Bandrix - Kommentare

Alle Kommentare von Bandrix

  • 7

    Die Welt geht unter. Menschen sterben, die Erde bäumt sich auf und jegliche Infrastruktur verschwindet. In all diesem Chaos eine Gruppe Schauspieler. Berühmte Schauspieler. Dazu vollkommen zugedröhnt, betrunken und ohne jegliche Ahnung, was nun Sache ist.
    So in etwa ließe sich die Ausgangssituation von „Das ist das Ende“ beschreiben.
    Regisseur und Autor Seth Rogen versammelt eine fast schon irritierend hohe Anzahl an Stars um sich herum, um mal so richtig einen drauf zu machen. Dramaturgie, intelligentes Skript und ausgefeilte Charaktere? Nö, alles vollkommen nebensächlich.
    Viel mehr ist der Film eine Ansammlung skurrilster Sketche, die sich ein paar Jungs aus Spaß mal eben ausgedacht haben. Freunde vor als auch hinter der Kamera, die Freude am Spiel haben und das dank ihrer Bekanntheit auch einem weltweiten Publikum zeigen dürfen.
    Seth Rogen, James Franco, Jay Baruchel und Jonah Hill sind nur einige Wenige der Berühmtheiten, die sich im Laufe des Films vor der Kamera tummeln. Sie alle spielen sich selbst uns persiflieren ihr Image auf amüsante Art und Weise.
    Franco ist der homosexuelle Künstlernerd, Rogen der Komiker vom Dienst, Baruchel das genervte Arschloch und Hill der netteste Mensch, den man sich nur vorstellen kann. Allesamt völlig überzeichnet und ihr Bild in den Medien herrlich verdrehend.
    Da verzeiht der Zuschauer auch mal, wenn einige Gags so gar nicht zünden wollen. Angesichts des Spaßes, den das Team offensichtlich während der Dreharbeiten hatte, fällt es schwer, dem Film zu widerstehen. Die Freude am Spiel überträgt sich automatisch auf das Publikum. Deshalb macht es gar nichts, dass der Film mehr oder weniger auf der Stelle tritt. Dafür sorgen einige abgefahrene Ideen immer wieder für Lacher. Wer rechnet schon mit der Verwendung berühmter 90er Popsongs? Da bleibt der Mund eines jeden Zuschauers offen stehen.
    Tricktechnisch bewegt sich „Das ist das Ende“ auf B-Film-Niveau, was zum Grundtenor des Films passt. Die Gags entziehen sich nicht einem gewissen Pippi-Kacka-Humor und nicht selten bewegen sie sich weit unter der Gürtellinie. Ein gehöriger Schuss Splatter gesellt sich auch noch dazu und so steigt der Ekelfaktor das eine oder andere Mal an.
    Natürlich ist „Das ist das Ende“ niemals große Filmkunst. Das will er aber auch überhaupt nicht sein. Hier haben lediglich ein paar Hollywood-Typen ein wenig Geld in die Hand genommen und das fabriziert, was sie eben nach einer durchzechten Nacht tun würden. Mit der Apokalypse oben drauf. Muss man selbstverständlich nicht gesehen haben, aber als kurzweiliger Zeitvertreib geht die Komödie wahrlich in Ordnung.

    10
    • 7 .5

      Nachdem „In tödlicher Mission“ meinen absoluter Lieblingsmoore darstellt, hat es der Nachfolger natürlich schwer dieses riesige Erbe anzutreten.
      Glücklicherweise ist Regisseur John Glen, dem ich hiermit die Bescheinigung „bester Bond-Regisseur aller Zeiten“ ausstelle, wieder mit an Bord.
      In „Octopussy“ weicht das Dreamteam Moore/Glen nun etwas vom vorher propagierten ernsten und realistischen Ton ab.
      Es geht wieder etwas lockerer zu, auch Moores Gadgets finden wieder (gemäßigten) Gebrauch. Ist aber alles nicht so schlimm, denn die Actionszenen sind wie gewohnt erste Sahne, die Stunts wieder besorgniserregend riskant und mit Indien gibt es auch genügend exotische Schauplätze zu bewundern.
      Die Story ist ein wenig ausgefeilter als im simplen Vorgänger, auch wenn wieder einmal die Russen als Feindbild herhalten müssen. Das ist aber zu verschmerzen, immerhin gibt es einige starke Frauenzimmer, von denen Eine sogar als Kopf eines Schmugglerrings die Frauenpower verstärkt.
      Da verzeiht man auch einige Übertreibungen, die vor allem gegen Ende die Spannung etwas herausnehmen. Bis auf ein paar Totalaussetzer (Bond schwingt in Tarzan-Manier von Liane zu Liane?!?) ist das Geschehen doch witzig und angenehm leichtfüßig.
      Außerdem liefert sich Bond eine Verfolgungsjagd quer durch Ostdeutschland, was für einige gute Gags und Wiedererkennungswert sorgt.
      Witzig ist auch, wie die Macher sämtliche Klischees der gezeigten Länder (Indien und Deutschland) in jeweils 30 Sekunden zusammenfassen.
      „Octopussy“ mag nicht mehr ganz so stark sein, wie der Vorgänger. Dank einiger guter Ideen, einer interessanten Story und gekonnter Action unterhält der Film trotzdem ordentlich. Ein solider Eintrag im Bondfranchise – nicht mehr und nicht weniger.

      7
      • 6

        Niveauvoll gesneaked.

        Jim Jarmusch.
        Kein anderer Name steht mehr für Independent-Kino, als dieser. Der Struwwelpeter mit den weißen Haaren sorgt mit seinen Filmen meist für Ausnahmezustände unter Fankreisen. Die Erwartungshaltung ist nun umso höher, da sich Jarmusch einer der populärsten Figuren der Popkultur annimmt. Den Vampiren.
        Er präsentiert dem Zuschauer zwei Vampire, namentlich Adam und Eve, die seit Jahrhunderten zusammen sind und sich gegenseitig bedingen. Adam ist allerdings müde geworden, von der Welt, den Menschen und allem, was sie falsch machen. Zusehends depressiv schleichen sich sogar Selbstmordgedanken in sein Denken. Nun ist es an Eve ihm trotz des Verfalls der Menschheit wieder die Lust am Leben beizubringen.
        Unter jedem anderen Regisseur würde „Only Lovers Left Alive“ zu einem bluttriefenden Event werden. Nicht so unter Jarmuschs Feder.
        Er siedelt seine ungewöhnliche Liebesgeschichte in Detroit an um mit seinen Hauptfiguren über Vergänglichkeit, dem Leben und dem Tod, zu sinnieren. Welch andere Stadt würde sich dafür besser eignen?
        Die Stadt, die sich einst als blühende Industriestadt einen Namen machte und nun durch Korruption, Versäumnissen und Weltwirtschaftskrisen mit dem Bankrott zu kämpfen hat. Mit Schulden von über 18 Milliarden Dollar ist die Stadt fest im Griff der Kriminalität. Menschen ziehen weg, überall stehen leere Gebäude. Selbst in der Innenstadt.
        Doch wie Adam und Eve im Film feststellen: Dieser Ort wird wieder erblühen.
        So nutzt Jarmusch seinen Spielort als Metapher auf das ewige Leben, das alles sieht, alles analysiert und ewig weiter geht. Der Kreislauf des Lebens quasi.
        Adam(wunderbar depressiv: Tom Hiddleston), stiller Underground-Musiker, igelt sich alleine in seinem abgelegenen Haus ein. Dort hat er seine Instrumente, seine Platten und sich Selbst. Vom der Welt entrückten Musiker zum Vampir sind es tatsächlich nur ein paar Schritte. Eine verlorene Seele, gefangen im Wunsch etwas Dauerhaftes zu erschaffen. Ganz anders Eve(der Wahnsinn: Tilda Swinton). Sie weiß um die Besonderheiten der Welt, findet Gefallen an nächtlichen Märschen und hat ihren Lebenswillen ganz und gar nicht verloren. Zuflucht findet sie in ihren Büchern. Oftmals wird aus ihnen zitiert und Bezug genommen.
        Kein Zweifel, Jim Jarmusch ist ein Intellektueller. Seine Kenntnisse der Literatur und Popkultur sind beeindruckend. Zuschauer, die mit den angerissenen Themen und Namen nichts anfangen können, werden zwangsläufig außen vor bleiben. Christopher Marlowe ist einer von ihnen. Dem englischen Dichter und Dramatiker huldigt Jarmusch, indem er John Hurt in dessen Rolle schlüpfen lässt. Minutenlang wird über seine Werke diskutiert und in Nebensätzen immer mal wieder aufgegriffen. Nichtkenner werden sich wohl oder übel langweilen.
        Was allerdings auch gesagt werden muss: Die Filme des Jim Jarmusch kann man sich nicht jeden Tag anschauen. Sie benötigen eine besondere Stimmung, in die sich der Zuschauer versetzen muss. Seine Filme folgen selten einer gewissen Dramaturgie. Ihre Faszination setzt sich aus den beschriebenen Alltagssituationen, seinen skurrilen Figuren und der elegischen Bildsprache zusammen. Das Publikum muss sich von der Kamera mit auf die Reise nehmen lassen, sich von den Bildern und den Situationen führen lassen. Auf narrativer Ebene mag vielleicht nicht sonderlich viel passieren, doch lässt man sich auf seine Filme ein, entführen sie uns in eine Welt, die vor lauter Skurrilität und schräger Figuren überläuft. Das ist nicht immer leicht.
        Auch der Autor dieser Kritik kann „Only Lovers Left Alive“ heute ein wenig einschläfernd finden, morgen vollkommen zum Fürchten und in einer Woche die Höchstzahl geben. Oder in einem Monat. Oder in einem Jahr.
        Das ist es, was Jim Jarmusch so besonders macht. Er macht nicht Filme für den Augenblick oder das Spektakel im Kino. Er macht Filme für besondere Anlässe, für die richtige Zeit, den richtigen Ort.
        Diese Momente benötigen Zeit, sie müssen gefunden werden. Wenn sie dann plötzlich vor Einem stehen, dann entfaltet sich ein Sog, der das Publikum unweigerlich mitzieht.
        Demzufolge ist auch die Bewertung zu diesem Film, zu diesem Zeitpunkt(6/10) eine bloße Momentaufnahme, die stetig im Wandel ist. Genau wie das Leben. Mal sehen, wie es damit in einem Jahr aussieht.

        Publikumswertung: 3,24

        9
        • 8

          Lieber Peter,

          ich bin ein Fan. Schon seit deinen Anfängen im bluttriefenden Genrefilm wusstest du mich stets aufs Beste zu unterhalten. Mit deiner „Herr der Ringe“-Trilogie hast du dir schlussendlich ein Denkmal gebaut, dass dir auf ewig einen Platz in der Ruhmeshalle der Filmgeschichte sicherte.
          Niemand zuvor verstand es auf ähnlich liebevolle Art und Weise die Zuschauer zu beeindrucken und in eine Welt zu entführen, die sich wie pure Magie anfühlte.
          Nun bist du also wieder an den Ort zurückgekehrt, der dich einst berühmt machte.
          Mittelerde.
          Ein Ort, an dem die Magie noch lebendig erscheint. An dem Pathos und große Gefühle ihr Zuhause haben und mir Gänsehaut über den gesamten Körper fährt, wenn unsere Helden schwierige Prüfungen bestehen müssen.
          Du bist ein Meister der Promotion. Mit kleinen Setvideos hast du deine Fans beinahe schon gefoltert, ihnen kleine Häppchen zugeworfen und die Erwartungen ins Unermessliche gesteigert. Trotz der Millionen Dollar in diesem Projekt scheinst du immer noch der sympathische, dickliche Neuseeländer zu sein, der du schon früher gewesen bist. Du bist nicht abgehoben, bist in Interviews freundlich und zurückgenommen. Eben das macht dich groß. Du bewahrst dir deine Würde.
          Eine andere Entwicklung bereitet mir allerdings Sorgen.
          Natürlich mochte ich „Der Hobbit – Ein unerwartete Reise“. Der Film mag zwar seine Fehler haben, aber in Sachen Kurzweil hast du hierbei dein Ziel erfüllt. Was mir allerdings gewaltig gegen den Strich ging, ist die überbordende Verwendung von CGI. Wo „Der Herr der Ringe“ noch Technik und reale Sets zu einer funktionierenden Einheit verbinden mochte, bot sich mir im Prequel eine Videospielästhetik, die Mittelerde jegliche Faszination nahm.
          Ohne Zweifel ist die Tricktechnik heutzutage auf dem Stand fotorealistische Bilder zu erzeugen. Dass du technologischen Fortschritt ohne Zweifel unterstützt, zeigt sich schon durch die Entwicklung der HFR-Technik, die die Schärfe der Bilder (vor allem in Verbindung mit dem 3D-Effekt) auf ein völlig neues Level hebt.
          Aber ist das wirklich der richtige Weg?
          In der Fortsetzung „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ gehst du diesen Pfad konsequent weiter. Die Kamera führt den Zuschauer wie entfesselt durch düstere Wälder, Seestädte und untergegangene Zwergenreiche. Du suchst stets nach dem größten aller möglichen Bilder, nach dem nächsten Maximum, legst die Latte sekündlich höher.
          Wo in „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ die Flucht durch Moria ein Ereignis sondergleichen darstellte(man erinnere sich nur an den wunderschönen Moment der durch Gandalf enthüllten Säulenstadt!), kannst du heute nur müde lächeln. Locker aus dem Handgelenk entwickeln deine CGI-Künstler Unmengen an riesigen Hallen. Eine größer als die Nächste, eine die Vorhergehende um ein Vielfaches übertreffend. An Schauwerten mangelt es dem Film wahrlich nicht.
          Allerdings bleibt Eines bei all der Gigantomanie auf der Strecke: Die liebevolle Ader des Films.
          Vielleicht mag ich jetzt wie ein verbitterter „Früher war alles besser!“-Oldie klingen. Doch wo sind die Stuntmen in per Hand genähten Kostümen, die unsere Zwerge an den Kragen wollen? Alles was ich sehe, sind Figuren eines Videospiels, formvollendet per PC gerendert – allerdings ohne Seele, ohne Leben.
          Der Look des Films gleicht mehr einem Videospiel, als einem Film. Wohin das Auge reicht, erstrecken sich CGI-Landschaften, bevölkert von CGI-Kreaturen in einer CGI-Welt. Ich verstehe deine Zuneigung zu dieser Technik. Endlich kannst du aus dem Vollen schöpfen und alles kreieren, was sonst in deinem Verstand haften bleiben würde. Doch anscheinend können die besten Effekte nicht erschaffen, was dir 10 Jahre zuvor mühelos gelang: Eine funktionierende Welt zu entwerfen, die ihre Magie aus ihren Bildern schöpft und dem Zuschauer den Atem nimmt.
          Selbstverständlich ist dir das auch in „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ hier und da gelungen. Etwa der Spinnenangriff im Düsterwald. Hier zeigt sich dein Gespür für Spannung, Timing und den schon oft erwähnten großen Bildern. Fantastische Sets verschwimmen mit gelungenen Effekten zu einem Ganzen. Wer dachte, er hätte mit Kankra schon alles gesehen, was Spinnen hergeben, sollte warten, bis er diesen Film gesehen hat.
          Der heimliche Star des Films ist selbstverständlich Smaug. Hier lohnt sich deine Technikaffinität, denn ein fürchterlicheres Monster, hat das Kino niemals zuvor gesehen. Deine PC's haben ganze Arbeit geleistet. Allein für diese Riesenechse lohnt sich das Kinoticket.
          Was mich allerdings gewundert hat, ist die schwankende Qualität der Tricks. Hat deine Trichschmiede Weta Digital etwa ein Problem mit der Darstellung von Flüssigkeiten? Die Fässerflucht, ein zentraler Punkt im Film, wirkt teilweise komplett veraltet. 20 Minuten präsentierst du uns Stromschnellen, Orkscharen und hüpfende Elfen auf einem Trickniveau, dass nicht erst seit 2 Jahren überholt ist. Sogar während des Finales schleichen sich stümperhafte Tricks ein. Während Smaug in all seiner Herrlichkeit wütet und Gold zum Schmelzen bringt, sieht eben jenes aus, als befänden wir uns noch zu Zeiten „Harry Potter und der Stein der Weisen“.
          Fehlen hier die letzten Milliönchen, oder ist die Technik doch noch nicht so weit, wie du uns weiß machen willst, Peter? Weniger wäre hier sicherlich mehr.
          Bei all der Häme will ich allerdings nicht leugnen, dass mich „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ wieder einmal unterhalten hat. Meine Punktevergabe von 8/10 Punkten spricht schließlich eine deutliche Sprache. Doch wo wird diese Technikgeilheit noch hinführen?
          Ich möchte nicht in 5-10 Jahren einen Film sehen, der ohne reale Sets und tatsächlich agierende Darsteller auskommt. Was in dem diesjährig erschienenen „The Congress“ noch Zukunftsmusik ist, erscheint angesichts deines Films eine realistische Einschätzung.
          Vor 10 Jahren stapftest du noch voller Stolz durch ein fast gänzlich per Hand erbautes Edoras. Heute sehe ich dich jauchzend in einer leeren Halle mit deiner Handkamera laufen, während ein Rechner neben dir zeitgleich die virtuelle Zwergenstadt um dich herum erbaut. Schaut, was Computer alles können, scheinst du uns damit zurufen zu wollen.
          Was dadurch leider auf der Strecke bleibt, ist die Seele des Films. Die tatsächliche Magie, die durch die Technik verschwindet und einer künstlichen Optik weicht. Selbst noch so geniale Tricks vermögen deine Orkhorden nicht in dem Maße zum Leben zu erwecken, wie es deine Maskenbildner vermögen. Der Zuschauer spürt instinktiv, dass etwas nicht stimmt. Zu glatt, zu sauber, zu perfekt.
          „Ich finde, Herr der Ringe ist liebevoller gemacht“, sagte meine Begleitung nach dem Kinobesuch. Und so leid es mir tut, lieber Peter, ich muss ihr Recht geben. Selbst, wenn ich weiß, dass du mit Feuereifer bei der Sache warst und auch noch bist.
          Mir ist klar, dass du weiter an deiner Art, Filme zu drehen, festhalten wirst. Und mir ist auch klar, dass ich mich wieder diebisch auf das Finale des Bilbo freuen werde. Doch stets mit einem schalen Nachgeschmack im Mund. Denn teure Technik ist leider nicht alles.

          In diesem Sinne bis in genau einem Jahr.

          Herzlichst,

          dein Fan Bandrix

          15
          • 8 .5

            Na sieh mal einer an. Es scheint, als hätte Roger Moore in John Glen einen Regisseur gefunden, der weiß, wie er ihn in Szene setzen muss.
            Nach dem teilweise katastrophal abgehobenem „Moonraker“ wirkt „In tödlicher Mission“ wieder viel geerdeter und schlichtweg besser.
            Ich bin sowieso ein Freund der etwas realistischeren Bondfilme, auch wenn Realismus in diesem Franchise etwas abgehoben klingen mag. Es muss nicht immer die Rettung der Welt vor einem fiesen Oberbösewicht sein. Die Bergung eines Lenkraketensystems reicht mir völlig.
            Glen lässt seinen Bondeinstand deutlich ernster aussehen und orientiert sich unübersehbar an „Im Gehiemdienst Ihrer Majestät“ mit Eintagsfliege George Lazenby.
            Bond ist in Actionszenen physisch um ein Vielfaches präsenter, er ist ein Teamplayer und verzichtet auch größtenteils auf seine Gadgets, die ja in Moores vorherigen Abenteuern durchaus in Mode gekommen sind.
            Es scheint auch, als habe Roger Moore endlich in seine Rolle hinein gefunden. Er mimt nicht mehr den ekelhaften Macho, der mit seiner chauvinistischen Einstellung allerlei Frauen begattet. Viel mehr ist er sympathisch, mit dem einen oder anderen lockeren Spruch auf den Lippen und seine Beziehung mit dem erfreulich starken Bondgirl Melina kommt keineswegs aufgesetzt daher. Während des gesamten Filmes (außer am Schluss) schläft Bond mit KEINER Frau, er schlägt sogar ein eindeutiges Angebot aus. Meine Güte, dass ich das noch in Moores Laufbahn erleben darf!
            Hinzu kommen noch die unfassbar waghalsigen Actionszenen, die allesamt im Best Of der „James Bond“-Verfolgungsjagden landen.
            Anfangs erst eine Autoverfolgungsjagd in einer gelben(!) Ente(!!), die mit wunderbarem Augenzwinkern inszeniert ist, ohne in wirkungslosen und deplazierten Slapstick zu münden.
            Ist diese überstanden wartet schon das nächste Actionschmankerl in Form der wohl besten Skiverfolgungsjagd des Franchises auf den Zuschauer. Vom Skilanglauf über Skisprung bis hin zu Motorrad gegen Skier in einer Bobbahn(!!) - alles vorhanden und wahnsinnig gut gefilmt.
            Der Gipfel des Ganzen ist atemlose Kraxelaction eine Felswand hinauf, die, völlig ohne Musik, allein durch die brillanten Stunts und schwindelerregenden Höhen für verschwitzte Hände sorgt.
            „In tödlicher Mission“ ist ohne Wenn und Aber Moores bisher bester Bond. Es hat wohl einen Grund wieso Regisseur John Glen auch für die nachfolgenden Bondfilme verantwortlich zeichnen durfte.
            Bei all den positiven Aspekten ist es verzeihlich, dass die Story an sich schnell erzählt ist und der Bösewicht im Vergleich zu den berauschenden Actionszenen und der deutlichen Verbesserung Bonds Charakters ziemlich abfällt.
            Roger Moore hat hiermit für mich endlich zu James Bond gefunden, wenn auch reichlich spät. Immerhin war der Gute zum damaligen Zeitpunkt schon nahe der 60...

            7
            • 5 .5

              Nun, eines ist sicher. „Moonraker“ ist der wohl schwierigste Teil der Bondreihe.
              Dabei fängt alles ziemlich harmlos an.
              Bond muss das Verschwinden eines Space Shuttles aufklären und nimmt so den Konzernchef von Drax Industries etwas genauer unter die Lupe. Von Anfang an ist klar, dass mehr hinter diesem undurchsichtigen Geschäftsmann steckt.
              An Roger Moores Seite gesellt sich diesmal eine überraschend starke Frauenfigur. Dr. Goodhead ist Wissenschaftlerin, was Bond erst einmal verunsichert, ist er sonst doch nur dumme Ziegen gewohnt, die er retten und später besteigen darf.
              Moores peinliche Sprüche sind zwar immer noch vorhanden, werden von Goodhead zumeist jedoch witzig gekontert.
              Auch die Actionszenen sind nicht mehr ganz so ungelenk, sobald Bond sich mal prügeln muss. Hier ist eine kleine Steigerung im direkten Vergleich mit dem Vorgänger erkennbar.
              Generell scheint das Kredo des Films „Höher, schneller, weiter“ zu sein. Schon der Beginn bietet einen halsbrecherischen Fallschirmstunt, der die Adern des Zuschauers ordentlich mit Adrenalin versorgt. Auch das spätere Zusammentreffen zwischen Beißer und Bond auf einer Gondel sorgt für Spannung! Durch die unverkennbare Handarbeit wirkt die Action um einiges echter und auch gefährlicher als in vielen Blockbustern heutzutage. Hier wurde viel Fleiß in Bonds beeindruckende Stunts investiert.
              Allerdings krankt „Moonraker“ mit zunehmender Laufzeit an seiner an den Haaren herbeigezogener Story. Im letzten Drittel wirkt es, als hätte George Lucas das Drehbuch kurzfristig in die Finger bekommen und aus Lust und Laune heraus ein paar Sci Fi – Elemente hinzugefügt.
              Sobald sich amerikanische und feindliche Astronauten mit Laserwaffen im Weltraum bekriegen, ist es mit Spannung und Spaß vorbei und der Zuschauer kann nur noch mit der Stirn runzeln. Natürlich wollten die Produzenten ihr Stück vom Star Wars–Hype, doch die Umsetzung ist einfach nur peinlich und übertrieben.
              Da reißt auch keine vollkommen surreale Lovestory zwischen Beißer und einem Mädchen etwas heraus. „Moonraker“ ist ganz klar der schlechteste Bond. Ohne Wenn und Aber.

              3
              • 7 .5

                Nach Moores bravourösem Einstand in „Leben und Sterben lassen“ schaltet er nun ein, zwei Gänge zurück.
                „Der Spion, der mich liebte“ ist leider eine kleine Enttäuschung.
                Versuchten die Macher in den vorherigen Abenteuern noch Abwechslung mit hineinzubringen, so recyceln sie hier mehrere Ideen der Vorgänger.
                Moores zweiter Ausflug als Geheimdienstler mutet an wie ein Quasi–Remake des (Halb-) Blödelbonds „Man lebt nur zweimal“.
                Wieder einmal werden Sowjets und Amerikaner gegeneinander ausgespielt, wieder einmal werden Schiffe gekapert und wieder einmal mündet alles in einem zugegeben sehr eindrucksvollen Finale.
                War in oben genanntem Film noch Blofeld der Bösewicht, der hinter allem steckte, so stellt Curd Jürgens alias Curt Strombert nun eine Art Blofeld- Ersatz dar. Genau wie der ominöse Glatzkopf bleibt er lieber im Hintergrund, liefert sich ein paar nette Wortgefechte mit Bond und schickt abtrünnige Handlanger in die ewigen Jagdgründe. Nach seiner imposanten Einführung verkommt Stromberg jedoch zur absoluten Randfigur. Seine Leinwandpräsenz wird sträflich vernachlässigt, wodurch auch ein Curt Jürgens nicht mehr helfen kann um dem Film seinen Stempel aufzudrücken. Hier wird dann doch einiges an Potenzial liegengelassen. Durch die physische Präsenz des Gehilfen Beissers – der im Übrigen Michael Shannons etwas rustikaler Vater sein könnte – wird er sogar noch weiter in den Hintergrund gedrängt. Er führt die Liste der extrem starken Nebenfiguren im Bonduniversum nahtlos fort.
                Moores Darstellung ist soweit vollkommen in Ordnung, auch wenn er selten an seinen großen Nachfolger heranreicht. Zudem wirkt er in den Actionszenen reichlich ungelenk und fast schon amateurhaft.
                Allerdings lassen sich die Macher was den Aufwand der Sets angeht nicht lumpen. Die Schiffsaufnahmen sind aller Erste Sahne, hier wurden keine Kosten und Mühen gespart. Auch das fulminante Finale entschädigt für manch schwachen Moment in den vorderen beiden Dritteln. Wäre der Ablauf nicht haargenau derselbe, wie in „Man lebt nur zweimal“, „Der Spion, der mich liebte“ würde weitaus besser abschneiden.
                Auch die Liebesgeschichte zwischen der russischen Agentin und Bond wirkt erzwungen. Generell ist das Zusammenspiel der Beiden arg indifferent und einige Entscheidungen der schönen Barbara Bach scheinen nicht gänzlich zu ihrem Charakter zu passen. So ganz kann der alte Chauvi Moore/Bond dann doch nicht aus seiner Haut. Die alte Krux mit Bond und den Frauen eben. Wenigstens setzen die Produzenten dem Zuschauer kein naives blondes Dummchen vor.
                Im Großen und Ganzen geht „Der Spion, der mich liebte“ also in Ordnung. Solide wird die Welt vor einer nuklearen Katastrophe bewahrt und alles ist Friede, Freude, Eierkuchen. Allerdings ist es schade, dass sich die Macher bei ihren eigenen Filmen bedienen und das Setting einfach vom Weltraum in die Weltmeere verlegen.
                Egal, unterhaltsam ist Moores zweiter Auftritt allemal.

                10
                • 7 .5

                  Zum ersten mal wird Bond in seiner Laufbahn persönlich bedroht und das von niemandem Geringeren als Christopher Lee alias Dr. Scaramanga!
                  Die Einführung Scaramangas könnte gelungener nicht sein, beschreibt sie doch perfekt seinen Charakter. Nur um in Übung zu bleiben jagt er einen Auftragskiller quer durch sein eigenes Anwesen durch unheimlich anmutende Gebilde, die nicht von ungefähr an eine Geisterbahn erinnern. Stets in Begleitung des witzig- undurchschaubaren Zwergs Schnick-Schnack, wodurch auch in diesem Teil ein kultiger Handlanger zugegen ist.
                  Da die Gefahr nun persönlicher Natur ist, darf Moore ein wenig die böse Seite in sich erkunden. Das bleibt zwar arg oberflächlich, jedoch zeigt er wenigstens Bonds wahre Seite vor allem den Frauen gegenüber. Nichts mehr bzw. wenig mit Süßholzraspeln vor dem Besteigen – Bondgirl Andrea, die sich im Verlauf des Films zu einer interessanten Figur mausert, erfährt die harte Tour.
                  Seinen besonderen Reiz bezieht „Der Mann mit dem goldenen Colt“ beinahe völlig aus dem Duell Moore/Lee. Lee ist dermaßen perfide, eiskalt und berechnend, dass es eine Wohltat ist, ihm zuzusehen. Der Unterhaltungsfaktor wird zusätzlich durch den Schauplatz Japan erhöht. Endlich widmet sich das Bondfranchise der Kampfsportart Karate und was soll ich sagen: Als alter Karateka hat mir die Szene in der Kampfsportschule größten Spaß bereitet. Witziger war Bond nie!
                  Die ersten 70 Minuten bewegt sich der Film also konstant auf das Prädikat „bester Bondfilm“ zu.
                  Leider aber hält dieses Hochgefühl nur bis zur bravourösen Boxkampfszene(ganz, ganz stark!). Ab diesem Moment wird der weiblichen MI6- Agentin Goodnight wieder mal ein völlig dämlicher Charakter zugesprochen. Nur durch sie verschlimmert sich die eigentlich schon gebannte Gefahr und Bond muss (mal wieder) die Welt (was sonst?) retten. Die Figur Goodnight ist beinahe kaum zu ertragen und führt fast zum völligen Verdruss. Einzig und allein Lee zieht den Karren mit seiner Performance aus dem Dreck. Ändert aber nichts daran, dass sich „Der Mann mit dem goldenen Colt“ als der chauvinistischste Bond überhaupt entpuppt. Moores Bond hangelt sich mit absolut ekelhaften Sprüchen an der Klaviatur des Machos entlang und lässt den Spaßfaktor gen null sinken.
                  Wirklich unheimlich schade. Hätten die Macher ihren Kopf eingeschaltet und einem MI6- Agenten(!) einen angemessenen Intelligenzquotienten auf den Leib geschrieben, „Der Mann mit dem goldenen Colt“ hätte Großes werden können.
                  So bleibt der Film zwar immer noch überaus sehenswert – allein das Duell Moore/Lee lohnt das Ansehen – doch ein schaler Beigeschmack bleibt leider vorhanden. Fast schon ärgerlich.

                  10
                  • 7 .5

                    Der Zeichentrickfilm hat es zusehends schwerer. Disney, einstiger Vorreiter, hat die nächsten Jahre keinerlei Ambitionen wieder zu dem Genre zurückzukehren, dass sie einst groß machte. Zu groß ist die Angst, in ein finanzielles Loch zu fallen. „Winnie Puuh“ aus dem Jahre 2011 spielte weltweit gerade mal 35 Millionen Dollar ein. Zu wenig im Vergleich zu „Rapunzel“(590 Millionen).
                    Nun setzt der Konzern mit der Maus vollends auf die CG-Technik. Auch „Die Eiskönigin“ steht ganz im Zeichen der gerenderten Pixelmasse. Doch wer davon ausgeht, dass Disney dadurch qualitativ abfällt, irrt. „Die Eiskönigin“ präsentiert sich nämlich ganz anders, als es noch die hektischen und extrem schwachen Trailer suggerierten.
                    In seinen besten Momenten versprüht der Film wieder diese typische Disney-Magie, die das Kind in Jedermann zum Vorschein bringt und es über die gesamte Laufzeit wunderbar unterhält. Die Songs, von denen zuvor keine Rede war, sind im Großen und Ganzen überaus gelungen und gezielt wirkungsvoll eingesetzt. Sie dienen dem Skript als emotionale Höhepunkte und gerade in den Duetten entfaltet sich tatsächlich emotionale Zugkraft.
                    Die lose auf Hans Christian Andersen's Geschichte „Die Eiskönigin“ basierende Komödie besitzt tatsächlich etwas Tiefgang und präsentiert sich teilweise überraschend düster. Die Story rund um die zwei Schwestern Anna und Elsa ist der Mittelpunkt des Films.
                    Im Königreich Arendelle als Prinzessinnen geboren sind sie wie Pech und Schwefel. Elsa besitzt allerdings Zauberkräfte, die sie kaum unter Kontrolle halten kann. Eines Tages läuft etwas schief und Elsa flieht in die Berge und überzieht das Land mit ewigem Winter. Anna macht sich auf, ihre Schwester und ihr Königreich zu retten.
                    Der Film setzt voll und ganz auf seine Frauenpower. Hier kommt es besonders positiv zum Tragen, dass zum ersten Mal eine Frau das Drehbuch schrieb und zeitgleich auf dem Regiestuhl Platz nahm. Jennifer Lee verpasst „Die Eiskönigin“ eine erfrischende Prise Emanzipation, lässt Anna und Elsa unabhängig vom Prinzen in schillernder Rüstung agieren. Hier umgeht die neueste Disneyproduktion beinahe jegliche veralteten Traditionen und Klischees, die Disney im Laufe der Jahre angesammelt hat. Hin und wieder dekonstruiert und entrümpelt der Film sogar vergangene Gepflogenheiten auf amüsante Art und Weise. Zwar traut sich „Die Eiskönigin“ auch nicht vollends seinen Gang durchzuziehen, aber die Ansätze sind vorhanden und man darf gespannt sein, wie sich das noch entwickelt. Denn schon die Botschaft hinter dem Film unterscheidet sich von sonstigen Prinzessinnen-Filmen. Eine Beziehung findet nur auf Augenhöhe statt, man sollte sich erst einmal kennenlernen, sich respektieren, anstatt sofort blind vom ewigen Miteinander zu träumen. Das Verhalten der beiden Schwestern ist schlichtweg erfrischend und widersetzt sich jeglichem Rumgejammer aus "Twilight" und Co. Liebe Mädchen, DAS ist realistisches Verhalten.
                    Ein wenig problematisch ist allerdings die physische Darstellung Annas und insbesondere Elsas. Hier blicken junge Mädchen auf sogenannte Vorbilder, die es zu erreichen gilt. Ein wenig erschreckend ist das schon, steht nach Elsas Verwandlung doch plötzlich eine gerenderte Pornodarstellerin vor dem Publikum. Doch das ist vielleicht ein Punkt, in dem sich Disney nie ändern wird.
                    Was dem Film sicherlich gut tut, sind die wohldosierten Actionszenen. Während die Konkurrenz sich in „Wolkig mit der Aussicht auf Fleischbällchen 2“ noch von einer Verfolgungsjagd zur nächsten schleppte, haben hier die Figuren Zeit sich auch mal fünf Minuten zu unterhalten. Eine echte Wohltat. So präsentieren sich die witzigen Nebenfiguren äußerst amüsant, wie etwa der Schneemann Olaf, das Rentier Sven oder der (anfangs)unfreiwillige Mitstreiter Annas Kristoff.
                    Die Animationen sind mal wieder das Beste vom Besten. Der Detailgrad ist wahnsinnig hoch. Hier geizt Disney ganz und gar nicht. Wenn riesige Eisgebilde sich zu einem Schloss formen, das Fjord unter einer Eisschicht begraben liegt und zu guter Letzt noch ein Schneesturm aufzieht, sieht das wie zu erwarten fantastisch aus. Zumal der Showdown für kleine Kinder überraschend düster ist.
                    Bleibt festzuhalten: „Die Eiskönigin“ bietet wieder einen Schuss ursprünglicher Disney-Magie. Mit schönen Songs, starken Hauptcharakteren und einigen über Bord geworfenen Klischees macht der Film einiges richtig. Das ist insofern witzig, da der Vorfilm „Get a horse“ ganz klar als kleine Verbeugung hin zu den alten Cartoons zu verstehen ist, auch wenn der Grundtenor doch ziemlich böse und sexuell ist. Allein wegen dem Vorfilm lohnt sich das 3D.
                    Pixar hingegen hat es zunehmend schwerer, sich zu behaupten. Erst „Wreck it Ralph“ und jetzt „Die Eiskönigin“. Disney Animation Studios ist in der Tat auf Augenhöhe.

                    5
                    • 6

                      Roman Polanski scheint im Moment auf Theaterstücke fixiert zu sein. Erst letztes Jahr bereicherte der Regisseur die Welt um eine fulminante Version des „Gott des Gemetzels“. Nun, einen Film später, verschlägt es ihn wieder in das Reich der Theateradaptionen.
                      Polanski lässt den Ursprung seines Films noch deutlicher erkennen. Die vollen 96 Minuten befinden sich die Akteure auf einer Bühne, lediglich zwei Personen bestimmen dieses Kammerspiel. „Venus im Pelz“ basiert dabei auf dem gleichnamigen Stück von David Ives, der wiederum das Skandalbuch des österreichischen Autors Leopold von Sacher-Masoch aus dem Jahre 1870 zum Thema hat. Im Übrigen ist er der Namensgeber des Masochismus.
                      Das Publikum lernt den verzweifelten Autor und Regisseur Thomas kennen, der unbedingt das Buch auf die Bühne bringen möchte. Leider scheint jedoch niemand geeignet für die Rolle der Wanda. Plötzlich steht eine blonde Frau vor ihm, die ihn schier anfleht noch vorsprechen zu dürfen. Genervt nimmt er das Angebot an und ist von einem Moment zum Anderen verzaubert. Aus der vulgären, ungebildeten Nichtskönnerin entwickelt sich binnen Sekunden eine attraktive, selbstbewusste Frau. Thomas setzt das Vorsprechen fort und gerät immer mehr in den Bann dieser widersprüchlichen und geheimnisvollen Frau. Die Machtverhältnisse beginnen sich zu verschieben. Wanda drängt ihn immer mehr in die Passivität, dreht Klischees gekonnt um und nimmt ihm schlussendlich jegliche Autorität. Sie wird zum Regisseur seines Projekts und Thomas gibt sich nur allzu bereitwillig in die komfortable Schutzzone dieser imaginären Situation.
                      „Venus im Pelz“ ist Schauspielkino mit doppeltem Boden. Nichts ist wie es scheint, Fiktion und Realität verschwimmen ineinander und die zuvor klar abgesteckten Grenzen existieren nicht mehr. Der Film funktioniert gleich auf mehreren Ebenen. Zum Einen ist er amüsanter Kommentar zu Sexismus, Geschlechterkampf und der Rolle (und Wichtigkeit!) der Frau in der Welt. Zum Anderen stellt er eine kleine Abhandlung zum Verhältnis zwischen Schauspieler und Regisseur dar.
                      Ein Zwei-Personen-Stück benötigt natürlich die entsprechend fähigen Schauspieler. Mit Mathieu Amalric und Emmanuelle Seigner hat der inzwischen 80-jährige Polanski die passenden Darsteller gefunden. Sie tragen den gesamten Film mit Bravour. Amalric, den Viele wohl am Ehesten aus „Ein Quantum Trost“ kennen, weiß den Kontrollverlust seiner Selbst gekonnt darzustellen. Vom sicheren Regisseur zum willfährigen Sklaven in nur 90 Minuten. Respekt!
                      Jedoch ist Emmanuelle Seigner eigentlich diejenige, die das Geschehen(in mehrerer Hinsicht) dominiert. Ihre Darbietung der wandelbaren Wanda ist schlichtweg phänomenal. Sie wechselt die Rollen in zunehmender Geschwindigkeit. Mal vulgär und taktlos, dann wieder lasziv und beherrschend. Mit fast 50 Jahren sieht sie besser aus als zu Zeiten von „Die neun Pforten“. Die erotische Spannung zwischen den beiden Charakteren ist spürbar und verdichtet sich zum Ende hin immer mehr. Angedeutete Berührungen, das Hochziehen eines Verschlusses am Kleid – das Knistern kann der Zuschauer fast schon sehen.
                      Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Roman Polanski die wohl stärkste Frauenfigur seit einer kleinen Ewigkeit beschreibt?
                      „Venus im Pelz“ unterhält für geraume Zeit prächtig. Mit scharfzüngigen Dialogen verdichtet sich das Geschehen zu einem interessanten Geschlechterkampf und analysiert dabei die Vorlage mit herrlich knackigen Kommentaren. Zum Ende hin erreicht der Film allerdings einen Punkt, an dem jegliche Regeln gebrochen zu sein scheinen. Eine klare Zuordnung fällt schwer, Polanski bricht mit den Sehgewohnheiten des Publikums. Der Film beschließt mit dem völligen Verlust im Surrealismus, lässt den Zuschauer vollkommen verdattert zurück, unsicher, was er auf der Leinwand gerade gesehen hat.
                      Das Erlebte in seiner Gänze zu erfassen ist fast unmöglich. Die eine Hälfte wird mit einem Kopfschütteln nach Hause gehen, während die Andere sich voller Freude auf mögliche Interpretationen stürzen wird.

                      8
                      • 7 .5

                        Niveauvoll gesneaked.
                        Ein Teenager sitzt auf der Rückbank in einem Familienauto. Er blickt stumm aus dem Fenster, während sein Stiefvater die Familie zu einem Ausflug fährt. Wie er sich denn einschätzen würde, fragt der Vater ihn. Auf einer Skala von eins bis zehn.
                        Der Junge ist sich nicht ganz sicher und antwortet vage:“6.“
                        Darauf erwidert der Vater lediglich:“ Ich finde, du bist ne 3!“
                        Mit diesem Dialog beginnt „Ganz weit hinten“, die neue Indiekomödie aus den USA. Das Autorengespann Jim Rash und Nat Faxon sitzt nun erstmals auf dem Regiestuhl, nachdem sie letztes Jahr für ihr Drehbuch zu „The Descendants“ einen Oscar gewannen.
                        „Ganz weit hinten“ zeichnet den Urlaub einer ungleichen Familie aus der Sicht des 14-jährigen Duncan nach. Dieser ist ein introvertierter und in den Augen seines Stiefvaters sehr seltsamer Junge. Während des Sommerurlaubs lernt er allerdings den coolen Owen kennen, der den dort ansässigen Wasserpark leitet. Er hilft Duncan aus sich heraus zu kommen, Freunde zu finden und endlich für sich selbst zu sprechen.
                        Sogenannte Coming-of-Age-Filme gibt es heutzutage wie Sand am Meer. Erst letztes Jahr schwappte „Vielleicht lieber morgen“ in eine Menge Bestenlisten hochangesehener Kritiker. Auch dort findet ein stiller Jugendlicher Freunde, erste Liebe und macht einen großen Schritt hin zum Erwachsenwerden.
                        Viel Neues kann „Ganz weit hinten“ dem Genre sodann auch nicht mehr anfügen. Allerdings finden sämtliche Nebencharaktere, vor allem die Familie Duncans, viel Raum zur Entfaltung. Die Konflikte zwischen den Eltern, die genervte Schwester genauso, wie die erwachsenen Freunde seines Stiefvaters. „Ganz weit hinten“ geht somit auch sehr genau auf die familiäre Situation ein, in der Duncan steckt. Das schwierige Verhältnis zu seinem Stiefvater und die innige Verbundenheit mit seiner Mutter ebenso. Begleitet wird das Geschehen noch von einem ausgewogenen Soundtrack, der die Szenerie stets passend untermalt.
                        Das Drehbuch selbst glänzt zwar nicht mit einer originellen Storyline, kann aber dank frischer Charaktere sowie deren Sprüche durchaus punkten.
                        Gehörig an Fahrt gewinnt der Film vor allem durch Sam Rockwells Performance des Owen. Sobald er auftritt, sind die Lacher so gut wie sicher. Den lebensfrohen, ewig jung gebliebenen Wasserpark-Besitzer spielt er mit erfrischender Leichtigkeit und gehöriger Coolness. Wieder mal stellt er unter Beweis, wie wandelbar er doch ist. Steve Carrell, seines Zeichen eigentlich abonniert für Komödien, überzeugt in einer für ihn ungewöhnlich ernsten Rolle. Man darf auf seine Performance im kommenden „Foxcatcher“ sehr, sehr gespannt sein. Er entwickelt sich immer weiter. Den Beiden gleichgestellt ist Liam James alias Duncan, der die Unbeholfenheit und Verschlossenheit seiner Person 1a wiedergibt und der Zuschauer vor lauter Mitleid des Öfteren wegsehen muss. Hier sind Parallelen zu „Vielleicht lieber morgen“ definitiv nicht von der Hand zu weisen. Steve Carrell, seines Zeichen eigentlich abonniert für Komödien, überzeugt in einer für ihn ungewöhnlich ernsten Rolle. Man darf auf seine Performance im kommenden „Foxcatcher“ sehr, sehr gespannt sein. Er entwickelt sich immer weiter.
                        Dennoch unterhält „Ganz weit hinten“ über seine Laufzeit hinweg prächtig. Mögen sämtliche Konflikte vorhersehbar sein und der gesamte Verlauf nicht sonderlich überraschen, so hat er doch das Herz am rechten Fleck.
                        „Ganz weit hinten“ ist ein Film für verregnete Herbsttage, der einlädt sich auf der Couch zu verkriechen und einfach gut zu fühlen. Ein wahres „Feel good movie“ also.
                        Publikumswertung: 1,7

                        15
                        • 7 .5

                          Nachdem uns Hollywood letztes Jahr das Märchen um Schneewittchen gleich in doppelter Ausführung präsentierte, lässt sich auch das Arthouse-Kino nicht lumpen.
                          Mit „Blancanieves“ präsentiert der spanische Regisseur Pablo Berger das Märchen der Gebrüder Grimm in schwarz-weißem Gewand. Der Überflieger der Goya-Verleihung 2013(10 Preise) ist dabei als kleine Hommage an die Stummfilmära zu verstehen, auch wenn er in Inszenierung und Aussehen vollkommen im Hier und Jetzt verankert ist. Da hilft auch kein 4:3 Bildformat oder das Ausbleiben jeglicher Dialoge.
                          Das soll allerdings kein Kritikpunkt sein. Allein schon aufgrund seiner ungewöhnlichen Machart dürfte der Film Interesse wecken. Nach dem Hit „The Artist“, der sogar den Oscar überrumpelte, kommt mit „Blancanieves“ der nächste große Stummfilm der letzten Jahre in die Kinos.
                          Berger erzählt die berühmte Geschichte des Mädchens auf der Flucht vor ihrer Stiefmutter in perfekt ausstaffierten Bildern. Angesiedelt im spanischen Sevilla der 1920er Jahre, entfaltet sich mit fortschreitender Laufzeit ein wenig Leinwand-Magie.
                          Der Zuschauer verfolgt das Leben der kleinen Carmencita, deren Vater ein berühmter Matador ist. Er wird in einem wichtigen Kampf jedoch schwer verletzt und ihre Mutter stirbt im Kindbett. Eine zwielichtige Krankenschwester nutzt ihre Chance und umsorgt den gelähmten Vater, gewinnt sein Vertrauen und heiratet ihn. Carmencita schwebt fortan in Lebensgefahr.
                          Zu Beginn gelingt es Berger leider nicht das Publikum zu fesseln. Die Kindheit Carmencitas ist wenig aufsehenerregend und bietet leider kaum spannendes Material. Erst nach rund einer halben Stunde beginnt der Film richtig aufzudrehen, während das Drama rund um Carmencita ihren Lauf nimmt. Ab diesem Moment geht die Spannungskurve steil nach oben und die losen Verweise auf Schneewittchen gliedern sich wunderbar in die Geschichte. Mit Beenden ihrer Kindheit gewinnt auch der Charakter der Carmencita an Gewicht. Ihre ältere Inkarnation Macarena Garcia ist schlichtweg umwerfend. Sie füllt die Rolle der Blancanieves(spanisch für Schneewittchen) mit solch einer grazilen Unschuld, dass der Zuschauer sofort von ihr eingenommen ist. Mit großen Kulleraugen blickt sie in die Kamera und das Publikum gerät ins Schwärmen. Eine hübsche, charismatische junge Frau, die durch ihre Leistung sichtlich überzeugt.
                          Die Qualität des Films selbst erlebt einen Sprung nach oben, auch wenn das Mysterium des Torero wohl nur den Spaniern selbst erklärbar ist. Der Rest der Welt wird sich damit niemals anfreunden können. Tradition hin oder her. Ein wenig romantisiert „Blancanieves“ die Praktik des Stierkampfes nämlich doch. Verschwiegen wird, wie Helfer der Matadoren den Tieren in den Nacken oder die Seite stechen, um sie auszulaugen. Schwäche durch Blutverlust mit anschließendem „Gnadenstoß“ durch ein Espada. Im Grunde nichts, wofür es sich lohnt zu feiern.
                          Sei es drum.
                          Dem Film selbst tut der Kampf in der Arena nur gut, schließlich taugt er vortrefflich als Höhepunkt des Films. Wunderschön fotografiert, mit dem Herz am rechten Fleck. Mit Macarena Garcia in der Hauptrolle hat der Film zudem eine wundervolle Attraktion zu bieten.
                          Trotz Schwächen ist „Blancanieves“ dann doch ein prachtvolles Märchen, dass es versteht, gänzlich ohne Worte zu berühren. Die simple Geschichte um Schneewittchen wird durch einen fabelhaften Score, hinreißende Darsteller und effektiver Inszenierung positiv verstärkt und gewinnt an emotionaler Durchschlagskraft.

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                          • Ich habe ja schon länger nichts mehr gewonnen, wertes Moviepilot-Team. Nur so zur Info! :D
                            Ist ja auch bald Weihnachten. Die gewonnenen "Star Wars Europe Celebration"-Karten musste ich ja leider zurückgeben. Da wäre diese "Prometheus"-Box doch eine ausgleichende Gerechtigkeit. :)

                            1
                            • 5 .5

                              Woody Allen ist im Grunde ein sehr vielseitiger Regisseur. Von verträumten Liebeserklärungen a la „Midnight in Paris“ über waschechte Crime-Thriller wie „Cassandras Traum“ oder subversive Hommagen in „Manhattan“. In Allens Lebenslauf lässt sich für Jedermann etwas finden. Mit seinem neuesten Werk „Blue Jasmine“ schlägt der Ausnahmeregisseur jedoch einen etwas ernsteren Ton an.
                              Hauptcharakter Jasmine ist ein seelisches und nervliches Wrack. Einst gehörte sie zur High Society. Doch nachdem ihr Mann verhaftet wurde, besitzt sie nichts mehr und muss zu ihrer Schwester ziehen. Die lebt auf kleinstem Raum mit ihren Kindern, ihr Verlobter will auch schnellstmöglich hinzuziehen. Jasmine selbst ist von der gesamten Situation überfordert, muss sie sich doch das erste mal wirklich Sorgen machen. Mit ihrer Arroganz und ihren ständigen Lügen geht sie fortan ihrer Familie auf die Nerven.
                              Nun, nicht nur ihrer Familie. Es fällt schwer überhaupt ein wenig Zuneigung für Jasmine zu empfinden. Schließlich ist sie versnobbt, unausstehlich und versucht stets, ihre Schwester schlecht zu reden. Ihre Geschichte ist dem Zuschauer völlig egal. Die Schicksalsschläge sind verdient, Mitleid fühlt das Publikum in keinster Weise.
                              Es ist nicht völlig klar, was Allen hier überhaupt erzählen möchte.
                              Auch reiche Menschen leiden? Es ist schwer, sich als ehemals gut betuchte Frau im Mittelstand zurechtzufinden? Es hilft, weiterhin zu lügen und betrügen?
                              Immerhin gönnt Allen seiner Figur kein Happy End. Schlussendlich sind ihre seelischen Wunden zu tief, ihre Neurosen zu ausgeprägt, als dass sie ihnen entfliehen könnte. Es handelt sich hier also nicht um die Geschichte einer Frau, die „From Riches to Rags“ zelebriert und den einfachen Lebensstil lieben lernt. Viel eher wird das Scheitern anhand der neugewonnenen Armut geschildert.
                              Trotzdem schafft es die Geschichte zu keiner Zeit, das Publikum wirklich zu fesseln oder mitzureißen. Der Zuschauer ist stets nur außenstehender Betrachter. Er beobachtet die Gefühlsausbrüche der Figuren und fühlt sich wie ein Wissenschaftler, der gerade im Labor einer Ratte im Käfig zusieht. Keine Empfindungen, keine Regungen - nichts.
                              Da tut es einem um den hervorragenden Cast fast schon leid. Cate Blanchett in der titelgebenden Rolle ist schlichtweg phänomenal. Sie vermag es scheinbar ohne Mühe die Neurosen des Hauptcharakters zu porträtieren und sie in all ihrer Selbstgerechtigkeit ordentlich hinfallen zu lassen. Auch ihre Filmschwester Sally Hawkins weiß sich ihr gegenüber zu behaupten und kann eigene Akzente setzen. Generell gehören ihre gemeinsamen Szenen zu den stärksten des Films. Gegensätze funktionieren auch im Kino immer noch am Besten. Schön auch zu sehen, wie gleich zwei Hauptcharaktere der HBO-Serie „Boardwalk Empire große Rollen ausfüllen dürfen.
                              Es ist dennoch gut zu wissen, dass Woody Allen nicht faul auf der Leber liegt und denselben Film immer und immer wieder abdreht. Er versucht etwas Neues und bleibt mit Themen wie Finanzhai und Veruntreuung von fremden Geldern brandaktuell. Vielleicht schafft er ja das nächste mal, nun auch den Zuschauer emotional miteinzubeziehen. Das Portrait einer reichen Schnepfe ist dafür leider nur bedingt geeignet.

                              10
                              • über Drei

                                War gestern drei mal im Kino. Ich fühl mich so Visitor Q... ;)

                                8
                                • 8

                                  „Leben und Sterben lassen“ stellt den Einstand Roger Moores als James Bond dar und dieser ist wirklich äußerst gelungen.
                                  Zum ersten Mal im Bonduniversum spielt ein Maximalpigmentierter den Bösewicht, Bond bekommt ein afroamerikanisches Bondgirl zur Seite gestellt und endlich einmal steht tatsächlich nicht die Rettung der Welt auf Bonds Agenda.
                                  Wenn man Eines den Produzenten nicht vorwerfen kann, dann ist es fehlende Originalität die Schauplätze betreffend.
                                  Von New Orleans Straßen mit ihren unüblichen Beerdigungen über Voodoo-Zauber, dem auf jamaikanischen Inseln gefrönt wird.
                                  Das Setting macht unglaublich Laune, ist mal schaurig bedrohlich, dann wieder skurril bis witzig. Dabei entspinnt sich eine interessante Story rund um einen dubiosen Diplomaten, der nicht das zu sein scheint, was er vorgibt.
                                  Moore selbst ist dabei eine Light-Version Connerys. Auch er bedient sich lockerer Sprüche, kann aber nicht ganz mit dem Charisma aufwarten, das den hochgewachsenen Schotten einst so berühmt machte. Dennoch ist sein erster Ausflug insgesamt als gelungen zu bezeichnen.
                                  „Leben und Sterben lassen“ ist dank der realitätsnäheren Inszenierung und dem eher zurückhaltenden Chauvinismus Moores einer der besten Abenteuer des bekanntesten Geheimdienstlers seiner Majestät. Dazu gesellen sich noch famose Handlanger, die die Tradition der Reihe – nämlich grundsätzlich interessantere Gehilfen als tatsächliche Bösewichte – nahtlos fortführen. Baron Samedi, Tee-Hee und Whisper passen perfekt zur leicht mystischen Note des Films, was sich in der famosen Begräbnisszene auf der Insel noch einmal klar herauskristallisiert.
                                  „Leben und Sterben lassen“ lässt keine Zweifel offen, dass es sich hier um einen der stärksten Bondausflüge überhaupt handelt. Dabei darf freilich nicht der den 80ern zugrunde liegende Rassismus außer Acht gelassen werden. Sämtliche Klischees werden aufgefahren und für den Zuschauer wird es hin und wieder ziemlich befremdlich. Ob Kultur, Aussehen oder Bräuche – die „Schwarzen“ werden so dargestellt, wie sie nur in Literatur/Filmen existieren können.
                                  Trotzdem macht „Leben und Sterben lassen“ großen Spaß und wagt neues im festgefahrenen Bond-Franchise.
                                  PS: Mit der Figur des Sheriff Nepomuk Pepper haben die Macher eine vortreffliche Comic Relief – Figur eingeführt, die auch im nächsten Teil ordentlich vom Leder ziehen darf.

                                  10
                                  • 6 .5

                                    Nachdem sich für die Produzenten der Sprung ins Ungewisse mit George Lazenby nicht gelohnt hatte, versuchte man mit „Diamantenfieber“ wieder an alte Erfolge anzuknüpfen.
                                    Sean Connery ließ sich noch einmal überreden in die Rolle des kultigen Agenten zu schlüpfen und heraus kam....das.
                                    Ich will nicht sagen, Connerys letztes offizielles Bond-Abenteuer wäre übermäßig schlecht. Doch ist Bond für mich immer am Besten, wenn die Story auf dem Boden bleibt und nicht ins Phantastische abdriftet.
                                    Generell hängt „Diamantenfieber“ an mehreren Stellen durch.
                                    Mit Blofeld wurde zu Beginn des Bondfranchises ein geheimnisvoller Bösewicht eingeführt, der nie völlig zu sehen war und der eher im Hintergrund agierte. Durch falsche Planung, das Verwerfen von Filmen und deren späterer Verfilmung geriet Blofeld jedoch zwecks mangelnder Kontinuität, Darstellerwechsel und daraus resultierender Unlogik zur Witzfigur.
                                    „Diamantenfieber“ stellt dabei die völlige Demontage des Erzfeindes Bonds dar.
                                    Präsentiert sich der Film anfangs noch völlig zurückgenommen und geerdet, so überaus abstrus und schwachsinnig entwickelt sich die Geschichte.
                                    Anfangs verfolgt Bond einen Diamanten-Schmugglerring. Das macht Spaß, nährt es doch die Hoffnung endlich mal keinen verrückten Bösewicht vorgesetzt zu bekommen der wieder die Weltherrschaft an sich reißen möchte. An seine Seite gesellt sich die geheimnisvolle Tiffany, aus der Bond erst schlau werden muss.
                                    Die erste Stunde steht ganz in der Tradition der besten Bondfilme. Connerys Charme, wenige Actionszenen und eine ruhige Atmosphäre erinnern an vergangene Großtaten.
                                    Damit ist es aber vorbei, sobald Blofeld die Bühne betritt.
                                    Die Story nimmt reichlich seltsame Formen an, das Bondgirl wird von der kühlen, intelligenten Lady zu einem naiven, dummen Blondchen degradiert und wir befinden uns wieder ganz im Chauvi-Reich Bond.
                                    Das ist dermaßen nervig, dass es den Film beinahe versaut. Nach der großartigen und vor allem gleichgesetzten Diana Rigg in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ grenzt es schon fast an Körperverletzung diesem Slapstick-Massaker zusehen zu müssen.
                                    Wäre da nicht die zugegebenermaßen wirklich witzige Autoverfolgungsjagd, die schräge Undercoverarbeit im Labor mit anschließender Flucht durch Mondfahrzeug(!) - „Diamantenfieber“ würde sang- und klanglos untergehen.
                                    Wieder einmal sind es auch die Handlanger des Bösen, die den Karren aus dem Dreck ziehen. Mit Mr. Kidd und Mr. Wint ist den Machern ein faszinierendes Killerpärchen gelungen, die sich zwar hier und da dämlich verhalten, im Großen und Ganzen aber gehörig Spaß machen.
                                    Ändert jedoch nichts daran, dass der per se großartige Blofeld hier vollends seiner geheimnisvollen Aura beraubt wird. Der Showdown auf der Ölplattform ist zwar gewollt komisch geraten, entblößt ihn jedoch als Witzfigur. Unglaublich schade.
                                    In vielen Dingen ist „Diamantenfieber“ ein Schritt in die falsche Richtung. Sei es die desaströse Darstellung der Bondfrauen (was sich nahtlos mit Roger Moore fortführen lässt), Blofelds Demaskierung und den Hang zum Slapstick. Trotzdem ist „Diamantenfieber“ immer noch irgendwie unterhaltsam. Dank einiger skurriler Ideen, ebenso schrägen Nebenfiguren und Connerys Ausstrahlung, der die Coolness für sich gepachtet hat.

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                                    • Mensch, das ist echt eine ganz üble Geschichte. Da stauen sich die Aggressionen. Hoffentlich wird deine Serie ganz groß!

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                                      • 6 .5

                                        „Im Dienst Ihrer Majestät“ stellt einen eher unrühmlichen Eintrag im Bond-Franchise dar.
                                        Sean Connery hatte keine Lust mehr, weshalb ein neuer Darsteller gefunden werden musste.
                                        Zusammen mit der Verpflichtung von George Lazenby wurde gleich der komplette Ton der Reihe verändert. Weg von Connerys zynischem und ironischen Gebaren, hin zu mehr Ernsthaftigkeit und der Romanvorlage von Ian Flemming.
                                        An und für sich ist daran nichts verwerfliches. Wenn sich jedoch Connerys Darstellung ins Gedächtnis des Zuschauers gebrannt hat, hat es dieser sehr schwer Gefallen an Lazenby zu finden.
                                        „Im Dienst Ihrer Majestät“ sticht aus den bisherigen Bondverfilmungen heraus, wie ein Eisberg im Meer.
                                        Ungestüm meidet er beinahe sämtliche „Klischees“, die seinen Vorgänger ausmachten.
                                        Bond verliebt sich tatsächlich, er zeigt Schwäche und Gefühle und generell scheint er die Dinge nicht so sehr unter Kontrolle zu haben.
                                        Da ich mir die Bondreihe der Reihe nach anschaue, gehöre auch ich zu denjenigen, die mit der Umstellung Connery/Lazenby so seine Probleme hat.
                                        „Im Dienst Ihrer Majestät“ ist beileibe kein schlechter Film und würde für sich genommen um einiges besser dastehen.
                                        Allerdings merkt man deutlich, dass dieser Teil wesentlich früher geplant war. Das Fehlen jeglicher Kontinuität macht dem Film zu schaffen und stört den Genuss des Streifens ganz gewaltig. Blofeld selbst ist plötzlich ein völlig anderer Charakter. Keine Spur mehr von einem Mastermind im Hintergrund. Er agiert an vorderster Front, liefert sich mit Bond eine Actionszene nach der Nächsten.
                                        Das widerspricht völlig der Charakterzeichnung aus den Vorgängerfilmen. Für mich ist Blofeld jemand, der durch Worte Angst einflößt und nicht durch den Knüppel. Wirklich sehr schade.
                                        Auch die Liebesgeschichte Bonds wirkt nicht sonderlich glaubwürdig, auch wenn mit Diana Rigg endlich mal ein vollwertiges Bondgirl in Erscheinung tritt, das Bond des Öfteren in den Hintern tritt. Die aufkeimende Emanzipationswelle lässt sich hieran gut erkennen.
                                        Die Story an sich ist glücklicherweise wieder etwas bodenständiger als im (nennen wir es mal) phantasievollen Vorgänger. Ein ruhiges Tempo wird angeschlagen, Realitätsnähe und langsame Detektivarbeit wird großgeschrieben. Bis hierhin macht der neue Bond das meiste richtig.
                                        Sobald sich das Geschehen jedoch hin zur Schweiz verlagert, verliert „Im Dienst Ihrer Majestät“ jeglichen Drive. Das Tempo wird gedrosselt und ertränkt sich selbst in ermüdenden Nebensträngen mit den dortigen Frauen. Wie war das nochmal mit Bonds Liebe zu Diana Rigg?
                                        Hier liegen die Stärken ganz bei Connery. Dieser konnte, gerade wenn die Story etwas schlingerte, durch sein natürliches Charisma einiges wiedergutmachen.
                                        Wenigstens beherrscht die Action das letzte Drittel des Films. Die ist zugegebenermaßen Zucker. Lazenby überzeugt mit physischer Präsenz und weiß durch Härte und vollen Körpereinsatz zu überzeugen. Zudem sind die Actionsequenzen schnell und modern geschnitten. Einige Höhepunkte bietet die Ski – und Bobverfolgungsjagd. Generell gibt es einige Verfolgungsjagden im Film.
                                        So ist „Im Dienst Ihrer Majestät“ doch noch ein solider Beitrag zum Bonduniversum, auch wenn sich der Zuschauer mit Lazenby etwas schwer tut. Mit etwas zeitlichem Abstand zu Connerys Bond und mehr Lazenby- Filmen, hätte man sich mit diesem Darsteller bestimmt anfreunden können. Immerhin zeigt die Schlussszene, welches Potenzial in ihm steckte. Schade, dass Regisseur Hunt die „trockene“ Fassung der Szene in der Endfassung nutzte. Wenn schon Dekonstruktion eines Mythos, dann richtig.

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                                        • 7 .5

                                          Paul Greengrass ist mit Sicherheit einer der interessantesten Regisseure in Amerika. Mithilfe der Bourne-Reihe hat er sich erfolgreich im Mainstream-Kino platziert, ohne je einen seiner Filme austauschbar wirken zu lassen. Er bedient sich dabei sehr gerne der umgangssprachlich genannten „Wackelkamera“. Vielfach gescholten und das auch nicht immer zu Unrecht. Doch Greengrass weiß damit umzugehen und nutzt die verschwommene Ästhetik der Bilder um das Geschehen noch eine Spur greifbarer und intensiver zu machen.
                                          Nach kurzer Eingewöhnungszeit ist der Zuschauer auch wieder vollends mit an Bord. Mit wenigen Pinselstrichen zeichnet Greengrass den Charakter eines ehrlichen Captains, der um die Sicherheit seiner Crew besorgt ist und einiges auf sich nimmt um sie zu retten.
                                          Basierend auf den wahren Ereignissen rund um das Schiff Maersk Alabama im Jahre 2009 ist Greengrass ein spannender Thriller gelungen.
                                          In seiner Darstellung der somalischen Piraten ist „Captain Phillips“ weniger plakativ, als zuvor angenommen. Anführer Muse wird als entschlossener Kämpfer vorgestellt, der anfangs weiß, was er tut. Greengrass verkneift sich einen Kommentar hinsichtlich der Entstehung von Piratengruppen in Afrika. Themen, wie Globalisierung, Ausbeutung und selbstverursachte Piratenproblematik werden nur in Nebensätzen kurz angeschnitten. Die restliche Zeit bemüht sich Greengrass das Tempo hochzuhalten und fährt mit vollen Drehzahlen auf das Ende zu.
                                          In seinen knapp 134 Minuten langweilt „Captain Phillips“ kein einziges mal. Die Spannungsschraube zieht immer weiter an und presst das Publikum förmlich in seinen Sessel. Unterstützt wird die schweißtreibende Regie noch von überzeugenden Darstellerleistungen. Tom Hanks zeigt sich endlich wieder in ernstzunehmenden Rollen und darf den Film fast im Alleingang tragen. Der Normalo schlechthin macht es dem Zuschauer einfach, sich mit seiner Person zu identifizieren. Hoffen, Bangen und atemloses Staunen erfüllt den Kinosaal, wenn sich Phillips immer wieder schützend vor seine Crew stellt und schlussendlich in kammerspielartiger Atmosphäre um sein Leben fürchten muss. Sein Gegenspieler Barkhad Abdi steht seiner Leistung in Nichts nach. Dürr, ausgemergelt und zu allem entschlossen, erträumt er für sich ein besseres Leben. Regisseur Greengrass verzichtet dabei auf allzu große Actioneinlagen. Viel mehr ist „Captain Phillips“ ein Thriller-Drama auf hoher See, dass seine Spannung aus den Handlungen der Charaktere zieht und völlig auf Bumm Bumm verzichtet. Echte Handarbeit wird hier geleistet, was sich auch bemerkbar macht. Völlig zurecht punktete der Film bisher an den Kinokassen.
                                          Eine weitere wichtige Komponente ist die emotionale Bindung zu Phillips. Nachdem der Film kurzzeitig ein etwas langsameres Tempo anschlägt, liegt es an seiner Figur, den Zuschauer bei Laune zu halten. Was, so viel sei gesagt, mühelos gelingt.
                                          Sollte manchem der Ausgang der Geschichte schon bekannt sein, ist das ohne Belang. Auch so zerrt der Film an den Nerven und gipfelt in einem Finale, das sich gewaschen hat. Diese Geschichte ist es wert, erzählt zu werden. Dieser Mann hat es verdient, besprochen zu werden. Greengrass ist es hoch anzurechnen, dass er nicht in pure Stilisierung und Heroisierung verfällt. Die Story rund um Captain Phillips ist dafür geradezu prädestiniert. Umso schöner, dass „Captain Phillips“ zum Ende hin, ohne auf die Tränendrüse zu drücken, einen dicken Kloß im Hals hinterlässt und Tom Hanks seinen stärksten (Schauspiel-)Moment seit einer gefühlten Ewigkeit beschert.
                                          Hier gibt es keinen Hurra-Patriotismus, keine wehenden Fahnen. Nur einen einfachen Mann, der alles gegeben hat und nicht versteht, was um ihn herum gerade passiert ist. Kraftvoll.

                                          PS: Schon gewusst? Das Schiff Maersk Alabama wurde im selben Jahr wieder von Piraten angegriffen. Dieses mal gab es allerdings Sicherheitspersonal, die mittels Handfeuerwaffen das Feuer erwiderten und Schlimmeres verhinderten...

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                                          • Was ist jetzt die Neuigkeit?
                                            Die Überschrift schürt Erwartungen, die der folgende Text nicht einhalten kann.

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                                            • 8

                                              Seit den Verfilmungen der „Harry Potter“-Romane ist ganz Hollywood auf der Suche nach einer weiteren Goldgrube im Bereich der Jugendbuchverfilmungen. Viele Versuche wurden gestartet, von denen die meisten schon längst wieder begraben sind.
                                              Mit „Die Tribute von Panem“ gelang den Produzenten vor zwei Jahren allerdings ein Glücksgriff. Die populäre Buchreihe und deren Verfilmungen von Suzanne Collins entwickelte sich zu einem Phänomen, dass die Kritiker meist zufriedenstellte und die Kinokassen klingeln ließ.
                                              Nun steht mit „Die Tribute von Panem: Catching Fire“ Teil 2 der (Buch)Trilogie an und die Erwartungen, sowie der Hype davor waren groß.
                                              Kann die Fortsetzung seinen Vorgänger schlagen?
                                              Ein großer Vorteil des Films ist, dass das seltsame Weltbild und die Herkunft der Hungerspiele nicht mehr erklärt werden müssen. Der Zuschauer weiß, worauf er sich einlässt und muss sich wenig bzw. keine Gedanken mehr um das allzu wacklige Gerüst um Brot und Spiele machen. Die Zweifler sind sowieso schon abgesprungen. Demnach ist nun Platz um gehörig viel für charakterliche Tiefe zu tun, die Figuren weiter auszubauen und die Dramatik rund um Katniss und Co weiter zu veranschaulichen.
                                              Das gelingt dem Film bravourös.
                                              Wie schon in Teil 1 ist das Vorspiel der Hungerspiele viel interessanter, als die eigentlichen Kämpfe. Katniss und Peeta müssen nun auf eine Tour der Sieger durch sämtliche Distrikte. Die Revolution macht sich allerdings breit und stellt Beide vor eine schwierige Situation. Sollen sie für Präsident Snow das perfekte Pärchen mimen, oder aufbegehren?
                                              Hier macht „Die Tribute von Panem: Catching Fire“ schlichtweg alles richtig. In tristen, düsteren Bildern malt der Film die Geschehnisse in den Distrikten, lässt unschuldige Bürger vor laufenden Kameras auspeitschen und wahllos in die Menge schießen. Niemand ist mehr sicher, das Capitol unter der Führung des diabolischen Snow versucht alles, um an der Macht zu bleiben.
                                              Der Regisseur-Wechsel macht sich generell wohltuend bemerkbar. Francis Lawrence ist eben eine andere Hausnummer als Gary Ross, der noch für den Erstling verantwortlich zeigte. Lawrence flößt sämtlichen Figuren viel Tiefe ein, gibt selbst kleinen Nebencharakteren genügend Raum zur Entfaltung. „Die Tribute von Panem: Catching Fire“ berührt tatsächlich in vielerlei Szenen. Besonders erwähnenswert ist der Besuch der Sieger im District 11, in denen die kleine Rue und Thrash zu Hause waren. Sehr emotional, wunderschön fotografiert und packend.
                                              Natürlich ist dies auch ein Verdienst der großartigen Darsteller-Riege, die es inzwischen sogar mit dem Starensemble aus „Harry Potter“ aufnehmen kann.
                                              Die First Lady Jennifer Lawrence ist bezaubernd wie eh und je. Glaubhaft mimt sie die toughe und doch verletzliche Katniss und bewegt sich wohltuend fernab üblicher Hollywoodklischees. Einziger Schwachpunkt ist immer noch ihr Filmpartner Josh Hutcherson. Er darf zwar auch ein wenig mehr von sich zeigen, ist im Grunde aber immer noch so farblos wie in Teil 1. Dafür keimt in gemeinsamen Szenen doch so etwas wie Chemie zwischen den Beiden auf.
                                              Großes Kino lässt sich in den Nebenrollen finden. Woody Harrelson in der Rolle des Mentors Haymitch ist die perfekte Wahl und Elizabeth Banks als Effy darf endlich mal zeigen, wozu sie fähig ist. Ihre exaltierte Art, die nur ihre tief empfundene Verbundenheit mit Katniss und Peeta überdeckt, ist großartig. Ein wenig mehr Screentime bekommt nun auch Präsident Snow alias Donald Sutherland. In Würde gealtert benötigt er nur Augenblicke um seine Gefahr unter Beweis zu stellen.
                                              Unter den Neuzugängen befinden sich Hochkaräter wie Philip Seymor Hoffman und Jeffey Wright. Vor allem Ersterer glänzt mit seiner süffisanten Art. Der Cast ist schlicht und ergreifend wundervoll und überaus passend. Volle Punktzahl auch hier und ein Dank an das Casting-Team.
                                              Doch sollen die Schwächen nicht verschwiegen werden.
                                              Wenn es nach fast zwei Stunden ein erneutes mal in die Arena geht, lässt auch die Spannung hier und da etwas nach. Nachdem das Publikum ¾ des Films mit Politik, Aufständen und exzellent erzähltem Drama(wenngleich auch nicht sonderlich subtil) verbringen durfte, können die Hungerspiele nicht dieselbe Faszination ausstrahlen. Dennoch gestaltet Regisseur Lawrence die Kämpfe weitaus übersichtlicher. Auch die Effekte sind ein gutes Stück besser geworden. Nichtsdestotrotz bleibt das Geschehen interessant. Zum Ende hin zieht der Film noch einmal ordentlich an und es wird offensichtlich, dass Francis Lawrence zum Besten gehört, dass derzeit in Hollywood herumläuft. Die Panem-Reihe hat seinen Regisseur gefunden. Visuell setzt er genügend Akzente, vor allem das Finale ist wunderschön eingefangen. „Die Tribute von Panem: Catching Fire“ leidet allerdings am üblichen Tumor eines jeden Mittelteils: Ein verdammt offenes Ende.
                                              Für sich allein kann er nicht existieren und hängt ein wenig in der Luft. Vergleichbar mit einem Appetizer, der das Publikum bei Laune halten soll, bevor in Teil drei und vier dem Capitol so richtig der A**** aufgerissen wird.
                                              Trotzdem. „Die Tribute von Panem: Catching Fire“ ist glücklicherweise keine Enttäuschung im etwas mauen Blockbusterjahr 2013. Danke dafür.

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                                              • 7 .5

                                                „Man lebt nur zweimal“ führt Bond zurück in witzigere Gefilde.
                                                War „Feuerball“ wieder eine einigermaßen gemäßigte Angelegenheit mit weitaus mehr Hang zum Realismus, so wildert Connerys fünfter Ausflug doch eher im Fantastischen.
                                                Bond verschlägt es nun erstmalig nach Asien. Dort bekommt er es mit seinem größten Erzfeind zu tun, der nichts unversucht lässt die Großstaaten aufeinander zu hetzen.
                                                „Man lebt nur zweimal“ funktioniert auch prima als ironischer Kommentar auf den Kalten Krieg, immerhin versucht Blofeld Russland und Amerika gegeneinander auszuspielen.
                                                Das ist zu weiten Teilen natürlich eher naiv und kaum ausgereift, zudem schreitet der Film schlussendlich sowieso auf ein cartooneskes Finale hin.
                                                Für mich ist Connery immer am besten, wenn es halb-ernst zur Sache geht. Etwa im Stile eines „Liebesgrüße aus Moskau“ oder „Feuerball“. „Man lebt nur zweimal“ schlägt allerdings in dieselbe Kerbe wie „Goldfinger“, steigert dies sogar noch um ein Vielfaches und verliert sich beinahe in seiner überspitzten Darstellung des Bösewichts und seines Plans.
                                                Dennoch ist das japanische Setting vorzüglich. Zwar werden alle bekannten Klischees aufgelistet – vom Sumoringer-Kampf bis hin zum Ninja – Spaß macht das Treiben trotzdem.
                                                Solange die Geschichte rund um verschwundene Raketen auf dem Boden bleibt (hihi), ist der Zuschauer noch voll und ganz bei der Sache.
                                                Sobald Blofeld jedoch in Erscheinung tritt, sein Plan offensichtlich wird – dann schleichen sich doch ein paar Längen ein. Connerys Charme, der in solchen Situationen vortrefflich wirkt, kann dieses mal auch nicht alles wieder herausreißen. Seine Darstellung wirkt zu routiniert und auch gelangweilt.
                                                Dafür wird man aber mit einem knalligen Finale belohnt, dass in seiner Größenordnung beeindruckt und mitzureißen weiß.
                                                „Man lebt nur zweimal“ muss zwangsläufig hinter seinen übergroßen Vorgängern zurückbleiben, ist aber immer noch ein guter Vertreter der Reihe.

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                                                  • 8 .5

                                                    „Feuerball“ hat allgemein gesehen kein so hohes Ansehen, wie seine beiden Vorgänger.
                                                    Nach Gert Fröbe alias Goldfinger kann dieser einfach keine besseren Akzente setzen, sei es storytechnisch oder in Bezug auf seinen Antagonisten.
                                                    Letzteres mag vielleicht stimmen, denn Glatzkopf Guy Doleman ist, bis auf seine Vorliebe für gefährliche Haie, nicht sonderlich einprägsam. Macht aber rein gar nichts, ist der Rest doch verdammt spannend und mitreißend.
                                                    Zum ersten mal im Bondfranchise wagen sich die Macher für längere Zeit unter Wasser. Vor der malerischen Kulisse der Bahamas muss Bond nun nach gestohlenen Atomraketen suchen. Schon der Raub der Waffen ist unglaublich spektakulär–unaufgeregt gestaltet und in seiner Art tatsächlich äußerst originell. Zwar entspinnt sich die Story relativ langsam, doch ist diese fein konstruiert, mit allerlei obskuren Nebenfiguren, die allesamt in das Spiel der Raketen verwickelt sind.
                                                    Zwar ist Bond immer noch ein Chauvinist erster Klasse, jedoch beschränkt sich sein „Treiben“ auf das erste Drittel des Filmes.
                                                    Nachdem „Goldfinger“ für meinen Geschmack allzu komödiantisch zur Tat schritt, ist „Feuerball“ wieder gemäßigter was Ton und Komik-Einlagen betrifft. Natürlich treffen Bonds zynische Kommentare immer noch ins Schwarze, dennoch wirkt sein neuester Auftritt reifer, ernster.
                                                    Neben wiedergewonnener Ernsthaftigkeit tritt endlich nochmals die geheimnisvolle Untergrundorganisation PHANTOM aus dem Schatten hervor. Eine Entwicklung, die ich eigentlich schon in „Goldfinger“ erwartet hatte, dessen Ausbleiben mich jedoch enttäuschte.
                                                    Zusammen mit der Tiefsee als neuen Hintergrund entspinnt sich ein spannendes Katz – und Mausspiel, das Bond in bisher unbekannte Gefilde führt.
                                                    So findet der Showdown komplett unter Wasser statt. Das kommt dermaßen unerwartet, dass der Zuschauer sofort mitgerissen wird. Kein lautes Actionfeuerwerk, keine Prügeleien – nur stille Messer- und Harpunenangriffsgeschwader. Hat was, macht Spaß und ist tatsächlich spannend.
                                                    Abseits des unüblichen Schauplatzes gibt es mit Claudine Auger als Domino und Luciana Paluzzi als Fiona Volpe zwei äußerst interessante Frauenfiguren auf beider Seiten des Gesetzes.
                                                    All diese Punkte katapultieren „Feuerball“ auf Platz eins aller Connerybonds, auch wenn ich mit dieser Meinung allein auf weiter Flur dastehe.

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