Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

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    Framolf 05.03.2018, 23:50 Geändert 12.03.2018, 03:44

    Das Teenie-Melodram 'Midnight Sun' kommt erstaunlich dreist im Fahrwasser von 'Du neben mir' und 'Den Sternen so nah' nur wenige Monate später ins Kino und wartet mit einer Story auf, die einem nach den beiden anderen genannten Produktionen mehr als bekannt vorkommt. Gewürzt mit einer kleinen Prise von 'Ein ganzes halbes Jahr' wird hier so etwas wie ein Mix aus den genannten Geschichten präsentiert. Punkten kann 'Midnight Sun' mit anfangs sehr heiteren Dialogen, einer freundlichen Atmosphäre und eigentlich durchweg sympathischen Charakteren. Warum man die Protagonistin ausgerechnet nach einem britischen "Model" (*hust*) benannt hat, wird wohl das Geheimnis des Drehbuchautors bleiben, aber was soll's. Etwas ärgerlicher sind hingegen Schludrigkeiten beim Ziehen der Schärfe in diversen Einstellungen.

    Hauptdarsteller Patrick Schwarzenegger sieht seinem Vater erstaunlich ähnlich. Auch vom schauspielerischen Talent her kommt er seinem alten Herrn recht nahe. Seinen Namen sollte man sich auf jeden Fall merken - damit man sich nicht versehentlich nochmal einen Film mit ihm anschaut. :-D

    5 Punkte für den Film und einen halben Zusatzpunkt für die (trotz aller Dramatik) positive Aura, die er versprüht.

    Nachtrag: Zwei eher negative Aspekte hätte ich fast noch vergessen: Teilweise verkommt 'Midnight Sun' zu einer reinen Product Placement Parade und auch mit der Tiefenschärfe stimmt es manchmal nicht so ganz.

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    • 8 .5
      Framolf 05.03.2018, 03:37 Geändert 31.01.2023, 07:42

      Oscar Madness Film 271 (1 Nominierung)

      Anrührend und poetisch inszeniertes Drama aus Ungarn, das 2018 für einen Oscar in der Sparte "Bester fremdsprachiger Film" nominiert wurde. Zwei Schlachthausmitarbeiter, die nicht so recht in ihr gesellschaftliches Umfeld passen wollen (Endre in erster Linie aus körperlichen und Maria eher aus seelischen Gesichtspunkten) begegnen sich gegenseitig in ihren Träumen, in denen sie sich (selbst und den jeweils anderen) bezeichnenderweise als Tiere (Hirsche) sehen. Metaphernreich und allegorisch, aber sehr ruhig und mit guter Beobachtungsgabe erzählt, erlebt der Zuschauer die Annäherung der beiden Charaktere mit. Auch wenn es teilweise thematisch in eine völlig andere Richtung geht, so sind dennoch Parallelen zu Dramen wie 'The Lobster' und 'Una und Ray' erkennbar. Der letzte Akt hält zwar nicht ganz, was die vorherige Erzählung verspricht, aber womöglich offenbaren sich einige tiefergehende Aspekte erst bei einer erneuten Sichtung, daher will ich mich in dieser Hinsicht nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen.

      Anmerkung: Schlachthausszenen, wie sie hier gezeigt werden, hinterlassen einerseits natürlich immer ein etwas mulmiges Gefühl beim Zuschauer, andererseits haben sie aber auch durchaus ihre Berechtigung. Einerseits in Hinblick auf die Story, andererseits ist es auch alles andere als gut, derartige Realitäten komplett auszublenden oder zu verniedlichen - aber das nur nur nebenbei.

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        Framolf 05.03.2018, 02:01 Geändert 01.02.2023, 06:42
        über Ikarus

        Oscar Madness Film 278 (1 Auszeichnung)

        Wer die Dokus von Hajo Seppelt zum Thema Doping gesehen hat, wird hier zwar allenfalls ein paar neue Details erfahren, dennoch ist eine Sichtung dieser oscarprämierten Dokumentation durchaus lohnenswert. Was zunächst mit einem Projekt in der Tradition von 'Supersize Me' beginnt, schlägt urplötzlich in einen regelrechten Thriller um. Während Filmemacher Bryan Fogel zunächst in einem absurden Selbstversuch zu diversen Dopingmitteln greift, um einerseits an einem Amateur(!)radrennen teilzunehmen und um andererseits zu beweisen, dass sich positive Dopingproben problemlos verschleiern lassen, gerät plötzlich sein zwielichtiger Berater in dieser Angelegenheit in den Fokus einer internationalen Öffentlichkeit und erlangt als eine der Schlüsselfiguren im Skandal um russisches Staatsdoping eine Aufmerksamkeit, die in diesem Ausmaß kaum vorherzusehen war. Die internationale Öffentlichkeit betrachtet ihn als Betrüger, die russische als Verräter.

        Natürlich wäre es naiv zu glauben, dass es derartige Vorgänge nur in Russland gab. Immer wieder streut Fogel Zwischentöne ein, die auf eine klare Verwicklung von IOC und WADA in den Skandal hindeuten und den Verdacht nahelegen, dass hier System hinter der Methode steckt. So wurde der Leiter des wichtigsten russischen Dopinglabors zum Beispiel während der Olympischen Spiele in London stets auf dem Laufenden gehalten bezüglich der gewählten Testverfahren. Im Labor in Sotschi hingegen waren die Beobachter von IOC und WADA wohl immer ausgerechnet dann nicht anwesend, wenn die zu untersuchenden Proben angeliefert wurden... So gesehen dürfte Russland mit ziemlicher Sicherheit nur ein Platzhalter für so manch andere Länder sein und eher aufgrund politischer Implikationen so sehr in den Fokus der Ermittler gerückt sein. Wie schon in 'Ikarus' gefragt wurde: Warum sollte man sich noch Sportveranstaltungen ansehen, die ohnehin komplett manipuliert sind? Aus diesem Grund hat wohl auch niemand beim IOC Interesse daran, auch die anderen verdächtigen Länder genauer in den Fokus zu nehmen. Es leben die Spiele! Hauptsache, der Rubel rollt!

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          Framolf 05.03.2018, 00:07 Geändert 31.01.2023, 07:16

          Oscar Madness Film 267 (1 Auszeichnung)

          Dieser handgezeichnete oscarnominierte Kurzfilm (Nachtrag: mittlerweile ist er oscarprämiert) stellt eine tiefe Verneigung Kobe Bryants vor "seiner" Sportart dar. 'Dear Basketball' ist Liebeserklärung und Danksagung zugleich und spannt den Bogen vom kleinen Kobe, der als kleiner Junge in Wohnung seine ersten Übungen absolvierte, hin zum großen Basketballstar Bryant, der bei den Lakers eine lange und erfolgreiche Karriere hinlegte.

          Sicherlich nicht in jeder Hinsicht perfekt, aber voller Leidenschaft, Hingabe, Dankbarkeit und Demut - was nicht unbedingt selbstverständlich für einen Profisportler ist. In diesem Sinne dann auch durchaus originell. Kein ganz großer Wurf, aber doch irgendwie charmant.

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            SHEENaWOCHEN Film 10

            80er Jahre, Patrick Swayze, Jennifer Grey... - da war doch was.
            ...nur leider hat jede Medaille zwei Seiten. Das hier ist die schäbige davon, die in den Dreck gefallen ist...

            Dümmlicher Actiontrash der übelsten Sorte. 'Die rote Flut' ist tatsächlich noch hirnrissiger als das ohnehin schon haarsträubende Remake. Keine Ahnung, weshalb man ausgerechnet diesen Stoff recyclen musste. In den letzten Wochen habe ich so manchen Film mit Charlie Sheen gesehen und einige positive Überraschungen entdeckt. Der hier vorliegende feuchte Traum der NRA scheint aber mit weitem Abstand das unangefochtene Lowlight seiner Filmographie zu sein. Politische Hetze gegen den Klassenfeind auf unterstem Niveau, eine Prämisse, wie sie abstruser kaum sein könnte und eine Inszenierung, die über weite Strecken keinerlei Sinn ergibt. Wenn man an ein paar Stellschrauben gedreht hätte, hätte zumindest eine kleine Actiontrashperle daraus werden können; aber leider hat man sich für den Weg billigster Propaganda entschieden. Ein Film, den die Welt nicht braucht!

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              Framolf 04.03.2018, 03:04 Geändert 01.02.2023, 04:42

              Oscar Madness Film 274 (2 Nominierungen)

              Steven Spielberg legt mit 'The Post' ein zwar höchst konservativ inszeniertes Politdrama vor, punktet aber mit einem überzeugenden Szenenbild, einer ansprechenden Dramaturgie und herausragenden Darstellern. 'Die Verlegerin' ist bis in die kleinsten Nebenrollen hochkarätig besetzt. Nicht nur die gewohnten Kinohaudegen wie Tom Hanks und Meryl Streep (die für diese Rolle 2018 für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert wurde) liefern hier überragende Leistungen ab, auch die vielen Darsteller, die sonst eher in TV-Formaten zu Hause sind, wie zum Beispiel Bob Odenkirk, Matthew Rhys, Jesse Plemons oder Carrie Coon füllen ihre Rollen auf überzeugende Weise mit Leben.

              Zwar bleibt das Drehbuch in Detailfragen auch die eine oder andere Antwort schuldig (beispielsweise in Bezug auf die wirtschaftlichen Interessen hinsichtlich des Vietnamkrieges - um nur mal ein Beispiel zu nennen), was aber in Anbetracht der Komplexität des Falles und einer nötigen Fokussierung auf Kernaspekte mehr als nachvollziehbar ist. In Würdigung der besagten Qualitäten wurde 'Die Verlegerin' auch in der Sparte "Bester Film" für einen Oscar nominiert.

              Das Ende des Filmes führt - wenn man so möchte - nahtlos zu Produktionen wie 'Die Unbestechlichen' oder 'The Secret Man' hin und macht 'Die Verlegerin' somit zu einem weiteren Mosaikstein in einem cineastischen Puzzle, das im Lauf der letzten Jahrzehnte immer vollständiger und "runder" wurde. Wer sich für politische, gesellschaftlich, medienhistorische oder geschichtliche Zusammenhänge interessiert, ist hier definitiv gut aufgehoben und erhält hiermit einen weiteren Beitrag zu einer Thematik, die schon aus relativen vielen, aber bei Weitem noch nicht allen relevanten Blickwinkel cineastisch aufbereitet wurde. Prädikat sehenswert.

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                Framolf 04.03.2018, 02:43 Geändert 31.01.2023, 07:17

                Oscar Madness Film 268 (1 Nominierung)

                Oscarnominierte Dokumentation über ein Tötungsdelikt, das niemals auf angemessene Weise juristisch aufgearbeitet wurde. Der kriminalistische Wert von 'Strong Island' hält sich naturgemäß in Grenzen, da die Dokumentation von den Hinterbliebenen des Opfers William Ford Jr. produziert wurde und dementsprechend die Gegenseite nicht zu Wort kommt.

                Aber dafür hat Yance Fords Film andere Qualitäten zu bieten: Ob es sich bei dem besagten Tötungsdelikt um Notwehr, fahrlässige Tötung, Totschlag oder gar Mord handelt, lässt sich aufgrund der in der Dokumentation präsentierten Fakten, Indizien und Aussagen nicht zweifelsfrei feststellen. Der hohe Wert von 'Strong Island' liegt jedoch in der Tatsache, dass hier deutlich auf einen Missstand im US-Rechtssystem hingewiesen wird: Bevor es zu einer Klärung des Sachverhaltes vor einem ordentlichen Gericht kommen konnte, blieb der Fall schon in einer Vorinstanz, namentlich einer Grand Jury, hängen. 23 Laien (vergleichbar mit den Geschworenen bei einem Hauptverfahren) hatten bereits im Vorfeld darüber zu befinden, ob der Fall überhaupt für eine Hauptverhandlung zugelassen werde - und sie haben darüber negativ befunden. Laut der Mutter des getöteten William Ford erwies sich nicht nur die Zusammensetzung dieser Grand Jury als höchst problematisch (wie man es auch aus vielen Gerichtsfilmen kennt). Bei der Anhörung sollen zudem viele der beteiligten Laien mit anderen Dingen beschäftigt gewesen sein und auch nicht richtig zugehört haben. Somit wurde ein Hauptverfahren abgewendet und es kam gar nicht erst zu einer akribischen gerichtlichen Aufarbeitung des Sachverhaltes. Wie diese dann ausgefallen wäre, steht natürlich in den Sternen, aber zumindest hätten die Geschehnisse dann genauer untersucht werden müssen, als es nun der Fall war.

                Zwar hätte dieser Film durchaus eine leichte Straffung und eine etwas weniger konfuse Inszenierung vertragen können, aber andererseits legt 'Strong Island', in dem die Hinterbliebenen verzweifelt ihre Verbitterung in die Kameras diktieren, seinen Finger tief in zwei Wunden: Den alltäglichen Rassismus und Ungerechtigkeiten im US-Justizsystem.

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                  Framolf 04.03.2018, 02:17 Geändert 01.02.2023, 06:52

                  Oscar Madness Film 280 (1 Nominierung)

                  Liebevoll inszenierter Stop-Motion-Kurzfilm aus Frankreich, der nicht zuletzt durch seine Oscarnominierung 2018 seine wohlverdiente internationale Aufmerksamkeit erhält.

                  Ein Vater, der sehr oft unterwegs und nur selten zu Hause ist, findet über das Kofferpacken einen gewissen Zugang zu seinem Sohn. Das folgerichtige Ende ist skurril und bittersüß zugleich, hinterlässt einen runden Eindruck und enthält - wie es bei einem guten Kurzfilm sein soll - die Keimzelle zu weiterführenden Gedanken.

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                    Framolf 03.03.2018, 00:44 Geändert 03.03.2018, 00:45

                    SHEENaWOCHEN Film 9

                    Familientreffen auf der Leinwand: Regie führt Martin Sheen, der auch eine tragende Rolle selbst übernimmt. Die Hauptrolle hat er mit seinem Sohn Charlie besetzt und eine der Nebenrollen mit dessen Bruder Ramon. In Hinblick auf die Karriere von Charlie Sheen zählt diese Rolle definitiv zu den anspruchsvolleren, die er innehatte. Und im Großen und Ganzen meistert er diese Herausforderung auch recht gut.

                    Die Geschichte an sich dreht sich um einen jungen Soldaten, der nach dem Tod seines Vaters seine Grenzen auslotet, infolge dessen ins Militärgefängnis gesteckt wird und dort eine Art persönlichen Reifeprozess durchlebt. Auf abstrakter Ebene dreht sich die Story in erster Linie um Disziplin, (Kadaver)Gehorsam, Kameradschaft, Loyalität und gekränkte Eitelkeiten beim Militär. An kritischen Zwischentönen wird nicht gegeizt. So steht am Ende ein sehr kurzweiliges Militärdrama, das sich angenehm von so manch anderen Produktionen seines Jahrgangs abhebt.

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                      Framolf 03.03.2018, 00:33 Geändert 03.03.2018, 00:52

                      Poetisch erzählte coming of Age Geschichte, die für meinen persönlichen Geschmack in der ersten Hälfte etwas zu langatmig daherkommt und stellenweise sehr stark an 'A Bigger Splash' erinnert. Das Setting in Norditalien wurde in teils wundervollen Bildern schön in Szene gesetzt, aber gerade in Bezug auf die Dreieckskonstellation zwischen Elio, Oliver und Marzia hätte ich mir noch ein wenig mehr Zelebration der nonverbalen Kommunikation gewünscht. Den Schluss fand ich großartig (ab dem Gespräch mit dem Vater - Marzias Verhalten fand ich dann doch etwas zu dick aufgetragen) - für mich das Beste am ganzen Film.

                      Inhaltlich bekommt man nicht allzu viel Originalität geboten, dafür wartet der Film aus darstellerischer Sicht mit einem groß aufspielenden Timothée Chalamet auf. Der oscarnominierte Song "Mystery of Love" dürfte gegen "Remember Me" allenfalls Außenseiterchancen haben. Was die anderen beiden Nominierungen betrifft, traue ich mir noch kein Urteil zu, da ich in beiden Kategorien noch jeweils zwei Filme sichten muss.

                      Der Titel des Films spielt vermutlich nicht zuletzt auch auf Friedrich Schlegel und dessen Konzeption der romantischen Liebe an - aber das nur am Rande. Ob der Film für das Queer Cinema nun einen Fort- oder Rückschritt darstellt, vermag ich nicht zu beurteilen. Auch wenn ich für den letzten Satz jetzt womöglich verbale Prügel bekommen werde: Mich wundert es fast ein wenig, dass der Aspekt der Minderjährigkeit bisher nicht stärker diskutiert wird. Auf andere Filme mit ähnlicher Thematik wurde hier schon deutlich stärker eingeprügelt.

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                      • 7 .5

                        Grundsolide Mischung aus Gerichtsdrama und Biopic über den Juristen und Menschenrechtler Thurgood Marshall (gespielt von Chadwick "Black Panther" Boseman) mit guter Besetzung (Josh Gad, Kate Hudson, Dan Stevens, James Cromwell). Der Film legt den Finger in so manche gesellschaftliche Wunde, ist aber auch merklich darum bemüht, in den meisten Szenen die nötige Distanz zu wahren.

                        Der Song 'Stand up for something' von Diane Warren, für den der Film seine Oscarnominierung bekam, ist übrigens - ähnlich wie 'Mighty River' von Mary J. Blige aus 'Mudbound' - erst im Abspann zu hören.

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                          Framolf 01.03.2018, 23:19 Geändert 31.01.2023, 07:10

                          Oscar Madness Film 266 (1 Nominierung)

                          Oscarnominierte Kurzfilmdoku über Heldinnen und Helden bei der Betreuung von Überdosispatienten in der Heroinhochburg Huntington, West Virginia. Um es vorwegzunehmen: Einige der Heroinsüchtigen bekommen sie in ein Entzugsprogramm, das manche sogar erfolgreich durchlaufen, andere haben sie immer und immer wieder als medizinische Notfälle vor sich liegen. Krass dürften unter anderem solche Fälle sein, in denen die Notfallpatienten die Ersthelfer sogar noch beschimpfen, weil aufgrund des verabreichten Gegenmittels die Droge nicht mehr richtig wirkt und nun ein neuer Schuss nötig wird...

                          Eigentlich ist dieses Format deutlich zu kurz für ein derart komplexes Thema. Viele Aspekte können daher nur kurz angerissen oder angedeutet werden. Unter anderem der soziale Aspekt, die Alkoholprobleme so mancher Ersthelfer oder auch die "hard facts" im Sinne von statistischen Grundlagen (wie hoch ist die Rückfallquote bei den Aussteigerprogrammen etc.). Dennoch wird hier versucht, nicht allzu plakativ und auch nicht allzu voreingenommen an das Thema heranzugehen und (ohne groß anzuklagen) die Helfer in den Vordergrund zu stellen. In Anbetracht der kurzen Laufzeit ist hier ein durchaus sehenswerter Blick auf diese Thematik gelungen.

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                          • 7

                            SHEENaWOCHEN Film 8

                            Ein weiterer tiefer Griff in die 80er Jahre Mottenkiste - und ein ziemlich überraschender Fund noch dazu. Also Psychogramm zweier Intensivstraftäter zwar vielleicht ein wenig zu platt, aber eine Sichtung ist er allemal wert. Ohne wenn und aber. Zwei perspektivlose Außenseiter driften binnen kürzester Zeit ins Verbrechen ab und ziehen eine üble Blutspur hinter sich her - auf einem Trip, der immer weiter aus dem Ruder läuft.

                            Auch wenn der Film schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat: Man merkt ihm sein Alter deutlich weniger an als so manch anderen 80er-Jahre-Filmen. Bin der festen Überzeugung, dass er auch dem einen oder anderen von euch heute noch gut gefallen würde. Zieht euch das Ding ruhig mal rein (zumal die Laufzeit sowieso eher kurz ist). Mit 7 Punkten ist mein Kommentar sogar noch der bisher "negativste" hier drin. Allein das spricht ja eigentlich schon für sich. :-)

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                            • 6 .5
                              über Wisdom

                              SHEENaWOCHEN Film 7

                              Guilty Pleasure Schmuckstück aus den 80ern. Charlie Sheen spielt hier noch nicht mal eine Minute mit, aber vermutlich wollte er es sich nicht nehmen lassen, seinen Bruder bei dessen Regiedebut, der übrigens auch das Drehbuch geschrieben und die Hauptrolle übernommen hat, zu unterstützen. Die weibliche Hauptrolle fällt hier übrigens an die noch junge Demi Moore und die Musik kommt hier von keinem geringeren als Danny Elfman himself, der hier bereits komplett eigene Wege abseits des gewohnten 80er Jahre Synthiegedudels oder der gewohnten Popnummern geht und in einigen Szenen die Produktion enorm bereichert. Zwar habe ich mich bereits gestern bei einem anderen Film aus den 80ern gefragt, warum er bisher noch nicht bei mp kommentiert wurde; im Fall von 'Wisdom' wundert es mich aber noch mehr. Auch wenn Drehbuch und Regie stellenweise schon etwas arg naiv daherkommen (Warum kommt beispielsweise niemand bei den Banken auf die Idee, Kopien von den Schuldscheinen anzufertigen? Im Idealfall sollten übrigens Stuntdoubles auch dieselbe Haarfarbe haben wie die Figur, die sie ersetzen. xD), so macht es dennoch stets Spaß, dieser augenzwinkernd erzählten Story zu folgen. Diese moderne Robin-Hood-Geschichte ist ganz gewiss nicht frei von Fehlern, macht aber (abgesehen von der etwas gewöhnungsbedürftigen Synchro) durchaus Spaß.

                              Guter Fund aus der hintersten Ecke des 80er Jahre Guilty Pleasure Regals!

                              Gerade noch 6,5 Punkte.

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                              • 5 .5

                                SHEENaWOCHEN Film 6

                                Ein Jahr nach den Dreharbeiten zur Highschoolkomödie 'Lucas' standen Charlie Sheen und Kerri Green erneut gemeinsam vor der Kamera. Dieses mal zusammen mit Alan Ruck. Rein vom Drehbuch her könnte 'Drei auf dem Highway - Three For The Road' auch als Bud Spencer Film durchgehen, da die Geschichte doch sehr an Filme wie 'Bud, der Ganovenschreck' erinnert. Umso verwunderlicher erscheint es, dass bisher noch kein einziger Kommentar bei mp zu diesem Film vorliegt. Zwar werden hier in kreativer Hinsicht keine Bäume ausgerissen, aber kurzweilige Roadmovie-Unterhaltung wird allemal geboten. Nur die Szene mit dem Tiertransporter hätte es nicht gebraucht (wofür es dann auch Punktabzug gibt).

                                Die Synopse zu diesem Film bei mp umfasst gerade einmal zwei Sätze und enthält sogar noch zwei Fehlinformationen - was in Anbetracht der Kürze fast schon eine Kunst ist. Zum einen soll Robin nicht in ein Internat, sondern in eine geschlossene psychotherapeutische Einrichtung gebracht werden - was allerdings zunächst auch etwas verklausuliert angekündigt wurde ("eine Schule, in der man Problemkinder wieder zurechtbiegt"). Viel verwunderlicher ist jedoch, wie man bei mp auf den Trichter kommt, der Protagonist könnte Polizist sein. Gut und gerne 15 mal wird im Verlauf der Handlung seine tatsächliche Tätigkeit genannt (er gehört zum persönlichen Verwaltungsstab eines Senators - anders würden viele der Geschehnisse auch gar keinen Sinn ergeben). Zwar gibt es tatsächlich eine Szene, in der sich die beiden Protagonisten als Polizisten ausgeben, jedoch fliegt der Schwindel bereits nach wenigen Sekunden auf.

                                Wie auch immer: Geboten wird hier solide 80er Jahre Komödienkost, die durchaus mal eine kleine filmische Zeitreise wert ist - soweit man nicht zu viel erwartet.

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                                  Framolf 28.02.2018, 00:31 Geändert 01.02.2023, 04:58

                                  Oscar Madness Film 275 (4 Nominierungen)

                                  Knochentrocken inszeniertes Drama, das sich einer wichtigen Thematik annimmt und verschiedene Aspekte des US-amerikanischen Patriotismus gekonnt verknüpft. Die Handlung spielt sich irgendwo im Spannungsfeld zwischen alltäglichem Rassismus und den Ereignissen im 2. Weltkrieg ab und nimmt das Leben zweier benachbarter Familien in den Fokus.

                                  Dee Rees (Regie) lässt außerordentlich viel aus dem Off kommentieren, was sich auch merklich auf den Fluss der Handlung niederschlägt; aber das hat vielleicht auch mit meinen persönlichen Vorlieben zu tun. Was hier aus dramaturgischer Sicht möglich gewesen wäre, deutet das wuchtige Finale an, das die Widersprüchlichkeit der Ereignisse gut auf den Punkt bringt. Dass es für das Drehbuch trotzdem zu einer Oscarnominierung gereicht hat, dürfte wohl eher an den inhaltlichen Aspekten und der mutig gewählten Struktur liegen als an der Ausgestaltung selbst. Die Nominierungen für die beste Kamera und für Mary J. Blige als beste Nebendarstellerin, die nicht allzu viel Raum und Möglichkeiten zum Glänzen bekommt, erscheinen zwar etwas optimistisch, sind aber nicht komplett an den Haaren herbeigezogen. Deutlich stimmiger erscheint dennoch die Nominierung von Mary J. Bliges 'Mighty River' als bester Song, welcher allerdings erst im Abspann zu hören ist. [Nachtrag: Bei der Oscarverleihung am 4. März 2018 im Dolby Theatre in Los Angeles wurde 'Moudbound' in keiner der vier besagten Kategorien mit einer Trophäe ausgezeichnet.]

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                                    SHEENaWOCHEN Film 5

                                    Super strange. Während die Prämisse noch halbwegs normal klingt, ist das Endergebnis mehr als nur seltsam. Wer hier solide 90er-Jahre-Thrillerunterhaltung erwartet, hat die Rechnung eindeutig ohne die Regie gemacht. Zwar lässt sich im Nachhinein schwer ausmachen, was genau hier auf das Konto von Dennis Hopper geht und welche Aspekte von Alan Smithee verschlimmbessert wurden, aber der Verdacht liegt nahe, dass hier von beiden fleißig gepatzt wurde. Es erscheint völlig schleierhaft, was das hier im Idealfall hätte werden sollen. Eine Groteske? Edeltrash? Oder eine Krimikomödie? Womöglich ersteres, aber der Versuch darf als gründlich gescheitert gelten. Da kann auch der hervorragend besetzte Cast nicht mehr viel retten. Trotz großer Namen wie Jodie Forster, Dennis Hopper, Dean Stockwell, John Turturro, Charlie Sheen, Bob Dylan, Catherine Keener oder Joe Pesci kann dieser Kriminalthriller bestenfalls in ein einigen wenigen Szenen ansatzweise überzeugen. Insgesamt lässt sich noch nicht mal so ganz genau ausmachen, woran es hier eigentlich krankt (abgesehen von der ständigen Durchbrechung halbwegs spannender Szenen durch skurrile, aber nur mäßig lustige Einfälle). 'Catchfire' ist nicht komplett schlecht. Dieser Film ist einfach nur eigenartig.

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                                      Framolf 27.02.2018, 01:39 Geändert 31.01.2023, 07:25

                                      Oscar Madness Film 269 (1 Nominierung)

                                      Schonungslose Dokumentation über eine zarte Pflanze der Menschlichkeit in einer völlig zertrümmerten Stadt voller gebrochener Menschen. Filmemacher Feras Fayyad interessiert sich nur am Rande für die politische Situation in und um Aleppo und lässt seine Bilder sowie die gezeigten Menschen für sich sprechen. Kaum in Worte zu fassen, unter welch unfassbarem Leid die Menschen von Aleppo ihren Alltag fristen müssen. Dabei wurde der Film sogar noch vor den verheerenden Engpässen bei der Lebensmittelversorgung gedreht. Kinder müssen ihr Dasein zwischen Trümmern und in ständiger Lebensgefahr fristen; immer wieder werden die Leichen von Kleinkindern von den im Film gezeigten freiwilligen Helfern aus dem Schutt gezogen. Die Weißhelme sind - nach eigener Aussage - komplett auf eigene Veranlassung bzw. Organisation unterwegs und können so zumindest noch einen letzten Rest von Hoffnung und Menschlichkeit aufrecht erhalten.

                                      Wer selbst die zahlreichen Kinderleichen achselzuckend wegsteckt, dem dürfte spätestens die schwerverletzte Katze das Herz brechen. In diesem Bild steckt so viel Symbolkraft. Die Bestie Mensch vernichtet einfach alles. Die Infrastruktur, andere Menschen, die Natur und letztlich auch die Hoffnung. Die Situation in Syrien ist mittlerweile derart verfahren, dass kaum noch Hoffnung für die nähere Zukunft bestehen dürfte. Viel zu viele externe und lokale Akteure mischen hier einfach mit und gießen immer weiter Öl ins Feuer.

                                      'Die letzten Männer von Aleppo' ist eine jener schonungslosen Dokus, von deren Sorte jedes Jahr ein paar für den Oscar nominiert werden - wodurch sie auch einem größeren Publikum zugänglich werden dürften. Die erschütternden Bilder lassen den Zuschauer fassungslos zurück und wirken noch lange nach. Helfen wird das vermutlich nichts. Aber die Augen zu verschließen kann auch keine Lösung sein. als Problematisch erweist sich jedoch die fehlende Einordnung der Geschehnisse in einen größeren Kontext. Als Einblick in einen Mikrokosmos steht dieser Film für sich selbst, doch angesichts der verworrenen Lage in Aleppo mit mehr als 30 aktiven Gruppierungen und einer entsprechend regen Interaktionen untereinander wäre eine neutrale Einordnung eines derartigen "Frontberichts" in ein größeres Ganzes dringendst vonnöten.

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                                      • Diese Meldung lässt sich locker toppen:

                                        In Hürth wurde mal Saw(!) statt Rapunzel gezeigt. :-))
                                        https://www.zeitgeistmagazin.com/kino/1154-kino-zeigt-saw-3d-statt-rapunzel

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                                          Framolf 18.02.2018, 07:04 Geändert 01.02.2023, 07:21

                                          Oscar Madness Film 284 (1 Nominierung)

                                          Milliardärsfilm der besseren Art (im Vergleich zum derzeit ebenfalls in den Kinos laufenden 'Fifty Shades of Grey 3 - Befreite Lust'. Sorry, dass ich beide Filme in einem Atemzug genannt habe! ;-) ).

                                          Mit ruhiger Hand und stilsicherer Gestaltung inszeniert Ridley Scott einen Hybrid aus Entführungsthriller und bissiger Biopic-Groteske und verwebt dabei einen wahren Entführungsfall mit bissigen Momentaufnahmen über einen der reichsten Männer aller Zeiten, der stets im Dunkeln sitzt und sogar seine Unterwäsche selbst in der Badewanne wäscht, um ein paar zusätzliche Cent zu sparen (Nicht zu vergessen: Das Waschmittel ist seiner Aussage gemäß sogar steuerlich absetzbar...). Richtige Spannung kommt zwar nur selten auf, aber dennoch wirkt 'Alles Geld der Welt' zu keiner Sekunde langweilig. Scott punktet mit einer gut gewählten Atmosphäre und zahllosen kleinen gesellschaftlichen Spitzen, sowie mit einem überzeugenden Cast. Auf indirekte Weise ist hier auch nach wie vor Kevin Spacey präsent, aber der Wechsel zu Christopher Plummer führte zu einer grandiosen Darstellerleistung, die letztlich sogar mit einer Oscarnominierung belohnt wurde.

                                          Wer mit dem Fall noch nicht vertraut ist, sollte sich vorher auch möglichst nicht darüber informieren, sonst beraubt man sich nur selbst der (wenigen) Spannungsmomente, die hier geboten werden. Wer gerne ruhige Thriller mag, sollte hier auf jeden Fall mal reinschauen. Klare Empfehlung meinerseits!

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                                          • 1 .5
                                            Framolf 18.02.2018, 06:06 Geändert 18.02.2018, 07:12

                                            'Befreite Lust' ist zwar aus handwerklicher Sicht nur unwesentlich besser als die beiden Vorgänger, aber er wirkt deutlich kurzweiliger. Das product placement wirkt ähnlich plump wie in den beiden ersten Episoden, die Handlung wurde ebenfalls vergleichbar trivial konstruiert, aber die Dialoge erreichen ein neues Level auf der Trashskala, was für so manche unfreiwillig komische Szene sorgt. (Beispiel: Christian zu Ana: "Mrs. Grey!" - Ana (stolz): "Das bin ich.")

                                            Die Erotikszenen verdienen diese Bezeichnung noch nicht mal annähernd und wirken seltsam steril - da kann Dakota Johnson noch so oft obenrum blank ziehen. Nackte Haut schön und gut, aber zu erotischen Szenen ist dann doch ein wenig mehr nötig als einfach nur das. Da hilft auch der hilflos mit eingebundene Eisbecher (natürlich auch hier wieder von Ben & Jerry's) nicht viel.

                                            Der Schmachtfaktor wird erneut nur darüber aufgebaut, dass Christian Multimilliardär, Sportler, Konzernchef, perfekter Liebhaber, Kapitän, Pilot und (seit neuestem auch) Musiker in Personalunion ist, während Ana, das normale Mädel von nebenan, ihn zähmt und in die von ihr gewünschten Bahnen lenkt. Bei Grey wird so dick aufgetragen, dass es sich in keiner Weise mehr steigern lässt (wobei ich dann doch ein wenig enttäuscht war, dass er sich im dritten Teil nicht auch noch als Astronaut und/oder Vampir entpuppt), während Ana einfach nur die Frau sein muss/darf, auf die er sein Leben lang gewartet hat. Warum auch immer. Warum ausgerechnet sie (und keine andere), spielt dabei auch keine Rolle. Wichtig ist nur die Botschaft an die Zuschauerinnen: Das könntest auch du sein!

                                            Und mal wieder hieß es, dass die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern nun endlich stimmen würde. Dieses mal wirklich. Naja... Wirklich viel war davon allerdings nicht zu erkennen. Da hat man schon ganz andere Filmpaare gesehen. Die Liebesszenen zwischen den beiden wirken seltsam unterkühlt und beide Schauspieler scheinen auch nicht das handwerkliche Rüstzeug mitzubringen, das zu überspielen. Wenn so ein leidenschaftlich ineinader vernarrtes Liebespaar aussieht, dann gute Nacht. Allein schon in den beiden U-Bahnszenen in 'Shame' liegt mehr darstellerische und inszenatorische Kunst (und auch viel mehr Anspannung und Knistern) als in der kompletten 'Fifty Shades of Grey' Trilogie.

                                            Eines der Hauptprobleme dieser Filmreihe liegt meines Erachtens in der Konzeption der beiden Hauptcharaktere. Eine naiv-scheue Dame trifft auf einen großspurig auftretenden, aber von Eifersucht und Selbstzweifeln zerfressenen Multimilliardär, der zwar gerne die Hosen anhätte, aber bei jeder kleinen Krise oder Alltagssituation Angst hat, von seiner Ehefrau verlassen zu werden. Mehrmals fragt er sie nach kleineren Meinungsverschiedenheiten, ob sie ihn nun verlassen werde. Natürlich kann man eine Geschichte in diese Richtung scripten, aber ursprünglich ging es hier ja um Dominanz und Unterwerfung, um einen unsichtbaren Machtkampf und daraus resultierende Gelüste. In der hier präsentierten Form verkommt dieser anfängliche Machtkampf jedoch zu einem Schneckenrennen sondersgleichen. Fast so als würde man zwei einbeinige Sumoringer mir Arthrose gegeneinander im Marathon antreten lassen. Bevor einer von beiden auch nur annähernd in die Nähe des Ziels gekommen ist, dürften die meisten Zuschauer bereits eingeschlafen sein. Und Überraschung: [SPOILER] Den gesamten letzten Teil über setzt sich Ana bei sämtlichen(!) Meinungsverschiedenheiten durch. Christian darf natürlich weiterhin seine großen Töne spucken ("Ich könnte mich daran gewöhnen, dich hinter dem Herd zu sehen."), de facto wurde er aber längst selbst unterworfen. Zum Dahinschmelzen! :-) Wenn das nicht der Traum jeder Hausfrau ist... Da kann man schon mal den Namen des eigenen Stiefbruders vergessen.

                                            In diesem Sinne noch eine weitere Dialogperle:
                                            Christian: "Warum widersetzt du dich?" - Ana: "Weil ich es kann."
                                            Wow!

                                            Aufgrund des nochmal erhöhten Trashanteils und der vielen unfreiwillig komischen Dialogperlen (und der daraus resultierenden Kurzweiligkeit) lege ich im Vergleich zu den ersten beiden Teilen satte 50 Prozent bei den Punkten drauf und spendiere der 'Befreite(n) Lust' nicht weniger als 1,5 Punkte. Gern geschehen! :-)

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                                            • 4 .5
                                              Framolf 17.02.2018, 04:16 Geändert 30.01.2023, 06:29

                                              Oscar Madness Film 265 (3 Auszeichnungen, 4 weitere Nominierungen)

                                              Das Positive zuerst: Der Cast fährt einige interessante Namen auf (Forest Whitaker, Daniel Kaluuya, Danai Gurira, Andy Serkis, Martin Freeman, Lupita Nyong'o u.v.m.), die visuelle Komponente stimmt im Großen und Ganzen und Disney jubelt uns mal ausnahmsweise nicht seine Standardgeschichte unter.

                                              Weniger gut gefällt mir, dass Disney in letzter Zeit immer mehr seiner Produktionen durch einen Ethnisierungskitschfleischwolf dreht, der ein Klischee nach dem anderen ausspuckt. Nach diversen Animationsfilmen von Disney bzw. Pixar (Vaiana, Frozen, Coco, Merida) findet dieser billige Versuch, die Kreativitätskrise bei einigen Drehbüchern zu übertünchen (Ausnahme: Coco), nun auch zunehmend im MCU Anwendung. Nach Asien (Doctor Strange) werden nun also die gängigsten Afrikaklischees thematisch ausgeschlachtet - vermutlich auch um die Zielgruppe zu erweitern). Nicht dass ich grundsätzlich etwas dagegen hätte, die Geschichten in andere Länder zu verlegen - ganz im Gegenteil! Aber Disney schafft es halt wieder mal in seiner ganz eigenen Art, dass im Endeffekt letztlich alles gleich schmeckt.

                                              Hier und da hat mich 'Black Panther' ein wenig an 'Thor 2' erinnert, aber im Großen und Ganzen ist dieser Film dennoch eigenständiger als viele andere Filme aus dem MCU. Worauf ich aber leider nicht klarkomme, ist der teilweise schludrige Handlungsaufbau (Beispiel: Das Bellen, mit dem Ross unterbrochen wurde) sowie die Tatsache, dass auch hier stets einfache Lösungen zum Ziel führen. Richtig albern wird´s dann, wenn zum Beispiel Shuri innerhalb kürzester Zeit ein Transportsystem erfunden, erforscht, entwickelt, konstruiert, aufgebaut und in Betrieb genommen haben will - neben ihrer normalen Tätigkeit versteht sich. Schon klar, dass sie das sicherlich nicht alleine gemacht hat, aber selbst mit der Hilfe von tausenden anderen Bürgern Wakandas dürfte so ein Prozess deutlich länger gedauert haben.

                                              Wie auch immer: Fans des MCU, lasst euch durch mein Gemecker nicht abschrecken. Mich hat 'Black Panther' zwar nicht überzeugt, aber es gibt auch reihenweise schlechtere Filme.

                                              Nachtrag: In den Sparten Bester Film, Bester Tonschnitt (Benjamin A. Burtt und Steve Boeddeker), Bester Ton (Steve Boeddeker, Brandon Proctor und Peter Devlin) und Bester Song (All the Stars, Kendrick Lamar und SZA) wurde 'Black Panther' 2019 für einen Oscar nominiert. Daüber hinaus wurde Ludwig Goransson in der Sparte Beste Filmmusik mit einer der begehrten Trophäen prämiert. Weitere Auszeichnungen konnte die Crew von Regisseur Ryan Coogler in den Kategorien Bestes Szenenbild (Hannah Beachler und Jay Hart) und Bestes Kostümdesign (Ruth Carter) erlangen, in denen eine phantasievoll gestaltete Melange aus traditionellen modernen Elementen auf der einen Seite, aber auch Kitsch und Klischees auf der anderen Seite zu einer farbenprächtigen und detailreichen Ausstattung verwoben wurden, die eine ganz eigene Note setzt, in ihrer Plakativität und Plattheit stellenweise aber auch zu Stirnrunzeln führen kann. Für die Jury überwogen die kreativen und handwerklichen Aspekte ganz offensichtlich die inhaltlichen Implikationen; vielleicht führten aber auch genau diese bei manchen Mitgliedern zu der Entscheidung, für das Team von 'Black Panther' zu stimmen. Man weiß es nicht.

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                                              • 6 .5

                                                ++ Enthält leichte SPOILER, die aber so verpackt sind, dass sie kaum Schaden anrichten ++

                                                'Wind River' präsentiert eine Mischung aus Kriminaldrama und Thriller, die sichtlich besser funktioniert als zum Beispiel in 'Schneemann'. Die Bilder der frostigen Schneewelten fügen sich mit dem Score von Warren Ellis und Nick Cave, der einmal mehr seine (aus künstlerischer Sicht) gehobene Stellung im Musikgeschäft unter Beweis stellt, zu einem stimmungsvollen Ganzen, das sowohl atmosphärisch als auch auf der Unterhaltungsebene zu überzeugen weiß. Unter diesem Gesamteindruck lassen sich ein paar kleinere dramaturgische Wackler dann auch recht gut beiseite schieben (so hätte man beispielsweise die Auflösung oder auch den "Ausflug" zum Berg etwas eleganter einhegen können).

                                                Aus kriminalistischer Sicht dürfte die hier gezeigte Vorgehensweise der reinste Albtraum sein. Spuren werden weder gesichert noch dokumentiert. Im Gegenteil: Man tritt sie einfach platt und gut ist´s. Ähnliches gilt für die Vorkommnisse bei den Wohncontainern. Juristische Aufarbeitung oder wenigstens Ermittlungen diesbezüglich? Fehlanzeige; wie in so vielen Thrillern oder Krimis aus den USA.

                                                Insgesamt erscheint 'Wind River' fast schon als klassischer Thriller der 90er-Jahre-Schule, der mit ein paar kleineren sozialkritischen Dramaelementen (die allerdings größtenteils nur angerissen werden) angereichert wurde. Wer gerne Thriller, Krimis oder auch rustikale Dramen mag, kann hier bedenkenlos zugreifen.

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                                                • 7 .5

                                                  Packendes Actiondrama (das deutlich mehr Drama als Action bietet) mit prominenter Besetzung. Bemerkenswert erscheint in diesem Zusammenhang vor allem die Besetzung von Jeff Bridges, der mit jeder weiteren Rolle ein Stück weiter in seinen neuen Karriereabschnitt einzutreten scheint - aber das nur am Rande. Miles Teller und Josh Brolin gehen ebenso wie Jennifer Connelly hervorragend in ihren jeweiligen Rollen auf und hauchen der Geschichte das entsprechende Leben ein. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch, wie sehr viele der Darsteller ihren jeweiligen Rollenvorbildern aus dem realen Leben in optischer Hinsicht ähneln.

                                                  Der deutsche Titel 'Gegen die Flammen' wirkt ein wenig befremdlich, da erst wenige Monate zuvor (im Spetember 2017) eine französische Produktion mit dem selben Titel (Originaltitel: 'Les hommes du feu') in den deutschen Kinos lief. Zwar folgen beide Filme einer ähnlichen Prämisse, indem sie sich mit einer Gruppe von Feuerwehrleuten, ihren Einsätzen und deren Auswirkungen auf das Privatleben befassen; aber trotz vieler Ähnlichkeiten fühlen sich beide Filme komplett verschieden an. Rein vom Aufbau her bewegt sich 'Only the Brave' irgendwo zwischen einer episodischen Erzählweise und klassischem Formelkino; den groben Handlungsrahmen geben die realen Ereignisse aus dem Jahr 2013 vor. Nähere Einlassungen zur Handlung verbieten sich fast von selbst. Wer den wahren Fall nicht kennt und den Film ungespoilert sichten und ihn in seiner vollen Wucht erleben will, sollte auch auf keinen Fall die von mp aufgeführten Hintergrundinfos lesen.

                                                  7,5 von 10 brennenden Bären.

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                                                    Framolf 07.02.2018, 06:22 Geändert 05.01.2024, 06:04
                                                    über Lucas

                                                    SHEENaWOCHEN Film 4

                                                    Coming-of-Age-Tragikomödie aus den 80ern über einen Außenseiter (den man heute wohl als Nerd bezeichnen würde), der sich vom neuen Mädchen in der Stadt den Kopf verdrehen lässt. Der Protagonist ist mit seiner kauzigen (aber immer wieder erstaunlich selbstbewussten) Art mitunter etwas anstrengend. Doch er wird trotz so mancher peinlicher Situationen, die er zu überstehen hat, nie wirklich der Lächerlichkeit preisgegeben, da er trotz aller Rückschläge stets eine gewisse Würde bewahren darf und unbeirrbar seinen Weg geht - egal wie steinig dieser auch sein mag.

                                                    Vor allem der Cast erweist sich als durchaus interessant. Neben Charlie Sheen und Corey Haim und Courtney Thorne-Smith sind auch Winona Ryder und Jeremy Piven ('Entourage'), der schon als junger Mann eine hohe Stirn hatte, zu sehen. Die beiden letztgenannten geben hier ihr Filmdebüt - alleine deshalb ist dieser Film schon nicht ganz uninteressant.

                                                    'Lucas' fährt weder die ganz großen Witze, noch das ganz große Drama auf, erweist sich aber dennoch als recht kurzweilig und herzlich inszeniert. Als sich zum Beispiel die Blicke verschiedener Charaktere bei der Chorprobe kreuzen, wird es fast schon poetisch. Besondere Innovationen darf man hier nicht erwarten, angemessene Unterhaltung bekommt man aber durchaus geboten.

                                                    Anmerkung: Das Filmplakat lässt einen Footballfilm erwarten. Eine wirklich große Rolle nimmt der Sport allerdings nur im letzten Drittel ein. Bis dahin bleibt er eher ein Randaspekt.

                                                    Gerade noch 6 Punkte.

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