Daggiolone - Kommentare

Alle Kommentare von Daggiolone

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    Als die Romanreihe rauskam, gab es tatsächlich Leute, die diese mit Harry Potter verglichen haben. Das macht einen im Nachhinein schon etwas sprachlos. Das andere Extrem das man oft vorfindet ist jedoch ein vernichtendes Gesamturteil, ohne dass oft nur eine Seite gelesen wurde, und ohne dass auch nur ein einziger Film gesehen wurde. Man positioniert sich vorsichtshalber auf der "richtigen" Seite. Schließlich definieren wir uns über unseren Geschmack. Warum auch immer.

    Wer die Bücher gelesen hat, und nicht zur Abteilung hysterischer Teenagermädchen gehört, kommt in der Regel zu einem anderen Schluss. Meyers Romane kommen mit Sicherheit nicht mal in die Nähe von Frau Rowling. Die Vampirkulisse ist schon lange ausgelutscht, da ändert auch die Tatsache nichts, dass Meyers Vampire glitzern. Eher im Gegenteil. Die Liebesgeschichte die hier aber erzählt wird, hat es durchaus in sich. Nicht vom Originalitätsfaktor wohlgemerkt, sondern von den Emotionen die auf den Leser übertragen werden. Zumindest in den ersten drei Bänden ist dies hervorragend gelungen, und man kann nachvollziehen, warum gerade pubertierende Mädchen so sehr auf diese Bücher abfuhren.

    Die Filmreihe zu den Büchern ist allerdings in der Tat ein Schuss in den Ofen, denn genau dieser erwähnte Aspekt wird bestenfalls kitschig bearbeitet. Mein größtes Problem stellt aber die Rollenbesetzung mit Kristen Stewart dar. Sie ist und bleibt eine der mit Abstand besten Schauspielerinnen die es aktuell gibt. Doch hier fragt man sich, ob sie die Romane gelesen hat. Oder ob die Regisseurin den Charakter von Bella durchdringen konnte. Die Bella im Film hat rein gar nichts mit der Bella aus den Büchern zu tun. Allein schon optisch einer Schauspielerin mit einer derart erotischen Ausstrahlung die Rolle einer grauen Maus zu geben, funktioniert einfach nicht. Es war aber gerade diese gutmütige Naivität der Meyer-Bella, gepaart mit ihrer unbeholfenen Tollpatschigkeit die diesen Charakter so interessant machte, und den Büchern eine kurzweilige Daseinsberechtigung gab. Im Film ist davon nichts zu spüren. Gar nichts!

    Die Filme funktionieren nicht. Nicht bei mir. Nicht bei vielen anderen. Es wurde auf diesen Seiten aber schon ganz anderer Schrott abgefeiert, so dass es Zeit wird, nach so vielen Jahren die ganze Reihe etwas differenzierter zu betrachten. Die Twilight-Reihe ist mit Sicherheit alles andere als großes Kino. Deswegen muss man sie jedoch nicht als Projektionsfläche für seine eigenen Frustrationen heranziehen.

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    • 9

      Umberto Eco. Ein Mann der mir Probleme bereitet. Ein Mann der sein enzyklopädisches Wissen ständig jedem unter die Nase reiben musste. Ob man danach gefragt hat war dabei sekundär. Und so wirken auch seine Bücher oft wie eine Sammlung von Seht-her-Momenten. Hinzu kommt, dass sein Fachgebiet der Semiotik mir nicht wirklich zusagt. Filtert man all diese Aspekte heraus bleibt manchmal nichts mehr übrig (Die geheimnsisvolle Flamme der Königin Loana), und manchmal - vorausgesetzt man macht sich die Mühe - entdeckt man Weltliteratur (Das foucaultsche Pendel).

      Macht man dieses Filterspielchen beim Namen der Rose, kommt in etwa Annauds Film raus. Der Regisseur hat Ecos Roman auf die Geschichte reduziert. Was bei jedem anderen Roman einer Vergewaltigung gleich kommt, ergibt für meinen Geschmack in diesem Fall aber durchaus Sinn. Zum einen ist die Story ziemlich spannend, enthält mehrere interessante Ebenen, und durch die mittelalterliche Klosterkulisse erleben wir ein für Hollywood untypisches Setting.

      Heimlicher Star des Films ist jedoch die Atmosphäre, die jene des Buches um Längen schlägt. Auch wenn der Film etwas in die Jahre gekommen ist, stellt er immer noch eines der Höhepunkte des kommerziellen 80er Jahre Kinos dar

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      • 6
        Daggiolone 08.05.2019, 07:12 Geändert 08.05.2019, 08:06

        Der Film beinhaltet eine wirklich gelungene, allegorische Erzählung. Sinnlich, poetisch und vor allem durch die Musik teilweise sehr atmosphärisch. Die Kulissen sind schlicht gehalten. So schlicht, dass ich mich irgendwann vergewissern musste, ob auf der DVD Hülle wirklich der Name Greenaway steht. Ich kann kaum etwas von seinem Stil ausmachen. Eine Reduktion auf das wesentliche. Dies könnte im Prinzip alles wunderbar funktionieren, wenn ununterbrochene Einblendungen, Überblendungen, Bildverkleinerungen, und ähnliche Spielereien nicht den ganzen Sehgenuss inklusive der Atmosphäre zerstören würden. Ich erkenne nicht, welchen Mehrwert Greenaway in dieser Erzählweise sieht. Mich hat das ganze nur unglaublich genervt, und einen potentiell guten Film für mich zerstört. Wirklich schade. Und seltsam.

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        • 8 .5
          Daggiolone 07.05.2019, 07:10 Geändert 07.05.2019, 14:29

          Bei meiner gestrigen Erstsichtung von "Ein Z und zwei Nullen" war ich vollkommen überfordert. Ich liebe ja komplexe Filme, aber zu viele Ebenen die sich teilweise überschneiden oder gar komplett parallel ablaufen, sorgten dafür, dass ich nicht mehr mitkam und am Ende ziemlich frustriert war.

          Etwas ängstlich machte ich mich daher an "Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" ran, und konnte diesmal durchatmen. Dieser Film ist der bisher wohl mit Abstand zugänglichste Film von Greenaway den ich gesehen habe. Natürlich finden wir auch hier zahlreiche Querverweise, Anspielungen, Symbole oder Metaphern, nur hält sich hier alles im Rahmen einer normalen Aufnahmefähigkeit. Die Gedanken jagen nicht um 20 Themen, sondern nur noch um eine handvoll.

          Das macht den Film fast schon zu einem entspannenden Erlebnis, wenn Greenaway inhaltlich nicht wieder einmal dick und verstörend auftragen musste. Dies tut er aber natürlich mit derart viel Humor, dass die verstörenden Momente erträglicher sind. Der Film macht wirklich Spaß, im Vergleich zu anderen seiner Filme hat "Der Koch..." aber inhaltlich relativ wenig zu bieten. Die geniale Inszenierung ist jedoch hier wieder mal das tragende Element. Manchmal musste ich an eine Rohversion vom später erschiehenen Geniestreich "Das Wunder von Macon" denken. Insbesondere die Plansequenzen in der Küche und vor allem im Restaurant zeigen in welche Richtung Greenaway mal gehen würde. Dies sind auch die stärksten Szenen. Gegen Ende verlassen wir diese Kulissen immer wieder, und hier verliert der Film auch etwas seinen Reiz.

          Die Spielereien mit dem Zuschauer sind ebenfalls zurückgeschraubt worden. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl bei diesem Regisseur einen "normalen" Film zu sehen. Und dennoch gibt es vermutlich mehr zu entdecken, als man bei der Erstsichtung denkt. Ist jemandem zum Beispiel aufgefallen, dass mit jedem Tag die Beleuchtung im Restaurant düsterer wird, und die Rottöne zunehmen? Es ist genau diese Deteilverliebtheit die Greenaways Filme ausmacht. Hier hat er sich etwas gebremst. Die intellektuelle Entschlackung macht vor allem die Handlung zugänglicher. Sie hinterlässt zwar nicht den ganz großen Wow-Effekt zurück, ein äußerst sehenswerter Film bleibt dies aber allemal.

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          • 9
            Daggiolone 06.05.2019, 06:47 Geändert 06.05.2019, 09:35

            Dies ist mein mittlerweile fünfter Greenaway, aber irgendwie ist man nie wirklich auf seine Filme vorbereitet. Die Gedanken während der Sichtung sind ähnlich derer die ich bei seinen anderen Werken hatte.

            "Was geht hier eigentlich ab?"
            "Was ist das? Ein Film? Ein Rätsel?"
            "Liegt es an mir? Bin ich zu doof?"
            "Verdammt! Wieder bin ich mit meinen Gedanken abgedriftet!"

            Dieser Film hat derart viele Ebenen, dass man sich gar nicht auf alle gleichzeitig konzentrieren kann. Folgt man den evolutionstheoretischen Gedanken nur ein paar Sekunden zu lang, verpasst man die ohnehin verwirrende Handlung. Betrachtet man die ganzen kleinen Details, die Symbole und Querverweise, riskiert man ebenfalls ein Abdriften der Gedanken, und verpasst die zoologischen Anspielungen. Wenn man dann auch noch versuchen möchte das alles in ein großes Ganzes einzuordnen, fangen die Schwierigkeiten so richtig an, weil man merkt, dass dieser Film derart komplex ist, dass man sich dazu am besten Grafiken erstellen sollte.

            Und dennoch entsteht beim Zusehen auch bei "A Z & Two Noughts" nie das Gefühl von Überforderung, solange man nicht versucht bei der Erstsichtung alles verstehen zu wollen. Jede Szene bietet derart viel, dass man gar nicht alles erfassen kann, aber irgendetwas das einen fesselt ist für jeden dabei. Jedes Detail, jede Szene, jeder Dialog ist mindestens zwei- wenn nicht gar dreideutig. Schaut man sich Interviews mit Greenaway an, erfährt man, dass dies durchaus so intendiert ist, und man möchte lieber auf einen Blick in seinen Geist verzichten. Das könnte einen komplett überfordern. Alleine über die unübersetzbaren, mehrschichtigen Filmtitel könnte man einen Essay schreiben. Und über den ganzen Film würden mehrere Masterarbeiten nicht ausreichen, um jeden Aspekt zu beleuchten.

            Aber worum geht es nun eigentlich in diesem Werk? Ich weiss es nicht wirklich. Es geht um das Leben, um den Tod, um die Evolution, um Zwillinge, um die Schöpfungsgeschichte, um schwarz-weiße Tiere, um den Zerfall des Lebens, um amputierte Gliedmaßen, um Symmetrie, und um so vieles mehr, das man alles gar nicht erfassen kann.

            Anders als bei anderen seiner ähnlich gestrickten Frühwerke, habe ich dieses Mal aber vorerst keine Höchstnote vergeben. Es war mir teilweise too much. Ich fühlte mich manchmal verloren. Vor allem in meinen Gedanken. Mir fiel es gestern schwer, fokussiert zu bleiben. Zu interessant waren die Denkanstöße, um sie einfach so hinzunehmen. Eine Zweitsichtung muss hier unbedingt irgendwann einmal folgen. Desweiteren bereitete mir das Thema Verwesung große Schwierigkeiten.

            "A Z & Two Noughts" ist ohne Frage ein Meisterwerk. Der Frust ihn nicht komplett geknackt zu haben, nagt aber an mir.

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            • Ich gehe nicht gerne ins Kino. Da kann man nicht unterbrechen, zurückspulen, sich unterhalten, sich was zu Essen holen, rauchen, dampfen, zwischendurch ne Pizza machen, aufs Klo gehen, Untertitel an- und ausschalten, Audiospur wechseln... Eine Ausnahme bilden eine Handvoll undergroundiger Off-Kinos in irgendwelchen Hinterhöfen.

              Bei einigen Filmen ärgere ich mich im Nachhinein, dass ich sie nicht im Kino gesehen habe. Bei "Climax" war ich leider aus privaten Gründen zu spät. "Mandy" habe ich erst entdeckt, als der schon aus den Kinos war.

              Zuletzt gesehen habe ich Lanthimos "The Favourite". Ein Film den ich auch hätte zu Hause sehen können.

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              • 8
                Daggiolone 25.04.2019, 23:02 Geändert 17.12.2019, 09:08

                Dieser Film hat was!

                Das Rezept lautet aber zunächst dranbleiben. Die erste Hälfte erinnert doch sehr an ein kindergerechtes Manga mit netter Story und schönen Bildern. Die sehr einfache und vorhersehbare Erzählweise täuscht jedoch. Ab der Hälfte erleben wir gefühlt 10 richtig gute, potentielle Enden, die alle jedoch nur zu einer neuen Wendung führen. Diese kleinen Twists lassen den Film immer traumhafter und tiefgründiger werden. Am richtigen Ende können wir sogar die einfache Allegorie richtig einordnen. Wirklich sehenswert!

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                • 7

                  Als Kind war Bosch der einzige Maler der mich faszinierte. Heute ist er der einzige aus seiner Zeit der mich fasziniert. Wie soll man aber eine Doku machen über einen Menschen, über den man kaum etwas weiss? Man lässt verschiedene Leute ein Bild interpretieren. Das ist zwar durchaus interessant, raubt aber die eigenen Fantasien. Auf Dauer ist dieser Film anstrengend, und ich habe ihn nach etwa 50 Minuten abgebrochen.

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                  • 7
                    Daggiolone 22.04.2019, 07:35 Geändert 22.04.2019, 07:41

                    Wenn man als Kind riesiger Falco-Fan war, sogar eine Zeitlang seine Frisur getragen hat, aber zu jung war, um wirklich seine komplette Karrieregeschichte zu kennen, dann kann man sich durchaus diesen Film ansehen. Der Film bietet nichts, was man nicht auch in Wikipedia nachlesen könnte. Die bipolare Persönlichkeit Hölzels wird aber auch dank eines guten Manuel Rubey glaubhaft eingefangen. Dieser hat jede Mimik und jede Gestik einstudiert, und selbst die Sprache imitiert er im Großen und Ganzen recht gut. Kurz gesagt, er gibt einen glaubwürdigen Falco ab.

                    Umso erstaunlicher, dass sich Thomas Roth dafür entschieden hat die Videos nicht original einzubauen, sondern diese ikonographisch mit Rubey inklusive Gesang nachzustellen. Warum? Dachte man, man würde sonst Rubey den Falco nicht abnehmen? Mola Adebisi wurde doch auch nicht von Samuel L. Jackson gespielt. Leider entsteht dadurch eine gegenteilige Irritation, weil man hier oft eben einen Falcodarsteller erkennt. Gesanglich macht er das ja durchaus gut, aber wenn man Rubey in "Koks" ins Originalvideo reinschneidet, grenzt dies an Verschandelung. Bei "Jeanny" erreicht dann das Nachstellen des ohnehin schon recht peinlichen Videos einen nicht auszuhaltenden Fremdschämfaktor.

                    Dieses Biopic ist somit in meinen Augen nur für Fans empfehlenswert, die seine Geschichte nur sporadisch kennen. Kein Meisterwerk, keine tiefgründige Recherche, keine schlechte aber doch recht oberflächliche Charakterstudie. Als übrigbleibendes Attribut unter oben genannten Voraussetzungen kann man aber "interessant" stehen lassen.

                    10
                    • 8

                      Gar nicht so einfach diesen Film zu bewerten.

                      Nomveber hat erst einmal eine phänomenale Bildsprache, die einen regelrecht umhaut. Diese trägt den Film nahezu komplett. Man könnte jetzt gemein sein und anmerken, dass die Kulissen ganz stark von Bela Tárr geklaut sind. Ganz zu schweigen, von den Fratzen und Schlammschmierereien, die mich veranlassten nachzugucken, ob es sich hier nicht doch um einen Film von Aleksey German handelt. Aber das muss man auch erstmal auf diesem hohen Niveau hinkriegen!

                      Im Kontrast dazu steht ein Märchen das völlig gaga ist, das aber derart geheimnsivoll erzählt wird, dass es in vielen Momenten doch einen gewissen Reiz ausübt. Inhaltlich ist das ganze aber ziemlich zerfahren. Hier wollen zu viele Themen angeschnitten werden. So viele, dass alles sehr oberflächlich bleibt. Manchmal ist die Symbolik zu viel des guten. Die letzten 45 Minuten hat der Film alles gesagt, und es beginnt langweilig zu werden.

                      Auch atmosphärich wirkt nur auf den ersten Blick alles homogen. Da werden unglaublich kunstvolle Momente mit Klamauk unterbrochen. Der Humor ist nicht gut genug, um diese Störungen zu rechtfertigen. Und in ganz wenigen Szenen wird es sogar kitschig.

                      Ich müsste eigentlich 7,5 Punkte geben, da ich diesen Film vermutlich kein zweites Mal sehen werde. Da ich aber finde, dass man diesen Film alleine der Bilder wegen mal gesehen haben sollte, gebe ich eine 8. Das ganze war dann doch schon auf seine eigene Weise ganz schön weird. Und das mag ich ja.

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                      • 6

                        Unmittelbar nach "Climax" schon wieder ein Tanzfilm? Ob da Hexenkräfte im Spiel waren?

                        Der Film ist wirklich gut gemacht. Einige Szenen sind schön rauschhaft, die Choreographien der Höhepunkt. Nur leider finde ich die Story völlig gaga. Deswegen gucke ich auch keinen Argento, und kenne auch das Original nicht. Ein wenig Neugierig auf den alten Schinken hat mich diese Neuverfilmung aber trotzdem gemacht.

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                        • 10
                          Daggiolone 16.04.2019, 00:15 Geändert 16.04.2019, 16:05
                          über Climax

                          Noé is back!!!

                          Nach dem eher befremdlichen und viel zu vorsichtigen "Love" schlägt der Irre mit dem lustigen Schnauzer mit dem zurück, was er am besten kann. Verstören, dem Zuschauer in die Fresse schlagen, visuelle LSD Trips gestalten, berauschen und vor allem experimentieren.

                          Aber vorher zwei Kritikpunkte. Der Film hat mich in seinen schlechtesten Momenten an "mother!" erinnert. Jener von mir gar nicht geliebte Film ist in der letzten halben Stunde ein reiner, überzogener Effektstrudel. "Climax" hat Momente wo genau das auch hier ins Überzogene zu kippen droht. Hinzu kommt ein Ende, das zwar gute Momente hat, aber dem Film die Homogenität sowie die hohe Anspannung nimmt, was meiner Meinung nach etwas schade ist.

                          Ich habe nach kurzem Überlegen dennoch entschieden hier die volle Punktzahl zu geben. Vor allem die Rauscherfahrung beim Zusehen gehört nämlich zu den intensivsten die ich seit "Enter the Void" erlebt habe. Wobei "Enter the Void" eher die visuelle Perspektive befriedigte, und in "Climax" ein Zustand beschrieben wird, den man als Zuschauer bitter am eigenen Leib erlebt.

                          Großartig auch wie Noé wieder die Experimentierfreude gepackt hat. Die Erzählstruktur, sowie die Struktur des ganzen Films ist mutig, abgedreht, aber erzielt ihren vollen Effekt. Der Klimax lässt den Zuschauer nicht nur irritiert zurück, sondern verwandelt in Dusk-til-Dawn-Manier den Film ab der Hälfte in etwas komplett anderes.

                          Die Parabel ist natürlich wieder mal sehr einfach gestrickt, aber großartig dargestellt. Die Themen sind Noés übliche Gewürze, die allerdings neu kombiniert wurden. Gewalt, Abtreibung, Sex, Geschwisterliebe, Abtreibung, Vergewaltigung, Drogen, Abtreibung.

                          Ich kann mir vorstellen, dass dieser Film nicht jeden erreicht. Man muss sich auf ihn stark einlassen, den Rausch auf sich wirken lassen. Das ist vor allem in den ersten 40 Minuten nicht einfach. Man wird aber in einen Horrortrip gezogen, bei dem man sich nie sicher ist, was wir da eigentlich sehen. Ist das wirklich ein Film? Oder eine Reise in seelische Abgründe?

                          Welcome back, Gaspar!!!

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                          • Großartige Neuigkeiten für Bela Tárr Fans... Wenn die Meldung stimmt, arbeitet der Ausnahmeregisseur nun doch noch an einen weiteren Film. Weiss jemand Genaueres?

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                            • 5

                              Ich hätte ja gerne 1 - 2 Punkte mehr vergeben, aber dafür war mir das Ende zu erklärend und zu kitschig. Ja, selbst für Einhornverhältnisse zu kitschig. Dabei dürfte dies der erste und vermutlich einzige Einhornfilm sein, der auch erwachsene Männer erreichen könnte. Die Story geht einer Idee nach, die gerade wohl im Trend liegt. Die metaphorische Darstellung von Psychotherapien. Nach der grandiosen Serie Maniac, und der ähnlich, dafür aber etwas einfacher getrickteren Serie Matrjoschka, nun also Unicorn Store. Man sollte sich dabei nicht von der Einhornthematik abschrecken lassen. Diese ist nämlich ein Spleen der Hauptdarstellerin, und lediglich ein Symbol für ihre mentalen Fluchtmechanismen. Immer wieder wird dem Zuschauer klar gemacht, dass es weder den Laden noch Einhörner gibt, man lässt ihn aber ähnlich wie die Protagonistin zweifeln, was echt ist und was nicht. Ich hätte mir ein Ende gewünscht, und nun Achtung ich SPOILER kräftig, ein Ende wo sie von dem Verkäufer gerufen wird, er ihr sagt, das Einhorn sei in dem Zimmer, sie geht da rein, die Tür geht hinter ihr zu, und der Film ist zu Ende. Der Rest gehört der Fantasie des Zuschauers. Aber nein, erst muss man dem Zuschauer noch das Einhorn zeigen, ihm erklären, was der Film eigentlich bedeutet obwohl dies eigentlich jedem der nicht währenddessen eingeschlafen ist klar sein sollte, und am allerschlimmsten sich dafür entscheidet, das Einhorn in bester Hab-ich-Euch-doch-gesagt-Manier zum Leben zu erwecken, und somit die ganze Aussage des Films kaputt zu machen. Man kann es natürlich sich zurechtinterpretieren, dass die Liebe auch die Augen des Partners öffnet oder dieser die Marotten seiner Angebeteten versteht, aber hier kommen wir wieder zum Kitschdilemma zurück. Schade, bis zum Ende war der Film nämlich eine kurzweilige Angelegenheit.

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                                Was für eine Enttäuschung! Nach dem durchaus gelungenen ersten Teil, haben wir hier ein Fantasy-Action Spektakel ohne jede Magie. Also die atmosphärische Magie. Großteils kaum zu folgen, wenn man sich nicht an den ersten Teil erinnern kann, und im großen und ganzen stinklangweilig. Wirklich schade. Es begann so vielversprechend.

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                                • 7

                                  Ich hatte eine bestimmte Vorstellung von diesem Film. Ich habe hier den Film schlecht geredet, ohne ihn gesehen zu haben. Ich muss mich wohl für meine große Klappe entschuldigen.

                                  Ja, dieser Film entspricht meinen Vorstellungen. Dieser Film ist ohne Frage ein Unterhaltungsfilm, der weit davon entfernt ist, Aufklärung bringen zu wollen. Oder etwa nicht? Guckt man genauer hin, merkt man, dass der Film zwischen den Zeilen mehr zu bieten hat, als zunächst angenommen. Ganz klar, er entmystifiziert die ganze Geschichte. Eine ganze Szene, die ich zwar seinerzeit verachtet habe, aber mich dennoch musikalisch fasziniert hat. Das will man nicht sehen. Vielleicht hatte ich unbewusst davor Angst. Ich wollte das ganze nicht als ein Coming of Age Film sehen.

                                  Aber genau das ist der Punkt. Dieser Film... wenn auch narratologisch in Schlüsselszenen zu weit hergeholt, und wenn auch das Ende vieles kaputt macht... dieser Film schminkt das Corpsepaint aus den Protagonisten, und zeigt, dass sich dahinter ein paar verstörte Teenager verstecken, die sich in etwas verrannt haben, das irgendwann die Kontrolle über sie selbst erlangt hat.

                                  Ich sage Szenefremden nicht, sie sollen sich lieber "Until the Light Takes Us" ansehen. Ich sage ihnen, wenn sie nach diesem Film mehr über die Hintergründe erfahren wollen, und eine psychologisch fundiertere Doku sehen wollen, sollten sie unbedingt "Until the Light Takes Us" als Ergänzung ansehen.

                                  "Lords of Chaos" hat seine Berechtigung, auch wenn ich die Gegenstimmen verstehen kann. Aber wer wie ich von Vornherein voreingenommen ist, sollte dennoch einen Versuch wagen. Zumindest um dann nicht so blöd darzustehen wie ich.

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                                  • 0

                                    Die Buchvorlage war nicht gerade Pulitzer-Preis-verdächtig. An und für sich eine sehr interessante Prämisse. Eine junge Studentin beginnt als Prostituierte zu arbeiten. Die Autobiographie enttäuschte aber. Den holprigen Schreibstil konnte man verzeihen, aber man liest im Prinzip nur Ereignisse. Ihre Gedanken, Beweggründe oder gar ihren inneren Seelenzustand hält einem Sonia Rossi vor. Vielleicht aus Selbstschutz, vielleicht aber auch ganz einfach weil sie es nicht besser konnte. Übrig blieb ein Buch das einem einen Einblick hinter die Kulissen des Metiers zeigt, aber leider nicht in Sonias Kopf.

                                    Es ist kaum zu glauben, dass der Film es schafft das ganze noch platter zu gestalten. Wir erfahren im Film buchstäblich nichts über die Hauptfigur. Immerhin bekam man im Buch etwas zu ihrem Hintergrund mit. Das fehlt hier vollkommen. Stattdessen haben wir eine Aneinanderreihung an teilweise wohl frei erfundenen Ereignissen, völlig unglaubwürdigen Begebenheiten die wohl Regisseur Gottschick hinzugedichtet hat, und einen Haufen Szenen in denen wir die hübsche Svenja Jung nackt bestaunen dürfen. Also nicht während der Sexszenen, sondern dann wenn es mal keinen Sex gibt. Da sitzt man schon mal splitternackt am Fenster und fragt sich wie eine mittellose Studentin sich eine Wohnung an der Eberswalder Straße leisten kann. Und im letzten Satz befinden sich zwei weitere große Probleme des Films. Zum einen stellt die rein ästhetische Sexualisierung der Hauptdarstellerin einen Schlag ins Gesicht gegenüber dem äußerst ernsten Hintergrund dar. Es wirkt paradox einen Film über die Abgründe der Prostitution zu drehen, wenn dieser eindeutig versucht mit Sex-Sells irgendwie seine Überflüssigkeit zu kaschieren. Zum anderen war Gottschick der Meinung die Stadt Berlin ins Zentrum rücken zu müssen, und untermauert somit einen Lifestyle an den hauptsächlich frisch Zugezogene glauben. Weihnachten im Puff "ist halt Berlin". Aha... Kotti, Prenzlberg, Alex auch. Ne Platte irgendwo im Osten ist "ein anderes Berlin", und wenn man in Kreuzberg in eine Bar geht, verlässt man diese im Prenzlauer Berg. Ist sicherlich kein Drama, untermauert aber mein Gefühl, als wolle man einen hippen Berlinfilm drehen, obwohl dies im Buch nichtmal ansatzweise eine Rolle spielt. Ganz so als gäbe es in anderen Städten solche Geschichten nicht.

                                    Am unerträglichsten wird der Film aber, wenn ständig völlig bizarre Fetische vorgestellt werden. Normalen Sex will kein Freier. Stattdessen werden einem Szenen präsentiert, die zum Fremdschämen sind. Szenen die völlig überzogen sind, und in denen die ansonsten durchaus gute Svenja Jung plötzlich derart overactet, dass man das Gefühl hat einer Hobbytheatergruppe zuzusehen. Daher kann man eine Szene in der ein Meerschweinchen anal eingeführt werden soll auch nicht ernst nehmen. Denn sie wirkt einfach nicht ernst. Und sie ist auch nicht ernst, denn sie ist wie so vieles frei erfunden.

                                    Die literarische Vorlage, so durchschnittlich sie auch war, hat so einen dilettantischen Humbug nicht verdient. Dafür ist das eigentliche Thema doch zu ernst. Und das Thema ist eben nicht Berlin.

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                                    • In etwa jeden zweiten gesehen. Den einzigen, den ich davon für wirklich sehenswert halte ist 12 Years a Slave, und der hat "nur" 8,5 Punkte von mir bekommen. Bei den anderen Filmen geht es bis zu einer Bewertung von 3 runter. Diese Tendenz führt bei mir schon lange dazu, dass ich Oscargewinner eher meide, als dass ich sie mir ansehe.

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                                      • 9 .5
                                        Daggiolone 13.03.2019, 02:45 Geändert 26.07.2019, 14:48

                                        Bin ich froh, dass ich diesen Film zusammen mit einem Kumpel gesehen hab, der sich mit Nietzsche auskannte, und mir die eine oder andere Anspielung erklären konnte. Bela Tárr setzt mal wieder viel Vorwissen von seinen Zuschauern voraus.

                                        Schon beim ersten Blick erkennt man sofort, dass es ein Tárr ist. Aber irgendetwas ist anders. Man darf mich ruhig auslachen, wenn ich in einem Kommentar zu diesem schwermütigen Brocken Begriffe wie "kommerziell" oder "gefällig" verwende. Doch nähert man sich dem Turiner Pferd aus der werckmeisterschen Tangorichtung, macht es einem der Ungar für seine Verhältnisse recht einfach. Schnitte alle 4--5 Minuten, eine Kamera die sich mehr bewegt als Bewegtes das sie filmt. Und man mag es kaum glauben... Musik... in einem Bela Tárr Film... Außerdem fehlt Tárrs ansonsten dezent eingestreuter, hintergründiger Humor, was diesen Film noch melancholischer und vor allem pessimistischer macht, als seine anderen Arbeiten. Dies alles lässt den Film deutlich homogener wirken als die oben genannten Werke. Und gerade die repetitive Musik ist magisch. Und wenn sie mal nicht spielt, übernimmt der Wind das Singen.

                                        Auf inhaltlicher Ebene spielt erneut eine vage gesellschaftliche Bedrohung eine Rolle. Ein Leitmotiv quasi, das aber aufgrund des Wiederholungseffekts innerhalb Tárrs Oeuvre zu einem halben Punkt Abzug geführt hat. Auch wenn mir das Motiv gefällt.

                                        Gekrönt wird das ganze durch ein paar unfassbar kraftvolle Szenen, die fast die spirituelle Intensität der Badewannenszene in den Werckmeisterschen Harmonien erreichen. Eine Leere und Trostlosigkeit macht den Film teilweise zur Zerreißprobe. Bis zum Ende dran bleiben lohnt sich aber. Der Film hallt noch lange nach, und bläst einem noch die Musik um die Ohren.

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                                        • 6 .5

                                          Die Idee ist wirklich gut. Einige Gags sind sogar derart gut, dass ich mich vor Lachen nicht mehr eingekriegt habe. Leider hat der Film viel zu viele überflüssige Actionszenen die weder die Handlung voran bringen, noch irgendwie einen anderen Mehrwert haben, und somit den Film in großen Strecken langweilig machen. Hier wäre eindeutig mehr drinnen gewesen.

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                                          • 0 .5

                                            Einen halben Punkt für das Spiegeleirezept.

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                                            • 9

                                              evtl. SPOILER

                                              Der Titel dieses Films könnte nicht passender sein! Eine skurrile, berauschende und in die Spitze getriebene Inszenierung des Ödipuskomplex. Einzig Heinrich hat nicht reingepasst. Zumindest die Art und Weise. Aber wenigstens heisst es Heinrich. Ob sich dahinter eine Anspielung befindet, weiss ich nicht. Aber ich gehe stark davon aus.

                                              Freud hätte diesen Film geliebt!

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                                              • Man kann damit zwar leben, da sich ja nur optisch etwas geändert hat, aber manchmal frage ich mich, was mit dem ästhetischen Empfinden der Verantwortlichen nicht stimmt. Aber vielleicht ist ja auch nur mein Geschmack das Problem.

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                                                • Da ist man mal eine Woche weg, und schon wieder ein Update? Überraschenderweise allerdings zum Positiven! Wieder Farben in den Profilbildern, und auch wenn das Design weiterhin eine ästhetische Vergewaltigung ist, hat sich die Lesbarkeit der Kommentare DEUTLICH verbessert, im Gegensatz zum letzten Update. Das ist doch schon mal was! Wenn jetzt nun auch noch die Bewertungen wieder farbig sind, könnte man auch fast schon aufhören zu meckern.

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                                                  • 9
                                                    Daggiolone 13.02.2019, 02:02 Geändert 13.02.2019, 02:08

                                                    Bei meinem Vorhaben cineastische Bildungslücken zu schließen, begegnete ich gestern meinem ersten Bergman (Wilde Erdbeeren), und heute ist Angelopoulos dran. Was für ein Zufall, dass die Thematik der beiden Filme ähnlich ist. Doch dieser hier ist schon eher mein Ding. Oder besser gesagt, "Eternity and a day" ist genau mein Ding!

                                                    Eine Erzählsprache die sprunghaft ist, und oft durch die Bilder selbst durchgeführt wird. Bilder die einen regelrecht verzaubern. Ich fühlte mich an Nuri Bilge Ceylan erinnert, nur dass dies hier alles roher und ungeschliffener ist. Ein Gespür für Farben und Lichter, für das Wetter, für die Natur. Alles immer passend zum inneren Seelenzustands des Protagonisten. Eine betörende Musik, die einen immer wieder daran erinnert, dass hier in Melancholie gebadet wird, ohne auch nur ansatzweise kitschig zu werden. Zeitweise fließt das ganze gemächlich ins Surreale über, ohne den Surrealismus dem Zuschauer zu sehr aufdrücken zu wollen. Kein magischer Realismus, sondern irritierende Impulse, die als Sinnesverzerrung empfunden werden. Ein ununterbrochener Symbolismus der ebenso dezent, und gerade deswegen so kraftvoll ist. Und das ganze mit einer Ruhe, die seinesgleichen sucht. Keine tarkowskysche Langsamkeit, die den Zuschauer bewusst irritiert. Eine Langsamkeit die das Tempo synchron an die Erzählung anpasst, und unbeschreiblich meditativ wirkt.

                                                    Unfassbar faszinierendes Werk, das mich angefixt hat, die komplette Filmographie von Angelopoulos zu erforschen.

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