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Alle Kommentare von Bandrix
"Gracepoint" ist ja tatsächlich fast ein 1zu1-Remake von "Broadchurch". Schaut lieber das Original, Leute. Ist vom letzten Jahr und wahnsinnig gut. Und hat Tennant, wie hier, in der Rolle des ermittelnden Detectives.
Aus der Popkultur ist die japanische Gallionsfigur nicht mehr wegzudenken. Seit 1954 zieht Godzilla eine Spur der Verwüstung quer durch jegliche Medien und erfreut sich großer Beliebtheit. Nach Roland Emmerichs eher ungenügenden Versuch, der Riesenechse Leben einzuhauchen, wagt sich nun Newcomer Gareth Edwards an die Herkulesaufgabe. Mit seinem Überraschungserfolg „Monsters“ (Budget: 200.000 Dollar) für Aufsehen gesorgt, schnappte sich Warner Bros. den Neuling und gab ihm fast das Hundertfache an Budget seines Erstlings.
Was folgte, war eine beispiellose Marketing-Kampagne, die das Fanherz zum Glühen brachte und im Nachhinein nicht besser hätte durchgeführt werden können. So führen die Kinotrailer den Zuschauer gekonnt in die Irre, ohne zu lügen und sind das beste Beispiel dafür, wie ein Trailer auszusehen hat: Charakteristische Bilder des Films zeigen, ohne die Handlung zu verraten und im besten Fall Theorien des Publikums anheizen. Nur um im Film später mit ein, zwei dicken Überraschungen zu glänzen.
Regisseur Gareth Edwards ist der schnelle Ruhm (bzw. das schelle Geld) keinesfalls zu Kopf gestiegen. Mit klugen Casting-Entscheidungen spielt er mitden Erwartungen des Publikums und unterläuft sie auf unerwartete Weise. Godzilla selbst betritt erst reichlich spät die Bildfläche, was aber kein Grund zum Ärgern bedeutet. Edwards versteht es nämlich, sämtliche Charaktere einzuführen, seinen Hauptdarstellern Bryan Cranston und Aaron Taylor-Johnson eine passende Hintergrundgeschichte zu verpassen und neben dem Kampf Mensch gegen Monster auch den Kampf Monster gegen Monster nicht zu kurz kommen zu lassen.
Bot „Pacific Rim“ im letzten Jahr ein ähnliches Spektakel, so sind die Unterschiede auf den zweiten Blick doch groß. Während Ersterer allein auf den Spaßanteil setzte und das Kind im Manne ansprach, so ist „Godzilla“ weitaus düsterer geraten. Regisseur Edwards taucht die zerstörten Metropolen, die schreienden Menschenmassen und das hilflose Militär immer wieder in dunkle Bilder, die in ihrer apokalyptischen Machart fast schon poetische Züge annehmen. So schön sah der Weltuntergang selten aus. Fast grundsätzlich verzichtet „Godzilla“ auf Gags jeder Art, was aber zum Ton des Films passt. Der Spagat zwischen dem eigentlich trashigen Grundthema und seiner düster-realistischen Inszenierung gelingt spielend.
Die größten Stärken von „Godzilla“ sind allerdings nicht seine Actionszenen. Obwohl erfreulich übersichtlich inszeniert und mit ordentlich Wumms orchestriert, sind es eher die ruhigen Passagen, die den Film über den Genre-Einheitsbrei hieven. Die berühmte Ruhe vor dem Sturm nutzt Regisseur Edwards extrem häufig, ohne mit Abnutzungserscheinungen kämpfen zu müssen. Gekonnt entfaltet Edwards Momente von hoher Spannung und Intensität, die das Publikum kurz den Atem anhalten lassen. Dank dieser Ausgewogenheit besitzt somit die Action einen höheren Wiedererkennungswert und verliert sich nicht in Effekthascherei.
Auf charakterlicher Ebene muss „Godzilla“ leider ein wenig Federn lassen. Zwar bekommt Bryan Cranston genug Tiefe spendiert, der Rest schaut jedoch in die Röhre. Trotzdem fiebert der Zuschauer auch mit flacheren Charakteren mit, da die Bilder in ihrem Einfallsreichtum bestechend sind. Wenn Godzilla Hochhäuser einem Bauklotz gleich einreißt, Menschen wie Ameisen unter ihm herlaufen und sich bewusst werden, wie klein und machtlos sie doch sind – dann erreicht „Godzilla“ ein hohes Niveau im Monsterfilmgenre. Außerdem ist der Film ein kleiner Kommentar hin zum Umgang des Menschen mit der Natur, was sich immer wieder bemerkbar macht. Denn letzten Endes sorgen wir schon selbst für unsere Vernichtung. Da braucht es keinen Godzilla.
Super! Mehr von Haley Atwell ist immer eine gute Nachricht. Da "Agents of SHIELD" qualitativ immer weiter zunimmt, ist auch Neuigkeit Nummer 2 eine schöne Sache.
Robots: 06/10
The Arc in Space: 07/10
The Sontaran Experiment: 07/10
Genesis of the Daleks: 8,5/10
Revenge of the Cyberman: 06/10
Insgesamt: 07/10
Es gibt Geschichten, die könnte sich nicht einmal der findigste Drehbuchautor ausdenken. Geschichten, die derart verrückt sind, dass sie eigentlich nicht existieren dürften. Nun, das Leben von Terry Hooley ist so eines. Mitten während des Nordirland-Konflikts gründet er im hart umkämpften Belfast den Plattenladen „Good Vibrations“. Dort, wo sonst Bomben explodieren und Menschen miteinander kämpfen, will er mit seiner Musik für etwas Freude sorgen. Doch die Geschäfte laufen sehr schlecht und Terry bangt um seine Existenz. Zwischen dem Kampf zwischen den verfeindeten Parteien sorgt allerdings ein einschlägiges Erlebnis dafür, dass er auf eigene Kosten eine junge Punk-Gruppe unter Vertrag nimmt. Trotz geringer Gewinne verbreitet sich der Name „Good Vibrations“ in ganz Nordirland und bietet der Jugend ein Ventil, um gegen den verhassten Konflikt, die Polizeigewalt und die Unzufriedenheit in der Bevölkerung vorzugehen.
Der Nordirlandkonflikt ist zwar gemessen an seinen Opferzahlen (ungefähr 4000 Menschen von 1969 bis 1998) eher gering bemessen, doch angesichts der eigentlich hochentwickelten Gesellschaft in Großbritannien erschreckend. Bis heute überdauert eine eingeengte Sichtweise in manchen Teilen Irlands. Die komplexen Hintergründe – Irland erklärte seine Unabhängigkeit, während der Norden britische Provinz blieb - dürften ihren Teil dazu beigetragen haben. Wie schnell Menschen angesichts unterschiedlicher Religionen zu Feinden werden, verdeutlicht der Film „Good Vibrations“ gekonnt. Dem Leben des Musikliebhabers Terry Hooley folgend schreibt er die Geschichte eines geteilten Landes, das sich selbst zerfleischt. In der Stadt Belfast explodieren Bomben, niemand geht mehr aus und allgemein herrscht eine trostlose Stimmung. Die Stadt ist, wie das Land, in zwei Lager unterteilt – etwas Dazwischen gibt es nicht. Mit Terry Hooley findet sich jetzt aber eine Figur, die mit dem Konflikt nichts zu tun haben will. „Good Vibrations“ setzt dabei, seinem Protagonisten nicht unähnlich, auf eine eher leichte Atmosphäre, gönnt sich hervorragende Gags und besticht durch authentische Dialoge. Die Gefahr auf den Straßen ist jedoch zu jeder Sekunde spürbar, auch wenn der Zuschauer mit vollem Halse lachen kann. Geschickt kreuzen die Regisseure Glenn Leyburn und Lisa Barros D’Sa Komödie mit Drama und bringen dem Publikum das Leid der nordirischen Bevölkerung sehr nahe. Ein Glück nur, dass sie mit der Figur des Terry Hooley einen lebensfrohen Charakter haben, der stets optimistisch bleibt und sich nicht unterkriegen lässt. Schauspieler Richard Dormer brilliert als Terry Hooley und schafft es den von Musik beseelten Träumer auf der Leinwand zum Leben zu erwecken. Großartig gespielt, berührend und absolut menschlich nimmt er das Publikum für sich ein.
Neben einem wichtigen Zeitdokument ist „Good Vibrations“ allerdings auch die Chronik des Belfast Punk. Eine Jugend, die eingesperrt ihre Zeit verbringt und Angst haben muss morgen schon tot zu sein, benötigt ein Ventil. Aus diesem Gedanken heraus entstand die Punk-Szene in Nordirland, die schlussendlich auch bis London überschwappte. Demnach ist „Good Vibrations“ auch eine Hommage an die Kraft der Musik. Eine Kraft, die es erlaubt, für einen Moment loszulassen und die kaputte Welt um einen herum vergessen zu machen. Die sich nicht darum schert, ob der Fan gegenüber Protestant oder Katholik ist. Genau dieses Bild wird vom Film mehr als nur einmal aufgenommen und dem Zuschauer näher gebracht. Inszenatorisch geht „Good Vibrations“ zwar keine neuen Wege, was angesichts des Stoffes allerdings auch überhaupt nicht notwendig ist. Dank der sympathischen Charaktere, dem fabelhaften Soundtrack und einer rund um überzeugenden Bildsprache weiß der Film wohl jeden zu begeistern. Dort draußen gibt es Menschen, deren Geschichte es wert ist, erzählt zu werden. Weil sie uns lehren, unsere Scheuklappen runter zu nehmen und Andersartigkeit zu akzeptieren. Wie Hooley im Film zu seinem Buchhalter sinngemäß schon sagte: Der Sinn dahinter (der Musik) war nicht, Geld zu machen. War es nie.
Publikumswertung: 2,1
Klasse Cast. Da kann wirklich Keiner meckern.
Wenn Jason Reitman einen Film dreht, ist ihm eine gewisse Aufmerksamkeit sicher. Mit „Up in the Air“ erlangte der Sohn von Ivan Reitman („Ghostbusters“) Weltruhm, Oscarnominierung inklusive. Mit „Labor Day“ kehrt er den eher komödiantisch angehauchten Filmen nun erstmals den Rücken zu.
Nach einer Buchvorlage von Joyce Maynard lässt er die introvertierte Adele (Kate Winslet) und ihren Sohn Henry (Gattlin Griffith) direkt in die Arme des flüchtigen Verbrechers Frank (Josh Brolin) laufen. Der zwingt sie, ihn mit nach Hause zu nehmen. Dort versucht er sich vor der Polizei zu verstecken, um sobald wie möglich weiter zu kommen. Aus einer Nacht wird ein gesamtes Wochenende, währenddessen sich die Einstellung zwischen den Geiseln und Geiselnehmer drastisch verändern. Adele und Frank öffnen sich zueinander und Henry erkennt in Frank bald eine neue Vaterfigur.
Nun, die Ausgangslage ist schon ein wenig abenteuerlich. Da hilft nicht einmal ein Regisseur der Marke Reitman um die Prämisse glaubwürdiger zu gestalten. Hat eine Buchautorin mehrere hundert Seiten Zeit, die Gefühle und Gedanken der Protagonisten zu erklären, muss im Film einiges der Schere zum Opfer fallen. Aus anfänglichem Interesse wird mit zunehmender Zeit arges Zweifeln, was dem Film in keiner Weise hilft. Die Beziehung zwischen Frank und Adele steht auf wackligen Beinen und – noch schlimmer – leidet unter unfreiwilliger Komik. In wunderschönen Bildern zelebriert Reitman die aufkeimende Liebe im heruntergekommenen Familienhaus, vergisst aber, seine Darsteller mit ebenso gelungenen Dialogen zu füttern. Hin und wieder durchbricht ein ungewollter Lacher die Romantik, was ein Todesurteil für jedes Liebesdrama ist, das ernstgenommen werden will. Das größte Hindernis dabei ist die Figur des Franks selbst. Seine tragische Hintergrundgeschichte mag noch einigermaßen stimmig sein, wie er allerdings zum perfekten Mann stilisiert wird, nicht. Do you have problems? Better call Frank! Er kocht, repariert, bohnert, spielt mit deinen Kindern und kann ein Musikinstrument spielen. Wow! Wenn eine Frau mal das Idealbild eines Mannes auf charakterlicher Ebene sehen will: „Labor Day“ wird in ein paar Jahren als Lehrmaterial herangezogen werden müssen.
Dementsprechend schleichen sich im Mittelteil, der für die Charakterisierung sämtlicher Figuren wichtig ist, Längen ein. Hübsche Bilder helfen nicht über Unglaubwürdigkeit hinweg und auch das Darstellerensemble kann da nicht sonderlich viel retten. Zwar spielen Winselt und Brolin das unmögliche Paar überzeugend, doch eine wirkliche Bindung zum Zuschauer entsteht nicht. Erst zum Finale hin – wenn Reitman nun auch Thrillerelemente miteinbringt – wird ein wenig des Potenzials sichtbar, das in „Labor Day“ schlummert. Diese kann vermutlich in der Buchfassung entdeckt werden, wo die rasante Entwicklung über drei Tage hinweg nicht so auffällt, oder glaubhaft kaschiert wird. Jason Reitman ist ein hervorragender Regisseur, allerdings braucht auch er ein gelungenes Skript.
Ein Nicolas Cage hat es heutzutage nicht leicht. Angehäufte Schulden müssen bezahlt werden, sogar sein Schloss in Bayern musste dran glauben. Ähnlich, wie sich die Lebensqualität des einstigen Stars tragischerweise verschlechtert, leidet auch seine Filmbiographie darunter. Seit Jahren sind seine filmischen Erzeugnisse ein Fall für das verstaubte DVD-Regal. Nur selten scheinen noch gelungene Exemplare zu erscheinen, wie beispielsweise „Bad Lieutinant“, wo sein Over Acting einfach Sinn macht. Mit „Tokarev“, einer weiteren Direct-to-DVD-Produktion, versucht der Mime sich wieder etwas zu rehabilitieren. Ein Actionthriller im Drama-Gewand und – ganz aktuell – einem Rachepfad folgend. Im Fahrwasser von „96 Hours“ und Co entspinnt der ziemlich unbekannte Regisseur Paco Cabezas ein arg schwankendes Konstrukt aus Rachefantasien, einem entfesselten Cage und der einen oder anderen netten Actionszene.
Leider ist Cage aber kein Liam Neeson. Wo der Ire in Kämpfen mit ordentlich Schmackes seinen Gegnern eins überzieht, leidet Cage an einer fast schon witzigen Unbeweglichkeit. Da helfen auch keine schnellen Schnitte um seine Unsportlichkeit zu kaschieren. Die Story selbst weist in Grundzügen einige interessante Ansätze auf, die allerdings allesamt im Nichts verpuffen. Sogar der Storytwist zerfällt bei genauerer Betrachtung in seine Einzelteile und raubt der Hauptfigur jegliche Glaubwürdigkeit. Trotz guter Besetzung in Nebenrollen entsteht weder die Coolness, noch die Kaltschnäuzigkeit eines „96 Hours“. Da hat man schon einen Schauspieler der Marke Peter Stormare und nutzt ihn nicht. Fatal!
Trotzdem ist „Tokarev“ in seiner Eigenschaft als absolut anspruchsloses Filmchen für Fans sicher einen Blick wert. Denn schlimmer als beispielsweise „Wicker Man“ ist er nicht. Das ist allerdings auch nicht sonderlich schwer. Als angedachtes Thrillerchen mit Drama-Elementen sicherlich gescheitert, für einen vergnüglichen Abend und den richtigen Getränken im Haus aber einen Blick wert.
Ein Bahnhof an Neujahr. Im Zug zwängen sich feiernde Menschen aneinander vorbei, lachen mit ihren Freunden im Waggon und stoßen auf das neue Jahr an. Die Stimmung ist ausgelassen, fröhlich. Plötzlich betritt die Polizei den Bahnhof, zwingt Einige der Feiernden aus dem Zug auszusteigen. Die Stimmung kippt, Handys werden gezückt. Einer der beiden Polizisten stellt die vier Afroamerikaner an die Wand und ruft nach Verstärkung. Beleidigungen fliegen hin und her, der männliche Polizist wird handgreiflich. Im Zuge dutzender Handykameras, die auf ihn gerichtet sind, wirft er einen der Feierwütigen zu Boden, drückt ihm den Stiefel ins Genick. Die Schaulustigen beginnen sich zu regen, Unmut wächst und langsam entgleitet den Offiziellen die Situation. Die Verstärkung trifft ein, hektisches Gezerre füllt das Bild. Plötzlich ertönt ein Schuss. Das Bild wird schwarz. Nur Entsetzensrufe sind zu hören.
So beginnt „Fruitvale Station“. Ein Film, der in den USA für große Wirbel gesorgt hat. Basierend auf wahren Begebenheiten zeichnet der Film die Geschehnisse des Silvesterabends 2009 nach, die zu den schwersten Rassenunruhen seit 1992 führten. Im Mittelpunkt des Geschehens steht der junge Afroamerikaner Oscar Grant. Erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen, trifft er an diesem Tag die Entscheidung seines Lebens. Er will endlich mit seinem Leben aufräumen, seiner Tochter ein guter Vater und seiner Frau ein guter Ehemann sein. Schluss mit dem Dealen, dem Lügen und Betrügen. Doch der schicksalshafte Tag des 1.1.2009 wird das Leben seiner Familie für immer verändern.
Rein filmisch gesehen, hat „Fruitvale Station“ seine Probleme, den Zuschauer bei Laune zu halten. Die ersten 60 Minuten haftet die Kamera fast dokumentarisch an seinem Protagonisten. Das Publikum erfährt, wie er lebt, was er denkt und wie er mit sich selbst hadert. Im Grunde nichts Neues, denn Schicksale aus dem Drogensumpf der USA hat es schon zu Dutzenden gegeben. Regisseur Ryan Coogler führt in fast schon entschleunigten Bildern durch das anfangs verkorkste Leben Oscar Grants und weiß wenig Neues zu erzählen. Nähert der Film sich jedoch seinem Anfangsbild, ändert sich die Lage. Jetzt entpuppt sich Cooglers langsame Herangehensweise als kluge Taktik, da das Geschehen an Tempo kolossal zunimmt und durch schnelle Schnitte an Intensität gewinnt. Den Zuschauer presst es förmlich in seinen Sessel, wenn das Unheil seinen Lauf nimmt und die Situation eskaliert. Hier macht sich das ausführliche Kennenlernen des Hauptcharakters bezahlt, wodurch es leichtfällt, in ungläubiges Staunen zu verfallen. Positiv hervorzuheben ist, dass Regisseur Coogler nicht zu offensichtlich versucht, auf die Tränendrüse zu drücken. Viel eher entpuppt sich „Fruitvale Station“ als Drama über einen Mann, der gerade im Begriff sich zu ändern, daran gehindert wird. Und das ist schade. Verdammt schade.
Nach nur 85 Minuten ist der Spuk vorbei. Die ausschweifenden Gerichtsverhandlungen streift der Film nur durch Texteinblendungen, wodurch ein wenig Eigenrecherche notwendig ist.
War das Verhalten der Polizei nun rassistisch motiviert? Verwechselte der Officer tatsächlich Dienstwaffe mit Taser? Fragen, die niemals eindeutig beantwortet werden können, es sei denn der Betroffene würde seine Aussagen wiederrufen. Fakt ist, dass diese Situation für Jedermann einen erhöhten Stresspegel bedeutet. Gerade dann, wenn man sowieso von einem gefährlichen Einsatz zum Nächsten gerufen wird (wie der Schütze). Dazu mit rund 200 Schaulustigen. Zugute halten muss man „Fruitvale Station“, dass er keine Seite ernsthaft begünstigt. Zwar war das Einschreiten der Polizei klar überzogen, die Beleidigungen in Richtung weiblicher Officer allerdings auch. Was bleibt, ist ein tragischer Vorfall, der zu noch Schlimmerem führte.
Man darf allerdings auf weitere Projekte des Regisseurs gespannt sein. Mit einem etwas stringenteren Skript, dürfte ein Meisterwerk in jedem Falle möglich sein.
Super!
Habe mit dem Drehbuch angefangen und bin bisher sehr angetan.
Eine winzige Kleinigkeit (vielleicht liegts auch nur an mir): In einer Szene sagt Henner:" Bei dem großen Baum dahinter, nicht?".
Dieses nicht habe ich so noch nie jemanden sprechen hören. Vielleicht ist das regional abhängig, aber bisher habe ich das lediglich in Büchern gelesen. Und das waren dann Übersetzungen vom Englischen (isn't it?) ins Deutsche. Passender wäre dann ein "oder?" oder "oder nicht?".
Aber, wie gesagt, vielleicht liege ich damit auch einfach falsch. ;)
Es gab wohl kein Thema, dass Filmfans nicht ausgiebiger diskutierten, als das neuerliche Reboot des Superhelden Spider-Mans. Der Sinn, nach gerade einmal zehn Jahren (geht man vom Erscheinungsdatum des 1. Spider-Man aus) eine Neuauflage zu verfilmen, erschloss sich vielen nicht. Für viele ist die Version von Sam Raimi rundum gelungenes Popcornkino, das erst mit seinem letzten Abenteuer ins Schlingern geriet. Wobei dort allerdings auch das Produktionsstudio Raimi ziemlich in die Quere kam und ihn seine Vision nicht umsetzen lies.
Nun steht mit „The Amazing Spiderman 2 – Rise of Electro“ schon die Fortsetzung der neuen Reihe an. Wieder einmal scheint sich die Faustregel aller Sequels zu bestätigen: Höher, schneller, weiter. Regisseur Marc Webb („500 Days of Summer“) vereint dieses Mal satte drei Gegenspieler in einem 140-minütigen Film und lässt seinen Helden so Schwerstarbeit erledigen. Daran scheiterte schon „Spiderman 3“ (2007), der mit Green Goblin, Sandman und Venom schlichtweg überfrachtet war. Zunächst scheint „The Amazing Spiderman – Rise of Electro“ dieselben Fehler allerdings nicht zu wiederholen.
Als Hauptgegner ist schnell Electro gefunden. Dargestellt vom genialen Jamie Foxx erhält er den Anstrich eines tragischen Bösewichts, der durch bloßen Zufall in New York für Angst und Schrecken sorgt. Ihm liegt eine feine und vor allem glaubhafte Charakterisierung zugrunde, weshalb es unverständlich ist, wieso ihm Regisseur Webb und die Drehbuchautoren Orci, Kurtzman und Vanderbilt (3 Bösewichte für 3 Autoren?) noch zwei weitere Antagonisten zur Seite stellen. So verschiebt sich leider der Fokus und der eigentliche Gegner Spider-Mans verpufft im wahrsten Sinne des Wortes. Nichtsdestotrotz besitzt „The Amazing Spider-Man 2 – Rise of Electro“ einige äußerst packende Szenen, die auch dank der talentierten Darsteller hervorragend funktionieren. Neben Foxx darf auch Jungstar Dane DeHaan (vom Aussehen her ein junger DiCaprio) als Harry Osborn zeigen, was er drauf hat. Mag er Electro zwar ein wenig benötigte Screentime stehlen, so überzeugt er dank sadistischem Grinsen doch sehr. Charakterdarsteller Paul Giamatti alias Rhino wird in 2 Minuten allerdings komplett verheizt. Hoffentlich hat sich die Gage hierfür gelohnt. Spider-Man-Darsteller Andrew Garfield mimt – wie schon in Teil 1 – einen ganz anderen Peter Parker, als noch Tobey Maguire. Cool, immer mit einem witzigen Spruch auf den Lippen, entspricht er so gar nicht dem Bild, das in den Comics noch verbreitet wurde. Aber das ist sicherlich Geschmackssache. Der „Spider-Man“ aus Raimis Trilogie erscheint einfach eine Spur menschlicher, herzlicher und fehlerhafter – es ist einfacher mit ihm mitzufiebern, weshalb Szenen, die vor Pathos nur so triefen, einfacher durchgehen. In der neuen Reihe hat Marc Webb deutliche Probleme, diese Szenen in den Griff zu bekommen. Auch in „The Amazing Spiderman 2 – Rise of Electro“ gibt es natürlich solche Momente. Sie wollen allerdings überhaupt nicht in den eigentlich schnellen Ton des Films passen und wirken wie Fremdkörper. Was mit den Figuren geschieht ist nur von geringem Interesse, was auch der kruden Story zuzuschreiben ist. Die Verschwörungsgeschichte ist in ihrer Präsentation doch arg unglaubwürdig. Außerdem hapert es hin und wieder an Dialogen und der inneren Logik des Films. Während sich Peter Parker und seine Angebetete Gwen Stacey immer wieder dieselben Dialoge liefern, denkt der Zuschauer schon fast melancholisch zurück an Maguire/Dunst, die ihre Beziehung doch echter auf die Leinwand transportierten. Hier ist’s einfach nur ein cooler Junge, der nicht so ganz weiß, was er will und trotzdem durch extrovertierte Aktionen die Mädels rumkriegt. Eine Identifikation mit diesem ADHS-Spinnenmann fällt dementsprechend schwer.
Vielleicht ist die neue Reihe aber auch einfach für ein anderes Zielpublikum bestimmt. 14- bis 16-jährige dürften hier deutlich mehr Spaß haben, als das ältere Semester. Die Gags sind völlig auf sie zugeschnitten und die Action in ihrem Bombast einfacher zu konsumieren. Ist auch völlig in Ordnung, schließlich benötigt jedes Alter seine Filme. Das heißt auch nicht, der Film würde nicht unterhalten. Marc Webb findet immer wieder erstaunliche Bilder – vornehmlich in den Actionszenen – die das Publikum staunen lassen. Gerade das erste Aufeinandertreffen zwischen Electro und Spider-Man ist nahezu berauschend und verbindet ausgeklügelte Kamerafahrten mit einem originellen Technosound, der sich gewaschen hat. Schade nur, dass das der Film nicht gänzlich durchhält. Es müssen ja noch weitere Gegner eingeführt werden und die Zeit auf satte 145 Minuten gestreckt werden. Schade drum. So ist „The Amazing Spiderman 2 – Rise of Electro“ meist kurzweilig, mit berauschenden Actionszenen, versagt allerdings auf charakterlicher Ebene völlig. Kino fürs Auge, weniger für Herz und Hirn.
Man mag von der Person Robyn Davidson halten, was man will. Ob verrückt, verschroben oder weltfremd – ihre Taten sind in jedem Fall mutig und verdienen eine gewisse Huldigung. Mit gerade mal 27 Jahren in glühender Hitze durch das australische Outback zu marschieren ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Dabei ist klar: Diese Reise findet nicht nur auf der Karte statt, sondern auch in Robyn selbst. Je weiter sie kommt, desto besser versteht sie sich selbst. Zwischen Selbstzweifeln, Stolz und dem Gefühl, vor Menschen fliehen zu müssen, entfaltet sich unter dem sternenklaren Nachthimmel Australiens eine Tour de Force, die Regisseur John Curran in einfühlsamen Bildern darlegt. Zusammen mit Kamerafrau Mandy Walker fängt er die spröde Schönheit Australiens perfekt ein. Wie Robyn mit ihren Kamelen durch sengende Hitze marschiert, die Wasservorräte knapp werden und sie sich völlig alleine doch nach Unterhaltung sehnt, entwickeln sich faszinierende Szenen. An Originalschauplätzen gedreht, schlägt sich der Aufwand sofort in der Qualität von „Spuren“ nieder. Auf der großen Leinwand wirken Schauplätze der Marke Uluru natürlich noch imposanter und erschaffen eine gewisse Ehrfurcht vor dem beeindruckenden Naturschauspiel, das sich dem Zuschauer bietet. Für die einen dürfte „Spuren“ in seiner Bildgewalt absolut faszinierend wirken, für die Anderen eher erschreckend. Schließlich ist Robyns Reise – obwohl finanziert – hochgefährlich. Da hilft auch nicht die Schönheit des wenig besiedelten Kontinent.
„Spuren“ kann sich zudem auf seine talentierte Hauptdarstellerin verlassen. Mit Mia Wasikowska hat Regisseur John Curran einen heranwachsenden Star an der Hand, der ihm dankbar jede Facette des Charakters Robyn Davidson entschlüsselt. Wasikowska ist einfach unheimlich stark in ihrer Rolle und sorgt dafür, dass der Zuschauer auch in etwas langwierigeren Passagen des Films am Ball bleibt. Ihre Performance hier dürfte zum Besten in ihrer noch jungen Karriere zählen, was aber nicht verwundert. Schließlich dürfte sich so ziemlich jede Darstellerin Hollywoods solch eine Rolle in ihren Träumen wünschen. Da verwundert es nicht, dass in den 90ern beispielsweise Julia Roberts und Nicole Kidman für eine mögliche Verfilmung in Frage kamen. Gut, dass nun Wasikowska zusammen mit Adam Driver als Fotograf Smolan die Kamele führen darf. Wie das Publikum im Abspann auch sehen wird, sind sie allein optisch schon die perfekte Wahl.
„Spuren“ ist ein etwas sperriges Stück Film geworden. Allerdings passt das völlig zu seinem Hauptcharakter, der große Strapazen auf sich nimmt um zum einen der Welt zu entfliehen und sich selbst ein wenig näher zu kommen. Für Fans Australiens ein unbedingtes Muss und für solche, die es werden wollen unbedingt. Denn am Ende versteht auch der Zuschauer Robyn Davidson ein wenig besser und kann ihren Willen, sich von der Gesellschaft für einen kurzen Moment loszureißen, verstehen. Es gibt nur dich, den Boden auf dem du stehst und den Sternenhimmel. Allein im Universum. Wie beängstigend und gleichsam gewaltig muss sich das nur anfühlen?
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Ich bin fassungslos. "Sabotage" ist so schlecht, dass er mir sogar die Lust, eine längere Kritik zu verfassen, nimmt. Völliges Versagen auf sämtlichen Ebenen. David Ayer, Regisseur großartiger Filme der Marke "Training Day" und "End of Watch" demontiert sich selbst und Stümper Shit Woods darf sich weiterhin als Autor verdingen. Frechheit. Unfassbar. Arnie, das hast du nicht verdient.
Nachdem Dany Boon und Kad Merad von Frankreich aus 2008 mithilfe von „Willkommen bei den Sch’tis“ in Europa durchstarteten, steht nun mit „Der Super-Hypochonder“ ein weiteres Projekt der Beiden an. Die Erwartungen sind also dementsprechend hoch, ist „Willkommen bei den Sch’tis“ doch einer der größten Hits der vergangenen Jahre.
Dany Boon hat es sich auch dieses Mal nicht nehmen lassen, neben dem Part als Hauptdarsteller auch Regie zu führen, sowie das Drehbuch zu verfassen. Wie schon in „Nichts zu verzollen“ (Erscheinungsjahr 2010) ist er also verantwortlich für so ziemlich jede künstlerische Aufgabe in „Der Super-Hypochonder“. Der Film selbst nimmt sich des Hypochonders Romain Fubert (Dany Boon) an, der aufgrund seiner zahlreichen Ticks und Phobien kaum außer Haus geht und nur zwei Freunde hat. Einer davon ist sein langjähriger Hausarzt Zvenka (Kad Merad), der nur noch genervt ist von ihm. Als Romain jedoch versucht, etwas an seiner Einsamkeit zu ändern, gerät das Leben der Beiden gehörig durcheinander.
Nun, aus der Person des Romains ist natürlich einiges herauszuholen. Seine Unfähigkeit den Alltag zu überstehen, die Schwierigkeiten Frauen anzusprechen oder gesellige Abende über die Runden zu bringen. All das gestaltet sich mit einem Super-Hypochonder verständlich schwierig. Diese Seiten bringt Boon auch oftmals urkomisch rüber. Seine Gestik und Grimassen sind so vollkommen überzogen, dass der Zuschauer nicht aus dem Lachen herauskommt. Leider aber trifft der Film nicht immer den richtigen Ton und übertreibt hier und da ein wenig. Die Story selbst schlägt zum Ende hin einige unerwartete Haken und wirkt dementsprechend unausgewogen. Einfach deshalb, weil manche Szenen nicht zum Rest des Films passen wollen und ihn leider ausbremsen. Da entwickelt sich „Der Super-Hypochonder“ von einer Außenseiterkomödie zu einem waschechten Revolutionärsfilm – natürlich mit gehörigem Augenzwinkern versehen. So ganz will sich der Schlussakt aber nicht in das Gesamtwerk einfügen.
Das ist dann auch der Grund, wieso „Der Super-Hypochonder“ nicht ganz an „Willkommen bei den Sch’tis“ anknüpfen kann. Die Grundzutaten sind zwar stimmig, Boon und Merad auf der Leinwand erzsympathisch – doch „Der Super-Hypochonder“ läuft einfach nicht völlig rund. So bleibt ein zwar vergnüglicher Kinoabend, jedoch nichts, das länger im Gedächtnis bleiben würde. Kein Muss, aber definitiv ein Kann.
„Zulu“ – das ist eine südafrikanische (schwarze) Volksgruppe, die die Mehrheit der Bevölkerung darstellt. Im gleichnamigen Film widmet sich Regisseur Jerome Salle dem Südafrika der Post-Apartheid und stellt dem Zuschauer mit der Figur des Ali Neuman (Forest Whitaker) einen Zulu vor, der es bis zum Chef der Mordkommission in Kapstadt gebracht hat. Basierend auf der Buchvorlage des Franzosen Caryl Ferey entwirft er ein schockierendes Bild eines Landes, das zwanzig Jahre später immer noch an den Nachwirkungen dieser schonungslosen Zeit leidet.
In „Zulu“ herrscht wenig Hoffnung. Zwar wird Kapstadt gerne von Touristen aus aller Welt frequentiert, doch wendet man sich den ärmeren Vierteln der Stadt zu, sieht alles schon ganz anders aus. Armut wohin das Auge reicht, Menschen, die in Blechhütten leben und die man ohne Schutz eigentlich gar nicht betreten darf. An diesen Plätzen herrscht das Recht des Stärkeren, oder – wie die Hauptcharaktere im Film wissen – derjenige, der skrupellos ist. Drogen überschwemmen die Straßen, Kinder verschwinden spurlos und selbst Mitglieder der High Society sind nicht mehr sicher.
Was anfangs noch wie ein gewöhnlicher Mord aussieht, entwickelt sich zu einer waschechten Verschwörung, die offene Wunden wieder aufreißt, teilweise an abstruse Nazi-Experimente erinnert und doch in allen Facetten in der Realität ihren Ursprung hat. Natürlich hat auch jede (vermeintlich) gute Figur im Film sein eigenes Kreuz zu tragen. Ob grausame Vergangenheit (Whitaker), oder ein verpfuschtes Vater-Sohn-Verhältnis (Whitakers Filmkollege Orlando Bloom) – hier besitzt niemand eine weiße Weste. Das spiegelt perfekt den Zustand Südafrikas wieder. Schließlich muss das Land immer noch mit den Nachwirkungen der Apartheid kämpfen, da noch lange kein Gras über die Sache wachsen konnte. Zeitzeugen sind noch zuhauf am Leben und erinnern sich nur allzu gut an die Gräueltaten der weißen Obrigkeit. Mandelas Erbe der kollektiven Vergebung ist ein zerbrechliches Abkommen, das jederzeit scheitern könnte, was „Zulu“ immer wieder in unheilvollen Bildern heraufbeschwört. Geschickt nutzt der Film seine wenigen harschen Gewaltspitzen um dem Zuschauer die Fragilität des Landes (und seiner Protagonisten) zu verdeutlichen. Es knallt selten in „Zulu“, doch wenn, dann richtig.
Deshalb ist es umso trauriger, dass der Spannungsbogen hier und da brüchig ist. Manche Szenen sind einen Tick zu lang gehalten und entschleunigen den Thriller ein wenig. Dadurch büßt „Zulu“ nach großartigen Szenen an Spannung ein. Dank des talentierten Darstellergespanns kann dieser Umstand aber aufgefangen werden. Vor allem Orlando Bloom (Legolas in „Der Herr der Ringe“) zeigt eine völlig neue Seite an sich. Da verzeiht der Zuschauer auch, dass der Film zum Ende hin ein wenig zerfahren wirkt, was in der Buchvorlage bestimmt ausführlicher besprochen werden konnte. Trotzdem ist „Zulu“ – obwohl in erster Linie an purer Unterhaltung interessiert – ein gelungenes Beispiel für die Reflexion der Apartheid und der Zeit danach. Die Konflikte, die unter der Oberfläche weiterhin brodeln und der Gedanke an Rache sind Dinge, die nicht erst Mandelas Exfrau in den 90ern mithilfe des militanten Flügels des ANC (Afrikanischer Nationalkongress) vergelten wollte.
Auge um Auge, Zahn um Zahn. Dass dies nicht der richtige Weg ist, daraus macht auch „Zulu“ Gott sei Dank keinen Hehl. Hier siegt nämlich, trotz der nihilistischen Aufmachung und der im Grunde zerstörten Charaktere, doch die Hoffnung. Auch wenn man sie unter Blut und Schweiß erst finden muss.
Stilistisch eine Mischung aus "Die Tribute von Panem" und "Twilight". Ist im Grunde nicht schlecht, kann aber sein Potenzial nicht ausschöpfen. Schade.
Es war einmal….ein Produktionsstudio auf der Suche nach dem nächsten Hit. Dieses hatte mit der „Twilight“-Reihe einen veritablen Hit vorgelegt und versuchte nun erneut dasselbe Zielpublikum anzusprechen. Im Zuge der „Tribute von Panem“-Verfilmungen stieß es relativ schnell auf die Autorin Veronica Roth und ihre „Die Bestimmung – Divergent“-Saga. Eine Trilogie, noch dazu fest im Jugendbuch-Segment verankert, bedeutet heutzutage doch sofort einen Hit. Oder?
Nun, andere Produktionsstudios können Summit Entertainment bestimmt vom Gegenteil berichten. Constantin Film floppte mit „Die Chroniken der Unterwelt“, filmen aus Trotz allerdings trotzdem weiter. Warner Bros. erlitt mit „Beautiful Creatures“ dermaßen Schiffbruch, dass weitere Teile erst gar nicht in Auftrag gegeben wurden. Inwiefern sollte es mit „Die Bestimmung – Divergent“ also anders sein?
Zum einen besitzt der Film eine durch und durch interessante Grundidee. Das Chicago der Zukunft ist in fünf Bezirke unterteilt. Je nach Charaktereigenschaften werden Menschen in Kategorien unterteilt, welche sie ihr ganzes Leben ausfüllen müssen. Es gibt die Ferox (furchtlos und stark), die Ken (wissbegierig und schlau), Amite (aggressionsfrei und naturverbunden), die Altruan (selbstlos und gerecht) und die Candor (ehrlich und rechtschaffen). Die Heldin dieser Geschichte, Beatrice, muss sich einem Test unterziehen, um einer Sektion zugeordnet werden zu können. Dieser offenbart jedoch unglaubliches, denn Beatrice ist eine Unbestimmte. Das heißt, sie gehört mehreren Fraktionen an. Das ist von den Mächtigen der Stadt nicht gern gesehen und so muss sie ein Doppelleben führen. Die Prüfungen innerhalb ihrer neuen Sektion machen es ihr jedoch sehr schwer, nicht aufzufallen.
In dieser Prämisse verbirgt sich außerordentliches Potenzial. Eine Gesellschaft, die Krieg durch Gleichheit versucht zu vermeiden. Jegliche Form der Individualität wird ausgemerzt, ein Jeder muss sich den Wünschen seiner Fraktion beugen. Ein ähnliches Gedankenspiel formte schon Kurt Wimmer mit seinem Kultfilm „Equilibrium“, indem die gesamte Menschheit auf ihre Gefühle verzichten musste. „Die Bestimmung – Divergent“ präsentiert sich dabei ähnlich, allerdings wesentlich entschärfter. Unübersehbar sind die Querverweise zu „Die Tribute von Panem“. Summit Entertainment will offenkundig auf denselben Zug aufspringen und ähnliche Erfolge einfahren. Das gelingt allerdings nur bedingt.
Zwar ist die Ausgangslage des Films durchaus interessant. Die Umsetzung weist leider einige Fehler auf. Auf der Habenseite steht ein überzeugendes Leinwandpaar, das mit Shailene Woodley („The Descendants“) und Theo James formidabel besetzt ist. Vor allem Woodley muss sich als Beatrice keineswegs verstecken und trägt den Film mühelos. Auch sie gehört – wie ihre Kollegin Jennifer Lawrence – zur jungen, frischen Garde Hollywoods, die nicht zur hollywoodschen Barbiekollektion gehört. Viel mehr überzeugt sie durch Talent, sowie einer eigenwilligen Schönheit, die eben nicht in das übliche 08/15-Schema passt. In den Nebenrollen ist „Die Bestimmung – Divergent“ nicht minder schlecht besetzt. Vor allem Kate Winslet benötigt nur Momente um dem Zuschauer ihre Kälte und Durchtriebenheit zu veranschaulichen. Schade, dass sie nur wenig Screentime bekommt.
Unnötigerweise verbaut es sich der Film aber auf anderen Ebenen. Tonal weiß Regisseur Neil Burger („Ohne Limit“) oftmals nicht wohin. Mal orientiert sich der Film am ernsten Tonfall von „Die Tribute von Panem“ um wenig später in Teenie-Gefilde a la „Twilight“ abzurutschen. So entsteht ein merkwürdiger Zwitter, der nichts Ganzes und nichts Halbes darstellt. Dazu gesellt sich eine Vielzahl schmieriger Popsongs, die die Ernsthaftigkeit des Films mehr als einmal untergraben. Da hat „Die Bestimmung – Divergent“ eigentlich einen gelungenen Score, doch stattdessen dröhnt ein Song nach dem anderen aus den Boxen. Mit 139 Minuten ist der Auftakt der Trilogie auch schlichtweg gute 20 Minuten zu lang. Der Beginn zieht sich ein wenig, wohingegen die Ausbildung zum Ferox äußerst interessant ist. Nur gegen Ende verfällt „Die Bestimmung – Divergent“ wieder in etwas Leerlauf. Ein wenig mehr Straffung hätte hier definitiv nicht geschadet.
So ist „Die Bestimmung – Divergent“ zwar ein besserer Vertreter der Young Adult Fantasy, kann aber seinem großen Panem-Bruder zu keiner Zeit das Wasser reichen. Trotzdem sollte man den nächsten Teil nicht aus den Augen lassen. Die Zutaten für großes Kino sind nämlich immer noch vorhanden.
4400?
Wenn „Noah“ eines ist, dann wohl ein heißes Eisen. Es gehört schon verdammt viel Mumm dazu, eine durch und durch christliche Geschichte an die Hand zu nehmen und diese in einem Multimillionendollar-Projekt zu verwerten. Regisseur Darren Aronofsky, der sowieso ein ziemlich ambitionierter Künstler ist, tut genau das. Dank seiner bisherigen Hits der Marke „The Wrestler“ und „Black Swan“ scheint ihm der Durchbruch bei den Massen gelungen zu sein und die Studios Hollywoods vertrauen ihm. Satte 130 Millionen Dollar verschlang sein neuestes Werk, das sich vor Schauwerten kaum zu retten vermag.
Zunächst einmal muss eine Sache geklärt werden: „Noah“ mag zwar im Großen und Ganzen die biblische Geschichte des Erbauers der Arche erzählen, basiert aber eher auf der gleichnamigen Graphic Novel des Regisseurs Aronofskys. Dieser scheut sich nicht, dort wie im Film jede Menge Fantasy-Elemente mit einzubauen, was Fundamentalisten wohl eher ungern sehen wollen. Nicht umsonst gab es im Vorfeld Querelen seitens einiger christlicher Fernseh- und Radiosender. In den USA, versteht sich. Aber wie heißt es schön: Selbst schlechte Presse, ist gute Presse. Dabei hält sich der Film – mit ein paar Ausnahmen – erstaunlich genau an die in der Bibel und den Apokryphen beschriebenen Geschehnisse.
Glücklicherweise verkommt „Noah“ dabei nicht zu bloßem Missionars-Werbematerial. Dank der eingesprengten Fantasy-Elemente ist der Film stets ein wenig überhöht, wodurch sich wohl niemand genötigt fühlen wird, sofort der Kirche ein paar Euros zu spenden. Viel eher ist es die Geschichte eines Mannes, der vom Hass der Menschheit abgestoßen ist und Trost findet in seinem Glauben und seiner Familie. Natürlich wird seine Einstellung Gott gegenüber, als auch seiner Familie, auf den Prüfstand gestellt. Das sorgt für einige packende Szenen, fernab jeglicher Effekte-Orgien und Action-Elemente.
Wenn nämlich Darren Aronofsky bei einem Film das Ruder übernimmt, hat der Zuschauer gewisse Erwartungshaltungen. Kaum ein anderer Regisseur vermag es, seine Vision so adäquat auf die Leinwand zu bannen, wie er es tut. Ob bizarrer Drogentrip („Requiem for a dream“) oder Sinnsuche („The Fountain“) – bei Aronofsky bekommt das Publikum Bilder geboten, die es nicht mehr vergisst. Hierbei reiht sich „Noah“ auch halbwegs ein. Immer wieder scheint Aronofskys Gabe mit der Kamera mehr zu erzählen, als durch Dialoge, hindurch. Da gibt es Szenen von erhabener Schönheit, die sich spielend abwechseln mit der graphischen Darstellung der Sünde des Menschen.
Mit Russell Crowe hat Aronofsky auch gleich den perfekten Darsteller des Noah gefunden. Kraftvoll, entschlossen und zu allem bereit, stelllt er sich den Sündern entgegen und bringt gleichermaßen seine Familie durch allerlei Gefahren hindurch. In den Nebenrollen glänzen insbesondere Jennifer Connelly und Emma Watson, die Beide schon längere Zeit nicht mehr zeigen konnten, was sie darstellerisch eigentlich drauf haben. In 138 Minuten bekommen sie jedoch genügend Raum zur Entfaltung. Gerade im letzten Drittel des Films – das sich fast zu einem Kammerspiel entwickelt – darf die gesamte Riege zeigen, was sie wert ist. Nur Logan Lerman fällt da etwas ab, was aber angesichts seiner undankbaren Rolle auch nicht verwundert.
Allerdings ist nicht alles Gold, das glänzt. Tricktechnisch ist „Noah“ nämlich trotz des hohen Budgets hin und wieder etwas unausgegoren. Was die Tierwelt anbelangt, ist deren Ursprung im PC manchmal deutlich erkennbar. An die Leistung in „Planet der Affen“ kommt „Noah“ leider nicht heran. Außerdem sackt der Spannungsgrad in der letzten Viertelstunde ein wenig ab und das vorher perfekt ausbalancierte Gleichgewicht aus Fantasy und Religion verschwimmt etwas. Das ist jedoch Mäkeln auf hohem Niveau. „Noah“ ist vielleicht der konventionellste Film Aronofskys, in Sachen Spannung, interessanten Charakteren, sowie faszinierenden Bildern im Kino jedoch ein echtes Erlebnis. Seinem Stil bleibt das Ausnahmetalent nämlich auch im hochbudgetierten Bereich treu.
Diddi Hallervorden verbinden die meisten Menschen mit Klamauk der Marke „Nonstop Nonsens“ oder „Didi – Der Doppelgänger“. Wenige wissen, dass er durchaus auch fähiger Charakterdarsteller ist, wie beispielsweise schon in den 70ern in „Das Millionenspiel“. 2013 startete er mit „Sein letztes Rennen“ den Versuch eines Comebacks.
Hallervorden spielt hier den ehemaligen Weltstar im Marathonlauf Paul Averhoff. In seiner Jugend gewann er jeden Preis, den es zu gewinnen gab. Nun, in Rente, genießt er seinen Lebensabend mit seiner Frau Margot. Als sich Margots Zustand jedoch verschlechtert schickt sie ihre erwachsene Tochter Birgit in ein Altenheim. Zutiefst erschüttert über die Zustände dort, fängt Paul wieder an zu laufen. Er trainiert für den Berlin-Marathon, was in den Augen der restlichen Bewohner dort, sowie dem Personal reiner Irrsinn ist. Durch seine körperlichen Aktivitäten bringt er den Ablauf im Altenheim gehörig durcheinander, was vor allem den Pflegern gehörig gegen den Strich geht…
Regisseur Kilian Riedhof („Homevideo“) hat zweifelsfrei ein Talent, wenn es darum geht, seine Zuschauer auf den Protagonisten einzuschwören. Hallervorden macht es ihm allerdings auch sehr einfach. Ungemein kraftvoll, würdevoll und resolut mimt er den alternden Laufstar, der das Ende kommen sieht. Vor allem das Zusammenspiel zwischen ihm und seiner Filmfrau Tatja Seibt birgt so manch rührende Momente, die vor allem durch ihre Authentizität gefallen. Ein Umstand, den der Rest des Filmes nicht in gleichem Maße erfüllen kann. Die Zustände im Altenheim lassen wahrlich kein Klischee aus. Sei es die Einrichtung und ihre Angestellten selbst, oder ihre Bewohner. Nur selten bricht „Sein letztes Rennen“ aus der Klischeekiste aus, etwa wenn sich die Senioren zu einem nächtlichen Gelage treffen. Inwieweit es in Deutschlands Altenheimen wirklich zugeht, kann der Autor dieser Zeilen leider (oder glücklicherweise) nicht beurteilen, weshalb dies nicht in die Bewertung des Films einfließt. Der Ablauf des Films selbst kann dafür aber zur Rechenschaft gezogen werden. Hier haben wir wieder einmal eine sehr klare Rollenverteilung, die zwischen Gut und Böse wenige Abstufungen zulässt. Der weitere Verlauf ist von Anfang an mehr oder weniger klar, wodurch der Film leider ein wenig überraschungsarm daherkommt.
Glücklicherweise sind jedoch sämtliche Darsteller bestens aufgelegt, wodurch formale Schwächen wieder wett gemacht werden. Hallervorden und Seibt sind – wie schon gesagt – über jeden Zweifel erhaben. Aber auch Heike Makatsch als Filmtochter überzeugt ebenso, wie Frederik Lau in der Rolle des eigentlich herzensguten Pflegers. So entwickelt sich „Sein letztes Rennen“ doch noch zu einer sympathischen Angelegenheit, die gegen Ende sogar ziemlich mitreißt und noch dazu ansprechend gefilmt ist. Comeback geglückt, der Zuschauer gerührt – so kann’s gehen.
Bitte, bitte, bitte redigiert eure Texte.
Als eigenständige Folge in Ordnung, als Staffelfinale allerdings ungenügend.
2011 eroberte „Rio“ zum ersten Mal die Leinwand und konnte mit fast 500 Millionen Dollar Einnahmen viele Vertreter auf die hinteren Ränge verweisen. Dazu gab es noch eine Oscarnominierung für den besten Song und die Fortsetzung war beschlossene Sache. Was den Erstling auszeichnete, waren die witzigen Charaktere, eine hervorragende Gagdichte und Songs, die weit von Disney entfernt waren und ein wenig brasilianisches Tanzfieber entzündeten. Hinzu gesellte sich ein tollpatschiger Held, der als Vogel in der Menschenwelt zurechtkommen muss.
Blu hat sich seit den Geschehnissen in Teil 1 wunderbar in Rio De Janeiro eingelebt. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Jewel hat er inzwischen drei kleine Kinder, die das Familienleben stets auf Trab halten. Da erreicht sie eine erfreuliche Nachricht: Das Forscherpaar Linda und Tulio haben am Amazonas weitere Artgenossen der beiden blauen Aras gefunden. Es versteht sich von selbst, dass die gesamte Familie einen Ausflug macht, um neue Freunde zu finden. Wenn ihnen da nicht ein alter Bekannter einen Strich durch die Rechnung macht…
Der brasilianische Regisseur Carlos Saldanha versucht nun die Idylle durch einen weiteren Tapetenwechsel zu torpedieren. Blu muss sich nun im Urwald - seinem eigentlichen Lebensraum - ¬¬ beweisen, was dem verwöhnten Vogel etwas schwer fällt. Storytechnisch bewegt sich „Rio 2“ leider überhaupt nicht auf demselben Niveau, wie noch sein Vorgänger. Von vorne bis hinten vorhersehbar, neue Charaktere, die direkt aus der Mottenkiste des Drehbuch-1-mal-1 zu stammen scheinen und obendrein zu viele Storystränge, die nicht alle zufriedenstellend vorgestellt werden. Die ersten 45 Minuten kann „Rio 2“ wirklich zu keiner Zeit an den Erstling anknüpfen, was im Grunde schade ist. Erst mit Ankunft im Dschungel bekommt der Film so langsam die Kurve. Die Gags werden besser und vor allem überraschender und dasselbe angenehme Gefühl wie in Teil 1 macht sich breit.
Schade nur, dass „Rio 2“ gleich zwei Bösewichte einführt und es versäumt wenigstens einem genügend Raum zu bieten. Nummer 1 wärmt die Geschehnisse des Originals auf, während Nummer 2 die Kritik an Abholzung durch den Menschen noch eindrücklicher machen soll. Funktioniert beides eher mittelprächtig, aber dank einiger nun doch zündender Gags durch diverse Sidekicks ist das zu verschmerzen. Zumindest den Kleinen dürfte der nunmehr zweite Ausflug mit den bunten Vögeln jedenfalls gefallen. Das ältere Semester dürfte anfangs jedoch Schwierigkeiten haben, dieselbe Begeisterung zu empfinden. Doch wenn ein Film bei seiner Zielgruppe punktet, ist das wohl halb so wild. Trotzdem bleibt „Rio 2“ unter seinen Möglichkeiten und erweckt den Eindruck, dass die „Herzensangelegenheit“ des Regisseurs Saldanha nun ein wenig ausgeschlachtet wird. Doch dasselbe Problem hatte schon das „Ice Age“-Franchise. Zufälligerweise ebenfalls vom selben Regisseur und demselben Produktionsstudio.
Es ist ein eher unbekanntes Stück Ost-West-Geschichte. Was passierte denn damals mit den Flüchtlingen, die (mehr oder weniger) legal aus der DDR ausreisten? Wie ging die BRD-Regierung damit um? Eine Antwort findet sich in Julia Franks Roman „Lagerfeuer“, in dem sie eigene Erfahrungen miteinfließen ließ. Als kleines Kind verbrachte sie selbst mehrere Monate in einem solchen Notaufnahmelager. Aus dem Buch ist nun der Film „Westen“ unter der Regie von Christian Schwochoch entstanden, der auch 1989 vor dem Mauerfall mit seiner Mutter in den Westen floh. Der Film ist also ein ziemlich persönliches Stück Zelluloid, was sich durchaus bemerkbar macht.
„Westen“ verwehrt sich nämlich sämtlicher Klischees und preist die Ausreise nicht als Allheilmittel an. Auch in der BRD haben Menschen Probleme, auch hier ist nicht alles perfekt. Das manifestiert sich besonders in den erniedrigenden Prozeduren, die Hauptfigur Nelly (Jördis Triebel) über sich ergehen lassen muss. Sehr persönliche Fragen, ernüchternde Arztbesuche und ein Staatsapparat, der stur auf die Ausführung seiner Gesetze beharrt. Dazu noch die ausländischen Geheimdienste, die die starke Frau ordentlich in die Mangel nehmen.
Zu Beginn wohnt Nelly Senff noch zusammen mit ihrem Sohn Alexej in der DDR. Mit einem riskanten Schwindel gelingt der kleinen Familie die Überfahrt in die BRD, wo sie sich einen Neustart erhoffen. Die Hoffnungen werden doch rasch gedämpft, als die Beiden in ein Auffanglager in Marienfelde verfrachtet werden. Dort muss Nelly allerlei erniedrigende Prozeduren über sich ergehen lassen um endlich BRD-Bürgerin zu werden. Außerdem zeigen die Geheimdienste großes Interesse an der Frau, da ihr Mann unter dubiosen Umständen in der Sowjetunion ums Leben kam. Auf der Suche nach einem neuen Leben muss sich Nelly über viele Widerstände hinwegsetzen…
Als wäre das nicht genug, gesellt sich noch der relativ harte Alltag in den verdreckten und überfüllten Lagern hinzu. Freundschaften bilden fällt in diesem Umfeld schwer, da immer noch Misstrauen zwischen den einzelnen Bewohnern herrscht. Immerhin könnte die Stasi überall ihre Spitzel untergebracht haben. Besonders gelungen ist hierbei die Figur des Hans Pischke (Alexander Scheer), der von den übrigen Zimmernachbarn als Informant beschuldigt und dementsprechend behandelt wird. Nelly selbst findet es immer schwieriger Vertrauen aufzubauen, wodurch „Westen“ hin und wieder Elemente des Spionage-Thrillers besitzt, im Grunde allerdings intimes Charakterdrama ist.
Diese Unentschlossenheit schadet dem Film ein wenig. Die Thematik an sich ist zwar durch und durch interessant, allerdings krankt die Umsetzung am fehlenden Spannungsbogen. Dem gegenüber stehen allerdings fabelhafte Darsteller, allen voran Hauptdarstellerin Jördis Triebel. Vor allem im Zusammenspiel mit ihrem Filmsohn Tristan Göbel entwickelt sich echte Chemie, die das Drama auf der Leinwand spürbar werden lässt. Zum Ende hin fehlt „Westen“ allerdings die nötige Kompromisslosigkeit um wirklich aufzuhorchen. Zu schnell und abrupt endet der steinige Weg Nellys auf dem Weg zur BRD-Bürgerin, als das der Zuschauer noch Emotionen aufkommen lassen kann. Das ist schade, denn die Voraussetzungen sind bei dem Stoff eigentlich gegeben. So bleibt „Westen“ ein ordentliches Drama mit einem eher unbeleuchteten Thema deutscher Nachkriegsgeschichte. Der große Wurf bleibt Christian Schwochow damit allerdings verwehrt.