BenAffenleck - Kommentare

Alle Kommentare von BenAffenleck

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    BenAffenleck 02.07.2020, 16:54 Geändert 02.11.2020, 17:50

    BenAffenleck trifft … die Martin Scorsese Gang. Zwischen Gangstern, Wölfen, Visionären und Boxern. Enttäuschungen treffen auf Meisterwerke, Neuentdeckungen auf zig Mal gesehene Jahrhundert-Filme. Eine kleine Reise durch fast 50 Jahre Kino-Leidenschaft...

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    KING OF COMEDY (1982)

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    “Better to be King for a night than Schmuck for a lifetime.”

    Da ich zum KING OF COMEDY keine Altersfreigabe parat hatte, wartete ich Richtung Finale eigentlich nur noch auf einen Amoklauf a la TAXI DRIVER. So krass dreht Martin Scorsese mit seinem ‘82er Kino-Flop zwar nicht auf, die Mischung aus Humor, Tragik und affigem Showbiz überzeugt am Ende dafür aber mit einem dicken Seitenhieb Richtung Medien und einem zwinkernden Auge für die Zuschauer.

    Zwischen krankhafter Heldenverehrung und heftiger Selbstüberschätzung malt Scorsese (oder eher Drehbuchautor Paul D. Zimmerman) ein wildes Porträt einiger echt schräger Figuren. De Niro liefert ein weiteres Mal reinstes Schauspiel-Gold ab, teils grandios ulkig und bis ins letzte Haar seines Schnauzers überzeugend.
    Eine absolute Überraschung war allerdings Comedy-Legende Jerry Lewis als Objekt der Begierde von allen Seiten. Völlig gegen den gewohnten Strich gecastet nutzte der frühere Slapstick-Dödel die Gelegenheit, in einer anspruchsvollen Rolle und dazu noch in einem Martin Scorsese Film zu überzeugen. Den völlig humorfrei-blasierten Starkomiker schüttelt er hier äußerst lässig aus dem Ärmel und bringt einen mit seiner Art nicht selten zum Grinsen.

    Neben den großartigen Darstellern empfand ich vor allem die erzählerischen Sprünge zwischen Traum (oder Wunschdenken) und Realität teils genial und wirklich erfrischend. Auch muss man hier den unglaublich guten Schnitt der 3-fachen Oscar-Preisträgerin Thelma Schoonmaker erwähnen, die im übrigen fast alle Scorsese-Werke auf ihrem Schneidetisch liegen hatte.

    Gewürzt mit augenzwinkernder Tragik und vor sich hin köchelndem Wahnsinn ist auch die fünfte Zusammenarbeit zwischen Martin Scorsese und Robert De Niro alles andere als Standard-Ware und viel zu gut inszeniert und gespielt, um nicht wenigstens ein einziges Mal vor großem Publikum auf der Bühne des Heimkinos zu stehen . . .

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      BenAffenleck 01.07.2020, 14:45 Geändert 15.11.2020, 11:58

      Ein namenloser Vater (Viggo Mortensen) und sein junger Sohn (Kodi Smit-McPhee) quälen sich durch die Ruinen Amerikas, einer trostlos-grauen Welt aus Hunger, Kannibalismus und Hoffnungslosigkeit. “Wir sind die Guten”, trichtert der Mann seinem Filius ein - doch er ist dermaßen auf das Beschützen seines Sohnes fixiert, dass er dabei selbst zum Unmenschen zu werden droht…

      Bei diesem Meisterstück des Endzeit-Kinos passt einfach alles. John Hillcoat erweckt den Preisgekrönten Roman THE ROAD von Cormac McCarthy mit düsteren Bildern spektakulär zum Leben, obwohl die erschütternde Vorlage lange Zeit als unverfilmbar galt. Sepiagetönt, grau und kalt erzählen die Bilder von einem gnadenlosen Existenzkampf der Menschen und auch der Menschlichkeit, für dessen Scheitern der Vater noch im morbiden Angesicht der Verzweiflung einen Revolver mit 2 Kugeln bei sich trägt.

      Aber es gibt auch Lichtblicke im Leben der beiden Filmfiguren, winzige Fenster in die Vergangenheit und Momente der Ruhe, die die Grausamkeiten der Gegenwart kurzzeitig vergessen lassen. Mal ist es eine Dose Cola, ein anderes Mal sind es Lebensmittel oder neue Klamotten. Das hält sie am Leben, ihr Antrieb, immer weiter zu gehen ist aber ein anderer: Liebe. Der Vater für seinen Sohn, und der Sohn für seinen Papa.

      Für die trostlose Optik kamen reichlich computergenerierte Effekte zum Einsatz, die sich jedoch unbemerkt in die Realaufnahmen eingliedern und meist in Shots zu sehen sind, wo man es eher nicht gedacht hätte. Mehr Infos über die teils grandiosen Kulissen teilt John Hillcoat in dem sehr informativen Audiokommentar der BluRay mit dem interessierten Zuschauer.

      Viggo Mortensen und Kodi Smit McPhee harmonieren prächtig und liefern darstellerische Glanzleistungen ab. Was Mortensen in seinem schmutzig-faltigen und abgemagerten Gesicht zeigt, sind echte Sorgen und echte, ungespielte Angst. In Verbindung mit den bittersüßen Gänsehaut-Klängen von Nick Cave und Warren Ellis tun sich hier durchaus mal emotionale Abgründe auf.

      Genau so geht nachhaltiges, zur Selbstreflexion einladendes und großes Moodkiller-Kino!

      Unkaputtbar . . .

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        BenAffenleck 30.06.2020, 21:23 Geändert 15.11.2020, 12:43

        Jerry Bruckheimer und Michael Bay brennen mit BAD BOYS II ein gigantisches 130 Millionen Dollar Action-Feuerwerk ab, welches man einfach als “spektakulär” bezeichnen muss. In unterhaltsam inszenierten und teils wirklich lustigen Szenen wird der Ku-Klux-Klan von den farbigen BAD BOYS infiltriert, in einer sensationellen Verfolgungsjagd mit Autos oder auch dem Inhalt eines Leichentransporters nur so um sich geworfen. Eine ganze Villa fällt dem scheinbar größenwahnsinnigen Pyrotechniker zum Opfer, Geländewagen rasen bergab durch zig Hütten und selbst potentielle Lover der eigenen Tochter werden schon an der Haustür gnadenlos verarscht und in Grund und Boden gelabert.

        BAD BOYS II ist in allen Belangen völlig drüber, wirkt mitunter schon fast wie die Karikatur eines Buddy-Cop-Movies. Völlig überzeichnete Charaktere, Hochglanzoptik, Zeitlupen in Verbindung mit coolen Kameraeinstellungen, gefilmt in extrem bleihaltiger Luft. Miami-Trash-Deluxe.

        Besser und spaßiger war Michael Bay nie wieder, mit PAIN & GAIN aber mindestens genauso unterhaltsam . . .

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          BenAffenleck 30.06.2020, 21:21 Geändert 02.11.2020, 17:31

          25 Jahre nach ihrem ersten gemeinsamen Auftritt gröhlen Will Smith und Martin Lawrence immer noch BAD BOYS, wenn auch nicht mehr ganz so überzeugend wie einst. Wirklich gebraucht hat das niemand, richtig weh tut es aber auch nicht.

          Leider ist BAD BOYS FOR LIFE nicht mehr so derbe abgefuckt wie sein Vorgänger. Gut inszenierter und handgemachter Action mit ordentlichen Gewaltspitzen stehen ätzende Effekt-Shots aus dem Rechner gegenüber, die absolut abtörnend wirken. Vor allem das Element ‘Feuer’ wurde mal wieder kläglich digitalisiert.

          Ein paar zündende Projektile hat der Film der belgischen Regisseure Adil El Arbi und Bilall Fallah aber trotzdem im Magazin, auch wenn Joe Carnahans (Regie SMOKIN’ ACES und THE GREY) Drehbuch sicherlich nicht dazu zählt. Richtig geil war zum Beispiel, wenn im Finale während eines Shootouts die Kamera um 90° kippt. So was sind kleine Spielereien, die ich einfach liebe.

          Ob es die jungen Garde aus HIGH SCHOOL MUSICAL, VIKINGS und RIVERDALE Stars gebraucht hätte, muss jeder für sich entscheiden. Besser machen sie BAD BOYS FOR LIFE nur bedingt, auf jeden Fall wirkte der Film dadurch noch gewöhnlicher, da es ähnliche Szenarien schon unzählige Male gab.

          Ein netter und absolut durchschnittlicher Actioner, der seinem wilden Vorgänger nicht nur in Sachen Action hinterher hängt . . .

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            BenAffenleck 29.06.2020, 14:00 Geändert 25.10.2020, 12:55

            HALLOWEEN (2018) hat mir überraschend gut gefallen, denn Regisseur David Gordon Green lässt große Teile des Franchise-Ballasts einfach über die Klinge springen, und näht seinen 40 Jahre später spielenden Film direkt an DIE NACHT DES GRAUENS.

            Dabei ist der neueste HALLOWEEN durchaus als Weiterführung wie auch Hommage zu verstehen. Für Fans des Originals gibt es etliche Anspielungen und Querverweise zu entdecken, während sich Michael Myers zu einem eindringlichen Score durch das beschauliche Haddonfield schnetzelt. Besonders stark ist hier ein Tracking Shot, der den schwarzen Mann über 3 Minuten ohne Schnitt verfolgt. HALLOWEEN sieht schon verdammt gut aus und bleibt eigentlich bis zum komischen Ende durchweg spannend.

            An Jamie Lee Curtis als Kürbiskopf-Sarah-Connor im Rachemodus muss ich mich allerdings erst noch gewöhnen. Bei einer weiteren Sichtung ist aber möglicherweise noch ein Pünktchen mehr drin. Haddonfield lädt ja auch durchaus zum Verweilen ein, so lange man keinen Babysitter braucht . . .

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              BenAffenleck 29.06.2020, 12:43 Geändert 26.10.2020, 19:18

              Äußerst vielversprechend ist der Beginn von BLACK AND BLUE, in dem sich die großartig spielende Naomie Harris als farbige und prinzipientreue Polizistin mit dem korrupten und rassistischen Polizei-Apparat New Orleans anlegt. In Zeiten von #BlackLivesMatter hatte ich mir aber doch etwas mehr Mut gewünscht, und nicht so ein dermaßen Klischee beladenes Drehbuch, egal ob in Richtung BLACK oder BLUE.

              Was bleibt ist ein bis zum Ende spannender, in atmosphärisch-intensive Bilder gehüllter Cop-Thriller, der Schauspielerisch überzeugt und zudem handgemachte und teils knallharte Action bietet. Als Kriegsveteran der Feind im eigenen Land zu sein, hätte mit der Verbindung Schwarz & Cop, etwas mehr Mut und Konsequenz ein geradezu fantastischer Film werden können . . .

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                BenAffenleck 29.06.2020, 10:37 Geändert 02.11.2020, 17:27

                Zu Beginn glaubt man, man hätte sich in ein Update von John Hughes BREAKFAST CLUB verirrt. Das Gefühl verflüchtigt sich aber ziemlich schnell, denn der tiefe und furchteinflößende Sound der altbekannten Buschtrommeln der Marke 95er-JUMANJI lässt nicht lange auf sich warten
                Das nette Original sattelt vom veralteten Brettspiel auf die Spielkonsole um und lässt 22 Jahre später mit einem unterhaltsamen und nicht gänzlich unlustigen Abenteuer-Actioner die Kassen ein weiteres Mal ordentlich klingeln.

                Als lose Fortsetzung angelegt ist ein Backgroundwissen zum Thema nicht erforderlich, wodurch lediglich einige nette Referenzen an den Vorgänger ihr Ziel verfehlen. Ansonsten zieht JUMANJI: WILLKOMMEN IM DSCHUNGEL seinen Humor vor allem aus der verdrehten Figurenkonstellation und die dadurch auftretenden Differenzen die sich ergeben, sobald die sehr unterschiedlichen Teenager in das Spiel gesogen werden. Ein kleines Lächeln zauberten mir auch die ständigen Videospiel-Referenzen ins Gesicht, wie zum Beispiel die Lebensbalken, Charakter-Stärken/Schwächen oder der nervige Stumpfsinn der NPC’s.

                Gedreht auf dem wunderschönen Hawaii bieten sich dann gleich noch einige Gelegenheiten für den ein oder anderen Fernweh-Seufzer.

                Sofern man sich nicht an der mauen Geschichte aufreiben möchte, kann man mit der neuen Version von JUMANJI einen wirklich netten und unterhaltsamen Familienabend verbringen. Da lege ich nach der jetzigen Zweitsichtung gerne noch einen Punkt oben auf . . .

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                  BenAffenleck 29.06.2020, 10:37 Geändert 26.10.2020, 19:17

                  Bei einem Box-Office von fast 1 Milliarde Dollar war eine Fortsetzung von JUMANJI: WELCOME TO THE JUNGLE schnell in trockenen Tüchern. Zudem bietet die Grundidee ja auch nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Vielleicht war ich deshalb etwas enttäuscht von THE NEXT LEVEL, denn wirklich Neues wird einem hier nicht geboten. Stattdessen wird hier wie bei allen Fortsetzungen von allem noch eine Schippe drauf gelegt, womit dann die Chance für den ein oder anderen Rohrkrepierer enorm ansteigt, während man etliche Gags komplett tot reitet.

                  Der Cast und deren Figurenkonstellation ist nach wie vor das Beste an den beiden Filmen, bekommt hier mit Danny DeVito und Danny Glover sogar noch namhafte Unterstützung. Ihre Beziehung sorgt für (viel zu) viele ‘Old-Friends-Reibereien’, gibt THE NEXT LEVEL aber auch ein klein wenig emotionale Tiefe.

                  Besonders schön finde ich, dass auch hier viel an realen Schauplätzen gedreht, und nicht nur vor Green-Screens rumgehampelt wurde. So kann man die teils mittelmäßigen CGI-Shots etwas leichter schlucken und sich zumindest ein klein wenig auf den dritten Teil freuen, in dem JUMANJI scheinbar zu unseren Helden kommt . . .

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                    BenAffenleck 29.06.2020, 09:17 Geändert 15.11.2020, 12:55

                    And I find it kinda funny, I find it kinda sad
                    The dreams in which I'm dying are the best I've ever had

                    ‘Mad World’ - TEARS FOR FEARS -

                    In einer berührenden Sequenz zu ‘Mad World’ lässt sich DONNIE DARKO auf das Wesentliche runterbrechen, abseits von Paralleluniversen und Zeitreise-Geschwurbel. Zwei Zeilen eines grandiosen Covers eines -Tears For Fears- Songs reichen aus, um Richard Kellys Regie-Debüt auf den Punkt zu bringen. Schräg humorvoll, tieftraurig, verstörend, melancholisch und unheimlich schön.

                    Um seinem Baby das Laufen beizubringen, musste Richard Kelly etliche Absagen einstecken, bis er schließlich in Drew Barrymore eine namhafte Produzentin fand, die ihn auch als Regisseur seines eigenen Drehbuchs akzeptierte. In den US-Kinos der ganz frischen Post-9/11-Zeit floppte der gelungenen Mix aus Coming-Of-Age, Teenager Dramödie und Sci-Fi gnadenlos, und schaffte es selbst bei uns nicht mal in die Kinos. Erst in den privaten Haushalten der Film-Fans erstrahlte diese Perle in vollem Glanz und sonnte sich in der teils fast krankhaften Verehrung, den vielen Interpretationsmöglichkeiten und dem verspäteten Ruhm.

                    Ich persönlich liebe ja die Szene, wenn zu ‘Head Over Heels’ die verschieden Charaktere eingeführt werden. Absolut magisch. Spätestens hier merkt man, wie gut DONNIE DARKO eigentlich aussieht. Der richtige Song und Bilder in Zeitraffer, Zeitlupen und mit interessanten Kameraeinstellungen eingefangen, formen hier ganz große Minuten.

                    Beim Cast sind natürlich erst einmal der damals noch relativ unbekannte aber schon souverän aufspielende Jake Gyllenhaal und auf jeden Fall Mary McDonnell als seine Mutter zu nennen, die hier schauspielerisch sicherlich noch das größte Gewicht hatte. Der Nebenrollen Cast aus namhaften Stars wie Maggie Gyllenhaal, Patrick Swayze, Jena Malone, Beth Grant, Drew Barrymore und Noah Wyle ist für so einen kleines Werk aber auch alles andere als Independent. In diesem Film vereint eine wirklich fantastische Darsteller-Riege, die ausnahmslos überzeugt.

                    Mit nicht einmal fünf Millionen Dollar Produktionskosten hat Regisseur und Autor Kelly einen erfrischend andersartigen Film geschaffen, den man eigentlich keinem Genre zuordnen kann. Auf den ersten Blick wirkt DONNIE DARKO wie ein Familiendrama, das dem amerikanischen Spießbürgertum und mitunter sogar dem dortigen Schulsystem den Spiegel vorhält. Nach kurzer Zeit nimmt das Ganze aber sehr bedrohliche Züge an und baut eine Spannung auf, die bis zum Finale nicht abebbt. Als Zuschauer spürt man, dass sich etwas Schreckliches anbahnt, auch wenn es sich kaum definieren lässt, während der Counter gnadenlos läuft.

                    „Und was wäre, wenn du in die Vergangenheit reisen und all die schmerzhaften und dunklen Stunden durch etwas besseres ersetzen könntest?“

                    Gretchen -

                    Wenn der Anfang das Ende und das Ende der Anfang ist, genügen 28 Tage, 6 Stunden, 42 Minuten und 12 Sekunden, um mitunter ein ganzes Leben zu leben. DONNIE DARKO schafft es immer wieder. Verschwommene Credits . . .

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                      BenAffenleck 28.06.2020, 10:50 Geändert 02.11.2020, 17:48

                      BenAffenleck trifft … die Martin Scorsese Gang. Zwischen Gangstern, Wölfen, Visionären und Boxern. Enttäuschungen treffen auf Meisterwerke, Neuentdeckungen auf zig Mal gesehene Jahrhundert-Filme. Eine kleine Reise durch fast 50 Jahre Kino-Leidenschaft...

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                      WIE EIN WILDER STIER (1980)

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                      Jake La Motta ist ein 24/7 Boxer, sein Ring braucht nur Seile wenn sein Gegenüber ebenfalls Boxhandschuhe und Mundschutz trägt. Seine unberechenbare Wut macht ihn im Kampf unbesiegbar, lässt ihn zumindest nie zu Boden gehen. Außerhalb des Rings teilt der RAGING BULL genauso gnadenlos aus, und lässt sich von seinem blanken Zorn, Eifersucht und Misstrauen leiten. Menschen, denen er wichtig ist, verletzt La Motta mit seinem gnadenlosen Egoismus so lange, bis sich alle von ihm abwenden.

                      Die eindringliche Psycho- und Sozialstudie WIE EIN WILDER STIER war ein persönliches Wunschprojekt Robert De Niros, der die Autobiographie des Ex-Mittelgewicht-Champions Jake Le Motta entdeckte und Potential für einen außergewöhnlichen Film sah. Paul Schrader hämmerte in die Tasten der Schreibmaschine und Martin Scorsese machte aus seinem Drehbuch eine in s/w gefilmte Reise in die Selbstzerstörung einer unkontrollierbaren und bösartigen Boxmaschine, die keinerlei zwischenmenschliche Werte schätzen kann.

                      Robert De Niro verlangte die Rolle zumindest physisch alles ab, überzeugt er doch sowohl als muskulös durchtrainierter Boxer wie auch als aufgedunsener Entertainer. Seine Performance ist über die kompletten 129 Minuten reinstes Dynamit und unterstreicht ein weiteres Mal, warum er einst der vielleicht beste Schauspieler der Welt war.
                      Aber RAGING BULL war nicht nur ein Höhepunkt für Robert De Niro, sondern auch der Durchbruch für den großartigen Joe Pesci, den ich Anfang der 90er lediglich durch die LETHAL WEAPON Filme kennen lernte und als durchaus mal nervige Labertasche abstempelte. Seine schauspielerische Extraklasse offenbarte sich mir erst ein paar Jahre später.

                      Besonders erwähnenswert finde ich wieder mal den virtuosen Schnitt von Scorseses Stamm-Cutterin Thelma Schoonmaker. In Verbindung mit der spektakulären Kameraarbeit von Michael Chapman sind es vor allem die außerordentlichen Kampfszenen, die hier als ganz große Kunst der Kamera- und Schnitttechnik gefeiert werden dürfen und im Gedächtnis bleiben. Gedrehte Halluzinationen aus berstenden Glühbirnen, spritzenden Körpersäften und brutalen Schlägen.

                      Bei so einem Film muss man die Deckung aus bleischweren Armen immer schön oben halten, und die Körpertreffer irgendwie wegstecken können . . .

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                        BenAffenleck trifft … die Martin Scorsese Gang. Zwischen Gangstern, Wölfen, Visionären und Boxern. Enttäuschungen treffen auf Meisterwerke, Neuentdeckungen auf zig Mal gesehene Jahrhundert-Filme. Eine kleine Reise durch fast 50 Jahre Kino-Leidenschaft...

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                        NEW YORK, NEW YORK (1977)

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                        Leider war es mir nicht möglich, dieses Film-Noir-Musical irgendwo aufzutreiben, zu streamen oder mir sonstwie zugänglich zu machen. Vielleicht mal irgendwann...

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                          BenAffenleck 23.06.2020, 19:12 Geändert 02.11.2020, 17:47

                          NINJA II habe ich mal irgendwann für 'nen schmalen Euro geschossen, und hier auf was halbwegs Gescheites gehofft. Vergeblich. Die Kampfszenen sind so unterirdisch, dass ich nach gut 10 Minuten die Reißleine zog . . .

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                            BenAffenleck 23.06.2020, 19:01 Geändert 06.11.2020, 19:14

                            BenAffenleck trifft … die Martin Scorsese Gang. Zwischen Gangstern, Wölfen, Visionären und Boxern. Enttäuschungen treffen auf Meisterwerke, Neuentdeckungen auf zig Mal gesehene Jahrhundert-Filme. Eine kleine Reise durch fast 50 Jahre Kino-Leidenschaft...

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                            TAXI DRIVER (1976)

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                            “Hört zu, ihr Wichser, ihr Scheißköpfe. Hier ist ein Mann, der sich nicht mehr alles gefallen lässt. Ein Mann, der sich gegen den Abschaum, die Nutten, die miesen Schweine, den Dreck und die Scheiße wehrt.”

                            Der psychisch labile Außenseiter und Vietnamveteran Travis Bickle (DeNiro) erlebt als Taxifahrer jede Nacht die Schattenseiten des Großstadtmoloch New York: Gewalt, Prostitution, Drogenhandel, Frust und Wut staut sich in ihm an. Als seine Liebe zu einer Wahlkampfhelferin unerwidert bleibt, findet Bickle ein Ventil im Schicksal einer Kinderprostituierten, der er ein besseres Leben ermöglichen möchte...

                            Martin Scorseses düsterer Abgesang auf die degenerierte Gesellschaft hat auch nach über 40 Jahren nichts von seiner Faszination verloren. Nach einem Drehbuch von Paul Schrader schuf Scorsese ein geradezu legendäres und provokantes Frühwerk über die Isolation des Individuums, soziale Verrohung und den tief sitzenden Stachel des Vietnamkriegs-Traumata. Inmitten der Ära des ‘New Hollywood’ und einer belasteten Nation traf TAXI DRIVER den Nerv der Zeit und präsentierte Travis Bickle als Symptom einer kranken Gesellschaft. Sein aufsteigender Hass gegen die Gesellschaft macht aus ihm einen Amok laufenden Weltverbesserer der gefährlichsten Sorte.

                            1973 hatte Robert De Niro schon in HEXENKESSEL mit Scorsese (und Harvey Keitel) zusammen gedreht. Nachdem er im Jahr darauf an Francis Ford Coppolas DER PATE 2 mitgewirkt hatte und dafür den Nebenrollen-Oscar einsackte, lehnte er einige lukrative Angebote ab, um 1975 wieder mit Scorsese zusammenarbeiten zu können. Er begnügte sich mit einer Gage von 35.000 US-Dollar und arbeitete mehrere 12-Stunden-Schichten als Taxifahrer. Zudem befasste er sich ausführlich mit psychischen Krankheiten - das so genannte ‘Method Acting’, für das De Niro auch in den folgenden Jahren berühmt werden sollte. Auch Harvey Keitel, der den Zuhälter der jungen Iris (Jodie Foster) spielt, probte seine Rolle mit echten Luden.

                            Die berühmteste Szene, die danach in anderen Filmen unzählige Male in abgewandelter Form kopiert wurde, zeigt Travis mit der Knarre hantierend, während er die legendären Worte “You talkin’ to me?” zu seinem Spiegelbild spricht. Hier improvisierte De Niro, denn im Drehbuch war lediglich >Travis schaut in den Spiegel< vermerkt. Momente, die zur Legende wurden.

                            Eine Fahrt durch die dunklen Straßen und flackernden Neonlichter der Leuchtreklamen des alten schmutzigen New York ist immer noch ein unglaublich intensives Erlebnis. Wie sollte es auch anders, wenn Gottes einsamster Mann am Lenkrad sitzt . . .

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                              BenAffenleck 22.06.2020, 20:14 Geändert 22.01.2023, 19:12

                              Die Untoten haben Amerika regelrecht überrollt, seit Patient Null in einen BSE-Verseuchten Burger biss und dadurch gehörigen Appetit auf Menschenfleisch entwickelte. Für die schräg geniale Truppe aus Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Emma Stone und Abigail Breslin eine hervorragende Gelegenheit, sich auf der Suche nach Twinkies und dem Pacific Playland quer durchs Land der grenzenlosen Tödlichkeiten zu ballern, metzeln und schnetzeln. Dabei sollte man als Zuschauer vor allem den vierten Punkt von Columbus’ eisernen Überlebensregeln beherzigen: Anschnallen!

                              Zu Metallicas brachialen ‘For Whom The Bell Tolls’ zeigte 2009 der noch relativ unbekannte Ruben Fleischer in Superzeitlupe, wie man einen kultigen und alle Zeiten überdauernden Vorspann dreht. Besser kann eine schwarzhumorige Zombie-Action-Komödie nicht anfangen. Eingebettet in einen ungemein erfrischenden Erzählstil gibt es ein völlig andersartiges Road-Movie, das mit Popkultur-Referenzen, Film-Querverweisen und treffenden Onelinern nur so um sich wirft, und sich dabei selbst in Sachen Gewalt- und Blutgehalt nicht zurücknimmt. Letzteres natürlich immer mit einem frechen Augenzwinkern.

                              Das großartig agierende Schauspielerensemble ist für mich ein echter Kracher, denn ich mag alle 4 Hauptdarsteller/innen ungemein gerne. Ganz großartig ist hier aber Woody Harrelson, der für die meisten Lacher aber auch den dramatischsten Moment zuständig ist. Was für eine coole Sau, die nur noch von der passenden Heldenverehrung Bill Murrays in die Schranken gewiesen werden kann.

                              Dafür, dass Ruben Fleischer vor 28 DAYS LATER angeblich noch keinen Zombiefilm gesehen hat, spielt er auf geradezu köstliche Art und Weise mit den Genre-Regeln. Ein echter Glücksfall, dass das Skript der Drehbuchautoren doch nicht für den Piloten einer möglichen Fernsehserie verwurstet wurde. Somit wurde uns mit ZOMBIELAND ein abgedrehter Partyfilm geschenkt, der richtig Spaß macht und nur mit minimalem Abstand hinter SHAUN OF THE DEAD her schlurft . . .

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                                BenAffenleck 21.06.2020, 19:59 Geändert 25.10.2020, 12:51
                                über Tully

                                Marlo (Charlize Theron) hat gerade erst ihr drittes Kind bekommen, als ihr Bruder ihr ein besonderes Geschenk macht: eine „Night Nanny“, die sich nachts um die Kinder kümmern soll. Marlo steht dem Gedanken, Hilfe von einer fremden Person anzunehmen, zunächst skeptisch gegenüber, doch als sie die junge, schlaue und witzige Nanny namens Tully (Mackenzie Davis) kennenlernt, entwickelt sich zwischen den beiden Frauen rasch eine einzigartige Freundschaft… [Inhaltsangabe aus dem www.]

                                An die große Klasse von JUNO kommen Jason Reitman (Regie) und Diablo Cody (Drehbuch) mit ihrer dritten gemeinsamen Zusammenarbeit nicht ran. Trotzdem ist ihnen mit TULLY ein interessanter und warmherziger Film gelungen, der sich mit dem harten ‘Job’ der Mutterschaft beschäftigt. Hier wird allerdings bei der Männerrolle so eine derbe Schippe naive Passivität drauf gelegt, dass ich nur einige Male ungläubig mit dem Kopf schütteln konnte.

                                Vor allem lebt TULLY von der ganz wunderbaren Chemie seiner beiden Hauptdarstellerinnen. Charlize Theron zählt für mich schon seit langem zu einer der besten Darstellerinnen überhaupt, die sich ja auch in allen Genres behaupten kann. Für die Rolle als am Rande der Verzweiflung kämpfenden Mutter hat sie sich auch wieder ordentlich Pfunde angefuttert, wie schon einst in MONSTER.
                                Richtig begeistern konnte mich hier allerdings Mackenzie Davis, die (zumindest hier) über eine ganz eigenartige und faszinierende Ausstrahlung verfügt. Bisher hatte ich sie noch gar nicht wirklich wahrgenommen, was ab TULLY wohl nicht mehr so einfach sein wird.

                                Kein riesengroßer Kracher und definitiv keine Komödie, dafür aber eine kleine und mal völlig andere Indi-Perle zu einem nicht alltäglichen Thema auf der Kinoleinwand . . .

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                                  BenAffenleck 21.06.2020, 12:51 Geändert 06.11.2020, 19:15

                                  BenAffenleck trifft … die Martin Scorsese Gang. Zwischen Gangstern, Wölfen, Visionären und Boxern. Enttäuschungen treffen auf Meisterwerke, Neuentdeckungen auf zig Mal gesehene Jahrhundert-Filme. Eine kleine Reise durch fast 50 Jahre Kino-Leidenschaft...

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                                  ALICE LEBT HIER NICHT MEHR (1974)

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                                  Bevor Martin Scorsese 2 Jahre später mit TAXI DRIVER durch die Decke gehen würde, lieferte er mit ALICE LEBT HIER NICHT MEHR einen durchweg sehenswerten Film ab, den man so von ihm (zumindest aus heutiger Sicht) gar nicht erwartet hätte.

                                  Zu Beginn verwirrt Scorsese mit dem klassischen Warner Bros. Zeichen aus längst vergangenen Zeiten und einer unverkennbaren Nähe zu DER ZAUBERER VON OZ. Hier singt die junge ALICE als eine Art Dorothy vor klar erkennbaren Studio-Bauten und intensiven Farben von ihren Träumen. Aber ein Wirbelsturm trägt sie nicht fort, sondern ein harter Schnitt zeigt sie Jahre später als verheiratete Frau und Mutter, deren Träume irgendwann verschütt gingen. Ein nicht ganz so tragisches Ereignis mischt die Karten neu, und sie macht sich mit ihrem vorlauten Sohn auf den steinigen Weg von Texas nach Monterey/Kalifornien, um Sängerin zu werden...

                                  Basierend auf dem gut geschriebenen Drehbuch von Robert Getchell gelang Scorsese ein relativ tiefgründiges Charakterporträt einer Frau, die ihre Schwächen erst noch erkennen muss, um Stärke und Unabhängigkeit zu finden. Ellen Burstyn (bekannt aus DER EXORZIST) spielt die titelgebende Alice mit geradezu beeindruckender Glaubwürdigkeit und zwischen allen Emotionen schwankend äußerst facettenreich und lebendig. Der Oscar war nicht unverdient, sogar eine Serie zog der Film nach sich.

                                  Eine kleine Nebenrolle wurde mit Harvey Keitel besetzt, der hier absolut beängstigend und gut abliefert. Des Weiteren bekommt man noch Kris Kristofferson zu Beginn seiner Karriere zu sehen, so wie die ganz junge Jodie Foster und eine richtig starke Diane Ladd, die für ihre Leistung für einen Nebenrollen-Oscar nominiert wurde.

                                  Wie eine unbeholfene Fingerübung zu Beginn einer Regisseur-Karriere sieht und fühlt sich ALICE LEBT HIER NICHT MEHR in keine der 107 Minuten Laufzeit an. Interessante Kameraarbeit, ein feiner rocklastiger Soundtrack, schöne Dialoge und etwas schräger Humor machen ihn zu einem Martin Scorsese Film, den man völlig zu Unrecht schon fast vergessen hat . . .

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                                  hier geht's zur Liste > > > https://www.moviepilot.de/liste/benaffenleck-guckt-martin-scorsese-benaffenleck

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                                    BenAffenleck 19.06.2020, 10:41 Geändert 02.02.2023, 11:31

                                    BenAffenleck trifft … die Martin Scorsese Gang. Zwischen Gangstern, Wölfen, Visionären und Boxern. Enttäuschungen treffen auf Meisterwerke, Neuentdeckungen auf zig Mal gesehene Jahrhundert-Filme. Eine kleine Reise durch fast 50 Jahre Kino-Leidenschaft...

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                                    HEXENKESSEL (1973)

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                                    MEAN STREETS (OT) musste ich als OmU sehen, da die deutsche Synchronisation brutal an meinen Nerven sägte. Schade, dass sich die Mühe fast nicht gelohnt hat.

                                    Als Visitenkarte eines der versiertesten Filmemacher Hollywoods sollte man HEXENKESSEL vielleicht mal gesehen haben, bei mir machte sich allerdings kurz nach der Hälfte des Films enorme Ernüchterung breit, obwohl Scorseses Markenzeichen schon an jede Hauswand in “Little Italy” gesprüht waren: Die Kamera fängt das Geschehen sehr atmosphärisch ein, die Schauplätze wirken durchweg authentisch (obwohl überwiegend in L.A. gedreht wurde), die Gewalt ist eruptiv, und mit Harvey Keitel und Robert De Niro konnten 2 großartige Darsteller zu Beginn ihrer Karrieren verpflichtet werden.

                                    Dennoch plätschert Scorseses erster Gangster-Film über eine Stunde lang ziellos dahin, während der rote Faden auch mal bis zum Boden durchhängt. Lediglich in den letzten 15 Minuten lässt Scorsese durch den dünnen Film das Können durchschimmern, was ihn später zu einen großartigen Regisseur werden lässt, diesen HEXENKESSEL für mich aber auch nicht mehr aus dem Schmelzofen der Belanglosigkeit retten kann . . .

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                                      BenAffenleck 18.06.2020, 19:09 Geändert 25.10.2020, 13:11

                                      Nach etlichen Jahren mal wieder derben Bock auf die Tour-Doku YEAR OF THE HORSE gehabt, die Jim Jarmusch 1996 über den großartigen Neil Young und seine Teilzeit-Band The Crazy Horse drehte. Auf grieselig-rohem 8 und 16mm Film quält der ‘Godfather of Grunge’ seine Old Black, während sich das Rhythmus-Pferd in einen andauernden Groove spielt und sich durch die Stücke schleppt. Heldenverehrung pur, ich knie nieder . . .

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                                        BenAffenleck 18.06.2020, 17:43 Geändert 26.10.2020, 19:15

                                        Olivia Wildes Regie-Debüt BOOKSMART sorgt für etwas frische Girlpower im Coming-Of-Age-Kino, punktet mit 2 talentierten und noch völlig unverbrauchten Hauptdarstellerinnen, wird am Ende der Party dem relativ großen Hype aber nicht wirklich gerecht . . .

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                                          BenAffenleck 17.06.2020, 20:04 Geändert 25.10.2020, 12:50

                                          Mit der Verfilmung von Hape Kerkelings Bestseller Biografie gelang Caroline Link ein ganz wunderbarer Film, der vor Herz und Esprit nur so sprüht. In einem sorgsam ausgestatteten 70er-Jahre-Recklinghausen-Setting begleiten wir einige Jahre aus Hapes Kindheit, die von familiärer Wärme und Herzlichkeit genau so geprägt wurde, wie von Krisen und einem fast unüberwindbaren Schicksalsschlag.

                                          DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT hat keine wirkliche Story im klassischen Sinn, sondern lässt uns für viel zu kurze und fast schon abrupt endende 95 Minuten teil einer herzlichen Familie sein. Natürlich geht es auch um die Auslöser und Gründe, die aus Hans-Peter einen der größten Entertainer Deutschlands werden ließen. Und genau hier liegen Schmunzeln und etliche Klöße im Hals sehr dicht beieinander, überschneiden sich in einigen ganz tollen Szenen sogar. Zu einem wunderschönen Score von Niki Reiser entfalten etliche Momente eine geradezu melancholische Magie.

                                          Auch schauspielerisch gibt es hier nichts zu beanstanden. Besonders der zum Zeitpunkt des Drehs gerade mal 9 Jahre alte Schauspielneuling Julius Weckauf schultert die anspruchsvolle Hauptrolle problemlos, bekommt aber auch hervorragende Unterstützung vom starken Cast.

                                          Welch ein fantastisches Plädoyer für den familiären Zusammenhalt und letzten Endes ein Film, durch den Hape Kerkeling zumindest für mich noch sympathischer wird . . .

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                                            BenAffenleck 15.06.2020, 20:56 Geändert 15.11.2020, 12:32

                                            Mit einem Special-Effects-Gewitter und bedrohlich bombastischem Surround-Sound lässt Steven Spielberg die außerirdischen Invasoren in seinem KRIEG DER WELTEN Remake ebenfalls in turmhohen Tripods über die Erde wüten. Knuddelige Aliens und strahlende Helden gehören der Vergangenheit an, stattdessen gibt es nur den nackten Kampf ums Überleben.

                                            Spielberg hält sich auch gar nicht lange mit unwichtigen Nebenhandlungen auf, sondern lässt die Invasion ziemlich schnell über die Menschheit hereinbrechen. Gezeigt wird dies aus der Sicht des geschiedenen Dockarbeiters Ray Ferrier (Tom Cruise) und seiner beiden nervigen Kinder. Somit kaut Spielberg hier nicht nur sein 09/11 Traumata mitsamt Krieg und Massenvernichtung durch, sondern bietet noch genug Drama aus der nicht ganz intakten amerikanischen Durchschnittsfamilie.

                                            Sensationell ist die düstere Stimmung des Films und der sehr spezielle Look. Mit seinem Stamm-Kameramann Janusz Kaminski entschied sich Spielberg für das Bleach-Bypass-Verfahren, welches die Farben entsättigt, die Kontraste hart erscheinen und das Bild somit extrem dreckig und grieselig wirken lässt. Ein absoluter Volltreffer, denn geleckter Hochglanz hätte hier fast alles in den Abgrund gerissen.

                                            Der teilweise extrem intensive Spannungsbogen hängt bei KRIEG DER WELTEN nur ab und an etwas durch, dafür liefert Tom Cruise als (vor allem zu Beginn) mit der Situation völlig überforderter Vater im Rettungs-Modus eine eindrucksvolle Leistung ab und fängt die ruhigen Passagen mit einigen emotionalen Momenten schauspielerisch souverän ab.

                                            Allerdings ärgere ich mich bei jeder Sichtung aufs neue darüber, dass dieser durch und durch pessimistischen Film mit einem fast nicht tragbaren Happy-End beinahe komplett verschandelt wurde. Es dauerte auch nur 4 x 116 Minuten Laufzeit, um nach all den Jahren so etwas ähnliches wie Frieden mit dem Finale schließen zu können.

                                            Manchmal braucht es eben etwas länger, bis der Körper den Stachel auf natürliche Art und Weise abstößt . . .

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                                              BenAffenleck 14.06.2020, 17:33 Geändert 15.11.2020, 12:38

                                              Eine Rom-Com mit der süßen Drew Barrymore kann keine schlechte sein, trotz Adam Sandler. Auch 50 ERSTE DATES ist nettes Feelgood-Kino mit teils bewegenden Szenen, einigen Lachern und leider penetrant nervigen und völlig überzeichneten Nebenfiguren. Immer wieder stören nicht funktionierende Gags und kläglicher Humor die eigentlich tragisch-romantische Story, die schrägerweise trotzdem irgendwie funktioniert.

                                              Somit bleiben mit etwas Wohlwollen 6,0 Punkte und das maue Gefühl, dass hier mit etwas Feintuning wesentlich mehr drin gewesen wäre . . .

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                                                BenAffenleck 07.06.2020, 19:34 Geändert 15.11.2020, 11:38

                                                “Look at my shit”.

                                                Titten-Zeitlupen-Beats-Titten-Zeitlupen-Alkohol-Models-Meer-Strand-Drogen-Sonne-Chaos-Titten-Bitches-Geld-Gossenvokabular-Knarren-Zeitlupen-Quotennigger-Britney-Knarren-Wummenblowjob-Knarren-Ende. BÄMM!

                                                Wünscht sich so mancher Zuschauer m/w beim Genuss von SPRING BREAKERS eine fertig bestückte Bong, gibt es hinter all dem köstlichen Fleisch, der Hochglanz-Videoclip-Ästhetik und der in jeglicher Form konsumierbaren Drogen eine abgefahrene und im Untergrund böse vor sich hin schwelende Satire über die Verführung durch Geld, Macht und Vergnügen zu entdecken, sitzt man erst einmal im Party-Bus Richtung Sonnenschein.

                                                Regisseur und Drehbuchautor Harmony Korine kleidete seinen vielschichtigen Mix aus Coming-of-Age, Satire und Gangster-Flic in stilisierte Bilder voll greller Farben und Symbolik, voll nackter Haut und vulgärer Gesten, nimmt keinen F-Wort-Filter vor den Mund, traut sich dann doch manchmal etwas zu wenig und verliert im Mittelteil etwas an Fahrt und Orientierung. Was hätte die kranke Fantasie der Figuren noch alles hergeben können? Aber auch so ist SPRING BREAKERS ein interessant erzählter, in der Zeit hin und her springender und knalliger Exzess-Trip, den man definitiv möglichst groß und möglichst laut genießen sollte.

                                                Ein doppelbödiger und elektrisierender Bilderrausch, der beim Erstkontakt vor Jahren völlig an mir vorbei ging. Wunderbar, wie Korine hier 2013 nicht nur die Erwartungshaltung der Kinobesucher dank der Besetzung um Disney-Starlets Selena Gomez und Vanessa Hudgens unterlief, sondern einfach absolut alles mehr oder weniger Schöne konterkarierte, was Richtung Florida abbog oder aus Kuba angeschwemmt wurde.

                                                Kontrovers, rasant, modern und voller Kultfilm-Qualitäten. Ein Film, mit dem man sich durchaus etwas länger beschäftigen muss, um tief genug eintauchen zu können.

                                                Spring Break forever, Bitches!

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                                                  BenAffenleck 04.06.2020, 13:07 Geändert 02.11.2020, 17:45

                                                  THE PUNISHER war die zweite und letzte Regie-Arbeit des Cutters Mark Goldblatt, der sich im Edit unter anderem für Meisterwerke wie T2, LAST BOY SCOUT, TRUE LIES, STARSHIP TROOPERS und PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION verantwortlich zeichnete. Der erste Versuch, den grimmigen Anti-Helden auf die große Leinwand zu bringen, rangiert heutzutage künstlerisch irgendwo zwischen Malen nach Zahlen und Scheißhauswandmalerei.

                                                  Aber auch so ein Plätzchen will gefüllt sein, und in diesem kleinen filmischen Hinterhof-Nirvana steht THE PUNISHER immer noch cool mit Fluppe im Maul im dunklen Schatten der New Yorker Hochhausschluchten. Wer hier ein gutes Drehbuch, packende Dialoge, grandiose Schauspieler und Logik sucht, darf sich das gerne mit seinem eigenen Zauberstab fleißig weiter wünschen. Die Origin-Story wird nur kurz angerissen, um auf diesem Fundament eine relativ klägliche Story zu bauen, in der der Punisher zwischen die Fronten der Mafia und Yakuza gerät.

                                                  Aufgrund der, zumindest aus damaliger Sicht, ausufernden Brutalitäten musste der Punisher fast 30 Jahre auf dem Index im Stillen bestrafen, bevor er nun seit einiger Zeit gut restauriert und ungeschnitten ab FSK 16 die endlos-Magazine in die gegnerischen Horden pumpen darf. Der Bodycounter fährt durchweg im roten Bereich, und an der handgemachten Action gibt es generell nur wenig zu mäkeln.

                                                  In den frühen 90ern habe ich diesen düster-dreckigen Actioner dank einer miesen, aber in Gold nicht aufzuwiegenden Video 2000 Kopie, rauf und runter geschaut. Ein wenig Nostalgie-Bonus ist also nicht von der Klinge zu weisen. Schlaflose Nächte hat mir der Film und Dolph Lundgrens mürrische Performance nie beschert. So gut hatte es Mark Goldblatt leider nicht. Er bereut es noch immer zutiefst, auf das markante Totenkopf-Erkennungszeichen auf der Brust des Punishers verzichtet zu haben. Väter und ihre Kinder . . .

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                                                    BenAffenleck 31.05.2020, 18:06 Geändert 26.10.2020, 19:13

                                                    Auffällig ist von Beginn an die gute Kameraarbeit, die scheinbar schwerelos die ersten Minuten des Films einfängt und schon exakt das vorwegnimmt, was I SEE YOU ausmacht: Eine gleiche Story aus verschiedenen Blickwinkeln und anderen Perspektiven betrachtet.

                                                    Ohne große Erklärungen muss man sich die ersten 20 Minuten der Handlung selbst zusammenreimen, und verspürt schon aufgrund der durchs Haus umherstreifenden Kamera und einem perfekt abgestimmten Score ein gewisses Unbehagen. Als ob die Bedrohung jederzeit aus dem Wandschrank brechen könnte. Das sorgt für durchgehende Spannung, denn lange Zeit ahnt man bei I SEE YOU so einiges, weiß aber gar nichts und ist dann noch zu doof, das Offensichtliche zu sehen, während die erste Filmhälfte noch mal komplett durch den Twister gejagt wird.

                                                    Kein Meilenstein, aber durchweg spannendes Genre-Kino mit reichlich Atmosphäre. Und wem das noch nicht spooky genug ist, kann sich bei Helen Hunts gruseliger Botox-Fresse das Kissen ins Gesicht drücken oder die Chipstüte über die Augen ziehen . . .

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