis. Auch seine Eltern und seine Schwester hält er auf Distanz. So wusste niemand, wohin er sich auf den Weg machte, an diesem verhängnisvollen Sams-tag.
Im Fieberwahn schließlich trifft er die Entscheidung seines Lebens. Er amputiert sich den Arm. Die Szene dauert „nur“ zwei Minuten, zählt aber zu dem eindringlichsten der letzten Kinojahre. Auch hier wird die an sich schon grausame Tat durch den Regisseur geschickt verstärkt. Doch Danny Boyle weidet sich nicht an dem Schicksal des jungen Mannes. Er versucht vielmehr dem Publikum das Schicksal seines Hauptdarstellers möglichst realistisch zu zeigen. Mindestens genau so schlimm wie die Amputation sich anzuschauen, sind die Blicke in das schmerzverzerrte Gesicht des Aron Ralston.
„127 Hours“ ist bis zum Ende ein unglaubliches Kinoerlebnis, das keinen kalt lässt. Danny Boyle findet auch für das Ende die passenden Bilder und nicht zuletzt den passenden Soundtrack. Da ich auch jemand bin, der im kleinen Rahmen gerne mal alleine im unwegsamen Geländer unterwegs ist, werde ich zukünftig noch besser auf mich aufpassen und vor allem eine Nachricht hinterlassen.
Der Hintergrund zu diesem Film nicht belegt. Es gab tatsächlich eine neunte Caesarische Armee, diese war in Eburacom stationiert, heute als York/England bekannt. Ob diese neunte Armee tatsächlich spurlos in Nordbritannien verschwand, ist aber nicht bewiesen. Auf jeden Fall verschwand sie im Jahre 120 n. Chr. aus den Aufzeichungen. Etwa zur gleichen Zeit wurde der Hadrianwall gebaut und trennte Südbritannien von Nordbritannien. Hier hörte die Zivilisation aus römischer Sicht auf. Es bleiben also Vermutungen, über die wahren Ereignisse. Doch das reicht, um die Leinwand mit Leben zu erfüllen.
Bei solch einem Hintergrund werden sofort Vergleiche mit „Gladiator“ gezogen. Es gibt in der Tat Ähnlichkeiten, in erster Linie zu Beginn. Marcus Flavius Aquila (Channing Tatum), ein junger römischer Centurio, tritt zu Beginn des Films als Garnisonskommandant seinen Dienst in Britannien an. Er wird zunächst noch müde belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Doch bei einem blutigen Gefecht gegen die Kelten stellt er Mut und Können unter Beweis. Er verletzt sich dabei so schwer, das er aus dem Dienst entlassen wird. Bei seinem Onkel (Donald Sutherland) väterlicherseits erholt er sich langsam wieder. Hier hört er Gerüchte, das der Adler der verschwundenen neunten Legion gesichtet worden sei. Ausgerechnet sein Vater hatte die neunte Legion zuletzt befehligt und die Standarte, den Adler, hochgehalten. Marcus Flavius Aquila lässt das keine Ruhe. Er will wissen was wirklich geschah, will die Ehre seines Vaters zurückgewinnen. Dazu muss er in die die Einsamkeit des schottischen Hochlands. Zusammen mit dem Sklaven Esca (Jamie Bell), der sich in der Gegend auskennt und die Sprache der Einheimischen spricht, macht er sich auf.
„Der Adler der neunten Legion“ besticht von Anfang an durch seine großartige Atmosphäre. Die Kamera ist ganz nah dran an seinen Protagonisten. Die Kampfszenen sind kompromisslos und hart. Die Wackelkamera wirkt in solchen historischen Filmen zunächst etwas ungewohnt, verstärkt aber die Wirkung der Bilder ungemein. Gleich zu Beginn ist der Zuschauer auf dem Schlachtfeld ganz vorne dabei. Doch wer denkt es geht so weiter, sieht sich getäuscht. Als sich Aquila von seinen Verletzungen erholt hat und mit seinem Sklaven Esca, dem er das Leben gerettet hat, in den Norden aufbricht, entwickelt sich der Film zu einem römischen Western. Das ungleiche Paar ist unterwegs in einer Landschaft, die in der einen Sekunde dreckig, rau und unwirklich erscheint und in der nächsten Sekunde einfach wunderschön. Die beiden müssen eine Zweckfreundschaft schließen, nur so können sie überleben. Jeder braucht den anderen. Gefahren lauern an jeder Ecke. Außerdem stellt sich im Laufe der Reise heraus, dass die Lebensläufe der beiden trotz der unterschiedlichen Herkunft gar nicht so unähnlich sind.
Als sie schließlich vom Stamm der Seal entdeckt werden, bei dem sie den Adler aufgrund einer Information vermuten, werden die Rollen vertauscht. Plötzlich wird der Römer (unfreiwillig) zum Sklaven. Nur so kann ihr Plan noch aufgehen und nur so haben sie noch eine Chance an den Adler heranzukommen. Die beiden werden mitgenommen und nehmen am Stammesleben teil. Diese Bilder erinnern teilweise an Mel Gibsons „Apocalypto“. Auch die Brutalität, mit der hier vorgegangen wird, im Zweifelsfall sogar gegen die eigenen Angehörigen, ist krass. Es gibt gegen Ende eine Szene in der ein Kind sein Leben lassen muss, weil dieses die beiden Hautprotagonisten hat flüchten lassen. Der Film nimmt hier keine Gefangenen und das mag für zartbesaitete in manchen Situationen durchaus abstoßend sein. Es ist definitiv ein Erwachsenenfilm, brutaler als z.B. „True Grit“. Die Freigabe ab 12 Jahren ist nicht nachvollziehbar.
Das Ende wartet nochmals mit großartigen Bildern in einer engen Schlucht auf.
Auf die große Überraschung wartet man vergebens, dennoch gibt es noch eine kleine Wendung. Es kommt zu einem finalen Kampf, bei dem auch eine gehörige Portion Pathos nicht fehlen darf. Das mag nicht alle zufrieden stellen, doch es passt in den Gesamtfilm. Kevin Macdonald, der bisher mit Dokus und zeitgenössischen Themen für Furore sorgte, hat sich hier rein ästhetisch auf Neuland begeben und das ist ihm hervorragend gelungen. Doch wer ein wenig hinter die Bilder schaut wird feststellen, dass auch in diesem Film politische Botschaften und Anspielungen versteckt sind. Es wird dabei nicht mit dem Holzhammer gearbeitet, für den aufmerksamen Zuschauer sind sie aber nicht zu übersehen oder zu überhören.
Auch die Darsteller überzeugen. Bei Channing Tatum (Das Leuchten der Stille) scheiden sich ja ein wenig die Geister. Den römischen Kommandanten spielt er aber souverän. Am überzeugendsten ist Jamie Bell als Sklave. Der Engländer Jamie Bell, der 2000 in dem Welterfolg „Billy Elliot – I will dance“ die Hauptrolle grandios verkörperte, gilt ohne Zweifel als einer der besten seiner Generation (*1986). Er hat in der vergangenen Jahren u.a. unter Peter Jackson (King Kong) und Clint Eastwood (Flags of our fathers) gearbeitet. Interessanterweise bleibt er meistens mehr im Hintergrund, ist dabei aber immer überzeugend. Vielleicht ist er demnächst ja sogar im neuen „James Bond“ zu sehen.
„Der Adler der neunten Legion“ ist großartiges Kino, das keinem bestimmten Genre zugeordnet werden kann. Dadurch ist dieses Filmerlebnis für manchen vielleicht ein wenig ungewohnt. Der Film ist dreckig und hart und zugleich wunderschön. Es ist ein Film für die große Leinwand. Hier funktioniert er am besten.