Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

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    Framolf 06.02.2018, 17:24 Geändert 07.02.2018, 00:42

    SHEENaWOCHEN Film 3

    Kurzweiliger 80er-Jahre-Actiontrash mit erstaunlich guten Effekten und einem relativ namhaftem Cast. Die Geschichte ist natürlich völlig an den Haaren herbeigezogen und wiederholt sich im Prinzip alle zwanzig Minuten (teilweise werden bei den Rennen sogar dieselben Strecken befahren bzw. dieselben Autos überholt). Allerdings tut dies dem Unterhaltungswert keinen großen Abbruch. Rasante Rennszenen, halbstarke Sprüche und trashige Killer-Einlagen halten den geneigten 80er Jahre Trashfan gut bei der Stange und sorgen auch 30 Jahre später noch für spaßige Unterhaltung - eine gewisse Schmerzfreiheit in Sachen Trashproduktionen natürlich vorausgesetzt. :-)

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      Framolf 06.02.2018, 01:06 Geändert 27.04.2022, 03:51
      über Luna

      Deutscher Actionthriller mit coolem Look, aber haarsträubendem Drehbuch. Kamera und Schnitt können sich wirklich sehen lassen. In vielen Szenen (wenn auch nicht in allen) gilt das auch für die Beleuchtung. So lässt einen der Anfang auch durchaus auf einen guten Actioner hoffen. Nur leider kann die Geschichte hier nicht annähernd mithalten. Nach ein paar anfänglichen Patzern wird es immer hanebüchener, je näher es Richtung Ende geht. Das betrifft zum einen diverse Simplifizierungen, die hier wirklich erschreckende Ausmaße annehmen, und zum anderen auch diverse grenzwertige Entscheidungen beim Aufbau der Geschichte.

      [SPOILER]

      Beispiele: So ziemlich jedem Zuschauer dürfte auf Anhieb bewusst gewesen sein, was es mit der Zigarettenschachtel auf sich hat. Nur die deutschen und russischen Spione, die das Haus durchsuchen, haben keinen Schimmer... Wieso will sich der russische Geheimdienst seine Zielperson ausgerechnet beim Familienausflug (also im Beisein von drei Zeugen) schnappen? Auch das Durchschneiden des Seils macht total Sinn, wenn sich der Verfolger dadurch selbst aus dem Spiel nimmt... Der unbewaffnete Hamid lehnt Glas ab, was vielleicht noch sein letzter Joker hätte werden können. Behringer lässt sich wie eine Flipperkugel durch die Handlung schießen. Und seit wann ist eigentlich der BND für die Spionageabwehr zuständig? Fällt das nicht eigentlich in den Bereich von Verfassungsschutz und Militärischem Abschirmdienst (bzw. auf europäischer Ebene von Counterintelligence Command Central Europe)?

      Oder was genau wäre denn der Plan von der Polizistin gewesen? Wie hätte sie denn das Abhandenkommen der Zeugin begründen wollen? Und wieso durfte sie mit der Zeugin alleine auf die Reise gehen? Ansonsten: Man wird von FSB-Agenten gejagt und ein abtrünniger Agent rät dazu, sich ausgerechnet in Moskau zu verstecken? Vor dem russischen Inlands(!)geheimdienst? Toller Plan! Überhaupt: Von München nach Moskau auf einer Direktverbindung? Und noch dazu mit einem ALEX-Zug? Ernsthaft? Und was das Ende betrifft: Ist jetzt alles gut, wo die paar Agenten und Maulwürfe verhaftet wurden? Man möchte meinen, dass es jetzt erst so richtig losgeht.

      Zum Aufbau: Welchen Sinn macht es, zu rätseln, wer der Maulwurf beim BND ist, wenn man abgesehen vom Abteilungsleiter nur einen einzigen Mitarbeiter so richtig vorgestellt bekommt?

      (Erfahrungsgemäß gibt es immer ordentlich Gegenwind, wenn man solche Fragen stellt. Bin mal gespannt, was hier so an Antworten auf die Fragen kommt. :-) )

      Wer sich mit dieser Thematik auf höherem Niveau befassen will, dem sei an dieser Stelle die Serie 'The Americans' ans Herz gelegt.

      [SPOILER ENDE]

      Positiv: Wer sich in München auskennt, wird so einige Drehorte wiederekennen.

      Kleiner Spaß am Rande: Mit dem Plakat sollen hier ganz offensichtlich Legastheniker und Leute mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom in den falschen Film gelockt werden. :-) Das Plakat ist dem ersten (photoshopmäßig missglückten) Poster (https://ewedit.files.wordpress.com/2017/09/tomb-raider.jpg?w=1800&h=2700) von 'Tomb Raider' nachempfunden und der Name der Hauptdarstellerin, mit dem hier geworben wird, lautet Lisa Vicari. Na dann... Mal schauen, ob irgendwer drauf reinfällt...

      'Luna' ist eigentlich ein Film, der so manche gute Anlagen mitbringt. Der Regisseur leistet gute Arbeit, aber das Drehbuch ist mitunter so bodenlos, dass das restliche Filmteam gegen Windmühlen ankämpft.

      Schade, hier war weit mehr drin. Lisa Vicari spielt ihren Part sehr ordentlich und Regisseur Khaled Kaissar überzeugt mit einer düsteren und rasanten Inszenierung. Mit einem guten Drehbuch hätten hier gut und gerne 6,5 Punkte rausspringen können. So aber gleitet der Film leider immer wieder in unfreiwillige Komik ab. Für eine einmalige Sichtung okay, mehr aber leider nicht.

      Ach ja, Vorsicht: Der Kritiker zwei Beiträge unter mir (armknoli) spoilert gleich im ersten Satz die Handlung. Am besten filtert ihr nach "Community", wenn ihr sicher gehen wollt.

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      • 5 .5

        Grundsolider dystopischer Actionfilm mit ordentlichen Effekten, der die bisherige Geschichte zu Ende spinnt. Rein inhaltlich wird nicht mehr allzu viel erzählt und sowohl der Deus ex Machina als auch der pure Zufall schlagen erstaunlich oft zu. Im Großen und Ganzen geht es um eine Rettungsmission und um einen Showdown mit der WCKD Company.

        Somit ist 'Die Auserwählten in der Todeszone' ein nihilistischer Actionfilm, dem die einstige Rätselhaftigkeit des ersten Teils mittlerweile völlig abhanden gekommen ist. Die Reise mit den Helden ist zwar durchgehend unterhaltsam und hat am Ende des dritten Teils einen würdigen Abschluss erfahren, aber jetzt ist es dann auch gut. Ob man das Prequel ('Kill Order') verfilmen sollte, sei mal dahingestellt. Lassen wir uns überraschen.

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        • 4 .5
          Framolf 03.02.2018, 03:11 Geändert 03.02.2018, 06:19

          Die Horrorkomödie 'The Night Watchmen' brennt ein regelrechtes Gagfeuerwerk ab. Zugegeben: Einige der Scherze krepieren regelrecht jämmerlich, aber für mich waren dann doch recht viele dabei, die mich zwar nicht zum Lachen, aber immerhin zum Schmunzeln brachten. Im direkten Vergleich ist mir aber der völlig durchgeknallte 'Deathgasm' schon um einiges lieber, zumal dieser auch deutlich kreativer ist. Aber für eine einmalige Sichtung kann man sich 'The Night Watchmen' schon mal geben. Und immerhin wird sogar für zwei Sekunden ein vom Triangle aus aufgenommener Blick über Köln gezeigt... Und egal, wie gut oder schlecht die Witze sind: Es sind genug dabei, die einen gewissen Grad an Eigenständigkeit aufweisen. Das ist zumindest mehr, als so mancher Schweig(höf)er-Film zu bieten hat. :-)

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          • 6
            Framolf 02.02.2018, 00:42 Geändert 02.02.2018, 00:56

            So fühlt es sich also an, wenn jemand 'Triple 9' und 'Heat' vermixt und daraus einen guilty pleasure Actioner bastelt. Die Figuren bleiben seltsam blass und weisen bis auf drei Ausnahmen keinerlei Konturen auf. Und selbst diese drei Figuren sind charakterlich nur sehr unscharf und grob umrissen. Im Nachhinein wäre es vermutlich besser gewesen, auch ein paar Minuten der Laufzeit auf die Charakterisierung der Figuren aufzuwenden. Auch was die Handlung betrifft, stellt sich das Drehbuch durch zahlreiche kleinere Patzer immer wieder selbst ein Bein. Jeder für sich genommen ist nicht sonderlich gravierend, aber in der Gesamtheit ist es dann doch etwas zu viel des Guten.

            Immerhin wurde die Action recht wuchtig inszeniert und über dem ganzen Film liegt eine enorm grimmige Atmosphäre.

            Fazit: Testosterongeschwängerte Action, wie man sie nicht mehr allzu oft sieht. Für Genrefans sicher interessant, aber allzu viel sollte man sich von der Geschichte nicht erwarten.

            Für mich liegt dieser Film genau an der Schwelle zischen 5,5 und 6 Punkten. Wie üblich gebe ich dann halt auch hier die bessere von beiden Wertungen.

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            • 6 .5

              'A Lonely Place to Die - Todesfalle Highlands' wurde unter meinen mp-Freunden bisher durchweg mit 6-8 Punkten bewertet. So eine Homogenität bei den Bewertungen sehe ich nur ganz selten. Und vorneweg: Ich reihe mich hier nahtlos mit ein. Ein richtig unterhaltsamer Actionthriller. Keine Ahnung, wie der sich jahrelang vor mir verstecken konnte.

              Der Film beginnt gleich mal mit wunderbaren Naturaufnahmen, präsentiert sich zunächst als Bergsteigerfilm und erinnert ein wenig an diverse Survivaldramen. Im weiteren Verlauf biegt er jedoch zunächst ins Thrillergenre und schlussendlich ins Actionsegment ab. Zur Handlung will ich lieber gar nichts schreiben, da man diesen Film besser ungespoilert genießen sollte.

              Das Ende läuft ein wenig aus dem Ruder und war nicht mehr so ganz nach meinem Geschmack. Wirklich schlecht war es aber keineswegs.

              Rein subjektiv würde ich daher sagen:
              1. Drittel: 7,5 Punkte
              2. Drittel: 6,5 Punkte
              3. Drittel: 5,5 Punkte

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              • 8
                Framolf 31.01.2018, 00:58 Geändert 08.01.2024, 05:51

                Oscar Madness Film 382 (1 Auszeichnung, 5 weitere Nominierungen)

                Wuchtiges und enorm mutig inszeniertes Werk von Paul Thomas Anderson, der hier einmal mehr nach den ganz hoch hängenden Früchten greift. Mutig vor allem deshalb, weil er hier zwar seinen eigenen Stil erneut durchzieht, aber er treibt es dieses mal derart kompromisslos auf die Spitze, dass er vermutlich sogar den einen oder anderen bisherigen Fan enttäuschen wird. Für Cineasten und Fans des 70er Jahre Autorenkinos erweist sich 'Der seidene Faden' hingegen als großes Kino. Für typisches Blockbusterpublikum dürfte dieses Drama hingegen die reinste Tortur werden.

                Anderson entwirft hier ein Bild, das sich zwar früh andeutet, aber das erst gegen Ende hin einen stimmigen und runden Eindruck hinterlässt. Die Geschichte, die er hier erzählt, ist nicht weniger als eine bitterböse Allegorie auf das Spiel der Geschlechter bzw. ein zynischer Kommentar zum Rollen- und Beziehungsverhalten vieler Menschen und die daraus resultierende (Un)Möglichkeit einer erfüllenden Beziehung. [SPOILER] Alma wünscht sich einen möglichst starken Mann an ihrer Seite, den sie aber selbst brechen und dadurch letztlich noch weiter stärken kann - um ihn erneut zu brechen. [SPOILER ENDE].

                Die Darbietung von Daniel Day-Lewis ist, wie sollte es anders sein, erneut über jeden Zweifel erhaben und wird flankiert von einer nicht minder beeindruckenden Lesley Manville, die ihm als seine Schwester im Dienst der Sache den Rücken freihält. Visuell erweist sich 'Der seidene Faden' als tiefe Verbeugung vor den Autorendramen der 60er und vor allem 70er Jahre, was auch auf den Score zutrifft. Jonny Greenwood (Mitglied der Band Radiohead) untermalt die Szenen nicht einfach nur klanglich. Er eröffnet Räume, erzeugt Dissonanzen und Harmonien, baut Spannung oder bedrohliche Szenarien auf und dringt mit seinen Klangwelten bis tief in die Psyche der handelnden Figuren vor. Dass die Kostüme in einem Anderson-Film über einen Modedesigner außerordentlich gut sind, erübrigt sich fast zu sagen.

                Es gibt nur wenige Leute, denen man Filme wie diesen ruhigen Gewissens empfehlen kann, aber Fans von Filmen wie 'Jackie' sollten hier ruhig mal einen Blick riskieren. Zwar sind auch viele Parallelen zu 'There will be blood' erkennbar, doch diesen hier als Referenz anzugeben würde womöglich nur falsche Erwartungen schüren würde.

                KURZFAZIT

                Paul Thomas Anderson and Daniel Day-Lewis at their best.

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                • 7

                  Düsterer Episodenfilm, der zunächst etwas skurril, anstrengend und befremdlich daherkommt, im weiteren Verlauf aber immer packender und letztlich auch rund wird. Auf eine etwas sonderbare Eröffnungsepisode mit Toni Colette und Giovanni Ribisi folgt eine halbwegs trockene, aber schon deutlich zugänglichere Episode mit Rose Byrne und James Franco. An der dritten Position wurde sozusagen das Herzstück der Handlung platziert, das in zwei weiteren Episoden mit Marcia Gay Harden und Kerry Washington bzw. Brittany Murphy und Josh Brolin abgerundet wird.

                  Dieser Film ist definitiv nichts für ungeduldige Zuschauer, sondern eher für eine Zielgruppe konzipiert, die sich von der düster-depressiven Atmosphäre einfangen lässt und im Lauf des Filmes für´s Durchhalten belohnt wird - sofern man keine Action und keinen wirklichen Thrill erwartet, sondern sich mit einem Drama zufrieden gibt, das menschliche Abgründe ausleuchtet.

                  Manko: Ein abstrakter Überbau oder eine "Moral der Geschichte" ist hier nur schwer auszumachen. Mit viel gutem Willen lässt sich höchstens noch die Essenz herausquetschen, dass unsere Taten nicht nur Auswirkungen auf uns, unser Umfeld und die Leute, mit denen wir interagieren, haben, sondern sie womöglich auch Kreise ziehen, die deutlich weiter sind, als wir überblicken oder erahnen können. Ansonsten ist hier eher der Weg das Ziel. Dieser gestaltet sich zwar mitunter steinig, belohnt aber die Zuschauer mit einigen atmosphärisch stark umgesetzten Begegnungen. Das mag vielleicht nicht jedermanns Sache sein, aber im Prinzip ist es nicht anders als bei einer Bergwanderung auch. Wer schnell zum Ziel will oder auf Bespaßung ohne Aufwand hofft, wird leider nicht viel Freude daran haben.

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                  • 5 .5
                    Framolf 30.01.2018, 00:28 Geändert 30.01.2018, 00:32

                    Wow, der wird ja mal so richtig böse von den Kritikern verrissen. Das Gute an derart verheerenden Bewertungen ist, dass man dann rein gar nichts erwartet und im Prinzip nur noch positiv überrascht werden kann.

                    'Wer ist Daddy?' fühlt sich bereits bei der ersten Sichtung so an, als hätte man ihn bereits vorher schon mal gesehen. Die Innovationen tendieren gegen Null. Letztlich wird das kleine Einmaleins des Buddy-Movies routiniert abgespult - mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen. Gelegentlich darf etwas geschmunzelt werden, aber in zwei oder drei Szenen versteckt sich das Niveau auch ganz tief in der untersten Etage der Tiefgarage (vor allem in der Toilettenszene). Ansonsten wird (zumindest weitgehend) auf allzu primitive Tiefschläge verzichtet bzw. oftmals werden sie nur angetäuscht, aber nicht ausgeführt. Hin und wieder lugen sogar ein paar halbwegs seriöse Dramenelemente um die Ecke, was das Ganze zu einer etwas wilden Mischung macht. Abgesehen davon ist diese Komödie kein komplettes Desaster, aber ein nennenswerter Wurf ist sie auch nicht. Die Spur für eine Fortsetzung wurde aber am Ende vorsichtshalber trotzdem schon mal ausgelegt...

                    Ach ja: Der Cast fährt haufenweise große Namen auf. Geholfen hat es aber nur teilweise, da ihnen unter dem Strich leider nicht genug abverlangt wird.

                    Fazit: Kann man sich anschauen, muss man aber nicht.

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                      Framolf 29.01.2018, 14:27 Geändert 29.01.2018, 14:27

                      Düsteres Horrorthriller-Kammerspiel aus Irland.

                      Positiv: In der knackigen Laufzeit von nur 78 Minuten wird eine düstere Atmosphäre geschaffen und es kommen eigentlich keinerlei Längen auf.

                      Grenzwertig: Die Darstellerleistungen (zum Teil zumindest).

                      Negativ: Das Drehbuch wirkt regelrecht hilflos. Dass hier eine völlig abgegriffene Prämisse aufgefahren wird, ist eine Sache. Aber dass die Geschichte dann nicht wenigstens mit eigenen Details angereichert wird (oder dass dies zumindest nur kaum geschieht), macht die ganze Sache nicht gerade interessanter. Und leider wirkt auch der Handlungsaufbau (vor allem in Bezug auf die finale Auflösung) reichlich hilflos. Hier wäre dann doch etwas mehr Kreativität angebracht gewesen.

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                      • 7 .5

                        Japanuary 2018 - Film 8

                        Im Rahmen der Japanwochen darf natürlich auch ein Ghibli-Film nicht fehlen. Der verträumt-poetische oscarnominierte Film 'Erinnerungen an Marnie' besticht durch seine wundervollen und detailverliebt gestalteten Bilder ebenso wie durch seine metaphernreich erzählte bitter-süße Geschichte über eine schwermütige junge Außenseiterin, die zur Erholung in einen Küstenort geschickt wird und dort wundersame Dinge erlebt.

                        Die beschauliche Erzählung schlägt feinfühlig einen melancholischen, aber dennoch optimistischen Ton an und bietet somit Unterhaltung auf einem sehr angenehmen Niveau.

                        Ich habe noch nicht allzu viele Ghibli-Filme gesehen, aber das hier wird ganz sicher nicht der letzte bleiben.

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                        • 7

                          Japanuary 2018 - Film 7

                          Schwermütiges Drama, das sich eher als Milieu- und Charakterstudie versteht, als dass hier die ganz großen abstrakten Kategorien verhandelt werden. Zwar kommen hier auch letztere keineswegs zu kurz, aber Regisseur Hirokazu Koreeda legt das Hauptaugenmerk auf eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes und wägt verschiedene Argumente, Sichtweisen und Lebensentwürfe gegeneinander ab. Soviel sei bereits vorweg verraten: In der hier skizzierten Extremsituation gibt es kein Richtig und Falsch im objektiven Sinne - weder aus moralischer noch aus lebenspraktischer Sicht. [MiniSPOILER] Besonders der Protagonist Ryota, der immer wieder neue Strategien ent- und wieder verwirft, muss in einem langsamen Prozess einsehen, dass auch der von ihm gewählte Weg nicht zwingend der einzig gangbare ist. [SPOILER ENDE] Auch wenn dem Vater der anderen Familie Trägheit und ein fehlender kultureller Hintergrund vorgeworfen werden, so vermag auch dieser seinen Kindern wichtige Dinge mit auf den Weg zu geben (zum Beispiel im Hinblick auf Sport, Technik und ein gutes Miteinander unter den Geschwistern).

                          Der Preis der Jury bei den Filmfestspielen in Cannes für 'Like Father, Like Son' für dieses Drama, das mit einer genauen Beobachtungsgabe und einer ausgewogenen Betrachtung der Situation punktet, erscheint durchaus gerechtfertigt. Besonders was die Kostüme betrifft, wurde hier ganze Arbeit geleistet. Es handelt sich in den allermeisten Szenen um regelrecht "sprechende" Kostüme, die manchmal fast schon mehr über ihre Träger verraten als die Charaktere selbst.

                          Fazit: Gutes Drama, das fast schon europäisch anmutet, aber vermutlich nicht unbedingt für ungeduldige Zuschauer geeignet. :-)

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                            Framolf 27.01.2018, 04:47 Geändert 27.01.2018, 04:50

                            'Downsizing' könnte man sozusagen als Ikarus-Film bezeichnen. Er folgt einer guten Idee, will aber gemessen an den Umständen und den limiting factors (in diesem Fall die Spieldauer) viel zu hoch hinaus. Das Drehbuch schneidet enorm viele Aspekte der Schrumpfungstechnik an und thematisiert Konsequenzen medizinischer, ökologischer, finanzieller, ökonomischer, soziokultureller, ethnischer, politischer und gesellschaftlicher Dimension. Dabei geht es um Ressourceneinsparungen und um daraus resultierende Schwierigkeiten bestimmter Wirtschaftszweige sowie um Menschenschmuggel, Sozialneid, den Missbrauch der neuen Technik durch staatliche Organe und so manche weitere Aspekte. Das ideale Format für diesen Stoff wäre vermutlich das einer Miniserie oder gar einer regulären Serie gewesen, aber dann hätte Alexander Payne dieses Projekt vermutlich nicht angemessen finanziert bekommen.

                            Autorenfilmer Payne, der mit seinen mutig adaptierten Drehbüchern zu 'Sideways' und 'The Descendants' viel Lob und viele Auszeichnungen (u. a. Oscars) eingefahren hat, setzt auch hier wieder auf eigenwillige Drehbuchstrukturen, scheint sein Blatt dieses mal aber ein wenig zu überreizen. Dass der Film (wie durch den Trailer suggeriert) keine reine Komödie werden würde, war abzusehen und spiegelt eine berechtigte künstlerische Entscheidung wider. Aber um auch ein breit gefächertes Publikum bis zum Ende bei der Stange zu halten, hätte es vielleicht eines weiteren dramaturgischen Höhepunktes zwischen dem zweiten und dritten Drittels der Geschichte bedurft. Den dramaturgisch stärksten Moment der gesamten Erzählung (das Telefonat zwischen Paul und Audrey) hat leider schon der zweite Trailer vorweggenommen. Payne scheint sich bewusst dafür entschieden zu haben, einen eigenen Weg zu gehen und ist bisher ja auch gut damit gefahren, aber im speziellen Fall von 'Downsizing' kam er womöglich doch der Sonne einen Tick zu nahe.

                            Ohne jetzt nennenswert das Ende zu SPOILERn:
                            Die Moral der Geschicht' lautet ironischerweise, dass es (wahrscheinlich bzw. hoffentlich) nicht schaden kann, das Heil (sowohl sein eigenes als auch das seiner Umwelt) im Kleinen (hahaha) zu suchen. Vielleicht können wir den Planeten nicht retten, aber wir können es versuchen, indem wir sorgsam mit unseren Mitmenschen und den zur Verfügung stehenden Ressourcen umgehen.

                            Aber trotz aller berechtigter Kritik ist 'Downsizing' keineswegs ein schlechter Film; ganz im Gegenteil. Er folgt einer hervorragenden Prämisse und spürt dieser auf ambitionierte Weise nach, verbrennt sich aber letztlich an seinem hohen Anspruch an sich selbst ein wenig die Flügel.

                            6 Punkte plus einen halben Bonuspunkt für die gutgemeinte Botschaft und den hohen Anspruch, den der Film an sich selbst stellt (auch wenn er ihn nur teilweise einlösen kann).

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                              Framolf 26.01.2018, 06:23 Geändert 26.01.2018, 06:27

                              Eigenartiger Handlungsaufbau, eigenartige Kostüme, eigenartiges Verhalten der Charaktere und extrem eigenartige Dialoge. Die B-Movie-Groteske 'Miss Meadows' zündet nur ganz bedingt. Was zunächst wie eine überspitzte Variation von 'Home Sweet Hell' anmutet, plätschert einfach nur so vor sich hin. Es fehlt jeglicher satirische Biss. Als würde man ein Stück Erdbeerkuchen bestellen und bekommt dann etwas Tortenboden mit Gelatine und Sahne drauf - nur leider ohne irgendwelche Früchte. Keine Ahnung, was das im Idealfall hätte werden sollen. Um in der Metapher zu bleiben: Womöglich hätten die Produzenten besser eine Scheibe trockenes Brot verkaufen sollen. Vielleicht hätten sie das besser hinbekommen. (Die Betonung liegt auf "vielleicht". ;-) )

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                                Framolf 26.01.2018, 00:47 Geändert 01.02.2023, 06:49
                                über Wunder

                                Oscar Madness Film 279 (1 Nominierung)

                                Die erste Überraschung offenbart sich bereits im ersten Drittel des Films: 'Wonder' kommt deutlich humorvoller und heiter-beschwingter daher als es Thematik zunächst vermuten lässt und ist keineswegs nur einfach eine Variation von Filmen wie 'Der Mann ohne Gesicht'. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Geschichte zahlreiche Figuren mit ins Boot nimmt und sich nicht ausschließlich auf den Protagonisten Auggie Pullmann konzentriert. Mehrere Charaktere bekommen einen inhaltlichen Schwenk auf ihre jeweiligen Blickwinkel zugestanden, wodurch sogar die Verhaltensweisen der (teils vermeintlichen) Antagonisten nachvollziehbar erscheinen. Nate Pullmans sinngemäße Aussage, dass auch die unfreundlichen Leute letztlich nur Angst hätten, bleibt hier keine leere Worthülse, sondern wird inhaltlich voll und ganz eingelöst. So steht dann auch die gesamte Erzählung unter dem Motto: "Sei gütig zu den anderen, denn auch sie haben einen schweren Kampf auszufechten."

                                Jacob Tremblay, der in sehr jungen Jahren bereits zahlreiche renommierte Produktionen in seiner Vita stehen hat, steht Julia Roberts und Owen Wilson erwartungsgemäß in nichts nach. Die Oscarnominierung für Makeup und Frisuren erscheint zwar nachvollziehbar, dennoch erscheint die Maske im Biopic 'I, Tonya', das in dieser Kategorie nicht berücksichtigt wurde, an vielen Stellen als etwas beweglicher und natürlicher.

                                Zwei kleine Haare in der Suppe, die allerdings nicht nennenswert stören: Zuweilen lassen sich die auftretenden Probleme doch etwas arg leicht ohne eigenes Zutun lösen. Und die Wohnung der angeblichen "Assis" ist eigentlich gar nicht so ärmlich eingerichtet, wie man sie sich vorstellen würde. Aber das Problem der überdimensionierten oder überproportional zum Haushaltseinkommen ausgestatteten Wohnräume tritt ja in extrem vielen US-amerikanischen Spielfilmen und Serien auf.

                                Insgesamt ein schöner Film mit herzerwärmender Botschaft, der Zuschauer aller Altersschichten auf adäquate Weise anspricht. Als Erwachsener hat man nicht das Gefühl, einen Kinderfilm zu sehen; aber auch Kinder werden sich hier keineswegs fehl am Platz fühlen. Alleine deshalb schon lohnt sich eine Sichtung dieses Feelgood-Dramas.

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                                • 3 .5

                                  Am leichtesten gehen mir immer Kommentare zu besonders guten oder schlechten Filmen von der Hand. Am zähesten wird es hingegen bei einfallslosen Filmen, die man so oder so ähnlich schon zig mal gesehen hat. Dann könnte man im Prinzip auch die Bewertung eines anderen Filmes einkopieren und es würde vermutlich kaum jemand bemerken. 'Gallows Hill' ist einer jener Filme, auf die das zutrifft. Amerikanische Touristen verirren sich im Ausland ins Hinterland und geraten an einen grimmigen Einheimischen, der aber eigentlich selbst nur Angst hat, weil etwas viel größeres im Gange ist. Alleine in den letzten vier Wochen habe ich drei Filme gesehen, auf die diese Beschreibung passt. Dementsprechend "spannend" gestaltet sich dieser Film dann auch.

                                  Abgesehen davon: Wenn sich die Produzenten keine Mühe für das Drehbuch geben, gebe ich mir auch keine Mühe beim Kommentar. :-)

                                  Btw: Treffen die Protagonisten eigentlich auch nur eine richtige Entscheidung?

                                  'Gallows Hill' ist nicht wirklich schlecht (abgesehen von ein paar Patzern in Sachen Beleuchtung und Regen), aber einfach brutal einfallslos. Wer noch nie einen Horrorfilm gesehen hat, sollte hier ruhig zugreifen. Erfahrene Genrezuschauer werden hier aber ein deja-vu nach dem anderen erleben...

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                                    Olivier Nakache und Eric Toledano, die Regisseure von 'Ziemlich beste Freunde' haben einen erneuten Angriff auf das Zwerchfell der Zuschauer gestartet. Zwar ist dieses mal das Niveau deutlich flacher und auch der Dramenanteil ist quasi nicht vorhanden, aber im Vergleich mit anderen reinen Komödien muss sich 'Das Leben ist ein Fest' ganz sicher nicht verstecken. Zunächst wird routiniert durchgezogen, was als eine der Grundlagen in jedem Drehbuchseminar vermittelt wird: Es wird fleißig "gesät". Alle möglichen Eigenheiten der Charaktere, Backgroundstories und Requisiten werden platziert, um sie im späteren Verlauf dann einsammeln und ernten zu können. Die Art und Weise wie letzteres passiert, geschieht dann aber doch etwas kreativer, als es der Beginn zunächst vermuten lässt.

                                    Die Idee dieses Films ist alles andere als neu, das Niveau fliegt nur so hoch wie es unbedingt muss (auf pubertär-peinliche Sex- und Fäkalwitze wird im Großen und Ganzen weitestgehend verzichtet - Achtung, Pleonasmus ;-)) ) und auch in Sachen Kreativität werden keine Bäume ausgerissen. Dennoch funktioniert diese Komödie unter dem Strich wunderbar. Die zweistündige Laufzeit vergeht wie im Flug und es handelt sich hierbei nicht um eine jener Komödien, die ihr Pulver bereits im ersten Drittel verschießen. Ganz im Gegenteil: Was auf dem Höhepunkt des Films im Kinosaal los war, erlebt man nicht mehr allzu oft. Die Stimmung war jedenfalls bestens.

                                    Wer französische Komödien per se nicht mag, wird auch an 'Das Leben ist ein Fest' nicht viel Gefallen finden. Wer sich aber früher schon gerne von Louis de Funès zum Lachen hat bringen lassen, könnte vielleicht auch hier kurzweilig unterhalten werden. Mir hat diese chaotische Hochzeit jedenfalls gut gefallen.

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                                      Framolf 23.01.2018, 06:33 Geändert 03.04.2022, 06:30

                                      Oscar Madness Film 139 (1 Auszeichnung)

                                      Sehenswerte Doku über einen viel zu wenig beachteten Teil der Musikszene, ohne den unzählige Projekte und Meilensteine der Musikgeschichte niemals möglich gewesen wären. Aufgrund der Tatsache, dass dieser Film mit einem Oscar bedacht wurde, hätte man vielleicht noch etwas mehr Tiefgang erwartet, aber unter dem Strich steht auch so eine gute Dokumentation, die auch für Musikliebhaber einige Details bereithält, die den meisten noch nicht geläufig gewesen sein dürften.

                                      Es hätte unzählige Möglichkeiten gegeben, sich diesem Thema zu nähern. Die gewählte Methode verengt ihren Blick auf die berufliche Laufbahn einiger weniger Akteure - mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen. Viele Musikgenres werden gar nicht erst berücksichtigt und auch persönliche Aspekte werden meist nur angedeutet oder kursorisch gestriffen. So entstand eine durchaus sehenswerte Musikdokumentation, die sich aber nicht unbedingt von vielen anderen guten Vertretern desselben Doku-Subgenres abhebt.

                                      ++ Harmloser SPOILER ++

                                      Die vielleicht bemerkenswerteste und symbolträchtigste Szene wird gegen Ende der Dokumentation gezeigt, als eine ehemalige Backgroundsängerin, die einst unter anderem für die Rolling Stones tätig war, vor einer Schulklasse steht. Hinter ihr eine Tafel, auf die Notenzeilen aufgedruckt sind. Sie nimmt einen Stift und beginnt zu schreiben: Buchstaben. Den Traum von der Musik hatte sie begraben.

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                                        Framolf 23.01.2018, 02:15 Geändert 07.01.2024, 03:50

                                        Oscar Madness Film 276 (1 Auszeichnung, 2 weitere Nominierungen)

                                        Ganz großes Dramenkino! Eigentlich ist bei Geschichten, die bereits als hinlänglich bekannt gelten, oftmals eine gewisse Portion Skepsis angezeigt. Die Spannung hält sich bei solchen Produktionen gerne mal in Grenzen und das Drehbuch läuft stets Gefahr, auf dünnes Eis zu geraten (schließlich können auch Jahre später noch Zeugen auf den Plan treten, die die Ereignisse wieder in ein anderes Licht rücken). Folglich bleiben Produktionen wie dieser in allererster Linie die handwerklichen und künstlerischen Kategorien, um zu punkten. Und bei aller Zurückhaltung: Dies ist Regisseur Craig Gillespie mehr als nur hervorragend gelungen.

                                        Hier greift so ziemlich jedes Rädchen perfekt ineinander. Die Montage ist nicht weniger als exzellent. Sowohl bei den gut choreographierten und ambitioniert gefilmten Wettkämpfen als auch bei den restlichen Szenen. Auf bemerkenswerte Weise wird hier eine Geschichte erzählt, die den Zuschauer trotz der bekannten Elemente in den Bann zieht und die trotz der regelmäßigen satirischen und humoristischen Einwürfe keinerlei dramaturgische Brüche aufzuweisen scheint. Dem ohnehin schon guten Drehbuch wird hier durch den Schnitt der nahezu perfekte Rahmen verliehen.

                                        Leben eingehaucht wird den Figuren durch einen durchweg guten Cast. Sowohl McKenna Grace ('Begabt') als auch Margot Robbie verkörpern Tonya Harding auf glaubhafte Weise, wenn auch Margot Robbie zunächst als 15-jährige Tonya reichlich skurril wirkt. Im Verlauf des Filmes spielt sich Robbie dann aber regelrecht frei und dürfte mit dieser Performance letztlich in die Champions League ihrer Riege aufgestiegen sein, was vermutlich auch in einer Oscar-Nominierung münden wird. Fast noch bemerkenswerter ist, wie Allison Janney ihre Rolle der Bonnie Plunkett ('Mom') variiert und eine Leistung abliefert, die ihr wohl nur die allerwenigsten zugetraut haben dürften. Auch hier dürfte wohl eine Nominierung auf dem Plan stehen. Selbiges gilt für die Maske, die besonders im Hinblick auf Allison Janney und Julianne Nicholson (aber teilweise auch bei Margot Robbie) herausragende Arbeit geleistet hat (nicht nur in Bezug auf das Gesicht).

                                        Auch in den anderen Kategorien wurde hier nicht gepatzt. Der Score ist stimmig, das Szenenbild ebenso und auch die restlichen Darsteller fallen nicht ab - auch wenn es hier wohl eher nicht zu Nominierungen reichen wird.

                                        Zwar kann man fest davon ausgehen, dass es für 'I, Tonya' auch reihenweise mittelmäßige Bewertungen hageln wird, aber mir persönlich geht bei so viel handwerklichem Können schlichtweg das Herz auf.

                                        Ein Fragezeichen bleibt jedoch: Die Uhr hinter dem Reporter steht dauerhaft auf acht Uhr. Ob das ein Goof ist oder ein Easter Egg, das auf irgendetwas verweisen soll, sei mal dahingestellt... ;-)

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                                        Btw.: Vielen Dank an Brodie, der indirekt zu diesem tollen Filmabend beigetragen hat.

                                        Nachtrag: Allison Janney wurde 4. März 2018 im Dolby Theatre in Los Angeles mit einem Oscar für die beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Des Weiteren konnte die Crew von 'I, Tonya' Nominierungen für Hauptdarstellerin Margot Robbie und Tatiana S. Riegel (Schnitt) für sich verbuchen.

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                                          Japanuary 2018 - Film 6

                                          WTF!? Wie soll man sowas bewerten? Selten sowas durchgeknalltes gesehen. Positiv ist auf jeden Fall, dass hier nicht nennenswert abgekupfert wurde (von wem auch?) - es gibt nicht viele Filme, die derart vor kreativen Einfällen strotzen. Die Skurrilität kennt hier keine Grenzen; sie wird bis zum Limit ausgereizt und darüber hinaus. Der ganze Film fühlt sich an wie ein kranker Fiebertraum. Ein Fiebertraum, innerhalb dessen man sogar noch einen Rausch hat... Bei mir ging bei der Sichtung jegliches Zeitgefühl flöten, was echt nicht oft vorkommt. Völlig schräg!

                                          Keine Ahnung, wie viele Punkte man dafür vergeben soll. Mit objektiven Kriterien kommt man hier nur sehr bedingt weiter (selbst in visueller Hinsicht wechseln sich ordentliche Tricks und übelster Schund fleißig ab).

                                          Die Punktewertung lasse ich vorerst noch offen. Wahrscheinlich wird sie ziemlich gering ausfallen, aber lasst euch davon nicht abschrecken - ist rein subjektiv (noch deutlich mehr als bei anderen Filmen). Gerade Trashfans sollten sich besser selbst ein Bild machen. Alle anderen werden wahrscheinlich völlig verstört durch´s Wohnzimmer irren, wenn sie dieses Ding gesehen haben. :-))

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                                            Framolf 21.01.2018, 03:52 Geändert 15.01.2024, 06:57

                                            Oscar Madness Film 390 (2 Auszeichnungen, 4 weitere Nominierungen)

                                            Frei nach einem anderen Staatsoberhaupt: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben nicht zwingend - und schon gar nicht die Award Season". 'Die dunkelste Stunde' wurde im November 2016 gedreht und ungefähr ein Jahr später veröffentlicht. Nur wenige Monate zuvor wurde mit 'Churchill' eine weitere Verfilmung zum selben Thema produziert (Dreharbeiten im Mai 2016) bzw. veröffentlicht (Herbst 2017). Rein auf den Inhalt bezogen ein Fiasko für die Produzenten, die jedoch das Glück hatten, sehr viel mehr Zuschauer in die Kinosäle locken zu können, wodurch ein Vielfaches an Einnahmen generiert werden konnte.

                                            ++ Enthält leichte Spoiler ++

                                            Gary Oldman wertet mit einer herausragenden Darstellung dieses Politdrama ungemein auf. Ansonsten herrschen hier aber leider Mittelmaß und Einfallslosigkeit (und meinetwegen noch ein feiner Sinn für Ironie). In 'Die dunkelste Stunde' serviert Regisseur Joe Wright dem Zuschauer nahezu dieselbe Geschichte, die erst wenige Monate zuvor in Jonathan Teplitzkys 'Churchill' in den Kinos lief. Beide Fassungen präsentieren mehr oder weniger denselben Abschnitt in Churchills Leben und konzentrieren sich auf die Kriegsfrage. Während der von Brian Cox dargestellte Premierminister eher nachdenklich und von den Dämonen der eigenen Vergangenheit geplagt erscheint, verkörpert Oldman (pointiert formuliert) eher einen skurrilen, launischen und dauerbetrunkenen Sonderling. Im früheren der beiden Filmen steht Churchills Hilflosigkeit im Vordergrund, hier sind es eher die Fallstricke, die ihm seitens Halifax und Chamberlains gestellt werden.

                                            ++ Achtung, SPOILER ++

                                            Fast schon grenzwertig ist allerdings die Geschichte um Churchills Sekretärin. Während sie in der früheren Verfilmung um ihren Verlobten bangt, der auf einem Schiff im Ärmelkanal festsitzt, ist es hier der Bruder, der in Dünnkirchen gefallen ist. Das Drehbuch lässt Churchill sogar noch süffisant fragen, ob das ihr Verehrer sei...

                                            ++ SPOILER ENDE ++

                                            'Die dunkelste Stunde' ist kein schlechtes Politdrama, aber worin der inhaltliche Mehrwert gegenüber der erst kurz zuvor veröffentlichten Verfilmung von Jonathan Teplitzky liegen soll, erscheint fraglich. Zumindest hätte man den erzählten Lebensabschnitt von Churchill etwas anders fassen können als in der vorhergehenden Verfilmung. Unbestreitbar kann Joe Wrights Inszenierung jedoch neben Gary Oldmans versierter Darbietung mit einer Reihe weiterer gelungener filmhandwerklicher Leistungen punkten. Inhaltlich bietet 'Churchill' etwas mehr Vielfalt, in Sachen Darsteller, Maske und Ton (sowie den oscarnominerten Bereichen Kostüm, Szenenbild und Kamera) bringt sich hingegen 'Die dunkelste Stunde' nachhaltig ins Gedächtnis. Welchen Film man eher bevorzugt, dürfte dennoch in erster Linie von den persönlichen Sehgewohnheiten und Vorlieben abhängen.

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                                              Framolf 20.01.2018, 03:05 Geändert 26.11.2022, 06:52

                                              Disney und Tierdokus sind traditionell eine nicht ganz unproblematische Kombination. Viele der Dokumentationen aus dieser sympathischen kleinen Filmschmiede (*hust*) weisen ein Höchstmaß an Stilisierung auf und sind von Anfang bis Ende durchgeskriptet - was teilweise schon in einen höchst widerwärtigen Bereich hineingeht (Stichwort 'White Wilderness'). Oftmals scheint den Filmemachern auch heute noch ein höchst fragwürdiger moralischer Kompass als leitendes Prinzip zu dienen.

                                              Wie auch immer: Die Bilder sind teils spektakulär bis schier atemberaubend und man ist bemüht darum, den Zuschauern einen gewissen Respekt vor der Natur zu vermitteln, was im Großen und Ganzen auch recht gut gelingt. Die geskripteten Elemente jedoch wirken mitunter völlig hanebüchen. Immer wieder erklärt der Sprecher aus dem Off, was die gezeigten Tiere gerade denken. Diese bewusste Vermenschlichung der Natur (u.a. werden den Tieren auch Namen gegeben und ihnen menschliche Gedanken und Entscheidungskriterien zugesprochen) dürfte auf extrem wackligen Beinen stehen und einer Förderung des Verständnisses für natürliche Abläufe mehr als nur einmal völlig zuwider laufen. Andererseits kann es aber natürlich gut sein, dass damit zumindest die Aufmerksamkeit einiger jüngerer Zuschauer geweckt wird. Auch die Montage (die bei solchen Projekten zugegebenermaßen alles andere als einfach ist) wirkt gelegentlich etwas arg willkürlich. Da werden Szenen aufeinander geschnitten, die ganz offensichtlich an völlig verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten gedreht wurden und zu einer zusammenhängenden Geschichte verwoben (Beispiel: Falke). Auch die in diesem Sinne kolportierten Backgroundstories (z. B. bzgl. des Auges) muten mitunter schon enorm abenteuerlich an.

                                              Wie so oft bei Tierdokumentationen aus dem Hause Disney transportiert auch 'Born in China' zu gefühlten 95% Emotionen und nur zu 5% Informationen. Vieles wird angerissen, aber einfach nicht erläutert. Auch nicht ansatzweise. Beispiel: Dass die Tschiru-Antilopen ihren Nachwuchs an einem anderen Ort zur Welt bringen, wird erwähnt. Wieso sie sich dabei von ihren Männchen trennen, erfährt der Zuschauer nicht.

                                              Fazit: Sehenswerte Bilder über Tschiru-Antilopen, Goldstumpfnasenaffen, Schneeleoparden, Mandschurenkraniche und Pandas (in kleineren "Nebenrollen" kurz zu sehen: Blauschaf, Büfffel, Wolf, Falke und Katzenbär) werden zuverlässig über die gesamte Laufzeit geliefert. In dieser Hinsicht verdient 'Born in China' auch ein hohes Maß an Anerkennung. Auch der gute Wille, ein gewisses Verständnis für natürliche Abläufe zu vermitteln, verdient eine positive Erwähnung. Dass dies jedoch erneut in der typischen Disney-Verkitschungsmanier geschieht, erscheint mehr als zweifelhaft und grenzt den didaktischen Wert der Doku leider unnötig ein. Alles in allem aber dennoch ein Film, der aufgrund seiner hohem Qualitäten im visuellen Bereich durchaus sehenswert ist.

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                                                Framolf 18.01.2018, 23:55 Geändert 05.02.2018, 06:07

                                                Düsteres Endzeitdrama, das das Horror- und Thrillergenre eigentlich nur peripher streift und das man sich im Idealfall völlig ungespoilert ansehen sollte. Das Skript wirkt von seiner Konzeption und seiner dramaturgischen Struktur her fast so, als wäre es als Kammerspiel für die Theaterbühne geschrieben worden (abgesehen davon, dass nicht allzu viel Energie auf abstrakte Konflikte zwischen den Charakteren aufgewendet wurde). Regisseur Trey Edward Shults inszeniert die Geschichte mit einem Score, der sich auf kratzende Weise tief in die Psyche gräbt und fängt sie mit beklemmenden Kamerabildern und -fahrten ein, die für eine enorm düstere Atmopshäre sorgen.

                                                Für Fans von abgründigen Endzeitfilmen wie '10 Cloverfield Lane' oder 'The Road' (dessen Qualität und Tiefe nicht ganz erreicht werden) ist 'It Comes at Night' fast schon ein Muss. Wer sich aber konventionellen Horror erhofft, wird vermutlich enttäuscht werden.

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                                                8 -8,5 Punkte. Aber weil ich einfach auf Endzeitfilme stehe, gibt es es die bessere Wertung von beiden. :-)

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                                                  Einige Verfilmungen von Stephen King Stoffen sind richtig gut - und andere wirken, als wäre das Skript zum Film auf dem Klo geschrieben worden. Leider gehört 'Big Driver' meines Erachtens zur zweiten Gruppe. Zu zahm für einen Rape-and-Revenge-Film, zu lahm für einen Rachethriller und zu dünn für ein Psychodrama. Maria Bello macht ihre Sache gut, jedoch muss sie mehr gegen das Drehbuch als gegen den titelgebenden Big Driver ankämpfen.

                                                  Ganz offensichtlich ist 'Big Driver' einer jener Filme, die das Publikum klar spalten. Leider gehöre ich hier zu jener Gruppe, die dem Film nur wenig bis gar nichts abgewinnen kann. Es gibt einfach deutlich bessere Vertreter aus dieser Gattung und mich persönlich ermüdet es auch ein wenig, dass sich gefühlte 80% der Geschichten von Stephen King um Schriftsteller drehen. Nicht, weil ich etwas gegen diesen Beruf hätte (ganz im Gegenteil!), aber ganz offensichtlich hat King längst alles erzählt, was er dazu zu sagen hat, weshalb ich es ganz gut finden würde, wenn er sich mal stärker anderen Protagonisten zuwenden würde.

                                                  Mag sein, dass 'Big Driver' auch seine Qualitäten hat, aber ganz offensichtlich bin ich nicht empfänglich dafür. ^^

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                                                    Der Abschluss der Major-League-Trilogie wartet mit einer deutlich gelungeneren deutschen Synchronisation auf als der zweite Teil und geht inhaltlich andere Wege (diese als "neue" Wege zu bezeichnen, wäre wohl übertrieben). Ein Teil des bisherigen Casts ist wieder mit dabei (Corbin Bernsen, Dennis Haysbert, Takaaki Ishibashi, Bob Uecker) und wird durch einige relativ namhafte Neuzugänge ergänzt, wie zum Beispiel Scott Bakula (ST:E, Zurück in die Vergangenheit); Ted McGinley (Eine schrecklich nette Familie) sowie Walton Goggings und Kenny Johnson (beide u.a. The Shield und Sons of Anarchy).

                                                    Der Humor kommt überwiegend aus der Slapstick-Ecke, stellt aber (zumindest teilweise) im Vergleich zum mittleren Teil der Reihe zumindest keine reine Kopie bzw. Adaption der Scherze aus der ersten Episode mehr dar.

                                                    Für mich persönlich ist 'Back to the Minors' ein versöhnlicher Abschluss der Reihe, nachdem ich den zweiten Teil (hauptsächlich wegen der missratenen Synchro) leider doch als recht anstrengend empfand. Aber was das Ranking der einzelnen Episoden betrifft, kann man sicherlich auch geteilter Meinung sein.

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