Bandrix - Kommentare

Alle Kommentare von Bandrix

  • Ihr habt hier das falsche Video verlinkt. Ich sehe hier nur einen (wenn auch guten) Trailer zu "One Night in Old Mexico".

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    • 7 .5

      Marvels Siegeszug ist nicht zu stoppen. Inzwischen befinden wir uns mitten in Phase 2 des Marvel Cinematic Universe und die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Jeder ihrer Filme ist erfolgreich, die Aufmachung als zusammengehörige Serie zahlt sich aus. Nun findet auch der Patriot unter den Superhelden Captain America seine verdiente Fortsetzung. „The Return oft he First Avenger“ spielt nach dem großen Angriff der Chitauri auf New York und verankert den sympathischen Muskelprotz in der Jetztzeit. Vorbei ist die trashige Aufmachung des ersten Teils, die einige Zuschauer/Kritiker eher verschreckte. Die Fortsetzung fühlt sich eher wie ein Spionagethriller der Marke „Mission Impossible“ an - würde man die Superkräfte und ausufernden Actionszenen einmal außen vor lassen.
      Cap America wird zu Beginn von Black Widow zu einem Einsatz beordert. Ein Schiff muss aus den Fängen algerischer Söldner befreit werden, ohne dass den Geiseln ein Haar gekrümmt wird. Seltsam nur, dass es sich bei dem Frachter um ein von SHIELD gesteuertes Schiff handelt. Somit ist klar: Der Angriff der Terrorristen war kein Zufall. Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten, denn die Story schlägt tatsächlich einige Haken, die mal mehr und mal weniger vorhersehbar sind.
      Überhaupt zeichnet sich der Film in den ersten zwei Dritteln durch angenehme Zurückhaltung aus. Actionszenen sind natürlich vorhanden, doch stets wohl dosiert und noch dazu hervorragend choreographiert. Dazu kommen noch zahlreiche Gadgets, die der Held und sein S.T.R.I.K.E.-Team nutzen, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Das macht unglaublich Spaß mitanzusehen und ist tatsächlich hier und da hochspannend. Die Regisseure Anthony Russo und Joe Russo machen einiges richtig, indem sie den Ton des Films spürbar ernster werden lassen und die trashigen Aspekte auf ein Minimum begrenzen. Vor allem die ersten 90 Minuten machen dank dieser Ausgewogenheit wirklich Spaß. Die immer wieder eingestreuten Rückblicke auf Teil 1 erfreuen das Fan-Herz, wobei nicht versäumt wird lose Enden endlich abzuschließen. Nebencharaktere der Marke Nick Fury und Black Widow bekommen nun mehr Aufmerksamkeit und Tiefe, was sich ausgesprochen bezahlt macht. Mit Falcon führen die Macher überdies eine Figur ein, die fast genauso sympathisch rüberkommt, wie der Captain selbst.
      Wer allerdings ein wenig ins Hintertreffen gerät, ist der Antagonist selbst. Der Winter Soldier hat leider nur wenige Auftritte, auch wenn er vor allem in den Actionszenen besticht. Die Choreographien sind atemberaubend und generell gewinnen die Regisseure eigentlich schon oft Gezeigtem einen besonderen Reiz ab. Seien es Kugelhagel oder Autoverfolgungsjagden – inszenatorisch ist „The Return of the First Avenger“ ein absolutes Brett.
      Eher überraschend ist es, dass sich beim Skript genauso Gedanken gemacht wurde. Der Film trifft oftmals perfekt den Zeitgeist und geizt nicht mit politischen Themen. Seien es Whistleblower, das Ausspionieren der Menschheit oder Drohneneinsätze. „The Return of the First Avenger“ sticht direkt ins Wespennest der Amerikaner und lässt die Totalüberwachung von NSA und Co auch auf der Leinwand spürbar werden. Das macht den Film zum bisher interessantesten Ableger des Marvel-Universums, da er Probleme anspricht, die für den Zuschauer direkt greifbar sind. Auch wenn der Showdown am selben Syndrom, wie schon letztes Jahr „Man of Steel“, leidet. Da kracht es doch ein wenig zu oft und laut, als dass die vielen unschuldigen Menschen außer Acht gelassen werden könnten.
      Doch muss man sich vor der Konzeption der Marvel-Oberen einfach verbeugen. Sie bedienen mit ihren Filmen zwar vordergründig das Superhelden-Genre. Doch einen weiteren Blick riskierend, wird klar: Hier werden Filme unterschiedlichster Genres aufbereitet. Ist „Thor“ astreines Fantasy-Epos, so ist „The Return of the First Avenger“ ein Spionagethriller, während es im Oktober mit „Guardians of the Galaxy“ in den Weltraum (Science Fiction) geht. Deshalb wird Marvel auch so erfolgreich bleiben und ihren Plan bis zu vier Filme im Jahr zu veröffentlichen auch durchsetzen. Und Gewinn einfahren – zu Recht.
      PS: Der 3D-Effekt gehört zum Schlechtesten bisher. Ist klar.

      7
      • 5 .5
        über Don Jon

        Joseph Gordon-Levitt ist einer der Shootingstars der letzten Jahre. Mit Rollen in „500 Days of Summer“ oder „Inception“ wurde er einem größeren Publikum bekannt und durch sein natürliches Charisma stellten sich auch die Erfolge ein. Mit „Don Jon“ wagt sich nun der Hollywooddarsteller auf den Regiestuhl. Schon 2009 inszenierte er mit Eric Stoltz vor der Kamera den Kurzfilm „Sparks“, wodurch er schon etwas Erfahrungen sammeln konnte.
        Sein Langfilmdebüt „Don Jon“ präsentiert sich dabei auf den ersten Blick als überaus mutig und originell. Die Hauptfigur Jon Martello (Joseph Gordon-Levitt) ist ein Macho, wie er im Buche steht. Wichtig sind ihm vor allem sein trainierter Körper, seine Kumpels mit denen er auf Frauenjagd geht, seine Mädels und….Pornos. Jon hat jede Woche eine andere Frau – allesamt wunderschön – und doch kann er von seinen Pornos nicht lassen. Jeden Tag, mitunter mehrmals, widmet er sich den Schmuddelfilmchen. Er findet sein Verhalten völlig normal, doch als die schöne Barbra (Scarlett Johansson) in sein Leben tritt und er zudem noch die reifere Esther (Julianne Moore) trifft, gerät sein Leben allmählich aus den Fugen.
        Wohl das erste Mal spricht ein Film ein Phänomen unserer Zeit an. Die Pornosucht. Manch einer mag darüber noch schmunzeln, doch für Einige entwickelt sich der Zwang zum Porno schauen zu einem echten Problem. In schlimmsten Fällen führt es sogar zur Impotenz, da die Pornoindustrie Erwartungen weckt, die im echten Leben nicht erfüllt werden können. Hier birgt „Don Jon“ unfassbar viel Potenzial und anfangs scheint es auch, als ob diese erfüllt werden. Trotz einer Frau wie Barbra kann Jon nicht von seinen Filmen lassen. Denn dort ist alles einfach noch besser, noch perfekter, noch geiler. Die Frau tut alles, was der Mann will, erfüllt seine Fantasien und ist bloßes Sexobjekt. Dass es im wahren Leben so natürlich nicht läuft, ist Jon nicht klar. Leider aber verpasst es der Film, Barbra eine vernünftige Rollenzeichnung zu verpassen. Sie wird von Anfang an als verständnislose Zicke dargestellt, die einige sehr seltsame Ansichten über das Verhältnis von Mann und Frau zu pflegen scheint. So wünscht sich der Zuschauer noch vor der Hauptfigur Jon ihren Abtritt. Das ist schade, immerhin hätte der Film hier voll in das Thema Pornosucht behindert echte Beziehung einsteigen können.
        Da hilft es auch wenig, dass Joseph Gordon-Levitt einen hervorragenden Cast versammeln konnte. Er selbst ist überzeugend wie eh und je und auch Scarlett Johansson macht das Beste aus ihrer armseligen Rolle. Den stärksten Part hat noch Julianne Moore, die als vom Leben gebrandmarkte Esther eine erfrischende Natürlichkeit ausstrahlt. Auf oberflächlicher Ebene ist „Don Jon“ also durchaus unterhaltsam. Wendet sich der Zuschauer allerdings den Themen, die unter der Oberfläche brodeln zu, sieht es leider anders aus. Hier fehlt es an Kompromisslosigkeit und vielleicht auch dem letzten Quäntchen Mut. Ob dieser Film dann jedoch jemals das Licht der Welt erblickt hätte, steht auf einem anderen Blatt.
        „Don Jon“ hat seine amüsanten Momente, keine Frage. Die Seitenhiebe gen Kirche, die Visualisierung von Jons Pornosucht und grundsätzlich sämtliche gemeinsamen Szenen mit Gordon-Levitt und Moore sind gekonnt umgesetzt. All das hievt den Film schlussendlich doch noch über die Ziellinie, auch wenn wesentlich mehr drinnen gewesen wäre. Vielleicht ist das für ein Regiedebüt aber auch einfach zu viel verlangt. Man darf jedenfalls gespannt sein, was Joseph Gordon-Levitt in Zukunft noch drehen wird. Denn Talent als Regisseur hat er sicherlich. Es fehlt nur noch ein wenig Raffinesse seitens des Skriptes.

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        • 5 .5

          Wenn ein Film mit einer fünfminütigen Laudatio auf des Hauptcharakters Penis beginnt, darf das Publikum tatsächlich einen etwas anderen Film erwarten. Nichts anderes ist „Dom Hemingway“ schlussendlich auch geworden.
          Jude Law säuft, kifft, schnieft und vögelt sich durch einen 90 minütigen Gangsterfilm, der zum einen seinem besten Stück Nobelpreisqualitäten zuspricht und zum anderen noch durch seine filmischen Aspekte bestechen will. Nun, ab diesem Punkt hat „Dom Hemingway“ schon deutlich zu kämpfen. Natürlich ist es schön Schauspielstar Jude Law dabei zu beobachten, wie er seinem einstigen Rollentypus als Beau vollkommen widerspricht. Immerhin nahm er für seine Rolle 13 Kilogramm zu, indem er jeden Tag 10 Coca Colas trank. Aber reicht das aus, um ganze 90 Minuten zu füllen. Eher nicht.
          „Dom Hemingway“ beginnt auf amüsante typisch britische Art mit viel schwarzem Humor und einer Hauptperson, die die Bezeichnung Unsympath mehr als verdient hat. 12 Jahre hat Dom Hemingway für einen Raubüberfall eingesessen. 12 Jahre, in denen er seinen einstigen Boss jederzeit hätte verraten können. Doch stattdessen bleibt er im Gefängnis und wartet auf den Tag seiner Belohnung, sobald er wieder draußen ist. Dieser Tag kommt tatsächlich und verläuft doch völlig anders, als gedacht. Dom muss sich nun nicht nur mit seiner Tochter herumschlagen, sondern steht auch sonst wieder dort, wo er 12 Jahre zuvor gestanden hat. Vor dem Nichts. Ein neuer Plan muss her…
          Eigentlich ist es schade, dass „Dom Hemingway“ nicht in dem Maße überzeugt, wie sich sein Hauptdarsteller für die Rolle verausgabt. Sämtliche Grundzutaten für ein befriedigendes Kinoerlebnis sind nämlich vorhanden. Interessante Charaktere, talentierte Darsteller, eine an Guy Ritchie erinnernde Gangster-Story und natürlich die Jagd nach dem großen Geld. Doch leider verliert Regisseur Richard Shepard zwischen den ellenlangen selbstverliebten Monologen seines Protagonisten den Faden. Die Story tritt auf der Stelle, kommt nicht voran und mit der Zeit treffen nicht einmal mehr die Gags ihr Ziel. So schnell Jude Law die Dialoge einem Maschinengewehr gleich auf die Leinwand pfeffert – es lassen sich viele Blindgänger unter ihnen finden. So hangelt sich „Dom Hemingway“ von einem schwarzhumorigen Gag zum anderen, während der Rest zu bloßer Staffage verkommt.
          Das mag reichen, um 90 Minuten zu füllen, jedoch nicht, um das Publikum wirklich mitzureißen. Da helfen auch keine fast schon poetischen Fluch-Eskapaden, die die deutsche Synchronisation mehr als einmal an ihre Grenzen bringen. Insgesamt ist „Dom Hemingway“ durchschnittliches Gangsterkino von der Insel, das hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Fans von Jude Law sollten sich den Film allerdings trotzdem anschauen, denn so völlig ungehemmt spielen sehen, hat man ihn bis dato noch nie. Ehrenwort.

          Publikumswertung: 3,3 (Schulnoten)

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            • 9 .5

              Was wurde nicht alles im Vorfeld über „Snowpiercer“ geredet. Eine in Südkorea produzierte Comicadaption aus Frankreich mit englischsprachigen Darstellern und dazu gedreht in Tschechien. Internationaler geht es wohl kaum mehr und es ist bemerkenswert, dass dieses ehrgeizige Projekt überhaupt auf der großen Leinwand zu sehen ist. Umso schöner für die Kinolandschaft, die solche illustren Filme dringend benötigt um vom Einheitsbrei eine Pause zu bieten.
              Entstanden ist die Grundgeschichte in den 80er Jahren. Die Comickünstler Jacques Lob und Jean-Marc Rochette entwarfen in den 80er Jahren eine Dystopie, in der die Menschheit die Erde zugrunde gerichtet hat. Um dem Klimawandel beizukommen, versuchte man mit chemischen Stoffen die Hitze künstlich zu regulieren. Die Folge war ein weltweiter Blizzard, den so gut wie niemand überlebte. Einzig und allein auf dem Snowpiercer, ein ewig im Kreis fahrender Zug, befindet sich ein kleiner Rest Menschen, die dem ewigen Winter trotzen. Dort hat sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gebildet. Hinten befinden sich die Armen, die von den Oberen in der Spitze drangsaliert und ausgebeutet werden. Curtis Everett (Chris Evans) erträgt diese Zustände nicht mehr und ruft zum Aufstand, der vielen das Leben kosten wird.
              Der Comic ist natürlich ein Kind seiner Zeit. Damals war die Gesellschaft geprägt von Misstrauen seitens der Regierung und die Ökowelle machte in keinem Land halt. Anti-Atomkraft, nachhaltigeres Denken – all das fließt ein wenig in diese düstere Version einer möglichen Zukunft mit ein. Der südkoreanische Regisseur Joon-ho Bong adaptiert diese Grundgedanken und überträgt sie mehr oder minder frei auf die heutige Zeit. Für ein bescheidenes Budget von 40 Millionen Dollar bringt uns der Hitregisseur die Enge des Zuges bedeutend näher. In den hinteren Abteilen vegetieren die Überlebenden vor sich hin, starren ins Leere, sind über und über mit Dreck beschmiert. Hilflos warten sie auf weitere Schikanen der Obrigkeit, die nicht lange auf sich warten lassen. Sobald die Revolution jedoch anbricht, kommt das Publikum aus dem Staunen nicht mehr heraus. Jedes Abteil birgt neue „Wunder“, die dermaßen originell und vielseitig sind, dass der Zuschauer nie weiß, was ihn erwartet. Ob eine voll ausgestattete Sushi-Bar in der Apokalypse oder ein perfekt angelegtes Unterwasser-Biotop. In der Welt des Joon-ho Bong ist alles möglich. Entgegen des Marketings und der Trailer entpuppt sich „Snowpiercer“ mit zunehmender Laufzeit auch noch als Satire. Der ernste Grundton vermischt sich allzu plötzlich mit absurder Komik, die herrlich übertrieben und auch irritierend in Szene gesetzt ist. Joon-ho Bong tobt sich immer wieder aus um das Publikum vor den Kopf zu stoßen und sich jeglicher Erwartungshaltung zu widersetzen. Seinen satirischen Höhepunkt erreicht „Snowpiercer“ etwa, wenn ein Klassenzimmer erreicht wird und die Lehrerin ihren Schülern eine Gehirnwäsche verpasst. Das sind Szenen, die nicht einmal Terry Gilliam („Brazil“) besser hinbekommen hätte.
              Leider übertreibt es der südkoreanische Virtuose mit abstrakten Dialogen zum Ende hin ein wenig, was den eigentlich ergreifenden Geschehnissen den Wind aus den Segeln nimmt. Auch schleichen sich hier und da ein paar Logikfehler ein, die der Geschichte schaden. Allerdings sind damit nicht Aspekte der Marke „Wie kann dieser Zug nach all den Jahren auf nicht gewarteten Gleisen fahren?“ oder „Wie wird dieser Zug eigentlich angetrieben?“ gemeint. „Snowpiercer“ schert sich nicht um solche unnötigen Erklärungen und das muss er auch nicht. Der Zug stellt lediglich ein Perpetuum Mobile dar. Das heißt er ist eine hypothetische Konstruktion, die nach einmaligem Starten ewig weiter läuft. Generell ist der Zug eher als Metapher auf den kläglichen Rest Menschheit anzusehen. Ziellos fahren sie im Kreis, ohne Fortschritt oder dem Versuch etwas Neues zu wagen. Um den Ingenieur des Zuges hat sich in 17 Jahren ein Kult entwickelt, der dem um Nordkoreas Führer Kim Jong-Un nicht unähnlich scheint. Alles geschieht zum Wohl der Maschine und dessen Schöpfer. Hier beweist sich endlich wieder, dass auch vordergründige Actionfilme Tiefe besitzen und zum Nachdenken anregen können. Die Situation in dem Zug gleicht in nur mehr als einem Aspekt dem Nachbarland des Regisseurs, Drehbuchautoren und Produzenten. Zufall? Wohl kaum. Das niedere Volk im hinteren Abteil hat keine Möglichkeit mit anderen Abteilen zu kommunizieren. Sie sind völlig auf sich allein gestellt, ihr Essen wird mittels Proteinriegel rationiert und Führer Willford kontrolliert sie durch das Militär mit harter Hand. Das gesellschaftliche System wirkt (in seinen elementaren Zügen) wie ein Zwilling der nordkoreanischen Juche-Ideologie, die einen Anführer zur Transformation der Gesellschaft als Notwendigkeit ansieht. „Snowpiercer“ ist also, mit all seinen satirischen Elementen, ein kleiner Kommentar über Tyrannei, Revolutionen und der Frage: Was dann?
              Was tun, wenn die „Bösen“ aus dem Weg geschafft sind? Wie wird die Gesellschaft wieder in sichere Bahnen gelenkt? Hier lassen sich deutliche Parallelen zum arabischen Frühling entdecken. So entfachte in Ägypten – genau wie in „Snowpiercer“ – eine Revolution, die alles besser machen sollte. Aus dem Präsidenten Mubarak wurde Mursi. Und was änderte sich? Bis heute warnen Reisegesellschaften in dieses Land einzureisen, weil die Zustände dort immer noch zu unsicher und unstabil sind. Auch Protagonist Curtis muss sich diese Frage stellen, doch drückt er sich immer wieder vor der Antwort. Allerdings scheut sich der Film nicht davor, diese mit aller Kraft zu beantworten. Konsequent zeigt er eben die Folgen einer jeden Entscheidung, so richtig oder auch falsch sie sein mag. In seiner überaus feinen Charakterisierung stellt „Snowpiercer“ verschiedenste Systeme und Möglichkeiten gegenüber, die in einem hochspannenden Dialog zwischen Curtis und Ingenieur Willford aufeinanderprallen.
              Neben den aufgeworfenen philosophischen und gesellschaftlichen Fragen funktioniert „Snowpiercer“ immer noch vorzüglich als originelles Actionstück. Die Kampfszenen sind stets überaus unterhaltsam gestaltet. Regisseur Joon-ho Bong nutzt seine Sets großzügig aus um spannendes Genre-Kino zu präsentieren, dass sich gewaschen hat. Trotzdem wird „Snowpiercer“ beim Massepublikum weitestgehend durchfallen. Joon-ho Bongs surreale Einfälle sind dermaßen weit weg vom amerikanischen Actionfilm, wie es nur irgendwie geht. Und das trotz bekannter Stars, wie Chris Evans („Captain America“), Tilda Swinton („Grand Budapest Hotel“), John Hurt (“Doctor Who – The Day of the Doctor“) und Jamie Bell („Drecksau“). Das ist für Fans natürlich eine Offenbarung, Leute die jedoch relativ unbedarft an „Snowpiercer“ herangehen, werden verschreckt das Weite suchen. Vielleicht auch ein Grund, wieso der amerikanische Produzent Harvey Weinstein eine um 20 Minuten kürzere Fassung in die amerikanischen Kinos bringen wollte, was letztendlich nicht durchgesetzt wurde.
              „Snowpiercer“ ist – trotz kleinerer Schwächen – faszinierendes und intelligentes Kino, das völlig unvorhersehbar Genres mischt und das Publikum ständig überrascht. Denn sobald sich die Tür eines Abteils öffnet, weiß auch ein kinoaffiner Zuschauer nicht, was ihn erwartet. So macht Kino Spaß und es ist nur zu hoffen, dass es mit dem schon jetzt gefestigten Erfolg von „Snowpiercer“ weitere ambitionierte Projekte auch auf die Leinwand schaffen. Auch neue Projekte des Regisseurs Joon-ho Bong („Memories of Murder“) sollten im Auge behalten werden.

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              • 6

                Einen Blick in Wes Andersons Kopf zu werfen, dürfte einer Achterbahnfahrt der Empfindungen gleichkommen. Wahrscheinlich sieht er die Welt in bunteren Farben, als es jeder Normalsterbliche tut. Kaum ein anderer Regisseur vermag es nämlich in seinen Filmen eine vergleichbare Atmosphäre aufzubauen, wie er. Mit seinen inzwischen 44 Jahren ist er immer noch jung geblieben, zeichnet sich doch sämtlicher seiner Filme durch eine unbeschwerte Liebenswürdigkeit aus.
                Mit „Grand Budapest Hotel“ eröffnete er dieses Jahr sogar die Berlinale und lies eine Vielzahl an Stars mitwirken. Überwiegend gedreht in Deutschland spielt der Film in dem an das Ukraine zu Zeiten des Nationalsozialismus erinnernde Zubrowka. Dort befindet sich das Grand Budapest Hotel (Anlehnung an das Hotel Gellert in Budapest) und wird vom perfektionistischen Concierge Gustave H. (Ralph Fiennes) mehr oder minder geführt. Eines Tages fängt der sympathische Zero dort seine Arbeit als Lobby Boy an und gewinnt schnell das Vertrauen Gustaves. Damit begnügt sich Regisseur Anderson jedoch nicht. Er bettet seinen Film in eine dreigeteilte Rahmenhandlung ein. Zum einen erzählt „Grand Budapest Hotel“ die Sicht der Dinge aus der Perspektive eines gealterten Schriftstellers (Tom Wilkinson und Jude Law), der von seinem Besuch im Hotel erzählt und wie er den damaligen Hotelbesitzer traf. Zum anderen widmet der Film sich eben jenem Gespräch, in dem die Geschehnisse rund um Zero und Gustave teilweise aus dem Off erläutert werden.
                Vielleicht liegt hier der Hund begraben. Denn eigentlich wirkt „Grand Budapest Hotel“ wie jeder andere Film von Wes Anderson. Doch wo „Moonrise Kingdom“ noch über die volle Laufzeit überzeugen konnte, tut sich sein neuestes Werk im Mittelteil merklich schwer. Optisch ist der Film allerdings über jeden Zweifel erhaben. Andersons Bilder sind wieder einmal famos und wirken auf der großen Leinwand fantastisch. Er holt alles aus dem Medium Film heraus, spielt mit Farben, Bildeinstellungen (jede Zeitebene ist in unterschiedlichem Format gedreht) und lässt seine Kamera häufig rotieren. „Grand Budapest Hotel“ durchzieht stets eine gewisse Leichtigkeit, die kaum in Worte zu fassen ist. Sämtliche Charaktere sind ein Unikat und zeugen von dem unfassbaren Ideenreichtum, der in Wes Anderson schlummert. Einer jeden Figur traut der Zuschauer einen eigenen Film zu und es ist richtiggehend schade, dass einige bloß kurz auf der Leinwand leben dürfen. Leider aber bleiben die großen Lacher (nicht zu verwechseln mit Schenkelklopfern!) aus. Natürlich bleibt Anderson seinem Stil treu und feuert eine wahre Salve an Merkwürdigkeiten auf das Publikum hernieder. Doch wirklich haften bleiben tut nichts, die Story reißt selten mit und ab und zu sind es nur die schrägen Einfälle, die wirklich mitreißen können. Auch der Autor dieser Zeilen kommt um folgendes Wort nicht herum: Skurrilität.
                Eine Kritik zu einem Werk von Wes Anderson zu schreiben, ohne dieses Wort zu benutzen, grenzt an Blasphemie. Selbst wenn man sich noch so sehr dagegen sträubt, irgendwann ist die deutsche Sprache vollends ausgenutzt. Auch „Grand Budapest Hotel“ strotzt nur so vor Skurrilität. Paradebeispiel dafür ist die Skiverfolgungsjagd, die sogar das „James Bond“-Franchise dahingehend in den Schatten stellt. So etwas hat der Zuschauer tatsächlich noch nie gesehen und es ist, man ahnt es schon, wunderbar skurril.
                Trotzdem will der Funke nicht überspringen. Zumindest nicht völlig. Strahlte „Moonrise Kingdom“ noch einen stillen Zauber aus, so beschränkt sich „Grand Budapest Hotel“ ganz auf seine skurrilen (schon wieder!) Charaktere und lässt die Geschichte an sich etwas außer Acht. Was nützt eine unfassbare Starriege, wenn sie gerade für eine Szene durch das Bild huschen und wieder von der Bildfläche verschwinden? Was nutzen Unmengen an interessanten Charakteren, wenn diese nicht näher beleuchtet werden? Vielleicht wäre hier weniger mehr gewesen. So bleibt der Eindruck eines unterhaltsamen Films, der ein wenig überfrachtet über die Ziellinie schreitet und sich nicht mit seinen Vorgängern messen kann. Was schade ist, denn das Produktionsdesign und die Kostüme sind schlicht und ergreifend wundervoll.

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                • Meine Güte. Da läuft endlich mal wieder eine gute Folge und hier hagelt es Häme. Endlich widmet sich die Serie den Figuren UND ist spannend. Dass ich das noch erleben darf. Nachdem Die Serie ja kontinuierlich abgebaut hat, eine Wohltat. Noch dazu mit Carol, einem der wenigen wirklich brauchbaren Charaktere, im Mittelpunkt. Was eine Apokalypse mit kleinen Kindern anstellt, wurde noch nie so schonungslos auf Film gebannt. "The Walking Dead" kann also doch noch. Überraschung!

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                  • Hätte ich mir ja angesehen, wenn nicht fast die Hälfte der Spielzeit weggefallen wäre. So bleibt nur die Scheibe.

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                    • Gebt dieser absoluten Traumfrau bitte ihre eigene "Agent Carter"-Serie. Danke!

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                      • 7 .5

                        Seit Roman Polanskis „Der Gott des Gemetzels“ sind Theateradaptionen wohl wieder voll im Trend. Mit „Im August in Osage County“ steht das gleichnamige Bühnenstück von Tracy Letts Pate, der hierfür auch den Pulitzer-Preis erhielt. Zusammen mit Regisseur John Wells („Company Men“) wirft er eine Fülle an Hollywoodstars in die Manege und lässt sie sich nach und nach zerfleischen.
                        Alles beginnt mit Familienoberhaupt Beverly Weston (Sam Shepard), der zusammen mit Violet (Meryl Streep) eine unglückliche Ehe führt. Die Kinder lassen sich nur selten blicken, sie schluckt Pillen und er ist dem Alkohol verfallen. Eines Tages verschwindet er urplötzlich und die Familie trifft im alten Elternhaus wieder aufeinander. Was noch harmlos beginnt, entwickelt sich zu einer Tour de Force für alle Beteiligten. Am Ende ist nichts mehr so, wie es scheint.
                        Die Herkunft von „Im August in Osage County“ lässt sich nicht vertuschen. Der Film ist durch und durch ein Theaterstück, allerdings im besten Sinne. Die Dialoge sind messerscharf, schneiden butterweich durch menschliche Fassaden und treffen ihren ach so harten Kern. Maskeraden werden fallen gelassen und die hässliche Fratze dahinter kommt zum Vorschein. Anfangs fängt Regisseur Wells das Treffen der Familie noch auf vergnügte Art und Weise ein. Die unterschiedlichen Kinder Violets, die weitere verschrobene Verwandschaft, ein zickiger Teenager – hier findet sich wohl jeder Zuschauer wieder. Seinen Höhepunkt erreicht „Im August in Osage County“ folgerichtig während einem gemeinsamen Mittagessen, dem ein 20 minütiges Gespräch zugrunde liegt. Die Stimmung zuerst mehr oder weniger fröhlich kippt mit laufender Spielzeit immer weiter bis Kränkungen ausgestoßen werden und Wörter als verbales Maschinengewehr benutzt werden. Anfänglich noch witzig mitanzusehen, bleibt dem Zuschauer bald das Lachen im Halse stecken. Der Film erzeugt einen wahnsinnigen Sog, allein aufgrund der unterschiedlichen Figuren und ihrer Lebensansichten. So geht Schauspielkino!
                        Bei solch einem Skript ist es kaum verwunderlich, dass sich die Creme de la Creme der Filmindustrie ein Stelldichein gibt. Von Ewan McGregor („Lachsfischen im Jemen“) über Juliette Lewis („Natural Born Killers“, bis hin zu Sherlock-Darsteller Benedict Cumberbatch. Die wahren „Helden“ der Geschichte sind allerdings Meryl Streep und Julia Roberts. Vor allem Roberts überrascht in der Rolle als älteste Tochter Violets und spielt dermaßen kraftvoll, wie noch nie zuvor in ihrer Karriere. Gebt dieser Frau ähnliche Skripts und sie wird die „neue“ Meryl Streep. Streep selbst ist natürlich über alles und jeden erhaben. Ihre 18. Oscarnominierung(!!) erhielt die Charakterdarstellerin vollkommen zurecht.
                        Einziger Kritikpunkt ist vielleicht das übertriebene Ausmaß des Geschehens. Nach dem Mittagessen ist der Film nämlich noch lange nicht am Ende angelangt. Weitere Geheimnisse warten auf Enthüllung, noch mehr Leben müssen zerstört oder zumindest geändert werden. Das nimmt gegen Ende fast schon groteske Züge an, da der Film so wirkt, als ob er einen Schlusspunkt setzen würde, nur um ein weiteres Mal auszuholen. Nichtsdestotrotz ist „Im August in Osage County“ hervorragendes Kino geworden, das allein schon durch die hervorragenden Darstellerleistungen bestechen kann.

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                          Der britische Schriftsteller Nick Hornby ist ein gern gesehener Lieferant, wenn es um Filmadaptionen seiner Werke geht. Schon mit „About a Boy“ und „High Fidelity“ konnte die Filmindustrie große Erfolge verbuchen und so verwundert es nicht, dass sein Roman „A long way down“ nun ebenfalls seinen Weg auf die Leinwand gefunden hat.

                          Der französische Regisseur Pascal Chaumeil, der sich auf romantische Komödien („Der Auftragslover“) spezialisiert hat, widmet sich in „A long way down“ auf amüsante Art und Weise dem Thema Suizid und schafft es, dieser eigentlich ernsten Angelegenheit tatsächlich etwas Komik abzuringen, ohne geschmacklos zu wirken.

                          Im Fokus der Erzählung stehen vier Menschen. Martin Sharp (Pierce Brosnan) ist ehemaliger TV-Moderator und hat durch einen dummen Fehler alles verloren. Maureen (Toni Collete) versucht ihrem tristen Leben zu entfliehen, Jess den Dämonen ihrer Vergangenheit. Und JJ? Er wird an einem Tumor im Gehirn sowieso bald sterben. Alle vier entschließen sich unabhängig voneinander an Neujahr Selbstmord zu begehen. Dummerweise am selben Ort und zur selben Zeit, wodurch sie alle aufeinandertreffen. Gemeinsam schließen sie einen Pakt, sich nicht vor Valentinstag umzubringen. Zeit genug, um sich besser kennenzulernen und zu erfahren, was genau sie überhaupt an jenem Tag in den Selbstmord getrieben hat.
                          Zum einen punktet der Film durch seine originelle Ausgangslage. Vier Menschen, die sowieso schon mit dem Leben abgeschlossen haben plötzlich weiterleben zu lassen. Hier sind Konflikte schon einmal vorprogrammiert, zumal sämtliche Protagonisten interessante und unterschiedliche Hintergrundstorys besitzen. Zum anderen ist es das Schauspielensemble, das mit seiner Spiellust auch schwache Momente wunderbar überspielt. Den Ex-Bonddarsteller Pierce Brosnan durfte der Zuschauer schon lange nicht mehr so unbeschwert und doch subtil spielen sehen, wohingegen Imogen Poots („Drecksau“) das genaue Gegenteil darstellt und auch gerne Mal verbal austeilt. Sie ist wohl das Highlight des Films. „Breaking Bad“-Darsteller Aaron Paul hat offensichtlich das Jahr 2014 ausgewählt um nun auch im Kino durchzustarten. Neben seiner ehrlichen Performance in „A long way down“ wird er auch im Blockbuster „Need for Speed“ die Hauptrolle spielen. Neben Poots ist es jedoch das Ausnahmetalent Toni Collette, das auftrumpfen darf. Zwar ist sie schon lange im Filmbusiness zugange, doch meistens spielte sie nur die zweite Geige. In „A Long Way Down“ zeigt sie nun, was sie eigentlich kann.

                          Schade nur, dass der Verlauf des Films den bisher genannten Qualitätsmerkmalen nicht das Wasser reichen kann. Zu vorhersehbar der Ablauf, als das der Zuschauer wirklich mitfiebern könnte. Auch emotional vermag es der Film nicht in seiner Gänze zu packen. Es sind eher einzelne Momente, die herausragen und dem Publikum die innere Zerrissenheit seiner Figuren näher bringt. Etwa, wenn JJ verzweifelt aufs Meer hinausschwimmt, oder Martin mit seiner Selbst hadert. Im Gesamten ist „A long way down“ sicher leichtes, unterhaltsames Kino. Allerdings hätte etwas mehr Mut und auch Boshaftigkeit zum Ende hin für einen deutlich besser im Gedächtnis haftenden Film gesorgt. Denn so verlässt der Zuschauer zwar befriedigt den Kinosaal, hat den Film in einer Woche jedoch wieder vergessen.

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                          • 5 .5

                            Mit etwas Verspätung gewährt uns der selbst ernannte Meister des vollendeten Bildes Zack Snyder eine Fortsetzung seines Hits „300“. Mit „300 – Rise of an Empire“ überlässt er allerdings dem weitgehend unbekannten Regisseur Noam Murro das Feld und bleibt als Produzent und Co-Autor im Hintergrund. Mit Murro hat Snyder jedoch den perfekten Gehilfen gefunden.
                            Eine gewisse Videospielästhetik, die schon den Vorgänger begleitete, macht auch hier wieder die Runde. Murro geht sogar noch einen Schritt weiter und treibt jene Inszenierung auf die Spitze. Zu jederzeit, insbesondere in den Kampfszenen, wirkt „300 – Rise of an Empire“ wie ein Videospiel. Schnelle Kamerafahrten über das Schlachtfeld hinweg, rasche Zooms – all das kennt der Gamer aus dem einen oder anderen Konsolentitel. Natürlich widmet sich der Film wieder ausgelassen dem Zuschaustellen männlicher Kraft, indem er die muskulösen Körper seiner Krieger möglichst schön in Szene setzt und sich nicht scheut in pathetischen Phrasen zu versinken. Mehr als nur einmal zitiert Murro bzw. Snyder Leni Riefenstahl, die mit ihren Filmen zur Nazizeit das Körperkultkino zelebrierte und den Arier als Ebenbild des perfekten Menschen in Szene setzte. Der Vorwurf des Faschismus wird sich auch „300 – Rise of an Empire“ gefallen lassen müssen, auch wenn die Macher dahinter vielleicht gar nicht darauf abzielten. Immerhin, so werden seine Verteidiger sagen, handelt es sich bei diesem Film um eine reine Metzelorgie, die keinerlei Anspruch auf Sinn oder Verstand besitzt.
                            Außerdem basiere der Film sowieso auf einer Comicvorlage des (nicht unproblematischen) Frank Millers, was „300 – Rise of an Empire“ von jeglichen Anklagepunkten freisprechen würde. So gesehen schwierig zu bewerten, was nun gewollt ist und was nicht. Trotzdem sollten sich die Zuschauer darüber im Klaren sein, was der Film (wenn auch nur unbewusst) aussagt.
                            Zeitlich ist die Fortsetzung parallel zum Erstling angelegt. Hauptfigur ist nun der Athener Themistokles, der durch den Mord am Perserkönig Darius für den neuerlichen Krieg mit Xerxes verantwortlich ist. Xerxes zur Seite steht die intrigante Artimisia, die den Gottkönig manipuliert und ihn dazu bewegt, sich an den Griechen für Darius Tod zu rächen.
                            Für Fans des Erstlings gibt es ein Wiedersehen mit einigen Charakteren. So darf Königin Gorgo (Lena Heady aus „Game of Thrones“) als Erzählerin (grausig synchronisiert) durch den Film führen, Dilios (David Wenham aus „Der Herr der Ringe) für ein paar Sätze durchs Bild huschen und natürlich Xerxes (Rodrigo Santoro) in Erscheinung treten. Letzterem wird sogar eine bisher unbekannte Hintergrundstory geschenkt, was die Perser besser beleuchtet und den Film wohl von seinem faschistoiden Gesamtbild wegbringen soll. Teil 1 musste sich das ja aufgrund der Darstellung der Perser gefallen lassen. Zwar nimmt sich „300 – Rise of an Empire“ hier ein paar Schritte zurück und verzichtet zudem auf Fabelwesen und übernatürliche Krieger – so ganz kann es Regisseur Murro leider doch nicht lassen. Entweder ganz oder gar nicht lautet die Devise, weshalb Teil 1 in seiner Kompromisslosigkeit einfach „ehrlicher“ wirkte.
                            Die Fortsetzung stärkt zudem die Rolle der Frauen. Mit Artimisia ist nun eine historisch verbürgte Heerführerin als Hauptperson vertreten, was dem Film ungemein gut tut. Eva Green darf sich herrlich gehen lassen und sorgt für einige der unterhaltsamsten Momente des Films. Allein ihre Ausstrahlung sorgt für die größten Pluspunkte des Films. Sullivan Stapleton („Strike Back“) als griechischer Held macht einen guten Job, wobei ihm das Drehbuch noch schlimmere Reden in den Mund legt, als es noch Gerald Butler antat. Hier ermüdet „300 – Rise of an Empire“ recht schnell, wiederholt sich und weiß wenig mit seiner Zeit anzufangen. Dank der lässigen Kampfchoreographien und den immer noch beeindruckenden Bildern rettet sich der Film nichtsdestotrotz über die Zeit. War die Fortsetzung des Snyder-Werkes „300“ wirklich nötig? Wohl eher nicht, denn viel Neues kann der Nachfolger nicht erzählen und stilistisch wenig hinzufügen. Wirklich langweilig ist „300 – Rise of an Empire“ also nicht, aber ein guter Film sieht anders aus. Schließlich hatten wir dasselbe Rezept schon einmal vor 8 Jahren in den Kinos.

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                            • 6 .5

                              2008 ist wohl das Jahr, das Charakterdarsteller Liam Neeson im Actiongenre etablierte. Mit „96 Hours“ prügelte sich der Ire durch ganz Paris und hinterließ eine Horde toter Körper. Seit diesem Zeitpunkt – einhergehend mit dem Tod seiner Ehefrau – zementierte er seinen neuen Ruf als Actionheld und stürzte sich in die Arbeit. Ähnlich wie Jason Statham glichen sich seine Filme immer mehr. Neeson mimt den Held wider Willen, der allein auf weiter Flur gegen seine Feinde ankommen muss. Nun steht mit „Non Stop“ der nächste Actionkracher ins Haus. Gedreht von Jaume Collet-Serra, der Neeson schon in „Unknown Identity“ überraschend gelungen in Szene setzte.
                              Nun zum ersten Mal wird das Setting allerdings räumlich begrenzt. Schauplatz des neuerlichen Kampfes um Menschenleben ist ein Passagierflugzeug mit ungefähr 150 Menschen an Bord. Neeson spielt den in die Jahre gekommenen Air Marshall Bill Marks, der mit sich selbst nur schwer zurecht kommt und für seinen Job eigentlich wenig Zuneigung hegt. Plötzlich droht während eines Routineflugs ein Unbekannter alle 20 Minuten einen Passagier zu töten. Zuerst nicht ernst genommen, entwickelt sich der Flug zu einem wahren Horrorstück für Menschen mit Flugangst. Denn jeder könnte der Täter sein…
                              Kammerspielartig entfaltet sich die Todesfalle Flugzeug zu einem spannenden Thriller, der seine Stärken vor allem in Stunde eins formidabel auszuspielen weiß. Die Suche nach dem Schuldigen präsentiert Regisseur Collet-Serra sehr packend. Dazu ist „Non Stop“ oftmals wunderschön gefilmt. Elegante Kamerafahrten fangen die beengte Atmosphäre im Flugzeug perfekt ein und lassen den Zuschauer mehr als einmal einen beklemmenden Blick in den voll gestopften Kinosaal werfen. Die Drehbuchautoren verstehen es falsche Hinweise zu säen und so die Spannung bis kurz vor Schluss aufrecht zu halten. Wer war es? Wer verhält sich verdächtig? Moment….der Passagier dort vorne tippt doch gerade mit seinem Handy?
                              Die Spannungskurve steigt vorbildlich und die Erwartungen, die der grandiose Trailer schürte, erfüllen sich tatsächlich. Es macht Spaß der Kampfmaschine Neeson durchs Flugzeug zu folgen und zu raten, wer denn nun der Killer ist. Allerdings hapert es hin und wieder an der Glaubwürdigkeit seiner Figur. Manche seiner Aktionen sind im höchsten Maße unprofessionell, da sie die verängstigten Insassen nur noch mehr aufstachelt. Auch das Finale verliert leider an Drive, kann sie doch nicht mit der intelligenten Inszenierung der ersten Hälfte mithalten. Zudem ist die Rechtfertigung des Entführers ein wenig schwammig geraten.
                              Nichtsdestotrotz ist „Non Stop“ gelungenes Popcornkino, das seine Zuschauer zu unterhalten weiß. Vor allem dank klugem Casting kann auch ein erfahrener Kinogänger nicht erraten, wer denn nun wer ist. In Nebenrollen tummeln sich nämlich bekannte Namen, wie zum Beispiel Julianne Moore („Children of Men“), jetzige Oscargewinnerin Lupita Nyong’o („12 Years A Slave“), Corey Stoll („House Of Cards“) oder Michelle Dockery („Downtown Abby“). Das sorgt 1. für mehr Authentizität und 2. für Unkenntnis über den weiteren Verlauf, da diesmal nicht einmal durch Darstellernamen auf Täter geschlossen werden kann. „Non Stop“ macht also Spaß und kann trotz der erwähnten Fehler als gelungener Eintrag in Neesons Actionvita bezeichnet werden.

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                              • 6 .5

                                Sicherlich ist das Gesamtwerk „Nymphomaniac“ von Lars von Trier einer der meist diskutierten Filme des Jahres. Im Vorfeld überschlugen sich die Meldungen von echtem Sex zwischen den Darstellern (dementiert) und von Triers Transformation zur Persona Non Grata nach einem missglückten Nazi-Witz in Cannes 2013. Allgemein würde „Nymphomaniac“ vor Skandalösem nur so strotzen, was durch das Marketing nur noch betont wurde. All jene, die darauf hofften, werden rasch eines Besseren belehrt. Natürlich widmet sich Lars von Trier der Sexualität seiner Protagonistin(?) ausführlich. Doch ist die Darstellung des Geschlechtsaktes äußerst sachlich präsentiert und nicht selten von einem schwarzen Humor durchzogen. Anregend, aufregend oder gar Besorgnis erregend wird der Zuschauer hier gar nichts finden.
                                Gesplittet in zwei Teile folgt Teil 1 den jungen Jahren der selbstdiagnostizierten Nymphomanin Joe. Eingebettet in die Rahmenhandlung eines Gespräches zwischen der älteren Joe und einem hilfsbereiten Mann, erzählt sie ihre Lebensgeschichte in ausschmückenden Details und lässt wenig aus.
                                Dabei macht sich Lars von Trier Gedanken über die Unvereinbarkeit von Lust und Liebe und baut in seinen Film mal mehr, mal weniger amüsante Exkurse über Fliegenfischen, Mathematik und Musik ein. Das ist in seinen besten Momenten Augen öffnendes Kino, da die Parallelen zwischen Sex und eben jenen Themen klug gewählt sind und veranschaulichen, was in Joe eigentlich vor sich geht.
                                Von Trier vertraut wieder einmal auf seine Muse Charlotte Gainsbourg in der Hauptrolle. Wie schon in „Antichrist“ und „Melancholia“ zahlt sie es ihm mit schonungsloser Offenheit zurück. Die Newcomerin Stacey Martin als junge Joey besitzt allerdings die meiste Screentime und trägt den Film größtenteils gekonnt. Hier besitzt der Film auch seine stärksten Szenen, wie etwa der Krankenhausaufenthalt mit ihrem Vater (Christian Slater), oder Uma Thurmans belebender Kurzauftritt als betrogene Ehefrau in einer denkwürdigen Menage a trois. Das sind Momente, in denen „Nymphomaniac 1“ hochgradig unterhaltsam zu Werke geht. Leider schafft er das nicht durchgehend, denn ab und zu verliert der Film einfach den Faden. Wirklich neu sind von Triers Aussagen in Bezug auf Sexsüchtigkeit nämlich nicht. Eine Frau versucht ihre innere Leere mit Sex zu füllen, ohne Rücksicht auf das Leben anderer. Wirklich funktionieren tut es nicht, wodurch sie immer tiefer in den Teufelskreis „gefühlskalter Sex“ gerät und es, wie der Zuschauer gleich zu Beginn erfährt, kein schönes Ende nehmen wird.
                                Das ist nach zwei Stunden dann doch etwas wenig für einen Lars von Trier. Allerdings ist „Nymphomaniac 1“ auch gerade einmal die Hälfte des Films, wodurch eine abschließende Bewertung erst einmal nicht möglich ist. Teil 2 wird aller Ansicht nach um einiges dunkler, böser und existentialistischer werden. Ganz egal, wie der Zuschauer zu Teil 1 steht, er darf gespannt sein. Denn bei einem Film von Lars von Trier kann er nie sicher sein, was ihn erwartet.

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                                • 8 .5

                                  Die Serie „Stromberg“ von 2004 hat seit ihrem Bestehen eine große Anhängerschaft gefunden und ihre Qualität im deutschen Fernsehen mehrfach unter Beweis gestellt. Der Abteilungsleiter der Capitol Versicherung, Bernd Stromberg, hielt her für eine zynische Satire, die den deutschen Bürokratenwahnsinn aufs Korn nahm und oftmals den Nagel auf den Kopf traf. Nun, nach fünf Staffeln, konnte durch Crowdfunding ein Budget erreicht werden, das einen Kinofilm ermöglichte.
                                  Mit „Stromberg – der Film“ setzt Regisseur Arne Feldhusen dem berühmtesten Ekelpaket der letzten Jahre ein fulminantes Denkmal, das der Serie in nichts nachsteht und phasenweise sogar noch einen draufsetzt. Stromberg muss nun erfahren, dass die Capitol rationalisiert und damit die gesamte Abteilung schließen wird. Geschockt fährt er mit seinen Kollegen erst einmal zur 50 Jahre-Capitol-Betriebsfeier und das Chaos ist dementsprechend vorprogrammiert.
                                  Christoph Maria Herbst ist natürlich das Herz und die Seele als Stromberg. Er verkörpert diesen unverschämt hassenswerten Charakter mit einer Inbrunst, die sich gewaschen hat. Vollkommen glaubwürdig denunziert er seine Angestellten, macht Witze auf ihre Kosten und ist im Einstecken nur halb so gut. Es ist eine wahre Freude als Zuschauer dieser Figur zu folgen und ihn in dem einen Moment zu hassen, nur um ihn im anderen zu feiern, da er manchmal doch die Wahrheit spricht. Gelungen beleuchtet der Film (als auch die Serie vor ihm) den täglichen Kampf im Büro um Beförderungen, Machtstellungen und Konkurrenz zwischen Kollegen. Dabei ist „Stromberg – der Film“ so unfassbar witzig, dass das Publikum vor lauter Lachen einige Gags überhaupt nicht mitbekommt. Teilweise ist die Gagdichte nämlich dermaßen hoch – man möchte sich selbst am Lachen hindern um ja keinen weiteren Witz zu verpassen. Schenkelklopfer, Momente zum Fremdschämen, leise Komik – all das ist in „Stromberg – der Film“ vorhanden.
                                  Als Fan der Serie ist der Zuschauer wirklich bestens aufgehoben, da Regisseur Feldhusen kompromisslos zu Werke geht. Er weiß, dass ohne die Hingabe der Fans – die immerhin 3,3 Millionen Euro beisteuerten, kein Film möglich gewesen wäre. Feldhusen bedankt sich bei ihnen, indem er das Beste aus allen fünf Staffeln nimmt und es in zwei Stunden Laufzeit komprimiert. Sogar sämtliche (ehemalige) Darsteller kommen zu Wort und machen den Film für Kenner der Serie zum absoluten Muss.
                                  Hauptdarsteller Maria Herbst betonte in Interviews immer wieder, dass die Figur Stromberg fertig erzählt wäre. Und tatsächlich fühlt sich die Kinoverfilmung wie eine Art Schlusspunkt an. Ein überaus gelungener, witziger und zum Fremdschämen einladender Schlussakt, der besser fast nicht machbar gewesen wäre. Obwohl die Tür für ein Comeback einen winzigen Spalt offen gelassen wird. Immerhin bietet sich nun eine völlig neue Art von Satire quasi auf dem Silbertablett an. Das Publikum darf in jedem Fall gespannt sein, ob und wie es weiter geht.

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                                    Das ist er also, der Hit der Oscarnominierungen 2014. Mit 10 Nominierungen überflügelte „American Hustle“ sogar hochgehandelte Kandidaten, wie „12 Years A Slave“ oder „The Wolf of Wall Street“. Regisseur David O. Russell ist natürlich immer einer der wichtigen Namen, sobald die Award-Saison eingeleutet wird. Schon mit „The Fighter“ und natürlich „Silver Linings“ konnte er dort regelmäßig auftrumpfen.
                                    Mit „American Hustle“ stößt er vor allem mit seinem namhaften Cast in neue Gefilde, schließlich tummelt sich die Creme de la Creme Hollywoods in seinem Film und dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen.
                                    Der Film nimmt die Geschichte rund um eine FBI-Operation namens „Abscam“ auf, in der FBI-Agenten mithilfe eines geschnappten Trickbetrügers mehrere amerikanische Politiker wegen Korruption hinter Gitter brachten. „American Hustle“ nimmt sich viel Zeit, um eben jene Figur des Betrügers Irving Rosenfeld (Christian Bale) ausführlich vorzustellen. Dieser führt ein angenehmes Leben. Auf dem Papier ein ordentlicher Geschäftsmann, der mithilfe seiner Geliebten und Geschäftspartnerin Sidney Prosser (Amy Adams) verzweifelten Menschen im Hinterzimmer das Geld aus der Tasche zieht. Das geht gut, bis ihnen der FBI-Agent Richie DiMaso (Bradley Cooper) auf die Schliche kommt und sie zwingt, mit ihm eine Operation auf die Beine zu stellen, die bald aus dem Ruder läuft.
                                    Nun, seine Vorschusslorbeeren erhielt „American Hustle“ dabei leider zu Unrecht. Gerade die Anfangsphase weist keinerlei Drive auf und schafft es nicht die Zuschauer zu packen. Da können nicht einmal Christian Bale und Amy Adams in Höchstform etwas ändern. Witze laufen ins Leere, die Story kommt nicht voran und die Voice Over-Kommentare suchen ihre Nähe zu Scorsesees Meisterwerken, ohne jemals deren Qualität zu erreichen.
                                    Sobald allerdings die eigentliche Geschichte rund um die Operation beginnt, kommt Leben in „American Hustle“. Es ist sogar ein genauer Zeitpunkt, der dem Film ordentlich in den Hintern tritt und ihn von einem humpelnden älteren Mann zumindest zu einem ordentlichen Sprinter transformiert. Sobald nämlich die junge Jennifer Lawrence („Die Tribute von Panem“) die Bühne betritt, steigt zum einen der Unterhaltungsfaktor, als auch der Spannungsgrad. Ihre Rolle der unglücklich verheirateten Rosalyn Rosefeld ist ein wahrer Glücksfall, die ihr sogar die Gelegenheit gibt, während des ikonischen Paul McCartney-Songs „Live and let die“ zu tanzen und gleichzeitig ihr Haus zu putzen. Was, nebenbei gemerkt, eine witzige Reminiszenz zu „Silver Linings“ darstellt, in dem sie unter O. Russells Führung eine angehende Tänzerin darstellte. Doch auch sonst ist ihre Performance kraftvoll und ungestüm, was zeigt, dass sie schon jetzt zu den Großen zählt.
                                    Dennoch muss sich auch der Rest der Truppe hinter ihr nicht verstecken. Sei es Christian Bale (wunderbar zurückgenommen), Amy Adams oder Bradley Cooper. Sie alle haben Spaß am Spiel und zeigen sich von ihrer besten Seite. So ist „American Hustle“ mehr reines Schauspielkino, das weniger Wert auf einen raffinierten Plot legt. Zwar ist der reale Hintergrund hinreichend interessant, doch ohne seinen Cast könnte kaum dieselbe Faszination entstehen. Was allerdings auch an Amy Adams unfassbaren Outfits liegen könnte, die männlichen Zuschauern die Konzentration auf Dialoge oder die Story erschwert.
                                    Generell ist „American Hustle“ wunderschön ausgestattet. Die 70er, die sowieso ein Jahrzehnt der Verkleidung waren, werden formidabel zum Leben erweckt. Kostüme, Frisuren, Setdesign, Soundtrack – durch die Bank weg fantastisch.
                                    Deswegen ist es bedauerlich, dass hierbei nicht mehr entstanden ist. Natürlich ist „American Hustle“ netter Zeitvertreib, der Schauspielern genügend Raum gibt, sich zu beweisen. Allerdings fehlt es dem Film an Stringenz, denn hin und wieder flüchtet er sich in Belanglosigkeiten, was sich anhand abschweifender Gedanken bemerkbar macht. Seine 10 Nominierungen hat der Film leider nicht verdient. Trotz der fast schon grotesken Star-Ansammlung.

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                                      Die Geschichte der 47 Ronin ist in Japan Kulturgut. Jeder dort kennt sie und das Grab dieser Krieger dient heutzutage immer noch als Pilgerstätte. Das Bestreben dieser herrenlosen Krieger, ihren toten Fürsten zu rächen, ist ein Musterbeispiel für japanisches Pflichtgefühl und den Weg des Bushido (nein, nicht den Rapper!). Kein Wunder also, dass Hollywood darauf aufmerksam geworden ist und mit „47 Ronin“ seine eigene Version erzählen will.
                                      Mit dem Regisseur Carl Rinsch verpflichtete Universal Studio einen Newcomer, der bisher nur durch Kurzfilme auffallen konnte. Mit dem Engagement von Schauspielstar Keanu Reeves wähnte sich das Studio auf der sicheren Seite und pulverte 175 Millionen Dollar in die Produktion. Nun läuft der Film bereits mehrere Wochen in den Kinos und eines steht fest: Seine Kosten wird „47 Ronin“ nicht mehr einspielen können.
                                      Doch woran liegt das?
                                      Vielleicht ist der Trailer schuld an diesem finanziellen Fiasko. Schließlich erweckte er den Eindruck eines Actionfeuerwerks, in dem es im Sekundentakt knallt und der Zuschauer sich vor lauter Explosionen die Ohren zu halten muss. Doch nach einer halbwegs beeindruckenden Actionszene zu Beginn lässt es „47 Ronin“ überraschend ruhig angehen. Ausführlich widmet sich der Film nun den Figuren und drängt seinen Star Keanu Reeves ironischerweise in den Hintergrund. Viel wichtiger (und auch interessanter) gestaltet sich der Charakter des Oishi, der als oberster Berater des Fürsten Asano fungiert. Er ist die moralische Instanz des Films und dient dem Zuschauer als Identifikationsfigur. Darsteller Hiroyuki Sanada („Sunshine“) glänzt in dieser Rolle und führt Reeves eindrucksvoll vor, wie im Zuschauer Sympathie und Mitleid gleichermaßen geweckt werden. Reeves selbst bleibt blass, hat aber zugegebenermaßen wenig Möglichkeit etwas aus seiner Figur des Halbbluts Kai herauszuholen.
                                      Was weiterhin überrascht sind die eher dezent gehaltenen Fantasy-Einschübe. Was im Trailer noch omnipräsent wirkt, ist in Wirklichkeit bloßes Stückwerk, das die Laufzeit des Films strecken und ihn um ein paar Schauwerte erweitern soll. „47 Ronin“ wäre besser dran ohne seine Fantasy-Elemente, die sowieso nur halbgar genutzt werden und am Ende den eigentlich düsteren Grundton noch torpedieren. Die Figur der Hexe Mizuki (Rinko Kikuchi aus „Pacific Rim“) hätte grundsätzlich Potenzial, wenn sie nicht für bloßes Eye Candy geopfert werden würde. Schade, hier verpassen es die Macher, eine eigenständige Frauenfigur einzubauen, die für die Helden tatsächlich gefährlich werden kann.
                                      Doch „47 Ronin“ hat auch seine Stärken. Von den Fantasy-Elementen und der Figur des Kai einmal abgesehen, hält sich die Story des Hollywoodblockbuster erstaunlich genau an die historischen Geschehnisse. Nur wenige, kleine Abweichungen gibt es, wodurch der Zuschauer einen kleinen Einblick in diese für Japan so wichtige Geschichte erhält. Die japanische Kultur, insbesondere die Faszination gegenüber den Samurai, fängt der Film wunderbar ein. Natürlich bietet „47 Ronin“ hier und da puren Nippon-Kitsch, doch im Großen und Ganzen enttäuscht er Fans dieses Genres nicht wirklich. Vor allem die Kostüme und Sets sind mit Bedacht und viel Liebe zum Detail entstanden. Die Rüstungen und Kimonos der Darsteller scheinen direkt dem feudalen Japan entsprungen zu sein. Auch die Verbindung zwischen echten Sets und CGI funktioniert hervorragend. Da ist es umso trauriger, dass die Dialoge nicht mit derselben Sorgfalt bearbeitet wurden. Insbesondere die Liebesbeziehung zwischen Kai und einer Prinzessin bremst den Film unnötig aus.
                                      Insgesamt ist „47 Ronin“ bei weitem nicht so misslungen, wie es viele Kritiker vorab sagten. Er ist sogar in seinen besten Momenten überaus unterhaltsam und begegnet den Bräuchen der Samurai mit dem nötigen Ernst und Respekt. Schade nur, dass – auf ein großflächiges Publikum abzielend – Zugeständnisse in puncto Fantasy-Spektakel und Härtegrad gemacht wurden. Hier hätte Großes entstehen können. Was bleibt ist gesundes Mittelmaß, dass keinem weh tut, aber auch besser hätte sein können.

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                                      • Meine Güte, war das langweilig. Der nervigste Charakter der Serie bekommt quasi ein gesamte Folge spendiert, tut dumme Dinge, sagt dumme Dinge und stirbt dann nicht einmal. Sehr schade. Ganze drei gelungene Szenen innerhalb von 45 Minuten, wovon zwei auch noch Michonne (und nicht COOOOARL) gehörten. Klasse Traumsequenz, der Rest ist Schweigen.

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                                          über RoboCop

                                          Seit Jahren plündert Hollywood finanziell erfolgreich in eigenen Gefilden. Filme, die schon eine gewisse Anzahl an Jahren auf dem Buckel haben (oder im Falle von „The Amazing Spiderman“ auch nicht) werden für eine neue Generation von Fans wieder aufgegriffen und neu adaptiert. Das gelingt mal überraschend gut (z.B. „Dawn oft he Dead“) oder ziemlich schlecht (z.B. „Conan“), wobei Fans der Originale in den meisten Fällen eher weniger zufrieden sind. Vor allem der niederländische Regisseur Paul Verhoeven musste in letzter Zeit Federn lassen, denn gleich zwei seiner wegweisenden Science Fiction-Filme aus den 80ern wurden als Remake verwurstet. Einmal durch die Hand von Len Wiseman („Underworld“), der versuchte, „Total Recall“ einen neuen Anstrich zu verpassen und damit mehr oder minder versagte. Einen neuen Versuch strebt nun der brasilianische Regsseur Jose Padilha („Tropa de Elite“) mit „Robocop“ an.
                                          Dabei wählt er einen völlig anderen Weg, als noch sein Kollege Wiseman. Statt einfach nur auf teure Explosionen und massig Eye Candy zu setzen, ist Padilha tatsächlich an mehr als purem Blockbuster-Mischmasch gelegen. „Robocop“ beginnt in der Tat erstaunlich langsam und lässt sich Zeit seine Figuren ausführlich vorzustellen, sowie die aktuelle politische Situation Amerikas zu analysieren. Hier haben die Drehbuchautoren doch einige Arbeit geleistet, denn in sich schlüssig und sinnvoll neuinterpretiert wirkt das Setting rund um „Robocop“ durchaus. Für einen Blockbuster versorgen die Schreiber den Zuschauer mit einem sinnvollen Kommentar zur aktuellen Drohnenpolitik der USA, reißen noch Themen der Ethik im Medizinbereich an und holen noch zum Rundumschlag gegen profitorientierte Firmenmanager aus. So weit, so gut.
                                          Schauspielerisch kann „Robocop“ auch absolut keinen Vorwurf gemacht werden. Hier hat sich das Studio nicht lumpen lassen und sämtliche Rollen hochkarätig besetzt. Ironischerweise ist der Hauptdarsteller Joel Kinnaman, bekannt aus der Serie „The Killing“, der unbekannteste Name im Cast. Sonst geben sich in den Nebenrollen die Charakterdarsteller die Klinke in die Hand. Vor allem Gary Oldman überzeugt in der Rolle des zwiegespaltenen Wissenschaftlers, der eigentlich nur helfen will und einem Konzern zur Herstellung einer Waffe verhilft. Frankensteins Robocop sozusagen. Auch Michael Keaton, Jackie Eearle Haley und natürlich Samuel L. Jackson sorgen schon mit bloßer Präsenz für mehr Authentizität, als so mancher Genrevertreter.
                                          Wo „Robocop“ allerdings Boden verliert, ist seiner Unentschlossenheit geschuldet. Im einen Moment nimmt sich der Film seine Zeit, nur um im nächsten Moment in ermüdendem und leider auch uninspiriertem Geballer zu münden. Nicht gerade förderlich ist das Einsetzen der berühmt-berüchtigten Wackelkamera, die die Actionszenen arg unübersichtlich ausfallen lässt. Hier merkt das Publikum ganz deutlich, wie das Studio und Regisseur Padilha unterschiedlicher Auffassung waren. Immerhin bezeichnete Padilha die Produktion als „schlimmste Erfahrung in seinem Leben“. Herausgekommen ist ein unausgegorener Mix aus typischem Actiongewitter und ambitioniertem Hollywoodkino. Eben das, was das Original aus den 80ern repräsentiert.
                                          In Ansätzen durchaus lobenswert, im Hinblick auf die gesamte Produktion allerdings nur knapp über Durchschnitt. Des Zuschauers Zeit vergeudet „Robocop“ aber nicht. Dafür sorgen allein schon die klasse Darsteller und der eine oder andere kritische Gedanke, der es doch noch in den Film geschafft hat. Dass „Robocop“ im Vergleich zum Original überaus blutarm zur Tat schreitet, mein Gott, da gibt es schlimmeres.

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                                            Es ist gar nicht das Genre, das „Winter’s Tale“ einen Strich durch die Rechnung macht. Das Kino ist für die großen Romanzen wie geschaffen, lassen sich doch Gefühle auf der riesigen Leinwand weitaus besser transportieren. Hollywood hat in der Vergangenheit schon oft bewiesen, dass es Kitsch mit ehrlichen Gefühlen zu verbinden vermag. Heraus kommen in den besten Fällen großartige Werke, die auch noch Jahre später in der Popkultur ihren Platz finden. „Winter’s Tale“ versucht dies zu jederzeit nachzuahmen. In jeder Sekunde geht es um die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Die Liebe steht über allem, verhilft dem Menschen zu Höchstleistungen und lässt sich oftmals nicht rational erklären. Ebenso wie die Dialoge des Films, die immer wieder dermaßen in der Klischee-Mottenkiste kramen, dass das Zuhören weh tut. Dabei ist zu Beginn noch alles in Butter.
                                            Regisseur Akiva Goldsman (Oscarpreisträger für „A Beautiful Mind“) präsentiert dem Zuschauer die leidvolle Geschichte des Einwanderers Peter Lake (Colin Farrell). Er muss sich mit seinem ehemaligen Boss Pearly Soames (Russell Crowe) herumschlagen und fürchtet um sein Leben. Auf der Flucht begegnet er zufällig der schönen Beverly (Newcomerin Jessica Brown Findley), der er auf Anhieb verfällt.
                                            Nun, ab diesem Moment verliert „Winter’s Tale“ jegliche Bodenhaftung. Die vorher noch geheimnisvoll eingestreuten Fantasy-Momente werden lieblos in die Story integriert, ohne jemals genügend Hintergründe aufzudecken. Wirkt die Organisation um Bösewicht Soames noch interessant, gibt Regisseur Goldsman im Folgenden seine Figuren der Lächerlichkeit preis. Russell Crowe spielt dieselbe Rolle wie schon in „Les Miserables“, allerdings ohne ausreichend Zeit zum Glänzen. Der Gipfel der Peinlichkeit ist allerdings Will Smith als Ghettorapper-Teufel, der so gar nicht zum eigentlich märchenhaften Rest des Filmes passen will. Der Zuschauer weiß nicht, ob er lachen oder weinen soll. „Winter’s Tale“ wirkt von vorne bis hinten zusammengeflickt, bietet miese Effekte und nimmt seine Charaktere überhaupt nicht ernst. Einzig und allein das Filmpaar Colin Farrell und Jessica Brown Findley wissen zu überzeugen und retten den Film noch ein wenig.
                                            Das ist wirklich unglaublich schade, denn Potenzial bietet sich im Sekundentakt und wird auch genauso schnell wieder liegengelassen. Wichtige Plotdetails werden in Nebensätzen abgehakt, wo das Publikum gerne mehr erfahren würde. Stattdessen serviert uns Regisseur Goldsman ein fliegendes Pferd, das schlechter gar nicht mehr animiert sein könnte. Die Romanvorlage des amerikanischen Bestsellerautoren Mark Helprin aus dem Jahre 1983 bietet vielleicht mehr Hintergründe. Die Verfilmung wirkt nämlich überaus lückenhaft und hechtet von einem Punkt zum anderen. Logische Charakterentwicklung? Fehlanzeige. Dafür gibt es einen Haufen christlicher Symbolik, die in der Form zuletzt „Die Chroniken von Narnia“ besaß.
                                            Es tut dem Zuschauer wahrlich leid, wenn der eigentlich hervorragende Cast und die verheißungsvolle Ausgangsidee in einem derart unterdurchschnittlichen Film verschwendet werden. Da nützt auch kein Valentinstag als Veröffentlichungsdatum um seine Zuschauer zu beschwichtigen.

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                                            • 7 .5

                                              Hätte jemand letztes Jahr gesagt, deutschsprachiges Kino könnte ohne Probleme einen Western auf die Beine stellen, wäre er ohne Frage ausgelacht worden. Das deutsche bzw. deutschsprachige Kino übt sich doch seit jeher daran amerikanische Vorbilder zu imitieren, ohne etwas Eigenes zu versuchen. Mit der Ankündigung von „Das finstere Tal“, die gleichnamige Verfilmung des Buches von Thomas Willmann, steigerte sich die Skepsis nur noch? Deutsch und Western? Kann nichts werden.
                                              Aufhorchen durfte man jedoch, als Weltstar Sam Riley die Hauptrolle annahm. Warum sollte sich Riley für Mist hergeben? Nun, die Antwort ist nicht sonderlich schwer.
                                              „Das finstere Tal“ ist einfach wirklich, wirklich gut. Der Film atmet die Atmosphäre alter Westernklassiker, jedoch ohne sie bloß zu kopieren. Inmitten der Tiroler Berge entfaltet sich eine blutige Vendetta, die mit Einzug des Fremden Greider Einzug hält. Das Bergvolk wird aufgerüttelt, alte Geheimnisse bloß gelegt und zum Ende dürfen Viele das Zeitige segnen.
                                              Regisseur Andreas Prochaska packt seine Antwort auf amerikanische Spaghettiwestern der Marke Leone oder Corbucci in dreckige, kalte Bilder, die mehr aussagen, als Dialoge es je könnten. Die harten Bedingungen im Winter sind den Männern und Frauen auf ihren wettergegerbten Gesichtern abzulesen. Hier herrscht keine Gnade, nur die Stärksten überleben an diesem Ort. Die eingeschworene Gemeinschaft beginnt sich aufzulösen, Spannungen treten hervor und explodieren und nichts ist mehr, wie es vorher war. „Das finstere Tal“ ist gleichfalls mutig, wie wunderschön. Die Inszenierung lässt wenig Raum für Frevel. Sei es in den gnadenlosen Shootouts, das Arbeiten im tiefsten Winter oder die Dynamik innerhalb der Dorfgemeinschaft. Hier wurde viel Arbeit investiert, was sich auf der großen Leinwand bemerkbar macht.
                                              Die deutsch-österreichische Produktion wagt mehr, als ein gutes Dutzend deutschsprachiger Produktionen der letzten Zeit und ist mit „Der Medicus“ ein Hoffnungsschimmer, wenn es um filmische Erzeugnisse von internationalem Format geht. Erfreulich zudem, wie wenig Kompromisse eingegangen werden. Regisseur Prochaska scheut nicht vor einer gewissen Härte, die optimal zum sowieso schon schroffen Ton des Films passt. Hier wird gestorben und das nicht gerade zimperlich.
                                              Überraschend ist außerdem die Performance von Sam Riley. Als schweigsamer Antiheld macht er eine hervorragende Figur. Vor allem durch seine raue Stimme fügt sich seine Figur des Greiders perfekt in den Film ein. Was für deutsche Kinobesucher vielleicht problematisch werden könnte, ist der Tiroler Dialekt. Es benötigt schon eine gewisse Zeit, bis sich der Zuschauer an die Sprache gewöhnt hat. Ist das allerdings geschehen, sorgt das nur für umso mehr Lokalkolorit neben den wunderschönen Bergpanoramen und gibt „Das finstere Tal“ eine frische Eigennote. Außerdem sorgt Prochaska mit zwei unerwartet platzierten Pop-Rock-Songs für fast schon surreale Momente, was ganz in der Tradition eines Corbuccis steht. Denn schon dieser verwendete oftmals ähnliche Songs um die Stimmung des Films zu unterstreichen. Dass der eigentlich Score dafür eher nach Hans Zimmer klingt – Schwamm drüber.
                                              Man kann nur hoffen, dass „Das finstere Tal“ seinen verdienten Erfolg haben wird. Der Film ist spannend, bietet großartige Bilder und scheut nicht davor, auch mal im Dreck zu wühlen. Den Namen Andreas Prochaska sollte man sich merken. Von ihm wird sicherlich noch Großes kommen. Hervorragendes deutschsprachiges Genre-Kino: Hier ist es!

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                                              • 8 .5

                                                Gesneaked.
                                                Das junge deutsche Publikum hat die letzten Jahrzehnte die Eigenart entwickelt, Produktionen „made in Germany“ eher zwiegespalten gegenüberzustehen. Filme aus eigenen Landen werden verschmäht und gar nicht erst wahrgenommen, da der Griff zu ausländischer und damit (augenscheinlich) qualitativ hochwertigerer Ware einfacher ist. Nicht zu bestreiten ist, dass den deutschen Produzenten oftmals der Mumm fehlt, etwas zu wagen. Die einzigen Filmemacher, die im deutschsprachigen Bereich Gewinn machen, sind Til Schweiger oder Matthias Schweighöfer. Beide fahren in jedem neuen Film ihr altbewährtes Muster auf und das Publikum rennt den Kinobetreibern die Bude ein. Doch wo sind die spannenden, mutigen Beiträge, die so schmerzlich vermisst werden? „Love Steaks“ von Jakob Lass ist ein solcher. Der Beweis, dass Liebeskomödie und das Prädikat „deutscher Film“ nicht einhergehen muss mit einem 08/15-Drehbuch des Teams Schweiger/Schweighöfer.
                                                Wunderbar frech, unprätentiös und ehrlich kommt dieser Film daher und wagt in seinen knapp 90 Minuten so vieles, dass dem Zuschauer ab und zu das Lachen im Halse stecken bleibt.
                                                Das Publikum verfolgt den schüchternen Clemens Polotzek, der als Masseur in einem Hotel arbeitet. Dort trifft er die quirlige Köchin Lara, die ihn fortan nicht mehr loslässt. Sie pendelt stets zwischen Wahnsinn und Liebeswürdigkeit und verdreht Clemens völlig den Kopf. Eine ungewöhnliche, zarte und gleichwohl harte Liebesbeziehung entwickelt sich, die Beide verändern wird.
                                                „Love Steaks“ begeistert und überrascht in erster Linie durch seine äußerst direkte Art, die dem Zuschauer von Beginn an entgegenschlägt. Man fühlt zwangsläufig mit, wenn Clemens von Lara in die unmöglichsten Situationen gebracht wird und er alles tut, um sie für sich einzunehmen. Gleichzeitig zeichnet Regisseur Jakob Lass mit der Figur Laras ein äußerst vielschichtiges und ambivalentes Bild einer jungen Frau, die eigentlich ein geregeltes Leben führt und doch zwischen den Seilen hängt. Niemals vergreift sich Lass im Ton. Zwar wird die 90 Minuten fast durchgehend gelacht, doch auch die ernsten Töne werden vom Skript perfekt eingefangen und lassen aus einer gewöhnlichen Romanze mehr entstehen, als es 90 Prozent aller anderen Liebesfilme leisten.
                                                Lass scheut sich auch nicht davor, den Soundtrack genauso bunt zu mischen, wie die Stimmungen des Films. Er spielt locker-flockig mit Dubstep, Metal oder klassischer Musik, was wunderbar zum restlichen Film passt und stets perfekt gewählt ist. Die Darsteller selbst sind ein weiterer Pluspunkt, denn durch die herausragende Leistung Lana Coopers (Lara) und Franz Rogowski (Clemens) wirkt „Love Steaks“ die gesamte Zeit authentisch und berührt. Auch wenn die Aktionen der Figuren hin und wieder übertrieben erscheinen, so fügen sie sich doch ohne Probleme in die sowieso schon wilde und ungestüme Art des Films ein.
                                                Es macht Freude zu sehen, dass solche Filme in Deutschland noch entstehen dürfen und auch mit entsprechenden Preisen (Max Ophüls Preis: Bester Langfilm) gewürdigt werden. Den Glauben an durchgehend gutes, junges deutsches Kino kann „Love Steaks“ beim Publikum vielleicht nicht erwecken, doch ein Anfang ist er allemal. Und was für einer!

                                                Publikumsnote: 2,6

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                                                • Das alte Lied der GEMA. Verhasster Verein, völlig zurecht. Wenn selbst Live Streams, die von der Band selbst ins Internet gestellt wurden, von denen gesperrt werden, ist der Zug längst abgefahren. Wenn dann nicht mal der Protest der Band selbst dagegen hilft...

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