Thomas479 - Kommentare

Alle Kommentare von Thomas479

  • 7

    „Away we go“ ist ein schöner, kleiner „Indie-Film“ mit großartigen Darstellern, tollen Bildern und toller Musik. Es ist ein Film für Leute, die sich die Hörner abgestoßen haben, deren wilde Zeit zwar noch lange nicht vorüber ist, die sich aber langsam Gedanken machen, in welche Richtung ihr Leben so läuft. Der perfekte Film also für Menschen zwischen Ende 20 und Ende 30. Sicher werden aber auch alle anderen außerhalb dieser Altersgruppe werden ihren Spaß haben. Die beiden Hauptfiguren des Films, Burt und Verona, sind beide Anfang dreißig und wollen klare Verhältnisse. Klare Verhältnisse bedeutet in diesem Fall Lebensqualität und Sicherheit unter einen Hut zu bekommen.

    Die beiden machen sich auf den Weg und besuchen Bekannte und Freunde. Auf der einen Seite, um sich (vielleicht) noch einmal zu verändern, auf der anderen Seite um sich die eigenen Lebensentwürfe bestätigen zu lassen. Es ist ein sehr ruhiger, bedächtiger Film, in dem eigentlich nicht viel passiert. Es sind die Kleinigkeiten, die interessant sind und vor allem die verschiedenen Charaktere, denen man begegnet. Der Film hat viele großartige Dialoge. Dabei wird kein Blatt vor den Mund genommen. Es gibt viel zu schmunzeln, aber auch manches nachdenkliches.
    Das Ende kommt etwas abrupt, die schönen Bilder wirken aber lange nach.

    • 7

      Die Chroniken von Narnia gehen in die dritte Runde. Nachdem bisher im Landesinneren gekämpft wurde, verlagert sich die Handlung nun aufs weite Meer. Es geht um sieben verschwundene Lords und sieben magische Schwerter, die aufgetrieben werden müssen. Die Zukunft von Narnia steht einmal mehr auf dem Spiel.

      Wieder mit von der Partie sind die Geschwister Edmund und Lucy, diesmal (unfreiwillig) begleitet von einem nervenden Cousin, der im Laufe der Handlung allerdings geläutert wird. Es hat sich im Vergleich zu den ersten beiden Filmen der Reihe nicht viel geändert. Es wird viel Wert gelegt auf eine möglichst opulente Ausstattung, tolle Spezialeffekte, großartige Kulissen und möglichst unblutige Gefechte. Allein das Schiff „Morgenröte“ ist schon beeindruckend. Auch die verschiedenen Stationen an Land, die verschiedenen Inseln, die angefahren werden und auf denen es einige Abenteuer zu erleben gibt, sind schön in Szene gesetzt.

      Zu Bemängeln ist das episodenhafte der Handlung. Der Zuschauer kommt sich oftmals vor wie in einem Buch, in dem die einzelnen Kapitel nacheinander abgearbeitet werden. Die „Morgenröte“ erscheint einem als roter Faden für die Actionszenen. Doch die tollen Bilder und Effekte, die niemals überhand nehmen, machen vieles wett.

      Der Film ist sehr familiengerecht, was ihm von einigen Seiten angekreidet wurde. In der Tat fehlte den Machern hier und da ein wenig Mut, eine etwas deutlichere Bildersprache auf die Leinwand zu bringen. Doch das ist eben die Welt von Narnia. Das Böse ist allseits gegenwärtig, doch es soll nicht zuviel Angst verbreitet werden.

      Am Ende des Films sind die Geschwister Edmund und Lucy (fast) erwachsen geworden. Sie wurden herausgefordert und habe ihre Prüfungen bestanden. Jetzt geht es darum diese Erfahrungen in ihre reale Welt mitzunehmen. Die christliche Symbolik, die zwar während des ganzen Films vorhanden war, aber doch relativ dezent im Hintergrund blieb, kommt hier jetzt deutlich zum Vorschein. Das mag nicht jedem gefallen, doch darüber kann hinweggeschaut werden. Das Ende ist sehr berührend umgesetzt und die Werte, die hier vermittelt werden sind trotz ihres christlichen Ursprungs universell. Das sollte nicht vergessen werden.

      Ob es einen vierten Teil gibt, steht noch in den Sternen. Die bisherigen Einspielergebnisse in den USA, aber auch am ersten Spielwochenende in Deutschland, waren nicht so berauschend. Warten wir es ab. Es kommen ja noch die Weihnachtstage. Obwohl es eine siebenteilige Reihe ist, war jeder der ersten drei Filme für sich so gut wie geschlossen. Mit diesem dritten Teil sind die Geschwister endgültig erwachsen und scheiden aus der Reihe aus. Es wäre also eine gute Stelle, um Narnia zu beenden. Es wäre aber schade, denn diese Welt hat schon was zu bieten. Auch wenn es „nur“ harmlose Familienunterhaltung ist.

      • 7 .5

        Harry Potter fährt auf die Zielgerade ein. Der 1. Teil des letzten Films ist angelaufen. Darin ist Harry zum ersten Mal mit leichtem Dreitagebart (!) zu sehen, er küsst jetzt etwas länger und die Berührungen werden (bei einer Tanzeinlage) etwas forscher.
        Daniel Radcliffe selbst spielt den Harry Potter wie eh und je.
        Und genau da scheiden sich die Geister. Kann er nicht mehr oder will er nicht mehr? Bisher fielen seine schauspielerischen
        Leistungen nicht so ins Gewicht. Die Story erzählte sich fast von selbst und es gab genügend Schauwerte. Dadurch, dass der letzte Teil der Buchreihe für die Leinwand in zwei Filmen adaptiert wurde, hat Regisseur David Yates jetzt mehr Zeit auf seine Charaktere einzugehen. Es gibt einige Action-Einlagen, eine davon gleich am Anfang als Harry Potter von „Zuhause“ fliehen muss und er trotz einfallsreicher Vorsichtsmaßnahmen von Voldemorts Todessern angegriffen wird. Insgesamt geht es aber deutlich ruhiger zu als in den ersten sechs Teilen der Filmreihe.

        Der Fokus richtet sich also umso mehr auf Harry und seine Gefährten Hermine alias Emma Watson und Ron alias Rupert Grint. Am meisten überzeugen kann dabei Hermine. Sie verfügt über erstaunlich viel Charisma und füllt die Szenen gut aus. Ron wirkt wie immer etwas unbeholfen. Diese Rolle ist schauspielerisch schwer einzuschätzen. Harry, auf den jetzt alle Augen und Ohren gerichtet sind, wirkt sehr zurückhaltend. Hier hätte man sich als Zuschauer mal gewünscht, das Daniel Radcliffe der Figur seinen eigenen Stempel aufdrückt. Dieser Harry Potter wirkt teilweise etwas farblos und spult sein Pensum einfach herunter. Es ist schwer zu sagen, ob das von den Verantwortlichen des Films so gewollt ist. Gerade im Finale und im Hinblick auf die Entwicklung der Figur hätte man sich einen etwas eigenständigeren Harry Potter gewünscht. Es gibt einige Szenen wo so etwas auch aufblitzt, z.B. am Grab seiner Eltern oder gegen Ende des Films in einer Szene, auf die ich aus „Spoiler-Gründen“ nicht eingehen möchte.

        Dadurch, dass das Finale auf zwei Filme aufgeteilt ist, hat David Yates, wie oben bereits erwähnt, genügend Zeit, um auch auf Nebensächlichkeiten einzugehen. Die Kritik, dieser erste Teil sei sehr langatmig und es passiere nicht sonderlich viel, musste zwangsläufig kommen. Das sind dann aber oftmals diejenigen, denen es vorher zu schnell ging und denen vorher zuviel vom Buch im Film fehlte. Es sei an dieser Stelle an „Herr der Ringe“ erinnert. Auch hier hatte man bis zum Finale immer wieder seine Ruhepausen. Das nannte man dann episch. Harry Potter 7 hat auch ein ruhiges Tempo, den größten Teil der Handlung sind die drei Hauptprotagonisten auf der Flucht, und dadurch liegt immer eine unheilvolle Atmosphäre über der Handlung. Die drei sind erstmals in der gesamten Reihe fast völlig auf sich alleine gestellt. Es müssen Entscheidungen eigenständig gefällt werden. Die daraus folgenden Konsequenzen sind weit reichend. Es entstehen Konflikte und das unsichtbare Band, das Harry, Hermine und Ron verbindet, steht vor dem Zerreißen. Es geht darum, sein ganzes Denken und Tun in den Dienst der Sache zu stellen, Harry´s Leben zu retten und Voldemort die entscheidende Niederlage zuzufügen.

        Bei aller Beschaulichkeit geht es ab und zu auch ordentlich zur Sache. Eine der besten Sequenzen ist das Eindringen von Harry und seinen Mitstreitern in das Ministerium für Zauberei. Das ist sensationell umgesetzt und hält den Zuschauer in Atem. Auch das System und die Abhängigkeiten in diesem Ministerium werden hervorragend dargestellt. Diese erinnern an dunkle und ungute Zeiten in Deutschland. Ein weiterer Höhepunkt des Films, auch wenn hier wieder das Tempo gedrosselt wird, ist, als Harry ausgerechnet am Heiligen Abend in seinen Geburtsort zurückkehrt und an das Grab seiner Eltern geht. Das ist eine der besten Szenen der gesamten Harry Potter Reihe.

        Harry Potter 7 ist kein Meilenstein der Filmgeschichte. Der Film führt die Reihe aber konsequent fort und beginnt mit den Vorbereitungen für die entscheidende Auseinandersetzung zwischen Harry Potter und Lord Voldemort. Harry Potter 7 hat großartige Szenen zu bieten, deshalb sieht man über manchen Leerlauf großzügig hinweg. Er ist noch ein wenig düsterer als die Vorgänger und deshalb für Kinder nur bedingt zu empfehlen. Gerade diese Atmosphäre, an der Lord Voldemort alias Ralph Fiennes den größten Anteil hat, obwohl er gar nicht so viele Auftritte hat, macht den Reiz aus. Machen wir uns also bereit für den Countdown.

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        • Eine in der Tat grandiose und düsterer Tatort-Folge.
          Schon die Auftaktszene, als der Täter sein Opfer aus dem Wagen zerrt und seine Spuren verwischt, ist beängstigend gut.
          Die Folge hält sein hohes Niveau bis zum überraschenden und verstörenden Schluss. Tolle Schauspielleistungen und großartige Dialoge - und das bei einem sehr schwierigen Thema, bei dem man schnell in bestimmten Schubladen landen kann. Das passiert nicht.
          Die beiden Ermittler Batic und Leitmayr fahren zur Hochform auf und zeigen den Unterschied zwischen solider und excellenter Krimi-Unterhaltung.

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          • Ich als Trierer kann dem Beitrag oben nur zustimmen.
            Das "Broadway" hebt sich wohltuend ab vom Multiplex-Einerlei.
            In den Kinosälen bleibt man nicht vor lauter Dreck am Boden kleben. Tolles Team, tolles Programm, wohltuende Atmosphäre.

            • 9

              Eine schier unglaubliche Geschichte erzählt der Film „Fair Game“.
              Es geht um die CIA-Agentin Valerie Plame alias Naomi Watts, die Anfang des 21. Jahrhunderts nachweisen soll, dass sich der Irak tatsächlich um Massenvernichtungswaffen bemüht. Sie und ihr Mann Joseph Wilson alias Sean Penn, ein ehemaliger Botschafter, kommen zu dem Ergebnis das es keine Waffen gibt und auch keine hergestellt werden. Das war aber nicht das Resultat, das die US-Regierung für einen Einsatz im Irak benötigte und so wird einfach behauptet, das man sehr wohl fündig wurde. Dafür wird dann auch das Leben einer Familie auf Spiel gesetzt, in dem man die CIA-Agentin enttarnt. Das Drehbuch schrieb das wahre Leben.

              Den Film kann man in zwei Hälften aufteilen. Zunächst einmal werden die Ermittlungen seitens der CIA gezeigt, dem Irak den Besitz waffenfähigen Plutoniums nachzuweisen. Hierzu fängt der Film sehr realistisch die Atmosphäre der Jahre 2001 – 2003 ein. Der Nachwehen des 11. September sind noch zu spüren, der Afghanistan-Feldzug hat gerade begonnen und der Irak mit Saddam Hussein rückt immer mehr in den Fokus. Die CIA-Agentin Valerie Plame ist bemüht, möglichst schnell die gewünschten und erwarteten Ergebnisse zu präsentieren. Sie glaubt an das Gute im Auftrag, dennoch kommen ihr zunehmend Zweifel. Auf ihre Empfehlung hin unterstützt auch ihr Mann die Ermittlungen. Am Ende des Tages kommen beide zu dem gleichen Ergebnis, das es nichts zu berichten gibt. Als die US-Regierung öffentlich genau das Gegenteil behauptet, geht Joseph Wilson an die Front.
              In einem Zeitungsartikel legt er die korrekten Ergebnisse dar.

              Damit beginnt der zweite Teil. Die Tarnung der Valerie Plame wird nach dem Zeitungsartikel durch Regierungskreise bewusst aufgedeckt und bloßgestellt.
              Damit beginnt eine unvergleichliche Hetzjagd. Ging es im ersten Teil des Films noch um die Ereignisse an sich, dreht sich jetzt alles um die Familie mit ihren beiden Kindern. Mussten sich Naomi Watts und Sean Penn bis dato noch zurückhalten, können sie nun richtig loslegen. Dabei gehen sie in ihren Rollen auf. Vor allem Sean Penn blüht regelrecht auf. Es hätte keinen besseren Schauspieler als ihn für die Rolle des Joseph Wilson geben können. Sean Penn, der im Privatleben selbst gerne auf die Straße geht, seine Meinung kundtun tut und nicht gerade zimperlich ist.
              Wie viel Ähnlichkeit Naomi Watts mit der wahren Valerie Plame hat, wird vor dem Abspann deutlich.

              Doch bis dahin müssen noch viele Steine aus dem Weg geräumt werden.
              Die Familie steht kurz davor zu zerbrechen. Ist es zunächst Joseph Wilson, der die Offensive sucht, begreift spät, aber nicht zu spät seine Frau, dass dies die einzigste Möglichkeit ist, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Allen Drohungen zum Trotz.
              Am Ende gibt es eine Grundsatzrede von Sean Penn zum Thema Demokratie.
              Das wirkt ein wenig sehr gewollt, die Worte, die er spricht, regen aber zum Nachdenken an. Wie der gesamte Film. Es gibt viele Dialoge, es geht vor allem im ersten Teil viel Hin und Her. Es ist ein vielschichtiges Thema. Das ist Kino, bei dem der Zuschauer das Gehirn nicht abschalten sollte.

              • 8 .5

                Batman ist in der Gegenwart angekommen. Auch wenn es noch immer eine Comicfigur ist und somit einen Comic-Hintergrund gibt, ist die „Fledermaus“ unter Christopher Nolan zu jemandem aus Fleisch und Blut geworden. Es könnte niemand besseres für die Rolle des „neuen“ Batman geben als Christian Bale.

                Der Film ist von Anfang an rasant inszeniert. Dabei springt er zu Beginn einige Mal zwischen den Zeitebenen hin und her, zeigt in rauen Bilden die Entwicklung des
                Bruce Wayne/Batman, ehe dieser endgütig nach Gotham City zurückkehrt und dem Verbrechen den Kampf ansagt. In der ersten Hälfte hat der Film einen sehr düsteren Grundton und er zeigt einen Batman, der fast an sich selbst zerbricht. Es gibt kein Gut und Böse mehr. Es gibt nur Böse und weniger Böse. Der Zweck scheint die Mittel zu heiligen.

                Als Batman dann durchstartet und den Kampf aufnimmt, wird der Film etwas lockerer. Es gibt grandiose Verfolgungsjagden. Die Kulissen der Stadt sind sensationell. Es darf auch mal gelacht werden und es wird ein wenig ironisch.
                „Batman Begins“ hält sein hohes Tempo bis zum Schluss, ohne dabei den Blick auf die Charaktere zu verlieren. Das die Bösewichte teilweise etwas zu eindimensional ausfallen sei verziehen. Christopher Nolan hat es geschafft, die Story und Figur des „Batman“ rund zu erneuern. Es ist beileibe kein Film nur für Comicfans.
                Im Gegenteil. Für Comicfans ist es fast schon zu ernst und düster.
                Das ist die neue Realität.

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                • 9

                  Eigentlich handelt „The Kids Are Alright“ von einer ganz normalen Familie mit zwei Kindern. Den Eltern geht es recht gut und sie sind finanziell gut gestellt. Nach vielen Jahren Ehe kommt es schon mal zu Konflikten, die aber nicht als ernsthaft bezeichnet werden können. Hier und da geht man dem Partner nach 20 Jahren Ehe mit seinen Marotten halt schon mal auf den Keks. Die Kinder sind wohlerzogen. Das Mädchen ist gerade volljährig geworden und steht vor ihrem Studienbeginn an einer Eliteuniversität. Der Jungs ist 15, wirkt schon älter und muss sich seine „Hörner“ noch abstoßen. Er probiert einiges aus und sucht seine Richtung im Leben.
                  Alles wäre ganz normal – wären die Eltern nicht zwei Lesben. Diese haben sich vor Jahren künstlich befruchten lassen, beide vom selben Spender.
                  Als die Kinder, allen voran der Sohn, den Samenspender kennen lernen will, wird ein mittleres Chaos ausgelöst.

                  Das ist nicht unbedingt das Familienidyll, das sich die Katholische Kirche so vorstellt.
                  Da Schöne an dem Film ist, das er die Familie aber als Familie zeigt, mit all ihren Facetten, mit all ihren Sorgen und Nöten. Ganz so als wären da Mann und Frau und nicht Frau und Frau. Die Probleme die auftauchen, könnten genauso in einer Hetero-Beziehung auftauchen, auch wenn sie vielleicht woanders her rührten. Es wird alles als etwas ganz natürliches dargestellt.

                  Gleich am Anfang gibt es eine der schönsten Szene im ganzen Film. Als die Kinder Toni alias Mia Wasikowska und Lasser alias Josh Hutcherson zum ersten Mal ihren „Spender“ Paul alias Mark Ruffalo treffen, bekommen sie kaum ein Wort heraus.
                  Sie sitzen zu dritt an einem Tisch, jeder ist neugierig, aber keiner Macht den ersten Schritt. Diese Szenen sind herrlich. Es gibt noch mehr Szenen dieser Art.
                  Langsam entwickelt sich ein gutes Verhältnis und selbst die Eltern müssen nach anfänglicher Ablehnung zugeben, dass dieser Paul ein netter Zeitgenosse ist. Als er und Jules alias Julianne Moore sich dann Hals über Kopf in eine Affäre stürzen, kippt das Ganze. Nic alias Annette Bening fühlt sich aus Abstellgleis gesetzt.

                  Die Entwicklung ist mit tollen Bildern und herrlichen Dialogen besetzt.
                  Die Besetzung ist hervorragend, jede Rolle wirkt authentisch.
                  Die neue Situation ist für keinen der Beteiligten einfach, aber jeder versucht auf seine eigene Art und Weise damit umzugehen. Die Katze ist aus dem Sack. Machen wir das Beste draus. Als die Affäre raus kommt, wird der Film ernster, ohne aber seinen Leichtigkeit und den ironischen Unterton zu verlieren. Die Familie steht vor einer Zerreißprobe.

                  „The Kids Are Alright“ bietet intelligentes Kino, das nicht zu kopflastig ist, das aber viele schöne Einstellungen und Dialoge zu bieten hat. Beispiel?
                  Die Mutter zu Lasser: „Wenn du schwul wärst, dann wärst du viel sensibler“.
                  Oder der herrliche Vergleich der Ehe mit einem Marathon.
                  Beste Kinounterhaltung also mit einem etwas anderen Thema und Hintergrund.

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                  • 7 .5

                    Tony Scott und Denzel Washington – die beiden gibt es nur noch im Doppelpack!
                    Wie so oft muss auch diesmal eine Katastrophe abgewendet werden.
                    Das geschieht für einen Tony Scott-Film relativ handzahm.
                    Die Handlung ist schnell zusammengefasst. Führerloser Zug wird auf seiner Fahrt zur tickenden Zeitbombe. Es gibt so gut wie keine Bösewichte, sieht man mal ab vom unsympathischen Betriebsleiter des betroffenen Bahnunternehmens. Es gibt auch keine wilden Verschwörungstheorien, wie man es bei Scott sonst gewohnt ist.
                    Es gibt einfach nur diesen führerlosen Zug, der aufgrund von menschlichem Versagen, mit hochgiftigen Fässern an Bord, eine Katastrophe verursachen kann.
                    Das Ganze ist fast in Echtzeit gedreht und genügt, um den Zuschauer zu fesseln.
                    Das kommt fast ein wenig altmodisch daher. Da Tony Scott aber tolle Bilder zu bieten und auch auf seine (typische) Wackelkamera nicht verzichtet hat, wird die Gegenwart deutlich.

                    Es ist aufgrund der Dramaturgie dennoch ein Action-Film der etwas anderen Art. Das wird auch daran deutlich, dass relativ wenig zerstört wird. Es wird sich ganz auf die Gleise konzentriert und auf die betroffenen Protagonisten. Natürlich darf etwas Kitsch nicht fehlen. Frank Barnes alias Denzel Washington und Will Colson alias Chris Pine sind diejenigen, die versuchen den Zug doch noch zu stoppen.
                    Da werden dann Bilder der Angehörigen gezeigt und die privaten Probleme ans Licht gezerrt. Das gehört dazu und irgendwie hat man das Gefühl, das Tony Scott darauf nicht verzichten will. Das Ende war von Anfang an klar, doch Scott verpackt es schön. Fazit: „Unstoppable“ ist kein Meilenstein der „Action-Geschichte“, aber der Film ist spannend gemacht, straff inszeniert und hat wartet mit eindrucksvollen Bilder auf.

                    • 8 .5
                      über Machete

                      „Machete“ ist „Fun-Kino“ vom Allerfeinsten. Man sollte es unterlassen, den Sinn des Ganzen zu hinterfragen. Schon in den Anfangsminuten, als der „Titelheld“ noch als Polizist im Einsatz ist, gibt es Blut und abgetrennte Köpfe zuhauf. Dann springt die Handlung drei Jahre weiter und die eigentliche Story beginnt. Machete verdient sein Geld inzwischen als Tagelöhner im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet und erhält durch Zufall den Auftrag einen Senator umzubringen. Doch das Ganze ist eine Verschwörung und so kommt alles ins Rollen.

                      Der Film hat viele aberwitzige Szenen zu bieten. Es wird viel gemordet und das stets auf besonders ausgefeilte Art und Weise. Hier ist nichts und niemandem etwas heilig. Das Unglaublichste ist ein Abseilakt aus einem Hospital mit Hilfe eines inneren Organs. Es gibt viele lustige Begegnungen und Dialoge. Das Härteste ist eine Kreuzigung in einer Kirche (!).

                      Ob Dany Trejo als wortkarger Machete schauspielern kann oder nicht, lasse ich mal dahingestellt. Das was er im Film macht, passt einfach. Das ausgerechnet eine Legende wie Robert de Niro in einem solchen Film den Senator spielt ist eine weitere lustige Randnotiz. De Niro hat unglaublich viel Spaß an seiner Rolle. Überhaupt ist die Besetzung sensationell, u.a. mit Steven Segal als Bösewicht.

                      Eine kleine Schwäche des Films ist die etwas komplexe Story. Auch wenn es in erster Linie darum geht, aufzuräumen und auf möglichst phantasievolle Weise aus dem Leben zu scheiden, so ist die Handlung nicht immer ganz einfach. Der Film hat einige Wendungen und als Zuschauer ertappt man sich dabei, wie man versucht der Handlung hinterher zu kommen. „Machete“ hat sogar einige politische Anspielungen parat, was man einem solchen Streifen gar nicht zugetraut hätte. Das Prädikat „besonders wertvoll“ wird er aber von der FSK deshalb bestimmt nicht bekommen.

                      • 5 .5

                        Die Erwartungen an Todd Phillips waren nach dessen „Hangover“ sehr hoch.
                        Diese konnte er mit seinem neuen Film „Stichtag“ nicht erfüllen. Es gibt einige große Lacher, dafür aber auch einige Längen. Dennoch ist „Stichtag“ sehr amüsant.

                        Robert Downey Jr. als Peter und Zach Galifianakis als Ethan werden auf ihrer (unfreiwilligen) gemeinsamen Reise durch Amerika auf einige Proben gestellt und sorgen für einigen Wirbel. Es geht auch einiges zu Bruch. Leider wurde bereits im Trailer quasi der ganze Film im Schnelldurchlauf erzählt, incl. der größten Gags. Das hat dem Film geschadet. Es ist aber durchaus amüsant, der Zweckgemeinschaft auf dem Weg von Atlanta nach Los Angeles zuzuschauen. Es ist die Gegensätzlichkeit der beiden Hauptprotagonisten, aus der der Film die Energie zieht. Man weiß nie, in welches Fettnäpfchen Ethan als nächstes tritt und damit Peter fast um den Verstand bringt.

                        Dazu kommen tolle Nebenfiguren, tolle Landschaftsaufnahmen und ein toller Soundtrack. Das ist alles nicht überwältigend, aber es reicht für einen lockeren Kinoabend mit Dauergrinsen. Wer mehr will, sollte sich noch mal „Hangover“ anschauen.

                        • 8 .5

                          Ein deutscher Film betritt völlig ungewohntes Terrain. „Die kommenden Tage“ spielt in der (nahen) Zukunft. Er beginnt im Jahr 2020, springt dann zurück ins Berlin des Jahres 2012 und erzählt eine Geschichte, die sich über 8 Jahre dramatisch weiterentwickelt.

                          Im Mittelpunkt stehen zwei Schwestern, Anfang – Mitte 20 und aus gutem Haus. Beide wissen (noch) nicht so richtig was sie wollen und haben so ihre Sorgen.
                          Laura, die etwas bodenständigere der beiden, beginnt eine Beziehung mit Hans, der einst in der Kanzlei ihres Vaters arbeitete. Cecilia stürzt sich in eine Affäre mit Christian, der sie gleichzeitig in eine terroristische Gruppierung einführt. Die beiden haben auch noch einen jüngeren Bruder, der unter der unvermeidlichen Trennung der Eltern leidet. Er bringt später das Kartenhaus zum Einbruch.

                          Der Film beginnt als Familiendrama. Er zeigt, wie eine Familie durch Geschehnisse und Ereignisse, die sich nicht immer beeinflussen lassen, auseinander bricht bzw. zersetzt wird. Es werden aber auch aus eigenem Antrieb Entscheidungen gefällt, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Diese Entscheidungen werden aus verschiedenen Perspektiven und aufgrund verschiedener Faktoren getroffen.

                          Gleichzeitig zeigt der Film, wie sich die Gesellschaft entwickelt hat und wie sich weiterentwickelt. Im Deutschland des Jahres 2012 gibt es viele Ängste. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Am meisten beschäftigt die Menschen ein Konflikt in Saudi-Arabien, eine neue Ölkrise zeichnet sich ab. Es wird demonstriert. Wenig später bricht der vierte Golfkrieg aus. Im deutschen Untergrund wird die Terroristengruppe „Die schwarzen Stürme“ immer mächtiger und immer radikaler. Sie will die Zivilisation, so wie wir sie kennen und die ihrer Meinung nach Schuld an den Vorkommnissen ist, zu Fall bringen. „Die kommenden Tage“ zeigen das zunächst noch mehr dabei. Doch die Bilder haben eine starke Wirkung, vor allem als Kontrast zu den privaten Ereignissen der Hauptprotagonisten lassen sie einen nicht kalt.

                          Mittendrin im Untergrund sind auch Christian und Cecilia. Cecilia hat eigentlich keine eigene Meinung mehr und lässt sich von ihrem Freund immer mehr vereinnahmen.
                          Der Protest auf den Straßen wird im Laufe der Zeit immer schärfer. Die Terroristen versuchen das auszunutzen. Es dauert nicht mehr lange, bis die ersten Menschenopfer bereitwillig in Kauf genommen werden. In Tagen wie diesen müsse man zu allem bereit sein, lautet die Devise. Das Wort vom Märtyrer wird in den Mund genommen. Spätestens jetzt ist auch der letzte Zuschauer wach. Die Bilder entwickeln eine Eigendynamik. Die Supermärkte sind leer, auf der Straße entsteht ein Tauschhandel, die Polizei ist schon längst nicht mehr Herr der Lage.

                          Laura und Hans sind in ihrer eigenen kleinen Welt noch ziemlich abgeschottet.
                          Sie wird schwanger. Es kommt zu Komplikationen, sie erleidet eine Fehlgeburt.
                          Es soll nicht zuviel verraten werden, aber hier werden Bilder gezeigt, die keiner so schnell vergisst. Etwas dermaßen intensives hat es in einem deutschen Film lange nicht mehr gegeben. Danach trennen sich Laura und Hans. Hans verschwindet aus Berlin. Laura´s Bruder Philipp geht zur Bundeswehr. Der Freund ihrer Schwester zieht nach Paris. Cecilia und Laura bleiben in Berlin. Wenige Jahre später treffen sich alle wieder. Dabei trifft Laura eine Entscheidung, die alles weitere ins Rollen bringt.

                          Der Film hat eine ganz eigene, freie Art des Erzählens. Es entwickelt sich alles automatisch weiter und das in verschiedene Richtungen. Es gibt verschiedene Handlungsstränge und es werden verschiedene Themen angesprochen. Die Bilder einer sich auflösenden Gesellschaft werden immer krasser. Kann das wirklich in unserem Deutschland passieren? Es scheint aufgrund der Ereignisse unvermeidbar.
                          Viele Ängste, die heute schon kursieren, werden aufgegriffen und weitergesponnen.
                          Mitteleuropa ist zu einer uneinnehmbaren Festung geworden. Vorräte gehen aber auch hier zur Neige, Benzin gibt es keins mehr. Die Bundeswehr greift in einen kriegerischen Konflikt ein. Jeder ist sich selbst am nächsten. Das sind keine Prophezeiungen von einem anderen Stern.

                          Der Film schafft es nicht über die gesamte Spieldauer, das Niveau gleich hochzuhalten. Es gibt die eine oder andere Länge und manchmal wird auch etwas zu dick aufgetragen. Dennoch sind „Die kommenden Tage“ konsequent bis zum Ende.
                          Sie konfrontieren den Zuschauer mit bewegenden Bildern und Fragen.
                          Die schauspielerischen Leistungen von Daniel Brühl, August Diehl, Johanna Wokalek und Bernadette Heerwagen sind stark. Das gilt auch für die weitere prominente Besetzung. Nach einem würdigen Finale, bei dem wir wieder im Jahr 2020 sind, der Kreis sich also schließt und in dem Regisseur Lars Kraume ein wenig Hollywood nachgeeifert hat, kann man nicht sofort abschalten. Viele Szenen bleiben noch länger im Gedächtnis. Es ist ein mutiger und ambitionierter Film, dem man nur wünschen kann, dass er sein Publikum findet (nicht nur Sonntag Nacht in der ARD). Und das es Nachahmer gibt, die ähnlich bewegende Projekte vorantreiben.

                          • 8

                            Der richtige Film für einen unbeschwerten Kinoabend.
                            Bruce Willis tut das, was er am besten kann: er „räumt“ wieder einmal auf
                            und kämpft gegen eine Verschwörung an. Das ist diesmal allerdings mit einer guten Portion Ironie und einer großartigen Besetzung versehen. Da können sich viele aufstrebende Action-Stars, wie z.B. Vin Diesel oder auch Jason Stathman eine Scheibe abschneiden.

                            Auch wenn nicht jeder Gag sitzt und man aus der Darsteller-Riege noch etwas mehr hätte rausholen können, so ist der Film dennoch sehr kurzweilig. Bruce Willis, Morgan Freeman, John Malkovich, Helen Mirren, Richard Dreyfuss: eine geballte Ladung Star-Routine in einem einzigen Film.

                            Die Story ist eher zweitrangig und wird nur als roter Faden benötigt.
                            Sie ist auch teilweise ein wenig verwirrend und nicht immer logisch, aber was soll`s?
                            Der Zuschauer hat den ganzen Film über ein Grinsen im Gesicht. Besonders lustig wird es, wenn John Malkovich loslegt. Der hat richtig Spaß an seiner ausgefallenen Rolle. Aber auch wenn Bruce Willis mit Mary Luise-Parker einfach so in die CIA-Zentrale spazieren und Chaos provozieren, bleibt kein Auge trocken.
                            Insgesamt ist „RED“ also ein sehr lustiges Kinoabenteuer mit vielen lustigen Einfällen.

                            • 8

                              Endlich läuft der Film, der den diesjährigen Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhielt, bei uns in den Kinos. Gleich vorweg: ob er sich zu Recht oder Unrecht gegen Michael Haneke´s „Weißes Band“ durchsetzte, muss jeder selbst entscheiden.
                              Beide Filme sind etwas besonderes und schwer miteinander zu vergleichen.

                              „In ihren Augen“ beginnt mit einem bestialischen Verbrechen an einer jungen Frau im Argentinien der 70-er-Jahre, das es aufzuklären gilt. Dieses Verbrechen ist der rote Faden des Films, auch wenn es eigentlich gar nicht im Mittelpunkt steht. Es geht um die Menschen, die mit dieser Tat konfrontiert werden. Durch dieses Verbrechen kreuzen sich die Lebenswege verschiedener Charaktere und werden entscheidend beeinflusst. „In ihren Augen“ ist Krimi, Gesellschaftsdrama und Liebesfilm in einem. Es geht darum, was Menschen aus Liebe tun und wozu sie durch die Liebe in der Lage sind.

                              Der Film überzeugt durch intensive Bilder und Dialoge. Es bleibt bis zum Schluss ein Knistern in der Luft. Es geht nicht um die typische Tätersuche, diese ist relativ früh geklärt, was übrigens nicht ganz zufrieden stellend ist. Es geht vielmehr um die Auswirkungen, welche bis in die Gegenwart reichen. Auch wenn es in der Mitte des Films manchmal ein wenig sehr bedächtig zugeht, so lohnt sich doch das durchhalten. Es gibt am Ende eine Auflösung, die an die Nieren geht.

                              • Bal ist vielleicht wirklich ein Extrembeispiel.
                                Es gibt aber auch Arthouse-Filme, die durchaus die breitere Masse ansprechen können. Aktuell wäre dies z.B. "In ihren Augen" oder "The Road". Was war denn beispielsweise in der Vergangenheit mit einer Perle wie "Memento"? Sicher kein typischer "Arthouse", aber auch kein "Mainstream".

                                Das Problem ist, das der Kinogänger bei der Menge der Kinostarts sehr schwer entscheiden kann, was er denn nun wirklich sehen will.
                                Dann geht er auf Nummer sicher und entscheidet sich für Durchschnittsware, auch wenn er das Schema vielleicht schon auswendig kennt. Die ausgefalleneren Produktionen bleiben auf der Strecke. Es sei denn, wie z.B. bei "District 9" passiert, da ist im Hintergrund noch jemand wie Peter Jackson, der ein wenig die Werbetrommel rührt.

                                Wo hört Mainstream auf und wo fängt Arthouse an? Die Filme eines Clint Eastwood laufen bei uns in Trier seit Jahren nicht mehr im Cinemaxx, sondern im kleineren Programmkino. Doch ist es deswegen automatisch Arthouse? "Bal" läuft übrigens ab diesen Donnerstag (04.11.) auch bei uns in Trier. Ich werde ihn mir anschauen.

                                • 9

                                  Der Film beginnt ohne Einleitung gleich mit einem langen Dialog zwischen Mark Zuckerberg und seiner Freundin in einem Lokal.
                                  Da heißt es für den Kinobesucher: einfach dran bleiben. Am Ende dieses Gespräches hat die junge Frau die Beziehung zu Zuckerberg beendet. Was im Anschluss daran in dieser Nacht noch passiert, wird den weiteren Lebenslauf des jungen Genies entscheidend beeinflussen.

                                  Der Zuschauer wird von Anfang an gefordert und direkt ins kalte Wasser geworfen. Es gibt viele wichtige Dialoge, die die Handlung nach vorne treiben. Die Erzählstruktur variiert. Hier ist die Handschrift von Regie-Legende David Fincher deutlich zu sehen. Viele Erklärungen gibt es nicht. Einzig und allein die Zeitangaben helfen zur Orientierung.

                                  Die Milieuzeichnung ist genial. Man ist wirklich mittendrin statt nur dabei.Der „Cast“ tut sein übriges. Jesse Eisenberg spielt oscar-reif. Als Zuschauer wird man 120 Minuten nicht wirklich schlau aus ihm. Mal euphorisch, mal abwägend und zurückhaltend. Er ist der Drahtzieher, der zum eigenen Vorteil letztlich alle gegeneinander ausspielt. Dabei ist er auf die anderen angewiesen. Und es geht ihm angeblich gar nichts um Geld, oder doch? Trotz seiner unglaublichen Fähigkeiten, ist er eigentlich nicht in der Lage mit anderen zu kommunizieren. Er braucht die anderen zur Vermarktung. Sein einziger Freund Eduardo, gespielt vom zukünftigen „Spiderman“ Andrew Garfield, ist dabei „sein“ Mann. Und Garfield ist die optimale Besetzung für David Fincher, der ideale Gegenpart zu Eisenberg.

                                  Es ist kein Film, für einen unbeschwerten Kinoabend. Das Gehirn muss eingeschaltet werden. Doch der Film ist keine Sekunde überfrachtet oder langweilig. Die Handlung wird schnell vorangetrieben. Das Ende kommt fast nebenbei und hat noch eine Szene zum Schmunzeln. Der letzte Dialog endet mit einem Satz, der sogar ein wenig die Ehre des Mark Zuckerberg zu retten versucht. Wenn man sich den Film anschaut, muss man kein „Social-Network-Junkie“ sein. Es ist vereinfacht aber das Verständnis für die Vorkommnisse, wenn man zumindest einmal in einem solchen Netzwerk war oder reingeschnuppert hat.

                                  • 8

                                    Der Titel dieses Films ist bescheuert. Es gab und gibt gerade in letzter Zeit zu viele „Cop-Filme“, ob als Krimi bzw. Action-Thriller oder als Komödie bzw. „Buddy-Movie“.
                                    Da kommt also jetzt noch einer in die Kinos und der trägt sein Filmthema auch noch direkt im Filmtitel mit. Achtung: das sollte einen nicht vom Kinobesuch abhalten.

                                    Dabei ist die ganze Filmidee und auch die eigentliche Story nicht wirklich neu.
                                    Zwei etwas tollpatschige Polizisten schlittern Hals über Kopf in einen Fall, der eigentlich keiner ist und sorgen für jede Menge Wirbel und kaputtes Glas.
                                    Doch die Art und Weise, wie der Film das umsetzt macht richtig Spaß.
                                    Es ist die Show des Will Ferell. Alles ist auf ihn zugeschnitten. Als „Sidekick“ fungiert ausgerechnet Mark Wahlberg, den man am wenigsten in einer Komödie erwartet hätte. Es funktioniert hervorragend. Es gibt viele tolle Dialoge und viele lustige Verwicklungen. Das beginnt gleich am Anfang mit einer ausführlichen Erklärung, warum ein Löwe im Kampf gegen einen Thunfisch keine Chance hätte.

                                    Der Film hat viel Dialogwitz zu bieten. Dabei zündet nicht jeder Gag, was auch daran liegt, das manche Sachen etwas mehr auf das amerikanisches Publikum zugeschnitten sind. Dennoch steckt in fast jeder Szene mit dem Ferell unheimlich viel Esprit drin. Es ist nicht so, das man 105 Minuten vor Lachen auf dem Boden liegt. Aber man hat 105 Minuten immer ein Grinsen im Gesicht. Es ist vor allem kein Film vom Reißbrett. Es gibt viele Überraschungen, z.B. als Eva Mendes als seine Filmfrau auftaucht. Es gibt noch mehr lustige Gastauftritte. Man spürt, dass alle Beteiligten viel Spaß an dem Film hatten und der Funke springt auf das Publikum über.

                                    Vielleicht schafft Will Ferell endlich auch in Deutschland den Durchbruch. Er hätte es verdient. Es gibt so viele durchschnittliche US-Komiker, die bei uns eingeschlagen haben, aber ausgerechnet ein Meister seines Faches wurde bis dato kaum beachtet. Das lag jedoch auch daran, das viele Filme kaum eine Chance bekamen. Die liefen eine Woche im Kino, verschwanden dann ins Nachmittagsprogramm und waren dann ganz weg. Ein Filmtipp noch von Will Ferell: „Die Eisprinzen“. Auch ein bescheuerter Titel, aber auch ein toller Film.

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                                    • 10

                                      Die Erde ist zerstört, die Sonne erloschen. Tiere gibt es keine mehr.
                                      Menschen ziehen durch eine unwirkliche Landschaft. Das einzigste Ziel: überleben.
                                      Auf der Suche nach Nahrung werden sie zu Bestien und Kannibalen. Inmitten dieses Alptraumes sind auch ein Mann und sein Sohn: Viggo Mortensen und Kodi Mc-Phee.
                                      Sie stehen im Mittelpunkt von „The Road“. Sie haben die Hoffnung auf neues Leben noch nicht aufgegeben, auch wenn sie nicht wissen, wie dieser Neuanfang aussehen soll. Die beiden sind unterwegs Richtung Küste. Immer nach Süden.
                                      Wie es zu der Apokalypse kam, wird nicht erzählt. Als die Handlung einsetzt sind die beiden Hauptprotagonisten schon auf ihrer Reise. In Rückblenden wird der Zuschauer in eine Zeit versetzt, wo Vater und Sohn noch eine Frau bzw. Mutter hatten. Diese Frau hat ihre Familie irgendwann verlassen und sich umgebracht.
                                      Während die Vergangenheit in zarten Farbtönen gezeichnet ist, kommt die Gegenwart in grau daher.

                                      In dieser Gegenwart ist jeder Tag ein Überlebenskampf für Vater und Sohn.
                                      Oftmals werden Dinge nur angedeutet. Michael Haneke lässt grüßen. Die Bilder sind aber von unglaublicher Intensität. Menschen sperren Menschen wie Schlachtvieh ein und ernähren sich von ihnen. Als in einer Szene der Vater einen Kellerraum öffnet, bekommt der Zuschauer Bilder zu Gesicht, die es so noch nicht im Kino zu sehen gab, höchstens vielleicht in Zombiefilmen. Jeder ist sich selbst am nächsten. Es ist eine Welt, in der die Menschen ihrem Überlebenstrieb nachgeben. Zu was sie dann in der Lage sind, zeigt der Film konsequent bis zum Ende. Alle Grenzen sind ausgelöscht. Der Vater spricht oft von den Guten, versucht seiner Vorbildfunktion gerecht zu werden. Doch auch er kann im Laufe des Films seine eigenen Grundsätze nicht einhalten.

                                      Eine der ergreifendsten Szenen ist, wie ein anderer Überlebender, die Lebensmittelvorräte der beiden stiehlt. Er wird erwischt. Der Vater will ihn hart bestrafen und befiehlt dem vermeintlichen Dieb alles herzugeben, einschließlich seiner Kleidung. Am Ende steht dieser dann nackt und ohne alles in der kalten Steppe. Er bittet herzergreifend um Gnade. Er habe nur gestohlen, weil er am verhungern sei. Bilder, Dialoge und Gesten, die sich ins Hirn einbrennen. Der Junge erreicht schließlich, dass dem Mann doch etwas zum Essen zurückgelassen wird.
                                      Das Kind wird hier zum Lehrer. Das ist ein interessanter Prozess, der hier im Film vollzogen wird. Der Junge verliert aufgrund der Ereignisse und Begebenheiten seine Unschuld, wird erwachsen und bleibt dennoch Kind. Er sieht das alles mit eigenen Augen. Durch seine Kindheit und Naivität behält er im Herzen einen entscheidenden Funken Menschlichkeit.

                                      Endzeitfilme gab es in der jüngeren Vergangenheit einige. Im Kern sind sie alle gleich. „The Road“ geht einen Schritt weiter. Gut und Böse sind nicht mehr zuzuordnen. Die Grenzen verschwimmen. Die Bilder sind radikaler und roher.
                                      Vieles wird nur angedeutet. Dadurch verlagert sich der Horror in den Kopf des Zuschauers. Viggo Mortensen und Kodi Mc-Phee spielen grandios. Etwas intensiveres als diese Liebe zwischen Vater und Sohn hat man auf der Leinwand lange nicht gesehen. Sie tragen entscheidend dazu bei, da man diesen Film so schnell nicht vergisst.

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                                      • 8 .5

                                        Ben Affleck war in Hollywood schon fast weg vom Fenster.
                                        Durch einige kleinere Filme, insbesondere seinem Regiedebüt „Gone Baby Gone“, hat er die Filmwelt überrascht, mich übrigens auch und ein furioses Comeback hingelegt. Mit seinem neuen Film „The Town“ macht Affleck, genau in diesem Stile weiter. Er steht hier sowohl hinter als auch vor der Kamera.

                                        Der Film lässt sich nicht einem einzigen Genre zuordnen. Er ist Gangsterfilm, Kriminaldrama, Gesellschaftsstudie, Familiendrama und beinhaltet auch eine Liebesgeschichte – ohne jeglichen Kitsch. Alle Bereiche verschmelzen miteinander.
                                        An erster Stelle stehen die Banküberfälle, die die Bande um ihren Anführer Affleck verüben. Diese sind rasant in Szene gesetzt und schnörkellos inszeniert.
                                        Der Zuschauer ist mittendrin und fühlt sowohl mit den Tätern als auch den Opfern.

                                        Das geht den ganzen Film über so. Es gibt nicht einfach gut und böse.
                                        „The Town“ zeigt, wie sehr die Umwelt die Menschen beeinflusst und was im Extremfall aus ihnen werden kann. Der Film zeigt wie verschieden die Menschen auf die äußeren Einflüsse reagieren. Die Bankräuber sind die bösen. Selbstverständlich.
                                        Doch im Laufe des Films deckt der Film immer mehr Einzelheiten auf, wie es dazu kommen konnte. Dabei wird ihr Verhalten keineswegs entschuldigt oder verharmlost.
                                        Auf der anderen Seite sind auch die Cops nicht einfach nur die Guten. Sie greifen zu Mitteln, die am Rande der Legalität sind und begeben sich ebenfalls aufs Glatteis.
                                        In einer Welt wie der in Charlestown, Boston, wo die Handlung spielt, heiligt der Zweck die Mittel. Jeder steht sich zunächst einmal selbst am nächsten und versucht seine Haut zu retten.

                                        „The Town“ ist schnell inszeniert und hat doch seine ruhigen Momente. Um der Handlung zu folgen, ist der Zuschauer ein wenig gefordert. Darin unterscheidet sich der Film von vielen herkömmlichen Krimis. Die Story ist nicht kompliziert, aber unter der Oberfläche steckt noch einiges mehr, was nicht so offensichtlich daher kommt.
                                        Das ergibt sich aus den Dialogen, oft auch nur aus einer Einstellung oder einer Geste. Der Film erklärt nicht viel und gibt auch keine Wertung ab. Hier ist der Zuschauer an der Reihe. „The Town“ bleibt spannend und offen bis zum überraschenden Schluss.

                                        Ben Affleck hat überwiegend auf weitestgehend unbekannte Schauspieler gesetzt und damit alles richtig gemacht. Dadurch kann die Geschichte unbeschwert erzählt und sich auf das Wesentliche konzentriert werden. Affleck selbst wird sicher nie einen Oscar gewinnen, doch er wirkt hier souverän und stachelt die anderen zu Hochleistungen an. Die Atmosphäre von Boston wird großartig eingefangen.
                                        Hier spürt man, dass viel Herzblut in dem Streifen steckt.
                                        Ob der Film mit Klassiker wie „Heat“ mithalten kann muss jeder selbst entscheiden. Er muss sich auf jeden Fall nicht verstecken.

                                        • 7 .5

                                          Es ist einer dieser Filme, die (angenehmer Weiße) mal wieder mit unseren Sehgewohnheiten brechen. In ruhigen, teilweise meditativen Bildern erzählt
                                          „The American“ die Geschichte eines ausgebrannten Auftragsmörders, der noch einen letzten Job zu erledigen hat und dafür in ein abgelegenes italienisches Bergdorf reist. George Clooney spielt diesen Charakter und allein er ist das Eintrittsgeld schon wert.

                                          Die Story selbst ist nicht neu, daraus macht der Film keinen Hehl. Auch die Überraschungen halten sich in Grenzen. Wer häufiger ins Kino geht, dürfte vom Ende nicht sonderlich überrascht sein. Action gibt es fast keine, nur am Anfang und am Ende geht es ein wenig zur Sache. Es ist allerdings auch keine Charakterstudie.
                                          Der Film zieht seine Kraft einzig und alleine aus den Bildern und den Dialogen. Was für ein Gegensatz zu Filmen wie „Salt“.

                                          Manche Einstellungen sind ein wenig zu lange und der Zuschauer braucht schon ein wenig Geduld. Dennoch ist es irgendwie faszinierend George Clooney bei der Suche nach sich selbst zu begleiten.

                                          • 8
                                            über Salt

                                            Angelina Jolie gibt Vollgas. Nachdem der Trailer schon seit vielen Monaten (einer gefühlten Ewigkeit) im Kino zu begutachten war, läuft das Werk jetzt endlich in den Kinos. „Salt“ ist ca. 100 Minuten hervorragendes Action-Kino im Stile von James Bond. Vergleiche braucht der Film nicht zu scheuen, wobei sich der Zuschauer durch die Russland - USA Thematik eher an die älteren Bond-Streifen erinnert fühlen dürfte. Angelina Jolie gibt als weibliche Antwort auf „James“ eine gute Figur ab.
                                            Damit bestätigt sie ihre Vorstellungen aus Filmen wie z.B. „Wanted“. Die Leute wollen sie wohl auch als „Action-Amazone“ sehen, obwohl sie sehr vielseitig ist und im Gegensatz zu Kolleginnen wie Cameron Diaz oder Jennifer Aniston auch im ernsten Fach überzeugt. Aber Filme wie „Ein mutiger Weg“ oder der
                                            „Der fremde Sohn“ wollten bei uns kaum einer sehen. Die laufen dafür bei den Filmfestspielen. Filme wie „Salt“ bringen die finanzielle Unabhängigkeit.

                                            Die Story zu „Salt“ ist schnell erzählt. Ein sogenannter „russischer Überläufer“ bringt die CIA-Bedienstete Evelyn Salt in arge Bedrängnis. Sie ergreift die Flucht.
                                            Während ihrer Flucht bekommt der Zuschauer viele verschiedene Informationen, viele undurchsichtige Figuren tauchen auf. Wer ist Salt jetzt wirklich und welches Ziel verfolgt sie? Aus der am Anfang einfachen Gut – Böse – Geschichte wird eine komplexe Handlung. Diese wird schön verpackt in packende und knallharte Action. Da kann es auch schon mal passieren, das man den Überblick verliert. Macht nix, kennt man alles auch von James Bond. Wie ein Puzzle passt am Ende alles zusammen, auch wenn nicht immer alles ganz logisch ist. Und doch ist am Ende nicht alles vorbei. Im Gegenteil, eigentlich geht es erst richtig los. Genügend Stoff also für einen zweiten Teil.

                                            • 4

                                              Es wird wieder „geschmachtet“ auf der Leinwand. Die Twilight-Saga geht in die dritte Runde. Und alle alten Bekannten sind weiter mit dabei.

                                              Es hat sich nicht allzu viel verändert. Neben den obligatorischen Liebesbekenntnissen und Lebensweisheiten gibt es wieder (schöne) Landschaftsaufnahmen und stimmungsvolle Musik. Ach, ja und die Story wird wirklich ein wenig vorangetrieben. Aber schön langsam, so das die in erster Linie junge Zielgruppe auch nicht überfordert wird.

                                              Die Dreiecksgeschichte zwischen Bella, Edward und Jacob verschärft sich.
                                              Beide Jungspunde lieben Bella und jeder weiß natürlich besser, was gut für sie ist.
                                              Kristen Stewart und Robert Pattinson machen schauspielerisch da weiter, wo sie nach dem zweiten Teil aufgehört haben. Es darf jetzt immerhin inniger geküsst werden, es werden Kleidungsstücke geöffnet – und dann ist Schluss.
                                              Mehr gibt es nicht. Edward ist eben konservativ. Was an sich kein Problem wäre.
                                              Man nimmt es beiden nur nicht ab. Sie wirken unglaubwürdig, was auch an der gestelzten Story liegt. Da wünscht man sich als Zuschauer manchmal, Bella hätte sich für Jacob alias Taylor Lautner entschieden. Der „Wolf“ würde kurzen Prozess machen. Nicht reden, sondern handeln. Wie im zweiten Teil läuft er überwiegend spärlich bekleidet durch den Film und macht den Eindruck, als würde er gleich überlaufen.

                                              Während die drei also versuchen ihr Liebeschaos in Ordnung zu bringen, ziehen dunkle Wolken aus Seattle auf. Eine dort ansässige Bande Vampire haben es auf Bella und Edward abgesehen, mit dem sie eine alte Rechnung zu begleichen haben. Aus diesem Konflikt bezieht der Film seine Action-Szenen. Diese finden zwar mehr Platz als im zweiten Teil, hauen aber keinen vom Sockel. Immerhin sind sie schön fotografiert und in die Landschaft gesetzt. Im Finale von „Twilght – Eclipse“ darf dann sogar ein wenig gemetzelt werden.

                                              Überraschungen gibt es also auch im dritten Teil von „Twilight“ keine. Die Geschichte wird langsam vorangetrieben, Bella wird erwachsen, sie darf also langsam ihre Entscheidungen selber fällen. Das Schema ist das gleiche wie in den Vorgängerfilmen. Action gibt es einfach nur, weil die Story aufgelockert werden muss und weil es halt eben um Vampire geht.
                                              Da muss es Konflikte geben, da muss ein wenig gekämpft und duelliert werden. Ansonsten wird den Zuschauern eine Lebensphilosophie der Autorin aufgeschwatzt. Da wurde in den Medien schon vor dem zweiten Teil viel geschrieben, man sollte hier aber auch nicht zuviel hineininterpretieren.

                                              Im Prinzip ist es eine ausgefallene „Teenie-Geschichte“ vor etwas exotischem Hintergrund. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Im Buch, in der Phantasie der Leser, mag das durchaus über mehrere Bände funktionieren. Auf der Leinwand wirkt das spätestens nach dem dritten Film unglaubwürdig und teilweise unfreiwillig komisch. Nicht zuletzt, weil der Mut fehlte, die Vorlage filmtauglich abzuändern.
                                              So wurden zu viele Kompromisse eingegangen und die Kreativität blieb auf der Strecke.

                                              • 10

                                                „Inception“ wird von vielen als Film des Jahres bezeichnet. Der Film wir den großen Erwartungen gerecht.

                                                Der geheimnisvolle Cobb „schleicht“ sich in die Träume anderer Menschen ein, um diese zu manipulieren oder Ideen bzw. Informationen zu stehlen. Weil er einem Verbrechen beschuldigt wird, kann er nicht in sein normales Leben zurück.
                                                Ein Geschäftsmann bietet ihm einen Deal an: Cobb soll für ihn ein letztes Mal in die Traumwelten hinabsteigen und einen Auftrag erledigen, im Gegenzug bekommt er seine Freiheit zurück.

                                                Der Film ist sehr komplex und er benötigt die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers.
                                                Dennoch ist er gar nicht so kompliziert, sofern man sich nicht ablenken lässt.
                                                Dieser Film fordert unsere Sehgewohnheiten heraus. Gerade die Einführung ist nicht ganz einfach, weil hier direkt auf zwei Ebenen, eigentlich sind es sogar drei, erzählt wird und gleich sehr viele Charaktere eingeführt werden. Doch als es dann um den eigentlichen Auftrag geht, lässt der Film den Zuschauer zumindest kurz durchschnaufen und Luft holen. Das ist aber nur für kurze Zeit, da der Film konsequent vorangetrieben wird. Bereits hier sind die Bilder und Welten, die geschaffen wurden, phänomenal. So etwas hat es im Kino noch nicht gegeben.

                                                Als Zuschauer ertappt man sich mehr als einmal dabei, wie man an seine eigene Träume denkt und an die Personen die einem dort begegneten, die Welten, die plötzlich so ganz anders waren und an den Moment des Aufwachens. Es wird im Film mehrmals darauf hingewiesen, dass sich der Mensch immer direkt mitten im Traum befindet, ohne jeweils den Anfang zu kennen. Jeder von uns kennt das und damit schafft der Film, trotz seiner weit hergeholten Szenerie, eine unglaubliche Verbindung zur Realität bzw. in unsere Welt und erzeugt ein Gefühl der Beklommenheit. Träume sind auch in unserer heutigen Zeit, wo wir alles rational erklären können und wollen noch immer nicht 100% begreifbar.

                                                Als es dann um den eigentlichen Auftrag geht und Cobb mit seinem Team zu dem vermeintlichen letzten Auftrag in die Tiefen des menschlichen Unterbewusstseins hinabsteigt, erreicht der Film seinen Höhepunkt. Auf insgesamt fünf (!) Traumebenen, an fünf völlig verschiedenen Orten, bewegen sich hier die Hauptprotagonisten. Um einen Erben im Unterbewusstsein zu seiner „richtigen“ Entscheidung zu verhelfen, muss ein Stein unter den anderen gesetzt werden. Wenn die erste Traumebene nicht richtig funktioniert, kann weiter darunter die Mission nicht erfüllt werden. Der Film springt mit unglaublicher Leichtigkeit zwischen den einzelnen Schichten hin und her und verbindet diese kunstvoll miteinander. Dazu kommt noch ein zusätzlicher Strang, der in die Vergangenheit des Hauptdarstellers zweigt.
                                                Für den aufmerksamen Zuschauer ist es dennoch kein Problem der Handlung zu folgen. Allerdings wird die eigene Fantasie schon ein wenig benötigt. Erklärungen gibt es vor allem im letzten Drittel nicht viele. Die Bilder und der Ideenreichtum sind bahnbrechend und wirken trotzdem zu keinen Zeitpunkt überfrachtet.

                                                Die Handschrift von Regiessur Christoper Nolan, der vor Jahren mit dem genialen „Memento“ berühmt wurde, ist hier wieder deutlich zu erkennen. Seine Figuren sind nicht von dieser (Kino) Welt, seine Bilder zeugen von einer unglaublichen Magie. Seine Welten sind anders. Die Geschichten auch. Er fordert den Zuschauer auf, mit ihm zu gehen und in Abgründe zuschauen, die wir so bisher nicht wahrgenommen haben. Für die Umsetzung hat er erstklassige Schauspieler engagiert.
                                                Leo di Caprio, ob man ihn mag oder nicht (ich mag ihn), hat in den vergangenen Jahren eine unglaubliche Karriere hingelegt.
                                                Ob als Action-Star mit Anspruch (Blood Diamond), als Charakter-Darsteller (Aviator, Zeiten des Aufruhrs) im Thriller-Drama (Departed), im Suspense-Fach
                                                (Shutter Island), er kann einfach alles spielen. Er ist unglaublich wandlungsfähig und hat ein gutes Händchen bei seiner Filmauswahl. Da gibt es wohl einige, die ein wenig neidisch auf ihn sein dürften. Dazu kommen bei „Inception“ Leute wie Cillian Murphy (28 Day later), Joseph-Gordon-Levitt (365 day of love) und Ellen Page (Juno). Alles Schauspieler, die man nicht direkt auf der Rechnung hat, denen aber die Zukunft gehören dürfte und die hervorragend zu einem Mann wie Christopher Nolan passen.
                                                Ein Gastauftritt hat Altstar Michael Caine. Auch das passt.

                                                „Inception“ gehört zu den wenigen Filmen, bei denen man das Ende verraten könnte, ohne dass es dem Zuschauer die Spannung nehmen würde. Ich möchte an dieser Stelle dennoch darauf verzichten. Auch das Finale ist dem Film würdig und lässt genügend Raum für Interpretationen. Entscheidend bei diesem Film sind nicht die letzten Minuten. Diese sorgen für einen runden Abschluss. Entscheidend und bahnbrechend ist letztlich aber der Weg dahin.

                                                • 9

                                                  Filme mit behinderten Menschen werden oft besonders rührselig.
                                                  Nicht so bei „Renn, wenn du kannst“. Benjamin, gespielt von Robert Gwisdek, ist seit einigen Jahren an den Rollstuhl gefesselt und macht seinen Mitmenschen mitunter das Leben zur Hölle. Das ändert sich, als der Zivildienstleistende Christian, gespielt von Jacob Matschenz, in sein Leben tritt. Der weiß sich zu wehren und lässt sich nicht alles gefallen. Gerade als die beiden sich anfreunden, taucht Annika auf, gespielt von Anja Brüggemann. Benjamin hat Annika seit zwei Jahren vom Fenster aus beobachtet, wäre aber nie auf die Idee gekommen, sie anzusprechen. Durch einen Zufall lernen die drei sich jetzt kennen. Und nichts ist mehr wie vorher.
                                                  Alle drei haben ihre Vorstellungen vom Leben sowie mehr oder weniger große Pläne.
                                                  Alle drei stehen aber auch vor wichtigen Entscheidungen, die gefällt werden müssen.
                                                  Doch keiner traut sich so recht, sein Leben in die Hand zu nehmen.

                                                  Als sich Benjamin in Annika verliebt und sie diese Liebe nach anfänglichem Widerstand erwidert, wird er nicht nur gezwungen, zu seinen Gefühlen zu stehen, sondern vielmehr auch den Geistern der Vergangenheit zu stellen. Benjamin hat mit der Vergangenheit noch lange nicht abgeschlossen und das bekommt Annika deutlich zu spüren. Doch sie hat auch ihre eigenen Probleme, so dass sie selbst in ein Gefühlschaos fällt. Christian scheint der einzige, der einigermaßen gefestigt scheint und obwohl er selbst in Annika verliebt ist, will er Benjamin und damit auch Annika helfen.

                                                  Der Film erzählt behutsam seine Geschichte, legt viel Wert auf die Dialoge. Diese wirken unglaublich echt und haben eine überraschende Tiefe. Der Alltag des an den Rollstuhl gefesselten Benjamin wird ungeschönt, aber auch untheatralisch dargestellt. Die drei Hauptdarsteller spielen großartig, teilweise wirkt es ein wenig improvisiert, was der Authentizität des Films nur zu Gute kommt. An einigen Stellen wird etwas dick aufgetragen, doch darüber sieht man gerne hinweg.
                                                  „Renn, wenn du kannst“, ist ein weiteres Beispiel wie facettenreich und intelligent das deutsche Kino derzeit daher kommt. Da braucht man sich nicht vor Hollywood zu verstecken.

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                                                  • 9

                                                    Dieser Film macht richtig Spaß! Zwei Pariser Waffenhändler werden nach allen Regeln der Kunst gegeneinander ausgespielt. Das Ganze wird konsequent vorangetrieben bis zu seinem makaberen, grotesken Ende.

                                                    Am Anfang lässt sich „Micmacs“ Zeit. Die Hautpfigur „Bazil“, die durch Zufall bei einem Schusswechsel eine Kugel abbekommt und dadurch alles ins Rollen bringt, wird eingeführt, incl. Kindheitserinnerungen. Dany Boon spielt diesen Bazil und zu Beginn wirkt er ein wenig wie Mr. Bean. Als Bazil alles verloren hat, findet er eine „Ersatzfamilie“ im Pariser Untergrund. Jetzt geht es richtig los. Diese Ersatzfamilie unterstützt Bazil auf seinem etwas anderen Rachefeldzug.

                                                    Der Film ist voll von skurrilen Figuren und absurden Ideen. Die Handlung ist herrlich überzogen. Jean-Pierre Jeunets Handschrift ist deutlich zu erkennen. Wie ein Kind auf dem Spielplatz so tobt er sich hier aus. Er erklärt nicht viel, sondern lässt seine Figuren und die Bilder für sich sprechen. Für den Zuschauer ist es gar nicht einfach alles mitzubekommen. Doch wie bei einem Puzzle setzt sich ein Teil zum anderen.
                                                    „Micmacs“ ist ein modernes Märchen für Erwachsene. Mit einem etwas anderen Happy-End. Schade, das solche Märchen zu selten Wahrheit werden.