Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

  • 5 .5

    Horrorctober 2017 - Film 5

    Das französische Horrordrama 'In My Skin' gehört definitiv zu den krassesten Filmen, die ich jemals gesehen habe. Autorenfilmerin Marina de Van macht sich hierbei sprichwörtlich nackt bis auf die Knochen. Der geneigte Zuschauer härterer Filme ist ja schon allerlei körperliche Grausamkeiten gewohnt, aber hier tun sich seelische Abgründe auf, die nur extrem schwer nachzuvollziehen sind. Hier geht es um autoagressives Verhalten in einer besonders extremen Form (bis hin zum Autokannibalismus). Die Präsentation in Dramenform sorgt für eine gewisse Erdung im Alltag und verstärkt den Effekt der Geschichte zusätzlich. Andererseits ist die Erzählung enorm vage gehalten, was einerseits viel Spielraum für Interpretationen lässt, andererseits aber auch zeigt, dass das Drehbuch nicht willens oder bereit ist, klar Stellung zu beziehen (in welcher Form auch immer) bzw. Thesen zu entwickeln oder zu präsentieren. Punktemäßig ist 'In My Skin' daher extrem schwer einzuordnen (zumal es auch nur eine recht schmale genreinterne Vergleichsbasis gibt).

    10
    • 3 .5

      Horrorctober 2017 - Film 4

      Mit Hammer, Sichel und Putin (mitunter auch im wahrsten Sinn des Wortes) gegen Zombies mit Karatefertigkeiten. Die russische Komödie 'Zombie Fieber', die munter zwischen B-Movie und Trashfilm wandelt, kommt in einigen Punkten reichlich unkonventionell daher, reisst aber trotzdem keine Bäume aus. Gelegentlich kann man immerhin etwas schmunzeln. Für einen Trashfilm ganz okay.

      Die Dialoge sind allerdings mitunter völlig sinnfrei. Beispiel gefällig?

      - "Mein Vater und ich sind früher sehr oft fischen gegangen. Und danach hat er immer seine berühmte Fischsuppe gekocht. Als es meine Mutter versuchte, sagte er ihr, es wäre Männersache."
      -- "Dein Vater war bestimmt ein guter Kerl."

      8
      • 2 .5
        Framolf 08.10.2017, 04:04 Geändert 07.11.2018, 18:43

        Mit 'Unter deutschen Betten' hat es mal wieder ein ganz besonderes Schmankerl aus dem Bodensatz deutscher Produktionen in die Kinos gespült. So läuft das eben in einer Filmlandschaft, in der letztlich Finanzinvestoren das letzte Wort haben... Aber der Reihe nach:

        Als gleich zu Beginn Oliver Pocher zu sehen war, war zumindest schon mal klar, dass Veronica Ferres nicht die schlechteste involvierte Darstellerin sein würde... Ansonsten beginnt die Geschichte gleich mal mit ein paar garstigen Spitzen, die durchaus in eine annehmbare Richtung zielen. Recht schnell schlägt 'Unter deutschen Betten' dann aber einen anderen Weg ein und verlegt sich auf ermüdende Running Gags (Linda verbessert Justyna) und eine regelrechte Zelebrierung von Klischees jeglicher Art. Dies gilt besonders für Plattitüden in Bezug auf die Herkunft Justynas, die plakativerweise auch noch Polanska mit Nachnamen heißt (was aber auf das Pseudonym des Autoren Holger Schlageter zurückgeht). Auch in Sachen arm-reich Klischees wird so gut wie keines ausgelassen. Ausnahme: Die Prekariats-WG lebt in München(!) mit einem traumhaften Ausblick auf einer Wohnfläche von wohl weit über hundert Quadratmetern. Wie das halt so ist im echten Leben...

        All das wäre aber noch zu verkraften, wenn nicht die völlig missglückte musikalische Untermalung wäre. Obwohl sich der Abspann mit der Auflistung einer ganzen Reihe von Songs schmückt, sind (ohne Übertreibung!) geschätzte 80% der Einspieler aus einem einzigen Britney-Spears-Song entnommen. Unzählige male und mit einer Penetranz, die ihresgleichen sucht, werden immer wieder Szenen damit untermalt. Aber nicht im Sinne eines leitmotivischen Themas; nein, der Einsatz erfolgt größtenteils entweder völlig unmotiviert oder als Tusch nach einem schlechten Witz.

        Der Gipfel der Peinlichkeit ist dann aber Milan Peschels Slapstick Einlage in der Golf-Szene. Hier wird der missratene Witz regelrecht neu definiert und auf eine ganz neue Stufe gehoben. Als Lichtblick taugt am ehesten noch Heiner Lauterbach, der hier ein wenig so aussieht, als wäre er ein Mitglied der Höhner oder von Bläck Fööss, und der das Abziehbild eines windigen Musikproduzenten und Schwerenöters noch recht unterhaltsam zelebriert.

        Nebenbei bemerkt: Ferres (53) hatte vor drei Jahren laut eigener Aussage die Zellen einer 38-jährigen, was eine Messung ergeben hätte und an einem bestimmten Sportprogramm läge. Daher habe sie auch weniger Falten als noch einige Jahre zuvor. Klingt plausibel. Herzlichen Glückwunsch dazu. Wie auch immer: Dass sie in einem Film, in dem sie die Hauptrolle spielt, auch als Produzentin geführt wird, ist nicht ungewöhnlich und durchaus sinnvoll. Warum sie dann aber nicht mehr Einfluss auf das Drehbuch und vor allem die Regie genommen hat, wird wohl auf ewig ihr Geheimnis bleiben (außer sie hat selbst zu dieser Verschlimmbesserung der Romanvorlage maßgeblich mit beigetragen).

        Bei der Gelegenheit eine kleine Anekdote: Vor einem Jahr wurde sie am Rande der Oscar-Verleihung interviewt. Auf einer Party an einer mehr oder weniger menschenleeren Location. Dort wurde sie dann gefragt, ob sie gleich zur Verleihung gehen wird. Ihre Antwort: Leider nicht möglich, da sie gleich zu Dreharbeiten an die Ostküste fliegen muss. Daran wird´s ziemlich sicher gelegen haben...

        Um nicht falsch verstanden zu werden: Persönlich habe ich nichts gegen Veronica Ferres, aber wer einen Film wie diesen hier auf das Publikum loslässt - und ihm damit regelrecht seine Verachtung entgegenbrüllt - muss eben mit dem einen oder anderen Revanchefoul rechnen. Aber um mal konstruktiv zu bleiben: Die Geschichte an sich hätte durchaus Potential und stellenweise blitzt dieses auch tatsächlich auf. Allerdings scheint Regisseur Jan Fehse so ziemlich alles dafür getan zu haben, die Story so schwach wie nur möglich zu präsentieren und dem Publikum mit gefühlt jeder zweiten Szene grinsend ins Gesicht zu spucken. Wenn das sein Plan war, kann man ihn nur beglückwünschen. Mission gelungen. Grundsätzlich hätte die Prämisse sicherlich das Potential zu einem 6-Punkte-Film gehabt. So aber kann sich das Filmteam (und auch das Publikum) bei den Drehbuchautoren und dem Regisseur (oder den Leuten, die ihnen ins Handwerk gepfuscht haben) bedanken.

        Zum Schluss nochmal was positives: Immerhin kommt dieser Film punktemäßig bei mir fünf mal besser weg als 'Schatz, nimm du sie!'...

        9
        • 4 .5

          Horrorctober 2017 - Film 3

          Spanischer Okkult-Thriller mit Krimi- und Horrorelementen aus dem Jahr 1999. Ziemlich ruhig erzählt, das Ende läuft aber ein wenig aus dem Ruder. Regisseur Jaume Balagueró dekliniert hier bereits in seinem Erstlingswerk ziemlich routiniert die jeweiligen Genreregeln durch. Dementsprechend sieht dann auch das Ergebnis aus: Zu keinem Zeitpunkt wirklich schlecht, andererseits aber auch nie so richtig packend und fesselnd. Kann man sich durchaus ansehen, aber wer es nicht tut, verpasst im Prinzip auch nicht viel.

          8
          • 8 .5
            Framolf 06.10.2017, 04:00 Geändert 08.01.2024, 06:13

            Oscar Madness Film 383 (2 Auszeichnungen, 3 weitere Nominierungen)

            Visuell herausragendes Sequel, das seinen Vorgängerfilm nicht nur adäquat fortsetzt, sondern regelrecht veredelt. Das Drehbuch erspart dem Publikum ermüdende Redundanz und greift lieber die "philosophischen" Aspekte der 1982er Verfilmung auf und führt diese fort. Mit anderen Worten: Nicht die Jagd auf Replikanten steht im Vordergrund, sondern viel mehr die Konsequenzen aus dem Ende des ersten Filmes.

            Rein visuell war es - wie eigentlich immer, wenn Denis Villeneuve mit Roger Deakins zusammenarbeitet - schlichtweg grandios. Der Charakter des ersten Teils wird gewahrt und mit neuer Technik auf ein neues Level gehoben. Deakins charakteristisches Spiel mit der Tiefenschärfe und die für ihn typischen Panoramen dürfen da natürlich nicht fehlen. Die Möglichkeiten der 3D-Präsentation hätten vielleicht noch etwas besser ausgereizt werden können, aber 'Blade Runner 2049' entfaltet auch so eine visuelle Wucht, die ihresgleichen sucht. Die daraus resultierende Atmosphäre ist einer der ganz großen Trümpfe dieses bemerkenswerten Filmes.

            Jener Teil des Publikums, der eher an Popcornkino interessiert ist, wird sich womöglich die Zähne an diesem Werk ausbeißen, das sich ganz klar an die Zuschauer des ersten Teils sowie an ein SciFi-Publikum mit einer gewissen Affinität zum Arthouse-Kino wendet. So gesehen ist 'Blade Runner 2049' eher Fanservice als Anbiederung an den vermeintlichen Massengeschmack. Aber letztlich ist es noch viel mehr als nur das. Es ist nicht weniger als ein großer Wurf, der dystopische Welten, philosophische Exkurse und düstere Atmosphäre in Einklang bringt, und somit eine große Tradition des Science Fiction Kinos aufgreift und für künftige Produktionen anschlussfähig macht.

            Nachtrag: Visuell brillante Fortsetzung eines beliebten Klassikers. 2 Oscars (Beste Kamera und Beste visuelle Effekt) sowie drei weitere Nominierungen (Bester Ton, Bester Tonschnitt und Bestes Szenenbild) für 'Blade Runner 2049'.

            8
            • 5
              Framolf 06.10.2017, 03:35 Geändert 13.10.2021, 05:38

              Oscar Madness Film 83 (2 Nominierungen)

              Als Jugendlicher habe ich zwei oder drei mal versucht, 'Blade Runner' anzuschauen. Leider bin ich jedes mal eingepennt. Jetzt habe ich es nochmal versucht und habe wie erhofft dann doch etwas eher Zugang dazu gefunden. Allerdings erinnert mich dieser Film an eine wunderschöne und große Geschenkschachtel, die großartig aussieht, aber drin ist... eine Nuss. Kein Zweifel: Das Szenenbild zeugt von großer Klasse und auch die Effekte sind (gemessen am Produktionsjahr) mehr als bemerkenswert. Folgerichtig gab es in beiden Bereichen auch Oscarnominierungen. Die Ausarbeitung der Story hingegen empfand ich als extrem dünn. Der Film lebt zu guten Teilen von seiner hervorragenden Prämisse, aber im Prinzip ist nach der Schrifttafel im Vorspann schon alles erzählt. 'Blade Runner' hat zweifellos seine guten Seiten, aber irgendwie ist mir die Handlung einfach ein wenig zu dünn - was wiederum problemlos zu verkraften wäre, wenn sie einen Tick anders erzählt worden wäre. Aber eine Sichtung ist dieser Film heute trotzdem immer noch wert.

              8
              • Interessante Liste. Knapp die Hälfte davon kenne ich. 'Es', 'Dead Silence' und 'Zombieland' fand ich nicht schlecht. Von den sieben Filmen, die ich noch nicht kenne, habe ich mir direkt mal 'Alucarda' von dir abgeschaut, der ist bald mal bei mir fällig. Vielleicht auch 'Eden Log' und 'Vinyan', die klingen auch nicht schlecht, finde ich.

                4
                • 7 .5
                  Framolf 05.10.2017, 04:03 Geändert 05.10.2017, 04:04

                  An die Stelle der hektischen Agentenstory aus 'Cars 2' ist nun wieder eine klassische Sportgeschichte getreten, die sich genüsslich bei 'Rocky' und anderen Genregrößen bedient. Innovationen sucht man bei dieser Handlung vergeblich, dafür bekommt man aber einen kindgerechten Motorsportfilm im Animationsformat zu sehen, der auf allzu alberne Blödeleien verzichtet und etwas wehmütig von einem Wagen erzählt, der mittlerweile sprichwörtlich zum alten Eisen zählt und nochmal seinen Weg nach oben sucht. Dass hier bereits der Zweitplatzierte als absoluter Verlierer gewertet wird, ist leider ein fatales Signal, aber ansonsten wird auf allzu viel Disney-Zuckerguss verzichtet und sogar erneut die eine oder andere konsumkritische Spitze eingestreut. Dies geht sogar bis zur selbstironischen Betrachtung der unzähligen Merchandise Artikel, die diesem Franchise mittlerweile entsprungen sind.

                  In technischer Hinsicht ist 'Cars 3 - Evolution' über jeden Zweifel erhaben. Die 3D-Umsetzung verleiht dem Bild die nötige Tiefe. Die Animation an sich entspricht ohne Abstriche dem derzeitigen state of the art. Selbst (oder ganz besonders im Hintergrund) sind oft nahezu fotorealistische Details zu entdecken, die bisher ihresgleichen suchen. Technisch ganz große Klasse und von der Handlung her trifft der Film deutlich eher meinen Geschmack als die allermeisten anderen Animationsfilme der letzten Jahre. Mir persönlich gefällt der Weg, den Pixar hier beschreitet.

                  9
                  • 4 .5

                    'Hereinspaziert!' präsentiert sich fast schon als bloße Aufzählung unzähliger Klischees, wobei sich die Frage stellt, ob die Mehrheit der Leute überhaupt genau diese Klischees gegenüber Roma hat. Hier scheint so manches durcheinander geraten zu sein. Einige der hier zelebrierten Vorurteile würden viele Leute vermutlich eher mit anderen ethnischen Gruppierungen verbinden. Gegenüber der politischen Rechten und Linken hingegen scheint das Drehbuch eher Widersprüche und einen gewissen Grad an Verlogenheit aufdecken zu wollen. Was genau die Intention des Regisseurs und der Drehbuchautoren ist, bleibt aber mehr als nebulös. Die Kritik, die nach dem Kinostart auf 'Hereinspaziert!' eingeprasselt ist, ist zwar nicht völlig aus der Luft gegriffen, aber deutlich überzogen. Ein etwas fader Beigeschmack ist aber nicht von der Hand zu weisen.

                    5
                    • 5 .5
                      über Cars 2

                      Die Motorsportkomponente ist hier etwas in den Hintergrund geraten, dafür schiebt sich eine hektisch vorgetragene Agentenstory ins Scheinwerferlicht. Für manche ganz kleinen Kinder dürfte es vermutlich nicht einfach werden, dem Geschehen lückenlos zu folgen. Lobenswert ist jedoch der Ansatz, den (jüngeren) Zuschauern etwas mit auf den Weg zu geben und sie für einen Taschenspielertrick im Geschäftsleben und der Politik zu sensibilisieren (bzgl. der List des Benzinproduzenten, der vom Auftreten her nebenbei auch noch an so manche Vertreter aus dem Silicon Valley erinnert). Es gibt zweifellos bessere Animationsfilme, aber man hat auch schon viele schlechtere gesehen.

                      5
                      • 8
                        Framolf 05.10.2017, 03:03 Geändert 02.02.2023, 04:52
                        über Lou

                        Oscar Madness Film 285 (1 Nominierung)

                        Die allermeisten Kurzfilme von Pixar haben etwas extrem charmantes und augenzwinkerndes an sich und so gut wie immer auch ein wenig hintergründigen Humor zu bieten. 'Lou' reiht sich nahtlos in diese Tradition ein und zeigt in sehr schön animierten Bildern eine liebenswerte kleine Episode, die sich vor ihren Vorgängern nicht verstecken muss. Charmant wird die Geschichte von einem kleinen Rowdy erzählt, der durch die Begegnung mit einem Fundsachen-Monster geläutert wird. Der Ansatz ist denkbar einfach und trifft dennoch den Nagel auf den Kopf. Und so erweist sich 'Lou' als ein gelungener Kurzfilm, der 2018 für einen Oscar nominiert wurde.

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                        • 8
                          über Es

                          Horrorctober 2017 - Film 2

                          Technisch naturgemäß deutlich besser als der Vorgänger. Gemessen am Budget und den technischen Möglichkeiten hat mich aber die damalige Version, der man zumindest damals kaum angesehen hat, dass sie ein TV-Film war, seinerzeit stärker gepackt. Gruselig ist die aktuelle Verfilmung kein Stück weit. Dafür punktet sie aber mit einer recht düsteren Atmosphäre und einer Doppelbödigkeit, die (zumindest für mich) bei der damaligen Sichtung nicht erkennbar war. Es kann sein, dass ich mich jetzt stark irre (meine letzte Sichtung der 1990er Version ist schon lange her), aber wenn ich mich richtig erinnere, ernährt sich der von Tim Curry dargestellte Pennywise in erster Linie von der Angst, die die Kinder vor ihm empfinden. In der neuen Version profitiert der Clown aber auch - und besonders - von der Angst, die aus dem gesellschaftlichen Umfeld der Kinder und Jugendlichen generiert wird. Resultierend aus sozialer Ausgrenzung wegen (vermeintlicher) Nonkonformität, familiärem Druck (der hier teils exzessive Züge annimmt) und immer wieder befeuert durch den (teils latent) allgegenwärtigen Pedobear, lässt sich Pennywise hier auch durchaus als Manifestation sozialer Phobien und eines gesellschaftlich tolerierten Grauens begreifen. Auf dieser allegorischen Ebene ist die neue Verfilmung deutlich wirkungsvoller, gruseliger und grimmiger als auf der plakativen Oberfläche. Jedenfalls verschafft sie sich durch diese Akzentuierung eine absolut gerechtfertigte Legitimation. Daher Daumen hoch für dieses Horrordrama!

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                          • 3 .5
                            Framolf 04.10.2017, 02:59 Geändert 04.10.2017, 03:03

                            Man nehme Darsteller wie die Oscargewinner Jeff Bridges, Julianne Moore und Halle Berry oder Colin Firth, der für diese Auszeichnung zwei mal nominiert war, und mache daraus: Nichts. Oder zumindest nicht viel. Den Schauspielern wurde hier nicht viel abverlangt.

                            Nehmt es mir nicht übel, aber auf mich wirkt 'Kingsman 2 - The Golden Circle' wie ein Kinderfilm, der sich mit einigen Brutalitäten, Geschmacklosigkeiten (Burger, Abwasserkanal) oder Frivolitäten (Glastonbury) tarnt, um erwachsener zu wirken, als er eigentlich ist. Die Handlung wirkt lieblos zusammengeschustert. Am meisten gestört hat mich aber diese Kinderlogik, die den gesamten Film durchzieht. Schon klar, das soll eine Parodie sein, aber wenn...
                            ++ SPOILER ++
                            - ...ein Mann samt Klamotten durch den Fleischwolf gedreht wird und lupenreines (natürlich unblutiges und in keinster Weise verunreinigtes) Hackfleisch herauskommt...
                            - ...vollständig gelähmte Leute durch die orale Aufnahme von Medizin binnen Sekunden geheilt sind...
                            -...eine Amnesie durch das simple zeigen eines Fotos binnen Sekunden aufgehoben werden kann...
                            -...der Staat zigtausende Quarantäne-Käfige innerhalb weniger Stunden verfügbar und in einem Stadion aufgebaut hat...
                            -...eine intramuskulöse (oder subkutan) gespritzte Überdosis Heroin binnen zwei Minuten zum sofortigen Tod führt...
                            -...Wachmänner wenige Meter vor dem von ihnen bewachten Eingangstor eine Tretmine platziert haben und der Standort dieser Mine von allen Wachmännern gleichzeitig ausgerechnet genau in dem Moment vergessen wird, als ihre Gegenspieler angreifen...
                            ++ SPOILER ENDE ++
                            dann ist das für mich nicht lustig, sondern einfach nur purer Trash. Grundsätzlich wäre dagegen auch gar nichts einzuwenden, aber dann hätte man die Trashschiene wenigstens auch konsequent durchziehen und sich selbstbewusst dazu bekennen sollen. Es gibt viele Filme, die solche Trasheinlagen witzig rüberbringen. 'Kingsman 2' gehört leider nicht dazu. Klar, jeder hat eine andere Art von Humor, aber ich fühle mich als Zuschauer durch solche Szenen eher verarscht als unterhalten.

                            Zumindest in technischer Hinsicht ist einiges (wenn auch nicht alles) gut gelungen. Ansonsten habe ich mich schon lange nicht mehr so gelangweilt bei der Sichtung eines Films. Scheint wohl eine subjektive Sichtweise zu sein, wenn ich mir die vielen positiven Bewertungen hier drin so ansehe. Von daher: Lasst euch von meiner Bewertung nicht abschrecken. Mir hat dieser Film nichts gegeben, aber die Mehrheit scheint es ja anders zu sehen - also wird schon irgendwas dran sein. :-)

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                            • 2 .5
                              Framolf 04.10.2017, 01:35 Geändert 04.10.2017, 02:43
                              über Perfide

                              Horrorctober 2017 - Film 1

                              Chilenischer Horrorfilm mit einer bisherigen Community-Wertung von legendären 0,9 Punkten. Herausforderung angenommen! :-)

                              Ganz so schlecht wie befürchtet war er zum Glück dann nicht. Gut (oder wenigstens mittelmäßig) aber leider auch nicht. In künstlerischer Hinsicht will der Regisseur scheinbar hoch hinaus, legt aber eine klassische Bruchlandung hin. Entweder ist die Geschichte völlig sinnfrei, oder sie ist derart verkopft, dass den Sinn schlichtweg niemand mehr erkennen kann. Beides wäre nicht gut, aber vermutlich ist es ersteres...

                              Unter handwerklichen Aspekten sticht vor allem die stümperhafte Montage negativ heraus. Der Verantwortliche sollte vielleicht besser auf eine internationale no-cut-list gesetzt werden... Aber wie sich in einigen Szenen erkennen lässt, wurde er ganz offensichtlich auch mit ziemlich mageren Einstellungen versorgt. Wer dann verschiedene Lichtverhältnisse etc. aufeinander montieren muss und entweder nicht genug Know How mitbringt oder schlichtweg nicht genug Zeit investiert (oder investieren darf), sieht in solchen Fällen schnell mal alt aus. Am ehesten legt sich noch Filmkomponist Felipe Yaluff ins Zeug und versucht zu retten, was noch zu retten ist. Das immer wieder eingesetzte klangliche Brummen, Zerren und Kratzen erzeugt so manche Dissonanzen und beschwört ein gewisses Unbehagen herauf. Was externe Musik betrifft, verlässt man sich Regisseur Lucio A. Rojas ausschließlich auf christliche Klänge von J. S. Bach. Eine hochwertige Produktion können solche Stilmittel durchaus aufwerten; hier ist es im Prinzip schon egal. Zumindest vergeht aber die sehr kurze Laufzeit relativ schnell. Wenigstens das...

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                              • Nachdem ich letztes Jahr recht gut damit gefahren bin, die Liste unter ein Motto zu stellen (Mehrteiler), behalte ich das so bei. :-)

                                http://www.moviepilot.de/liste/horrorctober-2017-13-filme-aus-13-landern-framolf

                                6
                                • 8 .5

                                  Wunderschönes Feelgood-Movie aus Frankreich. Dieses Drama der positiven, optimistischen Sorte wartet mit viel visueller, klanglicher und emotionaler Schönheit auf und verhandelt dabei völlig unaufgeregt einige große Fragen des Lebens. Dabei geht es vordergründig um den Weinanbau und finanzielle Sorgen, auf einer abstrakteren Ebene aber auch um Verlust, Loyalität, Genuss, potentielle Entfremdung, familiäre Spurensuche, Zuverlässigkeit und dergleichen mehr. Schlicht: Es geht hier um das Leben in vielen seiner Facetten (wenn natürlich auch nicht in allen - was ein Spielfilm in seiner verhältnismäßig kurzen Laufzeit ohnehin kaum leisten könnte).

                                  ++ Leichte SPOILER ++
                                  Krankheit und Tod des Vaters führen die drei Geschwister Jean, Juliette und Jérémie wieder zusammen. Sowohl räumlich als auch emotional. Streng genommen hinterlässt der verstorbene Vater ein doppeltes Erbe: Zum einen das Weingut, zum anderen ein Vermächtnis, das die Geschwister erneut zueinander führt und die Familienbande stärkt. Dabei kommt das Drehbuch (entgegen üblicher Filmkonventionen) ohne künstlich aufgebauschte Konflikte zurecht bzw. es beschränkt diese auf das nötigste Minimum. Dennoch wirkt 'Der Wein und der Wind' zu keinem Zeitpunkt langweilig.
                                  ++ SPOILER ENDE ++

                                  Blind weiterempfehlen würde ich dieses Drama bei aller Begeisterung allerdings trotzdem nicht (allenfalls an bestimmte Leute), da es auf eine stark verengte Zielgruppe zugeschnitten ist. Wenn man den bisherigen Bewertungen hier folgt, scheint Cédric Klapisch aktuellstes Werk aber bisher sehr gut sein angestrebtes Publikum gefunden zu haben - was mich sehr freut für diesen durch und durch schönen und lebensbejahenden Film.

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                                  • 7
                                    Framolf 03.10.2017, 00:31 Geändert 05.01.2024, 05:11

                                    Kurzweilige Tragikomödie mit spärlicher Handlung, die unnötig konsequent auf sehr wenige Aspekte verengt wird, aber von einer blendend aufgelegten Judi Dench und einigen sehr passend besetzten Nebendarstellern lebt. Allein schon die immer wieder lang werdenden Gesichter des Hofstaates, der an der Bärbeißigkeit einer grimmigen, verbitterten und desillusionierten Queen Victoria zu verzweifeln droht, sind fast schon eine Sichtung wert... Auf höchst unterhaltsame Weise wird die Absurdität der Hofetikette zur Schau gestellt. Da stört es auch nicht weiter, dass die Dramaturgie auf eher leise Töne setzt. Hat Spaß gemacht!

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                                    • 4

                                      'American Assassin' wirkt wie ein überfinanziertes B-Movie, das eher an der Schwelle zum Trashfilm als zum Blockbuster steht und lässt sich irgendwo zwischen den Bourne-Filmen und '24' verorten. Stellenweise leider etwas abstrus, bevor das Ende dann völlig aus dem Ruder läuft. Auf der Habenseite kann dieser Actioner einen starken Beginn und einen größtenteils recht ordentlich abgemischten Ton verbuchen. Die wiederholten Schüsse aus dem Nichts zerfetzen immer wieder die scheinbare Ruhe. Storytechnisch werden die althergebrachten Pfade beschritten. Anfangs zwar etwas uninspiriert, aber durchaus okay. Gegen Ende gleitet es leider immer mehr Richtung Facepalm ab. Unter dem Strich geht dieser Film gerade noch als unterer Durchschnitt durch, kratzt aber (meines Erachtens) schon hart an der Grenze zum (unlustigen) Trash.

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                                      • 7 .5

                                        '100 Pro', eine deutsche Komödie von 2001, handelt von zwei Freunden, die sich ins Münchner Nachtleben stürzen wollen. Wahrscheinlich fällt meine Bewertung einen Tick zu hoch aus, aber wer zu dieser Zeit ebenfalls in der Münchner Partyszene unterwegs war, wird vieles wiedererkennen. Nicht unbedingt, was die Handlung betrifft, aber in Bezug auf die Figuren allemal. Die allermeisten Charaktere sind prototypisch für verschiedene Party-Typen, wie man sie damals angetroffen hat. So ziemlich jede Region oder Stadt bzw. jede Zeit hat ja gewisse Eigenheiten, was die jeweilige lokale "Szene" betrifft - und hier werden viele typische Eigenheiten der damaligen Münchner Szene aufs Korn genommen. In zahlreichen Figuren aus dem Film habe ich diverse Kreaturen der Nacht von früher wiedererkannt... :-)

                                        Abgesehen davon bietet der Film Licht und Schatten. Der Anfang wirkt eher trashig, das Ende - auch wenn es eine etwas etwas andere Tonalität anschlägt - wirkt fast schon ein wenig lyrisch. Insgesamt schlägt '100 Pro' fast schon einen etwas märchenhaften Ton an und bildet sogar ein wenig die Stimmungen des "realen" Lebens ab. Etwas heiter, abwechselnd optimistisch und pessimistisch, manchmal nachdenklich oder melancholisch und immer wieder auch etwas absurd (Beispiel Stift). Passt schon, gibt schlechtere deutsche Filme!

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                                        • 8

                                          Die Sichtung von 'A Most Violent Year' fühlt sich ein wenig an wie das Schwimmen in einem Fluss. Irgendwie kalt, aber erfrischend. An den Ufern spielt sich nicht übertrieben viel ab, aber trotzdem wird es zu keinem Zeitpunkt langweilig. Die Strömung trägt einen einfach mit, bis man unmerklich in einen Strudel gerät, dem man sich kaum noch entziehen kann.

                                          In künstlerischer Hinsicht reiht sich hier eine fragwürdige Entscheidung an die nächste (Farbfilter, stellenweise unkonventioneller Ton und Tonschnitt, schleppender Handlungsaufbau, nur leidlich sympathische Charaktere), aber das Gesamtkonzept funktioniert prächtig! Vor allem die Überfallszenen wurden extrem fesselnd inszeniert. Aber auch der Rest der Handlung zieht einen nach und nach in den Bann. Mehr kann man von einem Hybriden aus Drama, Krimi und Thriller nicht erwarten!

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                                          • 7 .5

                                            'Remember' nimmt den Zuschauer - gemeinsam mit dem Protagonisten - mit auf eine Reise. Eine Reise quer durch verschiedene US-Bundesstaaten, eine Reise in die Vergangenheit der Hauptfigur und letztlich auch eine Reise ins Innere von Zev Gutman. Was zunächst als Drama zu beginnen scheint, wächst sich nach und nach zu einem handfesten Thriller aus. Der Schluss ist einerseits zwar ein bisschen zu plakativ geraten, andererseits aber auch sehr spannend und packend. Durch das zuvor stark gebremste Tempo erreicht Regisseur Atom Egoyan hier eine erzählerische Wucht, wie man sie dem Film zu diesem Zeitpunkt kaum noch zugetraut hätte.

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                                            • 5 .5

                                              Skurrile Parodie auf Shaft und Co. Ein Teil der Scherze steht für sich, der Rest persifliert diverse Produktionen aus den 70er Jahren. Letztere treffen dann doch recht oft den Nagel auf den Kopf, wenn etwa ein Fahrer auf einer kurvigen Bergstrecke prinzipiell nicht auf die Straße schaut, wenn eine Mikrofonangel im oberen Bildrand sichtbar wird, völlig sinnfreie Schnitte gesetzt werden oder immer wieder (teils auch wiederholt) Szenen einmontiert werden, die ganz offensichtlich aus anderen Produktionen stammen. Aber irgendwie zündet das Ding dann leider doch nicht über die komplette Laufzeit. Zumindest nicht bei mir.

                                              Frau: Ich bin Gloria und das ist Black Dynamite.
                                              Mädchen 1: Meine Mama sagt, dass mein Daddy auch Black Dynamite heißt.
                                              Mädchen 2: Genauso wie mein Daddy.
                                              Black Dynamite: Äh... Tja, schon möglich. Hier heißt so gut wie jeder so.

                                              :-)))

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                                              • 5 .5

                                                Düsterer und brutaler dänischer Rachethriller, der den Geist der Charles Bronson Filme atmet. 'Darkland' kommt relativ zielstrebig daher und erzählt geradlinig eine eher klassische Rache-Geschichte, die mit familiärem und kulturellem Background des Protagonisten angereichert wurde. Ich muss zugeben, dass mir zu diesem Film nicht allzu viel einfällt, da er eigentlich in keiner Kategorie außerordentlich gut oder schlecht ist. Nicht jeder wird ihn mögen, aber er wird ganz sicher einige Leute finden, die darauf stehen. Ich kenne einige, denen er ganz sicher gefallen würde. Die Frage ist nur, ob die entsprechenden Genrefans auch alle darauf aufmerksam werden...

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                                                • 3

                                                  Leider so gar nicht mein Humor. Zu trashig um gut sein, aber nicht konsequent genug, um um mich auf der Trashschiene zu unterhalten. Immerhin werden die 50er, diverse Filme mit Elvis Presley und James Dean, Musicals wie 'Grease' und so manche Musiker aus aus den 50ern ordentlich persifliert. Auch die Ausstattung und das Szenenbild treffen immer wieder ins Schwarze. Daher gebe ich auch gerne ein paar Punkte. Mehr als drei sind für mich aber leider nicht drin.

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                                                  • 7 .5

                                                    'The Book of Henry', der neben 'Schloss aus Glas' der zweite Film mit Naomi Watts ist, der diese Woche in den deutschen Kinos anlief, beginnt zunächst als Drama und kippt dann in der zweiten Hälfte Richtung Thriller um. Die Handlung wirkt nicht immer glaubwürdig und so manche Aspekte der Geschichte kommen ein wenig holprig daher. Andererseits generiert das Drehbuch auf diese Weise auch eine gewisse Unberechenbarkeit. Da dieser Genrehybrid auch Züge eines modernen Märchens trägt, sollte man vielleicht auch nicht allzu hart mit kleineren (vermeintlichen) Unzulänglichkeiten umgehen.

                                                    Darstellerisch spielt sich das Geschehen auf recht hohem Niveau ab. Naomi Watts und Jacob Tremblay, die sich ja bereits aus 'Shut In' kennen, harmonieren dementsprechend gut. Dean Norris spielt wie gewohnt einen Unsympathen und Maddie Ziegler (bekannt aus den Sia-Videos) überzeugt mit ihrem leeren Blick. Aber auch die anderen Darsteller wie Jaeden Lieberher, Lee Pace und Sarah Silverman fallen nicht ab.

                                                    Insgesamt ist zwar nicht alles perfekt, aber die Darsteller überzeugen auf ganzer Linie, Michael Giacchino steuert einen gewohnt passenden Score bei und die Geschichte präsentiert sich ebenfalls packend. Daher kann ich ich die Verrisse einiger professioneller Kritiker in diesem Fall nicht so wirklich nachvollziehen.

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