Torbinho - Kommentare

Alle Kommentare von Torbinho

  • 7 .5

    Benjamin Clearys erstes Regiewerk ist eine intensive und anspruchsvolle Auseinandersetzung mit dem Thema des menschlichen Klonens geworden. Sie enthält viele interessante philosophische als auch ethische Fragen, die möglicherweise nicht alle beantwortet werden.
    Relativ ruhig erzählt er die Geschichte um den todkranken Cameron, dem sich die Möglichkeit offenbart, sich selbst bis in alle Einzelheiten zu duplizieren und so seiner Nachwelt erhalten zu bleiben. Trotz des scheinbar einfachen Dilemmas, mit dem die Charaktere konfrontiert sind, entwickelt sich eine spannende Geschichte u.a. durch die Schauspielkunst von Mahershala Ali. Die meiste Dramatik und Dynamik entsteht durch die indirekte Einbeziehung des Zuschauers und dessen Empathie für den Protagonisten, denn nicht selten fragt man sich, wie man sich selbst in der jeweiligen Situation fühlen oder entscheiden würde. Das world building der nahen Zukunft ist dazu exzellent fotografiert und zurückhaltend ausgestattet. Dadurch wirkt das Setting überaus authentisch und man bekommt einen kleinen Einblick in die Welt von morgen samt autonomer Autos oder der Integration von augmented reality in den Alltag.
    Schwanengesang ist sowohl emotional fesselnd als auch nachdenklich. Obwohl er durchaus zugänglich ist, ist er nicht unbedingt für ein breites Publikum geeignet. Trotzdem ist es überaus schön das es ihn gibt.

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    • 5
      Torbinho 20.03.2023, 12:32 Geändert 20.03.2023, 13:21

      Normalerweise ist Tragikomödien-Veteran Judd Apatow der Experte für Geschichten rund um scheiternde Mannskinder. Hier spielt lediglich seine Ehefrau, und einziger Lichtblick des Films, Leslie Mann mit und Hollywood Jungstar Cooper Raiff versucht sich stattdessen an genannter Thematik und mimt gleich mal selbst den College Absolventen, der nicht weiß was er mit seinem Leben anstellen soll, sein Zimmer im Elternhaus mit dem kleinen Bruder teilt und sich gerne in ältere Frauen verliebt.
      Was zunächst eine gute Grundprämisse darstellt, zündet aber nie so wirklich über die Dauer von fast 2 Stunden. Größtes Problem: die Chemie zwischen dem Filmpärchen Raiff und Johnson stimmt nicht. Raiff ist Typ Waschlappen mit null Ausstrahlung und dementsprechend wenig Authentizität. Erst als ich im Nachhinein feststellte, dass er selbst auch Regie geführt hat, konnte ich nachvollziehen warum Raiff die Hauptrolle bekommen hat. Johnson präsentiert sich so, wie sie es auch schon in mehreren Filmen zuvorgetan hat. Einfach langweilig. Das zwischen beiden ein großer Altersunterschied herrschen soll, welcher letztendlich auch einen Teil zur Tragik der Geschichte beiträgt, kommt nie wirklich rüber.
      Am Ende lässt das misslungene Pacing diesen Film endlos erscheinen. Häufig hatte ich das Gefühl, dass nun eine abschließende Szene gespielt wird und der Film tatsächlich noch 20 Minuten auf dem Tacho hatte. Hier und da lockern ein paar lustige Szenen das Geschehen mal auf, aber das hat eher Sketchcharakter und fühlt sich nicht wie ein runder Film an.
      Fazit: Dieser Cha Cha ist eine echt lahme Nummer.

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      • 6

        An den schwarzen bis schrägen Humor der Vorgänger Three Billboards oder auch Brügge sehen und sterben kommt der diesjährige Oascaranwärter von Martin McDonagh nicht heran und lässt die Spitzfindigkeit, die in den Vorgängern für das gewisse Extra gesorgt haben, vermissen.
        Die Geschichte um zwei ehemals dicke Freunde, deren Weg sich entzweit, ist weitestgehend recht deprimierend und ohne Esprit. Meiner Meinung nach wurde hier einiges an Potential verschenkt, um sie spannender und vielschichtiger zu gestalten. Die titelgebenden Banshees hätten zum Beispiel etwas geschickter in die Geschichte eingebunden werden können. Insgesamt wirkt sie so viel zu lang für den vergleichsweise geringen Inhalt.
        Positiv zu erwähnen sind wie zu erwarten Farrell und Gleeson, die sich nach Brügge nun auf der abgeschiedenen irischen Insel Inisherin wieder finden. Schauspielerisch ist das wirklich super und alleine deshalb schon eine Sichtung wert.
        Alles ganz nett, aber richtig mitgerissen hat es mich diesmal nicht. Abhaken und auf den nächsten großen McDonagh Wurf hoffen.

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        • 5 .5

          The Contractor bedient alles, was man von einem Agententhriller erwartet. Bodenständige Action, gebrochene Charaktere und ein bisschen Verschwörung. Das heißt aber auch gleichzeitig, dass Überraschungen ausbleiben, man alles schonmal gesehen hat und das häufig auch in besser. Mit Matt Damon und Tom Cruise kann der gute Chris Pine leider nicht mithalten und gesellt sich eher zu den jüngeren Liam Neeson Produktionen (aber was erwartet man auch schon, wenn er die Motorradszenen MIT Helm dreht ;)). Dazu gesellen sich auch noch diverse Plot Holes die man hinnehmen muss.
          Solide, geradlinig aber auch generisch und unoriginel. Trotzdem hat der Contractor seine Qualitäten und ist durchaus guckbar, wenn man gerade Lust auf einen Vertreter dieses Genres hat.

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            Torbinho 13.03.2023, 10:45 Geändert 13.03.2023, 10:51

            Scott Derrickson ist ein gelungener Mix aus Mystery, Horror, Crime und sogar Coming of Age Elementen gelungen, alles verpackt in einer wohligen 70er Jahre Atmosphäre. Spielfreudige Jungschauspieler sind ein zusätzlicher Gewinn für diesen Genre-Mix um einen perfiden Kinderfänger, der eine amerikanische Kleinstadt in Angst und Schrecken hält. Die von mir gefürchteten Plot Holes halten sich zum Glück im Rahmen und waren wenig störend, auch wenn man sie nicht komplett negieren kann.
            Auch die angenehm kurze Laufzeit, die jegliche Längen vermeidet, lässt The Black Phone insgesamt zu einem kurzweiligen Filmsnack für Zwischendurch werden.

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            • 2

              Für das Maß an Absurdität und Zuschauerverarschung hätten die Autoren redlich einen Preis verdient. Dabei schien es zunächst, als hätten sie einen Weg gefunden, nach der eher mittelmäßigen 3. Staffel, in der man sich schon durch einige fatale Drehbuchentscheidungen schwer getan hatte, eine glaubwürdige Geschichte hinzulegen, dem Gesamtkonzept etwas Neues abzugewinnen.
              Reinste Zeitverschwendung!

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              • 6

                Als 12-jähriger hätte ich den Film wahrscheinlich abgefeiert. Gute Effekte, tolle Kulissen und unterhaltsame Action. Die Oscar Nominierungen für beste Effekte, Kostümdesign und Make Up gehen da völlig in Ordnung (anders als die Nominierung für Angela Bassett, die hier gewohnt ordentlich spielt, aber keine outstanding Performance abgibt). Denkt man aber etwas genauer über die dahintersteckende Story nach, muss man sich doch unweigerlich am Kopf kratzen. Auf der einen Seite spürt man den Anspruch, eine stark kulturell geprägte Comic Verfilmung hinzulegen, vergisst aber irgendwie das große Ganze. Nach ansprechendem Beginn flacht die Story- und Charaktertiefe Zunehmens ab und verzettelt sich letztendlich in einem überflüssigen Kampf zweier fremder Rassen, der ohne großen Aha Effekt ausgeht. Hinzu kommt ein überaus nerviger Bösewicht, der stets wie ein unreifes Kind wirkt. Das Leben unter Wasser scheint ihm nicht gut getan zu haben.
                Trotzdem hat Black Panther: Wakanda Forever auch seine lichten Momente. Die Figurenkonstellationen vermitteln genügend Drama und das Pacing der Action Szenen ist gut. Im Vergleich gab es da schon schlimmere Marvel-Vertreter.
                Kann man sich also mit dem reinen Unterhaltungswert dieser Produktion arrangieren, bekommt man gute Actionkost, die aufgrund der abwechslungsreichen Thematik auch ohne den originalen Black Panther über 2 Stunden unterhalten kann. Verlangt man aber etwas mehr Tiefe, was man bei Marvel Produktionen ehrlicherweise aber nie tun sollte, so scheitert Wakanda Forever an mehreren Fronten.

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                • 5 .5

                  The Endless lebt von der stetigen Ungewissheit, was hinter einem mysteriösen Camp und der bewohnenden „Sekte“ steckt. Mit halbgaren Andeutungen und dem Ausstreuen von Informationsschnipseln nähert man sich langsam dem großen Ganzen an. Die Auflösung und der langatmige Weg dorthin sind aber eher…naja. Am Ende fragt man sich, was das Ganze jetzt sollte. Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes.
                  Hat sich insgesamt nicht gelohnt und wird schnell wieder vergessen sein.

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                  • 6 .5

                    Das wichtigste vorweg: Wie zu erwarten ist Guillermo del Toros Pinocchio KEIN Kinderfilm! Das liegt nicht zuletzt an der typisch düsteren Inszenierung, sondern auch den Storyelementen, die del Toro hier mit der klassischen Pinocchio Geschichte verknüpft. Da taucht auch mal Mussolini auf und Kinder werden, samt Pinocchio, für einen Kriegseinsatz vorbereitet. Ob das in einer Pinocchio Verfilmung gefällt, muss jeder selbst entscheiden. Mir hat es überhaupt nicht zugesagt.
                    Hinzu kommt, dass die ganze Pinocchio Thematik mittlerweile regelrecht ausgelutscht wirkt. Zwar versucht del Toro redlich mit erwähntem der Thematik etwas Neues abzugewinnen, aber die Häufigkeit in der man zuletzt mit Gepetto und seinem hölzernen Jungen konfrontiert wurde, ruft eine subtile Gleichgültigkeit hervor. Wenn die Werke dann auch noch mehr schlecht als recht sind, wie zuletzt Zemeckis Disney Flop, dann geht man schon eher negativ vorbelastet in eine Sichtung herein.
                    Tricktechnisch ist das natürlich aller erste Sahne und auch emotional hat man sich redlich Mühe gegeben den Zuschauer einzufangen. Das klappt insgesamt besser als bei Disneys weichgespülter Neuauflage. Somit ist del Toros Pinocchio keineswegs ein Reinfall, aber insgesamt will die Faszination irgendwie nicht gänzlich überspringen. Wer in den letzten Jahren keine der Pinocchio Adaptionen gesehen hat, könnte deutlich mehr begeistert werden.

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                    • 7
                      über Blond

                      Schonungslos pflügt sich Andrew Dominik mit einer etwas eigenwilligen Inszenierung durch das gequälte Leben der Norma Jeane Mortensen alias Marylin Monroe und wirft vor allem einen Blick hinter das Rampenlicht. Dort wo nicht alles Gold ist was glänzt.
                      Dabei geht er in seiner Erzählung anders vor als zum Beispiel Baz Luhrmann, der seinen Elvis elektrisierend und heldenhaft inszenierte. Dominiks Monroe ist dagegen einfach traurig, verstörend und deprimierend. Während er sich an der Schauspielkarriere samt hiesigen Männergeschichten entlang hangelt, lässt er bei seiner Erzählweise etwas die Geradlinigkeit vermissen. Manchmal wirken seine Szenen gar experimentell und psychedelisch, manchmal sind sie aber auch ein treffsicherer Schwinger in die Magengrube. Einige dieser Szenen setzen sich wahrlich im Gedächtnis fest. Großen Anteil daran hat auch Ana de Armas, die diese herausfordernde Rolle des verlorenen Engels fantastisch spielt.
                      Aufgrund der sperrigen und vor allem langatmigen Inszenierung kann ich allerdings nur eine bedingte Empfehlung aussprechen. Es ist durchaus nachvollziehbar, wenn Dominik einen Teil seines Publikums auf der Hälfte verliert. Wer durchhält wird aber mit einem emotional verstörendem Charakterdrama und einer superben Schauspielperformance entlohnt.

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                      • 7
                        über Sharper

                        Der Schein trügt. Aufpassen lohnt sich, um nicht selbst wie einer der Protagonisten hinters Licht geführt zu werden. Das macht Spaß und lässt die trockene, manchmal emotionslose Erzählweise vergessen. Etwas mehr Pep in der Erzählung hätte diesem wendungsreichen Thriller durchaus gut getan. Positiv wirkt sich zumindest die episodenhafte Erzählung aus, die für einige Aha-Effekte sorgt und die Vorhersehbarkeit in Grenzen hält. Man erhält immer neue Informationen. Auch solche, von denen man dachte, dass man sie bereits aus einem anderen und veränderten Blickwinkel kannte. Dabei wirkt es aber nie abstrus.
                        Letztendlich kriegt Benjamin Caron sogar ein ordentliches Ende hin, das recht schlüssig erscheint und alle gesponnenen Fäden zufriedenstellend zusammen führt.
                        Fans von überraschenden Thrillern kommen definitiv auf ihre Kosten.

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                        • 5 .5

                          Drei Anläufe habe ich insgesamt gebraucht, um diesen doch etwas sperrigen Western um die Legende von Jesse James durchzuschauen. Sehr ruhig erzählt Andrew Dominik das langsame Ableben von James. Man könnte auch sagen schnarch langweilig. Schöne Landschaftsaufnahmen, die sonst Filme dieses Genres aufpeppen, gibt es zudem nicht. Dafür machen Casey Affleck, Sam Rockwell und Brad Pitt einen prima Job. Ja, zum Ende hin wird die Geschichte etwas eindringlicher und dramatischer, aber insgesamt kann ich dieses viel zu lange und langweilige Gesuche nach ein bisschen Applaus nicht weiterempfehlen.
                          Western ist aber auch wirklich nicht mein Lieblingsgenre wie ich immer wieder feststellen muss.

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                          • 9

                            Edward Berger bietet uns einen intensiven 1. Weltkriegsfilm. Man kann den Morast aus Blut. Schweiß, Schlamm, Kotze und Pisse förmlich riechen. Der Score pustet einem Gänsehaut über den Skalp. Das Szenenbild sieht einfach großartig aus. Das Pacing sitzt. Genau wie unsere geläuterten Kriegsprotagonisten, kann man sich nie sicher sein, was als nächstes passiert. Dieser Irrsinn namens Krieg macht wahnsinnig!
                            Im Osten nichts Neues möchte man da meinen. Man selbst sitzt zu Unterhaltungszwecken vor der Mattscheibe und nur ein paar Stunden entfernt geschieht das selbe Leid, der selbe Unfug. Dieser Film liegt schwer im Magen und ist eine Pflichtsichtung. Bergers Im Westen nichts Neues steht den bekannten Kriegsfilmgrößen in nichts nach.

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                              Torbinho 19.02.2023, 22:36 Geändert 20.02.2023, 10:23

                              Mit Saw Spiral dreht man erneut an der mörderischen Spirale des Jigsaw Killers. Dabei darf man von der mittlerweile 8ten (!) Fortsetzung des immer noch legendären ersten Teils nichts originelles erwarten. Ziemlich plump wird das Schema von unüberwindbaren Fallen auf korrupte Polizisten übertragen. Nie hat man wirklich das Gefühl, das die Opfer eine realistische Chance haben, sich aus einer der perfiden Fallen befreien zu können. Das macht den Film unglaublich vorhersehbar und degradiert den Zuschauer zum Voyeuristen.
                              Irgendwann ist diese Nummernrevue dann zuende und man fragt sich, was das noch mit dem ursprünglichen Saw zu tun hat?!
                              So wird Chris Rock jedenfalls doch eher für die Backpfeife in Erinnerung bleiben die er sich von Will Smith eingefangen hat, als für diesen B Movie.

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                                Ein 15 jähriger Jungschauspieler verschießt sich in eine ältere Foto-Assistentin. Aufgrund von Vorbehalten ihrerseits wegen des Altersunterschiedes, legt er sich mehr oder weniger ins Zeug und so entspinnt sich ein Hin und Her zwischen zwei Verliebten oder Nichtverliebten.
                                Was eine gelungene Coming of Age Komödie hätte werden können, ist letztendlich ein zu ruhig erzähltes und belangloses Teenagergeplänkel. Die ruhige Erzählweise wird leider nie durch Emotionalität oder Spannung ausgeglichen. Die ersten 5 Minuten des Films geben exakt wieder, was in den verbleibenden 120 Minuten noch folgen wird. Für mich hat das ungleiche Filmpärchen zudem nicht funktioniert. In Summe ist das dann einfach viel viel zu wenig, um irgendetwas auf den Zuschauer zu transportieren und schlichte Langeweile stellt sich schon früh ein. Einzig mit der Atmosphäre kann die Licorice Pizza überzeugen, die wohl bei manchem sentimentale Gefühle auszulösen vermag. Der Rest ist leider schnell vergessen.

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                                  Äußerst ruhig erzählt, dafür umso nuancierter und pointierter kommt Craig Zahlers beinharter Cop Thriller Dragged Accross Concrete daher. Statt aufwendiger Stunts oder wilden Verfolgungsjagden wird hier mehr Wert auf tragische Figuren gelegt, die kompromisslos ihren Weg gehen und einfach echt wirken. Vince Vaughn und vor allem der mürrische Mel Gibson geben eine gute Performance ab. Auch die Geschichte kann durch ihre latente Spannung überzeugen, denn schon früh macht Zahler deutlich, dass hier alles möglich ist und man sich nicht an den gewohnten Rahmen hält.

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                                    Torbinho 10.02.2023, 13:59 Geändert 21.02.2023, 10:52

                                    The Outfit präsentiert einen recht kurzweiligen Filmsnack für Zwischendurch. Dabei wird die Geschichte um einen Schneider, Entschuldigung Maßschneider!, schon fast theatergleich in einem Kammerspiel erzählt. Mehrere Wendungen halten das Interesse des Zuschauers bei der Stange, welches für die Charaktere an sich aber so gut wie nicht existiert. Daher hält sich das Mitfiebern bis zum Finale in Grenzen. Durch wenige Kniffe hätte der Unterhaltungsfaktor noch gehoben werden können, zum Beispiel ein dunkleres Set Design oder einen düsteren Score. In Maßschneiders 4 Wänden wirkt alles perfekt ausgeleuchtet und aufgeräumt. Die musikalische Untermalung kommt eher einem freundlichen Gedudel gleich. Eine wirkliche Bedrohung trotz der Ansiedlung im Gangstermilieu will so nicht entstehen.

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                                    • 8 .5

                                      Steven Zaillian und Richard Price zeigen mit The Night of, wie man eine Crime Thriller Serie hoch spannend bis zur letzten Minute erzählen kann. Im Zentrum steht dabei der Student Nas, der in einer verhängnisvollen Nacht in die Mühlen der US Justiz gerät. Authentisch wird hier dargestellt, wie Justiz und Polizei Hand in Hand scheinbar im Stand By Modus arbeiten und Vorverurteilung, Unterstellung sowie Tatsachenverdrehung der ordentlichen Fallaufarbeitung aus verschiedenen Motiven vorziehen. Das macht fassungslos und nimmt emotional mit. Oftmals ertappt man sich jedoch auch selbst dabei unsicher zu sein, wem oder was man nun glauben soll, was die Spannung bis zum Finale weiter hoch treibt.
                                      Ausgeschmückt wird der Fall noch mit einem sehr gut aufgelegten John Turturro in der Nebenrolle als spleeniger Anwalt, der etwas Menschlichkeit in dieses demotivierende System bringt.
                                      Fazit: Hoch spannende Thriller Serie mit einem top besetztem Cast.

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                                        Avatar 2 steht dem Vorgänger in nichts nach. Sowohl in den Schwächen aber auch Stärken. Die Geschichte bietet zwar nichts Neues, das große Plus ist aber, wie Cameron diese erzählt. Mit perfektem Pacing und grandiosen Bildern (nicht selten habe ich mich gefragt „wie hat er das gemacht?!“) reizt er die Plattform Kino perfekt aus. Cameron weiß wie er sein Publikum bekommt und stellt ziemlich früh eine emotionale Bindung zum Volk der Na‘vi her. Von da an fiebert man mit der Familie mit, denn die ist im zweiten Pandora Abenteuer Dreh- und Angelpunkt.
                                        Ja, man hat es mit Ausnahme einiger Szenen fast ausschließlich nur noch mit einem Animationsfilm zu tun, der auch noch so aussieht wie einer. Aber lässt man sich darauf ein, erlebt man 3 magische Stunden, die wie im Flug auf einem Banshee vergehen. Ein paar Ungereimtheiten in der Story kosten eine noch höhere Wertung. Aber der Entertainment Faktor ist dermaßen groß, dass ich durchaus gespannt bin, wo die Reise noch hinführt.

                                        P.S.: Schwitzkasten unter Wasser? Ernsthaft?! 😅

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                                        • 7

                                          Ein wirklich origineller Filmschmaus den Mark Mylod hier kredenzt. Das Drehbuch ist gespickt mit Doppeldeutigkeiten und zum schießen komischen Dialogen. Ralph Finnes als schräger Maitre ist grandios. Auch Anya Taylor-Joy die wohl als Anti-Gast das Publikum personifizieren soll, da sie sich hier als einzige normal verhält und mit dem abgehobenem Gastroflair nichts anzufangen weiß, kann überzeugen. Am meisten gewinnt The Menu aus der stetigen Unsicherheit wohin das Ganze führen wird, so dass die dann einsetzende Dynamik umso mehr Spaß macht. Im Abgang hat mir etwas Raffinesse gefehlt sowie das Brot zu den Beilagen. 😉 Nimmt man sich Zeit über die Geschehnisse nachzudenken, kann man an der Deutung auch noch nach der Sichtung lange seine Freude haben.

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                                          • 7
                                            Torbinho 26.01.2023, 11:03 Geändert 26.01.2023, 11:03
                                            über Scream

                                            Wahrscheinlich entspreche ich genau der Zielgruppe des „Requels“ von Scream aus dem Jahre 1996, der für mich tatsächlich den Einstieg in das Horror Genre bildete. Damals im Nachtprogramm bei Premiere aufgenommen und auf dem Schulhof heiß diskutiert.
                                            Scream anno 2022 ist ein reiner Fan Service, voll mit Zitaten, Querverweisen und funktioniert prima auf der Metaebene. Hier dürfen letztendlich nicht nur Darsteller aus dem Original teilhaben, sondern selbst altbekannte Orte haben ihren Platz, Szenen des Originals werden nachgestellt etc. Unter der Berücksichtigung, dass es bereits 3 Fortsetzungen gab, ist den Autoren etwas originelles eingefallen das einen weiteren Scream Film rechtfertigt. Auch wenn man bei altbewährtem Muster bleibt, unterhält dieser Whodunit-Horror wie in alten Tagen, mit all den guten wie schlechten Momenten die es seit dem Original gibt. Gleichzeitig ist Scream in 2022 angekommen, nicht nur was den Gewaltgrad angeht, der sich deutlich vom Original abhebt, aber dennoch eine niedrigere FSK Einschätzung erhält?!
                                            Für Fans der ersten Stunde durchaus zu empfehlen.

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                                              Torbinho 26.01.2023, 10:53 Geändert 26.01.2023, 17:05
                                              über From

                                              Das X-te Format in dem eine Gruppe von Leuten an einem Ort aufgrund einer umgebenden Macht (hier sind es eine Form von Geistern) festgehalten wird. Aus diesem Genre gibt es etliche Vertreter, aber wenige gute. Lost (der Goldstandard), Under the Dome, Wayward Pines, etc. Die letzte Enttäuschung mit 1899 ist noch gar nicht lange her und der Stachel sitzt zugegebenermaßen noch tief. Neugierig bin ich geworden, da mit den „Lost Machern“ geworben wurde. Dahinter versteht man wohl nur Jack Bender, aber die wahren Masterminds hinter dem legendären Lost sind für mich J.J. Abrams und Damon Lindelof!
                                              From hat nichts Neues zu bieten, quetscht den Mystery Faktor um des Mystery Willens bis zum Erbrechen aus und hat gleichzeitig nichts zu erzählen. ABER, wer noch keine Serie dieser Art gesehen hat, wird eventuell seinen Spaß daran finden, denn atmosphärisch stimmt es.

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                                              • 6 .5

                                                Mit Mayor of Kingstown hat Paramount eine weitere Serie von Taylor Sheridan im Programm, die sich deutlich von den anderen Formaten Yellowstone und 1883 unterscheidet.
                                                Kingstown beherbergt mehrere Gefängnisse, von denen nicht nur Wärter auf die eine oder andere Art profitieren, sondern auch Polizisten, Gangmitglieder sowie Vermittler zwischen diesen Parteien. Die Brüder Mike und Mitch McLusky fungieren als solches Bindeglied und werden deshalb auch „Bürgermeister“ genannt. Eine verhängnisvolle Entscheidung aus der Vergangenheit holt die Beiden jedoch ein und setzt eine Spirale der Verschlimmbesserung in Gang.
                                                Jeremy Renner mimt dabei den knallharten Bürgermeister, der selbst nicht vor fragwürdigen Methoden zurückschreckt, extrem gut. Spannend und konsequent wird der Gefängnis- sowie Gangalltag skizziert. Wenn eine Hinrichtung durch die Giftspritze in allen Einzelheiten gezeigt wird, kann das schon sehr schockieren. Dennoch verzettelt sich Sheridan hier und da mit seiner unstringenten Erzählstruktur. Mit der Laufzeit häufen sich die Nebenplots an und man verliert schnell den Überblick, worum es eigentlich geht und was wie zusammenhängt. Konsequenzen für die handelnden Protagonisten gibt es zudem kaum (aber das kennen wir ja schon aus Yellowstone).
                                                Das knallharte und konsequente Ende der ersten Staffel macht aber Lust auf eine weitere Staffel, denn Potential und Originalität bringt der Mayor of Kingstown allemal mit.

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                                                  Frischrentner Jerry entdeckt einen Fehler in einem Lottospiel und nutzt diesen aus um sich und seine Kleinstadt zu bereichern. Gleichzeitig profitiert sein Familienleben davon und lebt wieder auf. Basierend auf einer wahren Geschichte, kommt dabei aber nur ein harmloses Feel Good Movie heraus. Zwar ist es schön mit anzusehen, wie Jerry und Marge auch mal groß abkassieren dürfen in ihrem Leben und dabei uneigennützig ihrer abgehalfterten Stadt unter die Arme greifen, aber dem ganzen Projekt fehlt es an Persönlichkeit, Charme und Humor. Bryan Cranston spielt den Jerry solide runter. Mehr ist da nicht. Kein Material an das man sich Übermorgen noch erinnern könnte oder gar Abonnenten ködert.

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                                                    Torbinho 23.01.2023, 12:02 Geändert 21.08.2023, 11:24

                                                    Ein Großlandbesitzer und seine Familie möchten ihr Land verteidigen und scheuen dabei auch nicht vor unkonventionellen Lösungen zurück.
                                                    Wegen Taylor Sheridans Talent für gute Drehbücher war ich sehr gespannt. Insgesamt habe ich hier bisher (Staffel 1) aber noch nichts gesehen, was es nicht schon mal gab…sogar in besser. Die Geschichte zieht sich zäh durch die Prärie von Montana, gespickt mit vereinzelten Spannungsspitzen und ist insgesamt eher unausgewogen. Hier gibt es Figuren, bei denen passiert so gut wie nichts, die sind scheinbar nur fürs Geschwafel da, und dann werden andere Figuren wiederum praktisch in jeder Folge mit neuen Schicksalsschlägen konfrontiert. Dazu habe ich lange keinen so nervigen Charakter wie die von Kelly Reilly verkörperte Beth Dutton gesehen. Kevin Costner gibt dagegen ein gutes Familienoberhaupt ab.
                                                    Wenn ich mir die Wertungen auf Rotten Tomatoes anschaue, so scheint die Qualität ab Staffel 2 zuzunehmen. Vielleicht schaffe ich nochmal den Wiedereinstieg. Jetzt bin ich aber erstmal froh, eine Pause einlegen zu können.

                                                    Update: Staffel 2 wirkt tatsächlich etwas ausgewogener. Dennoch fehlt ihr eine dynamische Erzählstruktur. Dramaturgisch haut sie immer noch nicht vom Hocker und bietet mehr Geschnatter als Tatsachen. Mein Probe-Abo ist mitten in Staffel 2 ausgelaufen und ich verspüre kein Interesse, wie die Staffel wohl endet. Ein angenehmer Downer für den Feierabend, mehr nicht.🤠🌄

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