alex023 - Kommentare

Alle Kommentare von alex023

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    über Lava

    Merke: du kannst nicht glücklich sein, wenn du alleine bist.

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      #horrorctober2015 #6

      Etwas arg angestaubt, aber Romero verzichtet auf das mittlerweile übliche Zombie-Spektakel, kreiert lieber Atmosphäre – beklemmend, mörderisch und düster – und Gesellschaftskritik in Symbiose.

      (http://www.moviepilot.de/liste/horrorctober2015-alex023)

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        alex023 17.10.2015, 02:21 Geändert 17.10.2015, 02:22

        Man wächst mit seinen Aufgaben, der Film wächst mit deinem Erfahrungsschatz. Bei der letzten Sichtung fühlte sich FRANCES HA immer mehr wie ein bedrohlicher Fingerzeig an, kurz vor dem Faustschlag ins Gesicht. Ich sah nicht mehr überwiegend die freudig tanzende Frau in New York City, ich sah meine Zukunftbefürchtungen gespiegelt und projizierte mein Selbst, durch Bahnhöfe und Unigebäude laufend, in der eigenen Welt versteckt, dort hinein. Die Generation des großen Fragezeichens. Wir sind jung, wir sind begabt, aber wir wissen nicht, was wir wollen. Eigentlich soll alles so leicht sein, wir suchen unaufhörlich und finden nie: Berufung, Talent, Lebenssinn, Liebe. Für immer gefangen, auf ewig verloren.

        Man schlägt sich so durch, nicht? Irgendwie, irgendwo, irgendwas, irgendwann.

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          Eins muss man Ridley Scott nun lassen: düstere Science-Fiction-Szenarien kann er vorzüglich inszenieren. Wie schon bei "Alien" und "Blade Runner" entpuppt sich auch PROMETHEUS als Teil dieser Brigade. Zudem wird hier wieder an essentiellen Fragen gekratzt, die weiterhin das Wesen des Menschen deuten wollen. Uralte Fragen wie "Wo kommen wir her?" werden aufgeworfen, die Alien-Theorie dient als Stützpfeiler. Interessant zu sehen, dass selbst bei einer solchen Bestätigung Gottesgläubige bzw. religiöse Menschen nicht ihren Glauben verlieren zu scheinen. Leider lässt der Film etliche Fragen offen, was mir zunächst erst mal gar nicht auffiel, war ich doch so in den Bann gezogen von dieser Atmosphäre, die so unglaublich einnehmend wirkte. Letztlich ist "Prometheus" ein krasser Blender, bei welchem die Handlung auf ein Minimum reduziert ist, viele Entwicklungen schon zu vorhersehbar sind und manche Figuren auf dämlichste Weise agieren - gerade Comic Reliefs wie "Fifield" und "Millburn". Doch für den Augenblick spielt es keine Rolle, da die Gesamtheit der Inszenierung, inklusive musikalischer Untermalung, die sehr John Williams-inspiriert klingt, zu überzeugen weiß und beeindruckt. Erst später, mit ein klein wenig Abstand, realisiert man den doch eher mageren Inhalt. Eine Geschichte, die auf so interessanten Fragen basiert, wird leider unzureichend umgesetzt. Vielleicht klärt die Fortsetzung hier auf. Nichtsdestotrotz bleibt es, gerade auch wegen des direkten Eindrucks danach, ein wirklich guter Film. Doch hierbei stellt sich die Frage: wenn man die Makel erst so spät bemerkt, hat hier dann der Film oder der Zuschauer versagt?

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            #horrorctober2015 #5

            Der dritte Teil der Trilogie, niemand ist sicher. Ein Zyklus wird geschlossen, den man zuvor gar nicht erahnt hat. Sehr stark die Parallelisierung der Dreharbeiten zu ‚Stab 3‘ und den neuen Morden, mit sehenswertem Finale.

            (http://www.moviepilot.de/liste/horrorctober2015-alex023)

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              #horrorctober2015 #4

              Höher, schneller, weiter – mehr Tote, mehr Blut, mehr Lauflänge – SCREAM 2 persifliert die Fortsetzungen, weiß aber nicht ganz so wieder fantastische Vorgänger zu überzeugen; ist letztlich auch etwas zu lang.

              (http://www.moviepilot.de/liste/horrorctober2015-alex023)

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                Immer wenn man eine Serie abschließt, wird man ein wenig mit Melancholie erfüllt. Man wehrt sich über die letzten Episoden immer gegen das drohende Ende, doch kann man es letztlich nicht verhindern. Bei guten Serien (und nur diese schaut man doch wirklich zu Ende) fühlt es sich immer wie eine Reise an, die man angetreten hat und nun beendet. Sehnsucht schwelgt mit und man verdrückt eine Träne, wenn man sich noch einmal umdreht, die Geschehnisse Revue passieren lässt wie in einem träumerischen Rausch erscheinen die Bilder vergangener Ereignisse; und dann schließlich ist es da: das Ende, die letzte Einstellung – wir verlassen Hank Moody und seine Familie, seine Freunde und die Stadt der Engel, die mir nach diesen sieben Staffeln immer weniger engelsgleich vorkommt. Die ständige Suche nach dem Platz in der Welt, das Stolpern von einer Identitäts- und Schaffenskrise in die nächste und selbstverständlich ein rundum grandioser Mix aus Sex-, Drogen- und Party-Eskapaden, stets unterlegt von fantastischer Musik.

                „And I think it's gonna be a long long time
                Till touch down brings me round again to find
                I'm not the man they think I am at home
                Oh, no no no
                I'm a rocket man“

                Hank Moody ist eigentlich ein stiller, hoffnungsloser Romantiker. Tief in sich weiß er das, manchmal spricht er es auch aus. Er ist dabei aber immer viel zu verlegen auf eine gewisse Weise, sich selbst einzugestehen, was er tun muss, um seine Träume zu verwirklichen. Oft schiebt er seine Fehler und Missgeschicke auf die Stadt – in New York sei alles viel besser gewesen. Doch irgendwann erkennt auch er, dass er lediglich falsche Entscheidungen und die Konsequenzen daraus nicht anerkennen will – geboren aus der Angst, etwas Wertvolles für immer zerstört haben zu können. Er projiziert bloß seine Wut auf sich selbst auf das Umfeld, doch wie allein ist er mit diesem Verhalten? Jeder Mensch sucht bei Fehlern gerne einen extrinsischen Grund, während eigene Erfolge gerne intrinsischen Ursachen untergejubelt werden. Es ist nun mal, wie der Mensch funktioniert und vielleicht ist das auch gar nicht so übel. Wobei jeder natürlich irgendwann so selbstreflexiv agieren können muss, dass er dies erkennt und nicht sich selbst und sein Wesen verleugnet.
                Auch wenn er sich ständig in Affären, Flirts und spontane Gelegenheiten flüchtet, bleibt er in seinem Herzen doch immer bei dieser einen Frau, Karen, die ihn nie wieder loslassen wird; und natürlich bei seiner Tochter Becca, die immer wieder seine Perspektive gerade rückt. Man kann es maßlos überzogenen Kitsch nennen, aber die hier präsentierte Aufbereitung spricht eine andere Sprache. Es ist süß, verschroben und natürlich ab und zu ein wenig cheesy – doch welche Liebesbeziehung in filmischer Darstellung kann sich dem vollständig verwehren? Aber sie ist auch so ehrlich, sie bricht mit der Illusion „happily ever after“, welche leider heutzutage immer noch so häufig von irgendwelchen RomComs gepredigt wird. Das wird sogar buchstäblich dem Zuschauer ins Gesicht geschrien, wenn Karen naiv-hoffnungsvoll fragt, ob so etwas überhaupt möglich sei. Natürlich, möchte man sich sagen, doch glauben tut man es nur für den Moment. Doch für diesen Moment kann man sich auch entscheiden – oft genug schwelgt man in einer falsch-gearteten Ernsthaftigkeit über die Zukunft, die bevorsteht; nichts kann halten, nichts wird halten – doch ist es so verdammt wichtig? Es klingt absolut abgedroschen, aber kann man nicht für den Augenblick an dem festhalten, das gerade eben glücklich macht? Die Zukunft ist nie vorbei, man kann sich natürlich auch für ewig mit seinen Sorgen herumschlagen und –plagen. Doch wenn man ehrlich ist, zermürbt es nur nach und nach. Natürlich darf man sich in der Melancholie ein wenig verlieren, ich bitte sogar darum, Sorgen und Traurigkeit gehören genauso zum Leben dazu wie Lachen, Glück und Fröhlichkeit. Nur sollte man sich nicht den Blick auf das, was gerade da ist, von der Zukunftsangst trüben lassen.

                „For you and you alone I'll lay my monsters down
                And we'll watch the sun come up over California
                For you and you alone I'll find my way back home
                And I'll love you like the sun loves California
                You're my California“

                Letztlich war nicht alles super, vor allem in den letzten Staffeln von CALIFORNICATION. Die ersten vier bildeten einen wunderbaren Zyklus, der in sich stimmig und ergiebig war – die drei folgenden wirken etwas separiert davon, ohne richtiges Ziel, mit einem ordentlichen Ende, aber ein bisschen verschenktem Potenzial. Doch nichtsdestotrotz mochte ich sie dafür, was sie sind: Episoden aus dem Leben des Hank Moody, ein grundsympathischer und charmanter Schriftsteller (sind sowieso die besten Typen) mit dem Hang zum Alkohol und schönen Frauen, mit dem richtigen Gespür für das geschriebene Wort sowie Fehlern und Eskapaden en Masse. Die Serie schafft es, Comedy und Drama auf so geschickte Weise zu verbinden, wie es nur wenige Werke vollbringen können. Man lacht noch, während schon Tränen die Wangen herunterkullern. Man bekommt eine ganze Menge Lektionen für’s Leben geboten. Wenn ich jedoch gerade eins von Hank Moody gelernt habe, dann ist es eben gerade das, was ihn irgendwie ausmacht: seine lockere Art, mit den Dingen umzugehen. Vielleicht ist es nicht gesund, gewisse Geschehnisse einfach zu verdrängen und weiterzumachen, aber später sieht er auch gerne das ein, ohne von seinem Weg abzukommen. Es ist vielmehr seine zynische Art, die ihm nicht zu verbieten scheint, gute Laune zu pflegen. Diese Kombination ist sehr, sehr schwierig zu vereinbaren, doch sie ist es wert. Wenn man mal nicht so sehr darauf bedacht ist, allen zu gefallen – was ich schon fast immer versuche und sehr gut vollbringe. Dennoch ist es dieser letzte Anstrich, welchen Hank Moodys Wesen mir verpasst hat – mich vielmehr inspiriert hat, mit den Dingen in meinem Leben etwas optimierter umzugehen. Manchmal kann man etwas auch einfach weglächeln – ob es eine unerwiderte Verliebtheit ist, die schon in wenigen Wochen nur noch grau verblassend am zurückgelassenen Wegesrand steht und kaum zu erkennen ist; ob es eben die bereits benannte Zukunft ist, die auf so vielen Ebenen zu fürchten ist. Doch warum soll man nicht mit ein wenig Spaß, Freude und der gesunden Portion Melancholie und Sehnsucht dem ungewissen Horizont entgegen fahren? Sehr wichtige und wundervolle Menschen, großartige Musik, Filme und Literatur begleiten dich auf diesem Weg.
                But remember: you can’t always get, what you want.
                Chapeau, Hank Moody. God hates us all.

                „It'll never be over, as longs as there's you, and there's me, and there's hope, and grace.“

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                  Kugeln zerreißen die Luft, die Ruhe der atmosphärischen Nacht. Ein Schuss, zwei Schüsse, unzählige Schüsse werden abgegeben, das Feuer eröffnet, nach einem Wimpernschlag ist es bereits wieder vorüber. FALLEN ANGELS kratzt an der Seele der Menschen, die sich im Strom des Lebens treiben lassen. In der Nacht werden Bars, Restaurants, Hotels und Eiswagen erforscht, durchflogen, hinter sich gelassen – alles wird auseinandergenommen und falsch zusammengesetzt. Doch gibt es falsch, gibt es richtig? Wenn Berufskiller doch nur ein Job wie jeder andere ist, ein Job, den man nur ausübt, weil man die nötigen Eigenschaften dafür mitbringt. Für wen wäre eigentlich die Versicherung, die man für den Ernstfall abschließt? Den Killer oder das Opfer? Menschen auf der Suche nach ihrer Identität, die sie nie finden, sie sind verloren in der Nacht, in der Größe der Stadt. Verloren in der Melancholie ihres Daseins. Sie irren herum und wollen Liebe, sich verlieben, doch sie werden zurückgewiesen. Ein Film wie ein Rausch, aber kein ekstatischer, vielmehr ein stiller, heimlicher Rausch. Ästhetisch und wunderschön, mitreißend und humorvoll, unter der Oberfläche aber viel zu tragisch, als dass man es wohl zu ertragen vermag.

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                    #horrorctober2015 #3

                    Deswegen hasse ich manchmal Horrorfilme. Diese Teenie-Slasher, die nicht so meta-ironisch wie „Scream“ sind, kann ich einfach per se nicht ernst nehmen. So uninspiriert, so langweilig, so einfältig. Bei einer Laufzeit von knapp neunzig Minuten darf ich nicht nach zwölf Minuten auf die Uhr gucken müssen. Unfreiwillige Komik lässt sich so auch nicht vermeiden, weshalb ich immerhin hin und wieder schmunzeln durfte. Also, maximal zweimal.

                    (http://www.moviepilot.de/liste/horrorctober2015-alex023)

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                    • Hab mal vor ungefähr einem Jahr, als ich gerade die erste Staffel "Fargo" schaute, an einer Tankstelle einen Typen getroffen, der exakt so aussah wie Billy Bob Thornton in seiner Rolle als "Lorne Malvo".

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                        alex023 08.10.2015, 00:41 Geändert 08.10.2015, 01:00
                        über Mommy

                        Im Takt der Befreiung.
                        Pur und schonungslos, ungeschönt und gnadenlos. Traurig und sehnsüchtig; herzlich, verspielt und erbarmungslos; gefühlsecht und ehrlich. MOMMY ist so nah am Leben, so nah an den Menschen, wirkt gleichzeitig befremdend und dann wieder befreiend. Gelebte Melancholie, wahre Tränen und authentisches Lachen. An Intensität kaum zu überbieten. Xavier Dolan kreiert ein genuines Meisterwerk des Lebens.

                        I don't believe that anybody feels the way I do about you now.

                        And after all, you're my wonderwall.

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                          #horrorctober2015 #2

                          Damals wohl Horrorkomödie, heute eher B-Movie-Trash, dabei ein bisschen scary und oft auch sehr lustig. Ein Zombie-Blutbad, makaber, sarkastisch. BRAINDEAD überschreitet die Grenzen des guten Geschmacks und macht sich dabei wirklich gut.

                          (http://www.moviepilot.de/liste/horrorctober2015-alex023)

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                            alex023 05.10.2015, 20:32 Geändert 05.10.2015, 20:35

                            #horrorctober2015 #1

                            „Why? WHY! You hear that? I think she wants a motive.“
                            Die herrlich-ironische Dekonstruktion des (Teenie-) Slashermovies. Voll an kultigen Zitaten, sowohl versprachlicht als auch inszenatorisch, vermag es SCREAM oft ein höheres Spannungsniveau zu kreieren, als es manch ernstgemeinter Horrorfilm schafft - und das, obwohl das Überleben der Charaktere dem Zuschauer noch weitaus mehr egal ist als gewöhnlich.

                            (http://www.moviepilot.de/liste/horrorctober2015-alex023)

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                            • Die Lösung der Probleme ist doch eigentlich: lasst jeden leben, wie er will.

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                                  über Narcos

                                  „…and then you drop him off on some street, say it was a shooting and he shot first“ sagt er und will gehen. „But he was slay dead?“, fragt der Untergebene nach. Ohne die Miene zu verziehen, kehrt er zurück und feuert gnadenlos fast ein ganzes Magazin in die am Boden liegende Leiche. Der strenge Blick des Colonels danach erzählt die ganze Geschichte.
                                  Ein rasantes Tempo, ohne unnötig zu beschleunigen, Scorsese’eske Sequenzen, eine nüchtern-zynische Erzählstimme aus dem Off, fantastisch bebildert und gespielt (vor allem Moura, Holbrook und Pascal), hochwertig produziert – ein Unterhaltungsgenuss, Chapeau an Netflix.
                                  Pablo Escobars „Medellin“-Kartell, die DEA und die Politik in Kolumbien in einem Zyklus der Gewalt, aus dem niemand mehr ausbrechen kann. Die Grenzen verschwimmen zunehmend; Vorstellungen, Ideale und Menschen werden gebrochen. In der unendlichen Gier nach dem Mehrwert, nach einem stets besseren Leben und der rachegelüsteten, unbarmherzigen Antwort darauf bleibt die Menschlichkeit auf der Strecke. „If you support evil, you are evil“ meint Carrillo. Doch was wird noch definiert als „evil“, als böse, wenn man sich im Krieg befindet?

                                  „The purpose of war is…peace“, sagt, nun ja, ausgerechnet Pablo Escobar.

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                                    • Mir ist gerade in den Sinn gekommen, dass Ray (so ganz absurd) einen Gegenentwurf zu Holden Caulfield ("Catcher in the Rye") darstellt. Und zwar nicht in dem Sinne, wie Ken es im Film ist, nämlich touristisch aufgeschlossen, sondern vielmehr bezogen auf die Beurteilung von Orten und Menschen und letztlich (!) der Bewertung, die daraus geschlossen wird.

                                      Kann mir irgendjemand folgen?

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                                        über Sicario

                                        „Das ist jetzt das Land der Wölfe“ lässt er verlauten und für nur einen Moment kann man tief in sein Seelenleben blicken. Doch dann dreht er sich um und geht. Der Zuschauer wird verlassen und mit den Bildern allein gelassen. Langsam bricht die Verzweiflung aus und niemand kann sich dagegen wehren. Am Rande westlicher Zivilisation wird der Restfunken Hoffnung gnadenlos gebrochen. Im „New Yorker“ spricht Anthony Lane von „a growing awareness that the currency of life is being devalued“.

                                        In mir entwickelt sich immer mehr das Gefühl, mich in der Rezeption von aktuellen, derartigen Filmen zu wiederholen – aber vielleicht schwellen unter der Oberfläche solcher Thriller, Dramen und manchmal auch Komödien stets vergleichbare Erkenntnisse. In einer Zeit, in welcher die Welt immer mehr Problemen gegenüber steht, ist es nicht einfach, sich an den Strohhalm der Besserung zu klammern. Wenn die Beschleunigung sich in diesem Maße fortsetzt, werden auch die Reste aller festen, moralischen Standpfähle herausgerissen und über den Abgrund ins Nichts katapultiert. Vielleicht schließt man nur für einen Moment die Augen und hat bereits beim ersten Wimpernaufschlag den Anschluss verpasst.
                                        Es geht immer nur um den Mehrwert, mit Betonung auf dem „mehr“. Wie im Zitat angeklungen, spielen die Leben einzelner eine völlig untergeordnete Rolle. Josh Brolins Figur Matt lächelt unaufhörlich; manchmal war ich mir nicht sicher, ob er selbst in einem Zustand des Zynismus gefangen ist, aus dem er nicht mehr herauskommen kann, weil er schon zu lange dort ist und zu weit vorgedrungen in dieser Perversion menschlichen Handelns. Die bittersüße Note fällt dabei dem Kinopublikum zu, welches bei gewissen Folterszenen herzlich zu lachen begann: an dieser Stelle verschmolzen Film und Realität zu einer unheimlichen Symbiose. Emily Blunts Figur Kate als investigativer Arm des Zuschauers, um mehr zu erfahren – als augenscheinlich zentrale Protagonistin, degradiert zur Unwichtigkeit in Person, als Darstellerin eines bloßen Details, sogar nur bürokratischen Grades. Das lässt uns an anderer Stelle unsere eigene Wichtigkeit für die Welt in Frage stellen. Genauso wie der Umstand, was Prinzipien denn wert sind, wenn man sie in Lebensgefahr aufgibt? Ein viel zu schwieriger Themenkomplex, als dass ich länger darüber nachdenken möchte.

                                        Allein schon, dass die Prämisse der Mission ist, dass man Chaos anrichten möchte, um die Aufmerksamkeit des Kartells zu erlangen und es zu Fehlern zu zwingen: wir betrachten die Welt und wie sie aus dem Ruder gelaufen ist. Eigentliche Probleme und Ursachen interessieren nicht mehr, Gesetze, Normen und Regeln einer Gesellschaft, welche sie ursprünglich mal ausmachten, werden gnadenlos ignoriert. Taten bestimmen Regeln, quasi die Parsons’sche Umkehrung, Anpassung – oder gerade die konsequente Umsetzung. Womöglich sind gewisse Gesetze einfach nur unwichtig als Regelgeber geworden, hier spielt Bedeutungsschaffung die zentrale Rolle. Vielleicht ist es auch das System als Scheinbild, welches gar nicht existiert und die Konstitution der Wirklichkeit uns nur eine solche Struktur vorgaukelt. Die Hoffnung besteht nur als Illusion, denn hier steuert auch in der fast schon dekadenten Anmaßung einer Regierung, eine Struktur zurückzubringen, weil man die Ausführung nicht verhindern kann (will), nichts auf ein baldiges Ende zu. Ich habe immer mit der Hoffnung gelebt, dass die Blase des Kapitalismus und seiner Anhängsel in der Postmoderne irgendwann platzen könnte, doch vielleicht ist das gar nicht möglich, weil das Problem im Menschen selbst liegt, der sich zu sehr mit seiner Situation arrangiert und in seinem Egoismus einen globalen Gedanken ad acta legt.

                                        Jeder für sich – und wenn du kein Wolf bist, hast du schon verloren.

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                                          über Boyhood

                                          Manchmal durchblättere ich meine virtuellen Fotoalben und schwelge in Erinnerungen an vergangene Tage, ob es solche sind, die nur ein paar Jahre alt oder doch schon ein paar mehr sind, spielt dabei gar keine so große Rolle. Jede Erinnerung ist behaftet mit der unheimlichen Vergänglichkeit, die wir jederzeit mit uns tragen, uns aber nicht immer bewusst sind. Dabei merkte ich erst letztens wieder, dass es nicht nur die Fotos sind, welche die Erinnerungen tragen. Es sind die Erinnerungen, welche gewisse Gefühle hervorrufen, die irgendwie an diesen Momentaufnahmen hängen. Es ist auf eine Art und Weise so absurd, dass ich kaum erklären kann, weshalb ich so denke. Es gibt da dieses Oasis-Album, vielmehr eine Compilation, welche mit „Time Flies…“ betitelt ist und die Jahre 1994-2009 der Band erfasst. Für jemanden, der im erstgenannten Jahr geboren ist, fördert es die Perspektive auf einige Dinge im Leben – genauso wie es BOYHOOD tut. Es mag sehr cheesy sein, wie Linklater uns laienphilosophische (ich mag es nicht, „pseudophilosophisch“ zu sagen, das ist idiotisch) Halbwahrheiten auftischt, vielleicht entstehen gewisse Klischees aber nicht einfach aus dem Nichts. Vielleicht kann man einfach mal echte Emotionen akzeptieren. Denn der Film fokussiert unseren Blick auf die Gefühle der Menschen.
                                          Die Grundlage von allem und letztlich das, was zählt.

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                                          • Ich bin ja eigentlich so gar kein Horrorfan, aber die Aktion könnte Spaß machen und "zwingt" mich dazu, ein paar Klassiker nachzuholen.

                                            way to go: http://www.moviepilot.de/liste/horrorctober2015-alex023

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                                            • alex023 24.09.2015, 00:12 Geändert 26.09.2015, 10:52

                                              Sorry, ich kann dir in kaum einem deiner Punkte zustimmen.

                                              "Pro Jahr starten maximal vier Filme auf Marvellizenz in den Kinos. Im Vergleich dazu starten jedes Jahr rund zehn neue Jugendbuchverfilmungen, die meist in Reihen von drei bis vier Teilen münden."

                                              So, vier sind nicht zu viel?
                                              Woher hast du die Zahl mit "rund zehn" Jugendbuchverfilmungen? (Selbst wenn das so wär: niemand heißt diese gut.)
                                              Man kann mir hier außerdem nicht erzählen, dass Marvel mit seinem Universum nicht eine Einzelstellung im Hollywood-Kino derzeit einnimmt. Die Filme sind über- und omnipräsent, kaum zu übersehen und überstrahlen alles restliche. Welchen Blockbuster gab es bspw. dieses Jahr noch? "Jurassic World"...und? Genau.

                                              Das Leugnen einer Formelhaftigkeit bei Marvel-Filmen ist wirklich ziemlich lächerlich. Es geht doch bei diesem Argument gar nicht darum, dass andere Studios diese Formel für andere Filme kopieren - sondern darum, dass Marvel quasi jeden seiner Filme gleich aufbaut und strukturiert. Die Formel ist eben vergleichbar mit der eines Fast Food-Restaurant - ist gerade in der Moderne sehr beliebt, schließlicht ist Rationalisierung ein großer Zweig der Modernisierung von Gesellschaften (nicht umsonst habe ich meinen Artikel auch mit "Marvel, das Fast Food der Filmindustrie" betitelt -> http://www.moviepilot.de/news/marvel-das-fast-food-der-filmindustrie-152985)
                                              Der Unterschied zu vergangenen Blockbustern wie "Star Wars" oder "Jurassic Park" liegt tiefer verborgen - diese Filme versprühten noch nicht-standardisierten, echten, emotionalen Charme und hatten sowas wie eine Seele. Die neue Trilogie oder die Fortsetzungen entsprechen dann dem natürlich auch nicht mehr. Ich spreche den Machern mancher Marvel-Filme nicht die Fähigkeit ab, etwas mit Leidenschaft zu produzieren - doch wird diese von Formelhaftigkeit nur erdrückt und in die rationalisierte Schublade gequetscht. Kein Platz für Herz, Liebe und Träume.

                                              Was das elitäre Verhalten der Community angeht, ist der Herr aus der Filmanalyse sicher etwas pauschal gewesen: niemals sollte man eine Gruppe von Leuten über einen Kamm scheren, vor allem nicht, wenn sie lediglich ein gemeinsames Interesse teilen. Aber es gibt diese Leute, oft abfällig "Fanboys/-girls" genannt, die dich korrigieren wollen, wenn du meinst, etwas nicht zu mögen. Dann verstehst du das nur nicht, da du die Hintergrundgeschichte nicht kennst o.ä. - hier haben wir es mit dem elitären Gehabe zu tun, welches mich fürchterlich nervt. Film und Comic sind zwei verschiedene Sachen, da kann nicht quer argumentiert werden. Wer das nicht tut, ist gar nicht Gegenstand der Diskussion.

                                              "Der Zuschauer darf bei einem Marvel Film für einen Moment den Verstand abschalten und die Probleme der realen Welt vergessen."

                                              Ich habe zunächst einmal konkret Probleme mit der Aussage und dem, was davor und danach stand, als auch grundsätzlich. Konkret: Eskapismus ist doch prinzipiell ein Grundbaustein für Filme, welche aus dem "Alltag" entführen, dazu muss es nicht in Fantasy-Welten gehen - soweit gebe ich dir recht. Aber dazu sucht er Mensch doch nicht immer eine "bessere" Welt? Er möchte vielleicht entkommen, aber nicht unbedingt in etwas, das besser ist? Vielleicht sucht er auch Bestätigung? Nicht umsonst sind tragische Dramen auch beliebt - deiner Argumentation nach dürften wir alle nur Komödien und Superheldenfilmchen schauen wollen. Stimmt ja nicht! Nun grundsätzlich: weshalb behaupten die Leute ständig, dass man "seinen Verstand" oder sein Gehirn ausschalten möchte/soll/muss, um diese Filme zu genießen? Ehrlich gesagt verstehe ich schon nicht, wie das erst mal überhaupt funktionieren soll - wie schalte ich meinen Verstand aus? Zudem: sollte das gehen (was ich bezweifle), wäre das nicht gerade ein zivilisatorischer Untergang? Keine (Selbst-)Reflexion mehr? Keine Differenziernug? Bloß Konsum? Wenn ich so darüber nachdenke, gebe ich dem doch den Raum und das Recht auf Existenz - könnte mir vorstellen, dass es manchen Menschen so ergeht. Nicht umsonst verfallen Menschen in gewisse Denkmuster und handeln, denken, sprechen nach Vorurteilen/Klischees - aber ist das positiv? Ratsam? GUT? Nein, auf keinen Fall. Außerdem muss man doch seinen Verstand gar nicht ausschalten - ich kann auch bei einem Unterhaltungsfilm denken. Denn unter der Oberfläche eines solchen Films gibt es immer eine Menge zu entdecken. Nichts ist bloß da, um zu unterhalten.

                                              Zur Menschenvereinigung: wenn Marvel kommen muss, damit du dich ganz ungerührt von Aussehen, Herkunft und Glaube mit jemandem unterhalten kannst, spricht das weniger für Marvel als gegen dich. (Damit möchte ich dir gar nichts unterstellen, es liest sich eben so.)
                                              Außerdem halte ich das, ganz ehrlich, für Quatsch. Marvel-Filme vereinen Menschen? Ach, komm, bitte. Nicht mal bei dem weltweiten Phänomen "Star Wars" würde ich davon sprechen und da reden wir von etwas viel Größerem, was das Kino angeht.

                                              Die Verbannung Marvels aus dem Kino möchte ich auch gar nicht. Es bedürfte nur mal eine Generalüberholung - weniger Konzeptualisierung, mehr Vielfalt. Kulturenpluralismus auch im Kino. Aber gerade in der Postmoderne ist das ein ferner, ferner Traum.

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                                                alex023 12.09.2015, 00:47 Geändert 12.09.2015, 01:16

                                                Der Sturm des aufkommenden gesellschaftlichen Konservatismus kann gewissen Kreisen eigentlich nur recht sein, spiegeln diese doch die Aufgabe des Volkes und den Rückschritt in Gänze wider. Eine Massenmanipulation, die schier zu Demagogie wird, wenn offensichtlich erscheint, welche Ziele manche Leute zu diesen Handlungen verleiten. Wir ersticken in unserer Illusion einer freiheitlichen, liberalen, demokratischen Welt. Während wir die Priviligierten der Priviligierten sind und uns so etwas zumindest noch im Kino ansehen können, versinken viele andere Orten der Erde immer weiter im politisch-kulturellen Chaos. Religiös-sozio-kulturelle Konflikte bestimmen das Tagesgeschehen, während wir nicht merken, wie die Dynamik der Postmoderne uns auffrisst und zerreist. Ich bin wenigstens froh, dass so etwas wie hier noch möglich ist; es kann aber nur entstehen, weil man den letzten Schuss Anarchie nicht verhindern kann. Irgendwas geht immer mal schief. Aber ändern tut es letztlich nichts. Bedrückendes Zeugnis einer so unscheinbaren Entwicklung, dass sie kaum einer wahrnimmt. Wie auch? Wir gehen lieber ins Kino.

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                                                  • Der Titel ist witzig, weil der Typ da ja in einem Auto fährt und deshalb tanken muss und "refueled" heißt sowas wie "betankt", aber durch das "re" kann man auch Rückschlüsse auf das Konzept ziehen, weil es ja ein Reboot ist. Gewiefte Füchse, diese Hollywood-Leute.

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