Torbinho - Kommentare

Alle Kommentare von Torbinho

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    Typisch skurrile Geschichte von Yorgos Lanthimos über eine liebeskranke Gesellschaft, in der Menschen scheinbar zwingend in einer Partnerschaft leben müssen, ansonsten droht ihnen nach nicht eingehaltener Frist die Verwandlung in ein Tier. Na wenigstens kann man sich das Tier am Ende auch aussuchen.
    Während er in seinen anderen Filmen noch mit einer eindringlichen Inszenierung Spannung und emotionale Regungen beim Zuschauer heraufbeschwören kann, empfand ich den Lobster dagegen als sehr träge und lahm inszeniert. Die durchaus guten Schauspieler sagen Wes Anderson-mäßig stocksteif ihren Text auf und nehmen ihr Schicksal so hin wie es ist. Gerne hätte ich mehr von der Gesellschaft erfahren, warum sie so ist wie sie ist, bzw. wie dort so der Alltag aussieht. Aber Lanthimos fokussiert sich sehr auf das Handeln seiner Protagonisten die alle irgendwie sehr beschränkt wirken. Fragen darüber was eine echte Partnerschaft ausmacht und was Liebe wirklich bedeutet bleiben mir hier zu wenig ausgearbeitet. Irgendwie seltsam, dass gerade ein Film über zwischenmenschliche Liebe so emotionslos erzählt wird.

    Fazit: Gewohnt skurril fehlt eine einnehmende Inszenierung, die den kuriosen Plot irgendwie mitreißend rüberbringt.

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    • 6 .5

      Actionspezialist Antoine Fuqua probiert sich am Western Genre und legt „Die glorreichen Sieben“ neu auf.
      Mit dabei ein Star gespickter Cast, mit viel Spielfreude. Die Geschichte dagegen sehr schnörkellos. Man bekommt was man erwartet. Keine Überraschungen, viele Shootouts und am Ende gewinnen die Guten (sorry für diesen heftigen Spoiler). Das Geschehen ist dabei schön bebildert und die Action gut choreografiert.

      Fazit: Schießwütige Western-Neuauflage, die ein breites Publikum zufriedenstellt.

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      • 8
        Torbinho 16.04.2024, 11:37 Geändert 23.04.2024, 14:36

        D.B. Weiss und David Benioff zeigen mit „3 Body Problem“, das sie immer noch fantastische Geschichtenerzähler sind und zu den Besten ihres Fachs gehören…sofern denn die Vorlage stimmt, denn mit „Game of Thrones“ und „3 Body Problem“ haben sie bereits dankbares Material adaptiert.
        Die Serie eröffnet zunächst mit der parallelen Darstellung zweier unterschiedlicher Zeitperioden. Eine spielt im China der 60er- und 70er-Jahre, die andere in der Gegenwart, vorwiegend an der Universität Oxford. Beide Handlungsstränge konzentrieren sich auf Wissenschaftler, die sich mit theoretischer Physik befassen. In der Vergangenheit wird etwas initiiert, das nicht nur die Gegenwart beeinflusst, sondern auch weitreichendere Auswirkungen zeitigt und nicht weniger als das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel steht.
        Weiss und Benioffs Arbeit zeichnet sich wieder mal durch ausgezeichnete Charakterzeichnung aus. Ja, diese super schlauen Wissenschaftler wirken jetzt nicht besonders authentisch, sondern eher wie die typischen Großstadthipster, die neben ihrem coolen Lebensstil mal ganz locker die größten Naturphänomene lösen. Doch für die Geschichte funktioniert das Ensemble sehr gut.
        Ein weiterer großer Pluspunkt ist das superbe Storytelling. Bei zunächst unklarer Prämisse, setzen sich Stück für Stück die Puzzleteile zusammen und ergeben langsam für den Zuschauer ein Ganzes. Sie bedienen sich dabei an Rückblenden oder Perspektivwechseln, wodurch sich immer wieder neue Facetten ergeben die durch unerwartete Spannungsspitzen ergänzt werden. Der Zuschauer wird kontinuierlich von neuen Enthüllungen überrascht, die wiederum neue Fragen aufwerfen. Die Gedankenexperimente, die hier getrieben werden, sind äußerst faszinierend, wenn man sich denn darauf einlässt.
        Da ist es zu verkraften, dass die Staffel kein gutes Finale bieten kann, die letzte Folge eher wie ein Anhängsel denn Abschluss der ersten Staffel wirkt und das „Ende“ ziemlich in der Luft hängt. Inklusive vieler Fragezeichen. Dennoch hat man hier den Grundstein für etwas Großes gelegt. Bleibt nur noch abzuwarten, ob es von Netflix Seite aus zu einer Fortsetzung des Projektes kommt, was stark zu bezweifeln ist, wenn man denn auf die etlichen Nebengeräusche rund um dieses eigentliche Prestigeprojekt hört.

        Fazit: Teilweise recht anspruchsvoller Wissenschaftsthriller über die Weiten des Weltalls und die Abgründe der Menschlichkeit. Wenn man sich darauf einlässt, bekommt man wirklich gut produzierte Science Fiction Kost vorgesetzt.

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          Torbinho 09.04.2024, 14:29 Geändert 09.04.2024, 14:32

          Mit Constellation wandelt Apple auf den Spuren der deutschen Netflix Erfolgsserie Dark. Auch hier geht es um Paralleluniversen die sich überschneiden und Mysterythrill. Das heißt viele Fragen, wenig Antworten. Nur ist diesmal der Ausgangspunkt ein Experiment im Weltall. Leider ist die Geschichte überaus verwirrend erzählt und generell bleibt das Storytelling hinter den Möglichkeiten zurück und ist eher zäh. Die Aha-Effekte, wonach so eine Storykonstellation förmlich schreit, bleiben größtenteils aus. Unerwartete Wendungen oder innovative Ideen? Fehlanzeige. Als Zuschauer blickt man recht früh, dass hier etwas nicht stimmt und man sich irgendwie zwischen den Welten bewegt, die Protagonisten brauchen dagegen etwas länger um zu raffen was hier vor sich geht. Leider zu lange.
          Und so folgt auf ein wirres Finale im Schneegestöber nochmal eine ganze Folge im Epilog-Stil, die der ganzen Geschichte auch nicht mehr viel abgewinnen kann.
          Gerade bei einer Mini Serie, bei der man jetzt nicht zwangsläufig mit dem Cast über mehrere Staffeln zusammenwächst, hätte etwas mehr Starpower gut getan. Rapace ist gewohnt gut, aber das war es dann auch schon. Für Breaking Bad Fans ist die Rolle von Jonathan Banks noch ganz interessant.

          Fazit: Die tolle Weltraum Szenerie kann die schwache Story auch nicht unterhaltsam ins Ziel bringen. Insgesamt eher durchschnittliche Mysterykost.

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            Alternde Hollywoodstars haben das Rache-Thriller Genre für sich entdeckt. Nicht mehr ganz so flott auf der Sohle, reicht es noch völlig aus um im Nahkampf den bösen Jungs ordentlich den Hintern zu versohlen. Drum herum eine Alibistory gestrickt und fertig ist die 08/15 Sause.
            Fuqua spart dabei nicht an kompromissloser Härte und lässt unseren ehemaligen Auftragskiller diesmal im südlichen Italien auf Vergeltungszug ziehen. Das Erzähltempo ist gemächlich und dem Protagonisten angepasst. Und weil Denzel Denzel ist, löst er direkt auch mal die ganze Camorra im Alleingang auf. Was für ein Typ!
            Warum die CIA Weltpolizei spielt und sich für Drogengeschäfte auf Sizilien interessiert wissen wohl nur die Autoren selbst.
            Equalizer 3 fällt im Vergleich zu seinen Vorgängern nicht ab. Das gewohnte Rezept wird hier abgekocht und der Ortswechsel bringt etwas Frische hinein. Vorhersehbar, unglaubwürdig aber auch enorm brutal und unterhaltsam.
            Fai bene McCall.

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            • 6

              Visuell wieder überragend im ganz typischen Anderson Stil. Die Bildkompositionen und Set Designs in all ihrer Detailfülle und Farbenpracht haben ihre ganz eigene Poesie. Wer’s liebt kommt hier auf seine Kosten. Auch die Stars geben sich mal wieder die Klinke in die Hand. Man kommt gar nicht aus dem Staunen heraus, wer hier stocksteif ein paar Zeilen aufsagen darf.

              Auf der anderen Seite werden die Geschichten des Wes Anderson einfach immer schwächer. Zwar hat man nun wieder eine stringente Erzählung (mehr oder weniger) im Vergleich zu dem wilden Kurzgeschichten Wirr-Warr aus „French Dispatch“, aber die Story dümpelt müde vor sich hin. Ohne frechen Witz oder jegliche Tiefe schaut man dabei zu, wie ein paar Familien Urlaub in der staubtrockenen Wüste neben einem Asteroidenkrater machen. Zugeben, liebenswert ist das dann irgendwie schon, mehr aber auch nicht. Der vermutlich eigentliche Kniff des Films, ein Stück im Stück zu präsentieren, geht völlig unter. Die stetigen Unterbrechungen um den realen Autor des Stücks und die schauspielenden Schauspieler abseits zu Wort kommen zu lassen, wirken sehr störend und sind völlig egal da für die titelgebende Asteroid City nicht wichtig. Da hilft es auch nicht viel, diese Szenen in schwarz-weiß zu entkolorisieren, um die unterschiedlichen Ebenen deutlich zu machen.

              Fazit: Eye Candy nach Anderson Art ohne unterhaltsame Story.

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                Torbinho 02.04.2024, 13:38 Geändert 02.04.2024, 13:48

                Lanthimos Version des Emanzipations-Films, vor allem auf sexueller Ebene. Mit "Poor Things" entfesselt er ein explosives Gemisch aus Drama, Erotik und skurriler Komödie, dass auch durchaus zu provozieren weiß. Die Ausgangsprämisse (das Hirn eines ungeborenen Babys wird in den Kopf der gestorbenen Mutter eingepflanzt) muss man zunächst einfach schlucken. Denkt man da zu viel drüber nach, kann man an dem Rest des Films seine Freude verlieren. Eigentlich ist diese Konstellation für den weiteren Verlauf der Geschichte nicht allzu wichtig. Aber sie provoziert so herrlich.

                Getragen wird das Ganze von Emma Stone, die diesem Film erst sprichwörtlich Leben einhaucht und zuletzt dafür mit dem Oscar honoriert wurde. Wohl auch für ihren Mut, sich in all ihrer Freizügigkeit zu zeigen, denn nicht nur ihre schauspielerische Klasse darf man hier bewundern, sondern auch jeden Winkel ihres Körpers. Das nimmt ihr allerdings von nun auch das Geheimnisvolle, mit dem manch Andere der Branche gerne spielen. Diese doch radikale Offenheit und sexuelle Explizitheit jedenfalls hat mich doch überrascht und in der Inszenierung schon fast an Lars von Trier erinnert. Die Grenzen des Moralischen werden hier auf brachiale Art und Weise ausgereizt, was bei sensibleren Gemütern auch für Kontroversen sorgen könnte.

                Allerdings ist "Poor Things" mehr als nur eine Aneinanderreihung von provokanten Szenen. Inmitten der entfesselten Erotik entfaltet sich eine ebenso bewegende wie verstörende Geschichte über Manipulation, Macht und das Streben nach (sexueller) Freiheit. Die Charaktere sind keine einfachen Stereotypen, sondern ambivalente Wesen, die den Zuschauer in ihren Bann ziehen und zugleich irritieren. Herausragend auch hier Willem Dafoe!

                Technisch überzeugt der Film ebenfalls auf ganzer Linie. Visuell ein Genuss! Als besonderes Schmankerl erlebt man hier ein 19. Jahrhundert im retrofuturistischen Steampunk-Gewand. Die jeweils gewählte Bildsprache und der eindringliche Soundtrack verstärken die beklemmende Atmosphäre und tragen dazu bei, dass "Poor Things" lange nachwirkt.

                Fazit: "Poor Things" ist ein beeindruckendes, wenn auch polarisierendes Werk geworden, das mit seiner überbordenden Sinnlichkeit und provokanten Thematik sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Doch für all jene, die sich auf das Experiment einlassen können, bietet der Film eine schwer vergleichbare kinematografische Erfahrung. Und als Emma Stone Fan muss man den Film sowieso gesehen haben.

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                • 7

                  Von Michael Mann hochwertig produzierte Neo Noir Serie über einen jungen amerikanischen Reporter, der sich im Tokyo der 90er niederlässt und auf der Suche nach seiner ersten großen Story immer weiter in die von der Yakuza regierte Unterwelt gesogen wird.
                  Ansel Elgort gelingt es dabei grandios die Hauptrolle des Jake Adelstein zu Schultern, inklusive fließendem Japanisch. Sowieso wird hier viel Wert auf Authentizität gelegt, so dass hier viel im O-Ton gesprochen und untertitelt wird. Auch wenn eigentlich immer etwas passiert, ist das Erzähltempo eher gemächlich und der Storyverlauf besitzt kein typisches Klimax mit einem Höhepunkt, so dass er nicht immer zielführend ist. Viel mehr Wert wird auf die Entwicklung der Charaktere gelegt. Zum Ende findet man daher leider keinen zufriedenstellenden Abschluss der Staffel und lässt den Zuschauer mittendrin hängen. Das hätte man anders lösen können und gibt einen Punkt Abzug für eine ansonsten fesselnde Serie die vor allem durch das Setting überzeugen kann.

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                  • 5

                    Wenig erwartet und genau so viel bekommen. Super Mario 2023 ist ein buntes Sammelsurium aus dem bunten Mario Universum geworden, das sich mit einer dünnen Geschichte und null Überraschungen auszeichnet. Hier und da werden Fanerwartungen erfüllt in dem Jump and Run Szenen in die Handlung eingebaut werden, Figuren wie Donkey Kong zu Wort kommen oder Karts gesteuert werden. Aber alles ist so kindlich gehalten, so gameplaymäßig dass es mir als Erwachsenen keinen Spaß gemacht hat. Witze auf Kindergartenniveau, keine Spur von Zynismus oder Ironie wodurch so manch anderer Animationsfilm es schon geschafft hat auch andere Altersbereiche bedienen zu können. Kurzum, einfach öde!

                    Fazit: Ideenloses Gehobse, das die Chance verpasst sich mal was zu trauen und etwas Besonderes aus dem knuffigen Klempner zu schaffen.

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                      Der Kultdetektiv mit dem großen Schnäuzer Hercule Poirot ist zurück. Während man im von Corona geprägten Vorgänger „Tod auf dem Nil“ weit ausholte und sogar die Entstehungsgeschichte hinter dem Schnäuzer lüftete, hält man es hier vergleichsweise kurz mit den Mordfällen in Venedig. Zu kurz. Direkt wird man ins Geschehen geschmissen, bekommt gerade noch mit, dass sich Poirot eigentlich im Ruhestand befindet und schon hat man eine Leiche sowie etliche Verdächtige in einer umstürmten venezianischen Villa vorliegen. Wer eigentlich wer ist, warum sie sich überhaupt in dem Gebäude befinden und was zum Teufel eigentlich los ist, bekommt man nur allmählich mit. Wer genau den Durchblick hat und alles innerhalb eines Wimpernschlags kombinieren kann ist natürlich unser Meisterdetektiv. Das ist lächerlich und unglaubwürdig, genau wie die ganze Auflösung des Schlamassels. Dadurch kommt der interessante Aspekt eines Whodunit-Formats, nämlich das Mitraten des Zuschauers, völlig abhanden. Stattdessen musste ich ungewollt herzlich lachen und verabschiede Poirot in den venezianischen Sonnenuntergang. Den nächsten Fall darf er gerne ohne mich lösen.

                      Fazit: Plumpes Whodunit nach Schema F ohne Überraschungen oder überzeugende Geschichte. „A Haunting in Venice“ entfernt sich damit noch weiter vom wirklich guten "Orientexpress".

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                      • 9

                        Die Bücher des anspruchsvollen afroamerikanischen Autors Thelonious verkaufen sich nicht gut. Um sich über Wasser zu halten, gibt er zusätzlich Lehrstunden an einem College, die ihn aber auch nicht glücklich machen. Bis er eines Tages aus purem Trotz und Wut heraus eine Geschichte verfasst, die alle Stereotypen der afroamerikanischen Kultur überspitzt abdeckt und die Erwartungen der kaukasischen Leserschaft erfüllt. „Amerikanische Fiktion“ eben. Das Buch wird ein Mega-Erfolg, dem sich der prinzipientreue Thelonious nur schwer beugen möchte.
                        Cord Jefferson ist mit „Amerikanische Fiktion“ ein herausragender Film gelungen, der alles zu bieten hat, was es für einen guten Film braucht. Die Geschichte funktioniert auf mehreren Subebenen, ist clever, interessant, spannend, emotional, liebenswert und absurd komisch. Sie hält der festgefahrenen Gesellschaft einen Spiegel vor die Stirn und regt durchaus zum Nachdenken an. Die Figuren sind dazu noch durchweg interessant geschrieben, vielschichtig angelegt und hervorragend gespielt.
                        Zwar basiert die Story auf einem Roman aus dem Jahr 2008, jedoch hat die Thematik an ihrer Aktualität kaum etwas verloren und wurde kürzlich mit dem Drehbuch Oscar ausgezeichnet. Ein Umstand, der die Thematik des Films auch irgendwie direkt ins reale Leben transferiert. Verrückt!

                        Fazit: Großartiger vielschichtiger Film, der sowohl als Satire eine Nachricht übermitteln möchte als auch als Feel Good Movie sehr gut funktioniert. Für mich einer der besten Filme der letzten Oscar Saison.

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                        • 3

                          Anika Decker ist mittlerweile eine gefragte Drehbuchautorin wenn es um romantische Komödien geht. Die Königsdisziplin fürs Pärchenkino sozusagen. Für Liebesdings nimmt sie auch gleichzeitig auf dem Regiestuhl platz und verpasst ihrer Version von Komödie eine gehörige Portion Wokeness. Heraus gekommen ist dabei ein in einer Plüschmuschi suhlend wohlig grinsender Elyas M’Barek, tanzende Tampons und allerhand feministische Witze.
                          Das machohafte, das man den Schweiger Filmen vielleicht nachsagen mag, gleicht Decker hier durch eine krasse Portion Feminismus aus. Da darf auch mal ein Mann zur Belustigung geohrfeigt werden. Das alles ist überaus albern und nervtötend. Aber als cis-Mann (scheinbar das schlimmste Geschöpf unter allen) habe ich den Film bestimmt einfach nicht verstanden.
                          Das worauf es aber eigentlich ankommen sollte, nämlich in eineinhalb Stunden eine vernünftige Geschichte zu erzählen, gelingt Decker hier nicht.

                          Fazit: Nervtötende RomCom auf Fernsehfilm Niveau, die sich selbst viel zu wichtig nimmt. Elyas, warum?

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                            Torbinho 11.03.2024, 16:46 Geändert 12.03.2024, 09:58

                            HBOs True Crime Antwort auf die FX Anthologie-Serie „American Crime Story“. Behandelt wird hier der Fall des amerikanischen Autors Michael Peterson, dessen Frau anno 2001 im gemeinsamen Haus verstarb. 2003 wurde Peterson wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilt, dann aber letztendlich aufgrund von Verfahrensfehler und Eigenheiten des amerikanischen Rechtssystems 2011 wieder freigelassen.
                            Die Serie arbeitet das Ganze mit Unterstützung von namhaften Schauspielern auf. Besonders Colin Firth ist großartig in der Rolle des undurchsichtigen Ehemanns. Aber auch Michael Stuhlbarg, Toni Colette (die hier authentisch mehrere Tode stirbt) und Sophie Turner (die perfekt in diese Rolle passt) machen überdurchschnittlich gute Arbeit.
                            Im Vordergrund steht aber das amerikanische Rechtssystem, in dem Fakten gefühlt eher zweitrangig sind, und mehr das Talent des Geschichtenerzählens entscheidend ist, um den Geschworenen eine überzeugende Geschichte zu verkaufen. Einem Mandanten kommt dabei etwaiges Schauspieltalent seines gewählten Rechtsanwaltes sicher ebenfalls zu Gute. Man denke immer an das „If the glove does not fit, you must acquit“ aus dem legendären O.J. Simpson Fall.
                            Somit verfolgen wir hier zwei Seiten und Auffassungen eines Todesfalls. Es werden falsche und richtige Fährten ausgelegt, auch solche, die nur auf Mutmaßungen beruhen und einfach Teil einer Geschichte sind. Dabei wird es dem Zuschauer selbst überlassen, welcher Geschichte man glauben mag. So manches Mal ertappt man sich selbst dabei, die vorgebrachten „Fakten“ zusammen zu zählen und einer gewissen Theorie zu verfallen. Wie in der Serie angedeutet, kann sich davon aber nicht nur der Zuschauer nicht freimachen, sondern auch direkte und indirekte Beteiligte scheinen der Versuchung zu verfallen sich einer nicht belegbaren Seite anzuschließen. Ob die jeweilige Seite letztendlich die richtige ist, weiß bis zuletzt wohl nur Michael Peterson selbst.

                            Fazit: Spannender Justizthriller über Eigenheiten des amerikanischen Rechtssystems, bei dem es egal ist, ob man den Ausgang des Falls bereits kennt oder nicht.

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                            • 6 .5

                              Gerade bei dem Titel habe ich mir mehr Fokus auf die Gruppendynamik erhofft. Das war alles irgendwie doch sehr smooth. Grund dafür könnte natürlich die Tatsache sein, dass es sich hier um ein eingeschworenes Team handelt, dass dieser Extremsituation ausgesetzt war. Gerade da es doch sehr viele Protagonisten sind, wäre eine konzentriertere Erzählung etwas fesselnder gewesen. Zum Beispiel durch das Herausarbeiten bestimmter Figuren oder persönlicher Konflikte. So verliert man manchmal etwas den Überblick und das Interesse.
                              Ein größerer Fixpunkt des Films ist dagegen die Problematik des Kannibalismus. Natürlich sehr schockierend, aber auch schnell auserzählt. Was gut umgesetzt wurde, ist die Aussichtslosigkeit, durch die filmisch gut eingefangenen verschneiten Berglandschaften.

                              Fazit: Sehenswertes Survival Drama mit leichten erzählerischen Schwächen.

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                                über Barbie

                                Greta Gerwig scheint einen Nerv mit ihrem fleischgewordenen Plastikmüll getroffen zu haben. Der erfolgreichste Film 2023 erklärt das Patriarchat mithilfe von Barbie und der Holzhammer-Methode. Die Idee dazu ist gut, aber die Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Konfus und überdreht bewegt man sich zwischen einer fiktiven und realen Welt und übt dabei allzu offensichtliche Gesellschaftskritik. In einigen Momenten ist das gelungen und witzig (besonders Will Ferrell hat mich manches Mal durch den Film gerettet), aber oft ist das zu erklärend, so dass es fast schon wie eine Folge der Sesamstrasse für Erwachsene wirkt. Behilflich ist Barbie ein überspielender Ken, den Pixar in ihren Toy Story Kurzvideos damals tatsächlich witziger und entlarvender hinbekommen hat. Es fehlt überall an Cleverness, Biss und einem roten Faden. Die Musical-Einlagen waren unerträglich. Wo ist Adam McKay wenn man ihn braucht?

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                                  Torbinho 27.02.2024, 11:35 Geändert 27.02.2024, 11:42
                                  über Nyad

                                  „Nyad Balboa“ – Wittness the Incredible
                                  Im zarten Alter von 60 Jahren beschließt die ehemalige amerikanische Langstreckenschwimmerin Diana Nyad ihr großes Ziel zu erreichen, welches nicht weniger ist, als die Strecke von Havanna rüber nach Key West (180 km!) durchgehend schwimmend zurückzulegen (O-Ton: Diese Strecke ist deutlich näher am Unmöglichen als am Möglichen.“). Zuvor hatte sie u.a. schon die Insel von Manhattan schwimmend umrundet oder den Weg von den Bahamas nach Florida über offene See zurückgelegt. Der Versuch von Kuba zum südlichsten Zipfel der USA zu gelangen war ihr im Alter von damals 28 aber misslungen.
                                  Das Regisseuren-Duo Elizabeth Chai und Jimmy Chin verfilmen den erneuten Versuch und inszenieren ihn als Buddy-Sportlerdrama mit zwei gut aufgelegten Darstellerinnen (beide mit Oscar Nominierungen belohnt), die sich prima ergänzen. Vor allem Annette Bening transportiert den ewig getriebenen Charakter der Diana Nyad perfekt auf den Zuschauer. Nur noch ein letzter Versuch, ein letzter Schwimmzug. Doch geschafft oder nicht, in Wahrheit wird sie immer auf der Suche nach dem nächsten Ziel sein, stets getrieben durch ihre inneren Dämonen der Vergangenheit. Dieser Umstand wird auch durch die Regisseure prima umgesetzt und setzt sich erst nach und nach für den Zuschauer zusammen. Aber auch Jodie Foster gibt hier einen tollen Gegenpart als treuen Wegbegleiter.
                                  Vor allem wenn man mit dem Namen Diana Nyad bislang nicht viel anfangen konnte (so wie ich), wirkt dieser Film umso beeindruckender, da deutlich demonstriert wird, wozu der Mensch alleine durch einen starken Willen in der Lage ist.

                                  Fazit: Das typische Sportler-Drama Rezept zündet hier enorm und entlässt den Zuschauer mit einem guten Gefühlsmix aus Zuversicht und Euphorie aus dem Film.

                                  P.S.: Auch die Bilder der echten Diana Nyad im Abspann wirken enorm, da sie Realaufnahmen sowie weitere Errungenschaften nach ihrem Kuba-Key West Weltrekord zeigen. Es ist nie zu spät!

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                                    Torbinho 24.02.2024, 22:49 Geändert 25.02.2024, 08:12

                                    Extralang tischt uns Martin Scorsese ein Westernepos über die systematische Ermordung der Osage Indianer auf. Gespickt mit den Größten der Großen aus der oberen Schauspielriege Hollywoods. Alleine dieses Aufeinandertreffen ist schon ein kleines Versprechen für großes Kino. Nach der Hälfte des Films, was immerhin einem normal langem Kinofilm entspricht, wird aber doch klar, dass daraus eher eine Enttäuschung wird.
                                    Genau wie die Protagonisten , fühlt man sich mit zunehmender Spieldauer immer gequälter. Die träge Erzählweise verlangt viel ab. Außer einem beklemmenden Gefühl und ein paar schauspielerisch herausragenden Momenten bekommt man aber leider nicht viel zurück. DiCaprio selbst wirkt sehr oft unterfordert, weil das schnörkellose Skript mit seinen flachen Figuren nicht viel hergibt. Das ganze wirkt eher wie ein Katz und Maus Spiel zwischen Onkel Hale und Dummkopf Ernest, wird dabei der ganzen Tragweite der Osage Vertreibung aber nicht gerecht.
                                    206 (!) Minuten die sich nicht gelohnt haben.
                                    Zumindest die Academy dürfte dankbar sein, haben sie mit dem anti-patriarchaischen Barbie und dem pro-indigenen Killers of the Flower Moon gleich zwei Oscar Anwärter mit denen sie ihr Gewissen beruhigen und ihre political correctness ausdrücken können auch wenn beide Kandidaten nicht oscarwürdig sind.

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                                    • 5

                                      Fühlte sich für einen Kurzfilm doch recht lang an. Die Geschichte ist salopp gesagt doch ziemlich langweilig. Über allem erhaben ist natürlich der ganz eigene Stil eines Wes Anderson. Mit Stolz und Arroganz zeigt er was er kann. Kamera, Farbgebung, Kostüme, Spiel mit den Kulissen. Da braucht es keinen zweiten Blick um zu erkennen, von wem dieses Werk ist. Als Fan kommt man hier auf seine Kosten. Die Mehrheit wird sich gähnend fragen was das sollte.

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                                      • 6

                                        Schaut man sich die abschließende 3. Staffel dieser deutsch-österreichischen Krimiserie direkt im Anschluss zu Staffel 2 an, so kann man einen ziemlichen Bruch feststellen. Diesmal bleibt die Identität des Täters bis kurz vor Schluss unbekannt, so dass man von der Erzählweise der vorangegangenen Staffel abrückt. Des weiteren ist die Entwicklung der Charaktere nicht ganz nachvollziehbar. Vor allem Gedeon wirkt wie ausgewechselt und hat plötzlich massiv mit Dämonen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen, die in den vorherigen Staffeln kein großes Thema waren. Generell hat mir auch diese okkulte Story nicht so zugesagt. Ganz ganz stark ist dagegen der Auftritt von August Diehl, der hier schauspielerisch alle in die Tasche steckt! Insgesamt schwächelnder Abschluss der Serie.

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                                        • 8

                                          Auch Staffel 2 dieser deutsch-österreichischen Krimiserie ist wieder ein Brett. Auch wenn der Täter von Beginn an bekannt ist, bleibt die Serie bis zum Ende spannend, da die Figuren super interessant sind und die beiden Ermittler in ihrem Profil weiter entwickelt wurden. So haben sie aufgrund der Vorkommnisse aus Staffel 1 ganz schöne Päckchen mit sich herum zu schleppen. Atmosphäre, Produktion und Score (Hans Zimmer!) stimmen hier auch wieder. Top!

                                          7
                                          • 6

                                            Für eine Krimiserie hat man den Fokus zu sehr auf Familiendrama gelegt. Trotz gerade mal 6 Folgen hat man nicht das Gefühl, dass man großartig in dem mysteriösem Fall voran kommt. Vielmehr wird mit Familienproblemen gestreckt was das Zeug hält. Dabei mimen Jodie Foster und Kali Reis wirklich interessante Charaktere, die besonders gut funktionieren, wenn sie zusammen an dem Fall arbeiten. Auch Finn Bennett ist hier ein guter Sidekick. Der Tatort Alaska in der Polarnacht ist auch schön atmosphärisch und steht im starken Kontrast zu den anderen Staffeln, die eher in südlicheren nordamerikanischen Gefilden spielten.

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                                            • 7 .5

                                              Lanthimos ganz eigene Version eines Home Invasion Thrillers, verpackt in einem Gedankenexperiment (was wäre wenn?), bei dem es äußerst unangenehm ist zuzuschauen.
                                              Ohne groß mit Informationen gefüttert zu werden, lernen wir den Arzt Stephen Murphy und seine Familie sowie den jungen Martin kennen. Martin schleicht sich langsam aber sicher immer mehr ins Familienleben der Murphys ein, was weitreichende Folgen hat. Mit zunehmender Laufzeit ergibt sich ein immer klareres Gesamtbild, dessen Verlauf die Protagonisten aber auch der Zuschauer hilflos ausgeliefert sind und auch für allerhand Unverständnis sorgt.
                                              Mit möglichst großem Unwissen über den Plot ist der Effekt der sich immer mehr zuspitzenden Situation am größten.
                                              Hervorragendes, unbequemes Thriller Drama mit herausragenden Darstellern.

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                                              • 7

                                                Erzählt wird die Geschichte von Emily. Studienabbrecherin, nun Essenslieferantin. Emily drücken Kreditschulden, die sie mit ihrem mickrigen Einkommen aber nicht abbezahlen kann. Ohne Abschluss gibt ihr das System allerdings auch keine faire Chance, so dass sie zunächst widerwillig die Gelegenheit über illegale Wege ihr Geld zu verdienen, ergreift. Ist ja schließlich viel einfacher. Auch ihrem neuen Freund Youcef ergeht es ähnlich. Einst eingewandert aus dem Libanon, scheint ihm der illegale Weg mehr Türen zu öffnen, als es ihm ohne Gesetzesverletzungen gestattet wäre. Erstaunlich, das dies von John Patton Ford moralisch nicht angeprangert sondern einfach als Ist-Zustand hingestellt wird.

                                                Kleiner, feiner Film der alles mitbringt was es braucht um gut zu unterhalten. Interessante aus dem Leben gegriffene Charaktere, eine spannende, ruhig erzählte Geschichte. Dabei allerdings alles andere als ein Hollywood Blockbuster.

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                                                • 5

                                                  Die Idee eine Gemeinschaft (hier eine Schulklasse) gegeneinander bis zum letzten Überlebenden antreten zu lassen, ist generell ganz interessant, die Begründung dafür eher nicht sehr überzeugend. Ungehorsame Schüler und deshalb lässt man sie abseits der Öffentlichkeit gegenseitig umbringen?!
                                                  Man bekommt recht wenig Einleitungszeit um die wichtigsten Figuren und ihre Beziehungen zueinander kennen zu lernen. Durch Rückblenden wird zwar versucht, das wieder aufzuholen, aber im Grunde ist einem das Schicksal der verschiedenen Protagonisten egal. Diese Egalität ist gleichzeitig der Todesstoß für jegliche Spannung. Zudem ist es gar nicht so leicht die Darsteller auseinander zu halten. Dazu paart sich eine konfuse Erzählweise, so dass man schnell den Überblick und bald gänzlich den Faden verliert und man nur noch abnickt.
                                                  Zu erwähnen sei auch das teils miserable Schauspiel der Jungdarsteller und die kitschig bis lächerlich wirkenden Liebesgeständnisse kurz vor dem Ableben der einzelnen Figuren.
                                                  Eine versiertere Inszenierung, ja vielleicht ein Remake aus Hollywood (eventuell von Edelfan Quentin Tarantino) könnte noch viel mehr aus der Grundlage heraus holen.

                                                  Fazit: Pflichtsichtung abgehakt

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                                                  • 5 .5
                                                    über Elle

                                                    Schwer zu bewertendes Spätwerk von Paul Verhoeven. Spannend inszeniert ist dieser lüsterne Thriller um eine Vergewaltigung einer psychisch gestörten Geschäftsfrau allemal. Da merkt man, dass Verhoeven sein Handwerk versteht. Auch die Figur der Michelle ist exzellent von Isabelle Huppert gespielt. Aber die Geschichte?! Die ist doch wirklicher Murks. Mit zunehmender Laufzeit wird dieses absurde Theater immer lächerlicher.
                                                    Schnell wird klar, dass Michelle eine schwierige Persönlichkeit ist. Ständig und mit jedem auf Krawall und Konfrontation aus. Stets verhält sie sich gegen jede Erwartung, ja gegen jeden gesunden Menschenverstand. Auch ihr Umfeld tut es ihr gleich und keiner verhält sich hier irgendwie plausibel. Da stellt man sich die Frage was das soll? Was soll man hieraus mitnehmen? Es scheint als wäre hier die Provokation die Unterhaltung. Aber substantiell ist da nicht viel vorhanden.

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