Torbinho - Kommentare

Alle Kommentare von Torbinho

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    Chastain – Isaac. Mehr muss man eigentlich gar nicht schreiben. In 5 Akten dürfen wir grandiosem Schauspiel sowie dem Zerfall einer Ehe beiwohnen. Dabei konzentriert man sich in diesem kammerspielartigen Setting voll und ganz auf die beiden Hauptfiguren. Geprägt von vielen Nahaufnahmen, die das Spektrum der Schauspielkunst perfekt einfangen, interagieren die Beiden in jeder Szene auf intimste Weise, legen persönliche wie auch Schwächen des Gegenübers offen, zeigen sich mal von der starken mal von der verletzlichen Seite. Das geht unter die Haut und ist teilweise zutiefst berührend wie unangenehm, so dass man am liebsten wegschauen würde. Das Skript ist dabei absolut pointiert, liefert dem Zuschauer zunächst nur die nötigsten Informationen und lässt hier und da prägnante Informationen fallen, so dass sich der Zuschauer selbst ein eigenes Bild der beiden Figuren und ihrer Beziehung macht. Wenn in Folge drei zum Beispiel nebenbei erwähnt wird, dass Mira nun 43 einhalb ist, wobei in Folge eins noch die Rede von fast 40 die Rede war, so rattert es unermüdlich im Oberstübchen, wie die Beiden die letzten 3 Jahre wohl verbracht haben bzw. so verbringen konnten.
    Fazit: Die Neuauflage von „Szenen einer Ehe“ ist ein unverfälschter Blick auf eine Ehe die in Schieflage geraten ist, sowie ein tiefer gehender Blick hinter die Fassade aller Beteiligten. Man muss nicht konform gehen mit den Sichtweisen dieser Figuren oder deren Verhalten, aber dennoch ist es ungemein ehrlich und führt unweigerlich auch beim Zuschauer dazu, das eine oder andere zu hinterfragen und sich selbst zu reflektieren. Für Freunde von intensiven Beziehungsdramen sowie Richard Linklaters „Before …“ Reihe absolut empfehlenswert.

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      Auf dem Weg zu einer der besten Science Fiction Serien ist Westworld dann doch ziemlich früh falsch abgebogen. Staffel 1 war grandios und birgte sehr viel Potential. Was danach kam, ist immer noch hochwertig und teuer produziert, scheiterte aber letztendlich an einer gescheiten Umsetzung der großen Ansprüchen der Serienmacher, etwas hoch Komplexes und intellektuell Anspruchsvolles zu erschaffen. In Staffel 4 setzt sich der Niedergang fort, der einige Jahre nach den Ereignissen aus Staffel 3 ansetzt. Das bedeutet gleichzeitig, dass man immer noch an vielen der alteingesessenen Charaktere festhält, obwohl deren Geschichten nicht mehr viel Erzählpotential bieten. Da wäre zum Beispiel der Blackhat, immer noch toll gespielt von Ed Harris, aber von seinen Beweggründen her nur noch eindimensional. Naja, irgendwer muss ja der Böse sein. Oder der „Superhost“ Maeve, welche alleine durch Handauflegen oder einem Gesichtsausdruck, der aussieht als würde sie gerade eine schwere Rechenaufgabe lösen, andere Hosts oder gleich das ganze System hacken kann – langweilig! Für bestimmte Aktionen müssen die Hosts dann aber doch Vorort sein, um das System manuell über eine Tastatur zu verändern oder gar kabelgebundene (!) Übertragung nutzen….Und Dolores...ach lassen wir das lieber. Für die Story um das Erwachen einer KI die nun nach einer eigenen künstlichen Welt strebt, werden Elemente aus Terminator, Matrix, Altered Carbon oder Flash Forward wild zusammen gemischt. Da bleibt es nicht aus, dass man von einem Logikloch ins nächste tapert, Beweggründe von Protagonisten nicht nachvollziehbar sind und das Geschehen sogar widersprüchlich wirkt. Dabei ist der Beginn, durch eine verschachtelte Erzählweise sehr ansprechend geraten, was aber schnell in einem chaotischen Durcheinander von vielen Ideen, überflüssigen Figuren und wenig Substanz mündet. Das HBO nun selbst den Stecker gezogen hat und dieser Serie ihr Finale nicht gönnt, macht mich nicht traurig und sagt schon vieles aus. 4 Punkte für diese ärgerlich unlogische letzte Staffel.

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        Torbinho 07.11.2022, 10:26 Geändert 07.11.2022, 10:32

        Beim Marketing orientierte man sich an früheren Werken der Farrellys und suggerierte eine Art schrägen Kriegsfilm. Die Idee ist ja auch schräg: Der New Yorker John macht sich mit seinen Kneipenkumpanen Gedanken, wie er seine Jungs aus dem Viertel dort drüben im Vietnamkrieg unterstützen könnte. Denn so schlimm, wie die Medien diesen Krieg verkaufen wollen, kann er ja wohl nicht sein. Und so beschließt er aus einer Bierlaune heraus mit einer Tasche voll Büchsenbier ins Abenteuer aufzubrechen. Was dann kommt, kann man schlecht beschreiben, denn irgendwie kann sich Farrelly nicht entscheiden, was er zeigen möchte. Am Ende soll es ein Antikriegsfilm sein, das ist klar. Aber soll es jetzt absurd komisch sein? Dann habe ich die komischen Momente verpasst. Man merkt, dass das Drehbuch die Figur des John als eine Art Forrest Gump anlegt, was Efron so aber nicht wieder spiegelt. Soll es emotional dramatisch sein? Dafür ist es nicht konsequent genug und kratzt zu oft nur an der Oberfläche. Am ehesten ist dieser Beer Run als Reisebericht eines Touristen zu verstehen, der völlig naive in den traumatischsten Krieg der amerikanischen Geschichte zieht, um geläutert wieder den Weg nach Hause anzutreten. Dabei lässt er aber ordentlich Potential liegen. Und die Moral von der Geschicht, gute Kriege gibt es nicht! Für diese Erkenntnis hätte es diesen Film aber nicht gebraucht.

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        • 7
          Torbinho 31.10.2022, 13:37 Geändert 08.08.2024, 10:48

          Nachdem der Straßenfeger Game of Thrones abgedreht war, war klar, dass aus dem gleichen Universum ein Nachfolger kommen würde. Im Fall von House of the Dragon ein Prequel, wie man so schön sagt, denn die abgehandelten Ereignisse spielen vor der Geschichte aus Game of Thrones und handeln vom Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen. Im Vergleich zur Mutterserie ist der Kosmos hier aber doch recht klein und überschaubar. Nach bislang einer Staffel kommt man noch nicht an die Komplexität und die Vielfältigkeit heran, die Game of Thrones (schon ab Staffel 1) u.a. so attraktiv gemacht haben. Das ständige Geschwafel über das Recht als nächster den Thron besteigen zu dürfen ist schon nach drei Folgen ermüdend. Mit all den Anwärtern, Bastarden und fiesen Stiefmüttern ist das dann doch zu sehr Familiendrama im Stile von Dallas, Denver Clan und Co. Der Sachverhalt der sich hier im Laufe von 10 Episoden darstellt, hätte gut auf 3 Episoden heruntergebrochen werden können. Stattdessen werden unnötige Zeitsprünge eingebaut, die durch etwaige Darstellerwechsel den Flow unterbrechen und das Sehvergnügen trüben. Von den Darstellern bisher genial Rhys Ifans und Olivia Cooke als zwieträchtiges Gegenspielergespann, sowie (nach anfänglichen Schwierigkeiten aufgrund seiner abziehbildhaften Karikatur eines Bösewichts) Matt Smith. Emma D’Arcy als Rhaenerya erscheint dagegen sehr blass und ohne Ausstrahlung. Zwischen ihr und Lena Headey aus GoT zum Beispiel liegen Welten. Bislang also eher ein Stotterstart, bei dem mir die Serie zwar ein altbekanntes Gefühl ins Wohnzimmer gebracht hat, mich bislang aber keine Folge aus den Socken hauen konnte. Ich bin gespannt wie es weitergeht.

          Nachtrag zu Staffel 2:
          In Staffel 2 legt man alte Pandemielasten ab und zeigt sich wieder von der besseren Seite. Meine Hauptkritikpunkte aus Staffel 1 wurden so gut wie beseitigt. Das World Building ist wieder größer und exzellent. Und das Produktionsdesign ist von aller erster Güte. Kostüme, Kulissen, die Drachen…alles sieht wirklich äußerst hochwertig aus und stellt wieder mal eine Benchmark in der Serienlandschaft auf.
          Der Inhalt kann mit der Ausstattung der Serie aber nicht ganz gleichziehen, denn eigentlich passiert hier nicht viel. Die Abhandlung der menschlichen Abgründe in ihrer Brutalität und Rohheit ist aber nach wie vor sehr unterhaltsam. Insgesamt hat man mit Staffel 2 daher schon vieles richtig gemacht und konnte mich mit mehr Punkten begeistern als Staffel 1. So kann es weitergehen.

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          • 7

            Die Videospielreihe habe ich nie gespielt. Daher kann ich da (glücklicherweise) keine Referenz ziehen. Unabhängig davon ist Uncharted aber ein ordentlicher Abenteuerfilm geworden, der für unterhaltsame 2 Stunden alles mitbringt. Die obligatorischen Ortswechsel rund um den Globus bringen Abwechslung, Tom Holland und Mark Wahlberg funktionieren als kurioses Schatzjäger Duo erstaunlich gut und einige Actionszenen können sich wirklich sehen lassen. Ein bisschen Wertung kostet das letzte Drittel, dass irgendwann genauso wie Wahlbergs altkluge Sprüche etwas drüber ist was das Pacing und die überladenen Actionszenen angeht, so dass man nur noch müde abwinkt. Die plot holes die während der Schatzsuche auftauchen, lasse ich mal unbeachtet links liegen, da sie genauso obligatorisch für einen Abenteuerfilm dieser Art zu sein scheinen. Generell wundere ich mich aber schon, wie schnell doch dieser Nate knifflige Piratenrätsel lösen kann, wo andere hunderte von Jahren für gebraucht haben. Da sich der Film zum Glück aber selbst nicht allzu ernst nimmt, geht das schon in Ordnung. Freunde von Abenteuerfilmen, wie Jungle Cruise, Das Vermächtnis der Tempelritter oder Tomb Raider kommen allerdings voll auf ihre Kosten und bekommen kurzweilige Popcornunterhaltung. Ich würde mir auch eine Fortsetzung anschauen.

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            • 8

              Bei dem 9-jährigen Jesse gerät das Familienleben aus den Fugen. Sein Vater leidet unter einer bipolaren Störung, wird immer mehr zur Belastung und lebt letztendlich nicht mehr mit der Familie zusammen. Nun ist sein kinderloser Onkel gefragt, um auf Jesse aufzupassen. Kurz um nimmt er ihn mit zu sich nach New York. Dort lernen sie einander kennen, schätzen und lieben. Ähnliche Filme, in denen eine männliche Hauptrolle unverhofft zum Kinderglück kommt und in die Erzieherrolle gedrängt wird, gibt es einige. Seien es Omar Sy (Plötzlich Papa) oder Kevin Hart (Fatherhood) die vor allem auf eine komödiantische Sicht auf das plötzliche Vaterwerden schauen. In „Come On, Come On“ geht Mike Mills aber einen Schritt tiefer und legt vor allem offen, was unter der Oberfläche der Hauptcharaktere liegt. Das wird schon durch den genutzten Schwarz Weiß Filter deutlich, der störende Nebengeräusche reduziert und uns auf das wesentliche fokussieren lässt. Das sind der grandios aufspielende Joaquin Phoenix sowie sein Counterpart Woody Norman und deren Dialoge. Hier geht es um Zwischenmenschliches, Erziehung und verstanden werden. Darum was Erwachsene eigentlich von Kindern einfordern, welche aber natürlich einen ganz anderen Stand- und Erfahrungspunkt haben und sich da so manche Barriere aufstellt. Emotional bewegende wie auch feel good-Momente wechseln sich ab. Dabei stets sehr natürlich vorgetragen, so dass man die eine oder andere Situation durchaus wiedererkennt. Dadurch wirkt das Ganze zum Teil auch sehr entlarvend und führt unweigerlich zu einer Selbstreflexion der Dinge.
              Fazit: Ruhig gedrehtes Familiendrama mit einer gehörigen Portion Ehrlichkeit und Gefühl.

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              • Diese Serie besitzt ein enormes Triggerpotential, wenn man es selbst mit narzisstischen Persönlichkeiten zu tun hat. Mit Vorsicht zu genießen.

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                • 7

                  Wenn man ehrlich ist, hätte es keine weitere Fortsetzung der Matrix Reihe gebraucht. Die Geschichte war nach 2 Fortsetzungen auserzählt. Und doch haben sich Lana Wachowski, Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss nochmal aufgerafft und ein weiteres Kapitel ersponnen um den großen Schotter zu machen. Denn dass dies eine der Motivationen war, lässt sich durchaus aus einigen Dialogen des Films ablesen. Und so schwebt über dem gesamten Geschehen ständig das Gefühl der Willkür und des Kalküls, da wir es hier eher mit einem neu aufgelegten 1. Teil zu tun haben, dem ein ordentliches und zeitgemäßes Facelift verpasst wurde. Höher, schneller, weiter und so. Gerade storytechnisch hat man manchmal das Gefühl, dass man sich um Kopf und Kragen redet um diesen Teil irgendwie zu rechtfertigen. Daher kann ich die Frustration der Fangemeinde an sich nachvollziehen. Macht man sich von dem stringenten Fortsetzungsgedanken aber frei und sieht Resurrections als eigenständigen Film (das geht tatsächlich einigermaßen), so bekommt man doch recht gute Actionunterhaltung, denn in puncto Choreografie und Innovation macht den Wachowskis kaum jemand etwas vor. Gepaart mit der immer noch faszinierenden Science Fiction Story die ordentlich Substanz hat, erhält man ein solides Gesamtprodukt, das mir lieber ist als jeglicher 08/15-Netflix-Michael Bay-Action Blockbuster.

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                  • 3

                    Bei Action Primus Michael Bays jüngstem Streich „Ambulance“ ist der Name Programm. 2 Brüder flüchten nach einem missglückten Banküberfall, der im übrigen der 38. insgesamt sein soll und komischerweise so dilettantisch durchgeführt wurde als wäre es ihr Erster, in einem Krankenwagen - samt Schwerverletztem und Sanitäterin natürlich. Worauf das hinaus läuft kann man sich denken…Und so düsen sie hektisch durch ein LA, dessen Straßenbild in der Realität normalerweise durch seine vielzähligen Staus geprägt ist, hier natürlich aber kein Hindernis für unsere Flüchtigen darstellt. Eine große Anzahl an Explosionen, krachenden Autos sowie Kugelhagel prägen wie gewohnt das Bild. Neu scheint dagegen die Vorliebe von Bay für Drohnenkamerafahrten zu sein. Diese setzt er „leicht“ überdosiert ein,wie Zack Snyder seine Zeitlupen. Das generelle Problem besteht aber darin, dass man nicht weiß, mit wem man bei dieser irrwitzigen Verfolgungsjagd mitfiebern soll: den trotteligen Bankräubern, die noch dazu einige Menschen bei ihrer Flucht auf dem Gewissen haben, oder mit der noch unfähigeren Polizei? Und somit ist dieses laute Geplänkel einfach nur langweilig, einfallslos und total bescheuert. Da kann auch der ambitionierte Jake Gyllenhaal nichts mehr dran ändern. Nachdem man zum x-ten Mal auf die Uhr geschaut hat, ist dieser Murks endlich vorbei, samt Pathos getränktem Finale.

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                      Torbinho 11.10.2022, 13:31 Geändert 11.10.2022, 13:31

                      Grace Fraser lebt als erfolgreiche Therapeutin und einem angesehenen Kinderonkologen an der Seite in einer heilen Welt. Bis der Mord an einer befreundeten Mutter dieses Bild ins Wanken bringt.
                      Mit einer nicht immer ganz wasserdichten Story präsentieren David Kelley und Susanne Bier zunächst einen spannenden Whodunit Thriller, der sich im Laufe zu einem Gerichtsdrama entwickelt. Trotz der Tatsache, dass Grace zufälligerweise in jeder Folge von einem neuen Geheimnis erfährt, welches ihr bislang vorenthalten wurde und sich zu einer Art running Gag entwickelt, ist diese Geschichte stets spannend erzählt und hat einige überraschende Wendungen parat. Zudem ist dieses Stück durch die Bank weg gut gespielt, hervorzuheben sind hier Hugh Grant, Donald Sutherland und Nicole Kidman, denen es eine wahre Freude ist bei ihren Interaktionen und Konflikten zuzuschauen. Hätte man das Ende erzählerisch etwas runder hinbekommen, wären sogar noch mehr Punkte drin gewesen.

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                      • 7

                        War Staffel 1 noch ein unangenehmer Spiegel der heutigen Jugend, der mit verstörenden Momenten gerade Väter wie mich in der Erwartung was da noch mit den eigenen Sprösslingen auf einen zukommen mag, erschaudern ließ, verzettelt sich Sam Levinson in Staffel 2 mit zu vielen optischen Spielereien ohne in der Story wirklich weiter zu kommen. Ein paar Seitensprünge hier, ein paar Drogenabstürze dort. Nichts Gehaltvolles, was nachhaltig hängen bleiben würde. Manche Storystränge werden einfach abgerissen und nicht auserzählt. Dafür dominieren Rückblenden oder abstrakte Visionen im Traumformat. Herzstück ist das abschließende Theaterstück über die mitspielenden Figuren. Das Stück im Stück sozusagen. Auch hier, handwerklich grandios gelöst, Realität und Spiel scheinen zum Teil zu verschmelzen. Aber weiter kommt man im Kontext damit leider auch nicht. Zudem fehlt Staffel 2 ein tragender Soundtrack, wie es in Staffel 1 mit Labrinth noch der Fall war. Der Cast, insbesondere Zendaya, sowie das handwerkliche Können von Levinson heben diese Produktion noch aus dem Mittelmaß hervor. Inhaltlich leider aber nur noch Durchschnitt.

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                        • 6

                          Eine rührende Geschichten um einen Ausreißer mit Down Syndrom. Toll gespielt von Zack Gottsagen und Shia LaBeouf. Leider ist die Geschichte aber doch arg konstruiert und ergibt so manches mal keinen Sinn. Das ist sehr schade, da es auch einige herzerwärmende Momente gibt, die wohl der Grund für die vielen hochprozentigen Wertungen sind. Durch die tollen Südstaaten Bilder taugt er aber prima für einen verregneten Nachmittag.

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                          • 7

                            Antebellum scheidet scheinbar die Geschmäcker. Wohl auch, weil er Story technisch zweigleisig fährt, Genres vermischt und mit seinem Storytwist polarisiert. Dieser faszinierende Ansatz (was wäre wenn?), kann trotz einiger Vorahnungen über weite Strecken gut unterhalten. Damit schafft es der Film auch Rassismus in seinen Formen, damals und heute, aufzuzeigen und daran zu erinnern, das es nicht vorbei ist. Schade, dass die Macher sich zum Schluss für ein eher unüberlegtes Finale entscheiden und damit meiner Meinung nach in die falsche Richtung schlagen. Als wirklichen Horrorfilm kann man Antebellum schlussendlich nicht wirklich bezeichnen und dürfte eingefleischte Horrorfans ziemlich enttäuschen. Den einzigen Horror den man hier verspürt ist das pure Entsetzen über die hier praktizierten rassenfeindlichen Verhaltensweisen. Sparte Psychothriller passt da schon eher.

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                            • 6 .5

                              Toller Daniel Radcliffe, grandiose Samara Weaving in einer Gewaltphantasie von Story, die man nicht immer ernst nehmen sollte. Dabei macht es unglaublichen Spaß den Beiden zuzuschauen, wie sich durch dieses groteske, wahnwitzige Szenario ballern. Viele witzige Ideen und schräge Figuren pflastern dabei ihren Weg. Weaving als durchgeknallte Killerbraut steht einer Margot Robbie als Harley Quinn in nichts nach. Am Ende ist es letztendlich nur schade, dass man die Chance nicht genutzt hat ein wenig mehr Sozialkritik einzubauen. Das ist dann letztendlich auch der Grund, warum Guns Akimbo nicht ganz überzeugt, nur kurzweilig bleibt und es wohl verpasst einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

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                                Torbinho 22.09.2022, 22:42 Geändert 23.09.2022, 08:55

                                *Enthält leichte SPOILER*
                                Eigentlich ist Antoine Fuqua immer für einen tollen Blockbuster gut. Mit Infinite hat er sich aber deutlich verhoben. Die Ambitionen waren wohl einen anspruchsvollen Science Fiction Blockbuster ala Nolan zu schaffen, nur ist dafür die Hürde doch ziemlich groß und die Vorlage zu schwach. Was für eine Vision Fuqua bei der Idee um die Reinkarnation unsterblicher Seelen, die die Menschheit verbessern wollen (wie denn?) und nur durch eine DNA zerstörende Massenvernichtungswaffe (in Form eines Eies) getötet oder auf einem Computerchip eingefangen werden können (warum?), weiß wohl nur er selbst. Denn was sich hier wie ein wirrer Fiebertraum liest, ist hier völlig ernst gemeint und letztendlich der kasus knaxus, denn die Geschichte ist weder wasserdicht noch sonderlich plausibel. Mit einem gescheiten world building hätte man vielleicht noch einiges kaschieren können. Dafür ist es aber zu lieblos ausgearbeitet, so dass unzählige Fragen zurück bleiben. Wie weit in der Zukunft befinden wir uns? Haben nur die Infinites diese futuristischen Waffen und Ausrüstung und warum Chip-konservieren sich die Bösen nicht einfach selbst, wenn sie die Nase voll haben von Reinkarnationen?
                                Immerhin ist die Action einigermaßen brauchbar, so dass dieser filmische Fehltritt nicht ganz im Land der Vergessenheit verschwindet.

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                                • 8

                                  Völlig unerwartet trifft mich Ad Astra mit einer Antimateriewelle. Auf positive Weise natürlich. Beeindruckende Bilder ziehen sich durch den gesamten Film, aber auch die Story wurde unheimlich gut mit dem Kontext des Weltraumreisens verknüpft. James Gray bringt die unendlichen Weiten glaubwürdig wieder. Seine Zukunftsvision von Reisen ins und im All wirkt äußerst realistisch und fasziniert ungemein. Da kann man selbst ein paar unsinnige Drehbuchideen mit Leichtigkeit ausklammern. Dazu ein überragender Brad Pitt, der den emotional gebrochenen Astronauten und Sohn auf der Suche nach Sinn und Schicksal spielt. Durchaus ruhig wird dieses erzählt und ist dabei trotzdem immer latent spannend, da stets ungewiss ist, wohin sich das Ganze entwickelt. Die größte Frage: „Welchen Platz besitzt der Mensch im Universum?“ Ob das Ende persönlich befriedigt ist jedem selbst überlassen, aber einen Mehrwert für das Raumfahrt-Genre bringt Ad Astra in meinen Augen mit.

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                                  • 5

                                    Michael Bay ist ja schon eher bekannt für seine brachiale Action, als für gut durchdachte Stories, die eigentlich nur ein Vehikel für seine Effektorgien sind (Ausnahmen bilden da zum Teil die Zusammenarbeiten mit Jerry Bruckheimer, die mitunter sehr brauchbar waren). Mit 6 Underground schießt er aber leider wieder mal den Vogel ab. Sichtlich tobt er sich im Netflix Sandkasten aus und und lässt es an Knalleffekten und Funkenschlägen nur so gewittern das die Wände wackeln. Die Geschichte um eine scheintote Elite Einheit, die sich selbstlos für den Weltfrieden einsetzt, hört sich zunächst vielversprechend an, besitzt aber keinerlei roten Faden oder erkennbaren Stil. Stattdessen reihen sich One Liner und Stunts, die sich teilweise nur auf Cobra 11 Niveau bewegen, ohne Pause aneinander. Da ist zum Beispiel die eröffnende Verfolgungsjagd durch das schöne Florenz, die einen quasi in den Wohnzimmersessel presst, im Endeffekt aber genauso überdrüssig ist, wie viele weitere folgende Actionsequenzen, bei denen selbst kleinste Dinge, wie Sitzgruppen oder Marktstände funkensprühend in die Luft fliegen. Das hat Abnutzungserscheinungen zufolge, so dass man die nicht ganz schlüssige Story um einen fiesen Diktator eines Schurkenstaates doch etwas desinteressiert verfolgt. Einzig der deplatziert wirkende Showdown in Hong Kong (warum?) kann optisch wirklich etwas hermachen und wird wohl im Gedächtnis verbleiben. Der Rest ist doch eher durchwachsen und hält sich trotz aller Mühen im Actionmittelfeld auf.

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                                    • 5

                                      Eine eigentlich sehr harmlose Politkomödie, über einen Wahlkampfleiter, den es aufgrund von Geltungsdrang in das verschlafene Kaff Deerlaken, Wisconsin verschlägt. Hier entstehen zunächst die meisten komödiantischen Momente, nämlich wenn der Großstadtsnob auf Landeier trifft. Steve Carell drückt seiner Rolle unübersehbar seinen Stempel auf. Als dann auch noch eine alte Widersacherin auftaucht, fliegen zwischen dem demokratischen und republikanischen Lager die Fetzen. Insgesamt wird diese Komödie mit satirischen Ansätzen aber doch recht harmlos, ohne zynischen Biss oder Dramatik aufgeführt. Da war seinerzeit der Wahlkampf zwischen Hilary und Trump unterhaltsamer. Wäre final nicht das entlarvende Ende, welches der amerikanischen Politik mit erhobenem Zeigefinger die Leviten liest, wäre Irresistable alles andere als unwiderstehlich.

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                                      • 5

                                        Respekt vor 45.000 (größtenteils) alleine auf einem Fahrrad zurückgelegten Kilometern rund um den Globus und dabei auch nicht vor abgelegenen und gefährlichen Orten zurück zu schrecken! Warum Dennis das ganze macht, bleibt leider mehr oder weniger sein Geheimnis. Viel erfährt man nicht über den großen deutschen Jungen. Dabei wäre gerade dies ein Punkt, der so ein Projekt spannend machen kann. Was gibt den Ausschlag dafür, dass man sich zu so einem Projekt entschließt? Was macht das aus dem Menschen? Und in wieweit hat es sein jetziges Leben beeinflusst? Aber selbst 2 Jahre danach, scheint er nicht recht zu wissen, was er aus seinem Leben machen möchte außer „Reisen“ oder „wie ein Nomade Leben“…aha. Seine Besuche ferner Länder bleiben stets oberflächlich, es gibt kaum einprägsame Begegnungen oder Erfahrungen. Letztlich bleibt aber ein schöner Überblick über die Vielfältigkeit unseres Planeten. Manche Orte die Dennis bereist, wirken wie von einem anderen Planeten, weil sie so weit von unserem westlichen Leben entfernt sind. Aber auch hier, tiefere Einblicke oder Gedanken fehlen. Insgesamt ist „Besser Welt als nie“ ein nettes Urlaubsvideo für Freunde und Familie geworden. Bei knapp 70 Stunden Videomaterial, fragt man sich entweder, wie langweilig war der Rest oder wie unvorteilhaft kann man das vorhandene Material zu einem mittelmäßigen Film zusammenschneiden? Ja.

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                                          Jeder braucht einen Ted Lasso! Mit der Figur des etwas anderen Fussballtrainers hat man eine herzlich schräge Figur geschaffen, die immer einen kessen Spruch parat hat, stets gute Laune verbreitet und das Herz am rechten Fleck hat. Mit dieser warmherzigen Art versucht er die Dinge auf seine Art zu regeln. Verpackt ist das in eine Soccer meets Football Story, die ein wenig auf culture clash aus ist, aber auch menschliche Themen innerhalb des Fußball Business behandelt. Das kann manchmal in Kitsch abdriften, bietet aber viel öfter mal einen ganz anderen Ansatzpunkt im Comedy Genre. Go Richmond!

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                                            Absoluter Slowburner um ein Dreiergespann in einem abgelegenen Ferienhaus. Worauf McDowell eigentlich hinaus will, eröffnet sich dem Zuschauer nur sehr langsam. Dafür wird es mit fortschreitender Zeit aber umso entlarvender und unangenehmer für die Protagonisten. Eine Eskalation scheint unausweichlich. Sein dramatisches Potential schöpft Windfall dabei aber leider nie wirklich aus. Dafür ist der Score einfach nicht aufdringlich genug und das Skript zu unpointiert mit wenig Biss. Windfall trifft damit definitiv nicht jedermanns Geschmack, aber wenn dann kann er auch Spaß machen. Hätte aber auch keine Minute länger gehen dürfen. Von Genregrößen wie "Der Gott des Gemetzels" ist man hier weit entfernt.

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                                              Torbinho 12.09.2022, 13:24 Geändert 21.09.2022, 13:39

                                              Wenn Disney eine hoch dekorierte Produktion direkt über seinen Streamingdienst vermarktet, ist das schon recht verwunderlich. Schließlich hat man mit Zemeckis und Hanks zwei Meister ihres Fachs verpflichtet. Ein kompletter Reinfall ist Pinocchio auch nicht geworden. Die Geschichte um eine Holzpuppe, die nichts anderes lieber möchte als den eigenen Vater stolz zu machen wurde von Zemeckis schön bunt und verträumt umgesetzt. Letztendlich ist aus der Realverfilmung um Pinocchio aber doch nur ein (wahrscheinlich) sehr teurer Kinderfilm geworden. Für mehr fehlt es der dünnen und anspruchslosen Geschichte an Spannung und Dramatik. Das Pacing ist ebenfalls unausgewogen, so gibt es mindestens ein Seeungeheuer zu viel. Im Kino hätte er sein breites Publikum wahrscheinlich nicht gefunden. Bei Disney+ können sich die ganz Kleinen dagegen ihren hölzernen Freund immer und immer wieder anschauen. Für die Großen steht Del Toros Animationsversion bereits in den Startlöchern.

                                              P.S.: Nach einer Zweitsichtung mit den Kids geht es nochmal einen Punkt nach unten. Der schwächste Zemeckis bislang.

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                                                Mit Bullet Train liefert David Leitch einen fulminanten Fun Action Ride, der eigentlich auf allen Ebenen überzeugen kann. Die ausgeklügelte Story um mehrere Auftragskiller in einem japanischen Schnellzug wird verschachtelt erzählt und kann mit einigen kreativen Einfällen aufwarten. Dabei sind vor allem die Figuren schön skurril geraten, jede mit ihren eigenen Ecken und Kanten. Fast ohne Ruhepausen geht es hier Schlag auf Schlag zu. Besonders die Interaktion der Figuren untereinander macht dabei Spaß mitanzuschauen. Sicher wirken manche Gags und Zufälle sehr gewollt, aber der finalen Unterhaltung tut das wenig Abbruch. Blutunterlaufene 8/10 Punkte. Dass das Ganze nur mit FSK 16 bewertet wurde, hat mich schon sehr gewundert.

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                                                • 7

                                                  Wenn die Namen Scorsese und Schrader über den Bildschirm flimmern, steigt natürlich die Erwartungshaltung. Und tatsächlich bekommt man mit dem Card Counter ein anspruchsvolles, aber auch sehr ruhiges Drama, das (fiktiv) das persönliche Innenleben eines der beteiligten Soldaten rund um die Skandale der US-Foltergefängnisse von Abu Ghraib, Guantanamo und Co. beleuchtet, eingebettet vor dem Hintergrund eines Profikartenspielers. Oscar Isaac in der Rolle des Karten spielenden Ex-Soldaten stellt sich nach der Haftentlassung existenzielle Fragen nach moralischer Schuld, Gerechtigkeit und Erlösung und gibt dabei eine so enorme Präsenz und Performance ab, dass er den Film fast alleine tragen kann. Mir ist es ein Rätsel, warum er bei den großen Filmpreisen nicht nominiert wurde. Klarer Tipp für Freunde des subtilen Kontextes und starken Schauspieleinlagen.

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                                                  • 6

                                                    Diesem leicht düsteren Netflix Thriller liegt eigentlich eine interessante Ausgangssituation zugrunde. In einer mysteriösen Forschungseinrichtung auf einer abgelegenen Insel werden neue psychoaktive Stimulantien an Häftlingen getestet. Fortan werden Geheimnisse aufgebaut, die man als Zuschauer versucht zu entschlüsseln und die Fantasie des Zuschauers beflügeln. Ein Zwischenfall bringt das Projekt zum Wanken und leutet sogleich auch das (ziemlich billige) Ende ein. Zwar ist dieser Film mit Miles Teller sowie Chris Hemsworth, der hier einen verrückt genialen Wissenschaftler mimen soll, aber irgendwie in seine schusselig coole Thor Rolle verfällt, sehr gut besetzt. Dennoch schafft man es nicht mehr aus der eigentlich interessanten Ausgangslage zu machen. Man könnte meinen es war schon wieder Autorenstreik, als der Film entstand. Statt mit den Möglichkeiten aus der Vorlage einen anspruchsvollen Thriller zu machen, entsteht stattdessen ein gewöhnlicher Groschenroman und springt zwischen Situationskomik und Thrillerelementen beliebig hin und her. Mit der enttäuschenden Auflösung stellen sich dann noch mehr Fragen als eigentlich beantwortet werden. Insgesamt flaut das anfängliche Interesse nach gut der Hälfte ab. Einzig die Performance von Miles Teller hilft den Zuschauer bei der Stange zu halten. Der Rest verkommt leider, wie erwartet, zu einem durchschnittlichen Netflix Movie.

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