Bandrix - Kommentare
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Alle Kommentare von Bandrix
Ich bin immer noch so dermaßen enttäuscht. Gestern erst ein Featurette gesehen, in denen die Beteiligten auf sympathischste Art und Weise bekundet haben, wie sehr sie sich darauf freuen, dem Publikum den Film zu präsentieren. Hat mich runtergezogen.
Na endlich, das wurde auch mal wieder Zeit. ;)
Danke! :)
[...]
Dank der großartigen Besetzung kann sich der Film zu fast jederzeit vom üblichen Genre-Einheitsbrei abheben. Brendan Gleeson verpasst seiner Rolle des Bürgermeisters einen spröden Charme und hat die Sympathien, sowie die Gags sofort auf seiner Seite. Ähnlich, wie im diesen Jahr gestarteten „Am Sonntag bist du tot“ ist er auch hier wieder die Autoritätsperson in einer geschlossenen Gesellschaft. Allerdings wirkt „Die große Versuchung“ eher wie der kleine und immer gut gelaunte Bruder im Geiste. Zwar werden auch hier ernste Töne angeschlagen, doch diese werden rasch von Situationskomik entschärft oder lösen sich in Wohlgefallen auf. So kann „Die große Versuchung“ nie die Durchschlagskraft eines „Am Sonntag bist du tot“ erreichen, was er aber auch gar nicht will. Viel mehr ist der Film eine leise Komödie, die mit pointierten Dialogen zu gefallen weiß. Regisseur McKellar findet stets den Mittelweg, um die Dorfbewohner nicht als Deppen vorzuführen. Der Zuschauer fühlt sich in diesem bunten Haufen wohl und kann sich – wie der Arzt – einer gewissen Sympathie ihnen gegenüber nicht erwehren. Hinzu kommen schlichtweg umwerfende Impressionen der kanadischen Natur, sowie des Örtchens, um das sich alles dreht.
[...]
Regisseur Jason Reitman ist ein genauer Beobachter zwischenmenschlicher Beziehungen. In seinen besten Filmen ist es nicht die Story, die begeistert und berührt, sondern seine Figuren und deren Handlungen. Dabei trifft er meistens exakt das Lebensgefühl der 2000er und zwar mit einer Leichtigkeit, die seine Filme noch eleganter wirken lassen („Up in the Air“, „Young Adult“).
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Kinder, die in Online-Welten versinken, frühreife Mädchen, die sich durch ihre Anzahl an Likes definieren. Oder Eltern, die nicht genau wissen, wie sie mit der Welt des Internets umgehen sollen. Das Internet hat die größte Veränderung dieser Welt seit Jahrzehnten vorangetrieben und gerade jetzt ist es spannend, hinzusehen. Auf die Gesellschaft als Ganzes und eine Familie im Kleinen. Vom Mikro- zum Makrokosmos und umgekehrt. All das spricht Reitman an und es verwundert nicht, dass einige Aspekte dieses komplexen Themengebietes auf der Strecke bleiben.
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Das Internet ist Zufluchtsort und Ursprung des Übels. Ein Weg, sich besser zu fühlen, aber auch einer, der Schwierigkeiten auslöst, sie potenziert. „#Zeitgeist“ geht hierbei behutsam vor, gönnt sich unaufgeregte Passagen und schafft den Spagat zwischen Drama und Komödie. Lacht der Zuschauer anfangs noch aufgrund der Gegensätze zwischen Jung und Alt (+ Internet), bleibt es bald im Hals stecken. Dann entfaltet der Film sein dramatisches Potenzial und lässt die Zuschauer nachdenklich zurück. An mancher Stelle driftet er gefährlich nahe am Kitsch vorbei, doch funktioniert „#Zeitgeist“ als Drama immer noch hervorragend. Die sonst realistische Herangehensweise, die leicht in oberflächlichem Geplänkel hätte enden können, ist Beweis genug. Ein größeres Kompliment kann man einem Film dieser Art gar nicht machen.
Better Call Saul
[...]Nach überhastetem Beginn ist die Bedrohung aus Teil zwei abgewendet und es bahnt sich an, was der Titel verspricht. Kämpfe. Kämpfe. Kämpfe. Und Kämpfe. Die titelgebende Schlacht dauert gefühlte zwei Stunden und kann trotzdem zu keiner Zeit an die eindrücklichen Kampfszenen aus Helms Klamm oder Minas Tirith heranreichen. Zwar schwelgt Jackson immer wieder in großangelegten Massenszenen, doch spannend oder gar aufregend wird es selten. Zu steril geraten die Kämpfe, kein Blut ist je zu sehen und Jackson scheint völlig den Kopf verloren zu haben, ob die Hobbit-Reihe nun Kinderunterhaltung, oder erwachseneres Fantasy-Kino sein soll. Viel eher ist „Der Hobbit: Schlacht der fünf Heere“ ein seltsamer Hybrid aus Beidem, der nicht genau weiß, wohin er will. Wer sich damals auf der DVD die Extras zur Schlacht um Helms Klamm angesehen hat, wird sich vielleicht erinnern. Dort gab Jackson zu, genügend Material gefilmt zu haben, um zwei Stunden füllen zu können. Doch das Testpublikum (er, Produzenten, Cutter) fühlte sich schnell ermüdet angesichts der andauernden Kampfhandlungen. Diese Aussage scheint er vergessen zu haben. Nun verstrickt er seine Helden immer wieder in Kämpfe, die alle erschreckend gleich aussehen und es schwer fällt, sie ernst zu nehmen. Besonders Legolas wird in Slapstick-Manier zum Überhelden stilisiert, dass sich mancher Zuschauer in einer Mittelerde-Parodie im Videospielmodus wähnt.
[...]
Was bleibt, sind eine Handvoll Momente, die an die ursprüngliche Trilogie erinnern und an sie anknüpfen. Neuerungen, wie zum Beispiel der Elbenkönig Thranduil sind ein Gewinn, während andere (Tauriel) bloßes Füllwerk sind. Auch wird offensichtlich, wie sehr Jackson seinen größten Erfolg mittlerweile kopiert. Viele Szenen hat man in ähnlicher Form schon in „Der Herr der Ringe“ gesehen. Nur glaubwürdiger. Besser. Echter. Hier verkommen einst eindrückliche Szenen zu bloßen Lückenfüllern, um das schlichte Hobbit-Buch auf drei monumentale Filme aufzublasen. Es schmerzt wirklich, dem großen Finale eine durchschnittliche Wertung zu geben, doch es muss sein. Mit „Der Hobbit: Schlacht der fünf Heere“ geht eine Ära zu Ende, die hoffentlich nicht wieder auflebt. Mittelerde hat sich ein wenig Ruhe verdient.
Erst am Montag "Exodus: Götter und Könige" und jetzt auch noch "Der Hobbit: Schlacht der fünf Heere". Irgendwie will mir gar nichts mehr gefallen. Gott, bin ich enttäuscht...
[...]Die aufkeimende und in manchen Distrikten schon voll ausgewachsene Rebellion setzt Lawrence ansprechend in Szene. Wieder einmal beweist sich sein Engagement seit Teil zwei als wahre Goldgrube. Sein Talent, einprägsame Bilder zu erschaffen, die die Gedankengänge seiner Protagonisten wiederspiegeln, ist großartig. Das Leid, die Angst und die aufkeimende Hoffnung angesichts des bewaffneten Wiederstands sorgen mehr als einmal für Gänsehaut. Nicht umsonst wurden zuletzt in Thailand Menschen festgenommen, die die drei erhobenen Finger aus den Filmen – das Symbol der Rebellion – übernommen hatten. Landesweit ist das Zeichen verboten, da es als Wertung gegen das Militärregime gilt. So schnell kann ein Film seine Fußspuren in der heutigen Gesellschaft überlassen. Dass „Tribute von Panem: Mockingjay 1“ nicht ganz an seinen Vorgänger heranreicht, hat andere Gründe. Es ist eben offensichtlich, dass ein Buch in zwei Teile gespalten wurde. Viel eher wirkt es wie ein Luftholen vor dem Knall, die Ruhe vor dem Sturm auf das Capitol. Schon wie bei „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ stellt sich das Gefühl ein, ein halbfertiges Produkt zu sehen. Dafür können aber weder der Regisseur, noch die Darsteller etwas. Dort ist nämlich alles auf gewohnt hohem Niveau.
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OH MEIN GOTT!!! Jetzt wird tatsächlich die Uthred-Reihe von Bernard Cornwell verfilmt! OH MEIN GOTT!!!
Ich freue mich gerade diebisch.
[...]Regisseur Maximilian Erlenwein versucht mit seinem Thriller eine abgründige Stimmung zu generieren, die Jürgen Vogel als Eric Keppler in einen Strudel der Gewalt reißt.
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Formal ist „Stereo“ über jeden Zweifel erhaben. Die Kameraarbeit fängt die innere Zerrissenheit seiner Hauptfigur gekonnt ein. Der Thriller ist durchweg düster, lässt seine Figur immer tiefer ins Dunkel gleiten und kein Licht am Ende des Tunnels erblicken. Leider hat das Publikum Ähnliches schon oft gesehen. So mutet der Film wie eine krude Mischung aus „A History Of Violence“ und „Fight Club“ an, ohne jemals seine Finesse zu erreichen.
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Doch zwischen viel nackter Haut, blutigem Showdown und einem hervorragenden Jürgen Vogel versteckt sich ein gelungener Film. Er lugt zwar nur hin und wieder unter dem Macho-Gehabe seiner Figuren und konstruierten Twists hindurch, aber er ist da. Auf weitere Filme von Maximilian Erlenwein darf man also gespannt sein.
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Paltrow versucht mit „Young Ones“ dem Genre der Dystopie ein paar neue Facetten abzugewinnen. Statt stur auf große Bilder zu setzen, verbindet er den Zustand der Erde mit dem Gemütszustand des Jungen Jerome. „Young Ones“ ist viel mehr ein Film über die Probleme des Erwachsen werden, die Transformation eines schüchternen Kindes hin zum Erwachsenen. So sind sämtliche Hindernisse, die sich dem Protagonisten in den Weg stellen, stets Sinnbild seines inneren Kampfes. Verantwortung übernehmen, sich um andere kümmern, aufkeimende Gefühle für das weibliche Geschlecht – eben all das, was zum Aufwachsen so dazu gehört. Der Verlauf der Geschichte liest sich dabei wie eine Metapher auf Jeromes Werdegang zum „Mann“. Der schwindende Einfluss der Vaterfigur zum Beispiel, oder das Farmland, das verteidigt werden muss. Paltrow schildert äußerst feinfühlig, wie sich das unscheinbare Kind zur eigenständigen Persönlichkeit entwickelt und schlussendlich entdeckt: Ein jeder Mann wird bestimmt von Urtrieben, wie Hass, Liebe oder Lust. Kommen sie alle zusammen, entsteht daraus nichts Gutes, was „Young Ones“ in einem bitterbösen Finale gipfeln lässt. Da die Figur des Jerome so stark ausgebaut ist, fallen schwächere Charakterisierungen umso mehr auf. So bietet das Drehbuch der talentierten Ellen Fanning nicht viel mehr als schlimmes Zicken-Getue oder aber einem Heulausbruch nach dem anderen. Das zerrt an den Nerven des Zuschauers, da „Young Ones“ auch sonst keine einzige in Erinnerung bleibende weibliche Rolle bietet.
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Was hätte „Verführt und Verlassen“ nicht alles sein können. Eine bittere Abrechnung mit der Maschinerie Hollywood oder gleich des gesamten Filmbusiness. Ein Film, der die Produzenten im Hintergrund aufspürt, ihre Ansichten und Meinungen offenbart und zeigt, was eigentlich schief läuft. Nun, so liest sich das Projekt von Regisseur James Toback und Kumpel Alec Baldwin. Beide begeben sich zum großen Festival in Cannes um ein ehrgeiziges Projekt zu finanzieren. Sie wollen an die Hintermänner im Geschäft, die Geldhaie, diejenigen, denen Profit alles bedeutet.
In Ansätzen gelingt dieses Unterfangen auch. Das skurrile Filmprojekt kommt wie zu erwarten nicht gut an, einige Produzenten führen knallharte Kosten-Leistungs-Rechnungen durch. Das gipfelt in einem Interview mit einem Verleihchef, der nicht einmal die Drehbücher seiner Filme liest. Leider aber gehen Toback und Baldwin dem kaum hinterher. Die Doku baut keinerlei Spannungsbogen auf, versackt ein wenig in der Oberflächlichkeit. Kritische Stimmen werden zwar gehört, bleiben aber harmlos. Vielleicht hat das Gespann an dieser Stelle auch Skrupel. Wer beißt schon gerne die Hand, die ihn füttert?
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Oha. Endlich. Jetzt bin ich doch tatsächlich gespannt, wenn sie den Job denn bekommen sollte.
Der Schnee fällt leise auf spärlich beleuchtete Straßen. Kein Wind ist zu hören, nur das ferne Rauschen des Verkehrs. Bedächtig läuft die junge Zhizhen durch verlassene Gassen, fernab der überfüllten Pulsadern der Stadt. Keine Menschenseele um sie herum und doch zieht sie eine blutige Schneise der Verwüstung hinter sich her. Männer sterben, wo immer sie geht. Sie weiß es und hat längst aufgegeben. Sie wehrt sich nicht mehr, lässt es geschehen, ist apathisch. Rot, dass die weiße Unschuld des Schnees überdeckt. Eine Gesellschaft, die trostloser nicht sein könnte. Ein Land, das innerlich kollabiert.
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Regisseur Yi’nan Diao verpackt seine Gesellschaftskritik in eine Kriminalgeschichte, die über Jahre hinweg seine Kreise zieht und jeden ins Verderben zieht. Zwischen düsterer Bildästhetik und herrlicher Selbstironie pendelt der Film hin und her und weiß eine Zeit lang zu unterhalten. Allerdings kommt der Erzählfluss ins Stocken und „Feuerwerk am helllichten Tage“ hat Probleme aus seinem Trott wieder heraus zu treten. Hinzu kommen Sprünge in der Geschichte, die es dem Publikum nicht leicht (aber auch nicht unmöglich!) machen, dem Verlauf zu folgen.
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Insgesamt schafft es „Feuerwerk am helllichten Tage“ nicht, die Lobpreisungen auf der Berlinale zu rechtfertigen. Sicherlich ist er wunderbar gefilmt, tränkt seine gequälten Charaktere in neongelbes Licht, doch weiß die Geschichte nicht im selben Maße zu überzeugen. Ein Auf und Ab, das gegen Ende zerfasert. Wirklich schade.
Dennis Villeneuve schreitet tief hinein, in die Psyche eines geplagten Mannes. Er offenbart dem Zuschauer in kryptischen Bildern sein tiefstes Inneres, all seine Unsicherheiten, Stärken und Schwächen. Das Bild der Spinne verfolgt den Protagonisten Adam Bell (Jake Gyllenhaal) wohin er sich auch wendet. Sie wird zum Sinnbild seiner Psychose, in der er sich mehr und mehr zu verirren droht. Ähnlich könnte es auch dem Zuschauer ergehen, der inmitten all der metaphorischen Hinweise förmlich erstickt. Jeder Dialog, jede Geste, jede Einstellung ist in diesem Spiel der Geschlechter von Bedeutung, die sich im Wesen Gyllenhaals festfahren, wie ein Insekt in einem Spinnennetz.
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„Enemy“ ist ungemein faszinierender als Villeneuves (und Gyllenhaals) letzter Hit „Prisoners“. Verlässt er sich dort noch auf gängige Thriller-Konventionen, verschränkt er davor nun die Arme. „Enemy“ gleicht wohl kaum einem anderen Film in seinem Genre, das sich nicht einmal völlig festmachen lässt. Teils Thriller, Drama, (Anti-)Liebesfilm und doch voller Zuneigung der Figuren zueinander. Ein wildes Karussell der Gefühle, das lohnt entdeckt zu werden. Selbst wenn „Enemy“ zuerst noch willkürlich und schwer verständlich erscheint, was er im Endeffekt gar nicht ist. Wenn der Zuschauer nämlich Spaß am Enträtseln hat, wird auch „Enemy“ innerhalb all seiner dünnen Fäden einem Spinnennetz gleich ein Muster offenbaren. Man muss nur Geduld haben und sich diesem faszinierenden Film, diesem speziellen Rhythmus, hingeben. Ganz so, wie die Figur Bell seinen Kampf von innen nach außen trägt und den (männlichen) Zuschauer zur Selbstreflexion seines eigenen Selbst einlädt.
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Kaum zu glauben, dass „Nightcrawler“ ein Regiedebüt darstellt. Derart hintersinnig, bitterböse und druckvoll baute selten zuvor ein Frischling hinter der Kamera einen Thriller auf. Dabei mutiert Blooms Kamera zur Pistole, mit der er Jagd auf andere Menschen und deren Schicksale macht. Regisseur Dan Gilroy macht alles richtig, lässt ihn immer weiter von der Leine, bis das Geschehen völlig aus dem Ruder läuft und der Zuschauer in seinem Kinosessel beinahe vergisst zu atmen. Figuren wie Lou Bloom sind eben doch das Lebenselixier für das Kino. In der Tradition eines Gordon Gecko oder Jordan Belfort stehend, ist er gleichwohl hassenswert als auch faszinierend. Es ist einfach beeindruckend ihm dabei zuzusehen, wie er jegliches moralisches Handeln über Bord wirft um seine Ziele zu erreichen und damit durchkommt. In ihm paaren sich Intelligenz als auch Eloquenz, die sich immer weiter in Wahnsinn steigern. Jenes ambivalente Verhalten sorgt nun mal für die interessantesten Geschichten und es verwundert dementsprechend nicht, wie groß die Faszination für „Nightcrawler“ ist.
Selbstverständlich entwickelt der Film einen gehörigen Zug hin zur Mediensatire. Die TV-Sender, die Bloom aus der Hand fressen um ihre Zuschauer mit immer weiteren Skandalen zu füttern, sind Beweis genug. „If it bleeds, it leads“, sagt ein Kollege Reeds einmal und fürwahr, anders ist es nicht. Im Kampf um die Quote ist jedes Mittel recht um Zuschauer zum Einschalten zu bewegen, ethische Grundregeln haben in diesem Krieg nichts zu suchen. Das System gebiert Menschen wie Lou Bloom, fördert sie und ist doch nur ein Sinnbild für die Verdummung und Verrohung des Publikums. Es bekommt was es verdient und was es offensichtlich nachfragt. Zur Hölle mit richtigem Journalismus. Lasst ihn bluten! If it bleeds, it leads!
[...]Christopher Nolan („Inception“, „Batman Begins“) ist bekannt für seine Liebe zu Technologie, die sich auch in seiner Art Geschichten zu erzählen niederschlägt. Selten geht es wirklich um die Charaktere, es ist eher die Konzeption der Geschichte, die dem Zuschauer den Atem nimmt. Der Knalleffekt im letzten Drittel, der dem Vorangegangenen einen Sinn verleiht. Oftmals werfen Kritiker Nolan deshalb ein Desinteresse an seinen Figuren vor, da er sie seinem Story-Konstrukt mit aller Macht unterordnet.
Mit „Interstellar“ ist Christopher Nolan jedoch ein Kunststück gelungen. Seine Reise in Wurmlöcher und darüber hinaus ist im Grunde sein thematisch trockenster Film. Technische Expertise, eine abermals von A bis Z durchgeplante Story mit allerlei Überraschungen – all das schreit förmlich nach Nolan. Doch dieses Mal sind es die Figuren, die dem Film zu wirklicher Größe verhelfen.[...]Galaxienübergreifende, alles in Besitz nehmende Liebe ist nämlich das Stichwort, auf das jedes Plotdetail in „Interstellar“ abgestimmt ist. Es ist schon ironisch, dass Nolan seinen Sinn für dieses starke Gefühl in technologische Erklärungen einwickelt. Insofern war er noch nie kompromissloser, da die Konzeption der Geschichte, im Grunde also Coopers Kampf um das Schicksal der Menschheit, eine Symbiose aus Technologie und Liebe darstellt. Christopher Nolans Weltsicht scheint sich stets im Bereich des Rationalen zu befinden, weshalb „Interstellar“ erstmalig einen erweiterten Einblick in das Gefühlsleben des Regisseurs zulässt. Bestimmte vorher Funktionalität seine Filme, lässt er sich immer weiter treiben und erreicht eine faszinierende Einheit aus Rationalität und Einfühlsamkeit seinen Figuren gegenüber.
[...]Insoweit ist es Nolans mutigster Film, da er seine typisch verspielte Story nimmt und sie zum ersten Mal mit Leben füllen kann. [...]Zusammen mit Hans Zimmer’s (endlich wieder) abwechslungsreichen Score entsteht ein zuweilen transzendentes Werk, das im Mainstream-Kino eigentlich nicht existieren dürfte.
[...]Ist der Niedergang der Zivilisation während der Exposition nur angedeutet, schöpft Nolan seine kreativen Ideen im Fortlauf visuell als auch emotional völlig aus. Zeit und Raum sind relative Konstrukte, die es aufzubrechen gilt, was Nolan auch kompromisslos durchzieht. Das ist zuweilen sperrig und unorthodox, aber auch aufsehenerregend, atemberaubend und in seinen 170 Minuten keine Sekunde(!) langweilig. Zwar rutscht Nolan hin und wieder überraschenderweise ins Melodramatische ab, kann sich aber stets davon befreien. Angesichts der Fülle an Ideen und Ambitionen, die dieses Werk beinahe bersten lassen, absolut verzeihlich. Kino zum Staunen, Kino in seiner reinsten Form – das ist „Interstellar“.
[...]„Am Sonntag bist du tot“ von Regisseur und Autor John Michael McDonagh ist ein herber Schlag in die Magengrube. McDonagh spricht in seinem Film derart viele Themen an, dass es den Zuschauer droht, zu überfordern. Im Vordergrund steht natürlich die Rolle der katholischen Kirche in Irland. Schon seit Jahren muss sie sich mit immer neuen Enthüllungen zurecht finden, die erschütternder nicht sein könnten. So wurde erst dieses Jahr ein Massengrab von über 800 Kinderleichen entdeckt, die dort von Nonnen namenlos verscharrt wurden. 2009 kamen Hunderte Missbrauchsfälle ans Licht, die sich durch die Jahrzehnte zogen und erst jetzt vor Gericht behandelt werden. Besonders gefährlich: Der Staat half der Kirche eine lange Zeit, diese Fälle zu vertuschen. Kinder, die jahrelang missbraucht und vergewaltigt wurden – all das holte das Land die letzten Jahre ein und hat seine Spuren hinterlassen. McDonagh greift dies nun in seinem neuesten Film auf und setzt ironischerweise auf einen vollkommen unschuldigen Priester als Identifikationsfigur. Dabei ist der Film weit weniger Komödie, als noch „The Guard“. Zwar gibt es immer wieder humorige Situationen, diese sind jedoch meist tiefschwarz und bitterböse, oder erscheinen mit Einsetzen des Abspanns in einem völlig anderen Licht.
[...]Es ist schön, dass es noch Autoren gibt, die keinen Rückzieher machen und ohne Rücksicht auf Verluste ihr Ding durchziehen. Das macht den Film zu etwas besonderem und wertet ihn noch zusätzlich auf. „Am Sonntag bist du tot“ erzählt intelligent von einem Land auf der Suche nach seinem Glauben. Von Krisen – spirituell und finanziell – gebeutelt, trifft es zunächst die Unschuldigen. Ironischerweise geht es in Irland wirtschaftlich jetzt wieder aufwärts. Der Unschuldige sühnt für die Schuldigen, ein Silberstreif Hoffnung am Horizont. Und doch: „Calvary“ trifft den Zuschauer ins Mark. Bitterböse.
Es hätte die Krönung seiner Karriere sein sollen. Fatih Akin, international renommierter deutsch-türkischer Regisseur, wollte mit „The Cut“ auf eines der größten Verbrechen des 20. Jahrhunderts aufmerksam machen. Der Völkermord an den Armeniern, begangen von der türkischen Regierung im Jahre 1915/16. Noch heute ist dieses Thema ein rotes Tuch in der Türkei. Die offizielle Geschichtsschreibung dort leugnet den Genozid, viele Landsleute glauben an diese Version und Kritiker müssen mit Strafverfolgung rechnen. Es ist also auch ein sehr persönliches, wichtiges Thema, dass sich Akin ausgesucht hat. In Interviews betonte er stets, wie ihn der armenische Genozid seit Jahrzehnten begleitet, wie er jedes Buch las, das sich damit beschäftigte. „The Cut“ ist sein Mittel um der Welt zu zeigen, was damals Unvorstellbares passiert ist. Er soll ein Denkanstoß sein, sich zu informieren und – was er in der Türkei mit Sicherheit tut – zu provozieren.
[...]Doch leider hält Regisseur Fatih Akin diese Linie nicht durch. Im letzten Drittel verzettelt sich das Drehbuch gehörig und wirkt ein wenig ziellos. Immer wieder verlängert sich Nazarets Odyssee, bis sich die Laufzeit auf satte 140 Minuten ausstreckt um auch in puncto Minutenanzahl einem Epos gleichzukommen. Schade, denn solange „The Cut“ noch in der Türkei spielt, ist das Interesse groß.
[...]„The Cut“ geht auf den letzten Metern ein wenig die Luft aus, obwohl er eine kontrovers diskutierte Thematik aufgreift, die so noch nie erzählt wurde. Bei aller Kritik hat Akin jedoch nicht das Auge fürs Detail verloren.[...] Etwa, wenn Nazaret zum ersten Mal ein Kino besucht und sich in der Geschichte von „The Kid“ mit Charlie Chaplin wieder erkennt. Es sind die kleinen, stillen Aufnahmen, die vom länderübergreifenden „The Cut“ in Erinnerung bleiben. So mag der Abschluss von Fatih Akins „Liebe, Tod und Teufel“-Trilogie nicht sein stärkster Film sein. Wichtig ist er dennoch.
Wenn ihr den Akin schon wollt, müsst ihr auch seinen Kameramann Rainer Klausmann verpflichten. Der hat in "The Cut" großartige Arbeit geleistet. :)
Wieder halbwegs nahe am Comic. Weiter so, dann kommt noch Großes.
[...]Das Endergebnis ist vollkommen ernüchternd und verliert sich in seinen knappen 77 Minuten völlig. Die Ausgangslage ist altbekannt: Eine Gruppe hipper junger Menschen macht sich auf, in der heimischen Flora und Fauna Urlaub zu machen. Per Zufall entdeckt einer der Reisenden den Eingang zu einer geheimnisvollen Höhle. Bevor der Zuschauer noch mehr unsympathische Wichte sehen muss, die sich besaufen, ficken, Pott rauchen und sich schließlich übergeben, laufen die Figuren schnurstracks ins Dunkel hinein. Immer weiter und weiter und weiter, bis jeder Zuschauer den Glauben an gesunden Menschenverstand verloren haben dürfte.
[...]Da sämtliche Darsteller dem Zuschauer egal sind, kann keine Form von Zuneigung oder gar Mitgefühl entstehen. Schon allein deswegen nicht, weil das Einzige, das von der Exposition in Erinnerung bleibt, ein in die Kamera gehaltener hässlicher Männerhintern ist. Es ist also völlig egal, was für grausame Entscheidungen getroffen werden müssen, wie die Psyche der Gruppe leidet oder Hoffnungen zerstört werden. Genau einen Spannungsmoment gibt es, wenn Regisseur Montero die Kamera in die Hände der einzigen halbwegs normalen Protagonistin fallen lässt. Dass das für einen Horrorfilm viel zu wenig ist, muss kaum gesagt werden.
[...]Manche Schlüsselszenen des Films sind hervorragend inszeniert und sorgen für den einen oder anderen WTF-Moment. Deshalb schafft „Proxy“ den Sprung weg vom Mittelfeld des Genre-Einheitsbreis. Er ist ambitioniert, nicht dämlich und zitiert seine großen Vorbilder wirkungsvoll. Sicherlich nicht perfekt, doch macht das Spiel mit der Psyche seiner Figuren sichtlich Spaß. Werdende Mütter sollten von „Proxy“ allerdings Abstand nehmen. Das Gezeigte könnte gerade für sie umso schrecklicher sein.
Zack Parker leuchtet tief hinein, in die Abgründe der Beziehung zwischen Mutter/Vater und Kind. Vielleicht nicht immer nachvollziehbar in Bezug auf Aktionen seiner Figuren, doch faszinierend bis zum Schluss. Parker ist ein Name, den man sich merken sollte. Da könnte noch Großes kommen.
Hab deine Recaps ja schon vermisst!
Ein Kumpel hat mich auf ein witziges Gimmick aufmerksam gemacht: Im Finale der fünften Staffel wird der Doctor in seiner TARDIS angerufen und um Hilfe gebeten. Eine alte Gottheit sorgt für Ärger im Orientexpress - im Weltraum!
Das Geschrei war groß, als bei der letztjährigen Oscarverleihung der Oscar für die beste Dokumentation an „20 Feet From Stardom“ ging und nicht an den aufsehenerregenden „The Act of Killing“. Die Presse weltweit hielt sich nicht zurück und die Ursache war sofort ausgemacht: Amerika mag seine „From Rags to Riches“-Geschichten, den „American Dream“, einfach nicht loslassen. Gute Musik, Lebensweisheiten und der Glaube an sich selbst sind eben einfacher zu goutieren, als das Ermorden unschuldiger Menschen und deren fehlende Aufarbeitung.
[...]Unterm Strich bietet "20 Feet From Stardom" unterhaltsame und kurzweilige 90 Minuten, die einen kleinen Einblick in eine kaum beachtete Zunft bieten. Kritische Gedanken werden stark abgekürzt, was dem Feel-Good-Charakter der Doku nur zuträglich ist. Musik und glückliche Menschen lassen den Zuschauer eben fröhlich aus dem Kino gehen. Ein Genozid in Indonesien wohl eher nicht. So einfach ist das.